Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgeseßes vom 21. Oktober 1878,
Auf Grund des §8. 28 des Gesetzes gegen die gemeinge- fährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 (Reichsgeseßblatt Seite 351) wird mit Genehmigung des S für die Dauer eines Jahres angeordnet, was olgt:
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Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen is, kann der Aufent- halt in dem die Stadt Berlin, die Stadtkreise Charlottenburg und Potsdam, sowie die Kreise Teltow, Nieder-Barnim und Oft- Havelland umfassenden Bezirke für den ganze: Umfang desselben von der SORDI E versagt werden.
Jn der Stadt Berlin und den Stadtkreisen Charlotten- burg und Potsdam sind das Tragen von Stoß- Hieb- oder Schußwaffen sowie der Besiß, das Tragen, die Einführung und der Verkauf von Sprenggeschossen, soweit es sich nicht um Munition des Reichsheeres und der Kaiserlihen Marine handelt, verboten.
Von letzterem Verbote werden Gewehrpatronen nicht be- troffen. Ausnahmen von dem Verbote des Waffentragens finden statt :
1) für Personen, welche Kraft ihres Amtes oder Be- rufes zur Führung von Waffen berechtigt sind, in Betreff der leßteren ;
2) für die Mitglieder von Vereinen, welchen die Befug- niß, Waffen zu tragen, beiwohnt, in dem Umfange dieser Besugniß; |
3) für Personen, welche sich im Besiße eines Jagd- scheins befinden, in Betreff der zur Ausübung der Jagd dienenden Waffen ;
4) für Personen, welche einen für sie ausgestellten Waffenschein bei sih führen, in Betreff der in dem- selben bezeihneten Waffen.
Ueber die Ertheilung des Waffenscheins befindet die Lan- despolizeibehörde. Er wird von derselben kosten- und stempel- frei ausgestellt und kann zu Ie Zeit wieder entzogen werden.
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Vorstehende Anordnungen treten mit dem 29. November dieses Jahres in Kraft.
Berlin, den 25. November 1881.
Königliches Staats-Ministerium. von Bismarck. von Puttkamer. G. von Kameke. Maybach. Bitter. Lucius. Friedberg. von Boetticher. von Goßler.
e der heutigen Handelsregister-Beilage wird Nr. 47 der Zeichenregister- Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Neich.
Preußen. Berlin, 25. November. Se. Kaisex- lihe und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 11 Uhr einige militärishe Meldungen entgegen und stattete im Laufe des Vormittags Sr. König- lichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin im Königlichen Schlosse einen Besuch ab.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen.
_— Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Zweiten Beilage.
— Jn Bezug auf die s\{chwere Körperverleßzung, welche nach §. 224 des Strafgeseßbuchs darin besteht, daß sie zur Folge hat, daß der Verleßte ein wichtiges Glied des Körpers, das Sehvermögen auf einem oder beiden Augen, das Gehör, die Sprache oder die Zeugungsfähigkeit verliert oder in erhebliher Weise dauernd entstellt wird, oder in Siehthum, Lähmung oder Geisteskrankheit verfällt, und welche in diesem Paragraphen mit Zuchthaus oder Gefängniß niht unter einem «Fahre bedroht ist, hat das Reichsgericht, 111, Strafsenat, durch Urtheil vom 28. September d. J. folgende Rechtssäße ausgesprochen : Tritt in Folge der Körperleßung eine der im Gese erwähnten {weren Folgen bei einem Verleßten ein, bei welchem jedoch bestimmte Krankheitsanlagen auf den shweren Erfolg bedingend mitgewirkt haben, so ist der Thäter dennoch wegen s{werer Körperverleßung zu bestrafen, selbst wenn ihm der Krankheitszustand des Verleßten nicht bekannt ats respektive ihm nicht die aus jenem fkrankhasten Zustand sich ergebende Gefährlichkeit seiner That bewußt war. Eine richterlihe Berücksihtigung dieser mildernden Thatumstände kann nur bei der Strafabmessung innerhalb der geseßlich (§8. 224 und 228 Str. G. B.) fixirten Grenzen erfolgen. Dagegen ist der Thäter nicht wegen {werer Körperverleßung u bestrafen, wenn seine That nah ärztlihem Ausspruch un- fehlbar eine der im Geseß erwähnten {weren Folgen haben muß, diese Folge aber zur Zeit der Aburtheilung seiner That noch nit vollständig eingetreten ist.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württembergishe Präsident des Staats-Ministeriums, Dr, von Mittnacht ist hier eingetroffen, und der Bundesraths-Bevoll- mächtigte Herzoglich sächsishe Staats-Minister von Giseke ist nah Meiningen wieder abgereist.
— S. M. S. „Carola“, 10 Geschüße, Kommandant Korvettenkapitän Karcher, ist am 14, November cr. in Funchal (Madeira) eingetroffen.
Cassel, 24, November. Jn der heutigen Sißung des Kommunal-Landtages referirte zunächst der Legitimations- auss{chuß. Sodann ertheilte der Kommunal-Landtag, unter Vorbehalt der Genchmigung der Staatsregierung, Váne Zu- stimmung zu der Veräußerung verschiedener Straßenflächen.
Hiernächst trat die Versammlung in die Berathung der Etats der Landeshospitäler zu Haina und O pro 1882/84 ein, und wurde beschlossen, diese Etats zu genehmigen, für jedes dieser Landeshospitäler als Zuschuß für die dur die Erweiterungen derselben entstehenden Kosten einen Jahres- betrag von 29 000 MÆ aus der ständishen Schaßkasse zu be- willigen und außerdem den ständishen Verwaltungsaus\{chuß
zu ermächtigen, für eiwa nothwendig werdende ausgedehntere egeanlagen im Hairaer Walde höhere als die veranschlagten Beträge verwenden zu können.
Weiter wurden die Voranschläge der Verwaltungskosten des Viehseuchenfonds pro 1882/84 sowie der Einnahmen und Ausgaben der ständishen Wittwen- und Waisen-Versorgungs- anstalt des Regierungsbezirks Cassel (Wilhelm - Augusta- Stiftung) pro 1882, vorbehaltlih der Feststellung des Haupt- etats, genehmigt.
