1881 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Oct 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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und zwei Ortseingesessenen bestehende Kommission sih ledig- lih auf die Feststellung des Schadenumfanges und event. auf die Entgegennahme der Forderung des Beschädigten zu beshränken, in Verhandlungen mit den Betheiligten über die Höhe bet Entschädigungssumme sich dagegen nicht einzu- lassen hat.

î Wenn ferner im Passus 8 zu §. 14 der vorerwähnten Instruktion angeordnet ist, daß eine Abshäßung nur da ein- treten soll, wo von den Beschädigten keine bestimmten oder zu hohe Forderungen gestellt worden sind, so wird in den Fällen, in welchen die Kommission darüber zweifelhaft ist, ob eine Forderung als angemessen oder zu hoh zu erachten sei, die Vornahme einer Schäßung zwar ebenfalls geboten sein. Die- selbe wird jedoch nur insoweit vorzunehmen sein, um festzu- stellen, ob die betreffende Entschädigungsforderung als nicht zu hoh anzuerkennen und demgemäß zu bewilligen sein wird. Die von den einzelnen Beschädigten angemeldeten Vergütungen für durch Truppenübungen herbeigeführte Flurshäden im Wege der Abschäßung zu erhöhen, sind die nah den Instruktionen zur Ausführung des Naturalleistungsgeseßes vom 13. Februar 1875 §. 14 bestellten Flurabshäßungs- Kommissionen nicht befugt. ? A

Ew. Hochwohlgeboren ersuche ih ergebenst, gefälligst zu veranlassen, daß nah diesen Grundsäßen fortan verfahren werde.

Berlin, den 31. August 1881.

Der Minister des Fnnern. Im Austrage. Herr furth. An die Königlichen Herren Regierungs-Präsidenten bezw. Regierungs - Präsidien in den Pro- vinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen und den Hohen- zollernshen Landen, sowie an die Königlichen Regierungen und Landdrosteien in den übri- gen Provinzen.

Bekanntmachungen auf Grund des Reichs8geseßes vom 21. Dktober 1878

Die Druckscchrift mit den Eingangsworten: „ZUr Reichstagswa hl! Arbeiter, Bürger! Am 27. Oktober cr.“ wird auf Grund der §8. 11 und 12 des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878 hiermit verboten.

Karlsruhe, den 7. Oktober 1881.

Der Großherzoglich badishe Landeskommissär. Eisenlohr.

Bekanntmachung.

Da die Bestimmung im 8. 7a. des Reichs-Stempelgeseßes vom 1. Juli d. Js., wonach zu Schlußnoten 2c. gestempelte Formulare zu verwenden sind, in den betheiligten Kreisen verschiedentlih eine unrichtige Auslegung gefunden zu haben scheint, so mache ih hiermit darauf aufmerksam, daß nach der erwähnten Geseßtesstelle in Verbindung mit der Bestimmung im leßten Absay des 8§. 7 die Versteuerung von Schlußnoten, Swlußzetteln, Schlußscheinen, Schlußbriefen aus schließlich durch Verwendung gestempelter Formulare zu erfolgen hat, und eine Verwendung von Reichsstempelmarken zu den ge- nannten Schriftstücken nur in dem Falle zulässig ist, wenn die Schlußnote 2c. über mehrere stempelpflihtige Ge- schäfte lautet und aus diesem Grunde auf dem gestempelten Formulare behufs Erfüllung des ganzen tarifmäßigen Steuerbetrages noch eine oder mehrere Stempelmarken ver- wendet werden müssen, daß aber in allen anderen Fällen die Verwendung von Stempelmarken zu Shlußnoten, Schluß- zetteln, Schlußscheinen oder Schlußbriefen als Nichterfül- lung der Verpflichtung zur Entrichtung der Ab- gabe bestraft werden wird.

Berlin, den 4. Oktober 1881.

Der Provinzial-Steuer-Direktor. Hellwig.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 10, Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen, wie „W. T. B.“ aus Baden- Baden berichtet, am Freitag den Bishof Raeß von Straßburg nebst zwei Domkapitularen von Straßburg und Meh in halb- stündiger Audienz.

Am Sonnabend dejeunirten Se, Majestät im Groß- herzoglihen Schlosse, machten am Nachmittage eine Spazier- ahrt und folgten um 5 Uhr einer Einladung des Fürsten von Fürstenberg zum Diner.

Gestern haben Se. Majestät der Kaiser in Folge einer leihten Erkältung das Zimmer nicht verlassen und waren auch beim Miklitärkonzert sowie im Konversationshause, welches Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin besuchte, nicht enau, Heute befinden Sih Se. Majestät jedo erheblih

eser.

Das Befinden Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin ist zusehends besser. Allerhöchstdieselbe promenirt täglih Vormittags und Nachmittags im Walde.

__— Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften trafen am Sonn- abend, vom Neuen Palais bei Potsdam kommend, kurz nah B Ee Vormittags in Berlin ein und begaben Sich nah dem

alais.

Se. Kaiserliche gev der Ar besichtigte die Aus- ellung der Königlichen Akademie der Künste und empfing ittags 11/2, Uhr mit Jhrer Kaiserlichen Ae der Kron-

prinzessin den bisherigen niederländishen Gesandten Herrn von Rochussen und Gemahlin in Abschiedsaudienz.

Demnächst nahm Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz

die Meldung der zu einem Jnformationskufsus zur Königlichen Militär-Schießshule kommandirten Regiments-Commandeure und von dem Obersien von Stocken, Commandeur des 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth, und dem Obersten von Behr, Commandeur des 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiment Nr. 20, die Fortsezung der Regiments- geshihten der betreffenden beiden Regimenter entgegen.

