1903 / 48 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 25 Feb 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Das Königliche Sigatsministerium trat

heute zu einer Sißung zusammen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Falke“ am 22. Februar in Puerto Cabello und am 283. d. M. in Curaçao und S. M. S. „Gazelle“ an demselben Tage in La Qianra eingetroffen. | : jz S. M. S. „Hansa“ ist mit dem Zweiten Admiral des Kreuzergeschwaders, Kontreadmiral Grafen von Baudissin an Bord am 23. Februar in Schanghai und S. M. S. „Jaguar“ gestern in Hongkong angekommen.

Württemberg. ë

Seine Majestät der König empfing gestern nahmittag, wie „W. T. B.“ meldet, den neuernannten preußishen Gesandten am württembergischen Hofe Grafen von Plessen-Cron stern zur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens in Audienz.

Dem württembergishen Gesandten in Berlin Freiherrn von Varnbüler ist der Titel und Rang eines Staatsrats verliehen worden.

Baden.

Seine Großherzoglihe Hoheit der Prinz Carl von Baden, Höchstwelcher seit einiger Zeit an einer Leber- verhärtung erkrankt "war, dessen Befinden sih in den leßten Tagen aber gebessert hatte, ist, wie „W. T. B.“ meldet, seit vorgestern an den Anfängen einer Entzündung der unteren rechten Lungenpartien erkrankt, womit eine Steigerung der Temperatur verbunden ist. Das Allgemeinbefinden Seiner Hoheit ist weniger gut.

Meelenburg-Streligz.

Das Befinden Seiner Königlichen Hoheit des Groß - herzogs ist, wie den „Meckl. Nachr.“ gemeldet wird, nicht befriedigend. Höchstderselbe klagt über Schmerzen und kann das Bett nicht verlassen.

Oesterreich-Ungarn.

Die der türkishen Regierung von dem öster- reihisch-ungarishen Botschafter überreichte Note, be- treffend Reformen in den Wilajets Saloniki, Kossowo und Monastir, hat, wie „W. T. B.“ meldet, [Den Wortlaut:

Die öôsterreihis{ch-ungarishe und die rue egierung. von dem aufrihtigen Wunsche beseelt, die Ursachen der seit einiger Beit in den Wilajets von Saloniki, Kossowo und Monastir herrshenden Unruhen zu beseitigen, sind zu der Ueberzeugung gelangt, daß dieses Ziel nur durch Neformen erreiht werden kann, die eine Verbesserung der Lage der Bevölkerung în jenen Wilajets bherbeizufübren geegne find. Wie aus den vor kurzem von der hohen Pforte an die Botschafter in Konstantinopel gerichteten unden hervorgeht, hat die Kaiserlich Ottomanische Regierung selbst die Notwendigkeit erkannt, auf Mittel bedacht zu sein, für eine strengere Einhaltung der Gesetze zu sorgen und die bestehenden Mißbräuthe zu beseitigen. Die Regierungen von Oester- reih-Ungarn und Rußland, von dieser guten Absicht Akt nehmend, baben indessen geglaubt, daß es im Jnteresse ‘der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in den erwähnten Gegenden von höchster Wichtigkeit sei, die neuerdings getroffenen Anordnungen zu ergänzen, und von diesem Gedanken geleitet, sind sie übereinstimmend zu der Ansicht gelangt, daß es notwendig sei, der Kaiferlich Ottomanischen

egierung die Anwendung gewisser Maßregeln zu empfehlen, die ih folgendermaßen resümieren lasen:

Um den Erfolg der dem Generalinspektor anvertrauten Aufgaben zu sichern, wird iele auf seinem Posten für eine Reibe von Jahren, die im voraus zu bestimmen is, erhalten und vor Ablauf dieser Periode nicht abberufen werden, obne daß die Mächte vorber darüber zu Rate gezogen worden ild. Er - wird das Recht haben, wenn die Aufrehterbaltung der öffentlichen Ruhe es exfordert, über die ottomanishen Truppen zu verfügen, obne in jedem einzelnen Fall an die Zentralregierung herantreten zu müssen. Die Walis werden verpflichtet sein, si den Instruktionen des General- inspektors streng zu fügen.

Für die Reorganisation der Polizei und Gendarmerie wird die ottomanische Regierung \sih des Beistands auswärtiger F2hmänner zu bedienen haben. Die Gendarmerie wird aus Christen und Musel. manen in einem der Zusammensetzung der Bevölkerung der betreffenden Ortschaften entsprehenden Verhältnisse gebildet sein.

Die Feldhüter werden dort den Christen entnommen werden, wo bie Majorität der Bevölkerung christlich ist. Mit Rücksicht auf die Beläftigungen und Ausschreitungen, unter denen die christlide Be- völkerung seitens gewisser arnautischer Uebeltäter nur zu oft zu leiden hat, sowie in Anbetracht dessen, daß die von leßteren begangenen Ver- brechen und Delikte in der Mehrzabl der Fälle unbestratt bleiben, wird die ottomanishe Regierung ohne Verzug für die Mittel Sorge tragen, um diesem Zustand ein Ende zu seyen.

Da durch die infolge der leyten Unruhen in den drei Wilajets vorgekommenen zoblreichen Verhaftungen die Gemüter daselbt erregt wurden, wird die Kaiserliche Regieruna, um die Rücklebr ur normalen Situation zu beschleunigen, allen Personen, die wegen politischer Delikte angeklagt oder verurteilt sind, sowie den Autgewanderten eine Amnestie gewähren

Um ein regelmäßiges Funktionieren der lokalen Einrichtungen ficherzustellen, wird in jedem Wilajet ein Budget der Einnabmen und Ausgaben aufgestellt werden, und die Einkünste der Provinz, die von der Kaiserlih Ottomanischen Bank zu kontrollieren sind, iderden in erster Reihe für die Bedürfnisse der Lokalverwaituna. in- begriffen die Zahlung der Zivil. und Militärgehalte. bestimmt sein.

Die Art der Erdebung des Zehnten wird abgeändert und dic Generalverpachtung abgeschafft werden.

