1881 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Oct 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 20. Oktober.

Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus

Baden-Baden meldet, auch gestern Nachmittag im besten Wohl- befinden eine Spazierfahrt, speisten sodann mit JFhrer Ma- jestät der Kaiserin und Königin allein und nahmen Abends den Thee bei Jhrer Majestät ein.

Die Kaiserin besuchte im Laufe des gestrigen Tages den Bazar zum Besten der englischen Kirhe.

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Der Bundesrath trat heute zu einer Sigung zu- sammen.

Die Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rektorats-Wechsels.

Der Geheime Regierungs-Rath, Professor Dr. Hofmann, als zeitiger Rektor, leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Geheimen Regierungs-Rath Professor Dr. Curtius, mit einer statistischen Uebersicht der Ereignisse des verflossenen Jahres ein.

In keinem srüheren Jahre hat die Zahl der Studirenden eine ähnliche Höhe erreiht. Jm Wintersemester betrug die- selbe 4107 gegen 3608 im Vorjahre, im Sommersemester 3709 gegen 3608 im vorhergehenden Sommer. Nahezu ein Fünftel der im Wintersemester 1880/81 überhaupt auf den 20 Hochschulen des Deutschen Reiches Studirenden haben unserer Universität angehört.

Jm Rektoratsjahr 1880/81 sind

immatrikulirt abgegangen promovirt

Theologen . .. 192 162

U L002 918 5

Mediziner. . 372 339 97

Philosophen . 1118 966 35

j 2 694 2 385 137 Gestorben sind 7 Studirende, welche unter den Atgegangenen mitverzeichnet sind.

Jn dem Personalbestande der Universität sind im Laufe des verflossenen Studienjahres mehrfahe Veränderungen ein- getreten. Die Hochschule beklagt den Tod zweier gefeierter Ordinarien, des Gehcimen Justiz-Raths Prof. Bruns (gest. 10. Dezember 1880), eincr Zierde der iuristishen Fakultät seit vielen Jahrer, und des Geheimen Regierungs-Raths Prof. Loge (gest. 1. Juli 1881), welchen die philosophische Fakultät nur wenige Monate zuvor so glücklih gewesen war, in ihrer Mitte zu begrüßen.

Ferner hat die Universität durch den“ Tod der Doktoren Waldenburg (gest. 14. April 1881) und Geppert (gest. 31. August 1881), außerordentlicher Professoren in der medi- zinishen und philosophischen Fakultät, sowie des Dr. Heller (gest. 28. November 1880), Privatdozenten in der philosophi- schen Fakultät, s{chwmcrzlite Verluste crlitten. Den Dahin- geschiedenen ist ein chrenvolles Andenken in dem Gedächtnisse der Ueberlebenden gesichert.

Durch Verseßung hat die Universität den Dr. Nowack, außerordentlichen Professor in der theologischen und Dr. Krön- lein, außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät verloren, welche als Ordinarien , ersterer nah Straßburg, leßterer nah Zürich, gegangen sind. " Die Privatdozenten in der philosophishen Fakultät, Dr. Seeck, Dr.- Zimmer und Dr. Bücking, sind als außerordentliche Professoren, die beiden ersteren nah Greifswald, der leßtere nah Kiel, Dr. Thun und Dr. Branco, {on kurz nach ihrer Habilitation an hiesiger Universität, der eine als Ordinarius nah Zürich, der andere als Dozent nah Aachen übergesiedelt.

Neu eingetreten sind: Dr. Eck, früher in Breslau als ordentlicher Professor in der juristishen und Dr. Rose, diri- girender Arzt des Krankenhauses Bethanien, als ordentlicher Honorar-Professor in der medizinishen Fakultät. Zu ordent- lichen Professoren ernannt sind Dr. Pernice, bisher in Halle, in der juristishen und Dr. Weizsäcker, bisher in Göttingen, in der philosophischen Fakultät.

Als außerordentliche Professoren sind eingetreten: in der medizinishen Fakultät Dr. Ewald, bisher Privatdozent, in der

hilosophishen Dr. Böckh, Direktor des hiesigen städtischen tatistishen Bureaus, Dr. Brückner, luer in Lemberg, Pr. Oldenberg, bisher Privatdozent. Hr. Rossi ist als Lektor der italienishen Sprache bestellt worden.

Als Privatdozenten habilitirt haben \sih in der medizini- schen Fakultät die Doktoren Brieger, Lewin, Lesser, Herter, Sonnenburg, Rabl-Rückhard, Behrend; in der philosophischen Fakultät die Doktoren Thun, Ebbinghaus, Furtwänglcr, Er- man, Zopf, Koser, Delbrück, Lehmann-Filhés, Gans Edler Herr zu Putliß, Branco, Karsc, Deußen, Kayser.

Auch bei dem Beamtenpersonale der Universität sind mehr- fache Veränderungen eingetreten. Der Oberpedell Genzel, welcher bei derselben während langer Jahre als getreuer Be- amter gedient hat, ist gestorben. An seine Stelle ist der Pedel Mertins zum Oberpedellen befördert worden. Der Pedell Nitschke und der Portier Tschorsh haben ihre Stellungen getausht. Endlich ist der frühere Feldwebel im 4. Garde- Regiment zu Fuß, Finke, als sechster Pedell angestellt worden.

_Was den Besuch der Vorlesungen anlangt, so hat sich derselbe nah den Ausweisen der Quästur in dem abgelaufenen Studienjahre folgendermaßen gestaltet :

Angekündigt gehalten Zuhörerzah!

- Priv. Publ. Priv. Publ. Priv. Publ. Theologische Fakultät 40 35 37 834 1423 1148 Furistische ¿Wm O E

edizinische « e 100 N Kk S E Philosophishe „, 268 W8 234 191 11306 7732

579 413 479 368 22760 14961 Nachdem der Rektor noch über die akademische Disziplinar- Gerichtsbarkeit, sowie über allgemeine Universitäts-Angelegen- heiten berichtet hatte, gedachte er dankend der ansehnlihen Zu- wendungen, welche der Universität Behufs Gründung von Stipendienstistungen von dem Herrn Dr. Muir in Edinburg, der Frau Professor Magnus, geb. Humblot, und der verstor- benen Frau Rentier Schulte zu Theil geworden sind. Hierauf nahm derselbe seinem Amtsnachfolger den vor- geschriebenen Rektor-Eid ab und übergab ihm die Jnsignien des übertragenen Amtes, worauf Le{terer zum Beschlusse des feierlihen Aktes eine Rede über die Gemeinsamkeit der wissen- schaftlichen Jnteressen in allen akademischen Studiensächern hielt.

