1850 / 205 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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tillerie und Kavallerie in die Linie. Die Kavallerie wurde von der 12pfündigen {leswig-holsteinischen Granat-Batterie mit Shrap- nels mit solcher Wirkung beschossen, daß sie sogleich retirirte. Ei- ner dänischen Batterie war währenddeß nur ein Zug von zwei Ka- nonen entgegenzustéllen, ‘und obgleich diese unter heftigem feindlichen Feuer sich von Position zu Position zurüdczog, so verlor sie do nur einen Mann als {wer verwundet. Nach mehrstündigein Kampfe sollte das 3te Jäger-Corps vom 15ten Jufanterie-Bataillon abgelöst werden ; es ging nux mit Unlust aus der Linie, kochte eben außer Shußweite {nell ab und eilte wieder in den Kampf. Das 15te Bataillon machte wiederholte Bajonett-Angriffe, um den Feind aus einem Gehölze zu vertreiben, indeß vergeblich. Beide Corps haben ziemlich viele Vet- wundete und Todtez von dem 1, Bataillon wurde der Hauptmann Ohlsen | verwundet eingebraht, Zu gleicher Zeit drangen die Dänen wie- | der vom Westen mit großer Anstrengung vor und erreichten selbst | das Dorf Jübeck. Hier wurde der Kampf stehend und heftig, Des | sonders zwischen der Artillerie, deren Donner man gegen den Wind deutlich in der Stadt vernahm, Nach dem Pulverdampfe zu ur- theilen, zieht sich der Feind auf diesem Punkte zurück. Die ganze âte Brigade steht noch mit dem Gewehr im Arm und harrt unge- duldig des Kampfes. Wahrscheinlich ift der heutige Kampf nur ein Vorspiel zum morgenden, denn noch stehen die Dänen weit außer den eigentlihen festen Linien der Sthleswig - Holsteiner. Es wer-_ den fortwährend Verwundete eingebraht , auh sind hon Gesan- gene angekommen. : 2 Ge Abends 9 Uhr. Während des Nathmittags is es ziemlich scharf hergegangen. Zuerst versuchte der Oberst Gerhard, der die Avantgarde kommandirte, das Poppholz wieder zu gewinnen, das- selbe wurde aber von den Dänen behauptet. Zwei Dffiziere sollen dort gefallen sein. Unterdessen griffen die Dänen die Vorposten am linken Flügel bei Buchholz mit verstärkter Macht an, und dem Plane gemáß zogen dieselben sich allmälig, Schritt für Schritt sich vertheidigend, zurück, bis sie nah Gammellund kamen, welches die zweite Position des linken Flügels bildet. Hier mahten sie herzhaften Stand gegen eine überlegene Mat , bis der General Willisen - selbs mit Verstärlung zu ihnen eilte, Die Kanonade

dauerte an diesem Punkte bis etwas nah 8 Uhr, ohne daß es den Díánen gelang, weiter vorzudringen.

Schleswig, 25. Juli. Seit 3 Uhr heute Morgen hat der Kamyf von Neuem begonnen. Heftige Kanonenschläge wurdeu noch immer vernommen. Seit 52 Uhr is die Stadt in Bewegung. Ein mächtiger Regen fließt vom Himmel. Das 12te Bataillon steht im Feuer. Doch nicht blos zwischen Jdstedt und dem Holze bei Helligbeck \chlägt man sih, sondern auch westwärts bei Jübeld, wie gesternz jeßt namentlich an dem rechten Flügel, wo das Dorf Tolk abgebrannt sein soll. Wir kehrten um 10 Uhr gestern Abend von den Spiben unseres Heeres auf der Heide von Idstedt und von dem gedachten Holze zurück, Die Wachfeuer der Dänen leuch- teten von dem Holze herüber, eine Viertelstunde von da. Hier waren das 1ste und 15te Bataillon und das 3te Jäger - Corps den ganzen Tag im Feuer gewesen. Zuleßt soll das Bte Bataillon herangezogen -sein. Wir haben manche Verwundete, be- klagen einige Todte; der Verlust der Dänen soll indessen größer gewesen sein, weil ihre Vorpostenkette, doppelt so stark als die unsrige, treffbarer war. Der Feind, obwohl in großer Stärke, war aber aus dem Holze nicht herauszubringen. Wenn die Dänen dasselbe verließen, kamen fie nur bis an die Hügelreihe, während die Unsrigen auf der nackten Haide und der flachen Ebene standen. Die S(hleswig-Holsteiner sind nicht zu halten gewesen. Sie woll-

ten sich nicht zurückziehen, obwohl die sie unterstüßende Artillerie, die

sehr verheerend für die Dänen gewejen sein soll, dies gegen Abend that. Wir hatten, sagten mir Einzelne, alle unsere Kugeln verschossen, da mußten wir uns wohl zurückziehen. Wir haben uns— im ersten Batail lon zuleßt theilweise selbst geführt und Feuer kommandirt, weil unsere Offiziere theilweise verwundet worden sind. Der Haupt= mann soll {wer verwundet sein, Während wir anwesend waren, wurde Schleswig - Holsteia gespielt und den Einwohnern der Stadt Schleswig mehr als ein Hoch dargebraht. Der Muth der Unsrigen übersteigt jede Beschreibung, allein die Anzahl der Feinde ist sehr, sehr groß. Mehrmals hieß es, das große Wirths- haus Helligbeck sei von den Dänen angezündet: hinter den Steinwällen daselbst hatte am Morgen der Kampf lange ge- dauert. Es soll aber nicht der Fall scinz zwei kleine Kathen sind aber abgebrannt, so wie ein Kornfcld von ihnen in Brand geschossen oder angezündet worden ist. Ein Spion, der gestern Abend eingefangen ward, soll gesagt haben, daß die Dánen 60 Spione ausgesandt hätten und daß es ihre Absicht ge= wesen sei was auch vermuthet ward hon am Sonntage an- zugreifen. Sie hatten die Positionen erfahren und cs deshalb der Zeit unterlassen. Auf dem linken Flügel ist das Gefecht sehr hef- tig gewesen; hier sind die Dänen zurückgedrängt. Unsere Bürger fuhren mit Lebensmitteln und Erfrishungen zur Stärkung unserer Tapferen nach den verschiedenen Positionen hinaus, so auch wieder in diesem Augenblicke. So eben vernehmen wir, daß doch das Dorf Tolk auf dem rechten Flügel abgebrannt ist. Die Unsrigen fämpfen unverzagt, aber sehr groß soll die Anzahl der Dänen sein ; Gefangene werden eingebraht. Die Unsrigen haben das Schlacht- feld behauptet; die Dänen retiriren.

