1881 / 270 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Nov 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Hierauf erklärte der Reichskanzler Fürst von Bismarck die Eröffnung des Reichstages mit den Worten : „Fm Namen der verbündeten Regierungen erkläre ih auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers den Reichstag für eröffnet.“

Der Königlich bayerishe Bevollmächtigte zum Bundes- rath, außerordentliche Gesandte Graf von Lerchenfeld-Koefering brate sodann auf Se. Majestät den Kaiser ein Hoh aus, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

dem Ober-Regierungs-Rath von Heppe zu Berlin den Rothen Adler-Orden vierter Klasse; dem emeritirten Scul- lehrer Kochlett zu Ala, im Kreise Erfurt, den Adler der Inhaber des Königlihen Haus-Ordens von Hohenzollern ; dem Ersten Gerichtsdiener z. D., Botenmeister Schwarß zu Stralsund, und dem Chaussee-Aufseher Bl ock zu Dem- min das Allgemeine Ehrenzeichen; sowie dem Polizei-Wacht- meister Maes zu Met die Rettungs-Medaille am Bande zu verleihen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbenannten Personen die Erlaubniß zur An-

legung der ihnen verliehenen nichtpreußischen Drdens-FFnsignien zu ertheilen, und zwar:

des Großkreuzes des Königli ch rumänischen Kronen-Ordens:

dem Schloßhauptmann und Kammerherrn Freiherrn von Maercken zu Geerath, Hofmarschall Sr. Königlichen Ho- heit des Fürsten von Hohenzollern; sowie der Fürstlih bulgarischen silbernen Medaille für Verdienste: dem Musikdirektor Adam vom 1. Großherzoglich Hessi- schen Jnfanterie- (Leibgarde-) Regiment Nr. 115,

Deutsches Nei.

Umänderung der Bezeihnung des Postamts Nr. 17.

Nachdem der bisherige Frankfurter Bahnhof die Bezeich- nung „Schlesischer Bahnhof“ erhalten hat, wird das in diesem Bahnhofe befindlihe Postamt Nr. 17 fortan die Zusaßbezeich- nung „Schlesisher Bahnhof“ führen.

Berlin C., den 15. November 1881.

Der Kaiserliche Ober-Postdirektor, Geheime Postrath: Sachße.

Königreich Preufßen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

den Pastor Riedlin zu Esklum an Stelle des aus dem Ephoralamte ausgeschiedenen Superintendenten Trip zu Leer zum Superintendenten der sehsten reformirten Jnspektion des Konsistorialbezirks Aurich zu ernennen ; sowie

den Rechtsanwalt Petert on zu Bromberg, der von der dortigen Stadtverordneten-Versammlung getroffenen Wahl ge- mäß, als besoldeten Beigeordneten (Zweiten Bürgermeister) i Stadt für die geseßlihe zwölsjährige Amtsdauer zu be-

ätigen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Bekanntmachung.

Das Königlich italienische venetianische Jnstitut für Wissen- \chasten, Literatur und Künste hat folgende Preise, um die sih au Deutsche bewerben können, ausgeschrieben :

1) für eine Abhandlung: „Der Organismus des öffent- lichen Finanzwesens zu Venedig, seine Lage zu den verschiede- nen historischen Zeiten der Republik, die Verwandtschaft beider mit den politishen Einrihtungen und den zwischen den Bür- gern bestehenden Verschiedenheiten“;

_2) für eine Arbeit über die Aufgabe: „Nah Voraus- \s{hickung eines flüchtigen Ueberblicks über die frommen Werke zu Venedig, Angabe des Systems der Geseßgebung, welches in den Fnstituten der Wohlthätigkeit den Vorzug zu verdienen {cheint und Erörterung der Kriterien desselben, welche auf die venetianischen frommen Werke Anwendung finden, auch in der Absicht soviel wie möglih die Ahtung vor dem Willen der Erblasser mit den heutigen Forderungen der öffentlichen Oeko- nomie und mit den veränderten Formen des bürgerlichen Le- bens in Uebereinstimmung zu bringen“;

3) für eine „Erörterung der Hypothesen, welche neuer- dings in der Physik angeregt wurden, über die Ursachen der Phänomene des Lichts, der Wärme, der Elektrizität und des Magnetismus““;

4) für eine „systematische und kritishe Aufzählung der bisher in den venetianishen Provinzen beobachteten Krypto- amen mit besonderer Angabe der Quellen der vaterländischen Flora, welche sich auf diese Kryptogamen beziehen, sowie ihrer Wohnorte, der Eigenschaften, Gebräuche und einheimischen Namen der einzelnen Arten“;

t a2 für die beste Geschichte der experimentalen Methode in alien ;

6) für eine Lebensbeschreibung des heiligen Antonius von Padua, mit Beleuchtung der Zeit, zu welcher er lebte.

i ie Arbeiten zur Lösung der Ausgabe unter 2 müssen bis zum 31. März'1882, diejenigen zur Löf ung der Aufgaben unter 1 und 3 bis zum 31. März 1883, die Arbeit zur Lösung der Aufgabe unter 5 bis zum 31. Juli 1884 und diejenige zur Lösung der Aufgabe unter 6 bis zum 31. Juli 1886 an das Sekretariat des ZJnstituts eingesandt werden. Die Preise be- tragen zu 1 1500 italienische Lire, zu 2 und 3 je 3000 italienische Lire, zu 5 und 6 je 5000 italienische Lire.

Ein Termin zur Einreichung dex Arbeit zur Lösung der

Cr unter 4, sowie ein Preis für dieselbe ist nicht estgescßt. Die weiteren Bedingungen der Preisbewerbung werden auf scriftlihe Anfrage von dem Königlih preußischen Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Ange- legenheiten mitgetheilt werden.

