1881 / 280 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Nov 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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2 hct L E rin trier O S: Zie

es s um definitive Einri&tungen handle. Das Rei und der größte Staat im Reich, Preußen, kênnen nicht die Verantwortlichkeit über- nebmen, eine unvollkommene Ausführung der Verfassung dur ihre Konnivenz zu unterstüßen, und wenn die Versagung dieser Konnivenz oder der Fortseßung dieser Konnivenz etne „Pression* ist, dann bleibe ich stets bereit, sie zu üben. Ich erinnere nochmals daran, daß die Pressionen in den Jahren 1866 und 1867 ganz anderer Natur gewesen Jindz wenn die geheimen Akten darüber mal zu Tage kommen wür- den, so würden Sie dies daneben eine sehr unshuldige Sace finden gegen das, was nothwendig war, um die deutsbe Einheit überbaupt zu s{mieden. Zur Beseitigung dieser vorübergehenden Erleichte- rung des Uebergangszustandes ist das Reich vollkommen berechtigt, und ich protestire gegen den Ausdruck „Pression“, gegen den Au3druck

„starke und schwache“. Ic thue auch in dieser Frage cinfah meine Schuldigkeit als Reichskanzler, und die werde ih auch künftig nah vollen Kräften thun, um den Art. 33 zum Abschluß und zur Er- füllung zu bringen. Es ist mir eine Freude dabei, die Unterftüßung der Hamvurgishen Regierung gefunden zu haben, die ihrerseits ein- fichtig genug ist, um den Vortheil und die Interessen ihres Staates richtig zu beurtheilen, und deshalb sagte ic vorher, ih habe in der Förderung der deutschen Einheit in den leßten Jahren mehr Unter- stützung bei den Regierungen als beim Reichstage gefunden. Ver- gegenwärtigen Sie sich nur den Kampf über Hamburg im vorigen ‘Sahre hier; der hat mich eigentlich vielmehr entmuthigt als die lebten Wablen. Wenn ich sah, welche Leute und mit welchen Argumenten fich dagegen wehrten, daß eine ganz zweifellos nationale Einrichtung ihrer Vollendung entgegengeführt werde, fo kann ich sagen, das war ein trauriger, niedershlagender Eindruck, den ih aus diesen Reichs- tagsverhandlungen damals mitgenommen habe, wo die Frafktions- landêmannschaft weit über die deutsche Landsmannschaft ging.

Der Herr Vorredner hat geklagt über diplomatische Geheimnisse, er bat angenommen, daß das, was ich vorhin über die Hamburger Verhandlungen bei Einrichtung der Verfassung gesagt hätte, nicht öffentlich gemaht worden wäre, und der Herr Vorredner hat daraus, daß das nicht öffentlich wäre, eine Berechtigung geglaubt ableiten zu Xönnen, die Regierung ohne Safkenntniß, ohne Kenntniß dieser Vorgänge angreifen zu können. Meine Herren, das ist ein Prinzip, welches ih nit zugeben kann; über Dinge, die man nicht weiß, foll man lieber s{weigen, nit aber sagen: bâtte ich das gewußt, würde ih nit so gesprocben haben. Es hat keine Geheimnißkrämerei von unserer Seite stattgefunden. Ich glaube mich vielmehr zu erinnern, daf ic dasselbe, was ih heute darüber sagte und was Hr. Lasker nit kannte, son einmal auf diefer Stelle gesagt habe, ich meine, daß ih bei der vorjährigen Hamburger Debatte davon gesprochen Habe und außer mir antere auch 1867: i glaube sogar, daß i die Summen von 6 und 10 Millionen {on damals genannt hake. Ich werde Recherhen darüber anordnen, aber ein Geheimniß lag nicht vor. In vielen Recueils hätte der Herr Vorredner das lesen können: wenn er nit genug licßt, dann sollte er auch weniger reden. Es ist da kein Geheimniß gewesen.

Der Herr Vorredner hat mir vorgeworfen, daß ih die Frafktio- nen in ihrem soliden Bau zerstört hätte. Ja, ich habe jede Fraktion {on bekämpfen müssen, jede Fraktion, fobald ih mi ihrer Unter- \tüßtzung bedient babe, bat balt die Neigung gehabt, die Kaiserliche fowohl wie die Königlich preußische Regierung in ihren Dienst zu nehmen. Die konservative Fraftion hat damit angefangen und hat mir die Bundeëgenossenscaft aufgesagt, als ih verlangte, daß die Politik im Rathe des Königs und nit in der Fraktion gemacht werde. Mit der Centrumsfraktion bin ich durch die historishe Ent- wielung, weniger durch meine Schuld, als die Herren annehmen, wesentlich dur die Polonisirungsversube in unseren polnischen und ilesisben Landeétheilen in einen Kampf gerathen, der an Bitterkeit nichts zu wünschen übrig läßt, der aber sofort besänftigt worden Ee sobald ich mich erboten hätte, in den Dienst der Fraktion zu reten.

