1881 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

D Es ist bis auf Weiteres verboten, lebende Schafe oder Ziegen, welhe aus den Kronländern Niederösterreih oder Galizien kommen, beziehungs- weise durch dieselben transportirt worden sind, in Bayern ein- oder durchzuführen.

2) Ferner is die Ein- und Dur@&fuhr aller von Wiederkäuern stammenden thierishen Theile in frishem Zustande aus Oesterreih-Ungarn nah Bayern bis auf Weiteres untersagt.

3) Bezüglich der Ein- und Durchfuhr lebender Schafe aus den andern Kronländern Oesterreih-Ungarns abge- sehen von Niederösterreich und Galizien verbleibt es bei den Bestimmungen der Bekanntmachung vom 18. Januar 1880 Geset- und Verordnungsblatt S. 13 und 14 —.

4) Die Ein- und Durchfuhr von lebenden Ziegen aus den unter Ziff. 3 bezeihneten Kronländern Oesterreich: Ungarns unterliegt keiner Beschränkung.

5) Die Ein- und Durchfuhr lebenden Rindviehes aus Oesterreih-Ungarn bemißt sich auch fernerhin nah den Vorschristen der Bekanntmachungen vom 28. Juli 1879 Geseß- und Verordnungsblatt S. 713 u. f. und vom 27. Juli l. F. Gesez- und Verordnungsblatt S. 861 U.

6) Ebenso bleiben hinsihtlih der Einfuhr vonSchweinen aus Desterreih-Ungarn die Bestimmungen der Bekanntmachung vom 10. August l. Js. Geseß- und Verordnungsblatt S. 963 U. f. aufrecht erhalten.

7) Der Verkehr:

a, mit Butter, Milch und Käse,

b, mit vollkommen trockenen Häuten, sowie mit trockenen oder gesalzenen Därmen,

c. mit Wolle, Haaren und Borsten, ges{chmolzenem Talg, desgleihen mit lufttrockenem, von thierischen Weich- theilen befreiten Knochen, Hörnern und Klauen bleibt bis auf Weiteres unbeschränkt.

8) Auch ist nicht beschränkt der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen österreichischen und bayerischen Grenz- orten, beziehungsweise Grenzmarkungen und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreihishen Fluren auf bayerische Fluren.

Münthen, den 8. September 1881.

v. Dillis, Staatsrath. Auf Königlich Allerhöchsten Befehl : _Der General-Sekretär, Ministerial-Rath v. Schlereth.

Nichtamlkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind, von Jhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie Jhren Königlihen Hoheiten den Prinzen Wilhelm, Heinrich und Albrecht begleitet, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern Nahmittag 4 Uhr 20 Minuten auf der Reise nah Gbehoe durch Q passirt. Jm

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Bahnhofe fand keinerlei Aufenthalt statt. m: Publikum, welches an der Bahnlinie überall nah Tausenden Spalier bildete und die Allerhöchsten Herrschaften enthusiastish bewill- kommete, winkten Se. Majestät der Kaiser mit dem Taschen- tue Grüße zu.

Kurz nach 6 Uhr Abends trafen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wohlbehalten in Jhehoe ein. Auf dem prächtig dekorirten Bahnhofe wurden Se. Majestät von der Generalität und den Spißen der Behörden empfangen. Vom Bahnhofe begaben Sich Se. Majestät der Kaiser in offenem Wagen unter dem Geläute der Glocken und unter den jubeln- - den Mien der Bevölkerung nah dem Absteigequartier in der Villa des Kommerzien-Raths de Voß. Auf dem Wege dahin bildeten die Gewerke und Vereine Spalier ; vor der Kirche war die Schuljugend aufgestellt. Die Stadt ist auf das Prächtigste geshmücdckt.

Zum Empfange Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher Sih nah Seinem Absteigequartier im Schlosse Breitenburg begeben hatte, waren alle Ortsvorsteher, der Kriegerverein und die Liedertafel erschienen. Die Schuljugend begrüßte den Kronprinzen mit einem Gesange. Se. Kaiserliche Hoheit unterhielt Sich mit den Lehrern und Kindern auf das Leutseligste. Später am Abend wurde Höchstdemselben von sämmtlichen Gutseingesessenen ein Fackelzug dargebracht.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin hat die nachgesuchte Antrittsaudienz des Bischofs von Trier bis auf spätere Zeit verschieben müssen, weil der langsame Verlauf der Rekonvalescenz noch keine offiziellen Audienzen ge- stattet. Jhre Majestät wird auf Wunsch der Aerzte im Laufe dieser Woche von Coblenz nach Baden übersiedeln.

Aus FJakobsdorf bei Konity meldet ein Tele- gramm des „W. T. B.“, vom 10. September: Bei dem heutigen Kavallerie-Manöver wurde insbesondere ein großer Angriff ausgeführt. An dasselbe {loß sich der Parademarsch von sämmtlichen hier vereinigten 48 Escadrons und zwei Batterien Artillerie an. Obgleich der Boden durch die Regen-

güsse der leßten Tage sehr durchwei{ht war, ging der Vorbei- |

marsch doch tadellos von Statten. Königliche Hoheit der Kronprinz nahm nah der Parade ein Frühstück im Bahnhofe zu Firhau ein und trat sodann mittelst Extrazuges die Rückreise nah Berlin an.

Aus Schneidemühl wird von demselben Tage berichtet : Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron- prinz und Se. Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht passirten heute Nachmittag 4 Uhr Schneidemühl. Auf dem Bahnhofe waren die Spißen der Behörden, die Shüytengilde, der Kriegerverein und die Schulen mit ihren Fahnen auf- gestellt. Beim Einfahren des Zuges intonirte die Musik die Nationalhymne. Der Kronprinz und Prinz Albrecht verließen den Wagen und nahmen die Kundgebungen huldvoll entgegen. Unter Hurrahrufen seßte sich der Bahnzug sodann wieder in Bewegung.

