1850 / 158 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

wird damit auf den nördlichen Staats - Eisenbahnen gemaht; das Unternehmen verspricht den besten Erfolg.

Olmüt, 3. Juni. (Const. Bl, a. B.) Juden - Krawalle scheinen au in unserer Gegend an die Tagesordnung kommen zu wollen. Ein bedeutenderer Exzeß dieser Art fiel kürzlih in Prerau vor und soll seinen Anlaß durch die Errichtung eines Frohnleich- nams - Altars an einem Judenhause oder in der Nähe desselben ere halten haben. Er wurde, nachdem der Hause Enten zuvor durch Schmähungen und Schimpfreden an feiner hre, dann durch Zertrümmerung einiger Fenstersheiben an seinem Eigenthume ver=- leyt worden war, dur die Dazwischenkunsft eines bezirkshauptmann- schaftlichen Kommissärs noch vor seinem völligen Ausbruch gedämpft. Ein zweiter und dritter Exzeß von minderer Bedeutung fiel in Olmüß selbst am 31sten und in dem in der Nähe befindlihen Dorfe Doloplas am 27sten v. M. vor. Anlaß zu jenem war der Verkauf eines in der Neugasse gelegenen Hauses, Anlaß zu diesem der Verkauf eines Bauerngrundes an Israeliten. Der olmüßer Kravall, um den Bor=- fall technish zu benennen, verlief sich in eine gewöhnliche Kaßen- musik, welhe dem vormaligen Besißer des verkausten Hauses bei seiner Uebersiedelung nach Proßnihz - gebraht wurde, weil er sein Haus an einen Israeliten verkauft hatte; und der Sachverhalt des doloplaser Kravalls bestand, glaubwürdigen Erzählungen zufolge, darin, daß der dortige Gemeindevorstand selbst oder doch Mitglieder desselben, die oderberger Brauhaus-Pächterin, Netti Haas, welche wegen Bebauung des von ihrem Bruder erkauften Grundstückes in Doloplas sich aufzuhalten beabsichtigt hatte, anfänglich beshimpften und dann zwangen, sich aus dem Orte zu entfernen. Die hier erzählten drei Vorgänge werden von Gerichts wegen nä- her untersuhtz es scheint ihnen hauptsächlich Religionshaß zum Grunde zu liegen, wiewohl jene, welche tiefer blicken wollen, der Ansicht sind, daß diese Unfuge von eigenen Glaubensgenossen an- gestiftet sein mögen , denen als orthodoxen Anhängern ihrer bibli- \hen Verheißungen die gegenwärtige Gleichberechtigung und jeder Verfechter derselben nicht zusagt. Aus Trebitsch wurden 17 der Theilnahme an dem gegen die Juden verübten Krawall Angeschul= digte nach Jglau abgeführt. Acht derselben befinden si auf freiem Fuß, die übrigen neun unter Haft in Untersuchung.

Bayern. München, 7. Juni. (N. M. Ztg.) Während der vierzehntägigen Abwesenheit des Herrn Justiz - Ministers führt Herr Staatsrath Freiherr von Pelkhofen das Portefeuille der Justiz.

(N. C.) Durch Königliches Dekret vom bten wird der gegen- wärtige Landtag bis 15. Juli verlängert.

München, 4. Juni. (Augsb. Abendz.) Ende dieses Mo- nats wird Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg, dessen Gesundheit sich auf der Insel Madeira völlig restaurirt hat , so daß er diesen Aufenthalt in diesem Augenblicke gestärkt verlassen kann, hierher kommen, um, wie es heißt, bis zum Herbste hier zu verweilen. (Der Herzog ist bereits in Lissabon angekommen.) Seit mehreren Tagen sieht man viele Offiziere des in Bregenz und Ty=- rol fantonnirenden österreichischen Truppen: Corps in unserer Haupt-

stadt, darunter auch mehrere Stabs - Offiziere, und seit gestern ei= nen österreichischen General.

Der Armeebefehl is heute von Sr. Majestät unterzeichnet wor ven und enthält gegen 400 Beförderungen. Das Erstheinen dessel= ben dürfte jedoch erst in der nächsten Woche erfolgen. Eine pro- jektirte theilweise Beurlaubung im zweiten Armee-Corps is wieder rückgängig gemacht worden.

Sachsen. Dresden, 3. Juni. (B. N.) Die Bergwerks-Pro= duction Sachsens betrug im vergangenen Jahre über 2 Mill. 400,000 Nthlr., worunter 1 Mill. 169,257 Rthlr. fein Silber. Die Aus- beute an Steinkohlen aus den Lagern bei Dresden und Zwickau 32 Mill. Scheffel. Für Streichwolle bestehen 172 Spinnereien mit 78,953 Feinspindeln. Tuchwebestühle rehnete man auf 4000 und die Zahl der darauf produzirten Stücke 150—160,000. Kamm- wolle wird in 39 Spinnereien auf 53,177 Feinspindeln gesponnen, die damit beschäftigten Webstühle mögen über 10,000 sein. Für Baumwolle bestehen 132 Spinnereien mit 475,000 Feinspindeln, welche 125 Million Pfund Garn erzeugen. Die Zahl der Baum- wollen - Webstühle übersteigt 30,000, außerdem sind noch 25,000 Stühle nur für Strumpfgarn. Zeug- und Kattundrudckereien giebt es 118 mit 21 Druckmaschinen und 690 Drucktischen. Für Posa- mentirwaaren, Leinen- und Baumwollen-Bänder sind gegen 12,000 Stühle im Gange, für leinene und halbleinene Waaren 22,000, Das Flachsgarn is durchgehends Handgespinnst, Maschinengarn wird vom Auslande bezogen, da die beabsichtigten mechanischen Spin- nereien noch nicht ins Leben getreten sind. Bleichereien zählt man

gegen 300, darunter auch mehrere chemische Färbereien über 00. Die Bearbeitung der Seide beschäftigt 4 größere Fa- brifen und im Ganzen 3000 Stühle, Für die Papier-

