1881 / 296 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Neuaufnahmen ergänzt, reköognoszirt und mit Höhencôten versehen worden sind, redigirt. Sie enthält Theile der Kreise Nordhausen und Worbis (Regierunsbezirk Erfurt), der Landdrostei Hildesheim und des Herzogthums Braunschweig. Die Sektirn Geisa gründet sich auf ältere furbessishe und preußische Aufna®,men aus den Jahren 1850, 1852, 1857 und 1869, welche in den Jahren 1875 bis 1877 dur die Topographische Abtheilung rekogno®zirt und mit zahlreichen Höhen- côten ergänzt worden sind. Der bayerische Theil ist vom Topo- graphischen Bureau des Königlichen bayerischen Generalstabes im Jahre 1881 vekogno3zirt. Jn administrativer Beziehung sind auf der Sektion Geisa Theile der Kreise Fulda, Gersfeld und Hünfeld (Regierungsbezir® Cassel), des Großherzogthums Sachsen-Weimar Und des Herzogthums Sachsen-Meiningen, sowie des Königreichs Bayern zur Darstellung gekommen. M | L

Die 12 penannten Kartenblätter repräsentiren eine Fläche von 209,3 zæogr. Bu -Meilen, von welchen 176,4 auf das Land und 32,9 auf des maritime Gebiet (Nordsee) fallen. Leßteres enthält eine vollständige Darstellung der Watten und Hochsände (die Trümmer einer unterzegangenen Küftenzone), sowie eine Auswahl Tiefenzahlen und See- zeichen. Die Tiefen-Kurven begrenzen Stufen von 2, 4, 6 und 10 m. Diese maritimen Angaben sind den neuesten Seekarten der Kaiserlich deutschen Admiralität entnommen. E

Das bereits früher veröffentlihte Blatt Westerland enthält eine „Rebersiht der Höhenlage des Mittelwafsers an 23 Pegeln der Ost- und Nordsee, sowie des mittleren Fluth- und Ebbestandes gegen den Normal-Nullpunkt, auf welchen sih alle absoluten Höhenangaben Des ‘deutscen Festlandes in den neueren Kartenblättern bezichen.“ Für die diesseits veröffentlichten Kartenblätter (im Ganzen jeßt 180 Blätter in Kupferstih und 166 provisorische Blätter in Litho- gravhie) ist dec Kommissions-Debit der Simon Schroppsben Hof- Landkartenhandlung in Berlin, Charlottenstraße 61, übertragen worden. Die älteren lithographirten Blätter der „Topographischen Karte des preuyishen Staats“ Nr. 111 Putlit, Nr. 129 Lenzen, Nr. 226 Benneckenstein und Nr. 288 Geisa werden, nachdem dieselben jeßt dur die Kupferstichsektionen Nr. 182 Parchim, Nr. 212 Lenzen, Nr. 361 Nordhausen und Nr. 463 Geisa erseßt worden sind, nicht méhr debitirt. 5

Der Preis eines jeden neu erschienenen Blattes beträgt 1 M 50 „§ und ist dasselbe nach vorgängiger Bestellung durch jede Buch- und Landkartenhandlung zu beziehen. Daselbst kann auch das Uebersichts- Tableau und das gedruckte O aller bereits vorhandenen und EXünftig erscheinenden Sektionen der Karte des Deutschen Neiches ein- gesehen werden.

Berlin, den 15, Dezember 1831.

Königliche Landes-Aufnahme. Kartographishe Abtheilung.

eerz, Oberst und Abtheilungs-Chef.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und«- Verseßungen. Im aktiven Heere. Berlin, 10. Dezember. v. Livontus, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 1, vom 1. Januar k. J. ab auf ein Jahr zur Dienstleist. bei der Leibgensd’armerie kommandirt. 13, Dezember. v. Berken, Gen. Lt. und Kommandant von Berlin, zum Commandeur der 29, Division, v. Winterfeld, Gen. Major und Commandeur der 9, Kav. Brig., zum Kom- mandanten von Berlin, v. Franckenb rge ERZtwiY, Oberst und Commandeur des Ulanen - Regiments Nr. , unter Stellung à la\ auite dieses Regts., zum Commandeur der 9. Kav. Brig., v. Treskow, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz. voea Ulan. Regt. Nr. 1, zum Commandeur des Ulan. Regts. Nr. 3, erannnt. v. Blücher, Major und Escadr. Chef vom Drag. Regt. Nr. 17, als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Ulan. Regt. Nr. 1 verseßt. Baron v. Rodde, Rittm. vom Drag. Regt. Nr. 17, unter Entbind. von dem Kommando zur Dienstleist. bei des Erbgroßherzogs3 von Mecklenburg-Schwerin Königl. Hoheit, zum Escadr. Chef ernannt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 8. Dezember. Herwarth v. Bittenfeld, Oberst a. D., zuletzt «Commandeur des Train-Bats. Nr. 5, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des Drag. Regts. Nr. 2, Goßler, Oberst-Lt. a. D., zuleßt Major und Bats. Commandeur im Fuß-Art. Regt. Nr. 8, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Unif. des vorgen. Regts., zur Disp. gestellt. v. Arnim, Major a. D., zuleßt Hauptm. u. (Tomp. Chef im 4. Garde-Gren. Regt., die Aussicht auf Anstellung in der Gensd'armerie ertheilt, 10. Dezember. v. Scheffler, Gen. Lt. und Commandeur der 29. Div., in Genchm. scines Ab- chiedsgesuches mit Pens. zur Disp. gestellt.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 17. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König besuchten heute Vormittag die gestern Abend hier eingetroffene Fürstin zu Wied, Königliche Hoheit, und nahmen den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albedy!l entgegen.

