1881 / 201 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 29 Aug 1881 18:00:01 GMT) scan diff

einnahme, mindestens aber das auf den Bau der Bahn verwen- deten Anlagekapitals an den Staat oder einem von der Staatsregie- rung zu bezeichnenden Dritten U

Die Bahnanlage, sowie der Betrieb derselben kann nur mit Ge- nebmigung der Staatsregierung aufgegeben oder an Andere übertragen werden.

Die gegenwärtige Urkunde soll in Gemäßheit des Geseßes vom 10. April 1872 veröffentliht und eine Ausfertigung derselben der Stadtgemeinde Osterwieck ausgehändigt werden. s

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben S{loß Babelsberg, den 17. August 1881.

(L. 8.) Wilhelm. Mavybach. von Puttkamer. Lucius. von Goßler.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Den Oberlehrern am Joachimsthalshen Gymnasium bei Berlin, Dr. Seebeck und Dr. Heller ist das Prädikat Professor beigelegt, und die Adjunkten Dr. Schröder und Dr. Stengel sind zu Oberlehrern an derselben Anstalt befördert worden.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878.

Der Verein „Eimsbütteler Theaterclub“zuAltona ist von uns auf Grund der 88. 1 und 6 des Geseßes gegen die gemeingefährlihen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 verboten worden.

Sleswig, den 25. August 1881.

Königliche Regierung, Abtheilung des Fnnern. Hanssen.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 29. August. Se. Majestät der Kaiser und König sind gestern Nachmittag von Schloß Babelsberg nach Berlin übergesiedelt. Allerhöchstdieselben hörten heute die Vorträge des Polizei-Präsidenten von Madai, des Geheimen Ober: Regierungs-Raths Anders und des Chefs der Admiralität, Staats-Ministers vou Stosch. A

Ferner empfingen Se. Majestät den Besu Jhrer König- lichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, nahmen die Meldung des Gouverneurs, Generals der FJnfanterie von Fransecky entgegen und konferirten alsdann mit dem General-Lieutenant von Albedyll.

j L a U D Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf, wie „W. T. B.“ meldet, am Sonn- abend in Frankfurt a. M. ein und besuchte am Nachmittage die Ausstellung. Se. Kaiserlihe Hoheit besichtigte, geführt vom Direktor Schiele, dieselbe aufs Eingehendste und dinirte nach vierstündigem Rundgange im Fürstenpavillon. An dem Diner nahmen der Ober-Präsident Graf zu Eulenburg, der General-Major Frhr. von Gemmingen und Mitglieder des Ausstellungs-Comités Theil. Um 71/5 Uhr erfolgte die Ab- reise Sr. Kaiserlihen Hoheit nach Wolfsgarten zum Besuche Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Hessen. Gestern Abend 61/4 Uhr ist, laut Meldung des „W.T.B.“, Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz nebst Gefolge mittelst Extrazuges in Augsburg Cageraen und auf dem Bahnhofe vom Kriegs-Minister von Maillinger, dem kommandirenden General von Horn sowie den Spißen der Militär- und Civil- behörden und den städtishen Behörden empfangen worden. Nach einer kurzen Unterredung mit dem Kriegs-Minister und dem Bürgermeister Fischer begab Sich Se. Kaiserliche Ho- heit in einem bereitstehenden Wagen durch die festlih be- flaggten Straßen nah Seinem Absteigequartier in dem Hotel zu den „Drei Mohren“. Auf den Straßen hatten sich troß der ungünstigen Witterung dihtgedrängte Menschenmassen an- gr welche den B mit stürmischen Hochrufen egrüßten. Kurz nach der Ankunft Sr. Kaiserlichen Hoheit im Hotel zogen die Veteranen und die Feuerwehr mit dem Musikcorps der Veteranen an der Spige vorüber ; der Kron- pra trat auf den Balkon und wurde abermals mit enthu- i

astishen Hochrufen begrüßt.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich badischen Hofe Wirkliche Geheime Rath Graf von Flemming, ist mit Ablauf des ihm bewilligten Urlaubes nach Karlsruhe zurüdckgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige chinesische Gesandte Li Fong Pao ist,

* unter Belassung in dieser Stellung, neuerdings zum Gesandten

am Kaiserlich österreichischen, Königlich italienishen und König-

lih niederländishen Hose ernannt worden. Seinen dauernden Wohnsitz wird derselbe au ferner in Berlin behalten.

ae Me Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch ist von der nah Wilhelmshaven und Kiel angetre- tenen Jnspizirungsreise hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben ih niedergelassen die Herren: Dr. von Platen in Voerde, Dr. Lustig in Kierspe, Dr. Hasen- äder und Dr. Franz Hery in Bonn, Dr, Sindermann in Nümbrecht.

S, M. S. „Vineta“, 19 Geschüße, Kommandant Kapitän zur See Zirzow, befand si, telegraphisher Nachricht zufolge, am 25. August cr. in Port Elisabeth (Kapland).

Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. August, Der Kaiser begiebt si, wie die „Presse“ mitzutheilen in der Lage ist, am 31. ds. um 9 Uhr Abends nackch Mezö-Kövezd. Dort wird Se. Majestät neun Tage Aufenthalt nehmen und an den großen Kavallerie-Manövern si betheiligen. Am 9. September fährt der Kaiser mit Suite nah Miskolcz und trifft dort ungefähr um 6 Uhr Abends ein. Jn Miskolcz wird Se. Majestät fieben Tage weilen. Fünf Tage hiervon sind für die Schlußmanöver und que Tage, nämlich der 11. und 15.,

Fong - Pao, überreichte dem Kaiser heute seine Kreditive

Assistenz der Bischöfe von Linz und St. Pölten und im Beisein des Kultus - Ministers und der Behörden, so- wic einer großen Menge von Andächtigen die feierliche Kon- sekrirung des neuen Wiener Fürsterzbishofs G-.ngl- bauer durch den päpstlihen Nuntius Vanutelli stattgef 1nden. Bei der hierauf stattgehabten Festtafel brachte der neue Fürst- erzbishof den Toast auf den Papst, der Nuntius den Toast auf den Kaiser in lateinisher Sprache aus.

hat die die Untersuhung der Grenzverleßung ihre beendigt. Dieselbe überzeugte sich, daß eine eigentliche Grenz- aas im strengsten Sinne des Wortes nicht stattgefunden at.

