brechts{hen Anträge. Ju ersterer Veziehung suchte eè nachzuweisen, daß das Regulativ von 1834 bis auf den heutigen Tag unverän- dert feststehe, ihm sei durchaus kein Geseh bekannt, durch welches dasselbe aufgehoben sei, seines Wissens habe auch an der Rechts besiändigkeit desselben noch Niemand gezweifelt, und er meine, die Stände hätten große Ursache, das Regulativ als die Basis der Militair-Ausgaben anzusehen. Das sei auch in früheren Jahren wiederholt, namentlich auch 1842 geschehen, wo die Stände si ganz entschieden auf diese Vereinbarung gestüßt hätten, Wenn ferner an der Position für die Kavallerie-Verpflegung “gestrichen werde, so führe man damit etwas ein, was man gewiß nicht wolle z denn es würde die Folge sein, daß die Verpflichtung zur Natural- bequartierung wieder eintrete, und dadur komme man offenbar mil dem Saße der Verfassung in Widerspruch, daß alle Staatslasten gleichmäßig getragen werden sollten. Was die Behauptung be treffe, daß mehr Kavallerie gehalten werde, als geseßlich, so jet Es selbe unrichtig. Der Proponent habe Vakanzeu von 500 Mann mitgerechnet, die niemals ausgefüllt seien. Richtig jet, daß gegen wärtig 240 Pferde mehr gehalten würden, das gehöre aber nicht her, sondern in die Position wegen außerordentlicher Kriegsbe- dürfnisse, Stüve ging auf dei Zustand der Militairverhältnisse im Jahre 1813 zurück. Damals habe man die Armee bedeutend vermehrt, und die Folge sei gewesen, daß man sich im Jahre 1818 nach der Rückkehr der Truppen zu bedeutcnden Reductionen ge- zwungen gesehen habe. Es war durch die damaligen Verhältnisse ein bedeutendes Defizit entstanden, und man war in Verlegenheit, dasselbe zu decken. Im Jahre 1821 betrugen die Ausgaben für das Militair 1,500,000 Rthlr. Die Regierung wollte {on damals cinen festen Satz, die Stände wollten ihn nicht aussprechen, und da zur Deckung des Defizits keine Mittel vorhanden waren, so strihen die Stände im Jahre 1822 von dem erwähnten Etat die Summe von 100,000 Rthlr. Von jeßt an entstand fortwährender Streit zwischen Regierung und Ständen. Stände wollten von der Anerkennung eines feststehenden Etats nihts wissen, die Regierung behauptete eben so bestimmt, derselbe stehe fest. Der Streit dauerte fort bis zum Jahre 1832, Die Stände strichen abermals eine namhafte Summe, und die Regierung ließ sich die Streichung von 140,000 Rthlr. unter der Bedingung gefallen, daß der Etat ein feststehender sei, und darauf gingen die Stände hinein, Auf diese Vereinbarung stüße sich die spätere Geseßgebung, und so stehe die Sache noch heute, troy der Phasen, welche die Verfassungs- Angelegenheit des Königreichs durhlaufen. Das Regulativ von 1834 sei durch die Aufhebung des Staatsgrundgeseßzes nicht ungül- tig geworden, und es sei ihm die entgegengeseßte Behauptung eine ganz neue Ausicht, denn so viel er wisse, habe man die Rechtsbe= ständigkeit jenes Geseßes nie in Zweifel gezogen, im Gegentheile baben in jener unglücklichen Zeit namentlich die Städte, und zwar mit Erfolg, der Regierung gegenüber Ansprüche auf jenes Geseh gestußt. Nachdem noch wiederholt für und gegen die Anträge gesprochen war, wurden die Anträge Grumbrechi?s abgelehnt. Wein- hagen nahm den Antrag sub 2 zurück, vorläufig auch, weil cine darauf bezügliche Regierungsvorlage bereits an die Militair-Kom-= mission verwiesen sei, den Theil des 7ten Antrags, welcher sich auf die Kavallerie-Kasernirung bezog. Die übrigen Anträge, mit Aus= nahme des Autrags 6, wurden mit großer Majorität angenommen. Der 6te Antrag wurde mit 34 gegen 33 Stimmen abgelehnt. Frandcke stimmte dagegen, weil ex die militairischen Rücksichten nicht kenne, welche zu dem Garnisonwechsel die Veranlassung geworden seien; Stüve, weil es für die Betheiligten mit vielen Kosten und Unbequemlichkeiten“ verknüpft sein würde, wenn sie, nachdem se sich dem neuen Garnisonorte eingerichtet hätten, denselben wieder Ellisseu für den Antrag, weil er den Grund es Garnisonwehsels niht sowobl militairishen , als politischen Rücksichten zuschreibez Freudentheil und Detering, weil sie der Ansicht waren, daß die eingetretenen beklagenswerthen Konflikte mit dem Militair hauptsählich dem Garnisonwechsel zuzuschreiben seien. Bueren, weil seiner Ansicht nach der Grund der gewesen (ei, damit man das Militair besser gegen das Volk gebrauchen könne.
Bei der Position 31 des Ausgabebudgets : O7.098 I, 20 gGr. 4 Pf. für die Landes- Universität erhob sich gestern eine lang und
lj Ler
Die
t 41 P
erlassen follten.
