1903 / 26 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Jan 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Sachsen bisher zugestanden haben, in feierlicher Weise für immer

verzichtet hat, so erteilen Wir hierzu Unsere Genehmigung und er- Elären demgemäß in Kraft der Uns nach § 4 Unseres Pargelefeo vom 30. Dezember 1837 zustehenden Hoheitsrehte, daß Hochdieselbe aus allen in der Zugehörigkeit zu Unserem Haufe begründeten ten, Titeln und Würden von jeßt an ausgeschieden ift.

Gegeben zu Dresden, den 14. Januar R

eorg. Georg von Meß\ch. Paul vonSeydewih. Dr. Wilhelm Rüger. Dr. Viktor Otto. Marx Freiherr von Hausen.

Elsaß-Lothringen.

Die 30. Tagung des Landesaus\chusses wurde gestern, wie „W. T. B.“ meldet, durch den Oran Statthalter Fürsten zu Hohenlohbe-Langenburg mit einer Ansprache eröffnet, in der es heißt, die Finanzlage des Landes leide noch unter den erhöhten Ansprüchen des Reiches an die Einzelstaaten und unter der Stockung der wirt\schaftlihen Verhältnisse, sodaß in dem Landeshaushalt tunlichste Einschränkung geboten sei. Dennoch hätten bei der foliden Grundlage des Finanzwesens die wirts{aftliden Unternehmungen entsprehenden Kredit erhalten. Im übrigen sei zu hoffen, daß eine befriedigende Regelung der finan- ziellen Beziehungen des Reiches zu den Einzelstaaten erfolgen und die dur die Zolltarifgesezgebung eingeleitete Wirtschaftspolitik die Wieder- genesung der wirtschaftlihen Verhältnisse fördern werde. Troß des regen Schiffahrtsverkehrs auf dem Oberrheine im abgelaufenen Jahre seien wider Erwarten und zum lebhaften Bedauern der Negie- rung wegen der Ausführung der Rheinregulierung von badischer Seite neue Schwierigkeiten entstanden. Der Ausbau eines den An- forderungen der Großschiffahrt genügenden Schiffahrtsweges bis Straßburg könne jedoch niht auf die Dauer hintangehalten werden. Die Ansprache kündigt dann noch eine Reihe neuer Vorlagen an. Zum Schluß brachte der Statthalter ein Hoh auf Seine Majestät den Kaiser aus. Nach der Vereidigung der neuen Mitglieder des Hauses konstituierte fich das Haus. Das bisherige Präsidium wurde wiedergewählt.

Oesterreich-Ungarn.

Seine Majestät der Kaiser Non Joseph besuchte heute früh um 71/7 Uhr, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß des Todestages des Kronprinzen Rudolf die Kapuzinergruft und verrichtete an den Särgen des Kronprinzen, der Kaiserin Elisabeth und seiner Eltern Gebete. Seine Mazestät der Kaiser Wilhelm ließ durch den deutschen Botschaftssekretär Grafen Brockdorff einen prachtvollen Kranz mit der Juschrift „Seinem teueren Freunde Kaiser Wilhelm 11.“ auf weißer Atlas\schleife am Sarge des Kronprinzen Rudolf niederlegen.

Das österreicchische

Abgeordnetenhaus begann und beendete gestern die

Generaldebatte über die Brüsseler uckerkonvention sowie die beiden Zuckersteuêrgesetze. tehrere Redner behaupteten, England habe den europäischen

Staaten die Konvention nur aufgedrungen, um während deren Dauer

die NRohbrzuckterproduktion konkurrenzfäbhig zu machen; sämtlihé Redner

spragen sh aber für den Beitritt Oesterreihs aus, das sonst der

Gefahr der Jfolierung ausgeseßt und auf dem Weltmarkt nicht

Tonkurrenzfäbßig sein würde. Der Finanzminister Böhm von

Bawerk betonte, während noch im Vorjahre die Meinungen über

den Vorteil oder Nachteil des Beitritts zur Zuckerkonvention geteilt

gewesen seien, sei es heute klar, daß Oefterreih angesihts des Bei- tritts aller übrigen Staaten den gesamten, in der Brüsseler

Konferenz vertretenen wirtshaftlihen Werten gegenüber eine

isolierte Stellung einnehmen würde, und nur weniz zablreihe Stimmen

würden zu dem Wagnis raten, gegen diese Staaten allein den Kampf aufzunehmen. Der Minister betonte, die Regierung betrachte es als ihre Pflicht, die Zuckerindustrie sowie die mit ibr engverbundene Landwirtschaft vor den Gefahren des rapiden, dur die

Konvention berbeigeführten Umshwungs zu sichern, und dem ent-

\sprehe das im Vorjahre einstimmig aufgestellte Verlangen na der

Kontingentierung durch die beiden Zuckersteuergeseze. Der Minister

trat nachdrüdcklich der Behauptung des Abg. Ellenbogen entgegen,

als ob diese Kontingentierung konventionêwitrig sei, und wies nach, daß sie weder dem Wortlaut, uo dem Geiste der

Konvention widerspree. Der Minister erklärte dann, daß auf dem

Gebiete des Transporltarifwesens manches für die Hebung der Land-

wirtschaft sowie der Zucklkerindustrie werde getan werden können, und daß

die Hebung des einheimischen Zucke:konsums einerseits dur die Förde- rung der zuckerverarbeitcnden Industrien andererseits durch Herab- seßung der Konsumsteuer berbeigeführt werden könne. Der Minister wiederholte die im Ausschuß abgegebene Erklärung, daß er nicht ein prinzipieller Gegner der Herabseßung der Zuckersteuer sci, daß bierfür der Zeitpunkt jedo so zu wäblen sei, daß man eine akute

WBedrängnis des Budgets vermeide. Dagegen {heine ibm der Baern-

reitbershe Plan zur Herabseyung der Zuckersteuer dur{führbar. Der

Finanzminiîter {loß mit der Bitte um Zustimmung zu den zur Be-

ratung ftebenden Gesetzen, damit die fatalen Folgen des nicht reht-

zeitigen Beitritts zur Konvention vermieden würden Wie die „Slavische Correspondenz* erfährt, teilte in der gestrigen

Sitzung des Tichechenklubs dessen Obmann Pacak mit, er habe dem

Exrekutwkomitee sein NReichstags- und Landtagêmandat und somit au

seine Stelle als Obmann zur Verfügung gestellt. Der Klub sprach acaîï sein vollstcs Vertrauen aus und ersuchte ibn, von seinem Ent-

chlusse abzustehen. Pacak behielt sih vor, scine Entscheidung in

einigen Tagen zu treffen

Frankreich.