(Allg. Corr.) Edinburg ging gestern unter strömendem Regen von statten. Etwa 40 000 i l Theilen Schottlands marschirten an der Königin vorbei, welche in einem offenen Wagen faß und in deren Suite sich die Herzöge von Cambridge, Connaught und Edinburg, sowie die Generäle Sir Frederick Roberts und Sir Garnet Wolseley befanden. werthen Unfall vorüber. j wohnte eine ungeheuere Volksmenge bei, welche man auf 400 000 Köpfe schäßte.

A heute mit einer Thronrede vertagt worden. selbe Auslande als liche ? rung des Vertrages bezüglich der Abtretung Thessaliens an Griechenland ihren Anfang genommen hat. Von der fran-

rungen dem Bey wohl, wie

27. August. (W. T. B.)- Der Gesandte Chinas, Li- Kremsmünster, 28. August. Heute hat hier unter

Pest, 27. August. Der „Ungarishen Post“ zufolge ungarish-rumänishe Kommission für ihre Arbeiten

Die von der Kommission aufgenommenen Protokolle S erden den beiderseitigen Regierungen vorgelegt.

Großbritannien und Jrland. London, 26. August. Die große Freiwilligenheershau in

Freiwillige aller Waffengattungen aus allen

Die ganze Revue ging ohne irgend einen nennens- Dem- interessanten Schauspiele

427. August. (W. T. B.) Das L ie- bezeihnet die Beziehungen Großbritanniens zum fortdauernd freundschaftlihe und herz- daß die friedliche Ausfüh-

und konstatirt ,

Versiche-

zösishen Regierung habe England genügende Vertrag mit

bezüglih der England dur von Tunis zugesicherten Rechte \so- hinsihtlich der Beziehungen zwischen der Regentschaft und dem benachbarten ottomanischen Gebiet von Tripolis erhalten. Die Thronrede konstatirt die Unterzeich- nung der Konvention, welche der europäischen Bevölkerung von Transvaal unter wichtigen Bedingungen die innere, voll- kommen autonome Regierung gewährleiste. Dieser Vertrag er- warte die Ratifikation durch die Versammlung der Repräsen- tanten des Volkes von Transvaal und werde, wie zu hoffen, wirksam zur Beruhigung von Süd-Afrika und zur Stetigkeit der Angelegenheiten dieses Gebietes beitragen. Die Königin habe keinen Grund, zu erwarten, daß der Friede an der Nordwestgrenze Jndiens in Folge des Kampfes zwischen dem Emir und Ejub Khan ge- stört werde. Bei aller Ahtung der Unabhängigheit des af- ghanischen Volkes werde das Ziel der Regierung sein, bei fich darbietender Gelegenheit durch ihre guten Dienste zur Wie- derherstellung des Friedens beizutragen. Die Unterhandlun- gen mit Frankre{ch über einen abzuschließenden Handelsver- trag seien suspendirt; aber die Königin wünsche“ nah wie vor, daß die möglihsten Anstrengungen gemacht würden, um zum Abschlusse eines Vertrages auf Bedingun- gen zu gelangen, welhe die Entwickelung des Han- dels zwishen beiden Nationen, deren enge Freund- schast ihr sehr theuer sei, begünstigten. Von dem irischen Landgesetze spricht die Königin die Hoffnung aus, daß dasselbe die Wohlthaten bringen werde, die im Verhältnisse ständen zu der Sorge, mit der das Parlament diese Maßregel ausge- arbeitet habe; sie erhofft davon eine Besserung in dem Zu- stande Jrlands derart, daß sie der Regierung erlauben werde, die gegenwärtig in Kraft befindlihen Ausnahmsgeseße aufzu- heben oder zu mildern. : i:

29. August. (W. T. B.) Die Königin hat sechs neue Reichspeers kreirt, und zwar den Marquis of Tweedale, den Earl of Howth, den Lord Reay und die Baronets Majo- ribanks, Jonstone und Tusfton.

Fraukreih. Paris, 27. August. (W. T. B.) Aus Saida wird gemeldet: Oberst Négrier demolirte das Grabmal des Sidi Scheik, respektirte aber die Ueber- reste dieses Heiligen. Dieselben wurden mit militärischen Ehren in die Moschee zu Géryville übergeführt. Jn Susa wurden große Vorsihtsmaßregeln gegen die Araber getroffen. Die Stadt war mehrere Tage | ave geschlossen. Gerüchtweise verlautet, daß das sfranzösishe Lager bei Hammamet von mehreren Tausend Arabern angegriffen worden, Leßtere aber mit großen Verlusten zurück- geschlagen seien. Ebenso verlautet, daß das Lager bei Gabes in gleicher Weise angegriffen worden sei. Es bestätigt sich, daß Roustan nah Paris berufen worden ist, um ih mit der Regierung über Maßregeln zur Sicherung der Ruhe in Tunis zu verständigen. : :

%2W. August. (W. T. B.) Wie die „Agence g e meldet, ist in maßgebenden Kreisen noch nicht die Rede davon gewesen, daß die Kammern vor dem 15. Okto- ber einberufen werden würden. Auch die Gerüchte über Ver- änderungen in der gegenwärtigen Zusammenseßung des Kabinets vor dem Zusammentritt der Kammern werden als ungenau bezeihnet. Das Journal „National“ fordert das Ministerium auf, bis zum Zusammentritt der Kammern im Amte zu bleiben. :

Eine dge res Dep ars aus Tunis meldet: Oberst Correard sei am 26. d. M,, als er eben sein Lager bei Erbain abgebrohen, um auf Hammamet zu marschiren, von einer auf 12 000 Mann geshäßten arabischen Reiter- shaar angegriffen worden, habe den Angriff aber ab-

eshlagen. Das Gefecht habe drei Stunden gedauert; die

ranzosen hätten 1 Todten und 3 Verwundete gehabt, die Araber hätten 15 Mann an Todten verloren und eine beträchtliche Anzahl Verwundeter gehabt. Oberst Correard habe in einer Entfernung von 40 km vom General Sabattier eine mee günstige Stellung eingenommen und suche sih über die Stimmung der Einwohner von Hammamet zu verge:

wissern, wo es Beiee eit sehr leiht sein werde, Truppen zu e

landen. Der shaber eines in der Nähe befindlichen tunesishen Lagers habe sich mit Correard in Verbindung ge- seßt und denselben seiner besten Absichten versichert.

