1850 / 3 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

R E R D amel rut A

jede Mínute für ihn Werth, Als ich einst zauderte, auf eine Frage, der ih lieber ausgewichen wäre, eiwas zu erwiedern, antwortete er selbst, fügte aber hinzu: „Wenn Sie erst ein paar Feldzüge mitgemacht hätten, #o würden Sie \sich nicht so lange besinnen,“ Zum lehtenmal sah Stein Rehberg im Jahre 1802, Er redete ihm zu, in preußische Dienste zu tre- ten, kurz, che ihm selbst der Antrag gemacht wurde, Minister ín Hannover zu werden. Beide !ehnten das ihnen gesteklte Anerbieten ab, Stein aus

dem Grunde, daß seine Ueberzeugung von der Nothwendigkeit einer Vereinigung der zerstreuten und zerstückelten Kräfte Deutschlands sich niht mit den Pflichten vertrügen, die man ihm dann aus-

Alter Georgs 111,

legen wurde, und daß die Entfernung und das hannovershen Zu-

eine durchgreifende Aenderung der verroiteten stände doch unmöglich machte.

Zu den Männern, mit denen ebenfalls in diesen Jahren mehr durch seinen Charakter als durch seine Stellung Stein eine nähere Verbindung knüpfte, gehört der Prinz Louis Ferdinand, Perh begnügt si, zu seiner Charafterisirung die berühmte Schilderung von Clausewiß zu wiederholen, wie der Prinz durch ein gewinnendes Aeußere, durch glänzenden Wiß, dur scine Lebenslust der Liebling der Gesellschast, durch seine Herzhaftigkeit und die Verwegenheit, mit der er Gefahren aufsuchte, der Abgotit der Soldaten wurde ; wie aber sein freíes Wesen nicht in den Zwang der Sitte und des Soldatendienstes paßte, wie er sich für die Pe- danterie, in der man ihn hatte halten wollen, durch ein Uebermaß von Vergnügungen, in die er si stürzte, entshädigte. Sein Durst nah Ruhm und Ehre machte ihm die Unthätigkeit, in die er nah dem Frieden gebaunt war, unerträglich, Er beschäftigte sih lebhaft mit den großen Weltereig- nissen, wünschte mit allen Wissenschaften sih zu bereichern ; aber er tvar viel zu unruhig, die Jdeen anders als von der Oberfläche abzuschöpfen ; ihm fehlte die Fähigkeit zu ernstem, ruhigem, selbstthätigem Nacbdenken, wie die Festigkeit des Charakters, welche zu folgerehtem Handeln führt Stein hatte den Prinzen in den Nhein - Feldzügen mehrfach gesehen z die Verirrungen des leidenschaftlihen Jünglings hatten ihn anfangs zurüge- stoßen; als aber der Prinz nah dem Frieden im Mindenschen sein Quar tier erhielt, lernte er seine großen Anlagen und seinen guten Willen kennen, und suchte ihn in scinem Streben, so Liel an ihm lag, zu unterskußen. Perh theilt mehrere Briefe mit, die ein eben so s{l¿gendes Zeugniß sind für den edlen Sinn des Schreibers , als für die großen Erwartungen, zu denen der Empfänger berechtigte. Am 417, November 1796 \chreibt er: Es ist gewiß, daß der philosophische Geist, welcher die Beziehungen ver- allgemeinert und die vereinzelten Gegenstände unter einem Grundsay oder einem höheren Gesichtspunkt zusammenfaßt, diejenige Art des Geistes is, welche den großen Mann bezeichnet; aber mit dieser Geistesart muß er die Kraft des Charakters verbinden, welhe ihm in ruhigen Zeiten der Fleiß zur Arbeit, die Hartnäckigkeit, Alles was auf seine Ausbildung einwirkt, zu verfolgen, in den Zeiten der Thätigkeit die nöthige, sittliche Kraft giebt, um die Anstrengungen des Geistes und des Körpers zu ertragen, welche der Drang der Umstände erheischt. Lebt der Mann, welcher sich durch die Natur zu einer großen und nüpßlichen Laufbahn berufen fühlt, inmitten der Weichlichkcit der Höfe und unter kleinen kleinlichen Leuten, so kann er nur dann sich erhalten, und diese Charakterstärke entfalten, wenn er sich mit den großen Männern der Geschichte umgiebt und sich durch ihre Vorbilder gegen die zerstérenden Eindrücke verderbter und kleiner Umgebungen \{hüyt, Jch theile Jhre Schmerzen, ich fühle Jhre Lage; aber geruhen Sie sich zu erinnern, daß gleicherweise Fricedrih der Große in Jhrem Alter von der Schulfuchserei und dem Geize e1drückt worden is, und feinen anderen Trost fand, als nur in der Einsamkeit und der Liebe zu Wissenschaft und Künsten, welche ihn einem jeden Alter so reichlich darbieten.“ Und am 23, Februar 1799: „Obwohl ih seit fast einem Jahre des Glückes beraubt bin, mich Königl. Hoheit zu nähern“ (der Prinz war nämlich in der Zwi- \chenzeit nah Magdeburg verseßt worden) „so is doch meine Theilnahme an Jhrer Ruhe und Jhrem Ruhme zu lebendig und zu aufrichtig, als daß ih mich nicht damit beschäftigt hätte, und von Allem, was sich darauf be- ziehen kann, berührt worden wäre, Es hat mir eine große Genugthuung gewährt, zu hören, ... mit welchem Fleiße Sie die Wissenschaften studiren, die das Ganze der furchtbaren und erhabenen Kriegs- funst bilden... Aber während Sie Jhre Fähigkeiten entwideln,.. warum möchten Sie, gnädiger Herr, so viele andere sittlihe Beziehun- gen verleßen, gegen so viele andere Grundsäße verstoßen, in deren Achtung eine gefühlvolle, für zärtliche Neigungen empfängliche Seele wie die Jhrige, ihr Glü finden müßte? Jch gestehe es Jhnen, gnädiger Herr, daß es mich sehr betrübt hat, zu vernehmen, wie weit Sie sih von Jhren Aeltern entfernen, wie schr Sie vernachlässigen, dem Verlangen zu entsprechen, wel- ches sie Jhnen bezeigen, sich Jhnen zu nähern... Sie haben ein Le- bensalter erreicht, wo Alles sich vereinizt, um Jhnen zu rathen , cine Ver- bindung einzugehen, welche Jhnen den Genuß häaslichen Glückes sichert z Sie haben Gefühl dafürz Sie haben mir oft mit erweichtem Herzen von dem Bilde gesprochen, welches Jhnen die Familie einer von Jhnen ange- beteten Schwester darbietet; ih bin gewiß, die Bemühungen einer jungen, liebenswürdigen und ehrbaren Gattin, die rührenden Liebkosungen Jhrer Kinder würden Sie von dieser unglücklichen Leidenschaft des Spiels zurück- rufen, welche vou der Langenweile und einer unbestimmten Unruhe genährt wird, Sie aus den Armen Jhrer Freunde reißt und Sie in Gesellschaften zieht, die durch die zügelloseste Habsucht vereinigt und durch die widerwär- tigsten Leidenschaften in Bewegung geseßt werden,“ Auch auf anderen Wege suchte Stein für den Prinzen zu wirken, er wendete sich namentli wiederholt an seine Aeltern, damit diese ihm durch Tilgung seiner Schul- den, durch Erlaubniß zu nüßlichen Reisen die Erreihung des Ziels, das Stein für ihn erstrebte, erleihterten. Der Erfolg war nicht der gewünschte. Stein schrieb später, den 15, Dezember 1799, an Frau von Berg: „Jch bedaure schr, Jhnen keine besriedigende Nachrichten Uber Prinz Louis geben zu fönnenz obgleich sein Negiment seit dem Oktober in Bielefeld steht, so bleibt er noch immer in Hamburg, und wir leben hier in der vollflommen- sten Unwissenheit über seine Aufführung, Jch fürchte sehr, er wird nie anders , als wegen des Mißbrauchs seiner wahrhaft seltenen Talente er- wähnt, und diese niemals für das allgemeine Wohl verwendet werden.“

