1881 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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umherlaufend“ auch * solche Hunde verstanden werden, welche sich in geschlossenen Räumen, wie Höfen, Gärten, Treppen und Korridoren befinden. Andernfalls müßte sogar das freie Umherlaufen von Hunden in bewohnten und zu- Sen Zimmern unter dieselbe Wirkung des Gesetzes allen.

Dem Reiche und seiner Gescßgebung kann sonach die Verantwortlichkeit für Anwendung derjenigen äußersten Strenge, welche durch das Reichsgescß unter Umständen ge- stattet ist, niht zugewiesen, und das Maß dieser Strenge, soweit es nicht sahlich nothwendig erscheint, kann erhobenen Klagen gegenüber nicht durch Bezugnahme auf den formalen Zwang des Reichsgeseßes gerechtfertigt werden. Ebensowenig vermag das Geseß einen Schuß da zu gewähren, wo die zu seiner Ausführung erlassenen Anordnungen sih mit dem Ge- sege selbst niht decken. Von diesem Gefichtspunkte aus ist die Annahme ausge\{hlo}sen, daß beim Erlasse der Ausführungs- vorschristen es die Absicht des Bundesrathes gewesen fei, die vom Geseße im öffentlihen Jnteresse gestatteten Eingriffe in Privatrechte zu erweitern.

In der Voraussezung, daß die 2c. Bundesregierungen si mit meiner vorstehend erörterten Auffassung in Ueberein- stimmung befinden, beehre ih mich, Hochdenselben die weitere Veranlassung mit dem Bemerken ganz ergebenst anheimzu- stellen, daß die dem Gesetze nicht entiprehende Praxis einzelner Polizeibehörden auf einer mißverständlihen Auslegung des 8, 20° Abs. 6 der Jnstruktion vom 12./24. Februar 1881 (Centralblatt S. 37) zu beruhen scheint. Ohne in dieser Be- ziehung Zweifel zu begen, beabsichtige ih doch dem Bundes- rathe nah seinem Wiederzusammentreten eine Vorlage zum pre der Verhütung analoger Mißverständnisse zugehen zu assen.

Hat eine Person einem Theile der gerihtliGen Haupt- verhandlung in einem Strafverfahren im Zuhörerraum beigewohnt, so hindert dies, nah einem Urtheil des R ei chs- gerichts, vom 13. Mai 1881, nicht, diese Person demnächst in derselben Sache noh als Zeugen zu vernehmen.

Das Hinausfsteigen an der äußeren Wand eines Ge- bäudes, ohne in dasselbe einzutreten, und da3 Hineinlangen in ein Fenster desselben, um zu stehlen, begründet, nah einem Urtheil des Reichsgerichts, vom 14. Mai 1881, keinen Diebstahl mittelst Einsteigens, und der Diebstahl ist somit nicht als s{chwerer Diebstahl zu bestrafen.

Der Gouverneur des Jnvalidenhauses, General der

Infanterie von Ollech, ist von Urlaub hier wieder ein- getroffen.

Der General - Lieutenant Wiebe, Jnspecteur der 1. Fuß-Artillerie-Jnspektion, hat eine Dienstreise behufs Jn- spizirung der unterstellten Truppentheile, sowie zum Manöver

des IX. Armee-Corps, wohin derselbe als Schiedsrichter kom- mandirt worden ist, angetreten.

S. M. Kbt. „Nautilus3“, 4 Geshüße, Kommdt. Korv. Kpt. Chüden, ist am 4. September cr. in Plymouth eingetroffen und beabsichtigte am 6. September cr. nah Kiel in See zu gehen.

S. M. S. „Luise“, 8 Geshüßze, Kommdt. Korv. Kpt. Stempel, ist am 24. August cr. auf Rhede Funchal (Madeira) zu Anker gegangen.

__ Sachsen. Dresden, 4. September. Der Landtag ist heute mit folgender Thronrede eröffnet worden :

Meine N Stände! Sie sind heute zusammen gekommen, um nach verfassungsmäßiger Ordnung die dem neunzebnten ordentlichen Landtage obliegenden Geschäfte zu erledigen, und Ich heiße Sie in Meiner Residenzstadt willkommen.

Ich habe Sie {on heute zusammen berufen, da Ih es Mir nicht versagen wollte, die fünfzigste Wicderkehr des Tages, an weldem die Verfassung unseres Landes verkündigt worden ist, in Ihrer Mitte zu begeben. Ein Tag so wichtiger Erinnerung darf nit mit Schweigen übergangen werden.

Gern gedenken wir Alle der Art, in welcher vor einem halben Jahrhunderte unsere Verfassung gegründet worden ist. Sie ist nicht mit einem gewaltsamen Abbruch der Vergangenheit entstanden, son- dern aus einer durdbaus maßvollen Entwickelung hervorgegangen. Hatte der Kurstaat Sachsen schon seit Jahrhunderten eine Vertretung in der Form des älteren deutsben Ständewesens besessen, und in treuem Zusammenwirken mit dieser ein geactetes Kulturleben er- rungen, 1o galt es vor fünfzig Jahren, unserem Staate eine neue Organisation zu geben, damit er befähigt würde, die größeren Auf- gaben des öffentlichen Lebens dieses Jahrbunderts zu erfüllen. Wir wissen, mit welcher Umsicht und Opferbercitshaft man damals ge- handelt, und in welchem Frieden \ich der Uebergang aus dem älteren in den neuen Verfassungsstaat vollzogen hat, und dankbar erinnern wir uns beute der Männer, deren patriotishem Wirken wir dieses entscheidende Ergebniß zuschreiben.

Steht man aber an dem halbhundertjährigen Abs{luß der Wirk- samkeit einer solhen Organisation, so fühlt man sih wohl aufgefor- dert, die Frage zu beantworten, was sie in cinem Zeitraume geleistet hat, in welbem es galt, Ansprüche des Volkslebens zu befriedigen, wie sie so umfassend in keiner früheren Zeitperiode aufgetreten sind. Denn wenn \ich unser früheres Staatsleben Jahrhunderte bindur auf wesentli unveränderten Bahnen bewegte, so gab es in dieser Periode kein Gebiet des öffentlichen Rechts, das nit cine planmäßige Erneuerung na den politishen Bedürfnisien der Zeit gefordert hätte.