Nachmittags um 4 Uhr hielt der Reichékanzler Fürst von Bismarck Sr. Majestät Vortrag.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin entpfing heute den Fürsten und die Fürstin zu Wied.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gesiern Vormittag 111/; Uhr einige mili- tärishe Meldungen entgegen.

Nachmittags 4?/, Uhr empfingen Jhre Kaisérlihen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlihen Herrschaften den bisder am hiesigen Hofe beglaubigten französishen Botschafter Grafen Saint Vallier in Abschieds-Audienz.

Am Abend besuchte Se. Kaiserliche Hoheit die Vorstellung im Victoria-Theater.

In der am 16. Dezember unter dem Vorsitße des Staats-Ministers von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths theilte der Vorsißende zunächst die in der Plenarsißung des Reichstags vom 13. d. M. in Betreff der Errichtung eines Reichetagsgebäudes gefaßten Beschlüsse mit, und behielt sich vor, wegen der Zahl und der Auswahl der aus dem undesrath zu wählenden Mitglieder der nach Maßgabe dieser Beschlüsse zu bildenden Grunderwerbs- und Waukommijsion in einer der nächsten Sißungen weitere Vorschläge zu machen. Hierauf {ritt die Versammlung zu der wegen Ablaufs der Amts- dauer erforderlihen Neuwahl der vom Bundesrath zu wäh- lenden itglieder der Neichs-Schuldenkommission. Einige Gesuhe von Privaten, betrcffend die Zolltarifirung von Löffeln und Gabeln aus verzinntem Eisenblech, die Ver- zollung von Fleishpräserven in Blehbüchsen, und die Ab- änder ung der Vorschriften zur Ausführung des Tabak:

steuergeseßes, wurden gemäß den Anträgen der Aus- schüsse ablehnend besGieden. Den Anträgen der Ausschüsse zu der Vorlage, betreffend die Ermächtigung von Steuerstellen zur Abfertigung des mit dem Anspruch der Steuervergütung auszusührenden Zuders, ertheilte die Versammlung ihre Ge- nehmigung. Ebenso wurde gemäß den Vorschlägen der Aus- schüsse der am 3. November 1881 zu Bern unterzeichneten internationalen Reblaus-Konvention und dem am 26. Novem- ber 1881 zu Berlin unterzeihneten Konsularvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Griechenland die Zustimmung er- theilt. S@ließlih wurde ein Antrag der zuständigen Aus- schüsse, betreffend die Herbeiführung einer Vereinfachung des Verfahrens über Gesuche um Dispensation von den Prüfungs- vorschristen für Seeschiffer und Steuerleute, angenommen.

Der Bundesrath hat in seiner Sißung vom 30. No- vember d. J. beschlossen, daß den Fabrikanten, welche Essig vorwiegend zu einem Gehalt von mindestens 8 Proz. an Essig- säure (Essigsäurehydrat) bereiten, Seitens der Direktivbehörden gestaitet werden kann, den Branntwein neben dem vorge- schriebenen Wasserzusaße (statt mit 100 Proz. Essig von 6 Proz. Gehalt) mit 50 Proz. Essig von 12 Proz. Gehalt an Essigsäure (Essigsäurehydrat) zu vermischen.

Der Bundesrath hat in seiner Sißuna vom 5. Dezem- ber d. J. beschlossen, die Bestimmung im §. 1 der Verordnung zur Ausführung des Geseßes über die Salzabgabe, vom 12. Oktober 1867:

„Die Salzabgabe wird nach dem Nettogewicht erhoben. Es ist zulässig, das Nettogewicht bei Salz in Säcken durch Abzug ciner Normaltara von einem Prozent vom Bruttogewicht fest- zustellen. Dieses darf jedoch niht geschehen, wenn das Gewicht der Säcke augenscheinlich unter diesem Tarasatz bleibt oder wenn der Steuerpflichtige ausdrücklich Nettoverwiegung oder Verwiegung der Tara beantragt“ ;

durch die nachstehende Vorschrift zu ersetzen :

„Die Salzabgabe wird nah dem Nettogewicht erhoben. Die Ermittelung des letzteren kann bei Salz in Säcken in der Weise erfolgen, daß das Gewicht der zur Verpackung dienenden Säe er- mittelt und von dem durch die Verwiegung der gefüllten Kolli sich ergebenden Bruttogewiht abgeseßt wird. Dabei ist es statthaft, mehrere Salzsäke von gleicher Größe und gleihem Stoffe zu- A zu verwiegen und hiernach eine durchschnittliche Tara zu erechnen.

