1903 / 34 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Feb 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Wwußtsein sein, daß wir eine gewisse Garantie haben, daß in ervsten Theatern nur solhe Stücke aufgeführt werden, in die wir unsere . Frauen und Töchter hineinführen können, ohne selbs zu errôöten. (Leb- haftes Bravo! rechts und im Zentrum.)

Abg. Dr. Newoldt (fr. kons.): Ih will einer Legendenbildung vorbeugen, die aus den Darstellungen des Abg. Dr. Barth sih ergeben könnte. In Grimmen wurde bei der Reichsta 8ersaßwahl von 1901 das liberale Blatt ohne Bestellung in den Gasthäusern verbreitet. Es fand in dem betreffenden Lokal eine Sißung der Manöver- abshäßungskommission statt; der Landrat bemerkte das Blatt auf dem Tische und fragte den Wirt, ob er das Blatt halte. Dadurch wurden andere Herren darauf aufmerksam, und einer fragte, was das für ein Blatt sei. Der Landrat sagte : das freisinnige. Jener Herr sagte darauf : Das ist mir interessant, das möchte ih auch lesen. (Zuruf des Abg. Gothein : Das ist unwahr!) Die Herren können ebenso viel Glauben beanspruchen wie Herr Gothein. Es fielen in dem Gespräh dann einige Scherzworte, von denen Abg. Gothein eines im vorigen Jahre zitierte. Die Haupt- sache ist, daß es sich um ein Wort handelte, das innerhalb der Kom- mission gefallen ist und gar nicht Mi die Oeffentlichkeit oder den Gast- wirt bestimmt war. Es ist festgestellt, daß der Landrat mit der Ab- haltung der Holzauktionen und ebenso mit deren Verlegung nichts zu tun hat, sondern der Forstmeister hat aus dienstlihen Gründen die Abhaltung der Holzauktionen verlegt. i

Abg. Hanssen (Däne) beschwert sich über die Ausweisungen preußisher Staatsbürger aus Schleswig, von denen man, obwohl sie den Krieg von 1870 mitgemacht hätten, behaupte, sie hätten für Dänemark optiert. Das Oberverwaltungsgeriht gehe von der An- \chauung aus, daß eine Ansiedelung in Dänemark genüge, um die Option zu begründen, das Oberlandesgericht in Kiel ist anderer _An- ficht. Ein Mann ist immer in Schleswig ansässig gewesen, sein Sohn H {hon im zweiten Jahre in Königsberg, da wurde er aus-

ewiesen.

q Geheimer Regierungsrat Heinrichs: Das Oberlandesgericht in Kiel ist allerdings der Ansicht, daß zu dem formellen Akt der Option ein Aufgeben des Wohnsißes hier im Inlande hinzukommen müsse. Wir müssen uns aber nach der Entscheidung des Oberverwaltungs- gerichts richten; denn über die Staatsangehörigkeit entscheiden nicht die ordentlichen Gerichte, sondern die Verwaltungsbehörden. Um über- flüssige Härten zu vermeiden, ist im September v. I. eine Verfügun E nach der E eage solher Optanten, die na der Verordnung von 1867 als Dänen galten, gestattet sein sollen. Die Kinder sollen die Staatsangehörigkeit erhalten können, besonders wenn sie im Heere gedient haben. i /

Abg. Rosenow (fr. Volksp.): Ih möchte die hon einmal ge- stellte Frage an den Minister richten, wie es mit dem Bestehungs- versu gegen den „Vorwärts“ sich verhält. Wir müssen bedenken, daß au einmal einer anderen Partei derartiges passieren kann. Was die Zulassung der Frauen zu Versammlungen betrifft, \o sollte man fkonsequent sein und die Frauen „nicht nur in einem Segment zulassen, fondern, da sie einmal zuhören dürfen, ihnen auch gestatten, ihre Meinung zu äußern. Einem Verein wurde nit gestattet, zu einem Vortrag des bekannten Os Goehde über das Thema „Koche mit Gas" Frauen zuzulassen.

ie gekohten Ae sollten in der ersen uung e Ann werden. Das \cheint man für \taatsgefährlich gehalten zu haben. Nur mit großer Mühe gelang es dem Vereinsvorsißenden, noch nach- träglih die Genehmiguyg vom Polizeipräsidenten zu erhalten. Der Redner weist dann die U des Abg. Freiherrn von Buddenbrock urück, daß in Berlin die Militäranwärter im Kommunaldienst \lecter gestellt seien als die Zivilanwärter. Beide Kategorien be- kämen genau das gleihe Anfangsgehalt von 1200 K und, wenn sie verheirathet seien, von 1400 A Jedem Assistenten, der aus dem Militäranwärterstand hervorgegangen, sei in Berlin gestattet, das Sekretärexamen zu machen und dementsprehend das betreffende Or ehalt zu erreihen. Auch in Bezug auf die Urlaubszeit bestehe kein ntershied zwishen Militär- und Zivilanwärtern. Bux Gewährung eines SDOUULg qui Guses bestebe keine Veranlassung, da ja die Beamten in Berlin wohnten; der Mangel des Wohnungsgeldzuschusses sei bei der Bemessung des Gehalts mit berücksichtigt. Die Militär- anwärter seien von vornherein pensionsberechtigt, die Zivilanwärter müßten erst zehn Jahre dienen. Die Staatsregierung follte einmal die Lage der Militäranwärter im Kommunaldienst mit derjenigen der Militäranwärter im Staatsdienst vergleichen; leßtere wären froh, wenn sie solhe Gehaltsverhältnisse hätten wie die in Berlin. bg. Ernst (fr. Vgg.) bestreitet die Richtigkeit der Darstellung des Abg. Dr. Newoldt und befürwortet sodann eine Erhöhung der ahl der städtishen Vertreter auf den Kreistagen in der Provinz osen. Der jeßige Modus beruhe noch auf der Kreisordnung von 828. Die Städter seien ebenso patriotisch gesinnt wie die Land- bewohner. Schon im Jahre 1901 habe der Minister Freiherr von Rheinbaben die Einbringung ciner Vorlage zugesagt, es sei aber noch nichts geschehen.

Darauf wird die Debatte geschlossen.

Abg. Freiherr von Buddenbrock (kons.) bedauert, in einer persönlichen Bemerkung nicht die Mißverständnisse des Abg. Rosenow

aufklären zu können; das Stenogramm seiner Rede werde aber be- eien, daß ihm jede Animosität gegen die Stadt Berlin ferngelegen be

Der Titel „Gehalt des Ministers“ wird bewilligt.