Nach eingegangenen Nachrichten aus Saida ist der Bau

vorgeschritten, und dürften die Arbeiten Anfangs Oktober be-

{reibt man von hier:

durch die griechischen Truppen ist gestern erfolgt. armee, welhe in fünf Kolonnen in der Stärke von 6 bis 10000 Mann eingetheilt ist, hatte die Ordre, gestern an vier versiedenen Orten zugleich über die Grenze zu gehen, was auch pünftlich um 5 Uhr Morgens ausgeführt wurde. die Türken das Fort von Derven-Fourka, worauf noch vor Sonnen- aufgang 120 Reiter und 425 Mann Infanterie der griechis{en Truppen une dem Klange der Nationalhymne avancirten und um 10 Uhr ein- rüdckten. gehörte, ist 10000 Mann stark unter Oberst Demitrakopoulo an zwei Punkten, in Derven-Fourka und Derven-Karia, über die gegangen, während die vierte Kolonne unter Oberst Karaïskakis über Moclouka und Jannißzou nach Kardißa und Phbanari vorging. Die Kommission war gegen 10 Uhr 1 woselbst der griechische Delegirte Kokides um 9 Uhr die öffentlichen Gebäude übernahm. Um 3 Uhr Nachmittags traf der rechte Flügel der ersten Kolonne und gegen Abend auch der linke Flügel in Domokos ein. l r Hauptmann Scinas von den Pionieren die Fortsetzung der Land- straße von Lamia nach Derven-Fourka und von diesem Pafse bis Domokos abgesteckt und den Bau allsogleih in Angriff nehmen lassen. Auch die Telegraphenleitung ist mit sämmtlichen beseßten Punkten heute {on hergestellt. Aus Domokos, so wie aus den übrigen unter den Jubelrufen der Bevölkerung beseßten Ortschaften langten Telegramme an den König und Kumunduros in Athen ein, während

der Eisenbahn nach Kreider bis auf 15 km von Kreider

campagne mehren fich die Verproviantirungszüge für Géryville und Mecheria.

Griechenland. Athen, 21. August. : Der „Pol. C.“

Hälfte der zweiten (thefsalisben) Zone Die Okkupations-

Die Belebung der ersten

Im ersten Morgengrauen räumten

Die erste Kolonne, zu welcher das vorgerückte Detachement

Grenze

Vormittags in Domokos eingelangt,

Gleich nach dem Einzuge der Armee daselbst hat

die zwar noch nit okfkupirten, aber von türkisben Truppen bereits geräumten Ortschaften gleichfalls auf telegraphishem Wege an die

griechische Regierung die dringende Bitte rihteten, man möge zu ihrer

sofortigen Beseßung sch{reiten, da sie sonst während des Inter- walles zwischen dem Abzuge der türkischen Truppen und dem Ein- treffen der griecischen Besaßung ganz der Willkür der zahlreichen Räuberbanden preisgegeben wären. Es ist in der That wahrhaft haarsträubend, was über das Räuberunwesen in den noch zu beseßenden

Ländereien und den angrenzenden Gebieten, die den Türken verbleiben

werden, berichtet wird. Der Räuberbanden, die mitunter 120 berit- tene, größtentheils mit Martinigewehren bewaffnete Mitglieder zählen und si zumeist aus türkischen Deserteuren und Marodeuren rekruti- ren, existiren im Epirus mehrere. In den leßten Tagen kamen über bundert Gefangennahmen von Personen vor, deren Freilassung erft gegen entsprebendes Lösegeld erfolgte. Das Kommando des 2. griebischen In- fanterie-Bataillons in Arta ist am 8. August benachrichtigt worden, daß etwa 30 Räuber mit 2 Geiseln auf einer Anhöhe im Walde auf ein Lösegeld harren. Eine Stunde darauf hatten 45 Mann Griechen die

Räuber erreicht, mehrere getödtet und nah Befreiung der Geiseln die

übrigen Räuber bis ins türkische Gebiet hinein verfolgt. Während der Gesundheitszustand der Armee ein ganz außerordentli befriedi- gender ift und einen Krankheitszustand von kaum 0,8% aufweist, grassirt bier seit etwa 14 Tagen eine immer intensiver werdende Typhusepidemie. Die Sterblichkeit in Athen beträgt bei 75 000 Ein- wohnern im Monat August gewöhnlich etwa 7 bis 8 Personen täg- O Gegenwärtig sterben etwa 10 oder 12, worunter 5 bis 7 an yphus.

Dänemark. Kopenhagen, 25. August. (Hamb. Corr.) Dem Landsthing lag heute das Budget zur dritten Be- rathung vor. Da Niemand das Wort verlangte, wurde zur Abstimmung geschritten und das Budget mit 39 gegen 1 Stimme in der Fassung, die es in zweiter Lesung erhalten, angenom- men. Das Budget geht nunmehr, da es vom Landsthing ab- geändert worden ist, an das Folkething zurück, das sich am Sonnabend vierter Lesung mit demselben beschästigen wird.

Amerika. Washington, 28. August. (W. T. B.) Offizielles Bulletin von früh 81/2 Uhr: Die im leßten Bulletin hervorgehobene Besserung im Befinden des Präsidenten Garfield hat die Nacht hindurch fortgedauert und ist seit Mitternaht noch entschiedener hervorgetreten. Der Puls is gradweise vermindert, der Magen behält die zu- geführte flüssige Nahrung, der Geist ist vollklommen frei. Puls- bewegung 100, Temperatur 99,04, Respiration 17. ;

29. August, srüh. (W. T. B.) Offizielles Bulletin von gestern Abend: Die Besserung im Besinden des Prä- sidenten Garfield hat angehalten. Der Patient hat fort- gefahren Nahrung zu sich zu nehmen und anscheinend die- selbe gut verdaut ; auch die eingeflößten Reizmittel hat der Magen zurückbehalten. Das Aussehen der Wunde is unver- ändert; die Pulsbewegung ist sichtlih stärker als gestern und beträgt gegenwärtig 110, Temperatur 90, Respiration 20,

29. August. (W. T. B.) Nach einem gestern von dem Staatssekretär Blaine versandten Telegramm ist man in Betreff des Präsidenten Garfield etwas hoffnungs- voller geworden. Der Puls is niedriger. Der Präsident hat etwas Milchzwieback verlangt und gegessen ; seit vielen Tagen die ersten festen Nahrungsmittel. Das einzige neuerdings her- vorgetretene weniger günstige Symptom ist eine geringe Er- höhung der Respiration. N

New-York, 29. August. (W. T. B.) An der süd- atlantishen Küste wüthete am Sonnabend und gestern ein heftiger Ostorkan, durh welchen großer Schaden an- gerihtet wurde. Die telegraphishe Verbindung mit Kuba ist unterbrochen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Kiel, Montag, 29. August. Das deutsche Uebungs- geshwader ist heute früh nah der Neustädter Bucht in See gegangen und wird Mitte nächsten Monats hierher zurück- kehren.