Schließlich fand die Vorlage des ständischen Verwaltungs- aus\{usses, betreffend die Festseßung von Normativbestim- mungen für den Beitritt von Kreisverbänden 2c. zu der kfommunalständishen Wittwen- und Waisen-Versorgungs- anstalt, mit einzelnen Abänderungen die Genehmigung des Kommunal-Landtages.
Baden. Karlsruhe, 23. November. Die von der Ersten Kammer in ihrer gestrigen Sißung beschlossene Adresse an den Großherzog hat nah der „Karlsr. Ztg.“ folgenden Wortlaut:
Durc(lauchtigster Großherzog, Gnädigster Fürst und Herr!
Die Kunde von der ernsten und gefahrdrohenden Erkrankung Ew. Königlichen Hoheit hat in allen Kreisen unseres Landes die tiefste Bestürzung verbreitet. Voll banger Sorge weilten die Gedanken aller Badener an dem Krankenlager des innigst geliebten Landesfürsten, dessen Leben allezeit erfüllt war von fegensreihem Wirken für das geistige und materielle Wohl feines Volkes. Was in angstvollen Tagen das badische Volk empfand, war begleitet von der wärmsten Theilnahme der deutshen Nation für den edlen Fürsten, den Förderer der Einheit und Größe Deutschlands. :
Gottes gnädiger Schuß hat über dem Leben Euer Königlichen Hoheit gewaltet; an die Stelle banger Sorge ift freudige Hoffnung getreten. Wollen Euer Königliche Hoheit in diesem Augenblicke auch der versammelten Ersten Kammer huldvoll gestatten, der tiefen Dank- barkeit Ausdruck zu geben, mit welcher sie die Erhaltung des theuren Lebens gegen Gott erfüllt, und damit die innigsten Wünsche zu ver- binden, daß der Allmächtige Euer Königlichen Hoheit recht bald volle Wiedergenesung schenken möge zur Freude des Großherzoglichen Hauses zum Heil und Segen unseres Vaterlandes.
Baden - Baden, 24. November. (W. T. B.) Das heute veröffentlihte Bulletin über das Befinden des Großherzogs meldet: Den bis 2 Uhr fehr guten Schlaf beunruhigten später leichte Gliedershmerzen, welche heute früh vollständig ges{chwunden waren. Das Befinden des Groß- herzogs ist auch dem“ subjeltiven Gesühle nah ein ganz er- wünschtes. Temperatur 36,6, Puls 64, Eßlust befriedigend. — Das anhaltend günstig: Befinden läßt ein ferneres ungestörtes Fortschreiten der Rekonvaleszenz mit größter Wahrscheinlichkeit erwarten, deshalb werden tägliche Bulletins nicht mehr erscheinen.
Schwarzburg-Nudolstadt. Rudolstadt, 23. November. (Leipz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums is am 21. d. M. dur den Staats-Minister von Bertrab eröffnet worden, und es sind demselben als Vorlagen zugegangen: 1) der Staatshaushalts-Etat auf die Finanzperiode 1882/84; 2) ein Gesctßentwurf, cinen Zuschlag zur Einkommensteuer betr. ; 3) ein Gesezentwourf über das Kammervermögen des fürstl. Hauses; 4) ein Ministerialdekret, betr. die mit der Königlich preußischen Regierung abgeschlossenen Eisenbahnverträge. Die Vorlagen wurden den Ausschüssen zur Vorberathung übergeben.
Elsaß - Lothringen. ‘Straßburg, 23. November. (Els.-Lothr. Ztg.) Nebën dem Etat des Landeshaushalts für das Jahr 1882/83 werden dem Landesaus\chuß in seiner bevorjstehender Session auch die Uebersicht über die Einnahmen und Ausgaben des Jahres 1880/81 sowie die allgemeine Rech- nung über den Landeshaushalt für das Jahr 1877 zugehen. Außer diesen finanziellen Vorlagen werden noch Gefsebent- würfe über folgende Gegenstände an den Landesaus\{huß ge- langen: 1) die Fähigkeit zum Amte eines Notars, 2) die Gerichts- kosten und die Gebühren der Gerichtsvollzieher, 3) die ander- weite Einrichtung der Verwaltung der direkten Steuern und der Kassenverwaltung, 4) die Bestellung von Amts- kautionen in elsaß-lothringi\her Rente, 5) die Licenzgebühren für den Kleinverkauf geistiger Getränke. Der Entwurf 3 be- zwelt, eine Vereinfahung der Verwaltungsorganisation und eine erheblihe Kostenersparniß dadur herbeizuführen, daß a, an Stelle der drei Steuerdirektoren in Straßburg, Colmar und Mey für die Zukunft ein dem Ministerium direkt unter- stellter Direktor der direkten Steuern mit dem Anmts- size in Straßburg tritt; b, die drei Bezirkshaupt- kassen in Straßburg, Colmar und Meh aufgehoben und ihre Obliegenheiten auf die Landeshauptkasse int Straßburg übertragen werden. Der Geseßentwurf über die Amtskautionen (Ziffer 4 oben) soll jeden Zweifel darüber beseitigen, daß die auf den Jnhaber lautenden elsaß-lothringishen Rentenbriefe zur Leistung von Amtskautionen verwendet werden können. Der letzte der obenerwähnten Geseßentwürfe endlich kommt einem in der vorigen Session geäußerten Wunsche des Landes- ausschusses entgegen, indem er eine Ermäßigung der Licenz- gebühr für Wirthschasten an abgelegenen Orten und für den Gelegenheitsauésshank einführt.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. November. (W. T. B.) Der Budgetausschuß erledigte heute das Budget für das Ministerium der Landesvertheidigung. Der Minister erklärte dabei, die Organisirung der Landwehr in Dalmatien sei ohne Störung vor sich gegangen, die Regierung beabsichtige, die Maßregel in Ruhe und — wenn nicht unbedingt nolh- wendig — mit Vermeidung ller Gewaltmaßnahmen dur{hzu- führen. Der Minister erwähnte ferner die Beunruhigung von Krivoscie durch Räuberbanden und die dagegen getroffenen Maßregeln. Der neu ernannte Statthalter werde eventuell besondere Maßnahmen beantragen. Die Regierung werde die Schonung des Blutes der Staatsangehörigen sich vor Augen halten, "les aber der Autorität und Macht des Staates Geltung verschaffen und jeden Widerstand mit entsprehenden Mitteln brehen. Die Regierung rehne für ihr Vorgehen auf die Unterstüßung aller Patrioten ohne Unterschied der Parteien.