Ministerium des Jnnern.

Auf Grund des §. 18 des Regulativs vom 29. Mai 1879 zur Ausführung des Gesezes über die Befähigung für den höheren Verwaltungsdienst vom 11. März 1879 ist zum stell- vertretenden Vorsißenden der Prüfungskommission für höhere Verwaltunasbeamte, an Stelle des von diesem Amte entbun- denen Ministerial-Direktors Herrfurth, der Geheime Ober- Finanz-Rath und vortragende Rath im Finanz-Ministerium, Girth, ernannt worden.

Nichtamtlicßes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 17. November. Den Kammerherrn- dienst bei Jhrer Majestät der Kaiserin undKönigin hat der Königliche Kammerherr Graf Matuschka-Greiffenklau übernommen.

Diejenigen Personen, welhe Jhrer Kaiserlichen und Königlichen HAdAR der Kronprinzessin ihre Glückwünsche zum Höchsten Geburtsfeste am 21. d. Mts. dar- zubringen wünschen, werden ersucht, ihre Karten am Tage zu- vor bei der Palastdame Gräfin Brühl im Kronprinzlichen Palais abzugeben, wogegen das sonst übliche Einschreiben am Geburtstage selbst nicht stattfindet.

Daz Enteignungsrecht ist Allerhöhst verliehen worden: 1) unter dem 20. September 1881 dem Kreise Strehlen, Regierungsbezirk Breslau, welcher beschlossen hat, die Straße von Friedersdorf bis zur Grenze des Kreises Grottkau chausseemäßig auszubauen, für die zu dieser Chaussee erforderlichen Grundstüde; 2) unter demselben Datum dem Kreise Culm im Regierungsbezirke Marienwerder behufs Ausführung des Baues: a. einer Steinstraße von Culm über Neugut nah Podwit; b. einer Chaussee von Plutowo nah Kokoßko; e. einer Chaussee von Paparczyn nah Blandau ; d. einer Chaussee vom Bahnhof Briesen über Bahrendorf bis zur Strasburger Kreisgrenze sür die Grundstücke, welche zu diesen Straßen benöthigt werden.

Dem Kreise Tarnowiß, Regierungsbezirk Oppeln, welcher vertragsmäßig mit dem April d. F. die in seinem Bereiche belegene 6799 m lange Strecke der von den Grafen Hendel von Donnersmarck auf Siemanowiß und auf Neudeck erbauten, von Deutsch-Piekar über Neudeck bis zur polnisch- russishen Grenze bei Niestara führenden Chaussee zum Eigen- thum und zur dauernden Unterhaltung übernommen hat, sind unter dem 21. Oktober 1881 für jene Strecke die durch Allerhöchsten Erlaß vom 29. August 1860 den beiden Grafen Hendel von Donnersmarck verliehenen staatlihen Vorrechte Allerhöchst übertragen worden.

Dem Kreise Strehlen ist für die unter Nummer 1 oben genannte Chausseestrecke gleichzeitig auch das Recht zur Er- hebung des Chausseegeldes ertheilt worden Das Recht zur Erhebung.des Chausseegeldes is unter dem 31. Ok- tober 1881 auch dem Kreise Teltow im Regierungsbezirk (Potsdam, welcher ‘den Bau einer Chaussee von Zossen über Ludwigsselde nah Siethen beschlossen hat, gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße nah den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840 einshließlich der in demselben enthaltenen Be- stimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusäßlihen Vorschriften, vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlihen voraufgeführten Bestim- mungen, Allerhöchst verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Be- stimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die ge- dachte Straße zur Anwendung kommen.

Die Hafenabgaben in Eckernförde, Regierungs- bezirk Schleswig, sind durch einen unter dem 15. September 1881 Allerhöchst vollzogenen Tarif geregelt worden.

Der kleine Belagerungszustand, welcher auf Grund dées Sozialistengeseßes erlassen werden kann, enthält auch das Verbot des Waffentragens. Dieses Verbot be- {ränkt sich, nach einem Urtheil des Reichsgericts, II. Strafsenats, vom 23, September d. J., nicht nur auf Waffen, welche zum sofortigen, augenblicklichen Gebrau si eignen, sondern es erstreckt sich auch auf die einzelnen Theile einer Wasffe, insofern diesclben durch eine manuelle Thätigkeit alsbald zu einem Ganzen vereinigt werden können.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Großherzoglich medcklenburg-\{hwerinscher Ober-Zolldirektor Oldenburg und Senator der freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Vers - mann sind hier eingetroffen.

Hannover, 15, November. Provin ais LRnnt as seßte heute die Berathung der reisordnung fort. Bei §. 32, welcher ‘die Rechte und Pflichten des Gemeindevorstehers behandelt, beantragte Hr. Meyer-Riemsloh, um mehr Garantie für eine gute Führung der Polizei zu gewähren, einen Zusaß: wo Sammtgemeinden bestehen, kann der Landrath sich des Gesammtvorstchers zur Handhabung der Polizei bedienen. Hr. von Haminerstein- Loxten war der Anficht, daß nah Lage der Geseßgebung eine solche Vorschrift niht nöthig sei, und der Regierungskommissar Haase, dies zum Theil zugebend, erklärte, er vermöge im ugenblick nicht zu übersehen, ob ein derartiger Antrag den Interessen der Sammtgemeinden ertsprehe. Der Antragiteller möge sih mit der Anregung zufrieden geben; die Sache werde von der Regierung geprüft werden. Meyer-Riemsloh zog darauf seinen Antrag zurück. Ne 8. -38 beantragte die Kommission folgende Fassung

zu geben :

„Die Kreisversammlung (der Kreistag) besteht in Kreisen, welche unter Aus\{luß der im aktiven Militärdienst stehenden Personen 20000 oder weniger Einwohner haben, aus 20 Mitgliedern. In Kreisen mit mehr als 20 000 bis- 50 000 Einwohnern tritt für jede Vollzahl von 2500 und in Kreisen mit mehr als 50 000 Einwohnern für jede über die letztere Zahl überschießende Vollzahl von 5000 Ein- wohnern je ein Vertreter hinzu.“

Nach der Begründung dur den Referenten von Hammer- stein-Loxten wurde der Antrag ohne Debatte genehmigt.

