1881 / 293 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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außer Zweifel. Die genannten Generale würden der Republik ebenfalls in loyaler Weise dienen. Hugues erwiderte: er erkenne zwar den hohen Werth dec Er- klärung des Ministers an, müsse aber bedauern, daß die Regierung nur unter den reaftionären Generalen fähige finde. Der Zwischenfall war damit erledigt. Gaudin richtete hierauf eine Anfrage an den Handels-Minister über den Jmport von trichinösem Fleische. Der Unter-Staatssekretär im Handels- Ministerium entgegnete: das Einfuhrverbot sei zurück- ezogen worden, weil die übergroße Menge ron importirtem î Leisch eine Beaussichigung unmöglich mache. Gaudin ver- langte wirksame Vorsichtsmaßregeln und brachte einen Gesetz- entwurf ein, nach welchem das von der Regierung zurück- gezogene Einfuhrverbot wieder hergestellt werden soll.

Der Prozeß des Minister-Residenten in Tunis, Roustan, gegen den „Jntransigeant“, welher Roustan finanzieller Spekulationen bei der tunesishen Angelegenheit beschuldigt hatte, gelangte heute zur Verhandlung. Aus den Aussagen der in der Arklage namhaft gemalten Zeugen er- gab sih kein ernster Beweis gegen Roustan.

Die Gerüchte von dem Rücktritte des Finanz-Ministers Allain Targé werden von der „Agence Havas“ für unbegründet erklärt.

13 Dezember, Abends. (W. T. B.) Jn dem Pro- zesse Noustan-Rochefort theilte der Minister-Präsident Gambetta dem Vorsißenden des Asffsis: nhofes \chriftlich mit, daß er alle als Zeugen vorgeladenen Beamten von den Be- stimmungen des Dekreis über die Zeugnißablegung ent- bunden habe.

14. Dezewber. (W. T. B.) Natrichten aus Tunis zufolge ist Ali Ben Khalifa auf tripolitanishes Gebiet geflüchtet. Gafsa wird eine ständige Garnison erhalten.

(Fr. Corr.) Der General Logerot telegraphirt tem Kriegs-Minister aus dem Lager von NRas-el-Ued, vom 8. Dezember:

J hatte das Lager von Ras-el-Ued am 1. Dezember verlassen und mich nach Bordj-el-Hamma gewandt. Als ih diesen Punkt er- reichte, hatten die Aufrührer ihn verlassen; aber das Erscheinen meiner Truppen führte die Einwohner von Dabdaba in ihr Dorf zurü. Sie baten mihch um Aman, den ich ihnen gewähren zu sollen glaubte. Als Strafe, daß sie den Insurgenten Zuflucht gegeben hatten, legte ih ihnen 100 Piaster per Kopf auf. Den Einwohnern von El Juasseur, welche sich an dem Aufstande nicht betheiligt hatten, gewährte ih den Aman ohne Bedingungen. Dann wandte ich mih nach Süden, wo ich die Lager von dreißig Fraktionen der großen Stämme der Metelit, Uled Saïd u. \. w. überfiel, die sich auf Gnade und Ungnade er-

aben. Ich habe sie entwaffnet und werde unter dem Schuße meiner olonne ihre gewöhnlichen Wohnsiße in den Umgebungen von Sfaxrx, Monastir und Susa aussuhen. Dort werde ih ihnen, nachdem sie eine noch näher zu bestimmende Kriegékontribution gezahlt, Aman- scheine ausstellen. Eine zahlreiche Bevölkerung wird damit der Boden- kultur, deren Zeit jeßt gerade wieder gekommen ist, wiedergegeben und der Süden von den Banden, welche ihn in Unruhe hielten, befreit sein. Am 6. wandte ih mich nach dem Ued-Zuara und nahm dort die Ergebenheitserklärung der Beni-Zid und ihres Häuptlings ent- gegen. Ich erreichte einen Militärposten auf dem rechten Ufer des UVed-Gabes, und wenn nichts dazwischen tritt, will ich mich am 12. De- zember, nachdem ich mich wieder verprovianlirt habe, nach Sfax in Bewegung seten.

Italien. Rom, 13. Dezembcr. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer sragte heute Zessari an, ob der Minister des Auswärtigen, Mancini, anläßlich des Theaterbrandes in Wien dem Schmerze Jtaliens Aus- druck gegeben habe. Dieser Schmerz sei um so lebhafter, als die Wiener Bevölkerung jüngst Beweise herzliher Sympathie für den König und die Königin gegeben habe. Mancini er- widerte: Graf Robilant sei beaustragt worden, dem Schmerze des Königs und der Königin in geeignetster Weise Ausdruck zu geben. Ftaliener seien bei dem Brande nicht verunglücckt.

Der Pap st celebriïte heute früh in dem Saale, in wel- chem die Canonisirungen vorgenon:men worden, eine stille Messe, welcher hauptsächlih die französischen Pilger unter Führung des Vicomte Damas und des Pater Picard bei- wohnten. Nach der Messe defilirten die Pilger vor dem Papst, der Allen die Hand zum Kusse reichte, an einzelne Pilger auch eine Ansprache richtete.