Der Antrag der Abgg. Dr. Barth und Dr. Wiemer wird abgelehnt; für den ersten Teil (geheime Stimmabgabe) stimmt auch ein Teil des Zentrums, für den zweiten Teil (Abänderung der Wahlkreiseintcilung) stimmen au die Nationalliberalen.

Bei den Ausgaben für das Statistishe Bureau erklärt auf eine Anfrage des Abg. Shmih-Düsseldorf (Zentr.) der

Minister des Jnnern Freiherr von Hammerstein:

Ueber die Fortsezung oder Neuaufstellung ciner richtigen Statistik der Vershuldung sowohl des städtischen, als insbesondere des ländlichen Grundbesizes {weben Verhandlungen, deren Schwerpunkt im land- wirtschaftlichen Ministerium licgt. Wenn ih recht unterrichtet bin, so hat der Deutsche Landwirtschaftsrat die Grundsäye vor einiger Zeit aufgestellt, nah denen nunmehr versuht werden wird, eine bessere und audreihendere Statistik zu schaffen.

Um 3!/z Uhr wird die weitere Beratung des Etats des Ministeriums des Jnnern bis Montag, 11 Uhr, vertagt.

Kunst und Wissenschaft,

A. F. Die Berliner Gesellschaft für Erdkunde beging am Sonnabend einen großen Tag: Der unter Zustimmung der ge- samten wissenschaftlichen Welt mit Recht gefeierte schwedische Forschungs- reisende Dr. Sven Hedin war als Vortragender angesagt, um um ersien Male außerhalb seines engeren Vaterlandes Bericht zu er-

tten über die niht hoch genug zu shäyenden Ergebnisse seiner letzten orshungéreise. „Drei Zahre im innersten Asien und ibet“ laulele auf Wuns des Vortragenden das Thema, cin allzu bescheitener Titel für den a Inhalt. Der Saal zeigte sich bis auf den leyten Play gefüllt. ie wedishe Gesandtschaft war porginiia vertreten, das Auswärtige t durh den Staatssekretär Freiherrn von Richthofen, das Kultus- ministerium due den Geheimen eperroglerungdeas Schmidt. In den herzlichen Begrüßungöworten, die Geheimer Rat Professor Dr. s mann als Vorsitzender der Gesellschaft sprah, wurde darauf hin- gewiesen, dah Dr. edin seit la durh enge Bande mit Berlin und mit der Gesellschaft für Erdkunde upt isl, Er hat sh ein Jahr lang Studierens halber in Berlin aufgehalten

und bereits zweimal, 1892 und 1897, durch Vorträge erfreut: im ersteren Jahre nah seiner großen Reise in Persien und nah Be- steigung des Demawent, im leßteren, um über seine erste Forschungs- reise nach Innerasien zu berichten, die zur S tg eta N und enauen Bestimmung des Lop-Noorsees in der Wüste Gobi führte. (Der Zufall wollte es, daß unter zwei von einem Freunde der Gesell- schaft eingegangenen und zur Besichtigung im Saale ausgehängten photographishen Aufnahmen \ih gerade eine {öne Ansicht des Dema- went befand.) Nach kurzer Erledigung ge\chäftli her Angelegenheiten und entsprehendem Bericht über eingegangene Bücher durch den Vor- fpenvea nahm Dr. Sven Hedin das Wort zu seinem Vortrage, er etwas länger als 2 Stunden die Aufmerksamkeit der Zuhörer ge- fesselt hielt und von zahlreichen, wohlgelungenen Lichtbildern begleitet war: Die Forschungsreise, zu welher der König von Schweden den größten Teil der Mittel gewährt und welhe der Zar durch Be- O freier Reise auf russischem Gebiet und einer Esforte von 4 Kosaken, die ausgezeichnete Dienste leisteten, S hatte, begann am 24. Juni 1899 mit der Abfahrt von Stockholm. Ueber Nußland und Tranékaspien wurde Kaschgar in Ositurkestan erreiht und hier die Karawane von Neit- und Lasttieren und entsprehenden Mannschaften ausgerüstet, mit der es zuerst an einen Punkt des oberen Tarimflusses ing, wo Hedin mit wenigen Leuten feines Gefolges ein großes Fährboot bestieg. Die Absicht war, damit stromabwärts, d. i. in östliher Richtung, soweit als möglih zu ge- langen, während das Gros der Karawane auf dem Landwege E Auf der ganzen Reise ist nach ähnlichem Plan verfahren worden : Die \chwer bewegliche Karawane blieb entweder als Stüßpunkt für die Expedi- tion, Wasser- und Proviantdepot in geeigneten Hauptquartierenzurück oder sie folgte langsam zuweilen auf kürzeren Wegen bis zu einem vorher vereinbarten Punkte. Im ganzen ist während der Reisedauer das Ba drei bis viermal gewechselt worden. Welche ungeheueren

