1881 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Aug 1881 18:00:01 GMT) scan diff

ohne irgend eine weitere Auslage zu haben, das Drittheil der Ein- künfte bezieht und weder zur Bezahlung des Zehents noch irgend einer anderen Steuer verpflihtet is. Jeyt aber, da die Bauern von der türkischen Derritgrt befreit sind, haben sie fich verabredet, ihren Herren das ihnen gebührende Drittheil zu verweigern. Sie stüßen si dabei auf die Behauptung, daß das ausgabenfreie Drittheil, das der Eigenthümer empfängt, nicht im rechten Verhältnisse zu den Mühen stehe, welhe sie zur Produktion aufzuwenden haben, daß diese Besißungen ohnehin einst ihren Ureltern gehörten, die Ali Pascha durch Gewalt gezwungen hätte, ihm die- selben ohne einen Pera Entschädigung zu verkaufen, daß diese Be- fißungen fodann nah dem Untergange Ali Paschas auf den Sultan übergegangen und fogenannte Imljakia geworden seien, die alsdann an Private verkauft wurden, welche sie somit heute mit Unrecht in Hän- den hâtten. Die Bauern erklären, daß sie heute, wo sie befreit seien, das alte Elend niht mehr tragen wollen, und \prechen von Vertrei- bung dieser sogenannten Grundbesiber, egen die sie als Kläger aufzutreten beabsichtigen. Selbstverstäntlich steht die griechis{che Re- gierung dieser keineswegs harmlosen Bewegung nicht gleich- gültig und am allerwenigsten s\orgenfrei gegenüber. Sie fühlt sih durch die eben geschilderte Agitation um _so mehr er- \chreckt, weil die Befürchtung nahe liegt, daß das Beispiel der bäuer- lichen Bevölkerung des Bezirkes von Arta leiht Nachahmung in Thessalien finden könnte, wo fast alle Dörfer entweder Krongüter (Imljakia) oder Besißungen einzelner Personen sind. Sie hat \ih daher beeilt, durch ihren Vertreter den Königlichen Kommissär Lu- riotis, energische Maßregeln gegen die sich auflehnenden Bauern zu ergreifen, und verhält leßtere selbs durch Anwendung von Militär- gewalt dazu, den Grundherren das ihnen gebührende Drittheil des Ernteertrages nah wie vor auszubezahlen. Die griechische Regierung wird die unbesonnenen Ansprüche der bäuerlichen Bevölkerung des Distriktes von Arta sicher rasch in die rihtigen Schranken zurück- weisen; ihr Interesse erheischt ja, daß sie jedes böse Beispiel für die noch zu besetßenden Distrikte hintanhalte, und überdies ift sie im Sinne der Konvention von Konstantinopel eventuell zu Entschädigun- gen verpflichtet. '

Ueber die Beseßung von Thessalien dur die Griechen erhält die „Daily News“ aus Derven-Furka un- term 20. ds. folgende Depesche :

„Die Ofkupation der südlichen Hälfte der zweiten Zone in Thessalien begann von vier Punkten gleichzeitig jeden Morgen um 6 Uhr durch zwei Kolonnen unter General Soußo. Die östliche Division unter Oberst Dimintracopulo, 10000 Mann zählend, mar- {irt in zwei Truppenkörpern via Derven-Furka und Derven Karia. Die westliche unter Oberst Karais Cakes, 8000 Mann stark, ‘rückt über Mouchluka und Janißzou ein und richtet ihren Marsch auf Kar- dißka und Phanari. Die östliche Division beseßt Domoko und damit kommen die Dperationen zum Stillstand bis zum Ablauf der Frist für die Vollendung der Ofkkupation der übrigen Zonen. Die inter- nationale Kommission ist in eine Reihe von Unterkommissionen ein- getheilt worden. Die Hauptdelegirten bleiben beim griechischen Haupt- quartier. Die zur Beseßung von Thessalien versammelte Gesammt- \streitmacht zählt 32 000 Mann mit 8 Kanonen.“

Türkei. Konstantinopel. Die „Pol. Corr.“ vom 23. d. M. veröffentlicht den leßten Abschnitt des Berichtes über den Zustand der türkishen Zollverwaltung, welchen der Rath der General-Administration der indirekten Steuern, Bertram Efendi, im Auftrage der Pforte abge- faßt hat. Derselbe lautet :

„Indem ich den Bericht, mit dessen Abfassung Se. Majestät der Sultan mich betraute, abscließe, erlaube ih mir die wichtigsten Vor- \{läge, welche ih der Entscheidung der Kaiserlichen Regierung unter- breiten zu sollen glaubte, zusammenzufassen. Man müßte vor allem Andern ohne Zeitverlust mit den [enden Maßregeln beginnen : 1) Einführung des Defklarations\ystems, demzufolge eine \{rift- liche Anzeige vor jeder zollamtlihen Handlnng (nämlich bei Ankunft der Schiffe, vor der Ausschiffung, vor der Beförderung der Waaren, sei es zum Zweck des Konsums, sei es in die Depots oder zu erlaubter Durchfuhr) abverlangt wird. Diese Maßregel hat den doppelten Zweck, einerseits die zollamtlihe Untersubung zu er- leihtern, zu beschleunigen und sicherzustellen, andererseits zur Kontrole der Zollverwaltung eine Grundlage zu bieten. 2) Die Anwendung materieller Mittel, um jeden Betrug zuvorzukommen, indem die Waaren so lange nicht freigegeben werden, als nit sämmtliche Ver- pflibtungen gegenüber der Zollverwaltung erfüllt sind (\olche Mittel wären: Beseßung oder Absperrung der Swiffe durch die Zollbehörden, unverzüglibe Beschlagnahme der in den Zollämtern ausgeschifften Waaren und Absperrung der Privat-Depots). 3) Unterdrückung der offenen Mißbräucbe, welche durch den öffentlihen Verkauf verbotener Waaren (z. B. Waffen) oder notorisch eingeschmuggelter (wie die meisten Bijou- terien) begangen werden. 4) Aufhebung der Zollfreiheit für die Ein- fuhr der für den persönlichen Gebrauch der Konsuln u. \. w. be- stimmten Waaren oder im anderen Falle Gebrauch von dem Rechte, die Deklaration dieser Artikel und ihre zollamtliche Verifizirung zu verlangen, um dem mit dieser undefinirten Konzession getrie- benen Mißbrauch zu steuern. 5) Gründung von Entrepots, was für den Handel geradezu eine Lebentfrage bildet. 6) Aus- reichende und regelmäßige Bezahlung der Zollbeamten, indem deren übermäßige Zahl auf die unbedingt erforderliche reduzirt wird und die überflüssigen Beamten mit Pension entlassen werden, 7) Sicher- stellung der absoluten Ausführung der Reglementsbestimmungen ver- mittelst ciner permanenten Dienstinspektion, womöglich durch zwei deutsche Beamte, ferner durch eine klare, cinfahe und genaue Kon- trole der abgeschlossenen Lagerbücher und der beizulegenden Original- dokumente, \{ließlich durch Feststellung von Strafen, welckbe über pslicbtvergessene Beamte zu verhängen wären. §8) Durch die Ein- führung der Uniform für alle Erekutivbeamten“.