4 l vPe1t Des
6 lebhafte Debatte über den in erster Berathung auf Ellissen's Antrag gefaßten Beschluß: „Da die zur Anschaffung von Bückern für die Bibliothek angewiesene Summe aus dem allgemeinen Klo- sterfonds nebst den übrigen Einnahmen der Anstalt zu gltichem Zweck nicht ausreihe, um das dringendste Bedürfniß zu decken, für den Fall der Unthunlichkeit, den nöthigen Zuschuß aus dem Klcester- fonds zu beschaffen, einen solchen bis zum Belauf von 3000 Rthlr, aus der Landeskasse zu bewilligen.“ Grumbrecht erklärte sich ge- gen die Wiederholung des Beschlusses und stellte den Verbesserungs-An- trag, die Summe einstweilen nur auf drei Jahre zu bewilligen, Es sei ein Erfahrungssaß, daß cin Posten, der cinmal im Budget stehe, \chwer oder gar nicht wieder herauszubringen sei, und er halte es für um so bedenklicher, die Landeskasse ein- für allemal mit einer {olchen Ausgabe zu belasten], da in Aussicht stehe, daß man darauf demnächst den Anspruch stüßen werde, dieselbe fortwährend zu er= höhen, wenn sich, wie das nach der Deduction des Antragstellers nicht ausbleiben könne, das Bedürfniß, wie bisher , steigern werde, Auch Stüve syrah diesmal ausführlich und sehr eifrig gegen die Wiederholung eines Beschlusses, dem zwar seine Kollegen , der Finanz - Minister in der zweiten und der Kultus - und Unter- richts - Minister in der ersten Kammer, eben so warm und nach= dricklih das Wort geredet hatten, der aber auf Ellissen?s An- trag gefaßt war. Wenn die göttinger Bibliothek, äußerte Stüve unter Anderem, früher den ersten Rang in Deutschland eingenommen habe, so sei das nun einmal nicht mehr dur{chführbar ; ein kleines Land, wie Hannover, dürfe hierin niht mit größeren Staaten, wo die landesherrlihe Munificenz mehr für solhe Anstalten thun könne, wetteifern wollen, wie diës überhaupt hinsichtlih der ganzen Uni- versität niht mehr möglich sei. Um dem Flor der leßteren aber thunlichst aufzuhelfen, sei es jedenfalls rathsamer, die disponiblen Fonds auf Verbesserung der Professoren, als sie auf übermäßige Ausstattung der Bibliotheken zu verwenden. Habe die göttinger Vibliothcks - Verwaltung hei ihren Einkäufen: einen zu großartigin, ihre Mittel übersteigenden Zuschnitt gemacht, so sei das ein irriger Weg, für dessen nachtheilige Folgen die Generalkasse nit haften bescheiv Sie miisse vielmehr davon zurückommen und s\ch auf ein feit "e A beschränken. Als Norm für die Nothwendig- 2 HtTRNe D R R der Fonds dienen, über den man äufe, vie man ct Aber umgekehrt das Uebermaß der Ein- U n für nothwendig erkläre, als Norm für die ver- meinte Nothwendigkeit y f ; Ant A a er Vermehrung des Fonds. Sonst werde es pierer ins Unendliche fortgehen müssen. Erkläre die Bi- bliotheft,. jeßt mit 5000 Rt 4 je bald’ au mit 8000 thlr. nicht auskommen zu können, \o werde sie ‘val A nicht mehr auskommen. Zudem sei der Nußen großer Bibliotheken, vie sich die größte Vollständigkeit in all Fächern zur Aufgabe mathten , do wohl zu ho angeschlagen Bei der ungeheuren Vermehrung ver Literatur müsse man “Main daß au unendlich viel „Shutt“ varunter sei, und besöiidets im Hinblick hierauf möhte män glauben, daß durch vas rasilose Aufspeichern sämmtlicher literarisher Productionen eher einem geist-
‘
1086
losen Compilationswesen und anderen Verirrungen des gelehrten Fleißes Vorschub geleistet werde, als wissenschaftlichen Bestrebun- gen in höherem Sinne. Dies habe sich {on im Alterthume be- wáhrt, wo die berühmte alexandrinishe Bibliothek der Entwicklung des Geistes und der Humanität eher hemmend im Wege gestanden, als sie gefördert habe. Ellissen ist überrascht, von dieser Seite Ansichten über Bibliotheken aussprechen zu hören, worin eine so erbau- liche Sympathie mit denen des Kalifen Omar und der Nußanwen- dung, die derselbe gerade in Bezug auf die alexandrinische Biblio= thek davon gemacht, sih kundgebe. (Heiterkeit.) Er bedaure, sich zu einer gleihen Höhe der Anschauung noch nicht erheben zu können. Im Interesse der zweiten Kammer habe er sich gefreut, daß in ihr ein Beschluß gefaßt sei, der zum Zweek habe, ein kostbares Besibhz- thum des ganzen Landes, welches Königliche Munificenz vor Zeiten gegrüudet und bisher nah Kräften erhalten habe, nicht durch eine wahrlih \ehr übel angebrachte Sparsamkeit des Landes seine Be- deutung verlieren und damit zu Grunde gehen zu lassen. Daß dieser Beschluß in der ersten Kammer, troß der warmen Befür- wortung durch den Vertreter der Universiiät und den Unterrichts= Minister keinen Anklang gefunden, sci zu bedauern. Daß aber hier jeßt und noch dazu von einem Regierungs-Mitgliede darauf hingearbeitet werde, den Beschluß wieder umzustoßen, müsse um so mehr befremden, mit je geringschätigeren Bemerkungen und Zweifeln über den Nußen großer Bibliotheken überhaupt man ein \olches Bestreben zu motiviren versuche. Die Unmasse des Schut= tes oder Schundes in der Literalur werde freilich Niemand leug-=- nen, man brauche indessen nur die literarischen Repertorien der großen Kulturvölker, der übrigen nicht zu gedenken, zu durchlau- fen, um inne zu werden, daß auch des Guten und Nüylichen noch Mer Dorn (l als Da Die Son n veanspruMe Summe nur für die Anschaffung des vierten Theils davon ausreihen würde, Selbst von Vollständigkeit in diesem Sinne, Un E E Met O von Got Dae er au, sonst würde er nicht statt der 3— 4000 Thlr., wozu der Herr Fi nanzminister ihn aufgemuntert, cinen Zuschuß von 3000 Thlr. be antragt haben, Dieser sei unerläßlich für die Bibliothck, um das Nothwendige anzuschaffen, worunter er freilich nicht so relativ, wie der Herr Minister des Jnnern, das Nothwendigste von dem ver stehe, was sie aus ihren jeßigen Mitteln anschaffen könne, sondern Alles, was ste haben müsse, um ihren Zweck zu erfüllen, das heiß, nicht etwa um ein geistloses Compilationswesen oder dergleichen zu fördern, sondern um dem Beruf einer großen Central - Bibliothek gemäß cinen genügenden literarischen Apparat für wissenschaftliche Arbeiten in allen Fächern nicht blos Lehrern und Lernendcn, sondern der gesammten gelehrten Welt darzubieten. Um zu die-
