1881 / 260 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 05 Nov 1881 18:00:01 GMT) scan diff

erihtsvollzieher bedarf es hierzu nicht. Die bezeichneten Per- onen sollen jedoch mit der Ausführung solcher Zustellnngen nur am Ort ihres Wohnsißes beaustragt werden. Eine beson- dere Entschädigung wird ihnen dafür nicht gewährt.“

_— Die Bestimmungen der Geschäftsordnungen für die Gerichtsshreibereien, daß Ladungen und Benachrichti- gungen durch die Gerichtsschreiber vollzogen werden sollen, hat zu der mißverständlihen Auffassung ge- führt, daß die von den Gerichten ausgehenden Schreiben regelmäßig als Benachrichtigungen behandelt und Verfügungen nur mit der Unterschrift des Gerichtsshreibers versehen wer- den, so daß der Adressat aus ihnen nicht ersehen kann, von wem oder auf wessen Anordnung sie erlassen sind. Um den hieraus entstandenen Ss abzuhelfen und ein thunlichst gleihmäßiges Verfahren herbeizuführen, hat der E S eine Verfügung vom 31. v. M. Nach-

ehendes bestimmt: 1) für alle Schreiben in Aage- [legenheiten der Justizverwaltung und für alle an öffentliche Behörden gerichteten Zuschriften gilt als

egel, daß sie vom Richter zu vollziehen ‘find. Eine Ausnahme findet nur in den Fällen statt, wo dur besondere Vorschrift der Gerichtsshreiber als die zur Vollziehung des Schriftstücks zuständige Person be zeichnet is ; 2) wo über die Vollziehung der an Privatpersonen gerichteten Zuschristen nicht eine besondere Vorschrist besteht, wird es sich empfehlen, eine rihterlih getroffene Entscheidung hon durch die Fassung und Unterschrift sofort als eine solche zu kennzeihnen. Denn die Mittheilung einer vom Richter getroffenen Entscheidung mit der alleinigen Unterschrift des Gerichts)hreibers und ohne ausdrüdcklihe Bezugnahme ouf die vorhergegangene riter- liche Entscheidung i} irreführend und ershwert dem Empfänger das richtige Verständniß der erhaltenen Ver- fügung; 3) aus jeder vom Richter angeordneten La- dung oder Benahrichtigung muß die Behörde ersihtlich Jein, welche die Anordnung getroffen hat; 4) der Gerichtssrei- ber hat die von ihm selbständig erlassenen Schreiben und die vom Gericht angeordneten Ladungen und Benachrichtigungen mit der Unterschrift seines Namens und seiner Amtseigen- schaft in nachstehender O O

Gerichtsschreiber des Königlichen gerichts.

Die Vollziehung der von ihm nach geseßlihen Vorschrif- ten zu ertheilenden Ausfertigungen, Auszüge, Beglaubigun- gen und Bescheinigungen geschieht in gleiher Weise unter BeidrückEung des Gerichtssiegels.

Jn Bezug auf das preußische Eisenbahngeseß vom 3. November 1838 hat das Reichsgericht, V. Civilsenat, dur Erkenntniß vom 1. Oktober d. J., folgende Rechts\säße ausgesprochen: 1) die Nichterfüllung der im §. 14 des Eisen- bahngeseßes den Eisenbahnunternehmern auferlegte Verpflich- tung zur Einrichtung und Unterhaltung aller Anlagen, welche die Regierung an Wegen, Ueberfahrten, Triften, Einfriedi- gungen, Bewässerungs- oder Vorfluthsanlagen 2c. nöthig findet, damit die benachbarten Grundbesißer gegen Gefatren und Nach- theile in Benußung ihrer Grundstücke gesichert werden, hat die Schadenersaßpfliht des Eisenbahnunternehmers zur Folge für die Unfälle und Schäden, welche demzufolge entstehen ; 2) die Bestimmung des §. 25 des Eisenbahngeseßes, nah welchem die Eisenbahngesellschaft (resp. der Eisenbaÿnunterneh- mer) zum Ersatz verpflichtet ist für allen Schaden, welcher bei der Beförderung auf der Bahn, an den auf derselben besör- derten Personen und Gütern, oder auch an anderen Personen und deren Sachen entsteht, findet niht nur Anwendung auf die Fälle, in denen die Beschädigung bei der Fahrt von Per- sonen- oder Güterzügen stattfindet, sondern überhaupt auf jede Bewegung von Transportmitteln auf der Bahn (also auch bei der Fahrt von Lokomotiven ohne angehängte Wagen).

Die von einer preußischen Schulgemeinde angestellten Lehrer werden, nah einem Urtheil des Reichsgerichts', IV, Civilsenats, vom 29. September d. F., dadurch Mitglieder der Gemeinde und haben gleih den anderen Hausvätern der Gemeinde zu den Schul steuern cinen Beitrag zu leisten, falls nicht im Anstellungsvertrage eine Befreiung von der Steuer ausgesprochen ist oder sonnige besondere Gründe (Verjährung, Privileg) für die Steuerbefreiung sprechen. E

Der Kaiferlihe Botschafter Prinz Reuß is} von sei- nem Urlaube nah Wien zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Cassel, 4. November. Jn der heutigen Sißung des zehnten Kommunal-Landtages des Regierungs- Bezirks Cassel fanden die Wahlen für den Legitimations- ausschuß, den Eingabenauss{huß und den Hauptausschuß statt. Die zur Berathung stehende Vorlage, betreffend die Ver- erbung der Landgüter, wurde an einen besonderen Aus- {uß überwiesen.