Non Séiten der nationalliberalen Fraktion habe ih wesentliche Unterstützung gehabt, bis die Herren fanden, ihres Unterstütens der Regierung wäre nun genug, sie wollten, ich sollte nun die Fraktion unterstützen. So drehte sich die Sache im Jahre 1878, Ic will diesen Dolorem heute nit erneuern, das führte uns zu weit in der späten Stunde, aber ih konstatire nur vor dem Lande: nicht i{ habe die nationalliberale Fraktion angegriffen, sondern fie hat mir das Bündniß aufgekündigt und hat mi erst dilatorisch, dann kühl, dann abwebrend und feindlich behandelt. Dabei ist es namentli der Führer, der leßte Vorredner, der Hr. Abg. Lasker gewesen, der hat wesentlich meine Beziehungen zur nationalliberalen Partei unter- araben dur die Art seiner Opposition, durch die Tragweite seiner Opposition, dur den Ton, den er öffentlich hier gegen mich an- s{lug. Ich erlaubte mir damals den Ausdruck „abkanzeln“, den i nit wiederholen will, sondern nur als historishe Reminiëcenz, und demnächst ist ein Blatt, was ih den Todtengräber der Partei nenne, die „National-Zeitung“, an der Entfremdung {uld. Ich habe schon einmal über den verderblichen Einfluß dieser Zeitung hier geklagt, aber bei den Herren, deren Interessen sie zu vertreten vorgab, keinen Anklang damit gefunden. Der Bruch vollzog sih damals, als mir im preußischen Landtag die natürlihsten Dinge abges{lagen wurden, die naher Andern mit Leichtigkeit bewilligt wurden, ledigli, um auf mi einen Druck zu üben, damit ih mi fügen sollte; wie man mir damals auch jeden Beistand bei der Neubildung des Ministe- riums versagte und ein gewisses Fraktionsverbot ausgegangen war, mit mir in Verhandlungen zu treten; wie man mir die erste sozialistisbe Vorlage ablehnte und wie man, sobald die Wablen eröffnet waren, aus Zorn über die Auflösung mi feindlich angriff, wogegen ich mi natürlich wehrte. Die Herren sind darin noch gerade wie alle Menschen sind: Jedermann alaubt, sein S{lag sci erlaubt, aber daß der Andere sih wehrt und wieder {lägt, gilt nicht. J bin nur denfensiv verfahren gegen die nationalliberale Fraktion. F bin mit derselben in eine mir nicht erwünschte, von mir nit ersirebte Stellung gekommen. Die Gefälligkeit, daß ich dur die Auflösung eine Rüctsicht auf diejenigen Herren nahm, die gegen die ersie Sozialistenvorlage gestimmt haben ist unverstanden geblieben. Ic konnte dem Anstandsgefühl nit zumuthen, daß dieselben Herren, ohne dur die Läuterung einer Neuwabl gegangen zu sein, nun wenige Monate {päter grade das Gegentheil von ihrer Abstimmung bethätigen sollten, nahdem inzwischen nur der Unterscied vorlag, daß von zwei Mördern der eine Ccfolg gehabt hatte und der erste nicht. J fonnte do nicht glauben, daß dieser rein äußerliche Erfolg die Ueberzeugung der abstimmenden Herren bätte ändern können! Jch mußte annehmen, kaf die Ueberzeugung in der Grkenntniß unserer Situation, wie sie si bei der Hödelshen Vorlage außgesprochen hatte, den Herren überhaupt bleibend eigenthümlih war! (Cs war von meiner Seite ein Entgegenkommen, für das ich Dank verdient bätte, wenn ih Ihnen Gelegenheit gab, geänderte Ansichten durch die Neu- wahl und die Meinung der Wähler zu motiviren. I habe das jon tamals in den Gonseilsißzungen ausgesprochen, daß id den Deo ren Gelegenheit gab, d durch das Bad einer Neuwabl die Möôg- Ticofeit des Wechsels ihrer Ansicht anzushaffen, das liegt in den ften vor. Ich habe damals erklärt, es sei eine Zumutbung, die man den Herren nicht machen kann, daß sie, ohne daß sie ihre Wäh- ler befragen fonnten, nun daë Gegentheil von dem votiren sollen, was sie bei der Hödelschen Vorlage mit großer Majorität votirt hatien; es war eine Minorität von nur 75 damals, die für die An- nabme des Sojzialistengesetzes stimmte. Für diese Gefälligkeit, die id hatte, Ihnen das Geschäft der Zustimmung zu erleichtern, habe ih allerdings wenig Dank gefunden.

_ Wenn ich mit dem FrÆfftionéwesen im Kampf gewesen bin, dann ist es immer in Vertretung des Reichs gegen die Fraktionen, des nationalen Patrioti?mus gegen den Fraftionspartifulariêmus gewesen ; nach meiner Ueberzeugung Sie mögen ja eine andere haben, sieht bisher jeder die Nation rur in seiner Fraktion und hat die Ueberzeugung, daß die Nation nur von seiner Fraktion gut regiert werden würde. Dabei bat aber fkcine Fraktion die Möglich?eit, eine Majorität zu bilden, au feine hat hinreichende Bundesgenosjen, mit denen sie ein positivcs Programm oufftellen könnte. Es wäre unter soldea Umständen jede patriotishe Rücksicht dafür sprechend, daß

Sie den Besißftand des Reiches, für den Sie keinen Ersaÿiz bieten können, einstwcilen resvektiren und nicht in der Weise, wie es in der Presse, in Wahlen und Wahlprogrammen geschehen ift, versuchen, mich persönlich zu diskreditiren in meiner Sellung und dieselbe zu UaReea Ren e me zu gy “E

Zenn i vorbin sagte, ic made auf Dank keinen Anspru, so babe ich damit do niht sagen wollen, daß ich nicht Ae Taiies Wohlwollen in der deutshen Nation erwartet hätte, eine nachsicbtige und wohlwollende Beurtheilung ; auch die Statue, die mir in Cöln geseßt ist, hatte mir dur- den Ausëdruck des Woblwollens, der darin lag, einen angenehmen Eindruck gemacht. Nachdem mir aber dieses Wohlwollen in Wegfall gekommen, und vielmehr diese Leistung mir vorgehalten worden ift als eine Quittung dafür, daß ich meinen Dank weg hätte, da hat eine Statue für mich au keinen Werth mehr, und ih würde kein gutes Wort geben, um deren Abbruch zu wider- sprehen. Und so geht es aub mit den Eindrücen, die ich von den Wahlen gehabt habe nicht das Ergebniß der Wahlen hat mich entmuthigt, denn auf dergleichen war ih gefaßt. Es war ja für mi ein außerordentli günstiges, daß die Leute, die mich unterstüßen, um 120000 Stimmen zunahmen, und diejenigen, die theils entschicden, theils ab und zu mi bekämpfen, um 54 000Stimmen abnahmen ; mehr kannman in dieser \{lechten Zeit wohl nit verlangen, und nicht das ift es, was3 mih \{merzt. Aber die Art von bitterer Bosheit, von Geifer, Gift und Galle, die über mich ausgesc{üttet ist in den Wakhlprogrammen und Wablreden, das hat mir einen verlegenden und, ih darf wohl sagen, niederschlagenden Eindruck gemat, i bin auf so viele ver- leumderische Heßereien meiner Person gegenüber nit gefaßt gewesen, wie sie ausge\prohen worden find, und zwar nicht bloß von Leuten niederen Bildungsgrades, sondern von solchen, die hoc in der Bil- dung und auf anderen Gebieten bo in Ansehen stehen und die mi verleumden, als ob ich dem Absolutiêmus zustrebte, und da mir Ver- fassungsbruch also Lügen, Heuchelei, öffentlich vorwerfen , ret ge- bildete Leute, die über eine zweitausendjährige Vergangenheit ein histo- risches Urtbeil fi beilegen, was do einigermaßen an Glaubwürdig- feit verliert, wenn man sieht, wie sie blind für die Erscheinungen der Gegenwart sind.

