1903 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Jan 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Sprache. Auf diese antworiete Dr. Lueger mit einer längeren Rede, in der er den Sozialdemokraten vorwarf, daß sie die Erzesse BagesNIe hâtren. Dem sozialistischen Gemeinderat Reum ann, der dem ürger- meister entgegnen wollte, wurde infolge lebhafter Proteste das Wort nicht erteilt, weshalb er dem Bürgermeister beleidigende Worte zurief. Gs fam zwischen der Mehrheit und der Opposition zu lebhaften Scenen, fo daß die Sigung unterbrohen werden mußte. Nach ihrer Wieder- aufnahme wurde der Disziplinarauss{uß zusammenberufen, der den Sozialdemokraten Reumann von dieser und den nächsten drei Sißungen aus\chloß. Der «Rest der Sigzung verlief rubig.

Frankreich.

Jn dem gestern abgehaltenen Ministerrate, dem der Minitter des Aeußern Delcassé infolge einer Erkrankung nit beiwohnte, ließ der Kriegsminister, wie „W. T. B.“ aus Paris berichtet, von dem Präsidenten der Republik Loubet ein Dekret ünterzeichnen, durh das der Kom- mandeur des VI. Armecekorps, General Hagron, an Stelle des Generals Saussier, der aus Gesundhzitsrüksichten seinen Abschied genommen hat, zum Mitgliede des Obersten Kriegsrats und der Kommandeur der 42. Jnfanteriedivision, General Dalstein, zum Kommandeur des VI. Armee- korps ernannt wird. Der Präsident Loubet unterzeichnete ferner ein Dekret, durch das die Kommissare der Regierung bezeichnet werden, die dem Kriegsminister bei der Beratung des Gesetzentwurfs über die Rekrutierung der Armee beigegeben werden sollen, sowie einen Geseßentwurf, durch den das Geseß vom 19. Mai 1834 über die Beförderung der Offiziere

abgeändert wird. Der Justizminister ließ einen Geseh- entwurf unterzeichnen, durch den das Geseß vom 2. August 1882, betreffend die Bestrafung von Vergehen gegen die öffentliche Sittlichkeit, abgeändert wird.

ZUr Demission des Generals Saussier meldet das „Echo de Paris“, dieser habe seine Demission als Mitglied des Obersten Kriegsgerichts deshalb gegeben, weil infolge der geplanten Einführung der zweijährigen Dienstzeit zwischen ium und dem Kriegsminister André eine Meinungs- verschiedenheit bestehe; Saussier sei - der Ansicht, daß

, die zweijährige Dienstzeit bei den Truppen in Frank- reih selbst eingeführt werden könne, daß aber bei den „Truppen in Algier und Tunis die dreijährige Dienstzeit auf- reht erhalten werden müsse. Auch sei er ein Gegner des neu eingebrachten Geseßentwurfs, der die Wiederaufnahme straf- weise auf den halben Sold geseßter Offiziere gestatte, da er darin eine Lockerung der Disziplin etblide, Mehrere oppo- sitionelle Blätter behaupten, dieser Geseßentwurf habe den Zweck, die Reaktivierung des aus der Dreyfusaffäre bekannten bersten Picquart zu ermöglichen.

Die Deputiertenkammer, die gestern wieder zusammen- trat, wählte mit 336 von 414 abgegebenen Stimmen Bourgeois zum Präsidenten und Etienne, Lockroy und Villain zu S Is, Für den Posten des vierten Vüizepräsidenten hatte Stichwahl zwischen Jaurès und Nenault-

« Morlière stattzufinden, bei der Jaurès mit 209 Stimmen gewählt wurde; auf Renault-Morlière (Progressist) en1ficlen :- 196 Stimmen.

Der Deputierte Lasies benachrichtigte den Kriegs- minister, daß er beabsichtige, ihn über die Maßnahmen zu interpellieren, die er (der Kriegsminister) zu ergreifen Gebente, um die gegen die Nationalisten laut werdenden Drohungen in der Armee zu unterdrücken.

Rußland.

Der Militärattahé bei der deutschen Botschaft, Major Freiherr von Lüttwißt ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“, vern abend mit den Herren des russishen Ehrendienstes, dem

eneraladjutanten Fürsten Nikolaus Dolgoruky, dem , Flügeladjutanten Grafen Shuwalow und dem Leutnant bei . der Chevaliergarde Fürsten Kantakuzene, zur Begrüßung des Kronprinzen des Deutschen Reichs und von Preußen nah der Grenze abgercist.

Spanien. Gestern fand in Madrid, wie „W. T. B“

w Sd,

) berichtet, die feierlihe Beisezung Sagastas in der San Francisco- kirche in Gegenwart des Königs, der Mitglieder des König- lihen Hauses, der Minister, des diplomatischen Korpys und vieler hervorragender politisher Persönlichkeiten statt.

Türkei. Aus Konstantinopel meldet das „Wiener K. K. Telcar Korresp.-Bureau“, day der fruhere Vali von Ucsküb Reschad Bey zum Vali von Tripolis ernannt wecden soll.

Serbien,

Das Amtsblatt veröffentlicht, einer Meldung des „W. T. T aus Belgrad zufolge, einen von sämtlichen Ministern geg gezeichneten Ukas, betreffend die Verl än gerung der Gül leit des Budgets von 1902 für das Jahr 190:

4

ns

) ti

K Vulgarien.

Die „Agence Bulzare“ bezeichnet, wie „W. T. B.“ aus Sofia berichtet, d von einzelnen Blättern gcbrahte Mel dung, daß der Umgebung von Nustschuk mehrere von Bulgaren getödtet worden daß seit dem S4 J. in dem Distrikte von Nustichuk +nur zwei an Tuürien verübte Morde und eine Vern unduna

vorgekommen seien und zwar unter Umständer d

S4 7D T VAST d , De I1C0cs rien

ZUrfen

i jeien, als falsch und stellt fest;

Amerika. Das Nepräsentantenhaus-Komi un5 Wege hat nah ciner Melduna Washington, | au zulegen, nah aller Arten der Höhe d ird cem Pariser „M Tage berichtet, zie venezolanische eru 21/, Millionen Bolivares benöôtige, alle hervorragen leute in die Präfektur zu Caracas berufen ha Summe durch eine besondere Bef de zu erlangen. Die Familie Gurman-Blanc 200 000 Bolivares besteuert werden umana der englische Blockadekreuzer sämtliche venezolanische 2 weggenommen und fortgeshaft Kongreß der Nepublik Honduras Wahi des Präsidenten Dr. Yonilla für qültia erkläct Der chilenishe Eongreh zieht den Bau ciner Ei bahn über die And ecnistiih in Ecwägung. Wie Times” azis Valparaiso meldet, empfiehlt cin Ausî&uk Gewährung einer Zinsgarantic von 5 Proz. auf 1500000

Pfd. Sterl. Der Vertrag über den Bahnbau, der öffentlich vergeben wird, soll der Regierung das Recht. des Ankaufs der vollendeten Bahn vorbehalten.