Der für das Universitätsjahr 1881/82 konstituirte Senat besteht aus:

Se. Majestät der

dessen landaufwärts dirigirt. rend. der Feindseligkeiten England in hervorragender Weise treu ge- geblieben ist. In Bezug auf die Angelegenkbeiten im Transvaallande herrs{cht noch immer eine schr unbehaglide Stimmung vor. Hrn. Gladstone's Erklärung, daß auf die Ratifikation der Konvention bestanden wer- den müsse, ist hier mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Man glaubt, die Boern werden die Konvention id

aber nicht mit der Absicht, nach derselben zu handeln. aroße Uneinigkeit unter den Boern selber.

dei dee Geheimen Regierungs-Rath Prosessor Dr. urtius, dem Universitätsrihter, Geheimen Bun e ee hem Ps Geheimen Regierungs-Rath Professor r. PDosmann, dem Dekan der theologishen Fakultät, Konsistorial-Rath Professor Dr. Semisch, dem Dekan der juristishen Fakultät, Geheimen Justiz- Rath Professor Dr. Beseler, dem Dekan der medizinishen Fakultät, Professor Dr. Westphal, dem Dekan der philosophischen Fakultät, Professor Dr. J. Schmidt, dem Senator, Geheimen Medizinal-Rath Professor Dr. Bardeleben, dem Senator Professor Dr. Tobler, dem Senator Professor Dr. Dillmann, dem Senator n fessor Dr. Mommsen, dem Senator Professor Dr. Weber.

Der mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Staats- Sekretärs im Auswärtigen Amte betraute Kaiserlihe Bot- \chaster Graf von Haßzfeldt-Wildenburg is von dem thm Allerhöchst R Urlaub hierher zurückgekehrt und

hat die Führung der Geschäste des Auswärtigen Amtes wieder übernommen. ;

Der hiesige Königlih säcchsishe Gesandte und Bevoll- mächtigte zum Bundesrath, Wirklihe Geheime Rath von No stiß-Wallwitß hat Berlin mit mehrmonatlihem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit ist mit der Führung der gesandtschaftlihen Geschäfte der Militärbevollmächtigte, Dberst- Lieutenant Edler von der Planißt betraut.

Der Bundesraths-Kommissar der Landesverwaltung für Elsaß-Lothringen, Kaiserlihe General-Direktor der Zölle und indirekten Steuern Fabricius is aus Straßburg hier angekommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburg - shwerinshe Dber-Zolldirektor Oldenburg, ist hier angekommen.

Sachsen Altenburg. Altenburg, 18. Oktober. (Lpz. Ztg.) Die Herzogin is gestern Abend aus Camenz und der Herzog heute früh aus Tirol hier eingetroffen. Jhre Hoheiten werden sich morgen nach Hummelshain begeben.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. Oktober. Jhre Königliche Hoheit die Fürstin Josephine von Hohen- zollern ist heute Nachmittag aus Bukarest hier eingetroffen. Die Fürstin von Montenegro ist am 15. d. M. von Triest nah Cattaro abgereist.

%2. Oktober. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers, durxh welches die Delegationen auf den 27. d. nah Wien einberufen werden. Das „Fremdenblatt“ schreibt: Graf Nobilant, welher einige Tage am Hoflager in Monza * weilte und gestern hier ein- traf, ist Abends nach Pest abgereist, von wo er be- reits heute Nacht zurückerwartet wird. Es fönne für Niemand, der über die Atschauungeñn der hiesigen maßgebenden Kreise unterrichtet ist, einem Zweifel unterliegen, daß, falls Graf Robilant eine auf den eventuellen Besuch des Königs Humbert bezüglihe Anfrage überbringt, die Antwort in freundlich bejahendem Tone ausfallen werde.

Pest, 19, Oktober. (W. T. B.) Der dem Unterhause vom Finanz-Minister heute vorgelegte Voranschlag für das Finanzjahr 1882 weist folgende Ziffern auf: Ordent- lide Ausgaben 292757137 Fl, Uebergangsausgaben 3198847 Fl, FJnvestitionen 29 265 311 Fl., gemein- same Ausgaben 1989975 Fl. Ordentlihe Einnahmen 277 998 540 Fl., Uebergangseinnahmen 23 447 188 Fl. Den Totalausgaben im Betrage von 327 211 270 Fl. gegen- über stellt \sich sonach ein Defizit von 25 665 542 Fl. heraus. Jm Vergleihe mit dem Vorjahre sind die Total- ausgaben pro 1882 um 27066 100 Fl. und die Totalein- nahmen um 25 046 974 Fl. höher veranschlagt. Das Finanzexposé, welhes der Finanz-Minister Szapary heute dem Unterhause gab, wurde im Allgemeinen beifällig aufgenommen. Aus demseiben- ist ersichtlih, daß die direkten Steuern in den ersten 8 Monaten des laufenden Jahres ein Mehr von 4 400 000 F[l., die indirekten Steuern ein Mehr von 2370000 Fl. ergaben. Unter den für das Jahr 1882 präliminirten Jnvestitionen figurirt die Pest- Semliner Bahn mit 14 Millionen. Zur Deckung des Defizits beantragt der Minister die Einführung eines Petroleumzolls und einer Petroleumsteuer, die Revision des Zolltarifes, Erhöhung der Branntweinsteuer und Besteuerung des Schankregals. Der Ertrag hieraus wird auf 8 800 000 Fl. veranschlagt. Falls diese Steuern für 1882 nur zur Hälfte realisirbar wären, follen 21 Millionen durch eine Kredit- operation bedeckt werden. Der Minister theilte mit, daß bis- her 240 Millionen 4prozent. Goldrente verkauft und dafür | 176 760 000 Fl. 6prozent. Goldrente eingezogen worden sein. Das Konvertirungsgeschäft sei zur Hälfte beendet.

