1850 / 207 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

auf das bezogen werden, was in Betreff der Präsidialfrage für eben dieses Interim gesagt worden ist, und müsse die n ai mit welcher der faiseelihe Hof Fragen, welche in der Analogie ihre rechtlihe, praftishe und historische Lösung längst gefunden haben, neuerdings einer Entscheidung seiner Bundesgenossen anheim zu stellen sih geneigt zeigt, den \prehendsten Beweis für die Gesin- nungen darbieten, von welchen er beseelt ist. Was endlich eine alleinige Exekutive Oesterreichs und Preußens mit Vorbehalt der Beschlußfassung der übrigen Mächte anbelange, sei das bsterrei- chijhe Kabinet noch über die Absichten in Zweifel, welche die übrigen Regierungen diesfalls hegen. :

Würde die Ausführung dieser Maßregel- von ihnen eëfängt

werden, so könnte der Kaiserliche Hof in einer derartigen Exekutiv- Behörde, falls dieselbe lediglih zur Ausführung der gefaßten Be- \chlüsse eingeseßt werden sollte, nur ein Mittel erkennen, um deren raschen, kräftigen und daher wirksamen Vollzug zu sichern. _Sthließlih habe ich den Grafen Bernstorff noch mit allem Sreimuth darauf. aufmerksam gemacht, daß das preußische Kabinet sich seit dem Beginne des verflossenen Jahres durch die Versiche= rung seines aufrichtigen Wunsches einer Verständigung, durch die Eröffnungen, welche es zur Bethätigung dieses Wunsches thun zu sollen glaubte, und durch des Kaiserlichen Hofes dringende Vor- stellungen niemals habe abhalten lassen, gleichzeitig auf der sich

. vorgezeichneten Bahn fortzuschreiten.

Die That habe stets das Wort widerlegt und man sei in diesem Gange unwandelbar verharrt, obwohl sich Oestérreih ent- schieden dagegen ausgesprochen und die bestimmtesten Erklärungen abgegeben habe, daß es die Berechtigung zu diesem Gange nie werde anerkennen können. 4

| Es möge dem berliner Hofe selbs! überlassen bleiben, in reisliche Erwägung zu ziehen und zu entscheiden , ob eine Einigung zwischen zwei Mächten, wie Oesterreich und Preußen, möglich es das preußische Kabinet in dieser Weise vorzugchen fort- ährt.

Im Verfolge dieser Unterredung: hat der Königlich preußische Gesandte _am 19ten v. M. das hier in Abschrift mitfolgende vertrauliche Schreiben an mich gerichtet welches ich am 22, Juni durch die Ew. . . .. im weiteren Anbuge abschriftlich zu- gehende Erwiederung beantwortet habe. |

Der Graf von Bernstorff, von dem Wunsche beseelt, cine Verständigung zwischen seinem Hofe und der Kaiserlichen Regierung möglich zu fördern, hatte mir seine Absicht mitgetheilt, zu diesem Behufe meine ihm zugegangene Antwort selbst nach Berlin zu überbringen,

Noch im Zweifel, ob er dies Vorhaben ausführen selle, ward er hierzu durch eine am 24sten v. M. dahier eingetroffene telegraphische Depesche bestimmt, welche den Grafen aufforderte, sich sofort an das Königl. Hoflager zu begeben, um persönlih über die mit mir gepflogenen Verhandlungen Rechenschaft abzulegen.

Das Kaiserliche Kabinet hat sich in der von Preußen als einen der wesentli@hsten Punkte bezeichneten Präsidialfrage nachgie= biger gezeigt, als man felbst von seinen versöhnlichen Gesinnungen hatte erwarten dürfen. :

Die von mir abgcgebenen Erklärungen konnten überdies doch

unmöglich als eine Verweigerung der von Preußen ausdrücklih und allein verlangten Anerkennung des bundesgeseblichen Unirungsprin- zips angesehen werden, da wir nur gegen die Forldauer der bishc- rigen, mit den wichtigsten Bestimmungen der Bundesverfassung unverträglichen Anwendung dieses Prinzips Einsprache erhoben und verlangt haben, daß die Ausübung des den Bundesgenossen zuste= henden Rechtes vertagt werde, bis sie nah erfolgter Revision der Bundesverfassung in geschmäßiger Weise wird geregelt und mit die- ser in Uebereinstimmung gebracht werden können. Daß hierdurch die Frage über die spezielle Ausführung ciner im Bunde zulässigen Union und über ihr Verhältniß zu den außer derselben bleibenden Staaten Deutschlands offen gelassen wurde, wird Niemand bezweifeln wollen.

Eine diese Bedingungen nicht erfüllende Union kann aber Nie-

mand wollen, und ist auch Preußen nah seiner Versilcrung weit entfernt, cine solche zu beabsichtigen. “Wir durften daher die Erwartung hegen, daß die auf eine Verständigung der beiden deutschen Großmächte gerichteten Be- mühungen des nach Berlin berufenen Grafen von Bernstorff von Erfolg sein würden.

Nach seiner am -5, d. M. erfolgten Rückehr hat jedoch der- selbe mir dur das hier abschriftlich mitfolgende Schreiben eiue am 2ten an thn erlassene Weisung mitgetheilt, welhe unsere Erwar- tung als vereitelt erkennen läßt.

v GUer haben gegenwärtige Depesche der ..... Regierung mitzutheilen. : j Empfangen selben die Versicherung meiner vollkommenen

Hochachtung.“*

Erzherzog Albrecht, welher von Prag hier angekommen ist, hatte, wie der Lloyd berichtet, vor einigen Tagen eine län- tuts eil, mit dem Prinzen Albrecht von Preußen in Tepliß gehabt.

Jn gut unterrichteten Kreisen wird, wie Die Oest. Corre- spondenz bemerkt, von der nahe bevorstehenden Verringerung ves böhmischen Armeecorps gesprochen.