Von der allgemeinen Politik hielt sich Stein in diesen Jahren fern, er empfand gegen die Männer, welche den jungen, damals eben zur Negierung gelangten König umgaben, die entschiedenste Abneigung. Der König hatte gewünscht, daß der Herzog von Braunschweig die Leitung der ganzen Ver- waltung übernehme; der Herzog scheute aber die Mühen und die BVeranl- wortlichkeit einer solhen Stellung, und der König sah sih genöthigt, sich mit dem Generalmajor von Köceriß , als General-Adjutanten, und dem Grafen Haugwiy, als Minister der auswärtigen Angelegenheiten, zu be- gnügen. Köckeriß war, nah Stein's Urtheil, ein ehrlicher, tvohlmeinender, nach seiner Ueberzeugung dem König ratheuder Mann, aber von einge- \{ränkten Begriffen und ohne Bildung, Er hatte sein ganzes Leben mit dem fleinen Dienst in der potsdamer Garnison zugebraht, und wünschte weiter nihts, als Ruhe und Friede von außen, Ver- träglihkeit im Junern, um ungestört seine Spielpartie und Tabaks- pfeife genießen zu können, Haugwiß besaß einen gewandten, biegsamen und {lauen Verstand, aber weder Stetigkeit noch Reinheit des Charakters. Er hatte im Laufe seines Lebens mannichfaltige und einander widerspre- chende Formen angenommen; ein süßliher Student, dann Nachahmer der jogenannten Genies veutsher Schöngeister, mit dem Streben nah dem

Sekanntmachungen.

A és fti Mad ou de

Gegen den unten signalisirten Lohgerbergesellen J n - lius Joha nn Beer, welcher ide in n aufhielt, ist wegen großen Hausdiebstahls die Uniersu- chung eingeleitet worden. Derselbe hat sich jedoch seit dem 11. Juli d, J. aus Rummelsburg entfernt und ist angeblich über Pollnow nah Segenseld gegangen, Da indessen sein Aufenthaltsort nicht zu ermitteln is so werden sämmtliche Civil- und Militair - Behörden ergebenst ersucht, auf den 2c. Becker Acht zu haben und ihn im Betretungsfalle zu verhaften und an un- seren Gefangen-Jnspektor abliefern zu lassen.

Bütow, den 16, Dezember 1849,

Königliches Kreisgericht, I. Abtheilung,

[591]

Sitgqnalemeu

Der Lohgerbergesell Julius Johann Beer ist aus Segenseld gebürtig, hat sih früher in Goldberg aufgehalten, wo sein Wanderbuch unterm 24, Novem- ber 1835 von dem dasigen Magistrate ausgestellt ist.

Größe: 5 Fuß 3% Zoll, Haare: dunkelbraun, Au- genbrauen: braun, Augen: klein, Stirn: frei, Nase und Mund: groß, Bart: schwarz, Kinn: oval, Gesichts- farbe+ gesund, Statur + klein, hat einen krummen Finger. [1] 4 von Seiten des Königl. Preußischen Konsu-

lats für die Walachei,

Die unter Prenußishem Schuße stehende Handlung der Gebrüder Bakaloglu hat im Jahre 1845 ihre Zah- Der Erlös ihres Waarenlagers ist unter diejenigen Gläubiger pro rata vertheilt worden, welche sich bei dem Konsulate gemeldet haben, stehend verzeichnete Personen haben die auf sie fallen-

S tialv Citation

Die verehelichte Brenner Kremín, Ludowica geborene Czarnecfa, hat gegen ihren Ehemann, den Brenner Karl Kremin, wegen böslicher Verlassung und Bigamie guf Chescheidung angetragen.

Klage haben wir einen Termin auf den 44, März 1850, Vormittags 11 Uhr,

12 Schein eines ungebundenen Sonderlings, dat Landtwvirth, Theosoph, Gei- Ferseher , Frömmler, Anhänger der Herrnhuter , bei denen er erzogen war, in deren Sinn er ein Gebetbuch schrieb, zuleyt ausshweifend und genuß liebend bis zur Erschöpfung, mit oberflächlicher , shönwissenschaftlicher und Weltbildung, die er durch Lesen und auf Reisen erworben hatte, leer an gründlichen Kenntnissen, ohne Geschästsersahrung, faul, abgespannt, zer streut, Dem Großherzog Leopold von Toskaua auf einer Neise nach Jta- lien bekannt geworden, ward er bei dessen Thronbesteigung erwählt, die Glücfwünsche nah Wien zu bringen. Auf diese Weise trat er in die aus- wärtigen Geschäfte, Er war gänzlih abhängig von dem Kabîinetsrath Lombard, den er wiederum gegen die {on damals laut gewor- dene öffentlihe Stimme hielt, Was Lombard angeht, \o gehörte er zu der französischen Kolonie ín Berlin, welche lange Zeit für cine Pflanz- {ule der Diplomaten galt, er besaß Geist, lebhaften Verstand, gründliche Kenntniß der klassishen und französischen Literatur, Dichtertalent und große Gewandtheit in Arbeiten; aber sein Leichtsinn, seine liederlichen Sitten be- raubten ihn jeden inneren Haltsz; er war weichlich, schla}, genußsüchtig, Der zweite Kabinetsrath war Beyme, von gewöhnlicher Recht- \haffenheit, aber ohne große Gefühle, arbeiítsam, kräftig, eitel und abspre- dend. Er dachte nie an durchgreifende Verbesserungen, wollte nux flicken, das Laufende abmachen, das Alte halten, anch wo es nicht zu halten war,

