1881 / 284 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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v. Waldow, Sec, Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. lefördert. Trooft, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 8, unter Stellung à la suite dieses Regts. und Verleih. des Charakters als Rittm., auf ein Jahr zur Dienstleistung bei des Fürsten zur Lippe Durcblaucht kommandirt. Hrhr. v. Dücker I., Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 8, zum Pr. Lt. befördert. Graf v. Bernstorff, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 16, in das Dragoner-Regiment Nr. 20 VEETE v. Leveßow, Seconde- Lieutenant vom Grenadier-Regiment Nr. 89, auf ein Jahr zur Dienstleist. bei dem Drag. Regt. Nr. 18 kommandirt. 26. No- vember. Gerhards, Oberst-Lt, Scch{ulz, Major, beauftragt mit Wahrnehm. der Geschäfte als Abtheil. Chefs im Kriegs-Ministerum, zu Abtheil. Chefs im Kriegs-Ministerium ernannt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24. November. Bergau, Major a. D., zuleßt à la suite der Armee, der Charakter als Oberst-Lt. verliehen. 26. November. Bart ch, De Lt. a. D., zuleßt von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. egts. Nr. 11, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-Unif. ertheilt. 29. November. Höhne, Hauptm. und Comp. Chef vom Fuß-Art. Regt. Nr. 3, mit Pens. und der Unif. “des Fuß-Art. Regts. Nr. 2 der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Dezember. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern Nachmittag die hier und in Potsdam anwesenden Mitglieder der König- lihen Familie.

Heute findet zur Feier des Geburtstags Jhrer König- lichen Hoheit der Großherzogin von Baden im Königlichen Palais ein Diner siatt.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 8. No- vember d. F. beschlossen, daß von der Erhebung des Zolls für Pferde, welhe unter vormerklicher Behandlung zur Kur in das Zollgebiet eingeführt werden und vor der Wieder- ausfuhr krepiren, Abstand zu nehmen sei, sofern die betreffen- den Kadaver vom Eingangsamte als zweifellos identisch er- kannt und entweder demnächst unter amtlicher Kontrole aus-

geführt oder nahweislich zum menschlichen Genuß nicht ver- wendet werden.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Aus\{huß für Zoll-“ und Steuerwesen hielten heute Sißungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (9.)Sißung des Neichstages, welcher der Staats-Minister von Boetticher sowie mehrere Bevoll- mächtigte zum Bundesrath und Kommissare desselben bei- wohnten, wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reihshaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 bei dem Spéezialetat der Reichs- Justizverwaltung, fortdauernde Ausgaben Kap. 65 Tit. 1 fortgesezt. Der Abg. Frhr. von Ow (Freudenstadt) vankte der Reichsregierung, daß sie der in der vorigen Session vom Reichstage gegebenen Anregung behufs weiter gehender Herabseßung der Gerichtskosten Folge gegeben habe. Er hoffe, daß die Frage damit nicht abgeschlossen sei. Der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr, von Schelling crklärte, daß mit der Vorlegung des Ent- wurfs, betreffend die Revision des Gerichtskostengescßes, die Frage allerdings noch nicht erledigt sein fönne. Es werde auh an die Herabsezung der Anmwalts- gevühren gedaht werden. Der Abg. Dr. Windthorst ent: gegnete, daß die heutige Erklärung des Staatssekretärs mit der in der Uebersicht über die Entschließungen des Bundes- raths gemachten Angabe, wonach der Sache nicht weiter Folge gegeben werden solle, in Widerspruch stehe. Der Abg. Hartmann beklagte die Höhe der Gerichts- kosten, die hauptsählich dem Mittelstande die Geltcnd- machung seines Rechts unnöglih mache. Die Beschwerden in dieser Hinsicht seien durhaus begründet. Man solle sich hüten, das Reich unpopulärer zu machen als die Einzel- staaten. Die Frage der Herabschung der Anwaltsgebühren sei indessen, wie er niht verkenne, mit besonderer Vorsicht zu behandeln. Der Abg. Gerwig bat, die Frage der Ermäßigung der Gerichtsgebühren nicht ruhen zu lassen, fon- dern Toi in Angriff zu nehmen. Dieser Bitte {loß sih der Abg. Schröder (Schweidniß) mit dem Hin- weise darauf an, daß schon die politishe Agitation ange: fangen habe, sih dieser Frage zu bemächtigen. Der Abg. Payer betonte den großen Nothstand, der in der Gerichtskosten- frage herrsche, und der eine s{leunige Beseitigung dringend erheishe. Ec sei der Ansicht, daß sih der Reichstag bei den heutigen Erklärungen des Staatssekretärs nicht beruhigen dürse, sondern seinen Beschluß aus der vorigen Ses- sion wiederholen müsse. Er stelle einen diesbezüglichen Antrag in Aussicht. Redner fragte \cließlich, weshalb die schon jo lange erwartete Reichs-Militär-Strafprozeßordnung noh nicht vorgelegt werde. Er meine, daß der Theil des Volkes, w.lher unter den Waffen stehe, nah denselben prozessualishen Grundsäßen beurtheilt e werden das Recht habe wie der nicht militärische heil, nämlich nah Den Prinzipien der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit.