Im §,. 40 beantragte die Kommission, das zweite alinea folgendermaßen zu fassen:

„Der oel ge" joy Mga überlassen, die maßgebenden

e

(N. Hann. Ztg.) Der

Steuerbeträge bis auf den rag von 600 M p erhöhen oder bis auf den Betrag von 150 Æ zu ermäßiger, sowie innerhalb dieser

nes für jeden Kreis einen einheitlichen Steuerbetrag festzu- setzen.“

Der Referent bewerkte, hierdurch sei das Maximum um 150 M erhöht, das Minimum um 30 6 ermäßigt. Der Vorschlag der Kommission wurde genehmigt.

Bei §. 42: „Bildung des Wahlverbandes der Städte“ machte Hr. Brüning darauf aufmerksam, daß diese Bestimm- ung namentlich auch dem Vororte Linden zugute komme. Der Paragraph fand Annahme.

Jn §8. 43 (Vertheilung der Kreistags-Abgeordneten auf die einzelnen Wahlverbände) beantragte die Kommission, der Nr. 2 folgende Fassung zu geben:

«Von der nah Abzug der städtischen Abgeordneten übrig bleiben- den Zahl der Kreiötags-Abgeordneten erhalten die Verbände der größeren N E at us und der Landgemeinden ein jeder die Hälfte. In denjenigen Kreisen aber, in welchen die Zahl der im Wahlver- bande der größeren Grundbesitzer Walberehtigten nicht mindestens doppelt fo groß ist, wie die aus der vorstehenden Bestimmung sich ergebende Zahl von Kreistags-Abgeordneten dieses Wahlverbandes, ecbält leßterer nur so viel Kreistags-Abgeordnete, als sich ergeben, wenn für jeden derselben zwei Wahlberechtigte vorhanden sind, min- destens jedo ein Drittel der Zahl sämmtlicher ländlichen Kreistags- Abgeordneten. Die dadurch ausfallende Zahl von Abgeordneten des

Wakhlverbandes der größeren Grundbesißer fällt dem Wahlverbande der Landgemeinden zu.“

Nach längerer Diskussion erfolgte die Annahme des Kommissioneantrages. Mit der Bestimmung des §. 69: „die Kreistagsabgeordneten erhalten weder Diäten noch Reise- kosten“ erklärte sich Hr. Meyer-Riemsloh nicht einverstanden, da doch §. 99 die Gewährung solcher an die Mitglieder der Kreiskommission gestatte, und beantragte deshalb, die Gewäh- rung von Diäten und Reisekosten für seine Mitglieder dem Kreistage zu überlassen. Hr. von Hammerstein-Loxten bemerkte : die Kommission habe diesen auch in ihr gestellten Antrag ahb- gelehnt. Uebrigens habe der Regierungskommissar erklärt, und das Aushülfsmittel werde genügen, daß es den einzelnen Gemeinden unbenommen bleibe, ihren Kreisvertretern Diäten zu cewähren. Der Antrag wurde darauf zurückgezogen.

Die 88. 108 und 109 handeln von der Dotation der Kreisverbände. "Nach ersterem hat für die Durchführung der Kreisordnung, insbesondere zur Bestreitung der Kosten des Provinzialaus\husses der Provinzialverband vom 1. April 1884 ab die Jahressumme von 244 417 M auf die einzelnen Landkreise der Provinz zu vertheilen. Nach 8. 109 i} zu diesen Zahlungen die Jahressumme zu verwenden, welche dem Provinzialverband von Hannover aus den Einnahmen des Staatshaushalts überwiesen ist. Dieselbe wird vom 1. April 1884 ab auf 226 658 4 jährlich ermäßigt. m übrigen sind die erwähnten Zahlungen zunächst dur den Ertrages ein zinsbar zu belegenden Kapitals zu decken, welches in der erforderlihen Höhe aus den Summen zu entnehmen ist, die dem Provinzialverbande auf Grund des Geseßes vom 8. Juli 1875 bisher zugeflossen sind und bis zum 1. April 1884 ferner zufließen. Die Kommission beantragte, die erstere Summe in 284 076 (. zu verändern, das ist die Ziffer der ursprünglichen Dotation, und im §. 109 die fernere Herab- seßung, sowie die Ansammlung eines Kapitals zu streichen. Der Kommissionsvorshlag wurde einstimmig genehmigt. Ein Zusaß der Kommission zu §. 110 wurde auf von Ham- mersteins-Loxten Antrag in folgender Fassung genehmigt: „in den Kreisen Emden, Norden und Wittmund bilden die Nordsce-Jnseln und Wilhelmshaven keinen Theil des Kreis- wegeverbandes.“ Damit war die Spezialberathung der Kreisordnung erledigt. Die Gesammtabstimmung wurde bis na) Durchberathung der Provinzialordnung verschoben.

Es begann die Berathung der Provinzialordnung. Artikel 1. set in Nr. 1 den Wahlmodus für den Provinzial- Landtag fest. Die Kommission beantragte diese Nr. 1 ab- zulehnen. Daran knüpfte sih eine längere Diskussion, welche Nachmittags um 4 Uhr vertagt wurde. Die Fortseßung der Berathung wurde auf heute Abend 71/2 Uhr angeseßt.