In der That bedarf es nur eincs Blicks auf das, was in diesen fünfzig Jahren in Gesetzgebung und Verwaltung geschchen ist, um sib von der Fruchtbarkeit unseres neuen Verfassungslebens zu über- zeugen. Justiz und Verwaltung, Finanzverfafsung und Steuern, das Heerwesen, Kirde und Schule, das Ret der Gemeinden und des gewerblichen Lebens baben völlig neue Ordnungen erhalten, und oft ist es nit bei einer einmaligen Umgestaltung geblieben. So ist unter Mitwirkung der Stände der jetzigen Verfassung unser Staat ein völlig neuer geworden.

Wenn Ich bierauf hinweise, so thue Ic dics nit in dem Ge- danken, daß diese Ergebnisse unseres neuen Verfassungslebens überall als abgesc{lossen zu gelten hätten, Denn definitive Abs{lüsse lassen fih im Staate, zumal bei dem Charakter unseres modernen Staats- wesens, nur selten erreichen, da die Wecbselwirkung der Kräfte cines gesunden Volkélcbens von selbst zu weiteren Entwickelungen hinführt. Aber troy der rascheren Veränderung der politischen Bedürfnisse kann auch das moderne Staatsleben nit besteben ohne jene konstanten Kräfte, welde die Mannigfaltigkeit im Wesel regeln und be- berrsben; sie wurzeln in der unverbrüchlihen Treue und Liebe zum Vaterlande und in der s\elbstlosen Hingebung bei der Pflege seiner Interessen. Und wenn die Stände unserer Verfassung in diesem halben Jahrhunderte es verstanden baben, gleiczeitig als Vertreter der mannigfaltigen Interessen des Volks, wie als treue und zuverlässige Stützen bei der Erhaltung des Vaterlandes zu dienen, wenn ferner die auf dem Inhalte unserer Verfassung rubende balb- bundertjährige Arbeit zur Förderung der Gerechtigkeit, zur Hebung der Sittlichkeit des Volks und zur Entwickelung seiner geistigen und wirth- ichaftlichen Kräfte geführt hat, so darf man sagen, daß die vor fünfzig Jabren gegründete Verfassung die Erwartungen ihrer Einführung er- füllt und als ein Segen unseres Volks sich erwiesen hat. Es ist Mir ein landesväterlibes Bedürfniß, diese Anerkennung mit dankbarem Herzen heute öffentli auszusprechen.

Sowie aber in früberen Jahrbunderten unfer Staat \#H mit dem Gefammtleben des deutschen Volks verbunden gezeigt hat, was die von hier ausgegangenen Einwirkungen auf alle Gebiete des deut- sen Kulturlebens sattsam bezeugen, so will auch unser heutiger Staat feine Kraft und Gesundheit vor Allem in dem Gedanken er- balten, daß er damit sih als ein wirksames und dem Ganzen förder- liches Glied des Deutschen Reichs erweise.

So wollen wir uns denn heute dankbar daran erinnern, was unter Gottes gnädiger Führung unser Vaterland in diesen fünfzig Jahren mit seiner Verfassung erreicht bat, und zuglei getrost in die Zukunft mit der Hoffnung ausblicken, daß unser Volk, wenn aber- mals ein halbes Jahrhundert verflossen ist, mit denselben Empfin- dungen des Dankes und Vertrauens seiner Verfassung gedenken werde.

5s gereiht Mir zu großer Befriedigung, den gegenwärtigen Landtag, welchem Meine Regierung nur wenige Gesetzentwürfe vor- zulegen Veranlassung hat, mit der Erklärung eröffnen zu können, daß mit der allmählih fortschreitenden Hebung der wirthschaftlichen Ver- bâltnifse des Landes auch die Finanzlage des Staates eine erfreuliche Wendung zum Besseren genommen hat. Die im Steigen begriffenen Erträge der Betriebs8verwaltungen des Staates, insbesondere der Cisenbahnen, bei welchen die günstigen Wirkungen der Kon- solidirung des säcsischen Staatseisenbahnneßes und der angestrebten Betriebêvereinfahungen immer mehr zur Geltung gelangen, gestatten es, für die näbste Finanzperiode auf den größeren Theil der außer- ordentlichen Steuerzushläge zu verzichten. (Freudige Bewegung in der Versammlung.)

Mögen auc die Verhandlungen dieses Landtags vom besten Er- folge begleitet sein und zum Segen des Landes gereichen.

4. September, Abends. (W. T. B.) Anläßlich des fünfzigjährigen Konstitutions-JFubiläums prangt die Stadt troß ungünstigen Wetters im Flaggenshmucke. Vormittags fand in der evangelischen Hofkirhe feierlicher Gottesdienst statt, dem die Stände des Landes und die Staats- Minister anwohnten. Der Landtagseröffnung wohnten auch die Vertreter des diplomatischen Corps und die Generalität bei.

_— s. September. (W. T. B.) Der König nahm heute Mitiag eine aus Anlaß der Verfassungsfeier an ihn gerichtete Adresse der beiden Kammern entgegen. Am Nachmil- tag begaben sih die Königliche Familie und die Stände mittels Extrazuges resp. auf beflaggtem Separatdampfer nah Meißen zu einem großen Galadiner auf Schloß Albrechtsburg. Die Stadt Meißen selbst war reih mit Flaggen geshmüdt, die Straßen von einer dihten Menschenmenge belebt.

Württemberg. Stuttgart, 2. September. (St. A. f. W.) Heute sind die Hauptstraßen unserer Stadt zur Fejer des nat io- nalen Gedenktages beflaggtz; das Wetter ist trübe und regnerisch. Um 9/7 Uhr füllte sih die Stiftskirhe zum Fest- gottesdienst. Stistsprediger Dr. Burk hielt die Festpredigt, in welcher er an der Hand des Textes 5. Mos. 32, 39: „Sehet ihr nun, daß Jch es bin?“ der andähtigen Versammlung die wunderbaren Führungen des deutshen Volkes durch seinen Gott seit dem überrashenden Erfolge von Sedan vor Augen führte. Nach dem Festgottesdienst nahmen die Schulfeiern ihren Anfang.

