1903 / 33 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Feb 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Verichte von deutschen Fruchtmärkten.

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13,60 14.50 1340 13,10 15.20 15.59 14,80 14.00 1440 15.30 13,60 16,40

und der Verkausswert auf volle Mark abgerundet edeutong, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen i

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mitgeteilt. Der DurShschnittsprels wird aus den un ndeten Zahlen i, ein Punkt (.) in den leyten sehs Spalten, daß entsprechender GVeritht

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Deutscher Neihstag.

252. Sigung vom 6. Februar 1903. 1 Uhr.

Tagesordnung: Maetehuas der zweiten Beratung des Reihshaushaltsetats für 19038 bei dem Etat des NeiGElan ere und der Reichskanzlei. ,

Ueber den Anfang der Sigung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.

Abg. Dr. Noesicke- Kaiserslautern (b. k. F., fortfahrend): Ih meine, es ist Pflicht der Verwaltung, dafür zu sorgen, daß unser Proviant für Heer und Marine nicht von außerhalb geholt wird. In Bezug auf unsere Zweifel über die Auslegung der Brüsseler Kon- vention hat die offiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitun eine Be- rihtigung gebracht; diese aag ist niht sehr glücklih. Es wird nämlich zugestanden, daß die Fassung der Konvention mindestens Berichtigt wird tatsählich nichts, sondern bestätigt. (Es wurde seiner Zeit von den Abgg. Grafen Limburg-Stirum und Müller-Fulda darauf hingewiesen, daß Artikel 11 der Konvention England vollkommen frei läßt, daß der aus den Kolonien fommende

