1881 / 288 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Der Landrath von Tepper-Laski ist als Hülfs- |

arbeiter in das Staats-Ministerium eingetreten.

Cassel, 7. Dezember. Jn der heutigen n des Kommunal - Landtags referirte zunächst der egiti- mationsausshuß. Demnächst ließ \sih die Versammlung den Bericht des ständishen Verwaltungs - Aus\{hu}es über die Ergebnisse der kommunalständishen Verwaltung in den Jahren 1879 und 1880 zur Nachricht dienen, erklärte die Rechnungen der ständishen Schaßkasse für die Pairs 1877, 1878 und 1879 unter Ertheilung der charge für abgehört und beshloß, in Betreff der, die Zu- ziehung eines eventuel zu wählenden Ausschusses zur ertheilung der nah dem Geseße vom 13. Juni 1873 etwa auszuschreibenden Landlieferungen betreffenden Vorlage von der Wahl eines besonderen Ausschusses abzusehen und den ständishen Verwaltungsausshuß zur Mitwirkung bei Verthei- lung einer nach §. 16 des bezeihneten Geseßes etwa auszu- \hreibenden Landlieferung bezw. der auf den kommunal- ständischen Verband des Regierungsbezirks Cassel entfallenden Quote auf die einzelnen Kreise zu beauftragen.

Hierauf faßte der Kommunal-Landtag zu Nr. 4 der Tages- ordnung einstimmig folgende Beschlüsse:

1) Die Gewährung einer Entschädigung für an der Pockenseuche gefallene Schafe nah Maßgabe der Zen des 8, 22 des preußishen Geseßes, betreffend die Ausführung des Reichsgeseßzes Über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuhen vom 12. März 1881, wird, mit Rücksicht auf den Mangel eines desfallsigen Bedürf- niffses, abgelehnt.

2) Von der Uebertragung der Entschädigungspfliht für die auf polizeilibe Anordnung getödteten oder nah dieser Anordnung an der Seuche gefallenen rhiére, sofern dieselben mit der Roßkrankheit e “Aae behaftet waren, auf kleinere Verbände, wird abge- ehen, un

3) Das vom Hauptaus\ch{ufsse vorgelegte neue Reglement zur Aus- führung der Vorschriften, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, wird mit einer redaktionellen Abänderung unter Vor- behalt der Genehmigung der Herren Ressort-Minister genehmigt.

Nachdem schließlich die erforderlihen Ergänzungswahlen für den ständishen Verwaltungsausshuß vorgenommen worden waren, wurde die Sißung geschlossen.

Oesterreich : Ungarn. Wien, 6. Dezember. (Pol. Corr.) Jn Folge der vom Ackerbau-Ministerium angeord- neten Erhebungen über die Wirkungen des Gesetzes, betreffend die Freitheilbarkeit der Grundstücke, hat das Lem- berger Ober-Landesgericht, in dessen Bereih auch bekanntlich die Bukowina gehört, einen bemerkenswerthen Bericht an das Justiz-Ministerium erstatte. Von den 127 Bezirksgerichten und 8 Gerichtshöfen erster Jnstanz dieses Ober-Landesgerihts- Sprengels haben 97 Bezirksgerichte (davon 9 in der Bukowina) und 4 Gerichtshöfe die nachtheiligen Wirkungen der unbedingten Freitheilbarkeit der bäuerlihen Grundstücke sowohl für die Betheiligten als auch für das allge- meine Jnteresse der Bodenkultur und der Steuerkraft als überwiegend bezeihnet, während nur 27 Bezirksgerichte (davon 6 in der Bukowina) und 4 Gerichtshöfe die gegen- theilige B ausgesprochen und dabei alle jene Motiv2 vor- gebracht haben, welche der Votirung des Geseßes zu Grunde gelegt wurden. Es wird in dem Berichte des Ober-Landesge- rihtes besonders hervorgehoben, daß die schon jeßt in ihrer Mehrheit zu einer rationellen Bewirthschaftung kaum hin- reihenden Bauerngüter in dem Maße verkleinert werden, daß den Besißern der Unterhalt damit nicht gesichert werden kann. Bei der notorishen Anhänglichkeit des Landvolkes, besonders desjenigen in Galizien und in der Bukowina , an die väterliche Scholle entschließen \sich die Mit- erben nur in Ausnahmsfällen, auf die physische Theilung der ihnen angefallenen Grundwirthschaft zu verzihten. Dieselben dringen vielmehr auf geometrish gleihe Theilung jeder Par- zelle, mögen diese zerstreut oder zu einem langen Streifen von ferner Breite gelegen sein. Diese Erbtheilung der Grund-

üde fommt in den Berichten der Bezirksgerichte in einer nie geahnten Zahl vor, und an dieselde reihen si die leider Überaus zahlreichen Fälle der Theilung und des Verkaufes kleiner Parzellen als eine unmittelbare Folge der leicht- sinnig unter wucherishen Bedingungen fkontrahirten Schul- den an. Die Möglichkeit, durch den Verkauf einer Par- elle die Schuld zu tilgen, hat viel zu der allgemeinen

ershuldung der Bauernschast beigetragen. Fälle, in welchen die Theilung der Grundstücke \ich als ein Akt ver: nünftiger wirthschaftliher Reform darstellt (Arrondirung, Me- lioration u. dgl.) gehören leider zu den seltenen Ausnahmen. Das Lemberger Ober-Landesgericht stellt alle Arten der Thei- lung der Grundstücke und alle dabei thätigen Motive zusam- men und gelangt s{ließlich zu der unumwunden ausgedrückten Ueberzeugung, oaß in Folge dieser Grundtheilungen der ge- sunde, kräftige Bauernstand, diese Hauptquelle der materiellen Macht des Staates, immer mehr s{windet, während die neu- entstandenen und entstehenden Zwergwirthschaften zur Ent- widcklung einer rationellen Bewirthschaftung so wie zur Vor- nahme von Meliorationen nicht geeignet sind.