Großbritannien und Jrland. London, 20. Oktober (W. T. B.) Das Befinden des Premiers Gladstone hat sich gebessert. Es sind weitere Truppen nah Jrland beordert worden. Der Landgerichtshof beginnt heute scine Sißungen in Dublin. 340 Pächter haben bereits die Fixirung des Pachtzinses beantragt. Die leßten aus «Frland eingegangenen Nachrichten konstatiren, daß die Ruhe überall wiederhergestellt ist, daß jedoch die Gährung unter der

Bevölkerung seyr stark sei. (Allg. Corr.) Aus Durban wird dem „Standard“

unterm 16. ds. gemeldet: In Nerwocastle hieß es gestern, daß die Boeren Zeederbergs Waggons und Ochsen jenseits des Coldstroms mit Beschlag belegt haben, und das Gerücht wird beute bestätigt. Truppen werden infolge Zeederberg ift ein Boer, welcher wäb-

ließlich ratifiziren, Ì * Es herrscht Die Berichte aus den

Eingeborenendistrikten haben noch immer einen kriegerishen Anstrich.

_Frankreih. Paris, 18. Oktober. (Fr. Corr.) Die beiden Divisionen in Tunis, dic des Nordens und die des Westens, haben sich in Bewegung geseßt. Die Division Logerot unter dem unmittelbaren Befehle des Höhst- kommandirenden hat ihre Route durch das ihr gegebene Fiel, die Beseßung der heiligen Stadt Kairuan. Welchen

iderstand sie finden wird, i} im Voraus nicht zu bestimmen, eben so wenig die Gegend, in welcher der Feind si stellen wird. Das Glücklichste wäre, wenn es si bestätigt, daß er bei Hadra Bordji Sidi-el-Hadjini ein festes Lager bezogen hat, um die Franzosen zu erwarten. Welche Richtung die andere, die Westdivision unter General Forgemol, einschlagen wird, ist augenblicklih noch unbekannt. Sie ist von Tebessa aufgebrochen. Vielleicht dringt sie in das südliche Tunis ein und marschirt auch auf Kairuan.

(Cöln. Ztg.) Jm Senat wird Jules Simon am 28. Oktober das Gesuch, die Regierung über die allge- meine Politik interpelliren zu dürfen, stellen. General Lambert ist nah Tunesien mit dem Austrage abgereist, das Amt des Plaßkommandanten in Tunis zu übernehmen. General Saussier läßt gegenwärtig tunesishe Gums, die im französishen Solde stehen, durch Oberst Allegro bilden.

Algier, 18. Oktober. (Cöln. Ztg.) Die Kolonne des Generals Forgemol ist auf 8000 Mann gebracht und rückt auf Dscherid. Marokkanishe Räuber machten eine Razzia auf algerischem Gebiete.

_ Tunis, 17. Oktober. (Cöln. Ztg.) Ali Bey zieht sih mit den Trümmern seiner Truppen auf Zaghuan zurück, um die Wasserleitung zu shüßgen. Der Marsch der Truppen auf Kairuan is s{wierig, weil es an Transportmitteln fehlt, da die aus Frankreih herübergeshafften Maulthiere nihts werth sind. An Krankenpflegern fehlt es nit minder. Die aus Frankreih herübergeschickten sind junge Soldaten, die keine zureihende Ausbildung sür den Dienst haben.

19, Oktober. (W. T. B.) Die Redner auf dem Meeting in Tivoli - Vauxhall werden, wie es heißt, gerihtliÞh zur Verantwortung gezogen werden.

Aus Tunis vom 18. d. wird gemeldet, daß die tele- graphishen Verbindungen zwishen Tunis und Agardi- maou alsbald wieder hergestellt sein werden. Aus Oran wird versichert, daß heute zu Gignig eine Unterredung zwi- shen Si Sliman Kaddur und Bou Amema statt- gefunden habe.

Türkei. Aus Konstantinopel wird dem „Reuter- schen Bureau“ unterm 17. ds. gemeldet: „Balabanoff, der hiesige Vertreter Bulgariens, hat die Pforte benachrichtigt, daß seine Regierung es noch immer ablehne einen Delegirten für die Kommission zu ernennen, welche die Angelegenheiten der Rustshuk-Varna-Eisenbahn ordnen soll, und zwar aus dem Grunde, daß, da der Delegirte nothwendigerweise sih in Verbindung mit der Pforte zu seßen haben würde, der Modus, in welchem der amtlihe Scriftwechsel zwischen Bulgarien und der Türkei gepflogen werden soll, zuerst geregelt werden müßte. Jndem er sich weitere Jn- struktionen aus Sophia erbittet, drückt Balabanoff die Ueber- zeugung aus, daß die Pforte seine leßte Note, in welcher er als Vertreter des Fürstenthums Bulgarien das Recht bean- spruht, in direkte Beziehungen mit dem Minister für Aus- wärtige Angelegenheiten zu treten, niht zu beantworten be- absichtige. Der Jradé des Sultans mit Bezug auf den Anschluß des serbischen Eisenbahnnetzes an die Solo- nichi - Mitrovißa - Strecke steht in Uebereinstimmung mit den Vorschlägen des von Herrn Gescher entworfenen Berichts. Die Bahn wird ihren Ausgangspunkt in Nisih haben, und es wird der Konferenz in Wien überlassen bleiben zu ent- schei den, ob sie nah Pristina oder Wranja gehen soll.“

_ Tripolis, 20. Oktober. (W. T. B.) Zweitausend Mann türkisher Truppen sind aus Tripolis nah Kreta

gesandt worden.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 15. Ok- tober.

(Hamb. Corr.) Die Verhandlungen wegen Abschlusses

eines Handels- und Schiffahrtsvertrages zwischen Schweden-Norwegen und Frankreich haben am 11. d. in Paris begonnen.

Numänien. Bukarest, 19. Oktober. (W. T. B.) Der

„Romanul“ widmet heute der Donau frage wiederum einen Leitartikel, in welchem er auf seinem bisherigen Standpunkt beharrt, wonach die Donau

E L 2 Z - Fluß, dessen Schiffahrt Europa gehört und auf welchem Nie- mand ein Privilegium haben dürfe.

ein neutraler, internationaler

Amerika. Yorktown, 19. Oktober. (W. T. B.)

