1903 / 32 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Feb 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Weizen um 20 Æ, für die Tonne Roggen um 15 4, für die Tonne Hafer um 22 Æ und für die Tonne Braugerste um 20 #4 erhöhen, an die Wer zälle für Pferde, die Gewichtszölle für alle an- deren Viehgattungen? Für die Einführung von Urs rungszeugnissen, die Beschränkung der gemischten Privattransitlager, die Aufhebung der Zollkredite bei der Einfuhr von G.treide siud geseßliche Bestim- mungen getrofen worden, die wiederbolt geaußerten Wünschen der Landwirtschaft wirksam entgegenkommen. Der Zolltarif kommt in erster Linie der Landwirtschaft zu gute. Herr von Soden hat die Frage an mich geri&tet, wann die Handelsverträge gekündigt werden würden. Disfkretion und Rüksicht auf die verbündeten Regierungen, deren Mandatar i bin, verbieten mir, mi über diese Frage auszusprechen. Das aber kann ih sagen, wir werden bei den Handels8vertragsunter- Banlmgen die Interessen der Landwirtschaft mit besonderem Nachdruck ertreten.

Daß nit alle Wünsche der Landwirtschaft erfüllt werden konnten, weiß ih so gut wie irgend ein Landwirt. Aber das ist kein Grund zum Undank tich {eue mich nit, das Wort auszusprehen gegen diejenigen, die den Tarif mit e Sorgfalt und Gerissenhaftigkeit vorbereitet, mit pflihttreuem Eifer vertreten, mit ihrer Berantwortung gedeckt, die ihre ganze politishe Stzllung für ihn eingesezt haben. Dabei denke ih nicht nur an Minister und Staats- sekretäre, sondern ebenso an diejenigen Parlamentarier, Politiker und Landwirte, die für den Tanif ge|tritten haben. Jn der Politik muß man mit dem Möglichen, man darf niht mit dem Wöüön)chens- werteren rechnen. Als die Kaiserin Maria Theresia eint ihrem Kanzler, dem Fürsten Kaunig vorwarf, er gehe auf ihre Wünsche niht ein, euviderte ihr der fluge alte Staatsmann: „In allen Dingen, fo den Allerhöchsten Dienst betreffen, bemühe ih mich, die Dinge zun nehmen, wie sie seyadt, und uicht, wie sie vielleicht seyn sollten.“ Meine Herren, mit dem verstärkten Zollshuß allein ist es niht getan, tas erkennt niemand bereitwilliger an als ich. Das ist von meiner Seile keine allgemeine Redewendung, sondern ih denke dabei an konkrete Maßnahmen, vornehmlih an die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf dem Lande durh den Bau neuer Schienenwege und befestigter Straßen, an eine kräftige innere Kolonisation, an die Hebung des technischen Betriebes der Landwirt- schaft, namentlich auch in den Kreisen des kltinen bäuerlichen Besitzes, an eine intensive Förderung des landwirischaftlihen Bildungêwesens, des Genossen\shaftswesens, der Landesmeliorationen, an cine Hebung der Viehzucht, besonders durch wirksame Bekämpfung der Vichseuchen mit den neueren Erfahrungen der Wissenschaft. Wor uns liegt ein weites Feld für eine ersprießlihe Tätigkeit von Reich und Staat in verständnisvollem Zuïammenwirken mit den geordneten Vertretungen der Landwirtschaft. Aber aud nur dur solhe gemeinsame positive Arbeit i \preche es ofen aus, zwischen uns soll immer Wahrbeit sein ift eine praktische Förderung der Landwirtschaft mögli, nit dur Spielen mit unerfüllbaren Jllusionen, nicht durch künstliche Züch- tung eines Kleinmutes, in den der Deutsche leiht verfällt, der ibm aber nicht wohl ansteht. Wenn wir die 1000 jährige Geschichte des deutshen Volks an unserm geistigen Auge vorüberziehen lassen, fo sehen wir, daß auf Zeiten heroisher An'pannung Perioden folgen, wo ps und Müdigkeit si breit mahen. Gerade in solhen Tagen eißt es den Kopf oben behalten un» nit in einen P°-ssfimismus yer- fallen, vor welhem uns heute Jhr verehrter Herr Vorsitzender mit Recht gewarnt hat. Der Peisimismus mag als metaphsish:s System feine Berechtigung haben. Jch selbst habe in jüngeren Jahren Schopen- Hauer mit Bewunderung studiert und ehre ihn noch beute als großen Sprachmeister und als einen unserer tieïsten Denker. Zn ter Politik aber ist Pessimiémus immer vom U-bel, weil er bier mit ter Schwächung des Lebensmutes auch die Tatkraft lähmt, weil er un- männli nnd unfruchtbar ist. Jn der Politik, hat Thiers mal mit Recht g?sagt, gehört die Zukunft den Optimisten. Nur die Völker und diz Schichten, die an ihren Stern glauben, fommen vorwärts. Und selbst wenn Wolken am Horizont stehen, was bei uns sicherlih nicht in höherem Grade der Fall ist als*anderêwo, so ist es immer nodh besser, sich Hektor zum Vorbild zu wählen als Kassandra. Eins will ih jedenfalls erklären, gerade im Kreise von Vertretern der Landwirt. chaft und für das Ausland, wo man das, was bei uns eine zum Teil etwas nervöôfe Presse an S{warzseherei und an Nörgeleien produziert, oder was im Parteiinteresse gelegentlih als übertriebene Kritik zu Tage tritt, gern zu Beweisen für cine Lockerung des Neil8gefüzes und für den Nükgang unseres Nationalgefühl4 \tempeln möchte, also, meine Herren, für die Leute, die geneigt sein follten, minder berechtigte deutshe Eigentüwlichkeiten, das Untereinander- Hadern, die deutsche Tadelsucht, „den deutschen Kleinmut für deutschfeindliche Zwecke aus- ups, will ih bier nachdrücklich betonen, daß alle jene Erscheinungen el uns nur Wellengekräusel an der Oberfläche sind, bervor- geren durh wechselnde, vorüberwehcnte Winde. Unter diefem Ge râusel aber fließt breit und mächtig der Strom unserer nationalen deutschen Entwickelung. Dafür, daf: in der deutschen Landwirtschaft, von deren Gedeihen die innere Festigkeit des Reiches wie des Preußischen Staates so wesentlich abhängt, die aber auch ihrerseits an der Er-