Von der Deputation der Aktionäre dec Bergisch- Märkischen Eisenbahngesellschaft ist bei der König- lien Staatsregierung beantragt, das siaatsseitige An- gebot für die Abtretung des Unternehmens an den Staat in der Weise zu erhöhen, daß ten- Aktionären neben einer baaren Zuzahlung von 15 F pro Aktie à 300 #4 anstatt der offerirten Rente von 44/, Proz. eine solhe von 5 Proz. ge- währt werde,

Se. Kaiserliche und

Dieser lntrag ist Sitens der Königlichen Staatsregierung definitiv abgelehnt wordn.

Die zum 21. d. M einberufene Generalversammlung der Aktionäre wird daher ewgültig darüber si {lüssig zu machen haben, ob sie das bezeiénete Angebot der Königlichen Staats- regierung annehmen wil.

Die Bestimmun des 8§. 186 Strafgeseßbuches, wona die Behauptung herabpürdigender, niht erweislih wahrer Thatsachen in Beziehun; auf einen Anderen als qualifizirte Beleidigung zu bestufen ist, findet, nach einem Urtheil des Reichsgerihts, vom 29. Juni 1881, nur An- wendung, wenn die Bhauptung einem anderen gegenüber (gleihviel ob in Gegenvart des Beleidigten oder in dessen Abwesenheit) erfolgt ist ; dagegen liegt in einem mündlich oder brieflih nur gegen den Beleidigten ausgesprohenen Vorwurf keine aus §. 186 strafbare Beleidigung, und es kann in einem solhen Falle nur die Anvendung des 8. 185 Strafgeseßbuchs, betreffend die einfahe Bileidigung, in Frage kommen.

Zu den Beiseßungs-Feierlichkeiten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande isteine Allerhöchst befohlene D?putation des 2. Garde-Regiments zu Fuß, bestehend aus dem Obersten und Regiments-Comman- deur von Wißmann, dem Major und Bataillons-Comman- deur von Loßberg, dem Hauptmann von Berenhorst und dem Premier-Lieutenant von Etel, aus dem Manöver-

Terrain hier eingetroffen und wird sich demnächst nah dem Haag begeben.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich hessishen Hofe, von Alvensleben, hat einen ihm Allerhöchst bewil- ligten Urlaub angetreten.

Der Großherzogli hessishe Gesandte am hiesigen Allerhölhsten Hofe, Dr. Neidhardt, ist nah Ablauf seines Urlaubs hierher zurückgekeh:t und hat die Geschäfte der Ge- sandtschaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren: Dr. Schröder in Riesenburg, DDr. Fischer, Großmann, Rosen - berg und Winzer in Berlin, Beer in Liegniy.

S. M. S. „Vineta“, 19 Geschüße, Kommandant Kapt. z. See Zirzow, ist, telegraphisher Nachricht zufolge, am 10. September cr., in Kapstadt eingetroffen und beabsichtigte nah 8 Tagen die Heimreise fortzuseßen.

__S. M.S. „Freya“, 8 Geschüße, ist am 29. August cr. in Port Said eingetroffen und beabsichtigte am 2. Septem- ber cr. nah Gibraltar zu gehen.

S. M. Knbt. „Fltis“, 4 Geschüße, Kommandant Kapilt. Klausa, ankerte am 24. Juli cr. in Shanghai.

Kiel, 12. September. (W. T. B.) Die russische Fregatte „Swetlana“ und die russische Korvette „Asfold“ sind gestern Abend hier eingelaufen.

Sachsen. Dresden, 10. September. (Dr. J.) Der König wird sich morgen Nachmittag von der Bahnstation Niedersedliy nah Glauchau begeben, daselbst bei dem Grafen Clemens von önburg:Glauchau Wohnung nehmen und den am 12., 13. und.14, d. Mts. bei Crimmitschau stattfindenden Divisionsmanür- vern anwdhnen.

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 9. Sep-

tember. Der König ist heute Nachmittag gegen 11/; Uhr von

Bebenhausen wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 11. September. (W. T. B.) Die Großherzogliche Familie ist heute früh von Mainau zu dauerndem Aufenthalte hier wieder eingetroffen.

Pforzheim, 12. September. Der Großherzog ist gestern Abend von Karlsruhe hier eingetroffen, um den hier stattfindenden Truppenmanövern beizuwohnen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10, September. Die Kaiserin und Königin ist gestern Morgens von Js{chl nah Schönbrunn zurückgekehrt. Der Kronprinz Erzherzog Nu - dolf ist heute Nachmittags aus Prag hier eingetroffen und hat sich mit dem Erzherzog Friedrich zu den Manövern nah Miskolcz begeben. Der Erzherzog Rainer is, wie der „Pester Lloyd“ meldet, gestern Abends von Wien in Budapest angekommen, um sih von dort heute nah Miskolcz zu begeben,

11. September. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ meldet in ihrem amtlichen Theil: Der Kaiser hat den ehe- maligen Statthalter von Böhmen, Frhrn. von Weber, zum Statthalter von Oberösterreich ernannt und demselben den

® Orden der Eisernen Krone erster Klasse verlichen.

Mit dem gestrigen Tage haben die großen Corp s- manöver im Territorium von Miskolcz ihren Anfang ge- nommen, nachdem sie durch die gestern früh bei Emöd durch- geführten leßten Kavallerieübungen, die die Bestimmung eines Aufklärungédienstes ‘hatten, regelreht eingeleitet worden sind. Diese Manöver finden unter der Oberleitung des General- Inspektors der Armee, Feldmarschalls Erzherzog Albrecht und in Anwesenheit der geladenen Offiziere aus Preußen, Frank- rei, Großbritannien, Jtalien, Rußland, Dänemark, Serbien und des japanesishen Gesandtschajts-Militär-Attachés statt. Was die taktishe Zusammenseßung der manövrirenden Corps selbst anbelangt, werden bei Miskolcz sowohl Truppen der gemeinsamen Armee als jene der Königlich ungarischen Land- wehr gemeinsam operiren und gelangt somit, wie das „Prag. Abltt,“ bemerkt, zum ersten Male seit dem zwölfjährigen Be- stande der Honvedtruppe, die Zusammengehörigkeit der in der Stunde der Gefahr zu einheitlihem Wirken berufenen zwei Wehr-JFnstitute in bestimmter Gestalt zum Ausdrudcke.