Bei der heutigen Feier zur Erinnerung an den vor hundert Fahren erfohtenen Sieg hielt der Präsi- dent Arthur eine Nede, in welcher cs heißt: Vor 100 Jah- ren hat hier der Kampf um unsere Unabhängigkeit sein Ende gefunden und ist das Prinzip unserer Regierung, die Souve- ränetät des Volkes, festgestellt worden. Alle Rachsucht, die aus jenem Kampfe herrühren könnte, ist seit langer Zeit vershwunden. Triumphes über unseren besiegten Feind rühmen, ange- messen aber ist es, daß wir uns des Patriotismus und der Treue unserer Vorsahren crinnern, und daß wir unsere Söhne in die Erbschaft der Liebe zu der dur das Geseh geschüßten Freiheit einsehen. Frankreihs willkommen und erinnere an die Freundschaft dieser beiden Nationen, welche die Wandelungen, die si innerhalb eines Jahrhunderts vollzogen, überlebt haben. Jch hoffe, daß diese ¿Freundschaft auch fernerhin andauern werde,

und daß das Land, im Fnnern wie nah außen, Frieden haben werde.

Es ist unmöglih, daß wir uns heute des

Jch heiße die Delegirten Deutschlands und

(Beifall.)

Afrika. Egypten. Alexandrien, 19. Oktober.

(W. T. B.) Das englische Panzerschiff „Jnvincible“ ist auf hiesiger Rhede eingetroffen. Die vincible“ und „Alma“ werden sofort nah der Abreise der türkishen Kommissäre, für welche der Tag aber noch nicht festgesétt ist, zusammen wieder absegeln.

Panzerschiffe „Zn-

Da die türkishen Kommissäre heute Mittag

abgereist sind, berciten sih die Panzerschiffe „Jnvincible“ und „Alma“ ebenfalls auf die Rüdfahrt vor, welche heute Abend oder morgen crfolgen soll.

Statistische Nachrichten.

Zeitschrift des Königlich bayerischen statistischen Bureaus. Redigirt von dessen Vorstand Dr. Mar Seydel. Drei- zehnter Fahrgang. 1881. Nr. 1 und 2. Inhalt: Definitive Er-

chnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 in Bayern. Die Amtsgeribte nach der Größe ihrer Bevölkerung. Die Be- irfsämter nah der Größe ihrer Bevölkerung. Die Gemeinden bes Königreihs Bayern, geordnet nach" ihrer Bevölkerungsgröße. Zählung vom 1. Dezember 1880. Die Haushaltungen und Wohn- gebäude in Bayern nach der Zäblung vom 1. Dezember 1880. Todesursachen in den Jahren 1878 und 1879. Nachweis für das Königreich. Geburten, Sterbefälle und Ebescließungen im König- reiche Bayern in den Jahren 1878 und 1879, Nachweis für die Regierungsbezirke und das Königreih nach Kalender-Monaten. Stiftungen und Stiftungszuflüsse im Königreich Bayern während der Sahre 1870—1879. Anhang. Nachweisungen über den Verkauf von Getreide auf den bayerishen Schrannen pro I. und 1I. Quartal Desgleichen für die sechs hauptsächlihsten Schrannen nach ein- ¿elnen Wowen prv I. und 11. Quartal. Viktualienpreise an ver- schiedenen Orten Bayerns pro I. und T1. Ouartal.

Während des leßten Geschäftsjahres vom 1. Dftober 1880 bis zum 30. September 1881 wurden im Hospiz auf dem St. Gotthard 15576 Reisende verpflegt. Davon waren 12 984 Ita- liener, 972 Oesterreicher, 843 Deutsche, 724 Schweizer, 26 Franzosen, 10 Dânen, 4 Belgier, 4 Ungarn, 3 Schweden, 3 Russen, 1 Rumäne, 1 Portugiese und ‘1 Amerikaner. Die Reisenden bedurften 57 791 Mablzeiten und 3873 Logis. 123 kranken Reisenden wurde Hülfe geleistet. In den übrigen Unterkunftélokalen längs der Gotthardstraße fanden 154 Reisende Schutz und Unterstüßung.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die am 22. Oktober d. I. erscheinende Nr. 1999 der „Illu- strirten Zeitung“ (Leipzig, I. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Ein unbekanntes Luther-Porträt in der Theklakirce bei Leipzig. Der Tod des Präsidenten Garfield: Präsident Artbur und Sekretär Blaine am Sarge Garfields in der Rotunde des Ka- pitols zu Washington am Abend des 21. September. Frhr. von Haymerle, österreiish-ungarischer Minister des Auswärtigen, } am 10. Oktober. —— Das neue Concerthaus für Leipzig. Entwurf von Gropius und Scmieden in Berlin. Skizzen von den Schrift- stellerkongressen (18. bis 24. September in Wien. Originalzeichnung von V. Kaßtler. (Zweiseitig.) Karl Jul. von Groß gen. Schwarz- bof, kommandirender General des 11II. deutschen Armee-Corps, + am 18. September. Prämiirte Hunde von der Internationalen Hunde- ausstellung in Cleve. 11 Abbildungen. Nach dem Leben gezeichnet von Ludwig Beckmann. Remontepferde. Aus dem artistischen Nachlaß unseres Mitarbeiters Otto Fikentscher. :

In der näbsten Woche wird, im doppelten Umfange und mit be- sonders werthvollen Kunstblättern ausgestattet, eine Festnummer: der Leipziger „Illustrirten Zeitung“ Nr. 2000, erscheinen: Dieselbe wird u. a. folgende Abbildungen enthalten: Allegorischer Umschlag und Vignettenzeicbnung. Originalzeichnungen von Emil Döpler. Galerie s{höner Frauenköpfe: Zigeunermädwen. Gemälde von G. E. Hicks. Jagdgesellschaft. Gemälde von Eduard Grügs- ner. Der Sozialisten-Hochverrathsprozeß vor dem Reichsgericht zu Leipzig. Originalzeihnung von F. Waibler. Ernst Pofsart als Manfred in Lord Byrons gleichnamiger Tragödie. Originalzeibnung von Eduard Grüktner. Hero und Leander. Gemälde von Ferdi- nand Keller. Mignon. Gemälde von Georg Hom. Schwein- hen. Gemälde von Ludwig Knaus. Affen- Afademie. Gemälde von Paul Meyerheim. Spanierin mit Fächer. Gemälde von Wilhelm Sohn. Kampf eines Germanen mit einem Löwen im römischen Circus. Bronzegruppe von Max Klein. Die Thiere des Meerleuchtens. Nach eigenen Studien gezeihnet von Dr. Karl Chun. Illustrirte Schnadahüpfln. Driginalzeichnung von Mar Fsashar. Jllustrirte Polytechn. Mittheilungen. Bestellungen auf diese Nummer (Preis 1 A) sind noch vor dem Erscheinen aufzugeben, da ein späterer Neudruck nicht möglich sein wird.