Feldzeugmeister von Haynau begiebt sich von Gráäfenberg nach

Kassel und wird von dort aus eine mehrmonatliche Reise durch

Frankreich, England, Spanien und Jtalien unternehmen. Unter Vörsih des Feldzeugmeisters Freiherrn von Heß wurde

im Kriegs-Ministerium eine Kommission gebildet, welche den Zweck hat, dahin zu wirken, daß die geographischen Karten des Reiches fehlerfrei aufgenommen und herausgegeben werden. Die Kommis- sion repräsentirt sämmtliche Ministerien, - in deren Bereich die geo- graphischen Arbeiten gehören. Jn denselben wird das militairis{h= geographishe Jnstitut, die Triangulirungs-Kommission, der General= Quartiermeister-=Stab vertreten; auch nehmen an den Kommissionen die Direction des Katasters, der Straßen- und Wasserbauten, der Eisénbahnbauten und der geologischen Reichs-Anstalt Theil.

Nah vem so eben ausgegebenen Marine-Kalender beträgt die Stärke der österreichischen Handelsflotte, mit Auss{hluß der Küsten- \dhrer, 590 Schiffe mit einem Gehalt von 175,475 Tonnen. Der Lloyd hat 31 Dampfböte mit 14,900, die Donau-Gesellschaft 48 e mit 12,800 und die Kriegsmarine 3 Fregatten, -5 Korvetten,

Briggs; 5 Dampfschiffe mit 16,200 Tonnen. Dex Großherzog Leopold von Toscana is mit Familie und

von alzburg über St, Johann nach Jnns=-

lge am Msten von 6 dgs H Bes nd der russische General Fürst Gortschakoff von War- hau und der rangösishe Gesandtschaft ttaché Pan Sai als n hier angekommen, Der Flügel-Avjutant Sr. (iat Mes L LUO Melzer von Köllenstein ist ; y M Kratau vorgestern Abend zu t, Zur Beseitiguüg irriger Auslegung is sämmtliven Eiukommen- steuer Meng n bedeutet worden, vaß die Befreiung von der

inkommensteuer in jenen Fällen nicht eintreten könne , wenn ein

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und dieselbe Person zwei oder mehrere Beschäftigungen zugle ich be- treibt, obgleih dás Einkommen jeder dieser Besciäftigunzen, einzeln betrachtét, der ersten Erwerbsteuer-Klasse unterliegt, die Gesammt- steuer aber dieses Maß úberschreitet,

/ Gegen 200 Gesuche von Individuen, welhe nach den Revo- lutionen im Jahre 1848 und 1849 theils flüchtig, theils in_con- tumaciam verurtheilt worden und nunmehr um die Gnade der Rückehr in ihr Vaterland bitten, bilden, dem Lloyd zufolge, die Grundlage zu einem neuen Amnestie-Akte, und man versichert, daß den nicht sehr gravirten Flüchtlingen die Erlaubniß zur Rückkehr r daes O worden.

Dem Neuigkeitsb üreau zufolge haben Fabrikanten aus England die Absicht, in Ungarn vier Rübenzucker-Fabriken in Ge= genden zu errihten, wo sich die Fabrication mit großartigem Rü- benanbau in Verbindung bringen ließe. Sie sind von Chemikern begleitet, welhe die Bodensorten der Grundflächen, deren Kauf sie beabsichtigen, genau untersuchen. Ein österreichischer Ockonom dient als Wegweiser und Dolmetsh. Fabriks-Maschinen und Arbeiter würden aus England kommen. „Ob es diesen Unternehmern ge- lingt“, bemerkt der Lloyd, „das große Problem der Rübenzuer- Gabrication hier zu Lande würdig zu lösen, wird . die nächste Zeit zeigen ; jedenfalls aber ist es erfreulich, wahrzunehmen, wie Un- garns kulturfähige Bodenstrecken die Aufmerksamkeit der ausländi schen Industrie an sich ziehen.“

Sachsen. Dresden, 26. Juli. (Leipz. Ztg.) Die hier gepflogenen Verhandlungen über das Telègraphenwesen sind gestern mit der Zeichnung eines den internationalen Telegraphenverkehr zwischen Oesterreich, Preußen, Bayern und Sachsen auf einem Te- legraphenneße von mehr als 1000 Meilen umfassenden Vertrags- entwurfes geschlossen worden, i

Schleswig-Holstein. Kiel, 26. Juli. (Alt, Merk.) Nachdem gestern Mittag die Gewißheit hierher gelangt war, daß die Schlacht bei Jdstedt seit 3 Uhr Morgens entbrannt sei, folgten sich bis Abends 8 Uhr immer günstigere Berichte. Die Aussagen der ersten verwundeten Offiziere (darunter Hauptmann Fuchs vom 2ten Jáger - Corps), welche um 6 Uhr Abends eintrafen, be- stätigten, daß die Armee den Sieg erwartete, und daß mehrere An- griffe der Dnen bei Jdstedt, wo das Centrum stand, und bei We- delspang, wo Oberst Abercron (oder von der Tann) unseren rechten lügel führte, völlig zurückgeschlagen seien. Etwas später kamen Nachrichten vom Schlachtfelde, bis zur Mittagsstunde gehend, dahin, daß eine bedeutende feindlihe Abtheilung auf dem idstedter Moore fast aufgerieben, dabei eine (nit transportable) Batterie genom- men und der feindliche Artillerie-Major Baggesen mit mehreren Offi- zieren und 350 Mann schon gefangen auf Gottorff eingebracht seien. Um 9 Uhr wurden die günstigen Erwartungen durch das Eintreffen mehrerer Wagen mit flüchtigen Civilpersonen sehr bitter gestört. Man erfuhr, daß die plößliche Rückkehr der von Schleswig schon. nah dem Norden vorbeorderten Bagage - Kolounen eine ällgemeine Bestürzung erzeugt habe. Als um 10 Uhr ein vom Statthalter Reventlou aus dem Hauptquartiere, 2 Uhr Nachmittags, geschriebener Brief im Drucke ausgegeben ward, welcher auf einen nachtheiligen Ausgang der Schlacht vorberei- tete, wußte man schon durch die zahlreicher eintreffenden Flücht- linge, daß unser Centrum eine rückgängige Bewegung ausführte, in welcher es sich um 4 Uhx dvurch die Stadt Schleswig zog. Die Dänen hatten (wie es hieß) um Mittag unsere Position bei Jostedt von westlicher Richtung Her mit stürmender Hand ge- nommen, damit unsere Linie durchbrohen und das Centrum gè- schlagen, wovon der Rückgang des rechten Flügels auf Missunde und des linken auf Schubye und den Thiergarten cine nothwen= dige Folge wurde. Man schreibt den Unfall einem zu weiten Rück- gange der Munitions-Kolonne, die eínen- oder einige Karren durch einschlagende Granaten verloren. hatte, wodurch nämlich die Kano-= nen im entscheidenden Augeublicke ohne Munition gewesen sein sol- len, und ferner einer mißlungenen Attake unserer Dragoner auf den andringenden Feind zu. Seit gestern Abend 11 Uhr sind sich die Wagen mit Verwundeten beständig gefolgt und deren bis heute Mittag wohl Hunderte eingetroffen. Von Flüchtigen ist die Stadt überfüllt; man möchte glauben, daß nicht gar viele Män- ner in Schleswig zurückgeblieben sind, sogar die Fischer haben aus Furcht vor Aushebung zur Flotte ihre ‘Hei- mat verlassen, Auch einzelne versprengte - Trupps Soldaten trafen hier ein, obwohl sonst. der Rückzug der Armee von Schles- wig über Fleckebye nach Sehestedt in guter Ordnung vor sh ge- - gangen zu sein cheint, Am meisten gelitten hat ohne Zweifel die vierte Brigade, wenngleich der Verlust an Todten und Verwunde- ten bei allen Truppentheilen. schr groß ist. Die Dänen haben zwar mit großer Uebermacht angegrissen, man hört ihnen aber allgemein den Ruhm einer ungemeinen Bravour zugestehen, vorzüglich sollen ihre Séharfschüßen sich ausgezeichnet haben. Jhre Stärke wird auf mehr als 35,000 Mann angegeben, denen wir wohl kaum 26,000 entgegenzuseben hatten. Haben gleich die Dänen ihren unleugbaren Sieg mit einem ungeheuren Verluste erkauft, und ist unser Verlust an Material und Gefangenen, wie es heißt, nicht bedeutend, so wird ihnen doch der Besiß des Herzogthums Schleswig in der nächsten Zeit nicht bestritten werden können.