Der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr, von Schelling erwiderte, daß in der kurzen Spanne Zeit, die seit dem Jné- lebentreten der Reichs-Justizgeseze verflossen, mit einer dur- greifenderen Revision des Gerichtskostengesezes noch nicht habe vorgegangen werden können. Was die RNeichs- Dea peozehorduung betreffe, so sei weder der Bundesrath noch das Neichs-Justizamt bisher damit befaßt gewesen, weshalb er keine Auskunft geben könne. Der Bundes- rathskommissar Hauptmann Haberling bemerkte, daß im Mai cr. eine Kommission zur Vorberathung des Ent: wurfs einer Militär - Strafprozeßordnung zusammenbe- rufen worden sei, die ihre Arbeitens bereits beendet “au Ueber den Jnhalt könne er nickts mittheilen, Der Abg. Sonnemann lenkte die Ausmerksamkeit des Hauses auf die Frage der Reform der Aktiengeschgebung, über deren Stand er die Reichsregierung um Auskunft bat. Nach ten langjährigen Erfahrungen, die man in dieser Frage gemadt, habe er die Ueberzeugung, daß nunmehr geseßgeber1s{h vor-

gegangen werden könne. Der Grund, weshalb er so bald wieder mit dieser Angelegenheit vor das Haus trete, liege darin, daß die Regelung derselben jeßt dringlicher und eiliger erscheine als irgend wann. Reduer besprach eine Reihe von Mißbräuchen, die sich in der praftishen Ausführung der Aktiengeseßgebung E SEagestellt hätten, und durch die das Publikum oft auf das Aeußerste geschädigt würde. Der jeßige Rechtszustand gewähre dagegen niht ausreihenden Schuß. Als einen großen Uebelstand bezeichnete Redner, daß die Ver- antwortlihkeit der Mitglieder der Aufsichtsräthe nicht genügend fixirt sei, sowie daß den Minoritäten der Aktionäre fast gar keine Rechte eingeräumt seien. Beim Schluß des Blattes er- griff der Staatssekretär des Reichê-Justizamts Dr. von Schel- ling das Wort.

Der Minister der öffentlihen Arbeiten hat unterm 7. v. M. genehmigt, daß Abonnementsfahrkarten für Erwachsene bei ciner Gültigkeitsdauer von 3 und 4 Mo- naten mit einer Ermäßigung von 50 Prozent und bei einer Gültigkeitsdauer von 5 Monaten mit einer Ermäßigung von 55 Prozent der Personenzugstaxen ausgegeben werden.

Nach dem Geseße vom 1. Juli d. J., betreffend die Erhebung von Reichs-:Stempelabgaben, Nr. 3 des Tarifs unter 1, unterliegen inländishe, auf den «Fnhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung ausgegebene Renten- und Schuldverschreibungen der Korporationen ländlicher oder städtischer Grundbesißer, sowie der Grundkredit: und Hypo- thekenbanken, wie auch Jnterimss\cheine auf diese Werthpapiere, einem Werthstempel von 1 vom Tausend. Dieser A bgabe sind demnach auch die Pfandbriefe der landschaftlichen Kreditinstitute und der vorgenannten Banken unterworfen. Um, wie bisher, bei Anwendung des preußischen Stempel- ansaßes eine Doppelbesteuerung zu vermeiden, hat der Finanz- Minister unterm 23. September d. F. bestimmt, daß von den- jenigen Schuldverschreibungen, auf Grund deren solche Pfand- briefe demnächst ertheilt werder, der preußische Werth-

stempel für Schuldverschreibungen niht zu er- heben ift.

Die Strafbarkeit der vorsäßlihen Stimmen- verfälshung - bei öffentlichen Wahlverhandlungen aus §. 108 Str. G. B. wird nah einem Urtheil des Reichs- gerichts, I. Strafs., vom 6. Oktober d». J., dadurch nicht ausgeschlossen, daß dur die Verfälshung keine Aenderung in Betreff der Person des Gewähl: en herbeigeführt worden.

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Das Reichs gericht, 1. Strafsenat, hat durch Urtheil vom 6. Oktober d. J. folgenden Nechtsgrundsaß ausgesprochen : „Die Jnjurie muß sih gegen cine bestimmte Person richten. Bei Fnjurien abex, welche sih gegen eine Kollektiv- einheit rihten, ist es durchaus nicht nöthia, daß der Jn- juriant bestimmte Personen beleidigen will; er wirb vielmehr gewöhnlich die unbestimmte Mehrheit der einzelnen Glieder im Auge haben. Aus diesem Grunde muß bei Jnjurien gegen fkollektive Einheiten dem Jnjurianten Es Wer- den, daß er bestimmte Personen, und welche be immte Per- sonen er habe beleidigen wollen. Nicht aber darf seine Be- strafung auf die Schlußfolgerung gestügt werden, seine beleci- digenden Aeußerungen richtete sich die kollektive Einheit im All- gemeinen, die Antragsteller gehörten derselben und seien mithin beleidigt worden.

_! Der Kaiserliche“ Botschaster Prinz Reuß hat einen ihm bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Wäh end seiner Albwefenheit von Wien fungirt als interimistischer Geschästs- träger der Legations-Rath Graf von Berchenm.

Sachsen. Dresden, 1. Dezember. Ueber das Be- finden des Prinzen Albert geht dem „Dresd. Journ.“ folgende Mittheilung zu:

Se. Königliche Hoheit Prinz Albert hat zwar seit nunmehr län- ger als drei Monaten keine irgend erbebliche Blutung wieder erlit- ten, auch in den lezten Wochen etwas mehr Fleischnahrung zu sich genommen. Eine Zunahme der Kräfte ist aber trotzdem bis jeßt noch nit zu beobacten und liegt der Prinz in Folge dessen noch fortwährend zu Bett.