ntferungen in diesem Gebiet zurückzulegen waren, zeigt die ih über 2000 km erstreckŒende Stromfahrt, die erst am 7. Dezember 1899 ihr erzwungenes Ende erreichte, weil der Tarim zufror, nachdem er viele Tage vorher mit Grundeis gegangen war. Die Sommer- und Herbst- fahrt auf dem breiten Strom gehört zu den reizvollsten Reifeerinnerungen Hedins, besonders da, wo beide Ufer mit mächtigen Urwäldern beseßt Tia die im Herbst in den buntesten Farben prangten. Im allgemeinen ießt der Tarim zwischen niedrigen, stark verschilften Ufern und mit mäßiger Geschwindigkeit. Am Abend gin / wo die Begleiter übernahteten, während Hedin in dem auf dem Boot errichteten Zelt in der Nähe des wertvollsten Teils seines Reise- inventars nâchtigte. Hier hatte er sich sogar eine Dunkelkammer ein- erichtet. Die große Zahl der diesem Teil der Reise zu verdankenden ihtbilder bewies, daß Hedin Ee fleißig photographiert hat. Sonst war er mit Beobachtungen aller Art unausgeseßzt „und sie täglih buchend beshäftigt. Vor allem interessierte ihn hier die Untersuchung der vom Tarim mitgeführten Wassermenge und der Stromgeshwindigkeiten zur erschöpfenden Ergründung des ganz einzig dastehenden roblems, wie ein gewaltiger Strom in seinem Unterlauf nahezu vollständig in der Wüste versickern und sich verlieren kann. Im Mittellauf des Tarim ergab die sekundlihe Wassermenge 96 cbm. Nah notgedrungener Einstellung der Stromfahrt richtete Hedin in einem kleinen Dorfe Bn eE am Ufer für seine Karawane das erste Hauptquartier ein und egab sich dann mit einer kleinen Kolonne von 6 amelen, die Eis, Holz und Proviant trugen, auf den Weg quer durch die Wüste in füdlicher Ribtung uny dem 285 km entfernten Tjertjen, das in 20 Tagen erreiht wurde. Diefer westliche Teil der Gobiwüste ist, wie die Bilder deutlih veranschaulichen, das trostloseste und bei der vollständigen Gleichartigkeit der Dünenwellen zugleich das für die Drientierung \hwierigste Terrain, das man ih denken kann. Bei den fast das ganze Jahr über herrs{enden Ostwinden sind die im Durchschnitt 89,5 m hohen Dünenwellen nach Often \tets gleichmäßig flach, nach Westen ftets gleichmäßig steil abfallend, nur die im Winter öfter wehenden Südwinde verändern zuweilen das Bild, indem sie die Rich- tungen verschieben. Ein fester Weg ist nur in den Thälern zwischen den Wellen zu Juden, auf den Dünen sinken Mensch und Tier tief in den locketen Sand ein. Es war bitter kalt, auch lag Schnee, als man im Januar diesen Teil der Wüste kreuzte; nachts am Lagerfeuer hatte man zuweilèn 30° Wärme von der einen, 30° Kälte von der anderen Seite auszuhalten. Der Rückweg von Tjertjen nah dem DRUPLUaTtnS wurde auf cinem anderen Wege, nämlich an und, wo es gîng, auf dem Tiertsi-Darja, einem linken Nebenfluß des Tarim und dann den Tarim aufwärts zurückgelegt. Da es inzwischen Frühjahr geworden, unternahm Hedin vom Hauptquartier aus ver- iedene ros Vorstöße in \üdöstlicher und östliher Richtung, die ihn im März in der Wüste ein ganz ausgetrocknetes Flußbett und am Nordufer des früheren Lop-Noor-Sees die Ruinen ciner alten Stadt entdecken ließen. Vorerst konnte er jedoch diesem wichtigen Funde keine eingehende Aufmerksamkeit \{henken, da ihn das vor- erwähnte Tarimproblem lebhaft beschäftigte. Er nahm des- halb von Abdally, in der Nähe des gegenwärtigen Lop-Noor-Secs gelegen, seinen Rückweg zum Hauptquartier stromaufwärts auf dem träge strömenden Wasser des unteren Tarim, mate unter- wegs viele Anfnahmen und ermittelte jeyt die Lösung des gesuchten Problems durch eine Beobachtung, die ibm anfänglich ein Rätsel aufgab. Auf dem Gebiet, wo der Tarim in südöstlicher Richtung das Dímenmeer durhstrômt, fanden \sih nämlich die Dünenwellen an der reten, also westlichen Flußseite, steil zum Fluß abfallend, während sonst diese Wellen nah Osten flach verlaufen. ge konnte somit nur der Fluß durch beständige Unterwashungen Einstürze und steile Böshungen veranlaßt haben, folglih war der Tarim in einer Bewegung gegen sein rechtes Ufer begriffen. Die Bestätigung dessen fand Hedin weiterhin in einer großen Anzahl von ausgedehnten Lagunenseen am rechten Ufer, die beständig am Wasser- inhalte des Tarim zapfen ; in welcher kolossalen Ausdehnung, das wurde durch wiederholte Messungen festgestellt. Diese flachen Lagunenseen ver- mitteln die Verflüchtigung und Versickerung des bei weitem größten Teiles der vom Tarim mitgeführten Wassermassen. Am §8. Mai 1900 wurde das erste Hauptquartier aufgelöst und alles ins Gebirge am Südrande der Gobiwüste hinaufgeshickt. Die Zeit der Ueber- siedelung benußte Hedin zur Vollendung seiner Klußaut- nahmen in tem oben erwähnten Sinne und folgte dann den Spuren seiner Karawane über Abdally hinaus. Am 20. Juli 1900 bezog die Karawane ein zweites Hauptquartier. Von hier aus wurden wieterum mehrwöchige Vorstöße nah Süd, West vnd Nord gemacht. Der erste hatte den unerwarteten Erfolg der Entdeckung eines Sal1zsees von solcher Ausdehnung, daß man vom Nordufer aus das Südufer nicht zu schen vermochte, und von so hohem Salzgehalt, daß alle hineingetauhten Gegenstände \sih alsbald mit ciner Salikruste überzogen und das Boot, mit dem man über ten See fubr, nur ganz flach eintauhle. YJenseits des Sees wurden dessen Zuflüsse untersuht uud aufgenommen und dabei große Süß- wasserscen von Tiefen bis zu 48 m entdeckt. Die nach 9tägigem Aus- ruhen im Hauptquartier nah Westen unternommene Grfursion hatte die Untersuhung der in ostwestliher Richtung \treichenden Gebirgs- fette zum Zweck. Jnywischen waren Sommer und Herbst vergangen und so kam der 12. Dezember als der Tag heran, an dem Hedin auf der nah Norden unternommenen Exkursion zum dritten Male die Reise von 18396 eingerechnet am _Lop-Noor anlangte. Die Wüste Gobi war in dieser Zeit, namentlich der furhtbaren Winde und Staubnebel wegen, und dei einer Kälte bis 32° C. ein entseylicher Aufenthalt. Hedin ge- denkt namentlih des ersten Tages im neuen Jahrhundert als eines für ihn und seine Gefährten sehr s{hlimmen, weil der Eitvorrat aus- gegangen war. Da verhalf die Beobachtung der Fährten der in roßer Menge in der Wüste Gobi wild lebenden Kamele zur Auf- Äudans einer Quelle, die zwar salzia, aber von sliñem Eis umgeben war. Sehr erschwert war die Ortsbestimmung dur Nebel. Dennoh gelang es în der yweiten Häülfte Januar, die im vorigen L bjahre entdeckdten Stadtruinen wiederzufinden und unterwegs noch ein interessantes Nivellement aus- zuführen, wel einen niht unbeträhtlichen Fall des Wüstenterrains von Nord nah Süd zu sen scheint. Die an der Ruinenstätte von Lo-leng so hat sih der Name der im Sande begrabenen