Schweiz. Bern, 7. Dezember. (Cöln. Ztg.) Der National- rath wählie Zyro aus Bern zum Präsidenten, Deucher aus dem Thurgau zum Vize-Präsidenten ; Beide sind radikal.

Großbritannien und Jrland. London, 7. De-

gene W. T. V) Vei der in Londonderry

ge yablen Tame zum Unterhause wurde Porter (liberal) mit einer Majorität von 647 Stimmen gewählt.

Frankreih. Paris, 6, Dezember. (Fr. Corr.) Der heute in der Kammer zur Vertheilung gelangte Bericht des Abg. Leroy über die für die neuen Ministerien begehrten Kredite lautet: die Errichtung der neuen Mini- sterie 1 ist in Jhrem Ausschusse lebhast getadelt und nicht minder lebhaft vertheidigt worden. Troß aller Meinungs- verschiedenheit hat sich jedoch eine Majorität gebildet, welche erachtete, daß man aus politishen Gründen die Kre- dite bewilligen müsse. Die Gesebßlichkeit der be- treffenden ekfreee hat Jhr Ausshuß einstimmi anerkannt; aber die Mehrheit hat den Wuns geäußert, daß in Zukunft kein, neues Ministerium ohne vorgängige Zustimmung der Kammer ins Leben gerufen werde. Unter den Umsiänden, wie der Gesehentwurf uns im Lauf einer nothwendig kurzen Session vorgelegt worden ist, und angesihts einer Vertheilung der Dienstzweige, die uns unvollständig schien und von der Regierung selbst nit genügend erwogen werden konnte, waren wir der Ansicht, daß die Be-

willigung der für 1881 nacgesuhten Kredite, also von anderi- halb Zwölfteln der gesammten Jahresausgabe, keinen Präcedenz- fall für das Budgetjahr 1882 schaffen könne und das Prüfungsre{t dcs fünftigen Budgekausschusses ausdrücklih gewahrt * bleiben müßte. Ferner schien es uns für die Beurtheilung der von der Regierung beliebten Zerlegung der Dienstzweige unerläßlich, entsprechend berechtigte Tableaux für alle neugegründeten oder umgewandelten Ministerien zu haben. Die Mitglieder der Re- gierung haben versprochen, uns diese Tableaux sogleich nah der Wiederkehr der Kammern vorzulegen. Mehrere von uns haben auch wegen der Ungleichheit der Bezüge der Unter- Staatssekretäre Bemerkungen gemacht, und dieselbe Frage ist wegen der Beamten der verschiedenen Ministerien auf- geworfen worden. Der Herr Conseil - Präsident und mehrere seiner Kollegen haben eine Lösung dieser Frage in Ausficht gestellt, wovon Jhr Ausschuß nur mit Befriedigung Akt nehmen konnte. Unter den eben erwähnten Vorbehalten beantragt der Ausschuß die Bewilli- gung der verlangten Kredite mit folgender Ausnahme : eine Summe von 30 000 Fr. wird für die Unterbringung des Ministeriums des Handels und der Kolonien. in einem Lokale verlangt, „welches die Regierung miethen oder käuflih er- werben soll“. Jhr Ausschuß hat sih bestimmtere Angaben über die bezüglichen Pläne der Regierung, die Grundstücke, welche sie im Auge hätte, und den Ueberschlag der zu ge- wärtigenden Gesammtausgabe. erbeten. Jn Ermangelung dieser Aufschlüsse béantragt der Ausschuß, jede Entscheidung Über den betreffenden Kredit zu vertagen.

Italien. Rom, 7. Dezembcr. (W. T. B.) Bei der Berathung des Budgets des Ministeriums des Aus- wärtigen in der heutigen Sizung der Deputirten- kammer richtete Massari die Anfrage an die Regierung, ob sie die auf die tunesishe und egyptische Frage be- üglihen Schriststücke vorlegen werde, und welhe Maßregeln fie zum Schuße der in Sfax sowie der in Peru und Chili lebenden Jtaliener getroffen habe. Der Redner besprach sodann die Reise des Königs und der Königin nach Wien, welche das ganze Länd mit großem Beifall begrüßt habe, und gab schließlich dem Wunsche Ausdruck, die Regierung möge die Zweifel bezüglih der Verwirklihung der von dieser Reise erwarteten guten Folgen zerstreuen. Sonnino Sidney erklärte die Wiener Reise als ein sehr wichtiges Ereigniß, als den Beginn eines rationellen Systems von Allianzen. Er see keinen Zweifel in die Intentionen der Regierung, aber die Erklärungen der ungarischen Staatsmänner, die Haltung der ungarischen und veutscen Presse, die Aeuße- rungen des Fürsten Biswarck und andere Umstände machten der. berehtigten Argwohn rege, daß es Jtalien nicht gelungen sei, das Mißtrauen Europas gegen Ztalien zu zerstreuen. Man müsse also in ein Bündniß mit Oesterreih-Ungarn und Deutschland, als nüglihe Alliirte, ohne Bedenken eintreten. Teano dankte der Regierung dafür, daß \ie die Beseßung der Bai von Assab gefordert habe; sie möge die Schwierigkeiten beseitigen sowie England dies gethan habe, als es Arten okkupirte. Minghetti führte aus: man hate der Wiener Reise Beifall gezollt, weil sie von hervor- ragend politischer Bedeutung sei; sie sei opportun und noth- wendig gewesen, um Fialien aus seiner gefährlichen Zsolirung heraus zu ziehen. Sobald Jtalien einmal unabhängig geworden, » habe der jahrhundertlange Groll zwischen „talien und Oesterxeich aufgehört. Nah der Ofku- pation Roms habe tie wohlwollende Haltung Oester- reihs gegen Jtalien dazu beigetragen, viele Schwieiig- keiten zu überwinden. Er glaube 1.iht, daß man in Wien Verträge unterzeichnet habe, er hoffe, man habe dort eine ge- meinsame Aktion vereinbart. Der Zweck der Wiener Reise dehne sich wohl auch auf Deutschland aus; unangenehme Zwischenfälle dürften diese Verhaltungsliïien nit modifiziren. Nach den Worten dcs Fürsten Bismarck, welche niht von der Absicht eingegeben gewesen, Jtalien direkt zu beleidigcn, be- dürfe man, um den angedeuteten Zweck zu erreichen, Zeit. Eine geschickte loyale auswärtige Politik müsse die verbreiteten Vorurtheile über hinterlistige Pläne und beunruhigende Be- strebungen Ztaliens zerstreuen. Die Regierung müsse eine feste Richtschnur für ihr Verhalten haben und nah dieser die innere Politik, entgegen jedem Einflusse von außen, gestalten. Man müsse die eFreundschaft Jtaliens begehrenswerth und sicher machen. „Wir müssen den Mächten Garantien für die Stabilität und Sicherheit bieten. Die beste Antwort auf die Aeußerungen des Fürsten Bismarck sind Thaten. Die Re- gierung darf die Politik niht der Erwerbung einiger Stimmen opfern. Sie muß Europa beruhigen ; alsdann wird man die Früchte der Wiener Reise ernten.“ Die Sißung wurde so-