Zwischen der Pforte und den Katholiken von Echmiazin hat sich, wie die genannte Correspondenz meldet, ein neuer Konflikt ergeben, hervorgerufen durch den Umstand, daß die Pforte die Ernennung des Kattsagos (Patriarchen) von Sis (in Cilicien) aus eigener Machtvollkommenheit und ohne die Zustimmung des obenerwähnten armenischen Kirchen- oberhauptes zu derselben eingeholt zu haben, vorgenommen hat. Unter den Armeniern herrs{t in Folge dieses eigen- mächtigen Vorganges der Pforte eine lebhaste Erregung, da sie in demselben einen Angriff auf die Autonomie Armeniens und ein übles Vorzeichen für die Lösung der armenischen Frage erbliden. Der armenische Patriarh in Konstantinopel hat eine Versammlung jeiner Konnationalen einberufen, um gegen jene Ernennung einen Protest bei der Pfor!e einzulegen.

Volo, 22. August. (Pest. L.) Die Einschiffung der türkishen Truppen auf den Staatsdampfern „Babel“, „Esseri-Dschedid“ und „Mewred-Nusred“ geht ohne Hinderniß vor sih. Die Divisions-Generale Scerif Pascha und Hussein Pascha sind in Folge ihrer Ernennung zu Vorsißenden des Administrationsraths des 1, Armee-Corps in Konstantinopel, respektive des 11, Armee:Corps in Adrianopel nah ihren neuen Bestimmungsorten abgereist.

Smyrna, 22. August. (Pest. L) Der Dampfer „Batum“, welcher den direkten Pôöstdienst zwischen Konstan- tinopel und Tripolis eröffnet hat, erlitt auf der Rückfahrt in den g von Chio einen Maschinenbruch und mußte nah Konstantinopel remorquirt werden. Offiziere und Mannschaft der hier vor Anker liegenden österreihisch-

ungarischen Eskadre sind fortwährend Gegenstand von Sympathiebezeigungen Seitens der hiesigen Bevölkerung.

Numänien. Bukarest, 24. August. (W. T. B.) Morgen reist die Kommission, welhe von dem Finanz-Minister beaustragt ist, die Konversion der Eisenbahn-Schuld- verschreibungen zu efektuiren, nah Berlin ab.

Dänemark. Kopenhagen, 20. August. (Hamb. Corr.) Jm Landsthing stand heute das Staatsbudget zur ersten Lesung. Ploug bemerkte, daß es für ihn und einen großen Theil der Mitglieder des Things eine große Täuschung gewesen sei, jeßt das Budget in der vorliegenden Form ent- gegenzunehmen, denn man habe mit Recht hoffen können, daß das Entgegenkommen der Rechten in dem leßten gemeinsamen Ausschuß einige Wirkung auf das neue Folkething ausgeübt hätte. Das Landsthing werde das Budget in nähere Bera- thung zu ziehen haben und Aenderungen vornehmen müssen, denn davon, das Budget unverändert anzunehmen, könne keine Nede sein. Da Niemand weiter das Wort nahm, wurde

it Budget mit 54 gegen 1 Stimme zur zweiten Lesung ver- wiesen.

Amerika. Washington, 24. August. (W. T. B.) Das Bulletin von heute Morgen 8 Uhr 30 Min. meldet: Präsident Garfield hatte eine recht gute Naht und nimmt flüssige Nahrung mit mehr Appetit zu si, so daß die Aerzte niht nöthig haben, ihm Nahrung einzuflößen.

24. August, Nachmittags. (W. T. B.) Die Aerzte haben, da der Zustand des Präsidenten Garfield bis kurz nah 12 Uhr Mittags keine Veränderung erfahren hatte, die

S e geöffnet. Das Resultat war ein besriedi- gendes.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 21. August. (Allg. C.) Das Projekt eines zweiten Suezkanals unter englischen Auspicien ist Gegenstand lebhafter Erörterung in der lokalen Presse. Die in Vorschlag gebrahten Vortheile umfassen eine raschere Durchfahrt und einen billigeren Tarif.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Washington, Donnerstag, 25. August. Staatssekretär Blaine telegraphirte an die Vertreter der Union im Aus- lande: Zunehmender Appetit des Präsidenten crleichtert die Verdauung flüssiger Nahrung. Die Symptome sind ermuthi- gend; nichtsdestoweniger herrsht noch immer große Besorgniß.

Nr. 42 des folgenden Inhalt: packetverkehr mit

Amtsblatts des Reichs-Postamts hat Verfügungen: Vom 12, August 1881, Post- rankreih. Vom 17. August. Wiedereröffnung Post-Dampf- Einführung

der Jagd in Elsaß-Lothringen. Vom 18. August. \chiffverbindung mit Dänemark. Vom 19. August. eines besonderen Formulgxs zu Kontrol-Postanweisungen.

Statistische Nachrichten.