_ Eine Verordnung des ungarischen Landesverteidigungs ministers Freiherrn von Fejórváry an die Gemeindebehörden ordnet an, daß die Rekrutierung, die im März vorzu- nehmen wäre, in Anbetraht des Umstandes, daß; die (Gesehes: vorlage, betreffend das Nekrutenkontingent, für das laufende Jahr im Parlamente noch nit darhberaten ist, ver\ch{choben und für die Zeit vom 1. April bis 31. Mai angeordnet wird, bis dahin die Vorlage hoffentlih Geseh geworden sein werde

Großbritannien und Frland.

Das Unterhaus lehnte gestern, wie «„W. T. B.° meldet. nab langer Debatte, an ter si aud der Premierminister Balfour. ter die Vertrauensfrage siellte, beteiligie, das von Beckett zur Abresie eingebrachte Amendemeat, betreffend Mißbilligung der Heeres- reorganisation des Kriegsominifiers Brodridck mit 241 groen 145 Stimmen ab. Die Nationalisten enthielten si der Ab-

mmung; mit der Miaderheit stimmten etwa 12 Minifcrielle.

Jtalien, der Deputiertenkammer kam e gestern, wie „W. T. B.“ gelegentli cincr Anfrage wegen Aufidsung des Vereins Unione Zaratina* in Zara ¡u heftigen Lácmscenen, so daß sich der Vräsident genötigt sah, die Sihung aufzuheben. Nach der Wiedir-

aufnahme der Sit ab räsident seinem Bedauern über das P Auen; E Präsi E seine Beratungen ruhig ort]eBre. : s

Der Papst empfing gestern den zu seinem Jubiläum ent- sandten außerordentlichen spanischen Botschafter, Herzog von Almodóvar, der ein Handschreiben des Königs über- reichte. Der Papsst erwiderte auf dessen Ansprache, indem er seiner hohen Sympathie für Spanien Ausdru gab.

Spanien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, hat sich der Zentralwahlausschuß, der Vertreter aller Parteien umfaßt und gebildet ist, um die Freiheit der Wähler zu gewährleisten, mit 8 gegen 7 Stimmen gegen ein kürzlich vom Ministerium des Vnnern mit Bezug auf die Wahlen erlassenes Rundschreiben ausgesprohen, da er es als

esezwidrig betrahtet. Diese Entscheidung „enthält einen

Tadel gegen die7Regierung. Der Ministerpräsident Silvela erklärte, wenn er einen Protest dieses Ausschusses erhalte, werde er darauf niht antworten, sondern ihn nach Zusammentritt der Cortes der Kammer vorlegen.

Schweiz.

Der Bundesrat hat, dem „W. T. B.“ zufolge, ent- sprehend dem von der Haager Friedenskonferenz geäußerten Wunsche beschlossen, auf den 14. September 1903 eine Konferenz zur Revision der Genfer Konvention vom 28. August 1864, betreffend die rung des Loses der im Kriege verwundeten Militärpersonen, einzuberufen, und die an der Konvention beteiligten Regierungen zur Teilnahme an dieser in Genf“ stattfindenden Monferenz eingeladen. Der bereits ergangenen Einladung ist ein Arbeitsprogramm bei-

efügt. gefüg Niederlaude.

Die Zweite Kammer trat gestern nahmittag wieder zusammen. Der Abg. Mees (liberal) erklärte, wie dem ,W. T. B.* gemeldet wird, er wolle die Regierung über den Ausstand der Eisenbahn- angestellten im Januar interpellieren. Ebenso wollte der Abg. Troel stra (Sozialist) die Regierung über die ungewöhnlihe Ein - berufung der Miltz interpellieren. Er wünschte zu wissen, welches ihre weiteren Fee seien und ob sie beabsichtige, geseßlihe Maßregeln anläßlich des leßten Ausstandes zu ergreifen. Der Tag der Verhand- lungen über beide Interpellationen wird später festgeseßt werden. Die liberal-demokratische Partei hat einen Geseßentwurf eingebraht, der dahin geht, eine Aenderun ér Véro ¿ius hinsihtlich des Wahlrechts in Erwägung zu ziehen. n demselben wird das allgemeine StimmreŸt vorgeschlagen, auch für Frauen. Nur Geisteskranke und niht unabhängige Personen sollen kein Stimmrecht! besißen; ferner wird das Alter für die Wähler auf 21 Jahre festgeseßt, und derselbe Wahlkörper soll für die Erste und die Zweite Kammer wählen.

Belgien.

In der “E Sizung der Repräsentantenkammer erklärte, dem ,W. T. B.* zufolge, der Finanzminister in Beant- wortung einer Anfrage, die E aventon mache eine vollständige Umgestaltung der Hegen Zukergeseßgebung notwendig. Es werde daber zu geeigneter Zeit der Kammer eine entsprehende Vorlage zugehen.

Griechenland.

In der Deputiertenkammer brachte, nah einer Meldung des „W. T. B.*, der Kriegsminister, Dberst Lymbritis gestern verschiedene

Vorlagen t die die Reorg l Br der Armee bezwecken. Die [Dienstzeit soll auf onate bera «werden. Alljährlich im Monat | Mai werden 36 ann unter den Fahnen stehen. Große Manöver

sollen stattfinden. Eine besondere Kasse zur Beschaffung von Kriegs- material mit einer jährli verfügbaren Summe von 2 Millionen Dramen soll geschaffen werden. Ein Teil dieses Betrages soll aus den Erträgnissen der Monopolisierung des Sprengpulvers entnommen werden, die dic Regierung der Kammer vorschlagen wird. Eine andere Vorlage bestimmt die Abschaffung der Stelle des Oberbefebls- habers der Arntee, die nah dem Gesey von 1900 der Kronprinz bekleidet. Der leßtere soll Kommandeur des einzigen Armeekorps werten, das die drei bestehenden Divisionen umfaßt. Der Armeekorpskommandeur soll gleichzeitig Generalinspektor der Armee sein können. Der Kriegsminister bemerkte zu dieser Vorlage, daß dur die Institution des Oberbefehlshabers der Armee alle Recte des Ministers unterdrückt würden und damit seine Armeeverwaltung uumöglich gemacht werde.

Rumänien. Die Deputiertenkammer nahm gestern fast eiastimmig den Entwurf des Gesetzes, betreffend die Verlängerung des Pri- vilegs der Bodenkreditanstalten auf 30 Jahre, an.