Pest, 10. September. Der „Ellenör“ bringt einen Ar- tikel über die neuesten Daten der Waarenverkehrs- statistik, woraus erhellt, daß der ungarishe Export größer ist als der Jmport. Auf die im Zuge befindlihe Agitation für ein selbständiges Zollgebiet hinweisend, wird im Artikel hervorgehoben, daß die Basis dieser Agitation in dem Glauben wurzelte, daß Ungarn aus dem Auslande auch heute noch mehr ein- als aus}ührl ; er erwartet s{ließlich von den Daten über die Waarenverkehrsstatistik die eine gute Wirkung, daß die politishe Agitation sih endlih genöthigt sehen werde, die Frage des selbsiändigen Zollgebietes aufzugeben, eine Frage, die in ihren Händen immer gefährlich sei, da sie eine die Leidenschaften der Menge aufstahelnde Waffe bilde.

Großbritannien und Jrland. London, 9. Sep- tember. (Allg. Corr.) Liverpool prangte gestern im Festes- schmudckde. Der Prinz und die Prinzessin von Wales

hielten ibren feierlihen Einzug in die Stadt, um die neuen North Dos zu eröffnen, welche einen Umfang von 61 Acres haben und besonders für die Aufnahme der großen atlan- tishen Dampfer erbaut worden sind. Das Hauptdock, welhem nach der Prinzessin von Wales der Name „Alexandra - Dok“ beigelegt worden, hat einen Wasserflähenraum von 44!/, Acres und is für Löshungs- und Verladungszwecke wohl das größte Dok der Welt, da in demselben 22 der größten Dampfer zu gleicher Zeit ihre Ladungen einnehmen oder löschen können. Das Thi onfolger- paar wurde von der versammelten Volksmenge enthusiastis{h begrüßt. An der Landungsbrücke angelangt, begaben sich Jhre Königlihen Hoheiten an Bord eines dort bereitstehenden Salondampfers, der sie zu Wasser nah den neuen Dos führte. Die Panzerschiffe „Agincourt“ und „Defence“ waren im De stationirt und feuerten Salut- schüsse ab, als der Königliche Dampfer vorbeifuhr. Alle in den Dos oder im Flusse befindlihen Schiffe waren reich beflaggt, während auf den Quais und Brücken si eine ungeheuere Zuschauermenge eingefunden hatte. Der Eröffnungsfeier \hloß sih ein Dejeuner an, welchem die Ueberreichung einer Willkommenadresse im Rathhause folgte, worauf 16 000 Schulkinder beiderlei Geshlehts und die Freiwilligen-Corps von Liverpool bei dem Prinzen und der Prinzessin vorbei- marschirten.

Die Admiralität hat beschlossen, die Taucheroperationen auf dem Schauplaße des Unterganges des „Doterel“ ein- zustellen, und es wird kein Versuch gemacht werden, die \hweren Maschinen oder Kanonen des gesunkenen Schiffes an die Oberfläche zu bringen. Jn Chatham wurde gestern bei shönem Wetter und im Beisein vieler Tausender von ZuU- schauern das für die britishe Marine bestimmte gepanzerte Thurmschiff „Conqueror“ vom Stapel gelassen. Das für Angriffs- und Vertheidigungszwecke gleih furchtbare Kriegsfahrzeug ist 270 Fuß lang, 58 Fuß breit, hat eine Tragkraft von 6260 Tonnen und Maschinen von 4500 Pferde- kraft. Es führt vier Geshüße im Thurme, dessen stählerne Panzerbekleidung 12 Zoll dick is. Außer einem mehrere Fuß vom Bug hervorragenden Widder ist der „Conqueror“ mit einem Whiteheadshen Torpedo-Apparat versehen.

11. September. (W. T. B.) Eine gestern eingegangene Depesche des Vize-Königs von Jndien meldet, daß Abdurrahman die Vorschläge Ejub Khans zurückgewiesen,

Khelat am 4. d. verlassen habe und in Robat am 8. d. angekommen sei.

Frankreih. Paris, 11. September. (W. T. B.) Ein Telegramm an den Marine-Minister meldet, daß Susa gestern von 3 Bataillonen und 1 Batterie widerstandslos be - jevt worden ist. Die Truppen wurden von dem tunesischen Gouverneur und den Notablen der Stadt gut aufge- nommen.

Der „Agence Havas“ wird aus Algier gemeldet, daß ein französishes Detachement bei Gabe s eine Niederlage erlitten haben soll; jedoch bedürfe diese Nachriht noch der Be- stätigung. Aus Tunis wird gemeldet, daß Mustapha Pascha fih demnächst auf einige Zeit nah Frankreih begeben werde, weil derselbe von der Nothwendigkeit überzeugt sei, in der Leitung der inneren Verwaltung von Tunis eine Aende- rung eintreten zu lassen; wie es heißt, wird sein Vorgänger, Muhamed Khafsadar, an seine Stelle treten.