Bayern. München, 3. November. (Allg. Ztg.) Zu der Meldung von der Ernennung des Grafen von Drechsel auf Deuffstetten zum Mitgliede der Kammer der Reichsräthe ist berihtigend zu bemerken, daß der Graf nicht zum leben6- länglihen, sondern zum erblichen Reichsrath ernannt wurde. __— 4, Novenbder. (W.. T, B) Jn he heitigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten motivirte der Abgeordnete Luthardt seinen Antrag auf Auf- hebung der Simultanschule, wobei er betonte, daß der fkonfessionelle Friede Bayerns hauptsählich durch das Bestehen der Simultanschulen gestört werde. Der Kultus- Minister von Luß wiederlegte in einstündiger Rede die von dem Abgeordneten vorgebrachten Motive, entwickelte das Recht, die Zulässigkeit und die Nothwendigkeit der angefohtenen Schulverordnung vom Jahre 1873 und erklärte s{ließlich bezüglich der Stellung des Ministeriums zur Simultan- \{ule, daß er, troy aller Angriffe, von Allem, was er seit seinem Amtsantritt vor 12 Jahren bis jetzt gesagt und gethan, Nichts zurücknehme. Selbst das eifrigste Mitglied der Partei der Rehten würde, wenn es Kultus- Minister wäre, über die Simultanshule niht hinweg- kommen. Er glaube, die Simultanshule werde immer be- stehen, wenn auch vielleiht ein Nachfolger dieselbe auf kurze Zeit beseitigen sollte. Der Abg. Bonn (Regensburg) bemerkte, daß der Antrag auch eine politische Seite enthalte ; daß zwischen der Regierung und den Volksverträtern die Einigkeit fehle und daß in dem fkirchenseindlichen Geiste der Regierung die Unzufriedenheit ihren Grund habe. „Wir wollen den Ver- treter dieses kirhenfeindlihen Geistes beseitigt haben.“ Auch die Sn der Selbständigkeit Bayerns sei mit ungenü- eran Energie gewahrt; daher der Kampf gegen das Mini- erium Luß! Es sei unerhört, daß das Ministerium, dem

durch die Wahlen wiederholt zugerufen worden, daß man es nit wolle, denno bleibe. Luß's Auffassung, daß sein Verbleiben eine patriotishe Pflicht, sei eine grund- irrige. Die ganze Rechte des Hauses vertrete in dem Antrage, die Forderung des Rücktritts des Ministeriums Luß, das zum Scaden des bayerischen Volkes auf seinem Plate verharre. Wolle Luß den Willen des Landes befolgen, so müsse er gehen und mitnehmen, was mit ihm solidaris{ sei. Kultus-Minister von Luß erwiderte auf die Vorwürfe, welche der Abg. Bonn wegen der „Wahlkreis-Geometrie“ er- hoben: diese möge man erst erheben, wenn man mit gutem Beispiele vorangegangen sei. Die Herrs{hsucht der Geistlich- keit sei dieselbe wie früher und werde sih auc so bald nicht än orn. Ein Kulturkampf existire in Bayern nicht; alle Bij ofsstühle seien beseßt, und es sei sehr die Frage, ob das Land ine Regierung ertragen werde, welhe mit der Oppo- sition ginge. Er habe noch dieselbe Pflicht zu bleiben und er wiederhole: er bleibe, bis der ihn abberuse, der ihn hier- hergeseßt. Jn Bayern sei nur ein gemäßigtes Regiment möglich, daß er seit 12 Jahren zum Ausdruck bringe.

Sachsen. Dresden, 4. November. (Dr. J.) Aus Anlaß des Namenstages der Königin, in deren Befinden eine hocherfreulihe Besserung eingetreten ist, fand in den heutigen Morgenstunden große Militärreveille statt.

Beide Kammern nahmen heute ihre Sißungen wieder auf. Jn der Sizung der Ersten Kammer wurde zunächst Erbgraf Magnus zu Solms-Wildenfels als Mitglied der Kammer verpflichtet. Auf der Registrande befand sich u. A. ein Schreiben des Gesammt-Ministeriums, nah welhem Geh. Rath von König auf Noshkowiß das ihm Allerhöchst übertra- gene Mandat als Mitglied der Kammer aus Gesundheitsrük- sichten niedergelegt hat. Die Kammer wählte hierauf zu Mit- gliedern des Landtagsausschusses zur Verwaltung der Staats- \hulden die Herren Präsident von Zehmen und Bürgermeister Löhr, zu Stellvertretern die Herren Handelskammer-Präsident Rülke und Kammerherr von der Planiz. Die Sißung der Zweiten Kammer wurde vom Präsidenten Haberkorn mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Jn der allgemeinen Vor- berathung wurde sodann das Königlihe Dekret, *betreffend den Personal- und Besoldungsetat der Landesimmobiliar- Brandversicherungsanstalt auf die Jahre 1882/83, der Finanz- deputation, das Königliche Dekret, betreffend den Ent- wurf eines Geseßes, Gehaltsverhältnisse déèr Mitglieder des Oberlandesgerits betr., der Geseßgebungsdeputation un.er Vernehmung mit der Finanzdeputation überwiesen, das König- liche Dekret, betr. das Reisefortkommen der Spezialkomwissare in agrarischen Auseinanderseßungen, zur Schlußberathung ge- stellt, das Königliche Dekret, betr. die Umwandlung der Real- \hule T. Ordnung in Wurzen in ein Königliches Gymnasium, der Finanzdeputation überwiesen und das Königliche Dekret, die Heiz- und Ventilationsanlagen in den Staatslehranstalten betr., in Schlußberathung genommen.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 3. November. (Els.-Lthr. Ztg.) Zu Ende voriger Woche ist der Prinz Friedrihvon Sachsen-Meiningen, geb. am 12. Oktober 1861 und jüngster Sohn Sr. Hoheit des regierenden Herzogs Georg von Sachsen-Meiningen, in hiesiger Stadt angekommen und alsbald bei dem «hier U avi g Feldartillerie-Re- giment Nr. 15 als Sekond e eingetreten.