Sachsen. Dresden, 16. November. (Dr. J.) Das neueste Bulletin über das Befinden der Königin lautet:

Ihre Majestät die Königin haben am gestrigen Tage viel und rubig geschlafen. Die Temperatursteigerung gegen Abend war ver- hältnißmäßig gering.

Strehlen, 16. November 1881.

Dr, Fiedler.

Beide Kammern hielten heute Sißungen. Die Erste Kammer ertheilte, nahdem der von Sr. Majestät dem Könige zum Mitgliede der Kammer ernannte Frhr. von Friesen auf Rötha den verfassungsmäßigen Eid abgelegt hatte, der Staatsregierung die von derselben nachgesuhte Ermäch- tigung die Zeit zur Einführung des Turnunterrichts an Orten mit nur einfahen Volfss{hulen anderweit, und zwar bis auf Weiteres, hinauszuschieben, sowie die Einführung des Turnunterrihts an Orten mit nur ein- fachen Volksshulen ohne die im §. 38 Abs. 3 des Volks\chulgeseßes vom 26. April 1873 gemachte Ein- s{ränkung zu beanstanden. Demnächst besh:oß man, eine von dem interimistishen Archivar, Kommissions- Rath Meinhold, angefertigte Zusammenstellung der wäh- rend des Landtags 1879/80 von den Kammern ge- faßten Beschlüsse und gestellten Anträge und deren Erledigungen, unter Anerkennung der mühevollen und gründlichen Arbeit, während der näthsten 14 Tage in der Kanzlei der Kammer auszulegen. Nächste Sißung unbestimmt.

Die Zweite Kammer bewilligte ohne erhebliche Debatte die Kapitel 32—37 des Staatshaushalts-Etats, Gesammt- Ministerium nebst Dependenzen, in der veranschlagten Höhe.

Baden. Baden-Baden, 16. November. (W. T. B.) Der Großherzog war von heute früh bis zum Abend fieberfrei. Das Befinden im Uebrigen ist unverändert.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 15. November. Gegenüber der dur eine größere Anzahl deutscher Zeitungen gehenden Nachricht, daß die Einberufung des Landes- aus\chusses von Elsaß-Lothringen auf den 5. Dezember verfügt sei, bemerkt die „Els.-Lothr.-Ztg.“, daß die Einberufung, welche durch Allerhöchste Verordnung Sr. Majestät des Kaisers zu geschehen hat, auf diesen Termin wohl in Aus- sicht genommen, bis jeßt aber noch nicht erfolgt ist.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 15. November. Wie die „Presse“ meldet, reist der Kaiser morgen, den 16., von Gö- dölló nah Wien zurü.

16. November. (W. T. B.) gn der heuti- en Sißzung der ungarishen Delegation er- lärte bei der Berathung des Okkupationskredits Graf Apponyi seine Befriedigung über die Administration der okku-

pirten Länder, hielt jedoch die Einführung des Wehrgeseßes im Verordnungswege für geseßwidrig. Der Reichsfinanz- Minister Szlavy trat diesen Ausführungen entgegen und wies die Berehtigung der Regierung zur Eiyführung des Wehr- gesezges nah. Der Delegirte Keglevic sprah sein Ver- trauen zum Minister und den Wunsh nach fakultativer Befreiung vom Militärdienste aus. Eber erklärte sih für die Aufrechterhaltung des Status quo im Okfkupationsgebiete, während sich Szilagyi den Bemerkungen des Grafen / Appo- nyi anshloß. Der M nister-Präsident Tisza führte aus, daß die Regierungen geseßlih zu allen Verfügungen bevollmächtigt gewesen, welche geeignet erschienen, in den offupirten Ländern Ordnung und Sicherheit zu s{haffen, demgemäß auch zum Erlaß des Wehrgeseßes, welches die geschaffene Ordnung sichern solle. Der Minister Szlavy erwiderte dem Delegirten Grafen Apponyi, wel- cher troß der Erklärung Tisza's bei seiner Auffassung beharrte, daß eine lange Debatte über diesen Gegenstand nur schädlich wirken könne, da in den offupirten Ländern leicht die Auf- fassung Play greifen könnte, als ob die Monarchie zur Ein- führung des Wehrgesebes kein Recht hätte. Nachdem sodann noch Graf Szechenyi das Vorgehen der Regierung als den Verhältnissen angemessen bezeichnet hatte, wurde der Antrag des Grafen Apponyi, daß die Regierung ohne Einwilligung des Parlaments keinen weiteren Schritt in dieser Frage zu unternehmen habe, abgelehnt und der Okkupationskredit im Allgemeinen bewilligt.

Großbritannien und Jrland. London, 15. November. (Alla. Corr.) Aus Bradford wird aemeldet, daß der Jrländer, in dessen Hause die dortige Polizei eine Anzahl Nevolver und Patronen beschlagnahmte, in Middlesborough verhaftet wurde. Der Verhaftete heißt John Tobin und ist ein Mitglied der „Fenischen Brüderschaft.“ Aus den in Tobins Hause vorgefundenen Papieren erhellt, daß ein Plan für die Herstellung einer irishen Republik mittelst Waffengewalt existirte. Ferner wurden die Statuten und die Mitgliederliste eines geheimen, in Jr- land und England weit verzweigten Vereins beshlagnahmt, welcher sich die „loyale irische republikanische Gesellschaft“ nennt. Tobin ward nah Bradford gebracht und wird heute dem Polizeirihter vorgeführt werden. Man fand an seiner Per- son einige Nummern der von O'Donovan Rossa redigirten Zeitung „United Jrishman“, und es scheint feinem Zweifel zu unterliegen, daß er mit den irischen Anarchisten, deren Haupt- quartier in Amerika ist, in enger Verbindung sleht._

