1850 / 107 p. 1 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

C E R IEN

Et C tg On dim

in 90 Schiffen von Havre 16,459 124 » » Bremen 16,347 90 » » Antwerpen 9,031 74 » » London 5,999 37 » » Hamburg 4,008 29 » » Rotterdam 2,019 22 » » (Glasgow 846

8 » Amsterdam 192 103 » Liverpool 414

Zusammen in 539 Schiffen —355,615 Deutsche,

Dagegen in 1848 1847

52,620 70,787 1846 52,326 1845 30,312 e

Die Gesammt-Einwauderung aller fremden Nationen während des verflossenen Jahres, zeigt dagegen, verglichen mit der von 1848, eine ver hältnißmäßig größere Zunahme. Z A

Es famen námlih im hiesigen Hafen seewärts an

in 1849 cine Gesammtzahl von 220,600 Personen, die nicht amerifanishe Bürger waren, dagegen in 1848 189,000.

Das Verhältniß der verschiedenen Nationen in ersterer Zahl is nach Prozenten folgendes: 52 Prozent Zrländer, 25 Prozent Deutsche, 4 Prozent Schotten, 14 Prozent Engländer, 2 Prozent Norweger und Schweden, 3 Pro- zent alle anderen Nationen. j ;

Eín ansehnlicher Theil der deutschen Einwanderer bestand, wie gewöhn- lich, aus arbeitsamen und nicht unbemittelten Leuten, die sich gleich nach dem Westen, hauptsächlih nach Wisconsin, Michigan und Zllinois wandten, um Landwirthschaft zu treiben, Bei angestrengter Thätigkeit werden sie es dort, freilih niht ohne große Entbehrungen und Hindernisse, bald zu ciner gewissen Unabhängigkeit bringen, und zur Entwickelung jener Staaten be- deutend beitragen, Solchen Leuten bieten die Vereinigten Staaten die beste Aufmunterung zur Einwanderung. Eine noch größere Zahl der Einwandc- rer bildeten dagegen Handwerker, Tagelöhner und Dienstsuchende. Auch diese fanden nah und nah mit mehr oder weniger Erfolg cin Unterkom- men, Weibliche Dienstboten sind fortwährend in großer Frage. Von den Handwerkern fanden Schneider und Schuhmacher am s\chnellsten Beschäfti- gung. Mit der Anstellung von Schreinern und Zimmerleuten ging es nicht so rasch, namentlich war der Mangel ihres Handwerksgeräths oft ein großes Hinderniß, und sollten deshalb solche Handwerker ihre Werkzeuge immer mitbringen. Maurer, Bäcker und andere Handwerker konnten hier in der Stadt nicht leiht untergebraht werden, und überhaupt thäten alle solche Handarbeiter wohl, sich nicht lange hier in New - York aufzuhalten, sondern lieber gleich nah den westlichen Staaten weiter zu reisen, Eine höchst schwierige und undankbare Aufgabe, deren Lösung mit dem besten Willen nur selten möglich war, fand aber unsere Agentur in der Versorgung vicler ganz unbemittelter Künstler Handlungsbeflissener und Gelehrten, deren Zahl durch die politischen Wirren im Vaterlande nicht unbedeutend vermehrt wurde, und die nun ganz ohne bestimmten Zweck, größtentheils unbekannt mit der englishen Sprache, hier anlangten und durch unsere Gesellschaft eine Anstellung in den ihren An- sichten entsprechenden Fächern zu erlangen hofften. Solche, den gebildeten Ständen Angehörige, hatten, hier im Lande ihrer Sehnsucht angelangt meist ret \{merzlihe Erfahrungen zu machen, Wie konnte ihnen die Deutsche Gesellschast helfen? Zu ihrem Unterhalte in den angewohnten Le bensverhältnissen, bis sie ihren Erwartungen einigermaßen entsprehende Be- schäftigung gefunden, würden die hundertfältigen Mittel unserer Gesellschast nicht ausgereicht haben, Gewöhnlich meinen solche Getäuschte, es müsse doch hier etwas für sie zu finden sein, sie wollten ja gerne arbeiten selbs \chlimmstenfalls als Handlungsdiener, Ladengehülfen, Porter, ja selbs als Hausfknechte, Aufwärter, Kellner u. #, w. nicht bedenkend, wie groß der An- drang für derartige Stellen schon unter der hiesigen Bevölkerung i| und daß unter den jährlich hier landenden über 200,000 Einwanderern , mehr wie zwei Drittel den angebornen Vortheil der englischen Sprache über sie besigen, Bald sehen sie sich genöthigt, selb} diesen ihrer Meinung nach, \o niedrig gestellten Hoffnungen zu eutsagen, und gelangen endlich zu der bitteren Ucberzeugung, daß sie sh vorab nur durch ihre phy- sischen Kräfte ihr Brot erwerben können , eine klägliche Aussicht schon für die unter ihnen, welchen solhe Kräfte zu Gebote stehen, aber für folche denen dieselben abgehen, oft bitterer wie der Tod, wenngleich das baare Le- ben einem jeden Einwanderer durch die hiesigen Armenanstalten gesichert wird. Durch die eiserne Nothwendigkeit gezwungen, schlagen dann die Meisten solcher Unglücklichen den einzigen ihnen offen stehenden Ausweg ein, und suchen durch Vermittelung unserer Agentur Stellen als Arbeiter bei ameri- kanischen Landwirthen oder bei Eisenbahn - und Kanalbauten zu erhalten, Manche aber erliegen dieser so ungewohnten harten Arbeit, kommen mit zerrütteter Gesundheit und gebrohenem Muthe in die Stadt zurück, suchen sich durch Sammlungen bei Landsleuten die Kosten einer Zwischende{spas- sage zu verschaffen und schäßen sih glücklich, mít irgend cinem nah Europa segelnden Schiffe das Land ihrer getäuschten Hoffnungen verlassen zu kön- nen, Jrgend wohin, nah England, Frankreich oder Deutschlaud, nur nicht in Amerika bleiben, ist dann ihr Losungswort, Dieses sind aus dem Leben gegriffene Schilderungen von Verhältnissen, die dem Verwaltungsrathe nur zu oft vor Augen kommen. Möchten doch Alle, die auf ähnliche unbedachte Weise, ohue Mittel und ohne Anhalispunfkte Deutschland zu verlassen gedenken, sih die wahrscheinlihen Folgen eines so gewagten Schrittes recht deutlich vor Augen stellen, und dann lieber daheim Entbehrungen leiden als hier in cin weit schreckliheres Elend zu versinken! Als lichte Seite dieses Schattenbildes können wir aber anführen, daß cinige solcher, der Handarbeit ganz Ungewohnte, die sih muthig in die Nothwendigkeit fügten undden Spaten zur Hand nahmen, durch größere Tüchtigkeit nach einiger Zeit im Stande waren, sich aus threr gedrückten Lage empor zu arbeiten, Anerkennungs- werth ist auch die freundliche Behandlung, die solche Arbeiter bei amerikanischen Landwirthen fanden, Die Agentur empfing mehrere Briefe, in welchen sich beide Theile , der Arbeitgebende und der Arbeiter, mit gegenseitiger Zufriedenheit aussprechen, I