dann aufgehoben.

7, Dezember, Nachts. (W. T. B) Depuktirten- kammer. Fortsezung der Berathung des Budgets des Mi- nisteriums des Auswärtigen. Der Minister des Aus- wärtigen, Mancini, erklärte in En 2e gestri- gen Jnterpellationen: er werde die verlangten Schriftstücke mittheilen, mit Ausnahme derjenigen, welhe die \s{we- benden Verhandlungen fkompromittiren könnten. Als er bas Portefeuille des Auswärtigen übernommen habe, seien durch die Ereignisse in Tunis und Marseille die Beziehungen des Wohlwollens zu Frankreih erschüttert gewesen. Die Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich: Ungarn seien zwar regelmäßige gewesen, aber es habe si in ihnen ein unerklärlihes Mißtrauen ausgeprägt. Die Lage sei eine schwierige gewesen ohne irgend Jemandes Schuld. Das Kabinet habe si bemüht, J das Anseh-:n und den Einfluß wieder zu gewinnen, auf welche es ein Recht habe, indem es zeigte, daß der einzige Ehrgeiz des italienishen Volkes darin bestände, ein Mustervolk zu werden, im Jnnern durch eine glückliche Ver- bindung der Freiheit mit der Achtung vor dem Geseh und der strengen Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung, nach Außcn hin durch die Erfüllung aller internationalen Pflichten. Es macht ns bereits eine Besserung unserer aus- Wren Be un en sihtbar, wie dieses durch die Budget- fommission konstatirt worden 1st. Die Aufgabe des Kabinets war, das Mißtrauen bezüglih der angeblichen Absichten Ztaliens zu zerstreuen und friedliche und freundschastliche Be- ziehungen herzustellen, namentlich mit den benahbarten Na- tionen, gleichzeitig aber vorzuschreiten in der größten Konfor- mität der Ansichten mit den Nationen, welche am meisten bei der Aufrechterhaltung des Friedens interessirt waren und mit uns die größte Solidarität und Gemeinschast der Jnteressen hatten. ir begriffen, daß unsere Tee Zurüdchaltung war und daß wir hier Mäßigung und Ruhe empfehlen mußten, als in Marseille die bekannten Unruhen vorgekommen waren. Bei den Handelsvertragsverhandlungen mit Frankreich wurde unsere Haltung als eine onziliante

