1903 / 19 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Jan 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Jahre 1900 als Berichterstatter einer französischen Zeitung nah Südafrika egangen und habe später die Waffen gegen England erg"ffen. Frankreich. Die Deputiertenkammer begann geslern, wie „,W T. B.“ berichtet, die Beratung des Budgets des Ministeriums des Innern und erledigte die ersten fünf Kapitel ohne Erörterung. Zu Kapitel 6 stellte der Deputierte Constant einen Antrag auf Auf- hebung der Unterpräfekturen und der Präfektarräte, die unnüge Räder in der Verwaltungsmaschine seien, sowie auf Streichung der für dieselben geforderten 2242 000 Fr. Der Berichterstatter Morlot gab zu, daß die Einrichtung der Unterpräfekturen und der Präfekturräte veraltet sei, dieselben könnten aber niht im Budget gestrihen werden. Der Ministerpräfident Combes trat dieser Anschauung bei und beantragte die Vers- weisung des Antrages Constant an die zur Beratung der Frage der Dezentralisation eingeseßte Kommission. r werde in der Kommission für den Antrag eintreten, denn er sci hinreiend Revolutionär, im guten Sinne dieses Wortes, um nihcht vor einer Neuerung zurück- uschreden, die als“nüßlich erkannt worden sei. Der Deputierte M ubiffred beantragte einen Abstrih von 100000 Fr. und dic Auf- bebung von zehn Unterpräfekturen, die der Staatsrat bezeichnen folle. Der Ministerpräsident Combes erwiderte, daß durch diesen Antrag 10 Arrondissements in Wegfall kommen würden und daß man nicht das Necht habe, das Wahlgeseß in solher Weise zu ändern. Er wünsche daher, daß auch dieser Antrag derselben Kommission überwiesen werde, wie der Antrag Constant. Die Kammer || mmte dem mit 369 gegen 138 Stimmen zu und nahm hierauf die Kapitel 6 bis 65 an. Der Deputierle Bónózeh beantragte. Kapitel 66 (Geheimfonds) zu streihen. Der Ministerpräsident Combes wizersprach und ertlärte, derartige Fonds könne kein großer Staat entbehren. Man dücfe den Dienst der allgemeinen Sicherheit nicht mit der politischen Polizei verwechseln. Die Verwertung der Geheimfonds stehe im engen Zusammenhange mit der Person dessen, dem sie unterstellt scien. Es handle sich also um eine Vertraueusfrage gegenüber dem Minister des Innern. Der Deputierte Bénézech trat nochmals für die Streichung des Kapitels ein, das jedo von der Kammer mit 291 gegen 195 Stimmen angenommen wurde. Die folgenden Kapitel wurden gleichfalls genehmigt. Bei dem Kapitel eSefängnisver- waltung“ beantragte der Deputierte Dejeante, die Forderungen für Gefängnis8geistliche zu \streihen. Dieier Antrag wurde, nachdem der Berichterstatter und die Negierung ihm widersprochen, mit 315 gegen 214 Stimmen abgelehnt. 1 Der Kommissionsbericht über das Budget des Ministe- riums des Aeußern, der heute zur Verteilung gelangt, \pricht die Befriedigung darüber aus, daß Frankreih si von den jüngsten Gr- eignissen in Venezuela ferngehalten habe. Bezüglich Marokkos shlägt der Bericht eine internationale Verständigung vor, durch die die Neutralität von Tanger und seine Figenschaft als Freihafen erklärt werden solle. Was den gegenwärtigen Stand der Dinge în Armenien und Macedonien anlange, fo follten die Mächte in kräftigerer Weise als bisher bei der ottomanishen MNegierung vorstellig werden und nötigenfalls ihren Forderungen durch Waffengewalt Nachdruck verleihen. “Hinsichtlich des französisch siamesishen Abkommens meint der Bericht, die Vorteile, die dasselbe mit \sich bringe, würden von zw:ifelßafter

Natur sein. Rußland.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgeteilt wird, führte Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst-Thron- folger gestern vormittag die Leibkompagnie des Preobraschens- fishen Leibgarderegiments, deren Chef Höchstderjelbe ijt, im Detaildienst dem Generalleutnant von Moltke und den übrigen Herren von dem Gefolge Seiner Kaiseriichen und Königlichen Hoheit des Deutschen Kronprinzen vor. Siecaut wurden das Hospital und die Kirche des Regiments besichtigt, und im Anschluß hieran mer ein Frühstück im Kasino statt. Während desfetben ielt der Kommandeur des Regiments, General Osserow cinc Rede auf den Kronprinzen, in der er scinem Bedauern darüber Ausdruck gab, daß Scine Kaiserlihe und Königliche Hoheit niht anwesend sein könne. Hierauf brachte der General- leutnant von Moltke einen Trinkspruh auf das Regiment aus. Schließlih toasteten der General Osserow und der Generalleutnant von Moltke auf die treue Kameradschaft und Freundschaft zwischen der deutschen und der russiswzen Armee.

Gestern abend fand in der deutschen Botschaft ein Diner statt Bei diesem saßen sich in der Mitte der Tafel Jhre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Wladimir und dic Gräfin von Alvensleben gegenüber, rets von der Großfürstin Wladimir saß Seine Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Konstantin Konstantinowitsch, links der deutsche Bo!schafter, rets von der Gemahlin des deutschen Botschafters Seine Kaiserlihe Hoheit der Großfürst Alerxei Alerandro- witsh, links Scine Katijerlihe Hoheit der Groß fürst Michael Nikolajewitsh. Außerdem waren geladen der Hofminister Baron Fredericksz und dessen Gemahlin, die Oberhofmeisterin Fürstin Galißzin, der Minister Fürst Chilkow, der General Strukow, dr Oberst von Krusenstern, der Kommandeur des tleinrussischen Dragonerregiments Nr. 40, teen Chef der Deulsche Kronprinz ist, und vom russishen Ehrendienst der Generaladjutant Fürst f ferner der Generalleutnant von Moltke, sowie einige andere Herren vom Gefolge des Kronprinzen, dic Herren und Damen der deutschen Botschaft und zahlreiche andere Herren und Damen der Hofgesellschaft. Die Grok fürsten erschienen in der Uniform ihrer preußischen Négimenter

Zhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sowie Seine Kaiserliche Hoheit der Großfürst - Thronfolger speisten geüern abend bei Seiner Kaiserlichen und König lichen Hoheit dem Deutschen Kronprinzen in Höchstdessen Gemächern im Winterpalais.

Dc lgor

Schweden und Norwegen.

