1881 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 20 Aug 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. August. Das Aller- höchste Geburtsfest Sr. Majestät des Kaisers giebt, wie all- jährli, auch in diesem Jahre wieder der gesammten heimischen Presse Veranlassung, den unwandelbaren Gefühlen der Liebe und Verehrung für den Monarchen und das Allerhöchste Kaiserhaus, von welchen die gesammte Bevölkerung des Reiches ohne Unterschied der Nationalität und der politishen Partei- stellung beseelt ist, eben so einmüthigen als würdigen Ausdruck u leihen. Die Feier wurde, wie alljährlich, im ganzen Reiche in solenner Weise begonnen. Jn Wien wurde, wie die „W. Abendp.“ meldet, die militärishe Feier des Tages um 5 Uhr früh dur 24 Kanonenschüsse auf der Schmelz so- wie dur eine Reveille am Hof und in den Kasernen. ein- geleitet. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, wurde Morgens 8 Uhr ein feierlicher Gottesdienst und eine Parade auf dem Schmelzer Exercirplaße abgehalten. Unter dem Kommando des Landeskommandirenden von Nieder-Desterreih FZM. Baron Philippovic waren hierzu die Truppen ausgerückt. Die dienstfreien Generale und Ober-Offiziere hatten sih hon um 71/7 Uhr versammelt, um die Ankunft des Erzherzogs Albrecht zu erwarten, Höchstwelher punkt 8 Uhr auf dem Plaße er- hien. Kurz zuvor hatte sih Erzherzog Wilhelm daselbst ein- gefunden. Erzherzog Albrecht stieg alsbald zu Pferde und ritt unter den Klängen der Volkshymne, gefolgt von der glän- zenden Suite, in welcher sich auch zahlreiche fremdländische Offiziere sowie die Militär-Bevollmächtigten der fremden Staaten befanden, die ausgerückten Truppen ab. Nach been- digter Besichtigung nahm Erzherzog Alvrecht mit seiner Suite an dem vom Feldbishof Grusha unter Assistenz celebrirten feierlihen Fe!dgottesdienste Theil. Um 11 Uhr Vormittags wurde in der Metropolitankirhe zu St. Stephan von dem Weihbischof Dr. Angerer unter zahlreicher Assistenz ein feier- liches Hochamt celebrirt. |

Der Kaiser hat die vom K. K. Oberst: Hofmeister- amte im Einvernehmen mit dem Ministerium des Jnnern vorgelegten Pläne zum Neubaue der K. K. Hofburg ge- nehmigt. Das Werk ist ein großartiges und bildet einen würdigen Abschluß zum neuen und verschönerten Wien. Der „Helden- play“ ist zur Aufnahme des Neubaues auserkoren. Der Vor- sprung der K. K. Hofburg, die sog. „Nase“, wird demolirt, und es erhebt sich im Mittel des alten Baucs ein Pa- villon mit imponirendem Dache. An diesen Mitteltheil werden sih durch Segmente längs des Kaiser- und Volksgartens zwei Flügel anschließen, die ihre Fortseßung bis an den Ning fin- den, der mit Arkadenbauten für Wagen und für Fußgänger überbrückt und in Verbindung mit den K. K. Museen gebracht wird. Quadrigen werden den Abschluß oberhalb der Arkaden- thore bilden. Das alte Gebäude, nah den Plänen des K. K. Hofbaumeisters weiland Fischer von Erlach hergestellt, wird nah Demolirung des alten Theatergebäudes seinen Ausbau erfahren. Die Häuserinsel zwischen der Schauflergasse und der Hofburg wird demolirt. Während des Herbstes und des Win- ters werden die Pläne zur Ausführung des Neubaues der Hofburg angefertigt, wird mit der Grundaushebung begonnen und vorerst der Flügel längs des Kaisergartens in Angriff genommen werden, was im Frühjahr 1882 geschehen soll. Dieser Flügel soll zur Wohnstätte der Kaiserlihen Familie dienen und seinen Ausgang unmittelbar in den Kaisergarten finden. Nach Vollendung des Kaisergartenflügels folgt der Bau des Volksgartenflügels. Zwischen den beiden Hofmuseen und im Mittel derselben wird sich das Monument der Kaiserin Maria Theresia erheben.

18, August. Die „Presse“ meldet: „An eine R e- vision unseres Zolltarifs vor Ablauf des gegenwärtigen Zoll- und Handelsbündnisses ist niht zu denken. Man wird nch begnügen, das Jnteresse Ungarns an der Einführung eines Mehlzolles dazu zu benüßen, um demselben wenigstens solhe Konzessionen abzuringen , durch welche die grellsten Uebelstände unseres #o platonish s{hußzöllnerishen Zolltarifs zu beseitigen wären. So dürften die Zölle für Eisen, Woll- waare, Leder mäßig erhöht, andererseits für die Einfuhr einiger Rohprodukte nach Desterreih eine mäßige Auslage festgeseßt werden. Was den Appreturverkehr betrifft, so ist es be- \{lossene Sache, daß derselbe mit dem 1. Fanuar 1882 nicht gänzlih aufgehoben, sondern daß ein Uebergangsstadium von einem bis anderthalb Fahren ee wird, da der Handels- Minister während seiner Reise durch das nördlihe Böhmen die Wahrnehmung machte, daß in Böhmen noch nicht die erforderlihe Zahl von Druckfabriken etablirt is, um eine sofortige Aufhebung des Appreturverkehrs als opportun er- scheinen zu lassen. Für das Uebergangsstadium ist ein Zoll von ungefähr zwanzig Gulden (gegenwärtig beträgt derselbe bekanntlih 14 Fl.) in Aussiht genommen und erst nah Ablauf desselben soll der volle, im Zolltarif vorgesehene Zoll eingehoben werden. Der Handels-Minister beabsichtigt , die hierauf bezüglihe Vorlage gleichzeitig mit der auf Grund der Berathungen der Zollkonferenz zu entwerfenden Novelle zum Zolltarif in der ersten Woche des näcdsten Sessionéabschnittes dem Abgeordnetenhause vorzulegen.“