Ueber Deutschlands Bücerproduktion in den vier Jahren von 1877 bis 1880 schreibt die Augsb. „Allg. Ztg.“ : Die Produktionslisten des deutschen Verlagsbubhandels werden im Namen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig geführt. Die vor Kurzem beendete Zusammenstellung für das abgelaufene Jahr ergiebt eine Gesammtziffer von 14941 Neuheiten und neuen Auflagen, einschließli 300 Landkarten. Gegen das Vorjahr 1879 zählt man 762 Nova x. mehr. Das Jahr 1879 hatte 267 Nummern mehr aufzuweisen als 1878, dieses wieder 13 weniger als 1877, so daß die Gesammtzunahme von 1878—1880 gegen 1877 si auf 1016 Werke und Karten beziffert, was über 7 °/9 ausmachen würde. Die dritte Gattung der Schriften (Rects- und Staatswissenschaft, Politik, Statistik) hob sich um 289 Werke (1557 gegen 1268), die theologishe um 137 (1390 gegen 1253), die päda- gogisbe um 133 (1950 gegen 1817). Diese lettgenannte siebente Abtheilung zeigt die stärkste Ziffer von sämmtliben 24 Unter-Ab- theilungen. Nächst ihr im Range kommt die juristis{-politisce, dann die theologische, an vierter Stelle erscheint die \{öne Literatur mit 1209 Werken. Die Volks\schriften nahmen um 117 Werke zu (657 gegen 540 im Jabre 1877), Ein Rückgang der Pro- duktion zeigt \sich nur bei drei Rubriken, bei der Philo- sophie, den vermisbten Scriften und bei den Karten, mit bezw. 38, 84 und 35 Werken weniger als vor drei Jahren. Die philosophischen Scbriften sanken von 163 auf 125, die vermiscten von 507 auf 423, die Karten von 336 auf 301 herab. Dagegen ist bei den nabstehenden noch übrigen Fächern eine stetige Zunahme zu bemerken: die Heilwissenshaft und Thierheilkunde zählte im Jahre 1880 790; die Naturwissenschaft 787; die Literatur der Jugend- scbriften 496; die Alterthumskunde, altklassisbe und orientalische Sprachwissenschaft und altdeutsche Literatur 506; Geschichte, Biogravbie 752; Geographie 356; Mathematik, Astronomie 201: Kriegswissen- {haft und Pferdekunde 353; Pandelswissenschaft und Gewerbskunde 983; Bau-, Mascbinen-, Eisénbahn-, Bergbau-, Schiffahrtskunde 403; Forst- und Jagdwissenschaft 112; Haus- und Landwirtbschaft 433; \bône Künste, Stenographie 627; endlih die Freimaurerliteratur 20 Werke. Die Statistik des deutsben Verlagsbuchhandels {ließt also äußerlich mit einer vorwiegend günstigen Bilanz ab.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die Hohenzollern und das Deutschbe Vaterland“ von Dr, R. Graf Stillfried-Alcantara und Prof. Dr. Bern- hard Kugler. Mit etwa 350 Illustrationen, darunter gegen 60 Vollbilder von Camphausen, Menzel, Thumann, A. von Werner und vielen Anderen. Vollständig in 25 Lieferungen Folioformat à 2 Friedr. Bruckmanns Verlag in München. Mit einer ansehnlicen Zahl prächtiger Bilder von erster Künstlerhand ges{müdckt, liegen heute die vor Kurzem erschienenen Lieferungen 9—11 des obigen Pracbtwerkes vor. Der Text dieser drei. Liejerungen führt zunächst die Geschichte des ersten Königs von Preußen ihrem Absclusse zu; das geistig rege Hofleben, das die Königin Sophie Charlotte im Verein mit ihrem aus Hannover berufenen einstigen Lehrer Leibnitz angeregt hatte, tritt uns anshaulich in Wort und Bild vor Augen. Die Lieferungen 10 und 11 schildern die Regierungszeit Friedri

namentlich durch die Gebote der allgemeinen Wehr- und Schulpflicht den Sinn für die idealen Güter des flaatëbürgerlihen Lebens wedckte, sind besonders erhebend. Seine Scrge für die Schulen illustrirt Adolf Menzel in jener feinen realistischen und eben deshalb so carafk- teristishen Weise durh das prächtige große Bild: „Friedrich Wil- helm I. in einer Dorfschule“. Jedes Detail ist darin der Natur ab- gelauscht, und lebenswahr treten die Gestalten aus dem Bilde heraus. Die besprochenen 3 Lieferungen beweisen also wiederum, daß Autoren, Künstler und Verlagshandlung bis hierher in glüdlihster Weise die selbstgestellte Aufgabe gelöst haben.

Der Verein für Lübeckishe Geschichte und Alter- thumsfkunde ist, wie aus dem kürzlih ausgegebenen Jahresbericht für 1880 hervorgeht, in gedeihlicher Entwickelung begriffen. Dies beweist namentlich die nicht unerbeblihe Anzahl neu eingetretener Mitglieder. Die monatlichen Winterversammlungen fanden in ge- wohnter Weise statt. Einen ganz eigenartigen Charakter trug eine mit der Februarversammlung verbundene, in Gemeinschaft mit dem Verein der Kunstfreunde veranstaltete Tafelrunde, bei welcher es si um die kritische Würdigung des althistorishen Sutermoos und des nach einem Rezept aus dem 16. Jahrhundert bereiteten Hippocras handelte. Von den Publikationen des Vereins sind im vergangenen Jahre die Lieferungen 7—10 des VI. Bandes des Urkundenbuchs und das erste Heft des TV. Bandes der Zeitschrift erschienen. In Folge einer Anregung von außerhalb wurde beschlossen, die Anbringung von Gedenksteinen an solchen Häus ern Lübecks, in denen bedeutende Männer ge- wohnt haben bezw. geboren sind, zu veranlassen und mit der Aus- arbeitung geeigneter Vorschläge eine Kommission betraut. Ueber die Thätigkeit der mit dem Verein eng verbundenen und ihm unterstellten Sektion für die kulturhistorische Sammlung is ein besonderer Jahres- beriht angehängt. Zur würdigen Vertretung Lübecks auf der im August 1880 von der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethno- logie und Urgeschichte veranstalteten Ausstellung anthropologischer und prähistorisher Funde Deutschlands in Berlin war dem Verein vom