Kiel, 19. Oktober. (Kl. Ztg.) In der Bürgervertretung zu Kopenhagen wurde am Montag einstimmig beschlossen, die der Kommune geschenkte Statue des in Scleswig geborenen Malers Asmus Fakob Carstens in der östlichen Anlage bei Desterbro

aufstellen zu lassen. Gewerbe und Handel. i

Nach amtlicher Mittheilung aus Konstantinopel hat die türkische Regierung bis auf Weiteres ein Korn-Ausfuhrverbot für das Vilayet Scutari erlassen. Die Maßregel tritt mit dem Tage ihrer Veröffentlibung an Ort und Stelle in Kraft. Zu Gun- sten vorber fontrafktlih abgeslossener Lieferungen soll jedoch eine Frist von vierzehn Tagen gestattet werden. : :

Nach amtlicher Mittheilung aus Konstantinopel hat die türkishe Regierung ein Gerste-Ausfuhrverbot für Alassona (Thessalien) erlassen.

Dem Geschäftsberichte des Central-Bazars für Fuhr' wesen (vorm. Gebr. Besckow) vro 1880/81 entnehmen wir Folgen- des: Auf Grund des Beschlusses der Generalversammlung find 300 000 M. Aktien zum Course von 3099/9 angekauft und vernichtet und der dadurch erzielte Gewinn von 210000 Æ auf Grundftück- und Gebäudekonto mit 201621 #4, auf Pferdeklonto mit 4378 M, auf Wagenkonto mit 4009 (6 abgeschrieben worden. Das Fuhrg-\chäft brate pro 1. Juli 1880/81 einen Ertrag von (gegen 236081 M pro 1879/80), während sich die auf 51496 M (gegen 51 111 Æ pro 1879/80) und die Einnahme für Pferdedünger auf 1506 M (gegen 1495 Æ pro 1879/80) stellten. An Coursaewinn sür Effekten wurden außerdem 624 Æ erzielt. Die Ausgaben betrugen: an Abschreibungen 64 746 M (gegen 72 328 M. pro 1879/80), Zinsen 47 775 A (gegen 43 906 # pro 1879/80) und Geschäftsunkosten 175052 M (gegen 148 961 Æ pro 1879/80), zu- sammen 287 575 MÆ, so daß für das verflossene Geschäftsjahr ein Betriebéübers{uüuß von 27 525 M (gegen 24 967 pro 1879/80) er- zielt worden ist. Die bieraus auf das Aktienkapital von 900 000 M zu vertheilende Dividende ist Seitens des Aufsichtsrathes auf 3 °/ festgeseßt worden. E L

Der Verwaltungsrath des Eisecn- und Stabhlwerks zu Osnabrück hat, vorbehaltlib der Genehmigung der Generalver- sammlung, ‘die Dividende pro 1880/81 auf 6% für die Prioritäts- aktien und 29/6 für die Stammaktien festgestellt.

Wie die „B. Börs.-Zta.*“ mittheilt, beabsichtigen die Ver- waltungsorgane des Georgs-Marie n-Bergwerks- und Hüt- ten-Vereins und des Eisen- und Stahlwerks zu Osna- brück eine Fusionirung beider Gesellshaften im Wege des Um tausches der Stablwerksäaktien gegen neue Aktien des Georgs-Marien- Vereins. E E ,

Die „New-Yorker Hdls, Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 7. d. M. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage folgen- dermaßen: Am Waaren- und Produktenmarkt war es zwar in einzelnen Branchen mäßig lebhaft, im Ganzen genommen war das Geschäft aber ruhig. Brodstoffe sind bei recht animirtem Speku- lationégeshäft jedod gänzlich mangelnder Erportfrage, cine Kleinigkeit zurückgegangen. In Getreidefrahten blieb es flau und find für volle Ladungen nur zwei Schiffe gehartet worden; für Petrolcumfahrzeuge sind Raten bei ebenfalls {wacher

rage im Weichen begriffen. Baumwolle verkehrte in diéponibler Waarc sowohl wie im Termingeschäft in weichender Tendenz. Rio Kaffees zeigten, nachdem Inhaber si zu Konzes- sionen herbeigelassen, etwas mehr Leben; milde Sorten fanden nur für den dringendsten Bedarf Beachtung. Der Markt für Roh- zucker war ruhig, aber fest und höher. Schmalz sowie Schweine- fleish hatten stilles Geschäft und fonnte ersteres die vor- wöcbentlihen Notirungen nicht behaupten; Rindfleisch war begehrt und fest, während Talg bei fast gänzlih feh- lender Exportfrage eine abermalige Einbuße erlitt. Raffi- nirtes Petroleum ist unverändert ge für Herbste, dagegen k C. niedriger für Wintertermine. Harz begegnete gutem Erportbegehr und verkehrte ebenso wie Terpentinöl in stetiger Haltung. Der Hopfen-

marft war ruhig. Fremde Manufakturwaaren anhaltend ftill ; in einheimischen war das Geschäft in Rücksit auf die vorgeschrittene Saison befriedigend. Her Import fremder Manufakturwaaren beträgt für die beute beendete Woche 2214 436 Doll. gegen 1 846 246 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Luxemburg, 19. Oktober. (W. T. B.) Die Kuratoren der éalliten Nationalbank fordern zur Einzahlung der auf die Aktien noch einzuzahlenden 50 % auf.

Rotterdam, 19. Oktober. (W. T. B.) Die heute von der niederländiscen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffeeauktion er- ofnete für Nr. 1 zu 384 à 382, Nr. 2 zu 385 à 383, Nr 4 zu 35} à 352, Nr. 7 zu 352 à 364, Nr. 8 zu 35 à 35}, Nr. 9 zu 383 à 38% Nr. 10 zu 40 à 40.