ucker nicht mit Strafzöllen belegt wird. Wenn man die deutsche prache niht zwingen will, so läßt sich dèr Artikel nicht anders aus- legen. Man wirft dem \{chönen- Geschlecht Mangel an Logik vor. Aber von den Vertretern der deutshen Regierung muß man im all- emeinen verlangen, daß sie die Geseße der Logik richtig anwenden. s ist nicht aus der Welt zu hafen, daß die Vorbesprehungen die Grundlage bildeten für das, was in den Entwurf hineingekommen ist, und wir müssen der Regierung vorwerfen, daß sie einen Vertrag weifel enthält, und daß fie ihn ratifiziert hat, ehe sie diese Zweifel gelöst hat. Es wäre Pflicht der Regierung gewesen, die Natifizierung fo lange hinauszuschieben, bis diefe Zweifel erst geklärt waren. Sniwischen ist ein Ereignis eingetreten, das uns nur noch mehr stußig mahca muß. Es hat die Kon- vention \. Z. nur bedingt ratifiziert, während wir unbedingt ratifiziert haben. Die Situation ist jeßt so: wird sind gebunden, England nicht. Jh bin der Meinung, daß es Sache der Negierung wäre, die Natifizierung zurückzuziehen und zu sagen, wir werden erst ratifizieren, wenn auch ihr unbedingt ratifiziert. Nun heißt es, die Sache wäre praktisch belanglos. Das kann ih nicht zugeben. Warum würde sich denn England so sehr darauf Ten wenn es nit darauf Gewicht legte. Die- selben Zweifel bestehen auch bezüglih Rußlands. Auch hier ist es von eminenter Bedeutung, daß ein weitgehender Vertrag abges{lossen wurde, ehe die Grundlagen vollständig feststanden. Es wäre Sache der Regierung gewesen, auch bezüglich Nußlands hinsihtlih der Aus- leih8zôlle und der Meistbegünstigung völlige Klarheit zu hafen. E: ist Tatsache, daß Rußland einen Vorteil hat. Es sind ver- schiedene Möglichkeiten vorhanden: entweder Deutschland gibt Nuß- land nach und erhebt keine Strafzölle, dann wird Deutschland von russishem Zucker überschwemmt, oder Deutschland gibt nicht na, dann haben wir eventuell einen Zollfrieg. Das konnte vermieden werden. Daraus kann man auf die Gestaltung der künftigen Handelsverträge Schlüsse ziehen ; wenn diese so geführt werden, wie es hier geschehen ist, so eröffnet das sehr ungünstige Perspektiven. Ich bitte den Reichs- kanzler, dafür zu sorgen, daß die künftigen Handelsverträge nur dann abges{lossen werden, wenn ihr Inhalt vollkommen flar ist, und nicht zwei Teile vorhanden sind, die ihren Inhalt nicht verstehen. Diese frage hat doh zweifellos auf unsere Finanzen cinen sehr großen influß. Dies gilt namentlih in Bezug auf den Differenzzoll für den Weizen aus Canada. Nach der amtlihen Statistik sollen aus Canada nur sehr wenig Doppelzentner hereinkfommen. Dies wird aber dadurch widerlegt, daß die Börse in New York sih geweigert hat, bezüglich der übrigen amerikanishen Börsen zu erklären, daß nur amerifanischer Weizen zu uns herüberkomme. Nach der canadischen Statistik kommen niht wenige Doppelzentner Weizen zu uns, sondern für 754 000 Dollar ; das bedeutet für uns eigen Zoual von { Million. Es liegen s\olche Nachweise vor für die Eingänge nah Hamburg, außerdem aber geht den Rhein herauf sehr viel amerikanishes Ge- treide zu uns herein. Es ift doch sehr traurig, daß wir diese Pro- dukte aus Canada nicht so fassen können, wie es nôtig wäre. Jch er- kenne darin immer und immer wieder die alte Nachgiebigkeit dem Auslande gegenüber; es liegt das im deutschen Charakter, in einer ge- wissen Vertrauensseligkeit; wir \ind generös, ohne uns weiter eine Gegenleistung zu fichern. Die Amerikaner haben gar kein Verständnis dafür; es imponiert ihnen gar nit, daß jemand nicht seinen Vorteil bei solchen Maßnahmen im Auge behält. Was Venezuela betrifft, so handelte es sih dabei zuerst um große fkapitalistische Interessen, dann aber war unsere Ehre engagiert, und die muß geschüßt werden. Haben wir uns aber auch für die Anerkennung der Monroedoktrin Garantieen gesichert? Amerika kann uns weder mit seinem Heere, noch mit seiner Flotte imponieren; die Amerikaner haben alle Ver- anlassung, \ich mit uns gut zu stellen. Alle Kreise in Deutschland, mit einziger Ausnahme der reinen JImporteure, verlangen größere Gegenleistungen von Amerika. (Nedner ist, weil er wiederbolt die Stimme sinken läßt, nur bruchstückweise auf der Tribüne vernebhmbar.) Was die Hereinziehung der Aussprüche des Kaisers in die Diskussion betrifft so gehört dazu, dieje Erörterung aus der Debatte auszu- \{ließen, ein Beschluß des Hauses. Andererseits hat doh {on früher der Präsident erklärt, daß cine gewisse Mißachtung dieser Aeußerungen darin liegen würde, sie gämzlih unerwähnt zu lassen. Anders liegt e, wenn diese Aeußerungen mehr aggressiver Natur sino. Der Kanzler bat die moralishe Verantwortung auch für solche Acuße- rut übernommen, für die cer formell niht verantwortlich ist. Wir müssen annehmen, daß diese Verantwortung nicht allein eine außerliche, sondern auch eine innerliche ist, sonst hätten wir ja keine Einbeitlichkeit. Der Reichskanzler sprah gestern abfäâllig von einer Politik der Gefüblswallungen. Es wird doch das beste sein, wenn man sih mehr und mehr auf den Wortlaut der Verfassung zurück- geht, welhe nur cine Verantwortung kennt. Das befte wäre, der Kanzler seyte scine Aufgabe darein, dabin zu wirken, daß diese engeren Grenzen der Verfassung möglichst eingehalten werden,

daß politische und programmatishe Acußerungen nicht obne

Gegenzeihnung in die Welt gingen. Der Reichskaniler t gestera aa anderem Orte eine sehr s{hône Rede gehalten; auch

in Lantwirtschaftörat hat ihm sein \{höner Nedefluß in bekannter ise zu Gebote gestanden. Er hat aber neue Beweise für seine Be-

ng, daß der Zolltarif die Landwirtschaft befriedigen könne, nicht rad Er hat von dem Undank gesprochen, der ibm von ter tutihen Landwirtschaft für diesen Zolltarif erwiesen werde: das bat ih betrübt, ih habe das Verhältnis umgekehrt aufgetakt Ich ne, Reich und Staat hätten Grund genug, der Landwirtschait afbar zu sein für alles das, was sie ihnen troy ihrer schlimmen gewährt hat. Er hat uns wieder Versprechungen und Versiche- angen gegeben. Es geht damit wie bei der Zabnoveration: es wird mmer gesagt, es tut niht weh, aber in dem Moment, wo der Zahn ausgerissen wird, wird fest zugegriffen. Die Zusicherung nehmen wir bia, aber son beute verlangen, daß wir glauben sollen, es würte bei diesen Versprechungen für die Landwirtichaft bei den Handelsverträgen was herausfommen, das fann er niht. Wir kämpfen weiter für

mere Forderungen, gleichviel ob wir Undank ernten oder Dank.

