1850 / 202 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

wo Ihr halten sollt. Das erwarte ich von Euch, das erwartet das Vaterland, das fordert Eure Ehre. Jhr Ee Eurer Voráltern würdig sein,

„Wir wollen fest zusammenhalten, in guten und in {limmen Tagen, wenn sie kommen sollten. Ich wiederhole Eu, daß ih mit dem Lebten ausharrèn werde. So denke Jeder und das Va- terland bleibt frei! So denn mit Gott! für deutsche Chre und Séhleswig - Holsteins altes gutes Recht! :

Hauptquartier Falkenberg, den 21, Juli 1850.

Euer fommandirender General : von Willisen,“

Sleswig, 22. Juli. (Alt. Merk.) Gestern Abend kamen Slüchtlinge aus Tondern in unserer Stadt an. Die Dänen waren am 20. Juli, 5 Uhr Nachmittags, mit einer Escadron eingerückt, und zwar von Süden kommend, nachdem sie schon seit zwei Tagen stets an Tondern hin und her vorübergezogen waren. Die Flücht- linge zogen, während die Dänen einrückten , nah Westen hin ab. Unterweges vernahmen sie, daß dänische Haufen zwischen Leck und Medelbye ständen. i i

Gestern wurde bei Falkenberg eine Parade abgehalten. Ein dänischer Haufe von ziemlicher Stärke hatte am Morgen rekognoszirt, sich aber beim Ausrücken unserer Truppen zurückgezogen. Gestern Abend wurden von Wedelspang 3 dänische Spione cingebracht.

Kiel, 22, Juli, (Alt, Merk.) Gestern Abend lief das große dänische Kriegsdampfschiff „Holger Danske““ in den oberen Theil des Hafens ein. Sofort um 11 Uhr begab sich das Damps= {if} „Bonin“ mit nur einem Kanonenboot hinaus, ohne erst den Abgang der übrigen Schiffe abzuwarten. Außerhalb der Festung Friedrihsort trafen die Schiffe auf einander und es entspann sich ein Kampf von länger als einer Stunde. Der „Holger Danske“/ gab fast nur glatte Lagen, von denen aber keine Kugel traf, wäh- rend die einzelnen wohlgezielten Schüsse des „Bonin‘“ und des Kanonenboots wiederholt in die Seiten des Schiffes einshlugen. Als dann auch das Dampfschiff „Löwe“ und einige Kanonen=- bóte anfingen, sich an dem Gefechte zu betheiligen, ergriff der Holger Danske ‘’ die Flucht und suchte in offener See den Schuß des Linienschiffes „Skjold“‘, der, wie es schien, sich unter Segel begab. Der „Holger Danske““ wurde diesseits in die See verfolgt und wurden mit ihm noch in See einige Schüsse geweselt. Da diesen kleineren Dampfschiffen nicht einfallen konnte, ein Linienschif}} anzugreifen , standen sie um 1 Uhr von der Ver- folgung ab. Obwohl einige dänishe Bomben gerade über dem Dee des „Bonin“ platten, ist diesseits Niemand verwundet. Die Mannschaft wax zum erstenmal im wirklichen Feuer und hat nah Aussage des Commandeurs eine große Hingebung, Kaltblütigkeit und Tapferkeit bewiesen.

Sachsen-Koburg-Gotha. Gotha, 17. Juli. (Frkf.

Ztg.) Durch einen heute erfolgten Beschluß der Ständeversamm- lung wurde der Staatsregierung die Ermächtigung ertheilt, die Steuern vorläusig fortzuerheben, jedoh nur bis dahin, wo der Vor- anschlag des Etats festgestellt und das neue Abgabengeseß ausge- arbeitet sei. Ein Mitglied der Linken beantragte, seitens des Land=- tages das Bedauern auszudrücken, daß ein solches Steuer - Jn= terimistikum durch die verzögerte Vorlage des neuen Etats nothwendig geworden sei, worauf von dem anwesenden Ministerialrathe entgeg= net wurde, daß an dieser Verzögerung: nicht die Glieder des Mini- steriums, sondern die Zeitverhältnisse die Schuld trügen. Könnte man dem Ministerium 48 Stunden des Tages geben, würde kein Grund sein, solche Monita zu stellen. Auf eine Juterpellation be- züglih der Entschädigung des Landes für die im Jahr 1848 ins Herzogthum gelegten Reichstruppen antwortete das Ministerium, daß diese Entschädigung durch Zurückhaltung der Matrikularbeiträge für die Bundesfestungen, so wie für die Gründung der deutschen Flotte, möglich geworden sei.

Gotha, 19. Juli. (Frankf. J.) Ju der heutigen Sißung des Landtages beantwortete der Minister von Seebach die Jnter- pellation im Betreff des dänischen Friedens. Die Staatsregierung nehme lebhaften Antheil an dem Schicksale der Herzogthümer, habe aber noch keine bestimmte Entschließung in Bezug auf die Ratifi- cation des Friedenss{lusses gefaßt, wodurch sich auch, wenigstens eventuell, die Frage wegen einer direkten oder indirekten Unter= stüßung der Schleswig=-Holsteiner erledige. Diese Erklärung hat die Fragesteller nicht befriedigt und es soll daher dem Vernchmen nach von ihnen die Bildung des Privat Vereins zur Unter- stüßung der bedrängten Herzogthümer beabsichtigt werden. Jn der= selben Sihung wurde auch die Wahl von aht Kommissarien be- \{lossen, welhe sich der Vorberathung über die Vorlage hinsichtlich der organischen Vereinigung Gotha?s und Koburgs unterziehen werden. Eben so gab die Versammlung ihre Zustimmung zu dem Beschlusse des Verwaltungs-Raths bezüglich der Außercoursseßzung des Papiergeldes in den Unionsstaaten, beschloß aber au zugleich, daß die früher in dieser Beziehung im Herzogthum gültig gewcse- ncn und noch geltenden längeren Kündigungsfristen für den inne- ren Verkehr auch noch ferner in Kraft bleiben sollten, womit sich das Staats-Ministerium einverstanden erklärte.

Anhalt-Bernburg. Alexisbad, 18. Juli. (Hannov. Ztg.) Heute wurde eine Verordnung über die Ausführung der Geseße vom 14, März 1850 wegen Annahme der preußischen Mi- litgir - Gesetzgebung veröffentlicht.