Gegen mehrere der von Antwerpen gekommenen Schiffe wurden von den Einwanderern wegen schlechter Behandlung und Vorenthaltung der von ihnen selbst gekauften Ledensmittel (wogegen man sie zwang, von den Schiffsfapitainen zu faufen) Klagen geführt, Hinsichilih der von Havre, E Hamburg gekommenen Schiffe wurden nur wenige Beschwer-

h 4 .

_Ldbende Erwähnung verdient das Verfahren der Gemeinde von Rott- weil in Württemberg und von Nineck in Baden, welche ihre Armen auf Gemeindetosten hierher schickten, aber für deren zweckmäßige Einschiffung Sorge trugen und jeder Familie bei Ankunft hier cine kleine Summe aus- zahlen ließen, welche hinreichte, die Leute ins Junere, wo sie Beschäftigung sinden konnten, zu befördern. Zu bedauern is es indessen, daß erstere Ge- A e Q die Passagiere an das betreffende Konsulat oder an u S a N zu verweisen, indem ihnen durch unsere Agentur

B A A Ln A billigeren Fahrpreisen vermittelt worden wäre, fon Lum Sdüge en vor zwei Jahren eingeseßzte Kommis- welcher raft ihres E E E ( Commissioners of enugration ), zu

oa B, il E ver Mayor der Stadt New-York, der Mayor roollyn, der Präsident der Deutschen Gesellschaft und Präsid

der Jrländischen Gesellschaft r 6 )ast und der Präsident

\ gehören, geht mit unserer Gesellschaft Hand in

Bekanntmachungen.

Q % Auhrorier Dampsschleppschiff- Lintal0rls - Gesellschaft Jn Gemäßheit Ves GBenera\-Versamml ¡ L: es §, 8 unseres G ung. tuts wird die festgesetie alljährlide esellschafts - Sig-

g N General Ber AMAUNA ver Actionaire Dienstag den 7. Maz d J stattfinden und am genannten Tage Vormittags u;