Asien.

Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Amerika in Peking teilte, wie dem „Reutershen Bureau“ aus Washington gemeldet wird, in einem Berichte über die Erklärung Chinas, daß es unter den gegenwärtigen Umständen zur Zahlung der Entschäöigungssummen auf der Goldbasis gänzli außer stande sei, mit, China habe darum ersucht, wenn die Mächte auf ihrem Verlangen bestehen wollen, zu gestatten, daß dieE nfuhrzölle in Gold erhoben werden, um so in Wirklichkeit seine Einnahmen verdoppein zu können. Der Staatssekretär Hay erwiderte, daß die Vereinigten Staaten der Annahme der Silberbasis für die Zahlung der Entschädigungssummen zustimmten, daß daher Chinas Vorschlag, der eine schwere Schädigung des amerikanischen Ausfuhrhandels zur Folge haben würde, für sie nicht in Betracht kommen könne. Die Vertreter der übrigen Mächté machten verschiedene andere Vorschläge. Großbritannien tritt für eine Herabseßung der Höhe der einzelnen Teilzahlun gen auf die Entschädigungssummen und eine beträchtliche Aus- dehnung des gegenwärtig für die Zahlung festgeseßten Zei! raumes von vierzig Jahren ein.

Afrika.

Aus Fez wird dem „W. T. B.“ vom gestrigen Tage berichtet, daß die dort wohnenden Engländer, soweit sie niht zu der militärishen Umgebung Macleans gehören, die Stadt am 8. Januar verlassen haben, um sih nah der Küste zu be- geben. Die Damen der britischen Mission haben sih ihnen angeschlossen, :

Die Truppen des Sultans sollen nach eincr Meldung des Madrider „Globo“ aus Fez bereits in einem Kampfe mit denen des Prätendenten begriffen sein. Der Madrider „Jmparcial“ berichtet, die Einwohner von Fez seien im Au f- stande gegen den Sultan. Jn Rabat herrsche Furcht und Angst, die Europäer fürchteten, unverzüglich angegriffen zu werden. Der Vertreter des Sultans für auewärtige An- gelegenheiten in Tanger Mohammed el Tores befehle die Requirierung von Vieh und die Entsendung von Truppen an den Sultan. |

Jn Tanger verursachte, wie dem „Reutershen Bureau“ von dort gemeldet wird, ein Kampf zwischen den Bewohnern von zwei Dörfern in der Nähe der Stadt einige Ecregung. Der Streit, welcher in- folge von Viehräubereien entbrannt sei, sei jedoch ohne Bedeutung gewesen und habe sih nicht egen die Europäer gerichtet. Mit Spannung warte man auf Nachrichten aus Fez, da man annehme, daß der Zusammenstoß zwischen den Truppen des Sultans und den Aufständischen bereits stattgefunden haben müsse. Vom Schaßamte seien gestern 65 000 Dollars in barem Gelde nach Fes gesandt worden.

Heute ist* einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge aus Fez ein Eilbote in Tanger eingeiroffen. Man ver- sichere, daß die von ihm überbrachten Nachrichten be- ruhigend lauten. Von ciser Niederlage des Sultans und einem Rückzuge desselben in westlicher Richtung, worüber auswärtige Vlälter berichtet hätten, sei dort nichts bekannt.

Aus Johannesburg wird dem „Reuterschen Bureau“ ge- meldet, daß der britishe Staatssekretär für die Kolonien Cham- berlain und Vats enden Persönlichkeiten der Minen- industrie zu eintza ebe Leinkotk men über die Negélung der finanziellen Angelegenheiten gekommen sind. Der Beitrag Transvaals zu den Kriegékosten soll 30 Millionen Pfund Sterling betragen; außerdem soll eine Garantie für eine Reichsanleiße von 30 Millionen Pfund gegeben werden, die für öffentlihe Arbeiten in Transvaal und der Oranje- kolonie bestimmt sind. Auch über die Arbeiterfrage ist eine Verständigung erzielt worden, ;

Parlamcntarische Nachrichten.

Jn der heutigen (237.) Sißung des Neichsta g“s, welcher

der Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister von Posadowsky beiwohnte, stand zunächst die 7 der Beratung der zum Zolltarif gestellten Nef auf der Tagesordnuna. Verhandlung gelangte die zweite von der Î kommission beantragte, im Wortlaut bercits Rejolution

Abg. Wurm (Soz.): Mit der Resolution wird

L L E I S E é j Zweck verfolgt, i eiu Zolltarif den besitzer ge!canzten Vortcile noch zu vera beu bauker

ATTATL A L A à zu helsen. Das will man dur einen Vifferentialzcll er reil@en, der natürlih das Petroleum ganz erbcblich verteuern muß: Wir würden keinetwcgas unabhängiger werden von Amerika, denn auf d des Petroleums von dort würden wir nah wie vor ange- 1 das rusfche Petroleum füc gewisse tech- en überbaupt nicht brauchbar ist, weil dieses Zusammensezung hat und weit fkoblea 13 amertfanishe. Die Einfuhr russischen Petro- 14 Jahrzetnten herbeigeführt, um sib von g unabhängig zu machen, abervergebdens ußerdem noch in Frage kommi Jolle. Ganz unrichtig ist es. neue deutsche Petroleumindu ve denn es handelt sich nur um sonen, der überbaupt #1 iegt ein 6 M- Zoll fliehen in die Staatokaße. der den Aermstlen am fstärkíle; fo wird dicse soziale Uvgerechti, Preises no@ hârter drüdcken Ì erlciten würde. Ob das deuti m Juläuder ausgevllündert wicet LWâre der Spiritus jo kon! im, wie die Brennereiinteressenten behz2urt in den Tatsachen zum Autdruck kommen: Zell auf Robpetroleum ermäßigt, so Minecralóle nicht bestehen bleiben i namentli die Nuybarmachung des der Kelscückslände weiden i der Industrie wr Folge baben; t uf Mireralêle in Wegfall kommt. Daran n den Kreisen garnicht gedadbi; ter Welt nicht dem gemacht werden, auch i denten Konsumenten wie für ripricklih scin würde ; der Spiritus i n es ginge, par ordre du Mufti,