___— 4. November. (W. T. V.) Die „Elsaß-Lothrin- gische Zeitung“ schreibt bezüglich der elsaß-lothringischen RNeichstags8wahlen: Nachdem die amtliche Ermittelung der Wahlresultate vom 27. Oktober stattgefunden, scheine der Augen- blick gekommen, über deren Verlauf und das Ergebniß der Wahl- bewegung in Elsaß-Lothringen ein abschließendes Urtheil zu fällen, und hebt sodann hervor, daß ein Protestprogramm nur in Straßburg und Mülhaufen aufgestellt worden sei. Wenn diese Kandidaturen auch nicht mit Erfolg hätten bekämpst werden können, so sei doch die Stimmenzahl an den beiden Orten erheblih hintcr den Erwartungen und Anstrengungen der betreffenden Comités zurückgeblieben. Jn Straßburg über- schreite die Zahl der Enthaltungen, vereinigt mit den auf die Gegenfandidaten abgegebenen Stimmen, die Zahl derStimmzettel für Hrn. Kablé ; in Mülhausen, wo außer einem Sozialdemokraten ein Gegenkandidat überhaupt nicht vorhanden gewesen, sei noch nit einmal die Hälfte der Wähler zur Wahl erschienen. Bringe man in beiden Fällen ferner in Anschlag, daß in Straßburg wie in Mülhausen Umstände lokaler und persön: licher Natur für viele Wähler bestimmend waren, so sei das Wahlergebniß an beiden Orten, namentlich im Vergleich zu den Erwartun; en und Anstrengungen der Protestpartei im Lande und ihrer Pariser Freunde, als ein Gewinn für den Protest nicht zu verzeichnen; derselbe dürfe mehr als eine opfervolle Behauptung des Besißstandes an zwei Stellen für sih niht in Anspruch nehmen, wobei die Chancen des Radi- kalismus in allen größeren Städten noch niht einmal in An- shlag gebracht seien. Herr Besançon in Met könne bei seinem ruhigen und gewäßigten Auftreten dieser Gruppe kaum beigesellt werden; von allen anderen Kandidaten habe keiner die Flagge des Protestes aufgezogen, wil ihre Kan- didatur sonst einfah unmöglich Socien sein würde. Es sei somit die Thatsache zu verzeihnen, daß wenigstens zwölf Ab- geordnete des Landes diesmal nicht als Vertreter der Protest- partei im Reichstage erschienen und daß die anderen drei den einzig möglichen Proteststandpunkt, den der starren Negation, gleichfalls entweder verlassen zu wollen erklärt oder denselben ohnehin bereits prafktish verlassen hätten, um ihre Kandidatur überhaupt möglich zu machen. Die demokratisch-republi- kanishe Opposition sei dabei in zwei von diesen drei fit stärker als die nationale. Die „Elsaß:Lothringische

eitung“ analysirt sodann den Standpunkt dieser zwölf Abgeordneten und schließt: „Die Wahlen in Elsaß- Lothringen lassen sich mithin niht anders carakterisiren, als daß sie ein entshiedenes Ueberwiegen der katholischen Partei unter gleichzeitiger, nah den Persönlichkeiten mehr oder minder ausgesprohener, Annäherung derselben an Deutschland und unter entschiedener Abshwächung der Protestpartei bedeuten. Wenn das Wahlresultat in seiner Gesammtheit bezüg!ih der Parteistellung der einzelnen Abge- ordneten nicht denjenigen Erwartungen entspriht, welche ur- sprünglich bestanden haben, so ist die Ursache zunächst darin zu suchen, daß die autonomifstishe Partei es in ihrem und des Landes Jnteresse für richtig erachtet hat, bei den dies- maligen Wahlen nicht im Felde zu erscheinen. Jn einem solchen Gesammtergebniß eine Niederlage der deutshen Verwaltung

u erbliden, wuß der Phantasie der Pariser Blätter vorbe- alten bleiben, welche namentlich die Thatsache ihren Lesern vershweigen, daß im Gegensay zu früher- die Hälfte der Wähler von der ihnen zustehenden und zu freiester Ausübung

belassenen Waffe des Wahlrechts keinen Gebrauch gematht hat, sowie daß die zu Gunsten der einzelnen Erwählten abge:

. gebenen Stimmen sehr erheblih hinter der Hälfte der Zahl

der eingeschriebenen Wähler zurückbleiben. Gerade die be- deutende Wahlenthaltung den so großartigen Agitationen gegenüber, welchen die „Diktatur“ unbehindert freien Lauf ließ, beweise, wie erheblih die Beruhigung ver Gemüther im Lande zugenommen und daß bei der Bevölkerung der länd- lihen Wahlkreise, dem konservativen Sinne derselben ent- sprechend, das Vertrauen in die Gesundung der Verhältnisse des Landes im erfreulichen Fortschreiten begriffen sei.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. November. Die „Bud. Corr.“ meldet: Der Marine-Auss{huß der ungari- hen Delegation hielt heute Vormittags Sißung und be- gann mit der Verhandlung des Marinebudgets. Der Heeres- ausschuß hält heute Nahmittags nur eine Konferenz, seine meritorishen Verhandlungen beginnt er erst morgen 10 Uhr Vormittags. Der Auss{huß hat ein aus drei Mitgliedern bestehendes Subcomité entsendet, welches in einer heute Mit- tags abgehaltenen Sißung die auf das Verpflegswesen bezüg- lichen Titel in Verhandlung zog und die hierauf bezüglichen Daten des Kriegs-Ministeriums prüfte. i

4. November. (W. T. B.) Das „Armee-Verord- nungsblatt“ veröffentliht das vom Kaiser am 24. v. M. sanktionirte provisorishe Wehrgeseß für Bosnien und die Herzegowina.

Großbritannien und Jrland. London, 3. November. (Allg. Corr.) Die Mitglieder des Ministeriums trefjen nah und nach in London wieder ein, um an den bevor- stehenden Kabinetsberathungen und den Vorbereitungen der Geseßvorlagen für die kommende Parlamentssession Theil zu nehmen. Jm Anfang der nächsten Woche werden die regel- mäßigen Ministerrathssizungen für die Vorlagen der neuen Session beginnen. Die Einladungen zu der ersten derselben sind bereits ausgesandt worden.