I

halten werden,

ges zuvor werden ftönnen,

674

Hand und arbeitet kräftig für die Unterdrückung aller gegen die Einwande-

rer früher so shamlos getriebenen Mißbräuche und Betrügereien, die aber

leider auf mehr verdeckte Weise noch immer stattfinden, und bei der Leicht-

gläubigkeit und Unwissenheit so vieler Einwanderer wohl nie gan zu ver-

tilgen sind. Der Einfluß der erwähnten Behörde ist indessen sehr umgrel-

fend und erfolgreich gewesen, Die ganze hiesige Einwanderung steht unter

ihrer Obhutz sie empfängt die Abgabe von 1 Doll, 50 Cents per Kopf pa

jeden hier Laudenden, und sorgt für den Unterhalt und die Berpsleguns ft

durh Unglück oder Krankheit heruntergekommenen Einwanderer in rmen-

Anstalten und Hospitälern. Jn jedem dieser leyteren ist jeyt ein MERTTeE

Arzt zu finden, und sind dieselben überhaupt so musterhaft g. ay

die franken Deutschen si der gewöhnlichen Vorurtheile gegen sol B öffent-

liche Anstalten gänzlich entshlagen sollten, indem sie einer guten Behand- | lung gewiß sein fönnen N d | Zum besseren Schuße der Einwanderer hak diese Kommission, wt | Geschäftslokal im Park, nahe bei Chambersstrect, is, , Beamte angestel t, | die gleih bei Ankunft des Schiffes bei der Quarantaine, in Begleitung | des Gesundheitsbeamten (health officer), an Bord kommen, um die P as- | sagiere vor dem Unwesen der Mäkler und Wirthsleute zu warnen, sie an | die betreffenden Wohlthätigkeitsgesellschaften zu verweisen, und ihnen zur | besseren Einsicht aller dieser Sachen ein Flugblatt in die Hand zu geben, betitelt: „Die vom Staate New - York zum Schuße aller Einwanderer be- sonders eingesezte Kommission an die deutschen Einwanderer, welche in New-York landen““, in welchem Blatte viele nügliche Anweisungen und am Fuße die zur Zeit bestehenden billigsten Fahrpreise 1ns „Znnere angegeben sind, Diesem Flugblatte sollten die Einwanderer allen Glauben schenken und den darin enthaltenen Weisungen unbedingt folgen. Der Agent unse- rer Gesellschaft kommt, seitdem diese Einrichtung getroffen is, niht mehr an Bord der Schiffe, Er ist an seinem Posten, Nr, 95 Greenwichstraße. Die Einwanderer sollten sich nur an diese „Agentur der Deutschen Gesellschaft““ wenden, und sich nit dur andere ähnlich flingende Stel, Wie 7 D „Deutsche Wohlthätigkeitsgesellschast ‘, oder „Deutsche Agentur“, oder der- gleichen täuschen lassen, Während des Sommers war 1n einem benachbar- ten Hause, Nr. 57 Greenwichstraße, eine solche „Deutsche Wohlthätigkeits- Gesellschaft,“ deren ganze Wohlthätigkeit, so wit wir dieselbe ergründen fonnten, darin bestand, die Einwanderer nach Beförderungscomtoiren zu schicken, die ihnen vicl zu hohe Fahrpreise abnahmen. Den Namen „deut- \cer Agent“ kann jeder Mäkler annehmen, der für irgend einen Wirth herumläuft, und sollte sich fein Passagier dadur bethören lassen. Ein an- derer Kunstgriff, um sich bei den Passagieren als besonders bevorrechtigter Rathgeber einzuführen, is, ihnen ein Schild zu zeigen , das die Mäkler in der Tasche oder am Körper tragen, auf welchem dic Worte „licensed runner“ stehen, Das heißt eben weiter nichts, als „fonzessionirter Mäkler,“ für wel- chen ein obrigfeitlicher Erlgubnißschein lcicht auszuwirken is, und hat dieser Titel also weiter kein Gewicht, als wie etra der in Deutschland übliche eines „„fonzessionirten Fremdenführers.“ Diese Mäkler (runners), deren Geschäft is, die Passagiere zu veranlassen, nah den von ihnen empfohlenen Wirthshäusern oder Beförderungscomtoiren zu gehen, wofür sie dann außer dem ihnen von den Wirthen gesicherten Gehalt tiuen hübschen Mäklerlohn erhalten (der natürlih indirekt aus den Taschen der Passagicre kommt ), suchen auf alle Weise das Vertrauen der Ankömmlinge zu erlangen, die Deutsche Gesellschaft dagegen aufs kcäftigste bei ihnen zu verdächtigen und anzuschwärzen, Mit großer Schlauheit hick man an Bord eines Schiffes mit Württembergern einen Württemberger, an die Bayern einen Bayer i D; der sie dann aufs freundlihste und herzlichste in ihrem Dialekt begrüßt, Ein Landsmann, der ihnen auf solhe Weise entgegenkommt, ihnen seinen Rath und Beistand scheinbar so ganz unentgeldlih und uneigen- nütig anbietct, müsse doch ihr Freund sein, meinen dann die Passagicre,

|

| im Saale der hiesigen Gesellschaft „Erholung“ abge-

Unter Hinweisung auf §, 8 des Statuts laden wir q Herren Actionaire hierzu ergebenst ein und bemer- ¿e noch, daß Abwesende statutgemäß nur durch stimm- erechtigte Actionaire mittelst \chriftlicher einzureichender

ie auszugebenden ini i ralVerss ersuchen wir ebiveinigungen zur Stimmbe- at-Perjammlung, längstens ei VERO, auf unserem Bürcau in Eisena A uhrort, wo 14. April 4850. zu nehmen,

und lassen sich durch ihn verleiten, zu viel zu hohen Preisen für ihre Wei- terreise Scheine zu kaufen, Oft geschieht dies {hon an Bord, Da heißt es dann; „Habt ihr {hon Passage nah Buffalo? Macht nur schnell fort, sonst bleibt ihr zurück; alle Pläye sind schon beseyt!“ und unter solchen

Borspiegelungin kaufen dann zuweilen die Passagiere von ihren guten

Freunden Scheine für die Reise nach Buffalo per Kanal zu 34 bis 4 Doll,

während der Preis nur 1% Doll. hätte sein sollen,

Es durste hirr am Plagzc scín, zu erwähnen, auf welche Weise unsere

Gesellschaft den Zw: ck der möglichst billigen Beförderung der Einwanderer | in das Jnland erreichte, Sämmtliche hiesige Beförderangshäuser , die als | Agenten für die verschiedenen Cisenbahn- und Kanal-Compagnieen handeln, | veigüten dem Mäkler (runner), welcher ihnen Passagiere zuführt, einen | gewissen Mäklerlohn, gewöhnlich 1 Doll, per Kopf, welches Geld dann dem | möglichst billigen Passagesaß hinzugefügt werden muß, und somit von dem | Passagier, ohne daß er es weiß, als Theil des ihm abgeforderten Fahr- | preises mitbezahlt wird, Die Deutsche Gesellschaft läßt sich nun von den

hauptsächlihsten dieser Beförderungshäuser schriftlihe Anerbieten machen,

zu wclhen möglichst niedrigen Preisen diese Häuser Passagiere befördern | wollen, welche ihnen von unserer Agentur mit einen Anweisungszettel, ohne Vermittelung der Mäkler, zugeschickt werden, Nach diesen verschicde- nen Anerbieten wählt unsere Gesellschaft dann solche Häuser aus, die mit den billigsten Preisen auch die meiste Neellität verbinden. Solchen werden nun von unserer Agentur die deutschen Einwanderer mit einer Anweisung zugeschickt, und erhalten die Passagiere dann die möglichst billige Beförde- rung, Gebunden is unsere Gesellschaft indessen gar nicht, und sollte ein anderes Beförderungshaus größere Vortheile für die Passagiere bieten , so wird cin solches den Vorzug erhalten. Von einem Kontrakt oder Monopol, was unsere Gesellschaft anbelangt, kann demnach gar nicht die Rede sein.

Bekanntlich giebt es nah den meisten Pläßen verschiedene Wege der Beförderung zu verschiedenen Preisen, Die Reise nach Buffalo kostet z. B, per Kanal 1 Doll, 50 Cents, per Eisenbahn 5 Doll. 50 Cents, nach Milwaukie oder einem anderen Hafen Wisconsins per Kanal 4 Doll. 50 Cents , per Eisenbahn (und über den Huronensce per Dampfboot) 8 Doll, 50 Cents, per Eisenbahn (und durch Michigan per Central- Eisenbahn) 9 Doll. 50 Cents. Unser Agent räth dann den Einwande- rern, nah Besprehung der Vor- und Nachtheile dieser verschiedenen Reise- routen, und unter Berücksichtigung der Umstände und Verhältnisse, welchen Weg sie am besten zu wählen haben, und stellt demzufolge die Anweisun- gen an, das Beförderungshaus aus, Er sagt ihnen z. B., daß sür die Reise nah Milwaukie die Fahrt per Kanal zu 4 Doll, 50 Cents nur scheinbar so viel billiger sei, wie zu 8 Doll, 50 Cents per Eisenbahn, in- dem im ersteren Falle tic für die so viel längere Zeit erforderlichen Zeh- rungsfosten u. , w, häufig den Weg per Eisenbahn am rathsamsten mache, Jedem mehr Bemittelten würde er für die Reise dahin, wegen noch grö- ßerer Zeitersparniß, die Central - Michigan - Eisenbahn (statt der Fahrt über den Huronensce per Dampfschiff) empfehlen, wenngleich die Neise a hier daturch auf 9 Doll. 50 Cents ( statt auf 8 Doll, 50 Cents ) ommt,