Die bisherigen, den irishen Pächtern günstigen Ent- scheidungen des Landgerichtshofes haben die Farmer ver- anlaßt, sich in großer Zahl an die neue B-hörde zu wenden. Am Sonnabend war der leßte Termin für die Anmeldung von Gesuchen und Feststellung des Pachtzinses. Jhre Ge- sammtzahl beläuft sich auf niht weniger als 45 000. Unter diesen Umständen hat die Regierung beschlossen, noch vier weitere Hülfskommissäre anzustellen. Die Zustände im Lande selbst find indeß noch immer höchst unbefriedigend. Die Zahl der Agrarverbrehen im Oktober betrug nahezu 500. Jn Ballymore, Grafschaft Westmeath, ward gestern ein Mordattentat auf General Meares, den Vize-Statthalter der Grafschaft verübt. Als der General in Begleitung eines Herrn und einer Dame zu Wagen aus der Kirche in Bally- more zurückehrte, fielen zwei Schüsse, die indeß ihr Ziel ver- fehlten, Der General \prang sofort vom Wagen und verfolgte mit Hülfe der herbeigeeilten Polizei die Attentäter, welche jedo entkamen. General Meares ist der Besißer großer Güter- fomplexe in Westmeath. Jn Mallow, Limerick und anderen Distrikten treiben bewaffnete Banden vermummter Männer ihr Wesen, welche die Pächter bei Todesstrafe warnen, keinen Pachtzins zu zahlen. S i

Der irische Staatssekretär Mr. Forster ist in Dublin angekommen. | y

Dem „Standard“ zufolge wird die Hauptmaßregel der nächsten Parlaments session nah Erledigung der die Ge- \{äftsordnung des Hauses der Gemeinen berührenden Fragen, die Reform des Kreisverwaltungswesens (county government) sein. Diese wird eine Ausdehnung derjenigen Prin- zipien einer Repräsentativ-Regierung, welhe durch die Geseh-

ebung von 1835 auf Städte angewendet wurde, auf die ändlichen Kreise in sih \{ließen. Der Minister des Jnnern wird die Vorlage dem Hause unterbreiten.

Frankreich. Paris, 15. November. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht außer der Liste der neuen Minister und der Unterstaatssekretäre die leßteren sind: Spuller für das Aeußere, Martin-Feuillée für die Justiz, Margue für das Jnnere, Lelièvre für die Finanzen, Blandin für den Krieg, Lesguillier für die öffentlihen Arbeiten, Felix Faure für den Handel und Edmond Caze für den Ackerbau ein Dekret, dur welches die Kultusverwaltung von dem Ministerium des Jnnern abgezweigt und dem Unterrichts- Ministerium, also Hrn. Paul Bert zugetheilt wird; endlih zwei Berihte an den Präsidenten der Repu- blik, in welhen der Minister - Präsident Gambetta die Nothwendigkeit der Errichtung selbständiger Ministerien für Ackerbau und s{höône Künste darthut. Jn ersterer Hinsicht heißt es: „Man muß anerkennen, daß die Fragen des inter- nationalen Verkehrs, des Zoll- und Kolonialregimes, der Handelsverträge 2c. die Thätigkeit des kompetenten Mini- steriums in Anspruch nehmen werden. Die beiden großen Dienstzweige des Ackerbaues und des Handels können also nit länger ohne Schaden vereinigt bleiben. Dieselbe Rück- siht hat hon mehrere große Nationen bestimmt, ein geson- dertes Ministerium für Ackerbau ins Leben zu rufen. Wir sehen eine solhe Schöpfung in Deutschland durchgeführt, in den Vereinigten Staaten nah dem Sezessionskriege, in Oesterreich nach 1866 und kürzlich auch in Ztalien. Diese Reform erhält bei uns einen GHIEIN dringlichen Charakter in Folge der s{hwierigen Lage, mit welcher der französische Ackerbau seit mehreren Jahren zu kämpfen hat. Zu der frem- den Konkurrenz und den wirthschaftlihen Veränderungen, die sie nah sich. zog, traten noch die Unzulänglichkeit der Ernten und das verhängnißvolle Vordringen der Reblaus.“ Die Gründung eines besonderen Ministeriums für s{höne Künste

ält Hr. Gambetta für unerläßlih im Hinblick auf die viel- fältigen Bedürfnisse des Kunstunterrihts, in dessen Pflege sich L rankreich A edlen dreißig Jahre von mehreren Staaten habe überflügeln la}jen.

16. November. (W. T. B.) Der Conseils-Präsident Gambetta hat an die Vertreter Frankreihs im Aus- lande ein Rundschreiben gerichtet, welches sih auf die Mit- theilung des Kabinetswechsels beschränkt und die Versicherung er- theilt, daß dieser Wechsel in keiner Weise die friedlichen Ten-

igen Politik Frankreihs modifiziren werde | 0 A TIaT: f sandte Telegramme an die | ginnt und wann und wo sie endet, hauptsäcblih jedoch aus dem

Der Kriegs-Minister

Truppenkommandanten in Tunis und Algier und versicherte dieselben seiner lebhaften Fürsorge für die Truppen; er werde sie mit allen möglichen Mitteln unter- üßen.

a8 Das Panzerschiff „Devastation“, welhes beim Auslaufen aus dem Hafen von Lorient auf den Grund ge- rieth, ist wieder flott geworden und in den Hafen zurück- gekehrt. ö E gOE A

Türkei. Konstantinopel, 16. November. (W. T. B.) Jn der Sißung der türkish-russishen Finanz-Kom- mission theilte der russische Botschafter von Novikoff in Beantwortung der in der leßten Sihung von den türkischen Delegirten gestellten Anfrage mit, daß er Jnstruktionen bezüg- lih der Seitens Rußlands zu verlangenden Annuität empfangen habe. Jn denselben werde ihm aber ein großer Spielraum gewährt, so daß er Nichts festsegen könne, bevor er nicht die genauen Jntentionen der Pforte kenne. Hiernach wurde die Berathung der Garantiefrage fortgeseßt. . Der russische Botschafter verlangte, daß die Garantien lofkalisirt würden, um die Kontrole zu erleihtern. Die türkischen Delegirten sagten ihre formelle Antwort für die nächste Sitzung zu.