Das Zuchtpolizeigericht hat den Sizilianer Macaluso, welcher am 21. November d. J. einen Revolver in den Sitzungssaal der Deputirtenkammer warf, zu 1 jähriger Haft, 1 jähriger Internirung auf der Jnsel Jschia und zu 200 Fr. Geldstrafe verurtheilt.

Numäánien, Bukarest, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat den Adreßentwurf mit 35 gegen 1 Stimme unverändert genehmigt. Bei der Berathung desselben sprach der Minister des Auswärtigen Stateécu seine Befriedigung darüber aus, daß alle von der Regierung in der Donau- frage abgegebenen Erllärungen die beifällige Zustimmung des Landes gefunden hätten, er hoffe, daß die Adresse ein- stimmig werde angenomuien werden.

14. Dezember. Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Dekret des Königs, durch welches Chißzu an Stelle Bratiano's zum Finanz-Minister ernannt wird. Bratiano behält das ite A des Krieges, welches er bisher interimistish inne atte, bei.

Amerika. Washington, 13. Dezember. (W. T. B.) Die weitere jeßt veröffentlihte Correspondenz betreffs Chilis enthält ein Schreiben des Staatssekretärs Blaine an Hurlburt, oom 22. November, in welchem er seine Unzujriedenheit mit der Antwort Hurliburts an den Sekretär Pierola’s ausspriht, Da Hurlburt noch immer bei der Re-

ierung Calderons affkreditirt sei, so könne seine Antwort als verstanden werden in dem Sinne, daß die Vereinigten Staaten Calderon in Folge seines Entschlusses, kein Gebiet an Chili abzutreten, anerkannt hätten, Blaine spricht sich firrer mißbilligend aus über die mit Cal- deron abgeschlossene Konvention, betreffend die Abtretung des maritimen Etablissements in der Bai von Climbote an die Vereinigten Staaten. Dieselbe sei inopportun und die Festnahme Calderons und die Aufhebung seiner Regierung unbe- greiflih. Hurlburt müsse sich noch immer als bei Calderon afkfreditirt betrahten. Ein weiteres Schreiben Blaine's an den amerikanishen Gesandten in Peru, Kilpatrick, vom 22. No- vember, findet es {wer zu begreifen, wie Chili die Disposi- tionen und Jntentionen der Vereinigten Staaten mißverstehen konnte. Er hoffe, wenn die Thatsachen b@üglich der Festnahme Calderons bekannt sein würden, würde der Eindruck beseitigt werden, daß die Festnahme Calderons wie eine Abweisung der Vereinigten Staaten anzuschen sei. Ein Spezialgesandter der Vereinigten Staaten nah Chile habe den Auftrag, in Er- fahrung zu bringen, ob die jüngsten Ereignisse au nicht be- stimmt seien, die freundschafiliten Beziehungen zwischen Chie

und den Vereinigten Staaten zu unterbre@en. Er werde vor der Ankunft des Gesandten keinen Schritt thun, der die gegenwärtigen Schwierigkeiten noch verwickelter machen könne.

Kunst, Tissenschaft und Literatur.

Albrecht Dürers Holzschnittwerk in Auswahl mit Tert herausgegeben von Professor Dr. Karl von „Lüßow, Bibliothekar der K. K. Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach den Originalen aus der Kunstsammlung Sr. Königlichen Hoheit des Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen durch Lichtdruck als Facsimile ausgeführt von Arnold u. Zettler in München. I. Nürnberg. Verlag von S. Soldan, Hof-Buch- und Kunst- E Die Auswahl von Dürers Kupferstichen, welche die Verlagshandlung vor einigen Jahren in wohlgelungenen Facsimilenachbildungen herausgegeben hat, erhält durch diese Auslese aus dem olzschnittwerk eine werthvolle Ergänzung. In diesen beiden ältesten und edelsten Arten der vervielfältigenden

* Kunst gilt Dürer unbestritten als der größte Meister der Renaissance.