man gewöhnlich ans Land,

Stadt herausgestellt vorgenommenen Ausgrabungen legten me rere None, einen Buddhatempel mit wohlerhaltenen zierlichen Hg trukturen und -Skulpturen aus Pappelholz und einen Turmstunmz bloß, die Mauern ohne Ausnahme von [lufttrockenen Ziegeln erbaut. Den wichtigsten Fund bilden einige Kpiermanusrivte Fragmente und 42 wohlerhaltene, mit cinejisher Sthrift be, deckte Holzstäbe. Diese Dinge sind inzwischen einem ersten Kenner des Altchinesishen Himly-Wiesbaden zur Entzifferun übergeben worden. Nach dessen bisher vorliegenden Ermittelungen etreffen die Aufzeihnungen Verwaltungsrehnungen etwa einer Steuerbehörde und stammen aus den Jahren 264—270 n. Chr. Es geht aus ibnen hervor, daß Lo-leng der Siß eines Gouverneurs und zweier Fürsten war, daß es in einer getreidebauenden Landschaft lag und Station an einey mit Karren befahrenen Wege, an dem auch eine in den Aufzeihnunge öfters genannte Station Tunguan lag. Es berührt seltsam, voy dieser 1600 Jahre zurückliegenden , beglaubigten D geit eines Landstrichs zu hören, der Put vollständige Sandwüste ist. An Ge, räten wurden noch eine chinesische Lampe und einige Kupfergeräte, an Münzen u. a. folhe eines cinesishen Herrschers gefunden, der von 9—23 n. Chr. regierte. Auf dem Rückwege zum Hauyt, quartier jenseits des Gebirges hatte Hedin noh Gelegenheit zur Unter, suchung eines anderen von der Wüste gestellten Problems, nämli der Wanderung der Seen, die selbs in so kurzer Zeit, wie seit der ersten Reise bis 1901 verflossen, ih bemerkbar machte. Der Corshe findet die Erklärung darin gegeben, daß der beständige scharfe Östwind in den trodenen Stellen unaufhörlich wühlt und gräbt und so mit der Zeit hier Vertiefungen haft, in welche hinein der Wasserdruf: in den von den Wassermassen der versickernden Flüsse erfüllten Schichten in einem Moment ( drückt, hier Seen bildend, die in weiterer Folge von den gleihen elementaren Ursachen, wenn auch in langen Zeitläuften, wiederum zurückgebildet werden. Nach der Wiedervereinigung mit seiner Karawane unternahm Hedin unter Auflösung des Hauptquartiers den seit lange beabsichtigten Zug nah Süden nah Tibet hinein. In diesem Augenblick belief sich die Karawane nah manchen Verlusten an Neit- und Lasttieren, deren mehrere im Sumpf und beim efi von Flüssen threm Schicksal überlassen werden mußten, auf 4 Ko aken, 1 mongolishen Lama als Dolmetscher, 30 Eingeborenen (Turkmenen), 39 Kamele, 45 Maultiere, 70 Esel, 50 Schafe, 8 Hunde. Auf den Marsche nach Tibet waren zunächst zwei sehr hohe und bef werliche Gebirgs, ketten Urkatag und Kuetes-Schih zu überwinden, was für die ganz Karawane sich bei dem ersten Versu als eine Unmöglichkeit erwies, Dieselbe wurde deshalb an einem dritten Standquartier zurückgelassen unter Anweisung ay die zurückbleibenden Kosaken, sie nach Kaschgar aur Gtesühren, wein bis zu einer genau bezeihneten Zeit Hedin nit zurückkehren sollte. Dieser begab \fich nun allein in Begleitung des Lamas und eines Kosaken, alle drei beritten, auf den Weg nach Tibet, doch nit eher, als auch Hedin „und der Kosak vorher an sich in Kleidung und Barttracht die Verwandelung in Mongolen vollzogen hatten. Sie sollten indessen troy der größten angewandten Vorsicht niht allzuweit gelangen. Schon in einer der ersten BLLE nah dem Betreten tibetanishen Bodens bemerkten sie ih von Räubern ums{chwärmt und fürchteten für ihr Leben. Wie ch später herausstellte, waren es Grenzwächter, die nihts Eiligeres zu tun gchabt hatten, als die Ankunft von Fremdlingen nah der Landeshauptstadt Lhasa zu melden. Zwei Tage später wurden die Reisenden von tibetanishen Soldaten umringt und nach flüchtiger Bedrohung mit Lanzen und Flinten vom Anführer höflich, aber bestimmt aufgefordert, das Land zu ver- lassen. Da ihnen eine Eskorte von 24 Soldaten bis zur Landesgrenze gestellt wude, blieb nichts übrig, als dem Befehl zu gehoren und zum Hauptquartier zurückzukehren. Die Tibetaner _waren- liebens- würdig genug, die Fremden niht notleiden zu lassen, ja Pferde, Schafe und allerlei Proviant noch bis zum Hauptquartier mitzu- bringen. Wieder mit seiner Karawane vekeinigt, versuchte nun Hedin mit der ganzen Karawane auf einem anderen, mehr westlihen Wege, mit Verzicht auf den ursprünglichen Plan, nah Lhasa zu gehen, tibetanishes Gebiet wenigstens zu durhqueren ; do war der Erfolg der nämlihe. Er wurde durch ein Korps von 500 Soldaten aufgehalten und durh zwei Gesandte des Dalai:2ama dringend aufgefordert, das Land zu Pera, Als Hedin entgegnete, er wolle es auf dem Wege zur Grenze von British-Indien tun, erklärten sich die Tibetaner einverstanden ; doch wurde auf der noch drei Monate dauernden Wanderung die Karawane ihre tibetanische Begleitung nun nit wieder los. Es schien, als wäre das ganze Land zur Bekämpfung dieser Gefahr mobil gemaht worden. Doch benahm sich die Eskorte, besonders die beiden Chefs, äußerst höflih und versah die Karawane mit reichlichem Proviant, stellte thr auch täglich 40 Yaks tibetanishe Ochsen als Zugvieh. Es war inzwischen empfindlich kalt geworden. Einige kleine Exkursionen wurden, während die Karawane sih langsam vorwärtsbewegte, Hedin nachgesehen, so daß der Reisende au von diesem Teil seiner Reise ga, durch Sluß und Seen- bestimmungen selbst reihe Ausbeute heimbringen konnte. An da Grenze wurde Hedin im Auftrage des Vizekönigs Lord Curzon empfangen und nah der Hauptstadt von Kashmir begleitet. Nach kurzer Erholung dort vereinigte er sich wieder mit seiner Karawane und überschritt mit ihr unter vielen Beschwerden den Hod paß des Karakorumgebirges. Im jenseits gelegenen Kaschgar wurde dann die Karawane aufgelöst. So weit der Vortragende, der ganz frei in einwandfreiem Deutsh sprah und seine Mitteilungen häufig durh humoristishe Bemerkungen würzte. Von großem Interesse waren au seine mehrfah eingestreuten Mitteilungen über die Fauna der be- suchten Länder, die Wildshweine und Tiger in den Wäldern und D s{ungels am Tarim, die wilden Kamele, als Jagdtiere sehr gesucht wegen der äußerst wohlschmeckenden Höcker, die Antiloven und berdenweise auf den tibetanishen Hochflähen auftretenden Wildesel, die Wölfe und Bâren, deren einer erlegt und als ein uraltes blindes Tier erkannt wurde. Von Kaschgar ausgehend bis wieder nach Kaschgar zurüdck,