Die Rückehr der Höhsien Herrschaften nah Potsdam erfolgte um M2 Uhr Nachmittags. Es E Gestern Vormittag wohnten Jhre Kaiserlihen und König- lichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prin- zessinnen Victoria, Sophie und Margarethe in Bornstedt dem Gottesdienste und der Einsegnungsfeierlichkeit bei. , Später nahm Se. Kaiserliche Hoheit im Neuen Palais einige militärische Meldungen entgegen.

Jn verschiedenen Blättern findet sih die Mittheilung, daß zu dem bevorstehenden Geburtstage Sr. Kaiser- lihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen besondere Vorbereitungen getroffen und daß zu demselben namentlich Deputationen aller derjenigen Regimenter erwaitet würden, deren Chef Se. Kaiserlih: und Königliche Hoheit der Kronprinz ist. Diese AngaLe entbehrt jeder Begründung. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wird den 18. Oktober, wie alljährlich so auch diesmal, in ländlicher Zurückgezogenheit und im Kreise Höchstseiner Familie verleben.

Das Enteignungsrecht ist Allerhöhst verliehen worden: 1) unter dem 12. August 1881 der Gemeinde Wormbach im Kreise Meschede, Regierungsbezirk Arnsberg, behufs Erwerbung der zum Ausbau des Weges von Worm- bach nah Ebbinghof erforderlichen Grundstücke; 2) unter dem 5. September 1881 zur Erwerbung derjenigen Grundstücke nebst etwaigem Zubehör, welche für die Anlage eines Bau- hofes bei der Wasserbau-Jnspektion zu Eberswalde, Re- gierungsbezirk Potsdam, zu dauernder oder vorübergehender Benußung in Anspruch zu néhmen sind; 3) unter dem 20. September 1881 dem fommunalständischén Ver- bande des Regierungsbezirks Wiesbaden sür die zum Bau ter Straße von Esch im Untertaunuskreise nach der Weilstraße bei dem unweit der Landsteiner Mühle belegenen neuen Hammer nothwendigen Grundstücke; 4) unter demselben Datum dem Kreise Dramburg, Regierungsbezirk Cöslin, welcher den Bau zweier Chausseen: a. von Falkenburg bis zur Kreisgrenze auf Märkisch Friedland, b. von Dramburg nach Callies beschlossen hat für die Grundstücke, welche zu diesen Chausseen gebraucht werden. Zugleih ist Allerhöchst bestimmt worden, daß die dem Chausseegeldtarife vom 29. Fe- bruar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaufsee- Polizeivergehen auf die gedachten Straßen zu Anwen- dung kommen sollen; 5) unter dem 26. September 1881 dem Kreise Süderdithmarschen, Provinz Schleswig-Holstein, welcher beschlossen hat, die bisher noch nicht fertiggestellten Nebenlandstraßen-Strecken im Kreise und zwar: a. von Burg nah Hochdonn, þ. von Albersdorf über Desterrade, Süder- rade, Lexfähre bis an die Grenze des Kreises Norderdith- marschen, ec. von der Marne - St. Michaelisdonner Straße nach dem Bahnhofe St. Michaelisdonn und weiter über West- dorf, Quidtborn, Großenrade, Egstedt, Schaafstedt bis an die Straße Heide - Grünthal vor Albersdorf, d, von Eddelak über Bahnstation Eddelak, Kuden, Buchholz nach Burg, e, von Wöhrden nah Wesselburen, f. von Volsemen- husen über Süderwish, Rahnhujen, Westerbelmhusen nah Brunsbüttel, g. Kronprinzenkoogs - Längsweg, h. Kronprinzenkoog-Neuendeich: Neufelder Hafen, i. Kronprinzen- koog:-Trennewurth und k. Kronprinzenkoog-Kaiser-Wilhelms- koog kunstmäßig auszubauen, für die zum Auzbau dieser Straßenstrécken erforderlihen Grundstücke; 6) unter demselben Datum der Gemeinde Oberbauerschaft im Kreise Lübbecke des Regierungsbezirks Minden, welhe den Bau einer von dem Treffpunkte der Schnathorst-Hüllhorster und der Lübbecke- SOTOE Chaussee ab quer durch den Gemeindebezirk bis zur

renze der Kreise Lübbecke und Herford in der Richtung auf Bünde führenden Chaussee unternommen hat, für die zu der leßteren nothwendigen Grundstücke. Zugleih is Allerhöchst genchmigt worden, daß die dem Chausseegeldtariie vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee- Polizeivergehen auf die gedahte Straße zur Anwendung fommen.

Die Abgaben: 1) für Benußung des von der verwitt- weten Gasthofsbesißerin Knebel, geb. Zernickow, zu Zerpen- schleuse im Kreise Nieder-Barnim, Regierungsbezirk Pots- dam, erbauten Bollwerks; 2) für das Aufziehen der Zug- klappen der sogenannten breiten Brücke über die Lühe bei Steinkirhen im Marschkrcise Stade, Landdrosteibezirks Stade, sind durch Tarife geregelt, welche unter dem 12. be- T 24. August 1881 Allerhöchst vollzogen wor- den hnd.