Durch die immer zunehmende Konkurrenz der verschiedenen Eisenbah nen, und namentlich durch die shon bedeutend vorgerückte New-York-Erie- Eisenbahn, steht gegen Frühjahr eine fernere Ermäßigung der oben bei- spielôweise angeführten Fahrpreise in Aussicht.

_ Die erwähnte Einrichtung unserer Gesellschaft für die billigste Weiter- beförderung der Passagiere is natürlih eine der Hauptursachen des Hasses und der Erboßtheit der Mäkler und Wirthsleute gegen dieselbe, und bedie- nen sie sih der gewisseulosesten Mittel, um die Einwanderer durch Lug und Trug von dem Besuche unserer Agentur abzuhalten und sie dagegen in ihre Hände zu bekommen,

[217]

0

am Sonnabend den 27,

spätestens Wriezen, den 15, April 1850,

Vollmacht vertreien

Daß es diesen Menschen zuweilen gelingt, dur allerlei Kunstgriffe selbst Gebildeten ein starkes Vorurtheil gegen die Deutsche Gesellschaft ein- zuflößen und solche hinters Licht Geführte sogar zu schädlichen Werkzeugen Sh R Habsucht zu benuyen,, beweist unter Anderem folgende ‘hatsache.

Jm New-Yorker Demokraten vom 15. September v, J. erschien ein in höchst gehässigen Ausdrücken abgefaßter Angriff auf die Deutsche Gesell- schaft und deren Agenten, seitens eines aus Deutschland gerade angekom- menen jungen Mannes, welcher behauptete, der ihm in der Agentur der Deutschen Gesellschaft mit 9 Doll, 50 Cents für die Reise per Eisenbahn nah Milwaukie aufgegebene Preis sci um 1 Doll, höher, wie im Flug- blatte der Commissioners of emigration angegebene, und um 2 Doll. höher als der Preis, zu welchem ihm verschiedene Beförderungshäuser ihre Relse- scheine angeboten hätten; und ohne sich weiter zu erkundigen, welche Bewandniß es mit solchen verschiedenen Preisen habe, erging sich derselbe mit wunderbarem Leichtsinn in einem heftigen Zeitungsartikel, in welchem er sogar den deutshen Einwanderern zu rathen sucht, den Versicherungen unserer Gesellschaft und unseres Agenten feinen Glauben zu schenken. Der von dem Verwaltungsrathe zur Untersuchung dieser Sache ernannte Ausschuß fand gleich, wie höchst ungegründet die vor- gebrachten Beschuldigungen waren, denn, erstens war der Preis für die frag- liche Reise in dem Flugblatte der Commiss1oners of emigration ebenfalls mit 9 Doll, 50 Cents angegeben; zweitens hat kein einziges Beförderungs- comtoir zu einem niedrigeren Preise Passagiere angenommen oder annehmen können, ohne den Unterschied aus seiner Tasche zu bezahlen, und drittens also meinte man, entweder den Preis per Kanal, den unscre Agentur um 5 Doll, billiger angegeben haben würde, oder, was auch möglich is, ein mit den Máäklern und Wirthsleuten Verbündeter führte durch trügliche An - gaben den jungen Mann hinter's Licht, um seinen Eifer gegen die Deutsche Gesellschaft zu entflammen, und ihn so zum Werkzeuge dieser Feinde der- selben zu machen.

Von den schon mehrfah gegebenen Rathschlägen und Warnungen für die Auswanderer, ehe sie Deutschland verlassen, finden wir es zweckmäßig, die folgenden zu wiederholen : /

1) Nicht für dic Reise von hier in das Junere schon drüben eine Vireinbarung zu treffen. Wie kann der Auswanderer nur möglicherweise erwarten, irgend cinen Vortheil dadurch zu erreichen? Selbst angenommen, daß die Agenten in Europa ganz unentgeltlich , also nur des Vergnügens halber , sich dieser Besorgung unterziehen (was nicht gut begreiflich ist), so müßten sie do, um sier zu gehen, zu den gewöhnlichen Durchschnitts- preisen díe Reiscscheine verkaufen. Nun bringt aber die hiesige große Kon- furrenz solche Preise häufig sehr herunter; im vorigen Sommer els, D: der Preis sür die Fahrt per Dampfboot nach Philadelphia von 1 Doll, 50 Cents auf 50 Cents per Kopf. Solche Vortheile würden also unbedingt beim Affffordiren der Reise in Europa verloren gehen, Daß aber solche Agenten sich für ihre Mühwaltung ganz gut bezahlt machen, beweisen mehrere uns vorgekommene Fälle, Jn Rotterdam berechnete cin Agent 10 Doll. für die Fahrt von hier nach Milwaukie per Kanal, wofür der Preis hier 1 Doll, 50 Cents is und in Leipzig ein anderer 25 Doll, von hier nach Wartburg in Tennessce, wohin man für ungefähr 18 Doll, reisen kann, Einige solcher Agenten lassen sih beim Affordiren der Reisen , nach Festseßung des Fahr- preises, nur ein sogenanntes Auf - oder Angeld von 1—2 Doll, bezahlen, das hier der Einwanderer , wenn cer fiadet , wie weit billiger cr befördert werden kann, für verloren aufgiebt. O :