(87 Uhr.) Die Dänen sollen aus dem idsledter Holze und “u Wedelspang zurügeschlagen sein. Gefangene werden einge- ratht. î

Cin Extrablait. der Bör. H. enthält ferner folgende aus führlichere Mittheilungen über den Rückzug der s{leswig-hoistein- {hen Armee und deu Einzug der Dänen in Schleswig :

„Nach einem beispiellos blutigen, gegen elf Stunden anhalten- den Kampfe bei Schleswig hat sich gestern Nachmittag die schles- wig-holsteinishe Armee, die mit bewundernswerther Tapferkeit und Ausdauer kämpfte, vor der großen Uebermacht der Dänen, welche immer neue Bataillone ins Gefecht zu führen im Stande waren, zurückziehen und dem Feinde ‘die Stadt Schleswig überlassen müs=- sen, Sie hat ihren Rückzug, ohne von den Dänen verfolgt zu wer- den, in guter Orduung bewerkstelligt und steht jebt konzentrirt bei Sehstedt auf schleswigschei Gebiete. Wir geben nachstehend der

Reihenfolge nach die Berichte, die uns über den Verlauf der Schlacht zugefommen sind.

Swhleswig, 25. Juli. Heute Morgen 3 Uhr hat di l Gs “O gegen 3 Uhr hat die VetSa Mets t mit einem Angriffe Loe vaüllder Seite“ auf den

i igeln der s{leswig-holsteinishen Armee angefangen. Es

gelang den Dänen anfänglich nicht, weit vorzukom ; ¡ y , e! men; nach eini-

S Did geeannen sie mehr Boden äuf vem linken Flügel, eínen muthi es even versuchten; sie wurden aber sehr bald dur änzlich f E } der dort aufgestellten Jäger und Infanterie gänzli e gedrängt und weit zurückgetrieben, V vaß sie sich auf diesem Punkte nit wieder sammelten. Am reten Flügel aber wurden sie fräftig empfangen, und es wurde ihnen unmöglich, nur e Fuß festen PLL zu dewttrmen. Nachdem nun das efecht

‘zwi}chen deu n zwei oder drei Stun! : rien die Dánen das i Stunden gedauert hatte,

| in dánishe Uniformen gekleidet, | dabei. Von dem Generalstabe der \chleswig - holsteinischen Armee

entrum längs ver Chaussee nach Flensburg

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an, mit Infanterie, Kavallerie und Artillerie zuglei: die leichte 7

\{leswig-holsteinische Jufanterie zog- sich hinter die Haupt-Position bei Idstedt Krug zurück und die äánrückenden Dänen wurden von den Schanzen aus mit einem Hagel von Kanonenkugeln empfan= gen, welcher sie ziemlih bgld zwang, sich zurückzuziehen; die Holsteiner rückten im Centrum wieder vor, und zwar so lebhaft, daß die Dánen bald ganz nach Poppholz zurückweichen mußten. Zwei- mal geschah das nämliche Manöver, zweimal griffen die Dänen die Hauptposition am rechten Flügel und im Centrum von neuem an. Am linken Flügel dauerte nur noch das Tirailleurfeuer fort. Schon hatte dieser Kampf gegen 8 Stunden gedauert, und zwischen 10 und 11 Uhr schien es sicher, daß er nur einen glücklichen Ausgang werde haben können. Gerade in diesem Augenblicke wurde man aber gewahr, daß der Dáne alle seine Kräfte sammelte, um einen Haupt-Angriff gegen das Centrum und den reten Flügel zu ver- suchen. Von der“ Anhöhe, wo ih stand, konute man deutlich die ganze dänische Linie aus dem Poppholz herausdebouchiren und sich in voller Linie den Schleswig=Holsteinern gegenüber aufstellen sehn. Mehrere neue Batterieen wurden von dämscher Seite aufgefah- ren, und man konnte deutlich schen, daß die Truppen, die schon im Gefechte gewesen waren, "durch frische abgelöst wurden. Der kommandirende General Willisen ließ seine Reserve-Batterieen auch auffahren, die Kavallerie, die zum Theil noch gar nicht gebraucht war, wurde auch herbeigezogen, um dem Feind zu begegnen, und gegen 11 Uhr begann ein furchtbarer Kanonenddnuer von beiden Seiten, welcher von den Schleswig=-Holsteinern, obgleich die Ge- shübße ihrer Feinde größer und viel zahlreicher waren, -mit vieler Ausdauer drittehalb Stunden lang ausgehalten wurde. Einzelne Beweise von Muth wurden gezeigt, die wirklih unerhört waren. Eine kleine Feldbatterie von 12-Pfündern fuhr mitten dur das feindlihe Feuer, stellte sich in halber Distance auf und begrüßte die Dánen' auf eine höchst unangenehme Weise, mußte sich aber nach kurzer Zeit sehr {nell aus dem Staube machen, um einer Kaval- lerié-Afttake zu entgehen. Der große Muth der ganzen Armee half aber nichts gegen eine solche Uebermacht, wie die Dänen jebt ins Feld brachten, es fehlte auch theilweise an Munition. Gegen zwei Uhr rúdten die Dánen weiter vor und da ih mich etwas zurückziehen mußte, fonnte ih nicht mehr sehen, was geschah. Kurz darauf aber sah man einzelne Soldaten die Chaussee nah Schleswig entlang lau- fen und der Ausgang der dénischen Attake wurde klar. Den ein

zelnen Soldaten folgten bald größere Massen, und man hörte jeßt die traurige Nachricht, daß die Dänen das Centrum durchbrochen hätten. Unter solchen Umständen war wohl nichts Anderes möglich, als ein Rückzug, der au erfolgte. General Willisen gab die nöthi

gen Befehle und die kleine brave Armee sah sich genöthigt, das Schlacht

feld zu verlassen. General Willisen war unter den Leßten, die dasselbe verließen. Der Rückzug geschah mit Ordnung und-Ruhe. von der Tann deckte denselben mit mehreren Bataillonen; die Dänen aber {ienen zu müde oder zu träge, ihren Vortheil zu vergrößern, denn ste verfolgten niht. General Willisen ritt vom Schloß Gottorff gegen 5 Uhr wegz mit Bestimmtheit aber kann ich nicht sagen, wohin das Hauptquartier verlegt wurde, denn einzelne Bataillone erhielten Befehl, auf den Feldern längs der Chaussee nach CEckernförde bci Fahrdorf zu bivouakiren, antere aber wurden nach Rendsburg be

ordert. Die Schlacht bei Jdstedt wird gewiß einen blutigen Rang in dexr Geschichte behaupten; von beiden Seiten waren dic Verluste ungeheuer groß; die Dänen werden aber mehr gelitten haben, als

| die Schleswig-Holsteiner, sonst würden sie mit ihrer großen Ueber-

macht nicht auf dem Schlachtfelde stehen geblieben sein, Sie müssen

| niht weniger wie 45 90,000 Mann gehabt haben, der

Aussage der Gefangenen nah, die, - ungefähr 400 an der

| Zahl, zuerst nach Schleswig und dann nah Rendsburg gebracht

Unter ihnen sollen auch Schweden und Norweger sein, Zwanzig - Offiziere sind auch

wurden.