Frankreich. Paris, 4, November. (W. T: B.) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer übernahm Brisson den Vorsiß unter Abstattung seines Dankes für scine Wahl und mit dcr Versicherung, daß er bestrebt sein werde, dem ihm von seinen Vorgängern im Amte gegebenen Bei- spiele nazueifern. Frankreih habe gezeigt, daß es die re- publikanishe Regierung sichern wolle auf der Grundlage der Legalität. Brisjon theilte der Kammer hierauf mit, daß ihm 3 Fnterpellationen über Tunis zugegangen seien. Der Minister-Präsident Ferr y erklärte: er wolle sich über die Stellung des Kabinets den FJnterpellationen gegenüber aussprehen. Das Kabinet sei stets der Ansicht gewesen, daß seine Gewalten erschöpft seien mit der Kammer, aus welcher das Kabinet hervorgegangen. Der Rücktritts- entshluß des Kabinets sei lediglich vertagt worden, weil das Ministerium auf die ihm gemachten Beschul- digungen antworten und weil es der Kammer die Verant- wortlichkeit des vollständig solidarishen Kabinets anbieten wollte. Er sei bereit, alle vorläufigen Erklärungen, die er für not a halte, abzugeben; je früher die Debatte eröffnet werde, desto besser werde es sein für das Land und die Re- publik. Naquet beantragte, die Jnterpellation auf nächsten Montag festzuseßen. Der Antrag wurde jedo von der Kammer abgelehnt und die Jnterpellation auf morgen anberaumt.

Aus Tunis wird gemeldet: Bei Beantwortung der Glüdckwünshe des Minister-Residenten Roustan zum Bei- ramsfest sprah der Bey die Hoffnung aus, daß Frank- reih bald Herr sein werde über die Ausfständishen und daß das Land unter dem französishen Protektorat einen rashen Aufs{hwung nehmen möge. Der Bey versicherte zugleih seine Ergebenheit sür Frankreih, denn er sehe ein, daß Tunis ohne Frankreichs moralishe und materielle Unterstüßung verloren sei. Dem General Fappy gegenüber bemerkte der Bey, daß die Religion den Arabern die Unter- werfung unter ihren Souverän anbefehle; zu allen Zeiten hätten es aber gewisse Stämme an dieser Unterwerfung Tehlen lassen, uns es habe immer der Gewehrschüsse bedurft, um sie zu zügeln.

__ Spanien. Madrid, 4. November. (W. T. B.) Die Budgetkommission des Deputirtenkongresses hat den Gesegentwurf über die Konvertirung der Staatsschuld und über die Ermächtigung des Ministers zu

Verhandlungen mit den Fnhavern der spanischen Schuld ge- nehmigt.

_ Italien. Rom, 4. November. (W. T. B.) Der irishe Deputirte Errington isst in einer Spezial- mission der englishen Regierung beim Vatikan eingetroffen. Errington war in ähnliher Mission bereits vor mehreren Monaten in Rom.

__ Griechenland. Athen, 4. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer ist aufgelöst worden; die Vornahme der Neuwahlen if auf den 1. rute der

Zusammentritt der neuen Kammer auf den 30. Januar k. F. anberaumt.

Türkei. Konstantinopel, 4, November. (W. T. B.) Der Sultan hat dem Kaiser Wilhelm den Großkordon des Nischani-Jmtiaz-Ordens mit dem Stern in Brillanten verliehen. Die Dekoration wird durch einen außerordentlichen Abgesandten, der ein Muschir sein wird, nach Berlin über- bracht werden.

Numänien. Bukarest, 3, November. (W. „Pr.“) Das Kriegsbudget für das nätste Jahr weist bei einem Gesammtbedarf von 29 Millionen dem laufenden Jahre gegen- über eine Mehrforderung von dritthalb Millionen nah.

4. November.- (W. T. B.) Das amtliche Blatt ver- öffentliht die Ernennung Farra's zum General-Konsul in Pést, Voinesco geht an Stelle Farra’'s nah Konstantinopel.

Asien. (Allg. Corr.) Aus Teheran wird dem Reu!ershen Bureau unterm 2. d. gemeldet: Den hier eingegangenen Berichten über die Besetzung von Herat zufolge wurde diese Stadt am 5. Oktober von mehreren tausend Mann Kavallerie aus Jamshidi, Hezareh und Firuz- kuki besezt. Der Sohn Mir Aszul Khans, des Gouverneurs von Herat, hatte den Feind 30 Meilen östlih von der Stadt angegriffen; er wurde aber gesGlagen und ses mit Jakub Khans Familie nah Turbet fhjam auf persishes G-biet. Ejub Khan wurde am 10. Oktober in der Nähe von Ghasen auf persishem Territorium gesehen.

Afrika. Egypten. Kairo, 2. November. (Allg. Corr.) Das Courban-Beiram-Fest begann heute mit einem Staatsempfang beim Khedive im Khezireh-Palast. Unter den Anwesenden befanden sich die Mitglieder des diploma- tishen Corps, die Patriarchen, die Minister und viele ein- heimische nnd europäische Notabilitäten. Hr. vonSchaeffer, der österreih-ungarishe Agent in Egypten, ist zum österreich- ungarischen Gesandten in Washington ernannt worden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Dresden, Sonnabend, 5. November. Zweite Kammer. Interpellation des Abg. Bebel, betreffend die Verhängung des fleinen Belagerungszustandes üver Leipzig. Nah Begründung der Interpellation durch Bebel erklärte der Minister des Fnnernin Beantwortung derselben : dem Abg. Bebel, dessen Wahlgültigkeit noch zweifelhaft sci, geziemte mehr Mäßigung. Die Re- gierung sei nur dem Reichstage Rechenschaft shuldig. Die säcbfishe Regierung müsse sih erinnern, daß die Sozialdemo- fratie den Umsturz der Krone, die Umwandelung des indivi- duellen Eigenthums in Kommunaleigenthum und den Zu- samm.nbruch der Religion bezwecke und hierzu nah ihrem eigenen Manifezt kein Mittel \{heue. Die Regierung müsse die revolutionäre Partei bekämpfen. Der Minister motivirte sodann ausführlih die über Leipzig verhängte Maßregel, wclche der öffentliten Verhöhnung der Autorität erfreuliher Weise ein Ende bereitet habe. Die Verant- wortung für die Nachtheile aus dieser Maßregel falle auf die E aller Warnung weiter thätig gewesenen Agitatoren zurü.