¿ z Gilde. Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- haus. 35. Vorflelluna. Cavalleria rusticana. Bauerncehre,) Oper in 1 Aufzug von Pietro ascagni. Text nach dem gleihnamigen Volksstück von G. Verga. Der Barbier von Bagdad. Komische Oper in 2 Aufzügen von Peter Cornelius. Anfang 74 Ubr. Schauspielhaus. 36. Vorstellung. Die valisten. Lustsptel m 4 Aufzügen von Gustav r.

Frevtag. Anfang 7

Sonntag: aus. 36. Vorstellung. Der Troubadour. Oper in 4 Akten von Giuseppe Verdi. Text nah dem Italienischen des Salvatore Camerano. Vergismeinniht. Tanzmärchen in 1 Akt (3 Bildern) von Heinrich Regel und Otto FMEe. Musik von Richard Goldberger. Anfang | d 74 Ubr.

Schausvielhaus 37. Vorstellung. König Heinrich | Margarethe. der _Filufte. Schauspiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Mit Benußung der Ueber- seßung von August Wilbelm von Schlegel für die deutshe Bühne eingerichtet von Wilhelm Oechel- bäâufer. Anfang 74 Uhr.

Neues Ovperntheater. Keine Vorstellung.

Sonntag, Liebe.

Montag, Messina.

ours

Undine. 74 Ubr.

abend:

Deutsches Theater. Sonnabend: Monna Vanna. Anfang 74 Uhr.

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Die versunkene Gloee. Abends 74 Uhr: Monua Vanuna. Montag: Monna Vauna.

Berliner Theater. Sonnabend: Zum ersten Male: Sanatorium Siecbenberg.

nds 74 Uhr: Sanatorium Montag: A lt-Heidelberg.

ertheater. @. (Wallaertheater.) Sonnabend, Abends 8 Ubr: Der Meister vou Valmyra. Dramatische Dichtung in 5 Aufzügen "Borntas, Macntttegs 3 Uhr: Dio Y afrau on . Hags x: Die Jun vou Orleans. Abents s Ubr: Der Meiñfter vou Palmyra,

Anfang 7 Sonntag, N

74 Uhr.

_N. (Friedrih Wilbelmstädtishes Theater).

