1881 / 297 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

S E S

Nah einer Cirkularverfügung des Finanz-Ministers, vom 3. d. M,, ist die Rumänische Eisenbahnen-Aktien- Gesell\schaft noch als inländische Aktiengesellschast anzusehen, deren Obligationen nicht unter die Tarifnummer 2b. des Geseßes vom 1. Juli d. J. bezw. die Ausnahme zu dieser Tarifnummer fallen.

Na einem Erkenntniß des Reichsgericht s vom 22. Januar d. J. ist §. 135 11. Nr. le. der Kreisordnung

vom 13. Dezember 1872: : „In dem Gebiete der allgemeinen Landesverwaltung gehören

—— n Wicfungateee des Kretgans Buse

TI. In wegepolizeilihen Ängelegenhetlen A : : 1) die L lutorishe bezw. interimistische Entscheidung in strei-

tigen Wegebausachen der Kreisausschuß entscheidet c. ob ein Weg, von dem es streitig ist, ob er ein öffent- liher oder ein Privatweg sei, für den öffentlichen

Verkehr in Anspruch zu nehmen ist. S Zur Entscheidung darüber, ob der Weg die Eigen- schaft S hat, steht dem Betheiligten der ordentliche Rechtsweg zu. 4 : Wird in dem gerichtlichen Verfahren der Weg für einen Privatweg erklärt, so kann derselbe die Eigenschaft eines offentlichen Weges nur Tin Folge des Erpropria- tionsverfahrens erhalten. Bis zur E S des ge- ridtlihen bezw. des Expropriationsversa rens bleibt

das Interimistikum aufrecht erhalten.“

dahin auszulegen, daß das vom Kreisausschuß getroffene Jn- terimistikum mit der Rechtskraft der richterlichen Entschei- dung sein Ende gefunden habe und exst wieder in Kraft tritt,

wenn und sobald das Enteignungsverfahren eingeleitet wird.

Als Nachdruck is, nach §. 7 þ. des Nachdrucksgeseßes, vom 11. Juni 1870, nicht anzusehen der Abdruck_ einzelner Artikel, aus Zeitschriften und anderen öffentlichen Blättern mit Ausnahme von novellistischen Erzeugnissen und wissenschast- lihen Ausarbeitungen sowie von sonstigen größeren Mit- theilungen, sofern an der Spiße der leßteren der Abdruck untersagt is. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichs gericht, 111, Strafsenat, dur Urtheil vom 26. DE tober d. J. ausgesprochen : 1) Der Abdruck einer Zeitungsnatzritt, welche nit das Produkt einer eigenen geistigen Thätigkeit ihres Verfassers ist, sondern nur in der Berichterstattung von Thatsachen besteht, ist niht als Nachdruck zu bestrafen. Es können deshalb

eitungstelegromme, welche in einem Extrablatt veröffentlicht de und den Jnhalt dieses Blattes überhaupt bilden, von einem Anderen in seiner Zriturg oder in einem besonderen Extrablatt abgedruckt werden, ohne daß Nachdruck vorliegt ; 2) Das literarishe Eigenthum an geshüßten Zeitungsartikeln steht, wenn nicht eine besondere Uebertragung des Eigenthums an den Zeitungsherausgeber stattgefunden hat, dem Verfasser und nicht dem Zeitungsherausgeber zu ; das Recht des Straf- antrages wegen Nacdrucks steht daher niht dem Redacteur oder Verleger, sondern dem Verfasser zu.

Ein wegen vorsäßliher Körperverleßgun g ge- sellter Strafantrag ist nach einem Urtheil des Reichs geri hts, 111. Strafsenats, vom 8. Oftober d. Js., auch wirksam für die Strafvecfolgung wegen fahrlässiger Körperverleßung, wenn die Untersuchung ergiebt, daß in dem betreffenden alle keine vor- Täßliche Körperverlezung, sondern nur eine ahrlässige vor- handen ist, und der gestellte Strafantrag ergiebt, daß der Antragsteller die Verfolgung der Körperverleßzung unter allen Umständen hat herbeiführen wollen.