2s gestern ausgegebene Gelbbuch über die macedonischen Angelegenbeiten umfaßt, nah einer Mitteilung der „W. T. B.*“, 52 Altenstückle vom 28. Februar 1902 bis zum 3. Januar 1993 Bereits zu Beginn tes Jahres 1902 meldeten die französichen Agenten auf der Balkanhbalbinsel, dak die

richten einen für das Frübjabr drobenden ernsier lauteten Die Komitees für den Aufstand die Organisation bereits beendet u baten. Aus St Wien kamen diesclben Meldungen. Frarkceih und Rußland kamen daber überein, ofia und Konstantinopel zur Vorsicht zu raten Die Kabinette befürchteten eine zu gewaltsame Unterdrückuna des Auf- landes durch die türkische Regieruna und wollten ung der im Jahre 15876 in Bulgarien verübten Grausamkeiten vermeiden. Der Minister Delcasss {log der russischen Negierunga vor, eneraishe Worstellungen bei der die Verwendung don batte, Regierung Akt, Die Pforte

Reformen

abrr ei

\{chicnen tc S

Ä t p die Wiederhol

Baschibozuks in Macedonien Einspruch erboben von den Versicherungen dah nur reguläre Truppen verwandt werden sollten ernannte ledigli einen Auss{heßh zur Einführung von Im Sommer 1902 dehnte sich der Aufstand weiter aus

per E nabm am 29. April

Im Verfolg tcitle bewFneter Banden nach Macedonien gemeldet ridilen wurden io beunrabigend, dak der tranzésishe Gesandte in Sofia {ried Nur der Winter trennt uns vielleicht eignissen, dle, wenn man ihnen nit entgegenwirfkt, um o erner die Srmpathien nicht nur der Bulgaren, scentern sie vorbereiten und ihre Bedeutung erhöhen retten dann am 14. Oftober

sein können, als ¿ller Slaten Delcasséó wiederholte dem Sultan gegenüber und machte uater tem 20. Oktober den tüur- fildea Bolschafter darauf aufmerkiam, dal es dringend notwenti sei, endlih die Reformen in Mocedenien zu verwirllichen. Es ift dies der Eecsichispualt, von dem Delcassé bei

Nah- Ï Aufstand |

Petersburg und | | Tangen werde pflege | bei Vertragbverhandlungen zu

| Finanzminister ih forte zu machen. Constans, der bereits gegen

der türfiihen |

Der macetonishe Kongreß trat im Augost und September zusammen. | der Sédiplzseciecr wurde cin weiteres Zunehmen der ÜUeber- | Die Nach- |

dén Er- |!

seine Ansicht | | über sein Jakrafticeten enthalte

seinen Unler- j

F m

redungen mit den anderen Bo

und insbesondere mit dem ussishen Botschafter Fürsten

r ow ausging. Frankrei tat bei Rußland Schritte in dem ne, daß alle guten Ratschläge sich darauf vereinigen möchten, daß die Pforte sofort einige praktische Reformen, insbesondere die Reform der Gendarmerie und eine Neform der Zehntenerhebung einführen solle. Uebrigens ergriff der Sultan an- gesihts der Haltung der Mächte die Jnitiative zu n Maßregeln, um die Lage in Macedonien zu verbessern. Eine Darlegung der An- sichten Delcassés wurde dem Kaiser von Rußland übermittelt. Am 11. Dezember bestätigte der Fürst Urussow dem Minister die voll- kommene Uebereinstimmung der Ansichten der beiden Kabinette. Graf Lamödorff begab sich nach Wien, um mit Oesterreih-Ungarn einen gemeinsamen Plan aufzustellen, der von den anderen Mächten unter- \tüßt werden ollte. Die Grundlagen dieses Programms entsprechen den wieterholt von den französischen Agenten dargelegten Ansichten. Die Deputiertenkammer Pegann gestern die Beratung des Budgets des Aeußern. Auf das Ersuchen der betreffenden Kom- mission und der Regierung wurde die Beratung aller auf die aus- wärtige Politik bezüglihen Interpellationen auf den 16. Februar ver- tagt. Der Deputierte d’Estournelles verlangte, daß in das Budget ein Posten äls Beitrag Frankreißs zur Unter- haltung des Haager Schiedsgerihts8gehofes eingestellt werde, und forderte den Minister auf, zu erklären, daß er das Nötige thun werde, um den Bestand ‘dieses Gerichtshofes zu festigen. Der Minister des Aeußern Delcasss erklärte, die französishe Regierung sei ebensosehr wie sonst von dem Wunsche bescelt, ihre im Haag über- nommenen Verpflichtungen zu halten. Ganz kürzlih habe sie dem E Schied8gericht einen Streitfall mit Guatemala unterbreitet. Wenn sie keinen besonderen Posten für diesen internationalen Gerichts- hof in das Budget eingestellt habe, so sei dies deswegen der Fall, weil sie erft nah der Feststellung des Budgets von dem auf Frank- reich entfallenden Teil der Kosten* für die Unterhaltung des Gerichtshofs im Jahre 1903 benachrichtigt worden sei. Die Höhe des Betrags für 1902 sei der Regierung überhaupt noch nit bekannt- (n, Sie habe übrigens beschlossen, künftighin ein neues Kapitel, etreffend den Schied8gerichtshof, im Budget aufzunehmen. Auf An- trag d’Estournelles wurde hierauf mit Zustimmung des Ministers und der Kommission s{chon in das jeßige Budget ein solhes Kapitel eingestellt. Sembat (Soz.) forderte die Aufhebung der fran- zöfishen Botschaft beim Vatikan. Der Minister des M Delcasss erklärte s\{ch nicht allein gegen die uf- hebung dieser Botschaft, sondern auch gegen deren Um- wandlung in eine Gesandtschaft. Eine derartige Maßnahme würde den Vatikan nicht geringer und Frankreih nicht größer machen, und die Pflicht der Regierung sei, in allem die Größe Frankreihs anzu- streben. Hierauf wurde der Antrag Sembat mit 325 gegen 215 Stimmen abgelehnt. Trouin torberte die Veröffentlichung eines Gelbbuhes über die Beziehungen Frankreihs zum Vatikan und die Unterhandlungen bezügliß der Kongrega- tionen. Der Minister des Auswärtigen Delcasss erwiderte, er sehe keine Schwierigkeit, die der Veröffentlihung der vom Ministerium des Aeußern ausgegangenen Schriftstücke entgeg?nstehe. Aber dem diplomatischen Brauch gemäß werde er die Antworten des Vatikans nur mit Zustimmung des heiligen Stuhls veröffentlihen. Hierauf wurde der Antrag Trouin mit 331 gegen 6 Stimmen angenommen. Dejeante beantragte die Streihung der Zuschüsse für die Kongre- gationen im Orient und im äußersten Osten. Der Minister des Aeußern Delcasss bekämpfte den Antrag; er erklärte das a Frankreichs über die Christen im Orient stehe an einem endepunkte, es neige jedoch unter Wahrung seines universalen Charakters dahin, nur auf Franzosen Anwendung zu finden. Das Protektorat erstrecke \sich auf die Schulen und Hospitäler, in denen mehr und mehr Franzosen tätig seien und wo die Eingeborenen lernten, Frankreih zu lieben und zu achten. Franfkreihs Handel ge- winne dabei und sein Einfluß ziehe Nuyen daraus. Frankreih habe in jenen Ländern eine Stellung, die von anderen erreiht, aber nicht überholt werden könne. Sembat beantragte, die den Missionaren bewilligten Subventionen für die Gründung von Laienanstalten im Orient zu verwenden, und wandte \sich gegen die Missionare, be- sonders diejenigen in China, die“ er Agenten für den Krieg nannte. Denys Cochin verteidigte die Missionare und \prach \ich an- erkfennend über das von den Missionaren in China Geleistete aus. Der Berichterstatter Du bief wünschte, daß alle französishen An- stalten im Orient verweltlißt würden. Er meinte, Frankreich solle auf ein Protektorat verzihten, das ihm nur Lasten auf- erlege. Thivrier brachte einen Antrag ein, nach dem alle Kongre- gationen bewilligten Subventionen für weltlihe Anstalten verwandt werden follten. Auf eine Behauptung Denys Cochins, Frankreichs Protektorat werde von russishem Einfluß bekämpft, erklärt der Minister des Aeußeren Delcassá, Rußlands Haltung sei aufrichtig und loyal; Rußland suche in keiner Weise seine Interessen denen Frankreichs, seines Verbündeten, voranzustellen. Der Minister bekämpfte dann ten Antrag Tbivrier; um überall im Orient Schulen und Hospitäler zu schaffen, seien 17 Millionen und viel Zeit nötig; inwishen würden aber andere Frankreihs Plat einnehmen. Der Antrag Thivrier wurde darauf mit 304 gegen 224 Stimmen abgelehnt. Das Haus nahm dann, nachdem der Minister des Aeußern Delcassée sich einverstanden erklärt hatte, mit 340 gegen 88 Stimmen cinen Antrag Michel an, in dem die Regierung ersuht wird, von den den Anstalien im Orient bewilligten Zuschüssen einen von Jahr zu Jahr steigenden Betrag den Laienshulen zuzuwenden und Laienlehrern die aleicbe Be- bandlung wie Kongregationiften zu teil werden zu lassen. Schließlich wurden alle Kapitel des Budgets des Aeußern angenommen