«ch1, 18. August. (Presse.) Das Geburtstagsfest des Kaisers wurde hier in folenncr Weise begangen. Um 9 Uhr nahm der Kaiser die Gratulationen der hier anwesen- den Mitgliedcr der Kaiserlihen Familie, dann der Groß- fürsten Sergius und Paul, die auf besondere Ein- ladung des Monaräen heute noch in Js{l verbleiben, und des Fürsten Milan entgegen. Das Kronprinzliche Paar war das erste, welies Sr. Majestät Glüdck- wünsche darbrahte. Die Kronprinzessin, welhe heute aus Anlaß des Festtagcs die Trauer abgelegt hatte, überreichte dem Kaiser ein selbstgepflücktes prachtvolles Rosenbouquet. Um 10 Uhr celebriite der gestern angekommene Bischof von Linz in der Pfarrkirche ein Hochamt, dem der Kronprinz, Prinz Leopold von Bayern, die hier anwesenden Erzherzoge und die fremden Fürstlichkeiten, ferner Minister Baron Haymerle, die Hoschargen, die Aristokratie, Vertreter der Behörden und Gemeinde beiwohnten. Vor Beginn der Messe wurden Pöllershüsse abgegeben und die hervorragenden Stellen der heiligen Handlung durch Gewehrsalven markirt. Die Ent- hüllung des zum Andenken an das Elternpaar des Kaisers von der Gemeinde Zs{hl auf dem Franz- Karl- Plaß errich- teten Möónumentalbrunnens fand Mittags unter strö- mendem Regen im Beisein des Kaksers und der Kaiserin und der hier weilenden Mitglieder des Kaiserhauses statt. Der Festplay und die auf denselben mündenden Straßen waren von einer nach Hunderten zählenden Menschenmenge be- sezt. Um halb 12 Uhr marschirten die Salinenarbeiter, Veteranen, sowie die Feuerwehr mit ihren Fahnen und Musik- kapellen auf den Play. Bald nachher erschienen das Bau- und das Kurcomité, sowie die Vertreter der Gemeinde. Auch Bischof Rudigier aus Linz und der hier anwesende

katholishe Bischof aus Philippopel waren anwesend.

ubelnde Hochrufe verkündeten die Ankunft der Kaiser- lihen Familie. Es kamen die Kaiserin mit der Kronprinzes- sin Stephanie, dann der Kaiser mit der Erzherzogin Gisela, Kronprinz Rudolf mit dem Prinzen Leopold von Bayern und in den folgenden Wagen die Erzherzöge. Bürgermeister Koch hielt an Se. Majestät den Kaiser eine der Feier ent- sprechende Rede, in welcher er hervorhob, daß die Jschler heute mit allen Völkern der Monarchie das Geburtsfest des Kaisers feierten und daß das Fest für Js{hl durch die Enthüllung des Monumentalbrunnens doppelte Weihe erhalte. Der Redner {loß mit den Worten: „Was die Kaiserlichen Eltern für das Salzkammergut , speziell aber für Js{chl waren , können au beredtere Worte nicht schildern. Jh kann die Versicherung aussprechen, daß das Andenken an die hohen Wohlthäter mit unauslöschlihen Lettern in den Herzen der ganzen Bevölke- rung eingegraben is und auh von den späteren Generationen heilig gehalten wird. Somit übergebe ich dieses Monument der Oeffentlichkeit und gelobe, daß unsere Anhänglichkeit und Treue an das Kaiserhaus fest und dauernd sein wird, wie dieses aus Stein und Erz erbaute Denkmal.“ Nach der An- sprache fiel die Hülle und das im gothischen Style erbaute Denkmal präsentirte sich in seiner vollen Pracht dem Auge. Böllerschüsse, die Jntonirung der Volkshymne und lang an- dauernde Hochrufe ertönten. Der Kaiser war freudig be- wegt und durch die Erinnerung an seine Eltern \ichtlich ge- rührt. Er richtete an den Bürgermeister folgende Worte : „Jh danke Jhnen und der Bevölkerung Jschls für diese außer- ordentliche patriotishe Gesinnung und drücke Jhnen meine vollste S aus.“ Der Kaiser und die Kaiserin nahmen das erste Glas Wasser vom Brunnen. Hierauf wurde das Baucomité vorgestellt. Dem Professor Greil, von dem der Entwurf zu dem Denkmale stammt und dem Stein- mey Gigl sprach der Monarch die vollste Anerkennung aus. Nachmittags 4 Uhr fand ‘in der Kaiserlichen Villa Familien- diner und Marschallstafel statt. An ersterem nahmen der Kaiser und die Kaiserin, das Kronprinzliche Paar, die hier anwesenden Erzherzoge, Prinz Leopold mit Erzherzogin Gisela, die Großfürsten Sergius und Paul, der Herzog von Cumber- land mit Gemahlin, Fürst Milan Theil.

Pes, 18. August. (Pol. C.) Der Minister des Jnnern beabsichtigt, im Juteresse der anzubahnenden Verwaltungs- reform im Laufe der Herbsisession dem Reichstage einen Ge- seßentwurf vorzulegen, in welchem die Erhöhung der Do- tationen der einzelnen Komitate beantragt werden wird, um die Vergrößerung des Beamtenpersonales und die Ene Erhöhung der Beamtengehalte durchführen zu önnen.

Jm ungarischen Finanz-Ministerium arbeitet man gegenwärtig, wie „Hon“ meldet, an drei Gescvorlagen für die nächste Reichstagssession. Es werden sämmtliche auf die direkten Steuern Bezug habende Verordnungen zusammen- gestellt und dann auf Grund dieser Zusammenstellung ein Geseßentwurf ausgearbeitet. Ein zweiter Gesetzentwurf betrifft die finanzielle Gerichtsbarkeit; ferner wird die Reform der Lad. und Waffensteuer angestrebt und zwar im Sinne einer

rmäßigung dieses Steuer.

Großbritanien und Jrland. London, 18, August. (Allg. Corr.) Die Königin tritt am nächsten Dienstag Abend in Begleitung der Prinzessin Beatrice die Reise nah Schott- land an. An der am 25. d. M. vor der Monarchin in Edin- burg abzuhaltenden Freiwilligenheerschau werden etwa 29—30 000 Mann aller Truppengattungen theilnehmen. Der Herzog von Cambridge wird von Kissingen herüberkommen, um den Oberbefehl u übernehmen.

Dem gestrigen Weißfischessen in Greenwich wohiuiten sämmtliche Minister bei, mit Ausnahme des Lordkanzlers, der zur Königin nah Osborne befohlen worden war.