Der General-Lieutenant von Cranach, Gouverneur von Cöln, ist auf einige Tage mit kurzem Urlaub hier ein- getroffen,

—— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich s{war- burg - sondershausenshe Geheime Rath Reinhardt ist von Berlin wieder abgereist.

Als Aerzte haben sih niedergelassen die Herren : Dr. n Meyer in Königsberg i. Pr., Dr. Rosocha in Ly, Dr. Richard Marchand in Charlottenburg, Dr, Lafor in Königs- wusterhausen, Dr. Lehmann in Niemegk, Ober-Stabsarzt a. D. Dr. Schwarz in Rietshen, Dr. Stadtfeld in Goldberg, Dr. Rittersdorf in Schweiniß, Dr. Posca in Shwarza, Dr, Crevet A Mühlhausen, Dr. Klaje in Bielefeld und Dr. Schreib:r in

ren.

S. M. S. „Sto“, 16 Geschüße, ist am 2. No- vember cr. in Yokohama eingetroffen.

Cassel, 16. Dezember. Jn der heutigen Sißung des Kommunal-Landtags erklärte sich derselbe einstimmig da- für, daß es sich niht empfehle, noch im Laufe dieser Session mit der Wahl eines Landesdirektors vorzugehen, daß es viel- mehr wünschenéwerth erscheine, diese Wahl auf einem im Laufe des nächsten Frühjahrs ad hoe einzuberufenden Kommu- nal-Landtage vorzunehmen.

Nachdem hiernächst der Eingabenausshuß über wehrere Petitionen referirt hatte, welhe an den Verwaltungsauss{huß zuc Prüfung bezw. Berücksichtigung überwiesen wurden, trat die Versammlung in die Berathung der Vorlage, betreffend hie Vererbung der Landgüter, ein.

Der Referent, Professor Enneccerus entwickelte eingehend die rechtlihe und faktishe Lage der Vererbung der Bauern- güter in den einzelnen Theilen des Regierungsbezirks Cassel und legte dar, daß der zur Bearbeitung der Vorlage nieder- gesezte Ausshuß zwar eine Regelung der Erbfolge üm Sinne des von Schorlemershen Antrags nicht für angezeigt und dem Rechtsbewußtsein der Bevö.kerui g widersprehend erachte, daß derselbe aber, wenigstens für Althessen, gesebliche Bestimmungen für wünschenswerth halte, durch welhe für den Fall der Intestatbeerbung der Uebergang des ungetheilten Bauernguts auf einen der Miterben, den Gutéeüberneymer, welcher dur die Ras unbetheiligten Verwandten und mit Zustimmung des ¿u ändigen Amtsgerichts zu bestimmen wäre, gesichert wer

Es entspann si darüber eine längere Diskussion, deren Fortsezuazg auf Maygen vertagt wurde. |

17. Dezember, Jn der heutigen Sihung des Kommunal-Landtags kam nah langer Berathung über die Vorlage, petressend die Vererburg der Landgüter, fol- gender, fast mit Einstimmigkeit gefaßter Beshluß zu Stande:

I. Der Kommunal-Landtag überweist das vorhandene gesammte Material, betreffend die Vererbung der Landgüter, der Königlichen Staatsregierung mit dem Antrage, die Beseitigurg der darin beson- ders hervorgehobenen, bei der Erbfolge in Bauerngütern bestehenden Uebelstände in Erwägung zu ziehen und spricht derselbe dabei zur Regelung der Erbfolge in Bkuerngüdern folgende Ansicht aus:

1) im Falle der p dur Nachkommen geht das ——ggs als Einbeit auf einen der,Miterben, den Gutésübernehmer,

tats Y S R E S: R O E E E eei E E E i E A

2) Der Gutsübernehmer wird, wenn die Erben sich nit unter einander einigen, in möglicstem Anschluß an die bisherige Uebung durch Vormünder und Verwandte nach pflihtmäßigem Er- messen derartig bestimmt, daß die Möglichkeit der Er-