Mit diesen Umgebungen konnte der König keinen kräftigen Entschluß fassen. Als 1799 England, Rußland und Oesterreich eine neue Coalition {lossen, schien ihnen der Beistand Preußens unentbehrlich, um Frankreich ganz einzuschließenz Kaiser Paul schickte einen Unterhändler nah Berlin, Der König, der sich gerade in einem Uebungslager zu Petershagen an der Meser befand, berieth si zuerst mit dem Her,og von Braunschweig und Haugwiß, und war zum Beitritt geneigt. Aber auf der Neise von Minden nach Wesel redeten ihm Beyme und Köeriß im entgegengeseßten Sinne zu, und er änderte seinen Enischluß , nachdem Haugniß schon abgeshickt war, mit dem russishen Unterhändler abzuschließen, Die Coalition ward geschla- gen, und die Abtretung des linken Rheinusers war die Bedingung des Frie- dens, Um die Fürsten, deren Länder abgetreten wurden, zu entschädigen, mußten Secularisationen und Medlatisirungen im inneren Deutschland ge- schehen. Die Habsucht und der Neid der deutschen Fürsten gegen einander gab auch dies Geschäft in Frankreihs und Nußlands Hände, Oesterreich ward von den Vermittlern nur kärglih bedacht, um seine Eifersucht gegen Preußen rege zu erhalten. Preußen erhielt unter Anderem auch einen Theil der westfälischen Bisthümer. Sie sür Preußen zu übernehmen und über- einstimimend mit der Berfassung der übrigen preußischen Länder einzurichten, ward Stein ausersehen, Die Aufgabe war zugleich s{wierig und undanuk- bar. Die neuen Unterthanen waren über den unfreiwilligen Wechsel ihrer Herren erbittert, und wenig entgegenkommend. Die Mitberechtigten, d. h. die Fürsten, welche zu ihrer Entschädigung auf den übrigen Theil der Bis- thümer angewiesen waren, er|chwerten dur ihre Ansprüche auf Theilnahme jede Verhandlung. Stein suchte nun zuerst unter den Landesangehörigen selbst und zwar wo möglich unter den ehemaligen Mitgliedern der Landstände, einige Männer zu gewinnen, welche geneigt wären, die Vorarbeiten zur Reorgani- sation zu übernehmen, Mit diesen Beamten, deren Kenntniß ter Verhält- uisse c wenig wie ihre Unparteilichkeit und Liebe zum Lande bezweifelt werden kounte, sand er dann allmälig Zutrauen beim Volke und bei den JInteressentezn und brachte endlih auch nah mehr als einjährigen An- strengungen eine Auseinanderseßzung und Organisation zu Stande, tvelche alle Parteien befriedigte: Charakteristisch is sein Verhalten, als nach diesem glücklich erreihten Resultat die fürstlihen Abgeordneten den preußischen Be- vollmächtigten ein Geschenk von tausend Carolin anboten. Stein, davon ín Kenntniß geseßt, zeigte dem Gencraldirektorium (so hieß damals das vor- gesetzte Ministerium) den Vorgang mit den Worten an: „Jch halte es un- ter der Würde der Staatsdiener der preußischen Monarchie , Geschenke von kleinen und selbst in diesem Augenblick noch Geldunterstüßung benöthigten Ständen anzunehmen, Verdienen die Staatsbeamten dieser Monarchie cine Belohnung, so dürfen sie sie nur von Ew. Königlichen Majestät erwarten,“ Der Graf Haugwiß war freilih anderer Meinungz er erwiederte, solche Geldbelohnungen seien keineswegs ungewöhnlich, und er erachtete dieselben namentlich für passender als eine Erhebung in den Adelstand, auf welche Stein für die verdieuten Beamten angetragen halte.

Während Stein so für die Organisation der preußischen Besizungen thätig war, wären seine eigenen beinahe zum Opfer einer anderen Art von Organisation gefallen. Bei der neuen Theilung von Land und Leuten und der daraus erwaclh- senden Verwirrung glaubten die kleineren Reichsstände eine gute Gelegenheit gefunden zu haben, sich auf Kosten der kleinsten zu vergrößern; es begann ein ziemlich allgemeiner Versuch der fürstlichen Neichsstände, mit den reichs- ritterschaftlihen Besißungen sih zu arrondiren, So erließ der Herzog von Nafssau- Usingen am 31, Dezember 1803 ein Patent, „er wolle die in seinem Gebiet gelegenen reichsritterschaftlihen Besißungen gegen andere Stände sichern, und darüber die Landeshoheit nehmen, wenn die Auflösung der Neichsriiterschast erfolgen sollte.‘ Drei Tage darauf erschienen nassausche Beamte und Truppen auf den Steinshen Gütern, nahmen Besiß davon und verboten die fernere Bezahlung der Abgaben an deu Herrn von Stein, Der Steinshe Rath Wieler legte sogleich Verwahrung ein, und Stein selbs schrieb auf die erste Nachricht von der Gewaltthat einen Brief an den Herzog, worin es unter Anderem heißt: „Deutschlands Unabhân- gigkeit und S elbststän digkeit wird durch die Co nsolid ation der wenigen reihsrittershaftlichen Besißungen mit denen sie umgebenden kleinen Territorien wenig gewinnenz \stol- len diese für die Nation so wohlthätigen, großen Zwecke erreicht werdeu, so müssen diese kleinen Staaten mít den beiden großen Monarch ieen, von deren Existenz die «F For t- dauer des deutschen Namens abhängt, vereinigt werden, und die Vorsehung gebe, daß ich dieses glü ckliche Ereigniß C Die Beweggründe, worauf das Patent beruht, finden auf meine hinweggenommenen Dörfer keine Anwendung; sie selbst nebst ihren Feldmarken liegen mitlen in den nassauischen Fürstenthümern, Keiner der benachbarten Fürsten konnte, ohne mehrere Stunden weit durch das Nassaui- sche zu gehen, sie beseßen, und cine solche Gewalthätigkeit war nicht zu er- warten, Diese hüßzende Maßregel war also nicht erforderlich, fie ist aber auch von einer inkompetenten Behörde angeordnet . Ew. Durchlaucht versprechen im Fall der Auflösung der Ritterschaft ihren Mitgliedern Alles, was Höchstdero angestammte Liebe zur Billigkeit und Achtung gegen ange schene Familien nur an die Hand geben könne, Es wid also statt eines auf Gesege und Verfassung gegründeten Zustandes ein bittweiser, auf Bil- ligfeit und andere wandelbaren Basen beruhender, zugesagt, Welche Aus-= siht!! und auch auf diese darf ih nicht rechnen . Wird der ritter- \chaftlihe Verein auf eine gewaltsame Art zertrümmert, so entsage ich dem Aufenthalt in einem Lande, das mich mit Gegenständen bitterer Erinnerun- gen umgiebt, und wo mic alles den Gedanken an den Verlust meiner Un- abhängigkeit und meine neue Fesseln zurüruft,“ Uebereinstimmend damit erflärte er seinem Rath Wieler: „Wird die Ritterschaft aufgelöst, so fomme ih nie wieder nah Nassau (so hieß sein Bauerhof) und behandele dieses ganz als ein Bauerngut, verpachte die Gärten, holze den Stein ab u. s, w. Jch werde nie einen Räuber für meinen Landesherrn anerken- nen,“ Diesmal gelang jedoch dem Herzog seine Absicht noh niht, Steins Brief, der gedruckt verbreitet ward, regte die öffentliche Stimme zu hefti auf; die Nassauer mußten unverrichteter Sache wieder abziehen, G