Paris, 19. Oktober. (W. T. B.) Das Finanz-Bulletin des „Temps“ sagt: Die unerwartete Höhe der Reports ist das Resultat bedeutender Stüelieferungen, zu welchem große Verkäufer genöthigt waren, um die Differenzen auf Valeurs zu bezahlen, hin- ichtlih deren sie ungedeckt waren. Dieselben Spekulänten trugen ferner zur Erhöhung der Reports dadur bei, daß sie Kapitalien aus dem Markte nahmen, während sie sonst folche vorzustrecken

pflegten. Verkehrs-Anstalten.

Reichs-Kursbuch. Bearbeitet im Kursbureau des Reichs-Post- amts. 1881. Ausgabe Nr. 7. Winterfahrdienst 1881/82 (Ofktober- November). Berlin, Julius Springer. Preis 2 Æ Die Pünktlichkeit, mit der das Kursbuch wieder erschienen, ist um so mehr anzuerkennen, als die großen Veränderungen, welche am 15. Oktober auf allen Bahnlinien eintreten und die zu einem nit geringen Theile erst in _.den allerleßten Tagen genau festgestellt werden, die recht- zeitige Herstellung ungemcin ers{weren. Wie stets hat es sich die Reich8-Postverwaltung angelegen sein lassen, auch mit dieser Ausgabe einiae Neuerungen einzuführen, um das Kursbuch immer mehr zu ver- vollfommnen und für den Gebrauch so bequem als mögli zu gestalten. Wir nennen hier zunächst die Karten, welche jeßt den Anfang jeder Abtheilung bilden, also für die T. Abtbeilung: östlibes Deutscbland; T1. Abtheilung: mittleres und nordwestlihes Deutscbland; 111. Ab- theilung: südlibes Deutschland; IV. Abtheilung: Oesterrei-Ungarn. Die Bahbulinien auf diesen Karten sind in derselben Weise wie auf der großen Eisenbahn-Uebersichtskarte von Deutschland mit den be- treffenden Nummern des Kursbuches versehen, so daß der Reisende bei nicht zu großen Touren jett nit einmal mehr nöthig hat, die große Karte zu Rathe zu ziehen. Ferner sind die Normal-Personen- geldtarife, welche auch die Sâße für Ueberfraht und Me- tourbillets enthalten, nicht mehr den einzelnen Abtheilungen vorgeseßt, sondern im Anhange unter Nr. 716 zu einem Tarife ver- einigt. Von neuen Verbindungen, welche hauptsächlih für die Ge- \cäftswelt von Interesse sind, ift hervorzuheben der Schnellzug von Berlin 7 ® Abends über Magdeburg, Sangerhausen nach Frankfurt a. Main und von dort über Mannheim : nach Straßburg, Ankunft daselbst 12 Uhr Mittags zurück aus Straßburg 5 Y, Ankunft in Berlin 1038 Vormittags. Das Verzeichniß der „europäischen Briefpost- und Reiseverbindungen“ ist den neuen Fahrplänen ent- sprechend bcrichtigt und erweitert worden.

Southampton, 19. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ift hier eingetroffen.

Verlín, 20. Oktober 1881.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 12. Oktober 1881. Hr. Oberlehrer Ernst Fischer \sprach über eine Reihe von Schreibkalendern aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Einleitend behandelte er die literarishe Bedeutung der Kalender jener Zeit im Allgemeinen und ging alsdann auf die ihm vorliegenden Eremplare über, welche von verschiedenen Verfassern bearbeitet, theils in Magdeburg, theils in Halle, theils in Stettin gedruckt und in der Regel, zur Erzielung eines Geschenkes, fürstlihen Personen oder städtischen Behörden dedi- cirt sind. Die Eintragungen des Besiters sind durch unleserliche Schrift und Anwendung eigenthümlicher Zeichen mitunter nicht leicht zu entzif- fern, so daß Einzelnes trotz aller Bemühungen unenträthselt geblieben ift. Der Eintragende i} ein geborner Stendaler, Henning mit Namen, und wir erfahren aus seinen kurzen Aufzeichnungen zunächst Einiges über seine Vaterstadt, z. B., daß dieselbe noch im Jahre 1611 das fatboliscbe Gregoriusfest feierte, von welbem ein Rest sich in dem Gregoriussingen zu Stendal bis fast in unsere Tage erhalten hat. Im Jahre 1613 bezog Henning das Joachimsthalshe Gymnasium, alsdann die Universitäten Wittenberg und (1621) Helmstedt, um Theologie zu studiren; durch zahlreibe Notizen aus diesen Jahren verbreitet s\ch Licht über Besonderheiten des Schüler- und des Studentenlebens, namentlich auch über den herrschenden Pennali8mus. Aus den Jahren 1621—1623, welche Henning wieder in Stendal zubringt, findet sich Einzelnes über die Hartnäckigkeit, mit welcher die lutheriscbe Stadt sich weigerte, dem Kurfürsten Johann Siegmund, als einem kalvinistishen Keter, den Huldigungseid zu leisten; Eintragungen der dem „Avisoboten“ gezahlten Summen gestatten einen Blick in das Zeitungswesen jener Tage. Nachdem er einige Zeit als Hausélehrer auf der Plattenburg geweilt, wird Henning 1625 als Prediger na

| Boitzenburg berufen; hier heirathete er; leider {lichen aber auch 260 505 M | Miethen |

bald darauf, mit dem Jahre 1629, seine Aufzeichnungen, die, jedes weiteren Gesichtskreises entbehrend, gerade darum so werthvoll find, weil sie über das tägliche Leben eines Märkers, welches von dem seiner Zeit- und Standesgenossen sicherlich in. keinem wesentlicen Punkte verschieden war, ungewöhnlick mannichfachen Aufscbluß liefern.

Zum S{luß machte Hr. Schulvorsteher Budczies Mittheilung über eine Anzahl von Dokumenten des zweiten Bandes des Urkunden- buchs der Stadt Braunschweig, aus denen sich Neues für die Be- ziehungen der Stadt zu Brandenburg während des Zeitraums von 1447 bis 1463 ergiebt. Auf der cinen Seite zeigt sh, namentlich aus den Kämmereirechnungen, wie sehr Braunschweig bemüht war, sich mit der Mark und ihren Fürsten in ein möglichst gutes Verhält- niß zu setzen, auf der andern das Bild wüster Gewaltthätigkeiten an der Landesgrenze, verübt durch vertriebene Braunschweiger, zu deren Unterstützung es an raub- und fehdelustigen Altmärkern trotz landes- herrlichen Einschreitens nie gefehlt zu haben scheint.