‘baltung der Einheit des Gutes in der Hand eines Familiengliedes

dem für die Wahl aus\s{laggebenden Gesichtépunktes bildet. E

Erscheint wegen Uebershuldung oder anderer zwingender Gründe die Möglichkeit der Erhaltung des Gutes 1n der Hand eines Fam1- liengliedes zweifelhaft, so können die oben genannten Personen den Verkauf des Gutes und die Theilung des Erlöses zu gleichen" Theilen bestimmen. S / : A

3) Der Gutsübernehmer hat den übrigen Miterben eine mäßige, die Erhaltung der Gutseinheit in seiner Hand nicht gefährdende Ab- findung zu zahlen, deren Höhe dur geseßliche Regel festzustellen ist.

4) Es ist zu gestatten, in Anschlagsverträgen oder leßtwilligen Verfügungen zu Gunsten des in denselben bestimmten Gutsüberneh- mers die Abfindungen bezw. die Erbtheile der Miterben in höbe- rem Grade, als das rômische Pflichttheilsreht gestattet, zu beschränken.

5) Ein Gese nach Maßgabe der unter 1 bis 4 angeführten Gesichtspunkte ist nur für solhe Bauernguüter zu erlassen, deren Größe genügt, E einer Sans das Jahr hindurch vollauf Bes äaftigung und Nahrung zu geben. : : A

6) Für das Gebiet des Fuldaishen Rechtes (die Kreise Fulda, Hünfeld, Gersfeld und dem zu Schlüchtern gehörigen Amts- gerihtsbezirk Salmünster) sind die unter 1 bis 5 angegebenen Regeln über die Erbtheilung als Bedürfniß ebenfalls zu bezeichnen. i

7) Für die Grafschaft Schaumburg ist das Bedürfniß der Ein- führung eines von den geltenden volksthümlichen Bestimmungen wesentlih verschiedenen Anerbenrectes nirgends hervorgetreten, da- gegen würde \ih eine Abänderung des geltenden Maierrechtes dahin empfehlen, daß unter dem Grade nach gleih nahen erbberechtigten Personen in erster Linie das männliche Geschlecht und erst in zweiter Linie das Alter den Vorzug gebe. A

8) Die Einführung der für Althessen în Vorschlag gebrachten Gesetzgebung in den Kreisen Hanau und Gelnhausen zu befürworten, ist der Kommunal-Landtag zur Zeit nit in der Lage, vielmehr ist zuvörderst durch eine eingehende Untersuchung festzustellen, ob nicht ein derartiges Gesey dem Bedürfnisse der Bevölkerung widersprechen würde. :

1I. Die Königliche Staatsregierung wird ersucht, nah Maßgabe des unter Nr. 1 erstatteten Gutachtens nah weiterer gutachtlicher Anhörung des Königlichen Ober-Landesgerichtes und der [andwirlh- schaftlichen Vereine des Bezirkes und auf Grund umfassender statisti- scher Erhebungen namentlih über die Größe der Güter, die Höhe des Katastral-Reinertrags derselben , die Ortssitte in Beziehung auf Anscblagsverträge und die Höhe der bei solchen üblichen Ab- findungen, einen Geseßesvorschlag ausarbeiten zu lassen und den Entwurf dem Kommunal-Landtage zur Begutachiung vorzulegen und zu diesem Behufe unter Anlage der weiter erstatteten Gutacten und statistischen Erhebungen den ständischen Verwaltungëauss{chuß fo früh zugehen zu lassen, daß dieser eine Vorprüfung des Entwurfs und Berichterstattung an den Kommunal-Landtag veranlassen könne,

Hiermit waren die Geschäfte des Kommunal-Landtages beendet und wurde derselbe von dem Königlichen Kommihja- rius für geschlossen erklärt, worauf der Vorsivende auf Se. Majestät den Kaiser und König ein Hoh aus- brachte, in welches die Versammlung mit Begeisterung ein- stimmte.