Wie die Grabsticheltewnik, so hat er auch den Holzschnitt, ohne ihn aus seiner Bahn abzulenken, zu eiyer vor ihm ungeahnten Vollen- dung emporgeführt. Nicht an seinen Bildern, sondern erst an den Kupferslichen und Holzschnitten können wir den Umfang und die Tiefe von Dürers Geist, die Kraft und Ursprünglichkeit seiner \{chöpferischen Phantasie vollkommen ermessen, und namentli N es die L schnitte, in deren einfachen, auf den ersten Blick oft unscheinbaren Umrifsen die Fülle seines Wesens sih offenbart. Nirgends erweist er sich poectischer, geheimnißvoller bis zu oft \chwer zu deutender Phantastik, nirgends aber auch \{lichter, gemüthvoller, volksthümlicher als in ihnen. Das Studium der Holzschnitte ist deshalb von gleicher Wichtigkeit für die Kenntniß Dürers wie für die seiner Zeit. Sie führen uns an die verborgensten Pforten des religiösen Lebens und zeigen uns dessen Wandlungen in den Gebilden des Künstlers; der biblishen Welt und der Legende gesellt sih das Dämonische, der Teufels\puk, die Alle- gorie, der neue humanistisbe Bildungéstoff. Endlich kommt dazu ein weiter, freicr Ausblick in die Wirklichkeit, in Landschaft- und Städte- wesen, Zeitgeschihte, Sitte, Tracht, kurz in den ganzen Umkreis des Lebens und der Natur, wie er den Menschen jener Epoche sich aufzu- thun begann. Viele der edeln Schöpfungen Dürers sind wegen ihrer Seltenheit und Kostbarkeit nur den reisten Museen zu eigen. Alle Freunde von Dürers Kunst werden es der Verlagshandlung daher Dank wissen, daß sie die bedeutendsten Hol;schnitte des Künstlers als Facsimiles, zu deren Herstellung Se. Königliche Hoheit der Fürst von Hohenzollern ihr die kostbaren Schäße seiner Dürer-Sammlung mit großer Liberalität zur; Verfügung gestellt hat, auf den vorliegenden Tafeln in täuschender Autführung auf holländishem Büttenpapier weiten Kreisen um cinen mäßigen Preis zugänglich maht. Wie die Verlagshandlung mittheilt, soll das Werk eine namhafte Anzahl hocinteressanter, seltener Blätter vorführen. Die vorliegende érste Lieferung bringt folgende 12 Tafeln: Christus am Kreuz. 1516. Der Triumpfwagen Kaiser Marximilians. 1522. Zwei Blätter. Wappen des Kaiserlichen Baumeisters Joh. Tscherte. Simson den Löwen bezwingend. Um 1497. Die fünf Kaiserliben Wappen- \cchilde. 1500. Die Anbetung der Könige 1511. - Der Tod und der Landéknecht und die Enthauptung Johannes des Täufers. 1510. Aus der Ehrenpforte Kaisex Marimilians 1515. Der Schul- meister 1510. Die Belagerung einer Festung 1527, 2 Blätter. Ulrich Varnbuler 1522, Kaiserlihen Rath und Freund Dürers. Aus der Chrenpforte Kaiser Marximilians 1515. Die Ausfüh- rung der Facsimiles ist eine ganz vorzügliche, der man unbedingte Anerkennung zollen kann. Eine dankentwerthe Gabe is auch der die Blätter begleitende und erläuternde Tert aus der berufenen Feder eines Kunsthistorikers von dem Range Lütows, welcher das Verständniß und die recht& Werthschätung der Holzschnittwerke Dürers mit kundiger Hand vermittelt. Wir können das treffliche Unter- nehmen allen Kunstfreunden ernster Richtung aus voller Ueberzeugung auf das Angelegentlichste empfehlen. Dasselbe ist so recht geeignet zu einem würdigen und werthvollen Weihnachtsgeschenk.

_— Das Märchen vom König Drosselbart, von Friedrich Noeber. Jserlohn. Verlag von J. Bädeker, 1881, Die . vorliegende dramatische Dichtung is durch eine altitalienise Novelle veranlaßt worden, welche sih in dem von Eduard von Bülow mit Unterstütung Ludwig Tiecks herausgegebenen Novellen- buch unter dem Titel: „Die Gräfin von Toulouse“ findet. In dieser Novelle ist das sinnige deutsche Märchen auf das wirkliche Leben übertragen, ihm dabei aber zuglei aller Duft geraubt worden. Der Verfasser dagegen hat in seiner Dichtung das Motiv desselben: die Umwandlung eines troßigen hochmüthigen Frauenherzens dur die Noth des Lebens, nicht nur in edler Weise poetish gestaltet, sondern auch in eine wirksame dramatische Form gebracht. Die Dichtung ist mit einem von Frit Roeber gezeichneten hübschen Titel- blatt ges{müdt.

Desselben Verfassers, von Otto Janke hierselbst verlegte „Ly- rishe und episbe Gedichte“ erschienen bereits in dritter Auflage. Zeichnen sich die lyrishen Gaben durch Formgewandtheit und Gedankenreihthum aus, so bieten die episben Gedicbte neben diesen Eigenschaften auch eîne große Mannigfaltigkeit der Stoffe, wie {on die folgenden Titel beweisen: Agilulph, König Manfred, König Wilhelm, Galla, Walther von der Vogel- weide, Ausonius, Prariteles, Anakreon, Glaukos und die Kranz- winderin, Caracalla, Pallas Athene, die Here, Roggentrude, Numi, Lucia (Fragment), die Tänzerin, Götterdämmerung. Der historis{ geshulte Denker zeigt \sich in diesen Gaben mit dem Dichter in sböônem Bunde. Das sehr hübsch ausgestattete kleine Bändchen empfiehlt \sih als preiswerthes Festgescbenk.