Lübe. Lübeck, 21. Juli. (B. H) Das s{hleswig-hol=- steinishe Schiff von der Tann (s. das gestrige Blatt des Staats- Anzeigers) wäre unter dem Schuße der neustädter Batterie in Sicherheit gewesen, wenn es nur einen Kanonenschuß weiter hätte landwärts fommen können. - Das Schiff liegt nur so weit vom Strande, daß die Mannschaft watend das Ufer erreichen konnte. Heute Morgen strömten Landleute in Menge zum Wrack und be- eri es zu plündern, wohl nicht aus Habsucht, sondern wahr- cheinlich um sich irgend ein Andenken zu erobern. Es verschwan- den auf diese Weise Pistolen, Säbel, Bomben 2c., mit denen ein nit uneinträglicher Handel getrieben wird. Die dänische Korvette verlor während des Kampfes das Steuerruder und ward außerdem am Rumpf und Täkelage so stark verleßt, daß sie heute Morgen

e dänischen Dampfschiff ins Schlepptau genommen werden

L Nusland. rankreich, Paris, 21, li

A diièe 7M lr Präsident ven dttsteri mit, da M 5 ah n Las zu lange verzögern sollte, einen Ausflug nach en Py en und einige Zeit zu Bayonne die Seebäder

Jm gestrigen Minister- G tr, falls die

néhmen wolle, Das Mütelmeerge wad ;

ch nach Cherbourg zu begeben, Bee bee PrafVedt ver Mee hlif dasselbe im nächsten Mönate besichtigen will. Für morgen ist eine große Revue auf dem Marsfelde ‘vor ‘dem Präsidenten der

1276

Republik angesagt. Changarnier und d'Hautpoul werden dabei er- scheinen. Das versailler Lager wird am 6. August bezogen und am 1, November abgebrochen werden.

gehen, sondern auf seinem Posten in Paris bleiben.

Der heutige Constitutionnel tadelt lebhaft die für die permanente Kommission der geseßgebenden Versammlung ausgestellte Liste der 25 Kandidäten. Allerdings habe die Kommission keine aktive Rölle zu spielen, sie habe sich nicht in die Leitung der Ge- {äfte einzumischen, ihr einziges constitutionelles Recht sei die Ein- berufung der Versammlung in dringlichen Fällen. Nichtsdestowe- niger würde cine der Regierung feindliche Zusammenseßung dersel- ben eine Art von Antagonismus zwischen den Staatsgewalten vor- ausseßen oder schaffen, welher die heilsamen Wirkungen der Vertagung lähmen müßte. Unbegreiflich erscheint es dem genannten Journale, wie die Versammlung zu ihrer Vertretung während der Abwesenheit Mitglieder habe wählen kön- nen, welche systematisch mit dem Berge gestimmt, alle wohlthätigen Maßregeln der Majorität als eben so viele Verleßungen der Con- stitution bezeichnet und sich hartnäckig bemüht haben, der Regicrung, welcher sie persónlih feind sind, alle möglichen Hindernisse in den Weg zu legen. Die Versammlung möge bedenken, daß die böswil- lige Oppositionspresse ihr Urtheil über das Pouvoir bereits als cine Verurtheilung des Elysee bezeichne, daß aber diese Kommission solche Ver lcumdungen nur bestätigen würde. DerConstitutionnelist zwar weit entfernt, der Versammlung eine Kandidatenliste aufzudringen, aber er fann doch nicht umhin, am Schlusse die Namen der vorjährigen Kommission anzuführen, Diese enthält nicht den Namen Lamori cière’s. Alle parlamentarischen Fractionen sind heute in Bewe gung wegen der permanenten Kommission, die morgen ernaunt wer- den soll, Die Ministeriellen geben sich große Mühe, eine regie- rungsfreundliche Liste durchzuseßen. Die legitimistische Partei be- steht darauf, die dem Elysee feindseligsten Namen aufzustellen. Die Orlcanisten sind gelheill. Die Jmperialisten, deren Anzahl nur ein ganz kleines Häuflein bietet, sprechen Dro- hungen aus für den Fall, daß die Liste keinen Namen ihrer Partei enthalten sollte. Man ist sehr gespannt, ob gewisse Namen unter den bereits aufgestellten Kandidaten beibehalten wer=- den oder nicht. Namentlich, meint man, würde Lamoriciere's Er- nennung für die Situation bedeutend sein. Ju der leßten Partei- Versammlung ver Legitimisten wurde die aufgestellte Kandidatenliste verworfen. Einige Mitglieder wollten nämlich selbst den Berg re- präsentirt wissen, was aber Berryer und Vatismenil bekämpften. Zwar wollen auch sie dem Elysce feindliche Ramen geben, gehen aber nicht über den Tiers-parti hinaus. Die Legitimisten haben ihrem Büreau die Wahl der Kandidaten übertragen, Die sogenannten Burggrafen blieben gestern während der ganzen Sißung in Konferenz, Sie sind der Ansicht, man dürfe keineëweges «xtreme Kandidaten auf- stellen, wenn man die Kommission nicht ohnmächtig machen wolle, Auch soll dadurch die Ausschließung der Freunde des Elysee minder verleßend gemacht werden. Die Tagesfrage ist aber General La- moricière. Ihn verwerfen, heißt den Tiers - parti aufbringen, der

hartnäckig auf dieser Wahl besteht, Jhn wählen, heißt, nach der leßten von ihm gehaltenen Rede, den Präsidenten reizen. Und, fragt man, da Changarnier’s Aufnahme in die Kommis- sion cine nothwendige Bedingung der Majorität i, wird er sich mit jenem in der Kommission vertragen? Bis jeßt scheint Lamoricière?s Wahl gesichert. Eine andere wichtige Frage it Die: Hat während der Vertagung die Kommission das Recht, falls sie es für nöthig hält, einem General ihrer Wahl den über die zur Vertheidigung der Vcrsammlung bestimmten Trup= pen zu übertragen? Präsidenten der National-Versammlung dieses Recht zustehe, dessen Functionen aber auf den Präsidenten der Kommission übergehen.

Das Pouvoir spricht heute die Ueberzeugung aus, daß die Republikaner in Frankreich eine unbedeutende Minorität seicn und das Land überhaupt die Republik satt habe, daß nur Legitimisten und Orleanisten die Republik zu stüßen sich bemühten und die So- zialisten vom Volke verabscheut würden. „Das sind die Parteien“, fährt das genannte Blatt fort, „welhe neben einander auf den Bänken der National-Versammlung sien, dort Hoffnungen nähren und Luftshlösser bauen. Was vermögen sie zur Aufrechthaltung der Ungewißheit, der Furcht und Angst, unter welcher das Land auf- seuszt? Alles, Was vermögen sie für crustlihe Wiederherstellung der Ordvung und für Begründung einer nur mittelmäßig starken und dauerhaften Regierung. Jn Frankreichs gegenwärtiger Lage offenbar gar nichts.“

Die Patric, der Constitutionnel, tas Journal des Débats und das Pouvoir briugen die Nachricht, daß die eng- lische Regierung den Klub der franzöfischen Flüchtlinge in London geschlossen habe.