Rußland. veröffentliht, wie „W. T. B“ neuen Zolltarif für die europäischen

Die Geschsammlung meldet, einen Grenzen.

Als Hauptgrund der Ausarbeitung des Tarifs wird in dem bei- gefügten Communiqué das Herannahen des Zeitpunkts bezeichnet, in dem die derzeit gültigen Handelsverträge aufgehoben werden können. Der gegenwärtig gültige Generaltarif sei 11 Jahre alt und stimme mit den augentlicklihen Bedürfnissen der russs{hen Industrie nicht mehr überein. Wenn der Finanzminister die Zolltarifs mit der Epoche der Revision der zufsammenfallen lasse, so folge er darin Staaten, die gerade diese Gelegenheit für angemessen erachtet hätten, ihre Generaltarife umzuarbeiten und bedeutenden Abänderungen zu unterziehen, um der nationalen Arbeit erhöhten Shuy zukommen zu lassen. Wenn die Staaten, mit denen Rußland Vertragtverband- 1 müssen, entschlossen seien, neue, den jeyigen Be- Industrie angepaßte Tarife ihren Zugeständnissen Grunde legen, müsse auch Rus stellen. Uebrigens habe der

Umarbeitung des DandelEverträge

dem Beispiele der fremden

ibrer

türfnissen land sich auf denselben Standpunkt nicht von um jeden Preis leiten lassen, um sih ein Mittel Länder, mit denen Rußilaad i werde, zu Konzesfionen zu sebr wohl gewußt, daß

zu \{hafffen, Vertragsverbandlungen zu pflegen zwingen. Die Finanzverwaltung durch cine künfilide Erhöhun Zölle ih niemand icre führen lassen werde, da solder Schritt vielmehe dem Lande selbst {haden könne man nicht zum Abschluß neuer Verträge gelangen

würde man gezwungen sein, die höhsiea Zollsäye anzu- wenden, worunter das Land selbsi am meisten leiden würde ie Umarbeiturg des russlchen Zolltarifs sei mit größter Sorgfalt ge- shedea. Die Zollerböhangen erstreckten sich durhaus nicht auf den ganzen Tarif, man habe vielmehr erfannut, daß für cine ganze Anzahl von Artikeln die gegenwärtigen Säye die heimische Industrie hin- teichent \hüytea. Andere Abänderungen des Tarits beftänden in anderer Klassifilation und in größerer Spezialisierung der Waren. Cine Besonterbeit des neuen Geseyes bestehe darin, daß cs feine Bestimmung

_Mit Rü&Esicht auf die Lage, in der sich Rußland dur die beslehendea Handelsverträge befinde, werde der Finanzminister wegen

—._ renn

dem Gedanken einer Erböbuna der |

des Datums dés Inkrafttretens und wegen der Modalitäten für die Anwendung des neuen Tarifs erst die Entscheidung des Kaisers ein, holen. Es beständen in Rußland zwei Tarife: der General- und der Konventionaltarif. Der Konventionaltarif enthalte die Artike] des Generaltarifs, für die die Zollsäße festgelegt seien, sei es, daß sie eine Reduktion erführen, sei es, daß fle keinerlei Abände, rung erfahren hätten. Der Konventionaltarif könne erst mit Ab, lauf der. jeßt bestehenden De zur Anwendung gelangen. Da kein Land, mit alleiniger Ausnahme Bulgariens, von dem Re te, die Verträge am 31. Dezember vorigen Jahres zu kündigen, Gebrau gemacht habe, könne der neue Zolltarif in denjenigen Teilen, die den jeßt gültigen An Sar erseßen sollten, unter keinen Um- ständen vor Ablauf eines vollen Jahres von jeßt ab in Kraft treten. Dasselbe gelte für diejenigen Artikel des Tarifs, für die die Zoll, säße zwar nicht festgelegt seien, die aber mit anderen Artikeln in Verbindung ständen, für die das der Fall sei." So könnten z. B, die Zollsäße für Kupfer, obgleih dieselben keinerlei Vertrags, bestimmungen unterlägen, niht erhöht werden, solange nicht die Zoll« sätze für die verschiedenen Waren au? Kupfer festgelegt seien. In allen seinen anderen Teilen könne der neue Tarif vor dem oben als frühesten genannten Zeitpunkte eingeführt werden. Im normalen Verlauf der Dinge würde es unzweifelhaft am besten sein, das Inkrafttreten dez neuen Tarifs mit dem Ablauf der bestehenden Handelsverträge oder mit dem Abschlusse neuer Verträge zusammenfallen zu lassen. Im ersten Falle würde der Tarif so, wie er ist, zur Anwendung gelangen können; im zweiten Falle würde er unter all den Vorbehalten in Kraft treten, welhe in den neuen Tarifen festgelegt seien. Es gehöre aber nicht zu den Unmöglichkeiten, daß Uniländ einträten, dur die der Finanzminister sih gezwungen sehen könne, {hon vor Ablauf der alten Verträge von dem ihm zugebilligten Rechte, den Kaiser um Genehmigung zur Ana des neuen Tarifs zu bitten, Gebrauh zu machen. Der Finanzminister könne zu diesem Schritt bewogen werden, sei es aus rein fiskalishen Er- En sei es dur die Notwendigkeit, diesem oder jenem Jn- dustriezweige einen wirksamen Schuy angedeihen zu lassen, \ei es \{ließlich durch Maßnahmen, die vom Auslande bezüglich der russischen Einfuhr ergriffen würden.