Essen, 18. Dezember. (W. T. B.) Die „Essener Zeitung“ veröffentlicht folgende, an Karl Lueg in Ober- hausen, Vorsitzenden des Vereins deutscher Eisen- hüttenleute, gerihtete Antwort des Reichskanzlers, Fürsten Bismarck, guf das Danktelegramm des genannten am 11. d. M. in Düsseldorf versammelten Vereins: Í

„Berlin, 1€. Dezember. Die Zustimmung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute zur Wirthschaftspolitik der Regierung hat mich um so mehr gefreut, als diescibe von ciner für die Beurtheilung dieser Politik besonders zuständigen Seite ausgeht. Ich hoffe mit úIhnen auf nachhaltig bessere Zeiten für die Werke und die Arbeiter.“

Sigmaringen, 15. Dezember. (Schwäb. M.) Prinz Wilhelm ist vor wenigen Tagen vollständig gene}en und in bestem Wohlsein zur großen Freude seiner hohen Eltern sowie der hiesigen Einwohner von Karlêruhe wieder hierher zurückgekehrt.

Bayern. München, 17. Dezember. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer hat heute das Concubinats: gesez mit den von den Abgeordneten Luthardt und Mayer beantragten Abänderungen in erster Lesung genehmiat. Mar- quardsen hatte sih Namens der Linken gegen die Abänderungs- anträge ausgesprohen. Der Minister des Jnnern erklärte das Gesetz in ver abgeunderten Fassung als unannehmbar für die Regierung. Die zweite Lesung wurde vertagt, um Zeit zu einer allseitig befriedigenden anderen Fassung zu gewinnen.

Württemberg. Stuttgart, 17. Dezember. (W. T. 3.)

Bei der heute beendeten Gemeinderathswahl hiers.lbst |

siegte durhweg die vereinigte beutsche und konservative Partei.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 16. Dezem- ber. (Dr. J.) Jn der heutigen Langtagsjißung beant- wortete Staats-Minister Dr. Thon die Interpellation über eine etwaige Reform der Steuergeseßgebung im Sinne der Progressiveinkommensteuer dahin, daß die Vorarbeiten auf diesem Gebiet im Gange seien, und voraussichtlich dem nächsten ordentlichen Landtage cine Vorlage gemacht werden würde. Geh. Rath Dr. Stichling erklärte in Bezug auf die ebenfals durch eine Jnterpellation angeregte Refocm des Gerichtsfostengeseßes, daß, nachdem die Neichs- regierung Erhebungen in den einzelnen Bundes- staaten angeordnet, deren Ergebniß sich erst 1883 über- sehen lassen werde, zum Zweck einer beabsich!igten umfassenden Revision des Geseyes die Einbringung von Anträgen vorher beim Bundesrath nicht beabsichtigt seï. Uebrigens sei durch ben Nachtrag vom 24. Juni d. J. zum Gerichtskostengejeß der Mehrzahl der im Weimarischen erhobenen Beschwerden Abhülfe geschaffen worden. Der Landtag beschäftigte sich sodann mit einem aus seiner Mitte hervorgegangenen Antrag auf Ersezung der indirekten Landtagswahlen durch direkte. Eine Verständigung über diese Materie war auf den Landtagen von 1874 und 1876 nicht erzielt worden, weil die Bee des Landtages daran festhielt, daß die sogenannten Tausendthalermänner, d. h. diejenigen, die in besonderen Barm En Abgeordnete wählen, an den allge- meinen direkten Wahlen sich nit betheiligen sollten. Auch heute ist der Antrag, nahdem von Seiten der Regierung hervorgehoben, daß derselbe nit unbeder.klih sei, und vom Fo die Schwierigkeiten geshästsordnungsmaßiger

chandlung wegen Kürze der Zeit geltend gemacht, zurü- gezogen worden.