__ Der Hr. Abg. Lasker hat also meine Thätigkeit auf dem aus- wärtigen Gebiet auch anerkannt, hat mir aber die Befähigung auf dem Gebiet der inneren Politik gänzlih abgesprohen und hat seine Befriedigung darüber geäußert, daß ih ja bereit wäre, mih auf das Altentheil des Auswärtigen zurückzuziehen. Ib möchte doch bitten, darüber nit mit so voller Sicherheit {on einen Schluß zu ziehen ; ih warte ab, wie sich die Abstimmungen bei uns gestalten werden, denn auf bloße Wakhlprogramme und Wahllisten hin kann ich keine definitive S fassen und dem Kaiser die Unterlage für solche machen. Ich muß abwarten, wie sich die Abstimmungen hier ge- stalten, dann erst werde ih mich über die Zukunft äußern können. Aber ih möchte do wissen, warum mir der Herr Abgeordnete jedes Urtheil über innere Politif abspricbt. Gr hat gesagt, ein Mann kann nit Alles beurtheilen. Ja, das möchte ih ihm zurügeben ; es ‘giebt keine Sache, über die wir niht sichere und kompetente Urtheile von dem Abg. Lasker bier {Gon gehört hätten. Sollte ic niht das auch können, was der Hr. Abg. Lasker kann ? Ich halte mich nit für begabter als den Durcbschnitt der Menschen, aber auch nicht für unbegabter. Ich glaube, was Eure Alba können, das kann auch Karl, niht mehr. Der Herr Abgeordnete möge mir die Vergleichung seiner mit Alba verzeihen, allein er glaubt Alles beherrschen zu können, er giett hier ein sicheres Urtbeil als Abgeordneter über jede Frage, innere und äußere; seine Reden sind s{hneidig und vernitend für den anderê- denkenden Gegner, er hat ein Urtheil über alle inneren Angelegen- heiten, und auch) noch dazu auf einem Gebiet, auf dem ih mir nie- mals angemaßt habe, mitzureden, auf dem juristishen Gebiet, sein umfassender Geist stellt damit den meinigen in Schatten; ih bin aber seit 20 Jahren als Minister-Präsident und Kanzler genöthigt, mich mit allen inneren Fragen zu beschäftigen, meine Unterschrift dazu zu geben und sie also, so viel ich Zeit hatte, zu prüfen, da möchte ih ihn do um die Nachsicht bitten, daß aub meine gegen die feinige weit zurückstehende und von Hause aus geringer con Befähi- aung dur diese 20jährige Sculung und Disziplin eine gewisse Ge- wohnheit des Urtheils über diese Dinge erlangt hat, und daß ih sein Verdikt über meine Unfähigkeit, mit der ich geboren bin, ja vollständig annehme, aber doch durch mein Amt ein Menscbenalter hindurch gezwungen gewesen bin, mich mit manchen Dingen. auch im Innern vertraut zu machen; ih habe Manches gehört, i lese mit Nuyen, kurz, ih habe mi gezwungener Weise etwas vorgebildet au für die Beschäftigung mit der inneren Politik, ih bin auch dur meine Vergangenheit in der Lage gewesen, Landwirthscaft und Fabriken zu betreiben, ih habe die Welt von sehr vielen verschiedenen Seiten sehen können, von oben und aus der ländlichen Einsamkeit her, der Herr Abgeordnete kennt sie nur aus der Studierstube, und ich möchte bitten, daß er mir gestattet, aub, wenn i zu weiter nichts braubbar bin, doch der Anwalt des prafk- tishen Lebens bei ihm zu sein. Grau, möcte ih ihm \fagen, ist die Theorie und grün allein des Lebens goldener Baum, unter dem ih meine Erfahrungen gesammelt habe. Außer- dem kann Niemand über sein Vermögen und seine Kräfte hinaus; wenn ich unzulänglih bin, so schaffen Sie mir meinen Abschied, aber „in Gnaden“ vom Kaiser, dann lasse ich Sie Ihre ganze innere Politik selbst besorgen. Es handelt sich bei uns nur um Meliora- tionen, um feinen nothwendigen Zwang der Aenderung. Die Melio- rationen, die ich vorshlage, wenn Sie sie nicht wollen, wenn Sie keine Vollendung unseres Zollsystems wollen, wenn Sie keine Ver- besserung der Armenpflege wollen, keine Erleichterung von Gemeinde- lasten und von direkten Abgaben, wenn Sie die Zölle abschaffen wollen, und dafür die Klassensteuer verdoppeln und verdreifachen, fo thun Sie es do, ih werde sie hoffentlih bezablen können und ih werde den status quo auéhalten, id mag Minister sein oder nicht Minister sein. Wenn Sie unsere Vorlagen ablehnen, so werden die Meliorationen, die die Reichsregierung nah dem Willen Sr. Majestät des Kaisers anstrebt, unterbleiben müssen; dabei ist von Tyrannei und Absolutiémus niht die Rede, aber die Verantwortung dafür, daß diese Meliorationen unterbleiben, weise ich von mir ab, und meine ganze öffentlice Thâtigkeit wird dahin gerichtet sein, die Ver- antwortlikeit dahin abzulenken, wohin sie gehört.