Kiel, 27. Juli. (B. H) Näh ganz authentischen Nachrichten steht unsere Armee in einer Stärke von circa 25,000 Mann bei Sehestedt, um den Kampf wieder aufzunehmen. Es war dies mög- lih, weil ver Verlust von Schleswig nur dadurch bewirkt ist, daß freilich das Centrum unserer Armee zurückgedrängt wurde, die bei- den Flügel aber siegreich ihre Position behauptet haben. Der rechte Flügel namentlich bivouakirte die Nacht nach der Schlacht in seiner Position, deu Dänen dicht gegenüber, und konnte dies nur, weil der Feind ganz außer Stand geseßt war, zu verfolgen. Die Stadt Schleswig ist nach dem Rückmarsch unseres Centrums meh- rere Stundeu ohne Truppen gewesen, erst gegen 9 Uhr getrauten sich die Dänen hineinzugehen, aber niht weiter vorzurücken. Eckernförde is} vorläufig aufgegeben, die Schanzen sind von den Un- srigen demontirt und die Besaßung zurückgezogen. Auf der Fre- gatte „Eckernförde“ is daher die deutsche Reichsflagge abgenom- men, und der kommandirende preußische Offizier hat nah Verhand- lung mit einem dänischen Kriegsdampfschiffe die preußische Flagge Noon die deutshen Matrosen haben das Schiff darauf verlassen.

Altona, 26. Juli. (N. Fr. P.) Mit dem heutigen Bahn= zuge sind wiederum zahlreihe Verwundete hier eingetroffen. Mehrere Lokalitäten, wie z. B. die des Bürgervereins, sind noch zu Lazare- then eingerichtet. Es war großer Mangel an Lazarethgegenständen, namentlih an Betten, an Erfrishungen und dergl, Die at P den Aufforderungen der Kommission haben indeß den besten Erfolg, Die Verwundeten sind frohen Muthes und olz auf den Kampf,

den unsere Frmee bestanden. In Folge der Aufregung des Tages | fanden ide unruhige Auftritte an der Eisenbahn statt. Zwei für änish gesinnt geltende Männer, ein Engländer und der Control=

leur Friis, mußten in Folge gegen sie gerichteter Thätlichkeiten in den Schub der Wache genommen werden. Die Polizei-Behörde hat eine ernsthafte Verwarnung in Anlaß dieser kurz dauernden Vorfälle vou Eine Wiederkehr derselben ist durchaus nicht zu be- ürhten. z

Dasselbe Blatt enthält Folgendes: „Aus Neustadt, vom 25. Juli geht uns folgende Berichtigung zu: Wenn von Lübeck ‘aus behauptet- wird, daß bei dem Sonntag -Nachts iu die Luft ge- flogenen Sthraubendampfschiffe Nr. 1, welches (wie bereits gemeldet) auf Befehl des braven Lieutenants Lange angezündet war, damit es den Dänen nicht wehrlos in die Hände fallen möchte, „„„eine Menge Landleute von nah und fern sich eingefunden, um einen förmlichen Raub auszuüben“ ““, so muß zur Steuer der Wahrheit hier gesagt werden, daß dies die größte Unwahrheit ist, indem ge- wiß Niemand auf sechs Fuß Wasser hinwaten möchte, um Berau=

bungen vorzunehmen, und von Seiten des Landvolks auch nicht -

einmal Miene dazu gemacht worden, so wie auch keine Böte vor= handen waren, als vie, welche hierzu zur Aufsicht und Bergung be- stellt waren, welches unter Leitung der hierzu Beauftragten geschah. ““

Neustadt, 25. Juli. * QU. Mbxl) Das. Vaterland meldet Folgendes über die Beseßung der Insel Fehmarn dvurth die QAnen :