Die Nr. 44 des Central-Blatts für das Deutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung eines Verzeichnisses der im Königreich Dänemark zur Anerkennung der Staatsangehörig- feit berufenen Behörden. Zoll- und Steuerwesen: Befugniß einer Steuerstelle. Konsulatwesen: Entlassung. Marine und Swiff- fahrt: Erscheinen des 111. Nachtrags zur amtlihen Schiffsliste von 1881. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs- gebiete.

Tteihstags- Angelegenheiten. i Elberfeld, 4. November. (W. T. B.) Bei der heute hier stattgehabten Stichwahl erhielten Reinhard Schmidt (Fortschr.) 13 121 und Moses Oppenheimer (Sozialist) 12 172 Stimwen; Schmidt ist sonah gewählt. ; A Offenburg, 5. November. (W. T. B.) Bei der hier statt- gehabten Stichwahl erhielt Sch uck (natlib.) 8436, Meyr (Centr.) 7874 Stimmen; der Erstere ist sonach gewählt. i : Karlsruhe, 4. November. (W. T. B.) Bei der heutigen Stichwahl im hiesigen (10. badischen) Wahlkreife siegte Schneider (natlib.) mit über 1000 St. Mehrheit über v. Marschall (konf.).

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserlicbe Statistische Amt veröffentliht im Septemberheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine Uebersicht über den Tabafk- bau und die Ergebnisse der Tabakernte im deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1880/81 (1. Juli 1880 bis 30. Juni 1881). Die Angaben dieser Uebersicht verdienen besonderes Interesse, da bezüglich des deutshen Tabakbaues im gedachten Jahre zum ersten Mal die Bestimmungen des Tabaksteuergesezes vom 16. Juli 1879 in Kraft waren. Der mit Tabak bepflanzte Flächeninhalt betrug im Zollgebiet 1880 2 417 594 a, 690 298 a mehr als im Vorjahre. Zum Theil wird diese sehr erhebliche Zunahme des deutschen Tabakbaues durch den Umstand verursacht worden sein, daß für den im Jahre 1879 geernteten Tabak ungewöhnlid hohe Preise, durscnittlih 75,40 Æ für 100 kg getrockneter Blätter, erzielt worden waren. Auch der im Jahre 1880 geerntete Tabak wurde gut be- zahlt, durbschnittlib mit 71,04 A für 100 kg, wobei übrigens berücksichtigt werden muß, daß dieser Preis die wesentlich er- höhte Tabaksteuer mit eins{ließt. Die Tabakernte des Jahres 1880 war quantitativ eine vorzüglibe, denn die geerntete Menge ist für das deutsche Zollgebiet auf 51531594 kg Tabak in getrocknetem dachreifem Zustande festgestellt worden und berechnet sich durcs{nitt- li zu 2132 kg auf 1 ha der Erntefläcbe, gegen 1640 kg im Vor- jahre. Von der angegebenen Gesammterntemenge entfallen auf das Großherzogthum Baden 15 289 684 kg, das Königreih Preußen 13 524 830 kg, das Königreich Bayern 11 028 757 kg und Elsaß- Lothringen 8085 135 kg. Der Gesammtwerth der Tabakernte des Zollgebiets ist 1880 zu ungefähr 364 Millionen Mark erhoben worden, über 15 Millionen mehr als im Vorjahre. S

Fünfundzwanzig Jahre der _ schlesischen Stein- kohle. (Stat. Corr.) Die große statistishe Tafel, welche die Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn jährli über den Transport der Steinkoblen in ihrem eigenen und dem benachbarten Bereiche veröffentlicht, ist für 1880 herausgekommen. Sie zeigt, troß der vielfachen Klagen über \{lechte Zeiten, cine bis dahin niemals er- reichte Zunabme der Förderung wie des Verbrauches und verdient eine ausmerksame Beachtung. :

Jn Oberschlesien hat die Förderung von Steinkohle während der letzten 25 Jahre nur 1859, 1866, 1875 und 1877, im nieder- \chlesiscen Reviere außerdem 1864, 1869 und 1876 eine Einbuße gegen das jeweilige Vorjahr erlitten, und im Ganzea ist der Antbeil des letzteren Revieres am Gesammtquantum Slesiens um ein halbes Prozent gefallen. Eine Vermehrung der Produktion der oberschle- sischen Reviere um mehr alé 1009/6 trat in den Jabren 1858, 1862— 65, 1868, 1871—72 und 1880 ein, des nieders{lesishen Reviers in den Jahren 1857—58, 1862, 1865, 1867—68, 1870—72 und 1880, und zwar mit Ausnahme der Jahre 1862 bezw. 1865 regelmäßig von einer Steigerung des Grubeupreises begleitet. Daß die ganze Förderung 4# mal so viel Breunmaterial als vor einem Viertel- jahrhundert geliefert hat, illustrirt eben so sehr das rapide Anwacsen der Großindustrie, als au die starke Vermehrung der Bevölkerung und dec heizbedürftigen Hausbaltungen während dieses leßten Zeitraums. Zugleich ist der mittels Eisenbahnen fortgescbaffte Antheil der Produktion von } auf beinahe F oder absolut auf das Elffache der Tranéêportmenge vor 25 Jahren, gestiegen. L

Die Preitbewegung der ober- und der niederschlesishen Kohle ist ungeachtet aller Abhängigkeit vom Weltmarkte ungleihmäßig. Jene erreicte 1873 ihren böôcbsten Stand mit 39,2 4 Durchschnittswerth pro Centner an dec Grube, diese erst 1874 mit 51,22 «K; am wohl- feilsten war jene 1862 bei 16,8 und diese im Jahre 1860 mit 21,6 1. Gefallen is der Grubenwerth in den obersclesishen Revieren 1859 bis 62, 1867 und 1874—79 und hat noch 1880 den Durschnitts- werth von 1856 nit erreicht; im nieders{lesisden Revier fiel er 1859—60, 1864, 1867, 1869 und 1875—79, hat aber den vor fünf- undzwanzig Jahren behaupteten Durhschnittêwerth überschritten.