Großbritannien und Jrland. London, 23. Novem- ber. (Allg. Corr.) Die Königin ist von Balmoral nah Schloß indsor zurückgekehrt. Am 29. ds. findet unter ihrem Vorsiß ein Conseil statt.
Der Lordkanzler, der sich zu seiner Erholung nah Ramsgate begeben, kehrt in wenigen Tagen nah London zur Wiederaufnahme seiner amtlihen Thätigkeit zurück. Sir Charles Dilke traf gestern aus Frankreich wieder hier ein.
In Jrland scheinen Mordversuche gegen Gutsverwalter und mißliebige Pächter jezt an der Tagesordnung zu sein. Die Spalten der Zeitungen find mit Berichten darüber ge-
üllt. Die „Times“ schreibt heute: „Es is peinlich, einge- ehen zu müssen, daß die Zustände in Frland noch immer enttäushend und beunruhigend sind“, und deutet bei der Ge- legenheit an, daß, wenn die Zustände sih niht bald bessern, es nothwendig sein werde, strengere Unterdrückungsmaßregeln als die gegenwärtigen anzuwenden.
rankreich. Paris, 24 November. (W. T. B.) Jm Senat zog Griffe heute seinen Protest gegen die Wahl La- vernières zum lebenslängalihen Senator zurück und brachte den Antrag auf Erlaß eines Gesezes ein, der darauf abzielt, die Bedingungen für die Wählbarkeit der lebenslänglichen Senatoren näher zu bestimmen. Lavernière wurde hierauf zuu lebenslänglihen Senator proklamirt. i
Jn der Deputirtenkammer brachte der Finänz- Minister eine Vorlage wegen Bewilligung der für die''Ex- pedition nach Tunis bis Januar k. J. erforderlichen Supplementarkredite ein. — Bei der Berathung über die Wahl des für Loudeac (Departement Cotes du Nord) gewählten Deputirten Bo scher erklärte der Bischof Freppel von Angers, daß er für den Klerus dieselben Rechte in An- spruch nehme, welche andere Bürger hätten. Der Klerus habe sogar das Recht, von der Kanzel aus den Gläubigen die Theil- nahme an der Wahl anzuempfehlen, um die Pflicht gegen das Vaterland zu erfüllen. Mehrere Deputirte der Linken legten hiergegen Verwahrung ein. Der Minister des Fnnern, Waldek- Rousseau, erklärte: die Regierung könne solchen Doktrinen gegenüber, die eine Einmischung des Klerus in die Wahlen zur Folge hätten, nicht gleichgiltig bleiben; die Regierung sei der ganz bestimmten Ansicht, daß sih der Klerus streng innerhalb der Grenzen des Konkordats halte ; ebenso sei die Regierung gewillt, fich aller geseßlichen Mittel zu bedienen, um dem Klerus Achtung vor dem Geseß und vor der Verfassung aufzulegen. Die Wahl in Loudeac wurde mit 402 gegen 93 Stimmen für ungültig erklärt.
Der „National“ theilt über eine zwishen Gambetta und dem St. Petersburger Botschafter, General Chanzy, stattgehabte Unterredung mit: Gambetta habe erklärt, die auswärtige Politik Frantireihs könne sich nicht ändern, Frankreich müsse zu allen Mächten in guten Verhältnissen bleiben: was aber die innere Politik Frankreichs betreffe, so sei er der Ansicht, daß der Ausfall der leßten Wahlen eine accentuirtere Uuktion gegen den Klerus erheishe. General Chanzy halte mit Rücksiht auf diese innere Politik sein Ent- lassungsgesuh aufreht, weil es ihm nicht leiht sein würde, die Motive für diese Politik dem Auslande klar zu machen.
Italien. Rom, 24. November. (W. T. B.) Der rumänische Gesandte Maurogheni hat heute dem König sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Türkei. Konstantinopel, 24. November. (W. T. B.) Jn einigen Ortschaften bei Erzerum ist eine pestähnliche Krankheit ausgebrochen und sind alle geeigneten Maßregeln gegen deren Weiterverbreitung getroffen. — Die Abreise Ali Nizam Paschas nah Berlin ist auf Freitag verschoben.
___ Serbien. Belgrad, 24. November. (W. T. B.) Der italienishe Gesandte de Tosi hat gestern und der öster- reichische Gesandte Grafen Khevenhüller hat heute dem Fürsten sein Beglaubigungsschreiben übcreiht. Die Wahlen für die in der Skupschtina erledigten 11 Sitze sind auf den 25. k. M. anberaumt, der Zusammentritt der Skupschtina er- folgt Anfang Januar k. F.
Zécichstags - Angelegenheiten.