„Deshaie, Präsident des ehemaligen Klubs des Berges, welcher kurz vor den Juni - Ereignissen cin damals schr gefürchtetes Ban- kett zu 5 Sous für den Kopf veranstalten wollte, stand gestern vor Gericht, angeklagt, 11,000 Frs., welches durch die zahlreichen Sub-= scriptionen für diescs Bankett zusammengekommen waren, unterschla=- gen zu haben. Das Bankett sollte für die soziale Revolution das- selbe werden, was das Bankett des 12ten pariser Stadtbezirks für die Februar - Revolution gewesen. Die Juni - Revolution kam dieser Demonstration zuvor. Sie unterblieb. Die meisten Kom-= missäre des Banketts sielen auf den Barrikaden oder wurden trans- portirt, Obgleich Deshaie, welcher transportirt worden war, man- chen Entschuldigungsgrund anführte, wurde er dennoch zu einem Jahr Gefängniß verurtheilt. i

Die Claqueurs derx pariser Theater werden abgeschafft. Der Direktor der großen Oper hat den Auftrag erhaltev, scinen Kon- trakt mit dem Chef der Claque dieses Theaters sofort zu lösen.

Jn Algier und Bona is die Cholera neuerdings ziemli hef- tig aufgetreten.

Von den einer Verschwörung zu Dran angeschuldigten In- jrtacad sind die zwei meislgravirten wieder in Freiheit gesebt worden.

Ein Journal bemerkt heute, daß an dem Tage, wo Changar-= nier's Einfluß dem Präsidenten der Republik die drei Millionen Franken verschafft hake, während die Freunde des Elysee Bitten und Drohungen vergebens verschwendet hätten, bercits vorauszu- sehen gewescn sei, daß dieser Wohlthat bald eine Undankbarkeit folgen würde. Diese \soll im Verbleiben d'Hautpoul?s im Kriegs- Ministerium bestehen, wodurch diefem gegen Changarnier Recht gegeben werde.

Ende dieses Monats erscheint bei Levoyen ein Werk vom Ex- Redacteur des Napolé¿on und gewesenem außerordentlichen Kommis- sär in Straßburg, Herrn Romieu, unter dem Titel: L'Ere des Césars, Es soll sehr kühne Bemerkungen über die nahe Ver= wandtschaft der der römischen Kaiserzeit und der jeßigen Umstände enthalten,

Der Moniteur enthält den Bericht des Direktors der Mu- sterwirthschaft im Departemeut der Somme über Einsührung der

| Felvarbeit in den Elementarschulen des platten Landes. Veron ist in Baden-Baden, Bertin auf der Reise nah Karls-

Der türkische Gesandte Fürst Kallimaki wird niht nah Samos |

Oberbefehl |

Diese Frage wurde bejahend gelöst, da dem

bad, Odilon Barrot in Vichy, wohin auch Thiers binnen wenigen Tagen si begeben wird. Auch Tocqueville will ins Bad reisen. Eine Gesellschaft organisirt in diesem Augenblick eine Lotterie von 8 Millionen Franken zur Ausbeutung Kaliforniens. Diese Lotterie soll wegen Billigkeit der Loose (1 Fr.) allgemein zugänglich sein. Die Gewinner sollen kleine Stücke Golverz aus Kalifornien erhalten. Neulich wurde im Theater Mont Ausier ein neues Stü mit dem Titel „das Sopha““ gegeben, welches der gleichnamigen Crebillonshen Erzählung die ohnedies sehr lose und durhsithtige Hülle völlig abreißt und den Zuschauern die obskönsten Dinge vor- ührt. i Die diesjährige Kunstausstellung is definitiv auf den 15. No- vember festgeseßt, das betreffende Lokal jedoh noch nicht bestimmt. Einige pariser Spekulanten wollen auf der Seinestrecke zwischen dem Pont Nationale und dem Pont de la Concorde Schifferseste ganz neuer Art veranstalten.

Großbritauien und Jrland. London, 20. Juli. Ehe sich gestern das Unterhaus auf Antrag Lord J. Russell’s als Auss{uß konstituirte, um der Aufforderung ciner Königlichen Bot- schaft gemáß über das der Familic des verstorbenen Herzogs von Cambridge auszuseßende Jahrgehalt zu berathen, sprach sich vorher Herr Hume mißbilligend über das von der Regierung einges{lagene Verfahren aus. Er meinte, Ersparnisse thäten noth. Das vom Parlamente dem verstorbenen Herzoge gewährte Einkommen sei hin- reichend gewesen, um es ihm mögli zu machen, für seine Familie Sorge zu tragen. Der König von Hannover erhalte noch stets die Summe von 21,000 Pfd. St. jáhrlich, die er als Herzog von Cumberland erhalten habe. Dies sei uncon stitutionell. Seit er den hannoverschen Thron bestiegen, hätte ihm dieses Jahrgeld niht mehr ausgezahlt werden sollen. Auf diese Weise hätie man 250,000 Pfd. St. sparen können. Es scheine ihm daher angemessen, daß das Haus in Betracht ziehe, ob der König von Hannover noch fortwährend jene 21,000 Pfd. St. erhal= ten solle, und ob es nicht an der Zeit sei, eine Revision jener Pen sion vorzunehmen. Gegen die dann von Hume beantragte Reduction des für den jebigen Herzog von Cambridge verlangten Jahrgeldes sprach Herr Disraeli. Er machte darauf aufmerksam, wie die con= stitutionelle Eifersucht des Unterhauses den Souverain daran ver=- hindere, den Prinzen von Geblüt Jahrgelder auszuseßen, und wie es diesen Prinzen außerdem nicht freistehe, ihr Einkommen durch Mittel, welche Personen anderen Standes zugänglich seien, zu er= höhen. Bright sieht in der Bewilligung einer fo hohen Summe, wie 12,000 Pfd. St. jährlich, für einen Vetter der Königin eine seh gefährliche Präcedenz. Man möge bedenken, wie große Jahrgehälter für die zahlreihe Familie Jhrer Majestät auszusetzen sein würden. Er halte 8000 Pfd. St. für vollkommen hinreichend. Der Marquis von Granby, Sir R. Juglis, Oberst Rawdon und Oberst Chatter- ton sprachen für den ursprünglichen Antrag, der dann auch ange nommen wurde: Die Times ist in dieser Frage mit Herrn Hume einverstanden und fragt, was denn die Kinder der Königin bekom- men sollten, wenn ihrem Vetter, dem jeßigen Herzog von Cam- bridge, 12,000 Pfund ausgeseßt würden.