enat die Summe von 600 # bewilligt worden. Das Museum konnte infolge dessen 196 Nummern einsenden. Nah dem Shlusse der Ausstellung hat die prähistorishe Abtheilung desselben dadurch eine werthvolle Bereicherung erfahren, daß ihr die dafür angefertig- ten Modelle der Steingräber zu Blankensee und Waldhausen fowie des Pöppendorfer Ringes und des Terrains von Alt-Liübecck überwiesen wurden. Eine weitere interessante Vermehrung erfuhr die genannte Abtheilung durch Einverleibung einer großen Anzahl von Gegenstän- den, weder in der Nähe des Travedurchstichs am rechten Ufer des Flusses auf dem Alt-Lübeck gegenüber liegenden Wiesenterrain gefunden worden sind. Durch diese Funde, welche mit den in Alt-Lübeck ge- machten eine hohe Aehnlichkeit besitzen, ist der augenscheinliche Nach- weis geliefert, daß auch auf dem rechten Ufer der Trave zu der vor- maligen Stadt in Beziehung stehende Ansiedelungen sich befanden, welche aller Wahrscheinlichkeit nah bei der Zerstörung der Stadt gleihfalls zn Grunde gegangen sind. Die Spuren der Vernichtung sind durch Kohlen und Aschenreste deutli bezeichnet. Für die Ausgrabungsarbeiten auf dem Grund und Boden des alten Lübeck sind die nöthigen Mittel zur Verfügung gestellt worden, und es sollte mit den Arbeiten nach einem sorgfältig ent- worfenen Plane in diesem Sommer vorgegangen werden. Die Samm- lung zählt bereits 3406 Nummern und vermehrt sich dur Erwer- bungen und Zuwendungen fortwährend. Nah dem mitgetheilten Verzeichnisse betrug der Zuwachs im verflossenen Jahre 125 Num- mern. Eine Altardecke und eine Dalmatika wurden dem Kunst- gewerbemuseum in Berlin zum Zweck der Nachbildung überlassen. Die Vereinsbibliothek is ebenfalls (besonders durch Austaush mit anderen Vereinen) in stetigem Wachsen.

Die am 27. August erscheinende Nr. 1991 der „,Jllustrirten Zeitung“ (Leipzig, I. J. Weber) enthält folgende Abbildungen : Deutschlands Burgen und Schlöfser: Schloß Püchau in Sachsen. Originalzeihnung von B, Straßberger. Von der Jagdausstellung zu Kleve: Die hervorragendsten Sehenswürdigkeiten. 28 Abbildungen. Originalzeichnung von L, Beckmann. Staats-Minister v. Boetticher, der neue Königl. preuß. Staatssekretär des Innern. Der |Borschen und das Kurhaus des Sauerbrunnens bei Bilin. Na der Natur La von F. Schreier. Berberishe und arabishe Jugend in [lgerien. Nach photographischen Aufnahmen. Ferd, Keller, f am 21. Juli. Hugo Müller, + am 20. Juli. Aus Tunis: Das Bombardement von Sfar während der Landung der französischen Truppen. Nach einer Skizze unseres Spezialzeihners Richard Fuchs, (Zweiseitig.) Die Heiligthumsfahrt in Aachen. 2 Abbildungen, nach Zeichnungen von L. v. Elliot: 1) die Prozession. 2) Die Vor- zeigung der Heiligthümer von der Galerie des Domthurms. Ku- riositäten aus den Gebieten der Heraldik, Numismatik und Sphra- gistik: Magdeburger Schaßzgräbereien. 111, Eine altmagdeburgische Wanddekoration. Polytehnische Mittheilungen: Die neue König und Bauersche Rotations-Farbendruckmaschine (Patent Payne) in der Patentausstellung zu Frankfurt a. M. Neuer, mit einer Hand \ließbarer Regenschirm.

Goslar a. Harz, 18. August. (Magdeb. Ztg.) Die Wand- malereien im Kaifersaale reiten rüstig vorwärts. Gegen- wärtig weilt auch Hr. Professor Wislicenus hier, welcher mit seinen Gehülfen und Freunden den Hrrn. Weinack und Stecker, am Mittel- bilde des Saales arbeitet. Bekanntlich stellt dieses Bild die Wieder- aufrichtung des Deutschen Reiches durch Kaiser Wilhelm dar. Gewiß wird dieses Hauptgemälde im Laufe dieses Jahres fertig gestellt werden.

Gewerbe und Handel. Der Rechnungsabs{luß der Ungarishen Kreditbank für das erste Semester 1881 zeigt folgende günstige Positionen: Ge- winn der Centrale 535627 Fl. (1880 299 185 Fl.), Gewinn der Bank- und Waarenabtheilung 442 597 Fl. (1880 381 937 Fl.), von leßteren erbält die Oesterreichische Kreditanstalt 40/9 mit 177 039 Fl. (1880 152 774 Fl.); es verbleiben also als Gesammtgewinn der Unga- rishen Kreditbank 801 185 Fl. (1880 528 387 F[.).

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.* äußert \sich in ihrem vom 12, d. M. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Zunehmende Belebung des Waarenhandels ist die Lichtseite, wilde Spekulation in verschiedenen einheimischen Produkten die Schattenseite des Bil- des, das wir diese Wocbe von der Gesammtfsituation zu ent- werfen haben, und erwähnenswerth ist ferner eine Erschlaffung des Börsenspiels. Hier am Platze hat das Herbstgeschäft unter Svmptomen eröffnet, die seinem ferneren Verlauf das gün- stigste Prognostikon stellen, und vom Osten, Westen und Nordwesten, auch vom Süden der Union lauten die Be- ridte über den vorhandenen Bedarf an Waaren aller Art höchst ermuthigend. Von Ueberproduktion, dem chroniscen Uebel europäischer Fabrikdistrikte, hört man bier nihts, während der mit jedem der letzten Jahre gestiegene Wohlstand und die entsprechbend verstärkte Konsumtionskraft der Bevölkerung der einheimischen Industrie lohnenden Absatz und fremden Fabrikaten, sofern unsere Märkte nicht damit überfüllt werden, ebenfalls gute Preise verspricht. Der Erport, obwohl das wilde Treiben störend einwirkt, erbält si denno auf einer sehr befriedigenden Höhe und wird, selbst wenn diese Störungen anhalten sollten, mit fast jeder der kommenden Wochen und Monate an Dimensionen gewinnen. Was im Laufe dieser Woche aus zuverlässigen Quellen über das Resultat der eingeheimsten Erntevon Winterweizen und die Auspicien fürSommerweizen und andere Getreidearten gemeldet wurde, bestätigt die Ansicht, daß wir ein ganz ansehnlihes Quantum des Gesammtertrages werden erpor- tiren können. Ueber Baumwolle sind aus einzelnen Distrikten nactheilige Berichte eingetroffen, aber selbs wenn erhebliche Beschä- digungen der Pflanzen stattgefunden haben, wird der Ertrag noch immer