In dem Etat für das Reichsamt des Jnnern sind die Einnahmen (Kap. 8: 1125391 M) gegen den laufenden Etat um 116902 M erhöht worden, Die hauptsächlihste Mehr- einnahme bilden die Einnahmen des Patentamts an Gebühren (1 090 000 Æ, (+ 90000 M). Außerdem sind in Gemäßheit des Gesetzes vom 20. April 1881 26 300 # Wittwen- und Waisengeld- beiträge binzugetreten. Die fortdauernden Ausgaben (Kap. 7 bis 13: 2860 422 M) haben LÓ nur in 4 Kapiteln geändert und gegen den Etat 1881—82 im Ganzen um 6530 erhöht. In Kap. 7, Reichsamt des Innern, Besoldungen, werden bei den Gehäl- tern durch die Abtrennung des Reichs-Schaßzamts 1200 46 erspart. In Kap. 7a., Allgemeine Fonds, erhöhet sih der nah der Bevölke- rungézahl, welche die Beitragsquote bildet, der Jahresbeitrag zu den Kosten des internationalen Maß- und Gewichtsbureaus in Paris um 280 #6. Tit. 11 desselben Kapitels sind zu Tagegeldern und Fuhr- kosten des deutshen Volkswirthschastsraths 85 000 eingestellt. Zur Begründung dieser Position, welche noch durch eine kesondere Denkschrift motivirt worden ist, beißt es in den Erläuterungen:
Durch Königliche Verordnung vom 17. November 1880 ift für Preußen ein Volkswirthschaftsrath errichtet worden, welcher bestimmt ist, Entwürfe von Gesetzen und Verordnungen, welche wichtigere Jn- teressen von Handel, Gewerbe und Landwirthschaft betreffen, zu be- gutahten. Eine Begutachtung soll auch erfolgen, wenn es sih um Fragen der Reichêgeseßgebung handelt. Da die wirthschaftlihe Ge- seßgebung der Hauptsache nah dem Reiche zusteht und der preußische Volkêwirthschastsrath die Interessen der übrigen Bundesstaaten weder genügend vertreten kann, noch dies zu thun berufen ist, so wird be- absichtigt, dur Kaiserlibe Verordnung cinen deutschen Volkzwirth- schaftsrath zu errihten. Derselbe soll lediglich die Aufgabe haben, für den Kaiser, den Bundesrath und die Reichsregierung cinen tech- nischen Beirath in wirthscaftlihen Fragen zu bilden. Es soll ihm weder eine geseßliche Mitwirkung bei dem Erlasse von Gesetzen oder Verordnungen zusteben, noch soll die Reichsregierung an die Be- \{lüsse desselben irgendwie gebunden scin. Der preußische Volks- wirthschaftsrath besteht aus 75 Mitgliedern und zerfällt in die drei Sektionen des Handels, der Gewerbe und der Landwirthschaft. Der permanente Ausschuß desselben umfaßt 25 Mitglieder, von dener je 5 durch die Sektionen gewählt und 10 von den Ressort-Ministern berufen werden. In analoger Weise soll der deutsWe Volkswirth- \{aftsrath gebildet werden. Die Zahl von 125 Mitgliedern, aus welchen er bestehen soll, ergiebt si aus dem Zahlenverhältniß der Bevölkerung im Reiche zu derjenigen p ata wenn für letzteres die Zahl der den preußishen Volkswirthschaftérath bildenden 75 Mit-
lieder beibehalten wird. In das Ermessen der Bundesregierungen fol es gestellt werden, in welcher Weise sic die Auswabl der gecigne- ten Sachverständigen für die ihr Landesgebiet zunächst berührenden Juter- essen treffen wollen.— Ein permanenter Auss{uß soll aus 40 Mitgliedern gebildet werden, von denen je §8 von drei Sektionen des Handels, des Gewerbes und der Landwirthschaft gewählt und 16 von dem Bundes- rath berufen werden sollen. Es ist von den Mitgliedern des deut- {en Volkswirthschaftsraths, welhe von der Reichsregierung um ihren saPver ogen Rath angegangen werden, nicht wohl zu ver- langen, daß sie bei der Ausübung ihres Amtes auch noch materielle Opfer bringen, zumal entscheidendes Gewicht darauf gelegt werden muß, daß der Arbeiter- und der kleinere Handwerkerftand, welcher dem Gemeinwohl derartige Opfer zu Ran nicht in der Lage ift, im M Ia oa nicht unvertreten bleibe. Es ist daher, für den Fall der Berufung des Volkswirthschaftsrathes, die Bewilligung von Reisekosten nah dem Versammlungsorte im Betrage von 13 - für das Kilometer der auf je 475 km durchs{nittlich anzunehmenden Hin- und Rückreise, sowie von 3 A Ab- und Zugang für jede Reise
und von Tagegeldern zum Einbeitssaße von 15 4 in Aussicht ge- nommen. Es wird dabei von der Annahme ausgegangen, daß sich im Laufe des Etatsjahres der Volkswirthschaftsrath 21 Tage und der permanente Ausschuß (bezw. die Sektion) 42 Tage lang in Thätigkeit befinden werden. Tit. 13. An Preußen Erstattung des Aufwandes für die zur Ab- wehr der Rinderpest 2c. angestellten Gensd'armen (367 069 ) ift dur die nothwendig gewordene Verstärkung der Grenzgen®sd'armerie um 7923 M. erhöht worden, dagegen werden 64 243 F, welche bisher als Entschädigung an Bayern gezahlt wurden, erspart, weil ‘jene Ueberwachung fortan von den bayerischen Grenzzollwächtern allein be- sorgt werden 98, Bei der Normal - Cichungs - Kommission (Kap. 11 : 82 303 M) sollen für die wissenschaftlichen Arbeiten zwei Techniker als Hülfsarbeiter mit 6300 4 Remuneration und 1320 M Wohnung?geldzuschuß angestellt werden, wodurch sich dieses Kapitel um 7620 A und 159 Æ zu Remunerationen erhöht, dagegen werden in Folge der Anstellung der beiden technischen Hülfsarbeiter 4000 M bei dem Remunerationsfond erspart. Fn den sächlihen Ausgaben find zu Amtsbedürfnissen des Patent- Amts (Kap. 13 Tit. 7: 135 000 46) 15000 # mehr ausgeworfen, weil größere Räume haben ermiethet werden müssen, dagegen werden an Ausgaben für Herstellung der Patentschriften (Tit. 8 das. 140 000 46) 40 000 M. erspart.
