1881 / 225 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Sep 1881 18:00:01 GMT) scan diff

t A S s L K G E ZDR A e A

_— Heute Nalhmittag 5 Uhr reisten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Shweden nah Stockholm ab. Auf dem Wege zum Bahnhofe und in dem Bahnhofe selbst harrte eine ungeheure Menschenmenge der Abfahrt und rief den Hohen Neuvermählten tausendstimmige Hos zu. Die Minister, die Generalität, die Hoschargen, die Bürger- meister und der Magistrat waren im Behnboitgereube

versammelt. Allen reihte die Kronprinzessin, herz- lihst Abschied nehmend, die Hand. Hier nahm das Hohe Paar auch von den Brüdern der Kronprinzessin und den Familien der Prinzen Wilhelm w1d Carl, sowie des Markgrafen Max von Baden innigsten Abschied. Als der aus drei Wagen bestehende Extrazug sih in Bewegung seßte, grüßten die Neuvermählten nah allen Seiten aus dem Wagen heraus. Es folgte ihnen begeistertes Hohrufen der Anwesen- den, die alle sihtlich ergriffen waren. Der Großherzog und die Großherzo gin gaben den Scheidenden bis Durlach das Geleit. Das Kronprinzlihe Paar reist heute bis Frank- E a. M. und seßt morgen früh die Reise nah Hamburg ort.

Baden-Baden, 24. September. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Shweden sind heute Nach- mittag hier eingetroffen und wurden feierlih von sämmtlichen Behörden, dem Frauenverein, den Mädchenschulen und Gesang- vereinen unter den Klängen der s{hwedishen Nationalhymne empfangen. Die Mädchen streuten Blumen, die Schüler bil- deten Spalier. Die Anrede des Ober-Bürgermeisters wurde huldvollst erwiedert. Die Kronprinzessin \sprach ihre Freude aus, daß sie Baden, welches sie liebe, nohmals sehe. Bei der Abfahrt vom Bahnhofe brach die zahlreih versammelte Menge in jubelnde Hohs aus. Die Hohen Neuvermählten machten hierauf Abschiedsbesule bei Fhren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin, bei dem Fürsten von Für- stenberg und der Herzogin von Hamilton, dann eine Spa- zierfahrt durch die festlich ges{chmüdte Stadt und nah dem Sw@hlosse. Um 4 Uhr erfolgte die Rückfahrt nah Karlsruhe nach einem bewegten Abschiede von der Fürstlih Fürstenberg- \chen Ln und den Spißen der Behörden am Bahnhofe. Den Leßteren sprah das Kronprinzlihe Paar seinen huld- vollen Dank aus für alle ihm bewiesenen Ausmerksamkeiten.

__ Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. September. (W.T. B.) Die Landtage von ODesterreih ob der Enz und unter der Enz, von Böhmen, Mähren, Kärnthen und Krain sind heute unter Kundgebungen der Loyalität exöffnet worden.

__— %. September. Die „Montägs-Nevue“ meldet, daß die Delegationen am 27. Öfktober zusammentreten und daß sih unter den denselben zu machenden Vorlagen au die Schlußrehnung über die seinerzeit bewilligten Kredite von 10 Millionen zur Unterstüßung dec bosnishen Flüchtlinge be- finden wird, welche bis auf einen kleinen Betrag verwendet worden sind. -

Laibach, 26, September. (W. T. B.) Der Landes- präsident hat dem Landtag eine Vorlage der Regierung überreicht, in welcher der Landtag zur gutachtlihen Aeußcrung über die staatsrehtliche Zugehörigkeit des Sichelburger Militär- gene und der Gemeinde Marienthal E wird.

3on dem Landtagsabgéeceèten Potocnik und Genossen ist die Erwirkung eines Reichsgeseßes behufs Erbauung einer Eisenbahn von Triest bis zu der Station Laak der Rudolfs- bahn in Oberkrain beantragt worden.

Pest, 24. September. Der „Pester Lloyd“ meldet: „Der Justiz-Minister wird dem Reichstage einen Geseyentwurf zum Schuße des literarishen und artistishen Eigenthums vorlegen. Die Schußfrist ist auf dreißig Jahre festgeseßt. Gegen Uebersezungen wird nur dann Schuß gewährt, wenn das Uebcrseßungsrecht vorbehalten und registrirt wurde. Beginn und Vollendung der Ueberseßung ist durch die Negistrirung zu beshleunigen und muß inner- halb eines Jahres begonnen und innerhalb dreier Jahre be-

endet sein. Der Gesetzentwurf lehnt sih an das deutshe Ge- sey über das Autorenrecht.“ | 9

Schweiz. Bern, 24. September. (W. T. B.) Das Bundesgericht hat heute den Rekurs gegen das Verbot der Züricher Regierung betreffend die Abhaltung des Sozia- istenkongresses, mit 6 gegen 4 Stimmen abgewiesen.

Großbritannien und Jrlaud. London, 25, Sep- tember. (W. T. B.) Wie aus Bombay gemeldet wird, ist es zwishen dem Emir Abdurrahman und Ejub Khan am 22. ds, zum Kampfe gekommen, wobei Ejub Khan geschlagen wurde. Die Desertion von zwei Regi- mentern entschied die Schlaht. Ejub Khan floh nah Herat mit Hinterlassung von Kanonen und Bagage. Der beider- seitige Verlust joll bedeutend sein. Der Emir ist bis jetzt noch nicht in Kandahar eingezogen, die Stadt wird indeß als unhaltbar betrachtet.

26. September, früh. (W. T. B.) Offizielle Mel- dungen bestätigen die Niederlage Ejub Khans durch den Emir Abdurrahman ; das Treffen dauerte von Morgens 7 Uhr bis Mittag.

26, September. (W. T. B.) Aus Gulistan wird der „Times“ gemeldet: Kandahar öffnete dem Emir die Thore. Die Bazars und die umliegenden Dörfer wurden theilweise geplündert. Der Emir beabsichtigt in vier oder fünf Tagen auf Herat zu marschiren.

Dem „Standard“ geht aus Fort Amiel von gestern die Nachricht zu, daß der Volksraad die Ratifikation der Konvention mit England verweigert hat.