kluge, uno

würdige beurtheilt. Der Minister ging alsdann auf eine Prüfung der auswärtigen Lage ein, wie dieselbe dur den Berliner Vertrag geschaffen sei: Das große Interesse Deutschlands und Oesterrei - Ungarns sich zu Re- präsentanten und Vertheidigern der Politik der Erhaltung und des Friedens zu machen, das Aufhören des jahrhundert- langen Hasses zwishen den Völkern Jtaliens und Deutsch- lands, welche wieder Brüder geworden waren, endlich der ein- stimmige Wunsch des italienischen Volkes überzeugten uns, daß es angezeigt sei, in Wien und Berlin alles Mißtrauen zu zerstören und Freundschaft zwischen den drei Völkern anzu- knüpfen. Wir begannen mit Wien, nahdem wir die Ueberzeu- gung gewonnen hatten, daß Oesterreich von dem gleihen Wunsche beseelt war, wie wir. Die Entrevue hatte großen Erfolg und trug den Stempel großer Herzlichkeit und politischer Delikatesse, welche jede Anspielung auf Dinge aus\{loß, die nicht das volle Vertrauen auf die Loyalität unserer Politik hätten fennzeihnen können. Man tauschte Erklärungen gegenseitiger Freundschaft und Unterstüßung aus. Der Abschluß des Vertrages mit Frank- rei beweist, daß unsere Annäherung an Oesterreich keine eFeind- schaft gegen irgend Jemand involvirt. Mancini fügte hinzu: Unsere Beziehungen zu Deutschland sind nicht allein regelmäßige, sondern sehr wohlwollende und haben si in der leßten Zeit noch gebessert. Der intelligente Eifer des Botschafters, Grafen de Launay habe viel hierzu beigetragen. Der Minister sprach sich eben- falls rühmend über den Grafen Robilant aus. Sodann theilte er auszüglih die Berichte der Botschaft mit, welche den Be- weis liefern, daß Fürst Bismarck jeden Freundschaftsakt gegen Oesterreich als ebenso an Deutschland gerichtet betrachtet habé. Mancini erwähnte ferner die Erklärungen, welche zu voller Be den dur die Worte Kallay's hervorgerufenen wischenfall beendet haben. Was die jüngsten Aeußerungen des Fürsten Bismarck angehe, so seien dieselben die Folge einer oratorishen Exkursion durch mehrere Völkerschaften Europas, um darzuthun, daß der Liberalismus überall ein masfkirter Republikanismus sei. Aus Freundschaft und Achtung für Deutschland glaube er, daß Schweigen und absolute Reserve die beste und würdigste Antwort sei. Es sei sogar unnöthig, auf die Behauptung näher einzu- gehen, daß die italienishe Monarchie und Dynastie von großen Gefahren bedroht werde : Das öffentlihe Bewußt- sein bezeugt uns, daß es vielleiht in keinem anderen Lande solidere Wurzeln für die Monarchie und Dynastie giebt als bei uns, wo die Dynastie, wie in Deutschland, durch her- vorrag-.nde Dienste ihr Loos mit der nationalen Sache ver- knüpft hat. Die auf die türkisch-griehishen Angelegenheiten bezüglichen diplomatishen Schriststücke, erklärte der Mi- nister; würden in der nähsten Woche mitgetheilt wer- den, die auf Tunis bezüglihen werde er vorlegen, sobald die Zeit dazu gekommen sei. Jnmitten der allgemeinen Jn- differenz sei es Jtalien allein, das die durch den Bardo- vertrag geschaffene Lage niht anerkannt habe; jede Debatte darüber würde gegenwärtig verfrüht und gefährlih sein. Man verhandele über Wiederaufnahme der Untersuchung von Sfax oder eine andere zufriedenstellende Lösung. Was die egyptishe Frage anbelange, so würde das Reformwerk einen besseren Erfolg gehabt haben, wenn die Aktion Jtaliens , ver- bunden mit derjenigen Frankreihs und Englands, der ge- meinsamen Aktion einen uninteressirten Charakter auf- edrüdt hätte. Um über die italienishen Re- lamationen in Peru endgültig zu entscheiden, sei eine gemischte sciedsrihterlihe Kommission vorgeschla- gen worden. Assab werde von Jtalien als Hanvels- station festgehalten werden. Was die Niedermegzelung der Expedition Giulletti’s in Beibul anbetreffe, so habe Egypten die eingeleitete erste Untersuhung als unzureichend anerkannt und die Einleitung einer zweiten kollektiven Untersuchung unter Mitwirkung eines italienischen Delegirten zugestanden. In der Donaufrage beschäftige sih Jtalien nur damit, das große Prinzip der Freiheit zu wahrn, ohne über die Mo- dalitäten sih bestimmt zu entscheiden. Endlich kündigte der YVänister an, daß die Junitiative ergriffen worden sei zu einer internationalen Konvention zum Schutze der bürger- lichen Rechte von Ausländern, und daß eine Kommission nie- dergeseßt worden sei zur Ausarbeitung eines Geseßentwurfs über die Auslieferung. Der Minister {loß: sein Ziel sei, daß Jtalien sein legitimes Ansehen und seinen legitimen Einfluß unter den civilisirten Nationen ausübe; zur Er- reihung diefes Zieles bedürfe das Ministerium aber der Sta- bilität, Die Diplomatenloge war dicht beseßt ; die Rede des Ministers wurde an mehreren Stellen mit lebhaftem Beifall aufgenommen. 7. Dezember. (W. T. B.) Die Ceremonie der Canonisirung beginnt morgen um 8 Uhr und endet vor- ausfihtlich um 121/, Uhr. Von 11 Uhr ab läuten alle Glocken der Kirchen. Die Pfarrer und die übrigen Geistlichen Roms veranstalten morgen Abend eine Beleuchtung der Straßen. Die italienischen und französishen Pilger umfassen etwa 1000 Personen; gegen 700 Pilger sind bereits einge- troffen. Die Bischofstribüne enthält nur 210 Sitze, während die Zahl der in Rom gegenwärtig anwesenden Bischöfe über 1500 beträgt. Bei der Ausgabe der Karten ist mit der größ- ten Vorsicht verfahren worden, um Profanen den Eintritt unmöglih zu machen. Von Seiten der Regierung sind Vor- sihtsmaßregeln ergriffen worden.

Numänien. Bukarest, 7, Dezember. (W. T. B.) Un der Deputirtenkammer gaben heute die Deputirten Major escu und Vernescu, welche die Opposition in der Adreßkommission repräsentiren, ihre Demission, weil die Re- gierung sih weigerte, die diplomatishen Aktenstücke über die Donaufrage vorzulegen. Der Minister-Präsident Bratiano erklärte, daß er die bezüglihen Aktenstücke niht vorlegen könne, so lange die betreffenden Verhandlungen sich noch in der Shwebe befänden und weil einige Male von derartigen Mittheilungen ein indiskreter Gebrauch Q Veröffentlichung gemacht worden sei. Die Kammer lehnte schließlich die De- mission der beiden Deputirten ab.

Serbien. Belgrad, 7. Dezember. Kaljevics ist zum Gesandten in Bukarest ernannt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Dezember. (Hamb. Corr.) Das Folkething trat heute in die erste Lesung des Budgets ein. Bis zum e gange der Post sprachen nur Mitglieder der Rehten. Der Abg. Hage beschäftigte sih eingehender mit der finanziellen Seite des Budgets. Er wies darauf hin, daß das Budget im Grunde einen Uebershuß von ca. 6 Vill. Kronen aufweise; es sei daher kein unbilliges Ver- langen, wenn man die Beseitigung der drüdckendsten Steuer- lasten fordere. Vor allen Dingen müßten die Schiffsabgaben beseitigt werden ; sodann sei die Aufhebung des Zolles auf

(W. T. V.)

Kohlen, Eisen und andere Rohmetalle, Holz, Pech, Theer ., sowie Salz und Käse im hohen Grade wünschenswerth. Es würde hierdurch eine Mindereinnahme von 3800 000 Kronen verursacht werden. AlsKompensation beantrage er dieErhöhung des Zolles auf Tabak um 600 000 Kronen und die Einführung einer Bier- steuer, die 1 200 000 Kronen ecgebcn würde. Der wirkliche Ausfall in den Einnahmen würde somit nur ca. 2 Millionen Kronen betragen. Swhließlih bemerkte Redner, daß man nach seiner Ansicht suchen müsse, ein Zollbündniß mit den beiden anderen skandinavischen Reichen zu {ließen ; erst dann könne man an eine durchgreifende Reform des dänischen Zolltarifs denken. Der nächste Redner, Abg. Schou, {loß \sich im Wesentlichen den Ausführungen Hage's an; auch er wünschte den Zollanshluß Dänemarks an Norwegen und Schweden. Die dänische Jndustrie müsse und könne eine Beseitigung der Zoll- schränken dem übrigen Norden gegenüber ertragen.