Der Präsident des norwegischen Storthings Berner hat, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern folgenden Antrag eingebracht : Das Storthing spricht aus, daß es zur Förderung der Interessen Norwegens und zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zwischen den vereinigten Reichen wünschenswert sei, daß jeßt ein getreantes norwegishes und ein \{chwedis{ches- Konsulatswesen errichtet würden, ohne daß diese Frage mit der Frage der Leitung der äußeren An- gelegenheiten verbunden werde. Ez

Die Erörterung dieses Antrages soll heute stattfinden.

Amerika. Ein in New York eingetroffenes Telegramm aus Panama besagt, wie „W. T. B.“ mitteilt, es seien dort Passagiere angekommen, die berichteten, daß der General Varahonna und Manuel Nivas eize Revolution in San Salvador ins Werk gesezt hätten. Der General Negalado habe mit einer S fei Truppenmacht die Haupt- stadt verlassen, um die Aufständischen anzugreifen. Bei dem Angriff der venezolanischen Aufständischen auf Coro hatte, dem „W. T. B“ zufolge, der General Riera einen Verlust von 200 Mann. Das „Reutershe Bureau“ meldet aus La Guayra, der niederländische Kreuzer „de Ruyter“ sci gestern von Los RNoques angekommen, wo er die Bewohner in der größten Not gefunden habe; der Kreuzer habe Lebensmittel und Wasser für aht Tage zurügelassen und die Erlaubnis des Blockadegeshwaders erhalten, weitere Hilfe zu senden.

Afrika.

Der russische Gesandte für Acthiopien Lischin ist, dem „W. T. W.“ zufolge, in Begleitung von sieben Offizieren und vier Aerzten gestern in Djibuti eingetroffen. Er erklärte einein Berichterstatter gegenüber, man müsse der christlich ge- bliebenen Bevölkerung Afrikas aufrichtige Freundschaft entgegen- bringen. Nußland habe den Wunsch, daß das äthiopische Kaiser- reih in seinem Besißand unversehrt erhalten bleibe.

Das „Neutersche Bureau“ berichtet, der britische Staats- sekretär für die Kolonien Chamberlain und Lord Milner hätten am Dienstag in Johannesburg eine Besprechung mit den Vertretern der Gruben und der Vereinigung zur Be- shaffung von eingebore:en Arbeitern für die Gruben gehabt. Der Staatssekretär habe oen, den Einfluß des Aus- wärtigen Amtes dahin geltend zu machen, daß Uganda und die übrigen britischen Provinzen Afrikas zur Ergänzung des Bedarfs an Arbeitern geöffnet winden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sipung des Nei chs- tages befindet sih in der Ersten Beilage.

In der heuligen (244.) Sihung des Neichsta ges, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegsminister, General

- . « d. . der Jnfanterie von Goßler, der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde, der Staatssekretär des Reichsschaßamts Freiherr von Thielmann, der Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke beiwohnten, wurde die erste Lesung des Reichshaushaltsetats für 1903 fortgeseßt

Abg. Bebel (Soz.): Es ift mir kein Beispiel bekannt, wo in einem medernen Staat von solider Grundlage ein ordentlicher Etat ausgestellt worden wäre, wie cs bei uns mit der Zuschußanleihe g schehen it. Im vorigen Jahre gelang es den Künsten der Budzetkominissiou, die Zuschußanleihe zu beseitigen. Die jeßige Zuschußanleibe von 95 Millionen ist nabezu das Dreifache dessen, was im vorigen Jahre verlangt wurde. In diesem Jahre werden mebr als 5 der Zuschußauleibe ungedeckt bleiben, seibst wenn Sie die von Herrn Schaedler empfohlenen Abstriche vornebmen sollten. Das Neicv muß in e:ster Linie darauf warten, bis die notwendiosten Lebenêmittel in unerbörter Weise verteuert wu Sie (rets) wissen, was der neve Hunger- und Wuchertarif für das Volk bedeutet. Nach den Minimalsäyen des neuen Zolltarifs würden die Zölle von Getreide uad Vüllenfrüchten 240—250 gegen 159 Millionen im Vorjabre cinbzuingen. &s bewahrkbeitet sih teute, was wir längst vorausgesagt bab-:n, daß au Deutschland uit in der Lage ist, wie lein Staat auf der Erde, gleibzeitig auf dem Gebiete des Militärwesens u«d der Marine cine Macht allerersten Ranges zu scin. De Herren vom Zentrum haben

de iese Warnungen in den Wind gescblager, ja Sie "elbst navdem Sie jahbrelang sich diesen Anforderuzgen

die unerhörte Wentung machien, daß Sie in dem

irmeai Umfange sozusagen aus der Erde itampfte; und

sich nicht etwa auf eine begrenzte Zeitdauer

beschränkt, wie bei den Miilitärgescuen,

nnd gieicch zum Aeternat übergegangen Jegt

villiat werden, was zur Ausführung dieser Ficttengeseuc jviel wie die Fivanzlaze sich gestaltet, denn das Gesetz mehr rücgängig zu machen, dafür wind Preußen im GBundet- e hen sorgen. Aus der bisheriges Zurüchaltun der KciegEverwailung f neue Forderuagen dazcr auch leincôwegó etiva ge chlossci

j ole unterbliitea werden, sie werden vielmchre sofort auf-

e FinarUlage sich nux eiu wenig (

Wadie teben, webrea Sie ih natur mit

jn auch gegea die geringsten Forderungen des Keieg®-

bessert bat. Heute,

Ï L

e Voik E 9 i. ada avi

1411 rar ï DET TITILUCT C naci cem ti DET

Spanien. Der Minister präsident S ilvela hat, wie dem „W. T F LJ

mitgeteilt wird, das Gerücht, Spanien und England

e

beabsichtigt sei. Niederlande. Der Führer der kaiholischen Partei in der Zweiten nieder ländishen Kammer Monsignore Shaepman ist geñern in

Rom gestorben. Mumänien.

Das Parlament ist gestern, wie „W. T. B.“ mitteilt, zu einer außerordentlichen Sizung cinberufen worden, um die |

Prage der Konversion der Anleihe von 175 Millionen Schah uds vom Jahre 1899 zu beraten.

Bulgarien.

Die „Agence Bulgare“ meldet, daß iroÿ der sirengen | Kälte seit Neujahr fortwährend Flüchtlinge aus Mac-edonien |

die bulgarische Grenze übershritien. Jn Nilo und dem dortiger

Kloster seien 30 Männer und 5 Frauen, ein junges Mädchen |

und 4 Kinder, von allen Existenzmitteln entblößt, angekommen.