Sonnabend, Abends 8 Uhr: Heimat. Schauspiel in

4 Akten von Hermann Sudermann

Nachmittags

Abents s Uhr: Jugend. Abends 8

Theater des Westens. Kantstr. 12. Sonn-

abend: Volkstümliche Vorftellung zu halben Preisen: Romantische Zauberoper Musik und Dichtung von Alb. Lorgtzing. Anfang Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der Troubadour. es Königlichen gane Alfred Oberländer. (Fauft.) Montag: Der Freisfchüy.

Neucs Theater. S{iffbauerdamm 4a. Sonn- Zum 25. Mouche.) Swan! in 3 Akten von Antony Mars, in deutscher Bearbeitung von Vorher: Der Oberlehrer. Schwank in Î Aufzuge von A. Brieger.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Ledige Leute. - Vorher: Der Oberlehrer.

Montag und folgende Tage: Die Fliege. Vorkber: De x Oberlehrer.

á Aki , ch M .

Sonntag und olgende Tage: Lutii. tis 3 Übr

Thaliatheater, Dretdener Straße 72/73. Sonn- abend: Der Kamelicuoukel. und Tanz in 3 Ak

haltung des Staates wie des Reiches unmittelbar interef iert ist, wie kein anderer Stand, der Geist des Vertrauens und der Einsicht, ein im besten Sinne konservativer Geist die Herrschaft bekalten möge, dafür, meine Herren, rechne ih auf Ihre Unterstüßung. Mit dieser Hoffnung und in diefem Sinne erhede ih mein Glas auf das Wohl der deutshen Landwirtschaft und ihrer hier vecsammelten E

, sie

Die deutsche Landwirtschaft und der deutsche Landwirtshaftsrat leben ho !*“

Saatenstand in Ungarn.

Aus Budapest wird der „Wiener Ztg.“ telegraphish berichtet: Im Januar herrschte zumeist kaltes und trockenes Weiter. Hie und da fiel wohl reihlich Schnee, besonders in Siebenbürgen, ferner im Süden und Ton im Westen. Zu Zeit herrs{ht mildes Wetter und nur Nahts find kleinere Fröste zu verspüren. Bezüglich der Ueberwinterung des Herbstanbaues sind die Meinungen ver- schieden, -doch ist man allgemein der Ansicht, daß derselbe, von einigen kleinen Ausnahmen abgeschen, im Vergleih mit dem normalen Zustande bedeutend \{chwächer ift. Der Spätanbau ist überall \{chwach, uud nur die sehr früh angebauten Saaten sichen be- friedigend; da aber mehr Spät- als Frühanbau vorhanden ift, hängt es vom Wetter ab, inwieweit die emporgekeimten und die in Keimung begriffenen Saaten si bessern werden. Die Napssaat steht troß des faltin Winters jezt ziemlich befciedigend; nur in den oberen Blättern sind Spuren des Frostes zu merken. Weinstock und Obstbäume litten an vielen Orten durh den Frost.

Literatur.