Der Abg. Frhr. von Malgahn-Gültz bestritt dem Abg. Lasker das Recht, im Namen der deutschen Nation zu sprechen. Die positive Arbeit sei nit blos von Sezession und Fort- schritt ausgegangen, die Gesinnungsgenossen des Redners hätten mitgewirkt, Auch die „aroße liberale Partei“ könne nicht im Namen der Nation sprechen, dies dürfe sie nur, wenn sie die Mehrheit bilde, was thatsählih nicht der Fall sei. Uebrigens merke er, Redner, noch nichts davon; der Abg. von Bennig- sen gehöre nicht dazu. Die Fortschrittspartei sei doch bis jeht nur in der Negation befunden worden; 1866 habe sie die Mittel zum Kriege verweigert und gegen die norddeutsche Bundesverfassung habe sie ebenfalls gestimmt. Redner pro- testirie gegen die Anmaßung, daß man auf der linken Seite im Namen der Nation spreche. h

Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, gewiß habe der Reichs- kanzler das Recht, alle geseplihen Mittel zur Herstellung der

olleinheit anzuwenden ; der elbe sei jedenfalls von der Geset- lihkeit seiner Maßregeln überzeugt gewesen; aber andere be- zweifelten cben die Geseßlichkeit. Der Abg. Lasker habe von der großen liberalen Partei gesprochen. Wenn die Herren wirkli eine große liberale Partei gebildet hätten, so wäre das im hohen Grade crwünscht, denn je mehr sich die Frak- tionen minderten, desto klarer werde die Situation. Vorläufi erlaube er sich aber, an der Einigung der Liberalen no einigen Zweifel zu hegen. Bis jezt habe man nur von regelmäßigen Zusammenkünften im Katserho! gee: Aber wenn die liberale Partei auch einig sei, so könne sie do

nihts unternehmen, wenn fie nicht mit dem Centrum übereinstimme. Die Liberalen hätten keinen Anlaß, sich die „große“ liberale Partei zu nennen. Napoleon sei auch mit einer „großen“ Armee nach Rußland gezogen und da fei dieselbe verfroren. Die deutshe Nation habe nit nur für, sondern gegen die Liberalen entschieden, denn sonst wären die Liberalen hier die Mehrheit. Uebrigens seien die Motive, weswegen man liberal gewählt habe, sehr verschieden. Es sei ein großer Jrrthum, wenn man annehme, daß das wirth- \chaftlihe Programm bei den Wahlen verworfen sei. Der Abg. Richter habe bei seiner bewundernswerthen Agi- tation mit der angeblichen Vertheuerung von Fleis und Brod wohl einen Eindruck gemacht, aber dieser Eindruck sei dadurch verwischt , daß man dem gegenüber bemerkt habe, daß diese kleine Vertheuerung wenn sie überhaupt bestehe die Möglichkeit zur Arbeit geschaffen habe. Die liberale Partei habe nur zerstörend gewirkt, nichts Positives geschaffen ; es habe ihn gefreut, daß der Abg. Lasker davon gesprochen hätte, sie wolle ihre Fehler wieder gut machen. Die Mehrheit, welche der liberalen gefolgt sei, habe aber Po- sitives geshaffen und könne sehr zufrieden mit ihren Erfolgen sein. Das Centrum werde auf diesem Wege fortschreiten, er hoffe, daß der rehte Flügel der großen liberalen Partei seiner Partei dabei „nüßliche Unterstühung zuwenden werde. Damit acceptire er kein bestimmtes Programm, sondern erkenne nur an, daß auf dem fozialen und wirthschaftlihen Gebiete Reformen nothwendig seien. Er sei niht im Stande, über Pläne, die dem Hause noch nicht vorgelegt seien, ein Urtheil abzugeben; ehe er ein definitives Votum abgeben solle, müsse er formulirte Vorlagen sehen. Seine Stellung zum Tabaks- monopol kenne das ganze Haus. (Rufe links: Nein !) Dann lese man seine Reden. Für ihn lägen die Schwierig- keiten des Monopols nicht in der Existenz desselben; wenn es bestände, würde es ihm nie einfallen, es aufzuheben. Die Schwierigkeiten lägen in der Einführung. Er müßte eine Garantie haben, daß es rihtig eingeführt werde, er müßte aber au die fernere Garantie haben, daß die Erträge zu dem geplanten Zwecke verwendet würden. Er habe {on ein- mal die Erfahrung gemacht, daß Gelder-— mit Hülfe eines Theiles der großen liberalen Partei zu ganz anderen Dingen verwendet seien, als wozu sie bestimmt gewesen seien. Also eine definitive Aeußerung über Pläne der Reichsregierung könne er nicht eher abgeben, als bis fie ihm vorgelegt sei.