„Am 23, Juli lief seit der Beseßung der Insel Fehmarn vurch

die Dänen zum erstenmale cin fehmarnsches Paketboot in den lü- beder Hafen wieder ein. Dasselbe hatte 9 Passagiere am Bord, welche denn auch die ersten zuverlässigen Berichte von der unglück- lichen Insel bringen. Nachdem von den dänischen Schiffen etwa 2000 Landungs-Truppen ausgeseßt waren, theilten dieselben sih #o=- fort in mchrere Abtheilungen, um die verschiedenen Ortschaften der Jnsel zu beseßen, woher der Glaube entstanden sein mag, als seien die -Dánen an verschiedenen Punkten der Insel zugleich gelandet. Viele Pferde wurden sofort in Beschlag genommen, zur Fortschaf= fung von Munition 2c. Auch eine kleine Abtheilung Kavallerie wurde mit leihter Mühe von den Dänen errichtet. Die Dragoner famen mit Sattel und Zaum von den Schiffen anmarschirt und nahmen die Pferde, wo sie welche fanden z dieselben sind jedo zu- rüdckgeliefert, nachdem die Landschaft auf Requisition die nöthigen Pferde stellte. Das hier umlaufende Gerücht, als hätten die Dänen auf Fehmarn geraubt, geplündert und gebrannt, is jedoch grundlos, und muß im Gegentheil rühmend anerkannt werden, daß der Com- mandeur, Major Vogt, strenge Mannszucht hält. Die Dänen be- seßten sofort die von unseren Truppen im vorigen Jahre aufge= worfene Schanze; daß aber die Fehmaraner zu Schanz - Arbeiten gezwungen sind, ist ein leeres Gerücht, da wenigstens bis zum 23. Juli überall auf Fehmarn noch nicht an Schanzen gearbeitet ist. Die Besabung is zur Verpflegung bei den Bewohnern einquartiert, und diese Last groß, da einzelne Häuser 20 Mann zu verpflegen haben. Von einer. Entschädigung war bisher nicht-die Rede. Die Landleute müssen viel Spanndienste leisten. Der von Husum her so bekannte, jeßt zum Kaniwerherrn avancirte Davids is jeßt Re- gierungs - Kommissär der Jnsel Fehmarn. Daß die 5 Todten des „Hekla““ auf Fehmarn beerdigt sind, ist unwahr.“

Frankfurt. Frankfurt a. M., 26, Juli. Qr. A) Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen is heute, von Kissingen kommend, hier eingetroffen. Derselbe begiebt sich nach Luxemburg.

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Blusland.

Frankreich. Geseßgebende Versammlung. Sipung vom 26. Juli. Den Vorsiß führt Dupin. Fortseßung der Bud- gct-Debatte. Die Kapitel 13—20 werden ohne Debatte angenom- men, Kap. 21, Reparation von Civilgebäuden. Ein Zusaß-Antrag Schölcher’s wird verworfen. Kap. 22 bis 24 ohne Modification angenommen. Zweite Section : Außerordentliche Arbeiten, Erstes

Kapitel: Straßen und Brücken , 3,600,000 Fr. Angenommen. Kap. 2. Neue Straßen in Korsika, 205,000 Fr. Angenommen.

Eben \o Kap. 3 bis 5. Kap, 6, Meereshäfen, 5,000,000 Fr. An- genommen. Kap. 7 bis 12 werden mit Verwerfung einiger un- wichtigen Amendements angenommen. Dupont (de Bussac) be- steigt die Tribüne, um das Kabinet zu interpelliren. „Es handelt sich“, sagt er, „um die abermaligen Angriffe eines Journals gegen die Rechte und die Würde der National-Versammlung Der Mo-= niteur du soir vom 2lsten greift die Constitution an und zeigt sich weit heftiger als kürzlich das Pouvoir. Das ist ein Handschuh, den man aufgenommen hat. Sie haben die an- gegriffene Gesellschaft rächen wollen, man spricht die Beleidiger frei, ja man unterstützt sie. Der Redner liest den fraglichen Artikel unter großer Aufregung vor. Er betont einige Stellen als beson- vers vLerlezend. Miot: „Das lohnte der Mühe, unsere Arbeiten zu unterbrehen.“ Schchölcher: „Wir weisen jede Gemeinschaft zurück.“ (Lärm.) Nach der Lektüre des ersten Artikels liest Du- pont den zweiten Angriff. Favre spricht sih in demselben Sinne aus, Baroche, Minister des Junern, lehnt die Solidarität und die Verantwortlichkeit für jedes Blatt ab, welches es auch immer sci. Man könne das Journal vor die Schran- fen fordern. Wolle man die Verantwortlichkeit bis zu den Ministern emporsteigen lassen, so würden dieselben es abz warten. Dupont von Bussac: „Nicht das Instrument ist es, das wir zerbrechen wollen, sondern Jene, welche dieses Journal in- spiriren. Ich verlange daher eine parlamentarische Untersuchung. (Lärm.) Wollen Sie die Wahrheit wissen? Nehmen Sie die Un- tersuchung an.“ Der Präsident liest das Geseß über Beleidi- gungen der Versammlung vor. Favre unterstüyt den Antrag auf Ernennung einer Kommission und fordert die Minister auf, sich klar zu äußern. (Stillschweigen auf der Ministerbauk.) Favre for= dert, daß dem Blatte der Straßenverkauf entzogen werde, Ba- rohe: „Dieses Blatt hat seit vielen Jahren die Erlaubniß hierzu, und wir wollen sie ihm nicht entziehen.“ (Lärm.) Baze beshwört die Versammlung, ihre Würde zu vertheidigen, da die Minister dies niht thun wollten. Er stimme für die Ernennung einer Unter=

suhungs-Kommission. Baroche: „Ih begreife die Empfindun- gen des Vorredners. Aber wie? man will uns jeden Tag d e

eines anderen Artikels anklagen , und wir sollen nur gegen so

Verleumdungen protestiren dürfen. Nein, unsere Würde lehnt sihch dagegen auf. Wenn Herr Baze sagte, daß die Frage durh meine Worte wichtiger geworden sci, dann mißdeutet er sie. „Zh be- {chwöre Sie, meine Herren, bei der Ehre eines Maunes, der nic seinen Schwur gebrochen hat, glauben Sie mir, die Regierung hat keine Staatsstreichs-Absichten. Ich shwöre es Jhnen, es kann kei- nen Staatsstreich geben.“ Baze besteht auf Untersuhungs-Kommis-

sion. Die einfahe Tagesordnung wird mit sehr geringer Majorität angenommen. Die äußerste Rechte stimmte mit der Linken. Die

Sivung wird aufgehoben. /

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Paris, 26. Juli. Der Präsident der Republik hat erfahren, vaß Offiziere und Unteroffiziere der ehemaligen Mobilgarde sich in Noth befänden und denselben 1000 Fr. zustellen. lassen. i

Der Fürst ven Canino ist am 21sten d. M. mit seiner Familie in Toscana angelangt. E 2 id

Sahim Bey, einer der Direktoren des türkishen Kriegs- Ministeriums, is seit einigen Tagen in Paris. Er engagirt die Offiziere der ehemaligen Mobilgarde für die türkische Armee.