Zu dem Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reih und Dänemark wegen wechsel- scitiger Unterstüßung Hülfsbedürftiger 2c. vom 11, Dezember 1873 ist nachstehende Zusaß-Deklaration vereinbart worden:

Zur Regelung der Ausführung der deutsh-dänishen De- klaration vom 11. Dezember 1873, betreffend die Uebernahme Hülfsbedürftiger und Auszuweisender, ist Nachstehendes ver- einbart worden:

1) Jn allen denjenigen Fällen, in welchen es sih um die Uebernahme Hülfsbedürftiger handelt, hat die vorherige Fest- stelung und Anerkennung der Uebernahmepfliht im Cor- respondenzwege zu erfolgen. Die bezüglichen Verhandlungen sind in der Regel direkt zwishen der die Heimschaffung an- ordnenden Behörde und der zur Anerkennung der Staatéange- hörigkeit zuständigen Heimathsbehörde des zu Uebernehmen- den zu führen. Eine diplomatische Vermittelung hat nur dann einzutreten, wenn entweder besondere Gründe die direkte Correspondenz unthunlih erscheinen lassen beispiels- weise wenn über die Heimathsbehörde Ungewißheit besteht oder in sprachliher Hinsicht der gegenseitigen Ver- ständigung Hindernisse sih entgegenstellen oder aber, wenn durch die direkte Correspondenz die Anerkennung der Ueber- nahmepfliht niht erreicht ist und der ausweisende Theil \ich hierbei niht beruhigen will.

Die bezügliche Uebernahme-Erklärung ist bei Ausführung des Transports dem Transportzettel im Original oder in beglaubigter Abschrift beizufügen und der Grenzübernahme- Behörde zu übergeben. Der lehteren ist rechtzeitig vorher von dem bevorstehenden Transporte der hülfsbedürftigen Me on entsprehende Mittheilung zu machen, und zwar unter gleich: zeitiger Uebersendung eines ärztlichen Zeugnisses des Jnhalts, daß die Rückehr des Zuzuweisenden in die Heimath ohne Nachtheil für seine und Anderer Gesundheit geschehen kann.

2) Bei Personen, welhe niht wegen Hülfsbedürftigkeit, sondern aus anderen, rein polizeilihen Gründen (Art, 3 leßter Sah der Deklaration vom E EOer 1873) über die Lan- desgrenze gewiesen worden, ist, wie folgt, zu unterscheiden :

A. Entweder handelt es sich um Personen, deren Staats- resp. Reichsangehörigkeit nicht auf Grund unverdähhtiger, noch nit abgelaufener, in ihrem Besiße befindliher Ausweis- papiere außer Zweifel steht.

Jn diesem Falle ist dasselbe Verfahren, wie dies zu 1 bezüglich der hülfsbedürftigen Personen bestimmt is, einzu- halten. Auch bei Ausführung des Transports derartiger nicht hülfsbedürftiger Personen is die, die Uebernahmepflicht anerkennende Erklärung der betreffenden Heimathsbehörde im Original oder in beglaubigter Abschrift der Grenz-Uebernahme- Behörde zu übergeben. Bei Ausweisungen mittelst Zwangs- passes ist die betreffende Uebernahme-Erklärung derjenigen arde, an welche der Auszuweisende dirigirt wird, ein- zusenden.

B. Oder die Ausweisung betriffi Personen, deren An- gehörigkeit zu dem anderen Lande auf Grund unverdächtiger, noch nit abgelaufener und in ihrem Besitze befindliher Aus- weispapiere außer Zweifel steht. Jn diesem Falle bedarf es Behufs Ausführung der Ausweisung der unter 1 und 2A, bestimmten Formalitäten nicht.

3) Verzeichnisse derjenigen Behörden, welche in den deut- schen Bundesstaaten einerseits und im Königreihe Dänemark andererseits berufen sind, über die Frage der Staatsangehörig- keit eine Entscheidnng und ausländischen Behörden gegenüber ein Anerkenntniß abzugeben, haben beide Theile ih gegen- seitig mitgetheilt.

4) Für die aus Dänemark heimgesandten deutschen Reichs- angehörigen sind als Uebernahmestellen Hadersleben, und falls der Transport über die Grenze bei Foldingbro geführt wird, Rödding bestimmt.

Für die aus Deutschland heiwgesandten dänischen Staats- angehörigen sind als Uebernahmestellen Kolding, Holstedt oder Ribe bestimmt.

Jn allen geeigneten Fällen is indessen die Rücksendung heimzuschaffender Personen auf dem Wasserwege gestattet.

5) Das Uebereinkommen wird vorläufig auf die Dauer von 2 Jahren abgeschlossen, sofern niht vor Ablauf dieses Zeitraums die Uebereinkunst vom 11. Dezember 1873 außer Kraft tritt. j

Geschieht leßteres, so gelten die Ausführungsbestimmun- gen nur so lange, als die gedachte Uebereinkunft in Wirksam- keit bleibt.

Zu Urkund dessen haben die Unterzeichneten, hierzu ge- hörig ermächtigt, die gegenwärtige Erklärung in doppelter Ausfertigung vollzogen.

Kopenhagen, den 25. August 1881.

L. 8.) Golgt. (L. S.) Bar. Nosenörn-Lehn.

_— Der Kaiserliche Botschafter Prinz Reuß hat Wien mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt

als interimistisher Geschäftsträger der Legations-Rath Graf von Berchem.

Der Kaiserliche Gesandte Graf zu Solms-Sonne- walde hat Madrid mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Legations-Sekretär Freiherr von Plessen.

Der Gesandte der Schweizerischen Eidgenossenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hose, Oberst-Lieutenant Roth, ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäste der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben \ih niedergelassen die Herren DDr. Arendt, Bergius, Bröje, Goldschmidt, Günther und Meyer in Berlin, Dr. Gröscher in Romkau, Kreises Nimptsch.

Sachsen. Dresden, 8. Oktober. Wie dem „Dresd. J.“ mitgetheilt wird, ist für die Wiedereinberufung der Kammern der 3. November in Aussicht genommen.