Kulm, den 10, November 1849, Königl, Kreisgericht,

| entdeckt, / Gnledrih Wilhelm 11. bei einer Borstellung scherzeud

vor dem Herrn Obergerichts - Assessor Annuske anbe- | raumt, und laden hierzu den Beklagten, welcher sich im Jahre 1847 von Gniewkowo eutfernt hat und dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt is, unter der Ver- warnung vor, daß bei scinem Ausbleiben dem Antrage der Klägerin gemäß erkannt werden wird.

l. Abtheilung.

| lischen Blokade wegen. des dadurch erzwungenen lebhafteren

| drang und den unermüdlichen Ei

| mache es nicht,“ sagte Stein später einmal, „wie ein begossener Kater, der den Schwanz zwischen die Beine zieht und sich davonmacht; ih beiße tüchtig um mich,“

Bereits am 4, Dezember ganz Westfalen geworden, jeßt auch die neuerworbenen

1803 war Stein Ober - Präsident von indem zu seinem früheren Departement i Länder hinzutraten,. Es änderte sich damit nur das Gebict, \niht die Art und die Richtung seiner Wirksamkcit. Mit wie umfassendem Geist er die Fortentwicckelung aller Theile des Nationalwohlstandes erstrebte, beweist am besten der voi. ihm selbst verfaßte Verwaltungs-Bericht vom 10, März 1801, welchen Perh veröffentliht. Kaum irgend ein Zweig der materiellen Juteressen, den er nicht durchforscht hätte und für den er nicht neue Schöpfungen in Aussicht stellte! Viele von den Einrichtungen, die später unter seinem eigenen und seiner Nachfolger Ministerien ausgeführt wurden, finden sich hier \chon angedeutet, und Manches, womit man heut zu Tage noch beschäftigt is, die Errichtung von Kreditkassen z. B,, wird hier schon entworfen. Zugleich war aber Stein auf die Heranbildung jüngerer tüchtiger Beamten bedacht, weil er erkannte, wie viel gerade in der Verwaltung an der Ausführung gelegen seiz und dabei ist wieder der richtige Blick zu bewundern, mit dem er stets die Fä- higsten herausfand. Bei dem später berühmten Freiherrn von Vincke hatte er shon in den Anfängen der Laufbahn desselben das ungewöhnliche Talent Er machte ihn zum Landrath, als er noch so jung war, daß fragte: Macht man hier Kinder zu Laudräthen? Ja, sagte Stein, ein Jüngling an Jahren aber cin Greis an Weisheit! Er hob ihn {nell von einer Stufe zul anderen, und bei scinem Abgang aus der Provinz ruhte er nicht eher, als bis ste n thm einen würdigen Stellvertreter seiner erhielt,

Jm Sommer 1804 war der Minister Struensce so gefährlich erkrankt,

daß er sich von deu Geschäften zurückziehen mußte. Der Kabinets - Nath Beyme schlug dem Könige Stein an scinexr Statt vor; Stein ward ernannt und uahm die Stelle nach einigen Unterhandlungen an, Welches Mini sterium er aber damit erhielt, läßt sich nicht so fürzlih angeben; die preu- ßische Ministerial-Verfassung war damals so eigenthümlich verwickelt, daß die

bestimmten Geschäftskreise der einzelnen Minister nur mit Mühe gesondert werden können, Die oberste Finanz- und Polizei - Behörde des preußischen Staates (das General-Direktorium) bestand aus einer Anzahl Provinzial und einigen Fachministern, Eine Art leitender Minister war dec General- Controlleur der Finanzen und Schaßmeister, damals Graf Schulenburg- Kehnert, unter ihm verwalteten vier Minister die Provinzen, mit Ausnahme Schlesiens, das wieder ganz außerhalb des General-Direftoriums stand, ein Minister die Accise-, Zoll-, Salz-, Fabrik-, Manufaktiur- und Kommerz- Sachen, eiu andercr das Berg- und Hüttenwesen. Das Ministerium der Accise, Salz- und Manufaktursacden war cs nun, welches Stein erhielt, so weit dasselbe nicht durch die gleichberehtigten Provinzial - Minister und den Schahzmeister beschränkt war. Stein suchte sich aber sogleih möglichst un- abhängig zu stellen, und er erhielt von dem Kabinets-Nath Beyme, der alle Schreiben des Königs, und uamentlih die Ernennungen, mit seinen Schreiben zu begleiten und nah seiner Art zu erläutern pflegte, gleich An- fangs die Versicherung, daß wenn die Bank, Scehandlung und Salz-Ad- ministration auh dem Namen nah mit unter dem Grafen Schulenburg ständen, derselbe doch eben nur den Namen hergeben, höchstens guten Nath ertheilen, die Entscheidung aber stets bei Stein sein solle,