Amerika. (Allg. Corr.) Der amerikanische Marinerath hat jeßt seinen Bericht veröffentlicht über die Umgestaltung der amerikanischen Flotte. Ec stimmt im Wesentlichen mit den bereits früher gegebenen Mittheilungen. Es sollen 38 neue ungepanzerte Schiffe gebaut werden. Die Vertheilung ist etwas anders als früher gemeldet, nämlih 2 größere Fahr- zeuge von 5873 t Deplacement mit einer Geschwindigkeit von 15 Knoten, 6 Schiffe von 4500 t von 14 Knoten Ge- shwindigkeit, 10 Schiffe von 3043 t und 13 Knoten, end- lich 20 Kanonenboote, leßtere von Holz, die anderen Schiffe von Stahl. Die beiden größeren Klassen follen gedeckte Schiffe sein. Die Bestückung würde nah dem Vorschlage aus ahti- und sehszölligen Stahlgeshüßen bestehen und außer- dem jedes Schiff vier Hothkins-Revolverkanonen erhalten. Den Bau von Panzerschiffen empfiehlt der Marinerath auf später zu verschieben. Er bringt außerdem den Bau von fünf Spornschiffen (rams) aus Stahl von 2000 Tons Deplacement, fünf Torpe: okanonenbooten, zehn Kreuzertorpedoböten und zehn

afentorpedobooten in Vorschlag. Die Kosten für die ganze lotte werden auf 29 Mill. Doll. veranschlagt.

Afrika. Egypten. Aus Kairo wird dem „Reuter- schen Bureau“ unterm 5s. d. M. berichtet; Ein Erlaß des Khedive ordnet für den 4. Mai nächsten Jahres eine Volks - zählung an. Jn Folge eines zwichen dem Scheik-Ul- Jslam von Egypten und den Ulemas der Elazhar-Universität entstandenen Streites ist die Abseßung des Scheik-u l- JFslam erfolgt. Einem der Verwaltung der Daira Sanieh zugegangenen amtlihen Berichte zufolge verspricht die dies- jährige egyptische Zuckerernte ungewöhnlih gut aus: zufallen.

Neichstags - Angelegenheiten.

Sorau, 7. Dezember. (W. T. B.) Bei der gestern hier stattgehabten Nachwahl zum Reichstage sind na den bis jeßt vorliegenden Resultaten für Shön-Breslau (deutsche Reichsparkt.) 5895, für Witt-Charlottenburg (Sezess.) 4973 und für Zisowski (Soz.) 2381 Stimmen abgegeben worden. Aus 15 Ortschaften stehen die Resultate noch aus. Es ist eine engere Wahl zwischen Schön und Witt erforderlich. BN a E

Minden, 7, Dezember. (W. T. B.) Bei der gestern hier stattgehabten Nachwahl zum Reichstage ist der Landrath von Oheimb (konserv.) mit einer Majorität von über 4000 Stimmen gewählt worden,

Landtags- Nngelegenheiten.

Im 7. Liegnißer Wahlbezirk ift an Stelle des verstorbenen Lndgerichts-Raths Bracht der Landrath von Haugwiß zu Cann- stadt mit 391 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Die evangelischen Trauungen in den Jahren 1876 bis 1880. (Stat. Corr.) Als am 1. Oktober 1874 im preußischen Staate allerwärts die Eheschließung in die Hand weltlicher Beamten gelegt wurde, befürchtete man in weiten Kreisen von dieser dur das Geseß vom 9. März 1874 vorgescriebenen Abänderung der bisherigen Form der Eheschließung eine erhebliche und dauernde Verringerung der kirchlichen, nunmehr niht mehr geseßlich erforderliben Trauungen, dur welche nach alter Sitte die christlihe Ehe ihre Weihe empfängt. Anfänglih hat auch wirklich eine starke Abnahme der Trauungen statt bea: do erwiesen si die altgewohnte Volkssitte und das firlicbe Bewußtsein bald stark genug, um in der großen Mehrzahl der Fälle die Ebeschließenden dazu zu bestimmen, dem Akte der bürgerlicben Eheschließung freiwillig die kirhlihe Trauung folgen zu lassen. Wir stellen die aus dem Vergleiche der Ehbeschlicßungen und Trauungen berechnete Trauungsziffer der evangelishen Bevölkerung für die letzten fünf Jahre und für die einzelnen Provinzen hier zu- näâst für die rein evangelishen Ehepaare zusammen. /

Auf je 1000 Ebeschließungen rein evangelischer Paare entfielen evangelische

Trauungen in den Jahren: i 1876 1877 1878 O 20s Ostpreußen . . . 900 885 E } 9: Dee s 898 899 899 922 924 E 200 321 360 404 415 Brandenburg. . . 866 872 873 877 909 E « DID 915 919 929 929 e O 937 957 947 930 c «O0 927 925 944 958 E: 852 860 884 893 S ig-Holstein. 933 C 9 35 972 Senatges E x E ¿_VOD 976 968 978 986 E. » e 000 951 982 974 982 efen-Nafsau . . 925 927 928 924 918 E. D 973 973 991 978 Hohenzollern. . . 833 667 833 500 1000 Staat 859 574 583 593 I

Ueberall, wo der g q Stamm vorherrs{t, folgt der

bürgerlichen Eheschließung fast ohne Ausnahme die kirchliche Trauung;

annover, Westfalen, Schleswig-Holstein, au Rheinland, welches eit mehreren Generationen bereits die Ehen durch weltliche Beamte chließen läßt, haben die alte Sitte vorzugsweise treu bewahrt, weniger die östliten Provinzen, insbesondere Sachsen und Ostpreußen, und am wenigsten die Landes-Hauptstadt Berlin, in welcher nahebei drei ahre 1 aller rein evangelishen Eben auch im leßten Beobach-

Provinzen :

tungëjahre noch ungetraut geblieben sind. E

G u in Tia Sein großen Städten (namentlich in Frank- furt a. M., Magdeburg, Stettin, Königsberg i. Pr. und Breélau) bleibt ein namhafter Theil der neuvermählten Evangelischen unge- traut, wie folgende Zusammenstellung zeigt.