B « 1 19 üiten | ih über cine gemeinsame Aktion in Marokko verständiat, | 7, Für durchaus unrichtig erkfläct. Ebenso sei es falsch, dak | Ant eine Vereinigung des Kriegs- und des Marineminiñeriums |

eine old rc{bgedrüdt wotten im Zuïtande der Plöulichkeit

Pingewielen; wir mußten of ahTomitmei! ;

j sion wurde niedecgelGmmeit Di

n 10 cillg areadî uf ter neuen

neden t por ter Tatsache,

anges@afte neue Artillerie bereits

fen une durch eine neue ersetzt werden soll

s neve Rodrrücaälaufgesbüu mitwirken. neue

eie zu verursachen. Bei ten Manöôvein

i naci und die Lanze fleitig gebcaudbt ;

ih ganz unbrauchtar, als bloß binder-

1s man andertwwo, 4. B. in Gaogland, sid

nos wil man avckch die Kavallerie ver-

jo lange nicht vermehet worten ift

even Eutwicfelung ter Techvik der Feuer- Ì geworden it, eht nichi winder fes

sona der Milllärverwealtunga mächtig für |

¿ gewalt; zumal cie Herren Offlu!ere a. D auch hier die eriien dabei 2, Zevpelin seine Siiunm: ctboben | édanerater und unter Au | reiddliSeier [s zur Erfindung von Inst jur Zeeslôrung von Menschenleben. Augenbliclich solien Spreng- | Tanonen lonstruiert scia, die 300 mm dicke Panzerplaiten durhschlagen:

¡wei Fahren Gesetze dur{bricgen halfen, die eine |

| auf 57057 M 1. 3. 1899 und 58311 M i. J. 1902

im nächsten Herbst wird tas ganz anters scin. |

Len ret ge Truvve ist, lebt fet: |

In dec „Kreuz- |

4 -.

herrscht ja keinen Tag Ruhe: ter Staat | 2

aus Amerika kommt die Nachricht, daß ein Belagerungs es{chüß von beträchtlich größerer Tragweite konstruiert sein joll. ewahrheitet sich das, so werden wir ja au bald hören, daßin der deutschen Armee neue Belagerungsgeshüße nötig sind. Bei _der außerordentlihen Energie der Amerikaner und ihren Nes Finanzmitteln wird es bald dahin kommen, daß sie uns au auf dem militärischen Gebiete überflügeln, sofern sie nur erst anfangen, \sich ernsthaft damit zu bescäftigen. Das Endresultat des Sezessionskrieges von 1865 war, daß die ganze moterne Kuiegführung revolutioniert wurde. Geht diese Entwickelung so weiter, so wird ihr Ende not- wendig der allgemeine Kladderadatsch fein (Lacben rechts); ja wohl, das ist das Ende der Entwickelung, wirtschaftlich und politis; wann er fommt, wissen wir nicht, aber daß es so kommt, wird au Ihnen allen hier nicht zweifelhaft sein können. In Argentinien und Chile hat man einen anderen Weg eingeschlagen, um an dieser Entwickelung vorbei, zukommen; es sind ja freilid halbe Barbarenstaaten, von denen zu lernen sid für uns nit {ickt. Sie haben nah langem Hader ih geeinigt, ihre Kriegéflotte abzuschaffen. (Bei Sthluß des Blattes spricht der Nedner fort.)

Das Haus der Abgeordneten überwies in der heutigen (5.) Sißung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister des Jnnern Freiherr vonHammerstein beiwohnten, zunächsi die allgemeine Rechnun über den Staatshaushalt für das Etatsjahr 1899, die Rechnung von den Verwaltungseinnahmen und -ausgaben der Preußischen Zentralgenossenscaftskasse für dasselbe Jahr, die Uebersicht der Staa seinnahmen und -ausgaben für das Etatsjahr 1901 und die Uebersicht von den Ver- waltungseinnahßmen und -ausgaben der Un eN Zentral- genossenschaftskasse für dasselbe Jahr der Rehnungskommission und ging dann zur ersten Berating des Geseßentwurfs über be Befähigung für den höheren Ver- waltungsdienst über.

Der Geseßentwurf bestimmt in der Hauptsache, daß cin Referendar nach neunmonatigem Vorbereitungsdienst beim Amtsgericht zum Regierungsreferendar ernannt wird und sodann einen mindestens 31/4 jährigen Vorber-itungsdienst bei der Ver- waltung durchzumachen hat. Jeder muß bei einem Landrate, einer Regierung, einem Bezirksausschusse, außerdem bei einer Selbstverwaltungsbehörde (Bürgermeister, Landwirtschafts- kammer, Handelskammer usw.) beschäftigt werden. Die Zeit der Vorbereitung beim Amtsgerichte kann unter Verlängerung derjenigen bei der Verwaltung von den Ministern des Jnnern, der C und der Justiz verkürzt werden. Jn der dem Geseßentwurf beigegebenen Begründung wird ausgeführt, die angestellten Erwägungen hätten das Er- gebnis gehabt, das in Preußen altbewährte System der besondern administrativen Vorbildung der höheren Verwaltungsbeamten beizubehalten. Jn theoretisher Hinsicht sollen die Referendare veranlaßt werden, ihre wissenschaftlichen Kenntnisse, namentlich auf dem Gebiete der Staatswissenschaften, zu vertiefen.

Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Minister des Jnnern Freiherr von Hammerstein, sowie die Abgg. Dr. Jderhoff (fr. kons.), Traeger (fr. Volksp.) und Freiherr von Richthofen das Wort.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hauvptergebnisse der Ergänzungs steuerveranlagung in Preußen für 1895, 1899/1901 und 1902/04.

Im abgelaufenen Jahre hat in Preußen, wie bereits mitgeteilt wurde, eine neue Veranlagung der Ergänzungéfleuer sür die Steuer- jahre 1902/04 stattgefunden, deren wichtigste Ergebzisse im folgenden mit denen der ersten und der leßtvorhergegangenen Veranlagung nach der im Königlichen Statistishen Bureau bearbeiteten Ergänzun gtsteuer- statistik verglihen weiden mögen. Gemäß derselben bezifferte \ih, wie die „Stat. Korr.“ mitteilt,

nah der die Gesamtzabl der

Veraulagung Ergänzungssteuer- für die Periode zensiten E. 1 s 1152 332 63 857 L. 1 227 583 70 042 198 554 44 183 121 1902/04 U 1 297 485 75 657 476 085 36 916 588 0n9 aa 1 1890 f 12 00 v. D. + 18,48 v. G. 4- 18,91 v. H. 1902 ge n 1899 4-' 59 69v. H. —+ 8,02 v. H. + 8,00 v. H.