Klein und Thomé: Die Erde und ihr organisches Leben. Ein geographisches Hausbuh. Erster Band: Physische Geo- graphie von Dr, Herm. J. Klein. Zweiter Band: Tbier- und Pflanzengeographie von Dr. O. W. Thomé. Verlag von W. Spe- mann in Stuttgart. Das bevorstehende Weihnachtsfest hat die Ver- lagshandlung veranlaßt, au dieses stattlihe, rei; illustrirte Buch, das ein Seitenstück zu Hellwalds mit großem Beifall aufgenommenem Werke „Die Erde und ihre Völker“ ist, mit den Lieferungen 54—57 zum Abschluß zu bringen. Der erste Band (559 S. Tert,- 25 Voll- bilder und nabezu 200 Tertill.) bietet eine durch Reichthum des Jn- halts und fesselnde Lebendigkeit der Darstellung ausgezeichnete phy- sishe Geographie. Der zweite Band (652 S Text, 25 Vollbilder, nahezu 200 Tertill.) behandelt in gleiher Weise die Thier- und Pflanzengeographie. Große Belesenheit, rihtige Auêwahl des Stoffs und fesselnde Schilderung sowohl in wissenscaftlicher wie nationalökono- miscber Beziehung zeichnen den Text vortheilhaft aus. Auch die illu- strative Ausstattung verdient volles Lob. Werthvoll und mannig- faltig, neu und interessant, echöhen diese Bilder den Werth des Buchs, das ebensoviel Unterhaltung wie Belehrung bietet und fr Haus und Familie, für Lese-, Schul- u. a. Bibliotheken bestens empfohlen sei.

Von der neuen, 13. Auflage des Brockhaus'scen Konversations-Lexikons, die rasch und regelmäßig vorwärts schreitet, sind soeben wiederum 2 Hefte, das 6. und 7.,, erscienen. Dieselben reichen von „Alaun* bis zu „Almoraviden*“ und enthalten interessante und lehrreihe Artikel der verschiedeysten Art. Den bei- den Heften sind 3 Bildertafeln beigefügt: 2 Bildertafeln „Affen der neuen Welt“ und 1 Bildertafel „Algen“, sowie eine Karte eUebersicht der Alpen in Höhbenstufen.*

Gewerbe und Handel.

London, 13, Dezember. (W. T. B.) Die gestrige Woll- auktion {loß fest zu buranten Drehen,

Glasgow, 13. Dezember, (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der letzten Wocbe betrugen 9191 gegen 9049 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New-York, 12. Dezember. (W. T. B.) Weizenver \chif- fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nach England 58 000, do. nach dem Konti-

nent 20000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 150 000 Qrtrs.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 13, Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Suevia“ ist hier eingetroffen.

Verlin, 14. Dezember 1881.

Preußische Klassenklotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Hiehung der 3. Klasse 165. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 15 000 # auf Nr. 455.

3 Gewinne von 3000 4 auf Nr. 16494. 27519. 45197.

3 Gewinne von 1800 A auf Nr. 20781. 38114. 52733,

5 Gewinne von 900 # auf Nr. 20871. 44832. 64716. 73239. 86201.

7 Gewinne von 300 4 auf Nr. 15890. 18133. 53552. 69114. 74914. 79226. 94609.

An der gesiern bei Königs-Wusterhausen von Sr. Majestät dem Kaiser und König abgehaltenen Hofjagd haben. Se. Majestät der König und der Prinz Georg von Sachsen, Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, Se. Hoheit der Herzog von Sach- sen: Altenburg, Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz, Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm, Carl und Friedri Carl von Preußen nebst Allerhöôc,}stt- und Höchstihren Adjutanten, Prinz August von Württemberg und Prinz Heinrich XV1III, Reuß, theilgenommen, Die Jagdgesellshaft begab sih zunächst um 81/, Uhr Morgens mittels Extrazuges nah Halbe und bestieg daselbst die Jagd- wagen. Punkt 10 Uhr fiel am Kaiserstande der erste Schuß, in einem an den Brandlüchern der Oberförsterei Hammer abgestellten Jagen auf Sauen. Mittags 12 Uhr ward im Jagdzelte gefrühstückt und dann zum zweiten Jagen, einem mit Kamn:ern und Doppellauf abgestellten Lapptreiben in den Katenbergen der Obersö1sterei Hammer, gefahren. Hier fiel um 21/, Uhr der leßte Shuß und ergab die Gesammtstrecke beider Jagen die sür das dortige Revier sehr ansehnliche Strecke von 29 Schauflern, 148 Stück Damwild und 123 meist sehr groben Sauen.

Hiervon streckten Se. Majestät der Kaiser und König 7 Schaufler, 14 Wild, 18 Shwarzwili , Se. Majestät der König von Sachsen 4 Schaufler, 12 Wild, 19 Schwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen 3 Schaufler, 5 Wild, 6 Schwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Prinz Giorg von Sachsen 4 Schaufler, 6 Wild, 6 Shwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen 1 Schauf- ler, 1 Wild, 7 Schwarzwild, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg 1 Schaujler, 3 Wild, 3 Schwarzwild, Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz 1 Schaufler, 2 Wild, 3 Schwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm 12 Wild, 7 Schwarzwild, Se. Königliche Povelt der Prinz Carl 1 Schaufler, 4 Wild, 7 Schwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl 3 Schaufler, 3 Wild, 17 Schwarzwild, Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württenberg 3 Wild, 5 Schwarzwild. i

Geleitet wurde die Jagd vom Oberst-Jägermeister Fürsten von Pleß unter Assistenz des Hofjägermeisters vom Dienst, Freiherrn von Heinge, Ober-Forstmeister von Spankeren und Forstmeister von Sierakowski.