Christus- und Apostelbilder. Einfluß der Apokrypben auf die ältesten Kunsttypen. Von Dr. J. E. Weis-Liebersdorf. Mit 54 Abbildungen. Freiburg i. Br., Herdershe Verlagshandlung, 1902. Die Darstellung des Christusbildes in der altchristlichen Kunst zeigt bekanntlih auffällige Verschiedenheiten. Die ersten drei Jahrhunderte kennen fast auss{ließlih nur den jugendlichen, bartlosen Christustypus. Im vierten Jahrhundert kam der bärtige Chrislustypus auf, der seitdem in der Kunstübung überroiegend festgehalten wurde. Die Fragen über Herkunft, Verhältnis und Wechsel! diefer Typen haben die christliche Altertumskunde {hon lange beschäftigt, ihre befriedigende Lösung war aber bisher nicht gelungen. Die Arbeit des Dr. Weis-Liebersdorf bringt Ee Untersuchungen ein gutes Stück vors} wärts. Der Verfasser, dessen Ausführungen inzwischen in der Haupt- jache au von einer der berufeusten Autoritäten auf diesem Gebiet Joseph Strzygowzki zugestimmt worden ist, führt die Entstehung des jugendlihen Christustypus auf den. Einfluß der aus dem zweiten Jahrhundert stammenden guostishen Apostelgeschichten zurüd Diese Apostelgeshichten berichten über zahlreiche Wundererscheinungen Chrilli und schildern Christus lets als {önen Knaben oder Jüngling. Die Auffassung der christlihen Kirchenväter bis in das vierte Jahrhundert, daß Christus unscheinbar oder gar häßlich gewesen sei, war fünstlerish nicht verwertbar. Bei dem weitgehenden Einfluß der vom Hellenismus getragenen gnostischen Literatur entnahm aus ihr auch die christliGe Kunstübung für die Darstellung Christi die entscheidende Anregung, nämlich den hellenistish aufgefaßten jugendlihen Idealtypus. Auch bei Ausbildung des bärtigen - Christustypus, der als idealisiertes Porträt aufzus- fassen ist, mögen legeudarisWe oder apokryphe Ueberliefcrungen mitgewirkt baben. Das gescheitelte, lang berabfallende Haar auf den Chßristusbildern follte jedenfalls die israclitishe Herkunft Christi andeuten; die feit dem sechsten Jahrhundert entstandene reiche Apo- kryphenliteratur über das Christusbild hat zur Verbreitung des bärtigen Typus wesenilih beigetragen. In erster Linie ist bier an die apokryphe Abzargeshi®te und die erst um 1300 endgültig aus- gestattete Veronikalegende zu erinnern. Im zweiten Teil seiner Arbeit untersucht der Verfasser den Einfluß der Apokryphen auf die Dar- stellung der Apostel in der altchristli&en Kunst. Die Kopftypen von Petrus und Paulus auf dem Bassussarkophag in Nom sind als älteste Apostelbildnisse zu betrachten. Ein lUiterarischer Paulustypus steht schon in vorkonitantinisher Zeit fest; ein eigeatlicer Pítrus- typus scheint ursprünglih zu fehlen und erst allmählich als fon- trastierendes Gegenstück zum Paulustypus entstanten zu sein. Auch für einige andere Apostel lassen sich mehr oder weniger ausgeprägte Typen unter dem Einfluß der legendarischen oder apokryphen Literatur nach- weisen. Besonders trifft dies für den Apostel Johannes zu, der bald als liebenêwürdiger Jüngling, hald als greiser Lebrer dargestellt wird. Die gediegene Arbeit ist gut ausgestattet, die Abbildungen find wohl» gelungen.

Theater und Musik. Im KIniglichen Opernhause gcht morgen (Sonnabend) „Der Barbier von Bagdad*, komische Oper in 2 Alten von P. Cornelius, in nachstehender Beseßung in Scene: Abal Hassan: Herr Knüpfer:

. Freytag statt.

Margiana: Frau Herzog; Nurredin: Herr Sommer: Baba Mustapha:

Montag, Abends 8 Uhr: Das Gcheimnis der

oufkel,

3 Uhr: Kabale und Operette iu

3 Akten von Hugo 74 Ubr

Uhr: Dic Braut von

Bellealliaucetheater. þhon. Drama in 2 Aufzügen. in 4 Alien. zügcn. Anfang 74 Ubr.

Zu Een Freren: ECupibo «& Cie.

Abends 74 Uhr: Gasispiel

riedrih- und Universitätsstraße.

Donnay. Anfang 8 Uhr. Sonntag: Die Licbesschaukel.

Sonntag und folgende Tage: Der Kamelien-

Sountag, Nachmittags 3 Uhr: Charleys Tante.

Zentraltheater. Sonnabend: Madame Sherry.

Sonntag und folgende Tage: Madame Sherry.

Sonnabend: Am Tele-

T : Hieranf: Cubido ck Cie. Schwank mit Gesang und Tanz in 3 Aufs

Sonntag und folgende Tage: Am Telephon.

Trianontheater. Georgenstraße, wishen

Sonnabend: Die iebesschaukel. Luflsviel in 4 Alten von Maurice

Herr Lieban; Bostano: Frau Pohl; Calif: Herr Berger. Dr. My dirigiert. Den Beschluß des Abends bildet Cavalleria rusticana, E in 1 Akt von Mascagni. Die Herren Berger und JIörn, die Damen Lieban-Globig, Pohl und Reinl sind in den Hauptrollen beschäftigt. Kapellmeister von Strauß dirigiert. Im Königlichen Schauspielha ase findet Sonnabend die Wiederholung des Lustspiels „Die Journalisten“ von Gustay

(Der Konzertbericht befindet sich in der Zweiten Beilage.)