St. Dié, 11. September. (W. T. B.) Bei dem hier statt- gehabten Festbanket hielt derMin ister-Präsident Ferry eine Nede, in welcher er den Charakter der Neuwahlen zur Kammer dahin präzisirte, daß sie eine Niederlage der Jntran- sigenten und Monarchisten seien, und daß sie ergäben, daß das Kabinet nicht stillgestanden, sondern große Dinge aus- geführt habe, insbesondere die Zerstreuung der religiösen Ge- nossenschasten und die Reform des öffentlihen Unterrichts. Das Land habe durch die Wahlen die Billigung der Politik des Ka- binets ausgesprochen, denn die Mitglieder der früheren Kammer- majorität seien bei den Ee fast vollständig wieder- gewählt. Die Wahlprogramme jeien niht in dem Sinne der Jntransigenten erlassen. Eine geringe Minoritä fordere die Unterdrückung des Kultusbudgets, welche das Ministerium ver- weigere. Das Ministerium wolle die strikte und entschiedene Ausführung des Konkordats. Man werde dies erreichen können durch einige leicht zustandezubringende Gesetze ; es sei aljo keine Aushebung der Kontinuität zwischen dem alten und dem neuen Programm der Majorität vorhanden, ja es gebe nicht einmal eine Spaltung hinsihtlih der Personenfrage. Die neue Ma- jorität werde der Regierung gestatten, eine noch klarere und freiere Haltung anzunehmen. Eine große Demokratie könne nicht eine Reihenfolge von Theatercoups sein, müsse si viel- mehr bescheidenen, aber fruchtbaren Fortschritten widmen. Wir werden die Gerich:sform und die militärishen Reformen voll- enden. Die Demokratie auf dem Lande will eine Verringe- rung der Dauer des Militärdienstes. Wir werden diesem Wunsche entsprechen, ohne indeß die Armee zu schwächen, welche der Panzer des Landes ist. Schließlich spra sich Ferry miß- billigend über die beleidigenden Angriffe der intransigen- tischen Journale gegen Gambetta aus; eine Partei, die solhe Mittel anwende, eine Partei, die die Entwaffnung der Armee und die Wiederherstellung der Nationalmilizen ver- lange, sei gerihtet. Er sei überzeugt von dem Vorhandensein einer homogenen Majorität, die eine verständig-reformatorische Politik aufrechterhalte. Die Gruppen der Linken und der Union republicaine seien vershmolzen in der einen republi- kanishen Partei. Sein Toast gelte der Majorität, die komme, und der Majorität, welche gehe. (Beifall).

Bulgarien. Sofia, 7. September. (Wien. Z.) Der neue aus zwölf Mitgliedern, aht gewählten und vier ernann- ten, bestehende bulgarishe Staatsrath soll am 12. Sep- tember, als dem Namenstage des Fürsten Alexander, ins Leben treten. Die mit der Fesistellung der Grenze zwischen Bulgarien und Macedonien betraut ge- wesene Kommission ist na vollständiger Durchführung ihrer Aufgabe in der bulgarischen Hauptstadt eingetroffen. Die bei der Grenzdelimitation zwishen Bulgarien und Serbien aufgetauhten Differenzen sind dagegen noh nit behoben und die Arbeiten der bezüglihen Kommission, wel

gleihfalls nah Sofia zurückgekehrt ist, sind somit noch nit als beendet anzusehen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. Sep- tember. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ verdöffent- liht einen Kaiserlichen Ukas, nah welchem zur diesjährigen Rekrutenaushebung statt 235000 Mann nur 212 000 Mann zu stellen sind.

Das dänische Königspaar hat gestern Abend auf der Yacht „Danebrog“ die Rücreise von Peterhof nah Kopen:

hâgèn angetreten. Das dänische Kriégsschiff „Thomas“ hatte ereits Morgens in See Ausstellung genommen, um die Danebrog“ zu erwarten. Die russischen Klipper „Rasboinik“ und „Najestnik“ eskortiren die Yacht durch den finnischen Meerbusen. Die Kaiserin und der Großfürst Thro p: folger gaben dem Königspaare bis hinter Kronstadt hino:us das Geleit und kehrten heute mit dem Kaiser zurü.

Amerika. Washington, 10. September. (W. T. B.) Der Staatssekretär Blaine telegraphirte heute Morgen : Die ärztlihen Berichte über das Befinden des Präsidenten Garfield lauten günstiger; der gestrige Tag war der beste seit n:ehreren Wochen. Fieber sehr gering, Respiration nor- mal, Puls niht über 100.

Long-Branch, 11. September. (W. T. B.) Das offizielle Bulletin von gestern Vormittag besagt: Der Präsident hat gut geschlafen; seine Kräfte sind im Zu- nehmen begriffen, und die Geschwulst ist vollständig ge- s{chwunden.

Afrika. Egypten. Aus Konstantinopel, 10. Sep- tember, meldet die „Pol. Corr.“ : Heute hier einlangende Mel- dungen bestätigen den Ausbruch einer Militärrevolte in Kairo. Mehrere Regimenter umzingelten gestern den Palast des Khedive, von dem sie die Gewährung einer Konstitution und die Entlassung mißliebiger Minister forderten. Der Khedive erklärte, in legterem Punkte willfahren zu wollen. Sherif Pafcha soll mit der Bildung eines neuen Kabinets betraut werden.

Die „Times“ vom 12. schreibt: „Die Wiederherstellung der Autorität des Khedive durch die Khedive selber würde am meisten im Einklange stehen mit den Wünschen und der Politik Englands. Die egyptische Armee müsse auf- gelöst werden. Einer gemeinsamen oder einer separaten Offupation Seitens Englands und Frankreichs ständen unüber- windlihe Schwierigkeiten entgegen. Es bleibe keine andere Wahl, als die Türkei zu ersuhen, Egypten zu beseßen, bis die Ordnung wiederhergestellt sei.“

Eine Correspondenz der „Agence Havas“ aus London weist auf die schweren Unzuträglichkeiten hin, welche eine Be- sezung Egyptens durh die Dürkei herbeiführen würde; dieselbe würde alle in Egypten erreichten Fortschritte zer- stóren. Es - sei nicht anzunehmen, daß Frankreih und 'Eng- land einen derartigen Fehler zulassen würden; das Einver- nehmen diefer beiden Mächte in Bezug auf die finanziellen Angelegenheiten habe Egypten geretitet. Die öffentliche Mei- nung in Frankreih und England wünsche lebhaft die Auf- rechterhaltung dieses Einvernehmens.

Aus dem Wolffsschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Montag, 12. September, Mittags. Nachrichten aus Tunis zufolge hat Mustapha Pascha aus Gesundheits- rüdsichten seine Entlassung gegeben und glaubt man, daß der Bey dieselbe annehmen werde. Die Nachricht von der Nieder- lage eines französishen Detachements bei Gabes bestätigt si bis jezt noch nicht.

Washington, Sonntag, 11. September, Abends. Staats-Sekretär Blaine telegraphirt über das Befinden des Präsidenten : das Fieber habe in der verflossenen Nacht erheb- lih zugenommen, Staats-Sekretär Windom, welcher den Prä- sidenten Mittags besuchte, habe denselben sehr erschöpft gefun- den; sein Geist sei indeß klar.

