1850 / 9 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

einem Voranschlage, der alle Einnahmen und Ausgaben ersichtlich macht und dur den Statthalter dem Landtage vorgelegt wird, jährlich dur ein Landesgeseß festgestellt. §. 39, Die Landeseinnahmcn fließen aus der Besteuerung zu Landeszwecken, aus der Benußung des Landes-=-

Kredit und aus der Verwaltung des dem Lande gehörigen Ver mögens.

des Vermögens mid der Einkünfte des Landes. §.

zur Verfügung gestellt. §. den Landeshaushalt und die Ausweise über den Landesvermögens und des Landes Kreditwesens werden ¡ahr lich dem Landtage vorgelegt. Ueberschreitungen des Voran \hlages sind der nachträglichen Anerkennung von Landtages zu unterziehen. §. 42, Die Landtages in Gemeindeangelegenheiten wird durch das meindegeseß und durch die besonderen Gemeindestatute geregelt. 6. 43. Der Landtag des Erzherzogthumes Oesterreich unter der Enns hat außer den bereits erwähnten, auch die ubrigen Geschäste der bisherigen ständischen Vertretung zu besorgen, insoweit diesclben nit an andere Organe übergehen oder in Folge der geänderten Verhältnisse aufhören. Die Auseinandersebung und Uebernahme dieser Geschäfte bildet einen Gegenstand der Vorlage und ZeralYung [ux a ersten Landtag. §. 44. Das verfassungsmäßige Recht des Landtages : die Ausführung der Landesge]eße,Zzu überwachen, wird vom L der Art geübt, daß derselbe, wenn er von einer ungehörigen Boll ziehung der Landesgeseße die Kenntniß erhält, die Beschwerde dar= über und den Antrag auf Abhülfe bei dem Statthalter oder bet dem Ministerium einbringt. §. 45, Zur Ausführung von Unter= nehmungen auf Kosten des Landes, besonders bei bedeutenderen Bauten oder bei Errichtung. wichtiger Anstalten können vom Land. tage mit Zustimmung der vollziehenden Gewalt Spezial-Kommi} sionen entweder aus der Mitte des Landtages oder durch Be- rufung besonderer Vertrauensuänner bestellt werden, F. 46. In Hon das Erzherzogthum betreffenden Reichsangelegenhetiten steht es dem Landtage zu, Über Aufforderung von Selten der vollziehenden Reichs- gewalt die Bedürfnisse und Wünsche des Landes zu berathen und seine Vorschläge durch den Statthalter zu erstatten. §. 47. Der Kaiser vertagt und schließt den Landtag, und kann zu ¡eder Zeit die Auflösung desselben anordnen, Die Wiederberufung des Land- tages hat im Falle der vor dem Verlaufe seiner vierjährigen Pe- riode erfolgten Auflösung innerhalb drei Monaten nach derselben, oder wenn in diese Zeit die Sibungen des Reichstages fallen, binnen zwei Monaten nach der Vertagung oder nach dem Schlusse des Reichstages stattzufinden. §. 48. Der Landtag fann sich auf aht Tage vertagen. Zu ‘einer längeren Verta gung ist. die Genehmigung des Kaisers erforderlih. Ohne vorausgegangene Berufung darf der Landtag sich nicht versam meln, au nah der Vertagung, dem Schlusse oder der Auflösung des Landtags nicht ferner versammelt bleiben. Der vierte Abschnitt (§8. 49—60) spricht vom Landesausschusse, der fünfte Abschnitt (§§. 64 63) vom verstärkten Landesausschusse. Der sechste Abschnitt, g. 64 sagt: Aenderungen der Landesverfassung sollen in dem Land- tage, welcher zuerst berufen wird, im gewöhnlichen Wege der Ge- \ebgebung beantragt werden können. Jn den folgenden Landtagen ist zu einem Beschlusse über solche Abänderungen die Gegenwart von mindestens drei Viertheilen aller Abgeordneten und die Zu- stimmung von mindestens zwei Drittheilen der Anwesenden ersor- derlich. Das Constit. Blatt a. B. bemerkt in Bezug auf obige Pu-

Ge

blícation : „Nach dieser Verfassung wird der Landtag im genannten Kronlande in der Regel im November einberufen. Da nun die Landtage dem Reichstag vorangehen müssen, so hätten wir somit im Jahre 1850 keine Aussicht mehr auf einen Reichstag, außer der

Kaiser beriefe außerordentliche Landtage.“

Eine Broschüre von Dr. Franz Karl Wagner cirkulirt jeßt in den Händen derer, die sich für die Nationalbank interessiren. Sie

hat sich die Aufgabe gestellt, zu beantworten, was die Nationalbank war, was ste sci, und was sie sein könnte und sollte, und liefert eine Reihe von Zahlenverhältnissen bis auf das Jahr 1818 zu rúck, von welhem die Nationalbank ihren Bestand datirt. „Sie neue Noth“, sagt das Const. Bl., „beginnt sich mittlerweile in unserem täglichen Verkehre. fühlbar zu machen, scheine werden allmälih serienweise eingezogen, die dafür ausgege» bene Münze fällt wie ins Faß der Danaiden. Die Viertel- und Halbeguldenfragmente fangen nachgerade an, ebenfalls rar zu wer= den, eben so die Guldennoten vom 1. Mai 1848, so daß man nichts hat, was man viertheilen könnte. Der Mangel an kleinen Münzsorten wird somit von Tag zu Tag empfindlicher und hemmt den täglichen Verkehr in tausendfacher Weise“ M

Die öósterreichi\che Akademie der Wissenschaften hat für das laufende Jahr 1850 achtundfunfszig öffentliche Sibungen angekün- digt, von denen neununbdzwanzig von der philosophisch - historischen und eben so viele von der mathematisch - naturwissenschaftlichen Section werden abgehalten werden. Zu diesen Sibungen hat je- der Freund der Wissenschaft Zutritt. Außerdem werden in diesem “ghre neun Gesammtfizungen statthaben, zu denen blos die wirklichen Mitglieder Zutritt haben. Zu den Sizungen im Monat Mai werden auch die auswärtigen Mitglieder eingeladen werden.

Die Ostdeutsche Post berichtet: „Wir hören aus Gräfen-=- berg, daß Graf Franz Stadion in voller Genesung begriffen ist. Seine geistigen Kräfte sind bereits in ihrer vollen früheren Thätig- feit, nur die Zunge ‘ist noch etwas gelähmt. Priesnitß giebt sich jedoch der Hoffnung hin, auch dieses Uebels Herr zu werden. Möchte es 1hm gelingen, den s{hwer zu entbehrenden Staatömann seinem Vaterlande baldigst wiederzugeben. Wie wir hören, weigert sich Graf Stadion fortwährend, seinen Gehalt als Staats-Minister anzunehmen, der ihm jedoch ununterbrochen zugesendet wird. Graf Stadion, der das Majorat an seinen jüngeren Bruder Rudolf ab- R. hat, bezieht nur eine mäßige Apanage von jährlich

Gl.