Mit Hinsicht auf die Aufgabe, die der Kommission des Unter- hauses obliegt, welche Reductionen in allen Zweigen der Civil- Verwaltung zu beantragen hat, empfiehlt die Times insbesondere Ersparnisse in der Diplomatie, Die Kommission des Unterhauses soll bereits den Beschluß gefaßt haben, die noch bestehenden großen Botschafterstellen abzuschaffen und an ihrer Statt blos bevollmäch tigte Minister zu ernennen, deren Gehalt nicht über 5000 Pfd. St. nebst freier Wohnung betragen solle. Die Kommission soll ferner den Beschluß gefaßt haben, die kleinen Gesandt- schaften in Deutschland sämmtlich abzuschaffen und für Deutsch= land nur cine einzige Gesandtschaft zu lassen; eben so auch sür Jtalien. Die Times ist ebenfalls der Ansicht, daß durch Aufhe- bung der kleinen Gesandtschaften, durch Reduction des Gehaltes der Gesandtschaft - Chefs und dur Verbesscrung der Gehalte der jüngeren diplomalischen Agenten die Tüchtigkeit unserer Diplomatie nicht vermindert, sondern im Gegentheil nur gehoben werden könne. Uebrigens soll durch solche Ersparnisse der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in den Stand gescßt werten, in wichtigen Fällen geeignete Agenten mit außerordentlichen Sendungen zu beauftragen, wovon man überhaupt für die Abmachung der laufenden Geschäfte sich größere Vortheile verspricht, als von der bisherigen Routine.

__ Einige Wähler des West - Riding von Yorkshire haben Herrn Cobden ihre Unzufriedenheit darüber ausgedrückt, daß er bei Gele- genheit des Roebuckschen Antrages gegen das Ministerium gespro=- chen und gestimmt. Cobden hat in einem Briefe an die Mißver

gnügten sein Verhalten zu rechtfertigen versucht, Er macht darauf aufmerksam, wie er als Friedensfreund und als Verfechter des Planes, internationale Streitigkeiten in Zukunft durch Arbitrations- Verträge zu schlichten, unmöglich den kriegerischen Maßregeln Pal- merston?s seinen Beifall habe geben können. Sein Pflichtgefühl habe ihn gezwungen, sich in diesem Falle von den meisten seiner po

litischen Freunde zu trennen. Auch habe er geglaubt, im Geiste seiz ner Wähler ‘u handeln, da er dieselben Ansichten in der Versamm= lung zu.Wakefield und anderen bedeutenden Meetings ausgesprochen und bei diesen Gelegenheiten kein Zeichen des Mißfallens wahrgc- nommen habe. Bei den Wáählerschaften herrsche aber, wie er glaube, der Grundsaß, daß ihr Repräsentant eher das Bestehen cines Ka- binets gefährden, als seine Grundsäße aufgeben dürfe. Auch gegen das Bestreben, durch eine moralische Propaganda auf fremde Staa- ten cinzuwirken, ist Cobden. Allerdings, meint er, s{chmeichele es der englischen Eigenlicbe, wenn gesagt werde, daß Frankrei, Deutschland und Jtalien auf England blicken, in der Hoffnung, dur seinen Beistand vom Joche der Tyrannei befreit zu werden. Doch müsse er leider gestehen, daß die Masse der arbeitenden Be- vólferung Englands sehr wenig Ursache hat, sich ihrer Lage in Verglei mit der Masse des Volkes auf dem Festlande zu rühmen. Er halte deshalb dafür, daß sich die Ausmerksamkeit der Regierung auf die einheimischen Fragen zu richten habe und daß ihre innere Politik den Prüsfstein für ihre Verdienste abgeben müsse. Er wolle nihts von dem Grundsaße wissen, daß man sie in irgend einer Weise für die gute Regierung von Fremden verantwortlih mache, Und eben des- halb fónne er in der zur Schau getragenen Feindseligkeit ihrer auswärtigen Politik nie einen Grund schen, weshalb das Volk in diesem Lande sie unterstüßen sollte. Und während er so den Beruf der Regierung auf die ihr zukommenden Pflichten und Verantwort-

lichkeiten beschränke, stehe er als Individuum Niemanden in der

Wärme uñd dem Umfange seiner Sympathieen für den Forlschritt

menschlicher Freiheit und menschlihen Glückes in der ganzen Welt

nach. “Sir R. Pecél, der Sohn, ist gestern an der Stelle seines ver- storbeuen Vaters ohne Opposition als Parlaments - Mitglied für Tamworth gewählt worden. L

Die dhe liche Agrikultur-Societät Englands hat am Donner= stag unter Vorsiß des Marquis von Downshire zu Exeter eine von iber 2000 Personen besuchte Versammlung gehalten.

Die Forderung von 10,000 Pfd, zum Ankaufe der dänischen

Forts an der Goldküste von Afrika rief gestern im Unterhause eine Debatte hervor, in welcher die Frage der Unterdrückung des Skla- venhandels und der Beibehaltung des Ueberwachungs - Geschwaders an der dortigen Küste Gegenstand lebhafter Erörterung wurde. Den Ankauf jener Forts begründete Lord Palmerston aus marilimen und kommerziellen Rücksichten, was von Herrn Hume und Anderen be- E wurde. Lord Palmerston theilte keinesweges die Ansicht, daß die jo lange bereits fortgeführten und mühseligen Versuche zur Unterdrückung des Sklavenhandels fruchtlos gewesen, uud als stände man heute noch auf dem Punkte, wo man 1815 gestanden. Es sei unzweifelhaft, daß der Sklavenhandel, mit Ausnahme eines fleinen Theils der Küste zwischen Whydah und Lagos, thatsächlich aufgehört. Was die angebliche Ausdehnung des brasilianischen Sklavenhandels betreffe, so stelle sich statijtisch heraus, daß die Sflaven-Einfuhr in Brasilien 1849 unter der von 1848 stehe, wo- bei noch zu bemerken, daß die Kaufpreise der Sfklaven dort gestic- gen. Der Ankauf jener Küstenposten sei im Interesse unseres Han- delsverkehrs sehr zweckmäßig, und jene Küste eigne sih sogar treff lih dazu, Versuche mit Baumwollen - Kultur dort zu unternehmen. Schließlich wurde, wie schon erwähnt, die verlangle Summe zum Aukaufe jener Küstenpunkte gewährt.