Auf je 1000 Ebeschließungen rein evangelischer Paare entfielen evangelische Trauungen in den Jahren :

1876 1877 1878 1879 1880 Ea 300 8321 3600 404 415 S 651 647 644 69 708 S 932 2 E 1E S

Königsberg i./Pr. . 661 5 7 6 )

Srantfuct a/M. E 478 486 441 502 471 E, 972 1011 969 978 977 S 649 655 667 700 971 E 374 475 444 503 479 E 883 920 928 922 889 C s 581 981 929 864 985 E e 910 897 929 950 957 E E 357 380 413 494 509 Mi E 687 738 815 S7 950 E 889 840 1091 1000 1125 Grd... 1000.08. 965 98 988

Daß in einzelnen Städten mehr Trauungen als Eheschließungen vorkommen, findet darin feine Erklärung, daß viele auf dem Lande stande8amtlich ges{lossene Ehen in den Städten kirchlich eingefegnet, d. h. getraut werden. Das ift ganz besonders in Gegenden mit über- wiegender katholischer Bevölkerung der Fall, in welchen es an evange- lishen Kirchen auf dem Lande fehlt. f :

Die Trauungsziffer der evangelischen Mischehen wird aus dem Vergleicbe der halben Zabl solcher Mischehen mit der Zahl der evangelis{ getrauten gemischten Chepaare berechnet, da anzunehmen ist, daß ebensoviele evangelische Mischehen in einer anderen, als der evangelischen Kirche, getraut werden. S

Wir stellen die in der vorbezeihneten Weise bere{chneten Ergeb- nisse für die leßten fünf Jahre und die einzelnen Provinzen hier kurz zusammen.

Größte Sädte:

Von je 1000 neuvermäblten evangelischen Personen wurden evangelisch getraut in den Jahren: 1876 1877 R 4 Me Dri... A0 692 4 7 55 D E S Oe2 710 693 726 698 D 2 247 308 347 395 Brandenburg 2 0OL 670 754 790 770 Pom 000 480 447 495 636 Da O O2 990 1173 1184 SMlesten._ O O0O 971 978 982 1002 SAB T e O4 623 654 (22 784 Schleswig-Holstein E: 753 599 878 657 Dad L ORE T45 825 789 803 Bean L ORO 734 718 710 692 enen Naa 609 686 729 798 880 Bean L OOE 896 878 868 913 Hohenzollern oe 308 222 308 364

Sat. C08 T2 184 808 833

Die Ergebnisse der neuesten säcbsischen Armen- statistik. (Soz. Corr.) Als sih im November 1880 zum ersten Mal Armenpfleger aus allen deutschen Gauen in Berlin versammelten, wurde es von allen Seiten für nothwendig erachtet, zunächst gleich- mäßige statistishe Erhebungen über die Zahl und Verbreitung der Armen, sowie über Organisation und Kosten der Armenpflege zu ver- anstalten. Demgemäß sollte au die Armenstatistik den ersten Gegen- stand der Tagesordnung des zweiten Armenpfleger-Kongresses „bilden. Ehe derselbe zusammentrat ergriff die Reichsregierung selbst die Ini- tiative in dieser wichtigen Angelegenheit, indem sie durch Rundschreiben vom 11.-Juli d. I. eine Zählung der Verarmten im ganzen Deutschen Reiche anordnete, weil bei den Berathungen des Unfallversicherungê- geseßes und des Antrages auf Revision des Unterstüßungswohnsißzgeseßes wiederholt auf den Mangel an einshlägigem statistishen Material hingewiesen worden sei. Die erregten Debatten über Unfallversiche- rung und Altersversorgung find ‘dadur in die richtigen ruhigen Bah- nen geleitet worden und man ift dem Reichskanzler für die Anregung dieser Erhebung zu Dank verpflichtet, so unvollständig auch das Ma- terial der ersten deutshen Armenzählung ausfallen mag. Alle Einzel- staaten und Armenbehörden werden aus den bei dieser Zählung ge- machten Erfahrungen viel lernen können. Im Königreich Sachsen hat man die im Reichsinteresse angeordnete Zählung von Anfang an für die eigene Landeéstatistik zu verwerthen gesucht und zu diesem Zweck die zwar umständlihe, aber anerkannt zuver- lässigste Erhebungsmethode mittelst Zählkarten für jeden Ver- armungsfall zur Anwendung gebraht. Man hat auch nicht die von dem Reichskanzler zugelassene und weit bequemere Ausfüllung der Fragebogen „nach dem Bestande im Monat Oktober 1881“ gewählt, sondern die Ausfüllung für das ganze Kalenderjahr 1880 bewirkt. Die städtishen und ländlihen Gemeinden Sachsens haben sich der Ausfüllung der Zählkarten bereitwillig unterzogen, und die Armenbehörden in Dresden und Leipzig haben in ihrem eigenen Interesse sogar vollständigere Zäblkarten als die für das ganze Land bestimmten angewendet. Nachm die Zählkarten im Königlichen statistishen Bureau sorgfältig geprüft und mehr als 6000 unvoll- ständig oder falsch ausgefüllte Zählkarten an die betreffenden Gemein- den zurückgesendet und berichtigt worden waren, ist die Zusammen- stellung des Materials Ende November beendigt worden und es haben sich tabei folgende Hauptresultate ergeben:

Zu Abtheilung A. des Reichsformulars. (Die Zahl der Unterstütten und die Ursachen der Verarmung betr.)