hat der Reisende im ganzen eine Entfernung von 10 500 km dur messen.

Nah Schluß des mit lautem Beifall aufgenommenen Vortrag ergriff Geheimrat, Professor Dr. Hellmann das Wort, um dex Forshungsöreisenden zu der von ibm vollbrahten Großtat zu beglüdck- wünschen und vor allem den echt wissenschaftlichen Eifer zu pÞicisea, womit er seinen Beobachtungen und Forschungen obgelegen, alcidy gültig, ob ihn die Sonne der Wüste sengte oder cisige Kälte umfin

in wie großes Material Hedin zusammengebracht, das ergebe fi

aus der Tatsade, daß augenblicklich in Stocktholm cin Stab von Gelehrten mit dessen Sichtung und Ordnung beschäftigt sei. Hoffentlich werde es gelingen, das auf b Texrthände und 3 Atlanten veranshlagte Material unverkürzt zur Veröffentlichung zu bringen Die großen Verdienste Soen Hedins, fuhr Geheimer Ra Hellmann fort, würden überall aufs freudigste anerkannt. So habe auh Seine Majestät der Kaiser dem Forscher den Kronenorden IL. Klasse mit dem Stern zu verleihen gerubt, und die Gesellschaft für Erdkunde beechre si, ibm die goldene Nathhtigal-Medaille zu über- reichen, denn er sci ein Pfadfinder in Asien gewesen, wie Nachtigal vor 40 Jahren in Afrika. Der also Gefeierte dankte bewegt für die ibm za teil gewordene Ehre, die ihm cin Ansporn sein werde zu weiteren wissenschaftlichen Arbeiten; denn er fühle sich noch zu jung und zu lebensfrish, um sih an dem Erreichten genügen zu lassen.

Land- und Forstwirtschaft. Getreidehandel in Antwerven.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Antwerpen berichtet unterm 2. d. M.: Die Welzenpreise erfuhren in Antwerpen im Lause des Monats Januar d. I. eine nicht unerhebliche Erböbung: seit eini Tagen sind sie aber wieder im Rückgang begriffen. Immerhin fer war vorrätiger Weizen Ende Januar d. L dier noh 50 bis 75 C für den Doppelzentner teurer als zu Anfang des Monats.

Die Preise für Getreide und Mehl stellten sich am bief Playe Ende des Monats ungefähr, wie folgt: ges

zu großer Spannung das Wasser |

Noggen:

Mais:

Weizenmehl: Die Vorräte am hiesigen P

nordamerikanischer.

Nausas if E californi Walla. 9e

Kurrachee, weißer :

Ï 0s R lata auf Lieferung, je nah Güte . Er Ole.

onau, russisher ,

inländischer ,

inländischer .

Fer:

Odessa und inländisches .

wie folgt, ges{häßt:

Es wurden mehr geerntet 500 t Hafer, 1000 t weißer Dari und 1500 Hirse. 2000 t Bohnen und 1000 t Mais.

Zur Ausfuhr gelangten bis

Donau und nor

damerikanischer La russisher und nordam

erste: für leivede E nordamerikanisher und Pla Donau

Weizen: 150 000 dz

Gerste: Mais:

40000 ,

29 000 „.

Das Kaiserliche

afer

oggen . Weizen . Gerste . Bohne Weißer Dari. Mais Hirse

Zusammen

E oggen . Wei en . Gerste ; Bohnen. weißer Dari . Mais Hirse

Zusammen .

Hiervon gingen:

nach Belgien.

Konsulat 26. v. M.: In den Vilajets Aïdin, Brussa gehörenden Distrikten von O wurden im Jahre 1902 geerntet:

erikanis cher :

ta.

. 163/;

N

T T6. ..T:8 0/4 D

17

17/8 165/s 162/s

15—

berichtet

39500 & 2 000 & 90 000 & 180 000 & 18 000 è 9 000 & 1500 t 4 500 &

a 5 DO8000 f Gegen das Vorjahr ist eine Zunahme von 10 000 t zu verzeichnen. 9000 t Weizen, 5000 & Gerste,

Weniger geerntet wurden

Ende Dezember v. J.: e Dee 1681 t

709 t

1226 t 114861 t 13673 t 3699 t

82 t

1984 t 137 915 t

, Schweden und Norwegen

« England der Rest von. Die nah Belgien verschi Teil für Deutschland besti

10 500 t

300 t

. 127 115 t.

en Mengen sind vermutlih zum größten mmt.

egenwärtig befinden \ih in Bega as) Lager: 20A

Weizen . Gerste :

weißer Dari ? .

Hafer, Hirse und Mais .

{ägßt.

400 t.

Die im Innern des Landes noch vorhandenen Vorräte werden auf 30 000 t

—3,

15{—164

16, 164, 171 152—174

16

137—13} 13

164—17} 12§—13 123—16 13}—14 14—14{ S 21t—221. laße wurden Ende Januar

de S,

Ernteergebnisse und Getreidehandel in der Türkei. in Smyrna

unterm

Konia und den zum Vilajet ushak und Afioun-Karahissar

e ¿ Für das abr 1903 kann, soweit sich bisher übersehen läßt, eine gute

Tarifnummer

rnte erwartet werden.