Stein begann seine Geschäfte mit der Ueberzeugung, daß in einem Lande von sehr mittelmäßiger Ertragsfähigkeit die freie Benußung des Bo dens und eine möglichst geringe Beschränkung des menschlichen Fleißes die fehlenden Güter erseßen müsscn. Und diese beiden Prinzipien Freiheit des Bodens und Freiheit der Arbeit waren cs, auf denen später der neue preußishe Staat auferbaut wurde, So weit war Stein Anhänger des physiokratishen und Smithschen Systems; in dem Sinne aber, wie dasselbe im Gegensaß des nationalen Handelssvstems auftritt, war er es nicht, beabsichtigte große Baumwollspinnereien anzulegen, um das Land von jem bisherigen Abgabe an das Ausland zu befreienz er freute sich fast der en

YY

den Handelspläyen des Kontinents selbst. Von den zahlre die Stein schon in diesen Jahren auf dem Gebiet des | Gewerbe durchführte oder anbahnte, kann eine dürftige Aufzah keine Anschauung geben z Pery hebt deshalb auch nur die Haupk( hervor, und schildert mehr die Negsamkeit, mit der er 18 alle

: , der ihn keine Anstrengung scheuen Ue|

Reisen führte, um

von Provinz zu Provinz in müßhjeligen von dem Zustand der Dinge und dem, was Noth that, zu ü hätten wohl gewünscht, daß Pert Theile von S und namentlich den positiven Schöpfungen

verkennen aber nicht, daß darunter die

schenkt hätte; wir

3 DICIENI

desselben grope

Ganzen gelitten hätte. Von allgemeinerez Wichtigkeit als die han li tische Thätigkeit Steins war sein politischer Sinslup, und jeinen politischen Handlungen gebührt deshalb der Vorzug. ; (Schluß folgt.) L { W Eifeubahu- TWerkehr. Köln=Mindener Elsenbahn Im Monat November 1849 wurden eingenomme1 Rthlr. Sgr. Pf Nthl r. Pf aus dem Perjonen=Transport 48,206, 3. 2. Güter-Transport 78,898. 11. 10. Summa 127,104. 1 Im Monat Novbr. 1848 wurden eingenommen: aus dem Personen-Transport 41,779. 23. 9, Güter-Transport 60,247. 4. Summa 108/027, O ) ! \ Cte 4 , E s Es n Mithin im Monat Nov. 1849 ein Plus von 19 (07 0 2

In den ersten 11 Monaten des Jahres 1849 wurden eingenommen : :

aus dem Personen=-Tranéport 704,631. 8, 2.

OÙUter-Cranevort S) 760 170, 10. 9.

Summa 1,469,807. 21. 11

In den ersten 11 Monaten des Jahres 1848 dagegen : aus dem Personen=-Transport 699,461. 13, 7

» » QOüter-Transport 441,158.23. Summa 1,140,620, ;

1849 cin Pius Vou: 029,187, 14. 11

F

Mithin pr, *) inkl, eines Plus von 1921 Nthlr, 21 Sgr. 2 Pf., welches sich bei Fest stellung durch vie Kontrolle für den Monat Oktober ergeben hat,

ament MBL Em

i: A

den, neben dem Namen ausgedrückten Raten bisher nicht erhoben, auch is ihr Wohnort nicht zu ermitteln gewesen, Sie werden daher aufgefordert, bis zum 1, Juli kf. J. den auf sie fallenden Betrag zu erheben, widrigenfalls derselbe unter diejenigen Gläubiger ver theilt werden wird, welche sich bei dem Konsulate ge- meldet haben,

1) Gebrüder Wildmann (oder Boldmann) haben zu

erhalten 462 Piaster 25 Para,

Besondere Kennzeichen :

lungen eingestellt, Zur Beantwortung dieser

DEetanntmacbi nag

2) die Handlung Wall (oder Boual) 502 Piaster 15 Para, : gee

3) Gebrüder Molli 408 Piaster 15 Para,

4) die Handlung Boual 1037 Piaster 33 Para,

5) die Handlung Zonpper (wahrscheinlich Zuber aus Karlsruhe) 608 Piaster 37 Para,

Bukarest, den 14, Dezember 1849,

S.) (gez.) König.

Nach- (L.

Das Abonnement beträgt: 3 Rthlr. für 5 Jahr. 4 Ar e 4 Jar, S A, e 1 Ar.

in allen Theilen der Monarchie ohne Preis - Erhöhung.

einzelnen VKummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet.

B ei

« j Ö 3 -

Sf al {

Preußischer

-Anzeiger.

Berlin, Dounerstag den 3, Januar

Alle Post-Anstalten des Yn- und Auslandes nehmen Bestellung auf lejes Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats- Anzeigers :

Straße Ur. 57

1850.

Ny all Amtlicher Theil. Deutschland. Preußen. Potsdam. Hofnachricht, Berlin, Die Märkische Eisenbahn,

Niederschlesisch-

Hesterreich. Wien, Die Finanz-Ergebnisse, Die Zollkommissions- anträge. Die Frage hinsichtlich des Zollanschlusses von Oesterreich an Deutschland. Herabseßung des Ausgangszolls auf Uhren. Auf- hebung des Zeitungsstempels. Vermischtes, Triest, Erdbeben,

Geheimerath Dr. Walther 4, Darmstadt, Kammer-Verhandlungen, Befinden der Herzogin.

Festmahl beim Erzherzog Johann,

Bayern, München, Hessen und bei Nhein. Anhalt - Desiau. Deßau, Frankfurt. Frankfurt a. M, Ankunst des Prinzen von Preußen. Nuslaud.

Oesterreich. Lemberg. Handhabung des Belagerungszustandes, ckemlin. Die kirchlichen Angelegenheiten der serbishen Woywodschaft,

Fraukreich, Gesesßgebende Versammlung, Die La Plata-An- gelegenheiten, P aris. Der Neujahrs-Empfang beim Präsidenten, Ausschub der Auflösung der Mobilgarde, Diplomatische Konferenzen,

Gesandter für Spanien. Vermischtes,

Großbritanien und Frland. London, zollsystem. :

Rußland und Polen. St, Petersburg. Ukas und Tagesbefehl in Bezug auf die Geburt eines Enkels des Kaisers. Die Eisenbahn nad Moskau, Kalisch, Gewerbeverkehr, Klassensteuer,

Niederlande. Aus dem Haag. Kammer-Verhandlungen.