fabrication sind in 66 Werken 68 Bütten und 8 Maschinen im Gange, doh genügen sie nit für den inländishen Bedarf. Cigar= ren-= und Tabadcksfabriken sind 23. Pulverfabriken 4. Strohwaa- ren- Fabriken 8. Spiel - und Holzwaaren 16. Fabriken für musi- kalishe Instrumente 25. Maschinenbau - Werkstätten 19. Zuer- siedereien 3 u. \. w. Im Dienste der Industrie arbeiten 212 ste- hende Dampfmaschinen mit nahe 3000 Pferdekraft, außerdem 92 Lokomotiven auf den sechs Eisenbahnen. Mit Inbegriff der Fami- lien kann man beinahe den dritten Theil der Bevölkerung des Lan- des, als in der Fabriks-Industrie beschäftigt, annehmen, 50,000 gehen allein auf den Bergbau, nicht weniger auf die Fabrication der Spißen, Blonden und weißgenähten Waaren. Jn 25 Klöppel= \hulen sind über 4000 Kinder untergebracht. Der leipziger Budh- handel besteht aus 130 Firmen, wovon 48 bloßen Verlag, 51 Verlag, Sortiment und Kommission, 4 bloße Kommission-, 9 bloßes Sortiment-, 8 Musikalien -, 6 Kunsthandel und 4 Handel in fremden Büchern treiben. In den übrigen Städten des Landes sind 62 Firmen, so daß der gesammte sächsische Buchhandel 192 Firmen zählt, ziemlich den sechsten Tbeil der gesammten deuischen Buchhändlerschaft. Leipzig allein beschäftigt 200 Pressen mit Ein- {luß von 35 Druckmaschinen. Die Gesammt - Bevölkerung des Landes beträgt 1,836,433, wovon 1,799,121 protestantisch. Da der Flächenraum niht mehr als 271 Quadratmeilen beträgt, so kommen im Durchschnitt auf die Quadratmeile 6754 Seelen. Die drei bevdvlfertsten Städte des Landes sind Dresden 89,327, Leipzig 70,205 und Chemniy 28,936.

Sannover. Hannover, 6. Juni. (H. Z) Zweite Kammer. Mit D begonnenen zweiten Lesung der V Prozeß - Ord- R nebst den dazu vom Justiz-Aus\chusse gestellten Anträgen ge- langte N bis zum §. 61 inklusive, Aus der Mitte der Versamm- lung wurden nur sehr wenige Anträge gestellt, und da au keine erheblihen Kommissions-Auträge vorlagen , so nahm die Berathung einen ziemlich raschen Verlauf. Die Kommission Hat, wie Windthorst als Berichterstatter derselben zur Einleitung der Berathung bemerkte, den Hauptprinzipien des Entwur= fes ihren Beifall niht versagen können, und deshalb, um die Harmonie des Ganzen nicht zu sibren, an den Grund-

996

zügen möglichs|t wenig geändert, sich vielmehr auf Anträge von geringerer Bedeutung beshränkt. Es läßt sich dem- nah annehmen, daß die Berathung in verhältnißmäßig kurzer Zeit beendigt werden wird, Die außerdem heute fortgeseßte erste Be- rathung des Einnahme - Budgets umfaßte die beiden ersten Haupt- Rubriken der Ausgaben der Amtskafsen, nämlih; 1. „Allgemeine Verwaltungs - Ausgaben“ 112,100 Rthlr. und U. „Abgaben und Lasten der Domainen“ 76,800 Rthlr. Die von Lindemann, als Berichterstatter des Finanz-Ausschusses, ausführlih erläuterten cin- zelnen Positionen wurden ohne Widerspruch einstimmig genehmigt. Nur Weinhagen erhob gegen einzelne Posten Ausstellungen, welche von Lehzen näher gewürdigt und widerlegt wurden.