Auf die Preise der Kohle hat natürlich die Bahnfracht na Berlin eingewirkt. Dieselbe betrug von Bad aus: 1856 65,4, 1857—60 72,3, 1861—62 66,8, blieb alédann bis 1876 62, ward 1877 auf 60,6 und für die drei leßten n auf 584 herabgeseßt. Von Schoppinitz über Oels nah Berlin mußten für den Centner 1870—73 63, 1874—76 62, 1877 61,1 und 1878—80 59 „4 Frabt erlegt werden. Durch nähere Lage zum Absatcentrum Berlin ist Niederslesien sehr begünstigt; es galt die Fraht von Waldenburg über Liegnitz nah Berlin 1857— 60 52,5, in den beiden folgenden

Jahren 50 und dann 46,2 „4, bis 1869 die Kosten dicses Weges denen über Dittersbach gleichgestellt wurden. Hier waren 1866—74 39,1, 1875—77 39 und seitdem 40 - Fracht zu zahlen.

Im Mittel kamen auf ein Jahr Tonnen zu 20 Ctr. gefördert in

ber- Nieder- | {lesien {lesien 2 349 006 662 867 3 490 116 882 721 5 182 812 1 247 826 7 628 152 2 152 533 | 8 257 202 2078 622 ! 1879 8 909 903 2 287 089 | 19,2 295 1880 10 016 520 2640244! 20,4 O In Breslau galt durchscnittlih der Centner ober- und nieder- \ch{lesisher Kohle: Pfennige : Würfelkohle Kleinkoble

Stückkoble ober- nieder-| ober- nieder- | ober- nieder- lef. lef. | \{chles. \ch{lef. | s{lef. lef. 76,8— 81,8 745 |65,5—682 51 | (erst von 47 71,8—79,1 69 | 64,1—71,4 49,5 | 1867 ab) 48,2 79,4 T2 75,5 O: G0 48,2 1871—T7ò 92,7 95,2 88,2 72,9 | 63,6 64,7 1876—78 76,5 82 | 73 61 | 46,3 59,3 1879 74 T4,7 \ 72 59,8 | 46 542 1880 72 8 1 W W656 Theils durch Ermäßigung der Eisenbahnfraht, theils dur An- pafung der Oefen an eine bestimmte Sorte \{lesisher Kohle ist der Berliner Markt mehr und mehr dahin gebracht worden, das ein- heimische Erzeugniß dem englischen vorzuziehen, und nachdem schon 1868—71 eine ähnliche Periode voran gegangen war, ift seit 1876 die \chlesishe Stückkoble sogar entschieden theurer als die englische ge- worden, ohne daß ihr Absay darunter gelitten hätte. Es galten (englishe Stückkohlen 1859—64 und seit 1866, _Schmiede-Nußkohlen seit 1859, Fabrik-Nußkohlen seit 1867) in Berlin dur{schnittlich der Centner: Pfennige H \chlesische | englische P Ela Stückkohle |Kleinkohle Stückkohle | SHmiede | A

100,1 77,9 | 94,1-109,1 | 88,1 68.5 ! 927-105, |

90,2-97,8 68,7-74,7 84,7-99,2 | 103,3-117,0 76,6-86,2 | 110,1-132,3 | 93,7-102,7 | 72-77,7| 86-97,3 | |

l

Grubenwerth pro Centner in Ober- in Nieder- {lesien {lesien Il4 3 27,8 17,7 28,4 21,1 30,9 34,3 45,4 23,4 35,2

der Perioden

1856—60 1861— 65 1866—70 1871—75 1876—78

in den

Jahren 1856 —60 1861 —65 1866—70

in den Jahren 1856-60. 1861-65. 1866-70. 1871-75. 1876-78. 1879 ., 94-102 74-82 76-85 1880... 95-104 72-78 80-87 3-57.

Eerlin empfing n3ch unserer Quelle als Zu- und Durchfuhr in den drei leßten Jahren: Tonnen zu 20 Centner i 1878 1879 1880 englishe Steinkohle ungefäßr . . 180000 195000 230000 sonstige Koble und Koks aller Art. 1051854 1110844 1249107 darunter westfälis%ße Steinkohle . 90 156 78 803 91 131 \{lesishe Steinkohle, aufgegeben auf

der Oberschlesischen Eisenbahn 531434 562618 623290 auf der Rechte Oderufer-Eisenbahn 1168240 111336 130144 auf der Schles. Gebirgs- u. Breë[.-

96961 148399

_Schweidniß-Freib. Bahn 101 644

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem „Prachtwerk Ariosts Rasender Roland“ (Breélau und Leipzig, S. Scbottländer) liegen uns die Lieferungen 21 bis 30 vor. Das ursprünglich französische „Rolandslied“ gehört zu dem Ka- rolingischen Sagenkreise; der „Pfaffe Konrad“ (1139—1195) bearbeitete dasselbe auf Antrieb Heinrichs des Löwen deutsch. Sage und Ge- cite sind in dieser großen Dichtung innig mit einander verwebt. Roland, altdeutsch Hruodland, ift einer der Helden, mit deren Hülfe der große Karl seine Riesenschblachten gegen die Sarazenen \{lägt, welche von der pyrenäischen Halbinsel wuchtig gegen das Frankenreich andringen. Roland ist der frieg8gerüstete Wächter der Macht Karls an den Pyrenäen. Da brechen die Schaaren Marsilies aufs Neue hervor; bei Roncevalles entbrennt ein mörderisher Kampf, in grimmiger Noth stößt Roland in sein Horn, Karl kommt zu Hülfe, er findet bei seinem Erscheinen die Sarazenen geschlagen und gewicben,