Jtalien, Von der italienishen Gränze, Nachrichten aus ver schiedenen Staaten.

Börsen- und Handels - Nachrichten.

Peel gegen das Schuh-

pu A a B E N A L 2

Amtlicher Theil.

Des Königs Majestät haben Sr. Hoheit dem Erbprinzen on Sachsen=Meiningen-Hildburghausen den Schwarzen Adler-Orden zu verleihen geruht.

Se, Majestät ver König haben Allergnädigst geruht : Dem Großherzoglih medcklenburg - \{chwerinschen Hof - Marschall von Bülow den Stern zum Rothen Adler-Orden zweiter Klasse, so wie dem fürstbis{öflichen Rath, Redacteur und Herausgeber des Oesterreichischen Zuschauers, Dr. Ebersberg in Wien, den Ro- then Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen ;

Dem Geheimeu Registrator Loppe in dem Ministerium der geistlichen E, den Charakter eines Kanzlei-Raths bei zulegen; Un

An die Stelle

des bisherigen Vice

: - rigen Bice = Konsuls Fr. Winberg in Kronstadt den Kausmann S arl Winberg zum Vice = Konsul ¡felbst zu ernennen. |

Dae

die Trauer auf 14

x Königliche Hof legt heute, am “ten, : : vonAnhalt-

L 14 S 7 é Pr n0in T age für Ihre Königl. Hoheit die Frau HFrzogin Deßau an.

Berlin, den 2, Januar 1850,

Der Vice - Ober - Ceremonienmeister,

Freiherr von Still fried.

cke “nial. Hoheit der Prinz August t. Kong ; d

St. Petersburg zurückgekehrt.

Angekommen: on Württemberg 1st von Di.

m Ui a

nichtamtlicher Theil. Deutschland.

P otôdam, L Jan. Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin geruhten heute Morgen vor 10 Ubr, die Glückwünsche der Prinzen und der Prinzessinnen des Kö- niglichen Hauses, so wie der Hofstaaten und der Minister, im Kó- niglichen Schlosse zu Charlottenburg entgegenzunehmen. Um 10 ihr wohnten Allerhöchstdieselben nebst den Prinzen und Prinzessin nen dem Gottesdienste in der Schloßkapelle bei und fuhren später um 125 Uhr nach Potsdam, wohin von Berlin aus ein Extrazug die Allerhöchsten und höchsten Herrschaften beförderte, a Vots- dam waren im Königlichen Schlosse die © ffizier-Corps, die König- (ichen und städtischen Behörden, so wie die Geistlichkeit, im König- lichen Schlosse zur Gratulation versammelt, Um 3 Ubr fand gro- ßes Diner statt, an dem sämmtliche Königliche Prinzen tb Duli- zessinnen, so wie die Ae en ia Theil nahmen. Außer den Hosstaaten S »öheren Nilitairpersonen, Civilbe amten und Geistlichen von Potôdam, jo wie einige andere Perso- nen von Auszeichnung, befohlen. E

Leider ward die Feier des Lages durch bas. Cliteefen vex Nachricht von dem Ableben der Frau Herzogin von Deßau Königl. in {merzliher Weije getrübt. (

2. Jan. Nachdem die Königliche Verwaltung der Märkischen Eisenbahn heute dur den Königlichen

Administration der Bahn und des Betriebes hat dieselbe ihre Functionen angetreten, 2

Hesterreich. Wien, 31. Dez, Nachträglich zu den gestern lian Ergebnissen der finanzleen Bealeius im A Duartale 1849“ giebt der Lloyd noch die esultate derselben wäh- rend der verflossenen neun Monate des Jahres. „Vom 4, Novem- ber 1848“, bemerkt dies Blatt, „bis Ende R 1849 betrug die Gesammtsumme der Einnahmen (0A Gl, Ausgaben 195,192,638 Fl, blieben sonach zu decken 90,/40,684 Fl, Durch

Preußen.

Hoheit

Berlin, Niederschlesisch -= Na Kommissarius in die eingewicsen worden ist,

| j / î j

mehrfache außerordentlihe Rückzahlungen wurde dieser Betrag zur

fompletten Summe von 91,125,787 Fl. gesteigert. Die Deefunc p ( ( g

erfolgte mittelst des Kredits der Nationalbank, welche im Laufe der neun Monate dem Staate 20 Millionen unver- zinslie und 14 Millionen zu 5 pCt. darlieh, mittelst der

Ausgabe ungarischer Assignationen im Totalbetrage von 9,024,932 Fl,, 3proz. Central-Kassen-Anweisungen im Betrage von 44,583,100 Fl, lombardisch - venetianishen Tresorsheine im Betrage von 6,636,140 Fl. 2c. 2c. Hieraus ergiebt sih, daß die Einnahme in den Monaten Mai, Juni und Juli d. J. si, verglichen mit den früheren Quartalen, nicht bedeutend erhöht hatte, während die Last der Ausgaben, ohne Zweifel zunächst in Folge der im Som mer d. J. höchstgesteigerten Armee-Auslagen, zunahm. Das Bud- get dieses wichtigen Zweiges betrug im dritten Quartal allein 15,025,927 Fl. C. M. Als Resultat der finanziellen Gebahrung des gesammten Verwaltungsjahres 1848 ergiebt sich hoffentlich ein ungleich befriedigenderes Ergebniß, da in der Periode des vierten Quartals, worüber jedoch bis jeßt noch kein Ausweis zusammengestellt wurde, der Ausschuß des 4:proz. Anlehens, das Einlaufen der sardinischen Kriegsentschädigungs-Raten, die Herstel- lung des Friedens und namhafter Steuerzuwachs von Ungarn und Italien her zusammentreffen.“ Der Wanderer sagt: „Wenn wir niht dem Ausweis Über die Finanzgebahrung des dritten Quartals 1849 mit Befriedigung entnehmen, daß Ungarn und Jtalien bereits wieder als fkontribuirend eingetreten, so können wir unser Bedauern über die Lage von Siebenbürgen, von Croatien, Slavonien, der Woi