Obwohl Herbert Gladstone den Posten eines Lords des Schayamtes ohne Besoldung angenommen, mird er \ic, einem Gutachten des General-Prokurators zufolge, einer Neu- wahl sür Leeds, welhe Stadt er seit der leßten allgemeinen Wahl im Unterhause vertritt, zu unterziehen haben.

Einem handelsamtlichen Ausweise zufolge wurden seit der Jnkraftsezung des Geseßes zur Zurückhaltung see- untüchtiger Fahrzeuge 414 Schiffe wegen Mängel am Rumpfe, in der Equipirung oder Maschinerie am Auslaufen verhindert. Wegen Ueberladung wurden 170 Schiffe verhin- dert in See zu gehen.

Frankreich. Paris, 18, August. (Fr. Corr.) Jm Cirque d’Hiver ist Floquet von einer Wahlversamm- [lung des 11. Arrondissements eine ähnliche Scene bereitet worden, wie Gambetta in Belleville. Die Verhältnisse waren nur etwas beschränkter. Etwa 3000 Menschen mochten zugegen sein. Bei der Konstituirung des Bureaus entwidckelte sih fogleih ein großer Lärm, gegen den Floquet nicht durch- zudringen vermochte. Der Tumult wurde ärger und ärger ; es kam zu Raufercien, die Tribüne wurde erstürmt, und Floquet mußte sich flüchten.

19. August. (W. T. B.) Jn Wähler des 20. Arrondissements gerihteten Wahl - manifeste erklärt Gambetta: er wolle UNgas von ihnen ein legislatives Mandat erhalten, um die Politik des Fortschritts und der Wiederaufrihtung verfolgen zu können. Das Manisest {ließt mit den Worten: Jmmer vorwärts ohne Erschütterung und ohne Gewaltsamkeit, niemals rüdck- wärts! das ist Euer Wablspruch und auch der meinige. Beharren wir dabei für die Republik und das Vaterland!

Italien. Genua, 19, August. (W.T. B.) Von den bei Ge- legenheit des Meetings am 14. cr. verhafteten 5 Per- sonen sind 2 freigesprochen, 2 andere zu sechstägigem Ge- fängniß verurtheilt worden; gegen einen der Verhafteten hatte der Staatsprokurator die Anklage zurückgezogen.

Griechenland. Aus Athen wird der Londoner es Corr.“ unterm 16. d. gemeldet: Einer der Räuber der Bande, welche den Engländer S uter entsührte, wurde hier gestern mit 11000 Frcs. in seinem Besiße verhaftet. Drei andere Räuber derselben Bande sollen sih in Griechen- land heimlih aufhalten.

Na einer Meldung der „Pol. Corr.“ aus Athen vom 19, d. M. würden die griehishen Truppen, in fünf Ko- lonnen getheilt, zu weiterer Okkupirung der von der Türkei abgetretenen Gebietstheile ihren Vormarsch morgen beginnen.

Türkei. Konstantinopel, 18. August. Der „Politi- {hen Correspondenz“ meldet man von hier: „Bekanntlich hat die gemischte Kommission zur Ausarbeitung eines Reglements

einem an die

für den Rettungsdienst an der Küste des Shwarzen Meeres wegen eingetretener Meinungsdifferenzen zwischen den türkishen und europäishen Kommissären die weiteren Sißungen unterbrehen müssen. Auf Antrag des englischen Botschafters Lord Dufferin haben nun die Vertreter der Mächte an die Pforte eine Note gerichtet, in welcher die tür- kische Regierung aufgefordert wird, ihren Kommissären neue «nstruktionen zu geben, damit die Kommission ihre Bera- thungen wieder aufnehmen und die ihr übertragene Aufgabe ohne weiteren Zeitverlust erledigen könne. Ein Theil der armenisch-katholishen Gemeindemitglieder weigert sich, den neugewählten Patriarhen Msr. Azarian anzuerkennen und beansprucht ein eigenes autonomes Statut.“

19. August. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird von der Pforte beabsichtigt, wegen Festseßung der Beitrags- quoten Griechenlands, Bulgagariens, Serbiens, Rumäniens und Montenegros zu der türkischen Staatsschuld, eine Cirkularnote an die Mächte zu richten.

__Numänien. Bukarest, 18. August. (Pester Lloyd.) Hiesige wohlinformirte Kreise bestreiten den Thatbestand einer absichtlihen Grenzverleßung imHaromßekerKomitat. Alles beruhe auf einem Mißverständniß, zu dessen Aufklärung die Regierung bereits die erforderlichen Schritte eingeleitet. Das Kriegs-Ministerium kauft für die Galazer Navigations- schule drei Dampfschaluppen und eine Brigg an.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 19. August. (W, T. B.) Heute hat der Austausch der Ratifi- kationsurkunden über den aus Anlaß der Kulds\cha- frage zwischen Rußland und China abgeschlossenen Vertrag stattgefunden.

20. August. (W. T. B.) Der Minister des Jnnern hat dem am 13. d. Mts. begründeten, an Stelle des suspen- dirten „Golos“ erscheinenden Blatte „Nowaja Gazeta“ die erste Verwarnung ertheilt und ihm den Einzelverkauf ent - zogen. Motivirt wird diese Maßregel durch geseßwidrige Aeußerungen über die Preßfreiheit sowie durch die Solidarität der „Nowaja Gazeta““ mit dem „Golos.“

Schweden und Norwegen. Stocckholm, 19. August. (W. T. B.) Der Kronprinz wird, wie die „Schwedisch- Norwegische Correspondenz“ meldet, am 25. d. M. hier zurück- erwartet. Se. Königliche Hoheit wird über Berlin zurück- reisen, um Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm auf Schloß Babelsberg einen Besuch abzustatten. Gegen den 15. Sep- tember werden sih Jhre Majestäten der König und die Königin, der Kronprinz und die Königlichen Prinzen nach Karlsruhe begeben, von wo aus Jhre Majestäten am 24. September die Rückreise antreten werden. Der Kronprinz und die Kron- prinzessin werden am 29. September in Gothenburg eintreffen E am 1. Oftober ihren feierlihen Einzug in Stockholm halten.