Hannover, 7. Juni. (Ztg. f. N. D.) Erste Kammer. Den Beschluß der vorigen Berathung, die Positionen für die Volks= schule bis zur Regelung des Volks\hulwesens zurückzuseßen, bean- tragt Hermann zum Theil wieder aufzugeben und Nr. 43 und 44 jener Positionen sofort zu genehmigen. Er weist auf die Mög- lichkeit hin, daß die Schul= und Kirchenvorlagen in dieser Diät we= gen nahender Vertagung nicht mehr zur Berathung gezogen werden können, in diesem Falle dürfen der Regierung die Hände nicht ge=- bunden sein. Rosenthal würde lebhaft bedauern, wenn ein sol= her Fall eintreten könnte. Wir wissen, sagt er, wann wir von hier fortgehen werden, aber wir wissen niht, wann wir wie= derkehren. Die wichtigste aber der ständischen Arbeiten würde un= geschehen bleiben, wenn die Regelung des Volks\chulwesens nicht erledigt würde. Er werde gegen den Antrag stimmen, denn er fürchte, wenn die Bewilligung ausgesprochen sei, werde die Rege- lung selbst eben dadurch verschoben werden. Braun, Sarer, Hicken und Münchhausen sprehen für die Bewilligung. Leß- terer bemerkt, es würde derselben zweckmäßig der Vorbehalt einer Modification mit Rücksicht auf die zu fassenden Beschlüsse über das Volks\hulwesen hinzugefügt. Hermann kann sich diesem Vor- behalte niht anschließen, er will die Bewilligung pure ertheilt wissen. Kirch hoff erklärt si entschieden gegen den Antrag Hermann's. Er wünscht das wichtige Volks\hulwesen noh im Laufe dieser Diät erledigt. Er hofft, daß Stände so lange hier bleiben werden, bis ihre wichtigen Arbeiten vollendet sind. Er für seine Person sei vollkommen bereit dazu. Rosenthal fügt hinzu, wenn die Zeit der jeßigen Diât gemessen sei, so müsse er dringend bitten, die täglichen Sißungen um wenige zu verdoppeln, um die Angelegenheit der Volksschule in ihnen zu berathen. Dieselbe werde {werlich so viel Zeit in Beschlag nehmen, als man zu fürchten scheine. Rittmeister Mün ch- hausen protestirt gegen zwei Zumuthungen seiner Vorredner. Er will weder doppelte Sißungen, denn die Stände hätten chon Ar-= beit vollauf; er will auch nit, daß Stände so lange hier bleiben sollen, als wichtige Arbeiten vorliegen, denn die Landbewohner ha- ben dem Vaterlande {hon übergroße Opfer gebracht, sie müssen endlih einmal wieder zu Hause zu ihren Geschäften und ihrer Fa= milie. Prásident Hausmann verspricht, nah vollendeter Bera- thung der Städteordnung, des Ausgabe-Budgets und der Gerichts Verfassung die Schulvorlagen auf die Tagesordnung seßen zu wollen. Kammer=-Rath Münchhausen erinnert zweiselnd daran, daß auch noch das Einnahme - Budget zur Erledigung zu bringen sei. Wolff trägt, in Betracht, daß allgemein anerkannt werde, die Zeit sei den Ständen zugemessen und kostbar , auf Schluß der Debatte an. Der Schluß wird beliebt und der Antrag Her- mann'’s mit großer Mehrheit abgelehnt, (Ueber die Fragestellung schien ein kleiner Jrrthum zu walten.) Es sind damit die Posi- tionen für das Volks\chulwesen wiederholt zurückgeseßt. Jn der weiteren Berathung des Budgets sind es namentlih die Diäten der Wasserbau - Beamten und die dazn gestellten Anträge des Wasser- bau- und Finanz - Ausschusses, welhe eine Besprehung veran- lassen. Die Anträge des Finanz - Ausschusses werden verwor- fen, die des Wasserbau - Ausschusses angenommen, so daß Diäten nur für Reisen im außerordentlichen Dienst, nicht für regel=- mäßige Schauungen bewilligt werden. Veranlaßt durch eine An- frage Meine's nach dem Bau der Chaussee von Harburg nah Ritebüttel , empfehlen sowohl der Fragsteller als Wyneken diesen Bau auf das dringendste. Wyneken findet ihn im Interesse des hannoverschen Verkehrs und als einen Akt der Gerechtigkeit für die Provinzen Bremen und Verden. Hammerstein: Die Regierung habe sich jeßt von der Wichtigkeit einer Chaussee zwischen den ge- nannten Städten überzeugt und müsse bedauern, daß ihr die Geld- mittel noch nicht zu Gebote gestanden haben, den Bau in Angriff zu nehmen, Die Berathung wird varauf dur den Bericht Vezin's aus der Jagd-Konferenz unterbrochen. Der Differenzen sind nur wenige und im Ganzen nicht sehr erhebliche. Die Konferenz- Vorschläge werden sämmtlich angenommen. Die Ausrottung des Rothwil=- des, einer jener Punkte, für dessen Beschließung die Regierung mit Nichtpublication des Geseßcs drohte, ist aufgegeben. Das wichtige Jagdgeseß hat nunmehr seine ständische Erledigung gefun- den. Die Kammer geht dann in Berathung des Budgets weiter. Zu einer Position von 5000 Rthlr. für Ackerbauschulen beantragt Honstedt, der Regierung im Begleitschreiben zu erklären, daß, falls jene Summe (wie das jeßt der Fall is) sür Ackerbauschulen nicht verwandt werde, sie doch nur zur Förderung der Landwirth= haft verwandt werden dürfe. Ein Theil jener Summe dient jeßt zur Unterstüßung von sogenannten Fortbildungsschulen. Mit dem Zweck einverstanden, glaubt der Antragsteller jedoch, und mit ihm Wyneken und Kirchoff, im ständischen Interesse sich dagegen erklären zu müssen, daß eine Budget - Position zu etwas Anderem verwantt werde, als wofür sie bewilligt ist. Harms bemerkt, der Ackerbau bedürfe der Aufhülfe im Hannoverschen, er stehe vielfach zurück, und doch geschehe so wenig sür ihn, daß es fast scheine, die Regierung verstehe nihts für ihn zu thun. Hammerstein und Braun vertheidigen die Fortbildungsschulen, denen sie den Borzug vor gelehrten Ackerbauschulen geben. Auch jene dienen dem Acker- bau, sie wollen sih deshalb dem Antrage ihrerseits nicht widerseßen. Derselbe wird darauf von großer Mehrheit angenommen.

Zweite Kammer. (H. Z.) Die bei der heute fortgeseßten zweiten Berathung der Civilprozeß - Ordnung zur Verlesung- kom= menden §8. 62 bis 117 inkl, wurden mit den wenigen dazu gestell- ten Kommissions - Anträgen zum bei weitem größten Theile ohne Diskussion und einstimmig angenommen. Von dem Einnahme- Budget konnte, obwohl die Sipung bis 5 Uhr ausgedehnt wurde, nur die Position für Besoldungen der Forstbeamten erledigt werden, da Weinhagen wiederum viel zu tadeln und zu moniren fand und die Berichtigung und Widerlegung seiner, nach Stüve's Aeußerung, „schr lehrreichen“ Vorträge schr viel Zeit in Anspruch nimmt. Der Besoldungs-Etat wurde s{ließlich mit großer Majo= rität gebilligt.

Hannover, 8. Juni. (H. Z.) Erste Kammer. Die ge- strigen Beschlüsse, den Besoldungsetat der höheren Wasserbaubeam- ten betreffend, werden wiederholt und tie zweite und des Ausgabe - Budgets beendet. Wegen ver abweihenden Beschlüsse der zweiten Kammer zu dem Geseßentwurfe, die Gerichtsverfassung betreffend, wird eine Konferenz beschlossen, Braun bringt, unter

genügender Unterstüßung einen Urantrag ein, durch welchen die

Megiernng ermächtigt werden soll, den §§. 26 und 27 des Gesetzes von 1848 über Kirhen- und Schulvorstände einen Zusaß zu Gunsten der Theilnahme des betreffenden Schullehrers an den Be= rathungen der Schulvorstände hinzuzufügen. Fortseßung der Bé= rathung der Städte-Ordnung, welche indessen bald abgebrochen wird, um die Berathung des Einnahme-Budgets zu beginnen,

Zweite Kammer, Die Konferenz-Vorschläge wegen des Jagd- geseßes werden sämmtlich angenommen, Kaulen stellt einen Ür= Antrag darauf, zweimal künstig an jedem Tage Sibung zu halten, Die zweite Berathung der Civil-Prözéßordnung wird bis §. 193 fortgeseßt. Sodann wird die erste Berathung des zum Einnahme= Budget gehörigen Domanial-Budgets, Forst-Verwaltung UND BauU- Etat, fortgeseßt. :

Hessen und bei Nhein. Gießen, 6. Juni. (F. J) Gestern hat die erste Probefahrt auf der Strecke ver Main-Weser Bahn von Marburg nach Lollar (17 Stunde von Gießen) stattge= funden. Die Lokomotive kam ohne irgend einen Unfall an. Man hofft nun, daß diese Strecke, die doch 5 Stunden beträgt, etwa den 15ten l, M. dem öffentlihen Verkehre übergeben werden werde. Eben \o soll Aussicht vorhanden sein, daß noch im August auch die Strecke von Lollar nah Gießen fahrbar werde. Es werden dazu etwa 300 neue Arbeiter, die bisher an der Strecke nah Frankfurt hin arbeiteten, mit an der Seite nah Lollar verwendet, und ar- beiten 300 von Morgens 6 bis Abends und 300 die Nacht dur bis früh 6 Uhr.