2) Sich beim Umwechseln des Geldes in amerikanische Münzen vor- zusehen, daß man nicht englische Souvercigns, die nur 4 Doll, 80 Cents bis 4 Doll, 85 Cents gelten, für amerifanische Fünf-L ollarsstüe erhalte, oder nicht mexikanische Doublonen, die hier nux zu 15 Doll, bis 15 L oll, 60 Cents zu verwechseln sind, für 46 Doll, annehme, über welhe Sachen wir manchmal klagen hörten, s : —, 2

3) Beim Mitbringen amerikanischer Staatspapiere, die nicht auf den Inhaber lauten, dafür zu sorgen, daß die Uebertragung (Endorso) von rínem amerikanischen Konsul beglaubigt werde, indem ohne eine solche Be-

Bekanntma g,

Der zur Verpachtung der Chausseegeld - Hebestelle bei Freienwalde auf der L gen Bien des Kunststraße Pr d, Di anberaumte Termin wird hierdurch aufgehoben,

Das Comité o, der Wriezen - Freienwalder Chaussee - Gesellschaft,

| | deutschen |

glaubigung solche Stocks nicht verkäuflich sind, was manchem Einwanderer

Ungelegenheiten verursacht. E A Trog von einigen Seiten in Umlauf gebrachten böswilligen Gerüchten,

| als habe die Deutsche Gesellschaft oder irgend ein Mitglied des Verwal- | tungsrathes ein Juterc se, in Michigan Ländereien, und dergleichen durchaus | grundlosen Verdächtigungen, können wir es schließlih nicht unterlassen, der | im vorigen Jahre vom Staate Michigan hier errichteten Agentur zur au- thentishen Nachweisung über die Ländereien dieses Staates lobende Er- | wähnung zu thun, Wenn die übrigen westlichen Staaten diesem Beispiele | folgten, und solche in den Ländercien kein direktes Juteresse habende Agen- turen hier errichteten, so würde den eigennüzigen Landspeculationen und trügerishen Anpreisungen von Ländereien am erfolgreichsten entgegen gear- beitet werden, Der Staat von Michigan ernannte zu diesem Posten einen Senator der dortigen Legislatur, Herrn E, H. Thomson, der sich sehr für die Einwanderer verwandte und durch seine Anweisungen und Empfehlungsbriefe viele Ansiedler zur Dankbarkeit verpflichtete,

Wir schließen mit dem Wunsche, daß cine ferner zunchmende Theil- nahme die Deutsche Gesellschaft besähigen möge, ihr segensreihes Wirken immer mchr auszudehnen! Wenn wir auf die lezten Jahre zurücfblicken und zu unserer Freude gewahren, wie sih unsere Gesellschaft so schr ver- größert und erweitert hat, so daß die leztjährigen Einnahmen und Ausga- ben das Dreifache von dem sind, was sie vor sieben Jahren waren, so fónnen wir wohl mit Zuversicht die Erfüllung unseres Wunsches der Zu- funft anheimgeben,

Jm Namen des Verwaltungsraths Adolf Nodewald., Fredk. Hoose. G. L. Heuser.

New-York, 22. Februar 1850,

Der unterzeichnete Verwaltungsrath hat übrigens dafür Sorge getra- gen, daß alle Auswanderungslustige, bei denen der Entschluß, das Vater- land zu verlassen , feststeht, in dem Büreau des Vereins (Linden Nr. 54) Nath und Auskunft unentgeltlich, auf portofreie Anfragen auch \chrift- lich, erhalten können.

Berlin, den 15. April 1850.

Der Verwaltungsra1h des berliner Vereins zur Centralisation deutscher Auswanderung und Colonisation,

Eisenbahu : Verkehr. Sächsisch -Schlesische Eisenbahn.

Frequenz und Einnahme im Monat März 1850,

Sur 0144 Von 13,244 Rihlr, 3 Sar. 9 P » 116,141,04 Ctr. Güter 2c. 5 S inl, Salt 15/00 ch2 0

Summa 28,919 Rthlr. 29 Sgr. 5 Pf Einna - vom 1, Jan, bis mit 31, März 1850. 77,607 Rthlr. 29 Sgr.

8 Pf. » I » » » D, » 1849. 66,978 fe 4 e e s

vom 20. bis 27. Juni d. J. angesebt. Den Herren Actionairen wird es freigestellt, die Einzahlungen ent- weder direkt an die hiesige Bank oder

j S / in Berlin an die Herren Breest &C Gelpcke, in Leipzig an die Leipziger Bank, .

in S aiRdra an den Herrn Salomon Heine

zu leisten. E Rosto, den 15. April 1850.

ebenfalls Tages vor der Gene- [216]

i i f (E e Viktbel{ion | Kapital ist zum Belaufe von 25% des Nominalwerths bestimmt und der Einzahlungs - Termin auf die Tage

Rostocker Bank.

Die dritte Einzahlung auf das gezeichnete Actien-

Dcr Verwaltungs-Rath ter Rostocker Bank. Bauer. C. H. Brockelmann. J. F, Ko. Ernst Paetow, Schalburg, Ströômer,

Das Abonnement beträgt 2 Rthlr. für % Jahr 4 Kthlr, - + Fabr. 8 Rthlr. - L IODY, in allen Theilen der Monarchie ohne Preis- Erhöhung. Bei einzelnen Kummern wird der Bogen mit 25 Sgr. berechnet.

taats-©

Berlin, Sonnabend den

Preußischer

13el

( \ \

20. April

Alle Post-Anstalten des Jn- uud Auslandes nehmen Bestellung auf dieses Blatt an, für Berlin die Expedition des Preuß. Staats- Anzeigers : 4 Behren-Straße Ur. 57.

1850.

Anh L

Amtlicher Theil.

Deutschlaiti

Preußen. Berlin, Zur Berichtigung. zu errichtenden Rheinbrücke ausgeschriebene Konkurs. gen. Verordnung wegen Forterhebung der Steuern,

Deutsche Angelegenheiten. Erfurt, Verhandlungen und Staatenhauses.

Desterreich, Wien, Hofnachrichten. Aufhebung des Placetum re- gium. Abreise des Fürsten Oecttingen-Wallerstein. Vorarlbergische Adresse zu Gunsten des Prohibitivsystems, Weisungen an Magistrat und Gemeinderath. Vermischtes.