ist dem Vernehmen nach kein Einziger verwundet. General Bau- dissin ist ziemlich stark an der rechten Schulter verwundet. Von den anderen Offizieren sollen sehr. viele gefallen sein. Ein Batail= lon Schüßen hat nur zwei Offiziere am Leben und ungefähr 400 Mann. Andere Bataillone haben auch sehr gelitten. Von der Artillerie is nur eine Kanone verloren gegangen. (— Der Rüd- zug geschah theilweise über Schleswig und theilweise über Mis- sunde. Die Dänen rückten gegen neun oder zehn Uhr in Schles= wig ein. Eckernförde soll: over ist schon aufgegeben, denn schon am Abend wurden die Kanonen abgefahren und die Schanzen ab= getragen.)

Schleswig, 25. Juli, Morgens 10 Uhr. Vom frühen Mor= gen an heftiger Kanonendonner im Norden und Nordosten, wie wir selbst gehört haben, von 42 Uhr, wie man sagt, {hon von 2 Uhr an, zwischen 5 und 7 Uhr bei starkem Regen. Seit etwa ® Uhr ist der Kanonendonner verstummt, wenigstens hier niht mehr zu hóren. Ueber den bisherigen Gang des Gefechts erfahren wir Fol- gendes: Die Dänen hatten gestern Nachmittag den Uebergang über die Trene bei Sollbrucke (Kirchspiels Jörl , Gegend von Hunding und Esperstoft) zu forciren, also die diesscitige Stellung im Westen

| zu umgehen gesucht, waren aber zurüdgeschlagen worden, Nachdem

unsere Armce, gleichwie vermuthlich auch die feindliche, nun die Nacht bivouakirt, is heute Morgen haupt\ächlich unser rechter Flü- gel in der Gegend von Welspang angegriffen, also eine Umgehung der diesseitigen Stellung im Osten versucht worden. Das Gefecht muß hier sehr heiß gewesen sein. Denn es sind von dieser Seite her Verwundete von vielen unserer Bataillone nach der Stadt ge- braht worden, vom S5ten, 6ten, 7ten, 9ten, 10ten, 12ten und 14ten Infanterie-, vom 2ten und Iten Jáger-Bataillon, Auch zahlreihe Ge- fangene sind eingebracht worden, Jäger und Infanteristen. Am härtesten ist es wohl hergegangen bei Unter-Stolck, nördlich vom Langsee. Hier haben die Feinde alle Waffengattungen im Feuer gehabt, von Ka-

| vallerie sowohl Husaren als Dragoner. Eine feindliche Dragoner-=

Esfadron, welche sih verirrt hatte, ist abgeschnitten und, wie «s scheint, aufgerieben worden. So erzáhlten Gefangene von dieser Waffengattung. Im Dorfe Jdstedt sind mehrere Bauernhäuser in Flammen aufgegangen. Die Nachrichten von unserem rechten Flügel [auten insgesammt uur günstig, wie au das Gefecht si hier of fenbar immer weiter entfernt. Verwundete, Gefangene und Be- gleiter werden auf der Straße verpflegt, es ist ein rührender An- blidck. 102 Uhr. So eben hören wir, daß sich jeßt auch aus un- serem linken Flügel ein hartnäcktiger Kampf entspounen hat, Ent-

| fernte Kanonade, Von Osten her passirt wiederum ein starker Zug | von Gefangenen, wenigstens ein paar Hundert.

Man sagt, die ganze dänische Kette sei gefangen genommen und die feindliche Ar- tillerie stecke im Moor, wie wir denn auch bereits Jäger auf ge-

| nommenen Artilleriepferden haben vorüberreiten sehen.

Aus vem südlihen Schleswig, 25. Juli, Abends. Der Ausgang des Tages hat leider nicht dém glücklichen Anfange ent-

| prochen; die Schleswig - Holsteiner sind im heutigen Kampfe der

feindlihen Uebermacht. erlegen. Als wir heute Vormittag unser Schreiben an Sie abgesandt hatten, welches hauptsächlih Nachrich- ten über den Stand der Sachen auf dem rechten Flügel enthielt, wollten wir“uns nah der Gegend von Jdstedt zum Centrum hin-

begeben. Unterweges gingen uns aber bedenkliche Nachrichten über den linken Flügel zu, Es hieß zwar, daß das Gefeht au hier günstig stehe, der linke Flügel war aber doch bedeutend zurückge- wichen, die Trenelinie längst aufgegeben und s{hou am Morgen der Brigadier Graf von Baudissin verwundet worden. Die hier- durch hervorgerufenen Befürchtungen vermehrte noch der Um- staud, daß sich nit blos vom Nordwesten, sondern auch ganz von Westen her Kanonenschüsse hören ließen. Wir wurden dadurch veranlaßt , die leßtere Richtung einzuschlagen, und erfuhren bald, daß die Feinve sich im Westen unserer Stellung ganz nah Süden heruntergezogen hatten, so daß bereits in der Nähe des Dorfes Schubye gekämpft wurde. Es war dies offenbar ein sehr gewagtes Manöver der Dänen. Denn wenn unser Centrum vorzudringen und zu siegen vermochte, so konnte dasselbe durch eine Schwenkung nach links die westlich vorgeschobenen Truppen abschneiden ; wenn dagegen der Feiud das diesseitige Centrum zu bewältigeu vermochte, so fonnten die vorgeschobenen Truppen das Gros der shles

wig - holsteinschen Armee in die Flanke nehmen und selbst den Rückzug gefährden. Das gedachte Manöver seßte daher an