Schleswig-Holstein. Altona, 8. Juni. Mit dem heutigen Vormittagszuge kam aus Kiel die Nachricht, daß die Un- terhandlungen in Kopenhagen abgebrochen seien und die Vertrauens- männer bereits Kopenhagen verlassen und auf der Rückreise begrif= fen wáren, und heute oder morgen hier eintreffen würden.

Die Netto=-Zolleinnahme aus dem Herzogthum Holstein hat auch in dem eben verflossenen Monate Mai, wie in den früheren Monaten d. J., eine Zunahme gezcigt. Sie betrug:

im Mai 1847: 115,785 Mk. 95 Sch. 1848: 123,013 » » 1849: 1484178 » 25 » 1850: 195,244 » 11% »

Eine Vergleihung der fünf Monate Januar bis Mai seit 1847 ergiebt folgendes dem Jahre 1850 günstiges Resultat de reinen Zolleinnahme des Herzogthums Holstein :

im Jahre 1847 : 519,210 Mk. 9% Sh, 4848 : 4441136 » 10% » 1849 : 544,959 » 2 » 1850: 729,244 » 85

»

») »

» » » »

» »

mithin Ueberschuß:

im Verhältnisse zu 1847: 210,033 Mk. 145 Sh., » » » 14S 28S] » 15 s » » » 41849 : 184,285 ») 67; )») Die Kanal-Jntraden betrugen : L L von Januar bis ult. Mai 1847 : 73/708 Mk. 147 Sch., » » » » » 1848 : 24,473 » 14 I » » » » 1849 : 14,724 » 8 ») ”» » » » 1850 : 36,190 » 155

Anhalt - Bernburg. Bernburg, 14. Juni. (L. Z-) Außer einigen anderen Geseßen und Verordnungen sind heute auch die Gesehe, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicher= heit und die Einführung des mündlichen und öffentlichen Verfah- rens mit Geschworenen in Untersuchungssachen betressend, veröffent liht worden. Die Geschworenen, für welche vorausgeseßt wird, daß sie mindestens seit cinem Jahre anhalt-bernburgische Staatsbür- ger seien, sollen berufen werden aus der Klasse der Gelehrten (mit Ausschluß der Richter, Staatsantwallte, Geistlichen uud Minister), aus der Klasse der Grund-Eigenthümer (oder Pächter und Miether solher Güter) bis zu einer direkten Staatssteuer von 20 Rthlr., qus der Klasse der Gewerbtreibenden bis zu einem Steuersaße von 12 Rthlr. (inkl, der vom Herzoge unmittelbar ernannten oder wenigstens 500 Rthlr. jährliches Einkommen beziehenden Beamten). Allgemeines Requisit ist ein Alter von 30 Jahren. Aus der nah jenen Kategorieen von den Gemeinde-Vorständen aufzustellenden Ur liste wählt die Regierung für jedes Jahr 60 aus, wovon die Hâlste von dem Vorsißenden des Schwurgerichts ausgeloost wird.

IValdeck, Arolsen, 5. Zun. (Zta N) Gestern sind im Regierungs-Blatte von den mit den Abgeordneten des Lan- des beschlossenen Geseßzen drei der wichtigsten verkündet : Das Hei. matgeseß, die Gemeinde-Ordnung und die Kreis-Ordnung. Zufolge der leßteren wird das ganze Fürstenthum in vier Kreise eingetheilt : Kreis der Twiste, des Eisenberges, der Eder und Pyrmont. Der Kreis-Vorstand, mit Ausnahme des von Der Regierung zu ernennenden Kreisraths, wird von den Gemeinde-=Räthen auf drei Jahre gewählt. Der Kreisvorstand hat die Aufsicht über die Verwaltung der Gemeinde - Angelegenheiten und überhaupt die Jnteressen der Landwirthschast, der Gewerbe, des Handels und der arbeitenden Klasse im Allgemeinen wahrzunehmen. Er versammelt sih allmo- nati.ch zu ordentlichen Sißungen, die in der Regel öffentlich sind. Die Gemeinde - Ordnung enthält die Grundbestimmungen für die Verfassung der Stadt- und Landgemeinden, die im Einzelnen durch Ortsstatute näher bestimmt wird. Jeder Gemeinde steht ein Gemcinderath vor, der von der Gemeinde - Ver sammlung durch direkte Wahl erwählt wird. Wahlberechtigt und wählbar ist jeder selbstständige und unbescholtene Gemeinde - Ange- hörige männlichen Geschlechts, der das 25. Lebensjahr zurügelegt hat. Die Mitglieder des Gemeinderaths werden auf drei Jahre gewählt, seine Sibungen sind öffentlich. Der Gemeinderath besteht in Gemeinden bis 500 Einwohner aus sechs Mitgliedern; auf je 250 Einwohner erhält er einen Zuwachs von zwei Mitgliedern.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 8. Juni. (6 !- DS:) Bevollmächtigte zum Staaten-Kongresse für Braunshwe!g und Ol- denburg, Legations-Rath Liebe, ist hier eingetroffen und hat bereits eine Privatwohnung bezogen. Als Bevollmächtigter der freien Stadt Frankfurt für den fkasseler Handels-Kongreß ist, wie es heißt, vom Senate Herr Senator Cöster ernannt worden. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen ist, auf der Rückreise von Kas- sel nah Darmstadt begriffen, gestern Mittag hier tingeteostea, o Höchstdenselben seine Gemahlin auf dem Main-Weser-Bahnhosfe erwartet hatte.