Amerika.

Nach einer in Berlin eingegangenen Meldung des Kommodore Scheder sind, wie „W. T. B.“ berichtet, die von den deutschen Seestreitkräften weggenommenen venezo lani schen Kriegs- und Handelsfahrzeuge zurückgegeben worden.

Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Washington, Bowen habe den Vertretern Deutschlands, Englands und „Ztaliens Entwürfe von Protokollen übergeben, beireffend die Ueberweisung der Frage der Vorzugsbehandlung an den Haager Schiedsgerichtshof.

Afrika.

Gegenüber der Meldung, daß der Negus Menelik Eng- ländern die Konzession zum Bau der Eisenbahnlinie von Karthum nach Adis Abeba gegeben habe, bemerkt ein Telegramm der „Agence Havas“ aus Djibuti, daß die Eng- länder nur das Ret erlangt hätten, die geplante Bahn vom Kap bis Kairo durch äthiopishes Gebiet zu legen. Die Kon zession zum Bau ciner Bahn von Adis Abeba nach dem Nil jei üm Jahre 1894 vom Negus Menelik einer französischen Eisenbahngesellshoft gewährt worden.

E: Auf einem Bankett in Kapstadt äußerte, dem „W. T. B.“ zufolge, geftern abend der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain, daß er nah den sowohl von den Holländern als auch von den Progressisten erhaltenen Versicherungen, sie wollten das Möglichste tun, um jede Mißstimmung zu beseitigen, die Lage der Dinge in der Kapkolonie optimistih betrachte. Er berührte sodann die Frage der Milde gegeaübder den Nebellen und drücte die Hoffnung aus, daß bald im ganzen Lande eine so gute Gefinnung herrschen werde, daß die Kolonialregierung es für angemessen erachten könne, alle nur wegen politischer Vergehen im Gefängnis Befindlichen freizulassen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sihungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden fich in der Dritten und Vierten Beilage.

In der heutigen (267) Sihung des Reichs- tages, welher der Staatssekretär des Stein Staats- minister Dr. Graf von Va Ey beiwohnte, wurde die zweite Beratung des eichshaushalisetats für 19083 bei dem Spezialetat E das Reichsamt des Jnnern und zwar bei dem Ausgabekapitel „Kaiserliches Gesun d- heitsamt“ und den dazu gestellten Anträgen fortgeseßt.

Abg. Dr. Zwi ck (fr. ta kommt auf das Verbot der Borsäure als Fleishkonservierungsmittel zurück. Die Gutachten deg Professors Liebreichß und des Reichsgesundheitsamts \tänden einander diametral gegenüber. Die zur Begründung des Verbots von dem

leßteren vorgebrahten Tatsahen feien unzulängliß, um einen solhen Eingriff in die wirtschaftlihen Verhältnisse und in die Ernährung des Volkes zu motivieren. Man habe auch

mit diesem Verbot eine etwas auffällize Eile entwickelt; sei es 30 Jahre mit dem alten P gegangen, so würde es auch ein

halbes und ein ganzes Jahr länger gegangen sein, bis die Frage eine wirkli} wissenschaftlich haltbare Klärung gefunden hätte. Das fei aber vereitelt worden. In England würden nicht

weniger als 80/9 der gesamten Fleisheinfuhr in konserviertem ustande eingeführt; davon sei über die Hälfte mit Borsäure be- andeltes Fleisch. Im letzten Feldzuge sei das Büchsenfleish in großen Quantitäten zur Verpflegung der deutschen Heere verwendet worden, ohne daß man das geringste von einer \{ädlichen Wirkung vernommen hätte. Der Verfasser einer die Lage bes handelnden sehr verdienstvollen Broschüre, Professor offmann, erkläre, die borisierten G L erden zu verbieten, sei ebenso verkehrt, wie es ein Verbot des Tabaks und des Alkok ols sein würde.

(Bei Schluß des Blattes spricht der Redner weiter.)

Das Haus der Abgeordneten sehte in der heutigen (30.) Sißung, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde beiwohnte, die tals Beratung des Staatshaus- haltsetats für das Rechnungsjahr 1903 im Etat der Eisenbahnverwaltung bei dem Kapitel der Einnahmen „Vom Staate verwaltete Eisenbahnen“ fort.

_Abg. Dr. Heisig (Zentr.) wünscht eine nen Verbindung zwischen Breslau und Berlin, eine \{hnellere Verbindung zwischen Oa Stationen und die Beseitigung verschiedener Mängel im ober\{lesischen Cisenbahnverkehr. Er wüns{@t weiter die Aufrechterhal- tung der Koalitionsfreibeit und bittet den Minister, die Zentralbehörde zur Vorsicht zu mahnen beim Verbot des Lefens polnischer Zeitungen, e Beitritts zu polnischen Vereinen und des Gebrauchs der polnishen Sprache.

Abg. Kittler- Thorn (fr. Volksp.) beschwert \sich über Uebel- stände im Grenzverkehr mit Rußland.

__ Ministerialdirektor Möllhausen sagt Untersuhung und ge- eignetenfalls Abbilfe zu.

Abg. Dr. Graf Douglas (fr. koas.): Dem Herrn Minister er- laube ich mir eine Bitte vorzutragen. Zunächst kann ih mich dem Dank nur anschließen, den mein verehrter Kollege Dr. Weihe gestern für die Fürsorge für das reisende Publifum durch unentgeltlihe Dars- reihung von Wasser usw. in D-Zügen ausgesprochen hat. Ganz be-

sonders möchte ih bitten, den Verkauf von zu kaltem Bier auf den Babnhöfen zu untersagen. Meinen früheren An-