Fraukreih. Paris, 24, Pemener: {(W. T. B.) Ÿe dem heutigen M ini sterconseil erklärte der Handels- inister Tirard, daß die Handelsvertragsunterhand- lungen mit den Mähten eine nahe bevorstehende günstige Lösung erwarten ließen. Jules Ferry reist morgen nah Mont-)ous-Vaudrey und kchrt am Donnerstag zurück. Der Präsident Grévy kommt wahrscheinlich um dieselbe Zeit nah Paris zurück, und es wird alsdann liber das Datum der Einberufung der Kammern Entscheidung getroffen E terbrohenen Verbindunge e unterbrochenen Verbindungen mit Tunis sind wie- der hergestellt, Vorkommnisse von größerer Bedeutung haben sih aber seit den lehten drei Tagen nicht zugetragen. 2%. September. (W. T. B.) Dem Journal „L'évène- ment“ zufolge sind mehrere erige ungs, und Auswei- sungsbefehle gegen ausländishe zur Zeit sich in Frank-

reih aufhaltende politishe Agitatoren unterzeichnet |

worden,

gegeben wären.

entworfene Projekt einer „Verordnung über die Maßregeln zur

vor stätigt worden.

genannten g des Reiches einige Theile der erwähnten „Ver- ordnung” in §

nahmegrie ze aufzuheben, befehlen Wir:

flären: die Gouvernements: St. Petersburg, Mosk. Potfaws, Tschernigow, - Kiew, Wolbvnien, Pod au, Charkow,

erefop und die Stadt Berdjansk im Gouvernement Taurien ; Stadt Woronesh mit ihrem Kreise und die Kreise Rostow ‘am 'Don und Mariupol im Gouvernement Jekaterinofflaw, wie au die Stadt- hauptmannschaften von Odessa, Taganrog und Tertsh-JIenikale.

Rechte zuzueignen, welche durch die Verordnung über der verstärkten

Italien. Rom, 24. September.

ist hier eingetroffen. Derselbe begiebt sich morgen nach Neapel, um mit Mancini zu konferiren.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, haben die fran-

zösish- italienishen Handelsvertragsverhandlun- gen ein Einverständniß ergeben und sind beinahe dem Ab- s{hlusse zugeführt worden. Am Mittwoh würden dieselben voraussichtlih beendigt werden und am Donnerstag die italie- nishen Unterhändler von Paris abreisen.

Griechenland. Athen, 22. September. Nach einer Meldung der „Polit. Corresp.“ hat König Georgios seine Reise in die neuerworbenen griechischen Provinzen in Begleitung des Kabinetschefs Kumonduros am 21. an- getreten und sih zu diesem Zweck über den Jsthmus von Korinth nach Leukas (Sta.-Maura) begeben, wo ein Aviso- dampfer bereit stand, um den König und sein be- deutendes Gefolge nach Arta zu befördern. Von dort wird die Reise über Kalarytä und den nahen Paß des Piudusgebirges nah Triktala, Tyrnawo und Larissa fortgeseßt werden. Der griechische Ministerrath verfügte die Entlassung aller ausgedienten Reservisten, sowie jenes Theiles der Mannschaft des stehenden Heeres, welcher das 30. Lebensjahr bereits zurückgelegt hat. Durch diese Maßregel, welche nahezu 40 000 Fndividuen der bürgerlichen Beschäftigung wiedergiebt, wurde das griechische Heer auf den normalen Friedensstand von etwa 30 000 Mann gesett.

Türkei. Konstantinopel, 24. September. Die „Politische Correspondenz“ meldet: Mit dem vom Sultan unmittelbar nah der jüngsten egyptishen Militärrevolte èinpfangenen Halim Pascha sei die Eventualität einer Ent- sezung T ewfik Paschas erörtert und Halim Pascha befragt worden, ob er zur Annahme der egyptischen Herrschaft für vorläufig fünfjährige Dauer geneigt sei. Halim hätte seine völlige Bereitwilligkeit kundgegeben. =ch “i j

26. September. (W. T. B.) Die Banquiers von Galata, welche die sehs Steuern kontrahirt hatten, sind gestern mit den Delegirten der Besißer türkischer Schuldtitel zu einer Sißuna zusammengetreten, um die Bedingungen für die Cession dieser Steuern zu berathen. Die Banquiers haben darein gewilligt, die Annuität auf 670 000 Livres und die Amortisirung auf 3 Proz. statt auf 5 Proz. zu reduziren, Die Verzinsung soll mit. 5 Proz. belassen werden. Die Delegirten hatten eine Annuität von 600 000 Livres, sowie die Amortisation mit 2 Proz. und die Verzin- sung mit 5 Proz. angeboten. Wie verlautet, dürste das An- gebot der Banquiers angenommen werden.

Aus Ragusa, 24. September, meldet „W. T. B.“: Muselmänner von Alessio beshimpften die Kirche des heiligen Antonius. Fn Folge dessen begaben sich etwa 800 katholishe Bergbewohner bewaffnet nah Alessio und zwangen die Behörden, die Shuldigen auszuliefern, welche sie mit sich in die Berge nahmen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. Sep- tember. (St. Pete Ztg.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht folgenden Allerhöchsten Befehl an den Dirigirenden Senat:

Die leßten Jahre. der ruhmvollen Regierung Unseres Vaters hoseligen ne Rhe -des in Gott ruhenden Kaisers Alexander II,, sind dur eine Rethé vèrbrecherisher Angriffe auf die Grundpfeiler des staatlichen und gesellschaftlißen Baues unseres Vaterlandes ge- trübt worden.

Vop einer Handvoll geheimer Missethäter ausgehend, haben diese vermessenen Attentate deutlih bewiesen, daß die der gewöhnlichen Lage des friedlihen Gemeinlebens angepaßten ständigen Gesehe zur Aufrechterhaltung der durch bedauernswerthe Ereignisse außerordent- licher Art gestörten Ordnung und Ruhe nicht ausreichen. Deshalb wurden als Ausnahmen von den allgemeinen Gesetzen in Bezug auf die Grenzen der Kompetenz und den Modus der Aktion der verscie- denen Regierungsgewalten und Institutionen zu verschiedenen Zeiten besondere temporäre Gesetzesbestimmungen erlassen. 5

Die in den Annalen unserer Geschichte beispiellose Frevel- that, welhe dem kostbaren Leben Unseres geliebten Vaters ein Ende machte, hat offerkundig vor Allen die unabweis- bare Nothwendigkeit dargethan, die Autoritäten, welche mit der Hut der öffentlihen Ordnung betraut sind, mit beson- deren Vollmachten auszustatten, deren Umfang der Verantwortlichkeit entspricht, die ihnen dur die exklusiven Verhältnisse der gegenwärtigen Zeit auferlegt ist.