amburg. amburg, 8. Juni. (A. M.) Heute ist vidtriilia Mod ün nächsten Bürgerschaft (am lten d. M.) vorzulegender Senats-Antrag publizirt worden. Derselbe betrifft die Deckung der durch die Aufnahme preußischer Truppen in Ham- burg verursachten Einquartierungs-Kosten. Die Deckung soll mit- telst Vertheilung eines Theiles der Staats-Prämien-Anleihe in der dur ven Rath- und Bürgerschluß vom 12. Juli 1849 eingerichte- ten Modalität , jedoch nah aßgabe der rektifizirten Listen der Brandsteuer vom 1. Juli 1849-50 erfolgen. Aus der Motivirung des Antrages geht hervor, daß die wirkliche Berausgabung abseiten der Kammer circa 990,000 Mrk, beträgt, wogegen jedo die preu-

Der

ßishe Vergütung für März und April noch zu erwarten ist. Preußen vergütet nur so viel, als es im eigenen Lande für Einquartierungskosten per Mann zahlt, au hat diese Vergütung erst am 17, September v. J. begonnen. Vom 13. August bis 16. September hatte die Stadt die Kosten der Einquartierung allein zu tragenz sie betrugen 264,000 Mark, Durch die vorgeschlagene Vertheilung der Prämien-Anleihe glaubt man etwa 550,000 Mark aufzubringen , also die Ausgabe bis ult. April ungefähr zu zwet Drittheilen définitio zu deen, Was die Ausgabe für die Einquar- tierung der preußischen Truppen im Allgemeinen betrifft, so wird in der Motivirung bemerkt, daß deren Ermäßigung oder die Zeit Der E derselben noch nicht mit Sicherheit zu bestim- men set.

——EE———

Ausland.

Heslerreich. Venedig, 3. Juni. (Lloy d.) Graf Mon- | cenigo hat endli die Konzession zur Herausgabe eines großen po- | t Dasselbe wird unter dem entsprechen- | den Titel: Lombardo Veneto táäglih erscheinen. Die Redaction | wird dem ehemaligen tüchtigen Herausgeber des Imparziale über= |

litishen Journals erhalten.

tragen.

General-Major Freiherr von Handel is hier bereits angekom- |

men und hat das Brigade - Kommando der Truppen übernommen, welche früher unter dem General-Major von Gravert standen, Das böhmische 25sstte Jnfanterie - Regiment Wocher marschirte am 18ten d. M. vorläufig nah Brescia ab. die Deutschbanater, welchen das hiesige Klima jedenfalls besser an- chlagen dürfte. Die Militair-Waffenübungen werden erst im Mo- nate Juli beginnen.

Die Frohnleichnams - Prozession wurde mit dem herkömmlichen Prunke abgchalten, wobei sämmtliche Civil- und Militair-Autoritä- ten und der Lchrkörper in Galla-Uniform erschienen. Der Volks= zudrang war ungemein groß. Die Beleuchtung der Markuskirche war imposant, und alle Fenster der Paläste am Narkusplaße waren mit reichen scidenen, mitunter gestickten Teppichen ges{hmüdckt.

Nach einer neuen Verfügung ist es hier nicht mehr notl wen- dig, daß sämmtliche Reisepässe und Passagiorscheine au von der Militair=Behörde visirt werden, was nicht nur für die betreffenden Parteien sehr unbequem und zeitraubend war, sondern auch den Geschäftsgang des Fremden - Amtes bedeutend hemmte und be- \{chwerte, Diese mildernde Maßregel wird auch allenthalben mit Anerkennung begrüßt.

Feldmarschall Radetzky hat, um vielseitigen Wünschen in Ve- rona zu entsprechen, das dortige Kasino unter Leitung einer ge- mischten Civil- und Militair - Direction am 30. Mai wieder eróf- nen lassen. Das deutsche Theater scheint in Verona keinen An klang zu sinden, wahrscheinlich, weil man den Zuschauern noch weniger als Mittelmäßiges bot, Mit der achten Vorstellung wurde die Bühne geschlossen. i :

¿Franfkreich. Geseßgebende Versammlung. vom 7. Juni. Den Vorsiy führt Dupin. 1 Lesung des Deportationsgeseßes. Ch. Lagrange (vom Berge) hat das Wort. Er bezeichnet es als eine Hehjagd gegen die Re= publik, Man provozire fortwährend; 600 Bürger seien transpor= tirt ohne Urtheil, die Schlüssck der Universität den Jesuiten über- liefert, die rómische Republik zum Besten der Jnquisition vernichtet, Ungarn preisgegeben, das allgemeine Wahlrecht erwürgt. Und am Tage nach diesem Morde schlage man einerseits “Deportation der Republikaner vor, anbei aber beantrage man ein Trinkgeld für Constitutions - Verleßung. (Unruhe rechts.) Der Präsident verweist den Redner auf die Frage. Derselbe fährt unter Unruhe der Majorität fort zu sprechen und wird während sciner Rede zweimal zur Ordnung gerufen. Thu = riot de la Rozière bemerkt, die Jdeen der Konservativen wären die beste Widerlegung des Vorredners. Die Majorität, der er án- gehöre, habe eine Zerstörungspartei sich gegenüber. Mit einer solchen gebe es feinen Vergleich. Diesen angestrebt zu haben, sei die einzige Ursache von Ludwig Philipp's Sturz gewesen. Die Majorität werde nicht gleichen Fehler begehen, Mit dem Namen de Slotte sei die L6= sung des Räthsels gegeben worden, er sei der eine Ausdruck, die Ma joritát der andere. Alles reduzire sh daher darauf : „Will die Ma- jorität sich den Jdeen Flotte?s fügen.“ (Nein! Nein !) Dann möge sie die | Fnitiative, die Offensive ergreifen; es sei Zeit dazu. (Bravo rechts). de Flotte vom Berg, Juni-Transportirter: Er sei er- staunt über die eben gehörte Rede. Man sprehe von Recht, von | Grundsäßen. Man möge von Krieg sprechen, wenn man ihn nun einmal wolle, aber niht von Gerechtigkeit. (Unruhe rechts.) Die Majorität sei eben Majorität und darum, was sie immer thun möge, rechi. Gegen wen übe man dieses Reht? Gegen die Par- tei der Minorität, und darum sei es auch nur Partei-Justiz. Man gestatte dem Schwachen nur wenigstens, an die Zukunft, an die Geschichte zu ayppelliren. Ob diese Forderung úüber- triében sei. Man könne Unterwerfung verlangen, aber die Reste republifkanisher Verfassung, welche man noch übrig gelassen, berech= tigten zur Appellirung an die öffentliche Meinung, die Zukunft. Der Vorredner hätte füglich von Moral und Religion schweigen sollen, deren Negation eben dies Gesep sei. Ueberhaupt stelle man sich in allen Reden als Vormund des Volkes hin. (Rechts: Aller= dings.) Er ecinnere, daß diese Stellung eine falsche sci. Jn der Republik sei das Volk großjährig. Die Repräsentanten seien nur da, seinen Willen zu vollstrecken. (Unruhe rechts.) Das Volk habe |