3. September. Dem unerschöpflichen Regen, der gestern den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein andauerte, ist es nit gelungen, die Feier des Nationalfesies zu stören ; der Festsaal der Liederhalle hatte sich vollständig gefüllt. Auch die ¿5rauen und Mädchen Stuttgarts hatten sh durch das \hlechte Wetter niht abhalten lassen, in großer Anzahl das nationale Fest mitzufeiern

Baden. Mainau, 4=ckSeptember. (W. T. B.) Der

Großherzog hat sich nach'Lörrah zu den Manövern der 29. Division begeben.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. September, Der Fürst Milan und die Fürstin Natalie von Serbien sind gestern Nachmittag aus Fschl in Wien angekommen. Der Erzherzog Wilhelm ist heute Nachmittag von hier zu den Manövern nach Ungarn abgereist.

__— Aus Mezö-Kövesd, 2. September, berichtet die „Wien. Ztg.“: Dem festgestellten Programme gemäß haben die dortigen Manöver mit einem Kavallerie-Divisions-:Manöver heute begonnen, Während der Waffenübung, welche 21/3 Stunden dauerte, hatte \sih ein iritensiver Regen cin- gestellt, in Folge dessen der Kaiser, welcher die Uebungen bis zum Schlusse mit eingehender Aufmerksamkeit ver- folgte, ohne jede weitere Besprehung in Beglei- tung seines Gefolges in die Stadt zurückehrte. Das Programm for den Empfang Sr. Majestät in Misfkolcz ist in folgender Weise festgestellt: Der Kaiser, welcher am 9. d. M. in Miskolcz eintrifft, wird vom Finanz- Minister Grafen Szàpàry, ferner den Deputationen des Bor- soder Komitates und der Stadt Miskolcz feierlich begrüßt werden. Am Abend des gleichen Tages wird die Stadt zu Chren Sr. Majestät illuminirt, während am 10. d. M. ein Fadelzug veranstaltet wird. Am 11. d. M. Vormittags wird der Kaiser die verschiedenen Deputationen empfangen, worauf die Besichtigung der öffentlihen Anstalten folgt. Jn der Schießstätte, welhe Se. Majestät am selben Tage besuchen wird, findet ein Fest‘chießen statt. Abends ist {hließlih Gala- vorstellung im Nationaltheater.

__ Agram, 2. September. (W. Z.) Der Banus is von seiner Grenzbereisung hierher zurückgekehrt. Bei Kukujevac nächst Mitroviy wurden die Pferde des Banus s{heu. Der Wagen stürzte, der Banus wurde aus dem Wagen Srentert und erlitt an der rechten Seite eine Verlegung; doch wurde die Reise fortgeseßt. Der Vanus ist wohl noch leidend, be- findet sih jedo bereits in Rekonvalescenz.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Sep- tember. (W, T. L Bei der anderweitigen Wahl eines Abgeord.neten für das Unterhaus in North-Dur- ham wurde der Kandidat der Konservativen, Elliot, mit 5564 Stimmen gewählt. Der von den Liberalen aufgestellte Gegenkandidat, Laing, erhielt 4896 Stimmen.

Das anläßlich der Explosion auf dem Panzerschiffe „Doterel“ eingeseßte N ELOGPREELELE hat den Kapitän und die Offiziere freigesprohen und die Meinung ausgesprochen, as t STPLonoR durch Gas in den Kohlenbehältern ver- ursacht sei.

5. September. (W. T. B.) Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin hat mit Höchstihren Töchtern gestern Abend die Rückreise nah Deutschland an- getreten. Die im S rperey! reichJndien vorgenommene Volkszählung hat eine Bevölkerung von 252,541,210 Sece- len, mithin eine Zunahme der Bevölkerung um 12 708 565 Seelen seit dem Jahre 1871 ergeben. Die „Times“ meldet aus Quetta von gestern: Nach authentischen Berichten aus Kandahar hat Ejub Khan öffentlih verkündigt, daß er

die Absicht, den Emir zu bekämpfen, aufgebe, und zuglei dew heiligen Krieg gegen die Engländer proklamirt.

Limerick, 5. September. (W. T. B.) Gestern Abend fand hier ein ernster Zusammenstoß zwischen der Polizei und der Bevölkerung statt. Die Polizei war genöthigt, bei einem zwishen Bürgern und Soldaten entstan- denen Streite einen Soldaten in Shuß zu nehmen. Die Volksmenge griff die Polizei darauf mit Steinwürfen anz; die Polizeibeamten machten Gebrauch vom Feuergewehr und ver- wundeten 6 Personen, darunter zwei {wer.

Frankreih. Paris, 4. September. (W. T. B.) Gambetta hielt bei der Enthüllung der Statue Duponts de l’Eure zu Neubourg eine Rede, in welcher er an das Datum des 4. September erinnerte und sagte: Wenn Frank- rei fiel, so ges{hah dies, weil es der bürgerlihen Tugend ermangelte, um feine Geschike zu erfüllen. Frankreich muß dieselben nicht ferner in die Hände einer einzelnen Person, sondern in die Hände des Volkes und des allgemeinen Stimm- rechts legen.

Bei dem am Abend stattgehabten Banket erwiderte Gambetta auf einen auf ihn ausgebrahten Toast: Nah seiner Ansicht bedeute der Ausfall der Wahlen, daß die Re- publik, nachdem sie den ersten Theil ihrer Aufgabe gelöst, indem sie ihre Autorität im ganzen Lande zu einer unbe- strittenen gemacht habe, jeßt den DurWhschnitt der Reformen verwirklichen müsse, welche die öffentlihe Meinung verlange. Es sei eine reformirende, aber nicht eine nivellirende, utopishe Nepublik nothwendig. Die Frage des Listenskrutiniums dürfe nicht sofort wieder erneuert werden; die väterliche Gewalt, unter der man leve, werde sih dem Willen anschließen, den die Kammer aussprechen werde. „Jch hoff:, daß der Tag des 4. September, an welchem wir \. Z. die Ehre hatten, uns auf dem Posten der Gefahr zu finden, uns gestatten wird, die Vereinigung aller Franzosen unter der nämlichen Fahne zu feiern.“ (Lebhafter Beifall.)

