1850 / 39 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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hier eingelaufenen Briefe über 2000 Rthlr.

ingela e Ueber die nah Mainz von hier führende Landstraße wälzen sich die unbändigen Wogen,

so daß solche niht zu passiren ist. Die Expedition der Mosel-Damps-

bóte wurde heute Morgen mit dem gesammten Mobiliar von der

fluthenden Mosel fortgerissen.

Das Eis, welches sich zuleßt noch vom Lurley bis Caub fest- geseht hatte, hat sich am Lten Abends 7 Uhr in Bewegung geseßzt und ist in der Nacht vom 2ten auf den 3ten von 11 bis 1 Uhr hier vorbeigetrieben. » Der Rhein, so wie alle Nebenflüsse, sind nun

frei vom Eis; blos die Landstraße zwischen St. Goar und Bin-

gen ist wegen des dort liegenden Eises noh nicht fahrbar. Bacha rach is \{on vom Wasser befreit, und Bacharach 17‘, Oberwesel 19‘ 4‘, St. Goar 18‘ 2“ und in Ko blenz 27‘ 5“, Der Rhein wächsst noch kaum 1 Stunde. Koblenz, den 4. Februar 1850, Gilgenberger, Brücken meister. | ; Seit Sonntag früh sind alle Befürchtungen verwirklicht, Die man zu Lüttich und Umgegend shon in voriger Woche yon Dem plöplich eingetretenen Thauwetter ernartete. Die Maas, Pte ded die Ourtbe und alle ihre Nebenflüsse sind, wie seit Menschengeden- fen nit der Fall war, aus thren Ufern getreten, und Der ganze untere Theil der Stadt Lüttich stand Sounlag, früh schon unter Wasser. Eben so die tieferen Theile des Quartiers d Outremeuje, Die Boverie und die Jnsel Renoz bildeten uu? noch eincn weiten See, so weit das Auge blidt, von reißenden öluthen aus und ab wogend. Das Wasser ist noch immer im Steigen beguisfen, jo daß

man noch weit größeres Unglück zu befürhten hat.

Aus den Lütticher Lokalblättern sieht man, daß {on Sonn tag um 4 Uhr die Kirche .St. Denis und der Plaß gleichen Na- mens úberfluthet waren und daß man nur noch durch die Rue de la vache zur Briefpost gelangen konnte, die auf dem St. Denis plave ist. Steigt die Maas noch höher, was bei der Raschheit des Thauwetters und der Masse geschmolzenen Schnees unvermeid lich ist, so wird man nur noch mit Kähnen zur Poft gelangen kön- nen, Auch die St. Paulskirhe kömmt unter Wasser, da die be- nachbarte Gegend bereits unter Wasser steht. Der ganze Quai und die Promenade d'Agroy, so wie die Straßen, die nah dem Jardin botanique, nach dem Boulevard de la Sauviniere bis nach den Philippsbädern führen, stehen unter Wasser. Der ganze südliche Stadttheil steht fast mit allen Straßen überfluthet und die Ber bindung in denselben wird durch Nacheu unterhalten.

Das Wasser war Sonntag Mittag noch im Steigen begriffen und stieg nah dem Theater durch die Straßen St. Jean, de la Casquette und des Dominicains. Die Universitätsstraße stand {hon bis zur Passage lemonier unter Wasser. Sonntag Nachmittag war der einzige Weg zur Briefpost hon überfluthet , und man konnte nur noch auf einem künstlichen Bretterweg hingelangen, den man auf einem Stublgerüste längs den Mauern der Place St, Denis und der Rue de la vache errichtet hatte. Sonntag Mittag stand die Universität, die Kirchen St, Paul, St. Jacque, St. Jean und St, Denis, ganz unter Wasser, so daß nicht an Gottesdienst zu den- fen war. i

- In der Stadt herrschte die größte Aufregung, und man fürch tete noch Schlimmeres. Man s\prach von Personen, die das Wasser in der Nacht ereilt und sich nit mehr retten konnten. So soll eine Frau mit ihren Kindern in ihrem Hause den Tod in den Fluthen gefunden haben. Auch die Vestre ist aus ihren Ufern ge treten und Chaudfontaine und andere Punkte sind überschwemmk. Auf die Kunde , daß zwei Bogen der Chene-Brücke von den lu then oer Vestre fortgerissen worden, sind der Direktor und einige Cisenbahnbeamte eiligst con Brüssel hingeeilt, um die durch die Umstände gebotenen Maßregeln zu treffen. :

Auch aus anderen Theilen Belgiens hört man von traurigen Uebershwemmungen. Zu Charleroi hat die Sambre auh den un teren Stadttheil überfluthet, so daß die Briefpost kaum mehr zu- gänglich ist. Auch das Thal der Dendre und Dyle ist überfluthet ; das ganze Land zwischen Diest bis nah Mecheln, die Stadt Ar- \{ot sammt Umgegend bilden nur ein Wassermeer, Nach Berichten aus Lüttich vom Montag früh schienen die Fluthen ihren Höhepunkt erreicht zu haben und das Wasser zu sinken.

Düsseldorf, 5. Febr. (K. Ztg.) Der größte Theil der älteren Straßen und damit die Zugänge zu manchen Kirchen sind niht mehr zu Fuß zugänglich, da sie zum Theil mehrere Fuß hoch unter Wasser stehen. In vergangener Nacht ist plöplih der Damm bei Búderih durhgebrochen, und hat anhaltendes Läuten und Bla- sen die Umgegend in Furht und Sthrecken geseßt. Jn Niederkassel sind die Häuser dadurch auf einmal bis an die Dächer unter Wasser geseht worden, und die Leute haben sich nur mit Mühe nah Ober fassel und Heerdt flüchten können.

Aus Arnheim vom 3. Februar wird berichtet, daß in der vor herigen Naht das Eis der Yssel losgebrohen und abgetrieben ist. Das Wasser is bald nachher gefallen. Zu Gorkum wuths das Wasser am 3. Februar noch fortwährend, weil sowohl das Steur-

gat als die Westkille in der Noorderdiep noch festsaßen, In der vorherigen Nacht allein war das Wasser 53 Zoll gestiegen. Mor-

gens war wenig Treibeis im Strome, gegen Abend aber trieb er dicht mit Eis. Nach späteren Berichten war das Noorderdiep so- wohl als die hohe Kille und die Bockerschil offen. :

Die Schelde ist bereits von Treibeis gänzlih frei und die Schifffahrt wieder eröffnet.