Sibßung Tagesordnung: Dritte

E E I A I

feinen Vormund nöthig, denn es sei souverain. Práâsi- | dent: „Das Volk ist nur souverain, um seine Repräsen=- tanten zu wählen. Diese selbst stehen wieder unter dem Ge- see.“ de Flotte: Er habe nie das Gegentheil gedacht oder

behauptet, sondern den Saß aufgestellt, daß Frankreich sich gewal- tig nah Selbstregierung sehne und dazu volles Recht habe, Die Majorität verlangt Schluß. Wird angenommen. Art. 14: „Die | Todesstrafe wird überall, wo Art. 5 der Constitution sie abshaft, durch Deportation in eine befestigte, vom Geseß bezeichnete, außer- fontinentale Umfassung erseßt. Die Deportirten genießen dort alle mit ihrer Bewachung verträgliche Freiheit, Sie sind einer polizeilichen Be- aufsihtigung unterworfen.“ Rechts: Abstimmen! Ein Amendement Lagrange's: „jedo in der gemäßigten Zone““, wird verworfen, Art. 1 wird angenommen. Art, 2: „Bei mildernden Umständen erkennt der Richter auf einfache Deportation oder Hast. Ange- nommen. Art, 3: „Die Deportation implizirt niht den bürgerli- chen Tod, sondern nur Degradation. Mit Ausnahme der Depor= tation in befestigte Umfassung können Deportirte an ihrem Straf- orte bürgerlihe Rechte ausüben, Die Regierung kann ihnen ganz oder theilweise den Genuß ihres Vermögens gestatten. Sonst haz ben sie kein Recht, über ihren Besiß am Tage der Verurtheilung oder dessen späteren Zuwachs zu entscheiden.“ Angenommen. Art. 4: „Das Thal von Vaithau auf den Marquesas-Jnseln wird zum Deportationsorte des Art. 4 bestimmt,“ Dupont von Bussac's L ement, diesen Ort durch ein späteres Geseg zu bestimmen,

m zur Debatte, Dupont bemerkt, der Boden jener Inseln sei

Als Ersaß bekommen wir hier |

997

vulkanisch, wasserarm, unfruchtbar. Getraide komme daselbst nicht fort, niht einmal Kohl, was von der Majorität mit Gelächter auf- genommen wird. Er verliest zwei Briefe eines dort gewesenen

das Wenige von dortigen Produkten der Gesundheit nachtheilig sci. Die Majorität verlangt Schluß. Stimmen links: „Es is für Euch, wie für unsz Ihr sollt wohl noch selbst hinkommen.“ Der Marine-Minister liest Briefe über das gesunde Klima der Marquesas-Inseln vor. Gelächter erregt die Stelle, daß die Jn- seln sehr viele Produïte, sogar Kalk lieferten.

fel 4 bis 7 einshließlich angenommen und dann die Sizung auf- | gehoben.

| Par is, 7. Juni. Der Präsident hielt heute Revue über die | neuerdings von St. Germain und Versailles hier eingerückten Trup- pen: 2 Regimenter, 6 Bataillone Infanterie, 3 Regimenter Kaval- | lerie und 2 Batterieen.

Es geht das Gerücht, daß Herr Drouyn de Lhuys bereits mor- gen wieder nach England abgehen werde. Nach der Gazette de France soll Lord Normanby gestern vom Präsidenten Abschied ge- nommen haben und slch auf wenige Tage nach England begeben.

Man zweifelt nicht, daß die Erhöhung des Präsidenten - Ge=- | haltes durchgehen werde, da dringende Rücksichten dieselbe nöthig machen sollen. Blos die junge legitimistische Rechte, glaubt man, | werde mit der Linken dagegen stimmen. Morgen kömmt der be- treffende Geseßentwurf in den Abtheilungen zur Verhandlung.

Gestern war das Gerücht verbreitet, die Kommission für Ge- neral Grammont’s Antrag, Verlegung des Regierungssißes nach | Versailles, habe mit 12 Stimmen gegen 11 sih gegen den Antrag ausgesprochen. Heute erfährt man, daß sie im Gegentheil mit 12 gegen 11 Stimmen die Berathung des Antrags beschlossen hat. Bei der Debatte in der Kommission bemerkte Coquerel, er wolle die Details bei Seite lassen und den Kern der Sache ansassen. Die Proposition beruhe auf der falschen Ansicht, daß man mit wenigen Gesetzes - Artikeln die Hauptstadt eines großen Volkes schaf- fen und vernichten könne. Man gründe eine Stadt, einen Seehafen, aber nicht eine Hauptstadt. Diese sei das Werk der Zeit, die Gesammtsumme aller nationalen Erlebnisse. Die Geschichte von ganz Frankreih habe Paris geschaffen. Es sei vergebliche Mühe, eine Hauptstadt abscßen, den Regierungs-Centralpunkt ver=- rüden zu wollen, den eine unabweisliche Nothwendigkeit gerade da- hin verlege, wo die Lebenskraft ciner Nation zusammentrifft. Der Redner stübßte sich auf Rom und Konstantinopel, Neapel, Madrid, | St, Petersburg, die aus der Geschichte verschiedener Völ= ker hervorgegangen seien. St. Petersburg sei keine Aus- |

|

nahme, sondern eine Bestätigung dieser Ansicht, da es we- ntger cine Qauptsiadt, als ect von Perer vem Großen zur Verbindung mit dem übrigen Europa angelegter Seehafen sei. Er wolle einen Augenblick annehmen, die Jree, Versailles oder cine beliebige Stadt könne Siß der Regierung und National-Versamm- lung werden, sei ausführbar. Sei damit das, der Vergangenheit nicht zu gedenken, sechzigjährige Uebel der revolutionairen Initia - tive von Paris gehoben. Damit \ci noch nicht gesagt, daß ganz Frankreich der einzigen Stadt Paris preisgegeben werden müsse. Es bestände die Armee des Unheils nicht aus Parisern, die sehr friedlicher Natur seien, sondern aus den sogenannten Arbeitern, die nur in Revolution Geschäfte mahten. Dazu gehöre nun ein kräftiges Gemeinde - und Departementalgeseß, kraft dessen