Die Unerschütterlichkeit der Grundprinzipien drr großen Reformen der vorigen Regierung, wie auch die regelmäßige und ruhige Thätigkeit der auf der festen Grundlage der allgemeinen Gesetze konstituirten Institutionen bieten die festeste Bürgschaft für das Wohlergehen und Gedeihen unseres theuren Vaterlandes. Wir konnten indessen nicht verkennen, daß die beklagenéwerthen Ereignisse und die Wirren im Staate die traurige Nothwendigkeit hervorrufen, zeitweilig außer- ordentliche Maßregeln vorübergehenden Charakters zuzulassen, um vollständige Ruhe herzustellen und den Aufruhr auézurotten. Unser Augenmerk war in gleicher Weise au darauf gerichtet, daß die zeit- weiligen Ausnahmemaßregeln dem wirklihen Erforderniß für die Aufrechterhaltung der Rube entsprähen und den gesetzliben Interessen der dem Throne treuen Bevölkerung, welbe unzweifelhaft bei der Wahrung der Ruhe und Ordnung aufrichtig, mitzuwirken wünscht niht einem unnüyen Drucke ausseßten. Es _ Indem Wir dieiGgerta ersehen, daß in den zu verschiedenen Zeiten erlassenen Gesetzbestimmungen zur Erleichterung des Kampfes gegen den Aufruhr das Wesen und die Grenzen der den administra- tiven Autoritäten verliehenen Vollmachten nicht mit der in dieser Hinficht oenügenden Bestimmtheit angegeben sind, haben Wir für gut erachtet, zu befehlen, alle in der leßten Zeit erlassenen temporären g einer gemeinsamen Revision zu unterziehen und an Stelle dieser Geseßbestimmungen eine besondere „Verordnung“ zu entwerfen in der mit größerer Präzision als jetzt einerseits die Grenzen der Vollmachten der administrativen Autoritäten unter außerordentlichen Verhältnissen, andererseits das Wesentliche der der Bevölkerung dur die Ausnahmeverhältnisse des Staatslebens auferlegten Pflichten an-

Das in Folge dessen von einer ad hoc eingesetzten eann

s der staatliben Ordnung und der öffentliben Nube® ist E er

gegangener Prüfung derselben im Ministercomité von Uns be- Nachdem Wir für gut befunden, {on jetzt in den nacstehend raft treten zu lassen und gleichzeitig alle übrigen Aus- Als im Zustande des verstärkten Schutzes befindli zu er-

[tawa, ! olien, Cher essarabien ; die Kreise: S\imferopol, Eupatoria, alte Feodosia,

2) Dem St. Petersburger

N Í (W. T. B.) Der italienische Botschafter in London, General Graf Menabrea,

Schuß in den, Generalgouverneuren niht untergeordneter Gegenden den Gouverneuren und Stadthauptmännern zustehen.

3) Für die übrigen Gegenden des Reiches die Art. 28, 29, 30 und 31 der „Verordnung“ über die Maßregeln zur Wahrung der eas Ordnung und der öffentlichen Ruhe in Kraft treten zu lassen.

4) Den durch die Artikel 32, 33, 34, 35 und 36 festgeseßten Modus der Prüsung von Angelegenheiten über G I weisung in Ortschaften, welhe als im Ausnahmezustande O erklärt worden sind, hinfort auch in denjenigen Gegenden des Reiches in Anwendung zu bringen, welche als in diesem Zustande befindlich nicht erklärt worden sind. ;

5) Daß die nah Artikel 33 der „Verordnung“ über den Staats- {uß beim Minister des Jnnern konstituirte berathende Kommission dafür Sorge zu tragen habe, au für diejenigen Personen eine Frist der administrativen Ausweisung festzuseßen, welche von dieser Maß- regel vor dem Erlaß der „Verordnung“ betroffen worden sind.

6) Die zur Wahrung der öffentlihen Ordnung und Sicherheit erlassenen Geseßesbestimmungen, welche in dem am heutigen Tage von Uns an den Dirigirenden Senat gerichteten besonderen Befehl genannt find, aufzuheben.

Die Geschichte des russischen Volkes liefert den Beweis seiner treuen Ergebenheit für die Selbstherrscherlihe Staatsgewalt, welche die Kräfte des Volkes darauf gerichtet hat, den Ruhm und die Größe unseres Vaterlandes zu schaffen. Wir verharren in der unwandel- baren Ueberzeugung, daß auch in den {weren Tagen, die unser Va-

unterthänigen russischen Volkes mit der souveränen Gewalt zur Festi- gung der Wahrheit, der Ordnung und des Geseßes-die ichertte \haft für das Volkswohl sein wird, für welches unablässig zu sorgen Wir noch dem Beispiel Unserer ruhmreihen Vorfahren allen Unseren A 4 En u zu e legen.

er Dirigirende enat wird niht ermangeln, nah di Unseren Befehlen das Erforderliche zu veranlassen. / E

„Alexander,“ Peterhof, am 4./16. September 1881. N

Der unter Nr. 6 des vorstehenden Ukases erwähnte wei- tere Allerhöchste Befehl an den Dirigirenden Senat von demselben Datum lautet im Eingang:

Am 14. August dieses Jahres 1881 is von Uns die „Verord- nung über die Maßregeln zur Wahrung der staatlichen Ordnung und der öffentlichen Ruhe“ bestätigt worden. Bei der Abfassung der- selben wurden auf Unsere Anweisung die nachstehend genannten zur Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung und Sicherheit erlassenen zeitweiligen Gesetze einer gemeinsamen Revision unterworfen und es wurde festgestellt, welche der in diesen Geseßen angegebenen Maß- nahmen aufzuheben wären.

Nachdem Wir nun für gut befunden, nah ordnungsmäßiger Promulgirung die erwähnte „Verordnung“ des Ministercomités in Kraft treten zu lassen, befehlen Wir, die nachfolgen- den zeitweiligen Geseße und “Verfügungen der Regierung auf- zuheben: (Folgen 21 der erwähnten Geleue x. fowie die Verordnung über die Maßregeln zur Wahrung der staatlichen Ord- nung und der öffentlihen Ruhe (Allerhöchst bestätigt am 14./26. August d. I.), enthaltend: 1) allgemeine Bestimmungen, 2) Bestim- mungen über den Zustand des verstärkten Schußes, 3) Bestimmun- gen über den Zustand des außerordentlichen Schußes, 4) Bestim- mungen für diejenigen Ortschaften, die niht in Ausnahmezustand er- klärt worden sind, und 5) Bestimmungen über die administrative Ausweisung.)