Hannover. Hannover, Verlcihung der goldenen Medaille,

IBürttemberg. Stuttgart. Eisenbahn - Unfall,

Ausland.

Verona, Rückkehr der Jesuiten.

Gesecygebende Versammlung. Fortsezung der Bud- get - Disfussion. - Paris. Der Präsident nah St, Germain. Die pariser Neuwahl. Abxcise F. Barrot's nach Turin,

Großbritanien und Frland. London, Hofnachricht.

er wegen der bei Köln Sigmarin-

I D

des Volks-

H esterr ei ch, Fraufkreich.

Jtalien. Turin. Vorlagen in der Deputirtenkammer. Der pâpst- liche Nuntius. Protest gegen das Siccardische Gesetz. Vermiscbtes. Rom. Bekanntmachung der päpstlichen Regierungs-Kommission,

Einzug des Papstes.

Griechenland. Athen. Ablehnung des nanzministers, Ankunft von Schiffen, hebung.

Entlassungêgesuchs dcs Fi- Feier der griechischen Cr-

23- Und Handels -: Nachrichten.

Ina

Amtilicher Theil.

cke. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : Den seitherigen Regierungs-Assessor Conßen zu Aachen zum Regierungs-Rath zu befördern ; und Dem Regierungs-Haupt-Kassen-Buhhalter W ür zu Marien- werder ven Charafter als Rehnungs-Rath zu verleihen.

Berlin, den 19, April 1850. Jhre Königl. Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin on Mecklenburg-Schwerin ist nach Schwerin zurückg reist. Ur Don D ist von

Se. Hoheit der C Anhalt - Deßau angeïromnien,

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Nrbeiten.

Das 21ste Stück der Geseß-Sammlung welches heute 1sgegeben wird, enthält unter :

{ Fe 7 R V Tir (Fo

Nr. 3263. das Gese, betreffend die Vereinigung der Fursten=

thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern-Sig-

maringen mit dem preußischen Staatsgebiete, vom

12. Márz 1850; unter

Â. den Vertrag zwischen Sr. Majestät Tem Könige von Preußen und Jhren Durchlauchten den regierenden Fürsten von Hohenzollern - Hechingen und von Hohen= zollern - Sigmaringen wegen Abtretung der Fürsten- thümer Hohenzollern-Hechingen und Hohenzollern Sig=

i, vom 7. Dezember 1849; unter

maringen,

3965, das Patent wegen Besißnahme des Fürstenthums Ho henzollern-Hechingen und des Fürstenthums Hohenzol lern-Sigmaringen, vom 12. März 1850; unter

3966. den Allerhöchsten Erlaß vom 11, Februar 1850, betref fend die Verleihung des Rechts zur Erhebung des Chausscegeldes an die Actien-Gesellschast für den Bau der Chaussee von Gröningen über Groß - Oschersleben na Neindorfz; und unter

3267. den Allerhöchsten Erlaß vom 25. 1800, die 1 (V

Februar Errichtung eines Gewerbegerichts für den Gemeinde Bezirk der Stadt Schwedt betreffend. erlin, den 20, April 1850.

Debits-Comtoir der Geseß-Sammlung.

Angekommen: Q, U er Staats-Minister von der Heydt, von

Der Minister-Präsident, Graf von Bran nbuur T

(XrTuri

E S L E E

4

Uichtamtlicher Theil. Dentschland

Preußen. Berlin, 18. April. Zur Berichtigung der in den öf- fentlichen Blättern enthaltenen verschiedenen Nachrichten über die Unter brechung, welche die Reise des Herzogs Wilhelm von Württemberg in Magdeburg erlitten hat, kann aus zuverlässiger Quelle bemerkt wer- Den, daß der Herzog als unbekannter Reisender durch Skizzinung einiger hervorstehender Bauwerke in Magdeburg zu cinem Verdachte Anlaß gegeben, der nah den bestehenden Gesehen eine Verhaftung zur Folge hatte. Sobald aber die Rekognoszirung seiner Person erfolgt und die Unverfänglichkeit seiner Handlungen dargethan war, ist ihm ungesäumt die Fortseßung seiner Reise gestattet worden.

|

Ï

Berlin, den 18. April 1850. Ein in Nr. 86 der Kölner Zeitung enthaltener Aufsaß bespricht die von dem Minister von der Heidt unterm 30. März d. J. erlassene Aufforderung zur Einrich tung von Entwürfen zu einer Rheinbrücke zwischen Köln und Deuß. Der ausgeschriebene Kozkurs wird darin ein Schein - Konkurs ge

nanut, weil die Bedingungen, sowohl der Lage der Brücke im All- gemeinen , wie der Stellung der Pfeiler, der Weite der Oeffnun- gen und der Höhenlage der Brückenbahn in dem Programm genau festgestellt sind, Eine solche Feststellung wird als unwürdige, die Betheiligung der Männer von Talent, Verdienst und Erfahrung ausschließende Beschränkung dargestellt, der Preis dem Bc= streben, cin in jeder Hinsicht entsprechendes Werk zu schaffen, nicht entsprechend erachtet und vornehmlich getadelt, daß die Bedingun gen, welche angeblich nur cine Brücke verlangen, wie der Baurath Lente solche bereits projektirt habe, von ciner für durhgehe nde Eisenbahnzüge eingerichteten Schienen - Verbindung (Schiene in Schiene) zwischen den beiderseitigen Eiscnbahnen ganz Abstand

nehmen. Zur Aufklärung über die wahre Lage der Sache fann berichtet werden, daß die Staats - Verwaltung, nach reiflicher Erwägung aller Umstände, insbesondere der Tluth - und Jnundations - Verhältnisse, so wie der Rück

sichten auf Schifffahrt, Flößerei und auf den Landverkehr, die in dem Programm angeführten Bedingungen hatte feststellen lassen, welche der Anlage einer Rheinbrücke zwischen Köln und Deuß zu Grunde zu legen sein würden. Der Ober-Baurath Lenbe war früher beauftragt, einen Brücken-Entwurf diescn B:dingungen enuk- sprechend aufzustellen. Das Ergebniß war das in dem fraglichen Aufsaß angegriffene Kettenbrücken-Projekt. Verschiedenartige Vor- schläge, welche hierauf von namhaften Jugenieuren, vorzugsweise in Bezug auf die Herstellung des Ueberbaues der Brücke gemacht wurden, bewogen den Minister, eine Gelegenheit zur vollständigen Darlegung der verschiedenen Ansichten durch Ausschreibung einer