Die Zweite Kammer berieth in ihrer heutigen Sißung eine Petition von 340 Kopisten bei den Land- un5 Amts- gerihten um Fixirung der Schreibelöhne. Der Antrag der Beschwerde- und Petitionsdeputation, die Petition der Staatéregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, wurde von dem Abg. Prüfer unterstüßt, welcher darlegte, daß die Lage der Petenten teineswegs so s{limm sei, als sie dieselbe scilderten, und daß eine Fixirung der Schreibelöhne dem Staate größere Ausgaben verursachen und für die besseren Kopisten gegenüber den minder tüchtigen eine Benachtheiligung herbeiführen würde. Auf Antrag des Abg. Ublemann (Görlitz), welcher vom Abg. Böhnisch unter: stüßt wurde, beschloß die Kammer, die Beschlußfassung über die Petition bis zur Beschlußfassung über Kap. 24 Titel 40 des Staatshaushalts-Etats, Schreibelöhne bei den Untergerichten, auszusetzen.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 2, Dezember. (W. T. B.) Die „Elsaß-Lothringische Zeitung“ wendet sih gegen diejenigcn Blätter, welhe aus finanziellen oder anderen Gründen die Erbauung eines Kaiserpalastes in Straßburg bemängeln und schreibt: Se. Majestät der Kaiser habe für Seine Person weder an das Deutsche Reih noch an Elsaß-Lothringen irgend einen Anspruch er- hoben ; der König von Preußen allein trage wie die Würde so auch die Vürde des Kaiseramtes. Um so mehr dürfe aber wohl beansprucht werden, daß Se. Majestät von Rechts wegen in den Stand geleyt werde, den Rechten und Pflichten, welche der Kaiser in [\saß: Lothringen im Jn- tesse des Neiches wie des Landes in eigener Person zu erfüllen habe, au nachkommen zu können. Bei den jeßigen Unter- kunftsverhältnissen sei dies fast unmögli, auch ecntsprächen dieselben niht der Würde der Kaiserlichen Majestät. Dasselbe gelte von dem Vorschlage, dem Kaiser ein Absteigequartier in einem der etwa fünstig beabsichtigten Gebäude einzurichten. Der Kaiserpalast in Straßburg habe niht nur eine Bedeu- tung als solher, sondern die weitergehende der Umwandlung der ehemaligen Departementshauptstadt zur Kaiserlichen Residenz. Damit steige Straßburg wieder empor zu der Wünnde und Bedeutung, welhe es ehedem unter den Städten des Reiches eingenommen. Die Erbauung des Kaiser- palastes ebenso wie die Besuche des Kaisers in Straßburg kämen in hohem Maße der Stadt und den hiesigen Gewerbe- treibenden zu Gute, welhe eine häufigere Wiederholung der Kaiserlichen Besuche wünshten. Der Palast werde ferner wesentlih zum Aufshwunge der Stadt beitragen. Die „El- saß-Lothringische Zeitung“ sagt am Schlusse: „Wir glauben

übrigens in der Annahme nit zu irren, daß es im Reichs- tage bei einer Frage, welche an die Person Sr. Majestät des Kaisers heranreicht, überhaupt keine Parteien geben, sondern der Beschluß so ausfallen wird, wie es der Würde des Deutschen Reiches entspricht.“

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses er: widerte auf die Fnterpellation wegen der Länderbank der Ministerpräsident Graf Taaffe, daß das sogenannte Re- gulativ vom 1. März 1872, auf welches ih der Jnterpellant berufe, {hon vermöge seiner Genesis weder den Charakter eines Geseßes, noh den einer Verordnung besiße und ledigli als interne Fnstruktion angesehen werde, von welcher in rück- sihtswürdigen Fällen Ausnahmen zulässig erschienen. Es habe sih bei dem Regulativ darum gehandelt, dem damaligen maZlosen Gründungsshwindel entgegen zu arbeiten. Jn zahlreihen Fällen seien Ausnahmen bewilligt worden, so veim Wiener Bankverein, der allgemeinen Verkehrs- bank, der Union-Bank u. A. Es sei somit der Vor- wurf, daß die Genehmigung der von der Generalversammlung der Länderbank beschlossenen Kapitalserhöhung den Charakter einer Sonderbegünstigung an si trage, durchaus un- begründet; mit derselben Entschiedenheit müsse der Vor- wurf zurüdckgewiesen werden, daß diese angebliche Sonder- begünstigung unter auffallenden Umständen gewährt wurde. Wenn der Fnterpellant auf die angebli in der bisherigen Praxis geradezu einzig stehende Naschheit der Erledigung hin- weise, so sei hervorzuheben, daß die Regierung von jeher in wichtigeren Angelegenheiten solcher Art vorgegan- gen sei und sich über ihre Geneigtheit zur Genehmi- gung von Statutenänderungen schon vorher und für den Fall ausgesprochen habe, daß diese Aenderungen statu- tengemäß thatsählich beschlossen werden. Dies sei namentli bei einer Unternehmung begründet erschienen, deren Aktionäre sih notorisch im Auslande befänden und welche die wichtigen Bedingungen des Vorbescheides, nämlich die baare Erlegung von 15 Millionen Reservefonds, faktisch ersüllt hätten, im Uebrigen wies der Minister auf die Bedingu::gen hin, unter welchen der Länderbank die fragliche Bewilligung ertheilt wurde Bedingungen, deren vollständige Erfüllung zum Theil bereits eingetreten sei, zum Theil aber durch entsprechende Statutenbestimmungen gesichert erscheine. Die Regierung sei überhaupt bei der Konzessionirung der Länderbank von der Ueberzeugung ausgegangen und gehe noch von derselben aus, daß nah mehrjähriger Stagnation auf wirthschaftlihem Ge- biete die Gründung eines neuen, kräftigen, mit billigem aus- ländischen Kapital dotirten Bank - Instituts für die Lösung

une staatswirthschaftliher Aufgaben, von großer Bedeu- ung sei.

Grofbritannien und Jrland. London, 2. Dezember. (W. T. B,) Das über die Angelegenheiten in Afgha- nistan veröffentlihte Blaubuch enthält den auf die Ueber- tragung der Verwaltung von Kandahar an Abdurrahman bezüglichen, in der Zeit vom 12. Januar bis 29. Juli d. J. er- gangenen diplomatischen Schriftwehsel und darunter einen Brief Abdurrahmans, worin derselbe sih verpflichtet, ohne Zustimmung Englands nichts zu unternehmen und England stets von den Zuständen in Afghanistan zu unterrichten.