5. September, früh. (W. T. B.) Von den gestern vorgenommenen 64 Stichwahlen zur Deputirten- kammer sind bis jeßt 34 bekannt. Von den Gewählten sind 32 Republikaner, 1 Bonapartist, 1 Monarchist; unter den 32 Republikanern befinden sich 15 Jntransigenten oder An- hänger der äußersten Linken; die Republikaner haben von den Bonapartisten und von den Royalisten je 3 Sitze ge- wonnen. Fn Paris wurden Fréderic Passy (gemäßigter Re- publikaner) gegenüber Godelle (Bonapartist) und ferner Nanc (Opportunist), Maret und Révillon (beide Jntransigenten), in Nantes wurde Laisant, in Marseille Peytral, in Besançon Beauquier, in Lyon Bonnet-Duverdier gewählt. Die drei Leßteren zählen zu den Fntransigenten. Jn Brest wurde der Polizei-Präfckt von Paris, Camescaf}se, gewählt.

Die „Agence Havas“ meldet aus Tunis, vom 3. September: Die Fnsurgenten begingen nah dem Nückzuge der Kolonne Corrèard nach Hammanlif große Erpressungen in Soliman, Grumbela und Turki, ungeachtet der in nächster Nähe lagernden tunesishen Truppen, welche keinen Versuch machten, dies zu verhindern, Die Jnsurgenten \{heinen si von da na Westen wenden zu wollen, um die französischen Truppen anzugreifen, die Zaghuan beseßt halten. Viele Ein- geborne verlassen Tunis mit Waffen und Munition. Die Beseßung von Tunis dur französishe Truppen wird daher zur Nothwendigkeit.

5-September. Nah dem nunmehr feststehenden Ne- sultate wurden bei den gestrigen Stihwahlen 56 Republi- kaner, 3 Royalisten und 5 Bonapartisten gewählt. Die Re- publikaner haben 10 Sitze gewonnen, und zwar 7 von den Bonapartisten und 3 von den Noyalisten ; 2 Siße gingen den Republikanern verloren. Die neue Kammer zählt, mit Aus- {luß der Deputirten der Kolonien, 459 Nepublikaner, 47 Bo- napartisten, 41 Monarchisten. Zum linken Centrum werden 39 Deputirte e f zur Linken 168, zur Union républicaine 206 und zur äußersten Linken 46.

Spanien. Madrid, 3. September. (W. T. B.) Bei den Senatorenwahlen sind 200 ministerielle, 18 konser-

vative, 15 demokratishe und unabhängige Kandidaten gewählt worden.

Italien. Rom, 5. September. (W. T. B.) Der König hat sich diese Naht zu den Manövern in Venetien begeben. Ein in Catania zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts abgehaltenes Meeting verlief in größter Ordnung.

Türkei. Konstantinopel, 3. September. (W. T. B.) Die Frage der Feststellung der südöstlihen Grenze Montenegros wird auf den durch den türkischen Gesandten in Cettinje der Pforte mitgetheilten Wunsch Montenegros wahrscheinlih zwishen der Türkei und Montenegro direkt ge- ordnet werden.

5. September. Der Delegirte der deutschen Be - sizer türkisher Schuldtitel is gestern hier eingetroffen ; die zweite Plenarsißung der Delegirten wird heute stattfinden.

Numänien. Bukarest, 4. September. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret, durh welches die belgish-rumänishe Konvention, betreffend die Ein- kassirung kaufmännisher Anweisungen und Fakturen und an- derer nicht protestirbaren, den Betrag von 1000 Frcs. nicht übersteigenden Handelswerthe genehmigt wird. Die Konven- tion tritt am 15. September in Krast.

Serbien. Belgrad, 3. September. (W. T. B.) Wegen der an der serbish-albanesishen Grenze aus- gebrohenen Rinderpest ist von der serbishen Regierung ein Militärcordon errichtet und zugleih die Türkei um Anordnung umfassender Maßregeln zur Unterdrückung der Seuche ersucht worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 4. Sep- tember. (W. T. B.) Anläßlih des sünszigiähr! en JZubi- läâums des Großfürsten Konstantin Niko ajewitsch als General-Admiral veröffentlicht der „Regierungsbote“ heute ein Reskript des Kaisers an den Großfürsten, in welhem demselben unter Anerkennung seiner Verdienste um die Flotte die mit Diamanten beseßten Porträts des Kaisers Nikolaus und des Kaisers Alexander 11. verliehen werden.

Der General-Jnspekteur der Armee, Großsürst Nicolai, ist zur Abhaltung von Truppenrevuen nah dem Jnnern des Reiches abgereist. Dem Vernehmen nah is der Chef der Kontrole im Ministerium des Kaiserlihen Hauses und Dis- rektor der Kaiserlihen Theater, Baron Küster, um seine

Entlassung eingekommen.

Amerika. Washington, 4. September. (W. T. B.) Dem Bulletin von heute früh 81/2 Uhr zufolge hatte Präsi- dent Garfield gestern Abend spät und dann eine Stunde nach Mitternaht Erbrechen, hat aber troßdem den größten Theil der Nacht gut geschlafen. Heute Morgen hat der Prä- fident Nahrung zu sich genommen und dieselbe bei fih be- halten, ohne Uebelkeit zu empfinden. Der Puls isst etwas schneller, der Zustand im Uebrigen ungefähr wie gestern

“Morgen.

Für Montag srüh wird ein Extrazug bereit gehalten, der den Präsidenten Garfield von hier nach Longbranch führen soll. Der Präsident hat si gestern Abend bedeutend wohler gefühlt. Der Gouverneur von Pennfyl- vanien fordert in einer Proklamation die Bevölkerung auf, sich am 6. September in den Gotteshäusern zu ver- sammeln, um für die Herstellung des Präsidenten zu beten und spriht die Hoffnung aus, daß die Gouverneure der anderen Staaten diesem Beispiele folgen werden.