Der X. Delegirtentag der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger konnte in seiner zweiten Sitzung am heutigen Tage den General-Intendanten der Königliben Schauspiele, von Hülsen in seiner Mitte begrüßen. Hr. von Hülsen richtete einige mit großem Beifall aufgenommene Worte an die Delegirten, in deren Namen Präsident Berndal den Dank aussprach. Ver- treten sind außer den gestern {on genannten no das Hof- Theater zu Karlsruhe und die Bühnen zu Prag, Glogau u. A. Die Verhandlungen selbst erstreckten sich zunächst noch auf Angelegen- heiten der Pensionsanstalt. Der Rechnungsabschluß der Wittwen- und Waisen: Pensionsanstalt balancirt in Einnahme und Ausgabe mit 23 488,73 Die eingelaufenen Pensionsbeiträge beliefen sich auf 5024 M; 229 M. figurirten als Beiträge der Ehbrenmitglieder ; die Verwaltung selbst erforderte eine Avsgabe von 694,23 A Das Ver- mögen der Stiftung beläuft sih zur Zeit auf 80 930,10 #4 Dem Rechenschaftsberiht der Genossenschaft selbst entnehmen wir, daß das Vermögen der Genossenschaft sich in den letzten 10 Monaten wegen Veränderung des Rechnungsjahres umfaßt der Bericht diesmal nur diese Zeit von 22 385 auf 24231 Æ erhöht ; es ist somit eine Vermehrung des Vermögens um 1845 Æ zu verzeichnen; hervorgerufen durh die bei vielen Theater - Unternebmun- gen noþ immer obwaltenden beklagenêwerthen und trau- rigen Verhältnisse, hat eine nicht unerheblide Steigerun der zinsfreien Ausleibungen stattgefunden ; während im Vorjahr 1 Mitglieder mit 10676 A Vorschuß eingestellt waren, entbält der jeßige Rebnungsabs{luß 174 Mitglieder mit 16253 M TorlGuß. Die Beiträge der 3290 Mitglieder der Genossenschaft erreiten die Höbe von 4933 M, die Gesammteinnahme belief \ich auf 90997 M, dic Ausgabe auf 3751 M Letztere sett sich usammen aus 1232 laufende, 1586 A einmalige Unter- ftû zungen und 417 Æ niedergesblagener Darlehen; die Ver- waltungsfkosten beliefen sih auf nur 430 A4 Der Rechnungsabsc{luß der Zeitung der Genossenschaft konstatirt für die abgelaufene Ge- \{äftsperiode einen Gewinn von 1650 4 und einen Gesammtbestand von 1913 (4 Er liefert den erfreulihen Beweis davon, daß die Zeitung sehr wohl aus eigenen Mitteln zu bestehen vermag. Die Abonnements speziell ergeben einc effektive Einnahme von 11 934 M

Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Souterrain-Lokalitäten und Kellerräume des Ningtheaters wurden heute Vormittag von einer Kommission untersubt und vollständig erhalten gefunden. Der mittlere Parquetraum und das Orchester sind eingestürzt. Im Keller sind keine Leichen vorgefunden. Bis heute Vormittag 11 Uhr sind weitere 50 Anmeldungen Vermißter widerrufen, dagegen ist konstatirt worden, daß thatsäclich vermißte, im Theater gewesene Personen in die Liste der Vermißten noch niht aufgenommen waren.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

M 2983.

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Sf.

Berlin, Mittwoch, den 14. Dezember

Königreich Preufßen. Finanz-Ministerium.

Zusammenstellung der am 1. Oktober 1881 durch die Provinzial-Rentenbanken erzielten Resultate (excl. Ratzeburg).

Am 1. Oktober 1881 sind an Renten übernommen:

erhalten :

Die Berechtigten haben dafür Abfindungen

Die ausge- loosten,am\Oje Kapitalien, welche von

Bezeichnung zu 2/10 des Betrages der

vollen Rente

der

a. aus der b. von den Staats-Kasse | Pflichtigen

M. M

Rentenbank.

überhaupt

des Betrages der vollen

in Renten- Summa briefen

baar sämmtlicher resp. (Kapital- Schuld-

verschrei- spizen) bungen

M S M. G) M,

zu 9/10

Rente Renten

M S

An

Renten-Abl5- L R den Pflichtigen mit dem talien find bis L E

(20) l l j s . an r E zum 1. Oktober briefe rep, eingezahlt find, und wofür er A iris Schuld- e Derecnglen. die i

igt resp. Hoi, | dungen in Rentenbriefen

Abfindungen. eingezahlt Mare verlangt haben, betragen:

betragen

M. 2 M. H M. M,

B E 71 620|— Del s e S 20 336/30 Königsberg . . . e H 40 845/80] Magdeburg, und zwar: - : aus der Provinz Sachsen . 54 0841 s f Hannover . 2 915/60 „Münster und zwar: aus Westfalen und der Rheinprovinz . . 9 931/30 aus der ProvinzHessen-Nassau 61 9 782|— Me A 34 6224 tettin, und zwar: aus der Provinz Pommern . 19 474/40

B z Schleswig- S 261 39 845/40

oto] Nummer.