Der Moniteur duSoir erwiedert der Assemblée natio- nale, welche îhn seines bekannten Angriffs auf die National-Ver- sammlung wegen schr scharf mitgenommen hatte, in einem längeren Artikel, in welhem Unter Anderem gesagt wird: „Was wir laut ausgesprochen haben, denkt Jeder still bei sich. Es is Die ganze Wahrheit, vie Wahrheit, die in allen Köpfen, die auf allen Lippen liegt. Wir haben nur das allgemeine Gefühl in bestimmte und oerständliche Worte überseßt, wir waren nur in Echo, das Ey der óvffentlichen Meinung, Wäre es denn so gar erstaunlich, daß man im Elyscee eben so denkt, wie überall 7 So sind wir auch überzeugt, daß wir vom Elysee keinesweges jene Desavouirung zu fürchten haben, welche uns die Af} - femblée nationale aukündigt, welhe sie verlangt, welche sie fordert. Dem Lande wird uo das sonderbare Schau- spiel geboten werden, daß der Prásident genöthigt wird, sich, nicht mit der National-Versammlung gegen die Demagogie, sondern zu- gleih gegen Demagogie und National-Versammlung vertheidigen zu müssen. Das Land würde seinen Arm dem Präsidenten leihen, ein Staatsstreih würde nicht stattfinden, wohl aber ein Streich der öffentlichen Meinung, aus dem nicht eine Revolution, sondern die Befreiung si -entwickeln würde.“ Es fällt auf, daß der dem Elysce nahestehende Constitutionnel, dem Moniteur duúü Soir gegenüber, ein beharrlihes Stillschweigen befolgt, wäh-= rend alle anderen Journale mehr oder weniger den Artikel angreifen. Das Pouvoir hat heute neuerdings die Erlaubniß zum Straßen- Verkaufe erhalten. Was den Moniteur du Soir betrifft, so ist man allgemein erstaunt, daß- der Staats - Anwalt nicht: die Be \{chlagnahme des Blattes wegen der heftigen Anfcindung der gesch- gebenden Versammlung angeordnet, Dem Evénement zufolge, wurde gestern über den Artikel cin Ministerrath ohne Resultat ge= halten. “In der Passage de l’Opéra sprah man gestern von einer bevorstehenden Minister - Veränderung. Es wird bemerkt, daß die konservativen Blätter den Moniteur du Soir weit heftiger angreifen, als die demokratischen. Minister Baroche wurde hon gestern bei Beginn der Sißung von mehreren Repräsentan- ten befragt, ob er niht das Journal gerichtlich belangen lassen werde. Er gab zur Antwort, daß er dazu nicht befugt, sondern

es Sache der Versammlung sei, die Verfolgung zu beschließen. Be- fanntlih hat die Versammlung noch ‘mcchts beschlossen. Man be- hauptet übrigens vielseitig, daß der Artikel des Moniteur du Soir aus den Búüreau's des Elÿysee geflossen sei. Jn der National- Versammlung schreibt man denselben vielfah dem ehemaligen Prä- fekten unter Ludwig Philipp, Herrn Romieu, zu, welcher jeßt ein lei- denschaftlicher Bonapartist geworden is. Auch General Changarnier äußerte sih gestern in einer Gruppe von Repräsentanten dahin, daß der Artikel ganz gewiß im Elysee redigirt sci, und daß dDer- selbe allein die getroffene Wahl der permanenten Kommis= sion rechtfertigen würde. - Auf der anderen Seite versichern die Freunde des Präsidenten, die Herren von Morny und Casa- bianca, daß Louis Bonaparte über eine solhe Form der Polemik entrüstet sei. Dagegen wird angeführt, daß das Pouvoir und der Moniteur du Soir unter dem direkten Einfluß und auf Kosten des Elysee redigirt würden. Die Assemblée natio-= nale, welche sich, dem Anscheine nach, in dem heftigsten Kriege mit dem Moniteur du Soir befindet, ist dabei selbst Eigenthü- merin dieses Blattes, welches in ihren Büreaus redigirt wird und aus derselben Buchdruckerei hervorgeht. i;

Der Bezirksrath von Chateauroux hat auf Antrag Des Herrn Adou beschlossen, den Wunsch eincr Revision der Verfassung im dritten Jahre der gesceßgebenden Versammlung im Fnteresse der Befestigung der Regierung auszusprechen. Zwei Mitglieder haben protestirt und ihre Entlassung gegeben, der Präfekt aber erblickte in dem Beschlusse nichts Verfassungswidriges.

Der Minister des Junern wurde heute zur 12ten parlamenta- rischen Juitiatis - Kommission berufen, um seine Ansicht über Lever= rier’s Antrag abzugeben, welcher dahin ging, den nicht Zuständigen, Besiblosen, Bettlern und Vagabunden den Aufenthalt am Siße der National-Versammlung zu untersagen. Der Minister hielt den An trag bei der gegenwärtigen Ruhe dev Hauptstadt für unzeitgemäß. Die Kommission beschloß mit 9 Stimmen gegen 6, den Antrag nicht in Betracht zu nehmen, und wählte Grimault zu ihrem Bericht= erstatter.