regungen betreffs eines Verbotes des Verkaufs von Selterwasser unter 10° kam die Choleragefahr von 1893 zu Hilfe. Gerade so verdanke ih neuerdings der Pestgefahr , daß mein Antrag auf Einführung des Seuchengeseßes wärmere Aufnahme fand. habe nun noh euge Wünsche in Bezug auf den Personenverkehr auszusprechen. Bekanntlich haben wir im Sommer in den Eisenbahn- waggons ufig Temperaturgrade, die den Aufenthalt in denselben niht nur sehr unbehaglih, sondern auch gesundheits\{ädlich machen. Um sie herabzudrüdcken, ist, soviel mir bekannt, allgemein verfügt wortcn, daß die Decken der en mit Wasser besprengt werden. Hierdurch werden aber die Fenster und Seiten der Wagen sehr beschmußt; und ausdiesem Grunde scheint man die Befprengung wieder eingestellt zu n. Bei den Güterwagen, deren Inhalt eine hohe Temperatur nit verträgt, wie namentlich bei den Eis- und Bierwagen, hat“ man län stff die Decken weiß gestrichen, und ih möchte vorschlagen, dies auch Éei den Personenwagen zu tun. Die Bemühungen der Verwaltung, die Abteile möglichst staubfrei zu erhalten, sind turdaus anerfkennens- wert, und ich möchte nur bitten, zu erwägen, ob cs ih nicht empfeblen dürfte, im Sommer abwashbare Fußdecken cein- zuführen und als Ueberzüge aus Plüsch solde zu wählen, die den Staub weniger aufnehmen. Weiter möchte ih darauf hinweisen, mit welchen Unbeguemlichkeiten cs häufig verbunden ift, die Fabrctunter- brehung durch den Stationsvorsteber bescheinigen zu lassen, nament» lih wenn gerade mchrere Züge einlaufen und der Neisende auf einen anderen Zug übergeben will. Natürlich können besondere Stellen zu diesem Zwecke nur auf großen Bahnhöfen eingerichtet werden. Sollten nun solde Bescheinigungen niht von dem Kahrversonal acmacht werden können, das während der stundenlangen Fahrten der D- 3üge durchaus niht überbücdet ist? Schließlich erlaube ih mir noch, an eine Petition zu erinnern vnd das Woblwollen der Eisenbabin verwaltung zu erbitten für die Ueber- oder Unterfübrung der Babn nah der Staßfurter Höhe und cinen besseren Anschluß der Züge von Berlin über Aschersleben nah dem Harz. E Minister der öffentlichen Arbeiten Budde: Ih werde gern in eine Untersuhung darüber eintreten, daß kein ales Bier und zu faltes Wasser verabfolgt wird; es wird au untersut werden, ob die Hive in den Wagen im Sommer gemildert werden kann; wegen der ungleihmäßigen Temperatur in den Wagen während des Winters sollen ebenfalls Ecwägungen stattfinden. Bedenken Sie ader, daß wir 60000 Zimmer, d. h. Abteile, täglih zu beizen haben. Dazu will es der eine weniger, der andere mehr warm haben. In den Wagen find bei starker Kälte bis wu 10 Grad Unterschied. Deshalb haben wir auch die Thermometer abgeschafft, aber der Zugführer bat einen solhen bei sih. Die Heiworkehrungen sind augenblicklich au in einer Umarbeitung begriffen. Ich habe die schärfste Betsüqueg erlassen, daß die größte Sauberkeit in den Wagcn sein muß; ih habe die höheren Beamten angewiesen, nachzuséthen, ob diese Verordnung befolgt wird. Ebenso findet neben der regelmäßigen Reinigung der Schlafwagen auch eine außerordentliche jährli fiatt. Die Bescheinigung der Fabrtunterbrehung rene ih 11 den Un- bequemlichkeiten, die abgeschafft werden müssen jeyt aber ist dies noch niht angängig.

Abg. Ring (kons): Es ift richtig, daß der Staat als Arbeit-

geber nicht nur Wohlwollen, sondern auch Gerechtigkeit den Arbeitern entgegen“ringea muß; allein der Staat hat auh gewisse Rechte seinen Arbeitern egenüber; das wvor- nedmsle Recht ist aber, dak ex d seine Arbeiter o

aussuchen kann, wie er sie braucht. Die Disziplin kann nicht aufrecht erhalten bleiben, wenn sozialdemokratische Tendenzen in den Arbeiter- freisen sich breit machen. Darüber sind wir alle, mit Ausaahrne der Frei- innigen, einig. Oder soll es in ter CEisenbabryetwaltung so weit kommen. wie im Baugewerbe, wo der sozialdemokratische Kontrolléut der Herr ist und nicht der Bauherr? Der Staat darf in seinen Betrieben mat Tente dulden, die nicht auf der Grundlage des chrif!liden, mon- arGischen Staates stehen. Die Abgg Barth, Brömel usw wollen den Minister unter die Kontrolle der Stadthagen, Singer, Bebel siellen. weil sie nur auf sozialdemokratischea Krücen ins Parlament bercin- fommen können Nun bade ih noch cinige Spezialreuniche. Das Reichtviehkurtbuh, das bie Eisenbabrberwaltung in danfenswerter Weise iet berausgibt, sollte auf jeder Station aus- elegî werden. Die fehrsordnung über die Besörderung von ebenden Tieren sollte dabin abgeändert wetden, dah die Be- gleiter niht mehr zwungen sind, in dem Viehwagen mitzusahren; die Viehtreider sollten aus dem Viebtransportzuge ganz wegtleiben Die Ecledigung von Reklamationen sber verspätete und faliche vort dauert viel zu lange. Wenn infolge der Aus-

eines Viehwagens dieser verspätet ankommt. sollte die Bahn-

lung den Empflnuger telegraphisch lgen, wann

dieser Wagen denn ankommen wird. Wir leben im Zeit- ster der Stenographie und der Schreibmaschine; in jedem feinen faufmännischen Bureau werden diese angewandt; wenn

sere höheren Beamten ihre Berichte niht selbst tage- und sjundenlang schreiben müßten, würden viele Arbeiten s{chneller erledigt und die Nerven der Beamten geschont werden. :

Hierauf nimmt wiederum der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde das Wort.

(Schluß des Blattes.)

Dem Hause der Abgeordneten ist folgender Ent- purf eines ellen betreffend die polizeiliche Rege- lung des Feuerlöshwesens, nebst Begründung zugegangen:

Durch Polizeiverordnungen können Vorschriften über die Ein- dhtung des Feuerlös{wesens, insbesondere über die Verpflichtung zur hilfeletstung bei Bränden, zur Bedienung der Lösch- und NRettungs- crâte und zur Gestellung der erforderlichen Gespanne, über die Ein- cichtung von Feuerwehren aus den feuerlös{pflihtigen Personen und iber die Verpflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden in benachbarten Gemeinden, getroffen werden.