Jn der gestrigen Oberhaus-Sißung wurde auch die Bill über die Inspection der Kohlengruben zum drittcumal verlesen und ging dur. Der Bericht über die Bill in Betreff der Grafschafts - Ge- richte wurde sodann entgegengenommen.

Es hat si hier eine Kommission gebildet, welche eine allge- meine Petitionirung gegen die Aufhebung des Sonntags-Posldienstes organisiren will,

Viele Repräsentanten und ifändische Pairs sind eutschieden gegen die Aufhebung des irländischen Vice - Köuiglhums und bcab- sichtigen cine encrgische Opposition dawider.

In Berichten der Times wird der Bemühung des nordame rifanischen Gesandten Bonham erwähnt, welcher Namens seiner Regierung sich Mühe gebe, China für das Ausland zugänglicher zu machen, als es bisher der Fall war.-

Nußland und Polen. St, Petersburg, 18. Juli. Mittelst Kaiserlichen Ukases sind dem Mitgliede des Reichs-Rathes, General-Adjutanten General der Kavallerie, Peromski , von den 5000 Dessiatinen Landes, welche derselbe im nikolajewschen Kreise des Gouvernements Saratow abgabenfrei auf 50 Jahre besibt, 1000 Dessiatinen, nah eigener Wahl, zu immerwährendem und erblichem Besiße, ohne daß dies in Zukunft als Präccdenz-Fall zu betrachten, verliehen worden; desglceihen der Gemahlin des Wirk- lichen Staats-Raths Jurjew, geborenen Uschakoff, in Erwägung der Verdicnste ihres verstorbenen Vaters, des General-Adjutanten (1schakoff}, im lodeinopolskishen Kreise des Gouvernements Olonet, ein Antheil des megorskischen Landgutes, bestehend aus 1038 Des- siatinen §50 Faden bebauten und unbebauten LandTes.

Am 25. Juni wurde die Stadt Samara, im Gouverncment Simbirsk, die erst im Jahre 1848 durch wiederholte Fcuersbrünste beinahe bis auf den Grund zerstört worden, aufs neue von einem schrecklihen Brandunglücke heimgesucht. Eine Kirche, 35 steinerne und 186 hölzerne Häuser, darunter das Magistrats-Gebäude und die Duma, das Behördenhaus, das Gefängniß, das Stadt-Hospital und die Apo- thefe, das Post- und das Apanagen-Comtoir und 126 Getraide-Maga- zine ; ferner 20 Kähne, die zum Transport des Getraides und des Pro- viants für das Jnvaliden-Kommando dienten, sämmtliche Feuersprizen nebst den dazu gehörigen Pferden sind ein Raub der Flammen ge- worden. Bei dem Löschen büßte ein Maun vom Lösch - Kommando das Leben ein, 8 Menschen sind verbrannt und 5 ertrunken, Se. Majestät der Kaiser hat, auf erhaltene Kunde von diesem Unglück, fogleich den Flügel - Adju*‘anten . Fürsten Obolenski nah Samara entsendet und demselben 5000 Silber - Rubel zur augenblicklichen Unterstüßung der hülfsbedürftigsten Cinwohner eingehändigt, und auf Verfügung des Ministers des Innern sollen aus dem simbirs- fischen Kollegium der allgemeinen Fürsorge andere 5000 Silber- Rubel entlehnt werden zur Deckung der dringendsten Bedürfnisse der Abgebrannten.

Niederlande. Aus dem Haag, W. Juli, (Kölu. Ztg.) Beide vereinigte Kammern beschäfligten sich gestern mit dem Gesehe wegen der Vormundschaft im Falle der Unmündigkeit des Thronfolgers. Nur ein einziges Mitglied nahm das Wort, worauf der Justiz - Minister den Geseh-Entwurf vertheidigte und auf die zahlreihen Einwendungen antwortete, welche gegen den Entwurf in dem allgemeinen Berichte beider vereinigten Kammern erhoben wurden. Nach beendigtem Vortrage des Ministers wurde abgestimmt und der Gesetz - Entwurf mit 59 gegen 21 Stimmen verworfen, zugleich aber bestimmt, daß der König ersucht werden solle, den Vorschlag wegen der Vormundschaft in weitexe Erwägung zu ziehen, Nach Verwerfung des Geseß-Entwurfs dankte der Ju- stiz-Minister im Namen dcs Königs der Versammlung für die Mit- wirkung, welche sie der Regierung in Betreff des Regentschasts- Gesetzes geleistet habe, und kündigte zugleih au, daß, da der Kö- nig die Fortdauer der Zusammenberufung beider vereinigten Kammern nicht für nothwendig erachtct habe, diese außerordentliche Session geschlossen sei.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17, Juli, (B, H.) Die Reichsstände sind durch cinen offenen Königlichen Brief vom 10, Juli zum 15. November d. J. nah Stockholm zu- \ammenberufen.

Die Königliche Familie (König und Königin, Kronprinz und Kronprinzessin, die Herzoge von Dalarn und Upland und die Prin- zessin Eugenie) tritt noch diese Woche eine Reise nah Norwegen an, am Sonnabend reist sie nach Tullgarn, am Montag von da mit dem Dampfboot „Stockholm““ auf dem Kanalwcege nah Brun- ncby. Am 26sten wird man von Trollhätta nach Gothenburg ge- hen und dort einige Tage bleiben, und endlich am 29sten mit dem Dampfboot „Nordcap“ nach Christiania abgehen, um dort am Z0sten einzutreffen. Die Königin- Wittwe tritt {on morgeu die Landreise nah Norwegen an. :

Dánemark. Kopenhagen, 20, Juli. (Alt. Merk.) General Krogh hat vor dem Einrücken der dänischen Armee in Schleswig folgende Proclamation, datirt vom 12tenu, an Dieselbe ge- richtet: „Soldaten! Um den Frieden in unserem theuren Vater= lande zurückzuführen, ist es nothwendig, daß Ihr noch einmal zum Kampfe aufbreht. Bald vielleicht werdet Jhr ven Befehl erhalten, vorzurücken. Euer kommandireunder General rechnet dann darauf daß Jhr Eure Pflicht- als brave Soldaten thun werdet. Jhr wer- det Euch tapfer im Kampf, unverzagt in der Gefahr, ausdauernd bei Anstrengungen , unverdrossen unter den Entbehrungen , die der Krieg mit sich führt, erweisen. Aber Jhr werdet auch Euch daran erinnern, daß strenge Kriegszuht und Achlung vor Geseh und Ordnung nicht weniger ehrend für den Kricger sind, als jene. Es wird zwar auch darauf geachtet werden , daß Keiner in den Quartieren sich Zügellosigkeit oder Unordnung zu Schulden kommen lasse; daß Keiner Verpflegung oder Anderes fordere, was ihm nicht zukommt; daß Jeder s{honend mit allem öffentlichen und