Von der Ermittelung des Nettogewihts durch Verwiegung kann Umgang genommen werden, wenn der Steuerpflichtige sich mit einer Taravergütung von 49% begnügt.“

Die vereinigten Aus\{hüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sizung zusammen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Reichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

In der heutigen (19.) Sißung des Reichstages, welcher die Staats-Minister Bitter und von Boetticher und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath, sowie Kom- missarien desselben beiwohnten, wardzunächst von dem Präsidenten die Mittheilung gemacht, daß dem Hause die revidirte inter- nationale Reblauskonvention zugegangen sei. Das Haus schritt sodann zu der Wahl des Präsidenten und. der beiden Vizé-Präsidenten sür die Dauer der Session. Auf Vorschlag des Abg. von Bennigsen wurde das jeßige Präsidium durch Acclamation wiedergewählt. Jn seinem und der beiden Vize- Präsidenten Namen nahm der Präsident von Leveßow die Wahl dankend an. Das Haus seßte sodann die Berathung des Neichshaushalts-Etats sür das Jahr 1882/83 mit dem Etat der Zölle und Verbrauchssteuern fort. Zu- nächst ergriff das Wort der Referent der Budgetkommission, Abg. von Wedell-Malchow zu einer Vervollständigung seiner Mittheilung in der vorigen Sißung. Jn Folge derselben be- antragte der Abg. Dr, Lasker, den Titel des Reichshaushalts- Etats, in dem für den Zollanschluß der Unterelbe 200000 46 ge- fordert worden, für heute von der zweiten Lesung abzuseßen und die Berathung desselben nah den Ferien vorzunehmen. Hierüber entspann si eine längere Diskussion, an der die Abgg. Richter, Löwe, Dr. Hänel, Frhr. von Minnigerode, von Bennigsen, Dr, Windthorst und Rickert theilnahmen. Da überall hervor- gehoben wurde, daß die Position eine Rechtsfrage involvire, die ohne Materialien im Hause niht entschieden werden könne, so wurde der Titel 1 von der Lesung ab- geseht. Das Haus trat darauf in die Berathung der Ta- baks steuer ein. Nah dem Bericht des Referenten ergriff das Wort der Abg. Schneider, um zu bemerken, daß sich troy gegentheiliger Versicherungen in der Botschaft das Tabaksmonopol angekündigt finde. Das beunruhige in den weitesten Kreisen der Tabaksindustrie. Auf dem deutschen Handelstage hätten sich von 88 Stimmen 80 gegen dasselbe erklärt. Die Frage, ob das Monopol die Erträge bringen werde, die man von demselben erhoffe, sei zweifelhaft. Er für sein Theil glaube, daß, wenn die bisherigen Jnteressenten entschädigt werden sollten, auf einen Verdienst für den Staat nicht zu renen sei. Die Einführung des Monopols würde den in- ländischen und ans[ändishen Tabakshandel ruiniren und damit auch den Tabaksbau selbst beschränken. Eine solhe Einschränkung sei gleihbedeutend mit einer Entwerthung des Bodens und der Vernichtung der kleineren Tabaksbauer. Noch \{limmer würde die Ver- wüstung sein, welhe das Monopol in den Distrikten der Tabakefabriken anrihten werde. Ein großer Theil der Ar- beiter würde in den Staatéfabriken niht beschäftigt werden können. Die Armenlast in den einzelnen Industrie - Ortschaften würde gesteigert und diese Ge- meinden ruinirt werden. Baden habe die Einigung Deutsch: lands mit Freuden begrüßt und keine Opfer gescheut, aber die Opferfreudigkeit werde hwinden, wenn man das Monopol einführe. Seit Jahr und Tag höôre man reden, daß die nationale Arbeit geschüßt werden solle, Nun, die Tabakeê- industrie sei die zweitgrößte Jndustrie in Deutschland, und doh müsse der Tabak immer aufs Neue bluten.

Beim Schlusse® des Blattes nahm der Staatssekretär des Reichéschaßamts, Scholz, das Wort. s

Der Kaiserlihe Botschafter Prinz Neuß ist nah Wien zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Bot- schaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtiate zum Bundesrath, Königlich württembergishe Wirklihe Geheime Kriegsrath von Horion ist nah Stuttgart abgereist,

Für Angehörige von Deutschen Kriegern, welche auf dem Kirhhofe Notre Dame zu Versailles in fäuflih erworbenen Grabstätten ruhen, wird es von Jnteresse sein, zu erfahren, daß die Mairie zu Versailles die richtige

Verwendung etwaiger Jahresbeiträge zur Jnstandhaltung dieser Gräber überwacht, wenn ihr diese Beiträge durch Ver- mittelung der Kaiserlich Deutschen Botschaft in Paris unter genauer Bezeichnung der betreffenden Grabstätten zugehen.

Die Munizipalität von Salonik hat an die dortigen Konsuln der fremden Mächte das Ersuchen gerichtet, die in- dustriellen und finanziellen Kreise ihrer Länder für den Bau einer Wasserleitung zu interessiren, miitelst welcher die Stadt Salonik aus dem, vier Stunden von derselben ent- fernten Flusse Vardar mit Wasser versorgt werden soll.

Unternehmer, welhe sich über die Angelegenheit

näher zu unterrihten wünschen, haben sich an die genannte Munizipalität zu wenden.

Nat der im Neichs8-Eisenbahn-Amt aufgestellten, in der Zweiten Beilage veröffentlihten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen ausschließlich Bayerns im Monat Oktober d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus-. {luß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeihnen: 7 Entgleisungen und 5 Zusammen- stöße auf freier Bahn, 32 Entgleisungen und 50 Zusammensiöße: in Stationen und 180 sonstige Unfälle (Ueberfahren von. Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel-Explosionen und andere:

Betriebs-Ereignisse, wobei Personen getödtet oder verleßt.

worden sind).