y. L! 5 L « ( »TOT

dit Zu

§, «at *

der doPPel!le den Klassen zu

coßern und dir troy aller Liebe

? nr V 4 v0 4 4 «4 4 9 9 as Î cnen Branntwetinindustci uf die Bei

H

111 s

D P

Ï Tie ! gcbrachi

1 Eiionk «h

salonfähig erklärt werden. Aus diesen Gründen widerstreß der Resolution. Getroffen wird dur den Zoll auf Mineral die Differenzierung des Petioleumzolles abermals der fleine der kleine Gewerbetreibende, der mit Motoren arbeitet,

nennen Sie (rechts) Schuß der nationalen Arbeit ! (Bei Schluß des Blattes spriht Redner weiter.)

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Rei hsg- Jaaes und des Herrenhauses befinden sich in der Ersten eiltage.

Die heutige, zweite Sißung des Hauses der Nh- aeordneten, welcher der _ Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister des Jnnecn &Sreiherr von Hammerstein beiwohnten, eröffnete der räsident der vorigen Tagung von Kröcher um 11 Uhr mit folgenden Worten:

_Anläßlih des Neujahrsfestes habe ih Seiner Majestät dem Kaiser und König die Giückwünsche des Hausés übermitteit. In der Zwischenzeit sind folgeadeMitalieder desHauscs verstorben : von M endel. Steinfels, Virhow, NRickert, Zimmermann und Branden, burg. Die Abgg. Virchow und Rickert haben # in hervorragender Weise an den Debatten beteiligt. Der Abg. Nikert ist mehr als 30 Jahre, der Abg. Virchow mehr als 40 Jahre Mitglied des Hauses gewesen. Virchow ist außerdem währead seiner parla, mentarischen Tätigkeit ein Unifum im Parlament insofern gewesen als er in der Nehnungsfommission dur die ganze Dauer, länger als 25 Jahre, solange die Kommission eingerichtet ist, unausgeseßt ihr Borsißender gewesen ist. (Die Abgeordneten haben sih von ihren Plätz-n eas ch sehe, Sie haben sich ¡um Andenken der Ver- storbenen von Ihren Pläßen erhoben.

Am 7. August ist das frühere Mitglied des Hauses, Abg, von Bennigien gestorben. Aus dem Umstande, daß d38 Haus durch zwei Lezislaturperioden den Abg. von Bennigsen zum Präsidenten bestellt hat, habe ih die Verpflichtung entnommen und glaube, in Ihrer aller Sinn gehandelt zu haben, daß ih der Familie namens des Hauses die Teilnahme ausgesprochen babe. (Allgemeines Bravo!

Zwei Herren haben ihre Mandate niedergelegt: die Abgg, von Tzshoppe (fr. konf.) und Menge (fr. kons).

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Wahl desg Präsidiums.

Abg. von Köller (konf.) \ch{lägt vor, zum Präsidenten den Abg. von Kröcher dur Acclamation zu wählen.

Das Haus nimmt diesen Vorschlag an, Abg. von Kröcher yt zum Präsidenten gewählt.

Präf. von Kröcher nimmt die Wabl verbindli{t dankend an.

Zu Vizepräsidenten werden auf Vorschlag des Abg. von Köller (konf.) die Abgg. Freiherr von Heereman (Ztr.) und Dr. Krause E durch Acclamation wiedergewählt, die die Wahl dankend qn- nehmen.

Zu S{hriftführern werden auf Vorschlag des Abg. von Köller (kons.) die Abgg. von Botelberg (foas.), Imwalle (Ztr.), Gêrdeler (fr. kons.), Kittler- Thorn (fr. Volksp.), Weyerbusch (fr. ZORE) Schettler (kons.), Hagen (Ztr.) und Jürgensen (nl.) gewählt.

Zu Quästoren ernennt der Präsident die Abgg. Let ocha (Ztr.) und Busch (kons.)

Damit ist das Haus konstituiert.

Den zweiten Punkt der Tagesordnung bildet die Ent- gegennahme von Vorlagen der Staatsregierung.

Finanzminister Freiherr v. Nheinba ben: Auf Grund Aller- höchster Ermächtigung habe ih die Ehre, Ihnen die Uebersicht über die allgemeine Nechaung des Jahres 1961/02, die Ergebnisse der Staatseinnahmen und -ausgaben für das Jahr 1902/03 und den Etat für das Jahr 1993/04 zu überreichen.

(Schluß des Blattes.)

en wir ôle und Mann, und dag

él

Nach dem heute dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Ent- wurfe des Staatshaushaltsetats für das Etatjahr 1903 sind die ordentlichen Einnahmen des Staats auf 2602 205 930 M, die Ausgaben im Ordinarium auf 2516 369623 4. im Extra- ordinarium auf 158 536 297 4, zusammen auf 2 674 905 930 M, mitbin die Ausgaben um 72 700 000 4 böber als bie Einnahmen verans{blagt. Der Fehlbetrag wird dur% Aufnahme einer Anleihe zu deckden sein. Der Betrag der letzteren ift bebufä Balancierung des Staatsdbaushaltsetats in den Etat der allgemeinen Finanzverwaltung als außerordentlihe Einnahme eingestellt.