Mannigfaltiges,

Berlin, den 6. Februar 1903.

„In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten brachte zunächst der Vorsteher Dr. Längerhans nachstehendes Dankschreib en Seiner Majestät des Kaisers und Königs zur Kenntnis der

Dam g :

„Aus Anlaß Meines Geburtstages sind Mir von den Stadts- verordneten Meiner Haupt- und Residenzstadt Berlin au in diesem Jahre freundliche Glückwünsche dargebracht worden, und unterlafse Ih nicht, den Stadtverordneten hierfür Meinen Dank auszusprechen.

Berlin, den 2. Februar 1903. Wilhelm. R.

An die Stadtverordneten zu Berlin.“

Ohne erhebliche Debatte wurde sodann eine Reihe verschietener Vorlagen erledigt, u. a. wurden die speziellen Entwürfe zum Ge- bäude des stäbdtishen Untersuhung?amtes für Nahrungsmittel und Ge- brauh8geg»nstände genehmigt, von dessen auf 635 000 6. veranschlagten Kosten zunächst 150 000 4 in den diesjährigen Etat geseßt werden sollen. Ein bemerkenswertes Moment brachte nur die Behandlung der bom Magistrat beantragten Spende für cine „Bismarc{warte“, deren Errichtung ein patriotisher Verein auf den Muünggelbergen plant. Der Magistrat hatte auf das Gesu des Vereins um eine Beisteuer zu dem im ganzen auf 80000 M4 veranschlagten Bauwerk einen Zuschuß von 3000 4 bewilligt und ersuchte nun die Stadt- verordnetenversammlung um ihre Genehmigung dazu. Zur Begrün- dung führte er an, daß die Müggelberge ein beliebter Ausflugsort der Berliner Bevölkerung des Ostens sei. Nuch sei die Stadtgemeinde Berlin dur ihre Anlagen am Müggelsee an jener Gegend interessiert, und die umliegenden Ortschaften hätten einen gleihen Beitrag für die Bismarckwarte bewilligt. Troßdem wurde das Gesuch bei der Abstimmung abgelehnt. Zuerst glaubte man an ein Mißverständnis, und der Stadtv. GEsmann beantragte, die Abstimmung zu wiederhol-n. Dem widersprah jedoh der Stadtv. Singer, mit der Bebauptung, daß die #Frage von der Mehrheit der Versammlung recht wohl verstanden und die Vorlage mit vollem Bewußisein abgelehnt worden sei. Dieselbe Mehrheit bes{chloß denn auc, von ciner Wiederhdlung der Abstimmung Abstand zu nehmen.

Marseille, 5. Februar. (W. T. B.) Im Mittelländischen Meer und im Golfe du Lion wütet ein fur@tbarer Sturm. Alle Postdampfer erleiden Verspätung, einige suchten Zufluchts- häfen auf, mehrere haben ernstlihe Beschädigungen erlitten.

_St. Petersburg, 5. Februar. (W T. B.) Aus Batum wird ein großer Brand der Nap hthafabrik von Mantas\chew gemeldet.

Nom, 5. Februar. (W. T. B) Auf dem protestantischen Friedhofe des Monte Testaccio wurde beute nachmittag die Asche des am Montag verstorbenen Bildbauers Iofef von Kopf (vgl. Nr. 29 d. Bl.) feierlih beigesetzt. Der Feier wobnten die Mitglieder der Familie des Verstorbenen, der preußishe Gesandte beim Vatikan Freiherr von Rotenhan mit dem Personal der Ge- sandtschaft, die Mitglieder der deutshen Botschaft, ferner Vertreter der hiesigen deutschen, italienischen und fremden Künstlersdaft sowie der deutshen Kolonie bei. Namens der Akademie San Luca sprach Bompiani, im Namen des deutschen Künstlcrvereins Professor Gerhardt.