Der große Frankenkaiser ist, wie der Dichter erzählt, darüber so voll Trauer, daß er blutige Thränen weint. Weit umfassender und groß- artiger singt Ludovico Ariosto, der Meister des romantishen Epos, sein Nolandslied. Mitten im Glanze der italienischen Literatur und

gesbmeidige Sprache seines Landes hat er in 46 Gesängen ein Meisterwerk ge\chaffen, welches seine Unsterblichkeit begründete. In seinem „Rasenden Roland“ übt, wie bei allen poetischen Bearbeitungen sagenhafter Geschichte, das Wunder seinen Zauber; es wirken übernatürlibe Kräfte in Gestalt von Engeln und Ungeheuern auf seine Helden ein, und diese selbst leisten oft Uebermenscbliches. Aber der aroße Italiener greift auch mitten binein in die Geschichte seiner Zeit: der „Königliche Franz“ von Franfrei, Heinri VIII., Kaiser Mar, Karl V. kommen in seiner Dichtung zum Vorschein. Seine Phantasie umspannt eine ganze MWelt von Romantik und Wirxklichkeit. Ariosts „Rasender Roland“ ist mehrfach deuts bearbeitet worden, indeß gilt die Nachdichtung von Hermann Kurz, welcher sih {Gon vorher durch eine gelungene Uebersetzung von „Tristan und Jsolt*“ Ruf erworben hatte, als die beste, dem Original getreueste. Seine glatten, charaktervollen Verse, von Gustav Doré's Meisterhand illustrirt, hat mit besonderer Be- rüc{sihtigung der deutshen Familie Paul Hevse gründ- lid revidirt. Die vorliegenden Hefte 21—30 führen uns bis zum 27. Gesange. Was didchterische Worten nit \{ildern konnte, hat Doré mit seinem Griffel er-

in Wort Liebe und wundervolle

und Bild find Zerbino's Rubmbegier, die entfesselten mauriscbe -Architekturstück, die tuna in der Einleitung des Gesanges 26, der in Gesang 21; vor Allem aber die Raserci Rolands über die Treulosigkeit eincs geliebten Weibes in den Gesängen 23 und 24.

das Forte

Kriegsfurien, daberstürmende

Dichter in diesem wilden, grausenerregenden Rasen überwältigend Der auf nur 1 M50 4 gestellte Preis der Lieferung erleichtert die Verbreitung dieses Prachtwerks in den gebildeten Kreisen.

Preußischer Terinin- und Notiz-Kalender das Jahr 1882, Zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Ver- waltung und der Verwaltung des Innern, einscließlich der Bürger- meister sämmtlicher Städte Preußens 2c., unter Benutzung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums des Innern bearbeitet, Dreizehnter Jahrgang. Friedr. Schulze's Verlag. Berlin, Wilhelm- straße 1a. Der soeben erschienene neue Jahrgang hat folgenden Inhalt: Kalendarium. Genealogie des Königl. preuß. Hauses, Die gebräuch- lichen Eide. Porto-Taxe. Gebührentarif für Telegramme. Zinstabelle. Münztabelle. Maß- und Gewichts-Vergleichungs- tabellen. Zeitvergleiungstabelle. Regisler der in den bisher erschienenen Jahrgängen des Terminkalenders abgedruckten Gesetze und Verordnungen. Verzeichniß der Behörden und Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern inkl. der Referendarien und der Bürgermeister sämmtlicher Städte

reußens, erweitert durch die Namen der Beamten des Ober- rwaltungsgerihts und der Verwaltungsgericbte, sowie der Provin- zial- und Bezirks-Räthe. Namenregister Durch die regelinäßige und korrekte Vervollständigung des V rzcichnisses der Behörden und

Beamten, sowie seine bewährte Einrichtung für den praktishen Ge- brau erfreute \sich dieser Termin- und Notizkalender in Beamten-

aber seine besten Helden und darunter auch Roland, find gefallen. |

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Kunst stebend, zu dessen Urhebern er gehört, und begünstigt durch die |

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| S@luß der Diskussion wurde, dem Antrage des Syn. Engels,

freisen mit jedem neuen Jahre größerer Verbreitung. Der vor- liegende dreizehnte Jahrgang is noch durch das Verzeichniß der Regierungs-Referendarien erweitert worden. Der Preis beträgt 2 Æ 50 A, mit Papier durchbschofsen 3 A

Ein Katalog über eine Preisermäßigung werth- voller Bücher aus R. v. Deckers Verlag, Marquardt & Scenk in Berlin 8W., JIerufalemerstraße Nr. 56 (nur bis Ende 1882 gültig), ist soeben ausgegeben worden. Derselbe enthält Werke aus folgenden Gebieten: 1) Theologie. 2) Geschicbte, Biographie, Reisen. 3) Rechts- und Staatswissenschaft, Politik und Statistik. 4) Handel, Gewerbe, Verkehr. 5) Landwirthschaft, Technologie. 6) Krieg8wissenshaft, Marine. 7) Medizin, Pharmacie, Naturwifen- schaft. 8) Schône Literatur. 9) Schöne Künste. Der Katalog ist gratis von der Verlagsbuchhandlung, wie auch durch jede Buch- handlung zu beziehen.

Gewerbe und Sanudel.

Die außerordentlihe Generalversammlung der Aktionäre der Deutschen Bank hat am 2. d. M. besblofsen 15009000 # neuer Aktien zu emittiren. Die neuen Aktien werden den alten Aktionären zum Course von 130 %% offerirt, und zwar sind die Ein- zahlungen an folgenden Terminen zu leisten: 40 “/a des Nominal- betrages bei der Zeichnung, 20 %/g am 24. Februar 1882, 20/9 am 21. Juni 1882, 2099/9 am 21. August 1882, 20 °/9 am 21. Oktober 1882 und 109/60 am 21. Dezember 1882. Die neuen Aktien gewähren den Anspruch auf die Hälfte derjenigen Dividende, welche für das Sahr 1882 auf die anderen Aktien entfällt, und sollen vom 1. Januar 1883 ab den übrigen Aftien gleichgestellt sein. Das Bezugsrecht ift in der Zeit vom 5. bis 26. cr. geltend zu maden.

Königsberg i. Pr., 5. November. (W. T. B.) Die Be- triebseinnahme der Ostpreußischen Südbahn pro Oktober 1881 betrug nach vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 79965 Æ, im Güterverkehr 539378 Æ, an Ertraordinarien 9000 Æ, zusammen 628 343 M; im Monat Oktober 1880 definitiv 356484 Æ, mithin mebr gegen den entsprehenden Monat des Vor- jahres{271 859 Æ Vom 1. Januar bis nt. Oktober 1881 im Ganzen 3091 692 M gegen 2937695 F üu Jahre 1880, mithin mehr gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres 154 007 4

Washington, 4. November. (W. T. B.) Das Schaß - amt macht bekannt, daß es beabsichtige, bis auf Weiteres an jedem Mittwoch die prolongirten Obligationen, die nob nicht zur Amortisi- rung einberufen find, zu amortisiren, und zwar bis zum Betrage von 2 Millionen Dollars.