wodschaft und des temesher Banats nicht unterdrücken, welche Kronländer, dur die Leiden des Krieges hart mitgenommen, noch nicht in die Reihe der contributionsfähigen eintreten konnten, Es ist kein Zweifel, daß die Veröffentlichung der Finanzgebahrung den sichersten Haltpunkt zur Beurtheilung unserer so vielfah und fälsh- lih gedeuteten finanziellen Verhältnisse bietet, kein Zweifel, daß nur dadurch allein die Ueberzeugung von dem Maße unserer Hülfsquellen gewonnen werden kann. Die Wichtigkeit dieser Publication wird noch dadurch gesteigert werden, daß wir hier zum erstenmale wieder, wenn au nur in einzelnen Posten, den eigenthümlichen Ergebnissen der neu- ofkupirten Provinzen begegnen. So finden wir unter den direkten Steuern, welche im Ganzen mit 13,053,241 Fl. ausgeworfen sind, einen außerordentlichen Zuschlag zur Grundsteuer im lombardisch= venetianisheu Königreiche mit der Summe von 3,545,822 und bei den indirekten Abgaben, welche im Ganzen mit 18,253,552 Fl. an- gegeben werden, vereinigte Gebühren, so wie Pulver und Salpe- ter, in dem lombardisch - venetianischen Königreiche mit 74,079 Fl. Wenn wir nun auch sowohl bei den direkten als indirekten Abgaben eine Vermehrung gegen die früheren Quartale bemerken, so kön- nen wir leider dasselbe nicht ganz von den anderen Staats-Ein- nahmen sagen und finden bei zwei der wichtigsten Posten in der Rubrik : Einnahme vom Staats-Eigenthume, vom Berg- und Münz- wesen, das fatale Wort Abgang z; bei den Aerarialfabriken nämlich,

E großen Zrrthume unserer Staats Oekonomen, und ben L Aa Vir sinb sehr begierig i glau : e S Er O P Leptever Posten, welGer tept be reits die Höhe von 526,379 erreicht, sich unter dem neuen Projekt des Handelsministers vermindern werde. Ob bei dem

Bergwesen, das in dieser Rubrik mit 1,013,612 Fl, vertreten ist, auch {hon jene Metallschäße eingerechnet sind, welche der ungarische Finanzminister Duschek ablieferte, is hier zwar nicht angegeben, wäre aber zu wissen niht uninteressant. Die Gesammtsumme der Einnahmen in dieser Rubrik beträgt 473,342 Fl. Die Ueberschüsse des Tilgungsfonds betragen 2,524,900 Fl. Die lebte Rubrik der Einnahmen summirt verschiedene kleinere Posten zusammen. Hier müs sen wir bemerken, daß es nicht uninteressant gewesen wäre, die Rubrik „Fisfalitäten‘“ und „Heimfälligkeiten,““ welche hier mit 26,314F[l. ange geben, etwas genauer ausgeworfen zu sehen, indem es vonWichtigkeit wäre, zu wissen, ob jene Fiskalstrafen, welche den italienischen Nobilis auferlegt wurden, oder die Contribution einzelner Judengemeinden i Ungarn, oder die dort ebenfalls vorgenommenen Confiscationen in diese Rubrik zu werfen sind. Einen unangenehmen Eindruck nuß ein Posten dieser Rubrik machen, nämlich jener: „patriotische Gaben“, 6106 Fl.! Es is traurig, daß die Patrioten des großen Oesterreich in drei Monaten nicht mehr auf den Altar des Vater- landes niederlegten! Rechnen wir also alle Einnahmen zusammen,

so ergiebt sich die Gesammt - Summe von 35,126,536 Fl. in einem Quartale, wo die Steuern und Zusflüsse fast aus dem ganzen Bereiche der Monarchie eingegangen. Bei den Ausgaben maht die Wiener Zeitung die Be-

merkung, daß dieselben nicht durchgehends die wirklih verwendeten Summen, sondern die zur Bedeckung derselben aus der Staats- Centralkasse und ten Provinzial -Einnahmekassen flüssig gemachten Dotationen darstellen, von welchen zu Ende der Verwaltungs- periode nicht unbedeutende Beträge als Kassenvorräthe bei den Kassen der einzelnen Verwaltungszweige für die nächste Periode zurückbleiben. Wir begegnen hier vor Allem den Zinsen der sämmtlichen Staatsschuld, welche in diesem Quartale 17,220,631 Fl. C. M. betragen, eine Summe, welche, wenn auh nach der neuen Convention mit der Bank eine Zinsfußverminderung eines kleinen Theiles der Staatsschuld stattgefunden, dennoch in den fommenden Monaten leider eine neue aus dem allgemeinen Defizit hervorgehende Erhöhung erfahren dürfte. Für den Hof- staat finden wir die Summe von 963,764 Fl., für den Minister- rath 22,787, für das Ministerium des Aeußern 438,356 Fl, angeseßt. Das Ministerium des Junern ist mit einer Dotation von 3,975,470 Fl. bedacht. Nicht ohne wehmüthige Erinnerung liest man dabei Auslagen für die beiden Reichstage in Wien und Frank- furt 37,282 Fl. Die politische Verwaltung in den einzelnen Kron ländern ist mit der Summe von 2,025,360 angegeben ; wir bedauern sehr, dabei nicht Aufs{luß zu erhalten, ob darin son jene Ent- \hädigungen mit inbegriffen sind, welche den Patrimonialgerichten bei provisorischer Fortseßung ihrer Wirksamkeit in Aussicht gestellt wurden, Nicht verhehlen können wir dagegen, daß wir die Summe