Jtalien.

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Prinetti wurde gestern, wie „W. T. B.“ meldet, während er dem König bei einer Audienz Aktenstücke zur Unterzeichnung unterbreitete, von einem Unwohlsein betroffen und mußte in seine Wohnung gebracht werden. Nach Ansicht der Aerzte ist die Erkrankung nicht bedrohlih. Der Minister hat keinerlei Trübung der geistigen Kräfte erlitten; auch ist in seinem Befinden bereits eine Besserung eingetreten.

In der Deputiertenk ammer sprach der Präsident auf die Mitteilung von dem Unwohlsein des Ministers sein Bedauern, zuglei aber seine Freude darüber aus, daß die Nachrichten, die er auf seine Erkundigungen erhalten habe, beruhigend lauteten. Er wünsche dem Minister baldige Genesung.

Aus Anlaß des Geburtstages des Herzogs der Abruzzen überreichte gestern in La Spezia der Admiral Frigerio, begleitet von zahlreihen Offizieren der ver- chiedenen Marineabteilungen, Höchstdemselben an Bord der „Liguria“ einen von der Marine zur Erinnerung an die Polarexpedition gewidmeten silbernen Schild, - den der Herzog mit herzlihen Dankesworten entgegennahm.

Niederlande.

In der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer wurde, wie „W. T. B.* berichtet, der Minister des Auswärtigen von Lynden über die Gerüchte interpelliert, denen zufolge die Regierung die Annahme des von dem amerikanischen Millionär Carnegie angebotenen Geschenkes einer Bibliothek für den Haager Schied8gerichtshof abgelehnt haben solle. Der Minister entgegnete, weder die niederländishe Regierung noch der Verwaltungsrat des Schiedsgerichtshofes, noch die Signatarmächte der Friedenskonvention bätten ein derartiges Geschenk abgelehnt. Es jei fein Angebot in einer derartigen Form ‘gemacht worden, daß es mit Nücksicht auf den besonderen Charakter des Haager Schieds- zeriht8hofes hätte angenommen oder abgelehnt werden können. Die beste Form des Geschenkes würde sein, es zu einer besonderen Stiftung zu machen. Inzwischen würde die Regierung das Geschenk, falls es angeboten würde, gern verwalten. Im weiteren Verlaufe der Unn erklärte der Minister in Beantwortung einer Inter- pellation über die venezolanishe Frage, auch die Niederlande hätten Ansprüche an Venezuela, über die bereits seit langem ver- handelt werde. Er hoffe, daß bei der Regelung der venezolanischen Verhältnisse auch die Niederlande den ihnen rechtmäßig zustehenden Anteil erhalten würden.

Belgien. Gestern ist, wie „W. T. B.“ berichtet, im Ministerium des Aeußern in Brüssel die französische Natifikations- urkunde zur Zuckerkonvention niedergelegt worden.

Schweden und Norwegen.

Wie das „Svenska Telegrambyran“ meldet, ift das Be- finden des Königs in keiner Weise beunruhigend. Das Befinden des Prinzen Eugen ist sehr zufriedenitellend.

Der \chwedische Reichstag hat gestern die Erhöhung der Branntweinsteuer und die Erhöhung der Zölle auf Wein und Spirituosen angenommen. Die neuen Zollsähße treten heute in Kraft.

Das „Norsk Telegram-Bureau“ meldet aus Christiania, es sei beschlossen worden, die s{chwedisch-norwegischen Konsulatsverhandlungen bis zur zweiten Woche des Februar auszusezen, namentlich nahdem von shwedischer Seite der Wunsh ausgesprohen worden sei, erst die offiziellen Berichte über die Storthingsißzung vom 26, Januar ceinzuschen.

Amerika.

Wie das „RNeutershe Bureau“ erfährt, sandten vorgestern die Negierungen von England, Deutschland und Jtalien eine gemeinsame Antwort an den Gesandten Bowen bezüglich seines Vorschlages, daß alle Länder, die Forderungen an Venezuela hätten, auf gleihen Fuß mit den drei verbündeten Mächten gestellt werden sollien. Die Antwort sagt, daß dieser Vorschlag Venezuelas niht angenommen werden könne.

Asien.

Die fremden Gesandten in Peking haben, dem „Reuter schen Bureau“ zufolge, in einer gemeinsamen Beratung eint Note aufgesehßt, in der sie ihrer Befriedigung darüber Auts- druck verleihen, daß China zugebe, daß die Entschädigung summe in Gold zu zahlen sei. Die Note lenkt die Ausmerksamkeit auf die Notwendigkeit, daß die interessierten Mächte binnen kurzem, entsprehend den auf sie entfallenden Anteilen an der Kriegsentschädi gung, Obligationen ausgäben an Stelle der einen Obli gation, die nach der Unterzeichnung des Friedensäprotokolles ausgegeben worden sei. Die Note bemerkt, dah die Gesandten über die in der chinesishen Note aufgeworfenen Fragen nicht verhandeln könnten, ehe niht die Obligationen ausgegeben seien. Alle Gesandien mit Ausnahme Congers haben die Note unterzeichnet.

Afrika.