) Augsburg, Montag, 29. August. Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz begab Sich heute Vormittag 81/2 Uhr in einer Königlichen Equipage vom Hotel „Zu den drei Mohren“ nach dem Exrerzierplaß zur Jnspektion des hier garnisonirenden Kavallerie - Re- giments. Dieselbe dauerte bis 9 Uhr und {loß mit dem Vorbeimarsch des Regiments. Der Kronprinz fuhr sodann unter den lebhaften Hochrufen der Bevölkerung und den Klängen der Regimentsmusik mit dem in der Nähe des Exerzierplaßes bereitstehenden Extrazuge um 91/, Uhr in Begleitung des Kriegs-Ministers und der Generalität qur Jne spektion nah dem Lechfelde. für heute Abend is eine große Serenade der Augsburger Liedertafel in Verbindung mit sämmtlichen Bergen Sängergesellshaften und die fe liche Beleuchtung des Rathhauses und der sämmtlichen städtischen Gebäude in Aussicht genommen,

Statistische Nachrichten.

Der im Königlichen Justiz-Ministerium angefertigten „Statistik der preußishen Schwurgerichte und der von denselben er-

als Rasitage bestimmt. Abends am 17, begiebt sih der Kaiser nah Gödölls. au

endet werden, Mit Rücksicht auf die bev

ehende Herbst-

fannten Strafen und Freispre E für das Jahr 1880“ entnehmen wir folgende Angaben: Bei den 91 preußischen Schwurgerichten be-

trug im Jahre 1880 dic Zabl der Sißungéperioden 287

ck de ZungS ( - faßten [eßtere zusammen 2507 Sivungtiacs io daß fie e Zeit: aufwand von 6 Jahren 10 Monaten und 17 Tagen umfaßten. An den obigen Sißungêtagen wurde in 3625 Saten verbandelt und es erging davon in 3425 Sachen ein Urtbeil, i :

; in 200 S f fein Urtheil. In den Jahren 1876—1878 S Ua

Sißungsperioden bei den damaligen 111 Scwurgeri f 37

390 und 397, die Situngstage Tanf 3230, Dae v S0 E die damals verhandelten Sachen auf 5319, 5978 und 6251 Gegen die Iahre 1876 bis 1878 waren demna im letztverwicenen Jahre 723, 1017 und 1132 Sißungstage weniger erforderli, sowie 1694, 2353 und 2626 Sachen weniger zu verhandeln. Diese Differenz in dem Zeitmaß und in der Zahl der Saen bringt zur Veranschau- lichung, in welhem Umfange die Shwurgerite in dem ibnen vor- dem obgelegenen Arbeitépensum seit dem 1. Oktober 1879 entlastet sind. Im Durschnitte entfallen auf jedes S{wurgericht im Jahre 1880 3 Perioden, in früherer Zeit 3 bis 4. Die meisten Sitzungs- perioden weist das Scwurgerit des Landgeridts I. in Berlin. näm- lich 11, auf (in früheren Jahren 20 und 21); näcbstdem famen im Jahre 1880 die meisten Sißungsperioden vor: bei den Schwurgerich- ton in Beuthen 6, in Posen, Breslau und Tilsit je 5. Nur bei den beiden