sem Zweck aus dem berufenen Schutt oder Schund die gehörige Auswahl zu treffen, seien nicht etwa einscitig pedantische Vücher- würmcr, sondern in der Bibliotheks-Kommission bewährte helldenkende Mánner aus allen Fakultäten bestellt. Durch die Erfüllung eben
dieses Zwecks habe die Bibliothek bisher wesentlich dazu beigektra- gen , der Universität Göttingen ihre alte Bedeutung zum großen Theil zu erhalten, während alle übrigen deutschen Universitäten an kleineren Orten weit mehr zurückgekommen seien. Nach den Aeuße- rungen des geehrten Herrn freilich, daß es unmöglich sein werde, den Flor der Universität überhaupt in früherer Weise sortdauern zu lasscn, daß es für Hannover, als ein kleines Land, zweckmäßiger sei , einen großen Schah, den es besie und bisher sorglich gehegt habe, in den Schatten treten und verkümmern zu lassen; nach sol- hen Aeußerungen habe er wenig mehr für soinen Antrag zu sagen und zu hoffen. Er könne sich denken, daß man hiernah weder viel noch wenig für die Bibliothek zu bewilligen geneigt sein werde. Ueber die relativen Begriffe Viel und Wenig sei er leider selten in der Lage, mit dem geehrten Herrn übereinstimmen zu können. Wenn es sich um die Gehalte hoher Staatsdiener handle, schienen 3000 Nthlr. dem geehrten Herrn eine sehr mäßige Summe, ihm selbst dagegen eine sehr hohe zu sein, Die dort ausgesprochene Ansicht, daß wer 4 D, Mit L000 Mi nicót auskommen könne, au mit 3000 nicht reichen werde, habe durchaus feinen Anklang bei dem geehrten Herrn gefunden, und hier wolle er doch selbst den Say bei der Bibliothek gelten lassen, wo er siher weit weniger zutreff}e. Daß der Flor der Universität vorzugsweise durch günstige Stellung der Lehrer bedingt sei, werde Niemand bestreiten. Eben so wenig aber fónne geleugnet werden, daß in dieser Hinsicht wohl mitunter des Guten zu viel geschehen sei, indem man wenigstens unter dem früheren Regiment neben ausgezeichneten und tüchtigen Männern auh solche mit überhohen Gehalten und Zulagen bedacht habe, denen die Universität in der That wenig oder nichts verdanke, Auf Stüve?s Bemerkung, wenn solche Fehler begangen seien, hale man um so mehr Ursache, fernerweite unnüße Ausgaben zu vermti- den, entgegreete Ellissen, er hoffe, man werde eben für nübliche Ausgaben, wie die hier beschlossene, das Nöthige erübrigen, wenn, wie cr annehme, jene Vershleuderung des Geldes an Unwürdige für die Zukunft aufhöre. Der demnächst zu wählenden Konferenz empfahl der Antragsteller in Betracht der vermeinten drei Unklar heiten, deretwegen die erste Kammer den Antrag abgelehnt habe, sich nöthigenfalls zu drei Modificationen zu verstehen , nämlich 1) daß ver freilih {on in dem Antrage und namentlich in der Mo= tivirung klar und unzweideutig ausgesprochene Zweck des Zu- s{husses, Anschaffung von Büchern, am Schluß auf noch bündige Weise wiederholt werte; 2) daß der Zuschuß aus der Landeskasse als ein jährliher, so lange er aus dem Klosterfonds nicht zu be- schaffen sei, bezeihnet werdez und 3) daß der Antrag gleich die eventuelle Bewilligung in einer Art ausspreche, die jeden Zweifel, ob vorher noch eine Mittheilung der Regierung zu erwarten Net, besecitige. Für die Wiederholung des Beschlusses, gegen und für welcl'e Stüve und der Antragsteller wiederholt das Wort nahmen, sprachen noch Lehzen, der übrigcns Den Grumbrechtschen Autrag als den der Sache am günstigsten bezeichuete, da sonst jedenfalls eine mit jedem Jahre zu erneuernde Bewilligung nöthig sein werde. Lang Il, Weinhagen, der an Napoleon's Worte erinnerte, daß die Uni- versität Göttingen uicht Hannover, sondern Europa gehöre, und Oppermann. Grumbrecht zog in Hoffnung auf einen ihm zusagenden Konferenz-Vorschlag seinen Verbesserungs-Antrag zurü. Gegen die Wiederholung des Beschlusses stimmten außer Stüve noch Landdrost Meyer, Stubbe, Hirsch, Lange, Grosse, Vespermann und einige Andere.
Ein Antrag Reye's, zur Verbesserung der Lehrer der höhe- ren Lehranstalten 6000 Rthlr. zu bewilligen, so wie ein Antrag von Thiermann, die Regierung um eine Geseßvorlage für das höhere Schulwesen zu ersuchen, wurden abgelehnt, dagegen ein An- trag des Letzteren, der Regierung die Aufhebung des Pädagogiums zu Ilfeld zur Erwägung zu verstellen, angenommen.
Baden. Rastatt, 24. Juni, (Karlsr. Z.) Die Reservisten der
hier liegenden preußischen Pioniere (etwa der dritte Theil dersclben) kehren dieser Tage nah Preußen zurück. Zur Feier dieser Heim-
kehr hatten die Pioniere, welche in dem geräumigen Bauhof auf der Westseite des Schloßgartens untergebracht sind, Für diesen Abend ein Fest veranstaltet, welches außerdem auch noch auf den Einmarsch der preußischen Truppen und das Gefecht von Waghäusel, oas zu-
nächst die Entscheidung herbeiführte, in der Erinnerung Bezug hatte, Das ganze Bauhofgebäude, besonders das äußere Thor, so wie die übrigen Eingänge, waren mit zahlreihen Blumengewin= den geschmückt, von den Fenstern nach Ost und West, so wie vom Hauptthor flaggten unzählige preußishe und badishe Fahnen, in der Nähe des Thores eine große {warz - roth - goldene deutsche Fahne. Auf der äußeren Seite des Portals las man die Jnschrift : „„Es lebe der König.“ Auf der inneren Seite standen die Worte : „Mit Gott für König und Vaterland!“ Jm Hofraum war eine große Hütte aus grünem Reisig für die Musik errichtet. Bald nach vier Uhr begann das Fest, dem außer den eigentlichen Theil nehmern Liele Offiziere aller Grade beiwohnien.