Gegenüber den Veranschlogungen für das laufende Etatsjabr vermindern sich für 1903 die Eianabwmen un 11 961 214 A (und ¡war ergibt \sih ein Weniger von 18936 353 4 bei den Betriebs verwaltung: n, dagegen ein Mebr von 446 244 4 bei den Dotationen und der allgemeinen Finanzverwaltung und von 6 528 895 4 bei den Staatsverwaltungdeinnahmen), während die Autgaben im Ordinarium ein Mehr von 48912459 M (uud war 25755537 M bei den Betriebéverwaltungen, 6 376 956 4 bei dea Vota1ionen und der all- gemeinen Finanzverwaltung und 16779 968 M bei den Staatls verwaltungëausgabea) aufweisea; im Extraordiaarium erscheint ein Mebr von 11 826 327

Bei den staatlichen Betriebsoerwzltungen ist im Ordinarium ein Minderübershuß von überhaupt 44 691 890 4 verans{lagt, indem Mehrüberschüssen von 7 761 480 A Minderüberihüsse von 52 453 370 M

Dot

gegenüberstehen. An den Mehrübershüssen ift die Forslverroaltung mit 4 432 000 M beteiligt und zwar seyt \sich dicse Summe aus einer Mebr- einnahme von 6 347 000 M unt einer Mehbra: ¿gabe von (#915 000 A juammen. Von Mehbrauszaben \ind wm erwähnen 110 620 „M zur Errihturg von 600 etatämäßigen Hilfsförsterstellen und 583 200 M zur Gewährung einer Dienstau‘wandgzent chäzigung an die föriter und Förster. Bei der Verwaltung der indirekten Steu-rn ergibt ih ein Mehr- rickchGuß von 1552 900 X; es sind mebr v rans{lazt 2 300 000 A Stempelsteuer, dagegen wenizec 594000 «4 an Vergütung

ül ai Grdebung von Reichssteuern Bei der Verwaltung der direkten Steu-ra ist der Mebrübersuß

auf 1008 000 M verans lagt, indem die Emnabmen aus der r- inzungöfteuer um 1 500 000 4 böber in Ansay gebrat sind

Ein Mehrübershuß von 413 230 entiällt auf die Domänen- peræaltung. Bei der Neuverpachtung von Domänenvorwerken hat

(A a F anderer!eil

h zwar cin Minderertrag von 108 525 4 ergeben. | iver bei den selbstbervirtshaiteten Grundsiücken ein Mehr von 200 000 M und als Pachierlôs von den neu angekauften Domänen ‘in Betrag von 276 000 „M in Aussicht zu nehmen. Dazu tritt bei en Mineralbrunnena und Bädern cin Mebr von 369 037 «M. io besondere aus Anlaß des Ankzufes der König Wilbelm-Felsenguellen n Cms. Den Mehreinnahmen von inogesamt 746 500 4 stehen | i von zusammen 333 270 M gegenüber Seehandlungtiustitut auf Grund der Durch-

von 354000 A in

ntt! ak

Von den Minderüber{hüssen eatsallea 47 595 661 M auf ihnverwaltung, indem zu Mindereinnabmen in Höhe vor 12 312 M Mehransgaben in Höbe von 11 044 149 M binzutreten ut den Dinzutritt der Main Nedlareisenbahn haben sh die Be- Vecnnagmcn um 7 743 700 M und die Betriebsausaaben um '30 ¿00 „# erhöht. Unter Berücksichtigung dieser Mehreinnahmen nd Mehrausgaben ergibt \sich bei ten Betriebseinnahmen ein Beniger von 39 186 900 Æ, das si aus Mindereinnabmen n 495 100 M, darunter 278000 A bem Personenvei febr

2/5 000 „M beim Gütetverfehr, und ays Mehreinnahmen

| von 4 308 209 M, darunter 3312000 A aus Verävüerunacn,

sammenseyk. Vei den Betriebsausgaben trilt cin Mehr bon

5 469 000 „M hervor, das in der Hauptsache auf 2795 500 M

an persönliden Ausgaben, darunter die Bezüge für 3707 neue etatsmäßige Stellen, auf 4416 000 4 für den Oberbau und auf 1714000 6 für Betriebsmittel entfällt. Der Anteil Badens an den NBetriebseinnahmen und ge as für die auf badishem Gebiete bes legenen Strecken der Main-Neckar-Cisenbahn ift mit 2725 000 4 bei den Ausgaben und mit 1 805 000 4 bei den Einnahmen in Ansatz

. gebracht

Bei der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung sind 4 755 709 M4. Minderüberschuß veranschlagt; bei den Bergwerken ist der Ueberschuß um 4152116 M, bei den Hütten um 492156 A, bei den Salzwerken um 208 488 M, bei den Gemeinschaftswerken um 112 552 4 niedriger angeseßt. Der Minderübershuß bei den Bergwerken ist wesentli auf den A der neuen zum großen Teil erst in der Aufscließzung begriffenen westfälishen Grubenfelder zurückzuführen, deren Einnahmen auf 3574070 M und deren Ausgaben auf 5 569070 M ange- nommen find. N

Die Dotationen und die allgemeine Finanzverwaltung weisen im Ordinarium einen Mehrbedarf von 5 930 712 Æ. auf. :

Die Verwaltung der offentlihen Schuld erfordert eine Mehr- ausgabe von 1302 606 4; zur Verzinsung sind 322884 4 und zur Tilgung 1011 670 M mehr veranschlagt. : i i

Bei der allgemeinen Finanzverwaltung ergibt sich ein Mehrbedarf von 4 638 686 #46 Während die Ueberweisungen vom eich, die um 1301 460 6 niedriger eingestellt find, den bezüglichen Ansätzen in dem Entwurf zum Neichsbausha!tsetat für 1903 entsprechen, konnte bei der Veranschlagung des Matrikularbeitrages ‘dieser Entwurf nicht zu Grunde gelegt werden, weil der bezügliche Teil noch nicht feststand. Es mußte daher der geseplich festgest:Ute Reichshaushaltsetat für 1902 au fie 1903 zum Anhalt genommen und demgemäß, entsprehend dem \ih danach ergebenden Verhältnis der Matrikularbeiträge zu den Ucber- weisungen der Betrag der ersteren um 984 548 #4. niedriger als im Staatshaushaltsetat für 1902 zum Ansatz gebracht werden. Im übrigen kommen von Mehreinnabmen in Betracht 600 000 (4. Zinsen von der Preußischen Zentral-Genossenschaftskasse, von Mehrausgaben 5000000 4 als die zweite Hälfte des Jahre¿bedarfs von 10 000 000 , um welche nah dem Geseg vom 2. Juni 1902 (Geseßsamml. S. 167) die den Provinzialverbänden überwiesenen Dotationsrenten vom 1. Oktober 1902 ab erhöht worden find.