Im Const. Blatt liest man: „Als ein erfreuliches Zeichen, daß die Regierung an dem Prinzip der konfessionellen Gleichberech- tigung mehr festhält, als die untergeordnetesten Organe derselben, wird hier die Ernennung des Herrn Auspiß zum Professor an der brünner Realschule angesehen , der seit einiger Zeit bereits an dem hiesigen Polytechnikum eine Lehrkanzel supplirte. Herr Auspih ist Jsraelit.“

__ Die hiesigen Kaffeesieder zahlen außer den Taxen, die ihnen für die Abhaltung dec Bälle von der Militairbehörde auferlegt worden, noch cine Summe von 1500 Fl. C. M, zur Vertheilung an die Armen. „Nichtsdestoweniger, heißt es im Constitutio- nellen Blatt,“ will man sich keinen sehr lebhaften Karneval versprechen. Unter den Arbeitenden sind Unzufriedenheiten immer

noch an der Tagesordnung. Sie werden jedoch meist von Aus- lándern genährt und durch Verhaftungen bald kalmirt. Anderen wurde dieser Tage auch

Unter ein Mann Namens May

Die Besteuerung zu Landeszwecken und trie Benußung des Landes-Kredits ist“ Gegenstand der Landesgeseßgebung. Der Ländtag überwacht die Verwahrung, Verwaltung und Verrechnung 10, Die nach dem Voranschlage zur Deckung ‘des inneren Haushaltes der Landes= vertretung bestimmten Beträge werden dem Landesausschusse, und die für andere Landeszwecke bestimmten Summen dem Statthalter 11, Die allgemeine Rechnung Uber Stand des

Seiten des Wirksamkeit des

Die Zehnkrcuzer= |

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verhaftet, Er diente damals in- der Mobilgarde-, und kehrte, nachdem er von Wien ausgewiesen wär/_ dennvch wiedêr zurü. Täglich passiren noch jeßt um ‘die Mittägsstunde unsevEStadt große Transporte von assentirten ‘Honveds. Ueberdies sah man gestern dur die Jägerzeile herauf eine lange Reihe von Fiakern und Fia- ferschlitten fommen, in deren jedem, „bewacht von drei Soldaten, schr anständig gekleidete und wohlaussehende Dre saßen, wahr= scheinlich politisch Verurtheilte, die aus UAgA Ee und nach den Festungen abgeführt werden. Löhner le * e vier Wochen wieder im Kreise seiner Angehörigen in len. „Ma eyt jeyt in unseren artistishen Auslagkäjten die Bildnisse Hornbostels und Oze- govic?s,“

Prag, 6. Jan. Die offiziellen Blätter bringen eine statistische lebersicht der Dominien, auf welchen das Grundentlastungsgeschäft bereits vollendet ist. Die Zahl derselben betrag! fte Une Ven umfassen 105 Gemeinden. Diese Dominien sind: Lrhem, = adow, Medleschitz, Bedrc, Petraupin, Wrcon, Dechantei Deutschbrod, Dechantei Pribram, Duschnik , Pribram , Bischofteiniß , Tabor, Poric, Nemelkau, Deutschbrod, Brewnic, Br 1a und Zahradka, Sfocidolowic, Chrudim, Michle und Maleschibß, Carlstein. Le Summe des Kapitals, welches als Entschädigung den Berechtigten aller dieser Dominien gebührt, beträgt 128,074 Fl. l; N Der Antheil, welcher auf die Landeskasse fällt, macht 64,03. öl. 95 Rr. aus, Ueberhaupt geht das gesammte Grundentlastungsgeschäft in Böhmen rüstig vorwärts. Die organischen Arbeiten der Landes=- Kommission sind in allen Richtungen bereits beendet , und auch die Erhebung der Katastralpreise in den 9 nördlichen Kreijen Böhmens ist so weit gediehen, daß die Wirksamkeit den Bezirks-Kommi, ionen im Monate Februar auc dort beginnen dürfte. Gegen die Aus- sprüche der Bezirks - Kommissionen is bisher ein einziger Rekurs vorgekommen, i

Wie die Pr. Now. berichtet, hat das hiestge Advokatenkolle- gium in einer neueren Sizung beschlossen, eine an dasselbe gerichtete Anfrage Des Justizministeriums dahin zu beaniworten, daß die ge- genwärtige Zahl der Advokaten in Prag aus einige Jahre hinreiche und neue Ernennungen deshalb nicht nöthig seien. IVas das Land betrifft, so einigte man sich dahin, daß überall, wo Der S eines Kollegialstrafgerichts sei, sich wenigstens 4 vder D Advokaten befin- den sollen, 3 andere Advokaten, die thren Wohnsiß beliebig wählen dürfen, würden für die übrigen Städte des Kreises ausreichen.

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München, 5, Jan. (Münch. Ztg.) Se. Kai-

Bayern. | ist heute früh nach aht Uhr

serlihe Hoheit der Erzherzog Johann wieder von hier abgereist. 2 ;

(Nürnb. Korr.) Das protestantische Oberkonsistorium in München hat an die protestantischen Konsistorien im November des vorigen Jahres die Weisung erlassen, daß zwischen den deutschfa- tholischen Gemeinden und den protestantishen keine Gemeinschaft in religiöser Beziehung bestehen könne, weil jene das Wort Gottes und die heilige Schrift verwerfen. Ferner darf die Taufe der Deutschkatholiken uicht als gültig anerkannt werden, wenn ein ge=- borner Deutschkatholik zum Protestantismus übergehen will, weil die deutschkatholische Taufe nicht im Namen der heiligen Dreicinig- feit vollzogen wird. Und endlich darf kein Deutschkatholif bei der Taufe eines Protestanten als Pathe angenommen werden.