E

Nr. 16 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 25. Februar at folgenden Inhalt: Der E O Schnelltelegraph. Fermischtes: Ausstellung der Entwürfe zum Schinkelwettbewerb des Berliner Architektenvereins. Wettbewerb für Entwürfe zu einem Amtêgerichtsneubau in Rothenburg o. d. T. Weitbewerb des Ver- ins für Vierländer Kunst und Heimatkunde. Wettbewerb zu einem Fenfmal für Kaiser Wilhelm T. in Bielefeld. Preisbewerbung fir Entwürfe zum Neubau einer evangelischen Kirche nebst Pfarrhaus in Innsbruck.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Geisteskranken in den Irrenanstalten Preußens 1900.

(Stat. Korr.) Seit 1875 wird die Irrenstatistik in den preu- fischen Jrrenheil- und Pflegeanstalten mittels Zählkarten erhoben. ährend dem Königlichen Statistishen Bureau nun im genannten Fahre Nachrichten aus 118 Anstalten zugingen, war deren Zahl 1900 auf 249 gestiegen. Entsprehend der Steigerung der Zahl der Instalten ist seitdem auch die aal ihrer Insassen erheblich ge- wahsen, Während im ersten Jahre 18761 Fälle von Geisteskrank- heit in den Irrenanstalten zur Behandlung gelangten, waren es 1900 deren bereits 76 342.

Die Zahl der Fälle von Geisteskrankheit is indes nicht gleich nit der Anzahl von een, welche . den JIrrenanstalten behufs peilung oder Pflege übergeben werden, weil es häufig vorkommt, daß die Geisteskranken innerhalb eines Jahres die Anstalten wechseln. So befanden \ich im Jahre 1875 unter den Aufgenommenen 7,84 d. H. männliche und 8,87 v. H. weiblihe Irre, welhe bereits in anderen Anstalten gewesen waren; im Berichtsjahre stieg dieses Anteilverhältnis auf 23,13 für männlihe und 22,52 für weibliche Geistetkranke. Unter Berücksichtigung des Wechsels der Anstalten belief sich demnach die Anzabl der Geisteskranken in den Irren- anstalten Preußens 1900 auf 70958 (38 359 männliche und 32 599 weiblide), während si 1875 nur 18 267 (9856 männliche und 8411 weibliche) solher Kranken in Jrrenanstalten befanden. Der Zugang allein ist von 5479 Personen im Jahre 1875 auf 18 155 im Jahre 1900 gestiegen. ;

Unter 100 Geisteskranken, welche 1900 in den preußishen Jrren- tastalten Aufnahme gefunden hatten, befanden \sch wie 1875 § Männer und 42 Frauen.

Welche Krankheitsformen es endlih sind, die vorzugsweise ki den Männern oder den Frauen die Aufnahme in die Jcrenanstalten veranlassen, zeigt die hierunter folgende Zusammenstellung.

Es wurden Personen aufgenommen 1875 1900 wegen m. w. m. w. nfaher Seelenstörung. . 1665 1846 | 5264 5580 vom Hundert 51,93 80,54 50,03 73,10 daralvtisher Seelenitörung 439 89 1584 460 vom Hundert 15,34 388 1506 6,03 Zeelenstörung mit Epilepsie . 204 133 | 1143 684 vom Hundert u 6,40 95,80 | 10,86 8,96 Inbecillität, Idiotie, Kretiniömus . 00 1906| 1a Tk vom Huntert 897 8,55 | 1084 9,35 Einferwabnsinns i D 27 1 103 76 i vom Hundert 6 17,20 1,18 | 10,48 1,00 werdem zur Beobachtung überwiesen 5 1 E: S0 vom Hundert n E S L5 zusammen I187 2292 | 10522 7633.

Flächenverlust der Privatforsten in Preußen.

(Stat. Korr.) Bekanntlich hat die Erhebung über die Forsten Jahre 1900 ergeben, daß die Fläche des in Privathänden befind- en Waldes nicht unbedenklich zurückgzegangen ist. Seit dem Jahre %5 betrug dieser NüXgang 4,1 v. H. im ganzen Staate. Aber in mdlnen Megierungöbezirken erreichte er einen weit größeren Umfang - Eumbinnen hatte 1903 nur 80,0, Marienwerder §0.9 v. H. des Mandes von 1883 aufzuweisen —, und man war geneigt, diesen Aniait als cin bedenkliches Zeichen ungesunder Verhältnisse anzusehen, Lan wenn er durch die Zunabme der in öffentlichem Besiye befind-

Waldungen im ganzen Staate und in Marienwerder mehr als ugealichen, in Gumbinnen fast ersetzt war.

Zar Beurteilung der wahren Lage muß indessen in ersier Linie n Gesichtspunkt maßgebend sein, ob nicht diese Abnahme der Privat- n nur durh den Uebergang beträchtlicher Flächen in ö ffent-

Ven Besiy veranlaßt sci; dah also die eben angeführten Zahlen n Zeichen für eine eiwa eingetretene Devastation, sondern nur für me Verschiebung im Besitisiande scien. Um diese wichtige Frage zu "n dat das Königliche Statistische Bureau durch die Regierungs. enten sich die Nachrichten über diejenigen Flächen verschafft. welche tat des genannten Zeitraums aus Privatbesiy zu den Kron-, Staats-, atanteils-, Gemeinte-, Stiftungs- oder Genossenschastsforsten ge- ura worden sind. Der umgekehrte Vorgang wurde nicht in Lig gezogen, da es sich dabei um vershwindend kleine, vom is x Besi in Privalhände übergegangene Flächen handelt. t Ergebais dieser ergänzenden Dnterioluna stellt îin einzelnen Re- titgtbezitken doch noch eine nicht undedenkliche Abnahme des Forst-

Gras de

1 fest. Juwieweit freilich die weit \hlimmere Verringerung des | 72 durch übertricbenes Abholzen älterer Bestände im Privatwald Suhabt hat, ift dadurch noch nicht festgestellt