Dem Madrider Journal „Jmparcial“ wird aus Tanger telegraphiert: Der Prätendent habe seine Streitkräfte eilig nah unbekannter Richtung zurückgezogen. Der Kaid Omar errihte an strategishen Punften bei Melilla Be- estigungen. Von Oran seien vier französische Torpedoboote in Tanger eingetroffen; zwei derselben seien alsbald wieder abgefahren.

a

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gelrigen Sißzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden h in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (247.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Jnnern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegsminister, General der Jnfanterie yon Goßler und der Staatssekretär des RNeichspostamts hraetfe beiwohnten, kam zunächst die nachstehende Jnter- pellation der Abgg. Dr. von Dziembowski -Pomian (Pole) und Wenosson zur Verlesung:

„Die ungleihmäßige ies der volnischen Bevölkerung innerhalb des Deutschen Reiches, welche im Widerspruch steht mit der staatsrechtliZen Gleichheit vor dem Geseg, die sih unter anderem insbesondere in einem Boykott polnisher Gewerbe- treibender und Kaufleute seitens der Militärbehörden kund- ibt, in der Entziehung der Berechtigung zum einjährig- freiwilligen Dienst wegen geringfügiger Vergehen, in der Hand- habung der Personenstandsgeseße fowte in der Behandlung politischer Tagesschrift teller als gemeine Verbrecher,

veranlaßt die Unterzeichneten zu der Anfrage an den Herrn

Reichskanzler, was derselbe zu tun gedenkt, um diesen Zuständen

ein Ende zu machen.“

Zur Begründung erhält das Wort der

Abg. Dr. von Dziembowski-Pomian: Bei einer früheren

| Gelegenheit hatte der Reichskanzler die Beantwortung der Inter-

pellation abgelehnt, wetl sie niht zur Zuständigkeit des Reichstages ehôre. Schon bei der Wreschener Interpellation hatte er einen ähn- siben Standpunkt eingenommen, obwohl er auf die Materie einging und sie auch sachlich besprach. Jch habe mir daher ein minder anfecht- bare Basis für meine Interpellation suhen müssen. Die Reichs- verfassung kann nicht so eng interpretiert wecden, wie es der Kanzler tat, fie hat doch auch den Schuy des Rechtes um Zwele. Ih kann eine Verleßung des Rechtes also auh hier zur Sprache bringen unter der Voraussetzung, d es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Ist “dies festgestellt, so kann ich auch Mißstände in den Einzelstaaten zur Sprahe bringen. Aber außer dieser formellen Zuständigkeit gibt es auch eine materielle. Bei dieser Auffassung haben wir den Staatsrehtlehrer Zachariaee auf unserer Seite. Der Reichskanzler wird nicht in Abrede stellen, daß der preußische Ministerpräfident im vorigen Jahre erklärt hat, er sche in der polnishen Frage eine Gefahr, eine große Gefahr; und der preußishe Minister Freiherr von Hammerstein s\prach im preußischen Abgeordnetenhause von der slavishen Gefahr. Was soll das bedeuten? Will man damit nur Stimmung machen? Veberall hôren wir: Es besteht eine große polnishe Gefahr für Preußen und für das Deutshe Reich, darüber is Freund und Feind einig; Herr Noeren hat es in einer Broshüre ausführlich darzulegen versucht. Wir wollen lediglich unser Reht und Nechts- gleihheit; wir appellieren hier im Reichstage an die weitere Veffentlichkeit. Das Recht ist ein idealer Gedanke, niht nur eine Phrase. Die polnishe Bevölkerung bat auch verfassungsmäßige Nechte und niht nur die allgemeinen Menschenrehte. Die preußischen Könige baben uns polnishe Sprache in Amt und Schule und freie teligionsübung garantiert. Als 1867 die polnischen Provinzen dem nord- eutschen Bunde und nachher dem Deutschen Reiche einverleibt wurden, t amtlih ausdrücklih erflärt worden, daß dadurch weder die Mutter- prahe noch die Religion eine Einbuße erleiden sollten. Was heute ge- iebt, steht mit diesen Allerböchsten Kundgebungen Kaiser Wilhelms 1. n Viderspruh. Die polnische Bevölkerung ist auf diese Weise in den tiligsten Gefühlen gefränkt worden; die Unzufriedenheit findet atürlih ihren Ausdruck in der Ferne und im Parlamente, und e it berechtigt. Die polnishe Bevölkerung hat aber bei ler ihrer Ünzufriedenheit nicht den Rechtsboden verlassen. Vie ganze Gefeßzeshandbabung in Preußen is heute der- ig, daß man von einer Rechtsgleihheit niht mehr sprechen kann. P verweise zunächst auf den typishen Fall Löhning; die Heirats- tihihte lafse ih dabei ganz unerörtert. (Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort.)

In der heutigen (10.) Sißung des Hauses der Ab eordneten, welher der Minister für Landwirtschaft 2c. on Podbielski beiwohnte, wurde die zweite Beratung des laatshaushaltsetats für 1903 bei den Ausgaben des tats der landwirtschaftlihen Verwaltung fortgeseht.

Vie Kapitel „Ministerium“ und „Oberlandeskulturgericht“ urden ohne Erörterung bewilligt. :

Bei dem Kapitel „Generalkommissionen“ fragte , Abg. Dr. Lotichius (nl.), wie cs mit dem in Aussicht gestellten Veyentwurkf, betreffend die Neuorganisation der Generalkommi!sionen,

e. Im Westen hätten \sih s{hwere Mißstände ergeben. „Ein Regierungskommissar erwiderte: Ein Gesetzentwurf für sau sei in scinen Grundzügen fertig gestellt, er werde aber nicht n Provinziallandtage in Nassau, sondern dem Kommunallandtage gelegt werden.

Abg. Daub (nl) äußerte Wünsche bezügli tes Zusammen- angwerfahrens, blieb aber auf der Tribüne unverständlich.

Das Kapitel wurde bewilligt.

Es folgte die Beratung des Kapitels „Landwirtschaftliche Ranstalten und sonstige wissenschaftlihe und Lehrwee“. „Kg. Dr. Lotichius (nl.): Zur Förderung der Obstkultur halte die Veranstaltung von Obsiausstellungen für wünschenswert; Frank- 9 j. B. legt hierauf großen Wert. ie Eisenbahnverwaltung muß m Vbsihandel ihre Unterstützung leiben. Abg Metger (nl.) besprah die Verhältnisse an den landwirt-

lichen Mittelschulen.