Das an Erfolgen so reiche Gastspiel der Fr. Francisca Ellmen- reich im National-Theater nähert si feinem Ende, da ander“ weite kontraktliche Verpflichtungen bierzu nöthigen. Auf vielfacbe an die Direktion des National-Theaters und die Künstlerin selbst gerich- tete Ersuchen tritt dieselbe morgen, Freitag, no einmal als Katha- rina in „Die bezähmte Widerspänstige“ auf. Am Sonnabend und Sonntag finden sodann das vorletite und lettte Gastspiel als Johanna in „Die Jungfrau von Orleans“ statt.

Die mit Spannung erwarteten Feuerländer sind gestern Nach- mittag mit der Lehrter Bahn hier eingetroffen und vorläufig im Straußen- hause des Zoologischen Gartens untergebraht worden. Die Gruvpe besteht, wie bekannt, aus 4 Männern, 4 Frauen und 2 Kindern ; es sind durchweg gedrungene, kräftige Gestalten, die dur die Pariser Pflege {on sehr viel von ihrem ursprünglicen, wohl weniger üppigen Exterieur verloren haben. Eigenthümliher Weise fehlt ihnen ein einheitliher Typus fast vollständig, Am {chärf- sten tritt der Unterschied in der Gesichtsbildung bei dem etwa 40jährigen Antonio und dem noch jugendlichen Pedro, ent- schieden dem intelligentesten der ganzen Gesellschaft, hervor. Wäh- rend der Erstere den ausgeprägtesten Tatarentypus aufzuweisen hat, präsentirt si uns Pedro fast als ein Vertreter der reinsten simetischen Rasse, wie denn auch die etwa jährige Liese in ihrem Aeußeren etwa den Eindruck eines polnischen Bauernmädhens hervor- ruft. Alle diese Namen find ihnen natürlich erst von den Guropäern gegeben, sie selbst \{einen Namen überhaupt nit zu kennen. Das Haupt der Gesellschaft hier und wohl au in der Heimath ist der etwa 40jährige Capitano, er ist auch der einzige, der

mit seiner Frau, der Madame, wie die Pariser sie nannten, in geregel- ten ehelichen Verhältnissen lebt. Recht verständig benehmen sich die beiden Kinder; das eine, etwa 5 Jahre alt, gehört zur Familie des Capitano, das andere, etwa 1 Jahr jünger, nennt die etwa 25 jährige Trina ihre Mutter. Der vierte Mann, der den Namen Henry trägt, ist ein etwa 18 jähriger pblegmatisher Bursche, der vierten Frau hat man ibrer Körvershaft nach den Namen „Kleine Frau“ gegeben. Allesammt stehen selbstverständlih auf niedrigster Kulturstufe. Am deutlicsten gebt dies aus ihrer Sprache hervor. Man greift wobl nit febl, wenn man annimmt, daß das, was uns jeßt als die Sprace dieser Leute entgegentritt, niht mehr die reine Ur}prache darstellt, sondern vielfah mit europäischen, namentlich \spanishen Worten durcbseßt i, Worte, die man dann freilich mundgereht gemacht hat. Die Ursprabe scheint ein für uns unnahahmbares Konglomerat von Kraft- lauten zu sein; durch derartige Laute, die mit großer Schnelligkeit ausgestoßen werden, drücken sie noch heute Gefühlsäußerungen, Sch{merz, Mißtrauen, Freude u. dgl. aus; folche Laute, und hier zwar zumeist den Laut quä, haben fie den meisten Worten angefügt, die einen concreten Begriff ausdrücken, z. B. nos qu, Nafe, telschquä, Auge, u. f w. Nur für Begriffe, die con- crete Dinge bezeihnen, deren Erkennen und Verstehen über ihre Verstandeskräfte hinausgeht, haben fie Worte, die in anderer Weise gebildet sind, und die etwa unseren Eigennamen gleichen mögen, 3. B. quarent Mond. Zahlen kennen sie gar nicht wie es scheint ; ebenso wenig zeigt ißre Spracbe Spuren irgend welcher Flerion. Ebenso einfach wie thre Sprache sind ibre Sitten und Gebräuche. Ihre Kleidung besteht aus dem Fell der Quonaka,einer Lama- art, das sie sich umdie Scbultern hängen. Die Wohnung besteht aus einer Art Laube. Niedrige Bäume, wie sie dem Feuerland cigen sind, werden in die torfige Erde gerammt und oben zu einem Dach ver- bunden, das bei Regen durch Felle dichter gemabt wird. Erdhütten, wie sie uns hier im Zoologischen Garten als ihre Wohnstätten vor- geführt werden, find ihnen völlig unbekannt. Ihre einzige Kunst- fertigkeit besteht im Lanzenwerfen und Bogenschießen. Das zu diesen Waffen benutzte Holz zeicbnet fich ebenso durh feine Geschmeidigkeit wie durch Widerstandsfähigkeit aus. Ein Holzpfeil ohne jede Spitze vermag, aus einer Entfernung von 39 Schritt abgeswossen, ein zölliges Brett zu durhbohren. In gewöhnlichem Gebrauch bedienen sie sich jedo als Pfeilsviten dreieckiger Glasstücken, die sie aus angescchwemmten oder eingetauschten Flaschen herstellen. Sie haben deren zwei Arten; die eine Art, bei der die Spitze horizontal liegt, ist zur Tödtung von Menschen, die andere mit vertikal gelegter Spitze, für Thiere be- stimmt. Man hat dabei genau auf die Stellung der Rivpen, wie fie sich dem Angreifenden darbietet, Rüksicht genommen. Ihre Näh- rung besteht hier aus Rindfleisb, das sie einige Minuten in heißer Asche dóörren, in Seemuscheln, die gleichfalls in heiße Asche gelegt werden, um sie dadur{ zum Aufspringen zu bringen, und in Brod. In ihrer Heimath leben sie von todt anges{wemmten Seehunden, von einer Vogelart, Paigua genannt, die sie mit ihren Pfeilen erlegen, von Muscheln und vom Fleish des Quonaka, das ihnen ab und zu einmal in die Hände kommt. Weißhäute sucben sie zu überlisten, sobald sie in der sichern Mehrzahl sind; das Fleish der weißen Leute bildet eine hohe Delikatesse. Ihre eignen Leute tödten sie nur îin Noth. Beginnen die Lebensmittel knapp zu werden, dann trennen sich die alten Leute (nur sie werden getödtet) von dem Stamm und flüchten ih auf die Klippen. Dort verharren sie in stumpfer Apathie, bis ihre Stammesgenossen sie ergreifen. Hier benehmen fich die Leute zur Zeit noÞ ziemlich mißtrauisch, nur Pedro und Trina find immer lustig.