Bei den eigentlihen Staatêëverwaltungen ist die Einnahme um insgesamt 6 528 895 46 höher veranschlagt. Hervorzuheben ist eine Mehreinnahme von 1935200 #. bei der Justizverwaltung und eine solche- von 1884771 4 bei der Verwaltung des Jnnern, darunter 1842840 G Beihilfen für unterstüzungsbedürftige ehemalige Krieger, gegenüber einer gleih hohen Mehrausgabe. Von Mehreinnahmen kommen ferner in Betracht 1 137 664 M bei der landwirtschaftlihen Verwaltung, bei welcher an Gebühren für die Untersuchung des in das Boftinkand eingehenden Fleisches 1 200 000 A neu botfefaben sind, welcher Einnahme indessen ebenfalls eine gleich bobe Ausgabe gegenübersteht, 1083 942 M bei der geistlihen, Unter- rihts- und Medizinalverwaltung, darunter 729 905 #4 Beiträge von Interessenten zu einmaligen Ausgaben, 753 545 „6 bei der Handels- und Gewerbeverwaltung und 355700 M bei der allgemeinen Bau- verwaltung; eine Mindereinnahme von 884 860 #4 tritt bei dem Finanzministerium hervor, bei welhem der Beitrag der Stadt Posen zu den Kosten des Erwerbes und der Ecschließung des Unuiwallungs- geländes der Stadt Posen im Betrage von 1 000000 4 in Wegfall gekommen ift.

Die dauernden Ausgaben bei den eigentlichen Staalsverwaltungen erhöben sich um 16 779 966 M

In dem Etat des Finanzministeriums sind an Mehrausgaben 194240 6 für die Oberpräsidien und Regierungen vorge]ehen, darunter die Bezüge für 50 neue Bureaubeamtenstellez, ferner 1500000 « zur weiteren Erhöhung des Zivilpensionsfonds, 900 090 Æ zur weiteren Erhöhung der an die Reichöpostverwoltung zu zahlenden Vergütung für aversionierte Porto- und Gebühren- beträge, 1 350 000 Æ zu widerruflihen, niht pensionsfähigen Gehalts- zulagen an die in der Provinz Posen und den gemischtsprachigen Kreisen der Provinz Westpreußen angestellten mittleren, Kanzlei- und Unterbeamten sowie zu widerruflihen Pensionszulagen für die in diesen Landesteilen angestellt gewesenen und dort verbleibenden Be- amten diefer Kategorien, endlih 150 090 A zu Erziehungsbeihilfen an böbere Beamte in den gedahten Landesteilen. Im Extraordinarium sind 50000 A Vorarbeitékosten zur Herstellung eines Yao das Residenzshlosses in der Stadt Posen vorgesehen. Kerner finden i, neben einer zweiten Rate von 300000 M zum Erwerb und zur Er- s{ließung des Urnwallungszeländes der Stadt Posen, 2 984 158 M für Herstellung von Garnifoneinrihtungen in Wceschen uad Schrimm, gegenüber ciner Einnahme an Mi-ten von 120 792 M

Bei der allgemeinen Bauverwaltung sind an dauernden Mebr- au8gzaben veranschlagt 667 393 4, darunter 118 834 4 Besoldungen und Wohnungsgeldzushüsse hauptsächiih infolge der Errichtung neuer Stellen, und 506 905 4 zur Unterhaltung der Seehäfen, der Binnen- hâfen und der Kanäle.

Bei der Handels- und Gewerbeverwaltung ist die dauernde Aus- gabe um 787 495 4 gestiegen; in2besondere treten hinzu 599 509 für das gewerblihe Unterrichtswesen, darunter 230 000 „4 Zuschüsse zur (ïinrihtung und Unterhaltung voa Fortbildungss{ulen und 100 000 A zur Hebung des Kleingewerbes. Der Mehrausgabe für das gewerblihe Unaterrichtäwesen steht eine Mebreinnabme bei den Unterrihtdanstalten von 243 811 M gegenüber.

Die dauernde Mehrausgabe der Justizverwaltung von indgesamt 1116 400 A seyt sih zusammen aus 2486 337 „« Mehrausgaben und 1369 937 M Minderavsgaben. Von den Mehrausgaben sind zu erwäbnen, neben den Gehältecn für neue Stellen für 100 Rióter, 10 Staatsanwälte, 100 Buareaubeamte 2c.,, 200 000 A Gebübren- anteile der Gerichtsvollzieher, 30 000 M zur Ausbilduna von Dol- metshern der polnischen Sprache, 318 000 4 zu Bureaubedürfnissen, 217 200 A Gefêänanidvern lturgtfosten, 200 000 A zu vermis{ten Außgaben und 250 000 „4 bare Auslagen für Zivil. uud Straf- sahen; die Minderautgaben ergeben sich bei den Wartegeldern und

i8positionsgebältern infolge Ausscheidens der Empfänger durch Tod oder Pensionierung.

Bei der Verroaltung des Innern sind an Mehrausgaben nament- lih vorgesehen 427 432 4 für die Polizeiverwaltung in Berlin und Umgebung, 335 525 „« für die Polizeiverwaltung in den Provinzen, 339 772 M für die Landgendarmerie, darunter 160 000 4 zu außer- ordentlichen Zuwendungen, 449 849 „K allgemeine Auegaben im Inter- e der Polizei, darunter 430 000 M für die Fürsorgeerziebung Minderjähriger, endlich 87 024 M für die Strafanstalttverwaltung

Bei der landwirtschaftlichen Verwaltung sind, abgesehen von den eits bei den Einnabmen erwähnten | 200 000 # für die Unter- ing des îin das Zollinland eingehenten Fleisches, 3096 158 4 an tnden Mehdrautgal cingeitellt; davon entfallen insbesondere O K auf die Generalfommissionen und 122 908 4 aut die ndwirtichaftlichen Lebranstalten. Außerdem sind im Extraordinarium ir Verstärkung verschiezener, im Ördinarium autgebrachier Dis- iionsfonds Mittel in derielben Höhe wroie im laufenden Jahre lih von zusammen 930000 4 ausgebraht. Ferner find die onès zur Förderung der Land- und Forslwirtschaft in den westlichen and offlichen Provimen unm 20070 M bezuwv. 80000 M verstärkt Endlich sind zur Errichtung ciner landwirtichaftlichen Versuchsanstalt in Bromberg 300 000 4 als erste Nate des auf überbaupt 900 009 M angenommenen Bedarfs eingestellt Bei der Gestütverwadtung ift namentli infolge der Erböbung des Deschälerbesiandes bei den Landgeitüten die dauernde Auegabe um 325 040 Á gestiegen, welher Mehravögabe eine Mebreinnabme von 33 521 M gegenüberstett: im Extraordinariam ist wiederum ein Zu- Luß, und zwar in Dóôbe von 180400 A zu dem ordentlichen Pferde- aalauftfonds vorgesehen

Lr ad S S -.