Von den 4 382 217 ha, welche die Privatsoriten 1883 innerhalb gajen Staates bedeckien, siad 121 425 ha ia ôffentlichen Besig Fgangen und wohl meist Waldfläde geblieben. Da jedoeh die D amiflache der Privatforslen im Jahre 1900 nur 421 197 ha mi. so isi dianea 17 Jahren ein durh jene Besitweränderuna lârter Walodverlust von 59506 ha = 14 vom Mlilähe (4260792 ha) cingetreten: das heit, um so viel die privaten Waldbesizer mehr Forfiland in andere Kultur- nzen übergeführt oder durch Käufer übcrführen lassen, als Oed-

/ Gtinges Ackerland c. durch Aufforstung in cine tere aaiteng umgewandelt Für die einzelnen Regierungsbezirke n fh entsprechend die als Wald in öffentlichen L ÿ abgetretene

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Fläche und zweitens der gegen das danach verbliebene Soll anderweit entstandene Ab- oder Zugang an Fläche, wie folgt:

; abge- Ab- oder abge- Ab- oder Re S treten: Zugang: Re eranes treten: Zugang: ö ha Tausendstel ? ha Tausendstel Königsberg . . 2619 92 Hannover 81 +108 Gumbinnen. . 2234- 174 nud «. 199 22 Daa 5 CD21 “l 11 üneburg ... 591 + 32 Marienwerder 37821 —+ 11 Giade. 390 —- 179 otsdam ... 9338 63 Osnabrück. .. 93 + 29 rankfurt... 4502 29 Au. 146 tettin . 5871 + 32 Münster. . 81 + 20 Köslin .... 8761 + 20 Minden... 292 56 Stralsund. . . 45 + 95 Arnsberg ... 2100 19 Ven 18961 5 Sali e e 407 105 romberg. .. 4995 85 Wiesbaden . . 73 58 Breslau... 635 16 Koblenz... 632 31 Lab e « 29009 +11 Düsseldorf 2019 47 D 523 28 A s 1317 16 PViadbeburg ¿1148 +31 le s 944 + 49 Merseburg 764 + 95 An s e O22 E99 Gb 241 + 44 Sigmaringen . 24 + 97. Schleswig 178 9

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Schriftgießer in Frankfurt a. M. und Offenbach (vgl. Nr. 44 d. Bl.) ist, wie die „Frkf. Ztg.“ mitteilt, beendet, nachdem am Montag die zwischen Arbeitgebern ‘und Arbeit- nehmern gepflogenen Verhandlungen zum Abschluß gelangt sind. Die Arbeitgeber haben außer der Normierung des Mindestwochenlohns auf 27 M 50 S bei 8¿stündiger Arbeitszeit die Arbeitsverkürzung auch den weiblichen Arbeitern bewilligt. Die 14tägige Kündigungs- zeit, um die es sich zuleßt noch handelte, wird beibehalten. Heute sollte die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgen.

In Mannheim sind nah demselben Blatte infolge von Diffe- renzen, die dur die Einführung von Kontrolluhren entstanden sind, ern 140 Kesselschmiede der Maschinenfabrik von Heinrich

anz in den Ausstand getreten. y

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Zu wie hoher Vollendung das dem Kupferstich verwandte Tiefdruckverfahren der Helio- oder Photogravure gediehen ist, zeigte eine Auswahl L hergestellter Vervielfältigungen nah eigenen photo- graphishen Aufnahmen, die Direktor Franz Goerke in legter Versammlung der freien photographischen Vereinigung vor- legte. Es waren aus\{ließlich Landschaftsbilder, die den Anwesenden zumeist durch lihtbildlihe Vorführung in der „Urania* bereits be- kannt waren, aber deshalb nicht weniger freundlich nent wurden.

Es sprach sodann Herr Frit Hansen über D. E. Alberts Relief-Klischee verfahren, das in jüngster Zeit als eine wesent- liche Verbesserung des Jllustrationsdruckes uneingeshränktem Lob be- gegnet. Um bei dem Klischeedruck richtige Bildschärfe zu erreichen, war seit lange ein Verfahren in Uebung, das in folgendem bestand: Man fertigte von dem Klishee vor seiner Einfügung - in die Druckplatte mit besonderer Sorgfalt eine Anzahl iSarfer Abzüge Ausschnitte genannt und brachte davon einen oder mehrere in diesem Falle sich genau deckend übereinander geklebte auf diejenige Stelle des Druckzylinders, die beim Abrollen des leßteren auf der Druckform das Klischee treffen mußte, was un- {wer zu messen war. Hierdurch wurde erreicht, daß die mit Rück- sicht auf ihre verschiedene Bedeckung mit Druckershwärze als zarte Reliefbilder anzusehenden Aus\chnitte der Druckbogen an den Stellen, wo Schatten zum Vorschein kommen sollten, stärker, wo Liter wiederzugeben waren, {wächer gegen die Druckform pressen, mitbin eine shärfere Wiedergabe des Bildes vermitteln, als ohne das Ver- fahren möglich war. Die Wirkung wurde în gewünshter Weise durch diese Methode erreiht, aber die manuelle Arbeit war ebenso wie die Zeitversäumnis sehr bedeutend und es gebörte viel Geschick dazu, das niht jedem gegeben war. Dies umständlihe Verfahren ist nun dur Dr. E. Albert in München wesentlich vereinfacht

und verbessert worden, nah dem alten Prinzip, den Druck an den dunkeln Stellen eines Bildes zu verstärken, an den