Frankreich. Paris, 1. Dezember. (Cöln. Ztg.) Bei dem gestrigen Empfange im Ministerium des Aeußern stellte der spanische Botschafter dem Conseils-Präsidenten Gambetta den Präsidenten der spanischen Kommission sür den -fran- zösish-spanishen Handelsvertrag vor. Andererseits berieth der portugiesische Gesandte mit Gambetta und Rouv:er über die Wiederaufnahme der Unterhandlungen über den französish - portugiesischen Handelsvertrag. Während der bevorstehenden Parlamentsferien wird die Regierung einen Geseßentwurf über die Kirchen- und Klostergüter vorbereiten.

2. Dezember. (W. T. B.) Hr. Gambetta hat dem Botschafter in St. Petersburg, General Chanzy heute Vormittag seine Abberufung zugestellt. Chanzy begiebt si in Kurzem zur Ueberreichung der Abbe- rufungsschreiben über Berlin nah St. Petersburg und Ma demnächst eirt“wichtiges Kommando in der Armee über- nehmen,

Die republikanische Linke des Senats hat sich für eine partielle Revision der Verfassung aus- gesprochen.

Italien. Rom, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Pap stt hat heute ein Konsistorium abgehalten, in dem er na ciner kurzen Allokution über das Leben der zu kano- nistrenden vier Heiligen die anwesenden Kardinäle, Patriarchen, Erzbischöfe und Bischöfe über ihre Meinung befragte. Die- selben äußerten sich einstimmig \christlich dahin, daß zur Ka- nonisirung geschritten werden solle.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Kairo hat «Ztalien den italienishen Vize-Konsul in Suez, Dit:o, und Ezypten den Gouverneur des Küstendistrikts, Ali Pascha, zum Mitgliede der neuen U ntersuhungs- Kommission betreffs der Niedermeyzelung der Expedition Giuletti's ernannt.

3. Dezember. (W. T. B.) Jn Bezug auf die Rede Gambetta's bei der Berathung der Kreditforderungen für die Expedition nach Tunis in der sranzösishen Depu- tirtenkanuner sagt der „Diritto“: Man fei auf eine solche Unterscheidung zwischen Protektorat und Annexion, wie sie Gambetta gemacht habe, gefaßt gewesen. Für Diplomaten und Advokaten erscheine diese Unterscheidung geschickt, aber für Europa im Allgemeinen und für Jtalien im Besonderen sei das Protektorat nur eine Annexion ohne den häßlichen Klang ihrer Verantwortlichkeit. Das genannte Blatt bestätigt sodann das bereits vor einigen Tagen Gesagte, daß sich Jtalien Frankreih gegenüber gegenwärtig in derselben Lage befinde wie im Monat Mai d. J.

Türkei, Konstantinspel, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat den Protest des riehishen Gesandten Con- duriotis, betreffend die Séliehung der griechischen Posta nstalten mit einer Note beantwortet, in welcher sie ihre früheren Erwägungen aufreht erhält und hinzufügt, daß von Seiten der Pforte Alles geschehen sei, um die bezügliche Maßregel zu vermeiden. Die Behandlung als meistbegün- stigie Nation betreffe nur Handelsverträae. Der Minister des Auswärtigen, Assim Pasha, hat die Botschafter der euro-

päischen Mächte mündli versichert, daß die Schließung der

ichishen Postanstalten nit als ein Präzedenzfall für die e anderer ausländischer Postämter anzusehen sei.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Novem- ver. (St. Pet. Ztg.) Gestern hatte der österreichisch- ungarishe Botschafter Graf Kalnoky de Köröspatak die Ehre, sich von dem Kaiser zu verabschieden und Sr. Majestät sein Abberufungs\chreiben zu Überreichen. Unmittel- bar hierauf wurde Graf Kalnoky von der Kaiserin in-

chiedsaudienz empfangen.

MDSEOA Series, (W. T. B.) Wie der „Regierungs Anzeiger“ meldet, sollen die Verhandlungen in allen Prozessen wegen Staatsverbrechen sowie in solchen, welche geeignet erscheinen, die Bevölkerung besonders aufzu- regen, bei vershlossenen Thüren geführt werden. Das Journal de St. Pétersburg“ tritt der Behauptung der „Times“ entgegen, daß Rußland vorgeschlagen habe, auf eigene Rehnung die Verwaltung einer türkischen Provinz zu übernehmen, um aus den Einkünsten dieser Pro- vinz die thm unter dem Titel einer Krieg8entschädigung ge- \huldeten Summen zu deen. Das genannte Journal er- klärt, ein derartiger Vorschlag sei niemals gemacht worden, und die Bchauptung sei eine reine Erfindung. Es sei nie- mals von einer allgemeinen Einmischung in die Finanzver- waliung des ottomanischen Reiches noch von der Konfiskation ner Provinz die Rede gewesen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. November.

(Hab. Corr.) Die Landesvertheidigunagas-Kommis-

jion begann am Sonnabend ihre definitiven Verhandlungen über die Heeresreorganisation und erledigte die Paragraphen, betreffend die Zusammenseßung des Heeres. Es wurde be- lossen, daß das schwedische Heer in Friedenszeiten aus 26 Regimentern Jnfanterie, 10 Regimentern Kavallerie, 6 Re- gimentern ¿zeld-Artillerie, 2 Regimentern FFestungs-Artillerie, 2 Regimentern Pionieren sowie 6 Train-Bataillonen beste- hen soll. Auf dem Kriegsfuß und noch mehr auf „verstärk- tem Kriegsfuß“ wird das Heer vergrößert werden ; hierüber fehlen indessen noch die näheren Details. Diese Beschlüsse wurden in der Kommission mit 14 gegen 10 Stimmen an- genommen.