Der Abg. Richter (Hagen) betonte, daß die Pläne der Negierung klar formulirt vorlägen. Man könne seiner Partei daher niht den Vorwurf machen, daß sie die Absichten der Regierung nicht gebilligt habe, ohne sie zu kennen. Was ver- lange der Abg. Windthorst noch für Pläne in Bezug auf das Tabaksmonopol zu kennen ? Cigarrenproben und Preiscourante würden doch niht mit der Vorlage überreiht werden. Er bedauere, daß die Erklärungen des Abg. Windthorst zum Tabaksmonopol vieldeutiger und gewundener seien als dessen frühere Haltung, die insbesondere dessen Zustimmung zur ab- [ehnenden Resolution im April 1880 bekundet habe. Wenn in Folge dessen die Tabaksindustrie sich wieder mehr beunruhigt fühle, jo falle die Verantwortung hierfür nach der beutigen Rede des Abg. Windthorst auf das Haupt des Centrums. Der Abg. Frhr. von Malßahn habe die Haltung der Fortschrittspartei in der Vergan enheit angegangen. Zum Kriege von 1866 seien die Mittel vom Landtage nicht gefordert worden, \{hon deswegen nicht, weil derselbe längst, bevor Anzeichen des Aus- bruches vorhanden gewesen seien, geschlossen sei. Die Haltung der chig 7m gg in der Konsfliktszeit habe aber der Neichs- kanzler selbst noch vor wenigen Jahren im preußischen Ab- geordnetenhause ausdrücklih mit den Worten anerkannt, daß derselbe die Art, wie die Liberalen damals die Verfassungs- rechte des Landes vertheidigt hätten, ehren und achten müsse und deshalb gegen Niemand einen Vorwurf erhebe. Nach diesem Zeugniß des Kanzlers könne seine Par- tei auf dasjenige des Abg. von Maltahn ver- zihten. Was die Ablehnung der Bundesverfassung anbetreffe, so wisse Jedermann, daß die Fortschrittspartei die- selbe abgelehnt habe, nicht als Gegner der deutschen Einheit, jondern weil sie der Ueberzeugung gewesen sei, daß, nahdem die deutsche Einheit dur den Krieg begründet sei, der Kanz- ler es nicht hätte ablehnen können, dasjenige bescheidene Maß von Freiheitsrehten in diese Verfassung aufzunehmen, welches damals son die Einzelstaaten besessen hätten. Wenige Mo- nate darauf habe der Kanzler selbst im Abgeordnetenhause anerkannt, daß er, vor die Nothwendigkeit gestellt, ein größe- res Maß von Freiheitsrehten würde eingeräumt haben. Hätte man damals insbesondere die Stellung des Kanz- lers anders gestaltet, anstatt eine Aenderung der Zu- kunft anzuvertrauen , so würde dieselbe nicht in der gefährlichen Weise ausgewachsen sein, wie man es heute sehe. Zur Hamburger Frage konstatire er, daß die heutige sachliche Behandlung erst aufgehört habe in dem Augenblicke, wo der Kanzler das Wort ergriffen habe. Weit entfernt, den Kredit a limine abzuweisen, erahtete man fast auf allen Seiten wegen ungenügender Begründung eine kommissarishe Berathung für nothwendig. Darin kennzeichne si zuglei, daß in den Vorjahren nicht die Freihafenfrage, uicht die Zollansc;luß- frage an sih, sondern der Umstand, daß der Kanzler mit Mitteln, welche im S der Bundesstaaten zu einander nicht zulässig sein sollten, auf die Beshlußfassung Hamburgs einzuwirken gesuht habe, Veranlassung zu den Angriffen der Opposition gegeben habe. Der Kanzler leugne, daß hier eine Pression aus eübt werden solle, derselbe verlange nur eine sachliche Prüfung der Vorlage event. Ablehnung, aber gerade seine Nede habe für den Fall der Ablehnung der Hamburger Vorlage die stärkste Pression in Aussicht gestellt, durch Ergreifung von Maßregeln, welche mit der Hamburger Frage an sih nichts zu thun hätten. Der Reichskanzler beklage sich über den Ton der Wahlagitationen. Es sei nicht rihtig, daß sih dieselben gegen ihn persönlich gekehrt hätten ; dagegen sei gerane oft die Regierungspresse in heftigen per- sönlichen Anschuldigungen gegen die Gegenparteien Allen vorausgegangen. Der Reichskanzler habe sich beklagt, daß allgemeine Nedewendungen, wie Absolutismus, Reaktion, ihm auf den Leib geredet seien. Aber als hier von dem Abg. Lasker der Vorwurf des Republikanismus gegen die Fortschrittspartei erwähnt sei, habe er (Redner) vom Kanzlertisch die Worte gehört „Mit Recht“. Nur die Nüdcksicht auf die parlamentarishe Geschäftsordnung habe ihn abgehalten, diese Beschuldigung derartig zu bezeichnen, wie sie es verdiene.

(Sé&luß in der Zweiten Beilage.)

zum Deutschen Reich

280.

Zweite Beilage

Berlin, Dienstag,

den 29. November

s-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Sf.

D E:

Ta AE

(S{luß aus der Ersten Beilage.)

Der Redner verlas die Stelle aus

der Fortschrittspartei, Kaiser und von d

beklage sich über die

welhe von der er Wirksamkeit

mache \härfere persönliche Angriffe wie

Immer habe derselbe

sprochen, welches er repräsentire. der Kanzler keine anderen Fraktionsprefse, Fraktionsdienst, die Sache

wissermaßen

hier eine Cliquenwirthschaft ,

ob lih)he Rücksihten u Das ci es gerade,

Kanzler immer schwieriger ma

sein derart gesteigert

sichten und Ueberzeugungen Alles erscheine demselben als persôn von persönlihen Ueberzeugungen ge es immer weniger möglih, mit dem Neichskanzler auszukom- men, wenigstens für die selbst Wenn der Reichskanzle

Ueberzeugungen.

Mehrheit in diesem Hause erlangen w ge e' Reichstag auflösen und zugleich die volle Wahlfreiheit prokla- den Konservativen wenig mehr quem in einer einzigen Droschke

miren :

spazieren ergebniß welches

darin beste

partei, die Freikonservativen, men verloren habe, völlig vers

alsdann werde von übrig bleiben, so daß sie be fahren könnten.

versuche der be, daß & Die welche mehr als chwinden lafse.

nd dergleichen was das

habe, daß

Jn - Bezug Reichskanzler

tragen.

auf

Auskommen he, daß sih sein Selbstbewußt- er entgegenstehende An- niht mehr zu hören vermöge. liher Angriff, nicht als Deshalb werde

ändigen Männer mit eigenen x eine bestimmte olle, so möge er nur den

auf

ein Rechenkunststück, deutsche 100 000 Stim- Würden diese

dagegen in Aufrechnung gebracht, 0 würde

sich auf konser-

dem Programm Treue gegen den dem der verfassungsmäßigen Bundesstaaten handele. Der Kanzler persönlichen Angriffe; Niemand aber der Kanzler selbst. von dem nationalen Bewußtsein ge- Vom Reichstage gebrauche Ausdrücke als wohl zwölsmal : Fraftionsbewußtsein, um ge- nach Außen so darzustellen, als kleinliche maßgebend

liberaler Seite. Boden

eingeshwenkt sei,

Wenn feine (des Kanzlers)

Seite derart aufzuregen.

persön- seien. mit dem

fanzlers gegen

würfe des Abg. Richter, als die größten Shwankungen gew

Stimmung im Volke betrachten, Mitteln gekämpft sei.

der Regierung erledigt, werde berathung zustimmen.