Chicago, 5. Februar. (W. T B.) Die „Tribune" meldet aus Bay City (Michigan): Ein Sturm bat in der Saginaw Bay am Dienstag Naht das Eis eingedrückt, auf dem vierzig Fischer in provisorishen Hütten lebten. Seitber ift von den Vütten und ihren Bewohnern nichts mebr geseben worden. Von zwek Mann weiß man, daß fie ertrunken sind. Es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß die anderen entfommen sind.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

ragendes Sportprogramm. Lécuyère Iumi- nense Serpentin (Original), geritten von der beliebten jugendliden Schulreitetin Fräulein Dora Schumann. Les BVrunin, unerreichbare Villardkünstler. Die Canadier Vermette und Dionne. Neuester Drahiseilakt von Geschwister Jungmann. Nur noch kurze Zeit: Looping the Loop, sowie Die lustigen Heidelberger, eine Fortsezung der populärsten Pantomime. Sonntag: Zwei Vorstellungen. Nachmittags ein Kind frei. Nachmittags: Pierrots Weih- nachien mit dem Boubouregen. Nachmittags und Abends: Looping thg Loop. Die Canadier. Die Billardkünftler.

Felix. Anfang

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Asta von Roeder mit Hrn. Re- gierungsassessor Matthias von Oppen (Ober- Ellguth—Posen) Frl. Karola von Kleist mit

Male: Die Flicge. (La

Konzerte.

enno Jacobson Singakademie. Sonnabend.

Anfang 74 Uhr. reisen:

Abends 7} Uhr: Die Fliege.

Mitwirkung: Susanne

(Louts) S{wank in | Rob. Kahn (Klavier).

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: Seine Kammer-

Beethovensaal, Sonnabend,

Nongevt von Anton Foerster (Klavier) mit dem Philharmonischen Orchester (J. Nebicek).

Philharmonie, Oberliéhtsaal. Sonnabend,

Anfang 74 Uhr: IXR. populärer Musitkabeud der Herren Anton Hekkiug (Violoncello), Artur Schnabel (Klavier), Alfred Wittenberg (V-oline). Dessoir (Gesang)

Saal Lechstein. Sonnaberd, Anfang 71 Uhr: Liederabend von Ferdinand Jäger.

IIL. Klavierabend von Ferruccio Gusoui.

Hrn. Dr. med. Hubert Schniter (Stegliy— Stettin). Frl. Ursula von Rochow mit Hrn. Vauptmann Hans Joachim von Dewall (Reckahn) Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Hands von Hertell (Glogau) Hrn. Eberhard von Brandis ta oarioitendurg). Eine Toéhter: Hrn. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (Berlin).

Gestorben: Hr. Generalmajor a. D. Emanuel Frhr. von Korff (Rönnebeck) Hr. Oekonomie- rat Hermann Jungck (Finkenwalde bei Stettin).

Hr. Prävositus a. D. Wilbelm Wilbrankt (Dokeran i. M.) Hr. Architekt Hermana Bieleu- berg (Berlin).

Anfang 8 Uhr:

und

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlág der Expedition (Schol1) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anftalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32

Anfarg 8 Uhr

Posse mit Gesan ten von Leon Leipziger. di

Birkus Schumann. (K=litroße.) Sonnabend, Abends 74 Uher: Wigh-Lils-Goirée. Hervor-

Acht Beilagen (einf{ließlich Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königli

M 32.

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Erste Beilage

Berlin, Freitag, den 6. Februar

ch Preußischen Staatsanzeiger.

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualität

1903.

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Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) es übers{chlägliher

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3 ird volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durschnittspreis wird aus den un Ee den (E vertauste enge wird auf volle Doy Bedeutung; daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift, ein Punkt (.) in den legten sechs Spalten, daß en

Uin liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die

Deutscher Reichstag. 251. Sißung vom 5. Februar 1903. 1 Uhr.

Tagesordnung: Fortsezung der zweiten Beratung des Reichshaushaltsetats für 1903 bei dem Spezialetat für den Reichskanzler und die Reichskanzlei. e

Ueber den Anfang der Sihung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet. : :