deren feuervi Es Ergänzungssteuer «M Dl M. A6 171 354 31 045 836

deren

Das Ergcbnis der Neuveranlagung ist bierncech sowobl im Ver- gleiche zu 1895 wie nramentlich zu 1899 cin schr günstiges. Unter- icheidet man die beiden Z-itabschnitte 1895— 99 und 1899 -1902, jo haben sih in legterem di- Steuerrflihligen wie deren sleuerbares Vermögen und der finanzielle Ertrag schnelle: als in ersterem ver- mehrt. Es stieg nämlich von 1895 bis 1899 durch\s{nittlich jährli die Zevsitenzahl um 18 813, das Vermögen vm 1,55 Millizrden und die Stcuer um 0,78 Million Mark, dageaen im Jahres- durMschnitte 1899—1902 um 23201 keww. 1,587 Milliarden und

| 0,91 Million Maik. Da das fsleuervfl{tige Gesamtvermögen | vrozentuai erheblib stärker als die Zabl der Zensiten gewachsen ist,

ist selbitverständlich auvch tas Durchschnilltverwögen der leyteren nicht unbedeutend gestiegen, und zwar von 55416 M4 i. J. 1895 3 Wiewohl hiernach cine Neiguyg zur Konzentration tes Bisites unverkennbar itl, fann von ciner cigentlihen „plutokratishen* Entwickelung nicht die Nedte sein, weil zugleich die Steuerrflichtigen absolut sehr weseatlih und im Verhältnisse zur Bevölkerung ncch Ueberwindung

| eines gewissen Rükschlags cbeafallo ctw3s waenommen haken.

Gs famen nämlich aufs Hundert der Bcvölkerung i. I 1895 3,74, i, J. 1899 3,72 und im Berichttjzhre 3,76 Ergänunagtsteuer- zensi'en. Ferner betrug das auf den Kopf der Becölkerung ent- fallende steuerbare Vermözen i. J. 1895 2072, i. I. 1899 2124

S

und i J. 1902 2190 A Die „veranlagie Bevölkerung“,

| d. h. die Zahl der Ecgänzwngsiteuerzensitzu mit Eias{bluß der

Haushaltungeangebörigen, ift überhaupt von 459125 i. I. 1899 auf 4772815 i. J. 1902, also um 395 v. H eitiegen, dagegen im Vecdhältnisse zur Gesamtbevölkerung weiter, nämlih von 13,92 aaf 13,81 v. H. dieser, zurückgegäangen. Leitere Abnahme erklärt sich dadur, daß cine immer größere Anzzbdl Haushaltungs- angebörigen ohne eigeaes sleaerbares Vermögen nah Erlangung eines der Verfügung des Haudshaltungs3ocstandes nibi unterliegenden Ein- kommens teaerlih aus der elterlichen 2c. Haushaltuag ausgeschieden ift Unterscheitet man auch*“zwishen Stadt und Land, \o findet mon Ecgänzunzésteuerpflichtige in den Städten E af v. H der Jahre uberhaupt Bevöikeruna r . 020 192 415 s eo o & SDOE 408 G B67 3.46 192 . ic 616 917 4.10 G40 564 349. Hiernah haben sih die städtishen Zeasitea 185—1902 um 18,59, 1899—1902 um 831 v. H., die länèlihen dagegen nur um 7,66 bezw. 345 v. H. vermehrt. JInfolgedessen ist der Antell an der | Gesamtzabl der im Staate zur Ergänzunas?cuer Veranlagten auf deim Lande von 9496 v. H. im Jahre 1895 auf 5246 v. H. im Berichléjahre gesunken bezw. in den Stärten von 45,14 auf 47,55 Huntderticile gestiegen. Während es übertanvt in den Landbezirken mehr Ergärzungtsteuerzensiten als im Stod*gebieie gibt, find fie in tiesem troy rücklläufiger Bewegung im Verhältnisse zur Bevölkerung

auf vem Lande Es v H. derx f % 14 d

ube: daurt Bevölkerung C32 140 3 44

ahlreicher als in jenen, machen aker gleihwohl mit ihren Haus- haltungéangehörigen zusammen. auf dem Lande einen größeren Bruchteil ter Gesamtbevölkerung (i. J. 1899 14,55, i. J. 1902 14,45 v. H.) als in den Städten (i. P 1899 13,08, i. J. 1902 12,98 v. H.) aus. Ferner betrug das steuerbare Vermögen

in den Städten auf dem Lande

überhaupt Auf den Kopf der | überhaupt Auf den Kopf der

im EN Depbl: |- Stier; Bevöl- Jahre Millionen Zensiten ferung | Millionen Zensiten kerung A M M M

3 Mh. 1895. 38280,91 73590 83075 | 25576,26 40460 1393 1899. 4336144 76127 83105 | 26680,76 40549 1403 1902. 47581,43 77128 83165 | 2807604 41254 1438.

Hier zeigt \sih ebenfalls eine auffällige Verschiedenheit zwischen Stadt und Land, fowohl was die Gesamtsumme des steuerbaren Ver- . môgens, wie dessen Durchshnittébetrag auf den Kopf der Zzensiten und der Bevölkerung sowie die Zunabme betrifft. Legtere ellt ih heim Vermögen überhaupt in den Städten 1895—1902 auf 24,30, 1899—1902 auf 9,73 v. H, in den Landgemeinden und Gutsbezirken dagezgen nur auf 9,77 bezw. 5,23 y. H. Der Umstand, daß das Durchschnittsvermögen der städtischen Zensiten über daéjenige der länd- lichen weit (im Berichtsjahre um 35 874 46) hinausgeßt, läßt darauf ließen, daß im Stadtgebiete die Ausammlung großer Bermögens- massen in einer Hand viel bäufiger als in den Landdezirken vorkommt.

Das vorstehend aufgeführte steuerpflitige Vermögen ftellt keinea- wegs den gesamten Besiß aller Privatpersonen in Preußen dar. Zu den „besißenten Klassen" gehören vielmehr au sehr zahlreiche Pers- sonen mit Vermögen bis Ju 6000 Æ, also von noh nicht \teuer- barer Höhe (i. J. 1992 überhaupt 2709435, in den Städten 1844 751, auf dem Lande 864684, i. J. 1899 2071 740 bezro. 1414157 und 657 583), sowie viele (i. J. 1902 überhaupt 297 388, in den Städten 71827, auf dem Lande 225 DOT E: 1899 282 649 bezw. 64 270 und 218 379) mit einem jenen Betrag übersteigenden Vermögen, die aber gleichwobl auf Grund der 88 17 bezw. 19 des Geseyes, weil sie kein steuerpfl:chtiges Einkommen baben oder aus besonderen per!önlihen Befreiungsaründen (Witwen, Maisen usw.) oder wegen beeinträchtigtcr Leistungsfähigkeit von der Ergänzungssteuer frei geblieben sind. Unzweifelhaft befindet sich in den Händen aller dieser Personen zusammen noch ein gleichfalls nah Milliarden zu bezifferndes Vermögen.