Frankenberg, 5. Febr. (Schl. Ztg.) Das plöplich hereinbrechende Thauwetter erfüllte sämmtliche Bewohner unseres Dorfes mit Schrecken und Bangen. Die Neisse entledigte sih heute ver Fesseln der Kälte. Krachend brach das Eis; Scholle an Scholle wälzte sich kurze Zeit friedlich fort, doch gegen Mittag thürmte es sich zu großen Felsen, ein Blo zimmerte sih an den anderen und Hemmte den Strom. Dieser ergoß sich mit all’ seiner Gewalt über die Felder und Wiesen, fast gänzlich das an Frankenberg gränzende Törschen Sand übershwemmend. Eilig flüchteten sih die Bewoh- ner, ergrisfen ihre Habe, wenigstens zum Theil, und suchten dem [nrGbaren Element zu entkommen, Das brüllende Rind eilte von (s Drpe, sich heu umblickend nah der alles verheerenden Fluth, e Stieg oie des Dorfes zu. Riesige Baumstämme wurden bag Reiniae Neis FeIpendan Wogen. Mehrere tausend Schritt ist efüllt, die selbst d mit den verschiedenartigsten Eisgestalten aus- Tro Mietec, markt en glühenden Strahlen der Sonne lange Zeit

: Möchte dieses traurige Schauspiel schnell en-

en, damit ei ; z O im Tre G seine verlassene Stätte bald wieder betreten \e der Seinigen wirken fönne wie zuvor !

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hat 2e ct verd “la 28 j Se. Majestät der Kaiser Der, auswärtigen Angelegenheiten und La A en ea, Geer 0 Foleph von Werner, die Geheimerathswürde a Dien i

ie ener Zeitung enthält folgende tele raphis{ D L pesche des Statthalters in Triest an den Minister-Präsid e De- sten Schwarzenberg, vom 4. Februar 1850, 7 Uhr pa od Für- dem so eben aus der Levante eingetroffenen Lloyd - Dan fi E ropa“ ist der griechische Minister Zografos hier A fs

beträgt die Rheinhöhe in

Zoll auf die

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nach St. Petersburg bestimmt. Ein zweiter, Herr Trikupi, verfügt sich nach Paris und etwa nah London. Zugleich erfährt ves Aus Syra vom 30. Januar: ,/, „Der Gouverneur M Syra ha hom britishen Konsulate offizielle Mittheilung erhalten, Me von e an die griechishen Schiffe deu Hasen von Syra_ ins ange nih verlassen dürfen, bis die griechische Regierung den e erungen von Enaland Genüge geleistet, Eine englishe Dampssregalle aukert seit heute Morgen am Eingange des Hafens, Dom Kaiserlichen Kon- ful in Athen erfahre ih, daß am 29sten v. M. 30 englische Im- barcationen sich in den Hafen des Piráeus verfügten und angeord- net haben, daß sámmtlihe dort befindliche griechische Schisfe die Anker lichten, um von 2 englishen Dampsschissen nah Salamis bugsirt zu werden.

Der Lloyd

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meldet: „Vom 4. Mai d. J. -angefangen wird

samkeit treten. Für Ungarn, Croatien, Slavonien und die Woy- wodina wird das gegenwärtig dort bestehende Wechselgeseß mit ei nigen Abänderungen aufre{ht erhalten. Die Kundmachung der Wechselordnung, so wie des damit zusammenhängenden Verfahrens bei Wechselklagen, wird in allen zehn Sprachen gleichzeitig erfolgen, und dürste aus diesem Anlasse vor Ablauf von vier Wochen kaum erfolgen können.“ i

Der Finanz-Minister hat in einem Vortrage das Ergcbniß der Einzeichnungen auf das 4!;proz. Anlehen zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers gebracht, Diesem Vortrage zufolge, haben die Einlagen im Inlande 67,403,800 Fl. erreicht, Das Ausland betheiligte fich ünmittelbar mit 3,814,800 Fl. Die Gesammt Summe der Einzeichnungen stellte sich demnach auf 71,218,000 Fl. Keines der Kronlánder, selbst niht das schwer | eimgesuchte Ungarn und Siebenbürgen, hat sih von der Theilnahme am Anlehen aus geschlossen.

| die deutsche Wechselordnung als Geseß für die Monarchie in Wirk-

Bayern. München, 1. Febr. (A. Z) Die Kammer der Reichôräthe hatte heute zum drittenmal mit dem Jagdgeseßze zu thun. Der Referent, Herr von Nielhammer, beantragte Na mens des Ausschusses: sämmtlichen abweichenden Beschlüssen, mit Ausnahme des Wallersteinschen Zusaßes, ausnahmsweise Ausübung der Jagd ohne Jagdkarten, beizutreten. Die Kammer stimmte zu. Die Debatte ergab, neben einigen pifanten Zwischenfällen, als Hauptgesichtspunkt ten, daß das Grseß, insolange noch das Prinzip der Jagdfarten festgehalten werde, immerhin besser sei, als das vo? jährige, und man daher, wenn auch mit widerstrebendem Herzen, nadh- geben müsse. Die Minorität, welche gegen die vom Ausschusse vorge- \{lagene Einigung stimmte und, wie namentlich Hêrr von Aretin sich äußerte, das Gesetz \clbst in Frage stellte, bildeten : der erste Präsident, die Prinzen Luitpold und Adalbert, die Fürsten Taxis und Wrete, die Grafen C. und A. Seinsheim, Arco - Valley und Sandizell, dann die beiden Freiherren von Gumppenderg und Freiherr von Aretin. Für den Anschluß an die zweite Kammer auch bezuglich des Wallersteinschen Zusabes stimmten nur steben Reichsräthe: Graf Giech, Präsident Arnold, Freiherr von Lobbedck,/ Graf NReigersberg, Graf Armansperg, von Maurer uud Heiuß, Dle Majorität machte hier geltend, daß der Zusaß das wichtige Prinzip der Jagdkarte umstoße und auch formell unzulässig sei, weil die Abgcordnetentam- mer nit bei elner dritten Berathung noch eine derartige Modisfi= cation einfügen dürfe. Die Abgeordneten werden fauf ihre vierte Berathung nicht lange warten lassen.