Die Zahl aller im Jahre 1880 im Königreih Sachsen aus Ge- meindemitteln Unterstützten beläuft sib auf 83031. .

In Betreff der Ursachen der Unterstüßungsbedürftigkeit vertheilen sich dieselben auf die einzelnen Gruppen, wie folgt: _

Gruppe I. (Unfall) 2119 (2,55%)

1]. (Arbeitsunfähigkeit) 20 478 (24,669/6)

1II1T, (Gebrechen) 6 640 (8,09%/0)

. 1IV. (Andere Ursachen) 53794 (64,79'/6) (darunter 20 939 Kinder). E :

Auf Stadt mtd Land vertheilen sich die Unterstüßten fol- gendermaßen : :

Provinzen :

vorüber- gehend 18 727

dauernd

Städten) wurden 32245 18 Von den \Dörferns unterstüßt 24 90 7 089 Im ganzen Lande e V Dos Es geht hieraus hervor, daß von den dur i E Stadtgemeinden Unterstütten 63 9/6 dauernd, 37 %% M gehend,

c ““ u -

zusammen 50 972 32 059 83 031

Landgemeinden S 0. L i von allen Unterstützten zusamm. 69 , U Sl ä unterstützt wurden. S l Von der Gesammtzahl der le Wioaat ana Fomen auf die Stadt- emeinden 61 9/% und auf die Landgemeinden 39 °%/a. E ‘Mit Rückscht auf die Einwohnerzahl der Städte und des platten Landes entfallen auf 1000 Köpfe der städtishen Bevölkerung 42, auf 1000 Köpfe der ländlichen Bevölkerung 18 Unterstüßte, Das bedeutende Ueberwiegen des weiblichen Geschlehtes geht aus folgenden Zahlen hervor: Es wrourden unterstützt: E 2 e400 E D «eo o ee S o ledige, verwittwete, geschiedene, getrennt „lebende Frauens- personen cas L C, inder (inl. Doppelwaise) . . « . - -+ - « ° ONEN Zu Abtheilung B, des Reichsformulars. . (Die Unterschiede zwischen den völlig und theilweise Unterstütten agg wide Unterstügt G : r Gesammtzahl der dauernd Unterstußten wurden in Tes Städten 2464 völlig, 29 781 theilweise unterhalten,

175 6 525

23 844 35 086

in den Dörfern S 92 707 ó s

im ganzen Lande 4727 , 2488 7 d

In Prozentzablen ausgedrückt, ergiebt fic, daß E in den Städten 7,64 9/6 völlig, 92,36 °%/o theilweise, in den Dörfern 9,06 , L 90,94 , im ganzen Lande 8,26 ,„ 2 91,74 , S unterhalten wurden. S Zu Abtheilung C. des Reichsformulars. (Den Werth des völligen Unterhalts betr.) :

Der Werth der Unterstüßung der 4727 völlig unterhaltcnen Personen vertheilt sfich auf Stadt- und Landgemeinden in folgender Weise :

Es wurden völlig unterhalten :

a. in Stadtgemeinden : S Männer an 133 349 Tagen mit einem Aufwand von 95 472,71 M, d. i. pro Tag und Kopf 71,60 , Frauen an 154 659 Tagen mit einem Aufwand von 118 937,93 A, d. ï. pro Tag und Kopf 76,90 s, Kinder an 353 468 Tagen mit einem Aufwand von 168 360,29 s, d. i. pro Tag und Kopf 47,63 s, in Summa 641 476 Tage und ein Aufwand von 382 770,93 X; b. in Landgemeinden : . Männer an 131 436 Tagen mit einem Aufwande von 66 259,92 6, d. i. pro Tag und Kopf 90,41 , Frauen an 138 731 Tagen mit einem Aufwande von _59 754,98 t, d. i. pro Tag und Kopf 43,07 4, Kinder an 319524 Tagen mit einem Aufwande von 74 201,49 M, d. î. pro Tag und Kopf 23,22 4, in Summa 589 691 Tage und ein Aufwand von 200 216,39

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Unser Bürerland, in Work und Bild geschildert von einem Verein der bedeutendsten Schriftsteller und Künstler Deutschlands und Desterreihs. 1ÿY. Band: Küstenfahrten an der Nord- und Osisee. Geschildert von Edmund Hoefer, M. Lindemann u. A., illustrirt von Gustav Schön- leber, H. Baisch u. A. 22 Lieferungen groß Fol. Verlag der Ge- brüder Kröner in Stuttgart (jede Lieferung 1 A 50 -). Mit dem Erscheinen der 22. Lieferung, welche die höcbst interessante malerishe Küstenfahrt an der Ostsee durch die Schilderung der Strecke von Pillau über Königsberg und Memel bis an die russische Grenze \{ließt, ist nun auch dieser 4. Band des Prachtwerks vollendet. Derselbe reiht sich den früheren gleihwerthig an, und namentli kann fi die illustrative Ausstattung troß der bei Weitem weniger dankbaren Aufgaben, die den Künstlern hier gestellt waren, mit jenen vollauf messen: einzelne der Schönlebershen Zeibnungen namentli sind geradezu meisterhaft. Freilih fand aber die Kunst des Zeichners auc în der des Holzschneiders eine Interpretation, die mittels der modernen Vervollklommnungen auch den leisesten Wünschen und An- deutungen des Ersteren gerecht zu werden und so die individuellsten kfünstlerishen Konzeptionen aufs Intimste wiederzugeben vermag. Die hier gebotenen zahlreichen, gewiß niht mühelos gesammelten und in Holzscbnitt facsimilirten Originalzeichnungen von unseres Vater- landes Seeküsten stellen demnach eine Kollektion dar, welche, auch abgesehen von ihrem interessanten Inbalte als Veduten, cinen bleiben- den Kunstwerth behalten werden. Dieser neueste Band von „Unser Vaterland“ bildet übrigens ein in si abgeschlossenes Ganze und dürfte in dem \{önen Gewande, welches ibm die Verlagshandlung in Gestalt einer fünstlerisch ornamentirten Einbanddecke gegeben hat, namentlih allen Denen eine erinnerungsreiche Weibnachtsfreude be- reiten, die ihre Villeggiatur in einem der hier in Wort und Bild gleih fesselnd geschilderten vielbesuchten Nord- oder Ostseebäder zu nehmen gewohnt sind.