scheinend voraus, daß die- Dänen ihrer Sache im Centrum sehr sicher seicn. Der bedröhte Punkt bei Scchubye wurde indeß durch Vorführung von Artillerie geschüßt und das Gefecht auch hier zum Stehen gebracht. Juzwischen wurde sowohl im Centrum als auf dem reten Flügel fortgekämpst, hier behaup- teten unsere Truppen lange Zeit die Linie des Langsee und den Paß bei Welspang, Jm Centrum ließ sich fortwährend heftige Kanonade und Kleingewehrfeuer hören, ohne daß der Feind Ter- rain gewann. Gegen 2 Uhr Nachmittags gelang es den Dänen aber, das idstedter Gehölz durch einen Bajonett =Angriff zu neh

men. Es soll dies durch den Umstand möglih geworden sein, daß unserer dort postirten Artillerie momentan die Munition ausgegan- gen war. Von diesem Augenblick an hielt Ihr Referent die Séhlacht für verloren, Denn es war durch die Wegnahme des erwähnten Ge- hölzes, welches nah Westen an die schleswig-flensburger Chaussee und nach Osten zu an den Langsee gränzt, die diesseitige Stellung völlig durch- brochen nnd, soweit ein Laie das zu beurtheilen vermag, namenllih der Uebergang über den Langsee bei Güldenholm nicht mehr zu halten. Es wurde jeßt auch ein Theil des Trains nah der Stadt zurüdck= gebracht und das Gefecht näherte sich ersichtlich, indem der Kampf sich von neuem bei dem Haide-Dörfchen Katt und Hund ent

spann, Jhr Referent verließ nunmehr die Stadt und sah nur noc, daß ein Theil des 1sten \{hleswig=-holsteinischen Jäger-Corps nebst einigen Kanonen an der Südseite der Schlei (östlich vom hadde- byer Damm, auf der loopstedter Höhe) Posto faßte. Später uns zugegangenen Nachrichten zufolge soll der Feind um 5 Uhr eine kleine halbe Meile von der Stadt entfernt gewesen, damals aber ein noch

maliger Angriff unsererseits vorbereitet worden sein. Daß die Dánen noch vor Abend die Stadt erreicht haben, vermuthen wir, obschon es von Manchen bezweifelt wird. Ferner erfahren wir noch, daß die Chaus- see von Schleswig nah Rendsburg durch Artillerie ge{hüßt ist, und dürfte daher die aunfänglich von uns gehegte esorgniß, daß das westlih vorgeshobeñe feindlihe Corps die Armee von der Rückzugs

linie auf die Festung nah Osten hin abdrängen köunte, gehoben sein. Unser rechter Flügel wird sich auf Missunde zurückgezogen haben, Die heutige Séblacht ist wohl noch blutiger gewesen, als

. die bei Fridericia am 6. Juli v. J. Wir haben viele Offiziere

verloren, auch mehrere Aerzte haben ihr Leben eingebüßt. Der Ver- lust des Tages is der feindlichen Uebermacht zuzuschreiben. Unsere Truppen haben schr brav gefochten, aber -auch die Dänen haben si tapfer geschlagen. Wenn beide Theile tapfer und gut geführt sind, so muß der Mehrzahl der Sieg zufallen. Die Dänen mögen ctwa 38,000, unsere Armee 28,000 Mann stark gewesen sein. In den Reihen der Feinde sollen sich viele Schweden und selbst Russen be- funden haben, do können wir das nicht verbürgen.

Schleswig, 25. Juli. Ein surchtbarer Kampf besteht seit heute Morgenz um 3 Uhr begann die Kanonade und dauert jeßt noch, wenigstens auf dem linken Flügel, in der Gegend “von Lühr- chau fort. Viele von den Schleswig=-Holsteinern sind leider geblie- ven oder verwundet, doch viel mehr Dänen, namentli soll das Moor ín der Gegend von Lusbusch von Dänen ganz voll liegen, auch viel dänische Kavallerie festgerathen sein. Jeßt, 12 Uhr Mit- tags, wird der Dáne verfolgt , indem so eben sämmtliche Bagage des General - KommandDo?s, welde heute Morgen hier eingebracht war, in nördlicher Richtung weiter zum Heere zurüdckgescha}t wird, An dänischen Gefangenen sind jeßt gegen 300 Mann eingebracht, voh sollen auch mehrere von Unseren in der ersten Zeit, namentlich Verwundete, gefangen genommen sein. General Willisen komman- virt das Centrum, von der Tann den linken Flügel und, wie man sagt, von der Horst den rechten Flügel. So eben kommen noch ca. 50 dänische Gefangene, von der Tann soll, dem Vernehmen nach, den rechten Flügel der Dänen bereits durchbrochen haben.

Altona, 26, Zuli. Nachdem der Kampf bei Schleswig bis gestern Mittag gewüthekt, mußten die Schleswig - Holsteiner 1hren (geordneten) Rückzug antreten. Die Dänen sind gestern Abend zwischen 8 und 9 Uhr "in die Stadt Schleswig eingerückt. Die Schleswig- Holsteiner konzentrirten sich um Scehstedt. Gegen Mit- tag ging der \ch!eswig-holsteinishen 12pfündigen Batterie die Mu= nition aus, und in Folge dessen wurde das Centrum durchbrochen. Die Schanzen von Eckernförde sollen desarmirt werden. Zwei, oder drei Bataillone und größere Dragoner-Abtheilungen zogen vorige Nacht in Rendsburg ein, sollen aber heute um 10 Uhr Morgens wieder nordwärts rücken, Gestern Abend wurden etwa 400 dä- nishe Gefangene in Rendsburg eingebracht, Unter diesen waren auch zwei höhere dänische Offiziere, von denen der eine angeblich Oberst Baggesen. Alle s{leswig =- holsteinishen Bataillone waren im Feuer, das 415te stand vorgestern den ganzen Tag im Feuer. Munition und Magazine sind auf dem Rückzuge gerettet.

Kiel, 26. Juli, 7 Uhr Morgens. Der rechte glügel hat si gestern Nachmittag auf Befehl von Schleswig auf Missunde zurück=- gezogen und stand gestern Abend 141 uhr zum Theil diesseits Missunde; ein Bataillon (das bte) in Brodersbj, im Bivouak, Er hatte den Tag über heftige, aber uur glücklihe Gefechte gehabt. Der Geist der Truppen war vortrefflich, ihr Verlust nicht stark.