Sachsen. Dresden, 6. Febr. (L. Z.) Der Wasserstand der Elbe, welcher in der Nacht vom 4. zum 5. Februar plößlich über 5 Ellen gestiegen war und gestern früh die gefahrdrohende Höhe von 7 El- len über 0 erreicht hatte, ist seit gestern Mittag etwas zurückgegan genz im gegenwärtigen Augenblicke (früh 6 Uhr) zeigt der Pegel jedo immer noch 12/ über 0, Der in der vorigen Nacht eingetretene ziemlich starke Frost hat hier eine gute Wirkung aus geübt, Im Allgemeinen is der Eisgang überaus {nell und glück- lich von Statten gegangenz {ou gestern Nachmittag war das Eis der Ober - Elbe sämmtlich an uns vorüber, und das der Moldau wird bei solchem Wasserstaude gewiß ebenfalls nicht lange mehr warten lassen.

Baden. Karlsruhe, 4. Febr. Artillerie ist uun ebenfalls organisirt. Fuß- und ciner reitenden Batterie bestehen. stellung der badischen Jnfauterie ist beschlossen. stehen aus einem Infanterie - Kominando und 10 selbstständigen Bataillonen, das Bataillon zu 4 Compagnicen. Die Bataillone führen vie Nummern vou eins bis zehn. Zum Dienststand der Infanterie gehören: 1 Commandeur (Oberst, Generalmajor), 10 Bataillons - Kommandanten (Oberst - Lieutenants oder Majore), 40 Hauptlcute (27 erster, 13 zweiter Klasse), 51 Ober - Lieutcnants, 80 Lieutenants, 40 Ober-Feldwebel, 61 Compagnie - Feldwebel, 80 Zug-Feldwebel, 40 Korporale, 10 Bataillons-Tambours, §0 Spiel leute erster und £0 zweiter Klasse, 1 Kapellmeister, 20 Hautboisten erster uno 20 zweiter Klasse, 600 Gefreiten, Soldaten nach noch erfolgender Bestimmung. Das badische Gendarmerie - Corps isl um 80 Mann vermehrt worden, deren Einberufung und Einklei- dung in den leßten Tagen stattgefunden hat. _ Außerdem i} die Aufstellung ves 1. Reiter - Regiments mit 4 Schwadronen in den etatmäßigen Stand befohlen worden.

Mannheim, 5. Febr. Während die öffentlichen Blätter von ten Verheerungen, welche vie Ueberschwemmung des Rheines ver- ursachte, berichten, sind wir so glücklih, niht Gleiches vom Neckar sagen zu müssen, Das schon in der . vorigen Woche eingetretene Thaumwctter haite einen großen Theil der Schneemassen, welche in unseren Gebirgen lagen, verzehrt. Es wuchs damals der Neckar etwas ilber vier Fuß und nahm die Eismassen mit. War er nun auch bei dem zuleßt eingetretenen Thauwetter um 15 bis 16 Fuß höher als er gewöhnli ist, so war roch das Eis fort, wodurch in der Regel die Ueberschwemmung erst gefährlich zu werden pflegt. Es ist überhaupt das alte Sprichwort unserer Necfarschiffer zum Theil wenigstens eingetroffen: „Viel Schnee, wenig Wasser.“

Rastatt, 5. Febr, (K. Ztg.) Aus den Kasemaiten sind wiederum zwei Gefangene auf die abenteuerlichste Art entwichen z dieselben entkamen in dunkler Nacht aus dem Reduit des Fort Leo- pold, indem sie sich mittelst Bettüchern herabließen, nahdem sie vor- her das Mauerwerk an einer Kanonenscharte beseitigt hatten. Ei- ner der Entwichenen ist der Schwager des berüchtigten Comlossy, ein Korporal der Artillerie Namens Hofstetter, Er war es, der die Festungs-Arbeiter des Fort B aufwiegelte, und wenige Minu- ten, nachdem der Rückzug durch die Poterne bei Ausbruch der Meu terei gelungen war, mit den Meuterern zur Stelle kam. Zwei Unteroffiziere, die dem Oberlieutenant K. bei Deffnung der Poterne zur Seite gestanden, wurden alsdann von Hofftetter sogleich „de= gradirt“’, er selbst aber übernahm die Stelle eines Oberwachtmei- sters. Von Selz hat er bereits seine „glücklihe Ankunft“ gemel- detz es ist unbegreiflich, daß troß der starken Zollwache die Flüh=- tigen den Rhein passiren können,

Vom Dberrhein, 1. Febr.

(Frkf. J.) Die kadische Sie wird künftig aus vier Auch die Wiederauf Diese hat zu be-

(N, Fr. Z) Zu den Ge-

meinden, welhe si{ch inmitten der Stürme unserer jüngsten Revo- lution des „In Treue fest“ auf cine nachahmungswürdige Weise bethätigt haben, gehört die Gemeinde Oberalpfen. Wenn die re volutionairen Machthaber für ihre Gewaltmaßregeln da und dort bereitwillige Hände fanden, oder ihrem verbrecherishen Beginnen in feiger Thatlosigkeit zugesehen wurde, hat diese Gemeinde, voran der wackere Bürgermeister Flumm , alle Begehren der revolutionai- ren Behörde mit männlicher Entschlossenheit, ohne Furcht vor der Rache der Volks-Tyrannen, muthig zucückgewiesen. Dadurch zog sich die Bürgerschaft Executionsmannschaft und mancherlei andere Ver- folgungen zu, die jedoch zum Glücke bei dem bald darauf erfolgten jámmerlichen Ende der Revolution nicht lange audauerten.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog, von der aufopsernden treuen Hingebung dieser Gemeinde an die Sache des rechtmäßigen Re- genten in Kenntniß gefeßt, haben in ehrenwerther Anerkennung derselben dem braven Vorstand der Gcmeiude, Bürgermeister Flumm, die kleine goldene Civil-Verdienst-Medaille huldreichst ver liehen.