4. September. (W. T. B.) Nah dem am Abend ausgegebenen offiziellen Bulletin hat der Präsident Garfield einen ziemlich guten. Tag gehabt und Nahrung zu sich ge- nommen, ohne daß das Erbrehen wiederkehrte. -

Allgemein ist man der Ansicht, daß die Uebersiedelung Garfields nah Longbranh s{lehterdings nothwendig ist, weil derselbe sonst dem um diese Jahreszeit hier herrshenden Fieber- flima erliegen würde. ,

New-York, 3. Septemker. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, daß der amerikanishe General Carr mit 7 Offi- zieren und 110 Soldaten von dem Stamme der Ap achen an- gehörigen Jndianern aus Neu-Mexiko überfallen und nieder- gemegtelt worden sei. /

3. September, Abends. (W. T. B.) Verschiedene hier eingegangene Meldungen bestätigen die Nachricht von der Niedermeßelung des Generals Carr und seiner Eskorte. Nach einer Meldung sollen nur 64 Personen dabei umgekommen sein. Der Kommandant von Arizona hat um Verstärkungen gebeten ; man glaubt indeß, daß der Aufstand kein allgemei- ner sei. | /

s 4. September. (W. T. B.) Bei der Nieder- meßtzelung der Carrschen Brigade sollen 2 Kavallerie- Compagnien vernichtet sein. Es gehen Truppen nah Arizona ab.

Nr. 43 des Amtsblatts des Reicbs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 31, August 1881. Unzu- lässigkeit der Mittheilung der Adressen von Handelsfirmen 2c. Seitens der Postanstalten an Privatpersonen; vom 25. August 1881: Er- öffnung der Eisenbahnstrecke Blumberg-Staßfurt.

Nr. 22 des Eisenbahn-Verordnungs-Blatts, heraus- gegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Allerhöchste Konzessionsurkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn 1) von Rybnik nach Loslau, 2) von Snowraclaw nah Montwy, 3) von Strehlen nach Nimptsch durch die Oberschlesische Eisenbahn-Gesellschaft. Vom 15. August 188, Allerhöchster Erlaß, betr. anderweite Verwendung eines Theiles der durch die Priviegien a. vom 28. März 1870, h. vom 4. November 1872, c. vom 9. April 1873, d. vom 9. Juni 1879, e. vom 5s. Ja- nuar 1880 genehmigten Prioritätsanleihen der Oberschlesischen Eisen- bahn-Gesellschaft. Vom 15. August 1881. Allerhöcbste Kon- zessions-Urkunde, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Osterwieck nah Wasserleben durch die Stadtgemeinde Osterwieck. Vom 17. August 1881. Erlaß des Ministers der öffent- lihen Arbeiten: Vom 19. August 1881 betreffend Vermeidung von Zugverspätungen und Nachbringen verspäteter Anschlußzüge. Vom 21. August 1881, betr. Abänderung des Reglements über die Prüfung der nicht im Stations-, Erpeditions- oder Bureaudienst be- scäftigten mittleren und niederen Staats-Cisenbahnbeamten. Vom 95. August 1881, betr. Anwendung der Vollzugsbestimmungen zum Eisenbahn-Postgeseß vom 20. Dezember 1875. Vom 26. August 1881, betr. Ausführungsbestimmungen zu dem Regulativ über die Dienstwohnungen der Staatsbeamten vom 26. Juli 1880. Vom 96. August 1881, betr. Beitritt der Braunscweigischen Eisenbahn zu dem Uebereinkommen über die Behandlung der Reklamationen aus dem Personen-, Gepäck- und Güterverkehr 2c. Vom 26. August 1881, betr. Gewährung von Funktionszulagen an Babnwärter bei Dienstverrihtungen auf Nachbarstrecken. Vom 27. August 1881, betr. Vollstreckung der Defektenbes{lü}sse. Nachrichten.

Nr. 23 des Centralblatts der Bauverwaltung, her- ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Meldung der Kandidaten des Bau- oder Ma- \cbinenfachs zur ersten Staatëeprüfung. Personalnahrihten. Nichtamtliches: Die Regulirung der Weser zwischen Münden und Karlshafen. Der Brandleite-Tunnel in der Eisenbahnlinie Erfurt- Grimmenthal-Ritschenhausen (Schluß). Der Verband deutscer Arcbitekten- und Ingenieur-Vereine. Von der internationalen Elef- trizitäts-Ausstellung in Paris 1881. Vermischtes: Geheimer Re- gierungs-Rath Möller f. Akademie des Bauwesens in Berlin. Berliner Stadtbahn. Das neue Gymnasium in Moabit bei Ber- lin. Der Löwenbrunnen in Cassel. Normalprofile für Walz- eisen. Die Erfahrungen in Betreff des verzinkten Eisens für Bau- zwecke. Behandlung technischer Fragen in der Tagespresse. All- gemeine deutsche Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin 1882, E : _

Nr. 16 des Archivs. für Post und Telegraphie, Beibeft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs-Postamts, hat folgenden Inhalt: Afktenstücke und Auf- säße: Reue Scenkungen für die chinesishe Abtheilung des Post- museums (mit Abbildungen). Statistik des Weltpostvereins für das Jahr 1879. Neuer Schreibapparat für lange unterseeische Lelegraphenleitungen. Eigenhändige Randverfügungen preußischer Regenten in Postangelegenheiten. Kleine Mittheilungen: Cisen- bahnstatistik. Expreß-Dampferlinie zwischen Milford-Haven und New-York. Tunnel zwishen England und Frankreich. Das Fliegen, fünstlich und natürlich. Eine Eisenbahn über den Brünig- vaß. Literatur des Verkehrswesens: Ein Vorschlag zur praktischen Einrichtung der Postsparkassen in Oesterrei. Von Camilv Hell. Wien. Im Selbstverlage des Verfassers. 40 Seiten 8%, Zeit- \hriften-Ucberschau.

Statistische Nachrichten.