Handel und Gewerbe,

Mit dem 29. v. M. sind in Schweden folgende Abänderungen des Zolltarifs in Kraft getreten.

Einfuhrzölle auf Spirituosen und Weine.

Maßstab

| Früßberer | Zollsab

Kronen |

Branntwein u. Sprit, in Fässern, größeren oder kleineren

von Getreide, Kar- toffeln oder anderen Erdfrüchten

von Reis (Ara) von Zucker (Rum) . . von Weintrauben (Kognak) von anderen Früchten in anderen Gefäßen : alle Arten

Aether und sogen. Hoffmannstropfen. (Aether spirituosus), eingeführt durch Vorsteber von Apotheken oder, nah eung des Kommerz- ollegiums, durch Ge- werbetreibende, welhe nachweisen, daß sie solcbe Waren zur Herstellung ihrer Fabrikate nötig baben, das Gewicht der Gefäße mit eingerechnet .

Actherarten, zusammen- geseßte oder Mischungen davon, wie Salpeter- äther, Essigätber, Frucht- äther, Kognak-, Rum- und Arrakefsenz, das Ge- wiht der Gefäße mit eingerechnet

Liqueur

Wein : bis zu 25°/4 Alkobolgebalt in Fässern, größeren oder feineren in anderen Gefäßen:

moussierend . . . s. nicht moussierend . von hôöderem Alkohol. gehalt: wird wie Liqueur

verzollt.

1 Alkoholgehbalt

1 1 von 50 0 O0

bis 4+ 15 0 Celsius do. do.

do. do. 1 1 obne Rücktsicht auf den Alkobolgehalt

(Aus den im Reichsamt des Innern „Nachrichten für Handel und Briemengeftellten Wagengestellung im Jahre 1902.

Dezember anuar/Dezemb i 1902 1901 U | 01 Saarkohlenbezirk 62379 57754 7922892 708 829

Aachener Kohlenbezirk .. . 146422 13509 1687422 {1 0 Niederslesisher Kohlenbezirk 31953 - 27902 338 792 382 188 Braunkohlengruben in denCisen- bahndirektionsbezirken Magde- burg, Halle a. S. und Erfurt 122 635

111041 1191401 1193654' Zusammen . . 231 609

c . 210206 2 421 827 2 394 694. Für Dezember 1902 ergibt si somit gegenüber dem Dezember 1901 eine Zunahme von 10,2% und für die Monate Januar bis

Dezember 1902 gegenüber denselben Monaten des Vorjahres eine Ab- nahme von 1,1%.

Eisenbahnversand von Steinkohlen und Koks im Jahre 1902.

Dezember Januar/Dezember 1902 1901 1902 | 1901 Mengen von je 10 Tonnen 417137 385420 4808 796 4 830 832 Oberschlesien / 160 211 140636 1734134 1787 808 Zusammen. . . . 577348 526056 6 542 930 6 618 640.

, Der Monat Dezember 1902 zeigt somit gegenüber Dezember 1901 eine Zunahme von 9,8 9/9; die Monate Januar bis Dezember 1902

O gegenüber den gleihen Monaten 1901 eine Abnahme von 1 0.

Nuhrbezirk

Oesterreih-Ungarn.

Aufgeld bei Zollzahlun en in Silber. Durch Verord- nung des österreichis en Finanzministeriuums vom 20. Januar 1903 ist im Einvernehmen mit dem ungarischen Finanzministerium für den Monat Februar 1903 llee t worden, daß in denjenigen Sn, in welchen bei Hanns von Zöllen und Nebengebühren, dann bei Sicher- stellung dieser Abgaben statt Goldgulden Silbergulden zur Verwendung kommen, ein Aufgeld von 192 v. H. Silber zu entrihten. (Ver-

ordnungsblatt für den Dienstbereih des K. K. Fi inter vom 24. Januar 1903.) d Finanzministeriums