Hessen und bei Nhein. Darmstadt, 23. Juni, Die gesiern Abend erschienene Nr. 30 des Großh. Regierungs=- blattes enthält: Verordnung, die Vornahme der Wahlen zu deu beiden landständischen Kammern des Großherzogthums betreffend. „Ludwig 11. 2c. Wir haben gemäß dem Art. 11 des Gesebcs vom 3. September v. J., die Zusammenseßung decr beiden landständi= hen Kammern und die Wahlen der Abgeordneten betreffend, ver= ordnet und verordnen: §. 1. Die Wahlen zu den beiden landstän- dischen Kammern des Großherzogthums sind ohne Verzug vorzu nehmen, §. 2. Unfer Ministerium des Junnern ist mit dem Voll- zuge dieser Verordnung beauftragt. Urkundlich :c. Darmstadt, am Un O O
Q
Darmstadt, 23, Juni. (Darmst. Ztg.) Gestern Vormil- tag sah man Se. Majestät den König Max von Bayern an der Seite unserer Frau Großherzogin Königl, Hohcit auf der Prome
nade und in cinigen Theilen der Stadt. Später erschien das in Frankfurt stationirte Königlich bayerische Offizier - Corps, um ich Sr. Majestät zu präsentiren. Gegen 2 Uhr famen Se. Königl. Hoheit der Kurfürst von Hessen von Philippsruhe U der Post
straße hier zu Besuche an und slicgen 1m Großherzoglichen Palais a, wohin Die Militairmusik und eine Compagnie als Chren
wache kommandirt war, welhe von Sr. Königl. Hoheit inspizirt und mit Dank entlassen wunde, Dei Hose wax Tafel, wel
her die hohen Gäste anwohnten und zu welcher sämmtliche Corvs - Kommandanten und von fremden Besuchern der Kaiserlich ósterreichische Bevollmächtigte Graf Thun und der Königlich baye- rische Bevollmächtigte General von Xylander zugezogeu waren. Ge
gen 8 Uhr kehrte Se. Königliche Hoheit der Kurfürst nach Phi
lippsruhe zurück. Den Abend verbrachte unser Hof mit seinem ho- hen Gaste auf der Nosenhlhe. Heute Morgens 7 Uhr traten Se. Majestät der König Max, von unserer Frau Großherzogin König- lihe Hoheit bis Großgerau geleitet, die Weiterreise über Mainz nach Koblenz an, von wo Höchstdieselben (im Jncognito als Graf Werdcufels) morgen in Aachen eintreffen.
Schleswig-Holstein. Altona, 21, Juni. (D G) Ole cinstweilige Fortsührung der Ober -Präsidialgeschäfte, welche dem verstorbenen Grafen Reventlow - Criminil oblagen, ist dem hiesigen Bürgermeister Behn übertragen.
Dinslat®.
Frankreich. Geseßgebende Versammlung. Sigzung vom 22. Juni. Den Vorsiy führt Daru. Chavoix interpellirt den Finanz-Minister wegen verweigerter Mittheilung von ihm, als Mitglied der Dotations - Kommission, geforderter Aktenstücke. Dei Finanz-Minister entgegnet, er mache in dieser Beziehung zwar weder der Versammlung, noch den Kommissionen Schwierigkeiten, könne aber unmöglih die etwaigen Gelüste jedes einzelnen Mitglie- des befriedigen. Rigal unterstüßt die Jnterpellation, die Ve1 sammlung beshl'eßt Tagesordnung. Dem Minister des Junnern wird cin Gcgänzungskredit für die abgelaufene Verwaltungsperiode mit 397 gegen 149 Stimmen bewilligt. Vertagt werden die Anträge : Brillier?s uber Wohnort und Heiraths-Kontrafkte, Levavasseur's und Desjobert's über Fraukreichs Beziehungen zu Guadeloupe und Mar- tiníque, über die Zoll - und Schifffahrtsgebühren dieser Kolonieen von Zucker, Kaffee und Kakao und über den Stocffishfang. Jn Betracht genommen wird Chapot's Antrag auf Ausfuhrzoll von in ländischen Seidenwürmern. Vertagt wird Ducoux?s und Charras? Antrag über Organisation der Sanitätsoffiziere der Landtruppen, General Grammont’s Antrag auf Errichtung einer Grundeigen thumsbank wird troß der Bemühungen des Acterbauministers nicht in Betracht genommen. Pierre Leroux's Antrag: Bevor die Ver sammlung das Preßgesez berathe, möge sie die Jdeen und Leh ren, gegen welche dasselbe gerichtet sei, untersuchen, wird von der Kommission verworfen. Pierre Leroux bemerkt, es set ungerecht, Theorieen zu verdammen, welche man gar nicht kenne. Cine Lehre für die alleinseligmachende erklären, sei Inquisition, und dazu habe Baroche durchaus keine Berechtigung. Auf des Bericht erstatters Pidoux Gegenbemerkung wird jedoch der Antrag ver= worsen. Ohne Debatte werden in Betracht genommen die Anträge Lagrange’s (Gironde) auf Weinpolizei , Schölcher?s und Genossen auf Verkündigung des Handelsgesezbuches auf Guadeloupe, Pecoul?s und Bissette?s in Bezug auf die von Sklaven vor Abschaffung der Sklaverei geschlossenen Heirathen. Chauvy?s Antrag, es solle ein Friedensrichter in seinem Bezirke niht zum General - Conseil wähl bar sein, wird an den Staatsrath verwiesen. Charramaule ver- langt Vertagung seines Antrages über Orgauisation des Grund- Kredits auf morgen, wird nicht bewilligt, Da man die Vollzählig- fcit der Versammlung bestreitet, wird der Namensaufruf angeordnet und die Sißung, da die Versammlung nicht mchr vollzählig ist, aufgehoben.