densten der Berichterstatter Leverrier. Es solle, wie er sagte, die

| Schiene ihnen diese Lösung nicht entsprechend,

Stadt Paris nichts von seinem Glanze, seinem Schimmer genom- men werden, den ihm Kunst und Wissenschaft gegeben. Durch der Verlegung des Regierungssißes würde der Wohlstand von Paris nur gefördert, indem dieser großen Stadt die Ruhe wiederverliehen würde. Diesen Zweck müsse man erreichen und zugleich die Rec- gierung vor bereits dagewesenen beklagenswerthen Ueberfällen shüßen. Es sei, bei der Sorge für Frankreichs Wohl, un- möglich, die Versammlung länger Angesichts der Armee der Anarchie zu lassen, welhe die Waffen nicht niedergelegt habe, son- dern in ihrem Lager auf den günstigen Augenblick des Losbrechens lauere. Die Kommission müsse für einen so ernsthaften Antrag sein, Regierung und National-Versammlung könnten ihn debattiren, so wre es ihre Pflicht, eine andere vorzuschlagen und endlich diese Armee der Emeute, unter deren Joch Paris und Frankreich seufzten, ausein- anderzujagen. Paris wie Frankreih müßten mit Befriedigung er- kennen, wie schr man um ihre dauernde Ruhe, das erste Element

ihrer Größe, besorgt sei. Der Constitutionnel spriht sih für Grammont's Antrag aus.

Man erzählte vor einigen Tagen, eine parlamentarische Nota- bilität habe über das Wahlgeseß bemerkt, es werde ja doch nicht zur Anwendung kommen. Heute geht nun das Gerücht, in den Salons des Ministers des Junern sci gestern allen Ernstes die Grage verhandelt worden, das Mandat der geseßgebenden Versamm- | lung auf sieben Jahre zu verlängern. Man will diese ministerielle | Bereitwilligkeit mit den Artikeln des Constitutionnel in Betreff | zehnjähriger Präsidentschaftsdauer in Verbindung bringen.

Der Moniteur enthält den Postvertrag mit der Shwciz.

__ Das Feuille dv Peuple is wegen eines Artikels über die Wahlreform mit Beschlag belegt worden.

Der katholische Sozialismus hat heute in der Monatsschrift : La Bonne Nouvelle, ein neues Organ gefunden.

Girardin läßt eine Petition um Steuerreform zirkuliren.

Von den pariser Theatern sind das Odeon und die Porte St. Martin geschlossen. Das Gymnase soll nächstens ebenfalls ge- {lossen werden. Das Theatre Historique und das Vaudeville spielen auf Theilung.

Im Theater de la Gaîté wird ein neues Stück vorbereitet, in welchem eine Bärin die Heldin is. Sie hetßt Marianne, s\paztiert | auf der Bühne mit einem Stocke herum, ißt Biscuits, trinfkt eine | Flasche Wein, nimmt ein Kind in ihre Taßen und kann noch eine | Menge anderer Künste, die sle zu einer höchst interessanten Gesell- | \hafterin mahen. Damit aber Niemand an ihrer wirklichen Bä- renheit zweifle, wird sie vor Aufführung des neuen Stücckes an der | Kasse sißen und das Billetgeschäft selbst besorgen. |

Die gestrige Verurtheilung des Buchdruckers der Presse er- | folgte, weil sein Name nicht unter die Girardinsche Antiwahl -Re- form-Petition gedruckt war. Girardin fragt nun heute, warum man nicht gegen eine in gleichem Falle befindliche gedruckte Ein- ladung der Wahl-Union, wovon er ein Exemplar besie, mit dersel- ben Strenge verfahre.

Manin, der Ex =- Präsident der Republik Venedig, muß hier, um sein Leben zu fristen, Lectionen im Italienischen geben.

Die der Wahlreform-Debatte abtrünnigen Mitglieder der Ma- jorität sind wieder in deren Schoß zurücktgekehrt, Die Chefs der=- selben sind ihnen entgegengekommen.

Delessert , ehemaliger Polizeipräfekt , und Horace Vernet, der berühmte Maler, sind heute, wie es heißt, auf Ludwig Philipps Wunsch, nach England abgereist.

j | |

!

Die Angaben der | Presse seien falsch. Dupont’s Amendement wird verworfen, Arti-= |

j j

| | | |

man jeden Arbeitslosen unverweilt in seine Gemeinde zurücktrans-= | ( n, ‘e t portiren könne. Die Ansichten der Majorität vertrat am entschie- | tair gebildet, haben auf ihren Streifungen durch die Provinz Fer-

Großbritanien und Jrland. London, 7, Juni Gestern wurde im Oberhause die Motion Lord Stanley's in der griechischen Frage auf Moutag über aht Tage verschoben. Der

See-Offiziers und eines Arztes, von welchen Letterer bestätigt, daß | Minister Lansdowne erklärte, man hoffe bestimmt, daß vor dieser

Vertagungsfrist die englisch - französische Differenz gänzlich ausge- glichen sein werde. L :

Das Unterhaus verwarf vorgestern mit 287 gegen 58 Stim- men den Antrag auf die zweite Lesung der Unterrichts - Bill des Herrn Fox, welche eine Hebung der weltlichen Unterrichtsgegenstände in den Volksschulen und Beseitigung des Einflusses der Kirche auf das Volksschulwesen bezweckte.

Die Bill zur Ausdehnung des irländishen Wahlrechts erhielt gestern im Oberhause die zweite Lesung.

Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von Hannover fand vorgestern bei Sr. Königlichen Hoheit dem Herzog von Cambridge ein Diner statt; Abends war Gesellshaft bei Jhrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Cambridge. Unter den Gästen befanden sich Jhre Königliche Hoheit die Herzogin von Gloucester, Graf C. Kielmannsegge, Baron Koller, Baron Wydenbruck, Baron Osten, der Herzog von Wellington, die Gräfin von Jersey, Lord Roden und viele andere ausgezeichnete Personen.