lichten dagegen zu entlasten. Diese Wirkungsweise wird von Dr. Albert aber in die Druckformen selbst gelegt, dadurch, daß man in die Druckflähe selbst Niveauunterschiede einführt, kurz das Klischee zu einem MNeliefflishee macht, in dem die Lichter mehr vertieft, die Schatten mehr erhaben sind, als bei der auf bisherige Art her- gestellten flahen Autotypiedruckform. Das geschieht so, daß man ein zweites Zinkkllishee von der Autotypie fertigt und zwar ein solches, in dem man absichtlih und unbesorgt um etwaige Brutalisierung der Effekte dur sehr starke Aeßzung die Schatten entsprehend stark gegen die bedeutender vertieften Lichter berausarbeitet. Dies Zurichtklischee oder Zurichtrelief bringt man nun auf die Rückseite ter Druckform und seyt Relief und Druckform iîn ciner bydraulishen Presse einem febr bedeutenden Druck aus, nachdem zwischen Bildseite der Druckform und Druckdeckel durch Zwischenlagen von Papier oder äbnlihem Stoffe für weiche Aus- führung des Druckes auf die Bildseite gesorgt ist. Durch die Pressung prägen sich die erböhtin Teile des Zurichtreliefs in die Nückecite der Druckform ein und treiben infolge der weichen Zwischenlagen die Drudckdfläche, also deren Bildseite, an diesen Stellen in die Höbe Diese Herstellungsöwecise eines Meliefklishees ist natürlich nur dur die vorzügliche Eigenschaft tes Zinks ermöglicht, schon bei der geringen Erwärmung von etwa 100°, die seinen Strukturverhält- nissen nicht s{ädlich ift, einen boben Grad von Formbarkeit zu empfangen und Formveränderungen, weldhe es in dieser Temveratur erlitten hat, in der Kälte beizubehalten. Es \{hcint nach den bisberigen Erfahrungen, daß, die zweifellos durch das Relief- fiihæe erreihte \s{nellere und genauere Zurichtung,, die zur Erfindung desselben den Anlaß gab, der geringste seiner Vorzüge und Vorteile is. Man wird es künftig au niht mehr wie biöher nötig haben, zur Erreichung eines vollkommen gutotypishen Trucks Kunst- druckpapier mit Hochalanz anzuwenden, zu dessen Dauerbaftigkeit auf Jahre hinaus große Fragezeichen gemacht werden. Es dürften ih vielmehr gute Drucke mittels der Relieftlichees auh auf nicht ge- strichenem, aber gut saliniertem Papier herstellen lassen.

Ueber das Kolorieren von Diapositiven spra bierauf

vnter Vorfüdrung vieler bunten Glazsphotograpbien mittels des Bildwerfers Herr F. S. Meikl. Der Gegensiand des Vor- trages erscheint, bei oberflählicher Betrachtung, in cinem Augenblick, wo die Buntphotograpbie in der ibr dur die Herren Miethe und Donath gegebenen Gestalt sich anschickt, gerade durh ten Bildwerfer Triumphe zu feiern, fait als cin Anachroniómus. Allein cs wird doch noch lange Zeit vergehen, ehe

solde koslspieligen Veranstaltungen, wie sie Vorausseyung des Ges lingéns der additiven Farbensvntdese sind, Gemcingut werden, und bis dabin wird die größere Anschaulidkeit farbiger, im Vergleich mit \hwarzen Bildern dem folorierten Diapositiv immer noch ein großes Feld frei lassen. Diesem Gedanken gab der Geheime Nat Fitch zur Empfeh- lung des Vortrags Ausdrack, und Herr Meik destätiate, dak sich der Begehr nah bunten Diapositiven gerade in leyter Zeit sehr vergrößert habe. Jn England sei keine Schule ohne Projektions- appvirat, und der von diesen Hilfömitteln geförderte Anscdauungs unterriht mae mit Vorliebe don farbigen Bildern Gebrauch. Der Vortragende gab hierauf cine fesselnde Darstellung von den mit dem Kolorieren der Gläsphotographien verbundenen Arbeiten. Die größte Schwierigkeit bestehe in der Auswahl der geeigneten Farben, als welhe ODelfarben, Aquarellfarden und Anllinfarben in Betracdi

lommen, alle unter dem Gesichtövunkie, das fe gut laßietend, also durhsiSlig sind. Am geeignetiten find in dieser Beziehung die Aniliafatden, die andererseits den Nahteil der Uncchtheit baben, nameailich îin hellen Tênca. Die Nichtigkeit dieser Bemerkung

| Mastdinen ufrwv., mit anderen Worten, | 02453285 Doll.

vermochte bald naher die Versammlung selbst zu prüfen; denn der blaue Himmel eines-Bildes verblih zusehends unter der Wirkung des elekftrishen Bogenlichtes. Zymeist sind die Farben allerdings nicht in diesem Grade unecht, sie Yalten bei {onendem Umgehen mit ten DENEE 9—6 Jahre und fönnen dann leiht nah- und aufgefrisht werden.

Zum Schluß machte Dr. Adolf Hesekiel von dem neuen Ver- fahren, [arie Bo geophten auf Papier herzustellen, über das bereits in Nr. 38 des „Reichsanzeigers* berichtet wurde, Mitteilung.

Technik.

In der Se des Elektrotehnischen V ereins, die gestern abend im großen Hörsaale der Postverwaltung (Artilleriestraße) ab- aa wurde, \sprach der Direktor der Allgemeinen Elektrizitäts-