Vei diesen Unfällen. sind im Ganzen, und zwar größten- theils dur eigenes Verschulden, 202 Personen verunglückt, sowie 92 CEisenbahnfahrzeuge erheblih und 163 unerheblich. beschädigt. Es wurden von den 16 105 297 überhaupt beför- derten Reisenden 1 getödtet, 9 verlegt (davon entfallen 1 Tödtung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion Cöln (linksrheinische), 1 Ver- legung auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion Frankfurt a. M., und je Verleßungen auf die Bergisch- Märkische Eisenbahn, die: Württembergischen Staats-Eisenbahnen und die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen Hannover und Magdeburg); von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisonbahnbetriebe 32 ge- tödtet und 86 verleßt und bei Nebenbeschäfstigungen 1 getödtet, 831 verleßt; von Post-, Steuer- 2c. Beamten 1 getödtet und- 3 velleßt ; von fremden Personen (einsließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 24 getödtet h x verleyt, sowie bei Selbstmordversuhen 9 Personen ge-:

et.

Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Aus\{luß der Selbstmorde entfallen auf :

A, Staatsbahnen und unter Staatsverwal- tung stehende Bahnen (bei zusammen 21 977,14 km Be- triebslänge und 579 843 195 gesörderten Achskilometern) 175 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn - Direktion Cöln [rehtsrheinische] (30), Hannover (25), und die Oberschlesische Eisenbahn (18); verhältnißmäßig, d. h. unter Berück- sichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoh auf der Main-Neckarbahn, der Oberhessishen Eisenbahn und den Bahnstrecken im Ver- waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion Cöln (rehts- rheinische) die meisten Verunglückungen vorgekommen.

B, Größere Privatbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 5884,04 km Betriebslänge and 108 513 995 geförderten Achskilometern) 16 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Rechte Oderufer-Bahn (6), die Hessishe Ludwigsbahn (4) und die Berlin-Görlizer Bahn (2); auh verhältnißmäßig sind auf diesen Bahnen die meisten Verunglückungen vorgekommen.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1117,88 km Betriebs- länge und 9791 446 geförderten Achskilometern) 2 Fälle, und zwar auf der Lübeck-Büchener Bahn und der Nordhausen- Erfurter Bahn je 1 Fall.

Ungewisse und blos erwartete Nechte, welche möglicherweise in Zukunft entstehen können, sind nah einem Urtheil des Neichsgerichts, 1. Hülfssenats, vom 28. Okto- ber d. J., im Geltungsbereih des Preußishen Allgemeinen Landrechts nicht cessibel.

Diejenigen Unter-Lieutenants zur See, welche vor Ablegung der Seeoffizierberufsprüfung ohne Patent zur Reserve entlassen werden, haben nach ciner Alerhöchsten Be- stimmung, vom 29. v. V, zur Erlangung eines Patents als Reserveoffiziere zunächst die Qualifikation sür ihre Charge als Unter-Lieutenants zur See der Reserve durch eine mindestens ahtwöchige Dienstleistung bei einem Marinetheil oder an Bord eines S. M. Schiffe und Fahrzeuge darzuthun.

S. M. S. „Victoria“, 10 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Valois, ist am 15. d. Mts. in Plymouth eingetroffen.

Das „Marine-V.-Bl.“ veröffentliht folgende Nach- rihten über Sch iffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Carola“ 14./11. Funchal (Madeira.) Letzte Nachricht von dort 16./11. Beabsichtigte nach Auffüllen von Kohlen in See zu gehen. (Poststation: bis 21./12. Kapstadt, vom 22./12. ab Sidney [Australien]). S. M. S. „Elisabeth“ 11./11. Funchal (Madeira) 15./11. (Posistation : bis 29./12. Valparaiso [Chili], vom 30./12. ab Callao [Peru]). S. M. Knbt. „Habicht“. Leßte telegraphishe Nahr:cht aus Cooktown vom 6./8., nah welcher das Kanonenboot von Matupi, den Carolinen- und Marschall-Jnseln nach Apia urrüEgegangon ist. (Poststation: Sidney [Australien]). S. L gera 3,/9, Chefoo 12./10. 17./10, Wusung Rhede. Leßte Nachricht aus Shanghai vom 26./10. (Posistation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Zltis“ 13./8. Chefoo 6./10. 6./10, Port Arthur 14./10. 14/10. Chefoo 22./10. nah Tientsin. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 30./9. Smyrna. Leßte Nachricht von dort 2/12. (Posistation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 8,/9, Porto Grande 26./9. 23 /10. Bahia. Letzte Nachriht von dort 10./11. (Poststation: Port of Spain, Trinidad Westindien). S. M. Knbt. „Möwe“ Dee Sidney. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M. S. „Moltke“ 17./9, Callao. Leyte Nachriht von dort 9,/11, (Post- station: Panama.) S. M.S. „Stosch“ 28./8. Chefoo. 22./10. nach Yokohama. (Poststation: Singa pre S. M. S. „Vic- toria“ 8./11. Porto Grande 22./11. (Poststation: Plymouth.) S. M. Knbt. „Wolf“ 3./10. Newchwang 14./10. 18./10. Chefoo 22./10. Ningpo 1./11. 5./11. Hongkong. (Post- station: Hongkong.)