Abg. Ledebour (Soz., fortfahrend): Die Verstimmung der Agrarier ist nur vorübergehend; \{ließlich wird doch wieder Agamemnon - Reichskanzler in das Zelt des grollenden Achilleus- Wangenheim gehen und ihn um Beistand gegen den Hektor- Sozialdemokratie bitten. Herr von Wangenheim zürat nur wegen der Konkurrenz, die ihm Herr Ballin bei Hofe macht. Aber wenn im Zirkus Bush auch noch so heftige Worte gegen die Minister fallen, gegen die Krone wird nicht angegangen, denn die Agrarier wissen, daß nur, so lange die Sonne der Gunst von oben scheint, ihnen die Verwirklichung ihrer Pläne möglih is. Wir werden uns also unsererseits durch solhe Parolen nicht einfangen lassen. Das Ver- langen der neuen Wahlkreiseinteilung kann niht dringend genug erhoben werden. Die Verfassung hat das Prinzip: auf 100000 Seelen ein Abgeordneter, dadurh noch besonders festgelegt, daß sie auf mehr als 50 000 Seelen einen weiterea Abgeordneten zu wählen vorschreibt. Der Antrag Barth läßt dieses Prinzip beiseite; er will die Zahl der Wahl- kreise und der Abgeordneten nicht vermehren, {hon aus dem äußeren Grunde, daß ih der Seyangoas nicht vergrößern, die Zahl der Siye niht vermehren läßt. Um gleichwohl der Gerechtigkeit zu genügen, läßt sih sehr gut die Normalseelenzahl erhöhen, wie c der Antrag Barth will. Das Nichtigste aber wäre, cine ein für allemal bestimmte Zahl von Abgeordneten, ctwa 400, festzusetzen, und nah jeder Wahle periode die Normalseelenzahl für einen blkreis auf Grund der Volkszählungsergebnisse festzustellen und danach die Wahlkreise abzu- grenzen. Wir verlangen absolut gleiches Recht für Stadt und Land; au hier liegt eine sittliche Pflicht für die Regierung und die Mehr- beit vor. per Oertel meint, es seien cinige Wahlkreise etwas größer als die ehrzabl; nit etwas grö find diese einigen wenigen Wahlkreise, sondern bis zu zehnmal so groß als die kleineren. Der Wahlkreis Berlin Vi und der Wahlkreis Teltow - Beeskow- Storkow - Charlottenburg haben 150000 Wähler, die Wahlkreise Deutsch - Krone, Lauenburg, Westprigniy und andere haben nur 15 000 Wähler. (Zuruf des Abg. Gamp.) Nein, Herr Gamp, in England ift es nicht ebenso; die leyte Wahlreform, die dort die Abgeordnetenzahl auf 670 vermehrte, hat die \{limmsien Uneben- beiten beseitigt. Mit dem Grundsay: Quista non movers, kommen wir nie zu ¿iner Reform. Redner geht dann ausführlich auf die gegenwärtige Einteilung der Wahlkreise und auf die Wahlkreis-

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Weizen.

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Keruen (enthülfter Spelz, Dinkel, Fesen).

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11,50 13,70

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weil sie die Macht #i auch vor ciner

wendei \ich dann die Neichöregierung dem deutschen

zur ng nichts Handel und

muß. Es wird der Kampf

im Abgeordnetenhause

Aufruf zum Kampfe einen polnischen Aufstand zu

e {ließen läßt.

Leben zu flürzen, und a Es ift ein wirtschaftliches Masse sh stärker vermehrt

u verdrängen, so wird Bermeheung des polnischen

für diese Behanptung

t echtsverleßung überseeischen weiter

das unsinnige Ziel, die polnische

wird

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die man zum teil in den Großstädten, Berlin, getrieben habe. Die Nationalliberalen, das die Rechte sträubtea sich nur deswegen gegen die

Mit dieser Renommier-

n preußisher Minister gewaltsamen belcbungen von Stammetgegensägen machen etwa denselben Eindrud, als ob einer der Fürslen aus der Siegedallee oder der Roland von Berlin von seinem Postament herunterstiege, den Zylinderhut aufsettc und sich in dieser Tracht unter \cine Gen mittelalterlihen Anklänge enthielt auh die Ansprache des Kaisers an die Johanniterritter in der Marienbur Wo hat denn der polnische Uebermut u rechtfertigen ?