Württemberg. Stuttgart, 8. Oktober. Aus Anlaß des Schlusses der Landes-Gewerbe-Ausstellung hat der König, wie der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet, unterm 5. d. M. von Schloß Friedrichshafen aus folgendes Schreiben an den Minister des Fnnern von Sick gerichtet :

Mein lieber Staats-Minister des Innern Dr. von Sick! Dank dem einmüthigen und aufopfernden Zusammenwirken aller Bethei- ligten, insbesondere der Stadtgemeinde Stuttgart und der Staats- behörden, welbe der württembergischen Landes-Gewerbe- Ausstellung eine würdige Stätte bereitet, des Präsidenten und der Mitglieder des Erekutivausschusses, sowie der Ausstellungskommission, welche in uneigennütigster und umsichtigster Weise ihre Kraft zum Besten des Werkes eingesetzt, insbesondere aber der so zahlreich erschienenen Aussteller aus Württemberg und Hohenzollern, die sämnit- lih das Beste, was sie vermocht, mit Geschick und Geshmack zur Erscheinung zu bringen bestrebt waren, hat unsere Landesausstellung einen Erfolg errungen, der alle zuvor gehegten Erwartungen über- trifft. Es drängt Mich daher, jeßt bei dem Schlusse derselben allen, welche zu dem \{önen Ergebnisse beigetragen, ebenso wie auch den Mitgliedern des Preisgerichts, die sich ihrer mühbevollen und s{chwie- rigen Aufgabe mit Eifer und Hingebung entledigt, Meinen König- liden Dank und Meine volle Anerkennung auszusprehen. Jch wünsche von Herzen, daß die Ausstellung, die cin so befriedigendes Bild der Leistungéfähigkeit Unseres Volks peboten, dur die Eröff- nung weiterer Absatgebiete für das Gedeihen Unserer Industrie von nachaltigem Vortheil und dur die Belehrung und Anregung, die sie gewährt, von reidem Segen für die fernere Entwicklung derselben sein möge. Zuglei hoffe Jh aber au, es werde die Anerkennung, die dem Geleisteten zu Theil geworden, für Alle ein Sporn sein, auf dem einges{lagenen Wege weiter zu \hreiten, auf daß wir cine würdige Stelle behaupten im friedlihen Wettkampfe der Völker zum Heile und zur Ehre der s{wäbischen Heimath und zum Ruhme des deut- \{en Vaterlandes! Indem Jch Sie beauftrage, von Vorstehendem allen Betheiligten Kenntniß zu geben, drücke Jh Jhnen, der Sie von Anfang an mit unverdrossener Hingebung für das Gelingen des Unter- nehmens gearbeitet, Meinen besonderen Dank aus und verbleibe, Mein lieber Staats-Minister des Innern Dr. von Sick, Jhr gnä- diger König

Karl.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. Oktober. (W. T. B.) Jn einem Schreiben an den Bürgermeister von Wien theilt der Minister-Präsident Graf Taaffe mit, daß auf speziellen Wunsch des Kaisers die Fortsezung der Donaureguli- rung aufwärts bis zum Flusse Ybbs, abwärts bis zur un- garishen Grenze in kürzester Frist in Angriff genommen wer- den solle. Die Kosten seien auf 24 Mill. Gulden veranschlagt und seien in 24 Annuitäten zu verausgaben.

_— Gegenüber den heutigen Mittheilungen der „Neuen Freien Presse“ in Betreff einer Eisenbahn-Aniceihe von 200 Mill. Gulden bemerkt die „Wiener Abendpost“, daß die: selben theils allgemein Bekanntes, theils willk ürlih Erfunde- nes enthalten, daß jedoch Leßteres überwiege.

Die Berathungen der österreichisch- ungarischen ollkon ferenz sind, wie die „W. Z.“ meldet, nahdem die beiderseitigen Regierungsvertreter mehrere Anträge ad referendum genommen haîiten, für einige Tage unterbrochen den. wor (0, Oktober. (W. T. B.) Die hiesigen Morgenblätter melden: Der Vertreter Oesterreih-Ungarns in Cettinje, Oberst Thömmel, machte der Regierung von Montenegro Vorstellun- gen wegen Unterlassung von Maßnahmen zur Verhinderung der AuswanderunglandwehrpslihtigerBocchesen na ch Montenegro und ersuhte um deren Auslieferung. Senats- Präsident Bozo Petrovics erwiderte, die Regierung habe die Kreis- vorstände angewiesen, die. ausgewanderten Bocchesen in gütliher Weise zur Asffsentirung zu überreden. Die Aus- weisung dieser Flüchtlinge könne aber nicht veranlaßt werden, weil die Bevölkerung von Montencgro ihre bocche- sishen Verwandten nicht festnehmen lassen, und die gewalsame Rücbeförderung der Flüchtlinge Blutvergießen provoziren würde, da die Bevölkerung Widerstand leisten würde und weil endlich eine Auslieferungskonvention bezüg- li Militärpflichtiger nicht bestehe. Petrovics sagte die mög- lihste moralishe Einflußnahme der Regierung auf die Flücht: linge behufs ibrer Rückehr in die Voccha zu.

Pest, 8. Oktober. Jn der heutigen Sißung des Unter- hauses legte der Justiz-Minister einen Geseßentwurf, be- treffend die Schließung von Ehen zwischen Christen und Jsraeliten, vor.

Agram, 7. Oktober. Der Landtag hat den Adreß- entwurf, nahdem noch der Referent gesprochen, in nament- liher Abstimmung mit 52 gegen 16 Stimmen angenommen und auch gleih in der Spezialdebatte erledigt. Der Schluß des Landtages erfolgt Sonntag.