Görliß, 12. Dezember. Heute wurde der diesjährige Kommunoal-Landtag des Königlih preußishen Mark- grafthums Oberlausiß dur den Landeshauptmann und Landes- ältesten Grafen von Fürstenstein im hiesigen Ständehausce eröffnet. Nach Vortrag des Jahresberichtes widmete der Vorsißendende dem Andenken Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Friedrih der Niederlande , als Besißer der Standesherrschaft Muskau, sowie den anderen im Laufe des Jahres verslorbenen ständishen Mitgliedern ehrende Worte, welhe die Versammlung durch Ausstehen von den Sigzen bekräftigte, worauf Mittheilungen über die im Personalbestande der Landtagsmitglieder und deren Stellver- treter crfolgten. Verfassungsmäßig legte sodann der Vor- sizende sein Amt wegen Ablauf der zweijährigen Wahlperiode nieder. Unter dem Vorsiße des stellvertretenden Landesbestallten Landraths Dr. von Seydewig wählte der Landrath einstimmig den Grafen von Fürstenstein als Landeshauptmann und Landes- ältesten für eine gleiche Periode wieder. Derselbe nahm die Wahl dankend an und übernahm von ‘Neuem den Vorsiß. Nachdem derselbe über die Bildung der Ausschüsse und über die denselben zur Vorberathung überwiesenen Gegenstände Mittheilung gemacht hatte, faßte der Landtag über mehrere im Jahresberichte erwähnte Angelegenheiten die erforderlichen Beschlüsse. Dieselben betrafen nähere Bestim- mungen bezüglich einer neuen Stistung, die Vewilligung meh- rerer Subventionen für gemeinnüßige Zwecke und einige Ver- waltungsangelegenheiten der Provinzial-Sparkasse, hinsihtlih deren auch einige nöthig gewordene Neu- - und resp. Ergän- zungswahlen in die Verwaltungsorgane vorgenommen wurden.

14. Dezember. Jn der heutigen (2.) Plenarsißung des Kommunal-Landtags nahm der Landtag die Jahresberichte der Hülfskassen-Direktion, der General-Direktion des Ober- und Niederlausißer Kreditinstituts, der Feuersozietäts- Direktion, des Waisenhauskuratoriums und des Bankkura- toriums entgegen und faßte .die erforderlichen Beschlüsse. Be- züglih der sämmtlihen Rehnungen pro 1880 wurde De- arge ertheilt; der Bankverwaltung \prach der Land- tag für die ersprießlihe Art ihrer Geschäftsführung seine Anerkennung aus und stellte den Geschäftsunkosten-Etat der Bank sür das Jahr 1882 fest. Aus den Yinsen der Hülfs- kasse und des Fonds zu milden Zwecken wurden verschiedene Veträge für wohlthätige Zwecke bewilligt ; ebenso haben die Vertreter dex ehemals rausteuerpflihtigen Landstädte und Landgemeinden aus den Zinsen ihres Fonds eine größere An- zahl Bewilligungen zu gleichen Zwecken gemacht. Die von Lossa’shen Armenunterstüßungen wurden vermehrt und die Mittel dazu aus dem Reservefonds der Landsteuerkasse gewährt. Von der Errichtung eines Armen-Arbeitshauses wurde zur Zeit Abstand genominen.

Kiel, 16. Dezember. (Kl. Ztg.) Die mit der Panzer- korvette „Bayern“, sowie der Glattdeckskorvette „Olga“ in der Kieler Bucht stattfindenden Probefahrten werden mit An- fang nächsten Jahres zu Ende geführt sein, und es werden als- dann Probefahrten mit der Panzerkorvette „Sachsen unternonunen werden.

Aurich, 14. Dezember. (Neue Hannov. Ztg.) Der formelle Schluß der Synode fand am 12. Dezember statt.

Nachdem das Protokoll der leßten Sizungen festgestellt worden, verlas der Vorsißende eine Botschaft Sr. Majestät des Königs, welche auf die Adresse der Synode einge- gangen war. ;

Die Adresse hatte folgenden Wortlaut :

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser

und König! Allergnädigster Kaiser, König und Be

Ew. Majestät nahen \ich in tiefster Ehrfurcht die Mitglieder der außerordentlichen Synode, welche hier in Aurich versammelt und be- rufen ist, den Entwurf ciner Kirbengemeinde- und Synodalordnung für die evangelisch-reformirte Kirche der Provinz Hannover in Berathung zu nchmen. Ew. Majestät danken wir, daß Allerhöchst Sie die Berufung der Synode angeordnet und damit dem lang gehegten Wunsche unserer Gemeinden Gehör verliehen hahen. Treue dem Glauben unserer Väter, treu dem Bekenntnisse unserer Kirche, das auch das Bekenntniß Ew. Majestät und Allerhöchst Dero in Gott ruhender erlauhter Vorfahren seit den Tagen der Refor- mation gewesen is, wissen wir uns, sowie die von uns ver- tretenen Gemeinden auc in vollkommener Uebereinstimmung mit Ew. Majestät Allerhöchsten Ansichten, niht eine Absonderung zu erstreben von unseren evangelishen Brüdern im gesammten deutschen Vater- lande, sondern ihnen Allen in herzlich brüderliher Gesinnung die Hand zu reichen über die uns trennenden Gegensäße in unumwun- denem und offenem Bekennen unseres theuren evangelischen Glaubens, den wir als das köstlihste Erbtheil unserer Väter aus der Zeit der Reformation für unsere Kirche überliefert erhalten haben. Ew. Majestät versprehen wir in diesem Sinne mit Ernst und Ge- wissenhaftigkeit an die Berathung, in die wir jeßt eintreten, zu gehen. Vir vertrauen, daß uns dabei der Segen Gottes nicht fehlen werde, und empfchlen Seiner gnädigen Obhut unfern erhabenen Kaiser, König und Herrn. 5 2

Ew. Majestät treu gehorsamste Synodal-Mitglieder.