Wilhelms 1. Dic mitgetheilten mannigfachen Details über die Für- sorge dieses Herrschers für das Wobl seiner Unterthanen, welchbe

größer sein, als je zuvor, Für die Ecnte anderer Produkte bleiben die Aussichten günstig. An Geldmitteln zur Mobilifirung der Ernten

und zur Bewältigung des nach allen Anzeichen ungewöhnlich großen Umfang versprehenden Herbstgeshäfts ist kein Mangel; Gold und andere gleich gute Cirfkulationsmittel sind reiblich vorhanden. Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt kann au diese Woche als befriedigend bezeichnet werden. Von Brodstoffen ist für Weizen, Mais und Hafer nach lebhaftem, hauptsächlich \peku- lativem Geschäft ein Avanz etablirt worden. Getreidefrachten haben, bei anhaltend guter Frage, angezogen und sind für volle La- dungen 22 Swiffe gehartert worden ; Petroleumfahrzeuge waren kaum so gesucht wie in der Vorwoche, doch haben Raten sich behauptet. Baumwolle halte sowohl für disponible Waare wie in Terminen _s{leppendes Geschäft. Am Zuckermarkt herrschte ruhige Stimmung. Rio Kaffees so wie reins{chmeckende Sorten waren fest und steigend. Schmalz verkehrte in weichender Tendenz; Schweinefleish, Rindfleisch und Speck hatten \tilles Ge- chäft. Der Hopfenmarfkt war still und fest. Für Terpentinöl ist ein niht unbedeutender Avanz etablirt worden, und Harz fand für Erport zu steigenden Preisen viel Beachtung. Petroleum hat cinen Anfangs der Woche erlittenen Verlust wieder eingeholt und ließt fest. In fremden Manufakturwaaren nahm das Geschäft einen befriedigenden Verlauf. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2884 720 Doll. gegen 2 619 286 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Wien, 24. August. (W. T. B.) Die Semestral - Bilanz der Kreditanstalt zeigt folgende Positionen: Gewinne an: Pro- visionen 626 200 Fl. 92 Kr. (1880: 524 570 Fl.), Zinsen 1531 775 Fl. 92 Kr. (1880: 1 511 835 F[.), Devisen 295 002 Fl. 35 Kr. (1880: 913 047 Fl.), Effekten- und Konsortialgewinn 1274 030 Fl. 54 Kr. (1880: 1241 636 Fl.), Verschiedenes 121 222 Fl. 87 Kr. (1880: 62412 Fl.), Gewinn bei der Bank und Waarenabtheilung der unga- rischen Kreditbank 177 038 Fl. 90 Kr. (1880: 1 527 774 F[.), zusammen 4 025 271 Fl. 50 Kr. Lasten und Verluste: Gehalte 410207 Fl. 32 Kr. (1880: 399 457 Fl.), Spesen 150 059 Fl. 21 Kr. (1880: 164 050

l), Steuern und Gebühren 339667 Fl. 17 Kr. (1880: 200273 F[.), Aida 4928 Fl. 31 Kr. (1880: 5680 Fl.), Verschiedenes 16 375 Fl. 53 Kr. (1880: 16 755 F1.), zusammen 921 237 Fl. 54 Kr. Der Reingewinn beträgt also 3 104 033 Fl. 96 Kr. Der Gewinn aus Konsortialgeschäften ist nur soweit berücksichtigt, als dieselben am 30. Juni abgerechnet waren. Demgemäß ist weder der aus der Konvertirung der 69% ungarischen Goldrente, noch der aus den Ver- fäufen der leßten Option von ca. 6 000 000 Fl. Theißloosen und der leßztübernommenen 12 Millionen 5% ungarishen Notenrente, sowie der aus dem Verkaufe der Domäne Pardubit entfallende Nutzen in ‘der Aufstellung aufgenommen.

London, 25. August. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 3 auf 4/6 erhöht.

Verkehrs-Anstalten. New-York, 24. August. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ift hier eingetroffen.

Southampton, 24. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ist hier eingetroffen.

Berlín, 25, August 1881. Der Neubau des Kunstgewerbe-Museums zu Berlin.

Von dem neuen Kunstgewerbe-Museum, neben welchem bereits wieder die Mauern des erst seit kurzem in Angriff genommenen ethnologischen eume emporwachsen, sind jeßt die den freien An- blick verdeckenden Gerüste ring8um entfernt worden, und das impo- sante Gebäude, das die Hauptstadt um eine der ansehnlisten archi- tektonishen Schöpfungen bereichert, erscheint nunmehr in feiner äußeren Gestalt bis auf einige unwesentliche Details vollständig fertig gestellt. Auf einem s{chlichten, in Sandsteinquaderung ausgeführten Unterbau von mäßiger Höhe erhebt es sih in drei Geschossen, die sich an der Hauptfront in je sieben, an den Seitenfrouten in je aht breiten, dreitheiligen Fenstern öffnen, als ein mächtiges, fast quadra- tisches Viereck, aus welchem in der Mitte der nah Norden gedachten Hauptfront, auf zwei forinthishen Säulen und zwei Edpilastern rubend, die Vorhalle des Portals mit der zu ihm emporführenden Freitreppe und der dem Gebäude vorgelegten Rampe, inmitten der nach Süden gerichteten Hinterfront aber ein risalitartiger Ausbau hervorsfpringt. —— Z S /