Staatssekrelär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr don Nichthofen:

Der Herr Abg. Noesicke hat wiederum den Beschwerden Ausdruck geben, welche von den ihm nahestehenden Kreisen aus in diesem bause schon wiederholt gegenüber cinem hervorragenden Beamten eines Ressorts vorgebracht worden sind. Durch die neuliche Noth n der „Norddeulschea Zeitung* ift schon hervorgehoben worden, dak der Herr Minisierlaldireklor von Koerner lediglld nah den ihm Weotdenen Instruktionen gehandelt hal. Der Herr Abg. Noesicke bat ja aud seine Angriffe hinsicht der Brüsscler Zucker- feadeation alt bloß gegen den genannten Beamten, sondern ah gegen die Regierung gerichtet. Dies vielleicht gesiattet mir

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mir die Freiheit zu nehmen, den Spieß etrvas umzukehren. Die parlamentarishe Behandlung auswärtiger Dinge, der Verhältnisse zum Ausland hat sehr seine zwei Seiten: sie kann nüßlich, fie kann \{hädlich sein (sehr rihtig!), sie kann vorteilhaft sein und auch nacteilig. Dies trifft insbesondere zu bei der Behandlung ab- ges{lossener Staatsverträge mit Rücksicht darauf, daß diese Staats- verträge an si ja nur eine Art von Programm bilden und in Wirk- samkeit treten niht durch den stattgehabten Abs{luß, sondern erst durch den Austausch der Natifikationen. Die Bemerkungen, die În der Zwischenzeit öfentlih gemacht werden, können ja selbst- versländlih für das eigene Land vorteilhaft sein: fie können die Regierung darauf aufmerksam machen, wo etwa ein Uebersehen vor- gefallen i, und sie können auf diese Weise der Regierung die Mög- lichkeit geben, ein solhes bei dem Austaush der Ratifikationen wiederum gut zu machen. (Sehr richtig!) Sie können aber au ih will nit sagen: den Gegnern, aber den anderen Kontrahenten die Möglichkeit geben, eine Lücke zu sehen, die sie ihrerseits dann auszu- füllen sih gemüßigt sehen.

Wie ist es nun aber hier gegangen? Auf der Brüsseler Zucker- konvention hat die britishe Negierung dur ihre Delegierten dié

Stellung eingenommen, daß sie den Ausgleihszoll für solchen

Prämienzucker niht zu erheben hat, der aus den Selbst- verwaltungskolonien in das Mutterland kommt. Sie hat aber dieser ihrer Anschauung in dem Text der Brüsseler Konvention selbst keinen Ausdruck gegeben. Die Delegierten der anderen Staaten waren daher in der Lage, anzunehmen, daß die britische Regierung ihre Ver- pflihtung zur Erhebung des Prämienzuschlages in dem Vertrage zu negieren nicht beabsichtigte; sie standen so nun vor zwei Moöglichkeiten : eniweder die britishen Delegierten an die Wand zu drücken und ihnen