Unter Hinzurehnung jener ergänzungssteuerfreien Vermögen fowie der wegen unvollständiger P Oabang der Besteuerung entgebenden Vermögensbeträge gelangt eine fehr vorsihtige Schäßung in der „Zeitschrift des Königlich preußischen Statistishen Bureaus“ *) bereits für 1899 auf eine Eesamrziffer des preußischen Privatvermögens von etwa 90 Milliarden Mark oder etwas darüber, eine Schätzung, die das Statistishe Bureau nah seinen eigenen UntersuGungen als feineöwegs hoch ansehen zu fönnen glaubt. Es kat das gesamte Privatvermögen in Preußen vielmehr {on vor mehr als einem Jahr-

jehnte auf mindestens 100 Milliarden bemessen.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausftand der „Schneidergehilfen in Wien hat, wie V. T. B.* meldet, weiter um \ich gegriffen ; nunmehr haben 96 9% der Gehilfen die Arbeit niedergelegt. (Vgl. Nr. 18 d. Bl.)

Kunft und Wissenschaft.

A. F. „Studien über die Verkeörsentwickelung in den letten 100 Jahren und ihre Veranschaulihung durch Ifochronenkarten“ nannte fi das Thema, worüber Oberlehrer Dr. Schjerning in der leßten Sadsibung der Gesellshaft für Erdkunde unter Vorlage eines reichen artographishen und Tabelleumaterials sprad. Der dem Vortrag zu Grunde liegende Gedanke ist zuerst von Karl Ritter im Anfang des vorigen Jahrhunderts auéëgesprohen worden. Wenn, fo lautete der Gedanke in seiner ersten Fassuna, in einem gegebenen Augen- blick auf einer fkartographischen Darstellung der Erdoberfläche in Mercators Projektion durch verschiedene Farben marfkiert würde. in

weld)e Orte man von einem Verkehrsmittelpunkte, z. B. London aus, in einem Yage, in 2, 3, 5, 10, 15, 30 Tagen u. \. f gelangte, und wenn dann vach etra 10 Jahren unter Zugrundelegung der inzwischen verandertea bezw. verbesserten Verkehrsver!ältnisse eine ähnliche Karte ang:fertigt würde, so genügte {on em flüchtiger Vergleich beiter Karten, um eine Vorstellung von den inzwischen einge- lretenen Fortschritten zu erlangen Dieser MNitrerse Ge- danle ist spâter in London praktis auszeführt worden. Einige darauf bezügliche Blötcer fommen zur Vorlage. Der Vor- tragende glaubt, daß der Gedanfe scutbar ift uud sih in engerem reite Jowohl in dem vesprünglichen als im ecweiterten Sinne ver- wetten lasse. Er hat zur Veranscaulihung seiner Ideen 4 Karten der Provinz Brandeaburg hergestellt, die in der oben dargeleaten Art be ranshaul igen, an welhe Orte dec Provinz man E A ge- angie ia den Jahren 18319 (Zeit bös entwickelten Post- welens), 1851 (Kindheit der Eisenbazbnen ), 1875 (mitilere Entwickelung der Eise nbahnen) und 199 (gegenwärtige bobe Euatwickeluna der Tient «hnen); und in der Tat, diese Karten geben nicht bloß interc}sante, aquulihe Bilder der Verkehr entwicckelung, sondern gestziten au nanerlei faum vorb gesehene Schlüsse.

Zum Versländnis dei Verstelluag dieser Karten sei folgendes bemerlt Alis Mitielpunkt ist Berlin - Tönhofféplay angenommen m ter Neuzeit füc die Fahrt nah den betreffenden Bahnhöfen xe don Taxameterdröshlen dafür e:forderte Zeit in Anschlag gebracht

Cüenbatnfahrtdauer ist nach den s{nellsten Zügen bemessen, le Postfahit auf 74 km pro Stunde, die Fußñn mnderung

4 km pro Sluade geschäßt. Es ist ersichtlib, daß ¡æ Jloronen-Karte sich für einen Ort, der keine Posten und Etsen- dabaen besitzt, in fonzentrischen Kreisen darstellen muß, und daß sie dei Konkurrenz der Posten allein slernförmig. bei Konkurreaz der

enbahnen aber zu langea Strablen längs dec Schienenwocge

Uen wir « RKonscquenterweise werden um ide Poit- ® Clenbabastation sh die Jochronen ieder în nahezu a entrischen Kreisea legen Dieser theore*ch ih ergeb-rde E ref wird duch cie , borawähntlen 4 “Karten bestätigt, ari) mit der Maßgabe, dai die Zahl der Stunden- een, die überhaupt ina Beiracht kommen, von 1819 bis 1899 unaus- itel enommen bai , Während 1819 das von Beriin entfecnteîte

s Ter Neumark ersi in 33 Stunden erreiht wurde, war die

“anmalzeit 1851 auf 21, 1876 auf 15 1899 auf 10 Stunden berab-

pn Der Vertrageade hat zum Vergleich aucb den Negierungs- ul Aachen (Mittelgebirge) und das Verzogtum Salzburg (Hech- j, e) fur dic Jahre 1897 und 1899 iscchron kartoar Wwhiert, webei Muadliche Fußgängerlcistung auf 35 resp. 2 km herabgesetzt wurte. abei ermittelt, daß die gegenwärtige mittlere Reisege|hwindigkeit Stunde beträgt in der Mark 23,3 km, im Regi rungödezirf Aachen L im VDerzogium Salzburg §2 km. Die enlspcechente Zahl 439 in der Mark war 6,2 km. Metrkwürdigerweise stellt sich Rg a. heraus, daß Berlin mit Rôsicht auf seine großen, inneren ungen nicht zu den begünstiagtsten Getieten, betreffend Aus- a TEr g der Zeit zur Zurüdlcgung größter Eaifernur jen, gehört. meisten begücstigt find die cntferntesten Orte, sofern sie

Sednellzugverkehr der Eisenbahn tellhaben. Als Nebenfrücbte

ludien führte der Vortragente noch ciae Anzabl sich obne

e Mühe aus dea Karlen ergcbeuder Tabellea vor, deren reestanteste eine vergicichezde Zusammenflellung des Auwachsens des mner Verkehrs war und demnächit cine rmittelung, daß wir

t \Gnittlich zu unserea Eisenbahuteisen "/,4 der Zeit, wie zu den een Peofkicisen ttaodyxn, während die Kosten " ter früberen “n und sogar die erste Klasse der Eisenbahn nob billiger if

Postreisen im ersien Drittel des 19 Jahrhunderts. Die

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G a f f f : _- * 1 v, ) Jahrg. 1901, S. 229 f Sozial fatiftiihste Stre ifzúge durch die 7 In N

gettizlien der CErgänzungsficuertreranlaguag "nregietungêorat Evei t.