Hessen und bei Nhein. Darmstadt 5. Januar. (T armst. Ztg.) Die heute erschienene Nummer des Oro þÞ h. Regier. - Bl attes enthält folgendes Edict, die Ergänzung der Feld-Truppen im J. 1850 betreffend: „Ludwig Ul. 1c. In Gemäßheit der Artikel 2 und 3 des Rekrutirungs - Gesebes vom 207 U 1830 verordnen Wir hierdurch, wie folgt: Einziger Artikel. Zur Ergänzung der Feld Truppen im Jahre 1850 sind "1750 Mann erforderlich, welche aus den Aufrufsfähigen des Jahres 1849 ausgehoben werden sollen. Urkundlich 2c. Darmstadt, den 31. Dezember 1849.“

Nasau. Wiesbaden, 4. Jan. (D. Z) Durch einen Erlaß des Ministeriums wird angeordnet, daß das Gesammt - Mi- nisterium die Bezeichnung: „Herzogliches Staats-Ministerium“, d!e einzelnen Ministerien die Bezeichnung : „Herzoglihes Staats-Mini sterium, Abtheilung der Justiz, der Finanzen““ 2c. führen werden, Das Verordnungsblatt bringt außerdem das Geseß uber Lie von der Stánde- Versammlung genehmigte Erhebung eines Simplums von der Grund=, Gebäude- und Gewerbesteuer. M 4M Crant S)

Frankfurt. Frankfurt a.

Fürst Felix zu Hohenlohe hat über seine Sendung nah Wien einen, von ihm persönlih ausgehenden Bericht „an alle Freunde des Schutzes derx vaterläudishen Arbeit erlassen. Vereins zum Schuß der nationalen Arbeit sagt darin:

Der Präsident des

„Bei der Wichtigkeit, die der Plan der österreichishen Regierung, sich an Deutschland durch eine Zolleinigung näher anzuschließen, an sich schon hat, erachtete es der weitere Ausschuß, als den Umständen und seiner Stellung ent- sprechend, für nothwendig, den Vereinspräsidenten und ein anderes Mitgliev nach Wien zu entsenden, um daselbst näher zu erheben, ob es, was vielfach die öffent- liche Stimme geradezu in Abrede stellte, der österreichischen Regierung mit einer Zolleinigung wirklich Ernst sei, und auf welche Weise man in Oesterreich diesen wichtigen Schritt der Regierung auffaßte. Jn erster Bezichung E gab sich ganz unzweifelhaft, daß die österreichishe Regierung nicht nux mi der Umgestaltung der österreichishen Zoll- und Handelsgeseßgebung elsrig beschäftigt is, sondern auch wüklich beabsichtigt, mit Deutscztand in cinen materiellen Verband - zu treten, Die Auffassung dieses Pla- nes fanden wir bei den österreichischen Juteressenten ungefähr auf dieselbe Weise ausgesprochen, wie dies in Deutschland der Fall ist: Stimmen dafür und Stimmen dagegen; 1e N Sonder- interessen gestört oder befördert erscheinen, spricht sich die Meinung dagegen oder dafür ans. Ein bestimmteres Urtheil hat sich jedoch zur Zeit we- der in den österreichischen, noch in den diesseitigen Staaten gebildet, da weder die Vorlagen der Regierung hon so weit gedichen sind, noch auch die besonderen Verhältnisse der Staaten schon _jegt so genau erhoben wä- ren, um auf sie einen die ganze gegenseitige Sachlage erschöpfenden Aus- spruch bauen zu können. Zur Zeit handelt es sich darum, die Verhältnisse aufs Genaueste zu erheben und gewissenhaft zu prüfen, wie durch eine Zolleinigung die Zweige des Handels, der Jndustrie und Landwirthschaft sh gestalten würden; es handelt sich darum, auf sichere Grund=- lagen hin die beiderseitigen Vortheile und Nachtheile abzuwägen, um, auf solhe Erfahrungen gestüßt, das bestimmte Urtheil bauen zu fönnen, unter welchen Voraussepungen der Handelsbund, als im Interesse der beiden großen Staatskörper gelegen, betrachtet werden müßte. Die Vereinsmitglieder dürfen sich auf die gewissenhafte Prüfung dieser gro- ßen Angelegenheit durch den engeren Ausschuß mit Sicherheit velassen, und wir halten es, ehe die näheren Voraussezungen eines Urtheils vor- handen sind, für sahgemäß, zur Zeit eben so mit Aussprüchen für den Bund vorsichtig zu sein, als, wie bereits eschehen, aus einzelnen Verhält- nissen heraus, die alleín nie maßgebend sein können, bestimmte Ansichten gegen den Anschluß auszusprechen, Der Präsident dis allgemein deutschen Vereins zum Schuße der vaterländischen Arbeit : Felix, Prinz zu Ho-

l lo Ed henloh L A

Ausland.

Oesterreich. Pe sth, 2. Jan. (C. Bl. a. B.) Baron Haynau hat unter dem gestrigen Datum nicht blos den vielfältigen willkürlich verhäng- ten Sequestrationen ein Maß und Ziel geseht, sondern sogar au

die bisher widerre{chtlich Sequestrirten aufgefordert, ihre Beshwer-

den dienstlich vorzubringen. Dieser Damm gegen privative Gehäs= sigkeit und Rancune ward unter allgemeinem Beifall aufgethürmt und trug nicht wenig bei, dem Ober-Kommandanten die allgemeine

Achtung zu gewinnen.

Venedig, 31. Dez, Die heutige-Gazzetta enthält eine Kundmachung des Civil- und Militairgouverneurs und Stalt= halters für die venetianischen Provinzen, Freiherrn von Puchner, in welcher die venctianischen Gemeinden aufgefordert werden, die unter der revolutionairen Regierung zur Ausrüstung der National= garde und der Insurgenten verwcndeten Trommeln, Fahnen, Patrontaschen u. #. w., welhe bisher unter dem Vorwande, daß dergleichen Gegenstände nicht unter der Rubrik „Waffen“/ begriffen seien, zurücfbehalten wurden, s{hleunigst auszuliefern. Die Ge- meinden werden für die Ausführung der Anordnung verantwortlich gemacht, und die K. K. Civil- und Militair Behörden aufgefordert, diese Ausführung auf das strengste zu überwachen. Auch in Mailand ist ein ähnlicher Befehl ergangen.