Nr. 22 des Armee-Verordnungs-Blatts hat folgenden Inhalt: Aenderung der Bestimmungen über das Tragen des Kara- biners 2c. Seitens der Spiße und Vedetten. Proben der Revolver- tashe und der Kartusche zur Unterbringung der Revolvermunition. Naturalverpflegungsgebührnisse der zur Uebung einberufenen Unter- ärzte des Beurlaubtenstandes. Nebenkosten für Eisenbahn-Zu- und Abgänge bei Dienstreisen einzeln entsendeter Unteroffiziere ohne Porte- pee und ‘Mannschaften. 2. Nachtrag zum Reglement über die Remontirung der Armee vom 2, November 1876. Käuflicher Be- zug der „Instruktion zum Unterricht in der Kenntniß und Behand- lung des aptirten Chassepot - Karabiners M/71“. Routenvorschrift in den Requisitions\{einen. Gewährung von Marschgebührnissen bei Einberufungen und Entlafsungen.

Land- und Forftwirth\chaft.

Schweiniß, 8. September. (Mgdb. Ztg.) Die Hopfen ernte in den Scchweinißz-Jessener Anlagen und wo diese Pflanze sons noch im Kreise gebaut wird, {eint in diesem Jahre in Folge der ungünstigen Witterung recht kärglich auszufallen Son das nasse und rauhe Frühjahr war dem Wachsthum der Ranken nit förderlih, und der Sommer hat den Schaden nit gut gemacht. Die Pflanzen haben daber nur wenig gezweigt und kleine Trauben mit dürftigen Blütben getrieben. Für die Qualität der Frucht ist eine trockene Witterung von ganz besonderer Wichtigkeit, und an dieser bat es ganz gefehlt. Auch die Hopfengärten bei Gräfenhainichen ollen viel zu wünschen übrig lassen.

Gewerbe und Handel.

Amtlichen Nachrichten zufolge ist im Gouvernement War- \{chau die Rinderpest in den Dörfern Tokarv und Osinv, Kreis Gostvnin®), sowie in Choiny und Gorki, Kreis Noworadomésk **) er- loschen. : ;

Posen, 10. September. (W. T. B.) Die beutige General- versammlung der Posener Sprit-Aktiengesell schaft geneh- migte die Bilanz, nah welcher 39/4 Dividende vertheilt und 33 485 M ¡u Abschreibungen verwendet werden. i _ Nürnberg, 10. September. (Hopfenmarktberiht von Leop. Held.) Der dieëwöchentliche Umsas am Nürnberger Hopfenmarkt beläuft sich auf ca. 2000 Ballen, die ciner; glei großen Zusuhr entsprawhen. Die Tendenz des Marktes war eine durgebends weicbende, und es sind in Fclge dessen die Preise während der leßten acht Tage um ca. 20 K zurückgegangen. Der Preisfall ist hauptsächlich auf das Größerwerden der Zufubren und auf den Umstand, daß die Mehrzabl der ankommenden Hopfen noch sehr \{lecht getrocknet ift, zurückzuführen. Heute bezahlt man je na Qualität und Trockenbeit für Marktwaare 75—100, Hallertauer 85 120, Würtlemberger 95— 130, Badische 85—115 M.

London, 10. September. (W. T. B.) In der gestrigen Woll - auftion waren Preise unverändert. i 5

Glasgow, 10. September. (W, T, B,) Die Vorräthe von Robeisen in den Stores belaufen sich auf 582 500 Tons gegen 469 100 Tons im vorigen Jahre. Zabl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 119 gegen 49 im vorigen Jahre.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 10. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe * ift bier cingetroffen.

*) cf. Nr. 183 de 1881, *®) ct. Nr. 145 de 1881,

Berlin, 12. September 1881.

Rennbahn Lankwiß- Lichterfelde 1881, Troß der Un- unst der Verhältnisse, daß zu gleicher Zeit in Weißensce der Traber- kÉlub seine Rennen abhielt und auf der Dberspree eine Regatta statt- fand, und daß beide Arrangements ein zahlreibes Kontingent der Berliner Sportliebhaber na sich gezogen, war der Besu ein recht erfreulicher. Die Felder waren gut beseßt und boten den Besuchern ein ebenso \pannendes als interessantes Schauspiel dar, um so mehr, als fie gut geritten wurden. Die Leitung war in folgender Weise arrangirt: das Schiedsgeribht seßte sich zusammen aus den Herren : Oberst-Lieutenant Grf. Arnim-Zichow, Major v. Below, Land- rath v. Derßen, v. Cramm und Kammerherrn v. Prillwiß. Als deren Stellvertreter fungirten die Herren Grf. Nicol. Esterhazy, Rittmeister Grhr. v. Geyr, Major Meyer und Rittmeister Grf. Schlippenbach, als Sekretär Lieutenant v. Heyden-Linden II., als Richter Frhr. von Thielmann; die Waage beaufsichtigte Hr. E. Markwald, und als Starter fungirte Hr. N. Wackerow. Die Rennen, welche ohne Unfall verliefen, begannen Nachmittags 25 Uhr mit: É 5

I. Steeple chase Preis 1200 Æ Herrenreiten. Für Pferde aller Länder, welche in den Jahren 1880 und 1881 kein Hinderniß- rennen im Werthe von 1500 # und darüber gewonnen haben. Distanz ca. 3500 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäßze und Reugelder. Von 8 Pferden, welche zu diesem Rennen genannt waren, erschienen am Pfosten: Grf. B. Bninski's a. F. W. „Furley“, 81 kg (Hr. von Lepper-Laski), Rittmstr. Frhrn. von Zieglers 4 jähr. br. H. „Bromley“, 703 kg (Lt. von Kramsta), Hrn. F. Bandelows8 a. br. St. „Mary of Scotland“ 78 kg (Lt. von Sydow I.), Hrn. C. Piuscbke's a. s{w. St. „Banshee“, 81 kg (Bes.). „Banshee“ wurde während des Rennens matt und angehalten. „Mary of Scot- land“ ging æn der Hürde mit Graben kopfüber. Schließlich siegte „Furley“ im Handgalopp gegen „Bromley“ mit 4 Längen. Werth 1380 M. dem Sieger, 180 # dem Zweiten. Dem Rennen folgte um 3 Uhr: / a