Niederlande. Haag, 8, Oktober. (W. T. B.) Die internationale Konferenz zur Regelung der Fischerei in der Nordsee wurde heute von dem Finanz- Minister van Lynden, welcher als Minister des Aeußern die Jnitiative zu dieser Konferenz ergriffen hatte, eröffnet. An der Konferenz nehmen ferner der Waterstaats-Minister Klerck und folgende Delegirte Theil: für die Niederlande Rahusen und Buys, für Belgien Léon Orban und Michel, für Deutshland Donner, Fürbringer und Steengrafe, für Frankreih Begville und Mangel, für England Kennedy, Trevor und Nicole, für Schweden Smitt, für Norwegen Britteville und für Dänemark Brunn. Die Versammlung ernannte den Minister van Lynden zum Ehren-Präsidenten, Rahusen zum Präsidenten, Kennedy zum VBize-Präsidenten, sowie den Baron Rengers, Beamten im Waterstaats-Mini- sterium, zum Sekretär. Am Montag Vormittag 10/2 Uhr findet die nähste Sigzung statt.

Großbritannien und Irland. London, 7. Oktober. (Allg. Corr.) Die Regierung fährt fort, fast täglih von den weniger kompromittirten irischen Staatsgefangenen einen oder den andern zu entlassen, so daß nah einer Angabe der „Dublin Gazette“ die Zahl derjenigen, die in Ge- mäßheit des Gesetzes für den besseren Schuß der Person und des Eigenthums in Jrland hinter Schloß und Riegel fißen, jeßt auf 133 herabgesunken ist. Der neue Landgericht s- hof wird am 20. d. seine erste Sizung in Dublin halten. Am Montag Abend wurde der Versuch gemacht, den unweit Erris, Grafschaft Mayo, ansässigen Gutsherrn Arthur Bingham zu ermorden. Das Parlamentsmitglied T. P. O'Connor sowie mehrere andere hervorragende Mitglieder der irishen Landliga traten vorgestern an Bord des Dampfers „City of Brussels“ die Reise nah den Vereinigten Staaten an, um dort Propaganda für die Liga zu machen.

Leeds, 8. Oktober. (W. T. W.) Auf einem heute hier abgehaltenen großen Meeting hielt der Premier Glad- sto ne eine Rede, in welcher er die liberale Partei beglüdck- wünschte, zur Au sführung des Berliner Vertrages hinsicht- liht Montenegros und Griechenlands beigetragen zu haben, und die englische Jnvasion in Afghanistan einer verurtheilen- den Kritik unterzog. Dieselbe habe lediglih den Erfolg ge- habt, die Afghanen aus Freunden England zu dessen Feinden zu machen und so das moralische Hinderniß zwischen Fndien und dem russishen Reiche hinwegzuräumen. Wir haben uns, erklärte Gladstone weiter, nunmehr fast voll- ständig von dieser thörihten und verbrecherischen Unterneh- mung zurückgezogen und einige der unglüdcklihsten Erinne- rungen und der skandalösesten Aufzeihnungen in den Blättern unserer Geschichte auszutilgen vermoht. Bezüglih Egypten s bemerkte der Premier: die Politik der liberalen Partei werde darauf gerichtet sein, streng im Einvernehmen mit der ver- bündeten und befreundeten franzöfishen Regierung zu handeln, um die Wohlfahrt Egyptens sicher zu stellcn. Wir werden zu verhindern suchen, daß Schwierigkeiten zwischen Egypten und dem Sultan auftauchen, und ih hoffe, daß wir es mit Erfolg thun werden. Bezüglih der Verhältnisse mit dem Trans- vaallande äußerte Gladstone: Wir sind eingeladen worden die Verhandlungen betreffs unserer Konvention mit dem Transvaallande wieder zu eröffnen; es ist mögli, daß in einzelnen Detailfragen die Bedingungen der Konvention abgeändert werden können. Jh weiß nicht, was das Resultat sein wird; wir hoffen, daß die Konvention bald ratifizirt wer- den wird, aber wir werden immer die Jnteressen der zahl- reichen eingeborenen Bevölkerung des Transvaallandes und die Würde Englands vor Augen haben und gewissenhaft hoch- halten. Der Premier {loß seine Rede mit der Erklärung, daß die Politik der liberalen Partei die Politik des Friedens und der Gerechtigkeit sei.

Frankreich. Paris, 7. Oktober. (Fr. Corr.) Der Präsident der Republik ist mit seiner Familie gestern Abend um 11 Uhr von Mont-sous-Vaudrey im Elysée wieder eingetroffen.

General Minister: . i

„Tunis, 6. Oktober, Abends. Das Belvedere (eine nördli von Tunis gelegene Anböhe, welche die Stadt und die Rhede vollkommen beherrs{cht) ist heute früh von einem Bataillon und einer Feldbatterie besetzt worden. Morgen wird die Beseyung der beiden Forts von Tunis folgen. (Damit sind die südli von der Stadt gelegenen oe El Manuba und Sidi-ben-Hassar gemeint.) Die fliegende

olonne von Medjez el Bab hat auf ihrem Zuge nah Testur einen unbedeutenden Angri} zu bestehen gehabt, den sie mit Leichtigkeit urückwies. Sie nimmt jeßt eine Stellung in der Nähe des tune- ischen Lagers ein. Ali Bey is von seiner Regierung ausdrücklih angewiesen worden, mit uns Hand in Hand zu gehen.“

Um die Mitte dieses Monats soll cine französische Expedition gegen Kairuan aufbrehen, um dort den Mittelpunkt der arabischen Rebellion in dem südlihen Theile der Regentschaft zu brechen.