1277

Privateigenthum umgehe und keine Rathe oder Ueberlast gegen Einu- wohner ausübe, welche verdächtig oder dafür bekannt sind, zur Partei der Aufrührer zu gehören. d

er schuldig findet, zu strafen wissen. Jeder, der also der Strafe vorgreift oder sich Recht verschafft, wird nach dem Kriegsgescß zur Verantwortung gezogen werden. Dieses, Soldaten, Euch zu sagen, ist meine Pflicht. Aber ih hoffe und erwarte, Euren Namen als „tapfere Landsoldaten““ behaupten, sondern au

Eure Euch angeborne Besonnenheit und Großmuth nicht verleugnen |

werdet. ““

Ftalien. Turin, 16. Juli. (Wanderer.) Die De- putirten sind bereits Alle abgereist; es waren ge]tern nur noch we-= nige im Palais Carignan zugegen, um die Verlesung der Verta- gungs-Ordonnanz anzuhören. Selbst der Conseils-Präsident Mas- simo d’Azeglio war abwesend; er ist in die Schwcfelbäder von Acqui abgereist, nachdem er seinem Kollegen Chalvagno das Portefcuille der auswärtigen Angelegenheiten anvertraut haite. Nigra geht ebenfalls nah Acqui, jedoch nur auf kurze Zeit, weil er die 6 lionen Renten erst negoziiren muß. :

Man sagt, daß König Viktor Emanucl auf den 22, August den Lord Abercromby und mehrere andere Gesandte und Ministcr zu einer großen Jagd im Thale von Aosta eingeladen habe.

Der Kriegs um die fortwährenden Beschwerden des dortigen Muni.ipalrathes zu crledigeu. Der Hafen jener Stadt versaudet immer me Kriegsschifse gehen auf den Grundz es ist uicht blos cine Hasen-

Mari - Ministoy beate Fi Ge O 5 N und Marine - Minister begiebt sich nach Genua, | m Schluß,

Der König wird diejenigen, die |

daß Jhr nicht nur |

mehrz |

räumung nothwendig, sondern es muß auch das macadamisirte | Pflaster der großen Straße von Genua weggenommen werden, weil |

die zerriebenen Kieselsteine in Schlamm umgewandelt werden, Der dann in den Hafen geschwemmt wird. Der Minister wird seine Reise noch weiter ausdehnen. Er wird nach Spezzia gehen. Es ist dies cin ausgezeichneter Ankerplaß, woraus si leicht ein großer Kriegshafen wird machen lassen, auf der Seeseite geshüßt durch die zwei Gebirgszweige, die ihu umgeben. Man soilte sich becilen, die § Fregatten und 15 fleineren Kriegsschiffe der sardinischen Ma- rine, die in den stehenden Gewässern der „Darse ‘“ von Genua verfaulen, dorthin zu bringen. Die Natur hat für Spezzia Alles gethan. Dieser Hafen könnte einmal der Rival von Toulon und Malta werden.

Turin, 17. Juli. (Fr. B.) Der Erzbischof von Sassari, Baresini, ist wegen eines Cirkulars, worin das Geseh Siccardi ge- \{mäht und zum Ungehorsam dagegen aufgeforvert wird, zu em Monat Gefängniß und 500 Lire Geldbuße verurtheilt worden.

Die Jtalia ist vom genueser Appellhofe wegen eines Artikcls gegen ten Papst frei gesprochen.

Spanien. Madrid, 16. Juli. Die Gaceta verötfent- licht eine neue Preßverordnung, welche verbietet, uber Abwesende oder Verstorbene, ohne vorherige Erlaubniß ihrer Verwandten bis zum vierten Grade, zu schreiben.

SPVo4. O27.

Wissenschaft und Kunst, Königliches Schauspielhaus. Zum erstenmale: Im Walde. Ländliches Charakter- Gemälde in 4 Akten, mit freier Benußung einer Er- z¿áhlung der George Sand, von Charl. Birch-Pfeiffer. (Den 22. JZUUI

Germain, ein wohlhabender Bauer, seit mehreren Jahren verwittwet, beschließt auf den Rath sciner Schwiegerältern, um die Frau Katharine, wie er verwittwet und im Besiß eines hüb‘chen Vermögens, zu freien. Er begiebt sich auf den Weg nach ihrem Wohnort, cinem benachbarten Dorfe, und nimmt cin armes Mädchen seines Dorfes, welche cinen Dienst în einer Meierei antreten will, auf die Bitte der Mutter des Mädchens , ncbs sei- nem ältesten Knaben, mit sich. Die kleine Karavane verirrt sich im Walde, sie zünden Feuer an und halten Rast, Das anmuthige Wesen sciner sechzchnjährigen Begleiterin, ihre Liebe für scinen Knaben und ihr offencr, gerader Sinn gewinnen es über Germain, die romantische Umgebung regt seine Phantasie an, er vergißt scin Vorhaben und gestcht ihr scine Liebe, Aber Marie weist ihn ab unter dem Vorwand, daß er ihr zu allt sei, und dringt in ihn, daß er den Wunsch sciner Schwiegerältern erfülle. Betrübt und halb gegen scinen Willen sucht er die Wittwe auf, findet sie aber nicht nach scinem Sinn und entfernt sich. Marie wird bald nach ihrer Ankunft auf der Meicrei durch einen Verführungsversuch ihres neuen Herrn veran- laßt, den Dienst heimlich zu verlassen, irrt mit Germain's Knaben in Wald und Flur umher, bis endlich der Pächter und der Bauer sie gleichzeitig fin- den, Die Ursache ihrer Flucht wird dem Lettercn bald klar, er züchtigt jenen nachdrücklich und nimmt das Mädchen wieder mit zurück in sein hei- matlihcs Dorf, wo sie in Dienst seiner Schwiegerältern tritt, Diesen fällt die Schwermuth des unglücklichen Liebhabers auf, sie erschöpfen sich in Vermuthungen darüber , bis er endlich ein offenes Geständniß ablegt und die Einwilligung der guten Alten und den Rath erhält, noch einmal den Versuch zu machen, Marien's Herz zu gewinnen. Diese vermag jeßt nicht länger an si zu halten, und es findet sich, daß das arme Mädcheu thn {on läugst geliebt, aus Zartgefühl aber es verborgen hatte. Das ist in flüchtigen Umrissen die Sandsche Erzählung: la mare au diable. :