Freilburg, 4. Febr. (N.Fr. Z.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, vorgestern Abend hier angekommen und mit einem militärischen Ständchen begrüßt, hat gestern die zur Aufnahme der Mannschaften und Pferde in unserer Skadt neu hergerichteten Räumlichkeiten inspizirt. Derselbe hat sih dem Vernehmen nach sehr befriedigt mit den Baulichkeiten und Deren innerer Einrichtung ausgesprochen. Außer den hiesigen Behörden, Leitern des Bauwe sens, Junungen 2c. hatte sich auch eine große Volksmeuge an dem neuen Bezirksstrafgerichts-Gebäude eingesunden, welche den hohen Gast mit lautem Hoh empfing. Am Abend erschien Se. Königl, Hoh

im Theater und wurde ebenfalls mit einstimmigem Hoch begrüßt. Od H Stg) DierStande

Hessen. Kassel, 1. Febr. Versammlung beschäftigte sich heute wieder, nahdem einige Auträge und Eingaben erledigt waren, mit dem Forstverwerthungs-Gesebe. Unter den Anträgen erregte cin Antrag des Abgeordneten von Fulda, die Pensionirungen der Staatsdiener künftig nur auf ein Jahr vorzunehmen und vor der Verlängerung jedesmal cine Unter- suchung über den körperlichen und geistigen Zustand der Pensionaire in Hinsicht auf ihre Wiederverwendung im Staatsdienste anzustel len, einige Aufmerksamkeit. Der Antrag wurde in Erwägung ge zogen und dem Budget=Ausschusse überwiesen. Von den Eingaben wurde ein Gesuch mehrerer israelitisher Lehrer wegen Berücksichtigung der Lehrer an ten jüdischen Schulen bei der Vertheilung der früher zur Verbesserung des Einkommens der Volksschullehrer bewilltgten 38,000 Rthlr. mit besonderer Ausmerksamkeit behandelt. Der Bericht des Rechtspflege-Ausschusses soll gedruckt werden ; die Berathuug ist aus geseht. Eines der Hauptbedenken gegen das Forstgeseß, die Ver- theilung des Holzes durch die Orts-Vorstände 2c., wurde durch ein Amendement des Abgeordneten Henkel dahin zu bcseitigen gesucht, traß die Vertheilung dur die Ortsbehörde, die Erhebung des Forst geldes aber dur die Rentereien fernerhin stattfinden soll, Der Antrag nurde in Erwägung gezogen und dem Budget - Ausschusse zur Begutachtung überwiesen. Es scheint alle Aussi{cht vorhanden zu sein, daß hiernach das Geseß zu Stande kömmt,

Hessen und bei Nhein. Mainz, 5. Febr., Nachmittags 4 Uhr. (Fr. O.P.A.Z.) Der Rhein, welcher auch in der verflossenen Nacht noch gewachsen war, hat seit einer Stunde zu steigen aufgehört, weshalb man annehmen kann, daß er nun wieder fallen werde. Das nach Franlk furt a. M. bestimmt gewesene K. K. österreichische Jägerbataillon wird dem neuesten Befehle zufolge nun hierher kommen, während von hier ein Bataillon des Regiments Erzherzog Rainer nach Frankfurt verlegt werden soll, um das noch in diesem Monat von dort abgehende Landwehr - Bataillon des Regiments Palombini zu erseßen. Auch die Schwadron K. K, österreichischer Dragoner wird nácstens von Frankfurt wieder hier cinrücken,

Hldenburg. Oldenburg, 4. Febr. (W. Ztg.) Der sämmtlichen Hofdienerschaft, welche heute Vormittag eigens zu die sem Zwecke im Schlosse versammelt war, wurde cin höchstes Re \kript mitgetheilt, ähnlich dem in diesen Tagen vom Ministerium an die Oberbehörden erlassenen. Es wird ihnen ausdrücklih darin vor gestellt, sich an keinen politischen Bestrebungen, die gegen das Mi nisterium gerichtet sind, zu betheiligen, da sie im ‘entgegengeseßten Falle sofort entlassen würden 2c,

Sachsen-Weimar. Weimar, 6. Febx. (Weim, Ztg.) Se. Königl. Hoheit, der Großherzog , haben Se. Königl. Hoheil Friedrich August Albert, Kóöuigl. Prinzen und Herzog von Sachsen, bei Höchstdessen Anwesenheit allhier unter die Großfkreuze Höchstihres Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen ¿Falken ausgenommen

Weimar, 3. Febr. (W. Ztg.) Der Geburtstag Sr. K0- niglichen Hoheit des Großherzogs ist in gewohnter, der Bedeutung des Tages angemessener Weise gefeiert worden, Zu demselben wa ren hier anwesend: Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert von Sachsen, Se. Durchl. der Fürst von Sonderóhausen, Se. Durchl, der Prinz Ernst von Hessen - Philippsthal, Se, Durchl. der Prinz Aiexis von Hessen - Philippsthal ; ferner: Kaiserl. Ruf}. Gesandter Minister v. Schröder, Königl. Preuß. Gesandter Minister Graf v. Galen, Königl, Preuß. General v. Hobe, Königl. Preuß. General v. Voß. Das Hoftheater hatte besondere Festlichkeiten vorberei tet, Im Gymnasium hielt Dr. Lothholz einen recht {ön durch- gearbeiteten Vortrag über die Weltanschauung des Aristophanes, in welchem er den ethischen Charakter des großen Komikers, dem sittlih und politisch sinkenden Griechenthums gegenüber, s{ilderte und vom Standpunkte der Religion, der Kunst und der Politik aus die Beziehungen dieses Dichters zum Aescchylos und Euripides, ]o wie zum Aristoteles ausführlicher ins Licht sehte,

(Zta, f M V) Nach §. 79 der einen Monat

Luxemburg. Luxemburg, 1. Febr. Die Kammer is bis 19. d. M. vertagt worden. Verfassung darf die Vertagung niht länger als Ref dauern und ohne die Zustimmung der Kammer nicht Ie Der Lo! werden. Ueber den Grund der Vertagung weiß man nichts Be- stimmtes. Es is zu vermuthen, daß der jebige Stand der deutschen Frage Anlaß dazu gegeben hak.

dipve-Detmold. Detmold, 31. Jan. (H. Z.) Zur Wahl eines Kn ten für das Volkshaus des erfurker Reichs- tages waren die Wahlmänner des Fürstenthums auf heute na der Stadt Lage zusammenberufen und hatten sich sast sämmtli einge- funden. Das Resultat der eben vollendeten Wahl ist folgendes Der Geheime Justizrath Petri von hier, früher Vertrauensmann, dann Regierungs-Bevollmächtigter bei der Centralgewalt zu grank= surt, wurde mit eminenter Majorität zum Abgeordneten erwählt, Nächst ihm erhielt die meisten Stimmen der Gutsbesißer von Slie- tencron auf Schötmar, Ein geborener Hannoveraner. Unter den zersplitterten Stimmen wurde eine für Venedey und eine für Dahl

mann abgegeben.