, zu sagen: Ihr müßt, ehe wir abschließen, Eure Verpflichtung an-

erkennen, dies is unsere conditio sine qua non, wie es ja heute in einem Zeitungsartikel der Kammerherr von Trotha-Hecklingen verlangt. Was .wäre die Folge davon gewesen? Die, daß England, das ja nahezu sämtlihe Atouts bei diesem Spiele in der Hand hatte, nicht darauf eingegangen wäre, und die Konvention nit zu stande gekommen wäre. Oder die nicht-englishen Delegierten hatten den Ausweg, der Frage in ihrer definitiven Lösung aus dem Wege zu gehen, weil eine praktishe Notwendigkeit für ihre Lösung nicht vorlag. Leßteren Weg haben die Delegierten sämtliher übrigen Mächte, auch die deutschen, eingeshlägen; diese Mächte hielten ihn umsomehr für richtig, weil das Offenlassen der Frage ihnen die volle Möglichkeit gab, diese beim Praktishwerden an die in Brüssel einzuseßende Kommission zu bringen , ihre gegen- teilige Anschauung zu wahren und vielleicht auch praktis{ch zur Geltung zu bringen. Es kam darauf die Beratung in den Par- lamenten. In vielen der beteiligten Parlamente ist die Frage über- haupt gar nit erörtert worden, in anderen ist sie gestreift worden, in anderen ich darf auch vielleicht sagen: in diesem hohen Hause ist sie mit Gründlichkeit behandelt worden, was dann dazu geführt hat, daß die Aufmerksamkeit auf diese Frage in besondercm Maße gelenkt wurde. Die Regierungsvertreter konnten selbstverständli® hier nur diejenige Auffassung zur Geltung bringen, welche die deutsche Regierung hat, und nicht diejenige Auffassung, welche die englische oder in einer anderen Frage vielleiht die russishe Regierung baben konnte. Aber die Folge des Ganges der Beratungen war unzweifelhaft die, daß, wenn ih mi vielleiht etwas vulgär ausdrücken darf, man dem Löwen auf den Shwanz getreten hatte. (Heiterkeit.) Er reckte si infolge- dessen, und so kam die Frage zu näherer Erörterung im britischen Parlament. Durch dieses wurde die englische Regierung in die Not- wendigkeit verseyt, zu der Frage s{ärfer Stellung zu nehmen, al3 das sonst wohl der Fall gewesen wäre. Niemand hat vorber in England irgendwie cia näheres Interesse für diese Frage kundgegeben; es ist erst hervorgetreten, nahdem die Frage in verschiedenen Parlamenten, auch im holländisWen Parlament zur Sprache gebracht worden war. Infolgedessen hat die britishe Regierung im Parlament und bei der Ratifikation erklärt, daß sie diese Frage vor der in Brüssel ein- zurihtenden Kommission zu verhandeln nicht bereit sei. Wir sowobl wie die österreihis{-ungarishe Regierung baben demgegeuüber zum Ausdruck gebracht, daß, falls nennentwerte Quantitäten Zucker aus den Selbstverwaltungskolonien na England eingeführt werden sollten, wir uns die volle Aktionsfreibeit vorbebielten. So lizgt die Sache. Die bauptbeteiligten Regierungen haben inzwischen ratifiziert, sie baben sämtlich die praktishe Bedeutung der Frage nit für cine derartige gehalten, daß die Natifizierung dadurch irgendwie beeinflußt werden kann. Sie werden, wie gesagt, ihre Stellung dann nehmen, wenn das praktische Bedürfnis bierzu bervortritt.

Was Rußland anbetrifft, so war nah der früheren Haltung der russishen Regierung anzunehmen, daß Rußland Schwierigkeiten nit erheben würde. Mit Sicherheit konnte tas aber niemand sagen, da Rußland auf der Brüsseler Konferenz nicht vertreten war. Wir geben auh jeyt die Hoffnung niht auf, daß Rußland \{lieklid den Bréffcler Beschlüssen in irgend einer Form beitreten wird. Aber wir möSten auch vor endgültiger Klärung diescs Punktes dem Lande diejenigen Segnungen nicht vorenthalten, die die Brüsseler Konvention und die immer mehr und mehr in weiten Kreisen an- erkannt werden.

Staatssekretär des Jnnern, Posadowsky-Wehner:

Der Herr Abg. Roesicke hat mir das Wort in den Mund gelegt, es würden ih in Zukunft weitere positive Maßregeln für die Land- wirtschaft niht mehr treffen lassen. Wenn der geehrte Herr Abacord- nete mein Stenogramm nathsehen wollte, so würde er sich überzeugen daß ih nie citen ähnlichen Gedanken ausgesprochen habe. (Hört. bört! links.) Ich habe lediglich von der weiteren Erhöhung der Zölle gesprochen. Die Zukunft der Landwirtschaft und die positiven Maß regeln zu Gunsten der Landwirtschaft liegen eben niht nur auf dem Gebiete der Zölle, sondern auh auf dem Gebiete der gesamten Landeskultur, und cin Minister, der erklärte, man könnte in Zukunft nihts Positives mebr für die Landwirtschaft tun, würde damit er- flären: unsere ganze Landeskultur muß stille sichen. Ih habe diele Erklärung abgeben müssen, weil ih nidi wünsche, daß eine solide irriümlihe Auffassung ins Land dringl. Ih gebe im übrigen ohne weiteres zu, daß au heute noch der Druek der dfseniliden Lasten auf den ländlichen Kreisen dedeatend s{hwerer Ki als aut den Slädten. (Sehr richtig! rechts. WHersprus linkü) niemand leugnen, der die Verhälinisse kennt die Fläde, die der