11. Verkaufs-Hürden-Rennen. Preis 1000 4 Für 3jähr. und ältere Pferde aller Under. 60 H. Eins., 40 4 Reug. Der Sieger ist für 2400 4 käuflich und wird gleih nah dem Rennen öffentlich versteigert. Distanz ca. 2000 m über 5 Hürden. Von 10 genannten Pferden erschienen 9 am Pfosten :' Grf. Bernstorff-Gylden- steens Zjähr. br. St. „Wanderpalme“, 59 ks (Gillern), Kapt. Jos's a. br. St. „Hymne“, 694 kg (Planner), Mr. Decems 4jähr. St. „Lemon ‘Girl“, 67 kg (Kelly), Hrn. O. Dehlsclägers 3jähr. br. St. „Ausgabe“, 525 kg (Sosnowsfi), Lieut. Leistners 3jähr. br. H. „Dedipe“, 63 kg (Germann), Trainer G. Kelly's 4jähr. br. St. „Ve8pasia“, 65 kg (R. Johnson), Lieut. Frhrn. v. Rochows Z3jähr. br. St. „Redlock“, 56 kg (G. A Hrn. C. Pißschke's a. br. St. „Brenda“, 71 kg (Schweißer), Kapt. Clairs Zjähr. br. St. „Heiderose“, 584 kg (Diron). Nach scharsem Kampf mit 2 Längen gewonnen. Cin Hals zwischen ‘der zweiten und der dritten. Werth 1580 MÆ, welche der Siegerin zufielen, die für 2500 4 zurückgekauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueber]chuß von 500 A. erhielt. ¡Um 3# Uhr {loß sich diesem Rennen an : ,

111. Mat ch. 500 M Ieder. Hürden-Rennen. Gewicht 723 kg. Dist. 2000 m über 5 Hürden. Kapt. Clair's a. br. H. „Talisman“ 725 kg. (Hr. Paul Reichenheim), Grf. B. Bninski's 6jähr. F. W. „Hesperus“ trug 733 kg (Neit. Besitzer). Nachdem „Hesperus* wegen Fehlens der letten Hürde diftanzirt war, ven „Talisman“ im Trabe gewonnen. Um 4 Uhr folgte dem Rennen: Z

IV. Verkaufs-Steeple-Chase. Preis 1000 #( Für 3 jährige und ältere Pferde aller Länder. 60 H Einf. 40 4 Reu- geld. Der Sieger ist für 4000 käuflich und wird gleih nach dem ‘Rennen öffentlich versteigert. Diftanz ca. 3500 m. Für fünf ‘Pferde wurde Reugeld gezahlt. Am Pfosten œschienen: Hrn. von Cramms 5 jähr. br. H. „Freitag“ 643 kg (Planner), Lieut. von Kramsta I. a. \{wbr. i „Verger“ 605 kg (Nettbsöfel), Rittmstr. Mollards 6jähr. br. St. „Fürstin“ ‘67 kg (Harratoay), Lieut. von Sydows Ik. a. F. St. „Quodlibet“ 643 %kg (Germanr.), Hrn. O. Oehl- \{lägers 4jähr. br. St. „Märchen“ 647 kg (R. Johnston), Hrn. J. Pitscbke's a. s{hwbr. St. „Banshee“ 634 kg (Schweitzer), Nach scharfer Gegenwehr \{licßlich mit einer Länge gewonnen. 25 Längen zwischen. 25 Längen zwischen dem zweiten und der dritten. Werth 1560 M, welcbe der Sieger erbäielt, der für 3000 #4 an Hen. Oehl- \{läger verkauft wurde, so daß die Vereinskasse einen Ueberschuß von 500 erhielt. Diesem Rennen {loß sich um 44 Uhr an:

V, Hürden- Rennen. Handicap. Preis 1200 #& Herren- Reiten. Für 3jährige und ältere Pferde aller Länder. 80 Æ{ Einsatz. 30 M Reugeld. Distanz 240 m über sechs Hürben. Dem zweiten “Pferde die Hälfte der Einsäte und Reugelder. 12 Unterschriften, 6 zahlten “Reugeld. Am Pfosten erschienen und fsiegten: Hrn. C. Pivschke’s 4jähr. dbr. H. „Havaneser“, 76} kg (Besitzer), Graf Bernstorff-(yldensteens 6jähr. F.-H. „Jules César“, 71 kg (Hr. von Tepper-Lasfki), Kapt. Clairs a. F.-St. „Zazel“, 71 kg (Hr. Paul

: Meichenheim), Lieut. von Hetden-Lindens 4jähr. F.-H. „Florican“,

73 kg (Befißer), Lieut. Frhrn. von Rohows Zjëhr. br. St. „Red- lock*, 67'kge (Mr. Davis), Lieut. von Kramsta's T. Z3jähr. br. St. ¿Compagnie“, 667 kg (Besißer). Nach scharfem Kampfe und den leßten Spröngen mit ciner Halslänge gewonnen, cine halbe Länge zwiscben dem zweiten und der dritten. Werth 1539 F dem Sieger, 330 M für „Jules César.“ Den Schluß des Tages bildete um 5 Ubr:

=— VI, Handicap-Steeple-Chase. 3 4 jähr. und ätere Pferde aller Länder. 100 ÆK Einsatz, halb Reug. Distanz ca. 4000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 9 Pferde genannt, 4 am Pfosten. Es siegten Licut. v. Marschalls4 jähr. F. H. „Bulgare“, 68} kg (Germann), Hrn. v. Cramms a. br. W. „Cartel“ 77 kg (Planner), Lieut. Graf Scbmettows a. br. H. „Die»pe“, 754 kg (Mar Leane), Lieut. Frhrn v. Rocbows 4 jähr. br. St. „Sarcenet“ 664 kg(R. Johnson). Nach Kampf sicher mit einer guten Länge gewonnen. 30 Längen zwischen zweiten und dritten Werth des Rennens 1825 K für „Bulgare“, 350 A für eCartä“.