Die Zahl der Dampffkesselexplosionen im Deut- \chen Reiche hat, troy der vorauszuseßenden Steigerung in der Ver- wendung der Dampfkraft, während des Jahres 1880 nicht zugenom- men, die Zahl der dur die Explosionsfälle verunglüdckten Personen ist sogar gegen die Vorjahre nit unerhebli zurückgegangen. _Im Jabre 1877 fanden 20, in den Jahren 1878 bis 1880 dagegen über- cinstimmend je 18 Erxplosionen statt ; die Zabl der getödteten oder verletzten Personen betrug 1877 58, 1878 32, 1879 78, 1880 dagegen nur 29, avon wurden leider 10 sofort getödtet oder verstarben in 48 Stunden, 5 wurden {wer und 14 leiht verwundet. In dem Julibeft der vom Kaiserlichen Statistishen Amt herausgegebenen Monatshefte zur Statistik des Deutshen Reichs ist {on der 4, Jahresbericht über diese Unfälle veröffentliht, Die Nach-

weisungen enthalten für jeden einzelnen Fall auf Grund genauer tech- nischer Feststellungen eine detaillirte, mit den nöthigen Zeichnungen

und Maßen erläuterte Beschreibung des Kessels und eine Darlegung der Umstände und der muthmaßliden Ursacen der Explosion. Diese Berichte, die in ihrer Jahresfolge ein werthvolles Material für die Dampfkesseltehnik bilden, sind in Separatabdrüdcken verkäuflich.

(Cöln. Ztg.) Im Bezirk Mailand hat die Ernte von den Seidenwürmern im leßten Jahre 2785 242 kg, also mehr als das Doppelte im Jahre 1879, betragen. Im Ganzen sind wäh- rend des Jahres 1880 in Jtalien über 36 157 487 kg Seidencocons eingeheimst worden, ebenfalls mehr als das Dovpelte im Jahre 1879, was einen Werth von etwa 129 Millionen Franken darstellt. Die Vermehrung in der Zucht von jungen Rassen betrug im Bezirk Mai- land allein 93 573 kg, und so war diese Vermehrung durch das ganze Seidenzucht treibende Italien in ähnlichem Verhältniß zu bemerken. Auch im südlichen Frankreich ftieg im leßten Jahre die Ernte auf 6 600 000 kg.

Kunst, Wisserschaft und Literatur.

Unser Jahrhrhundert. Ein Gesammtbild der wichtigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der Geschichte, Kunst, Wissenschaft und Industrie der Neuzeit. Von Otto von Leirner. Mit zahlreichen Illustrationen. Verlag von J. Engelhorn, Stuttgart. Lieferungen 27 u. 28. (Preis 50 4.) Mit der 27. Lieferung gelangt der 1. Band dieses reich illustrirten Werkes zum Abschluß. In der 28, beginnt sodann das 3. Buch, in welchem die nächsten Folgen der Juli-Revo- lution in Deutschland und Oesterreich bis 1849, sowie die Ereignisse in England und im Orient in den Jahren 1830—40 behandelt werden. Die leßte Lieferung erregt dur die Porträts der englischen Staats- männer jener Zeit (nach alten Originalen getreu reproduzirt) ein ber- vorraagendes Interrefsse. : E

Im Verlage von F. A. Brockhaus in Libhzig ist soeben er- schienen: Orchomenos, Bericht über meine Ausgrabungen im böo- tisben Orchomenos, von Dr. Heinr. Schliemann, mit 9 Abbil- dungen.

e Große theoretisch-praktische Violinschule von Edmund Singer und Max Seifriz. Stuttgart, Verlag von F. G. Cotta. Obwohl es an guten instruktiven Werken für die Geige nit mangelt, schien bisher doch immer eines zu fehlen, das in streng methodischer Folge die verschiedenen Disziplinen zusammenfaßt, eine aus der anderen si entwickteln läßt, in die Uebungen der linken Hand und des rechten Armes zweckmäßige Abwechselung bringt und dem Lehrer und Schüler das eins{lägige Material in genügender Fülle an die Hand giebt. Diesem Mangel“ abzuhelfen, {eint das obige Werk, dessen erster Band uns vorliegt, vor allen an- deren geeignet zu sein. Die Autoren, denen durch ihre amtliche Stellung als Professor am Konservatorium für Musik bezw. Concert- meister und Hof-Kapellmeister, eine langjährige Erfahrung zur Seite steht, sind von dem Grundsaß ausgegangen, nicht nur die Technik des Instrumentes in eingehender Weise zu pflegen, sondern von den ersten Anfängen des Unterrichts an au die musikalischen Anlagen des Schülers nicht außer Acht zu lassen und fördernd und be- lebend auf sie einzuwirken. Die Methode hat die Aufgabe, dem Schüler, troy aller Schwierigkeiten, welche sich ihm namentlich im Anfang entgegenthürmen, immer die Freude an seiner Kunst zu er- halten. Wie nun jeder erfahrene Lehrer 0 ist der Anfangs- unterriht in allen Fächern von der größten Bedeutung. Er ist beim Studium der Geige in besonderem Grade \{wierig: ist hier etwas Wesentliches verabsäumt worden, fo läßt es sich später kaum wieder gut machen. Als einen Hauptfehler sehen die Herausgeber den Umstand an, daß von der ersten Lage gewöhnli viel zu bald in die anderen Polen übergegangen wird, ebe der Schüler in jener vollständig heimisch geworden ist. Die hieraus erwabsenden Nach- theile sind mannigfach und äußern ihre verderbliche Wirkung nicht nur auf die linke Hand und die reine Intonuation, sondern auch auf den rechten Arm. Der uns vorliegende erste Band ift daher nur für die erste Lage bestimmt, und ihm sind alle Materien der verschiedenen Zweige des Violinspiels zu Grunde gelegt. 4

Die Nr. 36 des „Deutschen Familienblatts* (Ver- lag von J. H. Schorer in Berlin, pro Quartal 1,60 #4) enbâlt: Violante, Erzählung von A. J. Mordtmann Boi —— J. Lister und die neue Wundbehandlung, von R. Koch in Berlin, Die tro- pishen Stürme, von Herm. J. Klein. Zur Frauenfrage, von S zereytag 11I. Plauderecke: Ein Stündchen beim Antiquar. Reisende Amerikaner. Bildnisse unseres Dichterfürsten. (Mit Abb) 2c. Holzschnitte: Des Prinzen erster Ritt, von Friß Neuhaus. Salta- rella, von J. Selles.

Land- und Forstwirthschaft.