19, Dezember. (W. T. B.) Der Landtag hat die Vorlage, betreffend den Verkavf der Thüringer Eisen- bahn , mit 29 gegen 2 Stimmen angenommen.

Braunschweig. Braunschweig, 17, Dezember. (Magdb. Ztg.) Der Landtag, dessen Vertagung bis zum

14, Februar ersolgt ist, damit die Vorlagen in den Kommis-

sionen durchberathen werden können, hat heute die Wahlen der Kommissionen und des Ausschusses vorgenommen.

Elsas - Lothringen. Straßburg, 17. Dezember. Die „Els.-Lothr Ztg.“ schreibt : Das Erkenntniß des Kaiser- lichen Ober-Landeëgerihts zu Colmar vom 12. d. Mis., be- treffend die Rechtssähigkeit der ausländischen Ver- sicherungsgesellshaften, liegt nunmehr vor und werden wir den sehr umfangreihen Wortlaut desselben so bald als möglih veröffentlihen. Für heute bemerken wir, daß die Mittheilungen anderer Zeitungen über das Urtheil ungenau sind und daß dasselbe insbesondere keineswegs die Nechts- ungültigkeit der abgeschlossenen Versicherungsverträge ausspricht.

Hesterreich:Ungarn. Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Das Herrenhaus nahm ohne Debatte das provisorische Budgetgesey an. : :

18. Dezember. Der Kaiser ist heute früh in Be- gleitung des General-Adjutanten Baron Mondel, sowie des Flügel-Adjutanten Frhrn. von Mertens und von Plönnies aus Gödöllö hier eingetroffen. Von Vormittags 10 bis 12 Uhr fand großer Empfang bei dem Kronprinzlihen Paare, Nachmittags 5 Uhr in der Hofburg Familiendiner statt, an dem sämmtliche hier anwesende Mitglieder der Kaiserlichen Familie theilnahmen. E

Jn Folge der von Cesare Orsini am hiesigen Playe unternomme-en Schritte haben ihre thätige Unterstüßung zur Bildung eines österreihishen Comités für die in den Jahren 1885 und 1886 in Rom zu veranstaltende Welt- ausstellung Graf Edmund Zichy, Freiherr von Rothschild, der ehemalige Handels-Minister von Chlumecky, Graf Dzie- duszicky, der Deputirte Dumba und der Präsident der Handels- fammer, Goegl, zugesagt.

Von heute ab darf der innere Raum des abgebrannten Ringtheatecs, wo fortwährend an der Stüßung des den Einsturz drohenden Mauerwerks gearbeitet wird, nur noch von den dabei bescästigten Personen betreten werden. vorgenommene Zusammenstellung der Verunglückten und Ver- mißten ergab die Zahl von 620.

Niederlande. Haag , 17. Dezember. (W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm heute das Budget des Ministeriums des Innern mit 52 gegen 14 Stimmen an, nachdem mit 49 gegen 21 Stimmen der Antrag auf Mißbilligung des Geseßes über den Primärunterriht und dessen Ausführung durch den Minister des Jnnern abgelehnt worden. Leßterer erklärte A, die Grundsäße des Geseßes aufrechterhalten zu wollen.

Belgien. Brüssel, 18. Dezember. (W. T. B.) Eine Königliche Verfügung ernennt Buls zum Bürgermeister von Brüssel.

Großbritannien und Jrland. zember. (W. T. B.) Gestern Abend ist von der Polizei in zwei Häusern von Dublin eine Quantität Watfen und Munition aufgefunden worden, unter welher sich dem Vernehmen nah mehrere Tausende von Patronen und ine große Anzahl von Revolvern befinden sollen. Es sind in Folge dessen 4 Verhaftungen erfolgt. Auch Schriststücke ¡ollen aufgefunden worden sein, dur welche viele Personer in Jrland und England kompronmiittirt werden. Jn der Naht vom Sonnabend zum Sonntag wurde die Polizeikaserne in Croboy (Gra}sschaft Meath) in Brand geste@ und zerstört; die Polizeiagenten, welche im Schlafe lagen, haben si nur mit Mühe gerettet.