Frankreich. Gesebgebende Versammlung. Sihung vom 5. Januar. Die Kammer schreitet zur Wahl eines vierten Vice-Präsidenten; 453 stimmen ab, Herr Bedeau erhält die meisten Stimmen , 226, doch fehlt ihm eine, um ernannt zu sein, Ein neues Skrutinium muß vorgenommen werden. Der Vice-Prásident Baroche zeigt an, Herr Dupin habe seine Entlassung als Kammer- Prásident gegeben, da er nicht dur eine große Majorität wieder- gewählt worden. Montags wird eine neue Wahl stattfinden. Die Kammer schreitet zur Fortseßung der Berathung der Montevideo- Frage. Herr Thiers glaubt sich rechtfertigen zu müssen, daß er sih in dieser Frage vom Ministerium und der Regierung trenne. Seine Ueberzeugung zwinge ihn dazu. Er hege diese seit zehn Jahren und habe sie nie aufgegeben. Der Redner weist nun zuerst nah, daß dieser Krieg zu keinem Konflikte mit England und Nordamerika führen könne. Frankreih müsse auf den Sturz von Rosas um cines Handels, seiner Landsleute, seiner Rechtlichkeit, seiner Ehre willen hinarbeiten. Die Engländer und Amerikaner hätten sih des Kohlen- und Baumwollenhandels bemächtigt, Franzosen seien ge- mordet worden, das geflossene Blut verlange Rache. Der Redner hält die Gründe des Ministeriums, das durchaus keinen Krieg wolle, für \o unbedeutend, daß er meint, Herr von Lahitte verstände die Frage nicht. Von der Ministerbank wird dies bestrit- ten. Herr Thiers besteht dennoch auf seiner Behauptung und entwirft ein Bild von Buenos - Ayres und Montevideo, das zum Nachtheil des ersteren ausfällt, Der Redner weist hierauf die Nothwendigkeit nach, daß Montevideo _nict von Rosas abhängig scin dürfe und daß Frankreich wegen seiner Ver- träge mit Brasilien energisch handeln muse. Die Ehre Frankreichs gebiete, Montevideo zu unterstüßen, Frankreich habe dessen muthi- gen Vertheidigern die Waffen in Die Hand gegeben. Der Vertrag Wepredour's wird vom Redner scharf kritisirt, und Thiers ließt endlich mit der Bemerkung, daß der Krieg nicht bedeutend sein werde. Wenu. Frankreichs Marine nicht dazu dienen sollte, dessen Ehre aufrecht zu erhalten, wozu ein Marine-Budget von 140 Mil- lionen. Die Politik, die man besolge, verwerse er, jetne Ehre er- fordere es, denn diese Politik sei eine unentschlossene. Herr Thiers empfängt von seinen Kollegen herzlichen Dank und ärndtet allgemei- nen Beifall. Der Justiz-Minister erklärt, das Kabinet wolle seinen Krieg, aber die National Interessen doch wahren. Die Fort- fezung der Debatte wurde nohmals vertagt.

Paris, 5. Jan. Der Moniteur enthält heute cine Reihe von Ernennungen im Richteramte. Viele Friedensrichter sind neu ernannt worden, theils für Sterbefälle, theils für Abjsezßungen, die des Socialismus wegen geschehen sind. .

Die Nordbahn hat vom 1. Jan. 1849 bis den 30. Dez. d. e 19,262,335 Fr. eingenommen. Im Jahre 1848 nahm sle während derselben Zeit 15,358,912 Fr. ein. Die Eisenbahn von Paris nah Rouen nahm vom 1. Jan. bis 30. Dez. 1849 448,843 Fr. ein, die Einnahme im Jahre 1848 betrug während derselben Zeit 3,699,578 Fr. Die Einnahme der Rouen - Havre Bahn hat si während] derselben Zeit in dem Jahre! 1849 im Vergleich mit dem Jahre 1848 nur um 90000 vermehrt (1,118,864 Fr.). Vom ersten Juli bis zum ersten Dez. 1849 nahm die Eisenbahn von Orleans nach Bordeaux 2,028,339 Fr. ein. Die Einnahme während der entsprechenden Zeit im Jahre 1848 betrug 1,768,414 Ur.

Die Streitigkeit der französischen Republik mit den Sandwichs Jnseln sell gütlich beigelegt worden sein. _Neue Unterhandlungen ivegen eines Handels-Vertrages sind im E : i

Um den Jrrthümern vorzubeugen, die in der lesten Zeit bel der Proklamirung der Abstimmungen begangen wurden, ist ein An- trag gemacht worden, das Botum, wenn es keine Majorität von 5 Stimmen ergiebt, erst nach der sorgfaltigsten Prüfung bekannt zu machen. S ; / i 4 :

S Mehrere Legitimisten sollen eine Neise nah Frohsdorf ange= treten haben, um den Herzog von Bordeaux zum neuen Jahre zu begrüßen.

Der Prinz von Joinville soll seit einigen Tagen in Paris sein.

Neulich wurden mehrere Finanzmänner zum Finanz - Minister beschieven; fogleih verbreitete sich das Gerücht, die Regterung wolle eine Anlcihe von 250 Millionen maben.

Herr Rothschild und Herr Pereire wurden wegen der Paris Avignoner Bahn von der Kommission vernommen; sie sollen auf die Unterstüßung des Staatcs von 25 Millionen bestehen.

Die Rúüefkehr des Grafen Duchatel, früheren Ministers Lud=- wig Philipp?s, nah Paris wird mehrfach besprochen; sie soll durch den Kommissionsberiht wegen des Grabes Napoleon's veranlaßt worden sein.

Admiral Bauidin, Marinepräfekt von Toulon, ist nach Paris berufen worden. Die Regierung will diesen erfahrenen Seemann in ber Montevideo-Frage zu Rathe ziehen.

Die Ernennung des Gouverneurs des Jnvalidenhauses zum Marschall von Frankreich, wird vom National als ungeseymäßig bezeichnet. Jerome Bonaparte sei zum Divisionsgeneral, ohne die= sen Grad verdient zu haben, von seinem Bruder, dem “Kaiser, er- nannt worden. Er sei später, als König von Westfalen, aus Frankreichs Diensten getretcn und nie förmlih in die Armee wie- der aufgenommen worden. j E 4

Der Polizeipräfekt will ein neues Reglement für die Reini- gung der Straßen, die in der leßten Zeit viel zu wünschen übrig ließ, einführen.

Jm Journal L’ Ordre heißt es: „Man spra gestern von einem Ministerwechsel; Bineau sollte Minister des Innern und Morny Minister des Auswärtigen werden. General Lahitte würde dann das Kriegs-Ministerium übernehmen. Biel wahrscheinlicher \ah man einen Ministerwechsel als Folge der La Plata-Angele gen- heit anz der Präsident wolle die Entscheidung der Kammer ah warten, um der Partei, welche den Ausschlag giebt, das Kabinet anzuvertrauen.“ x

i Im Jahre 1849 erschienen in Frankrei 7378 Bücherz 7075 derselben sind neue Veröffentlichungen z 43 Werke erschienen in den

verschiedenen Dialekten. Die ausländische Literatur ist mit 303 Büchern vertreten, nämlich 48 englische, 15 deutsche, 1 arabisches, 44 spanische, 46 griechische, 4 hebräische, 28 italienische, 101 latei nische, 1 polnisches, 11 portugiesische, 41 russisches, 1 ozeanisches und 1 hindostanisches. Ein Werk: „Die Elementar-Prinzipien des christ= lien Glaubens““, erschien in 8 Sprachen, eine Art von Polyglotte,

Schon spricht man von neuen Kandidaturen für die Kammer- prásidentschaft. Die Mittel-Partei will Herrn Dufaure vorschlagen. Man glaubt aber, Herr Dupin werde am Montag mit einer großen Majorität ernannt werden.