Lage der Eisenindustrie der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1902; Aussichten für 1903. Abgesehen von dem Wachstum der Bevölkerung, bewirkten in den Vereinigten Staaten von Amerika während des Jahres 1902 die erhöhte Kaufkraft des Volkes, dessen Verdienst kaum je so reihlich gewesen war, und vor allem der ungewöhnliche Bedarf der Bahngesellshaften eine außerordentlihe Zunahme im Ver- brauch von Eisen und Stahl. Die Industrie des Landes enügte nicht, um die Nahfrage zu befriedigen, und so entstand die mkehrung der gewöhnlihen Strömung des Eisenhandels, welche die Vereinigten Staaten zu einem bedeutenden Importland von Roheisen, Stahlknü peln, Stahlschienen und Konstruktions\tahl machte, während diese Waren fonst aus der Union in erheblicher Menge S wurden. Aus der Handelss\tatistik für das ab- elaufene ahr wird hervorgehen, daß von diesen Eisen- und Stahlerzeugnissen allein mehr als 1000 000 Tons nah den Ver- e Staaten eingeht sind, eine Importmenge, wie sie seit dem großen geschäftlihen Aufshwung in den Jahren 1 79/80 nit wieder vorgekommen ist. Noch vor zwei Jahren verkaufte die Union mindestens ebenso viel dieser Produkte dem Auslande, und es batte damals den Anschein, als ob die Exporte ständig größeren Umfang annehmen würden. Die Einfuhr ist aber um so auffallender, 'als die Eisen- und Stahlerzeugung der Vereinigten Staaten im Zahre 1902 um rund 10 °% höher war als 1901, nahdem leßteres Zahr alle früheren in dieser Beziehung {hon binter \ih gelassen hatte. Man {äßt für 1902 die Herstellung von Roheisen auf mehr als 17 600 000 Tons *) und von nit weiter verarbeitetem Stabl aller Art auf mindestens 15 000 000 Tons. Troßdem mußten die Gieße- reien und Stahlwerke Roheisen, die Stablwalzwerke Billets vom Auslande beziehen, und wenn die Verbraucher Fertigfabrikate ver- schiedener Sorten von Eisen und Stahl dringend benötigten, dann waren fremdländische Fabriken ihre sichersten Lieferanten. Von Arbeiterunruhen blieb die Eisenindustrie an und für sih verschont, sie hatte jedoch unter den Ausständen der Koblenber leute {wer zu leiden. Der Streik in den Anthrazit- qute ennsylvaniens beraubte die mit Hartkohle arbeitenden Dochöfen des Ostens für cinen Zeitraum von fast fünf Monaten ibrer gewohnten Feuerung und bewirkte cine Verkürzung der Robeisengewinnung während dieser Zeit um täglich ungefähr 1000 Tons. Die Arbeitéteinstelung in den Weichkoblenminen West- mee dauerte niht annähernd so lange; sie verursachte aber do einen merklihen Ausfall in der Herstellung von Koks und binderte dadur eine Anzabl der Hütten im Mittelwesten in ibrer Tätigkeit. Die Arbeiterunruhen in dem Weichkoblenbecken Alabamas wareu nur von furzer Dauer, veranlaßten aber doch verschiedene Hocb- öfen des Südens, zeitweilig wegen Mangels an Koks den Betrieb cin- ges, und s{mälerten daber die Produktion auch in dieser Gegend. der selbst ohne diese Ausstände und obne die Frachtstauungen auf den Babnen, welche namentlich in den leßten Monaten die Kokszufuhr in läftigster Weise verringerten, bätte die Eisenindustrie kaum genug 7e g fen können, um eine Zubilfenahme der ausländischen erke zur Deckung des Bedarfs entbehrlih za machen. Einer Vermehrung des Verbrauches von Eisenprodukten kam im verflossenen Jahre auch die Preisgestaltung außerordentlich zu gute. Die wilde Preiêtreiberci, die sonstTunfeblbar cine Begleit- ersheinung jeder wesentlih erhöhten Nachfrage nah Eisen und Stabl ewesen war, kam diesmal nicht zu stande. Der bei weitem größte eil aller Erzeugnisse wurde zu mäßigen Preisen verkauft. Zum Vorteil der Konsumenten verfolgte die United States Steel Corvora- tion die Politik niedriger Preissâye, welche viel zur soliden Gestaltung des Handels beitrug, und die meisten Grofiproduzenten {losen \i willig an. Zu verschiedenen Zeiten des Jahres war der Mangel an manchen Fertigfabrikaten so groß, daß von Verbänden unabhängige Fabrikanten bobe Prämien für schnell lieferbare Ware erhoden und leiht erhielten, aber die Menge der zu hohen Preisen umgesetiten Produkte blieb verhältniêmäßig sehr klein. Die Produzenten von Roheisen und Stahlbillets für den Handel, welcbe weniger unter der Kontrolle der großen Vereinigungen in der Industrie standen, zeigien ein allgemeineres Bestreben zur Steigerung ihrer Preise, dic aber troÿydem keineswegs si der sonst in tioden großen Bedarfs erreichten Höhe näherten. Merkwürdig war es, daß in einem solchen Jahre sogar Preisermäßigungen im Eisengeschäft vorkamen. Aber auf dem Gebiete der Fabrikation von leichten Platten, Weikblech, Drahtwaren und Röhren hatte die Gründung neuer selbständiger Unternehmungen in leßter Zeit derartig zu ommen, daß die Pro- duktion die Nachfrage troy ibrer Größe übertraf. Daher war in diesen Zwei des Eisendandels cine wesentli derabsebung der Verkau se in den Herbîtmonaten unvermeidlich. Die Aufsaugung der Union- (ecinshlicßilih der Sharon-) Steel-Companv dur die United States Steel Corporation am Ende des Jahres wird auch auf dem Gebiete der Produktion von Drahtwaren, Weikbleh und Röhren eine Einschränkung des Wettbewerbs zur Folge daben Die Vergrößerung der Leistungsfähigkeit der amerikanischen Eisenindustrie ist in wenigen Jahren bedeutender gewesen als 1902. Große Tätigkeit entwickelte sib in der Neuerrichtung von Hochöfen, Stablwerken und Fadriken zur Herstellung von Gisemvaren. Ein er- beblicher Teil der neuen Anlagen kam son im vergangenen Jahre in

*) Nach den neucsien hierher gelangten Meldungen wurden 17 821 000 Tons Mohdeisen produtert

Betrieb, aber die Hauptzahl derselben wird erst 1903 an der Pro- duktion teilnehmen. In einigen Zweigen der Industrie hat ih die Erhöhung der Produktionskraft, wie bereits erwähnt wurde, {on im Angebot und in den Preifen unangenehm fühlbar gemacht. Es ift niht ausgeschlossen, daß in der Zukunft diese Erscheinung au auf anderen Gebieten des Cisen- und Stahlgeschäftes eintritt.

Die Aussichten für das Jahr 1903 werden im Fisen- gewerbe der Vereinigten Staaten größtenteils als sehr günstig an- gesehen, zumal von den Produzenten, welche Aufträge zu Buche stehen haben, die ihre Produktionskraft nicht nur für die erste, sondern au für die zweite Hälfte des Jahres und vielleicht noch darüber hinaus in Anspruch nehmen. Die Buchung von Aufträgen is nun zwar ein \häßenswerter Maßstab für die Ausdehnung des Geschäfts, aber man darf dieselbe nit als eine sichere Garantie für die künftige Konsums tionskraft des Landes ansehen. Ein nicht geringer Teil dieser Aufträge sind kaum mehr als Optionen, die bei Katastrophen des Handels zurückgezogen und zu Zeiten \{lechter Marktlage bedeutend redressiert werden. Im allgemeinen ist das Gefühl anf dem Eisenmarkte vor- fend daß der Höhepunkt der Preise und vielleiht auch des Ge- tsumfanges überschritten ist, daß eine Herabseßung der Preise in den Branchen bald eintreten muß, în denen sie nicht bereits erfolgt ist. Dagegen herrscht nirgends die Befürchtung eines Zusammen- bruchs, sondern man ist überzeugt, daß die Rückkehr zu normalen Verhältnissen sich shrittweise und ohne Störungen der O Lage vollziehen wird. Zunächst dürfte die Notwendigkeit einer Einfuhr niht mehr lange bestehen bleiben, welhe vor allem den unnormalen Gang der Entwikelung fennzeichnete. Es ist ein un- natürlicher Zustand, wenn ein Land wie die Vereinigten Staaten Eisenerzeugnisse in erhebliher Menge vom Auslande bezieht. Eine mäßige RENRUns der Preise wird in vielen Waren die lich- keit der infuhr beseitigeu. Denn es ist sehr fraglich, ob ausländishes Gießereiroheisen, selbst wenn es zum Selbstkostenpreis verkauft wird, billiger als zu 15,90 Doll. für die in Amerika mit Nr. 3 benannte Sorte nah den Häfen am Atlantischen Ozean geliefert werden kann und ob Stahlbillets selbst bei Zahlung von Exportprämien im Herkunfts- [lande beim Sinken des EUE unter 25 Doll. auf die Dauer konkurrenzfähig bleiben. Bei Fertigfabrikaten, deren Preise nur wenig über den normalen Stand gestiegen sind, ist der Import schon so wie so in mäßigen Grenzen geblieben. Zudem ist die Gesamt- einfuhr im Verhältnis zur Gesamtproduktion nicht erheblih gewesen, troß der vielen Hindernisse für eine volle bat ets PN der Leistungs- fähigkeit in der Industrie. Sollte der Verbrau im Jahre 1903 tatsählih ebenso groß werden, wie er im Vorjahre gewesen, dann würde eine Steigerung der Produktion um 1 Million Tons der hauptsächlichsten Halb- und Fertigfabrikate in den Vereinigten Staaten genügen, um der Nachfrage ohne fremde Hilfe gerecht zu werden. Vor dem Frühjahr wird eine entsprehende Erhöhung der Boa ion niht mögli sein. Dann aber werden voraus\ictli die