Paris, 22. Juni. Unmittelbar nach Schluß der Vorlesung des Dotationsberichtes ließ sich eine solche Anzahl Montagnards zugleich gegen das Geseß einschreiben, daß man die Reihenfolge burch das Loos zu bestimmen genöthigt war. Sie gab folgendes Resultat: Mathicu de la Drome, Huguenin, Dupont (de Bussac), Madier de Montjau, Lavergne, Bourzat, Doutre, Miot, P. Du- prat, Chanay, Anglade, Lagarde, Sage, St, Romme, Noël Parfait, Lagrange, Ducoux, Delbet, Laurent (de l'Ardeche). Weder für den Regierungs- noch für den Kommissions-Antrag hat sich bis jeßt ein einziges Mitglied eingeschrieben. Der Constitutionnel greift an dem gestern verlesenen Berichte der Dotations-Kommission zuerst die Person des Berichterstatters Flandin an. Er begreift nicht, wie eine Versammlung, deren überwiegende Majorität der Partei der Ordnung angehört, welche so namhaste Kapazitäten in ihren Reihen zählt, in einer so delikaten Angelegenheit einen halben Mon- tagnard zum Berichterstatter nehmen konnte. Das Werk rieche übrigens nah den vom Verfasser besuchten Orten. Es sei roth gefärbt und habe einen Berggeschmak, welches Beides der Majori- tát unmöglich zusagen könne. Es gebe eine Menge Gründe, welche zu der Annahme berechtigten, es werdê sowohl Ziffer als Modalität verworfen werden, Wirklich befinde f) unter den von Flandin aufgeführten Motiven auh fein einziges ernsthaftes. Dage- gen sei an Erbärmlichkeiten die Hülle und Fülle vorhan-
den. So behaupte er, daß die bestehenden Repräsentations- Kosten nicht ausdrücklich von der Constitution verboten seien. Nun jeien aber diese in dem bekannten Berichte des Herrn Marrast so- gar versprochen gewesen. Nicht nur erreichen sollten sie das fest- gejeßte Gehalt, sondern sogar überschreiten, Diese constitutionellen Pastorale, diese demokratischen Jdyllen seien bloße Albernheit. Der Regierung lege die Landessitte Verpflichtungen auf; ihr die Mittel, denselben zu entsprehen, nehmen, heiße ganz einfach, sie unpopuläár machen. Der Berichterstatter bekenne, daß der Präsident von seinen Privatvermögen für das Staatswohl geopfert und biete dafür Jnstalla- tionsfkoften unter dem lächerlihen Titel einer Nationalentschädigung, ,„Vehaltet Eure Entschädigung“, fährt das genannte Blatt fort, „man verlangt je niht. Man fordert cinen Kredit für die Regicrung, nicht für die Person.“ Was endlih die Motive ver Minoritát in der Kommission betrcfse, so habe man deren Selbstredaction aus Furcht nicht angenommen, dagegen Herrn Flandin die Mühe über- lassen, sie läherlih zu machen. Aber sicherlich würden Diskussion und Votum des Entwurfes die Gerechtigkeit zur Siegerin machen. Das Journal des Débats bemerkt, wenn die trockene, rauhe Form des Dotations-Berichtes wirklich demokratisch und 1epublikg- nisch sei, so gebe dics den genügenden Beweis, daß Frankreich und die Republik sih gegenseitig aus|chlössen. Die Kommission habe nur vor der Civilliste und dem Phantom eines Kaiserrreiches zurückgc- schreckt. Es sei dies cine sonderbare Politik, falls die Gefahr eine Chimáre, ein noch sonderbareres Mittel, wenn sie eine Realitét wáre. Jedenfalls habe jeßt die Wirksamkcit der Kommission aufgehört, und die der National-Versammlung beginne. Das Journal hoft, man werde die zweitägige Frist bis zur Eröffuung der Debatte zu bonußzen ver- stehen. Das Sieècle bedauert die Motivirung des Antrages der Ootations- Komniission, weil man ernsthaften Leuten nit zumuthen könne, Jemand einen Kredit von 1,000,000 Fr. zu bewilligen blos weil er der Neffe seines Onkels sei. Er giebt der Linken zu ver
stehen, ste möge zwar auf der Tribüne sich gegen jede Billigung der | Neglierungspolitik aussprechen und feierlich verwahren, dagegen aber den Kommissions - Antrag bei der Abstimmung unterstützen. Es wäre jon}! nicht unmöglich, daß der Regierungs-Entwurf durchginge, i O macht in inem längeren Artikel darauf aufmerksam, wic in ordamerifa durch die Constitution eine Vermehruug oder Berminderung des Präsidenten-GBehaltes während dessen Amtsdaucr verboten sel. Das Pouvoir bemerkt heute blos in seinem Siz= zungsberichte, die gejeßgebente Versammlung habe den undankbaren Aas der Dotations Komniission bedauert, Die Minoritáäts-Mit
glieder der Dotations-Kommission wollen ein mit dem Regierungs
Projekte gleihlautendes Amendement stellen. Ferner soll zum Dotations
Snkwurfe folgendes Amendement eingebracht werden: „Dem Jinanz- minister wird auf das Verwaltungsjahr 1850 ein Kredit von 2,160,000 Granken auf gußerordentlice Auslagen der Präsiden!sc aft cróffnet.“ Die regitimisten hielten gestern eine Parteisibung in der Rue E a A L sprachen für Vermittelung und O A al h: O a geforderten J Millionen als außer- ordenilich« Auslagen zu bewilligen, Dagegen vertheidigten Naudot WUfsougerais, Favreau und Laboulie den Kommissions-Antrag. Ein bestimmter Beschluß is nicht gefaßt worden. Eine Parteisibung des Berges gestern Abend in der Rue au Hasard führte ebenfalls zu keinem Ziele. Dagegen haben die Orleanisten der Rue Richelieu den Beschluß gefaßt, die verlangten 3 Millionen, jedoch nur für außerordentliche Ausgaben zu bewilligen. Heute versammeln sich alle Fractionen der Majorität im Staatsrathsgebäude, um einen bestimmten Beschluß in der Dotationsfrage zu fassen.
Obschon die französisch - englishe Differenz beigelegt ist und Lahitte erklärte, Drouyn de Lhuys werde sofort auf seinen Posten zurückkehren, wird ties doch uiht der Fall sein. Der Grund die ser Verzögerung liegt zum Theil darin, daß die Regierung bei der bevorstehenden Dotations-=Debatte niht Eine Stimme verlieren will, theilweise darin, daß noch einige Details geregelt werden müssen. Vom Wysleschen Vertrage sind bercits einige Punkte vollzogen. Diese dürften der Mehrzahl nach aufreht erhalten werden. Die Frage einer Wahl Griechenlands zwischen beiden Verträgen fällt mithin ganz weg, indem aus beiden Verträgen das Günstigste ausgeführt werden soll. Die Annahme der londoner Convention von Seitcn Lord Pal merston’s bringt übrigens Griechenland feine bedeutende Vortheile. Bezahlt wurden nämlich 180,000 Dramen Entschädigung an eng- [lishe Unterthanen noch vor Rückerstattung der gekaperten Schiffe, 150,000 Drachmen wurden als Garantie für Pacifico’s Forderun- gen bereits deponirt. Das ganze Resultat der französischen De monstration is also das Recht zur Bestimmung von Pacisico's Erfaß-Anfprüchen.