Dem von dem ungarishen Amtsblatt „Budapesti Közlöny" ver- öffentlichten Berichte für die Zeit vom 1. bis 23. August d. J. über die Ernte in Ungarn entnehmen wir folgende Angaben: Die Cerealienernte, wele zur Zeit der Berichterstattung fast durchgehends beendigt war, ist bei Weizen, Roggen, Gerste und größtentheils auch bei Hafer „gut mittel“ ausgefallen ; nur in einigen Bezirken wurden die Erwartungen um einGeringes übertroffen und in noch wenigeren nit zur Hälfte realisirt. Dagegen haben die Hackfrüchte, welche ursprünglich einen \chöônen Ertrag erwarten ließen, mit geringen Ausnahmen durch die andauernde Hitze und Trockenheit derart gelitten, daß die Ernte der- selben in vielen Gegenden schon als vernichtet, in anderen wenigstens als nicht den Hoffnungen entsprechend betrachtet wird. Nur in ganz wenigen Bezirken einzelner Komitate hgt der in leßter Zeit eingetretene Regen den Hackfrüchten wieder aufge- holfen. Die Weiden sind allenthalben derart vertrocknet , daß die Thiere auf Handfutter angewiesen sind. Wiesen sind in manchen Gegenden in Folge der Witterungsverhältnisse {lecht und obne Er- trag geblieben; im Allgemeinen aber ist die Heu- und Grummeternte „schwach mittel“. Wein und Obst ist viel vorhanden, doch hat auc diesen der Mangel an Regen und die Dürre insofern geschadet, daß die Trauben in der Entwicklung gelten haben, viel Obst in un- reifem Zustande abfällt. MEPGIR wird aber noch auf einen ziem- lih guten Mittelertrag gerechbnet. ,

Mainz, 31. August. Die „Wein-Halle*“ schreibt: Auch der August liegt nunmehr hinter uns, aber er hat seine Schuldigkeit in den Weinbergen nit gethan. Die Rebe bedarf in diesem Monate einer trockenen, warmen Witterung, jedo daran hat es fast ganz gefehlt. Mit Ausnahme von nur einigen Tagen ist es seit etwa drei Wochen kühl und feucht gewesen; ja, wir haben {on recht herbstlibe Tage und Nächte gehabt, _in_ welch letzteren die Temperatur bis zu + 5 Grad R.-fank. Die Trauben haben deêwegen im Reifen nur \{lechte Fortschritte gemacht, und da nach manchen Anzeichen zu \{ließen, in dielem Jahre cin früher Herbst in Aussicht steht, so gewinnen die Befürchtungen, daß der 1881er gar nit mehr Zeit genug finden wird, zu einer ausgezeichneten Qualität, welde man vor etlichen Wochen noch erhoffen durfte, aus- zureifen, leider an Boden. Der Quantität hat die ungünstige Witterung noch keinen Eintrag gethan, aber wenn die Nâäßse noch fängere Zeit andauern sollte, dann würde den Trauben die Gefahr der Sauerfäule —. auch Rohfäule genannt drohen, und dann würde es sicher auch Ausfall in der Quantität geben.

Gewerbe und Handel,

Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Aeltesten - Kollegiums

der Berliner Kaufmannschaft traten am 3. d. M. die Delegirten einer großen Anzahl deutsher Handelskammern und kaufmännischer Korporationen zu einer Berathung über all- gemeine Normen für Ausführung des Geseyes wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben zusammen. Vertreten waren u. A. Hamburg, Breslau, Magdeburg, Leipzig, Dresden, Frankfurt, Mann- beim. Die Grundlage der Berathung bildeten, wie wir der „B. Börs.-Ztg.“ entnehmen, die rp el nare vas Aeltesten-Kolle- ¡i iesigen Kaufmannschaft ausgearbeitet- hat. E Aufsichtsrath der Märkischen Maschinenbau- Anstalt zu Wetter a. d. Ruhr hat beschlossen, für das abgelau- fene Geschäftsjahr 1880/81 eine Dividende von 3% zur Vertheilung zu bringen und 108 000 f zu Abschreibungen zu verbuchen.

Na dem Jahresberi{t der Dynamit-Aktien-Gesell- \chaft, vormals Alfred Nobel u. Co. in Hamburg, betrug der Reingewinn der Gesellshaft im verfloîenen Geschäftsjahr 486 166 MÆ.; hiervon gehen statutengemäß 3%/ für die Reserve und 5 9/9 des Kapitals als erste Dividende ab; von den verbleibenden 296 581 M fallen 4% als Tantième an den Aufsichtsrath. Von dem Rest von 284718 M sollen 7% als Superdividende und 39718 M. als Exrtrareserve verwendet werden.

London, 3. September. (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion waren die Preise bei guter Kauflust unverändert.

Gla8gow, 3. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 580 900 Tons gegen 467 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 118 gegen 32 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

Am 1. September ershien zum Berliner A.B. E.- Coursbuche cin Nachtrag, welcher für Berlin wihtige Aenderun- gen der Abfahrtszeiten, neu eröffnete Eisenbahnstationen, Dampfsciffabrten nach den Nordseebädern 2c. enthält und den Be- sißern der Sommeraus3gabe des „A. B. C.“ von der Verlag8hand- lung (Hugo Steinitz, Centralbucbhandlung) gratis verabfolgt wird.

Wien, 3. September. (W. T. B.) Der gestern Abend von Pest nah Wien abgelassene Personenzug stieß bei Szobb auf den vorausfahren- den Güterzug auf. Die Maschine des Personenzuges und einige Lastwagen wurden beschädigt und entgleisten. Der Lokomotivführer und der Zugführer des Personenzuges sind {wer verleßt, einige Reisende erlitten leihte Verleßungen. n :

Züri, 4. September. (N. Zür. Ztg.) Die internationale Delegirtenkommission hat auf ihrer Inspektionsreise von Flüelen aus auf dekorirtem Materialwagen am 2. September zum ersten Male den Scienenweg des Gotthards befahren. Die Lokomotive trug die Fahnen der drei fubventionirenden Staaten, der Schweiz, Italiens und Deutschlands. Der Materialwagen war bequem mit Siten ein- gerihtet und reichlich mit Kränzen, in denen die Wappen sämmt- licher Kantone angebracht waren, ges{mückt. Längs der Linie waren noch weitere Dekorationen angebracht. Wie die „Urner-Ztg.“ ver- nimmt, wird von dem Vorhaben, mit Anfang oder Mitte Oftober die Post regelmäßig durch den großen Tunnel zu befördern, abstrahirt und dafür der 1. Januar oder frühestens der Dezember in Aussicht aenommen. Für den Oktober sind einzelne Arbeiten noch zu sehr im Rückstande und von den definitiven Betriebsschienen ist im Tunnel selbst noch keine Spanne gelegt.