Amerika. (Allg. Corr.) Die Zolltarif-Konvention in New-York hat nach einer starè protektionistishen Rede Coopers den Senator Warner Miller zum Vorsißenden erwählt. Jn seiner Rede sprah er sih über den agitatorischen Zweck der Konvention aus, die gesetzgebenden Körperschaften zu ent- sprechenden Schritten zu drängen. Er meinte, die Konventi "n habe Recht daran gethan, in New-York zu tagen, das, wie er hoffe, sich unzweideutig sür Schußzoll erklären werde. New- York City habe 165 Millionen in Fabriken angelegt, die 273 000 Menschen beschäftigten. Er befürwortete Schuß- zoll in jedem Sinne und höhere Löhne für Alle. Dann wurde ein Brief des Staatssekretärs Blaine verlesen. Derselbe schreibt, daß er an der Diskussion der Zolltarif: und Schiff- fahrtsfrage nit theilnehmen könne, glaubt aber seine Ueber- zeugung aussprechen zu können, daß der Schußzoll niemals eine so breite Grundlage in den Vereinigten Staaten gehabt habe, als jeßt; früher hatten Länge und Breite einigen Ein- fluß darauf, jeßt aber könnten enthusiastische Schußzöllner in Alabama und in Massachusetts, in Jilinois wie in Pennsylvanien gefunden werden, der Westen und Süden begegneten sich mit dem Norden und Osten in dem Glauben, daß einige Jndustrien in je- dem Staate der Union ermuthigt und entwickelt werden sollten. „Jh möchte mit Rücksicht auf unsere Schiffahrt mit derselben Zuversiht \prehen können, aber ih bin einigermaßen ent- täuscht, wenn ih sehe, daß der amerikanische Gesandte in Bra- silien, der jeßt auf dem Wege nach Nio de Janeiro ist, seinen Weg über England oder Frankreih nehmen muß, um auf scinen Posten zu kommen. Wir zahlen Brasilien jährlih 40 Millionen in Gold, um unsere Handels- bilanz auszugleihen , Brasilien trägt dies Geld aber nah Europa, um dort sich Dinge zu kaufen, die wir ihm zum Theil auch liefern könnten. Die brasilianischen Kaufleute können leiht nah England und Frankreich kommen, wir haben aber niemals die Weisheit erkannt, den Brasilianern Gelegenheit zu geben, nah den Vereinigten Staat-n zu kom- men,“ Dann wurde über die Entscheidungen des Schazamts in Zolltariffragen debattirt und erkannt, daß sie immer im Sinne des Schutzolls ausfallen müßten. Darauf wurde die Frage der inländishen Steuern erörtert, und r. Kelly, Repräsentant für Philadelphia, empfahl die Aufhe: bung sämmtlicher inländishen Steuern, was mehr als ale Gesezgebung zur Verschmelzung der verschiede- nen Theile des Landes thun werde. Dann wurde der Schiffbau besprochen. Jn der nächsten Sißung, die übrigens s{hwächer besucht war, kam der Vorschlag zur Sprache, im Kon- gresse den Antrag einzubringen, daß eine Kommission zur Re- vinon der Zölle (im schutzöllnerishen Sinne) nieder- gejeßt werde. Mr. Thompson befürwortete unbeschränkte

ilberausprägung und die Ermächtigung, Greenbacks gegen 3prozentige Bonds bei dem Schazamte einzutauschen.

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Die Nr. 48 des Central-Blatts für dasDeuts che Nei, verauëgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Jnhalt : Doll- und Steuerwesen: Zollerlaß für zur Kur eingeführte, vor der Wiederausfuhr krepirte Pferde. Konsulatwesen : Ernennung. Abgrenzung eines Amtsbezirks. Erequaturertheilung. Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines weiteren Heftes der Entscheidungen es Ober-Secamts und der Sceämter. Polizeiwesen: Ausweisung von Auéländern aus dem Reichsgebiete.

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Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Cin neues Weihnacbtsbuch für die Jugend aus dem Verlage von E, Scloemp in Leivzig liegt uns vor unter dem Titel: „Aus dem Zauberland! Alte Mäârcben von Tantchen Ungenannt (U. B. Celius). Der in buntem Del ges{mackvoll gebundene Band, welcher mit 6 trefflich ausgeführten HolzschnittvolUbildern, zahlreichen Vignetten, JInitialen 2c. von Kleinmichel und Bart sch{ illustrirt i, bringt folgende 10 Märchen: Waldweibcen. Die Scblangenkrone. &+ Per Wunderstein, Fingerhüthen. Die 3 Gärtnerssöhne. Soug Bubu. Das singende Rohr. Vom Prinzeßchen, das tanzen wollte, Die Wunderrose. Thränenblüthe. Ein gutes, grees Märchenbu wird noch immer eine willkommene Gabe für den Weihnachtsätish der Kleinen sein, deren liebste Unterhaltung ein \bônes Buch ist und bleibt. Mit diesen dem Vollêmunde an- \brecbend nacerzählten Märchen wird sich die Jugend freuen, ihrem “arwenschatz neue anmuthige Bestandtheile eingereiht zu sehen, und ird das Büchlein eine willkommene Zugabe zur Ausstattung des Weikl-

nactstisches sein. Die Verfasserin hat es verstanden, für das Kinder- gemüth faßlich und anregend zu erzählen. Sie benutzt zwar hier und da son vorhandene Stoffe aus älteren meist wenig bekannten Mär- cen, wußte denselben aber eine so poetisch originelle Färbung zu geben und sie in ein streng ethisches Gewand zu fleiden, daß man auch vom pädagogischen Standpunkt aus diese neue Märchensamm- lung angelegentlih empfehlen kann. Das Buch hat den mäßigen Preis von 2 M E 2 : ;