Hierauf wurde das Wahl- Der Abg. Reichs- | wiederholter Meldung mt zum

Der Abg. Dr. Aeußerung

vativer Seite ein weit größerer Verlust herausstellen, als auf Der Kanzler sehe nur die Stimmenzunahme der deutsh-konservativen Fraktion, während die Fortschritts- partei über 300 000 Stimmen gewonnen habe. dig außer Acht gelassen zu werden, Partei, welhe immer nach der Parole des Kanzlers am ersten und der Minister, der Sohn des Kanzlers selbst und Botschafter angehört hätten, wahrlich nicht verdient. Indeß, wenn der Kanzler mit den Wahlen zufrieden sei, er (Redner) und seine politishen Freunde seien es gewiß au. Partei aber zufrieden sei, fo brauche sich der Kanzler erst recht niht gegen

Der Abg. von Czarlinski wies die Angriffe des Neichs- die Polen zurück und erinnerte an die Ver- dienste der Polen um die Jnteressen Deutschlands.

Der Abg. Leuschner (Eisleben) erwiderte, daß die Vor- habe die deutsche Reichspartei

Erfolg der Wahlen könne man niht als Maßstab für die

Freihandel und Shußzoll, diese Haupîi- faktoren für die innere Politik, seien bei den Wahlen gar nicht erörtert worden. Jn Bezug auf die Hamburger Frage glaube er (Nedner) zwar den Gegenstand durch die Vorlage

die Diskussion geschlossen.

Windthorst bemerkte, über das Tabaksmonopol wohl mißverstanden habe; er halte Alles aufrecht, was er früher darüber geäußert.

So vollstän-

habe die freifonservative | Redner.

Der Abg. die linke

unzutreffend scien, den

acht,

denn man wisse, mit welchen

Der Abg. aber doch der Kommissions- Es folgte

ex troß | überwiesen. Worte gelangt sei.

daß man seine | 12 Uhr.

Der Abg. Dr. Lasker bemerkte, s ( in wie sie der Reichskanzler aus der „Cölnishen Zeitung“ citirt habe, niht gebraucht habe; übrigens wisse jeder Politiker, daß dieses Blatt dem Reichskanzler näher stehe als ihm, dem Uebrigens Urtheil in inneren Fragen abgesprochen, | ) hauptet, daß derselbe niht im Stande sei, alle Fragen allein aus sih selbst heraus zu entscheiden. : [lgah Gülß bemerke er, daß er nur im Namen des liberalen Theils der deutshen Nation gesprochen habe.

daß er eine Wendung,

habe er dem Reichskanzler nicht jedes sondern nur be-

Dem Abg. von Maltzahn -

Frhr. von Maltzahn-Gülg erklärte, diese

leßten Worte bewiesen, wie berettigt sein Protest gewesen sei. Uebrigens wolle er dem Abg. Richter bemerken, seinen Zwischenruf vorhin nicht habe bekunden man der Forschrittspartei mit Recht den Vorwurf des Repu- blikanismus gemacht hätte ; i nern wollen, daß man von Seiten der Fortschrittspartei dem Reichskanzler das Wort „Macht gehe vor Recht“ angehängt habe, ebenso wie den Fortschrittlern den troßdem der NReichsfanzler das Wort niemals gesprochen habe.

Der Abg. wurf des Republikanismus gegen die Fortschrittspartei im Reichstage keine Unterstüßung gefunden habe. e Frhr. von Minnigerode bemerkte, der Zwischen- ruf: Sehr richtig! bei der Erwähnung des Republikanismus der Fortschrittspartei rühre von ihm her.

Der Abg. Richter (Hagen) erwiderte, von einem Andern habe dieser Ruf auch nicht kommen können. E cine Reihe persönliher Bemerkungen. Die Vorlage wurde einer Kommission von 14 Mitgliedern Diet (Hamburg) konstatirte, daß

daß er dur wollen, daß

sondern er habe nur daran erin-

Titel Nepublikaner,

Richter (Hagen) konstatirte, daß der Vor-

Hierauf vertagte sih das Haus um 5 Uhr auf Dienstag

E

Inserate für den

Preuß. Staats-Anzeiger un

register nimmt an

Yrenßischen Gtaats-Anzeigers : Berlin SW., Wilhelm-Straße Nr. 32.

1, Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

u. dergl. R 3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc. 4, Verloosung, Ámortisation, Zinszahlung

2

u. 8. w, von öffentlichen Papieren.

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen.

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Ar- i Schmidt August Burdziak aus Krotoschin,

beiter und Wokowa, Kreis

gebürtig,

Schöneberg wohnhaft E welcer f

ist die Untersubungsha

in den Aften 111. J. 1537/81 verhängt. ersuht, denselben zu ver

t wegen {weren Diebstahls Es wird haften und in das Unter-

suchung8gefängniß zu Alt-Moabit Nr. 11/12

liefern. Berlin, den Unterfuchungsrichter bei gerichte II. Größe: mittelgroß,

blond, Bart: blonder Scnurrb voll, Gesichtsfarbe: gesund, deuts. Kleidung: Alte Militair- heller, gewöhnlicher Arbeiteranzug un

Steckbrief. Gegen Schneidermeister Carl ist die Untersubungshaft in ken Akten U. R. 1. 1 ersucht, denselben zu ve suhungsgefängniß zu Al Berlin, den suungsrichter Johl. Beschreibung

24. 9, 24 zu Neubrandenburg,

cm, Statur \{lank, \{warz, Augen braun,

Beschreibung:

Statur:

96. November 1881. ; bei dem Königlichen Landgerichte I. Jahre, Größe 1 m 70—72 Haare s{chwarz, Augenbrauen Nase gewöhnli, Mund gewöhnli, Kinn spit, Gesicht länglich, Gesichtsfarbe

11, November 1881. dem Königlichen

unterseßt,

den unten

210 81 verhängt. t-Mo

e Alter 5c

gelbli, verbrannt, Sprache deutsch.

Stedbriefs-Erledigung. Der

verchelihte Emma Unterschlagung unter d lassene Steckbrief wird

Abtheilung 93.

Steckbrief. Gegen Arbeiter Woitschek R

J. 1537/81 verhängt.

zu verhaften und in das

Alt-Moabit 11/12 abz November 1881. Königlichen Landgerichte

1 m 75 ecm, Statur \{chlank, Bart fehlt,

em 7. November d.

zurückgenommen.

den unten beschriebenen ochesfy, am 16. März 1860 zu Pusink geboren, zuleßt in S öneberg wohnhaft geweien, welcher flüchtig ist, ist die

aft wegea \{chweren Diebstah

uliefern.