Iba. von Negelein (kons.) wünschte eine gesetzliche Regelung ländlichen Fortbildungsschulwesens.

dg. Dr. Glattfelter (Zentr.) sprach die Erwartung aus, daß

Ln den kommenden Jahren ein stetig steigender Staatozuschuß für |

andlichen Mittelschulen gewährt werde. Diese Schulen müßten Lm Muster der gewerblichen Fortbildungtschulen ausgebaut

18 * #4 Abg, von Arnim (kons.) berichtete über den Titel „Disposilions-

Uung des Kapitels ærinärwesen“ über. bg. von Arnim (kons.) berichtete

„Tierärztlihe Hochschulen

über den Titel „Be-

gen“.

e von Neumann (kons.) dankte der Regierung für ihre Für- T ur das Veterinärwesen und erbat die Unterstüyung des Finanz- | lets für das ländliche Tierärztewesen.

inter für Landwirtschaft 2. von Podbielski: Die land- Uiche Verwaltung wird durchaus den berechtigten Wünschen amten nahfommen. In ihrer Ausbildung ift ein wesent- Fortschritt erfolgt, der von allen Beteiligten freudig auf-

genommen wird. Auch glaube ich, daß ‘es mögli sein wird, im nächsten Jahre im Etat eine Aufbesserung der Gehälter der Kreistierärzte eintreten zu lassen. Die Pensionsberehtigung und der Pensionsbezug können nur auf dem Wege eines Gesetzes ge- regelt werden. Der Weg - einer Verordnung ist hier nit gangbar. Jch kann nur bestätigen, daß seitens des Finanzministers das größte Entgegenkommen gezeigt worden ist. Zur Zeit is eine Abnahme der Anwärter nicht festzustellen. :

Dr. Müller (fr. Volksp.): Ih freue mi über die Erklärungen des Ministers, daß die Tierärzte besser gestellt werden sollen. Es ift durchaus erforderlich, daß die Kreistierärzte wirtshaftlih selbständig ge- macht werden und nit auf Privatpraxis angewiesen sind. Ich glaube, daß der Minister von der Finanzverwaltung nicht in die Lage gebracht worden ist, {on in diesen Etat hôbere Gehälter einzustellen. Wenn aber auch in dieser Beziehurg angesihts der Finanzlage Schwierig- keiten gemaht worden sind, fo wäre es doch wohl in Bezug auf die Anforverungen, die für die Kreistierärzte maßgebend sind, wünschens- wert, ein weiteres Entgegenkommen zu zeigen. Wünschenswert wäre es au, wenn die preußishen Hochshulen die Tierärzte zu doctores med. vet. promovierten. /

__ Abg. Winkler (kons.): Jch freue mich, daß der Abg. Dr. Müller einen fo ruhigen Ton angeschlagen hat, er wird dadurch den Inter- essen der Tierärzte viel mehr dienen, als es im Reichstage geschehen ift.

Abg. Dr. Müller (fr. Volksp.) : Der Vorredner verkennt mein Temperament. Meine Ausführungen im Reich*tage \tüßten \ich auf eine in der Fachpresse veröffentlihte Enquete. Mir ift es gar nicht eingefallen, ein Urteil abzugeben, sondern ih wollte nur auf die Ergebnisse dieser Enquete die Aufmerksamkeit lenken. Außerdem habe ich mich auf Zuschriften ge- stüßt, die mir von Tierärzten zugegangen sind. Es ist unsere Auf- gabe, auf Mißstände hinzuweifen.

Abg. W inckler (kons.): Die Enquete ist eine Privatarbeit, keine amtliche Untersuchung.

._ Abg. von Savigny (Zentr.): Die Aufgaben, die der Tierarzt für die Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, zu erfüllen hat, er- fordern einen wirtschaftlich selbständigen Mann. Die Kreis- viebversicherung konnte nur unter der sachkundigen Mitwirkung der Kreistierärzte ins Leben gerufen werden. Ich möchte dringend bitten, die Lage der Kreistierärzte durch eine allgemeine Regelung ihrer Gehaltsverbältnisse zu verbessern.

Abg. Dr. Müller (fr. Volksp.): Es kommt gar nit darauf an, ob der Bericht ein amtlicher oder ein privater is. Wenn der Abg. Winckler glaubt, ein Tierarzt könne so etwas nicht schreiben, dann untershäßt er den Manneêsmut dieser Beamten.

Abg. Win ckler (kons.): Dem Mannesmut steht die Disziplin gegenüber. |

_… Abg. von Arnim (kons.) berichtete über den Titel „zur wissenschaftlihen Erforschung von Tierkrankheiten und für Versuche zu deren Bekämpfung (80 000 M)“.

___ Abg. Freiherr von Wangenhenheim (kons\.): Es muß ein sicheres Mittel gegen die NRotlaufseuhe gefunden werden, das aud) den kleinen Landwirten zugänglich gemacht werden kann. Denn es besteht die Gefabr, daß dur die Einfuhr vom Auslande Viehseuchen zu uns hereinges{leppt werden. Ih hoffe, daß die Regierung die Grenzen nah Möglichkeit {ließen wird.

Hierauf nahm der Minister für Landwirtschaft 2c. von Podbielski das Wort.

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Betriebsergebnisse der vereinigten preußischen und hessishenStaatseisenbahnen imRechnungsjahre 1901/02. _ Nach dem beiden Häusern des Landtags zugegangenen Bericht des Ministers der öffentlichen Arkteiten betrug die Bahnlänge der vereinigtea preußischen und hessisden vollspurigen, dem öffent- lihen Verkehre dienenden Staatseisenbahnen am 31. März 1902 31 276,18 km (gegen 30 653,13 km am 31. März 1901). Der preußische Staatseisenbahnkesit batte ohne die oberslesishen und die tbüringishen Sc{hmalspurbahnen für öffentliken Verkebr (183,84 km) und die voll- und s{malspurigen Anshlußbabhnen, welche nicht für den öffentlichen Verkehr bestimmt sind (370,56 km), ferner ohne die preußische, aber von der Großherzoglichen Eisenbabndirektion in Oldenburg verwaltete Wilhelmshaven - Oldenburger Eisenbahn (52,38 km) und den preußischen Anteil an der Main-Neckareisenbahn (8,02 km) eine Bahnlänge von 30 248,31 (am Schluß des Vor- jahres 29 660,69) km, der bessische obne den Anteil Hessens an der Main-Neckareisenbahn (49,37 km) und die an diese anschließenden Nebeneisenbabnen (22,59 km) eine Bahnlänge von 1027,87 (am Ende des Vorjahres 992,44) km. Von dem Gesamtney der preußisch - hessischen Betriebsgemeins{aft sind Hauvteisen- bahnen 2003552 km oder 64,06 9% (davon 1932372 km preußisher Besiy), Nebeneisecnbahnen 1124066 km oder 35,94 9% (davon 1092459 km preußiswer Besiß), cingleisig 18 726,26 km (davon 17 993,14 km preußischer Besiy), zweigleisig 12404,47 km (davon 12 109,72 km preußischer Besiß), dreigleisig 47,07 und viergleisig 98,38 km (auss{ließlich preußischer Besitz). Von der Bahnlänge der vereiniglen preußishen und bessiscben vollspurigen, dem öffentlichen Verkehre dienenden Staatseisenbabnen und des übrigen preußischen Staattbesitzes für öffentlichen Verkebr (zusammen 31 5620,42 km) entfallen auf die Provinzen: Schlesien 3878,84 km (im Vergleich mit der Länge am Schlusse des vorangegangenen Rechnungsjahres +- 5,39 km), Rheinprovinz 3624,49 (+4 61,16) km, Brandenburg eins{ließlich Berlins 2996,67 (4- 14.59) km, S achsen 2578,10 (4- 2,88) km, Hannover 2493,31 (+ 140,75) km, Westfalen 2308,67 (4- 62,72) km, Posen 2018,02 (4- 30,16) km, Ostpreußen 1976,90 (+ 96,75) km, Hessen-Nassau 1687,80 (+ 6,74) km, Pommern 1593,07 (+ 22,36) km, Westpre ußen 1995,45 (4+ 5459) km und Schleswige- Holstein 116694 (4- 55,93) km, auf die sechs ôöstlihen Provinzen sammen 14 018,95 (4 223,83) km und auf die ses westlihen Provinzen 13 859,31 (+ 330,18) krm, auf das ganze Königreich Preußen 27 878,26 (4- 554,01) km, auf die außerpreußtschen deutscen Staaten 3631,53 (+ 74,95) km, darunter 997,98 (4- 35,35) km bessischer Besiy, auf das Ausland (Oesterreich und die Niederlande) 10.63 (4- 0) km. Z Außerdem befanden sich in Preußen am 31. März 1902 3279,35 km (im Verglei mit tem Sans des Vorjahres