Scwurgericten zu Limburg und Bonn reichte je eine Situngsperiode

aus. Jede Sißungsperiode hat im leßten Ja im Durcscbni

8 bis 9 Tage erfordert ; bei einzelnen S E e os mannigfahe Abweichungen vor. An jedem Sißungstage kamen dur- schnittlich 1 bis 2 Sachen mit 2 Angeklagten zur Verhandlung. Ein ähnliches Durbschnittspensum lag au in den früheren Fahren vor Von den vor den Scwurgerihten im Jahre 1880 verhandelten 3625 Untersucbungssachen kamen auf den Ober-Landesgerictsbezirk : Königsberg 398, Marienwerder 324, Berlin (Kammergericht) 395 Stettin 153, Posen 377, Breslau 651, Naumburg a. S. 253, Kiel 108, Gelle 244, Hamm 822, Caffel 88, Frankfurt a, M. 98, Cöln 24 Die Zahl der verhandelten, die Zuständigkeit der Schwur- gerichte begründenden Verbrechen, eins{licßlich des Versubs und der Theilnahme, beträgt im Jahre 1880 6712. Außerdem sind noch— in Folge des Zusammenhangs 625 Strafthaten, welche ih als Verbrechen carafterisiren, ferner 828 Strafthaten, welche unter den Begriff der Vergeben fallen, zur Verhandlung gelangt. Wegen der obigen 6712 Strafthaten war gegen 4942 Perfonen, wegen der nur in Folge Kon- nerität verhandelten Verbrechen, insoweit die Thäter nit unter die obige Zahl begriffen sind, gegen 53 und wegen der 828 Vergehen gegen 140 Personen Anklage erboben. Bebufs Beurtheilung dieser Zahlen darf nidt unerwähnt bleiben, daß die Zahl der Verbrecens- fälle mehrfach in der Weise eine Steigerung erfährt, daß Einzelne der Angeklagten eine ganz erbeblide Zabl von gewissen WVer- brehen verübt gehabt haben. Strafthaten dieser Art sind vorzugêweise die Verbreben im Amte, die Urkundenfäls{un- gen, die Meineidsverbrehen und die Verbrehen gegen die Sittlichkeit. So sind z. B. bei dem Schwurgeriht des Land- gerihts I. in Berlin 200 Fälle von Verbrechen im Amte in ciner Sache abgeurtheilt, in Neu-Ruppin in zwei Sacen gegen zwei Angeklagte 57 Fälle, in Torgau gegen einen Angeklagten 17 Fälle, in Brieg gegen zwei Angeklagte 40 Fälle. In einer bei dem zuerst genannten Schwurgericht verhandelten Sache wegen Meineids lagen 55 Fâlle gegen nur 4 Angeklagte vor. Zur richtigen Würdigung der Zahl der Strafthaten wird man demnach die leßteren nit für si allein, sondern in Verbindung mit der Zahl der Personen in Betracht zu ziehen haben. Nach Maßgake der Anklagen und Eröffnungs- besblüsse klassifizirt kamen zur Verhandlung wegen: Meineids und Verleitung dazu 1632 oder 24,3 9/6 aller, die Zuständigkeit des Schwurgerichts begründenden Strafthaten, Ortsverbrechen 1063 oder 15,8 %%, Verbrecben gegen die Sittlichkeit 881 oder 13,1%, vorsäßliher Brandstiftung 698 oder 10,4°9/-, Urkundenfälshung 419 oder 6,2°%/, Körperverleßzung 391 oder 5,89%, Raubes und Er- pressung 384 oder 5,7%/0, betrügerisben Bankerutts 243 oder 3,6%, Mordes (Versuchs und Theilnahme) 233 oder 3,5°%/, Kindesmordes 170 oder 2,5%, Landfriedensbrus 129 oder 1,9°/6, Münzverbrechen 119 oder 1,8%, Todts{lags 94 oder 1,4%. Es fam ein Ver- brechen im Ober-Landesgerichtsbezirke: Königsberg auf 2166 Ein- wohner, Posen auf 2566, Marienwerder auf 2610, des Kammer- gerihts Berlin auf 3603, Hamm auf 3935, Breslau auf 4023, Kiel auf 4573, Jena (preußische Gebietstheile) auf 5124, Naumburg a. S. auf 5443, Cassel auf 5766, Celle auf 5985, Frank- furt a. M. auf 6193, Stettin auf 6718, Cöln auf 6878, În der gesammten Monarchie kam auf 4060 Einwohner ein, die Zuständigkeit des Schwurgerichts begründendes Verbreben. Die Aussprücbe der Geschworenen lauteten in Bezug auf die 6712, die Zuständigkeit des Schwurgerichts begründenden Strafthaten zu 4475 auf „Sculdig“, zu 2207 auf „Nicbtsculdig“. Es kann nit befremden, wenn diese Ziffern mit der Zahl der Verbrechen nicht übereinstimmen, da Fälle vorkommen, wo ein Verbrechen von mebreren Angeklagten oder mebrere Verbrechen von einem Angeklagten begangen worden. Eben deshalb kann aber au die Zahl der Auësprücbe auf Nichtschuldig nit mit der Zahl der freige])probenen Angeklagten konform sein. Die Ge- \s{worenen baben în 1403 Fällen mildernde Umstände angenommen, in 1031 Fällen dergleiben abgelehnt. Jm Jahre 1880 sind 4 Fâlle vorgekommen, in welchen das Geriht einstimmig der Ansiht war, daß die Geschworenen sich in der Haupt- jade zum Nachtheile des Angeklagten geirrt haben, und wo dasselbe durd Beschluß die Sade zur neuen Verhandlung vor das Schwurgeriht der nächsten Sißungéperiode verwies. Die Gesammtzahl der eines \{wurgeri{tliben Verbrecbens ange- klagten Personen beträgt 4942. Hiervon sind 2654 der in dem Er- öffnungsbes{bluß bezeibneten That für \{Guldig erklärt, 550 einer an- deren Strafthat \{uldig erachtet und über 1472 ift das Nichtscbuldig ausgesprochen; 266 Angeklagte wurden nicht abgeurtelt. Von den zur Aburtheilung gelangten 4676 Angeklagten sind 3204 oder 68,5 “/9 verurtheilt, 1472 oder 31,5 °%/% freigesprohen. Das Verkhält- niß der Freigesprohenen zu den Verurtheilten ist bei den cin- zelnen Verbrechensarten ein sehr verschiedenes. Es kamen auf 100 abgeurtheilte Angeklagte : bei den Verbreben der Meuterei 7,7% Freigesprochene, des Mords 15,39%, Münzver- brechen, 16,8 9/%, dem Raub 18,1 9/6, Todtschlag 18,5 %/, den Amts- verbrehen 23,29%, dem Kindeësmord 25,3 “/, den Körperverletzungen 25,8 9/6, dem Widerstand gegen die Staatsgewalt 27,7 ‘%/6, den Ur- kundenfälschungen 27,8 9/6, dem Landfriedensbru 28,3 %, den Ver- brechen gegen die Sittlichkeit 30,6 9/6, den Meineidéverbrechen 40,1 %, dem betrüglidben Bankerutt 40,4 9/6, den vorsäßlicben Brandstiftungen 404 "/%, den Verbrechen der Abtreibung der Leibesfrucht 44,4 9/9, den Verbrechen des Betrugs 509%. Die vorstehenden Ermittelungen be- stätigen aufs Neue, daß verbältnißmäßig die zablreihsten Frei- sprecungen bei häufiger vorkommenden Verbrechen, besonders bei dem Meineide, Bankerutt und der Brandstiftung erfolgen. Die obigen Prozentzablen sind solbe, welche bei den eben gedahten Gattungen von Verbrechen wiederholt in früheren Jahren {on mehr oder weniger annähernd zu Tage traten. Die Verbältnißzablen zwischen den Freigesproenen und Verurtheilten in den einzelnen Ober-Lgndes- gerihtsbezirken nähern sich in-den meisten Bezirken der Verhältniß- zahl, welche aber für das Gebiet der ganzen Monarchie angegeben ift und 31,59% an Freigesprohenen und 68,5% an Verurtheilten beträgt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Märkische Provinzial-Museum hierselbst hat, laut dem kürzlih ausgegebenen Jahresbericht für 1880, troßdem die Thätigkeit der Anstalt zum großen Theil durch den flattgehabten

mzug nach dem Köllnishen Rathhause in Ansprub genommen wurde, auch im verflossenen Jahre mannigfaltige Vermehrung er- fabren. Jm Ganzen betrug der Zugang 2520 Nummern, welche den bisberigen Bestand von 35 582 Nummern auf 38 102 erhöhten. Den größten Zuwachs hatte die erste Sektion der kulturgeshictlihen Ab- theilung: Vorgesbichtliche Zeit, Inland, zu verzeichnen, nämli 1246 Nummern; dann folgen die Sektionen: Neuzeit, Inland, mit 449; Mittelalter, Inland, mit 186; Vorgeschichtliche Zeit, Ausland, mit 178; Bilder, Karten, Pläne mit 125 Nummern u. \. w. Verhältniß-