Les Constitutions de tous les pays ciyvilisés recueillies, mises en ordre et annotées par Mme. la Princes s de Lesignano, Bruxelles, F. Hayez. Die gelehrte Verfasserin bietet hier in einem Bande vereinigt den Wortlaut der Verfassungs- urkunden sämmtlicer civilisirter Länder der Erde, den sie mit er- läuternden, bistorishen und staatsrechtlichen Anmerkungen begleitet hat. Vorausgeschickt ist dem Werke die „déclaration des droits de l’homme et du citoyen vom 26. August 1789“ und in einer Ein- leitung eine kurze Biographie des Abbé Siéyès, aus dessen Feder bekanntli der erste Entwurf zu der déclaration de droits de l’homme geflossen ist. Der eigentlihe Inhalt des um- fangreihen Werkes ist in zwei Theile gegliedert, deren erster größerer in alphabetischer Anordnung die Verfassungen der europäishen und deren zweiter die Verfassungen der außer- europäisben Staaten behandelt. An_ der Spiye des ersten Theiles steht Deutschland mit der Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871, der _auch die Verfasjung des Norddeutschen Bundes vom 24. Juni 1867 hinzugefügt ist. Daran sch{ließen sich die übrigen europäischen Linder mit ihren Verfassungen in folgender Reihe: Oesterreich-Ungarn mit den Reiché-Grundgeseßen vom 21. Dezember 1867; Badcn mit der Verfassungsurkunde vom 22. August 1818; Bayern mit der vom 19. Mai 1818. Hieran {ließt sich cin kurzes Resumé über die Gesetze für die parlamentarifcen Wahlen in den deutschen Staaten. Der näcste der aufgeführten Staaten ist Belgien mit seiner Konstitution vom 7. Februar 1831 und den Wahlgeseten vom 16. Mai und 26. August 1878. Ihm folgen Dänemark mit dem Grundgeseßze vom 28. Juli 1866 ; Spanien mit der [panischen Konstitution vom 30. Juni 1476 ; Frankrei mit den fonstitutionellen Gesetzen der Republik vom 23. Februar und 24. Dezember 1875 und in einem Anhange: dem Senatsbes{luß vom 21. Mai 1870, welcher die Verfassung des zweiten Kaiserreiches feststellt; Großbritannien und Jrland mit den Verfassung des Vereinigten Königreichs (1692—1878) und dem konstitutionellen System des britishen Kolonialrciches ; Griecenland mit der hellen's{hen Versa)tung vom 16./28. No- vember 1864; Italien mit dem DVerfassungëstatut vom 4. März 1848; Luremburg mit der Großherzogliben Konstitu- tion vom 17. Oftober 1868: die Niederlande mit dem Grundgeseßz vom 24, August 1815 und 28. Dezember 1898; Portugal und Algarve mit der Verfassungsurkunde vom 29. April 1826 und 5. Juni 1852; Preußen mit der Verfassung vom 31. Januar 1850; Rumänien mit der Konstitution der Vereinigten Fürstenthümer vom 30. Juli 1866 und 20. Oktober 1879; Rußland mit den „Verfafsungs-Präliminarien“ rom 16./28. Juni 1870; der avostolische Heilige Stuhl mit der Encyfklika vom 8, Dezember 1864 und 4. August 1879; San Marino mit dem Staats- gesetz vom 28. November 1849; Sacsen-Coburg-Gotha mit der Verfas- sung vom 3. Mai 1852; Schweden und Norwegen mit den skandinavischen Konstitutionen vom 6. Juni 1809 und 22. Juni 1866; die Schweiz mit dem Bundesgeseß vom 29. Mai 1874; die Türkei mit der otto- manishen Konstitution vom 23. Dezember 1876 (7. Zilbidje 1293); und \{ließlich Württemberg mit dem Verfassungsgeseße vom 29. Sep- tember 1819, Der zweite Theil umfaßt, wie bereits erwähnt, die Staats8grundgesete der außereuropäishen Staaten. Den Anfang machen bier die Vereinigten Staaten mit der Unabhängigkeitéerklä- rung vom 4. Juli 1776 und der Bundesverfa)tung vom 17. De-

787 ier {ließen ih: die Nepublik Meriko zember 1787, Hieran j sih: dic j mit der Bundesverfassung der mexikanishen Union vom 4, Februar 1857 und 6. November 1874 und das Gese über die konstitutionellen Reformen vom 24, Dezember 1874; die Republiken von Mittelamerika mit ihren Verfassungen und zwar: Guatemala vom 2. Oktober 1859, San Salvador 16. April 1871, Honduras 20. Ne- vember 1875, Nicaragua 19, August 1858, und Costa-Rica 26. Dezember 1859; dann folgen die Bersassung des Staates von Haiti vom 14. Juni 1867, die dominikanisde Kon- stitution vom 18. November 1844 und die brajilianische Verfassung vom 25. März 1824 und 12. Mai 1*40, an welche \sih die Republiken von Südamerika mit ihren Verfassungs: gesetzen reihen und zwar Venezuela mit der Konstitution vom 27. Mai 1874, Columbia vom 8. Mai 1863, Ecuador vom 11, August 1869, Peru vom 10, November 1860, Bolivia vom 11. August 1825, Chili vom 29. Oktober 1833, Paraguay vom 25. November 1870, Uruguat vom 10, September 1829, und die Argentiniscbe Konföderation vom 1. Mai 1853 und 6. Juni 1860. Afrika ist dur Egypten vertreten mit dem Verfassungéstatut vom 25. November 1866. Ein kurzes