26. September. (W. T. B.) An der Spihe der Maison militaire des Kaisers, welcher bisher Graf Adlerberg vorstand, ist General-Adjutant von Richter ge- treten, der in früheren Zeiten dem verstorbenen Großfürsten- Thronfolger Nikolaus attachirt war, dann als militärischer

Agent bei der russishen Botschaft in Jtalien fungirt später Chef des VII, Aren Cores s i, | E O

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

__ Trier, Montag, 26. September. Bischof Korum hat einen in durchaus sfriedlihem Sinne gehaltenen Hirtenbrief erlassen, in welchem er hervorhebt, daß er Bedenken getragen habe, die Verantwortlichkeit der Stellung eines preußischen Bischofs zu übernehmen, daß er aber dem Befehle des Papstes nachgegeben habe und worin er seinen Diözesanen Gnade und ¿rieden wünscht. Die feierliche Fnthronisation des neuen Bischofs fand gestern Vormittag statt. Bei dem gestern Nachmittag stattgehabten Festmahle saß der Bischof zwischen dem Regie- rungs-Präsidenten Nasse und dem Commandeur der 16. Di- vision, General - Lieutenant von Wichmann. Der Bischof brahte einen Toasl auf den Papst und den Kaiser aus,

der Domprobst Holzer toastete auf den Bischof. Abends war die Stadt theilweise illuminirt. iGoî

Die Nr. 38 des Central-Blatts für das Deutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen der Post- und Telegraphen-, sowie der Reihs-Cisenbahnverwaltung und der Einnahmen an Wechsel- stempelsteuer vom 1. April bis Ende August 1881. Zoll- und Steuerwesen: Befugnisse von Zoll- und Steuerstellen; Bestellung eines Stationscontroleurs. Konsulatwesen: Erequaturertheilung. Polizeiwesen : Ausweisung von Auéländern aus dem Reichsgebiete. Nr. 26 des Centralblatts der Bauverwaltung, ber- ausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Cirkular-Erlasse vom 9, und 19. September

1881, Personalnachrihten. Nichtamtliches: Die württember- gishe Landesgewerbeauéstellung in Stuttgart. Siele in den Oder- deichen des Regierungsbezirks Breslau. Die medizinischen Lebr-

institute der Universität Halle a. S. (S{luß.) Gegen die Ein- führung einer allgemeinen Normalzeit für das Deutsche Reich. Die Lustofen-Heizung. Vermischtes: Zur Cölner Stadterweiterung : Die Erhaltung des Hahnenthores, Entfernungt- und Neigungs-

weiser auf der irishen Midland Great Western Eisenbahn. Bücber-

Statistische Nachrichten.

, Ergebniß der Weinbesteuerung in Elsaß-Lothb- ringen. (Els.-Lothr, Gem.-Ztg.) Die Weinernte des Jahres 1880 hat in Elsaß-Lothringen ein noch dürftigeres Erträgniß geliefert als diejenige des Vorjahres, Amtlichen Shätzungen zufolge belief si die Produktion nur auf 208 000 hl (ca. 691 1 pro Hektar), während diesclbe im Jahre 1879 312430 hl betragen hatte. Die Größe des Ernteausfalles der beiden leßten Jahre thut folgender Vergleich mit den Ergebnissen der Jahre 1875 bis 1878 dar. Die Weinproduk- tion batte im Jahre 1878 1057 194 bl betragen; im Jahre 1877 1 169 178 hl; in 1876 1026 114 bl und in 1875 2 059 293 hl ; im Durchschnitt der Jahre 1875 bis 1878 = 1 327 945 bl. Hinter diesem ist die Produktion des Jahres 1879 um 1015515 b) und diejenige des Jahres 1880 gar um 1119945 bl zurückgeblieben. ‘Diese ungünstigen Ertragsverhältnisse und die dadur herbeigeführte Steige- rung der Weinpreise haben cine bedeutende Verringerung des Wein- kfonsums und des Steueraufkfommens zur Folge gebabt. És gelanaten

ber-Polizeimeister alle diejenigen

im Etatsjahr 1880/81 nur 400163 bl Traubenwein # steuerung; im vorausgegangenen Jahre dagegen 528010 M,

terland durchlebt, die unzertrennliche Einheit aller Stände des treu- -

Für dieses Quantum wären nach Maßgabe des Weinsteuer- gesezes 1200489 M zu entrichten gewesen; da aber vom 1. Juli 1880 ab der bisherige Steuersaß von 3 Æ für 1001 Traubenwèin durch das Gesetz vom 5. Mai 1880, betreffend die Er- höhung der Lizenzgebühren 2c., auf die Hälfte ermäßigt ‘vorden ift, so famen nur 723 105 4 Weinsteuer zur Erhebung. Es ergiebt dies dem Vorjahre gegenüber einen Ausfall von 861015 Von dem Steueraufkommen entfielen auf die Weinkleinverkäufer 381 256 A. (558 894 A. weniger als 1879/80). Für Obstwein wurden 2493 und für die amtlichen Ausfertigungen in Betreff der Weinsteuer 48 497 A Stempelgebühren erhoben. Die Gesammteinnahme an MWeinsteuer und Gebühren für 1880/81 betrug mithin 774095 A. (873 707 M. weniger als im Vorjahr). Hierzu kamen 20956 361 Eingangszoll für Rechnung des Reichs (574073 #4 weniger als in 1879/80) und 229 017 M4. (gegen 261 687 4. im Vorjahr) ODftroi vom Wein für Rechnung der Kommuyen. - i

Der Ernteausfall des Jahres 1880 führte auch eine erhebliche Scchmälerung der Weinvorräthe der Großhändler herbei. Die Lager- bestände an unversteuertem inländischen Wein, welche am Schluß des Etatsjahres 1879/80 190 723 11 betragen hatten, verringerten si in 1880/81 auf 162 856 hl, und die Bestände in den steuerfreien Zwischenlagern von 4235 h]1 auf 1692 b1. In Anbetracht, daß. der Weinkonsum in Elsaß-Lothringen im abgelaufenen Jahre die eigene Produktion und die Einfuhr von Wein bedeutend überschritten hat, muß angenommen werden, daß die außer Kontrole stehenden Wein- bestände der Produzenten selbst verhältnißmäßig in noch höherem Maße \sich vermindert haben. : : U

insihtlih der Einfuhr von Wein nach Elsaß-Lothringen ist in

1880/81 ein beträchtliher Rückgang gegenüber dem Vorjahre zu ver- zeichnen, in welch leßterem insbesondere aus Anlaß der Zoller- höhung die Einfuhr eine außerordentliche Höhe erreicht hatte. Es wurden in 1880/81. eingeführt: aus Baden 46 416 h1, aus der Rheinpfalz 29 418 hi1, aus dem übrigen Zollgebiet 17 986 h1 und aus dem Zollausland 710913 k1; im Ganzen 164833 h1 (gegen 939 662 hl in 1879/80). Die Ausfuhr von Wein aus Clsaß-. Lothringen hat dagegen diejenige des Vorjahres überschritten. Dieselbe betrug; nah Baden 30 214 kl, nach der Rheinpfalz 8588 1, nah dem übrigen Zollgebiet 38 564 b1 und nach dem Zollausland 8112 h1; im Ganzen 8 478 þ1 (darunter 2353 h1 verzollter Wein), in 1879/80 dagegen nur 76 582 h]. Hiernach ergiebt sich für 1880 81 ein Ueber- {uß der Einfuhr über die Ausfuhr in Höhe von 79 355 bl Wein.