In den einmaligen Ausgaben (Kap. 3: 612572 #4 + 157 967 Æ) sind für die Fishzuchtanstalt in Hüningen (21 900 .), dem Landeshaushaltsetat für Elsaß-Lothringen entsprechend, als Bei- trag des Reichs 4500 M mehr eingestelit worden. Für den Weiterbau der Katharinenkirche in Oppenheim a. Rh. sind wiederum 16 500 A und für die Erforschung Afrikas 75 000 A. Beitrag ausgeworfen. Von den im laufenden Etat erwähnten Expeditionen ist die cine, von der. südwestlichen Küste Afrikas ausgegangene, inzwischen zum Abschluß gelangt. Eine andere, im südäquatorialen Ost-Afrika sich bewegende Expedition hat, der zu- nächst gestellten Aufgabe entsprechend, in der Kette der dortigen inter- nationalen Niederlassungen zwischen Tabora und Karer.ca zu Kakoma am Tanganika-See eine deutsche Station errichtet, welche voraussicht- lich nah Verlauf einiger Zeit durch Anlegung von Plantagen und Herstellung von Handelsbeziehungen zu den benachbarten Stämmen die Kosten der Unterhaltung selbständig zu tragen in der Lage sein wird. Die übrigen Expeditionen find noch im Gange; die nah dem Benuë entsendete wird mit erweiterten Zielen und Mitteln fortgeführt werden. Außerdem beabsichtigt ‘die „Afrikanische Gesellschaft“ unter Festhaltung der ursprünglicben Operationsbasis, zwei neue Expeditionen von Südwesten und Westen her in das Innere Afrikas vordringen zu lassen. Zur Unterstüßung dieser Ünternehmungen ist die Reichsbeihülfe bestimmt. Die Kosten der Expedition zur Beobachtung des Venusdurchgangs 1882 sind mit 180 000 4, und die Kosten der Betheiligung des Reichs an inter- nationalen Polarforshungen mit 3009000 A zum Ansaß gekommen; besondere Denkschrifsten motiviren diese Positionen. Die Kosten der Reichékommission mit 18 750 A. sind unverändert geblieben. Endlich sind noch 422 416. Entschädigung ausgeworfen, die Preußen in Betreff der zur Abwehr der Rinderpest an der Grenze aufgestellten Genêd'armen liquidirt hat.
Eine beigefügte Denkschrift, betreffend die Beob- achtung des Vorübergangs der Venus vor der Sonne im Jahre 1882, lautet im Eingange:
„Das im Jahre 1874 beobachtete Phänomen eines Vorübergangs der Venus vor der Sonnenscheibe wird gegen Ende 1882 sich erneuern. Im vorigen Jahrhundert ist, wie im gegenwärtigen, die Erscheinung nur zwei Male (1761 und 1769) eingetreten; im nächsten Jahrhundert stebt sie überhaupt nicht bevor. Hierauf hinweisend, haben die be- theiligten Gelehrten, ohne Widerspruch zu erfahren, bereits bei den Vorbereitungen zur Beobachtung des Venusdurchgangs von 1874 der Erwartung Ausdruck gegeben, daß auch im Jahre 1882 das Phänomen der wissenschaftlichen Fekuna unterworfen werden würde. Die da- mals beschafften, noch geeigneten Beobachtungsapparate sind in Folge dessen biéher nicht anderweit verwendet worden.
Die Bearbeitung des durch die deutschen Erpeditionen im Jahre 1874 gewonnenen Materials hat dargethan, daß damals zwar ein be- deutungsvoller Fortschritt in der genaueren Ermittelung der Ent- fernung der Erde von der Sonne, nicht aber cine für die Gegenwart abschließende Lösung dieses -Hauptproblems erreiht worden ist. Neben den in der Aufgabe selbst liegenden Schwierigkeiten sind die unberehenbaren und unvermeidlichen elementaren Zufälle hinderlich gewesen, denen astronomishe Beobachtungen unterworfen sind, welche zu einer bestimmten Stunde gleichzeitig an weit von einander entlegenenen Stellen der Erde angestellt werden.
Daß die übrigen Nationen, welche im Jahre 1874 an den frag- lihen Beobachtungen \ih betheiligt haben, dieselben im nächsten Jahre erneuern werden, erscheint nicht wohl zweifelhaft, England und Frankreich baben ihre Vorarbeiten bereits eingeleitet.
Auch die von dem Bundesrath für die obere Leitung der Beob- atung des Venuédurchgangs von 1874 berufene, mit der wissenschaft-
«lichen Bearbeitung des Materials noch beschäftigte Kommission bat,
um das bevorstehende Phänomen wiederum beobachten zu können, die Bewilligung einer Summe von 195000 Æ aus Reichsfonds bean- tragt. Das Programm bezweckt die Entsendung je zweier Expeditio- nen nach der Gegend der Plata-Mündung und nah der Magellan- straße oder den Falfkland-Inseln, unter Beschränkung der Aufgabe auf die beliometrishe Methode und die Methode der Beobachtung der Zeiten der Antritte der Venus an den Sonnenrand, indem das im Jahre 1874 noch angewendete Experiment photographischer Firirung des Venusorts auf der Sonnenscheibe als von zweifelhaftem Werth ih herausgestellt hat. Jene Beschränkung, die geringere Zahl der geplanten Expeditionen und ferner der Umstand, daß der Hauptsache na die nöthigen Instrumente bereits vorhanden sind, würden bewir- ken, daß, während die Erpeditionen von 1874 bisher einen Aufwand von nahezu 610 500 M erfordert haben, im gegenwärtigen Fall der obengedachte Betrag von 195 000 Æ als ausreichend si dariîtelle.
Die in Rede stehenden Expeditionen würden Europa im Sommer 1882 zu verlassen haben.“
Eine Denkschrift, Deutschlands an lautet:
„Auf Grund eines Beschlusses des im April 1879 zu Rom ab- gehaltenen zweiten internationalen Meteorologenkongresses sind aus der Mehrzahl der europäishen Seestaaten, auch aus Deutschland, Fabmänner zu einer Konferenz zusammengetreten, welche in ihren 1879 zu Hamburg, 1880 zu Bern und 1881 zu St. Petersburg ab- gehaltenen Versammlungen einen Plan zu methodisher Erforschung der Polargegenden aufgestellt und die Durchführung dieses Planes sich zur Aufgabe gemacht hat. E __ Das Programm dieser internationalen Polarkommission geht — im Einklang mit der Anschauung der auf Anordnung des Bundes- raths im Jahre 1875 berufen gewesenen deutshen Polarkommission — davon aus, daß nicht einzelne Expeditionen mit dem Charakter geographischer Entdeckungsreisen, sondern nur systematische, gleich- zeitige und fortgesezte Beobachtungen auf ciner größeren Anzahl von Stationen in den Polargegenden zur Erreichung des Zieles ge- eignet seien. Z G
Die Lösung der vorbandenen Probleme auf den hauptsächlich in Betracht kommenden Gebieten der Meteorologie und des Erdmagne- tiêmus eractet die internationale Polarkommission bedingt dur die Errichtung von mindestens acht Beobachtungéftationen in der nörd- lihen Hemisphäre, für welche folgende Punkte in Vorschlag gebracht worden sind:
1) Spitbergen,
2) Finnmarken (Nordkap),
3) Nowaja-Zemlja,
5) Bend
‘ oint-Barrow,
6) ein Punkt im amerikanischen arktishen Insel-Archipel,
7) Upernivik oder ein anderer Punkt in West Grönland.