Aus dem Fürstenthume Lippe. (L. Ztg) Ende Jan. So eben is ein Geseß vom 15, Januar publizirt worden, welches

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deu Staatsdienst neu regulirt, Die Aemter sind hiernach als auf Lebenszeit verliehen zu betraten, insofern nicht sogleich bei der Ernennung selbs ein Zeitraum ausdrücklich bestimmt oder Kündi- gung vorbehalten istz letzteres ist jedo bei richterlichen oder solchen Beamten, die cine wissenschaftliche Vorbildung bedürfen, stets un- statthaft, Mit Ausnahme der richterlihen (und der bereits auf Lebensdauer angestellten) Personen kann aber jedem Angestellten innerhalb der ersten 3 Jahre seiner Dienstzeit vierteljährig gekün digt werden. Alle Staatsbeamten, mit Ausnahme der Richter, fön- nen, mit Berbehaltung ihres Gehalts, auf eine andere ihrem Range entsprechende Stelle verseßt werden; Richter können zur Annahme eines anderen richierlichen Postens auch bei gleichem Range und Gehalte nur genöthigt werden (Fälle organisher Veränderungen ausgenommen), weun cin Mitglied eines richterlichen Kollegs durch seine Schuld das gute Verhältniß zu den übrigen Mitgliedern in dem Grade gestört hat, daß "das Interesse des Staats varunter leidet oder wenn in dem Verhältnisse des Richters zu seinen bis- herigen Gerichtseingesessenen eine derartige Störung eingetreten ist, daß die Versebung zu einer anderen Stelle im Staatsinteresse nöthig erscheine; oder wenn aus der bisherigen Geschästsführung eines richterlichen Beamten nachzuweisen ist, daß er den Obliegen- heiten seines Amts entweder wegen des Geschäftsumfanges oder der befonderen Art der richterlichen Thätigkcit nit gehörig ae- wachsen war, während dieses in der neuen Stelle erwartet werden {ann. Stellt der betreffende Richter in Abrete, daß einer dieser Fälle vorliege, so entscheidet darüber in einziger Instanz das Ober

Avypellationsgericht, wobei der Staatsanwalt die Regierung verlritt.

emen

Ausland.

Franfkreih, Gesebgebende Versammlung. Sibung vom 4, Februar. Vorsißender Daru, Vicc-Präsident. Derselbe be- nachrichtigt die Versammlung, daß Herr Rouvcure, Repräsentant von Ardèche, seine Demission gegeben habe. Wird dem Minister des Jnuern zugewiesen, Der Tagesortnuug gemäß schreitet man zur Diskussion über das Projekt der Prorogation des Dekrets vom 25, Oftober 1848 in Bezug auf die Liquidation der «chemaligen Civil liste und dex Privat-Domainen. Der Finanz-Minister: „Die Regierung hätte gedacht, daß gezicmend wäre, diese Liquidation zu vertagen. Die Kommission hat diese Ansicht uicht getheilt. Jn Folge dieses Beschlusses kömmt das Projekt zur Diskussion. Ob- hon wir unserer Ansicht nicht ungetreu werden, so {lagen wir

oh folgendes Amende ¿Von L Aug 41590 augefangen, wird die Liquiration der ehemaligen Civilliste stattfinden. Um“ diese Zeit wild das Sequester ausgeyp ben werden. Alle Gesebe und Dekrete, _ welche. dem gegen-

wärtigen Geseß vorausgehen, sind abgeschafft.“ Herr Créton, Berichterstatter, legt ein anderes Amendement in Bezug auf die Gléubiger der ehcmaligen Civilliste vor, in welcher dieselben autori- sirt werden, auf dicse Güter eine Anleihe = Summe aufzunehmen, welche sich bis auf 20 Millionen erheben kann. Ueber das Amende- ment des Ministers wird abgestimmt und dasselbe in Berathung gezogen. Es wird der Kommission zur Berichterstattung zugewiesen. Das Amcudement dcs Herrn Créton hat das gleiche Schicksal. Die Fortsezung der Tagesordnung ist die Diskussion über das Projekt der Organisation eines Tribunals für Streitfälle. Dasselbe wird mit 381 gegen 132 Stimmen angenommen. Hierauf wird ein Er= gänzungskredit für den Finanz-Minister bewilligt, Die Diskussion über einen Antrag Pascal Duprat?s über Vicinalwege wird vertagt. Die Ver= sammlung kehrt hierauf zur Fortseßung der Diskussion über die Liquida- tion der Civilliste zurück, Herr Cre ton stattet Bericht über die Berathun=- gen der Kommission ab. Die Kommission findet den Zeitraum bis zum 41. August 1850 zu entfernt; indessen will sie sih wegen des Zusaßzartikels, welcher den Gläubigern gestattet, eine Anleihe auf- zunehmen, dem Regierungsprojekt anschließen. Herr Huguenin spricht gegen das neue Projekt: „Unter den 20 Millionen, die man als Anleihe vorschlägt, gehören zehn Millionen dem Staat, Die Rersammlung fann diese Zurückzahlung nicht vertagen. Die Kom= mission will, daß man die Guter des Herzogs von Aumale und des

Vrinzen Joinville diesen Herren ganz einfach zurückerstatte, (Rechts: „„Nennt sie wenigstens Bürger. Andere Süim= men: „Wollen Sie Ihre Güter behalten?) Es wäre kein

E Mo Vebielto Der erse Arte wIPD

Raub, wenn E : hierauf ohne Diskussion angenommen. Durch denselben wird vas Defret vom 25, Dezember 1848 bis zum 31, Dezember 1850 ver- tagt. Der zweite Artik hebt die Bischlagnahme der Güter des Herzogs von Aumale und des Prinzen von Joinotlle auf, QVicejer Ártifel wird mit 457 gegen 152 Stimmen angenommen. Ein )usaßanirag für Tie Anleihe von 20 Millionen und hierauf das aanze Geseß wird angenommen. Man beginnt nun die zweite Debatte über das Unterrichtsgeseßh, Coquerell spricht Einiges, wird aber nicht angehört, weil die Versammlung wegen Unruhen in der Rue St. Martin in Ausregung ist, General Lamoriciere erscheint in der Versammlung. VLagrange verlangt das Wort, um das Ministerium wegen der Unruhen, die in Paris stattfinden, u interpelliren. Unter tiefem Stillschweigen der Versammlung (agte Lagrange: „„Seit einigen Tagen haben Provocationen der Regierung stattgefunden. (Sensation,) Man hat alle, auch die lebendigen Freiheitsbäume sállen lassen. (Gemurmkrl.) Man ver- sihert, Blut solle heute geflossen sein.“ Der Justizminister: Die Aufregung habe bercits aufgehört, der Minister des Junnern und der Polizeipräfekt haben Maßregeln dagegen getroffen, Lasteyrie: Diese Erklärung sei ungenügend, die Polizei mise getadelt werden. Die Sipung wird aufgehoben.