Die Zahl der Weingroßhändler ist von 565 in 1879/80 auf 527 am Schluß des Etatsjahres 1880/81 zurückgegangen.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Orell Füßli u. Co. in Zürich erschien soeben: „Der Bergsturz von Elm“, von J. Hardmeyer-Jenny, mit einem Anhange, enthaltend die Trauerrede bei der Todtenfeier, gehalten von Fridolin Leuzinger, Pfarrer in Matt (Preis 1 6). Beigegeben sind vier An sichten in Farbendruck, nach der Natur aufgenommen von I. Weber, nämlih: 1) Elm vor dem Bergsturz, 9) der Bergsturz nach der Schilderung von Augenzeugen, 3) Elm nach dem Bergsturz, 4) Detailbild aus dem Schutt. Ferner enthält die Broschüre das Verzeichniß der verstorbenen Personen mit kurzen S über Familien- und ökonomische Verhältnisse, vom Lehrer Wyß in Elm.

Land- und Forstwirthschaft.

Der „Magdb. Ztg.“ wird aus Zeiß unter dem 23. d. M. ge- \{rieben: Im südlichen Theile der Provinz Sachsen haben ih die Hoffnungen auf einen guten Ausfall der diesjährigen Ernte, soweit man dabei eine gute Mittelernte im Auge hatte, in günstigster Weise realisirt. Man ist in erster Linie mit dem sowohl qualitativen als quantitativen Ergebniß der Roggen- und Gerstenernte sehr zufrieden; außerdem läßt \ich für Weizen, Hafer, Raps, Hül- fenfrüchte, Klee- und Wiesenheu eine gute Mittelernte kon- statiren. Soweit man bis jeßt über die Kartoffelernte ein Ur- theil zu fällen vermag, dürfte dieselbe ein gleih günstiges Resultat aufweisen, denn. die Niederschläge im Laufe dieses Sommers waren nit von so intensiver Wirkung, daß dieselben ein Auswacbsen oder Verwässern der Kartoffeln im Gefolge gehabt haben könnten. Das- selbe gilt für die Zuckerrüben, mit deren Einbringung man all- mählich beginnt. Was die diesjährige Ernte des Dbstes anbe- langt, für welches Zeitz einen Hauptexportplay bildet, so ist das Re- sultat derselben durchscnittlih ein gleichfalls rect zufriedenstellendes.

Gewerbe und Handel.

Zufolge amtlicher Nachricht hat die griechische Regierung wegen des Ausbruchs der Cholera in Aden*) für Provenienzen_ von dort und von den Küsten des Rothen Meeres eine eilftägige Qua- rantäne angeordnet. e :

Kunst und Gewerbe, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunslindustrie. Herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe- museum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. 15. Jahrgang. 9. Heft. Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G, Dieß) in Nürnberg. (Abonnementspreis für den Jahrgang 15 M) Diese neueste Nummer der Monatsschrift bringt an der Spiße den ersten Theil einer eingehenden Beschreibung des Museums Plantin - Moretus in Antwerpen, welches eine lebendige Anschauung von der Einrichtung und dem Ge- \chäftsbetriebe einer alten Druckerei aus dem 16. Jahrhundert gewährt. Dann folgt eine Darstellung der Organisation der gewerbliden Fachshulen in Preußen, auf Grund der vom Geheimen Regierungs-Rath Lüders den Mitgliedern der ständigen Kommission für das technische Unterrichtswesen vorgelegten Denkschrift. Unter der Rubrik „Museen, Vereine, Schulen, Ausstellungen 2c.“ wird über Neuigkeiten in der permanenten Ausstellung des Bayerischen Sewerbemuseums berihtet und sodann die Ehrengaben für das siebente deutshe Bundesschießen in München: zwei prach- tige Poklale, welhe Ihre Majestäten der Deutshe Kaijer und König Ludwig 11. spendeten, und ein originell geformtes Trinkborn, dargebraht von der Gesellschaft „Kaufmanns-Casino in München“, beschrieben und Abbildungen davon mitgetheilt, ferner das Ergebniß des Preiéausschreibens des „Mitteldeutschen Kunstgewerbe- vereins“ bekannt gemacht und über die Thätigkeit der Vereine zu Dreéden und Braunschweig sowie über die Mailänder Ausstellung referirt. Rathschläge für die Werkstatt, Mittheilungen aus dem Buchhandel und fleincre Nachrichten machen den Beschluß. Die Kunstbeilagen dieses Hefts zeigen elnen ges{chmackvollen alten Sc{muck aus der Mustersazümlung des Baverishen Gewerbemuseums (in Radirung), zwei persishe Fayence-Teller aus dem MAMusée Cluni zu Paris und hübscbe, leibt ausführbare Muster für Leinen- industrie, entworfen vom Prof. C. Mell (Farbendruckte). Die reiche illustrative Ausstattung des Textes bringt außer einer neuen, originell erfundenen Kopfleiste und Initialen von C. Schick eine toskanische

ajolifa-Platte (15. Yale envert) aus dem South-Kensington-Mu- seum, das anmuthige Altarbild einer Madonna mit dem Christus- finde, von Andrea della Robbia (f 1528) in gebranntem emaillirtem Thon geformt, geättte Verzierungen 2c. Als Beiblätter zu „Kunst und Gewerbe“ erschienen die Nrn. 16 und 17 der „Mittheilungen“ des bayerischen Gewerbemuscums.,

Der Geschäftäberiht der Staßfurter chemischen Fab rik, vormals Vorster & Grüneberg, enthält folgende Mitthei- lungen: Die Preise des P „Chlorkalium“ haben bis zum S@lusse des Geschäftsjahres andauernd steigende Richtung befolgt ; es ijt daher gelungen, die Produktion zu lohnenden Preisen er 1881 zu verschließen, Dagegen hat sich der Gewinn des

üngesalz-Contos fast auf Null redugrt, und Chlor- magnesium wie auch Brom zeichneten \sich dur so flaue Marktlage aus, daß dieselben nur wenig zu dem Gesammtgewinn beigetragen haben. Der Jahres Agen 1880/81 hat 193229 A be- tragengegen 94 020 M pro 1879/80. Die Unterbilanz hat si dadur pro 39. Juni d. J, auf 109 121 M reduzirt. Der Umsay- erreichte im letzten Geschäftsjähre die Höhe von 410477 Centner mit einem Er-

j *) efr, Reiché-Anzeiger Nr. 221 de 1881,

lôfe von 1 663 650 M gegen 343 942 Centner mit einem Erlöfe von 1112011 Æ in 1879/80. A

Brieg, 22. September. Zu dem heute hierselbst angeseßten Es sind keine Wollen eingebracht und zum Verkauf gestellt worden.