8) Ian Maven oder ein Punkt an der Ostküste Grönlands.
In Anbetracht der Wichtigkeit gleichzcitiger Beobachtungen in
betreffend die
: Betheiligung internationalen
Polarforschungen,
den arktiscen und den antarftishen Negionen hat die internationale Polarkommission weiterhin vorgescblagen, womöglih an folgenden vier Punkten der südliben Hemisphäre Stationen zu errichten :
1) Süd-Georgien-Insel,
2) Kerguelen-Infel, S
3) Auckland- oder Campkell-Inseln,
4) Balleny-Inseln.
Die Gründung von Beobachtungéstationen auf den bezeichneten 8 Punkten der Nordhemisphäre ifi nach den vorliegenden amtlichen Nachrichten als gesichert zu betrachten; und zwar werden beseßt werden : Í
1) die Mofselbay auf Spitbergen durch Schweden,
2) Alten-Fjord durch Norwegen,
3) 4) Lena-Mündung und Nowaja-Zemlja durch Rußland,
5) 6) Point-Barrow und Lady Franklin-Bay durch die Ver-
einigten Staaten von Amerika,
7) Godthaab (an der Westküste Grönlands) durch Dänemark,
8) Jan Mayen durch Oesterreich,
Außerdem hat die niederländische Regierung die Zusage ertheilt, 30 090 Gulden zur Verwendung für Polarexrpeditionen in das näcbste Budget aufzunehmen, falls die gleihe Summe im Wege der Privat- subsfription aufgebracht wird. Die lektere hat bereits einen bedeu- tenden Betrag ergeben, so daß das Zustandekommen des Projekts als unzweifelhaft gilt. Als Stationsort ist Diksonshaven in Westsibirien in Ausficht genommen.
Die französiscbe Regierung beabsichtigt, eine Erpedition nah dem Kap Horn oder einem Punkte in der Nähe des leßteren zu entsenden und die hierfür auf etwa 309 000 Franken veranschlagten Kosten in Form eines Supplementarkredits zum Budget von 1882 zu beantragen.
Endlich ist dem Präsidenten der internationalen Polarkommission eine — amtlih jedoch bisher niht bestätigte — Mittheilung zuge- gangen, wonach Großbritannien in Kanada eine Beobachtungsstation einzurichten gedenkt. h
Der Beginn der gemeinschaftlißhen Beobachtungen ist auf den Herbst 1882 festgeseßt. i:
In Deutschland ist der Gedanke systematiswer Polarforschungen im Zusammenwirken der zumeist betheiligten Nationen bereits vor geraumer Zeit angeregt und, wie Eingangs erwähnt, auf Veranlas- sung des Bundesraths durch eine Kommission von Fachgelehrten ein- gehend erörtert worden. Auch später i\t in den wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands das dringende Verlangen nah Verwirklichung des Projekts kundgeacben worden. Ebenso hat der Reichstag durch Beschluß vom 27. April d. J. an den“ Reichskanzler das Ersuchen gerichtet, , —
geeignete Maßnahmen zu treffen, um eine Betheiligung Deutschlands an der Erforschung der Polargegenden zunächst im Interesse der Meteorologie, der Aufklärung der erdmagne- tischen Erscheinungen und, soweit thunlih, auch im Interesse der Erdkunde und der übrigen Naturwissenschaften in Verbin- dung mit anderen Nationen, welche in gleicher Richtung vor- zugehen bereit sind, herbeizuführen. :
Diejenige Schwierigkeit, welche bisher der Ausführung eines Unternehmens der fraglichen Art hauptsächlih entgegenstand, nämlich die Ungewißheit einer den Erfolg genügend sichernden Betheiligung anderer Nationen, erscheint nah den obigen Darlegungen als besei- tigt. In Folge dessen hat nunmehr auch die Mitwirkung Deutsch- lands în Ausficht genommen werden können. Der Plan für eine solche ist auf Grund des Programms der internationalen Polarkom- mission von den deutschen Mitgliedern der leßteren aufgestellt wor- den und rihtet sh auf die Besetzung einerseits eines Punktes auf der Ostküste Grönlands, andererseits der Insel Süd-Georgien. Die deutshe Mitarbeit auf der nördlichen Hemisphäre wird die Erfüllung der dort zu lösenden Aufgaben ganz wesentli vervolllommnen, die Ausdehnung der Beobachtungen auf die südliche Polarzone wird für gewisse Wissenschaftsgebiete die vollständige Durchführung des Plans überhaupt ers ermöglichen, da derjenige Theil der Forschungen, wel- cher auf den Zusammenhang des e us, der Crdströme und Polarlichter sich bezieht, gleichzeitige Beobachtungen in den ant- arktishen Regionen zur nothwendigen Vorausseßung hat. E
Die Kosten der gedachten beiden Erpeditionen nah der Ostküste Grönlands und beziehungsweise nach Süd-Georgien sind von den deutschen Mitgliedern der internationalen Polarkommission unter Zu- grundelegung einer Zeitdauer von 18 Monaten im Ganzen auf 00 000 6 veran Ma — R a R —
Hierbei ist davon ausgegangen, daß nur die meteorologischen und magnetischen Untersuchungen als zur Erreichung des erstrebten Zieles unerläßlih und in den Ergebnissen auss{laggebend zu betrachten find ; daß daher auch der für Rebnung des Reichs zu verwirklichende For- \{ungêplan auf die Probleme jener beiden Disziplinen sich zu be- \chränken hat, wogegen den deutschen Akademien der Wissenschaften zu überlassen sein wird, behufs etwaiger Wahrnehmung der Interessen anderer Zweige der Naturkunde, an den zu veranstaltenden Erpeditionen durch Entsendung besonderer Fachgelehrten sih zu betheiligeu und die in Folge dessen entstehenden Mehrkosten aus den jenen Körperschaften für derartige Zwecke zu Gebote stehenden Fonds zu bestreiten,“
Statistische Nachrichten.