Staatsminister Dr. Graf von

Es lirgt darin, daß einzelne Grunddesizer inne hal, an und

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für sich schwere öffentlihe Lasten trägt, Lasten, die die städtishe Bevölkerung in diesem Maße niht kennt. Es liegt auch darin, daß die Kommunalverbände auf dem platten Lande wesentlich kleiner sind und schon deshalb die öffentlichen Lasten auf die ländliche Bevölkerung wesentlich \{werer drücken als auf die städtische; die Ausgaben verteilen sih auf eine kleinere Zahl. Die kommunale Be- lastung der Gemeinden mit Schul- und Gemeindelasten ift daher im allgemeinen auf dem platten Lande wesentli größer als in den Städten. Aber, meine Herren, so weit kann man doch nicht gehen, es so dar-- zustellen, als ob nun die öffentlichen Lasten nur auf der Bevölkerung des platten Landes ruhten.

Meine Herren, ih möchte daran eine allgemeine Bemerkung knüpfen. Sie sagen uns immer und mit Recht, der Bauernstand ist eine der wichtigsten Grundlagen des Staatswesens. Die Negierung ist in dieser Beziehung mit Ihnen vollkommen einverstanden. Wenn dem aber so ist, so frage ih: ist es richtig, daß man fortgeseßt dem Bauernstand erklärt, die Regierung ist {laff , die Regierung vertritt ihr Recht nicht gegenüber den fremden Staaten, man glaubt nicht der Regierung, daß sie den guten Willen hat, etwas zu Gunsten der Landwirtschaft zu tun, sie wird ihre Versprechungen nit halten. Meine Herren, wenn Sie wirklich der Ansicht sind, wie wir es au sind, daß der Bauernstand eine der wesentlichsten Grundlagen jedes Staates ist und besonders jedes konservativen Staatswesens im geschihtlihen Sinne, dann, meine ih, sollten Sie fih mit uns bes mühen, im Bauernstande das Vertrauen zur Negierung zu erhöhen und niht das Vertrauen zur Negierung fortgeseßt zu erschüttern. (Sehr gut!)

Meine Herren, ih muß nun noch auf einige einzelne Fragen ein- gehen. Zunächst gestehe ih, daß mir die Nachricht der Presse, daß seitens eines Ressorts des Neis oder Preußens Verträge abgeschlossen seien mit einer canadishen Firma wegen Lieferung von Vieh, auh aufgefallen ist. Jch habe sofort alle Ressorts, die solche Lieferungs- verträge {ließen könnten das Reichsamt des Innern kann nicht 200 Owsen monatli bestellen (Heiterkeit) —, um Aufklärung gebeten. Ich habe diese Aufklärung bis heute nicht erhalten; sobald ih sie be- komme, werde ih dem hohen Hause und dem Herrn Vorredner Mit- teilung machen.

Es ist ferner von dem Herrn Abg. Roesicke angefragt worden, wie es mit dem Geseh stehe, was hier beantragt wäre, eine allgemeine Nahrungsmittelkontrolle einzuführen mit besonderen Beamten. Meine Herren, jede Anregung, die hier im Hause gegeben wird, verfolge ih; ih lasse sofort einen Auszug aus dem betreffenden Stenogramm machen und die Sache wird ges{äftsordnungsmäßig weiter be- handelt. So is es auch mit dieser Resolution geschehen. Es haben bereits Verhandlungen in dieser Frage stattgefunden, aber ih kann nicht verschweigen, daß \chon hierbei seitens des Finanzressorts ernste Einwendungen finanzieller Natur dagegen er- hoben sind, besondere Beamte für die Nahrungsmittelkontrolle anzus- stellen. Vom Standpunkt des Reichsamts des Innern wäre eine solche Kontrolle durchaus wünschenswert. Es wäre durchaus wünschens3- wert, -die Nahrungsmittelkontrolle in allen Einzelstaaten nah gleihen Grundsäßen und mit besoldeten Beamten vorzunehmen. Denn alle unsere Geseze zum Schuße der Nahrungsmittel werden uns niht viel helfen, wenn die Nahrungsmittelkontrolle ledigli in den Händen der allgemeinen Polizei liegt. Die gewöhnlichen Polizei- orgaue sind einmal meist nicht sahverständig genug in diesen Fragen, namentlih in fleineren Städten; sie sind aber auch ohnehin mit so vielen Aufgaben belastet sie sollen fast allwissend und allgegen- wärtig sein —, daß sie diese Aufgabe nicht ausreichend erfüllen können. Sie wollen also die Güte haben, abzuwarten, welchen Erfolg Ihre Anregung zur Sache haben wird.