É U F

ey ck S

_#—

e

m

„7B Dad 1 Sts *

T

/ Von den dauernden Mebrautgaben bei ter Verwalluna der Fritlicden Unterrichis. und Mediinalangelegevbeiten im Gesamt- Fitage von 4637 997 A sind zu erwädbnen: 361 530 „« für die Unit tfiläten, 430657 4 fär die böberen Lehranstalten, 3 133 924 A das Elementarunterrichtswesen, darunter 132082 M für 6 neue Seminare und 6 ncue Präâparandenaasialten, 507 224 4 für die

é,

übrigen Seminare und Präparandenanstalten, 200000 4 behufs allgemeiner Grleihterung der Volksshullasten, 309 000 A zu Zu- \hüssen für die Alterszulagekassen der Volksschullehrer und Lehrerinnen, 300 000 „M zur Errichtung neuer Schulstellen, 1 000 000 M zu per- sönlichen Zulagen für Volksschullehrer und Lehrerinnen in ten ehemals polnischen Landesteilen, 200 000 # zu Remunerationen für Volks- \{ullehrer und Lehrerinnen behufs besonderer Förderung des deutsdzen Volkls\hulwesens in den Landesteilen mit gemischt deutscher und polnisher Sprache, 70 000 4 zu Pensionen für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Bolfkfsshulen, 450 000 A zu Witwen- und Waisen- eldern für die Hinterbliebenen von Volfks\cullehrern ; ferner 177 948 4 für Kunst und Wissenschaft, 116 597 4 für das technische Unterxichts- roesen, 150000 M für Verstärkung des Patronatsbaufonds und O #6 für das Medizinalwesen, hauptsächlih für die Charité in Berlin.

Von den einmaligen und außerordentlihen Ausgaben entfallen auf die Betriebsverwaltungen 101 311 540 4, darunter 91 663 000 4 auf die Eisenbahnverwaltung, und auf die eigentlihen Staats- verwaltungen 57 224757 4.

Dem Reichstage ist der Entwurf eines Gesehes, betreffend Verwendung von Mehrerträgen der Ueber- weisungsiteuern zur Schuldentilgung, nebst Be- gründung zugegangen. Der Geseßentwurf hat nachstehenden Wortlaut :

Üebersteigen im Rehnungsjahre 1993 die den Bundesstaaten zu- stehenden Ueberweisungen aus den Erträzen an 2öllen, Tabak- steuer, Branntweinverbrauhsabgabe und Zuschlag sowie an Neichs- stempelabgaben das Etatssoll, so ist der Mehrbetrag an den den Bundesstaaten aus dem Ertrage der Zölle und Tabaksteuer zu überweisenden Beträgen zu kürzen und zur Tilgung der durch den Reichshaushaltsetat für 1903 bewilligten Zuschußanleißhe von 95 Millionen Mark zurückzubehalten. Die Tilgung erfolgt durch entfprehende Abseßung vom Anleihesoll. Soweit geeignete Anleihe- kredite niht mehr ofen stehen, wird über die Art der Tilgung durch

den F IRGEA für das Rechnungsjahr 1905 Bestimmung getroffen.

Jn der Begründung wird folgendes ausgeführt:

Der Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1903 sieht die Ausbringung einer ZUWantee in Hôbe von 95 Millionen Mark vor; vergleihe die ihm beigegebene Denkschrift Seite 51. Nach den in ihr enthaltenen Ausführungen stellt die Zushußanleihe s als eine {webende Schuld dar, deren baldige Tilgung aus Ueberschüssen fünftiger Jahre herbeizuführen sei wird. :

Der vorliegende Gesehentwurf soll diesen Gedanken für das Rechnungsjahr 1903 in der Weise zur Ausführung bringen, taß die Tilgung der Zuschußanleihe insoweit in Aussicht genommen wird, als die Ueberweisungen das Etatsf\oll überschreiten. Die verbündeten Ne- gierungen verzihten damit für das Jahr 1903 auf die ihnen gesetzlich zustehenden Mehrertiäge der Ueberweisungssteuern in einem weiteren am fang, als dies nach den bisherigen Schuldentilgungsgeseßen der

all war.

In seiner äußeren Form folgt der Entwurf dem Vorbilde dieser Gesetze.

Bei der gestern im Wahlkreise Danzig (Stadt) er- folgten Neis tagsersakwaß! erhielt, wie „W.-T. B.)“ meldet, Mommsen (fr. Vgg.) 6176, von Heydebreck (kons.) 4282, Bartel (Soz.) 5568, Wollszlegier (Pole) 329 Stimmen. 28 Stimmen waren zersplittert, 102 ungültig. Es hat dem- nah eine Stichwahl zwishen Mommsen (fr. Vgg.) und Bartel (Soz.) stattzufinden.

Im 3. Berliner Wahlbezirke wurde gestern die Ersaßwahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeord- neten an Stelle des verstorbenen Abg. Dr. Rudolf Virchow vorgenommen und dabei der Stadtverordnete Rosenow (freis. Volksp.) mit 786 gegen 498 Stimmen, die auf den Schulrat Dr. Zwick fielen, gewählt.

Nr. 3 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, beraus- gegeben im Minislerium der öffentlichen Arkeiten vom 10. Januar, hat folgenden Inhalt : Amtliches: Allerhöchster Erlaß vom 3. No- vember 1902 Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Das neue NRathaus in Duisdurg. zur Umgestaltung der Bismarckstraße in Charlottenburg. Vermischtes: Verordnung über die Verfassung der K. Bayverishen Technischen Hochschule in München. (Fin- führung der neuen Rechtschreibung Verdingung von Lokomotiven für die japanishen Staaishahnen Arwed Roßbach F. Holz- shwamm. Patente und Gebraucämuster.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Barcelona wird dem „W. T. B.* gemeldet, tak der Ausftand in Reus arößkeren Umfana annimmt. auch die Arbeiter der Gasanstalt haven sh ibi anges{lossen versehen Soldaten den Dienst. (Vergl. Nr. 3 d. BL)

Á

Kunst und Wissenschaft.