Literarishe Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Deutsche Heeres-Zeitung. Organ für Offiziere aller Waffen des Deutschen Heeres und der Marine. Nr. 84. Inhalt: Abhandlungen, Aufsätze 2c.: Zum fünfzigjährigen Geburtstage Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen. Die s{chwei- zerische Befestigungsfrage. Deutsches Reich: Mittheilungen aus der Armee. Mittheilungen aus der Marine. Ausland: Mili- tärische Mittheilungen: Oesterreih. Frankreih. Italien. Mittheilungen aus der Presse: Frankreich. Literatur. Ver- mishtes. Personalveränderungen. Familiennachrichten. Anzeigen. E

Preußisches Verwaltungs-Blatt. Wocenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrecbtspflege in Preußen. Herausgeber: Dr. jur. Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewitz in Berlin N., Monbijou-Plaß 10. Jahrgang 111. Nr. 3. Inhalt: Un- züchtige Inserate. Befugniß der Polizeibeamten zum Eintreten in verdächtige Wohnungen. Kontrole der Nückfälle bei Zuwiderhand- lungen gegen das Forstdiebstahlsgesez. _ Verkauf des Fleisches wegen Lupinose geschlachteter Schafe. Stempelabgabe bezüglich der Sparkassen-Quittungsbücher. -— Kommunalbesteuerung der Ge- ritsvollzieher, Feldmesser 2c. Zu §. 33 des Reichs-Unterstüzungs- wohnsitzgeseßes. Zu §, 7 des Freizügigkeitsgesezes und 8 1 des Eisenachers Vertrages. Die Verpflichtung, für eine Schule das erforderlidbe Brennmaterial observanzmäßig zu liefern. Enteignungsrecht. Vollendeter Diebstahl. Diebstahl mittelst Einsteigens. Vergehen der Fahrlässigkeit eines Sicherheits- beamten. Abtreiben der Leibesfrucht. Unerlaubte Veranstaltung einer öffentliwen Lotterie. Schulrendanten als mittelbare Staatse- beamten. Beamteneigenschaft der Privatforstaufseher. Ver- gehen gegen den § 67 Reichéversonenstandgesezes. Verbreitung verboten ersozialdemokratisher Druckschriften. Strafbarkeit des Ver faufs finnigen Schweinefleisches als verdorbenen Nahrungsmittels na des Reichs Nahbrungsmittelgesetes. Polizeilihe Genehmigung zu Tanzlustbarkeiten: „Gescblossene Gesellschaft“ und „besonderes Gefell- \chaftélokal.“ Polizeilibe Anmeldung zu landwirthschaftlichen Ver- sammlungen. Literarische Mitthcilungen. '

Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen. Zugleih Organ für forstlides Versuchswesen. Herausgegeben in Verbindung mit den Lehrern der Forstakademie zu Eberswalde, sowie nah amtlichen Mittheilungen von Dr. jur. B. Dandelmann, Königlich preußischer Ober- Forstmeister u. Direktor der Forstakademie zu Eberéwalde. Berlin, Verlag von Julius Springer. 13. Jahrgang. 10. Heft (Oktober). Inhalt: 1 Abhandlungen. Die Buchennutzholzfrage. Bearbeitet bei der Kö- niglihen Hauptstation für das forstlihe Versuhéwesen von Weise, Königlicher Oberförster zu Eberswalde. Beobachtungen über die Zapfenmenge an Kiefern im Winter 1880/81. Von Dr. M. Kieniß. Vertilgung verschiedener forstlih-s{ädliber Insektenspezies durch Anwendung von Klebestoffen. Vom Prof. Dr. Altum. 11. Mit- theilungen. Die Versammlung des Vereins deutscher forstliher Ber- suchs-Anstalten zu Braunschweig im August 1881. Vom Oberforst- meister Dr. Danckelmann. Die forstlide Auéstellung in Hannover vom 16.—24. Juli 1881, Vom Oberforstmeisler Dr. Danctelmann. Die zehnte Versammlung deutscher Forstmänner zu Hannover im August 1881, Vom Oberforstmeister Dr. Dancktelmann. 1V. Lite- ratur. V. Notizen. Beiträge zu dem Denkmal für den Oberlandforst- meister von Hagen. Bekanntmachung des Direktoriums des Brand- versicberungs-Vereins preußischer Forstbeamten. L

Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung. Begründet von A. Türrs{miedt. Redigirt von Friedr. Hoffmann. Organ des Ziegler- und Kalkbrenner-Vereins. Berlin. X11 Jahrgang. Nr. 42. Snhalt: Die Anlage und Einrichtung kleiner Ziegeleien. Der Waarenverkehr des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande im Jahre 1880. Eine und Ausfuhr von Cement und einiger Thonwoaaren im deutschen Zollgebiet. Vermischtes. Anzeigen.

Gewerbeblatt aus Württemberg, herausgegeben von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel. Nr. 42. Jnbalt : Auszeihnungen. Ueber Gewinnung und Verwendung des Asphalts in Deutschland. Bucbfabrikation in Nordamerika.

reiéausscreiben für kunstgewerbliche Arbeiten. Deutsche Reichs Data von in Württemberg wohnenden Erfindern. (Patent-Anmel- dungen. Patent-Ertheilungen.) Die Zahl der Besucher der Mustersammlungen. Zahl der ausgelichenen Musterstücke, Zeich- nungêwerke und Lehrmittel im Musterlager. Frequenz der Biblio- thek. Ankündigungen.