Frankreich. Paris, 18. Dezember. (W. T. B.) Bei der Deputirtenwahl im hiesigen 18, Arrondissement an Stelle Clémenceau’s wurde der Sozialist Lafont gewählt. Bei der Nachwahl in Lvon wurde Langrange (radikal) mit 4674 Stimmen zum Deputirten gewählt ; Humbert (Sozialist) erhielt 4061 Stimmen.

Algier, 17. Dezember. (W. T. B.) Jn Folge eines Bruches des Chabra-Dammes ist die Stadt Perre- gaux bei Oran überschwemmt und sind dabei 54 Menschen ertrunken. Alle Gerüchte von einem erneuten Einfalle der Insurgenten in Süd-Oran werden deméntirt.

18. Dezember. (W. T. B.) Eine offizielle Depesche aus Oran konstatirt, daß die Leichen von 160 bei der Uebershwemmung von Perrezaux ums Leven Gekommenen aufgefunden worden sind.

Italien. Rom, 17. Dezember (W- D. V) Die „Agenzia Stefani“ meldet: Sofort nah dem Bekannt- iverden des Umstandes, daß man die Zulässigkeit einer Ver- óffentlihung der für Maccio und Ztalien sompromittirend ehaltenen Dokumente vom Standpunkte der französisch- italienishen Beziehungen prüje, telegraphirte der Minisicr des Aeußern, Mancini, an den italienischen Geschäftsträger in Paris, daß Maccio und die italienische Regierung ausdrüdlich die vollständigste Veröffentlihung jedes einzelnen Dokumentes wünschten. Vie Behauptung einiger französisher Journale, daß die Nichtveröffentlihung der Dokumente eine Konzession für Jtalien wäre, sei demnach lächerlich. z j

m Senat wurde heute die Generaldebatte über die Wahlreform geschlossen. Alfieri zog seine Tagesordnung, wonach der König in einer Adresse gebeten werden möge, be- züglich einer Revision der Zusammensezung des Senats die Jnitiative zu erge, t Art. 1 der Wahlreformvorlage wurde ohne Debatte genehmigt. i :

—- Ie Deaiiniber. (W. T. B.) Die Na@richt von der Abberufung des fran een Botschafters beim päpstlihen Stuhl, Desprez, ist unrichtig, Derselbe glaubte, dem neuen Minister des Aeußern seine Demission geben zu sollen; diese it aber bis jeyt nit angenommen worden ; die Regierung bestand vielmehr auf seinem Ver-

bleiben. .

19, Dezember. ¿S A4 E O ou A sehte heute die Berathun es Geseyentwurss, betreffend die Wahlreform, Ds Zu Artikel 3, welcher bestimmt, daß diejenigen Wähler sind, welche niht unter 19 Francs 80 Cen- times an direkter Steuer zahlen, wurde in geheimer Abstim- mung mit 102 gegen 92 Stimmen ein Amendement ange- nommen, nah welchem in den obigen Betrag die Provinzial- zuschläge eingerehnet werden sollen. Die Regierung hatte sih gegen dieses Amendement ausgesprohen. Morgen fommt das Grünbuch mit Depeschen über die griechische Grenzfrage

Dublin, 18. De-

zur Vertheilung.

Die heute

Türkei. Konstantinopel, 17. Dezember. (W. T. B.) Da die Pforte auf der verlangten Durchsuhung der Ladung des als verdächtig betrahteten britischen Schiffes nicht bestanden hat, seßte das Schiff seine Fahrt fort. Der vom Sultan hierher berufene Gouverneur von Brussa, Achmed Vefifk Pascha, ist heute hier eingetroffen.