Logerot telegraphirt an den Kriegs-

_ Die Stadt gilt in den Augen aller Muselmänner des westlichen Afrikas in hohem Grade als eine heilige, und nicht nur wegen der Legenden, die sich an die Stadt knüpfen, wegen der Heiligen des Islams, die dort gelebt und begraben sind, sondern auch wegen der geschichtlichen Erinnerungen und ihres Ursprungs. Kairuan wurde wahrscheinlich auf der Stelle der römischen Niederlassung Vicus Augusti erbaut, umals Mittel- punkt für die Verbreitung des Jslams im westlihen Nordafrika zu dienen. Ofkba Ben Nafe, ein Schüler des Propheten, hatte im Jahre 46 einen großen Theil von Tripolis und Fezza unterworfen, und zahl- reiche Bekehrungen zum Islam folgten; um diese zu sichern, wurde eine Schule in Kairuan angelegt. Die Stadt is bis jeßt niemals in die Hände der Ungläubigen gefallen, aber sie hat man- nigfahe Schicksale erlebt und is von ihrer einstigen Blüthe zur Zeit der Dynastie der Aghlabiten sehr herunter- gekommen. Damals foll Kairuan 30 Quartiere umfaßt haben, deren jedes so groß war wie die ieine Stadt. Der Rückgang datirt schon aus dem 12. Jahrhundert. Jeßt ist die Stadt nichts weniger als glänzend, und die Umgegend ist überaus steril. Der Markt von Kairuan wird von Hammamet versorgt, der 70 km entfernt ist. Der Zug der Franzosen gegen diese heilige Stadt dürfte den Fana- tismus der Araber steigern. Der Fall von Kairuan ist natürlich un- vermeidlih, wenn das Klima und der Mangel an Proviant nicht das Schicksal abwendet. :

8. Oktober. (Cöln. Ztg.) Nach einer amtlichen Depesche aus Manuba haben die Araber am _ 7. d. das fran- zösishe Lager bei Testur angegriffen, sind aber mit einem Verlust von 30 Mann zurückgeschlagen worden, während die Franzosen nur 2 Verwundete hatten. Die Truppen Ali Beys waren ausgerüct und unterstüßten die Franzosen, was der Befehlshaber mit großer Genugthuung anerkannte. Fn dem Ministerrath, der gestern Abend abgehalten wurde, erstattete der Kriegs-Minister Bericht über die leßten Vorberei- tungen gegen Ka hiruan. Saussier führt die Kolonne auf Susa, nit auf Zaghuan, welche Sabattier führen wird. Die Kolonne der Tunesier geht nur bis Gaza, welches 170 km von Kahi- ruan ist. Sie soll den Aufständischen den Rüdzug in die Sahara verlegen, so daß sie sich ins Gebiet von Tripolis werjen müssen, wo sie auf die Truppen von Gabes stoßen. Der nächste Ministerrath findet ers am Dienstag siatt. Die große von den Kommunarden veranstaltete Volks - versammlung, in welcher über die Erhebung einer Anklage gegen die Minister berathen werden soll, findet am nächsten Sonntag in Tivoli-Vauxhall statt. i

8, Oktober. (W. T. B.) Heute fand in St. Quentin die Einweihung des zur Erinnerung an die Shlacht bei St. Quentin am 19. Fanuar 1871 errich- teten Denkmals statt. Die bei dieser Gelegenheit von dem Kriegs-Minister Farre gehaltene Rede hob rühmend den Muth und die Selbstverleugnung der improvisirten Armee hervor und lobte den Patriotismus Gambetta's.

Spanien. Madrid, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Könige von Spanien und Portugal hatten heute an der Grenze eine Begegnung, dejeunirten mit einander und begaben ih heute Abend nah Caceres. Aus der Pro- vinz Murcia werden erhebtlihe Ueberschwemmungen gemeldet. An 200 Gehöfte sind durch Wasser von jeder Kommunikation abgeschnitten. : j

9. Oktober. (W. T. B.) Als Ergebniß der in Caceres stattgehabten Zusammenkunft des Königs Alfons mit dem Könige von Portugal bezeihnet man die Ein- leitung von Besprehungen zum Zweck der Verknüpfung der materiellen Jnteressen beider Länder durch eine Zollvereinigung oder gegenseitige P auf dem Zollgebiete und die Herstellung einer sehr innigen Verbindung in den internatio- nalen Fragen.

Türkei. Konstantinopel, 8. Oktober. Der „Polit. Corrsp.“ wird von hier gemeldet, daß neben formeller Wah- rung der türkischen Oberhoheit und Paralisirung der éuro- päischen Einflüsse die türkishe Mission nah Egypten auch die Einberufung der egyptishen Notabelnkammer zu ver- eiteln oder doch zu verzögern den Auftrag habe, indem der Sultan besorge, daß dann auch die Einberufung des Parla- ments in Konstantinopel nothwendig werden würde. Die Mission sei mit vielen Orden und Geschenken ausgerüstet und habe den geheimen Auftrag erhalten, eine e Liga ins Leben zu rufen, welche zu den leitenden Kreisen in Konstanti- nopel in enge Fühlung treten solle.