11. Beschreibung :

ständig, Sprace polnisch und etwas deuts.

dung: Alte Artillerie-Müße, ; rne Hosen, wollenes \{chwarz, Kniestiefeln, grau wadelt übermäßig

zieher, helle englisch-lede

grau und weißgestreiftes Hemd, Weste, Besondere Kennzeichen :

\{chwärzliwen

beim Geben mit dem Oberkörper.

[44107]

Stectbrief. Gegen

eheli&dte Emma Peiler, Cichfelde geboren, welche

Akten T. 111]. c. 862.

wegen Diebstahls vekhängt.

selbe zu verhaften u

die unten beschriebene unver- 1844 zu flüchtig ist, ift in den 81 die Untersuchungshaft Es wird ersucht, die- nd in das Untersuchungs-

am 14. Mai

NW., Alt-Moabit

abzuliefern. Berlin, den 24. November 1881.

bpulicfer zu Berlin

lihe Staatsanwaltschaf shreibung: Alter 37 tatur \{lank

dunkel, Augen grau,

\{mädtig, dunkel, etwas kraus, Stirn niedrig,

t beim Landgericht 1. Jahre, Größe 1 m 65 ecm,

abgemagert,

Nase proportionirt,

Alter: c. 28 Jahre, Haare: art, Gesicht: rund und Sprache: polnisch und (Artillerie-) Müßte, d kurze Stiéfel.

beschriebenen Jonas, welcher flüchtig Ut, wegen {weren Diebstahls Es wird rhaften und in das Unter- abit 11/12 abzuliefern. Der Unter-

gegen die Un- tartha Heydemaun wegen

Berlin, den 24, November 1881, Königliches Amtsgericht I,

Untersuchungs- ls in den Akten 11]. Es wird ersucht, denselben Untersuchungsgefängniß zu Berlin, den 11. Der Untersuchungsrichter bei dem

Zähne voll-

ugenbrauen

abzu- Der Land-

geb.

*L ELe

Größe

Klei- Neber-

graue

11/12, König- Be-

Haare

mittelgroß, Zähne defekt, Kinn spiz, Gesicht lang, mager, eingefallen, Sprache deut]. Kleidung : braunes, weißbedrucktes Kattunkleid, blaue Küchen- \{chürze mit weißer Kante, braunes abgetragenes Taillentuh mit Frangen, ohne Kopfbedeckung, ohne Ohrringe. Der Anzug ist grob und abgetragen.

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Ar- beiter Friedrich Wilhelm Fisch, welcher sich ver- borgen hält, soll eine dur vollstreckbares Urtheil des Königlichen Landgerichts I. hier vom 2. Dezember 1880 in den Akten I. I. d, 614/80 wegen Feld- polizeikontravention erkannte Haftstrafe von 6 Wochen vollstreckt werden. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichtsgefängniß abzu- liefern. Berlin, den 21. November 1881. König- liche Staatsanwaltschaft I. Beschreibung : Alter 98 Jahre, geboren am 12. April 1853 zu Elbing, Größe 1,77 m, Statur fkräftig, Haare blond und fraus, Stirn hoh und breit, Augenbrauen blond, Augen grau, Nase hervorstehend, _Mund gewöhnli, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht breit, Gesichts- arbe blaß, Sprache deutsch. Besondere Kenn- zeichen: Auf der inneren Seite der linken Hand große verzogene Narbe, auf dem linken Zeigefinger eine {male Narbe, in der rechten Leiste eine große braune Narbe, auf beiden Borderarmen blaue Tâtto- wirung.

Oeffentliche Aufforderungs-Erneucrung. Die unterm 9. Februar 1881 an den Malergchülfen Angust Kleb, am _ 16. Oktober 1837 zu Baben- hausen geboren, erlassene Aufforderung, seinen jeßigen Aufenthalt dem unterzeichneten Amtsgericht zu den Aften Staubinger G. 574/80 anzuzeigen, wird hier- durch erneuert. Waare den * 24. November 1881. Königliches Amtsgericht.

[43748] Ladung. E Der Ersatreservist 1. Klasse Franz Rösgen von Hachenburg, dessen Aufenthalt unbekannt ist, und welchem zur Last gelegt wird, daß er ausgewandert sei, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben Ueber- tretung gegen §. 360 Nr. 3 St.-G.-B. wird aus Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf Mittwoch, den 15. Februar 1882, Vormittags 11 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht zu Hacbenburg zur Hauptverhandlung geladen. Auch bei unent- \chuldigtem Ausbleiben wird zur Hauptverhandlung geschritten werden. : Hachenburg, den 15. November 1881. Fid, : Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.

[42712] .

Ladung. Der Kommis Theodor Herrmann Ju- lius Schirrmather, geboren am 7, Dezember 185 in Riesenburg, evangelisch, zuleßt in Posen aufhalt- sam, wird beschuldigt, im Inlande im Jahre 1881 als Wehrpflichtiger in der Absicht, sih dem Ein- tritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu, entziehen, ohne Erlaubniß das Reichsgebiet perlaten, beziehentlich nach erreichtem militärpflichtigen Alter sih außerhalb des Reichs- gebiets aufgehalten zu haben, Vergehen gegen §. 1401 des Straf-Geseßz-Buchs. Derselbe wird auf den 14. Zannar 1882, Mittags 12 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Po- sen zur une geladen. Bei unents{hul- digtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nah

Mund

8 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen

- Deffentlicher Anzeiger. 7

Deutschen Reichs- und Königl. d das Central-Handels- . die Königliche Expedition

z : i bot Vorlad | des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich 2, Subhbastationen, Aufgebote, Vorladungen

| 5, Industrielle Etablisgements, Fabriken und Grosshandel.

| 6, Verschiedene Bekanntmachungen.

| 7, Literarische Anzeigen.

A

Snserate nehmen an: die Annoncen-Erxrpeditionen des „Juvalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Sthlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

Annoncen-Bureaurx.

| 8, Theater-Anzeigen. [E der Börsen- | 9, Familien-Nachrichten.

n Landrath als Civilvorsitenden F) ommission zu Rosenberg ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. Posen, den 10, November 1881. Königliche Staatsanwaltschaft.