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Konkurrenz darzubieten, Diese Konkurrenz beschränkt si, wie aus dem Programm einfa hervorgeht, auf die Construction des Ueberbaues nebst der Durchlaß-Oessnung und auf die Anlage der Zugänge zu ciner, unter Zugrundelegung der vorgedachten Bedin=- gungen, zu erbauenden Brückte. Daß diese Aufgabe der Bethei= ligung ausgezeichneter Ingenieure nicht unwürdig sei, geht schon daraus hervor, daß sich mehrere derselben, wie bereits er= wähnt, unaufgefordert mit dieser Frage beschäftigt haben ; auch kann die Höhe der ausgesetßzten Preije bei dieser Stellung der Aufgabe niht unangemessen erachtet werden, Etwas hiervon vóllig Verschiedenes wäre es gewesen, wenn neben dem Brücken=

zt T z I E 1 | e Entwurf selbst die gesammte Erörterung der Fragen: über zweck- | worsen.

máäßigste Lage, Profilweite und Gründung einer Brücke zwischen Köln und Deuß zum Gegenstand der Preis-Bewerbung hätte ge=- macht werden sollen; aber eine solche Erörterung erscheint offenbar für die Behandlung im Wege der Konkurrenz durchaus nicht ge- cignet, eben so wie es bei Konkurrenz -Entwürfen für Bauobsekte des Landbaues wenig angemessen sein würde, die Konkurrenz auf die Wahl des Bauplabes und die Feststellung des Bedürfnisses 2c. mit auszudehnen. Jn solcher Ausdehnung unterliegt die Angelegen- heit nicht mehr der Beurtheilung des Ingenieurs allein und ohne vorgän- gige bestimmte Stellung der Bedingungen würden Entwürfe, entstanden aus den verschiedensten Ansichten, eingehen, deren Veraleichung behufs der Preis - Ertheilung ganz unthunlih werden würde.

Wenn nun also die Staatsverwaltung als Bauherr den Kon furrenten die näheren Bedingungen hinsichtlich der Lage unD dcr Weite der verschiedenen Oeffnungen der Brücke vorschreibt, so dürfte dies nicht nur ihren Befugnissen und Verpflichtungen ent sprechen, sondern auch im Interesse der Konkurrenten selbst nothwendig sein. Ob unter denselben Bedingungen ein Projekt im Austrage der Staatsverwaltung schon anderweit bearbcitet ist oder nicht, thut hierbei nichts zur Sache.

Eine andere Frage ist es, ob die aufgestellten Bedingungen zweckentsprechend und richtig gewählt erscheinen. In diejer Bezie hung mag hier nur noch angeführt werden, daß die Möglichkeit einer Verbindung der auf beiden Rheinufern belcgenen Eisenbahnen für durchgehen de Lokomotivzüge, Schiene in Schiene, zur Ge nüge erórtert worden ist, daß aber unter den obwaltenden Ber hältnissen das Bedürfniß, auch die Lokomotiven dur{hgehen lassen zu köuncn, nicht von der Bedeutung erachtet werden konnte, um die Ueberwindung der sehr großen Schwierigkeiten und insbesondere den Aufwand der dazu erforderlichen enormen Kosten zu rechtfertigen.

Sigmaringen, 13. April. (Schwab, Merkuv.) Das Verordn. Blatt enthält cine Verordnung, nach welcher auf den Grund des Art, 109 dex Verfassungs - Urkunde vom 314. Januar l, J., wonach die bestehenden Steuern und Abgaben forterhoben werden, bis sie durch ein Geseß abgeändert werden, die direften und indirekten Steuern, \o wie die Beiträge zu den Straßenbau

foslten nah den bisherigcn geseßlichen Normen und nach den lebten | doch gut, etwanigen Einreden gegenüber dies noch ausdrücklich

Etats fortzuerheben sind,

Deurtshe Ahgelegenherren.

Exfurt, 18. April. (E. C) Sipung des Volkshau- ses. Die Abgeordneten Völker (Gießen) und Graf Bülow (Ber-

lin) haben ihr Mandat niedergelegt. Der Verwaltungs-Rath wird aufgefordert, die Neuwahlen zu veranlassen. Das Amendement Wan

trup zu §. 145 der Verfassung wird in zweiter Abstimmung ange

nommen, Der Antrag Henkel und Genossen zu §§., 168 und 169 (Fideikommisse) wird unterstüßt.

Abgeordn, von Massow: Fideikommisse heißt zu deutsch: „Treue anvertrauen“. Treue und Glauben sind die wahren Grund- rechte des deutschen Volkes. Darauf wollen wir weiter bauen, In der Treue wollen wir uns vereinigen, und indem ich unseren Geg=- nern von der liberalen Seite des Hauses die Hand biete, stimme ih für den Aus\chuß-Antrag -auf Streichung des §. 168 dex Ver=