Nach dem gestrigen Moniteur is der Divisions - General und General-Gouverneur der Invaliden, Jerome Bonaparte, zur Würde eines Marschalls von Frankreich erhoben worden.

Dem Evenement zufolge, hat die Zahl der Repräsentan- ten, welche sich am 1. Januar zur Beglückwünschung Louis Bona parte’s ins Elysee begaben, funszig nicht überschritten.

Der National - Versammlung soll ein neues Geseß über das Kolvortiren vorgelegt werden. |

Durch vergistetcs Zuckerwerk, welches einer Dame von unbe- kannter Hand vorgestern zugeschickt wurde und womit sie sofort mehrere bei ihr befindlihe Personen bewirthete, sind drei derselben ums Leben gekommen; zwei andere wurden durch {nelle ärztliche Hülfe gerettet. Die Polizei hat die Untersuhung begonnen und {hon mehrere Verhaftungen vorgenommen.

Aus Bordeaux wird die Amts - Suspension mehrerer Maires des Departements, so wie die Schließung einer demokratischen Ge sellschaft gemeldet.

_ GroßGbritanien und Jrland. London, 5. Jan. Der

Königliche Erlaß, mittelst dessen die Kommission für die im Jahre 1851 in London zu veranftaltende Ausstellung von Jndustrie - Er zeugnissen aller Nationen ernannt wird, is nun erschienen; er trägt das Datum des 3. Januar und ist vom Minister des Innern, Sir G. Grey, gegengezeichnet. Danach sollen für die preiswürdigsten Gegenstände dieser Ausstellung wenigstens 20,000 Pfd, St. als Be- lohnungen vertheilt werden. Heute Abend wird die Veröffentlichung des vierteljährlichen Staats-Einnahme-Berichts erwartei; nah dem Globe würde der= selbe einen Netto-Mehrbetrag der Einnahme von 400,000 Pfd. für das lebtverflossene Vierteljahr ergeben, namentlich soll die Accise- Einnahme um 380,000 Pfd., die des Stempels um 35,000 gestiegen sein und auch die Zoll-Einnahme sih etwas verbessert haben. Da gegen hätten die direkten Steuern etwa 20,000 Pfd. weniger ein- gebracht.

Ueber die deutschen Angelegenheiten bemerkt der heutige Globe unter Anderem: „Alle Wünsche, die England oder jeg- licher Minister Englands für Deutschland hegen kann, gehen dahin, es einig, zufriedengestellt und in Frieden zu schen. Es würde vor- zeitig sein, mit Zuversicht von dem Erfolg zu sprechen, den wir von dem erfurter Parlament in seinen Anstrengungen für dieses Ziel hoffen; jedenfalls aber is noch keine Organisation vorgeschla gen worden, welche so günstige Aussichten gewährt als diese.“

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Herr John O'Connell hat sein Mandat als Parlaments-Mit- glied für Limerick niedergelect. Der Grund, welchen er selbst für jeinen Rücktritt angiebt, ist der, daß ihn seine Vermögensverhält- nisse nöthigten, zu seiner früheren Beschäftigung, die er vor zwölf Jahren auf den Wunsch seines Vaters aufgegeben, zurückzukehren, und daß er deshalb nicht länger im Stande sei, seine parlamenta- rischen Pflichten zu erfüllen.

Louis Bonaparte und der frühere französische Minister des Jnnern, Dufaure, haben den Herren Brett und Toche die Konzes- sion ertheilt, eine Verbindung zwischen England und Frankrei durch elektrische Telegraphen herzustellen. Wahrscheinlih wird die Arbeit schr bald in Angriff genommen werden, Die Unternehmer sind am vorigen Montag in London angekommen ; sie garantiren vermittelst eines einzigen Drahtes, an dem nur zwei Personen, eine in Frankreich, die andere in England, beschäftigt sein sollen f 100 aufeinanderfolgenden Minuten die Beförderung von 100 Nachrich= ten, jede 15 Wörter enthaltend, mit Einschluß der Adresse und Un-= terschrift, und deutlich auf Papier gedruckt. i

Niederlande. Aus dem Haag, 1. Jan. In der Sißung der ersten Kammer am leßten Freitag brachte Herr Beerenbroek die limburger Frage zur Sprache. Er beklagte sich über die Hast der Zustimmung zu dem neuen zwischen Oesterreich und Preußen geschlosse- nen Vertrage, während selbst deutsche Staaten damit noh im Rück- stande wären. Der abgetretene Minister der auswärtigen Angelegen beiten würde sich gewiß niht so beeilt haben, eine Ueberein= funft zu unterzeichnen, wodurch die Niederlande aufs Neue mit Deutschland verbunden würden. Der Redner verlangt vom Mini- sterium Auskunft über diese Angelegenheit, da, wenn er recht unter- richtet sei, die auf die Zustimmung bezüglichen Noten für Limburg und Luxemburg nicht gleichzeitig mitgetheilt seien, wodurch Oester reich und Preußen selbst anerkannt hätten, daß Limburg eine Pro vinz des Königreichs der Niederlande sei, was die frankfurter Ver= sammlung bestritten hätte.

i Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten erwiederte: „Jch erkenne die Schwierigkeiten, welhe gus der Lage dieser zwi- schen Deutschland unk Holland enkflavirten Provinz hervorgehen, vollkommen an. ZJndessen sind diese Schwierigkeiten heute weniger zahlreich als vor einem Jahre. Die Kabinette von Wien und Berlin hatten sich schon an die vorige Regierung gewandt, um die Zustimmung derselben zu dem Septembervertrage zu erlangen und als das gegenwärtige Ministerium die Leitung der Geschäfte übernahm, war der für die Zustimmung festgeseßte Termin fast abgelaufen, und es war unmöglich, länger zu zögern, wenn wir niht gewärtigen wollten, von dem fraglichen Vertrage ausgeshlo\- sen zu werden; Vorwände, um einen neuen Aufschub zu erlangen hat die Regierung nicht gebrauchen zu dürfen geglaubt. Alle deutschen Staaten haben dem österreihisch=preußischen Vertrage ihre Zustimmung ertheilt und unsere Weigerung hätte für uns nur mehr oder weniger üble Folgen haben können. Uebrigens ist unsere Zustimmung in einer Weise gegeben, die späterhin keine Gefahr bietet; denn der Deputirte für Limburg, welcher in derx deutschen Bundes - Versammlung sißen wird, wird immer das Recht haben s{ch zurückzuziehen, wenn er glaubt, daß das Juteresse seines Landes es erfordert. Dann haben wir folgenden Vorbehalt an unsere Zustimmung geknüpft: erstlih, der neue Vertrag kann uns feine größeren Verpflichtungen auflegen als die welche ‘fir uns aus dem deutschen Bunde hervorgehen ; zweitens, unser An- {luß gilt nur bis zum 1. Mat 1850; drittens, die Reater y

E Us O Ee) ens, die Regierung der Niederlande erklärt, daß sie sih einfa; an die alte Bundesakt die wiener Schlußakte und die späteren zwischen den Niederla 73 und Deutschland geschlossenen Verträge hält. Diese Verträ E, nen faktisch annullirt sein, rehtlich aber nicht. Preußen selbst sagt, daß es den deutschen Bund aufrecht erhalten wolle s konnten also unsere Zustimmung nicht länger verzögern, wenn R nicht Verträge zur zerreißen scheinen wollten, deren Aufrechthaltung allein uns vor einer anormalen Stellung retten kann. Was Ser Beerenbroek sagt, ist sehr wahr, die Noten in Betreff der Zustim-

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mung für das Herzogthnm Limburg und das Großherzogthum Lu= xemburg sind getrennt an den König gerichtet, die eine als König der Niederlande, die andere als Großherzog von Luxemburg.“ Mit dieser Erklärung war der Gegenstand erledigt.

Ftalien, Turin, 31.Dez.(Fr. B.) Heute fand die förmliche Ein seßung des Kammerbüreau's statt. Der Alterspräsident hielt vor seinem Abtreten cine Anrede, auch der neue Kammerpräsident Pinelli sprah cinige Worte. Nach ihm nahm der Minister des Innern das Wort und verlas sein Programm. Jn Bezug auf die innere Politik der Regierung spra er folgende Worte: „Freie und treue Anhänglichkeit an unsere Verträge, aufrichtige Freundschaft gegen unsere Freunde, und edle Unabhängigkeit gegen Alle.“

Rom, 24. Dez. (Journ. d. Déb.,) Der Papst wird erwartet und die französische Armee soll bis auf 16,000 Mann reduzirt wer- den. Lambruschini soll die Regierungskommission erseßen, und Antonelli wird als Gesandter an mehrere katholische Höfe abgehen.

Spanien. Mad rid, 30, Dez. gestrige Kammersizung war fehr stürmisch, es handelte sich um die Verifi zirung der Wahl des Deputirten Ortega. Herr Ordax behauptete, das Kabinet Narvaez unterdrücke das Volk und den Thron. Der Marine-Minister suchte den Sturm dadurch zu beschwichtigen, daß er erklárte, Herr Ordax würde selbst von seiner Partei verlassen, seine Aeußerung sei eine persönliche, der das Kabinet feine Aufmerk samkeit zu shenken brauche. Dies stellte Herr Olozaga in Abrede, die Minorität theile die Ansicht des Herrn Ordax. Die Wahl des Herrn Ortega wurde bestätigt.

Die amtliche Zeitung enthält heute das Königliche Dekret in Bezug auf die Ernennung der Provinzial Gouverneure anstatt der Intendanten und politischen Chefs. Die Gouverneure zerfallen in 4 Klassen; die erste bekömmt einen Gehalt von 60,000 Realen, die ¿weite von 45,000, die dritte von 40,000, die vierte von 35,000 Realen. Die Gouverneure stehen mit den Ministern in direkter Ver bindung. Die Gouverneure der ersten Klasse sind 8 an der Zahl, die der ¿weiten 9, die der dritten 12, die der vierten 19.

Der Nuntius bemüht sich, eine freiwillige Garde für den Papst

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bilden zu lassen. Die Regierung ‘hat in Bezug hierauf noch kci nen Beschluß gefaßt. -

Das neue Zoll-Geseß wird dem Staate vielen Abbruch in den Einnahmen thun.

Diesen Winter herrscht in Spanien eine Kälte, wie sie lang

nicht erlebt worden. OPros, J02 baar.

Moldau und IValachei. Bucharest, 17. Dez. (W. Z) Die Feier der Salbung Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten, Barbo Demeter Stirbey, hat gestern, nah dem hierüber früher er- schienencn Programm, stattgefunden. Der - Zug des Fürsten aus seinem Palaste nah der Metropole wurde von dem herrlichsten Wetter begünstigt und der Fürst von der auf den Straßen zahlreich versammelten Volkêmenge auf das freudigste begrüßt. Nach been- digter Ceremonie hielt der Fürst im Saale von Metropole folgende Anrede an die daselbst Versammelten :

„„Meine Herren! Indem ich heute eine durch uralten Gebrauch ge- heiligte Feierlichkeit volUbracht habe, welhe von meinen Vorfahren unabän- derlich beobachtet worden is, nehme ih, von frommer Ehrfurcht durch- drungen und demuthsvoll den Play ein, den so viele ausgezeichnete Män- ner vor alten Zeiten verherrliht haben, und der sich, troy den Wechsel- schicksalen der Zeit, in der Achtung des wallachischen Volkes erhalten hat.“

„Vor sieben Jahren, fast am gleichen Tage, sollten die Wahlen in diesen Hallen über die Ernennung des Staatsoberhauptes enischeidenz ein Jeder von Jhnen erinnert sich noch des cdelmüthigen Kampfes, der sich damals zwischen zwei Brüdern (dem gegenwärtigen Fürsten und seinem jüngeren Bruder Bibesko) entspann. Es war ein Wettstreit, wer von bei- den mehr Anstrengungen und mehr Eifer entwidlelte, um der Wahl des Bruders den Sieg zu verschaffen; die Wünsche des älteren (des gegenwär- tigen Fürsten Stirbey) wurden erfülltz er sah, wie scin Bruder proklamirt wurde, ““

„Der Erwählte, in der Kraft der Jugend, voll Eifer und Fähigkeit, war in einer heiteren und wolkenlosen Zeit zu einer langen Laufbahn be- rufen, _Wer hätte damals denken sollen, daß ihr Ziel so nahe sein würde ? riG E Zeder Melnalt des Sturmes weichen, der alles mit si fort-