henden :

erzielen

rankrei und seine

Schiffahrt hin den Weg zu eröffnen, so wären wir die ersten, sie dabei zu unter- stützen; wir wünschen alle, daß der deutsche Handel und die deutsche Schiffahrt sich möglihst entwickeln sollen. Aber die Art des Ein- reifens in die Welthändel befördert den Welthandel nicht. 4 Venezuela bewiesene deutsche Ueberschneidigkeit hat den deutshen Handel und die deutshe Schiffahrt nur geschädigt. politik wird nichts erreicht, sie bringt nur das ganze Ausland gegen uns auf, die durchaus überflüssige Pert rung

desgleichen. Eine unnötig starke Kriegsflotte wenn man darauf verzichtete, überall mit dabei Hand im Spiele zu haben, den Hans Dampf in allen Meeren vor- ufielen, die Seepolizei in der ganzen Welt auszuüben, wären wir besser daran. In der inneren Politik vertritt der Kanzler gegenüber den Polen eine Richtung, die unsere s{ärfste Mißbillizung erfahren gen die polnischen Staatsbürger gepredigt, unter Berufung darauf, daÿ die Beamten die Pflicht hätten, für die nationale Politik, die Germanisationsbestrebungen mit allen Kräften einzutreten. „Hie Welf, hie Waiblingen!“ hat autgerufen.

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unserer Kriecgöflotte chäâdigt den Handel ; überall die

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auch in Ten und Neuecinteilung, zu erbalten wünschten und aus diesem Grunde zurüdcks{hredckten. Wesltpolitik. so führt deutschen

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olen versubt, an Selbsî die cingefleishtesten „Hakatisien“ baben uns hier nichts mitteilen können, was darauf irgend Was sollen denn die Polen machen? können sie nicht werden, ins Heer dürfen Bourgeoisie wird also geradezu gezwun

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Kolonie Canada geliefert, Für die Vermehrung eines Volkes sind keineswegs die Rassencigentümlichkeiten entscheidend; mit dem Vergleich des Kanzlers von den Hasen und Kaninhen war es nichts. Der Weltfrieden läßt sich niht anbahnen auf dem Wege, den gestern Herr Hoffmann-Hall darlegte; dem Weltfrieden kann man nur näher Tommen durch die wirtshaftlihe Annäherung- der Nationen. Der Kanzler forderte uns auf, abzuwarten, wie der Hase läuft. Wir baben legt gesehen, wie der Hase auf wirtshaftlihem und nationalem Gebiete läuft, nah unserem Geschmadcke ist das niht; wir danken für diese abenteuerlihe Politik.

Reichskanzler Graf von Bülow:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat mir im uwveiten Teile seiner Ausführungen den Vorwurf gemacht, ih triebe eine abenteuer- liche Politik. Jch meine, ih habe seit fünf Jahren, scit beinahe sechs Jahren genügend bewiesen, wie fern mir phantastishe Pläne liegen. (Sehr richtig! rets und in der Mitte.) Sie können wirklich ganz rubig darüber sein, daß ich keine Unternchmen à la Mexiko unter- nehmen werde. Wo habe ih denn jemals abenteuerliche Wege einge- schlagen ? In Samoa ? Die Samoafrage ist zur allgemeinen Befriedigung beigelegt worden, und so, daß wir die beiden Hauptinsecln bekommen haben. In China? Aus der chinesishen Aktion sind wir mit Ehren hervorgegangen, mit ungeshwächten Kräften, mit einer gefestigten Position in Oftasicn und voller wirtschaftlicher Gleichberehtigung mit den übrigen Mächten. Und auch in Venezuela, das dem Herrn Vor- redner große Besorgnisse einzuflößen scheint, bewegen wir uns genau auf derselben Linie wie England und Jtalien, auf der Bahn ruhiger Besonnenheit. Ebenso wie England und Jtalien wollen wir in Venezuela nichts anderes erreichen, als Sicherheit für Leben, Eigentum und Handel unserer dortigen Landsleate. (Bravo!)

Nun hat der Herr Abg. Ledebour weiter gemeint, wir brauchten gar feine Kriegöflottie. Meine Herren, diese seine Acußerung stimmte, wenn nicht der Form, so doch dem Sinne nah völlig überein mit einer Bemerkung, die vor über 50 Jahren, damals, als das deutsche Volk im Jahre 1848 zum erfien Male den Wunsch hegte, auch eine Flotte zu haben, cin fremder Parlamentarier machte. Er wandte nämlich auf diese Bestrebungen des deutschen Volkes das Wort des Horaz an: „ophippia bos“. „Ephippia bos“, meinte jener fremde Politiker, d. h. was soll dem Ochsen Zaumzeug, was braucht das deutsche Volk eine Flotte! Nun,

ih meine, sowohl gegenüber jenem längst versiorbenen ausländischen