Diese äußerst cinfache, aber anmuthige Dorfgeschichte hat Frau Birch dramatisirt, Daß die Bühnenwirkung derjenigen der „Frau Professorin v nach Auerbach's Dichtung nicht gleichkommen fonnte, war vorauszuschen. Abgesehen davon, daß hier sih ein weit größerer Spielraum bot, das See- lenleben ländlich einfacher Menschen zu schildern, und der Dichter schon das ganze Material geliefert hatte, während die Sandsche Erzählung uur eine flüchtige Skizze is, so is auch diese durchaus französisch gedacht und gefühlt, verliert deshalb, aus ihrem heimatlichen Boden gerissen, einen Theil ihrer inneren Wahrheit. Dennoch möchten wir die Wahl der Frau Birch feine unglückliche und ihr Verfahren damit cin recht geschicktes nennen, Es wird uns cine Reihe von Situationen gegeben, die der Natur nicht allzu- fern stehen, und von denen cinige das Gemüth befricdigen, ja rühren.

Aus dem 28jährigen Germain is der 36jährige Cölestin geworden, aus der Katharine zu Fourches die Margarethe zu Rohrdorf. Der heftige Auf- tritt der beiden Männer findet im französishen Original im Walde statt, in der deutschen Bearbeitung vor den versammelten rohrdorfer Bauern, un- ter welhe der Pächter mit einer großen Peitsche tritt, um die Entlaufene zu züchtigen, der cr cinen Diebstahl schuld giebt. Das Plaidoyer, welches Frau Birch der armen Magd in den Mund legt, wovon im Original keine Spur, is der Art, daß man es einem französischen Autor weit eher z1u- trauen föunte und es hier durchaus nicht angebracht scheint. Ob Cölestin, cine kräftige deutsche Bauernatur von 36 Jahren, mehr Ursache hatte, sei- nem Schmerz durch wiederholtes Weinen Luft zu- machen, als sein 28jäh- riger französischer Urvater, und ob diese Thränen auf Rechnung des Schau- +«spielers oder der Bearbeiterin kommen , mag dahingestellt sein, zur Zierde gereichen sie dem Stücke nicht, ebensowenig als manche kleine Verstöße ge- gen gegen die Situation, oft nur durch cin Wort veranlaßt. Endlich ließe sich dem Stücke noch mchr Kürze wünschen : für cinen haiben Theaterabend wäi1e es eben hinreihend gewesen. j :

Unter die wohlberechneten dramatischen Zuthaten der Frau Birch reh nen wir vorzüglich die ín der Exposition gegebene Andeutung, daß Marien der {muckc Bauer durchaus nicht gleichgültig is, Nach dem ersten Ein- druck wollen wir nicht entscheiden, "9b “hier nicht no ch mehr hätte gesche- hen können, um dem Mädchen die volle Theiluahme des Zuschauers zu sichern, zumal der Vorwurf eines zu leisen Stcichs den Zeichnungen der Frau Birch-Pfeiffer bisher wohl nur selten gemacht werden konnte, BViel- leiht könnte Madame Hoppé, deren vortxessliche Darstellung der Marie übrigens allen Dank verdient , hier nachhelsen , indem sie die hier und da

' wenn au uur auf einen Moment , auftauchenden , absolut kalten Ton- | wandlungen gänzlich vermiede und den Shleier, den Zartgefühl und Ehr-

barkeit über Mariens innerste Empfindung zichen, etwas durchsichtiger hält. Namentlich gilt díes für die Scene im Walde, Jhre legten Worte: „Hast Du es denn nit {on längst errathen, daß ih Dich liebe?“ dürfen nur den Geliebten, nicht den Dietétaes überraschen,

Herr Hendrichs war ein nicht minder trefsliher Cölestin und trug wescntlich zu dem guten Erfolg des Ganzen bei. Namentlich is cs zu rühmen, daß er der Fülle von Licbe und der entschlossenen Resignation des biederen Landmannes einen so s{lihten, ungekünstelten und doch poetischen Ausdruck zu geben wußte. An Reiz nicht verlieren und an Eiuheit gewin- nen würde scine Schilderung nah unserem Gefühle, wenn der Künstler der Bewegung mindere Breite gestattete, Das halb athemlose Stammeln der Leidenschaft z. B. dürfte besser für die selteneren Momente der tiefsten Be- wegung aufgespart werden, Als Cölestin im Walde zum lehtenmale alle seine Beredsamkeit aufbietet , Marien's Herz zu erweichen, möchte wohl, wenn anders hier und in dieser Weise der verstorbenen Gaitif gedacht werden soll, die betreffende Stelle wenigstens in Ton und Tempo eine Ver- änderung vom Darsteller erheischen. l

Auch die Personen in zweiter Neihe: Martin , Regine, der Pächter, Margarcthe, Leonhard, Martha, waren durhaus angemessen vertreten in den Herren und Damen Döring, Birch-Pfeiffer, Franz, Fr. von Lavallade, Jerrmann und Werner. Die kleine Klara Bethge sprach zicmlih deutlich und mit aumuthiger Keckheit. Ueberhaupt war die ganze Aufführung eine gute. Die beiden Hauptspieler , Herr Hendrichs und Frau Hopp é, wurden mehrfah gerufen, auch Frau von Lavallade

Eiseubahu : Verkehr. Glücfstadt:- Elmshorner Eisenbahn.