New-York, 4. November. (W. T. B.) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 215 000 B., Aus- fuhr nad Großbritannien 49 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 65 000 B,., Vorrath 697 000 B.

Verkehrs-Anstalten.

(Centralbl. der Bauverw.) Die landespolizeilihe Prüfung und Abnahme der Strecke Scchblesisher Bahnhof—Iannowitzbrücke der Berliner Stadtbahn hat gleihzeihtig mit einer ersten Probe- fahrt auf dieser Strecke am Sonnabend, den 29. Oktober d. I., statt- gefunden.

Triest, 4. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Acwilles* ist gestern Nachmittag von Konstantinopel hier ange- kommen.

New- York, 4. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Denmarfk* von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 5. November 1881.

Die Brandenburgische Provinzial-Synode trat gestern in die Berathung über das Proponendum des Evangelischen Ober- Kircbenraths, betreffend die Wiederbelebung der General-Kirchen- und Schulvisitationen. Es lagen behufs Abgabe eines Gutachtens folgende Fragen vor: 1) Wird die Wiederbelebung dieser Generalvisitationen als ein segenbringendes Mittel zur Weckung kirchlihen und christ- liden Lebens embfoblen? 2) In welcher Weise können event. die Geldmittel aufgebracht werden, um jenes Institut zu einem allgemei- nen und regelmäßigen zu mahen? Nach längerer Diskussion nahm die Synode den Antrag der Syn. Frhrn. v. Rheinbaben und Frhrn. v. Manteuffel an. Derselbe lautet:

.1) Die Wiederbelebung außerordentliber General - Kirchenvisi- tationen ist als ein segensreihes Mittel zur Weckung des kirchlichen und christlichen Lebens angelegentlihst zu empfehlen.

9) Die Svnode begt das Vertrauen, daß die Kosten der General- Kircenvisitationen, wie schon jeßt in der Kurmark, auch in der Neu- mark und Niederlausit zunächst durch freiwillige Gaben aus den be- tbeiliaten Kreisen werden beschafft werden.“

Alódann wandte sib die Synode zu dem Antrage des Kreis- synodal-Vorstandes der Synode Strauéberg: „dahin zu wirken, daß dem Religionsunterricht in der Volksschule die ihm gebührende Stel- luna in der Weise bald wieder eingeräumt werde, daß 1) bei voller Unterricbtszeit wöchentlid sechs Stunden dem Religions- unterridt gewidmet werden, so daß der Unterriht jedes Tages mit demselben beginnen kann; 2) daß im Schul- unterricht die Perikopen in ihrer kir{liben Bedeutung anerkannt und eingehend behandelt werden; 3) daß die beiden leßten von den Safkramenten bandelnden Hauptstücke des kleinen Katehismus Dr. Martin Lutbers wieder anerkannt und bebandelt werden.“ Nach aemäß über die ersten beiden Nummern des Straußberger Antrages Ueber-

| gang zur Tagesordnung besclossen, die Nr. 3 dem Kirchenregiment

Phantasie in |

zur Berücksichtigung empfohlen. Die Synode erledigte hierauf noch

| das Gemeindestatut für die Kirchengemeinde Louisa und einen Antrag

gänzt. Die Pracht seiner Landschaften zeigt sih überall, das Wald- | der Kreissvnode Landéberg wegen der Wabl der Gemeindeältesten idvll im 19. Gesange ist überaus reizvoll. Fernere padende Momente |

Tod, der Kampf zwischen |

das Kirchenregiment zur Berücksichtigung.

durch Ueberweisung an

irrthümlichen Zeitungsnachrichten über den Zweck des

Tin Entgegen

| Gerüstes, weles seit mebreren Monaten das Standbild des

Giftmiscer |

Die Macht, welche das Weib über den starken Helden übt, bat der |

dargelegt, und der Illustrator hat sie meisterhafter gegenständli gemacbt. | | worden, | mal

auf | Denkmäler in

Großen Kurfürsten auf der Langen Brücfe umgiebt, wird das „Centralbl. der Bauverw.“ von zuständiger Seite ersubt, mitzu- theilen, daß dasselbe lediglich deshalb aufgestellt ist, um eine Kopie der Büste des Standbildes in natürlicher Größe anzufertigen, womit der Kultus-Minister die General-Direktion der Königlihen Museen beauftragt hatte. Diese Arbeit ist vor einigen Wochen beendet und das Gerüst wird nunmebr, nachdem das Denk-

dem s{chwärzliden Ueberzug, mit dem alle Bronze- Berlin mebr oder weniger behaftet sind, ge- reiniat ist, in wenigen Tagen beseitigt werden. Bei der Reinigung bat fi die erfreuliche Thatsache ergeben, daß die s{chöne Patina, welche das Denkmal früber vor allen übrigen Bronzedenkmälern autzeich- nete, sich vollkommen erhalten hat. Für die Zukunft hofft man die Verunreiniguna, welhe namentlich eine Folge der aus der Spree aufsteiaenden Schweffelwasserstoffgase ist, durch einen aufgebrachten s{ützenden Ueberzug verhindern und so die Patina sibtbar erhalten u können. Im näcbsten Jahre soll dem Vernehmen nach eine Ab- ormung des ganzen Standbildes in natürliher Größe erfolgen, um Kopien des bisher nocnicht veroielfältigten herrlichen Denkmals aub auêwärtigen Museen zugänglih zu machen.

von

Der Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1861 bis 1876 enthält in seinem dritten îte u. A. Mittdeilungen über die Entstehung des Berliner Psandbriefinstituts, von denen wir folgenden Auszug geben: Schon im Jahre 1844 war die Frage zur Erörterung gekommen, in welcber Weise der Kreditnoth der Berliner Grundbesitter Abhülfe ge- {aft werden könne. Die Schwierigkeit der Realisation von Hvpo- thekenforderungen, die Sorge des zweitcn Hvpothekengläubigers, daß