, auf seiner Bahn zurückließ. Er mußte, im Ge-

fühle seiner Würde, und um ni E Gene le, | L , n nicht mit scinem Getvis s vine L ) ! etvissen zu fapituliren , ab

_nSie sind fast Alle Zeugen dieser Ereignisse gewesen; ih berufe mich aus die Srinnerungen eines jeden Einzelnen von Jhnenz ih berufe mich auf ihr eigenes Bewußtsein, und wenn Handlungen, Worte, Thaten, furz alles für die Aufrichtigkeit und Reinheit meiner Gefinnungen in dem Falle, den ih ins Gedächtniß zurückgerufen habe, zeugeit, so können Sie danach auch diejenigen beurtheilen, die mich als Nachfolger cines geliebten Bruders vorzugöweife beseelen müssen. Man würde sich sehr täuschen, wenn man mich in diesem Augenblicke für glücklich halten wollte, Ach, meine Herren, es giebt keine Jllusionen für cinen ernsten Mann, in meinem Alter und in einer Zeit, deren Wichtigkeit wir alle fühlen.““ :

„Das Gefühl , das mich mit Ausschluß jedes anderen beseelt, ist das der Pflichten, die mir obliegen , ich fasse sie in ihrem vollen Umfange ins Auge, und Gott wird mir die Kraft verleihen, sie zu erfüllen, Dieses Ge- fühl beherrscht mich um so mehr, als noch im Junersten meiner Seele die wohlwollenden Worte unseres erlauchten Oberlehnsherrn wiedertönen, als ih die Ehre hatte, an den Stufen des Thrones Seiner kaiserlihen Maje stät den Tribut meiner Huldigungen niederzulegen,“

„„Meíne Herrren! Vor wenigen Wochen, als ih die Zügel der Re- gierung ergriff, legte ih Jhnen in cinem Programm, dessen sich ein Jeder von Jhnen noch erinnern wird, die Grundsäße dar, die mich auf meiner Laufbahn leiten werden, Heute, meine Herren, habe ih einen großen Akt vollbracht; ich kenne kcinen wichtigeren, noch heiligeren, als Gott zum Zeugen sciner Schwüre zu nehmen, Jch habe, mit der Hand auf dem heiligen Evangelienbuche, im Angesichte Jhrer Aller, geschworen, daß ich weder Mühe noch Anstrengungen, noch Opfer scheuen werde, um, mit Jhrem Beistand, unsere Junstitutionen wieder empor zu heben, CSie wissen, meine Herren wie sehr fle verfallen [ind )3 um ihnen ihre ursprüngliche Reinheit wieder zu geben, und ohne Unterlaß zu ihrer fortschreitenden Entwickelung mitzuwirken. Jch habe vor Gott das Gelübde gethan, nie etwas Anderes, als das öffentliche Wohl im Auge zu haben, mit allen meinen Kräften den individuellen Forderungen, den Drohungen der Parteien Widerstand zu leisten, der Mann des Volkes zn sein und darauf zu halten, daß das Gescß ohne Unterschied der Person gehandhabt werde. ““

„Meine Herren! Jch verhchle mir die Schwierigkeiten meiner Lage nicht; aber ih habe einen unerschütterlihen Glauben an die Vorsehung und an die Sorgfalt der zwei großen Mächte, die uns, zweifeln Sie nicht daran, hülfreihe Hand leisten werden, Jch hoffe endlih auf Sie, meine Herren; wir Alle haben in der Schule des Ungiücks cine große Lehre er- halten, die ohne Zweifel für Niemand verloren sein wird; ich rechne auf Jhre Sympathicen, auf Jhre Mitwirkung, die ich be- reits in Anspruch genommen habe; Sic werden sie mir gewähren, meine Herren; Sie haben die Zerstörungen vor Augen, die durch die Er- shütterung verursacht worden sind, welche unsere Justitutionen umgestürßt, unsere Finanzen vollständig zu Grunde gerichtet, alle Zweige der Staats- verwaltung zerrüttet, den Glauben und die Grundsäße verdorben , und das Vermögen und die Jnteressen Aller tief gefährdet und Elend verbreitet, das mit jedem Tage trostloser unter den Bevölkerungen der Städte um sich greist, Jm Angesicht aller dieser Uebel lassen Sie uns niht aus den Augen verlieren, meine Herren, daß wir eine große Sendung zu erfüllen haben, nömlih unsere moralishe Besserung,

A bas religibse Gefühl, und auf ein System der Erzie- mniséa L N e ürfnissen unserer Gesellshaft angemessen ist. Wir y in einem Geiste der Eintracht und der Ruhe langsam, aber fonsequent und beharrlich bestreben, den bodenlosen Abgrund der Staats huld zu verschüttenz einen seines B r Teig Zu Page da pte vürbiacn Ales E erufes und der öffentlihen Achtun

gen Klerus zu bilden; ven Charak S

: S arakter des Soldatenstandes dur wohlgeleitete Sorgfalt und durch Instruction und Disziplin, die leider @ckæ allzu sehr vernachlässigt worden sind, neu zu stäblen + REN Loos der versd- denen Klassen, und besonders der Landleute, zu verbessern ; den Hand wieder zu hebenz den Geistern eine Leitung und ihrer Thätigkeit eine Nah- rung zu geben, indem man ihnen spezielle Laufbahnen, und der Industrie und dem Handel neue Wege eröffnet. Wir müssen endlich As niu aufbauen, neu organisiren, während die Quellen, um Gutes zu wirken, ver- trocknet sind, Lassen Sie uns, meine Herren, im Angesicht \o fritischer Kon- junfturen den Muth besien, die Mittel anzuwenden, die allein im Stande sind, sie zu überwindenz opfern wir alle auf dem Aliar des Vaterlandes die Leidenschaften, die uns bisher gespalten haben, und bewahren wir nux einen Ehrgeiz, nämlich den, in welcher Lage wir uns auch befinden mögen gewissenhaft, und Jeder nah dem Maße seiner Kräfte und seiner Mittel, zum allgeniciüei Besten mitzuwirken.“

„Wir werden uns dann mit vollem Vertrauen auf die Hülfe des Alierhéchsten und auf den großmüthigen Beistand der beiden hohen, obet- lehnsherrlihen und \{ußherrlichen Höfe verlassen können, die uns in kriti- hen Augenblicken stets ihre Unterstüßung angedeihen ließen, Danken tir ihnen, meine Herren, mit einem Herzen voll Erkenntlichkeit für alle ihre Wohlthaten, danken wir ihrem tapferen Heere, deren erlauchte Führer diese Feierlichkeit mit ihrer Gegenwart beechrenz vergessen wir nie ihre musterhafte L e aud und ihren unablässigen Eifer für unsere Sicherheit und unser Wohl.‘‘

„Rufen wir Gott an, meine Herren! bitten wír inbrünstig und aus dem Grunde unserer Seele den höchsten Lenker aller Geschicke, daß er einer mitleidsvollen Blick auf uns werfen und unsere gemeinsamen Anstrengungen segnen möge!“

Markt- Berichte. Berliner Getraidebericht vom 8. Januar. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

Weizen nach Qualität 52—56 Rthlr.