erkehrseinrihtungen genügen, um das benötigte Rohmaterial in ge- steigerter Menge den Hütten und Werken zuzuführen, und dann werden von den jept im Bau begriffenen Neuanlagen so viele fertig- gn sein, daß die Möglichkeit einer derartigen Vergrößerung der eistungen gegeben ist. ica Die Aussicht für die Fortdauer eines erheblichen Ver- brauchs von Cisenprodukten ist aber unbestreitbar günstig, da die

! allgemeine finanzielle und geschäftliche Lage des Landes im ganzen

gesund zu nennen is. Daß die edürsnisse der Bahnen außer- ordentlih groß bleiben werden, steht fast völlig außer Frage. ie haben ganz bedeutende Aufträge für Lokomotiven, Waggons, Schienen und Brückenmaterial vergeben, die nur im Falle einer unerwarteten Umwälzung der Finanzlage niht zur Ausführung kommen würden. Die Bautätigkeit im Lande war troy der erhöhten Materialkosten sehr rege und dürfte auch im neuen Jahre \o bleiben. Neubauten und Vergrößerungsbauten von Fabrikanlagen aller Art sind noch in großer Zahl in der Ausführung begriffen und in kaum kleinerer zu erwarten; besonders in der elektrotechnishen Industrie kann man mit einer weiteren erbeblihen Zunahme der Unternehmungen und damit des Verbrauches von Eisen und Stahl in den verschiedensten ¿ormen renen. Eine große Zahl kleinerer Städte dehnt ferner ihre Wasserleitungen aus oder die Städte legen neue an, in Berg- bauunternehmungen herrs{ht sehr lebhafte Tätigkeit, für den Scif- bau is wenigstens an den Binnenseen die volle Beschäfti ung für 1903 gesichert, wenn auch die Werften an der atlantis n Küste weniger reihlich mit Aufträgen bedacht sind. Also alle Absay. gebiete der Eisenindustrie im Inlande versprechen für 1903 eine be- deutende Aufnahmefähigkeit zu behalten. Der Export wird si in der Hauptsache auf hohwertige Certigoeinie beschränken, in denen er au îim vergangenen Jahre allgemein die alte Höhe beibehalten, teilweise dieselbe überschritten bat, während die Gesamtausfubr des Eisengewerbes nicht unerheblih zurückging. Ob allerdings nicht die Verteuerung der Arbeitskräfte dem Absatz von solchen Gun nissen, die einer sorgfältigen Bearbeitung bedürfen, im neuen Jahre bbruch tun wird, bleibt abzuwarten. Ueber die Erböhung der Produktions- und Transport- kosten für die Waren hat nämli s{chon jegt ein großer Teil der PDc tanten sehr zu klagen. Die allgemeine Steigerung der Eisens hnfrachten ershwert die Heranshaffung der Rohmaterialien wie die Versendung der Fabrikate des Cisengewerdes. Die Lohn- erhöhungen sind so umfassend geworden, daß die Mehrausgaben in dieser L EUng in allen Camen drückend werden. Von den ge- steigerten Einnahmen der verflossenen Jahre hat die Eisenindustrie einèn so großen Teil in neuen Fabrikgebäuden, Maschinen und sonstigen Audsrüstungsstücken angelegt, daß nun die binzukommenden erböbten Ansprüche der Arbeiter und Transportgesellschaften eine fühlbare Ver- fürzung der gewohnten Gewinne herbeiführen müssen. Die Industrie bedarf einer Periode gleihbleibender Kosten, um niht an der Er- giebigkeit ihrer Arbeit Einbuße zu erleiden. (Nah The Iron Age.)

British- Ostindien.

Zoll zuschlag für niederländishen Zucker. Nah cinem vom Finanz- und Handelsdepartement der Indischen Regierung unterm 5. Dezember 1902 erlassenen Zollzirkular (Nr. 18 vom Jahre 1902) find die auf Prämienzucker aus den Niederlanden zu erbebenden Zoll- zushläge mit Wirksamkeit vom 6. Dezember 1902 ab, wie folgt, ab-

geändert worden pu erhebender Zollzuschlag Früderer Sah Jetziger Say Cw. cwt Rup. Ann. Pies Rup. Ann. Pies Rober holländisher Rübenzueer 14 —_ E Raffinierter Zucker aus rodem holländishen Rübenzucker 15 Raffinierter Zucker aus einge- tübhrtem Robzucker

Zuckersorte

11 - 18 3

- L 1 6 aló Zuschlag zu dem für den Rohzucker etwa zu erhebenden Zollzuschlag.

(Tde Board of Trade Journal.)

an der Ruhr und in Oberséblesien. An der Ruhr sind am 7. d. M. gestellt 17 508, ali redt- d. e Di

Tägliche Wagengestellung für Rodten und Koks

¡eitig geftellt feine Wagen. Oberschlesi d 6. d. M. geftellt 6306, nidt ret- P O am M. 6064 bezo. keine Wagen.

zeitig geftellt keine am 7

In der am 6. Februar abgehaltenen Konferenz mit dem fommifiar, Geheimen Oberregierungbrat Lewald de Bedm der Weltausstellung in St. Louis waren, wie B. Der Reichskommissar hob hervor, daß die

aus Stuttgari meldet, etwa 40 vertreten auf der Welt- autstellong cinen großen Erfolg erzielen könnten, wenn fie durh