71 620 j 71 620|— 20 336 20 336/30 40 845 40 845/80

94 116 54 116/50 4 385 7 521/95

1576 350| 15 205 55/9 449 760} 2157,77!/9 898 350] 9334 444/9

| 1186395] 16 193 88/9 159 810 375/111/9

10 480 3) 10 954/45

9 843 11 557|721/a 34 622 34 996/60 19 47440 19474 40 427 3500| 5 264 444/9

40 107130 4225/80} 4433310 971 865] 3 924 333/9

938 500] 387948 249 9751| 3053/77 766 050] 10 820 6686/9

1591 555 55579 3284341] 362 100] 451 917|777/9 57 629 80| 730 200

907 684/444/9 1471194] 188 700

1 202 588 888/9 64 211/64| 8348 A 648 160 185 111/9 1 698/59 13 320 29 403

242 3709 48 27 512/651 229 500 10 989 253 028.77 37/98 | 1228 776 870 6686/9 1045425] 301 650 E 432 764 444/9 28 323/16} 9210 675 E

| 975 789 333/9 34 891/82] 135 450] 9 238

Summa 5 375 303 457/30] Hierzu die in den E Ter- minen von den Rentenbanken

übernommenen Renten und die

305 832 621/2

9924200 315 (56 821/21 6 924 D551 10 209/4729

dafür ausgefertigten Rentenbriefe] 1 291 786 264 552/3017 556 338/30 11 195 746 10/18 752 084/40 [412 612 860/1 442 912/775/9]/414 055 772/775/9 | 11 700 603/5174 706 315

6 994 7644729 272 314 84] 2 520 045 47 506 50

11 701 012! 32 l ab 408 81]oon rückgängig gewordenen Ablösungen.

200

Summa Außerdem sind an Renten über- nommen und haben die Berech- tigten dafür anSchuldverschreibun- gen erhalten : : a. von der Paderborner Til-

gungskasse . . . . b. von der Eichsfeldschen Til- gungskasse. . .

243 154/31 128 970/37

6 090 000} 893604 3 437 745 —_ 1

—— a—— _

1294 161 G8 009 6017 862 170 9217 [T 205 67030119 067 841/2212 1419 537 4151 513 122 247/9[421 050 537 247/90 | 11 972918 35/77 226 3601 25 883 226 |

6 098 936 04 3 437 745

993 880 —| 5 920 500 315 174 17| 1 429 545

- |-

Ueberhaupt T2971 161/321/2 16 568 009/6017 862 170,921/2 [I 205 670/30[19 439 965/901/2 [429 065 160[T 522 058 287/9430 587 218 287/9] 13 281 972/5284 576 405]

29883226 | 50

Nichtamiliches.

Preußen. Berlin, 14, Dezember. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (15.) Sigung trat der Reih 8- tag in die Berathung des Antrags des Bundesraths, be- trefsend die Errichtung eines Reichstagsgebäudes, ein. Der Antrag lautet : / 2

„Der Reichstag wolle beschließen, daß 1) das Reich2tagsgebäude auf dem in dem anliegenden Situationsplane (Ostseite des Königs- plates) umzogenen Playe zu errichten sei, 2) die Mittel zu dem erforderlichen Grunderwerb aus dem Reichstaggebäudefonds durch einen Nachtrag zu dem Reichshaushalts-Etat zur Verfügung zu stellen seien, 3) der Reichskanzler zu ermächtigen sei, im Ein- verständniß mit einer aus Mitgliedern des Bundesraths und Reichs- tags gebildeten Kommission die für den Grunderwerb und die Aus- führung des Baues nothwendigen weiteren Vorbereitungen zu treffen.“

Nah §. 2% der Geschäftsordnung müssen alle Vorlagen, auch wenn sie keine Gesezentwürfe enthalten, einer dreimaligen Berathung unterworfen werden, wenn nicht mit Zustimmung des Bundesraths eine einmalige Berathung beschlossen wird. Der Präsident {lug vor, diesen Antrag in abgekürztem Ver- fahren durch einmalige Berathung zu erledigen.

Der Staats-Minister von Boekticher erklärte Namens des Bundesraths, daß, sofern das hohe Haus es bei einer einma- ligen Berathung des vorliegenden Antrages würde bewenden lassen, der Bundesrath dagegen keinen Widerspru erheben werde.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, er würde eine einma- lige Berathung dieses Antrages nicht für zutreffend halten.

Bei der Abstimmung trat das Haus mit großer Ma- jorität dem Vorschlage des Präsidenten bei.

Vor Eintritt in die Berathung referirte der Abg. Hoff- mann im Namen der Petitionskommission über eine Petition des Direktor Engel, Besißer des Krollschen Etablissements. Petent proponirte das Terrain, soweit eine Verfügung darüber ihm zustehe, für den Preis von 1 680 000 ( Petent erörterte die Pee dieses Playes sür das Reichstagsgebäude in Be- zug auf seine günstige Lage zur Stadt, und in Tus auf die Möglichkeit unter Zuhülfenahme eines Thiergartenstüdes cinen Erholungsplay für die Abgeordneten zu schaffen, und betonte \{ließlich, daß die Erwerbungskosten sich um circa 61/, Millionen billiger stellen würden, als die des Raczynski'schen Palais. Die Kommission beantragte, diese Petition durch die zu fassenden Beschlüsse für erledigt zu erklären. i

Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) unterzog die bis- herigen Entwürfe sür den Bau eines Reichstagsgebäudes einer eingehenden Kritik, Ec habe {hon im Jahre 1879 sih gegen den hier in Vorschlag gebrachten Play erklärt und müsse sih auh heute noch dafür aussprechen, daß - der sog. kleine Königsplatz, das Terrain m der Siegessäule und der Alsenbrüdcke, für den in Rede stehenden Zweck weit an-

emessener sei. Gewichtige Autoritäten hätten sich dieser Ansicht angeschlossen; vor Allem sei sie in einer Denk- (arif des bisherigen Stadtbau-Raths Blankenstein, eines annes, dem niht nur Sachkunde, sondern au genaue Einsicht in die lokalen Verhältnisse zur Seite stehen, in ‘gründlicher und eingehender Weise vertheidigt worden. Fhn den Redner selber hätten ferner hervorragende Architekten dringend aufgefordert, hegen das Raczynskishe Palais aufzu- treten ; au habe sih die Ober-Baudeputation einstimmig für den kleinen Königsplaß erklärt. Nicht unerheblich falle hier- bei der finanzielle Gesihtspunkt ins Gewicht. Der von der Regierung vorgeshlagene Bauplay müsse erst mit vielen Millionen erworben wrden, während nah seinem Pro- jekt der Terrainerwerb gar fkeine Kosten verursache. Das Mindeste, was diese Erwägung erheische, sei doch

siherlih, daß die Sache niht über das Knie ge- brohen werde! Mögen die res doh ihre Ungeduld etwas zähmen! 14 Millionen seien keine Kleinigkeit, die der Reichstag so ohne Weiteres bewilligen könne. Er sei sogar der Ansicht, daß man unter Umständen auf den Bau eines monu- mentalen Neichstagsgebäudes verzichten könne, wenn man sich nämlich entschlösse, statt dessen Arbeiterwohnungen zu bauen, an denen in Deutschland -noch großer Mangel sei. Er sei überzeugt, daß fih der Reichstag durch diesen Akt der Ent- sagung den lebhaften Dank der Mehrheit des deutschen Volkes erwerben werde. Neben den finanziellen drängten si aber auch ästhetische Gesichtspunkte auf. Die jeßige Zeit leiste an Geschmadcklosigkeiten und Unschönheiten Großes; der Sinn für die plastishe Kunst sei in Deutschland so gut wie gar nicht ausgebildet. Der Bohnstedtshe prämiirte Entwurf zeige eine Façade mit einer großen Anzahl Säulen und einem Triumphbogen. Er frage, wer habe sich nicht bedrüdt gefühlt, als er diesen Triumphbogen gesehen habe ? Aehnliche Geschmadllosigkeiten weise z. B. der Düsseldofer Ständepalast auf. Werde denn nur für Architekten gebaut ? Da ziehe er es vor, um allem Welsch und aller Renaissance aus dem Wege zu gehen, lieber in diesem Hause zu bleiben, in dem man sih doch nun einmal eingelebt habe. Der Abg. Löwe habe zwar seiner Zeit ein Schauergemälde von diesem Gebäude entworfen; derselbe habe darauf hingewiesen: „die Wände könne man mit dem Finger einstoßen, da sie nur aus Leinewand hergestellt seien; der Reichskanzler, die Staats- Minister und das Präsidium seien gewissermaßen in Lein- wand eingehüllt ; ein ausbrehendes Feuer finde die ergiebigste Nahrung“. Das sei doch wohl sehr übertrieben. Der Abg. Rickert habe sich seiner Zeit nah diesem Gebäude gesehnt, um es für den Landtag zu benutzen; da könne es wohl nit so {limm sein, Jedenfalls lasse sich aber diesen Mängeln durch einen Umbau abhelfen. Gegen den Luxus, mit dem nach dem Bohnstedtshen Entwurf die Präsidial- wohnung ausgestattet werden solle, müsse er sih entschieden erklären. Was solle der Präsident mit 16 bis 18 Zimmern und einer Stallung für 6 Pferde? Der Präsident werde doch niht immer reiten wollen? Und einen Reihsmagnaten werde man doch: niht immer zum Präsidenten haben! Wer bürge \{ließlich dafür, daß der Reichstag stets in Berlin tagen werde. Habe der Reichskanzler niht wiederholt dem Gedanken einer Verlegung des Sigzes des Reichstags nah einer kleineren Stadt Ausdruck gegeben? Dazu komme, daß für Berlin als Sih des Neichstags nur der Usus, keineswegs Recht und Ver- E a \spräheu. Wenn er an das Jahr 1848 denke, so er- cheine ihm die Nealisirung dieser Jdee weder unwahrschein- lih noch unsympathisch. Auch dieser Gesichtspunkt lasse es angemessen erscheinen, vorläufig in der Frage des neuen Reichstagsgebäudes noch eine zuwartende Stellung einzunehmen. Jn diesem Sinne beantrage er, die Vorlage einer Kommission von 14 Mitgliedern zu überweisen.