19. Dezember. Jn der Sizung der russisch-türki- \chen Finanzkommission fand eine lange aber resultat- loje Diskussion statt; die türkishen Delegirten hatten noh keine Justruktion. Die Botschafter haben eine identishe Note an die Pforte gerichtet, in welcher unter dem Ausdrude des Bedauerns konstatirt wird, daß das bezüglich der Konsuln zu beobachtende Ceremoniell den Verträgen, Kapitulationen und dem Gebrauche zuroiderlaufe. Gleichzeitig wird verlangt, diese aus der Jnitiative der Pforte hervorgegangene Maßregel zurückzuziehen und den statns quo ante beizubehalten, bis die Botschafter zu einem Meinungsaustaush mit der Pforte er- mächtigt sind, welcher allein zu einer geseßlihen Aenderung der heutigen Regeln und Ceremonien führen könne.

Numäuien.- Bukarest, 17, Dezember. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer rief bei Fortsezung der Adreßberathung vas Verlangen des Deputirten der Opposition, Gonesco, welcher die von dem früheren Minister Calimafi-Catargi soeben in Paris veröffentlichten diplomatischen Dokumente über die Don aufrage verlesen wollte, eine leb- hafte Debatte hervor, welche mit der Ablehnung der Verlesung Seitens der Kammer endete. Auf das von Vernesco beantragte Amendement, die Ueberwachung der Ausführung der Schisfahrts- Reglements dur eine europäische Kommission zurückzuweisen, erwiderte der Minister des Aeußeren: durh den Berliner Vertrag sei die Vollmacht zur Schaffung der betreffenden Regle- ments, einer europäishen Kommission verliehen worden. Die Kommission habe daher auc) die Vollinacht zu bestimmen, wie diese Reglements auszuführen, und wie die Ausführung zu überwachen sei. Die rumänische Regierung könne nicht vor der Kommission mit abstrakten Theorien und Ansprüchen er- scheinen, die sicherlich zurückgewiesen werden würden. Aus diesem Grunde habe die Regierung erklärt, daß sie die rigo- roseste Ueberwachung der Ausführung der Schiffahrts: Regle- ments acceptire. Der Berliner Vertrag zeige Rumänien den Weg, weichen dasselbe innezuhalten habe, und werde die Re- gierung sih aa diesem Vertrage halten.

Serbien. Belgrad, 18. Dezember. (W. T. B.) Die Regierung hat die vor dem Kriege ansässigen und später g e- flühteten Arnauten aufgeforderi, in ihre Besizungen wieder zurück zu kehren. Die Regierung machte gleichzeitig

ihren auswärtigen Agenten von dieser Aufforderung Anzeige und richtete an die Pforte das Ersuchen, ihr bei ihrem Vor- haben behülflich zu sein.

Zeitungsstimmten.

Der „Hamb. Corr.“ vom 17. d. M. enthält einen Leitartikel die Signatur des Fahres 1881, welcher konstatirt, daß man weder in der alten, noch in der neuen, weder in der westlihen, noch in der östlichen Welt zu defini- tiven, annähernd befriedigenden Zuständen gediehen sei. Allent- halben dauerten die früheren Kämpse vielmehr unter veränder- ten Formen fort. Der Artikel schließt wie foigt:

Verglichen mit dem, was der Inhalt des Staatslebens in den übrigen großen Staaten der civilisirten Welt während des ablaufen- den Jahres gebildet hat, nimmt unser heimischer Zustand —- allen ihm anhaftenden Gebreen zum Trotz \ich immer noch wie der feste Punkt innerhalb eines Chaos aus. An Sprüngen und Ueber- rashungen peinlicher Natur hat es auch in dem Deutschland von 1881 nicht gefehlt und zu Betrachtungen darüber, daß wir es „fo herrlich weit“ gebracht hätten, wie vor zehn Jahren angenommen wurde, fehlt auch heute jede Veranlassung. Die Grundvesten unserer staatlichen Existenz sind indcssen unverrückt, die Bedingungen unserer politischen Entwicktelung erhalten geblieben und der Deutsche, der auf die wechsel- volle und dabei unfruchtbare Geschichte des verklingenden Jahres zu- rüdblit, darf sich immer noch dazu Glück wünschen, ein Deutscher zu sen