Na Mittheilung des fstatistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13, November bis inkl. 19. November cr. zur Anmeldung ge- fommen: 201 Ebeschließungen, 784 Lebendgeborne, 31 Todtgeborene, 502 Sterbefälle. i :
— Bei der MagdeburgerszAllgemeinen Versicherungs- Aktiengesellschaft — Abtbeilung für Unfallversicherung — famen im Monat Oktober 1881 zur Anzeige: 17 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 9 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr s{weben, 66 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslänglicbe, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge baben werden, 729 Unfälle mit vorauss\ichtliÞd nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit; im Ganzen 821 Unfälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von den im Verlage der Gebr. Henniger zu Heilbronn er- scheinenden: „Zeitfragen des christlihen Volkölebens, be- gründet von Ober-Kirhen-Rath Dr. Mühlhäuser und Profesor Dr. Gefffen, fortgeführt von C. Frhr. von Ungern-Stern- berg und Professor G. Schlosser“ liegen ep! das erste und zweite Heft des siebenten Bandes vor. Heft 1 enthält eine Abhand- lung über das Alter der Erde von Dr. Friedrich Pfaff, Professor der Universität Erlangen, und Heft 2 bringt eine Arbeit über die evangelische Kirche Oesterreichs im Jahre des Toleranz- jubiläums aus der Feder von J. M. Kühne, evang. luth. Pfarrer zu Langenwolméêdorf in Sachsen. — Der Preis der Hefte beträgt 1 und 1,20 K — Die „Zeitfragen“, von denen nunmehr sechs8 Bände vollständig vorliegen, in christlichem und Ckonservativem Sinne geleitet , haben sich von ihrer Begründung an einer günsti- en Aufnahme und Beurtheilung zu erfreuen gehabt. Wir aben bei dem Erscheinen der früheren Bände Gelegenheit gehabt, anzuerkennen, daß diese Schriften cs sih angelegen scin lassen, über die wichtigsten Fragen der Gegenwart in christlibem Sinne Auf- flärung zu bringen und zur Orientirung auf den verschiedenen Ge- bieten des staatlichen, firchlichen und gesammten Kulturlebens in erfolgreiher Weise beizutragen. Die „Zeitfragen“ erscheinen in po deren jedes ein abgesclossenes Ganzes bildet. Von Band „—1V. bilden sechs Hefte einen Band zu dem sehr mäßigen Preise von 5 Mark. Vom V. Bande an ist die Vergünstigung für die Abonnenten eingetreten, daß denselben aht Hefte per Band f s werden ohne Erhöhung des Subskriptionspreises von 5 4 Die Hefte sind zu erhöhtem Preise auch einzeln käuflich. Vom VI1. Bande an fönnen die s GOtLngen au im Postzeitungéwege bezogen werden. Wie die Verlagshandlung mittheilt sind an Beiträgen zur Veröffentlichung zunächst in Aussicht genommen: Die politische Gemeinde und der Realkredit von B. Bleicken. — Der Alkoholismus, von Pfr. Fus. — Das russische
Sekteawesen, von C. N. von Gerbel-Embah. — Die soziale Frage im Lichte des Reiches Gottes, von Dekan H. Guth. — Der Pre- fessorenroman, von Otto Kraus. — J. H. Wichern. Ein Lebensbild. Bon Konsistorial-Rath Krummacher. — Christenthum und Sittlichkeit. Bon Pastor Maaß. — Der Kampf um Christum, cin Zeuge für Christum. Von Pastor Meumann. — Der Pessimiêmus und feine Stellung im Geistesleben unserer Zeit. Von Dr. R. Pfleider:r. — Oberkirhen-Rath Dr. Mühlhäußer. Ein Lebensbild. Von Pir. Reinmuth. — Ueber vergleichende Religionswissenshaft mit veion- derer Berücfsichtigung der neuesten altegyptishen Forschungen. Von Victor von Strauß. — Ueber Heidenmission. Von Dr. G. Warneck.
— Die Schulzesbe Hofbuchhandlung (C. Berndt & A. Schwartz) in Oldenburg hat zum bevorstehenden Weihnachtsfeste außer dem schon erwähnten Album „Kulturgescbichtliher Bilder aus den Nordsee- Marscben“, von Heinrich von Dörnberg und Hermann Allmers, von einer Reibe älterer bewährter Erscheinungen ihres Verlages neue, elegant ausgestattete Auflagen besorgt. Zuerst sind zu nennen die „Römischen Schlendertage“ von Hermann Allmers, welche bereits in fünfter Auflage vorliegen. Die neueste ist mit einem Titel- bilde von Otto Knille geschmückt und erscheint in einer Aus- stattung in Druck und Einband, welche sich nicht nur für den Touristen praktisch erweisen, sondern auchß dem Bücbertish zur Zierde gereichen dürfte (gr. 8°, geheftet 5 4 60 4, in elegantem Original-Einband 6 A 50 4). — Dem vorgenannten reihen sich in zweiter Auflage die „JItalienishen Gypsfiguren“ von Woldemar Kaden an (gr. 89, in eleganter Ausstattung geheftet 5,60 Æ, in elegantem Originaleinband 6,50 M), eine Sammlung lebendig und farbenreich geschriebener Skizzen, welche in threr Totalität ein interessantes Bild von dem geistigen und fozialen Leben Ftaliens gewähren. — In reihster Ausstattung liegen ferner die unter dem Titel: „Ost und West“ in weiteren Kreisen bekannten Gedichie von Murad Efendi vor. Der kürzlich verstorbene Dichter und osma- nische Diplomat hat sich durch seine „Dramatischen Dichtungen“ und „Türkischen Skizzen“ sowie die ebenfalls im Verlage der Schulze- schen Hofbuchhandlung in wiederholten Auflagen erschienenen „Balla- den und Bilder“ und den türkischen Eulenspiegel ,Naßreddin Chodja“ 2c. einen literarishen Namen gemacht. In den stylvollen, carak- teristisGen Einbänden, in welchen sich orientalisher Reich- thum mit feinem Geshmack paart, bietet die Verlag8hand- lung kleine Kunstwerke, die jede Bibliothek s{chmüdcken werden. (89 elegant geheftet 4 #Æ, in Original-Prachhtband 5 6) — Gbenfalls in dritter, gänzlich umgearbeiteter und stark vermehrter Auflage wird das Werk des Bibliothekars am Kensington-Museum in London, Dr. J. W. Appell: „Werther und seine Zeit“ ausge cen (in reiber tvpographis{her Ausftattung, 8°, geheftet 5 M, in feinc:z Orig.-Einbd. 6 4). Der bekannte Verfasser hat das sei ner Bedeutung nach hinreichend gewürdigte Werk unter flei- ßiger Benutzung der vielen neuen Goethe-Forschungen derart verändert und erweitert, daß einen neuen, sehr schätßens- werthen Beitrag zur Goethe-Literatur darbiete. — End- lih liegt das erste Bänden der „Sammlung deutscher Pup- penkomödien“ in zweiter Auflage als besonderes Werk vor, mit dem Titel: „Das Volksscchauspiel Doktor Johann Fauft,“ berausgegeben mit geschichtlichen Nachrichten über den Träger der Faustsage und mit einer Bühnengeschichte des „Faust“, von Karl Engel (Mit Fausts Portrait nach Rembrandt. Gr. 89, eleg. geheftet 4 M, in Orig.-Einbd. 5 X). Die unermüdlihen Faust- Forschungen des bekannten Verfassers und Herausgebers der um- fassenden „Bibliotheca Faustiana“ haben die geschichtlihen Nachrichten über Faust und vor allem die Bühnengeschichte desselben so fehr er- gänzt und umfangreih gemacht, daß dur die Herausgabe dieser zweiten Auflage des Volfsschauspiels die Faust- und Goethe-Literatur um einen neuen, hervorragenden Beitrag bereichert wird. Auch der Tert des Volks\chauspiels hat bedeutende Zusäße und namhafte Verände- rungen nach älteren, vom Verfasser neuerdinngs aufgefundenen Manu- \kripten erfahren.