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praktise Verwertbarkeit - seiner Isogronen - Kar

Dr. Schjerning bei deren Charakter als Momentbild ns pl bodingtem, \{nellem Veralten niht sehr hoh; do glaubt er, daß sie bei \systematisher Wiederholung bon verkehrsgeshidtlidem Werte sein könnten. Jn der sih anschließenden Diskussion wurde diese Selbsteinshäßung für übermäßig bescheiden erflärt und der Gedanke als äußerst fruchtbar und zahlreicher Anwendungen fähig bezeihnet. Auf ähnliche Art könnten u. g. leiht ver- ständliche und sichere Einblikde in verschiedene Lebensverhält- nisse des Volkes getan werden. Es wäre sehr. wünschenswert das System einmal ausgedehnt zu sehen auf das große Deutsche Reich, auf die Verkehrsverhältnisse der andern deutschen Großstädte, auf die beiden östlichen, preußishen Provinzen 2c. Auch der Vorsitzende Geheimrat Professor Dr. Hellmann erklärte in einem Schlu wort die historishe Betrachtungsweise der Kulturentwickelung, die sih an Karten der bier gezeigten Art knüpfte, als von großer Bedeutung. Er halte das Problem der Vertiefung für ebenso fähig als würdig.

Am 26. Januar d. J. nah Schluß des Festaftes, um 7 Uhr Aben wird in der Aula der Tehnischen Hoch\hule die Eröffnung a Ansftellung von Arbeiten aus dem fünstlerishen Nachlasse des am 1. Januar 1992 verstorbenen Geheimen Regierungsrates, Professors E. Jacobsthal sowie von Arbeiten seiner Schüler stattfinden. Die Ausîtellung dauert bis zum 12. Februar eins{ließlih; sie wird an den Wochentagea von 10 bis 2 Uhr, an den Sonntagen von 10 bis 1 Vhr zur Besichtigung geöffnet sein.

Die Amelangsche Kunsthandlung, Charlottenbur Kant- siraße 164, eröffnet am 22. dieses Monats in ihrem Künstsaton dine „Jungbrunnen“- und „Teuerdank“" -Ausstell ung.

Land- und Forstwirtschaft.

Der Einfluß der Ernte des Jahres 1902 auf t Wohlstand der Bevölkerung Ruda 0

Das Jahr 1902 hat auf den Wohlstand der russishen Bevölke- rung einen bedeutend weniger günstigen Cinfluß gehabt, als man nach den Ernteergebnissen erwarten konnte. Im allgemeinen kann man dieses Jahr für das europäishe Nußland nur als ein mittleres be- zeichnen. Vor allem sei bemerkt, daß der Einfluß der Ernte 1902 auf die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung des Schwarzerdegebietes im allgemeinen ohne Zweifel günstiger sein wird, als für die bäuer- lichen Wirtschaften und Gutsbesißer der Gouvernements außerhalb des Gebietes der Schwarzen Erde.

Besonders günstig erwies sih das Jahr 1902 für die Bevölkerung der zentralen ackerbautreibenden, der südwestlichen und kleinrussischen Gouvernements, wo die Bauern ia den meisten Fällen nicht nur genügend mit Verpflegungsgetreide und Futtermitteln rersorgt waren, sondern fogar nit selten mehr oder weniger bedeutende Uebershüsse von Getreide zum Verkauf behielten. Zur Förderung der ma!eriellen Lage der bäuerlichen Bevölkerung dieses umfangreichen Gebietes hatte in bedeutendem Maße auch der sehr gute Vecdienst im Sommer bei- getragen, der durch die reihe Getreideernte und die Eile, mit der leßtere eingebraht werden mußte, bedingt wurde

Der günstige Einfluß der Ernte des vergangenen Jahres machte sih in der Mehrzahl der Gegenden der ¡entralen und südwestlichen Gebiete sowie der fkleinrussishen Gouvcrnements {hon im Herbst durch den pünktlicheren Eingang der Steuern und Steuerrückitände bemerkbar, dur Steigen der Arbeitslöhne, dur Bau neuer Gebäude, Aufbesserung alter Gebäude, Anschaffung von landwirtschaftlichen Geräten, Ergänzung des lebenden Inventars und dur das Bestreben, die in Pacht genommenen Ländereien zu vergrößern. Die Bauern enthielten ih des gewöhnlich im Herbst stattfindenden Verkaufs von Vieh, das überall im Preise feststand.

eniger günstig war das vergangene Jahr für viele neurussishe und an der mittleren Wolga geledéne Gouvernements, wenngleich auch dort der Einfluß der Ernte vollkommen befriedigend genannt werden fann, zumal der Mangel von mebr oder weniger bedeutenden Üebers{büssen für den Verkauf in vielen Fällen durch den schr guten Verdienst während des Sommers gcdeckt wurde. Autnahimen bilden _in diesem Rayon nur die Taurishe Halbinsel, die nördlichen vnd südlichen Kreise des Saratowshen Gouvernements sowie auch einzelne Gegenden des Gouvernements Ufa und Kasan, wo die Bevölkerung infolge der Mißernte in vielen Fällen nicht genügend mit Getreide und Viehfutter versorgt erscheint und daber gezwungen sein wird, die Regierung um Ueberiassung von Getreide zum Leben und zur Saat zu bitten und lebendes Vieh zu verkaufen. Zu den von der Mißernte betroffenen Gebieten müssen au die Gouvernements an der unteren Wolga (mit Ausnahme der südlichen Kreise des Gou- vernements Samara) gerechnet werden, in denen sich schon seit dem Herbst starker Mangel an Korn zu Brot und besonders an Futtermitteln bemerkbar machte, sodaß ein erheblicher Verkauf von Vieh stattfand.