Dresden, 25. September. (W. T. B.) Der Ausschuß des Central-Verbandes deutsher Industrieller hat in der heutigen Situng beschlossen: 1) die Reichsregierung zu ersuchen, mit unserem Nachbarstaate Rußland wegen Abschlusses eines den beiderseitigen Verkehr erleihternden Handels- und Zoll- vertrages sobald als thunlichs in Verhandlung zu treten; 9) der Aus\huß giebt sich hierbei der Erwartung hin,

mit denjenigen Vollmachten auszurüsten, welche geeignet sind, diese Verhandlungen zu einem für beide Theile heilsamen Abschluß zu führen; 3) der Ausschuß beschließt zugleih, noch heute eine Kom- mission zu erwählen, welche beauftragt wird, aus dem reichhaltigen und weitschihtigen Material die Grundlinien zusammenzustellen, welche bei dem Entwurfe eines deutsh-russishen Handels- und Zoll- vertrages als Unterlage benußt werden können. :

London, 24. September. (W. T. B.) Der gestrige Woll- markt war fest, Preise steigend. : :

Glasgow, 24. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 587 200 Tons gegen 472 400 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 121 gegen 82 im vorigen Jahre.

Washington, 25. September. (W. T. B.) Der Schaß- sekretär Windom kündigt die Amortisation von 20 Millionen 6 prozent. Bonds an, deren Verzinsung mit dem 24. Dezember cr. aufhören werde, und den Zurückauf von 10 Millionen 3# prozent. Bonds im Laufe des Oktober.

Verkehrs-Anstalten. i

London, 22, September. (Allg. Corr.) Der amtlihe}\Ausweis über die Eisenbahnen in Indien für das Jahr 1880 liegt jetzt vor und zeigt, daß der Verkehr im abgelaufenen Jahre recht be- friedigende Fortschritte gemacht hat. Die Gesammtlänge der Bahnen ist um 714 englische Meilen angewachsen, und die betriebsfähige Bahn- linie betrug im Jahr 1880 9325 Meilen. Das Gesammtkapital der Bahnen wurde durch die Aufnahme neuer Summen von 123 124 514 Pfd. Sterl, auf 129 000000 Pfd. Sterl. vergrößert. Troß dieser neuen Kapital- anlage haben sich die Anlagekosten für die Meile von 14 300 Pfd. Sterl. in 1879 auf 13 844 Pfd. Sterl. herabgemindert. Die Bruttoerträge be- trugen 12 099 593 Pfd. Sterl. gegen 11 231 108 Pfd. Sterl. im Vor- jahre. Von den Einnahmen kommen 3 802 388 Pfd. Sterl. auf den Passagierverkehr gegen 3 413 910 Pfd. Sterl. im Vorjahr, 7 671 709 Pfd. Sterl. auf den Güterverkehr gegen 7274403 Pfd. Sterl. im Vorjahr. Der Passagierverkehr hat fih seit 1879 um nahezu 5 Millionen erhöht, Die Länge der Reisen is niht an- gegeben. Die Gesammtzahl der Passagiere betrug 48 066 060. Der Güterverkehr weist eine Zunahme von 1433000 t in dem Gewicht der beförderten Güter (9319 421 t, gegen 7876766 in 1879) auf; allein dieser größere Passagier- und Güterverkehr machte die Änstellung von nahezu 14000 weiteren Bediensteten erforderlich. Die Betriebsausgaben betrugen 6 192 171 Pfd. St. oder etwas über 51% der Brutto-CEinnahmen, während fie im Vorjahre sih auf 5 858 512 Pfd. St. oder 52,16 9/6 der Brutto-Einnahmen beliefen. Die Netto-Cinnahme ergab eine durschnittlihe Verzinsung der An- lagegelder zu 4 Pfd. St. 11 Sh., während dieselbe im Vorjahr nur 4 Pfd. St. 7 Sh. betrug.

Berlin, 26. September 1881.

Die Gedenk feier zu Ehren des Präsidenten James A. Garfield. Auf Einladung des amerikanischen Gesandtschafts- Sekretärs Mr. Everett versammelten sih am Sonnabend Nachmittags 3 Uhr einige Hundert Personen.theils geborene, theils Deutsh-Amerikauer in den Näumen der amerikanischen Gesandtschaft. Die Halle war der Veranlassung entsprechend dekorirt, die amerikanischen Flaggen mit Trauerflor umzogen, Zunächst ergriff Mr. Everett, umgeben von den Mitgliedern der Gesandtschaft, das Wort. In fkur- zer Rede wies er auf die hohen Verdienste und auf die vor- treffliben Eigenschaften des Dahingeschiedenen hin, der in allen Lebenéstadien Energie und Charakterfestigkeit bekundet, von einem Kanalschiffer si bis zum ersten Beamten der nordamerikanischen Ne- publik emporgearbeitet habe, und dur mörderishe Hand zu früh ciner Thätigkeit entzogen worden sei, dur die er segenbringend für sein Vaterland bätte wirken können. Ferner erwähnte er der treuen Pflege der liebenden Gattin, die unermüdet bis zum leßten Augen- blick am. Krankenlager des Gatten geweilt und die ebenso {wer be- troffen worden sei durch den Heimgang des Verblichenen wie die nord- amerifanis{che Republik, deren Bürger ihn erst kurze Zeit vorher zum Präsidenten erwählten. Redner gedachte weiter der Sympathien, die man in allen Ländern der Erde dem Verblichenen wäh- rend der Zeit seines S{merzenslagers entgegengetragen, und daß Redner davon selbs die glänzendsten - Beweise sowohl hier in Deutschland als auch in England, wo er erst kürzlich geweilt, erfabren babe. Am Schluß seiner Rede stellte Mr. Everett den ältesten bier lebenden Amerikaner, Hrn. Dr. Abott vor, der eine An- zahl Resolutionen zur Verlesung brachte, durch welche der trauernden Mittwe die Empfindungen der Versammelten zum Ausdruck gebracht, und die ron allen Anwe)enden persönli unterzeihnet wurden. Scließlih theilte Mr. Everett noch mit, daß gestern Abend 7 Uhr, in der Kapelle des Domkandidatenstiftes, Oranienburger- straße 76, cine kirchliche Trauerfeier zum Gedächtniz an den Verstorbenen stattfinden sollte,