In demselben Verlage erschien sfoeben: Literarische Stoßvögel. Neue Randglofsen zu Streit- und Zeitfragen von Dr. R. Treitsch ke. Der Verfasser bat hier eine Reihe von mit dialek- tisher Schärfe und in tadellojem Stile geschriebenen Essays über in- teressante, tagesgeschihtlihe Themen gesammelt, welche wir als anziehende Lektüre empfehlen können. Die Abhandlungen behandeln folgende Gegenstände: 1) Verkennung der Vergangenheit. 2) Zur Poesie des Märchens. 3) Boccaccio's Decamerone. 4) Ueber Fremd- wörter, besonders in der deutshen Sprache. 5) Romanische Sprachen und ihre Literaturmission. 6) Pedanten und Charlatane. 7) Zur Würdigung Gellerts. 8) Shakespeare als Geschichtsdenker. 9) Hans Sachs und altdeutsches Theater. 10) Philister und Sonderlinge. 11) Deutsche Romantik und Klassicität. 12) Goethe's religiöse Ueber- zeugungen. Der sauber ausgestattete Band kostet geheftet 2 M. 50 4, eleg. gebunden 3 #6 50 „g. i: :

Von dem illustrirten Prachtwerk: „Ein Spaziergang um die Welt“, vom Freiherrn Alex. von Hübner (Leipzig bei Schmidt u. Günther) sind foeben die 28. bis 30. Lieferung erschienen. Dieselben behandeln Peking, das Niniveh des Ostens, wo alles großartig, titanenhaft ist. Die- Stadtmauern sind 50 bis 60‘ hoch, bis 50‘ breit, und ihr Umfang beträgt mehr als 20 englische Meilen. Die Hauptstadt des Reiches besteht aus der „Tartaren-“ und aus der „chinesischen Stadt“. Im Mittelpunkt der tartarishen Stadt liegt der Palast des Kaisers. Auf den Straßen herrscht das regste Leben und Treiben: Kameele ziehen in endlosen Reihen in den Straßen dahin. Im Süden liegt das industrielle Viertel; jenseits dehnt sich die sandige Ebene aus. Die Nord- und Ostwinde brausen über fie hin, prallen an die Stadtmauer, begraben sie zuweilen bis auf halbe Höhe in die herangeblasenen Sandwogen. Es giebt nichts Traurigeres als die Umgebung von Peking, ein Lager der Barbaren auf der Beiwacht. Jn der Mitte steht das Zelt ihres Hâäuptlings; zugleich dient es denen, die das Feld bebauen, als ZuU- fluhtsort. Peking ist das Urbild der alten biblischen Großstädte, ein Babylon, ein Niniveh; ungcheuerli, roh, heroish. Unter den Vollbildern erwähnen wir: Die Ringmauern von Peking, Ein Leichenbegängniß, Die chinesishe Mauer, Die charakteristishen Tempel u. \. w.

Gewerve und Sande!t.

Amilichen Nachrichten zufolge ist die Rinderpest im Gouver- nement Wars{chau*) neuerdings auch in dem Dorfe Ostrowo und auf dem Vorwerke Natolin, Kreis Nowo-Minsk, sowie in den Dörfern Grabie-polsfkfie und Ludwikow, Kreis Gostynin, ausgebrochen. 2

Nach einer aus Moskau hierher gelangten Mittheilung ist über das Vermögen der dortigen Firma M. A. Duske Ma- schinen-, Cisen- und Tertilwaaren-Importgeschäft der Konkurs eröffnet worden. Der Inhaber der Firma M. A. Duske soll flüchtig

eworden sein.

: 2 SaDinas Börsen-Jahrbuch für 1881/82, die Fort- seßung der allgemein verbreiteten „Salingschen Börsenpapiere", ift, wie die Verlagshandlung mittheilt, fo eben in zweiter unveränderter Auflage erschienen; von der ersten wurde die leßte Lieferung im September d. J. ausgegeben. Wir weisen bei dieser Gelegenheit aufs Neue auf dieses Werk empfehlend hin, welches si als ein un- entbehrlihes Handbuch für Banquiers und als zuverlässiger Berather bei Kapitals8anlagen bewährt hat. i

London, 1. Dezember. (Allg. Corr.) Der Direktor der Münze der Vereinigten Staaten veranschlagt in seinem Jahresbericht den in der Union am 1. November vorhanden gewesenen Betrag an Goldmünze und Goldbarren auf 568 000 000 Doll. und den an Silbermünze und Silberbarren auf 180 000 000 Doll. : macht zusammen 743 000 000 Doll. Die Edelmetall-Produktion der Ver. Staaten umfaßte in dem am 1. Juli 1881 endenden Fiskal- jahre 36 500000 Doll. Gold und 42 100 000 Doll. Silber. Die Produktion der Welt im J. 1880 wird auf 107 000000 Doll. Gold und 87500000 Doll. Silber veranschlagt. Die Welt fkon- fumirte in dem genannten Jahre für Künste und Fabrikate Gold im MBetrage von 75009000 Doll. und Silber im Betrage von 35000000 Doll, wovon 11000000 Doll. Gold und 6 000000 Doll. Silber in den Vereinigten Staaten ver- braucht wurden. Der Geldumlauf der hbauptsächlisten Länder der Welt wird wie folgt veranschlagt: in Münze: Gold 3 221 000 000 Doll., Silber 2538 000 000 Doll. ; macht zusammen 5 759 000 000 Doll. ; in Papier 3 644 000 000 Doll. Die Münze der Vereinigten Staaten empfing im Laufe des Fiskaljahres 193 371 101 Doll. in Gold und 32 854 421 in Silber, im Ganzen 227 229 522 Doll. oder 5009/6 mehr als in irgend einem der vorhergehenden Jahre. 95 Mil- lionen Dollars in Gold kamen vom Auslande.

Wien, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Staatsbahn hat die Einlösung des Januarcoupons mit 20 Fres, entsprecbend den statutarischen Bestimmungen besc{lossen. Das Gerücht von Verhandlungen der Staatsbahn wegen Ankaufs der Böhmischen Nordbahn entbehrt, der „Neuen Freien Presse“ zufolge, jeder Begründung. f E E L Dezember. (W. T. B.) Jn der gestrigen Wollauktion waren Preise unverändert. res 2, B (W. T. B.) Wollauktion. Belebt, zu vollen Preisen bezahlt. 1769 B. angeboten, 1077 B. verkauft.