Die Botschast Sr. Majestät des Königs lautet:

Die Adresse der gegenwärtig zu Aurih versammelten außer- ordentliden Synode der reformirten Gemeinden der Provinz Hannover habe Jch, wie Ich derselben hierdurch zu erkennen gebe, gern entgegen- genommen. Insbesondere gereiht Mir die darin ausgesprochene Ver- iherung zur Befriedigung, daß die Synode in dem Entwurfe einer Kirhengemeinde- und Synodalordnung, welhe Jch derselben, vicl- ah laut gewordenen Wünschen entsprehend, zur Berathung habe zu- gehen lassen, wohl ein Mittel erblickt, welches die reformirten Bemeinden der Provinz Hannover zu einem engeren Zusammen- blusse führt und ihrer Verfassung eine sichere Grundlage giebt, nittelst ihrer aber nit eine Absonderung erstreben will von den übrigen deutschen Kirchengemeinschaften, soweit ihre Bekenntnisse auf

en theueren Errungenschaften der Reformation beruhen. In dieser Zu- versiht spree ich der Synode den innigen Wunsch aué, daß ihre Verathungen zu reistem Heil und Segen für die von ihr ver-

tenen Gemeinden gereichen, daß sie dazu beitragen mögen, wie die Kteue im Glauben der Kirche zu stärken, so au die Gemeinschaft er Liebe zu fördern.

Berlin, dea 10. Dezember 1881,

Wilhelm.

Der Vorsitzende mate dann die Mittheilung, daß Vorstand ein Dankschreiben an die Ostfriesishe Landschaft i rihten beabsichtige dee die Ueberlassung des Saales. End- sprach der Vorsitzende dem Königlichen Kommissarius,

iinisterial-Direktor Barkhausen den Dank der Synode us und überreihte demselben eine Adresse der Synode, welche sämmtlichen Unterschriften der Synodalen trug. Der Mini-

sterial-Dircktor Barkhausen dankte in bewegten Worten für die ihm erwiesene Aufmerksamkeit.

Nachdem sodann der Senior der Synode, Superintendent Hasenkamp, dem Präsidium und den Schriftführern den Dank der Synode ausgedrückt, und der Vorsißende einige Worte des Dankes an die Synode gerichtet hatte, erklärte der Regierungs- Kommissar nah einem Rükblicke auf die Arbeiten der außer- ordentlichen Synode sür die reformirten Gemeinden in der Provinz Hannover dieselbe für geschlossen.

Cassel, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Kommunal- Landtag ifl nah sechswöchentliher Dauer heute von dem S Ae, Grafen zu Eulenburg, geschlossen worden. -

Sachsen. Dresden, 16. Dezember. (Dr. J.) Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer gelangten zunächst 4 Petitionen, die Wiederaufhebung des obligatorischen FFort- bildungs\chulunterrichts betreffend, zur Verhandlung. Die Majorität der Beschwerde- und Petitionsdeputation beantragte, diese Petition auf sihch beruhen zu lassen, während der Abg. Heinze das Minoritätsvotum vertrat , die Petition der König- lichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Jn der hieran sich knüpfenden Debatte sprach sich der Abg. Leuteriß für eine Einschränkung des Fortbildungs\chulunter- rihts auf dem Lande von 3 auf 2 Jahre aus, während Staats-Minister Dr. von Gerber sowie die Abgg. Heger und Müller-Freiberg entschieden für Beibehaltung des NONIeien Fortbildungs\{hulunterrihts eintraten. Die Kammer ließ schließlich mit großer, Majorität die Petition auf sich beruhen.

Baden. Karlsruhe, 17. Dezember. (W. T. B.) Nach- dem auf Veranlassung der Reichsregierung wie in den übrigen Bundesstaaten, so auch in Baden amtliche Erhebungen über den Aufwand für die öffentliche Armenpflege an- gestellt worden sind, wird derselbe hier auf etwa 6 Millionen Mark geschätt.

Braunschweig. - Braunschweig, 16. Dezember. (W. T. B.) Der Landtag ist heute vom Staats-Minister Schulz im Namen des Herzogs mit einer Nede eröffnet worden, welche die Finanzlage des Landes als befriedigend be- N und verschiedene Vorlagen, darunter eine wegen des

eubaues der Bibliothek in Wolfenbüttel und eine andere wegen Errichtung eines neuen Gebäudes für das Kunst- museum in Braunschweig, ankündigt.

Oesterreich-Ungaru. Wien, 16. Dezember. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause erklärte Graf Taaffe bei Beantwortung einer bezüglihen YJnterpellation, ein neuer Entwurf über die Aktiengeseßgebung werde spätestens im Herbste eingebraht werden. Die Regierung werde bei der Ausarbeitung desselben von dem Gesichtspunkte ausgehen, daß zur Errichtung von Kommanditgesellshafsten auf Aktien und Aktiengesellschaften eine besondere staatliche Genehmigung im Allgemeinen fernerhin niht erforderliÞh werde, daß dieselbe vielmehr durch allgemein gültige Normen erseßt werde. Das Haus genehmigte im weiteren Verlaufe der Sißung die Gesetzentwürfe, betreffend den Appreturverkehr mit Deutschland und den provisorishen Handelsvertrag mit Frankreich. j