Ungleich ungünstiger war die Loge der bäuerlichen Bevölkerung des Gebietes, das niht zum Bereich der Schwarzen Erde gehört. Besonders s{chwer war das verflossene Jahr für die bäuerlichen Wirt- schaften der nördlichen, der an den Seen gelegenen Go: vernements und der Ostseeprovinzen sowie der Gouvernements Twer und Jaroslaw und derjenigen Gegenden des industriellen Gebietes, deren Bevölkerung den größten Teil des Jahres von gekauftem Getreide lebt. Die scblechte Heuernte und der nibt binreicende Vorrat von Sommer- stroh zogen den Verkauf eines bedeutenden Teils von Vieh nach si, was wiederum die Entkräftang der Wirischaften unt Mangel an Düngemitteln im nächslen Jahre zur Folze bhabeu wird

Unbefriedigend wird das Zahr 1902 au für die Bevölkerung des Üralgouveruements, der weißru!siscen und lithauishen Gouvernements scin. Dort batten die bäuerlichen Wirischaften untec tem starfen Mangel an Futtermitteln für das Vieh zu leiten, was ein starkes Angebot von Vieh zum Verkauf troy niedriger Prcise veranlaßte. Vie Eraährung der Bevölkerung wird dort nob tedeutend dadur verihlimmert, daß cines der wichtigsten Nahrungtmittel der bäuer- lichen Bevölkerung der westlichen Gouvernements die Kartoffel schieht geraten oder auf dea Feldern verfault il; cbeaso verbált es fich mit Buchweizen, Erbsen und Geaus Aus dem'seiben Grunde wird das Jahr 1902 si{ aub lzum

4 ü befricdigend für die Lantbevölkerung der Weichselgouvernemeats ex weisen, die hauptsäGlih von Kartoffeln lebt Es wird daher dieses Jahr für einca großen Teil der bäucrlihen Bevölkerang der Gebiete außerhalb der Schwarzen Erde im aanica unbefriedizend feia ,_ Was die Wirtschaften der Gutsbesißer anbetr-fft, so ift au für fie die wirtshaftliche Wirkung des Jahres 1902 sebr verschieden gewesen. Die Landwirte eines großen Teils des Schwarict de- gebietes s{lossen günstig ab infolge ter guten Gelreideernte und der mehr oder weniger auéêreichenden Versorgung mit Futtermilteln Bedeutend weniger gut war die Lage der Güter des Gedietes auker- halb der Schwarzen Erde, wo man unter den un uünfligsten Verbält- nissen beim Einbringen der Erate sebr zu leizen batte Infolge des lange anhaltendea s{lckchten Wetters im Herbst kam das Eindbrinzen des Getreides, welches mit ungewöhnlicher Weshleunizung vorgenommen werden mußte, sehr teuer zu stehea. Endlich wird die s{chle{chte Ernte von Kartoffeln, cines Produkts, welches in deu Wirtschafien des w-:i- lichen Gebietes eine so wichtige Stelle einnimmt. sebr ette Folgen, besonders in den Gegenden des Gebietes außerbalb der Schwtrzen Erde baben, wo die Stärke» und Spiritusprotukticn die wichtiasten Einnahmequellen der Wirtschaften bilden. (Praw. Wiesin.)

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Ueber den Stand der Vieh zut und den Obst, und Holzes marlt witd der „Neuen Glarnetr Zeitung" untet dem 19. Januar gcichri: ben Die Viehmärkte werden, wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit nut s{rwach mit Vich befahren. Der Hantel in Nuhtieren ift dessen

zuht ist gegenwärtig etwas schwa, w ohl infolge der hoben Milprei Für s{öône abenkühe und Ninder der Braunviedrafse, Aanes zu mise. tieren geeignet sind, werden Preise von 709—800 Fr. gezahlt. Für Zuchistiere, die noch vor wenigen Jahren um 700—800 Fr. erhältlich gewesen wären, wurden im Vorwinter 1000—1200 Fr. gefordert. Dennoch lassen sich die Käufer, meist Abgeordnete von Viehzucht- genossenshaften, nicht einshüchtern, fie kümmern sich weniger um die hohen Preise als um die Qualität. Auf dem Milchproduktenmarkt / halten sich die Preise ständi, auf gleicher Höhe. Für Käse und Butter is übera gute Ytachfrage, und weil weder in Aus\hußkäse noch in Prima- ware nennens8werte Vorräte zu finden sind, werden die Preise nah Auss\age von Fachmännern eher steigen als zurückzehen. Dag Milch- quantum ift infolge der Preissteigerung und der Verfütterung von Kraftfuttermitteln in allen Sennereien mei gestiegen. Auch die- jenigen Landwirte, die sich mit der Külbermast befassen, finden diesen Winter ihre Rechnung, denn die fettcn Kälber sind zu gute: Preisen fortwährend begehrt. Seit Anfang dieses Monats herrscht im Futterhandel wieder etwas mehr Leben und auch in den bezüglichen Preisen ift eine fleine Steigerung bemerkbar. Es wird diese Steigerung au im Zusammen- hange stehen mit der Befürchtung, daß die s{neelose und allzu milde Winterwitterung auch dem Wiesenboden Nachteile bringt, sodaß dessen Ertrag darunter zu leiden baben wird. Nah Grünobst, sdónem Tafel- und Lagerobst macht sich fortwährend noch eine rege Nachfrage aeltend, und es werden manherorts zu hohen Preisen noch größere OQuautitäten zu kaufen gewünscht Die abgehaltenen Holzganten in Staats - und Gemeindewaldungen zeigten, nah einge- sgngenen Berichten zu N fast überall steigende Tendenz in den reisen. Von ten Holzprei en kann bemerkt werden, daß das Sâäg- und Bauholz diesen Winter im Preise etwas gestiegen ift. Dasfclbe kostet, jet im Walde geschlagen, je nah Länge und Qualität Per Kubikmet:r 18 bis 23 Fr. Die Brennholzpreise sind so ziemlih un- verändert geblieb n, Der Aufschlaa in Nutholz ist zum Teil den auf das nâhste Frühjahr projektierten Bauten zuzushreiben. Der Sturm-

wind vom legten Dezember hat vielero1ts bedeutenden Schaden an- gerichtet.

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

3. Februar, 3 Uhr. Ministerium für Ackerbau 2c. in Madrid: Lieferung von mindestens 20 000 Kisten Gasolin, cut lieb s 2 Blechbüchsen bon je 181. Höchster Preis 19,30 Peseten für die Kiste. Sicherheitsleistung 10 000 Peseten. Angebote auf spanishem

Stempelpapier von 1 Peseta. Näheres in spanischer Sprache beim „Neichsanzeiger“.

Verkehrsanstalten.