Ftalien. Turin, 3. Juni. Der Erzbischof von Turin, Monsignor Franzoni, hat den Termin seiner Haft gestern beendet und wurde derselbe auf Verordnung des Ministeriums entlassen. Er weigert sich, die ihm auferlegte Geldstrafe von 500 Lire zu zah- len, und zieht eine zwangsweise Erhebung derselben vor.

Das Munizipium von Genua hat in seiner General-Versamm- lung am 31. Mai einstimmig beshloen, daß die Gemeinderaths- Berichte mittelst eines Diariums veröffentliht werden sollen, wel- ches man gratis an die Bürger vertheilen wird. Jede Nummer des Diariums soll zugleich ein Verzeichniß der Gemeinde-Räthe ent- halten, welhe den Sißungen beiwohnten, damit die Gemeinde sich von der Thätigkeit ihrer Vertreter überzeuge.

Jn mehreren Bezirken der Provinz Asti hat ein furchtbares Unwetter am 24, Mai alle Saaten und Blüthen vernichtet.

Von der italienischen Gränze, 5. Juni. (Wanderer.) Der König und die Königin von Sardinien sind am 31sten wieder in Turin eingetroffen und begaben sich sogleich nah dem Palaste von Moncabieri. Die Herzogin von Genua begrüßte ihr neues Vaterland mit einem Akte der Humanität. Sie stiftete zehn Pen=- sionen im militairischen Kollegium von Raccorigi zu Gunsten der Sóhne von Militairs, die in den leßten Feldzügen geblieben waren und der Artillerie angehörten, deren Chef der Herzog is, oder der á4ten Division, deren Kommando er führte.

Rom, 30. Mai. (Ll.) Einer amtlichen Kundmachung des römischen Finanz - Ministers vom heutigen Tage zufolge soll der dortigen Papiervaluta eine baldige Einlösung durch Metallmünze, keinesweges aber die vielfah befürchtete Auflegung eines Zwangs- Courses oder Herabseßung ihres Werthes bevorstehen.

Eine gewisse Partei in Rom, welche den starken Verkauf fkone servativer Schriften in zwei akkreditirten Buchhandlungen längst mit \heelen Augen ansah, hat ihrem Grimme endlich dadurch Lust ge=- macht, daß sie in eine dieser Lokalitäten eine mit Pulver gefüllte Blechbüchse , in die andere eine mit explodirenden Stoffen gefüllte Granate \{leuderte. Beide beschädigten im Plaßen Menschen, Scheiben und vas eigentliche Objekt des Zerstörungsplabßes, Bücher.

Fliegende Kolonnen, aus österreichishem und römischem Miliz

rara zahlreiche politishe Häftlinge eingebracht.

Rom, 1. Juni. (Wien. iZ.) Die erwartete Finanz - Ver- ordnung ist erschienen und hat schr günstigen Eindruck gemacht. Neapel, 21. Mai. (Ll.) Der König von Neapel hat mit

telst Dekrets vom heutigen Tage den General=Statthalter von Si- cilien ermächtigt, die von der Kommission der sicilianishen óffent-

lichen Schuld vorgenommenen und noch vorzunehmenden Liquida- tionen zu genehmigen.

Neapel, 31. Mai. (Wien. Z.) Die Truppen sind konsignirt.

Eine Demonstration der Lazzaroni wird erwartet.

Spanien. Madrid, 2. Juni. (Fr. B.) Dem Finanz-

Minister is ein außerordentlicher Kredit von 150,000 Realen zur Errichtung einer Spezial-Druckerei für die Bullen der Santa Cru- zada eröffnet.

1

Türkei. Konstantinopel, 25. Mai. (Ostd. P) Heute iberbringt der sardinishe Bevollmächtigte, Baron Tecco, die von

seiner Regierung an verschiedene Großwürdenträger des türkischen Reiches übersandten Orden und andere Auszeihnungen. Das ferne Sardinien hat seit seinem Kampfe gegen Oesterreich in den Augen de1

Türken an Anschen und Bedeutung gewonnen.

Früher wenig beachtet,

sah man dessen Gesandten] nun in häufigem vertraulihem Verkehr mit den Ministern der Pforte mit einer besonderen Auszeichnug empfangen z harafteristisch is auch die Sr. sardinischen Majestät gewordene Zu= erkennung des Titels Padishah , indem früher die viel geringere

| \

| Bezeichnung Kral für ihn gebraucht wurde und mancherlei der ver-

prengten italienischen Legion gewordene Aufmerksamkeit. Daraus hon allein, wenn nicht andere gewichtigere Beweisgründe vorlie-

gen, wäre der Probierstein gegeben, um die höchst sanguinischen JFdeen über die Festigung deutschen Einflusses im Orient nach ihrem wahren Gehalte abzuschäßen.

Das Provisorium der in Schumla verbliebenen Flüchtlinge ist

dahin erledigt worden, daß diejenigen, welche Dienste in der Arme wünschen, nach Uebertritt zum Jslam sofort angenommen werden

\

ollen; denen, welche cines Handwerks kundig sind, sind gewissc

Begünstigungen von Seiten der Regierung zugesichert; doch auch

n

E n

Vorstellung :

N

| sie können mit allen, welhe mit den genannten zwei Kategorieen

iht begriffen sind, jeden beliebigen Weg einschlagen. Graf

| Koscielsfi ist mit dieser frohen Kunde, welche den Betreffenden gar

rsehnt kommen wird, noch nicht abgereist, wird aber mit nächstem ach Schumla abgehen.

Königliche Schauspiele. Dienstag, 11. Juni. Im Schauspielhause. 99|ste Abonnements=

Donna Diana, Lustspiel in 4 Abth., nach dem Spa-= ischen des Don Augustin Moreto, von West. Anfang halb

7 Uhr.

Mittwoch, 12. Juni. Im Schauspielhause. Mit aufgehobenem Abonnement: Deborah', Volksschauspiel in 4 Abth., von S. H, Mosenthal.

AE La halb 7 Uhr. î

Wegen Unpäßlichkeit der Frau Köster kann die für heute an-

gekündigt gewesene Oper: Der Prophet, erst Donnerstag, den 13ten d. M., gegeben werden. /

Vorstellung : zösischen des Eugene Scribe, Musik von Meyerbeer.

Donnerstag, 13. Juni. Der Prophet.

Im Opernhause. 65}te Abonnements= Oper in 5 Akten, nach dem Fran- deuts{ch bearbeitet von L. Rellstab. Ballet vom Königlichen Balletmeister Ho=-