Ein stattliches, von Konsolen getragenes Hauptgesims aus theil- weis farbig glasirter Terracotta \{ließt den Bau nab oben hin ab, während drei Friese aus gebranntem Lhon von gelblicher Färbung, die in der Höhe der Fensterbrüstungen hinlaufen, die einzelnen Ge- {osse von einander sondern und die vorherrschend horizontale Glie- derung des Gebäudes nachdrücklich markiren. Gleich den aus gelb- lihem Sandstein bestehenden Simsen und Fensterumrahmungen heben sie sich in wohlthuendem Kontraste von dem hellen Roth der Ziegel ab, mit denen die Façaden der beiden Hauptgeschosse verblendet sind. Schmale Streifen in flahem Relief modellirter Ziegel, die in pa- rallelen Reihen den Bau umgürten, erzielen eine weitere glückliche Belebung dieser breiten Wandflächen; den farbigen Effekt der Façaden aber steigern noch die in Eisen gegossenen bronzirten Sphinxbüsten, die im ersten und zweiten Stockwerk den die Fenster theilenden beiden Pilastern als Kapitäle dienen, so wie vor Allem die farbigen Glas- mosaiken auf leuchtendem Goldgrund und die farbig glasirten Thon- reliefs, die in dem obersten Geschoß die Felder zwischen den Fenster- öffnungen cinnehmen und nur in der durhweg s{lichter behandelten Hinterfront durch s{mudcklose Ziegelfüllungen der Pfeiler ersetzt werden. An der Herstellung der reichen dekorativen Ausstattung des Ge- bâäudes, die der auf entschieden farbige Wirkung ausgehenden Richtung unserer neueren Baukunst vollauf Rechnung trägt, ist neben den leiten- den Arcitekten Gropius u. Schmieden eine ganze Reihe der trefflich- sten Künstler und kunstgewerblihen Werkstätten betheiligt. Von der Thonwaarenfabrik von Augustin in Lauban sind die glatten sowohl wie die von dem Bildhauer Behrendt in feinem Relief modellirten Verblendziegel, von Keferstein in Halle für die Nordfront, von Wim- mel in Berlin für die Seitenfaçaden die Sandsteinarbeiten mit Ein- {luß der von Geyer u. Drechsler modellirten ornamental ausge- statteten Theile, der korinthischen Pilaster für die Fensterumrahmungen der beiden pauptgeshosse 2c, in durchweg vorzügliher Ausführung geliefert. Aus der Eisengießerei zu Scesen stammen die nach den Modellen von O. Lessing angefertigten Svhinxkapitäle, aus dem be- fannten Etablissement von March in Charlottenburg das stattlicbe Hauvptgesims des Gebäudes sowohl wie das gesammte, mit Auënahme des Sandsteingiebels für das Hauptportal durweg in gebranntem Thon hergestellte, von den Bildhauern O. Lessing, Brunow undSiemering modellirte Bildwerk der reihen Friese nnd Füllungen. In die Aus- führung der Glasmosaiken endli, die zur Hälfte von Ernst Ewald, zur Hälfte von Gesellschap Gee n, haben sich Salviati und die Compagnia Venezia-Murano getheill. Í E

Wo dicser wanniglaliige kfünstlerishe Schmuck über das an si bedeutungélose Ornament hinausgeht, ijt er darauf berechnet, das Gebäude seiner besonderen Bestimmung nach als Pflegstätte des an vergangene Blütheperioden neu anknüpfenden deutschen Kunstgewerk es zu carafkterisiren. In das graziô]e Rankenwerk des von V. Lessing modellirten, unterhalb der obersten Fensterreihe ringsumlaufenden Fricses fügen ih in der Are der Pfeiler die Idealfiguren an „ihrem Werke thätiger kunstfertiger Arbeiter und Arbeiterinnen ein, während

n der Fensterare von je zwei beflügelten Putten stattlihe Inschrift- afeln mit den Namen berühmter, für das Kunstgewerbe s{chafender

Meister aller Nationen gehalten werden. Je eine ähnliche, ab- wechselnd von zwei Schwänen, zwei Adlern und zwei Putten flankirte Namenstafel ist ferner in dem mittleren Theil der von Brunow und Siemering herrührenden Fensterbrüstungen der beiden Hauptgeschosse angebracht, während in den beiden feitliben Füllungen je zwei zu einer Gruppe verbundene Figuren realistiscen Gepräges als in der Arbeit begriffene Repräsentanten der bervorragendsten kunstindustriellen Tecniken fich darstellen. In wehselnder Anordnung wiederholen fi die zwölf verschiedenen Modelle, aus denen dieser Cyclus besteht, in den beiden Hälften der Hauptfront sowohl wie in den anschließenden Seitenfaçaden; in den verbindenden Friesstreifen aber, die sih zwischen die Brüstungen bei- der Geschosse einfügen, haben die von D. Lessing modellirten, von ornamentalem Blattwerk eingefaßten deutshen Wappen ihren Plaß gefunden. Durch die aus Umrahmungen von farbiger Majolika her- vorleuchtenden Glasmosaiken des obersten Stockwerks endlich werden die in der Geschichte des Kunsthandwerks am bedeutsamsten hervor- tretenden Zeiten und Länder repräsentirt. Es sind in den aht Pfei- lern der Hauptfront, von links nach rechts aufeinander folgend, China-Japan, Aegypten, Indien, Persien, Rom, die romanische Kunst, die Gothik und die Renaissance, die in den sechs mittleren Feldern durch je cine sißende, in ihrer Tracht und ihren Attributen auf die betreffende Periode hinweisende Einzelgestalt, in den beiden oblongen Efeldern durch die Gruppe einer weiblichen und einer ihr zugesellten Knabenfigur versinnliht worden. An diese acht Darstellungen, von denen die vier ersteren von Ewald, die vier leßteren von Gesellschap komponirt sind, {ließt sih in dem anstoßenden Eckfeld der westlihen Front als neuntes, ebenfalls von Gesellschap herrührendes und durch seine {wungvolle Behandlung besonders fesselndes Bild dasjenige der altgriechisen Kunft an, eine in edler Haltung dasißende Frauengestalt in weißer Gewandung, neben der ein Knabe die Bronzestatue des olympischen Zeus emporhebt. Auf der anderen Seite der Kunstfaçade entspricht diesem Mosaik eine Wiederholung der die cinesisch-japanische Kunst verförpernden Gruppe, während in den beiden Cckfeldern der Osft- front die griechische und die Renaissancekunst noch einmal wieder- kehren, in den je sieben mittleren Pfeilern der beiden Seitenfaçaden aber an die Stelle der Mosaiken farbig glasirte Thonreliefs treten, deren Ornament, von O. Lessing modellirt, das aus antiken Terrakotten bekannte Motiv einer auf leichtem Rankenwerk sich erhebenden, sym- metrish bewegten weiblichen Figur in verschiedener Variirung zeigt.