\. F. Im Januar vorigea Jahres batte Professor Dr. Delip\ch |

in einem Vortrage über das Thema „Habel und Bibel* die merk-

würdigen Ergebnisse der Babylonforschung letter Jahre in ihrer Be- |

ur Bibel beleuhtet. Professor Dc. Deligsh ift seitdem ang pecrsôönlih auf dem klassishen Shauplay seiner Spezial-

forshungen gewesen und hat an dem mühevollen Wer

4 U LAIL L der von Keldewey geleiteten Avsgrabungen auf der Stätte des alten Baktylon teilgcnommen. Zurückgekehnt und mehr denn je erfüll den großartigen Einblicken, welche gerade diese Forschungen älteste Kulturgeschichte der Menschheit gewähren, wollte er nicht ur lassen, dieser Ueberzeugung, zugleich als Antwort auf erboben würfe und Bedenken und zur Ausklärong be drssen, erneuten Autdreck wm geben und daran cinige Miticiluanaca über neueste Funde zu kaürfen 7 títar r Abend zur Austübrung gebrable Plan ic zut Orieatgacsellshaft“

ie Trägerin der deutscen Babvlonfori durch einen iwciten trag über „Babel und Bitel*“ on vorzüalicden ihidildtern begleitete Voitrag fand im Saal der Singakazdemie stat Thin wohnten u. a. Secine Majeflät der Kali ailerin, der RKeichéfanzler Graf von Bülor Kuitusminiiter Dr. Sludt, der Finanzminifsie

Admiral Hollawun, viele Verireter der vangelishe Geisilichleit und cine große Anzahl t

Der Vo-trag begann damit, die Bedei eInterpret und Illusirator* der Bibel an eini gesckichiliden Einzelfragen zu zeigen und cin für die alliefslameatlihe Svpracde an cinem beweiälrä erläutern. So kennen wir untze anderem jet feilschrittlider Qaellen, alle trei Ocrtlichleitea des Nordrcichs Israel im Exil wobutea uad bi Ende fanzen. @benso lernen wier eine l P welche ven

p e S Ms G

Propheten Nadbum versieben S # D m Ls kas d A T Ves deem TC Ls va e C S Cd Ci Von Ac

n Mifwerftänd:

A A f D

Cic

- « Ï

H -_

An ibrer Stelle |

Niniveh in Gefangenschaft geführt sein sollten. Die Beslätigung dieser Tatsache ergibt \ih aus dem in Niniveh gefundenen prächtigen, zehn- seitigen Tonprisma Asurbanipals, auf dessen zweiter Kolumne berichtet wird, daß es dieser König gewesen, der, von Memphis aus dcz2 ägyptishen König Urdamanë wverfolgend, nah Theben ge- langte, es eroberte und alle gefundenen Schäße, sowie sämtliche Einwohner nach Niniveh entführte. Die sprahliche, der Keilschrift- literatur zu verdankende Hilfe aber wird am besten dur eine Ent» deckung der jüngften Zeit gekennzeihnet. Das Alte Testament benennt wiederholt mit „re’ëm“ ein wildes, ungezähmtes, mit furhtbaren Pen aus3gerüstetes Tier. Luther überseßt das Wort m Buch D mit „Einhorn“, andere Ueberseßer mit „Auti- lope“. Auch in den Keilschriften kommt der Re’èm unzählige Male ver. JIeyt haben ibn uns die neuesten Ausgrabungen am Nordtor Babylons, dem Istartor, auch im Bild kennen gelehrt. Die Wiederauffindung dieses Tors und seine Bloßlegung bis zu 14 m Tiefe, wo das Grundwasser anfängt, bildet zugleih eine der wert- vollsten Errungenschaften der legtjährigen Grabungen. “An den Wand- flächen der 3 die Toreingänge flankierenden Türme wimmelt es förmlich von reliefartig ausgeführten, in den obersten Schichten von vielseitig bunt emaillierten „rômu's“, die sich von tief- blauem Hintergrund in entzückender Farbenpraht abheben. Der „re’êm“ is danach ein Wildochs, ähnlich dem Ur und dem Wisent, dessen Vorkommen aus späterer Zeit im Libanon beglaubigt ist. Kraftvoll schreitet er, mit weitem Schritt und stolz erhobenem Nacken, drohend nah vorn gerihteten Höôcnern. zurück- geleaten Ohren, geblähten Nüfstern, gehobenem Schweif, offenbar gleich dem Löwen, dessen ähnliche Darstellung bekanntli in großer Zahl in der Prozessionsslraße gefunden wurde, cin stattlihes Fagdtier für die assyrisen und babylonishen Könige. Noch ein anderes Tier, de häufig in der Bibel Erwähnung geschieht, lernen wir in den Ausgrabungen am Istartor kennen, den Drachen von Babel, ein Fabeltier, dessen Anblick als Torwächter am Palast Nebukadnezars einen fasciuierenden Eindruck gemacht haben muß. Mit weit nah vorn gerecktem Hals und giftig drohendem Blick schreitet ‘das Ungeheuer einher. Es ist, wie dex doppelzüngige, längliche Kopf, der lange Schuppenleib, der schlängelnde

chwanz lehren, als Schlange gedaht; aber es befißt zugleich die Vorderbeine des Panthers, während die Hinterbeine die eines Rauß- vogels mit Vogelkrallen sind. Dazu hat es lange, gerade Hörner auf dem Kopf und einen Skorpionstachel am Ende des Schwanzes.

Im weiteren legte der Vortragende an der Erzählung des Pro- pheten Daniel vom vertierten Nebukadnezar dar, wie frei die hebräischen Schriftsteller babylonishe Sagen umgestalteten, und knüpfte daran die Mahnung, auch im Alten Testament die Form vom Inhalt zu unterscheiden. Wis dringend das geboten sei, beweise u. a. auch das Buch Jonas. Jn dessen Inhalt sind die zwet hohen Lehren nietergelegt, val Gott niemand zu entrinnen vermag und daß kein E Voriete ih unterfangen darf, Gottes Barm- herzigkeit und Langmut Vorschriften zu machen; aber die Form, in welche diese Wahrheiten gekleidet sind, ist phantastish-orientalish, und es wird heute wohl niemand mehr geben, der an Jonas? Aufenthalt und dichterisher Betätigung im Bauche eines Fisches glauben wird.