: Folgende ist die nun voliständige Liste der permanenten Koms- mission während der Vertagung: Odilon Barrot, J. de Lasteyrie, Monet, St. Priest, General, Changarnier, General, d’Ollivier, Berryer, Nettement, Molé, Lauriston, General, Beugnot, de Mor- nay, de Montebello, Espinasse, Oberst, Creton, Rulhières, General, Védin, Léo de Laborde, Casimir Périer, de Crouseilhes, Druet Desvaux, Combarel de Leyval, Garnon, Chambolle. Die Legitimi= sten und Orleanisten haben die Ueberzahl, die Bonapartisten haben feinen einzigen Kandidaten durhgebracht. Die Kommission enfhält 9 Legitimisten, 9 Orleanisten, 6 Mitglieder des Tiers-parti; das 25\te Mitglied ist General Changarnier. Die drei bonapartistischen Kandidaten, deren Wahl nicht durhgeseßt werden kounte, waren General Regnault St. Jean d’Angely, Casabianca und Fremy.

Eine Depesche von Brest unter heutigem Datum meldete der Regierung, daß die Jacht der Königin Victoria unter dem Kom= mando des Capitains Fit =- Clarence (von Cadix kommend) daselbst angelangt sei. Sie hatte die Prinzen Eduard und Ernst von Sachsen-Weimar an Bord und hatte Bordeaux berührt.

Aus einem Bankausweis von gestrigem Datum, welchen der Moniteur veröffentlicht, geht hervor, daß der Baarvorrath und der Billetumlauf jeder um 25 Millionen seit dem leßten Ausweis zugenommen habe. y

Die Stadt Paris will das Beispiel mehrerer Departemental- Stádte nachahmen und ein katholisches Collége errihten. Bereits wurde ein Comité zu diesem Behufe gewählt, das aus den Herren Molé, Montalembert, Vatimesnil, Beugnot, Kerdrel, Erzbischof von Rheims, den Bischöfen von Langres und Orleans und Anderen zusammengeseßt ist und das cin freies Collége, unter dem Namen Collége fenelon, errichten soll; 500,000 Fr. sind bereits zu diesem Behufe subs#kríbirt. L

Das Pouvoir und die Patrie enthalten die Nachricht, daß die im Fort d’Aubervilliers stationirté Genie - Compagnie zu einem Nachtfeuerwerke ermächtigt sei. Die Kanonade, welche etwa gehört werden dürfte, rühre also von dort her. - Das Jou ina des Villes et Campagnes findet es sonderbar, vaß diese Kanonade gerade nach dem Artikel des Moniteur du Soir stattfinden solle, wo sie nothwendig viele Leute ershrecken müsse.

f fin General - Conseils sollen auf den 26. August einberu- en sein. i y : Herr Baze erklärt heute die Nachricht einiger Blätter, daß er

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i um den Posten eines General - Prokurators beworben habe, für Pie, P i war vom Pouvoir gebracht worden.

Dem Corsaire zufolge wollen die französishen Flüchtlinge in London auf den hestigen Angriff Proudhon's eine Erwiederung erscheinen lassen.

roßbritanien und. Jrland. London, 26. Juli. Die nd Victoria L Dukline ie wollen, wie verlautet, im nächsten Monate na ublin reisen. E Rer gestrigen Sihung des Unterhauses erkflárte Lord Pal= merston auf cine an ihn gerichtete Interpellation, daß die tosfani- {e Regierung zur Schlichtung ihrer Differenzen mit England die schiedsrichterliche Entscheidung Rußlands vorgeschlagen habe, daß aber die englische Regierung auf eine schiedsrichterliche Herten nicht eingehen könne, wohl aber bereit sei, eine dienstwillige Ver= mittelung anzunehmen, zu welcher die sardinische Regierung si an- geboten habe, und daß in diesem Sinne an Toskana geantwortet worden „sei. 7 L, :

Der ministerielle Globe findet sih jebt veranlaßt , folgende Erklärungen über das mehrerwähnte londoner Protokoll in Betreff der Exbfolge in Dänemark und den Herzogthümern zu geben: „Die leidenschaftlichen Anhänger Dänemarks haben i / Erbitterung und Anmaßung ausgesprochen , und in der liberalen deutschen Presse ertönen laute Shmähungen gegen Lord Palmer- ston?s vorausgeseßten Beitrikt zu dem vielbesprochenen Protokoll, von welchem etwas übereilt behauptet wird, daß es die Rechte Deutschlands der Gnade der Großmächte hiugebe. Es mag nicht unpassend sein, die Mißverständnisse in dieser Angelegenheit auszu- fláren, und, wie wir glauben, wird eine geringe Prüfung hinrei- hen, unsere Regierung von dem indirekten Vorwurf der Rücksichts- losigkeit gegen einen geshäßhten Verbündeten oder dcr Mißachtung der Rechte - einer unabhängigen Nation vollständig freizusprechen. Wir glauben, es is jeßt etwa vier Monate her, seit Baron

Brunnow zuerst den Gedanken an dieses Protokoll anregte, Man hegte damals die Erwartung, es werde binnen kur-