e

mäßig reich bedabt wurde auch die erste, naturgeschichtlihe Abthei- lung, deren 1. Sektion: Mineralogie, Paläontologie 2c. nunmehr bereits 1003, deren 3.: Zoologie, 108 Objekte aufweist, während die 2., botanische Sektion mit 7 Nummern dabinter erheblich zurückbleibt. Die zweite kulturges{ichtlibe Abtbeilung zählt in der 1. Sektion, Vorgeschichtliche Zeit, Inland, bereits 11206 Nummern ; die 2., Vorgeschichtliche Zeit, Ausland, 762 Nummern; die 3., Mittel- alter, Inland, 1811 Nummern; die 4., Mittelalter, Ausland, 7 Num- mern; die 5., Neuzeit, Inland, 6839 Nummern; die 6., Neuzeit, Ausland, 109 Nummern; die 7., Varia, 949 Nummern; die Sektion 8 a., Münzen, 3183 Nummern; die Sektion 8 b,, Medaillen, Siegel u. . w., 2811 Nummern; die 9. Sektion, Arcbitektoniscbes, 270 Num- mern; die 10., Bilder, Karten, Pläne, 1344 Nummern; die 11., Ur- kunden, Autographe, 576 Nummern; die 12., enthaltend die Bibliothek, 1117 Nummern; wozu endlich 6000 noch nit fatalogisirte Objekte kommen: Summa 38102 Nummern. Der bei Weitem größte Theil der neu hinzugekommenen Gegenstände sind Geschenke, jedo wurden 483 Nummern käuflih angeschafft und 2000 M. für diesen Zweck verwandt. Der im August v. F. bewerk- stelligte Umzug nach dem Köllnishen Rathhause und die Aufstellung in den neuen Räumen haben an Kosten 3032 Æ. erfordert, in welcher Summe die Beschaffung von Schränken 2c. einbegriffen ist. Die Wiederaufstellung ist nach einem binsictlih der geschi{tlichen Ab- tbeilung veränderten Eintheilungsplan erfolgt, welchem eine größere Berücksichtigung der Gleichartigkeit der beisammen aufgestellten Gegenstände zu Grunde liegt. Ueber diese Neu- ordnung ist gelegentli®b der Wiedereröffnung des Museums berihtet worden. Die vorgeshichtlibe Abtheilung konnte bereits Anfang August den Mitgliedern des hierselbst abgehaltenen Anthropologenkongresses in den neuen Räumen gezeigt werden, wäh- rend auf der aus Anlaß des leßteren veranstalteten Ausstellung das Museum nur mit solchen Gegenständen vertreten war, die sich auf Runenkunde bezogen. Um fo glänzender dagegen war die Anstalt auf der internationalen Fiscbereiauëstellung repräsentirt, wie seiner Zeit ausführlih gemeldet worden ist. Dem Museum wurde dafür die höchste Klasse der von der internationalen Jury bewilligten Auszeich- nungen, nämlich die goldene Preismedaille mit besonderem Ehrendiplom zu Theil. Endlich hat sich das Museum auc auf Ersuchen des be- züglichen Comités an der im Mai 1880 zu Prikwalk veranstalteten Aus- stellung von Alterthümern aus der Priegniß mit einer Auswahl von vorgescbichtliben Fundstücken und mittelalterliben, aus Kirchen der Priegnit herrührenden Alterthümern betheiligt. Wegen der Vor- arbeiten für die drei gedachten Ausstellungen, dann aber au wegen des Umzuges hat freilich, wie der Berit ausführt, die systematische Bearbeitung des vorhandenen reihen Materials für die einzelnen wissenschaftlichen Spezialzweige, für die Zwecke der Forshung und der eigenen Uebersicht im Museum in dem abgelaufenen Jahre nicht so erheblich gefördert werden können, wie man es wünschte. Jedoch ift der Anfang zu einer gründlichen und thunlichst vollständi- gen Publikation aller auf die Vorgeschichte Berlins und der Provinz Brandenburg bezüglichen Nachrichten dur die auf Kosten des Mu- seums publizirte, feiner Zeit besprochene Festschrift zum Anthropo- logen-Kongreß („Geschibtlibe Funde aus Berlin und Umgegend“) gemacht, welcbe alle bezüglichen bekannt gewordenen Nachrichten für Berlin und einen Bezirk der Umgegend in Form eines Rechtecks enthält, in dessen Mitte die Hauptstadt liegt und dessen ost-westlihe Seiten etwa 30, dessen nordsüdliche Seiten etwa 25 km messen. In die- sem Rechteck sind Theile der Kreise Niederbarnim, Teltow und Osft- havelland enthalten. Außerdem hat die Thätigkeit des Museums in denjenigen wissenschaftlichen Vereinen, welbe in ihren Zwecken dem Institut nahe stehen, niht geruht; namentli sind in den Sitzungen der Anthropologischen Gesellschaft und des Vereins für die Geschichte Berlins Vorlagen von Gegenständen aus dem Museum ge- macht und erläutert und Vorträge in einzelnen Bezirksvereinen unter Vorlage interessanter Alterthümer gehalten worden. Zur Ermittelung und Erwerbung von Alterthümern wird fortdauernd ein bedeutender Schriftwesel geführt, welber zuglei Gelegenheit bietet, durch Vertheilung des nun in der 5. Auflage erschienenen Ein- theilungsplans des Museums und anderer im Museum verfaßter be- lehrender Druckschriften die Kenntniß der gesammten Kulturgescichte unserer Heimath auch in den entlegenen Theilen der Pro- vinz zu verbreiten und das Interesse an der Erhaltung der Denkmäler und sonstigen Zeugen früherer Jahrhunderte anzuregen. Bei dieser Thätigkeit erfreut sich das Museum, wie bisher, der er- folgreichen Mitwirkung sachkundiger Personen in den verschiedenen Kreisen der Provinz, Durch die Pflege solcher Verbindungen wurde es mögli, manche Funde von Wichtigkeit für die Erfor- {ung unserer Vorzeit rechtzeitig den Sammlungen zu sichern und so vor Vernichtung oder Zersplitterung oder vor Verschleppung nach dem Auslande zu bewahren und der Heimathskunde dienstbar zu machen. An Sonn- und Festtagen fanden auch im verflossenen Jahre auf Kosten der Theilnehmer Exkursionen statt, welhe dem Museum manches werthvolle Material an Fundstücken und Fundprotokollen eingebracht haben. Im Laufe des Jahres 1880 wurden untersuct: die beidnishen Grabstätten von Neukammer bei Nauen, Rüdenitz bei Bernau, Burg im Kreise Cottbus, Maulbeerwalde im Kreise Ost- priegniß, Saarow im Kreise Beeskow, Speerenberg im Kreise Teltow, Hakenberg bei Linum und endli das Schlachtfeld von Fehrbellin. Der Etat des Museums für 1881/82 ist, nachdem die Ausgabe für Lokalmietbe darin nit mehr figurirt, auf 10 840 M reduzirt worden. Das Museum is Sonntags von 11 bis 2, Montags und Don- nerstags von 12 bis 2 Uhr geöffnet. Dem Jahresbericht ist ein N zie neuen Räumlichkeiten des Museums und seiner Eintheilung veigegeben.