Im legten Teil des Vortrages wurde im wesentlichen zweierlei bezweckt: zunächst der Nachweis, wie die Denk- und Dar- stellung8weise in der Keilschrifteuliteratur so ganz gleihartig ist der des Alten Testaments. Uebereinstimmend sind hier wie dort auch die Offenbarungen der Gottheiten im Traum, ihr Reden zu den Massen. Es war, so führte der Vor- tragende aus, ein ungewöhnlih glückliher Gedanke, den die als Gâste unseres Kaisers zur Einweihung der Erlöserkirhe nah Jerusalem fahrenden Vertreter der deutschen Kirhenregierungen faßten, in Jerusalem ein „Deutsches evangelishes Institut für Altertumswissenshaft des heiligen Landes* zu begründen. Das wind unsere jungen Theologen bekannt machen mit den Sitten und Gebräuchen der Orientalen, im besondern der Nachbarn Palästinas, der Beduinen, welche noch fo ganz die nämlichen sind, wie zur altisraelitishen Zeit. Unsere jungen Theologen werden sch dann versenken können in die Anschauungs- und Barstellungöweise des Orients und erfahren, wie überaus bâufig die ungezügelt s\prudelnde Phantasie die Grenzen des Tatsächlichen überschreitet. Es wird fih ihnen hier die Welt ershließen, aus der heraus alle orientalijch:n Schriftwerke, wie das Alte und teilweise auh das Neue Testament, erklärt sein wollen; es wird ibnen wie Schuppen von den Augen fallen, und die „Mitter- nachtsonne“, die jene Kaiserlichen Gäste nach dem Orient geführt, wird sich ihren Epigonen wandeln in Morgenlicht. Wenn nun sogar noch der. heutige Vrient eine Fülle von Aufs{lüfsen für ‘die Bibel darbietet, wievielnmehr das Studium des alten, zum Teil mit dem Alten Testament gleichzeitigen Scbrifttums ter Babyvlonier und Assyrer. Wie \o ganz gleichartig is alles in Babel und Bibel! Hier wie dort die Vorliebe, Reden und Gedanken tieferen Inhalts - durch symbolishe Handlungen zu veranschaulihen (Beispiel: der in die Wüste gejagte Sündenbock) ; hier wie dort die gleiche Welt fortdauernder Wunder und Zeichen, fortwährender Offenbarung der Gottbeit, obenan im Traum, die aleicen naiven Vorstellungen von der Gottheit. Wie in Babel die Göôtter essen und trinken, sich wohl au zur Ruhe begeben, so geht Jahve zur Zeit der Abendkühle im Paradiese spazieren und labt sih an dem lieblihen Geruch der Opfer Noabs, und wie im Alten Testament Jahve spricht zu Mose und Aaron und zu den Propheten allen, so sprechen in Babel die Götter unmittelbar oder durd den Mund ibrer Priester und gottbegeisteter Propheten und Prophetinnen. Aber die Geschichte der Menschheit gleicht nun einmal der Ges{ichte der einzelnen, und darum ist auch auf sie das Wort des Apostels Paulus ans

| wendbar: ¿Da it ein Kind war, sprah ih wie ein Kind usw.“

In ausführlichen Darlegungen wurde hierauf, in engster Füdlummg mit der modernen Pentateuchkritik, die im vorangebenden bebauptcte nahe Uebereinstimmung von Babel und Bibel au sür die soacnanate mosaische Sesegzebung nachgewiesen, deren Zurückführung auf Jabve als den bôcften Geseygeber ibr vollfkommenes Gegentild desiyt tn der Geseygebung König Hammurabi's (etwa von 2250 vor Cbristi tatierend), deren rein mens{liher Ursyrung und Charakter do leiht genug erfeandar ift. Leyteres wurde auch für die israelitischen Geseye im allgemeinen und speziel für die zehn Gebo1e gezeigt, welche den Bakyloniern zumeiît ebeuso heilig waren als den Hebräern, womit jedo nicht behauptet wird, daf: die zehn Gebote den Babvloniern entlednt scien. Vielmehr wurde vom Vortragenden ausdrücklich

| darauf hingewiesen, daß Verbote wic das d., 6. und 7. einem allen

Menschen gemeinsamen Seibsterhaltungstrieb entspringen, und es ent- spricht wodl auch ähnlichen natürlichen Gemeinsamfeiten des GEmy- findens und der vernüaftigen Ueberlegung, daß \{hon nah jener babylonishen Gesehgebung des dritten vorchristliden Zahr-

tausendé die uns in 282 Gesetzetparagraphen in cinem 2,25 m boben

Dioritblock erhalten ist. den zur Jahreêwende von 1901 auf 1902 der franzöfV@Ge Archäoloae de Morgan und der Dominikaner Sebeil in Susa entdeckten, Unebrerbietigk.it gegen die Eltern, falsches Zuganis uad jegliches Trachten nah fremdem Besiy sehr schwer bestraft werden Im Aaschluß an das eminent israelitis§e erste Gebot aina der Vortragende nunmehr zu dem zweiten Hzauptziel seines Vortr248 über, er Beleuchtung des sogenannten sittlihen Monotbeismus Iiraels Kann dieser als eine wirkllide Offeobarung des deudigea Gottes gepriesene Monctheiómus als cin sittlicher gélten, Xan im 5. Buch Mosis Kap. 4, 19 gesagt ist: „Damit Du Deine ugen nicht himmelwärts richtest und sebeît die Sonne und den Mond und die Sterne, das ganze Heer des Himmels. and sie anbetest und verehrest, sie, welhe Jahve, Dein Gott, zugeteilt hat llen Völkern unter dem ganzen Himmel, aber euch bat Jabve genommen und herausgeführt aus Acaybten, ibm zu feia zu einem Volle des Eigentums*? Der Gellirn- und Göyendienit der Völker unter dem ganzen Himmel gelte hiernach als ‘on Jadve seibst gewollt und d-rordnet, und dennoch werde es als Befehl Jabves (5 Mos. 7, 2) verkündet, die fieben großen und fatlen Völker, welde Israc! in Kanon vorfinden werde, wegen iter Goltlofiafeit erbarmungslos auszurotten. Der gewal-ige

igio i@dichilide Prof, der von dieser enzen Uroecuui zut christlich-philoforbishen Weltznschauung und zur

« Ÿ

ad DHD LaiD a A4 P m ier r ui