Von der St. Katharinenkirch{e zu Oppenheim. (D. Bauztg) Der 12. September cr., als Tag der Vollendung des Vie- rungsthurmes genannter Kirce, dokumentirt durÞ das Aufseven von Knopf, Kreuz uad Hahn, is als bedeutungévoller Abschnitt in der Baugeschichte unserer Perle gothisher Sakral-Architektur am Mittel- rbein durch eine vom ausführenden Baumeister Heinr: Schmidt ein- eleitete, sinnige Feier begangen worde. l s Um 3 Ubr Raómittags begrüßte in kurzer Ansprache der Bau- meister die versammelten Gäste; hieran {loß si die Vorlesung der in den Thurmknopf zu legenden Urkunde, welche die kurze Geschichte der Katbarinenkirce von 1262, dem Jahr ihrer Gründung, bis beute enthält, und die Namen aller Derer nennt, die si besondere Ber- dienste um ihre Wiederherstellung erworben haben. Nachdem alédann der Präsident des Comités „für Wiederherstellung der Katharinen- firde*, Fabrikant Rheinwald, dazu aufgefordert hatte, die Liebe und Tbeilnabme diesem herrlichen Tempel fortdauernd zu erbalten und der Geistliche den Segen zur Vollendung des Werkes erfleht, {loß die Feier wie sie begonnen mit Absingung einés kirlichen Liedes.

Nunmebr wurde die, von den eingeladenen Gästen und dem Bau- meister unters{riebene Urkunde, cin Führer durch die Katharinenkire mit Biltern, wie sie wär und wie sie sein wird, eine Kollektion Münzsorten des Deutschen Reiches und ein Privatschreiben des jetzigen an den zukünftigen Baumeister, vor dem Altare unter den Klängen des Liedes: „Lobe den Herrn“ eingelöthet, und alsdann, nachdem der mit den deutschen Farben und Blumenkränzen geschmückte Ancp! zur Thurmspitze gezogen war, unter Glocktengeläute die feierliche

insetzung vollzogen, i

2 Den speziellen Abschnitt über die Bauge]hte der Kirche, wie ihn die Urkunde enthält, lassen wir wörtli folgen: :

Die St. Katharinenkirche zu Oppenheim, ciñes der edelsten Denkmäler deutscher Baukunst, an der Stelle eines kleinen Gottes- hauses, von dem die beiden Thürme übrig geblieben, errichtet, wurde wabrsceinlih im Jahre 1262 während der Anwesenheit des Königs Richard von Cornwallis gegründet und begonnen. Nah Vollendung des Ostchors und des Querschiffes {ritt man láut Inschrift am füdliben Seitenschiff um 1317 zum Bau des Langhauses, das muth

maßlich ten Werner von Koldenbech, der sich wie durch Urkunden

daß der Reichstag nicht anstehen wird, die Reichsregierung ,

nachgewiesen um 1297 in Oppenheim befand, zum Baumeister hatte. Im Anfang des 15. Jahrhunderts ließ das reihe „Stift zu St. Katharinen“ den Westchor erbauen und am 28. Oktober 1439 durch den Weihbischof Johannes von Mainz einweihen. So stand um die Ka- tharinenkirche als hervorragendes Gebäude der Siadt bis zum 31. Mai 1689, wo bei dem, durch die Franzosen unter General Mélac an- gelegten großen Brande auch sie zum größten Theil zur Nuine wurde. Non 1689 bis 1713 diente der Westchor, welcher bei dein Brande weniger gelitten hatte, der flein gewordenen reformirten Gemeinde zur Abhaltung ihres Gottesdienstes, bis eines Sonntags im leßt ge- nannten Jahre, nachdem die versammelte Gemeinde wegen des herab- fallenden Mörtels den Raum verlassen hatte, das bis dahin wohl- erhaltene prächtige Netgewölbe plöulich einftürzte. Seitdem blieb dieser Theil der Kirche wüst liegen, und man beschäftigte sich mit der nothdürftigen Wiederherstellung des Sciffes und des Osthors, welche aber bei der durch die unglück- lien Kriegsjahre verursahten Verarmung der Stadt nur sehr langsam von statten ging. Auch eine im Anfang der dreißiger Fahre durch den damaligen Bürgermeister Dietrich angeregte Wieder- herstellung einzelner Theile und des Innern konnte den allgemeinen Verfall nur verzögern, und mit tiefer Betrübniß sahen die Bewohner Oppenheims, wie alle Kunstfreunde, das herrliche Bauwerk na und nah in Trümmer sinken. Da kamen die Jahre 1870 und 1871. Sämmtliche deutshe Stämme traten geeinigt dem streitsüchtigen, feindlichen Nachbar gegenüber, besiegten ihn in blutigen Schlachten, erwarben die verlorenen Provinzen Elsaß und Lothringen zurück und errichteten von neuem den deutschen Kaiserthron, den der glorreiche König von Preußen, Wilhelm I, unter dem Jubel des ganzen deut- {en Volkes bestieg. Mit Befriedigung sahen auch die Bewohner der Rheinlande die alte Schmach, deren Brandmale ihnen aus den Trüm- mern so mancher ehemaliger Prachtbauten entgegen starrten, endlich getilgt, und es regte sich in ihnen der Wunsch, vor allem auch die Katharinenkirche als bleibendes Wahrzeichen der wieder gewonnenen nationalen Ehre, als Zeichen der wieder erlangten Einheit und Zu- fammengehörigkeit aller Deutsdben in aller Pracht wieder herzustellen.“

Es folgt nun die Aufzählung derjenigen Personen, welche si besondere Verdienste um die Wiederherstellung erworben, die Angabe der Geldbewilligungen für die Restauration (vom Reichstag 200 000, den hessishen Kammern 200000 und die Sammlungen des Bau- vereins 500 000 4) und dann zur Baugeschichte bis jeßt wörtlich:

„Durch Vertrag vom 19, August 1878 war die Leitung des Baues in die Hände des Dombaumeistrrs zu St. Sephan in Wien, Hrn. Ober-Baurath Friedr. Schmidt und seines Sohnes Heinrich Schmidt, der soeben die Wiederherstellung der Kirche zu Gelnhausen beendet hatte, gelegt worden, und man durfte nun die stilgerechte Wiederherstelluug der Katharinenkirche mit Gewißheit erwarten.