Bulgarien. Sofia, 15. November. (W. Presse). Bei den Wahlen für den Staatsrath wurden 18 Kon- servative, worunter 3 Minister, und 4 Liberale, unter welchen fich es und der frühere Minister Stoitshew befinden, gewählt.

Afrika. Egypten. Kairo, 16. November. (W. T. B.) Lord Granville hat unter dem 4. d. eine Depesche an den englishen General-Konsul Lord Malet gerichtet, in welcher er erklärt, daß der einzige Zweck der Politik Englands der sei, die Wohlfahrt Egyptens und den vollen Genuß der ihm durch die Kaiserlichen Fermans be- willigten Freiheit zu sichern. Granville weist ferner auf die Nothwendigkeit von Reformen hin und spricht sich rühmend über die von dem Sherif gemachten Anstrengungen aus, diese Reformen zu vollenden. Das Band, welches Egypten und die Türkei verbinde, biete die beste Garantie gegen jede Intervention einer auswärtigen Macht. England habe immer gesucht, dies Band aufrechtzuerhalten und glaube, Frankreich werde auch fernerhin dieselbe Ansicht theilen. Es sei für beide Länder, wenn sie im Einverständniß handelten, leicht gewesen, die Besserung der politischen und finanziellen Lage Egyptens zu unterstüßen, jeder Plan einer Vergrößerung von der einen oder anderen Seite würde dies Einvernehmen zer- stören.

Treichstags - Angelegenheiten.

Bei der am 12. d. Mts. im IV. Berliner Wahlkreise zwischen dem Rechtsanwalt Albert Traeger in Nordhausen und dem Drechslermeister August Bebel in Leipzig vollzogenen engeren Wahl find 38456 Stimmzettel abgeaeben ‘worden. Nachdem davon 446 Stimmzettel haben für ungültig erklärt werden müfsen , blieben 38010 gültige Stimmzettel. Es haben erhalten: Hr. Albert Traeger 19031 Stimmen, Hr. August Bebel 18 979 Stimmen. Durch Stimmenmehrheit is hiernah der Rechtsanwalt Albert Traeger in Le als Reichstagsabgeordneter des IV. Ber- liner Wahlkreises gewählt. è L 3

Bei der 4 demselben Tage im VI. Berliner Wahlkreise zwischen dem Landgerichts-Rath Kloß in Berlin und dem Schrift- steller Wilhelm Hasenclever in Wurzen vollzogenen engeren Wahl sind 35 680 Stimmzettel abgegeben worden. Davon mußten für ungültig erklärt werden 3355 Stimmzettel: blieben 35 325 giltige Stimmzettel. Es haben erhalten: Hr. Kloß 17 947 Stimmen, Hr. Wilhelm Hasenclever 17 378 Stimmen. Durch Stimmenmehrheit ist hiernah der Landgerits-Rath Fro in Berlin als Reichstags- abgeordneter des VI. Berliner Wahlkrei]es gewählt.

Definitive Stichwahlresultate nah Meldung des (Ot

s Regierungsbezirk Marienwerder. J 5. Wahlkreis. Schweß. Abgegeben 10687 St., davon für von Kosowski (Pole) 5694, für von Gordon (deutsche Reichsparteîi)

4979 St. : Regierungsbezirk Breslau. f 5, Wablkreis. Ohlau. Abgegeben 15 417 St., davon für Golds{midt (Fortschr.) 8937, für von Frankenberg (deutsche Reichspartei) 6480 St. , Regierungsbezirk Magdeburg. - 3. Wahlkreis. Jerihow. Abgegeben 18 033 St., davon für Dr. Greve (Fortsr.) 12 365, für von Plotho (fonf.) 5668 St. Regierungsbezirk Wiesbaden. - 5. Wahlkreis. Dilienburg. Abgegeben 13958 St., davon sür Dr. Thilenius (Sezess.) 10 310, für Ibach (Centr.) 3648 St. Bayern. Pfalz, J 2, Wahlkreis. Landau. Abgegeben 21384 St., davon sür Petersen (natlib.) 11157, für Reiffel (Fortschr.) 10 189 St. LUpPpe. E 19. Wahlkreis. Lippe. Abgegeben 15 211 St., davon fürBürte n (Fortsr.) 9242, für Schemmel (konf.) 5931 St.

Ferner liegen über vorläufige Resultate folgende Telegramme vor :

Bolkenhain, 16. November. Stichwahl. Professor Gneist (natlib.) ift gewählt.

Statistische Nachrichten.