Duprat hat zum Rekrutirungs - Geseße ein Amendement ein gebracht, welches folgende Artikel enthält: „Art. 1, Die Conscrip tion f abges{a}tL "Art. 2, Die Armee wird gebildet: 1 cus freiwilligen Bürgern, unter dem Namen aktive Armee; 2) aus allen Bürgern von 20 bis 25 Jahren, unter dem Namen mobile Natio- nal=Garde. Art. 4, Das Avancement für alle Grade, cinschließ- lih den des Bataillons-Chefs, geschieht zu einem Drittel nach dem Range, zu zwei Dritteln durch Wahl.“
Nach dem Wochenberichte der Bank von Frankreich hat ihr Metall-Vorrath um 1, ihr Diskonto-Geschäft um 1%, ihr Noten Umlauf um 7 und die laufende Rehnung des Schaßes um 4: Millionen zugenommen. Die Metall - Reserve beträgt jeßt 4742 Millionen gegen 4977 Millionen umlaufender Banknoten.
Großbritanien und Jrlaud. yaus, Sibung vom 21. Juni. Prâsident des Geheimen - Raths,
Parlament. ODber-=- Marquis von Lansdowne, Prási | , stellte heute seinen in Folge des Vorfalls, den neulich Lord Brougham im Oberhause veranlaßt hatte, angekündigten Antrag. Jener Vorfall, bemerkte der Mini= ster, liefere den stärkstmöglihen Beweis von der Nothwendigkeit dem diplomatischen Corps cinen geeigneten Pla im Hause einzu- räumen. Es sei nicht nöthig für ihn, zu bemerken, daß das Ls wähnte Ereigniß lediglich auf einem Mißverständniß beruhe. Lei- der sei es geschehen, daß ein nicht nur durch seine persönlichen Verdienste und seinen Charakter, sondern auch durch die Würde, welche er in diesem Lande bekleide, hochstehender fremder Gesandter neulich während eincs Theiles des Abends einen Plah im Hause eingenommen habe, zu dessen Besi ex sich allerdings habe berechtigt glauben können, der aber nah einer strengen Aus- legung der Regeln des Hauses auss{ließlich für Damen bestimmt sei, Schließe man aber das diplomatische Corps von jenem Plahze aus, so soi überhaupt gegenwärtig kein Raum für dasselbe vorhan= den, mit Ausnahmè von bloßen Stehpläßen, Da jedoch Viele das Stehen während einer langen Debatte nicht vertragen köun= ten, so sei es wünschenswerth, daß man eine Einrichtung treffe, durch welche dem diplomatishen Corps ein angemessener Play eingeráumt werde, Demnach trage er auf Ernennung einer besonderen Kom- mission zu diesem Zwecke an, Schließlich bemerkte er, daß in allen öffentlichen Versammlungen des Auslandes für die Bequemlichkeit des diplomatischen Corps gesorgt sei. Nach einigen weiteren Erör-= terungen, in deren Verlauf namentlich Graf Grey, Marquis von
„durch in ehrenvoller Weise erklären, daß diejenigen, welche die all-
1087
ernannt.
Unterhaus. Sißzung vom 20. Juni.
C
Betheiligung nicht fehlen lassen. Entmeder eine ordentliche und er- \{chöpfende Diskussion, oder gar keine. (Hört! hört!) Lord J. Russell: „Sir! Die an mich gerichtete Frage mag einfach er= scheinen, nichtsdestowcniger ist sie allgemeiner Art. (Hört! hört !) Jch möchte nur eine Bemerkung machen über den Weg, wels chen wir einzuschlagen gedenkenz wenn man mir aber nicht erlaubt, unser Verfahren zu erklären, so muß ich ganz schweigen! (Beifall.) Das Haus hat zu entscheiden, ob ih weiter \prechen soll oder niht. (Sprechen Sie wciter! Sprechen Sie weiter!) Sir! Zch habe die Gründe erwähnt, weshalb ich es für unmöglich balte, daß die Regierung die Ausführung des ersten Theiles des im Ober- hause gefaßten Beschlusses mit ihrem Pflichtgefühle vereinige. (Hôit! hört!) Der zweite Theil des Beschlusses enthält ein Tadels-Votum gegen die Regierung wegen ihres Verhaltens in der griechiscen Angelegenhcit. (Hört! hört!) Nun, Sir, ist es zwar nicht meine Absicht, ausführlich auf dicse Frage einzugehen; so viel aber muß ich sagen, daß wir die Politik, welche wir in Beziehung auf fremde Mächte zu befolgen für Recht gehalten habeu, wegen jenes Beschlus- jes in keiner Hinsicht ändern werden. (Schallender Beifall. ) Sir, ih will mit Erlaubniß des Hauses fortfahren - ( hört! yort.) und jagen, daß es eine andere Frage giebt, welche si{ch den chremverthen Mitgliedern leiht darbieten kann, die nämlich, ob tie Regierung, da sie solchergestalt von der allgemeinen Regel, die das Haus der Lords in Beziehung auf das Völkerrecht aufgestellt hat, abweicht, nicht verpflichtet ist, die Gewalt in die Hände derer, welche jenem Beschlusse gemäß handeln wollen, niederzulegen. (Hit! hört!) Sir! Eine Frage dieser Art veranlaßt mih natürlich, auf verschiedene Fälle zurückzugehen, wo ähnliche, wenigstens dem Geiste nach ahnliche, Beschlüsse gefaßt worden sind. Vor 140 Jahren kam das Haus der Lords zu dem Bcschlusse, daß die Ehre des Landes cs nicht gestatte, Frieden mit Frankreich zu schließen durch einen Bertrag, welcher einem Zweige des Hauses Bourbon den Besiß Indiens und Spaniens zurückgebe. (Hört! hört !) Vessenungeachtet {loß die Exekutiv - Regierung einen Vertrag mit Granfreich, welcher jene Länder im Besitz eines Zweiges des Hauses Bourbon beließ. (Beifall.) Vor nicht langer Zeit, im Jahre 1833, beautragte eine nicht geringcre Person, als der Her- zog von Wellington, eine Adresse an die Krone in Betreff unserer Seziehungen zu Portugal. Graf Grey erflärte, er werde die ADresse als ein Tadels-Votum betrachten ; nichtsdestoweniger ging die Resolution durch, Graf Grey jedoch beharrte bei seiner alten Politik und erflärte in diesem Hause, er werde fein Haar breit von derselben abweichen. (Beifall) Sir! Ich glaube, das Verhalten Der cyetutiven Regierung in diesen beiden Fällen war ein verfas- jungsmäßiges. (Beifall) Wollte man dem Hause der Lords das Gewicht und die Verantwortlichkcit