Jn dem vorjährigen Geschäfts!= Berichte „ist bercits mitgetheilt worden, was bis dahin zur Regulirung der finanziellen Verhältnisse der Gesellschaft geshehen war, daß von der Landes Regierung eine Anleihe vou 25,000 Mark, von der Kommune der Stadt Glücfstadt cine Anleihe von 40,000 Mark zugesichert und außerdem mit ver= schicdenen Privaten eine Anleihe von 35,000 Mark kontrahirt war. Die Landes - Regierung hat in Betreff der aus der Landes= Kasse zugesicherten Anleihe die von der Direction vorge= \chlagencn Bedingungen bewilligt und den Betrag der An= leihe mit 25,000 Mark au die Kasse der Gesellschaft auszahlen lassen. Die Verhandlungen mit der Kommune der Stadt Glücfstadt über die zugesiherte Anleihe von 40,000 Mrk. haben sich indeß zerschlagen, da die Direction auf die von den städtischen Kollegien gestellten Bedingungen nicht eingehen konnte. Diese Summe ist darauf von der Altona - Kieler Eisenbahn - Gesellschaft auf halbjährige Kündigung angeliehen und die Direction so in den Stand geseht worden, die noch unberichtigt gebliebenen Entschädi- gungsgelder, sv wie die von der Direction der Glüdfstadt-Heider Eisen= bahngesellshast und einigen Privaten gekündigten Anleihen, berichtigen zu können. Nachdem aus den Betriebseinnahmen im Jahre 1848 die Summe von 4500 Mrk., im Jahre 1849 die Summe von 6186 Mrk. 8 Sch. auf die Kapitalschulden abgezahlt worden und nächstens weitere 3000 Mrk. berichtigt werden , dann also zusam= men 13,686 Mrk. 8 Séh. abgetragen sind, betragen die Kapital=- \c{hulden der Glücfstadt-Elmshorner Eisenbahngesellschaft, welche mit Rücksicht auf die uoh nicht realisirten 350 Stück Actien der Ge-= sellschaft negozirt sind, noch 108,000 Mrk. ; von dieser Summe sind unter Verpfändung der Eisenbahn in erster und gleicher Priorität fis zu 120,000 Yiark angeliehen: von der Landesregierung a 4 % 25,000 Mark ; von der Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft a 5 % 10,000 Mark und von Privaten a 4 % und 5 % 43,000 Mark, zusammen 108,000 Mark. Durch die kontrahirten Anleihen ist die Direction in den Stand geseßt worden, die noch rückständig geblie- benen Entshädigungsgelder zu berichtigen, so daß jeßt alle durch den Bau der Bahn entstandenen Ausgaben bezahlt sind und die Bamechnung jebt abgeschlossen ist, Nach dieser Rechnung belau- fen sch die ¡Kosten des Banes der Bahn auf 1,121,014 Mark 4 Sch. 9 Pf, und zwar sind ausgegeben: Für Erd - und Planir-Arbeiten 101,524 Mrk. 4 Sch. 9 Pf., für Ex- propriations- und Entschädigungskosten 303,542 Mrk. 12 S.

6 Pf., für Brücken und Durchlässe 53,098 Mrk. 11 Sch. 3 Pf.,

für den Oberbau 289,235 Mrk. 7 Sch. 3 Pf., für Einfriedigun= gen, Wegekreuzungen 2c. 22,186 Mrk. 10 Sch., sür den Bahnhof in Glückstadt, die Gebäude auf den Anhaltspunkten und die Wär- terwohnungen 191,143 Mrk. 9 Pf., für die Vorrichtungen zur Verbindung des Hafens mit dem Bahnhofe, Rhin - und Fleth- brüde, nebst Pferdebahn 59,837 Mrk. 6 Pf., für die Kosten zur Bildung der Gesellschaft 9450 Mrk. 14 Sch. 6 Pf., für die Ver= messung und Veranschlagung 1953 Mik. 13 Sch. , für die Direc= tions- und die Verwaltungskosten 10,942 Mrk. 9 Sch. 6 Pf., für die Bauführung und Aufsicht, Gehalte des bauführenden Jnge- nieurs und Gehülfen, Büreaukosten 19,781 Mrk. 2 Sch., für die Druck- und Jnsertionskosten , Diäten und Reisekosten 13,485 Mrk. 5 Sw. , für Zinsen für das Baukapital und für Anleihen 22,373, Mrk. 8 Sch., für diverse Kosten außer den speziellen Kostenan- {lägen 22,456 Mrk. 1 Sch. 9 Pf. , zusammen 1,121,011 Mrk. 4 Sh. 9 Pf.

Abschluß der Baurechnung in der Zeit vom 1. April 1849 bis 1. April 1850, Einnahme : Laut der vorjährigen Rechnung betrug die Einnahme 1,098,243 Mrk. 1 Sch. 9 Pf., aus der Landeskasse sind zur Bezahlung der Entschädigungsgelder augelichen 25,000 Mk. Zusammen 1,123,243 Mk. 1 Sch. 3 Pf. Ausgabe: Laut vorjäh riger Rechnung betrugen die Ausgaben 1,098,193 Mk. 9 Pf. An Entschädigungsgeldern sind bezahlt 22,818 Mk. 4 Sch., der Kassen= behalt von 2231 Mk. ist in die Betriebsrehnung übertragen. Summa 1,123,243 Mk. 1 Sch. 3 Pf. i;

Was den Betrieb anbelangt, so wurden im Jahre 1849 an Personen befördert : in Aster Wagenklasse 68, in 2ter 5644 und in Zter Klasse 47,883, zusammen 53,999 Personen. Außerdem sind von und nah den Anhaltepunkten Herzhore und Siethwende an Personen befördert: 18,694, Zusammen 72,244 Personen. Jn dom vorjährigen Geschäftsberiht wurde bereits bemerkt, daß eine Erhöhung der Personen - Fahrtaxe für die 3te Wagenklasse bei der Landesregierung nachgesucht und von derselben bewilligt sei, und daß diese erhöhte Personen - Fahrtaxe vom 1. Mai des verflossenen Jahres au zur Ausführung kommen werde. Durch diese nur für acht Monate des verflossenen Jahres eingetretene Erhöhung der Personen-Fahrtaxe ist die Einnahme der Bahn für den Perfonen- Verkchr um 4101 Mrk. 13[Sh. vermehrt worden, obgleich im ver- flossenen Jahre die Zahl der in der dritten Wagenklasse von und nach Elmshorn beförderten Personen etwas weniger betragen hat. m Jahre 1848 sind nämlih 48,109 Personen, im verslossenen Jahre aber nur 47,883 in der dritten Wagenklasse befördert worden. Auch ist die Frequenz von und nah den Anhaltepunk-= ten in dem leßten Jahre geringer, wie in den vorhergehenden Jah- ren gewesen. Die Direction hat sih auch in Uebereinstimmung mit dem Ausschusse der Gesellschaft veranlaßt gefunden, bei der Landes- regierung eine Erhöhung des Gütertarifs für die Wintermonate zu beantragen, da der Verkehr, der gewöhnlich im Winter, wenn der Eisgang ‘auf der Elbe die Fahrt der Schiffe nah Hamburg verhindert, auf die Eisenbahn fällt, für ‘die Gesellschast gber