Paris, 3, Febr. Der Eon stitutionnel, seit einiger Zeit ein Organ der Regierung, erklärt, er habe keinesweges, wie man ihm vorgeworfen, das Publikum auf eine Intervention gegcn die Schweiz von Seiten Frankreihs vorberciten wollen. „Die Jnter- vention“ sagt das Blatt, „s eue Eventualität, an die wir nit im geringsten glauben. Nach unjerer Ueberzeugung wird Niemand in der Schweiz interveuiren, weil die Schweiz von selbst thun wird, was man von ihr verlangt, da das, was man verlangt, vollkom- men gerecht ist. Sie kann in der That nicht felbst ihre eigene Neutralität verlegen wollen, indem sie aus ihrem Gebiete das Haupt- quartier der Feinde aller ihrer Nachbarn macht, Unsere Nachrich= ten geben uns in dieser Hinsicht alle Sicherheit.“ Hierauf theilt der Constitutionnel einen Brief aus Lausanne mit, der ihm, wie er angiebt, aus sehr guter Quelle zugekommen und worin es heißt „Der Bundesrath hat die besten Absichien in der Flüchtlings- Angelegenheit. Er hat bereits Maßregeln zur Ausweisung oder Kasernirung eines großen Theiles derselben angeordnet. Auf die Frage, ob der Bundesrath auch die Macht haben wird, seinen Willen in den von revolutionairen Regierungen beherrschten Kantonen purchzuseßen, giebt es nur eine Antwort: Der ehrenwerthe Ge» neral, dex so schnell mit dem Sonderbund fertig geworden ist, macht sich anheischig, nicht minder {nell mit den sozialistishen Regierun- gen fertig zu werden, welche die Ehre und die Neutralität der Schweiz kompromittiren,“ Der Napoleon sagt seinerseits; „Die

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Nachbarmächte der Schweiz sind von dem sehr natürlihen Wunsche beseelt, zu verhindern, daß die Flüchtlinge unter Benußung der Nachbarschaft ihre eigenen Staaten revolutioniren, und sie haben das unbestreitbare Recht, Maßregeln zur Verhütung dieser Gefahr zu ergreifen, Allein Frankreich ist nicht geneigt, in irgend einem Falle die Rechte seines alten Verbündeten und die beide Nationen verbindende Freundschaft zu verkennen. Könnte überdies der Prä= sident der Republik die Gastfreundschaft vergessen, die er während so vieler Jahre in der Schweiz gesunden hat, so wie den Schub, den ihm diese Macht gegen die ungerechten Anforderungen der Re= gieruug Ludwig Philipp?s gewährt hatt“

Ueber die neuesten Nachrichten aus Griechenland bemerkt der Napoleon: „Wir slnd geneigt, zu glauben, daß der englische Gesandte zu Athen seine Instructionen überschritten hat; denn wir würden nicht begreifen können, daß die Regierung von Großbrita- nien die französische Regierung von den ergriffenen gewallsamen Maßregeln niht im voraus in Kenntniß geseßt haben sollte, be- sonders nach dem imposanten Einvernehmen, das durch das gleih- zeitige Erscheinen der englishen und der französishen Flotte im Oricnt an den Tag gekommen war.“

Die pariser Bevölkerung war {on seit

Phrt8,54, Febr; 1 einigen Tagen wegen des Umreißens und Fortschaffens der Frei heitébáume in lebhafter Bewegung. Man wußte, daß das Volk ei- nen derselben, welcher vom Erzbischof von Paris bei der Pflanzung geweiht worden war, aufrechterhalten wollte, Cinige Tage, bevor der Baum gefällk werden sollte, hielten die Arbeiter abwechselud Wache bei demselben. Ein großer Theil dersclben erklärte si, troß der Kälte einer Februar-Nacht, in Permanenz und vertrieb die Po- lizei-Agenten, die ihn umhauen wollten. Später befestigte tas Volk eine Tafel von Metall an der Pappel, welche diesen Freiheitsbaum dem Andenken des als Märtyrer gefallenen Erzbischofs weihte. Heute früh um 4 Uhr wurde auch dieser Baum gefällt. Um 9 Ühr sammelte ein Arbeiter die Splitter und verkaufte dieselben als Re- liquie des Mártyrers. Der Zudrang war so groß, daß die einzel- nen Slücke bis mit eincm Franken bezahlt wurden und 100 Fr. ein gegangen sein sollen, Ein anderer Freiheitsbaum, der vor dem Observatorium zum Andenken des Marschall Ney errichtet worden war, fiel gleichfalls heute. Gestern während des Tages und des Abends bemerkten die Polizei-Agenten acht Individuen, welche bei jedem Baum, den man sállte, stille standen und die Hand wie zum Schwur aufhoken, was sich während des Tages zwölfmal wicder= holte. Hcute Abend um halb 8 Uhr war die Haupt- stets in großer Aufregung. Auf dem Boulevard St, Denis wider= seßte sich das Volk dem Fällen der Fretheitsbäume. General La- moricière, welcher um diese Zeit über den Boulevard ging, wurde an der Ecke der Rue Richelieu vom Volke erkannt und bis zum Boulevard St. Martin verfolgt. Dort ging er in ein Haus, eilte tie Stiege bis zum vierten Stockwerk hinauf, von wo er sih über das Dach in ein benachbartes Haus begab. Daselbst crhielt er ein Pferd, auf dem er sich dur die Rue du Faubourg St, Martin auf die äußeren Boulevards rettete, über welche er im Galopp sich in E National-Versammlung begab, Jnzwischen herrschte auf dem Boulevars Sl Denis die Aufregung fort. Die Truppen erhielten L sich marschfertig zu halten. Einige Bataillone beseßten den Caroussel-Plabß, das Arsenal und einige andere Punkte. So eben, 8 Uhr Abends, beim Abgang ver Post, sind noh viele Gruppen auf den Straßen in Bewegung. i

Gestern Abend war hier das Gerücht von Unruhen verbreitet, die in Lyon ausgebrochen sein sollen. Es scheint, daß dieses Ge- rücht nux durch die Forderung des Generals Gemeau um Mili- tair-Verstärkung veranlaßt worden sei, und man ist geneigt, dieses Begehren mit den s{wierigen Zuständen in Verbindung zu bringen.