Serbien. Belgrad, 7. Oktober. (Wien. Ztg.) Fürst Milan dürfte seine längst projektirte Rundreise in das Jn- nere des Landes sofort nach Eintritt einer günstigeren Wit- terung antreten. Jn Regierungskreisen verlautet, daß die Eröffnung der diesjährigen Session der Skupschtina erst gegen Ende des Jahres stattfinden werde.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. Ok- tober. (W. T. B.) Durch einen Kaiserlichen Ukas vom 4. d. M. an den Finanz-Minister wird eine neue Emission 5prozent. Staatbillets im Betrage von 100 Millionen Rubel angeordnet. Dieselben sollen zur Rückzahlung der während des leßten Krieges kontrahirten Shuld von 50 Mil- lionen Rubel an die Staatsbank sowie zur Kompletirung der Mittel der Staatsrentei dienen. Die Billets sind mit 21/2 pro- zentigen Coupons versehen, welhe am 1. April und 1, Vfkto- ber jeden Jahres zahlbar sind. Die Prozentberehnung beginnt mit dem 1. Oktober d. J. Der Verkauf der Billets findet in der Staatsbank und in der Bank für Polen statt, sowie in den Filialen zu 92!/, Rbl. von je 100 Rbl. nominell.

Schweden und Norwegen. Christiania, 8. Ok- tober. (W. T. B.) Der König von Schweden ist heute Mittag hier angekommen.

Amerika. Washington, 8. Oktober. (W. T. B.) Die Senatoren der republikanishen sowohl wie der demo- fratishen Partei haben Versammlungen abgehalten und darin Comités gewählt, welche mit einander bezüglich der Or- ganisation des Senats in Berathung treten sollten. Die Berathung verlief resultatlos, da die Demokraten auf dem Rechte, den Präsidenten des Senats zu ernennen, bestanden. Dieselben nominirten den Senator Bayard dazu, während die Republikanerden Senator Anthony aufstellten— Conkling ist hier angekommen und hat dem Präsidenten Arthur einen Besuch abgestattet.

New-York, 5. Oktober. (Allg. Corr.) Die repu- blikanishe Konvention des Staates New-York trat heute hier in der Academy of Music zusammen. Bundessekretär Miller, der Anti-Conklingshe Kandidat für das Amt des Vorsitzenden, wurde mit einer Mehrheit von 108 Stimmen jum Vorsißenden gewählt eine Probe- abstimmung, we den Mißerfolg von Mr. Conklings Versuchen, sein politishes Uebergewiht wiederzugewin- nen, andeutet. Senator Miller zollte in einer versöhn- lichen Rede dem Charakter des Präsidenten Garfield

einen Tribut der Achtung und beklagte seinen Tod. Nachdem er sih in lobenden Ausdrücen über den Präsidenten Arthur ge- äußert und sich verpflichtet hatte, denselben zu unterstüßen, ermahnte er die Konvention, ihr Aeußerstes zu thun, um dem Parteihader ein Ende zu machen. Die heutige „Tribune“, sagt, es verlaute auf das bestimmteste, daß Mr. Conkling niht in das Kabinet des Präsidenten Arihur eintreten werde. Mr. Nelson Aldrich wurde heute zum Bundessenator für jar rf Jsland an Stelle des verstorbenen Generals Burnside gewählt.

Zu dem Garfield-Denkmal, welhes in einem Hospital bestehen wird, sind die ersten einleitenden Schritte geschehen. Es hat eine große Versammlung stattgefunden, in welcher zustimmende Zuschristen einer Anzahl hervorragender Männer verlesen wurden. Man hat die Absicht, das Bahn- hofsgebäude, in welhem Garfield den tödtlihen Schuß End, anzukaufen und an der Stelle das Hospital zu er- richten.

Afrika. Egypten. Kairo, 10. Oktober. (W. T. B.) Die englishen und französishen Kontroleure der Finanzkommission mahten den Mitgliedern der türkischen Mission Besuche, aber die Konsuln der Vächte halten sich fern. Die türkischen Kommissarien hatten mit Cherif Pascha eine längere Konferenz, wobei sie bestätigten, daß ihre Mission ein Zeugniß der Sympathie des Sultans für den Khedive sei, und sich bezüglich der Militäremeute und der Zusammen- berufung der Notabelnversammlung erkundigten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der Tellskapelle meldet die „N. Zürch. Ztg.“, daß nun «auch das dritte Wandgemälde Skückelbergs: „Tells Sprung aus dem Schiff“, glüklich vollendet ist, und der Maler sih anschickt, nach dem Winterguartier Basel abzureisen. Die Einweihung der Kapelle foll in den ersten Septembertagen 1882 stattfinden.