einräumen, die Exekutiv-Regie=- rung diejes Landes zu fontrolliren, so würde es, meiner Ansicht nach, bald eine Stellung einnehmen, die es bisher nie eingenonm- men hat, und die es uicht mit Sicherheit behaupten könnte. (Lau= ter Beifall.) Sir! Wenn dies meine Ansichten sind, Uno e Quo cs in der That, so kann ich nicht einwilligen, die Zügel der Gewalt in Folge des B schlusses im Hause der Lords aus den Händen zu gebun. Auf der anderen Seite will ih jedoch i leugnen, daß jener Beschluß ein Ereigniß von großer Wichtigkeit ist. (Hört! hört!) Jch will nicht leugnen, daß er auf das Verhal- ten fremder Mächte einen großen Einfluß ausüben wird; aber, Sir, wären nicht gewisse Umstände gewesen, so war, devke ih, der Weg, dies zu vermeiden, leiht und bot sich von selbst dar. (Hört! hört!) Der ehrenwerthe Herr (Disraeli), welcher mich vor kurzem ge\ragt hat, steht selbst in enger politischer und Partei-Verbiudung mit dem edlen Lord, welcher in dem anderen Parlamentshause jenen Antrag gestellt hat. Hätte er in diesem Hause hier einen Antrag angekündigt, so hätte das Haus über die Verdienste dieses Antrages entscheiden können (hört !), und hätie es mit dem Hause der Lords uUbereingestimmt, \o hätte kein Zweifel darüber bestehen können, was der Regierung Ihrcr Majestät zu thun oblag. (Beifall.) Aber, Sir, nach der billigen Aus= legung des Verhal ens des ehrenwerthen Herrn und derer, welche mit ihm handeln, hätten sie, wenn sie an den Werth jener Resolution glaubten, dieselbe ohne Zweifel in diesem Hause vor- bringen müssen, in welchem, abgesehen davon, daß es die ganze Verwaltung der Krone kontrolirt und vorschlägt, der augenschein liche Vortheil gegeben ist, daß in ihm der mit den Angelegenheiten des betreffenden Departements betraute Minister sit. (Lauter Beifall.) Aber ein solches Verfahren läßt sich ohne Zweifel da=
gemeinen politischen Meinungen des erwähnten edlen Lords thei- len, seine Ansichten in Betreff Griehenlands und der allgemeinen auswärtigen Politik der Regierung nicht theilen. (Nein, nein!) Hätten sie mit ihm übereingestimmt, so würde es keine Entschuldi- gung dafür geben, daß sie meinem edien Freunde nicht gestatteten, sich selbst in diesem Hause zu vertheidigen. (Beifall.) Aber wenn das der Fall ist, so kann ih nur sagen, daß die Regierung fortfah- ren wird auf dem Wege, den sie bisher in der auswärtigen Politik eingeschlagen hat. Dem ehrenwerthen und gelehrten Herrn (Roe- huck) soll, wenn er einen darauf bezüglichen Antrag stellen will, zu diesem Zwecke der erste freie Tag zu Gebote stehen.“ Nach den hieran sich reißenden (bercits gestern mitgetheilten) Schlußerklärun gen des Ministers, die vom Hause mit dem lebhaftesten Beifall be gleitet wurden, erklärte Herr Disraekli, weshalb die Oppo sition die Frage nicht vor das Unterhaué, sondern vor das Oberhaus gebracht hate. „Man würde uns“, sagte er, „von den noch s{chwebenden Unterhandlungen gesprochen haben, wie das beständig geschehen is, und aus diesem Grunde eine Diskussion abgelehnt haben, Obwohl der edle Lord nicht selbst vor den Riß treten will, um das Verdikt des Hauses einzuholen (Beifall), sondern einen Wink hingeworfen hat in Bezug auf die sich von selbst darbietende und geehrte schon bestehende Maschinerie, so kanu ich dem edlen Lord doch die Ver- sicherung geben, daß ich, wenn die Frage vor das Haus gebracht wird, entschlossen bin, die Entscheidung des anderen Hauses auf- recht zu erhalten. Herr Roebuck kündigte nun seinen Vertrauens- Antrag zu Gunsten des Ministeriums an. Nach einigem Hin- und Herreden wurde die Besprechung dieses Antrages auf nächsten Mon- tag festgeseßt. Die Handelsflotten-Vill wurde sodann zum zweiten- male, die Faktorei - Bill nach einer vergeblihen Oppesition O'Con-
è g Ps Londonderry und Graf von Harrowby die Gelegenheit er- griffen , ihre große Hochachtung für den preußischen Gesandten, !
nor’s zum drittenmale verlesen und angenommen,
Herrn Bunsen , auszusprechen, wurde die beantragte Kommission
Als Lord John Russell auf Roebuck's Interpellation in Betreff der vom Ober- hause angenommenen Stanleyschen Motion seine und seiner Kollegen Ansichten úber die Ausübung des Völkerrechts auseinanderzuseten anfing, unterbrach ihn Herr Disraeli und machte den Sprecher des Hauses darauf aufmerksam, daß Lord John Russell gegen die Geschäftsordnung verstoße, indem er einfach auf eine Frage zu antworten , nicht aber sich auf cine Diskussion einzulassen habe. Wünsche der edle Lord eine Diskussion, so möge er eine Zeit für dieselbe festseßen; die Opposition werde es daun an der gehörigen
Lond 22. Juni frü q nigl. Hoheit ver PUOi Heute früh um 10 Ühr is Se. Ks- Taufe des a gie A itr A in câ gg aug vd Mer n Buginchaib-Bales-s nzen Arthur, welche heute Nahmittag im SUucingyam=Falast stattsindet, als Zeuge beizuwohnen. Dex preu- ßische Gesandte war Gr. Königl. Hoheit nach Dover eirtáe enae l : Linie 7 l Ia) L209 nt E - ran Im Butingham-Palast waren Zimmer für den P Uzi in Bereitschaft ge\eßt worden. Außer Sr. Königl. Hobeit werden die Herzogin Jda von Sachsen-Weimar und der Herzog von Wel , 2 6 e e L. E IE, “—— g lington als auwesende Taufzeugen genannt. i
Hundert Mitglieder des Unterhauses haben heute der Ge= mahlin Lord Palmerston’'s ein lebenêgroßes Portrait tes Leßteren in ganzer Figur als Zeichen ihrer Hochahtung für diescn Staats- mann zum Geschenk überreicht. i Nachrichten aus Boston vom A4ten d. zufolge, ist Geueral Lopez zu New-Orleans auf Befehl des Prâsidenten Taylor verhaftet worden.