__ Dänemark. Kopenhagen, 17. August. (Hamb. Corr.) Die zweite Lesung des Budgets im Folkething wurde gestern beendet. Es sprachen außer den erwähnten noch mehrere Redner sowohl der Linken wie der Rechten, ohne daß von Seiten derselben irgend etwas bemerkenswerth Neues vorge- bracht wurde. Schließlih wurden die Anträge der Linken in namentlicher AoNmutnng mit 72 gegen 24 Stimmen ange- nommen und sodann das Budget ohne Abstimmung zur dritten Lesung verwiesen, die morgen stattfinden wird. Morgen tritt auch das Land sthing zu seiner ersten Sißung zusammen, um einige geschästlihe Angelegenheiten zu erledigen. Am Sonnabend wird alsdann das Landsthing wahrscheinli die Berathung des Budgets beginnen.

Amerika. Washington, 19. August. (W.T. B.) Das heute Abend 6 Uhr 30 Minuten veröffentlichte Bulletin mel- det: Der Präsident Garfield hat den Nachmittag gut ver- bracht; das Allgemeinbefinden is günstig. Die Drüsen- entzündung, welche noch nicht gehoben ist, verursacht keine Schmerzen. Puls 106, Temperatur 100, Respiration 18.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. August. (Pest. L.) Der Dampfer „Jzzedin“ ist in Djeddah eingetroffen. Der Kommandant übergab die „Sultan smörder“ sogleich dem Vali von Hedshas zur Weiterbeförderung nach Taif. Der an Bord befindlihe Flügeladjutant des Sultans verfügte sih nach Mekka, um dem Großscherif ein Kaiserlihes Hand- schreiben, ferner dreißigtausend Franks behufs Verpflegung der Gefangenen einzuhändigen. Der Prozeß gegen den Ex- Scheik:ul-Jslam Chairullah wurde niedergeschlagen.

Der „Times“ wird aus Alexandrien vom 16, d. gemeldet: „Das Organ von Riaz Pascha, welches am Freitag das Vorhandensein von Unzufrieden- heit oder Jnsubordination in der Armee in Abrede stellte, räumt heute alle die der „Times“ bereits telegraphirten Thatsachen ein und veröffentlißt einen inspirirten Artikel, worin behauptet wird, daß die Verwaltung der Armee mit dem Staats-Ministerium in keinem Zusammen- hange stehe, nur vom Kriegs-Minister abhängig sei und unter der direkten Kontrole des Khedive stehe. Dieser Artikel wird dahin ausgelegt, daß die extremsten Forderungen der Armee bedingungélos zugestanden worden sind.“

Die Nr. 33 des Centr al-Blatts für dasDeutscbe Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Finanzwesen: Nachweisung von Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1881. Konsulatwesen: Todesfall; Einziehung eines Konsulats; Ereguatur-Ertheilungen. Polizeiwesen : Aus- weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 33 des Deutschen Handels-Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Gesetzgebung: Schweiz: Bundesgeseh, betreffend Kontrolirung und Garantie des Feingehalts der Gold- und Silber- waaren. Belgien: Modifikation der Accise-Abgaben auf die Branntweinfabrikation, Spanien: Verzollung von Destillir- Apparaten. Centralamerika: Guatemala: Herabsetzung des Aus- fuhrzolles auf Kaffee. Rußland: Verzollung von Eisen- und Stablblech. Vereinigte Staaten von Venezuela : Neuer Zolltarif. Beilage. Berichte: Italien: Messina (Strontiangewinnung). Großbritannien: Sydney (Handelsausweis für die Kolonie Victorta für die Jahre 1879 und 1880), Spanien: Handelsberiht aus Cadiz für 1880, Rumänien: Auêwärtiger Handel im Jahre 1880. China: Handelsberiht über Hoihow, Pakhoi und Haiphong für 1058, Taiwan (Schiffsverkehr). Chile : Coronel (Handels-

ericht).

Nr, 21 des Eisenbabhn-Verordnungs-Blatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt : Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb ciner Eisenbahn von Stargard über Pyriy nach Küstrin dur die Stargard-Cüstriner Eisenbahn-Gesellschaft. Vom 12. Mai

1881. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 31. Juli 1881, betr. die Berechnung der Ruheachälter der Beamten ; vom 3. August 1881, betr. Berechnung der Wagenmiethe mit der Berlin-Dresdener Bahn (zu §. 11 der Vorschriften für die gegen- seitige Wagenbenußung der Staatsbahnen 2c. vom 1. April 1881); vom 4. August 1881, betr. Reglement für die Berechnung der Neben- emolumente der Beamten des Fahrdienstes (Lokomotiv- und Zug- begleitungsbeamten) auf den preußischen Staats- und unter Staats- verwaltung stehenden Privateisenbahnen; vom 6. August 1881, betr. Berichtigung zu der Bekanntmachung, betreffend Abänderung und Er- gänzung des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands ; vom 6. August 1881, betr. Vorschriften über die gegenseitige Wagen- benußung der Staatsbahnen. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

(D. Landw. Presse.) Die russische Regierung hat bekanntlich im Jabre 1877 eine umfassende Enquete begonnen, um sich eine genaue Uebersicht über die Veränderungen zu verschaffen, welche das Grundeigenthum infolge der Abschaffung der Leibeigenschaft er- fahren hat. Diese Enquete ist im vergangenen Jahre beendet worden; ihre Resultate liegen nunmehr vor. Das Gebiet, welches den Gegenstand dieser Enquete bildete, ist das Central- plateau Rußlands; es aon die 8 Gouvernements Kursk, Tula, Woronesh, Tambow, Pensa, Orel, Rjasan und Kaluga, welche ein Gebiet von 324000 Ouadratwerst mit einer Bevölkerung von 12 700 000 Einwohnern umschließen. Vor Einführung der großen Reformen des Czar Alexander TI. war der russishe Grund und Bo- den bekanntlich fast . aus\{ließliches Eigenthum der Krone und des Adels. Jeßt verhält sich das bei Weitem anders; wenn der Staat, sowie einige religiöse und sonstige Gesellschaften auch noch einige Pri- vilegien in dieser Beziehung besißen, so ist doch Grund und Boden gegenwärtig einerseits unter die Kommunen vertheilt, welche es durch ihre Bauern bewirthschaften lassen, andererseits in den Händen von Privatpersonen; mit der Zeit wird auch in Rußland, wie im übri- gen Europa, das persönliche Besißthum die Regel bilden. Das Gebiet, welches bei der genannten Enquete erforsht worden ist, zer- fällt in Bezug auf die Art des Grundbesißes in folgende vier ver- schiedene Abschnitte:

1) Kollektiv-Eigenthum .. 17 733 000 Dessatinen, 2) Persönliches Eigenthum . 11 541 000 Z 3) Staatsbesitz . 0 1359000 , 4) Im Besiß von Kirchen und anderen Gesellschaften S444 O00 Zusammen 31 482 000 Dessatinen. Mehr als die Hälfte des gesammten Grundbesites ist also unter die Kommunen vertheilt; das persönliche Eigenthum beträgt etwas mehr als ein Drittel (37 9/0), der Rest mit 7 9/6 fällt auf den Staat, sowie auf religiöse und andere Stiftungen. Was nun speziell das Grundeigenthum anlangt, welches sih in persönlichem Besitz befindet, so vertheilt sich dafsclbe wie folgt: Zahl der Eigenthümer.

Kleiner Grundbesiß... 78644

(unter 100 Dessatinen)

Mittlerer Grundbesitz 13 294

2 023

Dessatinen. 1 152 000 4 295 000

(100—1000 Dessatinen) Großer Grundbesitz . 6 094 000

(über 1000 Dessatinen) Zusammen 93 961 11 541 000 Hiernach beträgt die Zahl der Besitzer kleiner Grundeigenthümer

83,7%, diejenige mittlerer Grundeigenthümer 14,1%; die Groß-

grundbesißer bilden nur 2,2% aller Grundeigenthümer. Betrachtet

man die Grundbesißer nach ihrer sozialen Stellung, so erhält man folgende Ziffern :

Ad Kaufleute

4 Bauern der Krone Ehemalige Leibeigene Klerus

Zahl der Eigenthümer. Dessatinén.

C AE:(20 9 283 200

3 380 1 284 713

6 322 194 390

30 333 409 213

26 588 305 412

T A 1162 30 113

Fremde Besitzer 2c. . 1 425 33 959

Zusammen . 93 961 11 541 000 Es entfallen sonach auf 100 Grundbesitzer 61 Bauern (davon 32 der Krone und 29 ehemalige Leibeigene),:26 Adelige, 7 Bürgerliche, 4 Kaufleute und 1 Geistliher. Die Bauern bilden 73 9/6 der kleinen und nur 6 °/9 der mittleren Grundbesitzer ; sie besißen nur 51 9/% des kleinen und nur 2 °%/9 des mittleren Grundbesitzes; dagegen sind es die Adeligen, welche den größten Theil des großen und mittleren Grundeigenthums (80 und 81 9%) innehaben. Beim gesammten versönlihen Grundeigenthum aber sind die adeligen Gruud- besißer mit 80 9/6, die Bauern dagegen nur mit 6 9/6 betheiligt. Das it die gegenwärtige Bilanz des Grundeigenthums in Ruß- land; jedenfalls nimmt das Kollektiveigenthum (der Gemeinden) bei Weitem den Vorrang ein; es ist dies dasjenige, welches den Land- gemeinden angehört und durch d.ren Bauern bewirthschaftet wird; das aber ist gerade die Klage der ehemaligen Leibeigenen in Rußland, daß sie zwar nicht mehr dem Namen nach, aber thatsächlich doch zum bei Weitem größten Theil immer noch Leibeigene sind und nicht für ihre Scheunen, sondern jeßt für den Säckel der Gemeinden arbeiten müssen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von einem Alterthumsfunde berihtet man dem „M. T.* aus Lübz: Am 28. v. M. wurde zu Dorf Karbow im Büdner- acker des Tischlers Döscher beim Haden etwa 6 Zoll tief in der Erde eine Urne gefunden, welche 14 Schalen, 1 Gießform und 4 gereifelte Stangen enthielt. Die Schalen, halbkugelförmig mit flahem Rande, hatten die Größe von 10 bis 15 Centimetern und es paßten je zwei und zwei derselben aufeinander. Die größeren hatten im Jnnern Oesen mit Drahthängen, während die kleineren nur in der Mitte der Halbkugel mit Löchern versehen waren. Vielleiht mögen diese Schalen als Zierrath an Pferdegeswirr Verwendung gefunden baben, da man bier und da bei Pferden der Fractfuhrleute noch ähn- lide Schmudckgegenstände findet. Die Gießform wird allem Anscheine na zur Form von Lanzenspitzen benußt worden sein. Die gereifelten Stangen mit kreisrunden Reifen waren \ch{Glangenartig gebogen, an beiden Enden mit Löchern verschen und etwa 18 cm lang. Jeden- falls haben dieselben als Stangenzäume gedient. Sämmtliche Fundgegenstände, mit Ausnahme der Urne, welhe beim Aus- jackden zerbroben war, wurden am andern Tage vom Ortésschuzen an das biesige Großherzogliche Amt eingeliefert und von diesem mit Begleit- \{reiben an das Alterthumskabinet zu Schwerin eingesandt. Heute nun traf vom Geheimen Archiv-Rath Dr. S109 zu Schwerin das nabstehende, vom 10. d. M. datirte Handschreiben bei genannter Be- hôrde ein: „Dem Großherzoglichen Amt Lübz bescheinige ich unter verbindlihster Dankbezeugung den richtigen Empfang der zu Karbow gefundenen bronzenen Alterthümer, welche sehr willkommen gewesen sind, da sie theils an und für \ich selten und in den hiesigen Sammlungen noch gar nit vertreten siad. Wahrscheinlich gehören die Sachen zu einem uralten Pferdegeschirr.“ i 4

Rom, 14. August. (Allg. Ztg.) Eine wichtige archäologische Entdeckung ist bei den Erdarbeiten für das Kunstauéstellungspalais bei der Kirche S. Vitale gemacht worden. Jn einem mittelalter- liden Fußboden eingemauert, und zwar umgewendet und mannifach beschädigt, fand sich ein großer Denkstein mit einer Znschrift, welche der Ausbesserung einer Wasserleitung durch Constantin des Großen, also eines bisher ganz unbekannten Faktums, Erwähnung thut. Die Inschrift lautet nah der Veröffentlichung der Commissione Archeo- logica Municipale : „Imperator Caesar Flavius Constantinus Maxi- mus Pins Felix Invictus Augustns, filins divi Con'tantii, nepos divi Clandii, formam Aquae Virginis vetustate conlapsam a fonti- bus renovatam arguaturis eminentibus omnibus dirutam pecunia

sua populi romani necessario usui tribuit adbiberi. Curante Gen- tiano Tullio Valeriano, viro clarissimo, curatore aquarum et Miniciae, devoto numini majestatique ejus.“

Land- und Forstwirthschaft.