Kiel, 26. Juli, -Da die Post nach dem Norden so eben un- bestellt zurüdfehrt, werden die Dänen jeßt die Stadt Schleswig beseht haben, Die Uebermacht der Dänen ist ganz auffallend ge- wesen, und man hat Gefangene gemacht, mit welchen man sich nicht hat verständigen können; ob es Schweden oder Russen gewesen, weiß inan noch nitz daß wieder Schweden in der dänischen Armee befindlich sind, ist gewiß. Ob die Flotte, welhe vor der Shlei= Mündung liegt, eine englische oder russische ist, weiß man auch noch nit; eine ganz neu hinzugekommene ist, es gewiß, es wird. aber wohl die von den Dänen angekündigte zweite Abtheilung der russi= schen sein. Aus- früheren dänischen Berichten wird man sih erin- nern, daß. die russische Flotte 6— 8000 Mann Landtruppen . am Bord haben. sollte; ih glaube, wir können mit Recht sagen, Ruß=- land hat auch Schleswig-Holstein besiegt.

Kiel, 25. Juli. Der amtliche Bericht aus dem Hauptquar= tier über das Treffen vom Msten d, M., meldet Folgendes: (He=- stern Mittag engagirte sich ein ziemlich lebhaftes Gefecht der Avant- garde bei Helligbek und am linken Flügel bei Sollbroe. Die Dâ- nen griffen mit ihrer Avantgarde an und wurden vom 3ten Jäger- Corps bis Stenderup zurückgeworfen, Heltigbek ‘wurde von den Unsrigen unter Oberst Gerhard behauptet, Auf dem linken Flügel haben 100 Jäger den Uebergang über die Trene bei Sollbroe meh- rere Stunden lang gegen drei dänische Bataillone vertheidigt. Sie wurden zurückgeworfen, doch wurde gestern Abend nach einem glän= zenden Gefecht, in welchem der General Willisen selbst kommandirte, der Uebergang über die Trene bei Sollbroe wieder gewonnen,

Auch die Avantgarde unter Oberst Gerhard hatte, in heftigem Kampf um den Besiß des Elmholzes, Helligbek, nachdem cs {hon einma! verloren war, wieder genommen. Eîue zu hartnäckige Ber= theidigung von Helligbek, einem weit vorliegenden Punkt mit un- günstiger Rückzugslinie, ward aber vom kommandirenden General untersagt und lag niht im Plane. Nachdem die 1sstte Zwölspsün= der - Batterie mit Shrapnels in den dänishen Kolonncn stark aus= geräumt hatte, nahm unsere Avautgarde eine feste Position zwischen Helligbek und Jdstedtkrug ein. Es sollen etwa 130—140 der Un- serigen verwundet sein. Das Ite Jäger-Corps, welches Vormittags hauptsä&hlich im Gefeht war, hat wenig, das 1ste Bataillon, wel- ches Nachmittags und Abends im Feuer war, den Hauvttheil dieses Verlustes getragen. Hauptmann Burow ist {wer vcrwundét, Hauptmann Olsen verwundet, Es wird ausdrücklih bemerkt, daß der Verlust an Todten und Verwundeten auf Seiten der Dánen größer als auf unserer sei.

Alt oua, 25. Juli. (H. N.) Der heutige Abend - Bahnzug brachte uns einige Verwundete vom Norden, nameutlich vom ten und vom 1sten Jäger -Corps und vom 10ten und vom 1dten Ba taillon. Von dem lehteren scheinen die 2ie und die 3te Compagnie feinen Verlust gehabt zu haben. Mehrere der Verwundeten \pre- hen voller Jubel von zwei eroberten dänischen Fahnen.“

Sachsen-Koburg-Gotha. Gotha, 24, Juli. e M Z.) Unser Landtag ist gegenwärtig mit der Berathung úübey den Etat auf die Finanzperivde 1850—52 beschäftigt, Nach dèmselben beträgt die Einnahme §89,500 Rthlr., die Ausgabe aber 1,009,000, wonach also das Defizit sich auf 119,500 Rthlr. beläuft. Jm Laufe der Debatte entwidelte sich zunächst ein lebhaster Streit darüber, welche Summe zu allgemeinen deuischen Zwecken zu verzpilligen wäre. Die Mehrheit des Ausschusses beantragte 5000 Rihlr., die Minderheit nur 1000; der Antrag der Minderheit ward zum Be= {luß erhoben, und in Uebereinstimmung mit der Regierung der Ctat als nur für ein Jahr geltend angesehen. Nach einer Mit- theilung des Ministeriums wäre die Fregatte „Gefion“ als CEigen- thum Deutschlands. festgestellt und von der schleswig-holsteinischen Regierung eine Forderung von 20,000 Rthlr. für Verpflegung der gothaishen Truppen erhoben worden, Ueber den Zusammentritt der wegen der Vereinigung mit Koburg gewählten Kommission ver= lautet noch immer nichts, da die Vorlagen des Ministeriums noch nicht fertig sind.

Hamburg. Hamburg, 25. Juli. (H. C.) Dieser Tage sind nach einander die drei Bataillone des Königlich preußischen 15ten Jufanterie - Regiments von hier abmarschirt, das leite mit dem Stabe heute Morgen um 5 Uhr. Der Kommandant, Oberst- Lieutenant von Freydanck, stattet in einigen herzlichen Wotten den Bewohnern Hamburgs für die zuporkommende und freundliche Auf-= nahme, die sie dem Regiment zu Theil werden lassen, seinen Dank ab. Heute Morgen 11 Uhr is das an die Stelle des 15ten zur hiesigen Garnison bestimmte 12te Jnfanterie=Regiment, welches be- reits gestern in der Umgegend Altona's angekommen war, hier ein- gerüdt,

Gestern ist eine Deputation von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten des zweiten Bataillons vom 15. Königlichen preußischen Infanterie-Regimente beim Herrn Oberst-Lieutenant Heinsen, Com- mandeur der Hanseatischen Kavallerie- Division, gewesen und hat sich im Namen des Bataillons bei der hiesigen ersten Schwa- dron für deren aufopferndes Benehmen am Abend des. 13. August und freundlihes Entgegenkömmen bei allen späteren Gelegenheiten in sehr herzlicher Weise bedankt. Die Worte der Deputation konn ten einen um \o tieferen Cindruck nicht verfehlen, als dies der erste Akt öffentlicher Anerkennung war, welcher der Schwadron zu Theil wurde,

MNuslanud.