New-York, 2. Dezember. (W. T. B.) Baumwollen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 215 000 B., Aus- fuhr nah Großbritannien 38000 B., Ausfubr na dem Kontinent 41 000 B., Vorrath 923 000 B.

Verkehrs-Anstalten.

Plymouth, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Bohemia®" ist hier eingetroffen.

*) conf. Reichs-Anzeiger Nr. 279 de 1881,

Berlin, 3. Dezember 1881.

Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin besucte die Palastdame Gräfin Hacke heute Vormittag den im Ritterschaft8gebäude am Wilbelmsplak eröffneten Bazar des Jnva liden-Industrie- vereins, um Einkäufe zu machen. Auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl hat Einkäufe befohlen, Prinz Georg Höchstseinen persön- lichen Besuch angemeldet. Der Bazar, der außer den Arbeiten der Frauen der Invaliden au zahlreide Handarbeiten der Damen des Vereins sowie kostbare Geschenke der namhaftesten Berliner Fir- men birgt, verspriht dem Verein und seinen Schütßlingen reiche Mittel zuzuführen. Gleichzeitig findet im Katholischen Schulhause an der Hedwigskirhe ein Verkauf zum Besten der katholischen Waisenkinder statt.

Im Verfolg dec Mittheilung in Nr. 270 des „Reicbs-Anz.“ über die von den Vorständen der permanentenKunsta usstellung und des Kunstgewerbemuseums zu Berlin ausgeschriebene Preisbewerbung um Staatsehrenpreise entnehmen wir dem „Centralbl. der Bauv.“ daß der Minister für Handel und Gewerbe die Vorschläge der Beurtheilungskommission für Zuerkennung der Ghrenpreise bestätigt hat. Der erste Ehrenpreis für ein Banner zum Tragen in einem Festzuge ist der Firma Bessert-Nettelbeck zuerkannt worden. Für einen Mantel um ein Eckheizregister erhielten die Thonwaarenfabrik der Magdeburger Bau- und Kredit-Bank vorm.

Duvigneau & Co. in Magdeburg den ersten Chrenpreis, für einen | Blumentish in Schmiedeeisen Carl Schulz in Berlin den ersten und

Paul Marcus den zweiten Ehrenpreis. Bei Vertheilung der Preise für cinen Saß von 3 Bilderrahmen wurde der „erste Preis Karl Röhßlich vorm. Robert Laue & Rebling, der zweite Preis Vogts & Winzmann und außerdem noh ein weiterer Preis Dunkel & Zien- drath zuerkannt, während für ein farbiges Glasfenster Zippel & Brok in Berlin mit dem ersten, Westphal & Ganter mit dem zweiten und endlich J. Schmidt noch mit einem Zusatpreise autgezeichnet wurden. S

Zu der am 21. November stattgehabten Eröffnung des neuen Museums - Gebäudes hatte die Direktion des Kunstgewerbe- Museums eine Festschrift ausgegeben, welche zunächst eine Dar- stellung der allgemeinen Entwickelung des Museums und sodann eine Beschreibung der Sammlung und der Bibliothek deffelben bietet. Daran reiben sich eine Darlegung der Organisation der Unterrichtsanstalt nebst beigefügten Unterrichteplänen und eine Schilderung des neuen Museums- Gebäudes nebst den Namen der - Meister und Mitarbeiter. Am Schlusse sind die Vorstandsmitglieder des Museums verzeichnet. Die Schrift ist sehr würdig ausgestattet, auf Schöpfpapier gedruckt und mit zahlreihen MRadierungen ges{mückt. Besonders wohl- gelungen sind die Außenansicht des Gebäudes und die Ansicht des Lichthofes (von Lorenz Nitter in Nürnberg) Die in den Tert vertheilten, flüctiger behandelten Nadirungen führen das Bildniß des Erbauers Martin Grovius, figürliche und orna- mentale Details des Museums-Inneren und Aeußeren sowie Ansichten der chemaligen Kunstkammer des Königlichen Schlosses (im Jahre 1696) und des provisorischen alten Museumszebäudes in der Porzellan- Manufaktur vor Augen.

Soeben erschien und kann durch W. Haynels Buchhandlung in Emden bezogen werden: Der Untergang des Dampf- baggers des Baukreises Emden, des Loots3schooners „Ems“ und des Schleppdampfers „Pony“ in der Nacht vom 14, zum 15. Oktober 1881, herausgegeben von Oscar Kindermann (Kommissionsverlag von W. Haynels Buchhandlung in Emden). Durch den fo traurigen Untergang der be- zeichneten drei Fahrzeuge sind 14 Familien ihres Ernährers beraubt: 11 Wittwen und 57 Kinder beklagen den frühzeitigen Tod ihres Gatten und Vaters, 1 Elternpaar und 2 Wittwen den unerseßlichen Verlust ihres treusorgenden Sohnes. Der Reinertrag ist zur Christ- bescheerung für bedürftige Hinterbliebene der verunglückten Besaßung bestimmt. Dhne der Mildthätigkeit Schranken zu seßen, ist der Preis dieses Schrifthens auf nur 15 - festgeseßt.