| Die

| Brandenburg (1 | (602,35 km) und Posen (57943 km), die wenigen (abge

| eisenbabnen, | nebenbahnähnliche Kleinbahnen und 2235,26 km Straßen

+ 150,02 km) ber preußischen Staatsaufsicht unterstehende F Tate eisenbahnen und Strecken fremder Staatseisenbahnen, ynd zwar in den ses östlihen Provinzen 1638,96 (4- 119 37) km - nur vollspurige Haupt- und Nebenbahnen —, in den westlichen 1640,40 (+ 30,65) krn, darunter 32278 km S@{malspurbahnen

Länge der im preußishen Staate belegenen Klein- bahnen endlih betrug am 31. März 1902 530071 km neben- bahnähnlihe Kleinbahnen und 2235,26 km Straßenbahnen.

| zusammen 7535,97 (4- odU) kw, wovon 392221 (4- 239,60) km,

Das Kapitel wurde genehmigt, und das Haus ging zur | ¿silihen und 361376 (ch4 016 34) km und | nebenbabnähnliche, auf die westlihen Provinzen entfallen. Die

| meisten Kleinbabnen

darunter 314949 km nebenbahnäbnliche Kleinbahnen,

auf die ses

darunter 2151,22 kw

avch die meisten nebenbahnähnlichen, finden sich ommern (12636! km), Rheinland (1121 26 km 91,08 km), Sachsen (618,71 km), nnover

sehen von Hohenzollern mit 38,44 km) in Westpreußen (198,77 kw) und Hessen-

in den Provinzen

| Naffau (291,72 km)

Intgesamt waren d d 31. März 1901

ntg Ï emnach am 3 âtz in Preußen

18 397.40 km Vaupteisenbahnen, 1230159 vollspurige N ebén- 6862 km Schmalspurbahnen, 530071 km

bahnen, somit an Eisenbahnen überhaupt 38693,58 km (seit dem Ende des vorausgegangenen Rechnungsjahres +- 1469,58 km) vorhanden, d. \. auf 100 qkm 11,10 und auf 10000 Einwohner 11,12 km, und zwar in den sechs öostliwhen Provinzen 19 580,11 (+ 582,80), in den westlihen 19 113,47 (+ 877,17) km. Nieht eingerechnet sind hier die Privatanschlußgleise ohne öffentlichen Ver- kehr mit im ganzen 383,41 km.

Das 1s qum 31. März 1902 für die vereinigten preußischen und hessishenStaatseisenbahnen verwendete Anlagekapital beträgt: für die preußishen Vollspurbahnen 7874,9 Millionen Mark (seit dem 31. März 1901: + 170,8 Millionen Mark) oder für 1 km 260341 Æ, für die bessishen Vollspurbahnen 266,7 (+ 9,7) Millionen Mark oder für 1 km 259 432 4, für die 1895 in den Besiß des preußishen Staates übergegangenen thüringis chen Scchmalspurbahnen 905 738 M oder für 1 km 18870 4, für die oberschlesischen Shmalspurbahnen 11,8 Millionen Mark oder für 1 km 87118 , für die Anshlußbahnen ohne öfent- lichen Verkehr 11,8 Millionen Mark oder für 1 km 30682 Æ, mithin für alle Staatseisenbahnen im Bereicheder Betriebsgemein- schaft 8166 (+ 181,1) Millionen Mark oder für 1 km 256 443 M, für die preußischen Staatseisenbahnen innerhalb und außer- halb der Betriebsgemeinschaft allein 7912,4 (4+ 171,4) Millionen Mark oder für 1 km 296 264 A Der Betrag des Anlagekapitals ergibt fich aus den eigentlihen Baukosten, den sonstigen Aufwendungen aus Baufonds, den Absetungen (insbesondere der aus Betriebsfonds aufgewendeten Mittel) und den Zu- oder Absetungen des Unterschiedes zwischen Erwerbspreis und Bauaufwendungen beim Eigentumêwechsel ; im Anlagekapital nit enthalten find der Wert unentgeltlich über- lassener Liegenschaften, der Betrag von Subventionen und die Bau- aufwendungen, die aus Betriebsfonds gemacht sind.

Dem Hinzutritt neuer Bahnstrecken i auch im Berihtsjahre dur entsprehende Vermehrung der Betriebsmittel Rechnun getragen worden. Am 31. März 1902 bestand der Betriebsmittelpar der vollspurigen und der \{chmalspurigen Staatseisenbahnen für den öffentlihen Verkehr aus 13200 (am Ende des Vorjahres 12 871 Lokomotiven und Motorwagen, 24 307 (23 463) Personenwagen un Personenabteile der Motorwagen, 6396 (6247) Gepädwagen und 288 242 (284 670) Güterwagen. Die Beschaffungskosten der sämtlichen am Shlusse des Betriebsjahres vorhanden gewesenen Be- triebsmittel beziffern ih auf 1669,6 Millionen Mark und betragen 20,50 9/6 des O, Für die Berichtsjahre neu beschafften oder umgebauten Betriebsmittel sind zusammen 100,9 Millionen Mark auêgegeben worden, während die Beschaffungskosten der in derselben PE ausgeschiedenen Betriebsmittel 52,1 Millionen Mark betragen aben.