Oesterreich. Semlin, 20. Juli. (Lloyd.) Der eng- lische General-Konsul für Serbien, Herr Fontblanc, hat vorgestern in Belgrad die englische Flagge von seiner Wohnung abnehmen lassen und sich dann mit seiner Beschwerde an den Pascha der bel-= grader Festung gewendet. Anlaß hierzu war die Bestrafung seines Dieners- durch die serbische Polizei-Behörde. Unserer Ansicht nach hätte der General = Konsul diesen auffallenden Schritt nicht thun sollen; denn, wiewohl die Konsuln frèmder Mächte besondere Vor rechte haben, so hatte doch der Diener (ein Montenegriner) durch sein Benehmen zu sehr öffentlichen Aerger veranlaßt, als daß er ungestraft bleiben konnte. Andererseits hätte freilich auch die fer bische Polizéi - Behörde vorsichtiger sein und sich mit dem General- Konsul ins Einvernehmen seßen sollen:

Frankreich. Gesebßgebende Versammlung. Sißung vom 24. Juli. Den Vorsib führt General Bedeau. Fortseßung des Skrutiniums zur Wahl der noch fehlenden 3 Mitglieder der permanenten Kommission. Dasselbe ist um 2% Uhr beendet. Die Bänke leeren sich zuschends. Fortseßung der Budget-Debatte. Kap. 30—36 ohne Debatte angenommen. Kap. 37, Pension der Gefäng- nißbeamten, abermals an die Kommission verwiesen, Kap. 41, ge= wöhnliche Ausgaben des Departementaldieustes, 34 Millionen. Ber - ry er giebt zu, daß. dieses Kapitel übertrieben sci. Der Minister habe aber bereits eine Kommission ernannt, um Abhülfe zu treffen Die Finanzlage sei schlecht. Das bezügliche Defizit beträgt 5 Millionen. Die Kommission hat eine Uebersicht der außerordentlichen Departe mental-Auflagen für 1851 verlangt. Der Minister des Junern bemerkt, daß die Regierung das nächste Jahr hierüber ein eigenes Gesebß einbringen werde, Chamiot besteht darauf. Der Kom- missions - Autrag wird angenommen, Die Kapitel 41 und 42 wer- den angenommen. Der Präsident theilt das Resultat der Kom-

missions-Wahl mit: Zahl der Wählenden 489; absolute Majorität | 245. Combarel de Leyval 237, Grevy 236, Garnon 214, Chambolle

198, Bixio 189 Stimmen, Morgen wird zu einem neuen Skruti- nium geschritten werden, da die absolute Majorität nicht erreicht wurde.

Die lebten Kapitel des Ministeriums des Junern wevden ohne Re- |

duction votirt, Eben so die drei ersten Kapitel des Ministeriums für Aerbau und Handel. Kapitel 4, Veterinairshulen 783,000 Fr. Die Kommission- beantragt eine Reduction von, 10,000 Fr. auf die Schule von Lyon, Das Kapitel wird nah einer Debatte, in wel-

| werden dürften.

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cher Lamoricière der Reduction widerspricht, angenommen. Ka= pitel 5, Ackerbau-Unterricht, 2,500,000 Gr. Limerac tadelt den mangelhaften Unterricht in Versailles. Es gebe überhaupt bessere Mittel, den Ackerbau zu heben. Das Kapitel wird angenommen und die weitere Diskussion vertagt.

Paris, 23. Juli. Die Herren Schoelcher, Perrinon, Barba- roux und von Greslau haben den Antrag eingebracht: Es möge dem Finanz-Minister ein auf 2 Jahre zu vertheilender Kredit von 10,800,000 Fr. zum Bau von 6 Dampfschiffen von 450 Pferde- kraft eröffnet werden, welche zwischen Frankreich und den Antillen zweimal monatlih den Postdienst versehen und in Lissabon, Madeira und Teneriffa anlaufen sollten. .

In Folge des neuen Preßgeseßes haben sämmtliche pariser Blätter, mit Ausnahme der P resse, ihren Preis erhöht.

Charles Lagrange hat den Autrag gestellt, daß jedes in Paz ris anwesende Mitglied der Kammer den Verhandlungen der Ver-= tagungs-Kommission beiwohnen dürfe. /

Ein Blatt macht darauf aufmerksam, daß die Bonapartisten General Regnault de St. Jean d'Angely und Casabianca, welche vom Partei-Vereine des Staatsrathes als Kandidaten für die per- manente Kommission aufgestellt waren, nur eine fast verschwindende fleine Anzahl von Stimmen erhalten haben.

Gestern war das Gerücht von dem plöylihen Tvde des Ge- nerals Cavaignac verbreitet, das sich jedoch sofort als unwahr her ausstellte.

Die Jury des Seine-Departements hat gestern die Personen, welche angeklagt gewesen waren, die von der Boix du Peuple ausgegangene revolutionaire Petition an die Nalional=Versammlung unterzeichnet zu haben, freigesprochen.

Paris, 24. Juli. Der Präsident der Republik hat zu Ufer- bauten in den jüngst überschwemmten Rheingegenden 3000 Gr. an die Repräseutanten Heeckeren und Proudhomme übergeben. Der Prásideut wird die Zeit der Vertagung der National-Versammlung in Groß - Trianon zubringen, um dem Lager von Versailles näher zu sein,

Der Constitutionnel sagt: „Es steht fest, daß die Liste der permanenten Kommission einen doppelten Charakter hat. Sie ent- hält mehrere Mitglieder, welche in neuester Zeit durch Mißtrauens- Voten gogen die Exekutivgewalt si ausgezeichnet haben, uud syste= matish \cchließt sie durch ihre Ergebenheit für den Präsidenten be- fanrte Männer aus. Soll man nicht deuken, daß z. B. die Wahl des General Lamoricière gewissermaßen der Preis der großen Schlacht sei , welhe er den Phantomen der Kaiserpartei und des Kaiser- reis geliefert hat. Frankrei begreift diejen cingebildeten Schreck nicht, den es nit theilt. Eine Majorität, welche Bürgschaften bei ihren Gegnern sucht, giebt ihre Eutlassung. Frankreich wird sagen: Die Gefahr is nicht dort, wo die Versammlung sie sieht, sie ist nicht in dem angeblichen Kaiserreich, das man aufzurihten droht, sie ist in der Majorität der Ordnung, welche sich selbst aufgiebt und Aut Die: Coalition der Legitimisten mit den Montagnards bei der Kom- missionswahl ist für dieselben nécht ohne Nußen geblieben. Bisher sind nicht weniger als zwölf Legitimisten in der Kommission, und von drei noch zu wählenden “Mitgliedern wird wahrscheinlich noch eines dieser Partei angehören, Das Ordre bespricht heute die montagnard-legitimistische Coalition, die, bereits zu verschiedenennma-=- len sich offenbarend, keine Annäherung, sondern blos Voten zum Zwecke hätte. Schon früher. hatte dieselbe das Mairegeseh beseitigt, das Amendement Tuigny durhgebraht und dürfte viellcicht auch ein Zurücckkommen auf das Wahlgeseß durchseben. Das Ordre erflárt die Coalition aus einem zweifahen Grunde. Der erste sei der gemeinsame Widerwille gegen einen Staatsstreich, der zweite, wichtigere aber der unbesiegbare Widerwille beider gegen die Or- leanisten. Diese vielleicht bald an Bedeutung gewinnende karlistis republikanische Liga zcige sich in ganz Frankreich. In den südlichen Departemeuts habe man die Chefs der Legitimisten und Republi kaner sich umarmen sehen. Nicht umsonst machten die rothen pari- ser Blätter seit einiger Zeit den gemäßigten Legitimisten den Hof. Zum Schlusse weist das Ordre auf die Nothwendigkeit einer bo- napartistish-orleanistischen Verbindung hin, welche als Gegengewicht dienen müsse, Die Patrie bemerkt: „Diese Verbindung kann nur zum Siege der Linken führen. Eine Coalition ist- das Ei der Re- volution.“ Die Niederlage des Elysee in der permanenten Kommis fion is vollständig. Seine Kandidaten, die Bonapartisten und die dem Elysee freundlichen Orleanisten, haben es nur zu einèr bedeu tungslosen Stimmenzahl gebracht. Molé soll, als er von der Ab stimmung der Legitimisten \prach, sich geäußert haben: „Es sind Thoren im Bunde mit Schlauköpfen.“