Internationale Wissenschaftlihe Bibliothek. 50. Band. „Der Selbstmord.“ Ein Kapitel aus der Moral- statistik, von Heinrich Morselli, Prof. der Psychologie an der Universität Turin und erstem Arzt der Königlichen Irrenanstalt da- selbs. Mit einer lithographirten Karte. Autorisirte Ausgabe. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1881. Die vorliegende Publikation ift eine theils gekürzte, theils mit Zusäßen versehene deutsche Bearbeitung des von dem Reale Istituto Lombardo preisgekrönten italienischen Originalwerks, welches ähnlich wie Adolf Wagners im Jahre 1864 erschienene Arbeit über „die Geseßmäßigkeit in den \{heinbar willkür- lichen mensch{lichen Handlungen“ die statistishe Methode auf psycho- logische Erscheinungen anzuwenden und dem modernen Determinismus durch erperimentelle Beweise Stützen zu geben si angelegen sein läßt. Im 1. Abschnitt wird die Zunahme und Regelmäßigkeit des Selbst- mords in den zivilisirten Staaten erörtert und durch statistische Ta- bellen illustrirt. Dann folgen im 2. Abschnitt interessante Aperçus über die Einflüsse der äußeren Natur (Klima, tellurishe Einflüsse überhaupt, Jahreszeiten und Monate, Witterung und Mondphasen, Tages- und Nachtstunden) auf die Häufigkeit der Selbstmorde. Ein nocb größeres, wenn aub keineswegs erfreulihes Interesse aber ge- währt das folgende Kapitel, welches den Einfluß der Bevölkerungs- eigenthümlickeiten (Rasse, Stamm und Nationalität) zum Gegenstande hat. Die höchsten Selbstmordziffern liefern nah diesem, durch eine Karte illustrirten Abschnitt, die Länder germanisher Rasse, und zwar stehen unter diesen die Deutshen und die Skandinavier voran. In der ersteren zeigt der urdeutshe Stamm der Sachsen (Königreich und Provinz) die größte Selbstmordhäufigkeit, und ebenso hoch ift sie bei der fast rein deutschen Bevölkerung in Niederösterreih und Salz- burg, ferner auch in den deutshen Kantonen der Schweiz, und ent- sprechend boch ist die Ziffer überall, wo deutsches Element vorwiegt. Unter den Sfkandinaviern treten die Dänen mit großen Selbstmordzahlen besonders hervor, während Schweden und Norwegen zwar auch hohe Durhschnittsziffern aufweisen, aber doch durch die sehr nördliche Lage ihrer Länder, welche, wie im vorhergehenden Abschnitt ausgeführt wird, vermindernd einwirkt, beeinflußt werden. Schon erheblich geringer ist die Neigung bei dem angelsächsishen Stamme, der \ih ja seit vielen Jahrhunderten als ein besonderes Glied der großen germaniscben Völkerfamilie konstituirt und mit vielen fremden Ele- menten vermischt hat. Die etwas niedrigere Selbstmordfrequenz bei den Engländern mag au durch andere Ursachen, insbesondere ihre wirthscaftlice und geistige Kultur bedingt sein, gewiß aber wirkt hier auch die Beimischung des celto-romanischen Elements ein. Mit im großen Ganzen noch weiter berabgehenden Ziffern folgen dann die durch Abstammung, Sprahe und Geschihte so eng verbundeuen Völker im Süden Europas: erstens Italien, der Ausgangs- und Mittelpunkt der romanishen Kultur, und die iberishe Halbinsel, beide den italis- celtishen Stamm in der gegenwärtig vollkommensten Reinheit repräsentirend. Sie stehen auf derselben Stufe und sind mit ihren Ziffern weit ent- fernt von denen derjenigen Länder, in weleú bis in die Neuzeit ein Zuströmen germanischer Elemente stattgefunden hat. Von diefen be- rühren Belgien und Frankreich in ihren Ziffern si einerseits im Norden mit den germanischen, andererseits im Süden mit den celto- italishen Völkern. Die leßte Stelle der Scala nehmen die slawischen Völker und die Angehörigen der ural-altaishen Völkerfamilie, wie die Magyaren und Finnen und die Bewohner Nordschwcdens ein. Bemerkenswerth ist auch die statistisch erhärtete Beobachtung, daß, wo die Germanen hingedrungen sind, mit der gleichzeitigen Zunahme der Körperlänge auch cine solche der Selbstmorde eingetreten set. Aehnlich ergiebt sib für Italien, daß die Häufigkeit des Selbstmords im Allgemeinen im geraden Verhältniß zur Größe der Statur steht, und daß die Neigung zum Selbstmorde von Süden nah Norden wäcst, gleiwie dies auch mit der Statur der Fall ist. Auch in Frankrei haben die Departements mit cimbrisher, großwüchsiger Bevölkerung die höchste Ziffer, welche in den anderen Departements in demselben Maße abnimmt, als diese mehr keltishe Bevölkerung haben. Ver 4. Abschnitt behandelt die sozialen Einflüsse und zwar zunächst die Civilisation im Allgemeinen und dann Religion und Konfession. Jn letzterer Beziebung wird die größere Zahl der Selbstmorde in den protestantishen gegenüber den katholiswen Ländern ebenso wie bei den Juden die im Allgemeinen geringe Neigung zum freiwilligen Nufaeben des Lebens bervorgehoben, während leßtere mehr als jene Geistesfranfkheiten unterworfen sind. Die folgenden Unterabscnitte betraten die Beziehungen zwischen Bildung und Selbstmordfrequenz, den Einfluß der Sittlichkeit, die allgemeinen wirthscaftlihen Be- dingungen, den Einfluß der Nahrungsmittel, der Bevölkerungsdichtig- keit, sowie die Verschiedenheit der Verhältnisse in der Stadt und auf dem Lande. Der fünfte Abschnitt handelt von dem Einfluß der biologishen und sozialen Eigenschaften des Individuums und der Ge- \{lectäversciedenheit. Was die letztere betrifft, so wird das Ver- bâltniß der weiblichen zu den männlichen Selbstmördern als 1 zu 3 bis 4 angegeben (in Spanien freilid 1 zu 2,5), In Bezug auf das Lebensalter lassen sich, dem Verfasser zufolge, zwei Lebens- perioden als solde einer spezifiiben Selbstmordfrequenz oder Neigung erkennen; die erste sei die des Ueberganges von der Jugend zur vollständigen Reife, in der die Neigung si im Aufsteigen zeigt, die zweite die der vollständigen Reife und erstrecke si bis ins bôberc Alter hinein. Bezüglich des Civilstandes wird der ungünftigere Einfluß des Verwittwet-, Geschieden- und Ledigseins sowie anderer- seits der günstigere des Ebestandes ziffermäßig nachgewiesen. Was die Berufsart betrifft, so ist für Jtalien die sehr geringe Anzabl der Selbstmorde bei den Geiftliden und (noch geringer) den Nonnen bemerkenswerth, bei welden Kategorien ohne Zweifel der religiöse Sinn und die von den _Auf- regungen der Welt zurückgezogene Lebensweise ihre Wirkung