Prcis 1500 A Für

Der Elektrotecchnische Verein ladet dur cin Preiéaus- \{breiben zur Bewerbung um einen von der Verlagsbuchbhandlung von Julius Springer ¿n Berlin ausgescizten Preis von 1000 M zur Be- arbeitung der Preisaufgabe: „Kritische Vergleichung der elektrischea Kraftüberiragung mit den gebräucblidften mechanischen Kraftübertra- gungen“ ein. Von mechanischen Kraftübertragungen sind zu berüdck- sibtigen: Wejenigen mittels Wellen und Gestänge, diejenigen mittels Drabtseilen, ferner die hydraulisbe und die pneumatishe. Jedes Svstem ist zuerst einzeln nach scinem Wesen eingehend darzustellen auf Grund pon veréffentlihten Versuchen und Theorien. Alsdann sind sämmtliche Svstemne zu vergleichen, sowohl im Allgemeinen, als ipeziell in Bezug auf die Kosten, welche bei verscbiedener Größe der Entfernung und der zu übertragenden Kraft entstehen, und zwar niet nuc für den Fall, daß eine gegebene Arbeitskraft mit möglichst wenig Verlust übertragen werden soll, sondern auch unter der An- nahme, daß für die vrimäre Arbeitskraft beliebig große Wasserkräfte zu Gebote stechen, Das Verlagsrecht der mit dem Preise bedacbten Arbeit geht auss{ließlid auf die Verlagsbubhandlung von Julius Springer über. Die Abhandlungen sind unter Beifügung der er- forderlichen Zeicbnungen und Berechnungen în deutscher, französischer oder englischer Sprache einzureichen. Jn den beiden leßteren Fällen gestattet der Bewerber die Ueberseßung ins Deutsbe. Die Ein- sendung der Arbeiten bat spätestens bis zum 1. Oktober 1882 unter der Adresse des Vorstandes des Elektrotehnisben Vercins zu erfolgen. Das Preiéricteramt wird durch den technischen Auss{huß des Elektro- technischen Vereins ausgeübt.

Der 5. Internationale Orientalisten-Kongreß; ift beute Vormittag in der Aula der Universität feierlihst eröffnet worden. In Vertretung der Staatsregierung waren der Staats-Minister von Goßler, der Ministerial-Direktor Greiff der Geheime Ober-Regie- rungs-Rath Dr. Göppert ershienen. Die Mitglieder des Kongresses hatten sich zablreich cingefunden. Nachdem Professor Dill-

mann den Kongreß Staats-Minister von Goßler das Wort, um im Namen

der Regierung die „Veteranen der Kongresse von Paris

London, St. Petersburg und Florenz“ und die neuen Mitglieder, welche

ihre frischen Kräfte den Bestrebungen des Kongresses zu widmen bereit

sind, zu begrüßen. In kurzen Zügen harakterisirte der Redner {0o-

dann das, was Preußen und speziell Berlin für die Förderung der

orientalishen Studien gethan, wies darauf hin, wie Berlin 1810

keinen einzigen, heute 9 Lehrstühle für orientalishe Wissenschaften

aufzuweisen habe, wie es deren 1851 in Preußen nur 1d, jeßt 34

gebe, wie unser Vaterland durÞ Sammlungen, und in neuerer

Zeit auch dur prafktische Unternehmungen die Wissenschaft zu för-

dern gesucht habe. Redner {loß etwa wie folgt: „Ob mit dem Werk-

zeug in der Hand oder mit der Feder, ob unter der Gluth der Tropen

oder in der Studirstube arbeitend, immer bleiben wir Jünger derselben

Wissenschaft Groß ist das Feld der Arbeit, und je weiter wir vor-

wärts schreiten, um so mehr öffnet sich unser Blick; gelöst kann die

Aufgabe nur werden durch Vertiefung der Einzelarbeit und Verbindung

mit verwandten Bestrebungen. Im Reiche der Wissenschaft, im Streben

nah Wahrheit giebt es keine Nebenbuhler, giebt es nur Mitarbeiter und mit Ret nennt unser großer Dichter den glücklich, der am fremden Verdienst, wie am eignen si zu erfreuen vermag. Möge unter diesem Wahlspruch Goethe's auch dieser Kongreß seine Arbeit vollbringen zur wechselseitigen Befriedigung threr selbst, zur Anerken- nung der Nationen und zum Rubm der Wissenschaft.“ Im Namen des vorbereitenden Comités bewillkommnete sodann Prof. Dillmann die Erschienenen in längerer Rede, in der, nachdem er dem Bedauern Ausdruck gegeben, daß Prof. Lepsius das ihm ursprünglich zugedachte Präsidium, nicht habe annehmen können, auf die Aufgabe des Kon- gresses hinwies, dessen Hauptzweck in seinem internationalen Charakter: zu suchen sei. Es sprachen dann im Namen ihrer Nationen Prof. Schefer - Paris, Prof. Max Müller- Orford, der zuglei, nach- dem er das mehr praktishe Gebiet der Orientforschung Engs-. lands ffizzirt, das erste Heft der ungedruckten Me überreihte, Direktor Ayuso - Madrid, Prof. mari - Rom, Prof. Ascoli - Mailand und Prof. von Gottwaldt - Kasan. Auch diese Herren überreichten gleichzeitig die neuesten Erscheinungen der wissenschaftlichen Forschungen ihrer Nationen. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen des Professors Bastian nahmen noch Professor Conte de Gubernatis - Florenz, Professor Tiele-Leyden und R. N. Cust-London das Wort, worauf der Kon- greß in die Konstituirung der Sektionen eintrat.