Fn der heutigen Sißung des Gemeinderaths wurde der Bericht des Stadtbauamtes über die Thätigkeit der Feuerwehr bei dem Brand des Ning- Theaters verlesen. Der Bericht konstatirt, daß die Feuerwehrmänner troß der Meldung, die Theaterbesucher hätten sich rechtzeitig gerettet, sogleih die energischsten Anstrengungen gemacht hätten, um zu dem Zuschauerraum zu gelangen. Jn dem Zeitraum von einer Viertelstunde seien 120 bis 130 Personen durch das Sprungtuch und mittelst der Sehubleiter gerettet wor- den. Das Vordringen auf den Treppen sei nur langsam möglich gewesen, weil der Qualm und die Stickluft die Pechfackeln ausgelöscht hätten. Die Stiegen- räume seien mit einem starken Rußüberzuge bededt ge: wesen, da die große Rauhmasse vor dem Durhbruch des P a- fonds keinen Ausweg gefunden habe und deshalb über die Stiegenräume habe abziehen müssen, Die Vehemenz der irrespirablen Gase sei durch den Tod der mit den Kommuni- kationen und den Ausgängen bekannten Billeteure erwiesen. Die enorme Ausbreitung des Brandes vor der Ankunft des Löschzuges sei, abgesehen von den nicht gehandhabten Sicher- heitevorkehrungen im Theater, auch der verspäteten Anzeige zuzuschreiben, welche nicht durch einen im Theater aufgestell- ten, mit der Centrale der Feuerwehr direkt kommunizirenden Alarmapparat, sondern in der bekannten Weise erfolgt sei,

Kattaro, 14. Dezember. (Pol. Corr.) Jn Risano herrsht Ruhe, dagegen bemerkt man jeden Abend auf den Höhen über Parasto und Ledenice große Lagerfeuer von Bivouaks der Krivoscianer und herzegowinischen Banden. Diese Banden machten wiederholt Einfälle in Ort- schasten am Kanal Ragusa und trieben Vieh wg. Jn diesen Tagen tauten sie um Stolino und Lastna auf, richteten aber keinen Schaden an. Am 6. d. Mts. kamen Aufständische nah Podi bei Castelnuovo. Bevölkerung und Gensd'armen wehrten sich gegen das Wegtreiben von Vieh und verfolgten die Banden bis nah Zlieb, wo ein Räuber verwundet wurde. Da \sich Aufständishe auch in der Sutorina zeigten, wurde der Bezirkshauptmann von Kattaro nah Castelnuovo gesandt. An der herzegowinaer Grenze fanden dieser Tage Gensd'armen drei Krivoscianer und exkortirten dieselben nah Mostar.

Schweiz. Bern, 15. Dezember. (N. Zürch. Ztg.) Der Nationalrath hat heute die Cs erledigt. Für morgen stehen Patentshuy und Epidemiengesey auf der Tages- ordnung.

Großbritannien und Jrland. London, 15. De- zember. (Allg. Corr.) Der Sprecher des erga ses, Str Henry Brand, machte bei einem landwirthschaftlichen Fest- mahl in Le wes am Dienstag in seiner Erwiderung auf den auf die beiden Häuser des T ausgebrahten Toast die wichtige Ankündigung, daß vor Ablauf des nächsten Jahres die Negiekung in Bezug auf England, wenn auch nicht eine eben solche Maßregel wie die in Jrland eingeführte, doch wenigstens eine Vorlage einbringen werde, welhe auf dem Grundsaße beruht, dem Landpächter die Gelegenheit zu sichern, das von ihm gepachtete Land für einen billigen Pacht- zins bebauen zu können.

Frankreich. Paris, 16. Dezember. (W. T. B.) Die

Session des Senats und der Deputirtenkammer ist heute ohne bemerkenswerthen Zwischenfall geschlossen worden.

Es bestätigt sich, daß der Kriegs-Minister Campe- non die Militärdienstzeit von 40 Monaten, welche der Kriegs-Minister Farre an Stelle des 5jährigen Militäcdienstes eingeführt hatte, wieder beseitigt.

Wie die hiesigen Journale wissen wollen, würde der Minister-Nesident Roustan nicht nach Tunis zurück&- kehren, sondern für einen anderen wihtigen Posten ernannt werden; es sind demselben zahlreihe Telegramme und Zu- \chriften zugegangen, in denen ihm die Sympathie der Ab- sender ausgedrückt wird. Der „Temps“ sagt: die öffent- liche Meinung werde das Verdikt der Freisprehung Rocheforts niht ratifiziren, und weist im Uebrigen unter Bezugnahme auf die eigenen Erklärungen des Anwalts Nocheforts darauf hin, daß das Verdikt nit eine Verurtheilung der Expedition nah Tunis oder einen Tadel der Regierung bedeute, sondern einfa aussprehe, daß Rochefort bei seinen Angriffen gegen NRoustan im guten Glauben gehandelt habe.

Aus Tunis wird von einem heftigen Sturme ge- meldet, der die Telegraphen zerstörte und die Zelte umwarf. Jn Medjez el Bab wurden dur den Umsturz einer Mauer 5 Soldaten getödtet und 7 verwundet. Von spanischen Journalen wird behauptet, daß 45 000 arabishe Familien aus Algier nah Marokko ausgewandert seien.