Nachrichten aus Malta zufolge, wird Admiral Parker zwei Monate lang an der spanischen Küste kreuzen. i
___ Dánemark. K opéenhagen, 22. Iuni: (H: C): Nah der Empfangnahme der leßten von der K. preußischen Regierung ge- mahtin Vorschläge, welche mit den schon verworfenen im Wesent lichen übereinstimmen, wurde Mittwoch unter dem Vorsiße Sr. Ma- jejstat auf Christianslurg ein Staatsrath gehalten, in welchem be- schlossen wurde, dem Königl. preußischen Kabinet cin binnen sehr furzer Frist zu beantwortendes Ultimatum vorzulegen. Als Ueber- bringer dieser Botschaft ging Donnerstag der Departements=Secre- tair im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Kammer- Junker Vuaade, über Wismar nach Berlin. Die Antwort wird vor T ounerstag erwartet; jedenfalls wird unsere Regierung bis dabin einen entscheidenden Beschluß gefaßt baben. Daß dem Volksthing in der geheimen Sißung am künftigen Montag die Absichten der Regierung mitgetheilt werden, ist mit Bestimmtheit anzunehmen.
Moldau und Walachei. Bukarest, 10. Juni. Die VUk, Ztg. widerspricht ter Nachiicht, daß unweit Bukarest eine Smcute ausgebrochen sci. Thatsache sei, daß hier weder jeßt, noh srüher eine Emeute stattgesunden hat, sondern daß in der Walachei die tiefste Ruhe herrsche, wie dies auch gar nicht anders sein könne, bei einer Occupation durch zwei Kaiserliche Hcere, und daß die Truppen beider hohen Mächte unter einander sowohl, als mit den Cingeborenen, mögen diese der Miliz oder dem Bürgerstande ange-
hören, im besten kameradschaftlichen Verhältniß ständen.
Üonuigliche Schauspiele.
Mitlwoc, 26. Juni. Im Opernhause. 68ste Abonnemcnts- Vorstellung: Fidelio, Oper in 2 Abtheil, Musik von L. v. Beetho- ven, (Herr Ander: Florestanz; Frl. Molindo, vom Hoftheater zu Kassel : Marzelline, als erste Gastrolle.) Hierauf: Solotanz. (Herr August Horsck elt wird mit Frl. Brussi ein Pas de deux ausführen.) Anfang halb 7 Uhr.
Preise der Pläße: Parquet, Tribüne und zweiter Nang 1 Rihlr, Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbft 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. | Donnerstag, 27, Juni, Jm Opernhause. 69ste Abonnements- Borstellung: Catharina, oder: Die Tochter des Banditen. Großes romantisches Ballet in 2 Aufzügen und 5 Tableaux , scenirt von Gil. Lucile Grahn. Vorher: Der Weg durchs Fenster, Lustspiel nd a nach Scribe, von W, Friedrich. Anfang halb Uhr.
Preise der Pläve wie oben. |
e Lönigsstädtishes Theater. Mittwoch, 26. Juni. Zum erstenmale : Der politische Koch.
Lustspiel 4 ad N
Der Weg bat, nach dem Granzösischen, von Heine. Vorher= Der Verräther. T ; Lustspiel in 1 Aft, nah Scribe. Und:
Donnerstag, Be Unt e Alb, von Holbein,
monatlichen Schließung des Ge vorleßtenmale vor der zwei- Leiden und Freuden. Paboditehks Zar L Prophet, oder: Johannes und Gruppirungen (mit theilweiser Bee mit Gesängen, Tánzen Sujets), in 3 Akten, von Gustav Ráder. Die neten Mar tren Vecoratiouen im ersten Akte: Gegend mit Windmühlen; (m c nd Akte: der innere Vorhof eines indischeu Tempels mit derx S N des „Yalastes z im dritten Akte : Explosion= und Cinsturz-
A on, Ansicht von St. Petersburg mit der Cisfläche der
Newazc., sind vom Maschinenmeister und Decorationsmaler Herrn Köhn.
4 Groitag, 28. Zuni. Die Schwäbin. Lustspiel in 1 Akt, von
Castelli, (Herr Galster, vom Stadttheater zu Hamburg : den
Steidle, als vorleßte Gastrolle.) Hierauf: Friß und Hänschen
oder: Die Milchbrüder. Lustspiel in 1 Akt, nach dem Franz6=-
sischen, von F. L. Schröder. (Adele und Georgine Galster: Frit
und Hänschen, als leßte Gastrollen.) Zum Schluß, zum ersten- male wiederholt: Der politische Koch. i
Königliches Opernhaus.
Mit Allerhöchster Bewilligung Freitag, den 28sten d. BVor-
stellung zur Feier der glülihen Genesung Sr. Majestät des Königs,
unter gefälliger Mitwirkung der Mitglieder der Königlichen Oper und Schauspiele, des Ballets und der Kapelle, der Fräul. Starcke,
Tänzerin aus Kassel, der Herren Ander aus Wien, Ditt aus Ham-
burg, Reer aus Gotha und des Balletmeisters Winrieh aus Kassel,
im festlich dekorirten Opernhause. :
Fest - Ouvertüre, vom Kapellmeister Dorn.
Prolog, gedichtet vom Rittmeister von Krosigk, gesprochen vom Hosschauspieler Hendrichs. :
Gest-Hymue, gedichtet von Rellstab, komponirt von Peier Corne- lius, dazu transparentes Bild nah Raphael vom Professor Kaselowski. i :
Scene aus dem (ten Akt der Hugenotten,
La manolla, fpanischer Nationaltanz.
Scene aus dem 4ten Akt der Jüdin.
Solotanz.
Scene aus dem leßten Aft der Lucia.
Zweiter Aft aus Cortez.
Der Verkauf der Billets findet vom Mittwoch früh 9 Ubr ab im Verkaufs - Lokal des Königlichen Schauspielhauses zu den höch- sten Opernhauspreisen statt, als : i | Erster Rang und Prosceniums-Loge 2 Rthlr. Fremden - Loge 3 Rthlr. Sperrsiß und Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. Zweiter Rang 1 Rthlr, 10 Sgr. Dritter Rang und Parterre 0 Sgr. Amphitheater 10 Sgr. j __ Zu abonnixten und reservirten Pläben bleiben die Billets bis Oounerstag Mittags 12 Uhr aufbewahrt.
M., L
en Januar bis
U hcutigen Nummer is der Titel des Preußisch Staats=Anzeigers für den ersten Band, vom 1.
zum 30, Juni 1850, beigelegt worden.