Die Gesamteinnahmen der in die preußish-bessische Betriebsgemeinschaft einbegriffenen Staatseisenbahnen haben im Rechnungsjahre 1901/02 1353,7 Mill. Mark gegen 1392,3 Mill. Mark im Vorjahre und 1339,7 Mill. Mark im Jahre 1899/1900 betragen, das sind auf 1 km durhschnittliher Betriebslänge 43 463 4 gegen 45 932 und 44486 #4 in den beiden Vorjahren. Somit find die Gefamteinnahmen um 38,6 Mill. Mark oder 2,13 %% und auf 1 km durdschnittliher Betriebslänge um 2069 4 oder 4,54 9/9 gegen das leßte Vorjahr (urt Sgealteden. Sie würden für das Jahr 1901/02 um 29,7 Mill. Mark höher gewesen sein, wenn die Reichs postverwaltung die Leistungen der Eisenbahnverwaltung für Zwette des

ostdienstes voll vergütet hätte. Den im Etat für 1901/02 vorgesehenen Sesamteinnahmen von 1437,2 Mill. Mark gegenüber stellt si die Wirklichkeit von 1353,7 Mill. Mark um 83,5 Mill. Mark oder 5,81 °% niedriger. Von den erzielten Einnahmen stammen 383,4 Mill. Mark oder 28,32 9/9 (602253 Æ oder 0,16 9% weniger als im Vorjahre) aus dem Personen- und Gepäckverkehr, 884,2 Mill. Mark oder 69,32 9/9 (38,6 Mill. Mark oder 4,18 9/9 weniger) aus dem Güter- verkehr, und 86,1 Mill. Mark oder 6,36 °/9 (601 501 4 oder 0,7 % mebr als im Vorjahre) sind sonstige Einnabmen (für Ueberlassung von Bahnanlagen und Leistungen zu gunsten Dritter, für Ueberlassung von Betriebsmitteln, Erträge aus Veräußerungen usw.). _Die im Bereiche der preußish-bessishen Gisenbahnbetriebsgemein- schaft entstandenen Gesamtausgaben betrugen im Berichtéjahre 836 Mill. Mark gegen 823,1 Mill. Mark im Vorjahre und 776,3 Mill. Mark im Jabre 1899/1900, das sind auf 1 km durbschnitt- licher Betriebslänge 26 840 A gegen 27 081 und 25778 « in den beiden Vorjahren; von den Gesamteinnahmen matten sie 61,75 °%, 1900/01 59,48 9% aus. Demnach sind die Gesamtausgaben gegen das L U 7 0 Mi Z p: S leßte Vorjahr um 7,9 Mill. Mark oder 0,95 0/6 und im Verhältnis zu den Gesamteinnahmen um 2,27 °/ gestiegen, dagegen auf 1 km durhschnittliher Betriebslänge um 241 M oder 0,89% zurück- gegangen. Den im Etat für 1901/02 vorgesehenen Gesamtausgaben von 858,2 Mill. Mark gegenüber stellt ih die Wirklichkeit von 836 Mill. Mark um 22,2 Mill. Mark oder 2,99 9/9 geringer. _ Von den Gesamtautgaben waren 390,7 Mill. Mark oder 46,74% (7,1 Mill. Mark oder 1,84 9% mebr als im Vorjabre) versönlibe Ausgaben für Besoldungen, Wobnungsgeldzushüfse, Unterstüßungen und Woblfahrtäzwecke. Die Gesamtzabhl der besGäftiaten Beamten, Gebilfen im mittleren Dienste, Hilfs?kräfte im unteren Dienste und Arbeiter, deren Gebührnisse aus den laufenden Be- triebècinnabmen gezahlt wurden, betrug im Rechnungsjahre 1901/02 durdsch{nittlih 352 752, im Iabre 1900/01 350 938. im z2; unter diesen befanden sich 5645 (im Vorjahre 5295) weibltSe Etatsmäßige Beamte waren im Betricbsiahr 126 862 (darunter 221 weibliche), 1900/01 123 552 (206 weibliche), 1895/96 96 239; außeretatôömäßige Beamte 7690 (darunter 280 weib- liche), im Vorjabre 8346 (112 weibliche), 1895/96 7438: GSebilfen im mittleren Dienste 5623 (darunter 176 weibliche), beur. 5321 (107 weibliche), 4059; Hilfskräfte im unteren Dienste 47 157 (darunter 2484 weidliSe), 49 310 (24224 weibliche), 470567; Arbeiter 165420 (darunter 2434 weibliche), im Voriahre 1900/01 164109 (24416 weiblidhe), im Jahre 1895/98 137 471. Außerdem waren im Berichtsjahre uno 307 Regierungsbaufübrer (im Vorjabre 274), 184 Zivilsupernumerare (170) und 696 Gepäckträger (669) vorhanden, die keine Vergütung aus der Staatskasse emvfingen. Ferner wurden beim Bau neuer Bahnstrecken und bei den außer- ordentlih vorgesehenen Ergänzungs- und Erweiterungöbauten auf den im Betriebe befindlihen Strecken im Berichtsjahre 5520, im Vorjabre 4031 Arbeiter deschäftigt

Nach Abzug der Eesamtausgaben von den Gesamteinnabmen ver- blicben als Betriebsüber\chuß 517 753 730,4 gegen 564 217 527 44 im Vorjabre und rund 563 400 000 M im Jahre 1899/1900. Der Ueberschuß ift also binter dem des Vorjahres um 46 463 797 M oder 8 U zurückgeblieben. Für 1 km durdshnittlicder Betriebs- lânge bezifferte sh der Uebershaß auf 16623 M, im Vorjabre auf 18451 M Im Verbiälinis wm den Gesami- einnahmen betrug der Uebershuß 38,25% gegen 4052% im Vorjabre. Im Verhältnis zum durcbschnittli Anlagekapital (8077995271 M ergab sih eine Verzinsung voa 641% gegen 7,14% im Vorjahre und 7,28% im Jahre 1899/1900. Bei Auêscheidung des durchschnittlichen Anlagekapitals für die Bahnen obne öffentlichen Verkehr (11744 113 M gegen 11724292 M im Jahre 1900) ergibt der Ueberschuß eine Verzinsung don 642% geg 7.15% im Vorjahre. Der Anteil Hessens am Betriebdsüderidaß ilt zuf 9 885 532 M gegen 10579 700 A im Vorjahre und 9 500 009 4 im Jahre 1899/1900 berechnet

won dens A nen Cn,

L 4 R Î “Jade 1590/7

bezry

Zur Ardeiterdewegung.

Zur Lohnbewegung der Wiener Sthneidergehilfen (val. Nr. 24 d. Bl.) teilt „W. T. B.° mit, daß gestern, als dh die Ge» bilfen zur Wiederaufnahme der Arbeit meldeten, der größte Teil der Siückmeister sich weigerte, die diesen dei ter Eluigunaskonferenz am Mittwoch gemachten Zugeständnisse zu bervilligen, weshalb 5% der ESchilten im Autkftande verblieben.

In Amsterdam traten vor einiger Zeit die Arbeiter mehrerer Transportgesellshaften (val. Nr 17. d. Bl.) in den Ao*ftand, wotutcb im Gütertrantpeort Schreicrig?eiten entstanden find. Geltern sind, dem „W. T. B.* zufolge, 300 Arbeiter und Masé&älaisten