Ihren besonderen Schmuck hat \{ließlich die bereits erwähnte Portalanlage der Hauptfront erhalten. Auf den Treppenwangen, zwischen denen die Stufen zu der Vorhalle emporführen, sind hier die nach den Modellen von Sußmann-Hellborn in Sandstein gear- beiteten sißenden Kolossalstatuen Holbeins und Peter Vischers aus- pet, von denen Ersterer sinnend Buch und Griffel in den Händen alt, während der Andere in der Bearbeitung einer Säule des Sebaldusgrabes begriffen ist. Von Sußmann-Hellborn ist ferner der untere Schaft der beiden Säulen der Vorhalle mit einem Relief von Kinderfiguren verziert, die, zwischen Kandelabern mit Fruchtgehängen einhershwebend, auf Studium und Uebung des Kunsthandwerks hin- deuten, Zwei ähnliche Säulen mit reich ornamentirtem Fuß gliedern das über dem Portal aufragende, von vorspringenden Pilastern ein- gefaßte stattliche Mittelfenster des zweiten Stockwerks, das, dem durch- gehenden Motiv der Façadenbildung entsprechend, unmittelbar auf dem Gesims des unteren Hauptgeschosses aufseßt. Sein breites, den Fries unterhalb des obersten Geschosses durchschneidendes Giebelfeld zeigt statt der von O. Lessing für die übrigen Fenster dieser Etage modellirten ornamentalen Füllungen ein von Siemering herrührendes Sandsteinrelief mit den zu beiden Seiten einer kolossalen Athenebüste gelagerten Figuren des erfindenden und des ausführenden Künstlers, so daß hier der Gedanke, der den Statuen der Treppenwangen zu Grunde liegt, noch einmal wiederkehrt. i

Aus der Vorhalle gelangt man durch eine von Ed. Puls mit gewohnter Meisterschaft in Eisen geshmiedete Flügelthür, die von zwei Säulen aus gelbgeadertem Marmor und der von ihnen getragenen Sandstein-Verdachung umrahmt wird, in das einstweilen noch in der Vollendung begriffene und deshalb unzugängliche Innere des Gebäudes. Erst in einigen Wochen wird von den Leistungen der verschiedensten kunstgewerblihen Techniken, von den dekorativen Malereien von Schaller und Meurer und von den majolikaartig bemalten Relief- Kompositionen von Geyer und Hundrieser zu berichten sein, die mit- einander wetteifern, um dem Hause, das die Schöpfungen alten und neuen Kunsthandwerks in sich bergen foll, den ihm gebührenden Schmuck zu verleihen und zugleich in einer Reihe auserlesener Proben den lebendigen Aufschwung unserer dekorativen Kunst darzuthun.

Die Stenographische Gesellschaft nach Stolze morgen, Abends 8# Uhr, Stralauerstraße 57, kränzchen.

: an ein Scbnellschreib-

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften,

Preußisches Verwaltungs-Blatt. Wocbenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen, Herausgeber: Dr. jur. Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewitz in Berlin N., Monbijou-Play 10. Jahrgang 11. Nr. 47. Inhalt: An- kündigungen in Preußen nicht zugelassener Lotterien. Umzugskosten- vergütung für Beamte. Zwangsvollstreckung wegen Geldforderung gegen den Fiskus. Unterdrückung der Plakate von Auswanderungs- unternehmern. Außerkraftsezung ciner Strom- und Scbiffahrts- polizeivorschrift. Unzulässigkeit der Gewährung von Staatsbei- hülfen für den Handarbeitsunterridt. Einrichtung von Schulen mit zwei Lehrern und drei Klassen. Zulässig- keit des Verwaltungsstreitverfahrens bei Einspyrüchen der Ortspolizeibehörde wider die Auszahlung von Immobiliar- Brandentschädigungsgeldern. Pfarrer als Nießbraucher und Kirchengemeinde als Eigenthümerin von Pfarrländereien in Be- zug auf Deichblasten, Bedeutung des Eichpfahls im gemeinen Wasser- und Mühlenrecht. Personen-, Brief- und Packetposten und die Fährgerechtigkeit. Feuerversicherungsübergang auf einen neuen Eigenthümer. Lohnverhältniß zwischen Arbeitgeber und Ar- beiter. Uebertragbarkeit der Konkursprivilegien der Landschaften 2c. Beantragung der Ablösung der Realberehtigungen der geistlichen Schulinstitute 2c, Darstellung des Thatbestandes und Begründung im Berufungsurtheile durch Bezugnahme auf das Urtheil erster Jn- stanz. Photographien als Druckschriften im Sinne des §8. 19 des Sozialistengeseßes. Begriff des zweimeiligen Umkreises des Ur- sprungsortes politischer Zeitungen in §. 1 des Reichägesetzes über das Postwesen. Anfertigung und Verbreitung von papierähnlichen Waaren. Empfehlungskarten, Ankündigungen 2c. Verkauf giftiger Thierheilmittel. Herstellung einer geregelten Vorfluth. Futtertroge und Krippen der Gastwirtbschaften,

Allgemeine LiterarisheCorrespondenz Nr. 95. Jn- halt: Das Reichsgericht und die Tagespresse. Von Friedri Helbig. Emil Zola in deutsher Sprache. Von Friy Lemmermayer. Hvpolyt August Schaufert als Humorist und Dramatiker. Von Wolf- gang Kirbbah. (Schluß.)— Kritisbe Umschau: Palm, Briefe aus der Baetterwelt, bispr. von Julius Riffert; Murad Efendi, Dramatische Werke, bespr. von Adolf Hoppznstedt; Mernell, Otto der Große, Anna von Cleve; Ackermann-Haßlacher, Rächet eu nicht, bespr. von Karl Schrattenthal; Gößinger, Reallerikon der deutsben Alter- thümer, bespr. von Anton Sclossar. Zeitgeshichtlihe Mittheilun- gen. Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. Fragen und Antworten. Neuigkeiten vom Büchermarkt. Freies Deutsches Hochstift zu Frankfurt a, M. Anzeigen.

Mil{- Zeitung.

Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von

Benno Martiny. Unter Mit-

wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oeko- nomie-Rath, in Eutin (Fürstenthum Lübeck). Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 34. Inhalt: Milch-Centrifugen. Von Dr. W. Fleischmann, Raden. Vergleihungen über die Ergebnisse und die Rentabilität der verschiedenen Molkereisvsteme und über die Erträge aus der Milchwirtbschaft bei verschiedener Fütterung der Kühe, auf Grund von 126 Meierei-Berechnungen dänisher Meiereien aus den Jahren 1875—77 und 1878—79. Von H. Cordes. Ver- scbiedene Mittheilungen. Deutschland. Berlin. Milchkontrole München. Schweine-Einfuhrbeschränkungen. Nürnberg. Karpfen- börse. Ausstellungen. Schweden. Die fünfte allgemeine \{we- dische Landbau-Versammlung in Malmoe. Von H. Cordes. All- gemeine Berichte. Das Oleomargarin-Veto in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Von P. Radenhausen, New-York. Veber Butternotirung. Erfahrungen in der Praris. Ueber die Fabrikation von üßer Butter in Ourupgaards Meierei. Mil{h- erträge von Angler Vieh. Von P. Köster in Dahlheim (Westfalen). Gerâthe-, Mafchinen- und Baukunde. Neues Butterfaß. Von G. Dangers in Hamburg. —. Biologie. Kennzeichen von gekochter und ungekochter Milh. Literatur. Zum Kanalbau. Von C. Boysen, Hildesheim. An- und Verkäufe von Zuchtvieh. Bok- auktionen. Marktberichte. Anzeigen.

Wetterbericht vom 25, August 1881, 8 Uhr Morgens.

| Barometer auf

0 Gr. u. d. Moeres-

8piegel reduc. in Millimeter.

| |Temperatnr | Wetter. \in ° Celsins | 1599 C,=49R.

5 bedeckt 12

1 heiter l

1 ¡wolkig

4 ‘bedeckt 15

2 Regen 12

2 bedeckt 12

Stationen. Wind.

Mullaghmore 748 0 Aberdeen ..| 750 [80 Christiansund) 750 'SW Kopenhagen. 750 SW Stockholm . . 745 0 Haparanda ‘| 752 NO St.Petersburg! 752 80 1 bedeckt 10 Moskan . .. 759 8 1 wolkig 12 Cork, Queens- | | town... 746 SW 6 Regen !) 15 Brest. 758 SW 4 Regen?) 16 Helder. .…. 756 W 4 wolkig 14 Sylt 749 W 3 Regen 14 Hamburg 754 SW 7 bedeckt?) | 13 Swinemünde. 754 WSW 6 halb bed. | 10 Neufahrwass. 754 |SW 4 heiter) 17 752 WSW 5 [balb bed.) 16 763 SS0 3 halb bed, | Münster . .. 759 SW 8 wolkig Karlsruhe . . | 764 SW 3 heiter?) | Wiesbaden . | 764 SW 3 \wolkig?) München . .| 76 |W 4 wolkig Leipzig ... 760 WSW 9 wolkenl.8) Berlin .... TÔT |SW 2 heiter Me 762 |W 2 bedeckt Breslau. 760 _|W 4 halb bed.) 18 Ile d'Aix 764 |SSW 9 wolkig | 19 N 760 |NNW 3 halb bed, | 19 Triest . ¿«| 759 |ONO 2 wolkenlos | 25

1) Grobe See. 2?) Seegang mässig. 3) Gestern Regenböen, Abends Wetterleuchten. #4) Nachmittags entfernte Gewitter. 5) Grobe See, Nachmittags Regenschauer. *) Nachmittags Gewit- ter und Regen. 7) Gestern Regen. ®) Nachmittags etwas Regen. 9) Nachmittags Regen.

Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet : 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen, 3) Mittel- europa südlich dieser Zone, 4) Siideuropa. Innerhalb jeder Gruppe ist die Richtung von West nach Ost eingehalten, Skala für die Windstärke: 1= leiser Zug, 2 = leicht, 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch, 6 = stark, 7 = steif, = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftiger Sturm, 12 = Orkan.

Uebersicht der Witterung.

Das gestern erwähnte Minimum ist mit etwas zunehmender Tiefe nordostwärts bis nach Wisby fortgeschritten. TIndessen haben sich im nordwestlichen Deutschland die Gradienten ver- stärkt, s0 dass daselbst vielfach stürmische südwestliche Winde bei trübem regnerischen Wetter wehen, Im südlichen nnd öst- lichen Centraleuropa herrscht meist müässige westliche und süd- westliche Luftströmung mit veränderlicher, im Süden vielfach heiterer Witterung. Die Abkühlung, welche sich schon gestern Nachmittag im Westen bemerklich machte, hat sich ostwärts über fast ganz Deutschland ausgebreitet, s0 dass daselbst, der änsserte Osten ausgenommen, die Temperatur wieder unter der normalen liegt. Eine nene intensive Depression mit Regenwetter naht von Westirland, Fortdauer oder Eintritt stiürmischer Witte- rung zunächst für Westdeutschland wahrscheinlich machend,

Dentsche Seewarte.

Werlin, 24, Aug. 1881, Marktpreise nach EKrmitt, des K. Dol.-Präs.

Höchste | Niedrigt Fro per 100 Kilogr. M | A M A M C, O E ee « «o « L U TLSL O0 VEOIREE SUEIRT O Doe. « «e e «o, [W|_— [19 | G0 s ao 19 18 | 40 O n E e. es a » o 1180 18 O O SOEIO e e s e009 i 17 G O » «e « e oe 3 18 G I DOETO s » oe o 0 94 ) | 50 116 E E e q a o 9 14 E oan 16 B E i «e o 00 o Di 15 E e O ooo 4 | 50 | 13 E e e e v 0940 a 4 9 | G 9 Hen 4 “i : Erbsen o 0 Speisebohnen, weisse , E 4 Kartoffeln Rindfleisch von der Keule 1 Kilogr. . Banchfleisch 1 Kilogr. . Schweinefleisch 1 Kilogr. Kalbfleisch 1 Lege. H e Hammelfleisch 1 Kilogr. . Butter 1 MIogr.. . « 6 Eier 60 Stück . . Karpfen pr. Kilogr... Aale D 0 Zander Hechte Barsche Schleie

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