von 479,108 Fl. für öffentlihe Sicherheit für viel zu klein halten,

wenn wir annehmen, daß die einzige Stadt Paris die gleiche

Summe für das Gleiche in ihrem Budget berechnet. Das Kriegs-

Ministerium ist mit 45,351,943 Fl. angeseßt. Aus der Post von

16,501 Fl. für die Reichsfestungen Mainz und Luxemburg ersehen wir mit

Vergnügen, daß einerseits unsere Regierung Deutschland als Reich aner=-

fannt und andererseits ihren Reichspflichten, was die Geldsache betraf,

immer nachgekommen ist, Für das Ministerium der Finanzen sind

3,858,694 Fl. ausgewiesen, von welchen jene von 1,330,030 Fl,

welhe für Finanzwache angegeben, wohl in nächster Zeit dur

das verfassungsmäßige Fallen der Zollschranken gegen Ungarn sich

ermäßigen dürfte. Zwei Posten sind es, welche hier unsere Auf=

merksamkeit in Anspruch nehmen: Quieszenten-Gehalte und Pensio-

nen der zu keinem der Verwaltungszweige gehörigen Jundividuen (mit Ausnahme des lombardiscy - venetianischen Königreiches) 76,588FL[., und Pensionen und Quieszenten-Genüsse aller Gefälls- und Verwaltungszweige im lombardisch - venetianishen König-=- reiche 362,652 Fl., leßterer eine traurige Erinnerung an den ersten italienischen Krieg, welcher so viele Beamte von ihren Posten entfernte. Das Ministerium der Justiz ist mit 1,259,301 Fl. C. M. bedacht, von denen die Justiz - Verwaltung in den einzelnen Kron- ländern 1,185,374 wegnimmt. Da wir von jeher gewohnt sind, das Ministerium des Unterrichts als das mindestdotirte zu kennen, so überrascht es nit, für einen der wichtigsten Zweige im Staate nur die Kleinigkeit von 480,116 zu finden, Das Ministerium des Handels, mit 5,832,820 Fl. C. M. bedacht, erscheint natürlich im Bau der Eisenbahnen am stärksten numerirt, nämlich mit 3,283,979 Fl, C. M. Nicht uninteressant wäre es aber, zu erfahren, welche Straßen- und Wasserbauten denn eigentlich vorgenommen wurden, die mit niht weniger als 2,121,749 Fl. C.-M. ausgeworfen sind. Bei dem Ministerium für Landeskultur und Bergwesen ist die Wahrneh- mung sehr interessant, daß die Centralleitung mit 36,283 Fl. vier- mal fo viel kostet, als der Staat zu Beiträgen zur Förderung der Landwirthschaft und Viehzucht verwendet, nämlich 9725 Fl. Die Kontroll-Bebörden, die sich hoffentlich in einen consti'utionellen ober- sten Rechnungshof verwandeln werden, absorbiren ebenfalls die Summe von 449,741 Fl. Die Gesammtsumme der Ausgaben be- trägt also 79,899,631 Fl. Vergleicht man die Einnahmen mit 35,126,536 Fl. mit den Ausgaben mit 79,899,631 Fl., so ergiebt sich ein Abgang mit 44,773,095 Fl. Außerdem wurden verwendet: Zur Einlösung d5prozentiger Central-Kassenanweisungen 48,920 Fl. Zur Einlésung von Hypothekar-Anweisungen 1250 Fl. Zur Be- rihtigung von Daz-Entschädigungs-Kapitalien 3668 Fl. Zur Zu- rüdzahlung gerichtlicher Depositen 36,889 Fl. Es waren somit zu bedeckden 44,863,822 Fl. Die besonderen Zuflüsse betrugen, und zwar: Durch Abfuhren von gerichtlihen Depositen 42,607 Fl. Durch Hinausgabe von 3proz. Kassen-Anweisungen und zwar: Gegen Baar- geld 6,295,305 Fl. Statt Zahlung 23,887,900 Fl. Dur Verwen- dung von Tresorscheinen im lombardisch - venetianishen König- reiche zu Zahlungen 6,636,140 Fl. Durch Verwendung von An- weisungen auf die Landes=Einkünfte Ungarns 8,474,932 Fl. Durch

die Hinausgabe von deutschen Münzscheinen 883 603 Fl. Dur die Hinausgabe von 5 pCt. C. M. Obligationen zur Berichtigung von Daz=-Éntschädigungs - Kapitalien 3660 Fl. Durch Wechsel 2,700,600 Fl. Zusammen 48,924,747 Fl. Es blieben somit dis- ponibel 4,060,925 Fl., die zum Theil zu Vorschüssen verwendet wurden, deren definitive Verrechnung erst später erfolgt; zum Theil aber als Verläge nah Siebeubürgen, Croatien, Slavonien, der serbishen Woiwodschaft und dem temescher Banate abgesendet wur- den, deren sinanzielle Gebahrung in die vorliegende Darstellung noch nicht cinbezogen werden konnte.“ E

Im Wanderer liest man: „Zu den Vortheilen, welche die Handelswelt durch die von der Zollkommission beantragte Aufhebung der Werthzölle und Einführung des Gewichts als Einheit bei der Zollbemessung erwartet, kömmt noch eine Erweiterung der beste- henden Zoll-Befreiungen, welche die Kommission ebenfalls beantragt hat. Es sollen hiernach 41) alle Gegenstände in Mengen, von denen die Zollgebühr in der Einfuhr nit 1 Kreuzer beträgt, die Zolllinie frei und auch außer den Zollstraßen, nur gegen vor läufige Anmeldung bei dem nächsten Finanz =Wachposten passiren können; ties soll 2) ganz auf gleihe Weise einigen ohnehin gering belegten und keinen Gegenstand eines größeren Handels verkehrs bildenden Waaren des täglichen Bedarfs oder ländlichen Verkehrs freistehen; 3) sollen alle Waaren, die anerkannt auslán dishen Ursprungs sind, in der Ausfuhr, so wie im Zwischenverkch1 von jeder Zollentrihtung unbedingt und ohne Forderrng irgent einer Nachweisung befreit werden.“

Durch die Anwesenheit des Fürsten Felix von Hohenlohe u des Herrn Degenkolb, Präsidenten und Vice - Präsidenten des Ver eins zum Schutz der deutshen Arbeit, wurde der leßte Versamm- lungs-Abend ‘im nieder-österreichischen Gewerbevereine zu einem de: besuchtesten. „Gegenstand der Besprechung“, \o berichtet der Lloyd, „war der Zoll - Anschluß von ODesterreich an Deutschland. Her1 Vice-Präsident Degenkolb hielt eine Anrede, in welher er der Hoff- nung Raum giebt, daß, wenn au der „Traum“ einer politischen Einigung vershwunden is, die materielle noch immer ange- bahnt werden könne. Er sprach hierauf beiläufig, wie folat: ,, ,,Wenn Jhre erleuchtete Regierung, wie es \{heint , den Ent {luß gefaßt hat, die Prohibition fallen zu lasen, \o is da- mit die Vereinigung mit Deutschland noch niht ausgespro- chen , aber sie ist wenigstens erleichtert. Aber von wel? großer Wichtigkeit würde es nicht in materieller Beziehung für ganz Deutsch= land und eben dadurch auch für Oesterreich sein, wenn das Adria- tische Meer mit den Ostsechäfen verbunden wäre. Und wenn es geschähe, was hätten sie in den meisten Fällen zu befürchten? Na meiner Ueberzeugung kann ich keine derlei Befürchtungen für Sie mit Jhnen theilen. Sie haben ein reiches, an Roh- und Boden- produkten gesegnetes Land; Jhre Industrie ist ausgebildet und in vielen Fällen weit besser, als jene in den Zollvereins - Staaten. Der Grund des Wunsches der Nicht-Einigung kann nur darin lie

1x