Der Abg. Gerwig beklagte es, daß von jener nationalen Begeisterung, die noch vor Jahren so hoch gegangen sei, jeßt wenig mehr übrig sei. Er wolle dem Borredner das Zeugniß niht versagen, daß derselbe dieser Frage eine große Thätigkeit gewidmet habe, könne jedoch die pung nit unterdrüden, daß die heutige Nede desselben die letzte sei, dic derselbe über diese Angelegenheit gehalten habe. Mit seinen Aeußerungen über den Bohnstedtshen Entwurf komme der Abg. Reichen- sperger 10 Jahre zu spät, Mit der Wahl des Raczyns- em Palastes sci man bei dem ursprünglihen Plan wieder angelangt. Jett heiße es, einen festen Entschluß fa en und der Sache ein Ende machen. Der Vorredner habe i

egen die Ehre der deutschen Künstler gewandt und ihnen Ges@miadclosigkeit und Deellaca At vorgeworfen. Der Abg.

Reichensperger könne ja aber derselbe werde doch wahr- \cheinlih in die Kommission gewählt werden, welche Redner beantrage seinen Einfluß im Sinne einer Verhinderung derartiger Uebelstände geltend machen. Die Vorlage zur Vor- berathung in eine Kommission verweisen, heiße die Sache auf die lange Bank schieben. Er bitte vielmehr, den Entwurf pure anzunehmen und zu beschließen, daß der Reichstag sein Präsidium und 7 Mitglieder zu einer Kommission bestimme, die unter Jutegung von Technikern die weitere Ausführung zu überwachen habe. : ; Der Abg. Marcard erklärte, er wolle die Herren nicht lange aufhalten und deshalb dem Vorredner auf das Gebiet der s{önen Künste, der vaterländishen Begeisterung und der Ausgabe von Millionen zum Besten des Berliner Gewerbes nicht folgen. Er habe sih das Wort erbeten, um in seinem Namen nicht allein gegen die Vorlage, sondern über- haupt gegen den Bau eines neuen Reichspalastes zu sprechen. Nachdem er jedoch auf solhe Weise Zeugniß über seine Stellung zu diesem Gegenstande abgelegt habe, wolle er in Rücksicht auf die gegenwärtige Lage der Sache auf das Wort verzichten. Der Abg. Frhr. von Stauffenberg bemerkte, die Rede des Abg. Reichensperger sei ihm nicht ret klar geworden, Wäh- rend derselbe in dem ersten Theile seiner Rede dafür plädirt habe, daß das Reichstagsgebäude nicht auf dem von der Re- gierung vorgeschlagenen Plage errichtet, vor Allem nichts über- eilt werde, habe derselbe sih in dem zweiten Theile gegen den Bau überhaupt gewendet und zuleßt gar die Ansicht aufgestellt, daß es nicht angemessen sei, den Bau hier in Berlin aufzu- jühren. Der Abg. Reichensperger habe dieser Ansicht noch eine eigenthümliche Jlluftration gegeben, indem derselbe hinzu- gefügt habe, daß ein Beshluß im Sinne der Geseßesvorlage der Verfassungsbestimmung, welhe dem Kaiser das Recht gebe, den Reichstag dahin zu berufen, wohin derselbe wolle, zuwiderlaufe. Er glaube, würde der Abg. Reichensperger diese Ansicht logisch weiter verfolgen wollen, so müßte es ihm als das Beste erscheinen, wenn ein transportables RNeichstagsgebäude errichtet würde. Der Abg. Reichensperger abe sodann in glänzender Weise die Vorzüge, welhe das jeßige Reichstagsgebäude biete, hervorgehoben. Aber auf Vor- üge, wie sie der Abg. Reichensperger schildere, auf Bequem- lichkeit und Gemüthlichkeit komme es bi dieser Vorlage gar nit an. Es handele sih bei der Ausführung dieses Baues viel- mehr um einen Gedanken, welcher den Reichstag zu allen Zeiten geleitet habe und ihn in dieser Heil besonders leiten sollte, um den Gedanken, ein monumentales Gebäude zur Feier der Erinnerung an die Vereinigung der deutshen Stämme zur deutschen Nation zu errihten. Dieser Gedanke solle allein maß- gebend Jen für den Bau des neuen Reichstagsgebäudes und nicht kleinliche Gesichtspunkte, und darum sei es gleicgiltig, in welchem Zustand sih das gegenwärtige Gebäude befinde. Man habe davon gesprochen, die Mitglieder des Reichstages sollten nicht so ungeduldig sein und der Neichêtag sollte in dieser Sache vom Abg. Reichensperger doch Geduld lernen. Der Reichstag sei seit E Jahren mit dieser Frage beschästigt; es würde für ihn das beshämendste Gefühl sein, wenn der Reichstag jeyt aus dieser Berathung und nah diejem Antrage wieder zu dem alten Resultat käme. Man sei jeht glücklih wieder auf den Plan zurückgekommen, der zuerst von der Regierung und dem Reichstage vorgeshlagen worden sei und ouf den die Konkurrenzentwürfe gebaut seien. Er hoffe, daß in dem- selben Geiste, in welhem damals der erste Beschluß gefaßt worden sei, jet auch der neue Beschluß gefaßt werde und daß man endlih zu dem erwünschten Ziele komme, Ueber die architektonishe Frage Me zu entscheiden sei jezt niht Sache des Reichstags, sondern der Kommission, eren Befugnisse der Reichstag vielleicht in einer späteren

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