E deutshe Post- und Telegrapheneinrihtungen in den Kolonien und im Auslarde veröffentlicht im „Archi für Post und Telegraphie“ der Postinspektor H. Herzog in Berlin einen längeren Aufsaß, dem wir folgcndes entnehmen:

In den ersten Jahren der deutshen Reichspost bestand eine deutshe Postanstalt außerhalb der Grenzen Deutschlands ab- gesehen von einigen später aufgehobenen deutshen Bahbnhofspost- anstalten in nahe der Grenze gelegenen Orten, wie Bodenbach, Oldenzaal, Basel u. \. w. nur in der europäishen Türkei, und zwar in Konstaniinopel. Weitere deutsche Postanstalten wurden erst 1886 im Zufammenbange mit der Einführung der \ubventioniertcz Postdamyferlinien nah Östasien und Australien in China (Schanghai) jowie auf Samoa (Apia) eingerihtet. Von 1887 ab wurden sodaná in rasher Folge Postanstalten in den unter deutshen Schutz gestellten Gebieten Afrikas und der Südsee ins Lebe gerufen; 1898 traten die Posteinrihtungen in dem neu gewonnene Schußgebiet Kiautshou und 1900 solche auf den in deutschen Besitz» übergegangenen Karolinen, Marianen u nd Palau inseln hinzu; 1898 und 1900 wurden deutshe Postanstalten iu der asiatischen Türkei (Syrien und Kleinasien) errichtct und gegea Schluß des Jahres 1899 hat die Neichspost einen deutshen Postdienfl in Marokko geschaffen. Deutsche Telegraphen- und Fernsprech- einrihtungen sind nah. und nach in den afrikanishen Schu 3gebictez, in Kiautschou uad bei einigen deutschen Postanstalten in China dem Verkehr übergeben worden. Die Zahl der deutschen Poft anstalten in den Kolonien und in anderen Ländern bat sih in dem 10 jährigen Zeitraume von Anfang 1893 bis Ende 1902 von 21 (davon 17 in den Kolonien) auf 108 (davon 78 in den Kolonien) vermehrt ; dazu kommen jeßt 27 deutsche Telegraphbenanfstalten, die sih auf sechs Gebiete verteilen, während vor zehn Jahren nun Deutich-Ostafrika Telegrapheneinrichtungen batte.

_ Ueber die Einrichtung von Postanstalten in Deutsch-Ostafrika wird u. a. berihtet, daß die erste deutshe Postanstalt in Ostafrika am 23. November 1888 als Postagentur in Lamu (Wituland) er richtet wurde. Besondere Bedeutung hat diese nit erlangt und ging 1890 in englischen Besitz über; die 1890 in Sansibar eingerichtete deutshe Postagentur trat 1891 außec Wirksamkeit. Die ersten Poít anstalten des beutigen Deutsch-Ostafrika, nämlih die Posi ageuturen in Dar-es-Salüm und Bagamovo, begannen ibr Tätigkeit im Ofktoter 1890. Diz Postanstalt in Dar-es-Salim wurde im Januar 1891 Hauptpostanstalt des Schutzgebiets. Jm März 1892 echielt diese Postanstalt die Bezeichnung „Postamt“ und wurde dem Neichs-Postamt unmittelbar unterstellt Von 1891 ¿h wurde in -Deutsch-Dstafrika mit der Errichtung weiterer Posi austalten an der Küste vorgegangen Postagenturen traten ins Leben: im nördlichen Teile des Sch{ ilgebiets in Tanga, Saadani uud Pangani; im \üdlichen Teile des Schutgebiets Lindi, Kilwa, Mohorro und Mikindani Im Înnercn d Landes wurden Postageaturen mit beschränkteren Befugnissen auf einer großen Zahl von Militärstationen eingerichtet, sodzf Deutsch-Ostafrika neben dem Pecstamt in Dar-es-Saikm zur Zeit im ganzen 5 Kütiteapoftanflalten und 17 Postanstalten im Inneren besitzt Die Hazfen- und lars R E find in ten Häfen des Schutz gediets im allzemciaen günstig. Zur Postverbintung im Inner des Suygebiets steben die Küstenpostanstalten dur Fabrteu dec Gouvernementsdampfer sowie durch die Schiffe der Deutscen Oit- afrifaliaie in Verdinduna; auch werden Dhaus und Boote zur Pes beförderung tenupt. Weitere Verbindungen der Küstenvoltanftalten unter einander werden durch Botenposten hergestellt Die Vex mittelung des Pofiverkchrs ins Innere tes Landes besorgie b 1893 das Gouvernemeot teils dur besondere Boten (Askaris der Schußtruppe), teils mit Karawanen, Expeditionen durch die Bot der Missionen und durch andere Gelegenheitéboten. Eine vorüter gehente Beförderung durh cinen Privatunternebmer bewährte sich niht. Seit 1894 liegt dem Gouvernement nur noch tie Gestelluz4 der für die Beförderung nêtigen Boten ob, wogegen die Abfertig der Boten durch die Post erfolat. Die Boten befördern Biici sendungen und Zeitungen ohne Kosten für die Empfänger, Privat pâcktercien wetden den Boten nur gegen ablung der Beförderungs- foften mitgegeben, oder werden, was jeyt d Regel biltet, auf Kosten der Empfänger mittels der Lasicnkarawz2nen tcs Gouvernements te- fördert. Die Pottbeförderung geschi:ht von Dar-es-Salim und vou Tanga avs, sie beansprecht für die Strecke von Dar-es-Salim nah Wiethafen am Njassasee uad nah Langenburg 30 Tage und ven Dac

| gedicte sür Bahnen uatergeordnecter Beteut

ungeachtet ein lebhafter, und Milh- und Malivieb wird auch in den | Stâllen aufgesuht und sehr hohen Preisen angekauft. Die Vieb. |

-Salüm über Tabora nach dem Victoria Niansa 57, beuv. weitlih nach dem Tanganyiklasee 48 Tage. Für dea Norden Deutsch-Oftahifkas brachte der Bau der Usambarabahn eine Umgestaltung der Vei fehisveibältnisse hervor. Die Baba ift bis Kocogwe ferlig: cs ver- fechten auf ihr in jeder Woche bin und mräck : Jor, wel: dis ganze Strecke in 5 dis 6 Stunden zwrücklazen. te thaden- beförderung wird auf der Bahn nat Maßgabe dex im RKeicttêvefsk- besledeaden Be- stimmungen bewirkt, Die Postanstallea in Dar-es-Saläm und Bazamcyo gehören seit ihrer Eb richtung dem Wi lipoltverein äa Am Bricfpositienste nehmen alle Postanstalten des Schabgetiects teil Eine regelmäßige Bestellung von Briefsendungen findet bei feincr

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