Hr. Ober-Baurath Friedrich Schmidt übernahm von Wien aus die verantwortliche Oberleitung des Baues, Hr. Baumeister Heinrich Scch{midt wurde der eigentliche Leiter desselben und begann noch im Herbst 1878 die Aufnahme und die Herstellung der Pläne, wobei ihn die Architekten Ludwig Becker aus Cöln a. Rh., August Kirstein aus Wien und Carl Schwarze aus Hildesheim unterstükten. Im Sommer 1879 wurde der Wiederaufbau begonnen mit Ausbesserung und theil- weisem Neubau des Ostchors, des Querschiffs und des Vierungs- thurmes, welch letzterer heute bis zum Aufseßen des Kreuzes vollendet ist. Weithin sichtbar überragt der mächtige Thurmhelm wieder die Stadt und die umliegenden Rebenhügel, und mit dankerfülltem Herzen blicken die Bewohner Oppenheims und der Umgegend hinauf nach dem lange vermißten Schmuck des herrlichen Baudenkmals. Zum Gedächtniß an diese Vollendung des seit beinahe zwei Jahrhunderten zerstört ge- wesenen Vierungsthurmes haben die ort8anwesenden Mitglieder des Bauvereinsaus\{chu}ses, der Baumeister Heinrich Schmidt und die dazu geladenen Gäste diese Urkunde unterzeichnet, welche in den Knopf des Vierungsthurmes niedergelegt wird.

So geschehen zu Oppenheim am Rhein, den 12, September 1881, am Allerhöchsten Geburtstage Sr. Kêëniglihen Hoheit des Groß- herzogs von Hessen und bei Rhein, Ludwig 1V., im V. Jahre seiner gesegneten Regierung, dem 11. Jahre seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Kaiserreihs. Gott allein sei die Ehre!“

Straßburg, 23. September. (Elsf.-Lothr. Ztg.) Die neunte Generalversammlung der Astronomischen Gesellschaft wurde gestern Morgen um 10 Uhr von dem Vorsit:enden Professor Auwers aus Berlin in Anwesenheit von 49 Mitgliedern und mehre- ren Gästen eröffnet. Nachdem der Staats-Minister Hofmann die Versammlung im Namen der Regierung mit warmen Worten begrüßt hatte, erfolgte die Berichterstattung des Vorstandes. Von den Gefell- \{aftsmitgliedern sind in dem verflossenen Biennium verstorben : Pro- fessor Ch. F. Peters, Direktor der Stermvarte in Kiel, Ober-Studien- direktor von Frisl in Stuttgart, Geheimer Hofrath Bruhns, Direktor der Sternwarte in Leipzig. Die Mitgliederzahl der Ge- sellshaft beträgt 301. Von der Vierteljahréschrift der Ge- selliast sind zwei weitere Bände erschienen, und cine Quarto- vublikation ist im Druck nahezu vollendet. Die Bericht- erstattung über die wissenschaftlibe Thätigkeit der Gesellschaft er- streckte \ich, unter Aufschiebung des Berichts über die Hauptarbeit der Gesellschaft: „die Beobachtung der Sterne bis zur neunten Größe“, bis zur nästen Sitzung, auf die Vorbereitung, zur Fortsetzung dieser Arbeit na Süden und auf die Verbindung, in welche die Gesell- schaft mit der Redaktion der „Astronomischen Nachrichten“ getreten ift. An diese leßtere Mittheilung knüpfte sich cine längere Diékufsion. Nab einer einstündigen Pause begannen die wifsenschaftlihen Vor-

| träge. Hr. Folie, Inspektor der Univerfität zu Lüttich, sprach über

neue Tafeln zur Berechuung der Präzession und ciniger an- dern Reduktionselemente; Hr. Winnecke legte Photographien von Nacbbildunaen der Mondoberfläde von A. Meidenbauer vor; Hr. Observator Schur aus Straßburg sprach über seine Bestimmung der Jupitermasse aus Trabantenmessungen. Hr. Geheimer Rath von Strube aus St. Petersburg trug vor über die systematischen Korrektionen seiner Dovypelsternmessungen. Hr. Niesten aus Brüssel legte Photographien und Zeichnungen von Mondkratern, sowie eine Serie von Zeichnungen der Köpfe der beiden leßten bellen Kometen vor. Professor Schönfeld aus Bonn verlas einen Berit über den augenblickliden Stand der Bonner südlichen Durcmusterung. Professor Safarik ans Prag vertheilte an die anwesenden Mitglieder Eremplare eines Bildnisses von Tycho de Brahe na einem Prager Original,

Das am Mittwo, den 28. September, Nacmittags 4 Uhr, în der Marien - Kirche von Schülern des Kgl. Musikdirektors Hrn. Otto Dienel veranstaltete Orgel- und Gesangs- Concert bietet dem sich für gute Kirhenmußik Jnteressirenden cin reiches, viel- verspredendcs Programm. Wir erwähnen aus demselben: Bachs Es-dur-Präludium und D-moll-Toccata, gespielt von Hrn. Mag und Hrn. Höhne, Dienels D- mol! - Sonate mit Frauer- marsch, vorgetragen von Fräul. Cornelia Kirchhoff ; ferner cine Arie über den 55. Psalm von Dienel, Bachs „Jn deine Hände aus der Cantate „Gottes Zeit“, die Samson-Arie „Herrlich erscheint“, die Scböpfungs-Arie „Mit Würd' und Hoheit“, ein Vuett von Cherubini und ein Terzett von Dienel, deren Ausführung Frl. Scibt, Frl Siebert, Hr. Koh und Hr. Neubauer übernehmen werden. Billets für das Concert sind gratis in der Musikalienhandlung von Sulzbah, Taubenstraße 15, und bei Hrn. Musikdirektor Dienel, Tempelhoferufer 30, zu haben.

Im Belle-Alliance-Theater findet am Mittwoch eine Extravorstellung zum Besten der Weibnachtsbeschcerung armer Kinder des 57. Stadtbezirks statt. * Der wohlthätige pes dieser Vorstellung láfit cin auêsverkauftes Haus würis{chen. Zur * uffübrung gelangt das Lustspiel „Deutscher Krieg“, welches am gestrigen Sonntage vor f ausverfauftem Hause cinen durchs{lagenden Erfolg erzielte.

Im Ostend-Theater hat am Sonnabend Fr. Magda- Irschik vom Königlichen Hoftheater in München ibr Gastspiel als

„Brunhild“ in Geibels gleicnamiger Tragödie mit glänzendem Er- ! folge erôffnet,