eröffnet hatte, nahm zunächst der

Die Märkis{-Baltishe Bienenzuccht-Ausstellung- in Potsdam wurde am Sonnabend Nachmittag von der- Hohen Protektorin, Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin, Höchstwelbe von Ihren erlauchten Töchtern begleitet war, in Augenschein genommen. Geführt von dem Grafen Zieten-Schwerin und dem Kammerherrn von Behr durchschritten die Höchsten Herrschaften alle Theile der Aus- stellung. Kurz darauf erschien Se. Königliche Hoheit der Prinz; Alexander, am Sonntag Mittag Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold. Auch der Staats-Minister von Boetticher und- der Staatsfekretär Dr. von Schelling beehrten die Ausstellung mit- ihrem Bisuche. Am Sonnabend vereinigte ein Festdiner die Aussteller im großen Saale des Schütenhauses. Den Toast auf Se. Majestät den Kaiser brachte der Ehren-Präsident Graf Zieten aus. Die Preisrichter haben ihr Urtheil bereits gefällt und den Chrenpreis der Kronprinzessin der Kollektivausstellung der Herren Schulz u. Gühler zuertheilt. R

Zürich, 12. September. (W. T. B.) Gestern Abend 53 Uhr hat bei dem Dorfe Clm im Kanton Glarus ein Bergsturz statt- aefunden. Es sollen an 30 Häuser und gegen 200 Personen ver- \chzuüttet sein. Das Thal steht unter Wasser. j

ael, 12, Seplember. (W. Q Q) Vie „Baseler Nas rihten“ melden über den Bergsturz bei Elm: das Bergdorf Elm im Renftthal (Kanton Glarus) ist dur den Plattenberg theilweise vershüttet, 150 Personen sind unter dem Bergsturz begraben, Hülfe ist unmöglih* Das ganze an tausend Seelen zählende Dorf ift bedroht.

Üeber den bereits telegraphisch gemeldeten Brand der Naphtha- Fontaine des Hrn. Krassilnikoff werden den „Nowosti“ aus Baku noch folgende Einzelheiten berichtet : Die Fontaine ergießt sich in einen Naphta-See der 6 Werst lang und etwa 2 Werst breit ift. Die Tiefe des Sees oder des Bassins beträgt nit über 2 Fuß, so daß derselbe während großer Hiße nicht selten austrocknet. Das Schauspiel, das der See während des Brandes darbietet, ist ganz furchtbar. Der ganze See ist mit Wolken s{warzen Rauches bedeckt, von defsen dunklem Grunde sich eine Feuersäule von kolofsaler Höhe abhébt. Der Rauch und die Gluth sind bis zu dem Grade beftig, daß man sich dem Feuer nicht mehr als auf eine Werst nähern kann. Das Feuer zu unterdrücken —, dazu sind keine Mittel vorhanden. Bei abnéhmendem Feuer steht eine. neue Gefahr bevor. Das Feuer kann nämli unter die Erde dringen und eine Erplosion bervorrufen. Dabei aber kann diese Erplosion, - da die unterirdishe Richtung der Naphthafluth unbekannt ist, mit einer ganz entsetzlichen Katastrovbe verbunden sein. Wenn der Brand nicht in Folge irgend eines Zu- falls aufhört, so werden zieht man den Umfang des Sees in Be- trat ca. 44 Millionen Kubikfuß Naphtha oder weit über 5 Millionen Pud verbrennen. Der Brand kann 2, 3 Wocben bis ein paar Monate dauern. Auf der unter dem Winde befindlichen Seite werden auf ciner Entfernung von 3 bis 4 Werst alle Bäume, Gegen- stände und Gebäude mit Ruß bedeckt; der Ruß dringt sogar in das Innere. der Gebäude, durcbzieht die Kleider und theilt sib den Speis sen mit. Es brennt nit nur die Naphtha, sondern auc die von Napbtha dur{tränkte Erde.

St. Petersburg, 12. September. (W. T. B.) Na ciner Meldung aus Baku hat die Naphthaquelle von Krassilnikoff, welche vor einigen Tagen in Brand geratben war, gestern, ganz von selbst, zu brennen aufgehört.

Die Dircktion des Wallner-Theaters, welche nab einer Pause non mehreren Monaten die diesjährige Wintersaison mit einigen beliebten älteren Stücken ihres Repertoires eingeleitet hatte, führte am Sonnabead die erste Neubeit der begonnenen Saison vor die Lamven. „Kalte Seelen “, Lustspiel in 4 Akten, betitelt sich dieselbe und hat G. von Moser zum Verfasser. Um es gleich vorweg zu fagen, das Stück hat eine recht freundlihe Aufnahme gefunden. Die zablreide Versammlung, welhe vorgestern alle Plâtze des Wallner-Theaters füllte, zeigte sich freilid während des erften Aktes, wenig angeregt durÞ den s{leppenden Gang der Handlung, ziemlich kühl. Einige recht wirksame Situationen im zweiten Akte und vornehmlih der am meisten gelungene interessante dritte Aft indessen versetten das Auditorium allmäblih in cine sebr animirte Stimmung und heitere Laune, welche bis um S@{blu®se an- hielten und über den günstigen Erfolg des Stückes entschieden. Aller- dings darf nit unerwähnt bleiben, daßan dieser freundlichen Aufnahme des Lustspiels der vorzüglichen Darstellung der Löwenantheil gebührt. Jede einzelne Rolle wurde auf das Vortheilhafteste vertreten und der Gesammteindruck der Aufführung durch das im Wallner-Theater ge- wohnte fließende und abgerundete Zusammenspiel in der erfolareicbsten Weise gehoben. Die weiblibe Hauptrolle wurde von Frl. Mever in anmuthiger Weise verkörpert. Neben ihr fand cin neu engagirtes Mitglied, Frl. Bellau, cine noch sehr junge talentvolle Dame, deren Spiel indessen mehrfad noch die Anfängerin erkennen ließ, ermunternde Anerkennung. Die weiblihben Figuren sind von dem Vcrfafser in dieser Arbeit etwas stiefmütterlicb bedacht, während er dic männlichen mit mehr Sorgfalt behandelt bat. Letz- tere wurden dur die HH. Kurz, Engels, Blencke und Kadelburg, welche sih wicder als Hauptstüten der Wallner-Bühne bewäkbrten, trefflih dargestellt, wofür ibnen nah jeder Scene der lebhafteste Beifall gezollt wurde. Au der Verfasser, nach dem dritten und vier- ten Alte wiederholt hervorgerufen, hatte an dieser Auszcihnung Theil.