zem cin Friede zwischen der dänischen Krone und Deutschland ab= geschlossen werden, auf der Basis der Práliminarien vom Juli 1849, einer Basis, welche, wie man sich erinnern wird, die Unab= hángigkeit des Herzogthums Schleswig hinstellte. Unter diesen Umständen s{chlug Baron Brunnow den verbündeten Mächten vor, sie möchten eine förmliche Erklärung unterzeichen : 1) thres gemein- schaftlichen Wunsches für die Erhaltung der Integrität der dâni- hen Monarchie; 2) ihrer Bereitwilligkeit , die Regelung der Erb- folge, welche der König von Dänemark zu Gunsten diejes Planes etwa zu Stande bringen würde, anzuerkennen, und 3) ihrer Neigung, zu irgend einer späteren Zeit die Frage in Erwägung zu ziehen, wie sich dieser Uebereinkunft eine weitere Bürgschaft (gage de sûreté) geben lasse. Die Verhandlungen über die Práliminarien wurden jedoch abgebrochen und ein Friede unter den Bedingungen geschlo}en, die wir unseren Lesen zu wiederholten Malen auseinan=- dergeseßt haben. Nichtsdestoweniger hielten es die Theilnehmer an der oben erwähnten Diskussion für rathsam, eine Erklärung in Betreff der Ansichten niederzulegen, von welchen sie geleitet wor= den waren, als sie die leidèr jeßt vernichteten Erwartungen noch hegten. In diesem Sinne wurde das Protokoll im englischen aus=- wärtigen Amte entworfen und vollendet. Wir haben kaum nöthig, zu bemerken, daß dieses Dokument nichts enthält, was mit Recht den Stolz der empfindlichsten Nation verwunden könnte, oder woraus sich irgendwie die Absicht deuten ließe, auf eine vermessene Weise über Deutschlands Rechte zu halten. Das Protokoll drüdt lediglich die abstrakte Neigung der kontrahirenden Parteien zu Gunsten gewi|ser Ansichten aus und “ihre Bereitwilligkeit, in Zukunft den inneren An- ordnungen des dänischen Staates ihre Zustimmung zu geben. Wir brauchen wohl nicht bei den Verwickelungen zu verweilen, welche mit der gegenwärtigen Ungewißheit hinsichtlich der Erbfolge des Königl. Hauses von Dénemark zusammenhängen, eine Ungewißheit, welche kei= nesweges beseitigt werden würde, wenn Dänemark und Schleswig dem Hause Hessen zufielen, Holstein aber dem deutschen Erbrechte folgte, insofern sich der Rechtstitel der Herzoge von Augustenburg wegen einer morganatishen Ehe in ihrem Stammbaum bestreiten läßt. Auch brauchen wir nit darauf hinzuweisen, daß das Pro- tokoll niht mit einem Worte irgend eine Verändernng billigt, welche etwa durch einen Staatsstreich herbeigeführt werden möchte. Es giebt geseßliche Mittel, um die Erbfolge in Dänemark und eben \o in Holstein zu verändern; und wenn die Zustimmung der Nation einerscits und die des deutschen Bundes andererseits die Königliche und Herzogliche Krone auf dem Haupte eines Prinzen von Oldenburg vereinigen sollte, so hegen wir die innige Ueberzeugung, daß dies mehr als irgend etwas Anderes den Frieden Nord: Europa?s auf die Dauer sihern würde. Wir wissen allerdings die in gewissen

Regionen ausgedrückten Befürchtungen hinsichtlich der Gefahr, Rußland die Ausübung eines Protektorats in Dänemark zu ge-

statten, vollklommen zu würdigen. Allein ein solches Resultat halten wir für weit weniger wahrscheinlich, so lange Dänemark, wie ge- genwärtig, eine Gesammt=-=Monarchie bildet, als in dem Falle, wenn Dánemark die engen Dimensionen, auf welche das frankfurter Par= lament es beschränken wollte, einnähme. Doch wie sich dies auch verhalten mag, die Frage is eine europäische, über welche englische Staatómänner billigerweise verschiedener Meinung sein können, ohne den Vorwurf, als seien sie gleichgültig gegen den Fortschritt der constitutionellen Freiheit oder als wollten sie die deutsche Na- tion beleidigen, auf sich zu laden. Das Protokoll , dies ijl zu berücksichtigen, deutet nicht einmal die Möglichkeit eines bewa}- neten Einschreikens an, zur Erreichung des Zieles, welches die kon= trahirenden Parteien, unserer Ansicht nah mit Recht, als wün-=- \chenswerth bezeichnen. Ein solcher Meinungsausdruck hat ohne Zweifel sein moralisches Gewicht, und es wird uns nicht Wunder nehmen, wenn wir finden, daß er dazu beiträgt, die öffentliche Mei= nung allmälig näch derselben Richtung hinzudrängenz aber wir sind überzeugt, daß fein Gedanke den englischen Staatsmännern, welche dieses Protokoll billigten, ferner lag, als der, irgendwie eine Gering= {häßung in Bezug auf Deutschland auszudrücken, vder mehr zu thun, als ihr Festhalten an jener Mißbilligung der deutschen Politik in Schleswig und Holstein zu bezeigen, in welher wir stets mit der Masse der ernsten Politiker Englands sowohl, wie des Festlandes, übereingestimmt haben.“ H -

Mit dem 2. August tritt in dem Paket-Postdienste zwischen England und Westindien eine Veränderung ein. Von jenem Tage an werden nämlich die westindischen Posten am 2ten und 17ten eines jeden Monats (Morgens) von London befördert werdenz oder, sollten jene Tage auf einen Sonntag fallen, am Abend des 1sten und am Morgen des 18ten. Die nach “Havana, Honduras, Nassau und Jacmel bestimmten Posten werden nur am 17ten, die für Vera=- cruz und Tampico nur ‘am 2ten eines jeden Monats befördert werden. Die Posten nah den übrigen Orten, welche diese Linie einschließt, können sowohl das Paketboot vom 2ten, wie das vom 17ten, benugen. 3

Niederlaude. Aus dem Haag, 23. Juli. Ein Königl. Erlaß seyt fest, daß vom 1. Januar 1851 an der bisher béstan- dene „Hohe Rath des Adels‘“ aufhört.

sich mit unnöthiger |

Die ‘exste Kammér der Generalstaaten hielt gestern nur cine kurze Sihung, worin der Minister dés Junern ‘eine JIntérpellation Lightenveld's Bn des zu erwartenden Gesehes, welches Die Ent- \{hädigung der Beamten bestimmen soll, die auf Zeitlebens ange- stellt waren und in Folge der Revision der Constitution ihre Stellen verloren haben, dahin beäntwortete, dieses Geseß werde nächstens dem Staatsrath zur Prüfung vorgelegt werden.

Ftalien. Turin, 24. Juli, (Lloyd.) Jm Ministerrath ist man über das zu negoziirende Anlehen noch nicht einig. Wäh- rend Einige in Betracht der Vortheile, welche sie von einer Allianz mit England- hoffen, wünschten, daß die Emission der Rénten-Cou- pons londoner Häusern übertragen werde, hatte der Finanz-Minister hon seine Unterhandlungen mit dem Baron Rothschild begvnnen;z man will sogar wissen, daß er die Zusicherung dieses Bankhauses {on erhalten hatte, als er das neue Anlehen - Projekt von 405 Millionen in der Kammer vorbrachte. E

Jn Sardinien sind nun zwei Subscriptionen von ganz éntge- gengeseßter Tendenz im Gange. Die cine für das Siccardi= Monument zählt bereits 40,000 Actien zu 25 Centimes. Die an- dere ist zum Ankauf eines Hirtenstabes für den Bischof Fransoni, zu welchem Behufe bereits 6000 Lire eingegangen sind. pguetdain

In der Nähe von Marengo und Novara wird ein militairi- hes Instructions - Lager errichtet. \

Turin, 23. Juli. (Lloyd) Die Explosion einer Kapsel- Fabrik hat stattgehabt. Das Gebäude ist gänzlich zerstört.