Der Gesandte der Schweiz in Paris richtet heute an das Journal des Débats eine Zuschrift, in der es untir anderem heißt: „Das Journal des Débats behauptet, die Schweiz sei Gy S für Alle geworden, welche sich der Strenge

' be ihrer Heimat entziehen wollen. Das heißt ver- gessen, daß Frankreich in diesem Augenblicke einer großen Anzahl von italicnischen und deutschen Flüchtlingen Zuflucht gewährt, daß Piemont hundertmal mehr italienische Proskribirte enthält, als die Schweiz, daß es fränzösische Flüchtlinge in Belgien und besonders in London giebt, daß Felix Pyat und Boichot die einzigen franzö- sischen Flüchtlinge von Bedeutung sind, die in der Schweiz leben. In diesem Artikel is vergessen worden, daß der Bundesrath frei- willig die Ausweisung aller Flüchtlinge angeordnet, welche militairische und bürgerliche Anführer gewesen waren und das in der Schweiz empfangene Asyl mißbraucht hatien. Jn Folge dieser Verfügung wurden die Herren Struve, Heinzen, Miroslawski, Raveaux, Sie-= gel, Willich, Blenker, Brentano, Doll, Metternih und mehrere An- dere, welche der Mehrzahl nach jebt in Nordamerika sind, ausge- wiesen. Von mehr als 11,000 Flüchtliugen giebt es jeßt nur noch 1500 in der Schweiz, die 150 Polen inbegriffen, welche Frankreich nicht aufnehmen wollte. Man will behaupten, daß diese Flüchtlinge es nöthig machen, eine Armee von 600,000 Oesterreichern und 490,000 Preußen auf den Kriegsfuß zu erhalten. Die Schweiz will nichts als den Frieden, sie vereinigt sich gern mit den Wünschen der Regierungen, die jede neue Jusurrection ver- hindern wollen, denn dies ist für sie das sicherste Mittel, von der wenig angenehmen Last der Emigrirten aller Farben befreit zu werden, Die Schweiz ist übrigens geneigt, von ihrem Territorium alle die wegzuschicken, welche, die gefundene Gastfreundschaft miß- brauchend, für die benachbarten Staaten ein Gegenstand gerechter Besorgnisse sind. Alle Bemerkungen in diesem Sinne würden ohne Zweifel günstig aufgenommen werden. Die Schweiz kennt die Rücksichten, welche die Staaten einander \{uldig sind; sie kennt be- sonders diejenigen, welche sie Frankreich schuldig ist, aber mehr oder minder bittere Noten, Drohungen, die mehr oder weniger durdh)- \{immern, verfehlen oft die Wirkung, die man erwartet hat.“

Drouyn de Lhuys ist gestern als außerordentlicher Gesandter am britischen Hofe nah“ London abgereist. Jm russischen Gesandt- shaftéhotel macht man große Vorbereitungen für den Empfang des russischen Gesandten, der demnächst hier anlangen soll, :

Die neue orleanistische Repräsentantenvereinigung, die von Piscatory und Broglie begründet worden, besteht bis jeßt aus 103 Mitgliedern. 7

Die Seine ist fortwährent so sehr im Steigen begriffen, daß gestern Abend beide Ufer des Flusses erleuchtet wurden und Schiffe zur Rettung von Verunglückten bereit standen, i

Ein legitimistishes Blatt erzählt heute, daß die Freunde der Regentschaft in England ein Werk unter dem Titel „La force“‘ drucken ließen, und daß es gestern zu Tausenden von Exemplaren in Paris verbreitet worden sei.

Ledru Rollin hat an einen seiner hiesigen Freunde geschrieben, daß er nah der Veröffentlihung seines Werkes über England, in welchem das hritishe Kabinèt heftig angegrissen wird, London ver= lassen wolle.

Die Angeklagten von Albi sind von der Jury von Tarn und Garonne freigesprochen worden.

Die Estaffette meldet, daß die Soldaten im Charente - De-

partement für den s\ozialistisGen Kandi : 16,15 stimint haben. sozialistishen Kandidaten Babaud Laribière ge- Heute ist im Verlage

E erlage von Pagnerre eine Sa

F e E S ( Sammlung von Schriften des Herrn Cousin über den öffentlichen U quf A schienen. : : vertan Bag ; Ein junger BVarygtonist, Namens Meillet, hat bei seinem Debüt in der großen Vper außerordentlich großen Beifall a efiibeh. ©

: Dis Sentinelle de la Marine, ein in Toulon erscheinen des Blatt, meldet die Ankunft des Dampfschiffes, kommandirt von Herrn Lacapelle, das von Civitavechia mit französischen Truppen O T v, Mts, abging und am 31sten v. Mts. in Toulon an angte. 5