[43568] :

Lang. Der Kanonier der Landwehr, Arbeiter Ausüst Riedertch, geboren zu Gimmel, Kreis Wohlau, zuleßt in Siegersdorf, wird beschuldigt, als Wehr- mann der Landwehr, ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Strafge]eßz- bus. Derselbe wird auf Anordnung des König- lichen Amtsgerichts hierselbst auf den 14. März 1882, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht, in den Schöffensaal hier zur Haupt- verhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Aus- bleiben wird derselbe auf Grund der nah §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Be- zirks-Commando zu Leipzig ausgestellten Erklärung verurtheilt werden. Bunzlau, den 21. November 1881. Wiesner, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.

Subhaftationen, Aufgebote, Vor- ladungeu n. dergl.

[44030] Bekanntmachung.

Die Hypothekenurkunde über die auf dem Gott- fried Senkbeil'schen Grundstück Fürstenau (Bursti- nowo) Nr. 13 für den als blödsinnig erklärten Ar- beiter Christian Reich eingetragene und von dort auf das Grundstück Fürstenau Nr. 26 zur Mithaft übertragene Erbtheilsforderung von 99 Thaler 12 Sgr., herrührend aus dem obervormundschaftlich bestätigten

| Erbrezeß vom 9. und 13. Mai 1835, ift heute zum

Zwecke der Neubildung der Urkunde für kraftlos er- flärt. Graudenz, den 19. November 1881, Königliches Amtsgericht.

[44028] Jm Namen des Königs!

Jn der Sitzung vom 23, November 1881 hat das Königliche Amtsgericht zu Lüdinghausen für Recht erfannt: - E

das Hypothekeninstrument vom 15. März resp. 94, März 1847, woraus im Grundbu von Senden Band 46 Bl. 2 Abth. 111. Nr. 3 für den Geometer Friedrih Unger zu Drensteinfurt cin mit 4 event. 5% verzinsliches Darlehn von einbundertundsechszig Thalern 2 Sgr. 6 Pf. eingetragen ist, wird für fraftlos erklärt.

[44033] Ulm. z

Das der Stiftungspflege Neenstetten von der Oberamtssparkasse Ulm über eine Einlage von ursprünglichen 100 Æ unter dem 31. Juli 1875 ausgestellte, mit der Bezeihnung Bd. 9, (0 ( vere sehene Sparkassenbuch ist durch Aussc{lußurtheil vom 23. d. M. für

lraftlos

erklärt worden.

Den 25, November 1881. i

Gerichts\{reiberei des Königlichen Amtsgerichts :

Reuß, Gerichts\cbreiber.

[43997] Bekanntmathung, , Der am 28. Oktober 1811 zu Vberellenbah, im Kreise Rotenburg des Regierungsbezirks Cassel, ge- borene Conrad Carl August Wilhelm Adams, Sohn des zu Bischhausen verstorbenen Amtsaktuars Carl

Johannes Caspar Adams und dessen verstorbenen

‘ersten Ehefrau Justine Marie, geborne Euler,

ist seit langen Jahren unbekannt wo? abwesend.

Es ergeht auf Antrag der Frau Sophie Stroh- meyer, geborne Adams zu Hanau an denselben bezw. dessen vorhandenen Leibeserben die Aufforderung, in dem auf Dienstag, den 14. Februar 1882, Vormittags 11 Uhr, an hiesiger Gerichtsftelle anberaumten Termin entweder persönlich oder dur einen Bevollmächtigten zu erscheinen, widrigenfalls er für todt erklärt und wegen Verabfolgung seines NRermögens an die präsumtiven Rechtsnachfolger das Weitere verfügt werden wird.

Bischhausen, am 15. November 1881.

Königliches Amtsgericht. Wilen.

Ulm.

Der am 12. April 1858 von Babette Vetter, Bierbrauereibesitzers-Wittwe in Ulm, und deren * 1. Ebemann Karl Scbniter, Bierbrauereibesitzer daselbst, dem Christian Bührlen, Glaser in Ulm, über cine Schuld von 600 Fl. ausgestellte Pfand- {ein ist durch Aus\cluß-Urtheil vom 23. d. M. für

fraftlos erklärt worden. Den 25. November 1881. Gerichts\{reiberei des Königlichen Amts3gericbts: Reuß, Gerichtsschreiber.

[44032]

[44029] Bekanntmachung.

Dur Aus\{lußurtheil vom heutigen Tage wird der Hypothekenbrief über die 2400 Mark, welcbe auf dem Grundstück Ostrowo Nr. 2 Abth. 111. Nr. 2 für die Altsitzerwittwe Regine Blank in Ostrowo eingetragen waren, zum Zwecke der Neubildung der Urkunde für kraftlos erklärt.

Graudenz, den 22. November 1881.

Königliches Amtsgericht. 4.

Verkündet

am 10, November 1881.

gez. Kähler, Gerichtsschreiber. Jm Namen des Königs!

Auf den Antrag des Gastwirths Hinrih Mamero in Krupunder erkennt das Königliche Amtsgericht zu Pinneberg dur den Amtsrichter Haenisch pV. VV. pv.

[44031]

für Recbt :

Die Obligation vom 1. Novbr. 1866 an Peter Leonhardt Schinkel in Holm über ursprünglich 350 7Æ, jeßt no auf 50 ZB gleih 60 M. lautend, vrotokollirt im Schuld- und Pfandprotokoll Band 111. A. Fol. 255 wird für fraftlos erklärt und werden sowohl der Peter Leonhardt Sinkel in Holm, wie dessen unbekannte Recht8nachfolger mit ibren Ansprüchen auf die Post selbst ausgeschlossen.

gez. Haenis. Veröffentlicht : Kähler, Gerichtsschreiber.

Die vom biesigen Amtsgericht unter dem 23, März 1875 und 4. Juni 1875 für den Handelsmann Peritz Rothschild zu Abterode ausgestellten Hypo- thekenbriefe über :

1) 522 M, 19 M 90 4 und 9 M 209 4, 9) 522 M, 20 M 60 «4 und I M 50 A, sind für erloschen erklärt.

Bischhausen, am 8. November 1881,

Wird veröffentlicht: Berger,

[44034]

Gerichtss{reiber.,