Rom, 19. Juli. Das Giornale di Roma erzählt Fol- gendes über ein Attentat auf den Oberst - Lieutenant Nardoi: „Herr Nardoni wurde plößlich, als er sich aus seinem Hause nah dem Polizei-Büreau begab, von einem Mörder überfallen, der ihn erdolchen wollte, Nardoni wi geschickt dem Stoße aus und wehrte mit seinem Stockte den Mörder ab, der den mißlungenen Versu wiederholen wollte. Leßbterer ergriff nun die Flucht, wurde aber von Herrn Nardoni verfolgt und endlich ergriffen. Ins Gefäng- niß gebracht, gestand er, von fünf Personen, die er nannte und die nun ebenfalls eingezogen sind, gemiethet worden zu sein und táglich einen Sündenlohn von einem halben Scudi erhalten zu ha- ben. Für den Fall, daß der Mord gelänge, wurden ihm 200 Scudi versprochen. Der Mörder ist Maurer und 32 Jahre alt. Der aufgefundene Dolh war vergistet. Unter den verhasteten fünf Personen befindet -sih ein Post-Beamter , welcher seines Dienstes wegen thätiger Theilnahme an der Revolution entlassen wor= den war. I

Die Urtheile über dreizehn junge Leute, welche sich in Rom mit der Anfertigung eines Feuerwerkes beschäftigten, sind heute ge- fällt worden. Acht derselben wurden zu zwanzigjähriger Zwangs- arbeit verurtheilt und fünf freigesprochen.

Neapel, .17. Juli. (Lloyd) Der spanische Botschafter beim hiesigen Hofe, Graf Rivas, dürfte nicht so bald auf seinen Posten zurückehren. Von hier begab er si zunächst nach Rom, während er den Dampfer „La Castilla‘“/ nach Alicante entsendete, um dem Herzog von Valencia, General rearts einen Bericht über die hiesigen Verhältnisse zu erstatten und dessen weitere Weis sung entgegenzunehmen. Wir glauben , daß es zu feinem förm= lichen diplomatischen Bruche zwischen den beiderseitigen Höfen fommen werde und Graf Rivas bei der ganzen Heirathsange- legenheit sich nur einen Formfehler zu Schulden kommen ließ, ver leiht wieder gut gemacht werden könnte. Unser Hof beobachtet überhaupt die der Köuigin Jsabelle gebührenden Rücksichten. Die Gräfin von Montemolin wird keinesweges, wie in manchen Blât- tern behauptet wird, als „Königin von Spanien und Indien“ titu- lirt, wenn auch ihr Gemahl in dem in Caserta vom Großsitegel- bewahrer mitunterzeichneten Heirath - Kontrakt den bezüglichen Titel angenommen hat. \

Man will hier wissen, das französische Geschwader habe des- halb eilends unseren Hafen verlassen, um sich nach Tunis zu bege- ben und dort der türkishen Flotte entgegenzuwirken, falls fie, wie man behauptet, eine drohende Haltung gegen Achnmet Bei annehmen sollte.

Neapel, 19. Juli. (Lloyd) Der König wird eine aus Mitgliedern des höheren Klerus bestehende Versammlung zum Be- hufe von Berathungen über Beseitigung der Constitution einbe- rufen.

Spanien. Madrid, 21. Juli. (Fr. Bl.) Es is noch nicht bestimmt, wann sich der Hos nach La Granja begeben wird, Die Königin wird nächste Woche in der Kirche d'Atocha die Messe hören. 5 L Zum Wahlkampf bereitet man sich ernstlich vor, und scheint es, ‘daß Centrum und Linke sich doch wieder über ihre Kändidaten einigen wollen. Die Cortes werden in der zweiten Hälfte des Au- gust aufgelöst. l

Die Gaceta veröffentlicht eine Amnestie für mehrere ver- urtheilte Verbrecher.

Das Journal L’ Esperanza« ist bereits der neuen Preß- Ordnung zum Opfer gefallen. ; :

In Castilien will man einer weitverzweigten karlistischen Ver= {wörung auf der Spur sein.

Z3proz. 33%.

Türkei. Semlin, 22. Juli. ( Lloyd.) Der Aufstand in Bulgarien ist gänzlich gedämpft. Der Pforten - Kotnmissär hat durch Vermittelung der serbischen Regierung allen _aufständischen Bulgaren eine vollständige Amnestie von Seiten des Sultans zuge= sichert, und sie kehren bereits aus den Sbegs in Serbien und an= deren Orten in ihre Heimat zurück. Den Bulgaren wurden bei dieser Gelegenheit schon jebt viele Konzessionen gemacht , und meh= rere andere werden vom Sultan erwartet, Das hier kursirende Gerücht, daß die Bulgaren gleich den Bewohnern des Fürstenthums Serbien gegen Entrichtung eines jährlichen Tributs an die Pforte verhalten werden, is mit Vorsicht aufzunehmen. Jedenfalls dient die Amnestie, so wie die vielen Begünstigungen , als Beweis, daß der Aufstand nit der türkischen Legitimität, sondern der Bedrük= fung der Aga und der Subaschen gegolten, und daß der Sultan in Zukunft nicht dulden werde, daß die Bulgaren unter dem Drucke der Aga und Subaschen seufzen.

Die Ruhe in Bosnien is auch vollkommen wiederhergestellt. Der neue Gouverneur, Hafiz Pascha, bekanntli ein großer Chris stenfeind, ist bereits in Sarajevo angekommenz der Seraskier Omer Pascha wird mit 15,000 Mann täglich daselbst erwartet.

Mit Allerhöchster Genehmigung wird in diesem Jahre die Versammlung deutscher Philolögèén, Schulmännet und Orientalisten in den Tagen vom 30. September bis 2. Oktober cinsch!. hier stattfinden, wozu die Unterzeichneten hier- mit ganz ergebenst einladen. Anfragen und Anträge sind an die Unterzeichneten oder an den Vice - Präsidenten, Herrn Direktor