Zur Morbiditäts- oder Krankenstatistik., (Stat. Corr.) Dur die Zeitungen geht die Nachricht, „daß unsere Mortalitäts- statistiken bisher an dem Mangel litten, daß nicht zuglei auch Morbiditätéstatistiken aufgestellt würden, und daß das Reichs- Gesundheitsamt {on vor einiger Zeit diese Frage angeregt und die reußischen Medizinalbehörden ersucht habe, der Erkrankungs- fiatiftik Aufmerksamkeit zu schenken“ u. #, w. Diese Notiz bedarf, was Preußen anlangt, einer _Richtigstellung. Abgesehen davon, daß bereits seit 1822 über die in den Heilanstalten verpflegten Personen sogenannte „Sanitätstabellen“ aufgestellt wurden, is seit 1867 durch den damaligen Minister der Medizinal-Angelegen- heiten, Hrn. von Mühler, auch dafür gesorgt worden, daß die rößeren Krankenhäuser und JIrrenanstalten im Staate jährli aus- ührlihe Berichte an das Medizinal-Ministerium zu erstatten haben. m Jahre 1874, als die Absicht vorlag, ein Gesundheitsamt für das Reih zu \{affen, trat auf Beschluß des Bundesraths vom 99, März 1874 eine Kommission zusammen, welche sich über die Ausführung ciner Medizinal-Statistik für das Deutsche Reich gut- achtlich äußern sollte. Es lag naturgemäß in der Aufgabe, daß diese Kommission sich mit der Erkrankungéstatistik eingehend beschäftigte. Die Gewinnung einer allgemeinen Erkrankungsstatiftik stellte ih als ein unerreihbares Ziel heraus, theils weil es über- haupt {wer ist zu sagen, wann und wo eine Krankheit be-

Grunde, weil, ohne eine unerträglihe Belästigung der Bevölkerung und der Aerzte insbesondere, die Unterlagen für eine solhe Statistik gar nit zu beschaffen sind. Die Kommission begnügte \ich daher, nur ECrreichbares vorzuschlagen, und einigte sich über eine Statistik der Morbidität in den Heilanstalten, ferner über einen Geseßentwurf, betreffend die Anzeigepflicht bei ansteckenden und gemeingefährlichen Krankheiten und endlich über einen Gefseßentwurf, betreffend die Einführung einer obligatorishen Leichensbau. Nach dem Beschlusse des Bundesrathes vom 30. November 1876 ift zu- nächst die Statistik der Morbidität in den Heilanstalten zur Ausfüh- rung gelangt. Diese Statistik wird von den statistischenZLandes- Gentralstellen alljährlich aufgemaht und dem Reichs-Gesundheitsamt eingereiht. In Folge dessen liegen seit dem 1. Januar 1877 nicht blos Nachrichten, sondern fertige Tabellen über die Kranken in den allgemeinen Heilanstalten, in den Irrenanstalten, in den Augen- heilanstalten und in den Entbindungsanstalten in den einzelnen Staaten und größeren Verwaltungsgebieten derselben für das ge- sammte Reih im Manuskript vor. i i L

Wenn nun die Absicht vorhanden is , die Ergebnisse dieser Krankenhaus-Statistik für eine Mortalitätsstatistik zu verwerthen, so dürfte die Ausführung leiht an einem nicht zu beseitigenden Hinderniß scheitern. Die Krankenhaus - Statistik bezieht sich aus gutem Grunde nicht auf Personen, sondern auf Krankheits- fälle. Sodann befinden sich in manchen Kranken-Heilanstalten außer den franfen Personen noch eine_ gewe Anzahl nit eigentlih franfer Personen, wie z. B. Simulanten, Pfründner, Alters\chwache, Siehe und Gebrechlihe, welche ausgeschieden werden müssen, wofern man berechnen will, wie viel Erkrankte im Allgemeinen und wie viel an gewissen Krankheiten Erkrankte an diesen jährlich sterben. - 5

Bemüht man si, die Zahl der kranken und gestorbenen Perfo- nen in den allgemeinen Heilanstalten festzustellen unter möglichster Beobachtung der angeführten Kautelen, so ergiebt fih für Preußen folgende Mortalität der Erkrankten:

weibl. zus. 63527 206718 T0 19 10 11,26 9/28 72 322 238 240 8074 22316 11,16 9,37 78 380 267 373 8530 22 997 10,88 8,60 86 790 280 879

männl.