_, Großbritanien und Jrland. London, 4. Febr, Sir E. Buxton hat im Unterhause eine Petition vieler Pflanzer von Jamaika vorgelegt, worin man erklärt, daß die Zucker-Produ- zenteu der englishen Kolonieen niht mehr mit den Sklavenlän dern fonfurriren könnten. Herr Hume hat angezeigt, er - werde heute darauf antragen , daß die Dokumente in Betreff der Wei= gerung des Gouverneurs von Malta, italienische Flüchtlinge aufzu- nehmen, dem Hause vorgelegt würden. Auf eine im Unterhause an den Unter-Staats-Secretair Hawes gerichtete Frage hat derselbe erklärt, daß der Geheimeraths - Beschluß, - kraft dessen Sträflinge nah dem Vorgebirge der guten Hoffnung gesandt werden, zurlick- genommen sei, daß das Transportschiff „Neptun“ Befehl erhalten habe, sih mit seinen Sträflingen nah Vandiemensland zu begeben, und daß der Gouverneur Smith nicht abberufen worden sei, wie man glaubt, Unter den von den Ministern für die nächsten Sißun-= gen angekündigten Maßregeln befindet sih für den 4. Februar eine Bill zur Verbesserung der Regierung von Australien, bei welcher Ge legenheit Lord J. Russell die Absichten des Ministeriums rücksichtlich der Kolonieen überhaupt darlegen wird. Am bten wird der General- Fisfal Bills wegen irländischer Gerichts - Reformen und der Land- Registrirung in Jrland vorlegen; am Sten der Secretair für IJr= land cine Vill wegen Beschränkung der irländischen Partei - Pro- zessionen, wie sie {hon die Thronrede angekündigt hat, und der Kanzler der Schaßkammer eine Bill in Bezug auf die Kronland-Revenüen. Am Montag legt der Präsident des Handels-Amts eine Bill vor wegen Aenderung und Regulirung der bisherigen Bestimmungen rüksicht= lich der Bemannung der Kauffahrteischiffe, eine Ergänzung der vor= jährigen Schifffahrts-Gesegebung; an demselben Tage wird Lord F, Russell seine Bill wegen Aenderung der irländischen Wähler= Registrirung einbringen. Außerdem hak Lord J. Russell für den Lauf der nächsten Woche eine Motion wegen Verminderung der Ausgaben des Feldzeug-Amts und der Armee angezeigt, Unter den Anträgen von Privat-Mitgkiedern is noch einer Motion Lord Dudley S1uart's auf Vorlegung sämmtlicher wegen Des ungarischen Krie= ges und der ungarischen Flüchtlinge mit den Gesandtschaften von Oesterreich und Rußland gepflogenen Korrespondenzen zu erwähnen. Das Junere des Saales des neuen Oberhauses kanu nun als vollendet angesehen werden. Die leßten Glasmalereien sind einge- fügt, auch das prachtvolle Freskogemälde von Maclise, eine Dar- stellung des Prinzen Heinrieb, wie ex sich dem Verhaftsbefehle des Richters Glascoigne fügt, is beendet. Sehr gerühmt wird unter Anderem auch Tie Einrichtung der Gallerie für die Berichterstatter der Zeitungen.

Lord Gough wird mit dem nächsten Paketboot in England erwartet; desgleihen Major Edwards als Ueberbringer des berühm- ten Diamants Koh-i-nur aus tem Schaßze von Lahore für den der Königin Victoria.

Die Nachrichten aus Bombay gehen bis zum 3. Januar, aus

Kalkutta bis zum 22. Dezember. Der Oberst Lester hatte den Be=- fehl erhalten, mit einer Abtheilung leiter Infanterie gegen die Kuks, cinen an der Gränze des britischen Gebietes wohnenden Volks-= stamm, welcher Raubzüge in die Ebene gemacht hatte, zu marsthi= renz wie man glaubte, hatten sie die Absicht , Gefangene mit sich wegzuführen, um dieselben ihrem verstorbenen Häuptlinge als Tod-= tenopfer darzubringen , da bei ihnen die Sitte herrscht, für jedes Lebensjahr des Häuptlings einen Menschen zu opfern. Der Oberst Bradshaw hatte mit 500 Mann Peschawer verlassen, um einige Dörfer, die sih geweigert hatten, Tribut zu bezahlen, zu unterwerfen. Am 10, Dezember erreihten die englischen Truppen das in einer tie= fen Schlucht gelegene Dorf Sunghao, wo sie den Feind am fol= genden Morgen «angriffen, nah einem hartnäckigen Gefechte von un gefähr 5 Stunden zum Rückzuge zwangen und dann das Dorf an zündeten. Die Engländer hatten 5 Todte und 17 Verwundete. Dieser Verlust wurde hauptsächlich dadurch veranlaßt , daß ihre Gegner von den umliegenden Höhen mit großer Kraft und Ge- \chicklihkeit Steine auf sie warfen. Die Jndier follen an 100 Mann verloren haben. In Folge dieser Niederlage bezahlten sie den rück ständigen Tribut für das vergangene Jahr und versprachen gute Aufführung für die Zukunft, Am 13ten und 14ten rückten die Eng- länder weiter und griffen mehrere andere Dörfer an. Es gelang ihnen, den Feind aus denselben zu vertreiben, obglei erst nach hef= tigem Widerstande. Die Häuser wurden zerstört. Man erwartete, daß binnen kurzem eine allgemeine Unterwerfung erfolgen werde. Der Radschah von Sikkim hatte die beiden gefangenen englischen Gelehrten Dr, Campbell und Dr. Hodcker, in &Sreiheit geseßt.,

Nußland und Polen. Warschau, 3. Febr. Der franzósishe General-Lieutenant von Castelbajac, der sich als neu er nannier Gesandter Frankreichs am russischen Hofe nah St. Pe tersburg begiebt, ist vorgestern von Paris hier angekommen, Der selbe war zuleßt Commandeur der elften Militair Division in Bor deaux, welche die Departements der Gironde, Charante, Nieder Charante, Dordogne, Lot und Garonne umfaßt, Seine Gemahlin ist die Schwester des französischen Gesandten am toscanischen Hofe, Grafen Hippolyt von Larochefoucauld, die ihn nah St. Petersburg be gleitet. Zu seiner Gesandtschaft gehören der Graf von Vogué und Herr Fleuriau, als Legations-Secretaire, und der Capitain Karl von Berdy.

Belgien. Brüssel, 4. Febr. Der kürzlich zum \pani= {hen Minister = Residenten bei der belgischen Regierung ernannte Ritter Jose de Nebiet ist in Brüssel angekommen und heute vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten empfangen worden.

Ftalien, Turin, 31. Jan, (Fr. B.) Der König hat für 1850, 51, 52 den Ritter Bellono, Appellations-Rath, zum Maire von Turin und den Senator Profomo zum Maire von Genua er= nannt.

Aus Rom vom 26. Januar erfährt man die Ankunst des Kardinals Castracane, der von Portici kam.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 9, Febr, Im Schauspielhause, 23ste Abonnements- Vorstellung. Wegen eingetretener Hindernisse statt des Trauerspiels : „Struensee“/, Maria Stuart, Trauerspiel in 5 Abth., von Schiller.

Anfang 6 Uhr. Sonntag , 10, Febr. Im Opernhause. 21ste Abonnement®=-