__ Wie der „D. Landw. Pr.“ von vielen Seiten gemeldet wird, scheinen die Aussichten für die bevorstehende Jagd saison diesmal fast ausnahmslos überall schr günstig zu fein. Der erste und zweite Saß der Hasen, der unter keinerlei Beeinträchtigung der Witterung ganz normal und reihlich von Statten gegangen ist, wird so ziemlich sein ge\sammtes Kontingent nah Bartholomäi stellen; ebenso hat die Brut- zeit der Hühner meist ohne Einbuße einen äußerst günstigen Verlauf genommen. Rehe und Hochwild haben verhältnißmäßig fast überall zugenommen, wenigstens sich nicht vermindert.

__ Lemberg, 18. August. (Wien. Ztg.) Die aus der Provinz einlangenden Ernte berichte lauten besonders bezüglih der Weizen- ernte recht günstig; nur der Stand des Raps ist weniger versprecend.

Gewerbe und Sandel.

Die Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig ver- öffentlicht eine Uebersicht über die Geschäftsergebnisse im Jahre 1880. Nach derselben hat der Vermögensbestand einen Zuwachs von 3 093 215 A. erhalten, wodurch derselbe auf 31410577 M gestiegen ist. Von den angesammelten Uebershüssen sind 1 078 421 M. an die Versicherten zurücckgewährt, dagegen im vergangenen Jahre ein Ueber- \chuß von 1 679 818 erzielt worden, der höchste seit dem Bestehen der Gesellschaft; die Gesammtsumme der angesammelten Uebers{chüsse ist dadurch auf 6 460 424 M gestiegen. Es hat demgemäß auch für das Jahr 1882 die Vertheilung einer Dividende von 40% der ordent- lichen Jahresbeiträge für Versicherungen auf den Todesfall nah Divi- dendenplan A. und von 3% der Summe der eingezahlten ordentlichen Iahresbeiträge nah Dividendenplan B. bes{lofsen werden können.

Nach dem Geschäftsberichte der Werkzeugmaschinen“ fabrik „Vulcan“ in Chemniß pro 31. März d. I. hatte es im ersten Semester der abgelaufenen Betriebéperiode den Anschein, als werde der Geschäftsgang einen erfreulihen Aufshwung nehmen, jedo erwies sich dieses îm weiteren Verlaufe des Jahres als trü- gerisch. Bedarf an Werkzeugmaschinen lag nur wenig vor, was sich am besten im Stande der Roheisenpreise wiederspiegelt. Zur CEffektuirung gelangten 8397450 kg im Werthe von 263 448 M. gegen 215 613 kg im Werthe von 152 406 Æ im Vor- jahre. Gegenüber dieser Mehrproduktion stellte sich der Ver- kauf8preis durcschnittlich auf 66,30 M gegen 70,70 M. in 1879/80 ; die Löhne erfuhren eine Reduktion, indem 2,70 A. pro 100 kg weniger gezahlt wurden. Der Bruttogewinn beziffert ih mit 11 466 Æ, so daß sih nach den Abschreibungen von 25 496 4. ein Verlust von 14030 4 und unter Hinzurechnung des aus dem Vor- jahre übernommenen Verlustsaldos ein solcher von 65 638 M. ergiebt.

B ukareft, 19. August. (W. T. B.) Der „Romanul“ sagt über den hier bekannt gewordenen Beschluß der Generalversammlung der rumänischen Eisenbahngesellschaft, daß nunmehr die leßte Formalität erfüllt und daß die Verlegung des Sitzes der Gesell- haft nach Bukarest durch nichts mehr gehindert sei.

New-York, 19. August. (W. T. B Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 21000 B., Aus- fuhr nah Großbritannien 25 000 B., Ausfuhr na dem Kontinent 2000 B., Vorrath 220 000 B.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 19, August. (W. T. B) Der Dampfer e Holland“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingshe Linie) ist hier eingetroffen.

Berlín, 20. August 1881.

Cöln, 20. August, 1 Uhr 1 Min.früh. (Tel.) Die en g- lishe Post vom 19. August früh, planmäßig in Verviers um 8,21 Uhr Abends, ist ausgeblieben. Grund: Zugverspätung auf belgischer Seite.