esellschaft O. Bußmann über die Nernstlampe. Ec führte etwa aus: Nachdem seit der Einführung der Glühlampe eine lange Reihe von Jahren vergangen war, ohne dah nennenswerte Verbesserungen an derselben gemacht wurden, rief es allgemeines Interesse wah, als am 9. Juli 1897 Professor Nernst ein neues Verfahren zur Erzeugung von eleftrishem Glühliht anmeldete und am 10. März des folgenden Jahres den Schuß für cin Verfahren zur Herstellung der neuen Glühkörper nahsuhte. Von der Bedeutung dieser Grfindung zeugt es, daß man von den verschiedensten Seiten her durch Einsprüche und Beschwerden die Erteilung der Patente zu verhindern, dur Klagen die erteilten Patente zu vernichten suchte Erst vor kurzem hat das Reichsgeriht als [eßte Instanz den Gegenstand der Nernstpatente als. neue Crfindung anerkannt und dadurch ihrer Bedeutung volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die jahrelangen Bemühungen der Techniker, ein Material zu finden, das die Kohlenfäden der bisherigen Glüblampe an Hißebeständigkeit übertrifft, wurden erfolgreihß dur die Muna der Nernstlampe. Ihr Leuchtkörper, ein Stäbchen aus Thororxyd, Zirkonoxyd und den mit diesen verwandten seltenen Erden, estattet eine so beträchtlihe Steigerung seiner Temperatur, dah er für die Einheit der zugeführten Energiemengen doppelt \o viel Licht gibt wie die Kohlenfäden der Glühlampe, ohne in zu kurzer Zeit zerstört zu werden. Ihn in eine luftleere Glocke einzuschließen, ist unnötig, da er beim Glühen niht vom Sauerstoff der Luft ange- griffen wird. Der Leuchtkörper der Nernftlampe muß vorgewärmt werden, ehe er den Strom leitet. Der als Vorwärmer dienende Heiz- körper ist ein spiralförmig oder \{chlangenförmig gebogenes Stäbchen aus einer porzellanartigen Masse, das mit einer dünnen Platinspirale umwunden und mit einem feuerfesten Mantel bedeckt ist. Ein kleiner Elef- tromagnet im Lampensotel \caltet den Heizkörper aus, sobald der Glüh- körper leuchtet; durch eine geeignete Vorrichtung ist dafür gesorgt, daß die Nernstlampe innerhalb der praktis zulässigen Élneml babnen kfonstantes Licht gibt. Die Nernstlampe kommt dem wachsenden Liht- bedürfnis unserer Zeit entgegen, indem sie ohne Vermehrung der Stromkosten eine größere Helligkeit liefert; ist sie auch noch nicht am Ende der Vervollkommnung angelangt, so gibt doch de t {hon eine Nernstlampe bei gleihem Stromverbrau}h mehr Licht als zwei sezehnkerzige Slüblampen; Ihre einzelnen Teile unterliegen, ab- gesehen vom Brenner, fast gar keiner Abnußzung. Bei den Be- strebuizen der Elektrotechniker, die Betriebsspannungen der Zentralen zu erhöhen, ist es von besonderer Bedeutung, daß die Nernstlampe lhre BRO aften bei Spannungen von mehr als 200 Volt am besten zeigt. ie Nernstlampe ist noch jung; der Installateur muß noch lernen, mit der Lampe umzugehen und das Publikum über die Be- nußung zu belehren. Keinesfalls bedarf jedoch die Nernstlampe größerer Sorgfalt als das Auerliht, und die Tatsache, daß bereits rund eine Million Lampen und Brenner im Verkehr sind, beweist, daß Nernsts Erfindung unter die künstlichen Lichtquellen endgültig eingereiht ist.

Land- und Forsftwirtschaft.

Die Genossenschafts\chlachtereien in Dänemark.

Der „Verband dänischer Genossenschafts. Shweines{lahterei“ (de samvirkende danske Andels-Svineslagterier) ift 1897 gegründct und umfaßt alle 26 Genossenschaftsshlahtereien Dänemarks. Sein Zweck ist die Wahrnehmung der gemeinschaftlichen Interessen der Schlachtereien gegenüber den geseßgebenden Faktoren, die Schaffung guter Tranëport- und Absazverbältnisse für die r die Ver- besserung ter Qualität des dänishen Schweinefleishes, unter anderem durch konsultatorishen Beistand und durch Unterstüßung der Be strebungen zur Hebung der rationellen Schweinezucht.

Außer diesen 26 Gen- ssenschaftsshlachtereien gibt es na einem Bericht des landwirtschaftlichen Sachverständigen beim Kaiserlichen Generalkonsulat in Kopenhagen, veröffentliht îin den „Mitteilungen der Deutschen Landwirt schaftogesell schaft“, noch 24 derartige S unternehmungen, so daß also die Gesamtanzabl aller für die Ausfubr arbeitenden S{blachtereien in Dänemark si auf 50 beläuft.

Die dänishe Ausfuhr an Schlachtereiprodukten betrug 1901 Schweinefleisch und Schinken, frisch 1 130 000 Pfd.

I L 5 gesalzen und geräuert 119 370 000 Fleis von Hornviek, c... . ¿ #... .… R 2 Z gesalzen und geräuSert . . . 140000,

s . D i 730 000 , G @ n gesalzen und geräuchert . 10(00

f -„ anderen Tieren, sorvie Etngewcide . 12 380 000 Würste und Zungen, Fett und Flaumen 2 330 000

° im ganzen , 160 27v VVO Ph. welche einen Wert - von über §80 Millionen Mark (73,64 Millionen Kroncn) repräsentieren

Durch obige Zahlen über die Ausfuhr von S{laéhterciprodu!ten aus Dänemark, an der die Genossenschaftss{blachtereien mit dem Lêwen- anteil beteiligt fivd, werden die Erfolge der leyteren aufs textlichste veranshauliht. Die Genosseaschaftss{lachtereien sind also eine fet

t beahtenêwerte Einklommentquelle für Dänemark geworden. Dec Schwerpunkt des Erfolges ist aber darin zu erblicken, dak diefe

ergiebige Ginlommenéquelle infolge der gencsenschaftlichen Organisation der Mebrzabl der Exporischlachtereien au den kleinen Landwirten zu statten fommt

Das erste Gesäftsjahr des Mebltrustes in den Vereinigten Staaten von Amerika Der sogenannte „Flourtrust* (Mebltrost), mit seinem cffuiellen Namen „The Standard Milling Company*, bat am 30. September d. I. sein eríles Geschäftsojadr abgeschlossen Nath seinem Jahresbericht, so teilt der landwirtiGaftliche Sad- verständige deim Kaiserlichen Generalkonsulat in New Bork in den ¿Mitteilungen der Deutschen Landwirtshaftögesellshaft* mit, besiut der rut 24 Müblen in New Bork, Shracuse. Buffalo. Milwaukee. Dulutb, uperior und Minneapolis. Diese 24 Mükblen sind im stande, tägli 1d. 47 000 Barrels (Faß) Mehl 4187,7 Tonnen fertigustellen doch betrug die Produktion im Geicdäftsjahre täglich nur rd. 38 000 Fak 33858 Tonnen, don dentn 42%, d. b. 16W Tonnen, ins Aus- land gingen. Wie es in dem Bericht heißt, find die Leiter der Ge- aan auch weiterhin bernüht, auf fremden Märkten Fortschritte zua m3DHen Der Wert des gesamlen Erund und Bodens, ter Gebäude, das „tote Inventar® if mit (rd. 33 703 000 M) eingesent. Der „Preferred Stock* beträgt 6 900000 Doll, der „Common Stock* 4 600 000 Toll, zusammen alîo 114 Millionen Dollars. Aktiva und Passiva balancierten, wie folgt ftiva . 15 673 148,49 Doll.

Ï S S

Passiva . 15 016 704.44 Gewinn . GCIG Doi. = 275705 A