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Abgeordn. von Vindcke ebenfalls für den Ausschuß- Antrag. Die Aufhebung der Fideikommisse sei ein Eingriff in die Eigenthumsrechte, Jedem stehe die freie Verfügung über sein Vermögen zu z er dürfe es selbst zerstören, warum denn nicht Mittel anwenden, es zu erhalten? Ueberdies ist es in Gegenden, wo Aerbau getrieben wird, von Wichtigkeit , wenigstens so große Grundstücke zusammenzuhalten, daß sie im Stande sind, eine Fa- milie zu ernähren. Die Aufhebung der Fideikommisse würde auch die Betriebskapitalien \{mälern, welche im Jnteresse der Bodenkul= tur cher vergrößert als verringert werden sollten. Das Recht des Staates, hier einzugreifen, will man aus den Bestimmungen über die Notherben herleiten. Dieser Titel is aber hier nit zutreffend. llebrigens ist bisher noch feine einzige Beschwerde von einem nah- geborenen Sohn über die Fideikommisse eingelaufen. Das Fami- lienhaupt ist dabei nicht so auf Resen gebettet, als man gewöhnlich glaubt ; es übernimmt für alle übrigen Familienglieder eine Menge von Pflichten. Für die Aufhebung der Fideikommisse führt man den politischen Grund an, daß alle Bevorrehtigungen abgescha}st werden müßten. Politische Gründe dürfen aber in das Privatrecht nicht cingreifen. Nach einigen Worten des Berichterstatters Golt- dammer wird der Ausschuß-Antrag auf Streichung des Paragraphen angenommen und damit der Heukelshe Antrag erledigt. : Zu §. 175 wird der Zusaß - Antrag von Viebahn und Ge=- nossen: „Auf die Verseßungen, welche durch Veränderungen in der Organisation der Gerichte oder ihrer Bezirke nöthig werden, stunden diese Bestimmungen keine Anwendung““, angenommen. Desgleichen der Abänderungs - Antrag von Bodelschwingh und Genossen zu 8. 176 und ramit der Ausschuß = Antrag erledigt. Zu §. 477 Vat Fürst Reuß und Genossen den Antrag gestellt : Statt des zweiten Alinea die Worte zu seßen: „Bei schweren Sirafsachen und sc{chwe- reren politischcn Vergehen soll die Thatfrage durch Geschworene entschieden w.rten.““ Fürst Reuß motivirt diesen Antrag dadurch, daß das unzureichende Rechtsbewußtjein im Volke bei der Mannig- faltigkeit unsercr Kriminalgeseße es gefährlih mache, die Ent- \cheidung in so wichtigen Fällen in die Hand ungelehrter Män- ner zu legen. S ; Abg. Ri esser meint, daß eine derartige Beschränkung geeignet sei , das Institut der Geschworenengerilhte zu vernichten. In Deutschland sei es Sitte, in bewegten Zeiten beshränkende Gesepe zu geben und sie in ruhigen Zeiten noch zu verschärfen , weil sie damals in bewegter Zeit gegeben seicn. Wir werden aber niemals zur Freiheit gelangen, wenn wir jeden Keim in der Wiege crsticken. Der Abáänderungs - Antrag von Fürst Reuß wird ver-

fassung.

Abg. Carl vertheidigt seinen Antrag zu §. 178 (Zuziehung von sachkundigen freigewählten Richtern zur Rechtspflege). Nachdem der Abg. Be scler dagegen gesprochen hat, wird der Antrag ab= gelehnt.

Abg. Triest vertheidigt sodaun den von ihm nund Gcnossen gestellten Antrag auf Streichung des §. 180 (Verwaltungs=Rechts= pflege hört auf; nur Gerichte entscheiden; Polizei hat kein Straf= ret).

Nach ciner faktis{en Berichtigung von Vincke wird der An-= trag abgelehnt. Dagegen wird der Zusaÿ - Antrag des Ausschusses zu §. 182 (Staatsbetheiligung bei Anstellungen) angenommen. Ebeu so wird der Ausschuß=Antrag auf Streichung des §. 186 angenoms- men und damit das Amendement Mitschke-Kollande, welches derselbe vcrthcidigt, erledigt. Schließlich) wird auch noch der Aus- {uß-An'rag zu §. 195 angenommcn,

Das Haus geht zur Berathung des Wahlgeseßes über und nimmt den Schwerinshen Antrag auf Streichung des zweiten Alinea ohne Diskussion an. Hierauf folgt die Berathung der Additional- Akte. Abg. Stahl hat beantragt, den Art. 11, der Additional=Akte zu streichen.

(General von Radowihß, Graf Brandenburg und Minister von Manteuffel treten in diesem Augenblick in den Saal.)

Abg. Camphausen spricht dagegen und sür das Amende=- ment des Abg. Fleck, dessen Zusaß er niht nur sür unschädlich, sondern selbst für künstlich hält. Der Redner giebt sodann eine sehr interessante Auseinanderseßung úber_tie Machinationen, deren man si bei den wiener Verträgen zur Schwächung Preußens be- vient habe. Man sei so weit gegangen, Preußen militairische Bünd- nisse mit seinen Nachbarn zu verbietcn. Jeßt sei ein solcher Arti- fel unmöglich. Er glaube, daß, wie verschieden auch die Ansichten in diesem Hause seien, doch Niemand zur Erneuerung solcher Schmal) seine Zustimmung geben würdez ja, daß das preußische Heer eine:

solhen Anmuthung nicht mit der Feder, sondern mit dem Schwer! antworten werde. (Bravo von allen Seiten.) enn auch Det engere Bund und scine Verfassung thatsächlich die aus di | Bunde überkommenen Pflichten in keiner Weise aufhebc1 (at

zusprechen. Dies thue das Amendement Fle ck und erkläre er sich daher für Annahme desselben.

Abgeordn. Rei@whensperger (Köln) meint, es stehe jeßt üben jedem Zweifel fest, daß man ohne Oesterreih nicht gehen könne. Man dürfe nicht die europäischen Traktate zerreißen, sonst würde man gegen uns in gleicher Weise handeln. esterreich ist jeßt nod gewillt, den Weg der gründlichen Revision des alten Bundesrechtes nit Preußen und dem übrigen Deutschland zu gehen. Wollen Sie den Schlund der Revolution \chließen, so nehmen Sie die darge- botene Hand an. (Akgeordn. von Vincke ruft dazwischen: „die Hand des Haynau.) Ja, meine Herren, auch die des Haynau, denn ich glaube nit, daß das verehrte Mitglied für Hagen hier in solcher Behaglichkeit säße, wenn Haynau nicht die Revolution nic

dergeschlagen hätte.

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Man hat ohne Oesterreich viel zu fürchten. Freilich gehört dem Muthigen die Welt, aber nicht dem Tollkühnen. Sich berufend auf die Schrist von Radowitz: „Deutschland und Friedri Wilhelm 1V.“ behauptet der Redner, daß der Vorwurf der Preußenfeindlichkeit ihn und diejenigen nicht treffen könne, welche