—— Die neueste Nummer des „Deutschen Familienblatts“ (Berlin, Verlag von I. H. Schorer) hat folgenden Inhalt: Herodias, Roman von E. Vely (Fortseßung). — Die elektrishe Bahn zu Charlottenburg, von Julius Stinde (mit Abbildung). — Plaudereien von der maritimen Ausstellung in Hamburg, von Franz Siewert. — Chodowiecki in der Mädchenschule, kulturbistorishe Skizze von Karl Neumann - Strela (mit Illustration). — Ein nationales Gescbichts- werk, von Gerhard Pfeilschmied (Schluß, mit Jllustrationen). — Plauderecke: Am liebsten „allein“. Das Eldorado der Schriftsteller. Blut und Eisen. Keiner siegie, keiner wih. Die Elektrizität und ihre Zukunft. — Holzschnitte: Das s{lecht bewahte Mädchen, von A. Laupheimer. Chodowiecki in der Mädchenschule, Zeichnung von Woldemar Friedrich.
Land- und Forstwirthschaft.
Der Jahresbericht über die Beobachtungs -Ergeb- nisse der im Königreih Preußen und in den Reichs- landen eingerichteten forstlih-meteorologishenStatio- nen, herausgegeben von Dr. A, M ittrich, Professor an der Kgl. Forst-Akademie zu Eberswalde und Dirigent der meteorologischen Abtheilung des forstliben Versuchswesens in Preußen, 6. Jahrg., für das Jahr 1880 i} erschienen. (Berlin 1882, Verlag von Julius Springer, Monbijouplatz 3.)
Gewerbe und Handel.
Nürnberg, 23. November. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held). Die Tendenz des Hopfenmarktes ist fortgeseßt eine ge- drücckte. Die Erporteure faufen nur zu ganz niedrigen Preisen und zahlen selten mehr als 85—10I e, und die Kundschaftshändler halten mit der Deckung ihres Bedarfs so lanze wie möglich zurück. Vie Zufuhren bleiben anhaltend starke und ersetzen stetig die durh Ver- kaufe entstandene Minderung des Lagerbestandes aufs Reichshaltigste. Trotz der großen Vorräthe sind aber verhältnißmäßig sehr wenig wirklich feine Hopfen ausgeboten. Die Frage nah solchen ist eine gute. Die Preise sind seit aht Lagen abermals um 5—10 H gefallen. — Die Notirungen lauten: Marktwaare prima 105—110 Æ, mittel 90—100 M, Gebirgshopfen 110—115 Æ, Hallertauer prima 135 — 145 M, mittel 105—115 K, Aischgründer prima 105—110 &Æ#, mittel 90—100 #Æ, Württemberger prima 135—145 Æ, mittel 105—115 M, Polnische prima 135—145 Æ, mittel 105—115 A, Elsässer prima 110—115 A, mittel 95—100 Æ, Geringe aller Sorten 80 —9) M
Hamburg, 24. November. (W. T. B.) T Aktien-Bierbraue1ei in Hamburg. ift auf 3‘ gegen 24 °/6 im vorigen Jahre. g
London, 24. November. (W. T. B.) In der gestrigen Wollauktion verkaufte sich Kapwolle, hauptsächli aus schr fehler- haften Snow Whites bestehend, # d. höher als zu den Preisen der
Septemberauktion. Verkehrs-Anstalten. f Triest, 24, November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Ettore“ ist heute Nachmittag 34 Uhr von Konstantinopel bier angekommen.
Die Dividende der lo festgeseßt,
Berlin, 25. Nov:mber 1881,
In Krolls Theater wird morgen die Weihnachtsaus- stellung eröffnet, Dieselbe bringt viele neue und interessante Ucber- ras@ungen. Im Königssaale werden die Mitglieder des Victoria- Theaters die Märchenkomödie: „Der gesticfelte Kater“ von C. A. Görner aufführen. i : : S
Im Wilhelm- Theater beginnen die Prima Ballerina Frl. Flora Jungmann und der Balletmeister Hr. Otto Thieme morgen, Sonnabend, nochmals cin dreimaliges Gastspiel, und zwar wird das Ballet „Der hüpfende Freier“ zur Aufführung gelangen.
Concerthaus. Heute veranstaltet Hr. Hosmusikdirektor Bilse einen Wagner-Abend. Im morgigen Symphonie-Concert ge- langt die 1, Symphonie von Beethoven zur Aufführung.