Meine Herren, ih muß mich \{ließlih noch etwas eingehender äußern über die Frage der canadischen Getreidecinfuhr. Ich bitte um Entschuldigung, wenn diese Ausführungen etwas weitläufiger werden, als sie dieser allgemeinen Beratung entsprehen. Aber gegen- über der Legende, daß große Massen canadischen Getreides nah Deutsch- [land eingeführt würden, und zwar zu Unrecht zum niedrigeren Vertragk- say, ist es einmal nötig, gründlich diese Frage zu klären, und das will ih jeyt versuhen. Es wird von Canada an Getreide ausge geführt Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Buchweizen, Erbsen und, wie jeyt gemeldet wird, auch Mais. Von Weizen kommt nur der northern-spring- oder Manitoba-Weizen in Betracht; andere Weizen- arten werden in Canada nicht gebaut. Die Hauptvershiffungthäfen sind New Yark, Boston und Philadelphia; die südlicher gelegenen Häfen der Union {heiden aus, weil bei ihnen die Erhöhung der Fraht mehr ausmachen würde als die Zollersparnis. Haupteinfuhr- bâfen für uns sind Hamburg und Rotterdam; daneben könnten nod Antwerpen, Bremen und Stettin in Betracht kommen; jedo scheint über diesc tatsählich früher keine Einfuhr stattgefunden zu baben. (Zuruf rechts.) Ich komme auf Stettin nech zurück, Herr Adgeordneter !

Meine Herren, wie führen wir nun die Kontrelle über die Eiu- fuhr? An den meiflen amerikanishen Verladeplätßen, nämlih außer New York, Boston und Philadelphia noch in Daluth und Baltimore, stellen die Börsen und Handelskammern Zertifikate über die Be» shaffenheit des Getreides aus; auf diesen Zertifikaten wird seit Früh- jahr vorigen Jahres bei canadishem, also Traxnsitgetreide, der nichk- amerifanishe Ursprung durh den Vermerk „bonded“ d. h. unter Zollkontrolle kenntlih gemacht.

Meine Herren, aber bei dieser Bescheinigung beruhigen wir uns keineswegs. Es lassen sich nämlih außerdem die Konsuln in den Ver- s{hiffungshäfen Auszüge aus den Ausfuhrregistern geben, aus denen dervorgeht, weléde nah deutschen, holländischen oder belgischen Häfen abgehenden Schiffe canadishes Getreide geladen haben. Diesc Aud» züge werden durch Vermittelung des Auswärtigen Amts dea deutschen Seceeufersiaaten bezw. den Konsuln in den holländischen und belalschen Häfen mitgeteill. Ju Hamburg wird außerdem t3glih ten Zoll- stellen die sogenannte Warencinfuhrlisie des Freihafens mitgeteilt, die die Namen der angekommenen Schiffe und deren Herkunfthäüsen enthält also, meine Herren, eine doppelte Kontrolle von über See und in Deutschland. Die Konnossemente bezw. Frachtbuiese, Vie im Freihafen hei der Umladung des Eectreides in Flulisdiffe ben. Eisenbahnwagen ausgestellt werden, enthalten aud den Namen des Schies, aus dem das Getreide calladen i Die Zollltellen, denen das zar Einfuhr deñtimmte Getreide im Flu! Hi? oder im Eliexdahns wagen vorgeführt wird, wissen dader, in weldean amerikaniichen Hafen das Getreide verladen worden ist, Sie siad vom Senat angreicien, dei allen Setreide- und Etdicaladangen, die au? atlaatiiqen Hüsrn don