Seit längerer Zeit ließ die Polizei die gestern in der Rue St. Victor aufgehobene geheime Gesellschast „Nemesis“ überwachen. Dieselbe war nicht ohne Geschick organisirt. Ein Polizei-Agent und Eingeweihter zeigte den Ort der ersten Sibung an. Die Gesell- haft hatte energische Männer an ihrer Spiße und war ents{chlossen, bis zum äußersten zu gehen. Obenan stand das in 19 Sectionen getheilte Seine - Departement mit einer unurnsc{ränkten Exekutiv Kommission von 5 Personen, denen 19 Sections-Chefs untergeord- net waren, So oft die Kommission es für nöthig hielte, sollte sie einen Unteroffizier der Armee zuziehen können. Der von allen Vor- gängen genau untevrichtete Polizei - Präfekt erfuhr, daß vorgestern in einer Weinstube, Nr. 118 Rue St, Victor, mehrere Chefs und einfluß= reiche Mitglieder zusammenkommen würden. Eín Polizei-Kommissär stellte sich um 10 Uhr Abends mit einem gerichtlichen Verhaftsbe fehle und in Begleitung von Polizei-Agenten unvermuthet ein und fand in einer Stube 12 Personen versammelt. Sie gaben an, des Spie=- lens und Trinkens wegen zusammengekommen zu sein. Der Polizei- Kommissär wies aber scinen Verhaftsbefehl vor und begann sofort die Durchsuchung des Lokales und der Verhafteten. Bei einem ge- wissen Chancel fand man die Statuten der geheimen Gesellschaft: die Menschenrehte. Bei mehreren ‘anderen fand man ebenfalls fompromittirende Papiere. Im Lokale selbst waren mehrere Stücke rothen Damastes verborgen, die zu Fahnen und Gürteln dienen sollten, Das Reglement läßt Fremde zu, Trunkenheit verwirkt das Recht - der Theilnahme. Der Gesellschaft steht Art und Aus wahl der Strafen zu. Von jenem Lokal begab sich der Kommissär in die Ouartiere der Betreffenden, um daselbst Haussuchungen vor- zunehmen. Vor der Weinstube war ein Auflauf von Neugierigen, und beim Heraustreten wurden mehrere Lebehochs auf die soziale Republik erwiedert, was zu neuen Verhaftungen Veranlassung gab. In den Wohnungen fand man Papiere, Munition, Flinten, Pisto-= len, Dolche, darunter manche von Werth, Die- Verhafteten wurden auf die Polizei - Práfektur abgeführt. Bei mehreren der Theilnahme verdächtigen Personen wurden heute Haussu- chungen und in Folge dessen Verhaftungen vorgenommen. Unter den 19 Sectionschefs dieser geheimen Gesellschast befanden sich 10, welche die Polizei fortwährend von der Angelegenheit in Kennt- niß hielten und den Zeitpunkt bezeichneten, wo die anderen Mit- glieder genügend fompromittirt waren. Es geht das Gerücht, daß sehr bedeutende Persönlichkeiten“ in diese Untersuchung verwickelt Der heutige Ministerrath hat beschlossen, die

tenstücken derselben soll man au eine vollkommen fertige Constitu- tion aufgefunden haben. Eine sozialistishe Volksapotheke, welche Arzneien um billigen Preis lieferte, ist als verdächtig gesperrt wor- den. Man glaubt, daß die Polizei den Associationen überhaupt zu Leibe gehen werde, - :

Im inländischen Paßwesen sind durch Ministerial-Verordnung bedeutende Verschärfungen eingetreten. s

Da auf Malta die Cholera ausgebrochen ist, wurden “in Mar- seille zwei - von dort ankommende Schiffe, ein englisches und ein französisches, mit Quarantaine belègt, wogegen nur das englische protestirte. Die ergriffene Maßregel wurde telegraphisch nah Pa- ris berihtet, Der Minister des Innern forderte sehr kategoris{h deren Zurücknahme. Die Munizipalität beharrte auf ihrem Be- {lusse. Auch ein zweiter noh bestimmterer Befehl fand keinen Ge- horsam. Die Munizipalität soll nun ihre Demission in “Masse ge- geben haben und der Minister entschlossen sein, cinen außerordent- lichen Kommissär nah Marseille zu senden.

Großbritanien und JFrlaud. Parlament. Ober- haus. Sißzung vom 22. Juli, Díe Vill über die Kompetenz der Grafschafts-Gerichte wurde zum drittenmal verlesen und giug durch, nachdem zwei Verbcsserungs-Anträge, einer von Lord Beaumont, der andere von Lord Brougham, angenommen worden waren.

Sizung vom 23, Juli. Der Marquis von Lansdowne erflärte in Erwiederung auf eine Frage, die Lord Stanley vor eint- gen Tagen gestellt, daß es nicht in der Absicht der Regierung liege, die Fremdenbill zu erneuern, indem die Umstände, welche dazu ver- anlaßt, jeßt nicht mehr beständen.