Numänien. Bukarest, 17. Dezember. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer erklärte in der Fortsehung der Debatte über den Adreßentwurf der Minister-Vräsident Bratiano, indem er auf die Ausführungen des oppositionellen Deputirten Lahovari antwortete und auf den angeblich ver- leßenden Ton der auf die Donaufrage bezüglihen Stelle der Thronrede anspielte: „Jh habe die Geschichte meines Landes und die Geschichte der Nachbarländer studirt, ich werde also niemals das Geringste thun, was einer Beleidigung des Hauses Habsburg gleichen könnte, denn dies hieße glei: zeitig gegen die Geschichte verstoßen. Jch weiß, daß in shweren Momenten der türkischen Jnvasion, als der Halbmond Europa bedrohte, das Haus Habsburg das Bollwerk der Christen- heit, die Vorhut der abendländischen Civilisation war. (Anhal- tender Beifall.) Alle Christen, welche auf das Machtgebiet der Habsburger flüchteten, fanden niht nur ein Asyl zur freien Ausübung ihrer Religion, sondern auch zur Entwickelung ihrer Nationalität. Unser nationales Erwachen kam uns von jenseits der Karpathen, von den Rumänen, welhe Maria Theresia nah Rom schickte und die dort lernten, Rumänen zu sein, Kann man nah alledem glauben, daß ih nur einen einzigen Augenblick daran denken konnte, die Majestät des Kaisers von Oesterreih zu beleidigen? Seien Sie überzeugt, der Kaiser selbst glaubt es niht. Nein! Es war niemals die Absicht der rumänischen Regierung, die österreichishe Regierung irgendwie zu verlezen, für welhe wir eine große Verehrung hegen. Wären wir aber unbedachtsam genug gewesen, hätten wir so wenig geschichtlihe Einsicht gehabt, so wenig Er- haltungêtrieb besessen, um cine Großmacht zu verletzen, glauben Sie, daß unser König es gestattet hätte, welcher eine wahrhafte Verehrung und innige Freundschaft für den Kaisez hegt, Gefühle, welche niht nur dem Könige persönlich eigen, sondern traditionell in der Familie Hohenzollern-Siegmaringen herrschend sind!“ (Einstimmiger Beifall.)

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. Dezember. (W. T. B.) Ein heute veröffentlihter Kaiserlicher Ukas gestattet einem in Paris gebildeten Konsortium die Exploi- tirung von Naphta und Asphalt in der Krim. Die russischen Eisenbahnen sind angewiesen worden, dem Wege-Minister und Reichscontroleur ihre Tarife mit Vor- schlägen über eine möglihe Ermäßigung derselben vorzulegen.

Dänemark. Kopenhagen, 16. Dezember. (W. T. B.) Jm Folkething wurde die Negierung heute von der Linken interpellirt wegen ihres Verhaltens bezügli des Verbots der Viehausfuhr aus Schweden und be- züglich des später von Deutschland aegen die Vieheinfuhr aus Dänemark ergangenen Verbots. Der Minister des Jn- nern crklärte: Das Verbot der Vieheinfuhr aus Schweden sei aus Nücksiht gegen England geschehen, das für den Fall, daß Seeland abgesperrt würde, die Viehausfuhr aus den übrigen Theilen Dänemarks erlaubt habe. Die Linke be- antragte, die Angelegenheit an eine Kommission zu ver- weisen, Die Debatte über die Fnterpellation wird morgen fortgeseßt. -

(Hamb. Corr.) Die Vorlage, betreffend die Be- flestigung Kopenhagens, dürfte demnächst dem Folk e- thing unterbreitet werden. Jnzwischen ift die Novelle des Heeresgesetßes in Kraft getreten; es wird für einen ausreihenden Ersaß von Premier-Lieutenants gesorgt werden können, aber die Unteroffiziershule und die Seconde-Lieute- nantsschule sind aufgehoben ; diese Chargen werden jeßt in besonderen Abtheilungen bei den Bataillonen gebildet.

Amerika. Washington, 16. Dezember. (W. T. B.) Mit dem diplomatishen Schriftwechsel, betreffend die Modifizirung des Clayton-Bulver-Vertrages bezüglich des Panamakanals, ist eine Depesche des Staats- sekretärs Blaine an den amerikanischen Gesandten Lowell in London, vom 19. v. M., veröffentliht worden, in welcher es heißt: Der gedahte Vertrag sei vor 30 Jahren unter außergewöhnlichen Eee geshlossen worden, die längst aufgehört hätten. Die Entwickelung der Unionsstaaten an der Pacifiqueküsle habe neue Pflichten und Ver- antwortlihkeiten für die Unionsstaaten geschaffen, die eine wesentlihe Modifikation des Vertrages erheishten. Die britishen Jnteressen in dieser Frage seien, verglihen mit denen der Unionsstaaten, so unbedeutend, daß zu hoffen sei, es werde eine Aenderung des Vertrages in einem freund- schaftlihen Sinne vorgenommen werden können. Der jeßige Vertrag verhindere Amerika, den Kanal zu befestigen und da- selbst Kriegsschiffe zu stationiren, so daß es die beiden End- punkte des Kanals beseyen und nah feinem Belieben eine militärishe Okkupation ausführen könne. Die Logik einer billigen Neutralität fordere den Ausschluß britischer Kriegsschiffe aus dem Kanal so gut wie den Ausschluß der Anwesenheit amerikanisher Soldaten auf dem Jsthmus, wiewohl die ame- rikanishe Regierung durhaus herzliche und intime Beziehun=- gen mit seinen unabhängigen oder folonialen Nachbarn zu pflegen wünsche. Den europäischen Staaten gegenüber werde Amerika niemals einwilligen, Verträge zu verewigen, durch welhe sein gutes altes Necht auf Priorität auf dem amerifanishen Festlande angefohten werde. Zur Verlheidigung seiner eigenen FJnteressen suche

merika nur dieselben Vorkehrungen zu treffen, welche die englisce Regierung so energish zur Vertheidigung der britischen Juieressen und zum Schutze seines Orientbesiges,