Zahl der behandelten Personen 143 191

1877 « y gestorbenen x 12 019

auf 100 Behandelte starbe 8,39

Zahl der behandelten Personen 165 918

1878 « » gestorbenen i 14 242

auf 100 Behandelte starben 8,58

Zahl der behandelten Personen 188 993

1879 « « gestorbenen L 14 467

auf 100 Behandelte starben 7,66

Zahl der behandelten Personen 194089 i

1807 , gestorbenen x 15120 9368 24488

| auf 100 Behandelte starben O Se

Daß die Sterblichkeit des weiblichen Gesblechts hier eine be-

deutend höhere ist, fällt sofort in die Augen. Die Erklärung dafür

[iegt in dem Umstande, daß die Männer {hon wegen leichterer Er-

krankungen die Heilanstalt aufzusuchen pflegen, als die Frauen. Es

ist daher von Interesse, die Sterblichkeit auß nach den einzelnen

Krankheitsformen zu beleuhten, was wir uns für ein anderes Mal vorbehalten

Die Zahl der Lehrer an den preußischen Univer- \fitäten, der Akademie zu Münster und dem Lyceum zu Braunsberg im Wintersemester 1880/81 betrug nach dem „Centrbl.“ in: 1) Berlin: 64 ordentliche Professoren, 5 Honorar-Professoren, 69 außerordentliche Professoren, 79 Privatdozenten, zusammen 217 Dozenten; von diesen gehörten: zur evangelish-thedlogischen Fakultät 18, zur juristishen Fakultät 16, zur medizinischen Fakultät 80, zur vhilosophishen Fakultät 103; außerdem waren no 9 Lektoren für Sprach-, landwirthschaftlihen Unterricht 2c., 4 Lehrer für den Unterriht in Stenographie, Musik, Zeichnen, Turnen 2c. angestellt; 2) Bonn: 51 ordentliche Professoren, 1 Honorar-Pro- fessor, 28 außerordentliche Professoren, 23 Privatdozenten, zusammen 103 Dozenten; von diesen gehörten: zur evangelisch-theoligischen gafultät 10, zur katholischen 6, zur juristischen 10, zur medizinischen 27, zur philosophishen 52, außerdem waren angestellt noch 2 Lektoren für Spra(- 2c. Unterricht, und 3 Lehrer für Stenographie 2c. ; 3) Bres- lau: 49 ordentliche, 2 Honorar-, 26 außerordentliche Professoren, 29 Privatdozenten, zusammen 106 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelish-theologishen Fakultät 7, der katholischen 6, der juri- stishen 10, der medizinischen 38, der philosophisben 45; außerdem waren angestellt 2 resp. 4 Lehrer für Sprach- 2e. Unterricht und für Stenographie 2c.; 4) Göttingen: 58 ordentliche, 1 Honorar-, 25 außerordentlibe Professoren, 31 Privatdozenten, zusammen 115 Do- zenten ; von diesen gehörten an: der evangelisch-theologischen Fafultät 9, der juristischen 14, der medizinischen 25, der philosophischen 67 ; fer- ner waren angestellt 4 Lehrer für Stenographie, Zeichnen 2c.; 5) Greif s- wald: 37 ordentliche, 13 außerordentliche Professoren, 10 Privatdozen- ten, zusammen 60 Dozenten; von diesen gehörten an : der evangeli) ch-theo- logischen Fakultät 6, der juristischen 6, der medizinischen 19, der philosophi- schen 29 ; ferner waren angestellt 3 Lehrer für Stenographie, Zeichnen 2c. ; 6) Halle: 47 ordentliche, 21 außerordentliche Professoren, 24 Privat- dozenten, überhaupt 95 Dozenten; von diesen gehörten an: der evan- gelis-theologischen Fakultät 9, der juristischen 11, der medizinischen 21, der philosophischen 54, außerdem waren angestellt 3 Lektoren für Sprach- 2c. Unterricht und 5 Lehrer für Stenographie, Zeichnen 2c. ; 7) Kiel: 3 9 ordentliche, 9 außerordentliche Professoren, 15 Private dozenten, überhaupt 63 Dozenten ; von diesen gehörten an: der evan- gelish-theologisben Fakultät 7, der juristishen 5, der medizinischen 18, der philosophishen 33, außerdem wurden angestellt 3 resp. 3 Lehrer für Sprach- resp. Stenographie-, Zeichnen- 2c. Unterricht; 8) Königsberg: 45 ordentliche, 21 außerordentlice Professoren, 17 Privatdozenten, überhaupt 83 Dozenten; von diesen gehörten an: der evangelisc-theologishen Fakultät 6, der juristishen 7, der medizinisden 28, der philosophischen 42; außerdem waren angestellt 1 resp. 4 Lehrer für Sprach- resp. Stenographie- 2c. Unterricht ; 9) Marburg: 43 ordentliche, 9 außerordentliche Pro- feïssoren, 16 Privatdozenten, überhaupt 68 Dozenten; davon gehörten an: der evangelis-theologishen Fakultät 9, der juristishen 11, der medizinischen 17, der philosophischen 31; außerdem waren angestellt 1 resp. 4 Lehrer für Sprache resp. Stenographie- 2c. Unterricht ; 10) Münster: 19 ordentlihe, 7 außerordentlihe Profesioren, 5 Privatdozenten, überhaupt 31 Dozenten; von diesen gehörten an: der fkatholish-theologishen Fakultät 7, der philosophischen 24; außer- dem waren angestellt 1 resp. 2 Lehrer für Sprach- resp. Steno- graphie- 2c. Unterriht; 11) Braunsberg: 8 ordentliche, 1 außer- ordentlicher Professor, 1 Privatdozent, überhaupt 10 Dozenten; von diesen gehörten an: der katholish-theologishen Fakultät 5, der pbilo- sophisben 5. Im Ganzen waren daher für das Wintersemester 1880/81 951 Dozenten, 14 Lehrer für Sprach-, landwirthschaftlichea 2c. Unterricht, und 36 Lehrer für Stenographie-, Musik-, Zeichnen-, Turn- 2c, Unterricht angestellt.

Auf den preußischen Universitäten der Akademie zu Münster und dem Lyceum zu Braunsberg betrug, na dem „Centralbl “, im Wintersemester 1880/81 die Zahl der Studirenden: die Ge- sammtzahl der immatrikulirten Studirenden 11005, davon 9557 Preußen und 1448 Nichtpreußen; außerdem waren zum Besuche der Üniversitäten berechtigt 1725, so daß die Gesammtzahl aller an den Vorlesungen Theilnehmenden 12 730 betrug; davon gehörten an: der evangelisch - theologishen Fakultät 1203, der katholiscen 208, der juri1tishen 2576, der medizinishen 1930, der philosophischen 5008. Es waren immatrikulirt in: 1) Berlin 3404 Preußen, 703 Nicbt- preußen, zusammen 4107; 2) Bonn 790 Preußen, 97 Nichtpreußen, zusammen 887; 3) Breslau 1259 Preußen, 22 Nichtpreußen, zusam- men 1281; 4) Göttingen 725 Preuben, 234 Nicbtpreußen, zusammen 959; 5) Greifswald 55s Preußen, 43 Nichtpreußen, zusammen 599: 6) Halle 1083 Preußen, 178 Nichtpreußen, zusammen 1211; 7) Kiel 239 Preußen, 45 Nichtpreußen, zusammen 284; 8) Königsberg 761 Preußen, 27 Nichtpreußen, zusammen 788; 9) Marburg 522 Pren en, §2 Nichtpreußen, zusammen 604; 10) Münster 250 Preuten, 17 Nicht-- vreußen, zusammen 267; 11) Braunsberg 18 Preußen.