Gewerbe und Handel.

Zufolge amtlicher Nachrichten aus Belgrad sind in Serbien mehrere Erkrankungen der Pferde und zwar an Schäbe, im Kragujewatzer, Belgrader, Krushewatzer und Rudniker Kreise, ferner an Rindern, Schafen und Schweinen Milzbrand im Rudniker, Krainer und Nischer Kreise vorgekommen. Alle sanitätspolizeilichen Maßregeln sind getroffen worden, um der Verbreitung dieser Seuchen vorzubeugen.

Dem Aufsibtêrath der Rheinisben Stahlwerke zu Meiderich wurde am 25. d. M. von der Direktion der Rechnungs- abs{luß für das mit dem 30. Juni cr. zu Ende gegangene Geschäfts- jahr vorgelegt. Der Reingewinn gestattet nah Vornahme der Ab- schreibungen die Vertheilung einer Dividende von 1299/9; es wurde besclofsen, der bevorstehenden Generalversammlung die Festseßung der Vividende în dieser Höhe vorzuschlagen.

Nürnberg, 27. August. (Hopfenmarktbericht von Leop. Held.) In Folge besserer Frage wurde die heutige Zufuhr von 50 Ballen Frühhopfen und die vielen gestern unverkauft gebliebenen gänzli geräumt, doch gingen die Preise troßdem bedeutend zurü. Man zahlte für Markthopfen je nach Qualität und Trockenheit 80—115, für Württemberger, Hallertauer und Badische 120—135 M

London, 27. August, (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion waren australische Wollen etwas {wächer ; keine Kapwollen angeboten.

Glasgow, 27. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 578 200 Tons gegen 464 800 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 119 gegen 32 im vorigen Jahre.

Berlin, 29, August 1881,

Unter der Ueberschrift: „Vorläufige Bemerkungen über das alte Römerkastrum zu Deutz“, bringt die „Elberfelder Ztg.“ einen Aufsay, dem wir Folgendes entnehmen :

Die Verlegung des Bergisch-Märkishen Bahnhofes von seiner jetzigen Stelle nah dem früberen Marienbildcben, am Ende der Deutz-

Côlner Schiffbrücke, verspricht große Erleichterungen und Annehmlich-

keiten für den Verkebr, aber aub die Wissenschaft geht bei dieser langersehnten Veränderung nit ganz leer aus. Man stieß nämli bei dem Planiren des früheren Gartens des Marienbildbens, beson- ders aber bei den Vorarbeiten für die Fundamentirung des eigent- liben Bahnkörpers an dem Rheine entlang auf die Mauern des alten römischen Kastrums, welchbes ebenso den Zweck hatte, für die Be- sißungen der Römer auf der rechten Rheinseite einen Stützpunkt zu bieten, wie es andererseits auch als Brücenkoyf für Cöln (Colonia Agrippinensis) diente. Da für die Zwecke des Bahnbaues es nöthig war, daß Ricbtung und Stärke der alten Mauerwerke genau festgestellt wurde, fo mußte ein großer Theil der Mauern, welcer na dem Rheine zu lag, blosgelegt werden. Bei dieser Gelegenbeit wur- den sehr interessante Entdeckungen und Funde gemacht.

_ Das Deußter Kastrum, dessen gebräuliher Name Duitia war, stammt vielleiht son aus der âlteren Kaiserzeit, sicerlich aber aus der Zeit des Kaisers Konstantin, welcher 337 n. Chr. gestorben ift. Auch wenn es {on früher existirt haben mag, so bat es sicherli erst seine volle Bedeutung gewonnen, als Konstantin durch die Er- rihtung einer steinernen Brücke beide Rheinufer mit einander ver- band, wodurch der Verkehr beider Rheinseiten einen großen Auf- s{chwung genommen haben muß. Den Zugang zu dieser wichtigen Brücke hatte das Deuter Castel zu vertheidigen. Die steinerne Brüke bat ihre Dienste geleistet, bis Erzbishof Bruno, der Bruder Kaiser Otto’s T., sie abbrechen ließ, vermuthlich weil sie fo shadhaft war, daß ibre Erneuerung große Kosten verursacht hätte.

_ Die Richtung der Brücke ging von der Mitte des Deuter Kastrums nördli von der jeßigen Scbiffbrücke etwa na der Mitte der alten Ubierstadt Cöln; die Lage ist dur alte Zeichnungen, sowie dur das Auffinden von drei Brückenpfeilern im Rheine im Jahre 1766 gesichert. Seit dem Abbrecen der Konstantinsbrücke bis zu der Errichtung der Cöln-Deuter Eisenbahnbrüke gab es keine ständige Verbindung mehr zwischen Cöln und seinem Brückenkopfe.