Roggen loco und \{wimmend 263—28% Rthlr. pr. Frühjahr 27% Rthlr. Br., 275 G. pr. Mai /Juni 28% Rthlr. Br., 28 bez.

Gerste, große loco 23—25 Rthlr. fleine 20—22 Rthlr.

Hafer loco nah Qualität 16—18 Rthlr.

pr. Frühjahr 50 pfd. 16 Rthlr. Erbsen, Kohwaare 34—40 Rthlr. » Futterwaare 29—32 Rthlr.

Rüböl loco 134 Rthlr. Br., 13% G.

» yr. Jan. 132 Rthlr. bez. u. Br., 135 G. Jan. /Febr. 135 Rthlr. Br., 13% G. Febr. /März 13% Rthlr. Br., 13% G. März /April 135 Rthlr. Br., 135 G.

, April /Mai 134 Rthlr. Br., 13 G.

Leinöl loco 12% Rthlr. Br., 12 bez.

» yr. Frühjahr 115% Rthlr. Br., 11% G.

Mohnöl 155 Rthblr.

Palmöl 123 a 13 Ntblr.

Hanföl 14 Rihlr.

Südsee - Thran 127 Rthlr. Spiritus loco ohne Faß 14 u. 14% Rthlr. bez. » pr. Jan. 14% Rthlr. Br., 14 G. » pr. Frühjahr 155 u. 15% Rthlr. verk. u. Br.

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Marktpreise vom Getraide.

Berlin, den /. Lanuar.

Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf., au 2 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf, auch 1 Rthlr. 2 Sgr. 6 Pf.z große Gerste 28 Sgr. 2 Pf. ; kleine Gerste 26 Sgr. 3 Pf., auch 25 Sgr.; Hafer 25 Sgr., auch 22 Sgr. 6 Pf.

Zu Wasser: Weizen 2 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 2 Rthlr. Sgr. 6 Pf.; Roggen 1 Rthlr. 6 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rthlr. Sgr.; große Gerste 1 Rthlr.; Hafer 24 Sgr. 5 Pf., au 21 Sgr. 3 Pf.

Sonnabend, den 5. Januar. Das Schock Stroh 6 Rthlr. 10 Sgr., auch 5 Rthlr. 15 Sgr. Heu, der Centner 22 Sgr., geringere Sorte auch 16 Sgr.

Stettin, 7. Jan. Die Witterung behält noch immer ihren bisherigen veränderlichen Charakter z bei südlihem Winde hatten wir mäßige Kälte bis gestern früh, wo die Thermometer auf Null stie- gen, in leßter Nacht stellte sch aber wieder ziemlich strenger Frost ein, der auch heute noch anhält. ] j

Von Weizen sind seit Freitag nur 18 Wispel weiß. \ch{les. 894p\d. s{chwimmend zu 54 Rthlr., in Verbindung mit 7 Wispel gelb desgl. 89/pfd. zu 52 Rthlr, laut Connoissement sofort zu be- zahlen gekaust; man offerirt heute gelb {les. 89pfd. abzuladen, bei Aukunst zu bezahlen zu 52 Rthlr., und 88— 89pfd. weiß. do. zu 54 Rthlr., ohne daß bis jeßt ein Gebot darauf zu erlangen war. Von uckermärk. und Vorpomm. is nichts angetragen z es fehlt aber jeßt auch an Kauflust für diese Sorten. 08

Roggen blieb ziemlich unverändert, Frühjahr 82pfd. 27% Rtblr. bezahlt und Br., 86pfd. 28% Rthlr. bezahlt und Br., Mai Juni 82pfd. 28% Rthlr. Br., Juni Juli 82pfd. 297 Rthlr. bezahlt.

_Gerste ohne Handel, 75pfd. {les. pr. Frühjahr 25 Rthlr. Br., 79pfd. pomm. ab der Küste 245 Rthlr., fco. Schiff gefordert 24 Rthlr. G. Kleine Gerste 70 71pfd. pr. Frühj. 22 214 Rthlr.

Von Hafer sind circa 70 Wispel märker 50pfd. loco zu 151 Rthlr. verkauft; pr. Frühjahr ist für 52pfd. märker 164 Rthlr., für 52pfd. \chle\. und pomm. 185 Rthlr. zu machen. L

Kleine Kocherbsen 32 a 34 Rthlr., Futtererbsen 304 Rthlr. Br.

Rúböl auf nähere Termine matt, spätere Lieferung etwas an- genehmer; Januar Februar 135 Rthlr. Br. , Februar März 124 Rthlr. Br., März April 125 Rthlr. gehalten, 1272 Rthlr. Glv., April Mai 1254 Rthlr. bez. u. Gld. Auf die Monate Márz April und April Mai is in leßter Zeit viel für den Rhein gekauft.

Leinöl pr. Frühjahr 45 Rthlr. inkl, Faß Br.

Rappkuchen 33 Sgr. nominell, ohne Kauflust.

Spiritus in loco 254 %, auf Frühjahrslieferung wurde am Sonnabend 235 % verkauft, heute wird auf 237 % gehalten , und wahrscheinlich wird man diesen Preis anlegen. Z

Zink sehr begehrt; gestern wurden 3000 Cir. pr. Frühjahr zu 5 Rthlr. verkauft, heute wird 5% Rihlr. gefordert, 52- Rthlr. geboten.

Pernauer Leinsamen in loco 11 Rthlr. Br., rigaer in Swine- münde zu 107 Rthlr. begeben. i x

Börse. Heutige Notirungen im Börsenbuch : Weizen 50 55 Rthlr. gefordert, 52—54 Rthlr. auf Lieferung bezahlt.

L Roggen loco 265—27% Rthlr. gefordert, pr. Frühjahr 82pfd. 274—27% Rthlr. bez., 86pfd. 28% Rthlr. bez.

Gerste 22 a 25 Rthlr.

Hafer 15% a 19 Rthlr.

Erbsen 30 a 36 Rthlr. B.