Leivzig, 1. Dezember. (Dr. J.) Nach einer Bekanntmachung des biesijen Raths vom 30. November haben die ernannten Testa- mentsvollstrecker den Nachlaß des verstorbenen Franz Dominic Grassi, welcher bekanntlich die Stadt Leipzig zur Erbin seines nah Abzug einer Anzahl Legate verbleibenden Vermögens eingesetzt hat, regulirt und hierüber Rechnung abgelegt. Diese Rechnung ist vom Rath für richtig befunden worden, und der leßtere bringt nunmehr zur Kenntniß der Bewoohnerschaft, daß der Bestand des Naclasses zu den Coursen des Ablieferungstages nebst den bis zu dem leßteren gercchneten Zinsen auf 2 327 423 F festgeslellt worden ist, sowie daß der Rath bes{lofsen hat, von der Grassi'shen Erb- schaft a. 600 009 G dem hiesigen Orchesterpensionsfonds behufs Gründung von 20 neuen pensionsbercchtigten Stellen beim Stadt- orchester zu überweisen, b. behufs sofortiger Erbauung eines neuen Konzerthauses der Dircktion der Gewandhauskonzerte eine Ga- rantiesumme bis zur Höhe von 400 000 M als zinsfreien Vor- {uß und unter der Bedingung späterer allmählicher Tilgung zu ge- währen, c. ein „Museum Grassi“, zunähst zur Aufnahme des Museums für Völkerkunde und des Kunstgewerbe-Museums bestimmt, zu errichten. S

A urich, 30. November. (Neue Hannov. Ztg.) In der heutigen Sitzung der außerordentlichen Synode der evangelish - reformirten Gemeinden der Provinz Hannover wurde die Spezialdebatte des Synodalentwurfs fortgesetzt, Die 8. 2, 3, 4, 5 und 6 wurden mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen. §8, 7 wurde an eine Kommission verwiesen. Die 88. 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14 fanden na längerer Debatte mit einigen von der Synode beliebten Aenderungen Annahme.

London, 1, Dezember. (Allg. Corr.) In der Alberthalle zu Süd-Kensington eröffnete gestern der Lordmayor die inter- nationale Ausstellung von Rauch verhindernden Apya- raten und Vorrichtungen, mit welcher zugleich praktische Ver- suche und Prüfungen der ausgestellten Apparate verbunden sein wer- den. Für die Prüfung der ausgestellten Gegenstände hat die Gesell- haft für Rauchverhinderung eine Summe von nahezu 2009 Pfd. Sterl. ausgeseßt. Den erfolgreiben Ausstellern werden goldene, \il- berne und bronzene Prei#medaillen sowie Ehrendiplome zuerkannt werden. Die Ausstellung zerfällt in vier Gruppen. Die erste Gruvpe umfaßt die häuslihen Vorrichtungen für den Kohlenverbrauc, die zweite diejenigen für die Anwendung von Gas, die dritte, Ecfindun- gen in der Bebandlung von heißer Luft und heißem Waßer und die vierte alle Arten ausländischer Rauchverhinderungs Erfindungen. Die Zahl der deutschen Ausfteller ist nur gering. Der Eröffnungéfeier wohnten u. A. der Marquis von Lorne und seine Gemahlin, die Prinzessin Louise, bei. 5

Im Residenz-Theater eröffnete gestern Hr. Carl Mittel vom Thalia - Theater in Hamburg einen Gastspielcyklus in der Novität „Spbinx“, einem vieraktigen Schauspiel, welches von einer Dame, Frl. D. Duncker, verfaßt i. Der Gast wurde sehr freund- lib, das Stück nicht gerade unfreundlih aufgenommen. Der eigent- lie Held des letzteren ift ein talentvoller junger Dichter, Felir Vanelli, der nach Jahrzehnten von seinem ihm bisber unbekannten Vater, Krüdner, aufgesuht und mit Hülfe der jungen Nichte, Hertha, aus seiner früheren zweideutigen Gesellswaft losgelöst wird, um sch{ch, im Kreise guter Menschen durch neu angefachte Anstrengungen den Dichterlorbeer zu erringen. Diesem Haupt- motive der Handlung steht ein zweites untergeordnetes zur Seite. Anonyme Briefe bringen ein Liebesbündniß zwischen Dr. Randow und einer zweiten Nichte Krüdners, Mathilde, zu Stande. Den Titel führt das Schauspiel nach dieser auf den Helden in keiner Weise wirkenden Mathilde. Dem Stück fehlt demnach jene Einheit- lichkeit der Handlung, die zu einer abgerundeten, gefälligen Wirkung nothwendig ist, Durch die Spaltung des Jnteresses wird eine wirklich warme Theilnahme in dem Zuschauer ver- hindert und der Gesammteindruck geschädigt. Ueberdies würde die Dichtung erbeblih an Werth gewinnen, wenn _man sih entschlösste, mancbe ermüdend wirkende Länge zu kürzen. Eine sehr unwahrscheinlide Person hatte Hr. Kober als Vater Krüdner, zu spielen, der 35 Jahre lang sich niht um scinen Sohn lümmert, aber do ein guter edler Mensch fein soll und im Sohn die Freude seines Alters sehen will. Die Darstellung des Dicbter- sohnes, Felir Vanelli, war der bewährten Kunst des Hrn. Carl Mittell anvertraut, der das beste that, um die Unwabrscheinlichkeiten und Risse des Scbauspiels einigermaßen zu verdecken. Sein Auf- treten war gewandt und sicher, doch verspreben wir uns größeren Genuß, wenn er in einer dem Künstler mehr zusagenden Rolle erscheint. Hr. Kober fand fid mit dem Schwäch- ling von Vater nach besten Kräften ab. Lobende Er- wähnung verdienen noch Hr. Lüps{üt, der in der kleinen Rolle des Antiquitätenhändlers, und Hr. Rabn, der als Doktor Randow sich Beifall errang. Die Damen Frl. Berger und Frl. Jolanda spielten ihre Partien recht hübsb, mit wahrer Emvfindung und guter Laune. Frl, Hagen bot uns als den Dichter verlockende Sängerin Marion Althof eine zu wenig elegante Erscheinung, um an eine Sirene glauben zu mawen. Das Haus war schr gut beseßt. Der Beifall nah jedem Akte blieb niht ohne Widerspru. Die Ver- fafferin wurde gerufen uud erschier nah dem dritten und vierten Akt.