Die ersten genaueren Untersuchungen über das Deugter Kastrum sind vor wenigen Jahren angestellt, als die neuen Artilleriewerkstätten und das Direktionsgebäude derselben errihtet wurden, Das Resultat derselben hat Hr. Oberst Wolf im 68. Hefte der Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande bekannt gemacht. Die neuen Ausgrabungen haben in erfreulihster Weise die früheren Me- sultate ergänzt, bestätigt und in einzelnen Fällen berichtigt. Das Kastrum bildete nahezu ein Quadrat, dessen Seiten etwa 154 m be- tragen, und wurde außer von den nöthigen Gräben von einer starken Mauer ges{üßt, welche in ihren Fundamenten durch Bröelsteine mit Mörtelguß und in ihren oberen Partien aus Hausteinen gebildet wird. Beide Theile sind ungemein hart und stark, jo daß ihre Zertrümme- rung große Anstrengungen erheisht. Die Ausgleichung der nicht immer gleichen Hausteine wurde dur Ziegelplatten hergestellt. Die Mauer wurde noch verstärkt durch runde, sehr starke Thürme, welche in regelmäßigen Zwischenräumen angebracht waren und nach der Außenseite stärkere Wände haben als na innen zu. Ihre Höbe wird die der benachbarten Mauertheile wenigstens um zwei Stockwerke über- ragt haben. Solcher Thürme gab es zunächst einen auf jeder Ee, außerdem auf der Nord- und Südseite je drei. Da das Kastrum seine

Front dem Feinde entgegen, also nach Osten hatte, so lag in der Mitte dieser Front das Hauptthor (Porta Praetoria); dieses Hauptthor wurde links und rets durch je cinen länglihen Thurm vertheidigt, welcher vorn rund, hinten rechtwinkelig abs{loß. Die sonstige Mauerlänge rechts und links von dem Thore wurde außer dur die Eckthürme noch durch je einen Zwischenthurm ges{chüßt. Die Zahl der Thürme betrug also mit den zu beiden Seiten der Thore stchenden 18, Das Hauptthor mit seinen Thürmen war son von Vberst Wolf gefunden, jeßt ist nun das Thor der Westseite auf- gedeckt, die Porta Decumana, gerade da, wo die steinerne Brüdcke mündete. Dieses Thor, wie auch die übrigen Thurmanlagen ent- sprechen ziemli genau denen der Westseite.

_Als sicher ist anzunehmen, daß auch auf der Nord- und Südseite, entspreend den sonstigen Lagerbauten der Römer, noch je eine Aus- fallpforte eristirt hat, die Porta principalis dextra und P. pr. sinistra obwohl Spuren davon nit gefunden sind. Das Innere des Lagers war jedenfalls mit leihteren Gebäuden, wie Kasernen, Ställen u. f. w. angefüllt; die Kommandantur (praetorium) lag vermuthlich in der Richtung der Straße von dem Hauptthor der Ostseite na dem der Westseite und zu beiden Seiten derselben haben wir uns freiere Plätze für Versammlungs- uud Opferzwecke zu denken. Auf Mauern, welce zu den eben erwähnten Gebäuden gehörten, ist man an meh- reren Stellen gestoßen; eine weitere Verfolgung derselben war aus mehreren Gründen unmöglich, vermuthlih aber ergiebt die weitere Untersucbung wenigstens an einer Stelle noch genaueren Aufs{luß.

Unter den Gegenständen, welche gefunden sind, verdienen folgende Erwähnung: Zunächst eine Anzahl höchst interessanter Arcbitektur- stücke, Säulenschafte, Stücke von Thürpfosten mit Blätterver- zierung, Architravstücke mit Eierstäbchen u. \. w., ferner Steine mit Inschriften, darunter ciner ziemli vollständig :

J (ovi) 0 (ptmio) M (aximo) ET GENIO LOCI VAL (enti- nianus) VERVS (?) F (ilins) CO8 (Consul oder Consularis ?) PRO SE ET SVIS V (otum) S (olvit) L (ubens) M (erito). |

deutsh etwa: Dem Guten und Großen Jupiter und der Orts- gottheit brate Valentinianus Verus, der Sohn von ?, für si und die Seinigen willig und nah Gebühr dieses ‘Gelübde dar.

Ein anderes, leider nur kleineres Fragment lautet:

B, «e G s E VERVS E V ANO,

__ Von Skulpturen ist außer jenen Arcbitekturstücken ein Fragment einer auf einem Sessel fitzenden männlichen Figur aufgefunden. Der Oberkörper bis zu der Hüfte fehlt leider, aber er wird theilweise er- ganzt durch eine andere Figur, welche freilich unten mehr beschädigt ist aber doc deutlich genug erkennen läßt, daß beide dasselbe dar- stellen; dagegen ist bei dieser zweiten der Oberkörper erhalten, nur Kopf und Arme fehlen. Haltung, Gewand u. \. w. beweisen, daß wir es mit der geläufigen Darstellung des Jupiter zu thun haben, der auch in der vorhin erwähnten Inschrift genannt wurde. Endlich ist noch unter den Skulpturresten ein Stück eines Reliefs zu sehen, welcbes einen bekleideten Knaben darstellt, der neben ciner größeren Gestalt stand, von welcher nur die Schulter sichtbar ist.

Von anderen Gegenständen sind zu erwähnen ein vollständiger Mühlstein und Fragmente von anderen, Gefäßscherben von terra sigillata, cinige Theile s{ön irisirenden Glases, mehrere Fragmente von Eisen und das Hauptstück, eine Bronzegruppe, welche darstellt, wie der mit einer Keule bewaffnete Herkules cine Amazone an den Haaren vom Pferde reißt; Gegenstand sowohl, wie Darstellung sind für die Kunstgeschichte von dem größten Interesse und verdienen eine eingehendere Besprechung. Die Münzen, welde zum Vorschein ge- kommen sind, sind nicht sehr werthvoll, sie gehören der Zeit Kon- stantins, Constans' (f 350- n. Chr.), Valentinianus* (f 375) an.

Ziegelplatten von bemerkenswerther Größe und Stärke sind in Menge gefunden, aber bis jeßt noch keine mit Legionsstempeln, wäh- rend Oberst Wolf bei dem Bau der Artilleriewerkstatt mehrere fand.

Es bleibt noch übrig, zu erwähnen, daß aus dem Mittelalter ver- shiedenartige Gefäßscherben und Architekturtheile gefunden sind, und endlich, daß im Rheine ein überaus großer Backenzahn cines Mam- muth gewonnen wurde.

ein drittes

Paris, 28, August. (W. T. B.) In der vergangenenZNacht hat zwischen dem gestern Abend von Belfort abgegangenen Expreß- juge und einemsGüterzuge bei Jussey cin Zusammenstoß En, bei j welhem cine Person getödtet und vier verwundet wurden.

F774 Jn Folge des anhaltend ungünstigen Wetters hat das Sommer- nachtsfest der Florazu Charlottenbu rg nochmals verlegt werden müßfsen und zwar auf Mittwoch, den 31, August.

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