Berlin, 5. September 1881.

Straßburg i. E., 4. September. (W. T. B.) Der Rheim ist bei Kehl fortwährend im Steigen und hatte heute Abend 8 Uhr beinahe den Wasserstand vom Juni 1876 erreiht. Die Straße von hier nah Kehl is stellenweise vom Wasser überspült. Der Illfluß, welcher die Rheinebene im Elsaß dur{fließt, ift vom hohen Waßterstand des Rheines vollständig unberührt geblieben.

5. September, Morgens. (W. T. B.) Der Rhein ist seit beute früh 4 Uhr langsam im Fallen; der Wafserstand war nur 10 cm unter dem böch{sten Wafsserstande dieses Jahrhunderts, den dasselbe am 15. Juni 1876 eingenommen hatte, zurückgeblieben. Der Illfluß ist von der Hochfluth des Rheines ganz unberührt geblieben.

London, 3. September. (W. T. B.) Die „Union Steam- \hip Company“ zeigt an, daß die für Knysna bestimmten 44 Passa- giere des gescheiterten Dampfers „Teuton“ nicht, wie angenommen wurde, vor dem Schiffbruch in Kapstadt gelandet worden, sich daher beim Untergange auf demselben befunden bâtten. Drei derselben, William Barrett, Joseph Allen und ein Mädchen, Namens Jizzie Roß, seien gerettet worden.

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Allgemeine Literarische Correspondenz Nr. 96. Jn- balt: Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. Festprogramm zum Scriftstellertage in Wien am 18., 19., 20., 21., 22,, 23. und 24.

September 1881, Die Entstehung der griebisben Tragödie. Von Ludwig Nohl. Agnes von Lilien. Ein Roman von Scillers Schwägerin Karoline von Wolzogen. Kritishe Umschau: Pulszky,

Meine Zeit, mein Leben, bespr. von M. Benfey; Honegger, rusfifce Literatur und Kultur, bespr von Mar Vogler; Gottschall, Vie deutsche Nationalliteratur des 19. Jahrhunderts, bespr. von Otto Weddigen; Friedmann, Don Juans letztes Abenteuer, bespr. von E Kalau vom Hofe. Zeitgeschichtlide Mittheilungen. Allgemeiner Deutscher Schriftstellerverband. Neuigkeiten vom Büchermarkt. 9nzeta

E und Gewerbe-Zeitung, Verlag von Bruer & Co., Berlin 8. Nr. 36. Inhalt: Das Handeléregister. Aus dem Geschäftsleben. (Der Bürge für eine Wecbselshuld. Fälligkeit von gekündigten Forderungen. Konventionalstrafe. Ein stetiger Streitpunkt zwisden Agenten und Fabrikanten. Grundlose Dienst- entlassung. Die Thätigkeit der Scbiedsmänner. Crlöscen der Policen- ansprüche. Rechtéhängigkeit. Gerichtsvollzieher-Aufktionen. Vertrag in kaufmännischen Sinne. Zwangsvollstreckungen.) Beachtenswerthe Notizen. (Ueber die Verwendung der Wech)elstempelmarken. Die Postsvarkassen in England. Neue Zollerhöhungen in Rußland. Schriftvervielfältigung. Ausgabe von Reisegeväck. Bevollmächtigte

in Civilprozessen.) Briefkasten. Register der neu eingetragenen Firmen mit Angabe der Geschäftsbranhen. Konkurseröffnungen. Patentanmeldungen. Submissionen.

Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung. Begründek von A. Türrscbmiedt. Nedigirt von Fricdr. Hoffmann. Organ des Ziegler- und Kalkbrenner-Vereins. Berlin. X11. Jahrgang. Nr. 36.

nhalt: Baugewerblicbe Auéstellung zu Braunschweig. Ueber Brennstoffersparniß beim Ringofenbetrieb. Franz zur Neddens selbstthätiger Riemenverbinder. Patentberit. Cin- und Aus- fuhr von Cement und einigen Thonwaaren im deutscen Zollgebiet. Vermischtes. Submission. Anzeigen. O

Das Schiff, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt, herausgegeben unter Mitwirkung von Arthur von Studnit, Dresden. (Vierjährl. 2 4) Nr. (4. JInbalt: Nath» {läge für Schiffer. Benacbtheilizung der Getreidescbiffer. Vom Rhein. Die Verschmelzung der Kettensle pscbifahrt der Oberelbe mit der Pra Sa SUrger DampfschiffahrtsgeseUschaft.

Gewerbeautstellung zu Freiberg. Flußhäfen. Häfen. Brücken. Projekte. Wasserbau. Scbiffbau. Rheinsee- shifahrt. Personenschifahrt. Güters{iffahrt. Sciffahrts- betricb. Fähren. Flößerei. Strompolizei. Unfälle.

Diebstähle. Gericbtliches. Personalien, Sport. Notizen. Bait Vom Frachtenmarkt. Ausländische Patente. Literatur. Anfragen. Wasserstand. Course, Berich- i , Inserate.

E rage werko- Zeitung. Organ des -Verbandes deutscher Baugewerksmeister. Zeitschrift für praktisches Bauwesen. Redaktion und Verlag von Bernhard Felis, Baumeister in Berlin. Mr, (1, íúInhalt : Ein Einblick in die Innungsnovelle. Fabrikation des Marezzo- marmor. Die allgemeine baugewerbliche Ausstellung Braunschweig. Bauverhältnisse, Bauaussichten, Löhne, Miethsverbältnifte in ver- \cbicdenen deutschen Städten, Projekt eines Realgymnasfiums für Reval (Rußland). Juristishes. Vereinsangelegenheiten. Lokales und Vermischtes. Technische Notizen. Bücheranzeigen und Recensionen. Brief- und Fragekasten. Amtliches. Per- fonal-Nacrichten. Berliner Baumarkt. Submissionen. Annoncen.