Unterhaus. Sißung vom 22. Juli. In seiner Morgen- Sitzung berieth das Unterhaus die drei noch übrigen Klauseln der Handels-Marine-Bill und vertagte sich dann bis 5 Uhr. Nachdem das Haus wieder zusammengetreten und, der Tagesordnung gemäß, im Begriff war, si als Subsidien-Ausshuß zu konstituiren, machte Hume auf cine Petition von Demerara aufmerksam, welche für jene Kolonie britische Justitutionen erbittet, und erging sich bei dieser Gelegenheit in Klagen über das Verhalten des Kolonial-Amtes und des Gouverneurs von British-Guiana. Schließlich beantragte ex die Vorle- gung von Abschriften gewisser Depeschen aus Guiana. Lord J. R ussell vertheidigte in einigen Worten den Gouverneur Barkly und. die Regierung, welche in British-Guiana nicht mit einer Reform- Partei, sondern mit einer Oligarchie zu kämpfen gehabt habe, Der Unter= Secretair für die Kolonieen habe die lebten Depeschen noch nicht gelesen, und er (Russell) sei daher nicht im Stande, zu sagen, ob es passend sein werde, dieselben auf den Tisch des Hauses niederzulegen. Hume wünschte hierauf seinen Antrag zurüzuziehen. "Da Lord J, Russell sich dem jedoch widerseßte, so wurde der Antrag ohne Abstimmung verworfen, Jn dem nun folgenden Subsidien - Aus- {uß für den Civildienst kamen verschiedene Vota für die Kolonicen Neu-Sceelau®, Hong-Kong und Labuan zur Erörterung und sühr- ten von neuem zu einer langen Diskussion der Streitfrage zwischen Sir I. Brooke und Herrn Wyse. Die Bill in Betceff der kirh=-

Gesellschaft „„Nemesis“ energisch zu verfolgen. Unter anderen Af-

lichen Kommission wurde zum drittenmale verlesen und derselben auf Antrag Lord I. Russell’ s eine Klausel hinzugefügt, welcher zufolge die Kommissare einem der Staats-Secretaire einen jähr- lichen, dem Parlamente vorzulegenden Bericht über die von ihncùn gethanen Séhritte zu erstatten haben. Die Bill ging sodann durch. Lord R. Gr oßvenor stellte den Antrag, daß die dritte Lesung der Bill über die Certifikate der Anwalte auf den nächsten Donnerstag fest= geseht werde. Der Kanzler der Schaßkammer beautragte als Amendement die Hinausschiebung der Verlesung bis über drei Mo- nate. Der ursprüngliche Antrag wurde mit 112 gegen 88 Stim- men verworfen und das Amendement mit 113 gegen 84 Stimmen angenommen, Die Bill is also dur{gefallen.

- Sibung vom 23. Juli, Heute entspann sih wiederum eine Debatte über das. irländishe Armengeseß, und der Oberst Dunne crhielt die Erlaubniß, eine Bill zu dessen Verbesserung einbringen zu dürfen, nachdem Staatssecretair Grey erklärt hatte, daß er nichts dagegen habe. Ein Antrag Sibtorp's, den Pächtern die Eiu= kommensteuer zu erlassen, fiel durch. Schließlich lenkte Hume die Aufmerksamkeit des Hauses auf die lebten Vorfälle auf Cephalonien und die Beschwerden der Jonier, wobei er die Politik des jeßigen Lord - Oberkommissars und die Verleßung des verfassungsmäßigen Rechtes jener Jnseln bitter tadelte. Er will, daß eine Untersuhungs - Kommission an Ort und Stelle die Be= \{chwerden der Insel untersuche, und stellte zu dem Ende eine Mo

tion. Lord Nugent unterstüßte den Antrag und äußerte die An- siht, daß die Bevölkerung von Cephalonien eben so ungereckcht als grausam behandelt worden sei. Da das Haus aber nihcht mehr vollzählig war, so ging man ohne Entscheidung aus einander.

L L o ndon, 24. Juli, Die Herzogin von Kent ist von einem Besuch, den Ihre Königliche Hoheit am belgischen Hofe gemacht hatte, gestern wieder in London eingetroffen.

Ludwig Philipp ist mit seiner Familie, nachdem sie der ersten Kommunion des Grafen von Paris, welche in London stattfand, beigewohnt haben, wieder nah Clarcmont zurückgekehrt.

Das vom verstorbenen Herzoge von Cambridge hinterlassene Vermögen wird zufolge Testaments desselben in drei Theile unter seine drei Kinder, den gegenwärtigen Herzog uud dessen beide Shwe stern, getheilt. Die verwittwete Herzogin erbt, außer anderem Ei genthum, die Summe von 5000 Pfd. St. in Geld. Die Tefíta mentsvollzieher sind der Herzog von Sutherland, Sir James Rey nett und Sir Henry Wheatley. Die Vormundschaft für die sechs zehnjährige Prinzessin Marie besteht aus. ihrer Mutter, ihrem Bru der und obigen drei Testamentsvollzichern.

Der Globe weiß nichts von der neulich in den pariser Blät tern gemeldeten Schließung des Klubs der französislen Flüchtlinge in London. „Die jebige englishe Regierung“, sagt das ministerielle englische Blatt, „grahamisirt die Briefe der politischen Flüchtlinge nicht, und gegen die Klubs schreitet man in England nicht ein.“

Jn der Versammlung der ersten Notabilitäten aller Stände, welche gestern im Westende unter dem Präsidium des Lord Aber= deen siatifand, und worin die Frage, dem Andenken Sir Robert Peel’s ein Monument zu errihten, zur Debatte kam, batte sich auch der Herzog von Wellington eingefunden und hielt unter rauschen- dem Beifalle eine Rede, worin er dem Gedächtnisse seines ver= storbeneu Freundes den verdienten Tribut zollte. Ein Comité aus den ersten Männern beider Parlamentshäuser und. sonsti- gen Notabilitäten wurde eingeseßt, um über die besten Mittel zu berathen, wie der Zweck der Versammlung zu erreichen sei.

Gestern Abend ereignete sih zu Bristol ein furchtbares Unglück. Auf einem kleinen Dampfschiffe, welches gegen 50 Passagiere am Bord hatte, sprang der Kessel. Mehrere Personen fanden ihren Tod dabei, und eine Menge anderer erlitten s{hrecklihe Brandwun- den und fonstige Verleßungen. j

Italien. T u rin, 20. Juli, (L\l.) Das sardinische Ministerium hat einen Preßgeseß-Entwurf vorgelegt, dessen erster Artikel dahin lau- tet, daß Jeder, welcher durch Druckschriften oder Abbildungen den König oder die Königin beleidigt“ oder Haß und Verachtung gegen