Dortmund, 18. August. XXXV. Hauptversammlung des evangelischen Vereins der Gustav-Adolf-Stiftung. Die beutige Versammlung wurde durch ein vom Ober-Konsistorial- Rath Dr. Baur (Berlin) gesprochenes Gebet eröffnet. Nach Erledi- gung einiger Interna berichtete Pfarrer Scenk (Valparaiso) über die kleinen evangelischen Gemeinden an der West- und Ostküste Süd- Amerikas. Er dankte für die der Gemeinde zu Montevideo auf 3 Jahre zugesagte Unterstüßung des Gustav-Adolf-Vereins. Jun Osforno in Chile bestehe seit dem Jahre 1865 eine evange- lische Gemeinde, Dieselbe bedürfe, um erhalten zu werden, der Unterstüßung und der thätigen Beihülfe des Gustav-Adolf- Vereins. Superintendent Kölling (Roshkowitz, Oberschlesien) be- ritete hierauf über die Gemeinden Oberschlesiens. Er empfahl der Versammlung insbesondere das Schicksal von Lassowitz, Guttentag, Hellewald und Würben bei Schweidniß. Der Vorsitzende erwiderte, daß für die Gemeinde Würben ein einmaliges Geschenk von 400 M und eine auf drei Jahre vorgesehene Unterstützung von je 100 ÆÁ in der letzten Centralvorstands-Sitzung beschlossen worden sei. Pfarrer Calvini (Ancona) brachte Grüße von der Waldenserkirhe aus Italien vom Evangelisations-Aus\chuïsse. Der Geh. Ober-Regierungs-Rath Dr. Meyer (Berlin) berichtete sodann über die drei für das gemeinsame Liebeswerk in Aussicht ge- nommenen Gemeinden, und zwar: Erstein im Elsaß, Troppau in Oesterreichish-Sclesien und Zachasberg in Posen. Die Versamm- lung bestimmte mit großer Majorität das Hauptliebeswerk im Be- trage von 16491 M 80 „Z für pahalrera und für die beiden ande- ren vorerwähnten Gemeinden cine Unterstüßung von je 4500 Außerdem wurde eine große Anzahl Abendmahlskelhe, Taufgefäße, Kronleuchter, Glocken, Altardeckten, Lehrmittel 2c. an verschiedene, in der Diaspora lebende, arme evangelishe Gemeinden ver- theil. Es folgte noch cine Anzahl Ansprachen von auswärtigen Deputirten. Dr. Brand (Orsova in Südungarn) berichtete: Die dortige evangelishe Gemeinde, 1874 gegründet, bestehe aus Magyaren und Deutschen, Augsburger und helvetischer Konfession. Diese Gemeinden gehören der Mutterkirhe Panélova an. Bis vor 6 Jahren habe nur in Temesvar ein Reisepredigeramt be- standen; aus diesem Grunde liege der Reli ionsunterricht vollständig brach. Auch onfiias Mißstände führe der Mangel an einem Priester mit sid, namentlich in Bezug auf Begräbnisse. Der Vorsitzende erwiderte: Es sei beschlossen worden, daß der Gustav-Adolf-Verein von heute ab auf 5 Jahre je 500A in den Pfarrfonds von Orsova zahlen werde, um die Anstellung eines Geistlichen früher zu ermöglihen, Pfarrer Richter (Bodelschwingh) ps über die Lage der evangelischen Ge- meinden in Oesterrei und empfahl eine von ihm entworfene Karte, auf der die Arbeit des Gustav-Adolf-Vereins in Oesterreich übersicht- lich dargestellt sei. Dr, Borchardt (Süd-Amerika) beleuchtete die Mittel, die der evangelischen Kirhe dem Auswanderungsstrom gegen- über zu Gebote stehen. Die Hauptarvel! der deutsch-evangelischen Kirche sei am La Plata. Nachdem noch verschiedene Ansprachen ehalten worden waren, wurde Leipzig als näcstjähriger Versamms- naiiont gewählt. Der Ober-Konjsistorial-Rath Lechner (Leipzig) sprah demnächst das Schlußgebet, worauf die Versammlung mit einem allgemeinen Gebet und dem Gesange: „Das Wort fie sollcn lassen stahn“, geschlossen wurde.

Altona, 18. August. (Hamb. Corr.) Die Internationale Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen wurde heute, Nachmittags 3 Uhr, eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt der Ober-Präsident der Provinz Schleswig-Holstein, von Steinmann

Derselbe betonte, daß er als zweiter Ebrenpräsident der Ausstellung zur Eröffnung berufen sei, weil der erste Ehrenpräsident, Redners Vorgänger in der Verwaltung der Provinz, zum Rath der Krone er- nannt und somit durch seine Amtsgeschäfte verhindert sei, der heutigen Feier beizuwohnen. Die Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen, zu welcher nicht nur Aussteller aus dem engeren Stadtkreise heran- gezogen worden, fondern welche man zu einer internationalen gemat, sei niht ins Leben gerufen, um mit anderen ähnlichen größeren und bedeutenderen Unternehmungen zu konkurriren, sie wolle vielmehr dem Industriellen und Gewerbtreibenden jene kleineren Maschinen vor Augen führen, die ihm bei rationeller Betreibung seiner geschäftlichen Thätigkeit heutzutage unentbehrlih geworden, und die, wie ihr Name : Kraft- und Arbeitsmaschinen, besage, dazu bestimmt seien, den größten Theil der „mechanischen Thätigkeit dem Menschen abzu- nehmen. Redner boffe daher auch und sei überzeugt, daß die von ihm zu eröffnende Ausstellung dazu beitragen werde, die Einsicht und Kenntniß der Gewerbtreibenden zu mehren und zu vertiefen, und daß fie ferner eine Art und Weise des Schaffens in der Industrie herbei- führen werde, welche mit der erstrebten Erleichterung der Arbeit identisch sei. Redner wolle deshalb auch nicht vergessen, jener patriotischen Männer zu gedenken, welche, an der Spitze des Altonaer Industrievereins stehend, die Ausstellung ins Leben gerufen und zu deren Gelingen mit ihrer ganzen Kraft und Energie beigetragen. Mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, in welches das Publikum einstimmte, und in das die Musik mit dem „Heil Dir im Siegeskranz“ einfiel, {loß die Ansprache. Ein nunmehr unter- nommener Rundgang durch die Ausstellung zeigte eine große Fülle der verschiedensten Gegenstände; hervorzuheben sind eine Tambourir- maschine, an der junge Damen mit verschiedenfarbigem Garn die gefälligsten Arabesken vor den Augen der Zuschauer auf eine Decke zauberten, eine mecanische Dütenfabrik sowie ein trans- portabler Wasserstrahl - Ventilator, Numerir- und Paginir- maschinen, und vollständig eingerichtete Schlosserwerkstätten, in denen nichts fehlte, dessen der Handwerksmann bei irgend welcher Gelegenheit benöthigt sein könnte. Auf dem hinter dem Haupt- gebäude belegenen Plaße stehen Dresch- und andere Maschinen, und dort befindet sih auch die Hauptanziehungskraft der Auëstellung, nämlich die auf einem Bogengeleise den Plaß umkreisende elektrische CGisenbahn. Daß es an aller Art von Handwerkszeug, in der passendsten Form und in vorzüglicher Güte hergestellt, nit fehlt, braucht eigentlich ebensowenig erwähnt zu werden, als daß au alle jene Gegenstände in reichster Auswahl vorhanden sind, welchen wie z3. B. Treibriemen nur eine auxiliäre Rolle im Industriebetriebe zuzu- erkennen ist. Der Besuch der Ausstellung dürfte daher nicht nur dem Fachmanne, sondern durch ihre Vielseitigkeit auch dem Laien ein fehr instruktiver und lohnender werden.

Im Garten des Belle-Alliance-Theaters giebt die ungarische Zigeunerkapelle Benczy Gyula's morgen ihr vorlettes und am Montag ihr Abschiedskonzert, bei welchem der Dirigent, Hr. Benczy Gyula noch einige seiner selbstkomponirten Soli zum Vor- trage bringen wird. Am Dienstag beginnen die Konzerte der Kaiser- lichen 2, Matrofen-Division aus Wilhelmshaven, in Uniform.

Im O ftend-Theater (Große Frankfurterstraße 130) findet am Dienstag, den 23. d. M., eine Benefizvorstellung für den Ober- Regisseur Hrn. Franz Hauptmann statt. Zur Aufführung gelangt zum 40, Male: „Vineta“, Familiengemälde in 5 Akten, na E. Werners gleichnamigem Noman. Vor und nach der Vorstellung

ist in dem hübschen Garten des Theaters Concert.

Das Sommernachtsfest in der Flora zu Charlottenburg ist wegen der anhaltend ungünstigen Witterung auf Sonnabend, den 27. August, verlegt worden. Auch das Füllen des „lenkbaren“ Luft- \chiffes hat bisher, nah Angabe des Erfinders, in Folge des starken Regens und Sturmes nicht zu Ende geführt werden können.

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 67. Jn- balt: Züchten und Prämiiren. Von Rud. Behmer. Das deutsche Bauernhaus (Schluß). Ursachen der Pestbeulen, Karfunkel und ähnlicher Krankheiten, Die Werthe des Grundeigenthums in Ruß- land. Organisation und Ertragsberechnung einer thüringischen Großwirthschaft. Umzäumung mit Stacheldraht. Rieselwiesen- Düngung. Rambonillet-Schafzucht in einer größeren Wirthschaft mit Brennerei und Stärkefabrik. Von R. Behmer. Ein Zucker- rübenfeind. Von Prof. Wittmak.

Milch- Zeitung. Organ für die gesammte Viechhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny. Unter Mit- wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oeko- nomie-Rath, in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 33, Inhalt: Deutsche Viebzucht- und Herdbuch-Gesellschaft. Allgemeine land» und forstwirthschaftlicbe Aus- \tellung in Hannover. 1IV. Von C. Petersen, Eutin. (Scbluß.) Verschiedene Mittheilungen Deutschland: Hamburg, Fleischpulver- fabrik; Dänemark: Kopenhagen, Hornvichausfuhr; Amerika: New- Vork, Milchwirthschaftlicbes Unternehmen. Ausstellungen. Groß- britannien: Molkereiauéstellungen in England: Moslkereiausstellung in Islington, London. Allgemeine Berichte. Sillginnener Fleisch- \chafracçe; Viehverkehr auf der Eisenbahn im Regierungsbezirk Gum- binnen im Jahre 1880. Erfahrungen in der Praris. Milcbpro- duktion nah Quantität und Qualität beim Uebergang von der Stall- fütterung zum Weidegang; Vergleichbende Versuche zwischen der Butter- ausbeute bei Lefeldts kontinuirlicher Centrifuge (Rauminhalt 140 Pfd.) und Nielsen und Petersens kleiner Centrifuge (Rauminhalt 33 Pfd.), angestellt durch Kandidat Storch; Ein milchgebendes Kalb; Ergeb- nisse von Ochsenmastungz; Milchmagazingenossenshaft Memel; Sen- nereigenossenschaften in Vorarlberg. Geräthe-, Mascbinen- und Baukunde. „Neues“ Butterfaß; Das Pioskop. Von G. Dangers in Hamburg. Literatur. Die prohibitiven Körordnungen, ihre ge- setliche Zulässigkeit und wirthschaftlihe Bedeutung von W, v. Nathusius- Königsborn. Sprechsaal. Käse aus Centrifugen-Magermilh. Von Labefius, Norden (Ostfriesland). Milchwirthschaftlicher Verein. Molkerciausstellung in Konstanz. Marktberibte. Anzeigen.

Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Juteressen der Binnenschiffahrt, herausgegeben unter Mitwirkung von Arthur von Studnit, Dresden. (Vierjährl. 2 A) Nr. 72. Inhalt: Wasser- bau und Schiffbau auf der Gewerbe- und JIndustric-Ausftellung zu Halle a./S. Verladebureaus und Prokuröre. Danzig- oder Königsberg-Scbwarzes Meer? Die holländische Tauerei. Hel- linge am Rhein. Strombercisung. Rhein-Donau. Rhein- \{ifahrtsregister. Häfen. Wasserbau. Scbiffbau. Pro- jekte. Personenscbiffahrt. Fähren. Flößerei. Unfälle. Strompolizei. Diebstäble. Sport. Gerichtlicbes. No- tizen. Privilegien der Magdeburger Schifferbrüdersbaft. Vom Fracbtenmarkt. Personalien. Geschäftsberichte. Vermischtes. Wasserstand, Geringste Fahrttiefen. Kurse. Ausländische Patente. Briefkasten. Kalender Anfrage. Inserate.

Deutscbe Töôpfer- und Ziegler-Zeitung. Begründet von A. Türrscmiedt. Redigirt von Fricdr. Hoffmann. Organ des Ziegler- und Kalkbrenner-Vereins. Berlin. X11, Jahrgang. Nr. 34. Fnhalt: Die Gewinnung der Magnesia und ihre Bedeutung. Das Porzellan und Steingut auf der Scblesishen Gewerbe- und In- dustrie-Auéstellung zu Breêlau. Die Entwicktelung des Mascbinen- wesens, Patentberiht. Vermischtes. Anzeigen. ;

Jllustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär*, Preis vierteljährlih 2 K, Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W., redigirt von Emil Dominik. Nr. 47. Inhalt: Der grüne Domino, , Novelle von T. L, M. (Fortsezung.) Acht Jahre am Hofe des Prinzen Heinrich (1770—1778), aus den Memoiren cines alten Fran» zosen, deuts bearbeitet von Ernst Breest (Fortsetzung). N Miscellen : Graf Hahfeldt (mit Porträt); Das Treppenhaus der Reichsbank in Berlin (mit Zeichnung von G. Theuerkauf); Etwas aus Sanssouci von L, A.¿ Anfrage an den Fischereiverein; Elektrisbe Babn von Charlottenburg. Briefe und Fragekasten. Inserate.