—— Die „Augsb. Allg. Ztg.“ schließt einen längeren Artikel: Der Kampf um die Südsee mit folgenden Säßen :

Das Centrum des gesammten deutschen Handels in der Südsee sind aber die vielbesprowenen Samoa-Inseln. Es ist indeß nicht in dem vertrag8mäßig an Deutschland abgetretenen geräumigen und wohl- ges{üuten Hafen Saluafata, wo sih der deutsche Handel nieder- gelassen hat, vi:lmehr in dem westlih gelegenen Apîa, wo an den Üfern der kleinen und nicht immer sicheren Bucht die deutshe Süd- see-Handelsgesellschaft, vormals Godeffrov, ihre großen Magazine er- rihtete. Apia ist auch der Siß des vor kurzem ernannten deutschen Generalfonsuls, dem als Jurisdiktionsbezirk alle Inseln der Südsee unter- stellt sind, von dem auch das Konsulat auf den Marfhall-Inscln ressortirt. Die deutsche Südsee - Handelsgesellsbaft betreibt neben dem Handel aber au Plantagenwirthschaft, obshon nur wenig von dem großen Landbesitz, der ihr zu eigen gehört, bis jeßt kultivirt wurde, und ihre Direktoren daher zu dem Entschlusse gekommen sind, einen Theil ihrer liegenden Gründe an solche zu veräußern, welche gencigt sind, sih auf Samoa niederzulassen. Schon bat cine Anzahl von Euro- päern die Kultur von Baumwolle, Kaffee und Kokospalmen begonnen. Aber au andere deutsche Gescbäftshäuser betreiben hier cinen ein- träglichen Handel, gegen welchen die Konkurrenz cnglischer Häuser nicht aufzukommen vermaz. Und auch auf den englischen Fidscbi-

nseln sind es gerade deutsche Hauser, welche eine Lervoiidaeihe

tellung sowohl in dem eigentlichen Südseehandel, als im Verkehr mit Australien einnehmen. Auch von dieser Gruppe geht ein be- trätlicher Theil von Produkten nah Apia, um von dort in größeren Schiffen nach Europa an den Ort seiner Bestimmung zu gelangen.

Man hat den deutschen Handel in der Südsee geringfügig ge- nannt. Allerdings notirte die Einfuhr in den letzten Jahren nur etwas über 1} Millionen, die Ausfuhr 24 Millionen Mark, wie un- sere offizielle Statistik angiebt. Nah den Aufftellungen von Eng- ländern beträgt der Handel in Ein- und Ausfuhr je 5 Millionen Mark. Wem aber auch diese Summe noch geringfügig er- schiene, dem möchten wir zu bedenken geben, daß der Handel noch in seinen Anfängen steht, daß viele werthvolle Produkte, wie Kaffee, Thee, Zimmet, Gewürze, Arrowroot, Maniok u. a., deren Anbau be- gonnen hat, künftig dic Ausfuhrlisten \{wellen werden. Und schon aus der Mißgunst, mit dec man unsere Errungenschaften ansieht, aus den bäufigen, aber stets fehlgeshlagenen Versuchen, uns zu verdrängen, vermöchte au der Nichtkundige zu errathen, daß der Besitz, den wir halten, nit so ganz verächtlich ist.

Aber um ihn zu halten gegen alle Bestrebungen, dürfen wir An- strengungen nit scheuen. Trhdo follows the flag. England unter- hält Dampferlinien, welche die Viti-Jnseln mit Neusüdwales und Neuseeland, sowie weiter mit den Tonga-Inseln verbinden. Frankreich beabsichtigt eine Linie zu subventioniren, welche die australischen Häfen von Mauritius aus erreichen und ihm Füblung mit seinen oceanischen Besitzungen verschaffen soll. Ein Hamburger Haus hat eine Dampfer- linie errichtet, welcbe diese große Hansestadt mit den Haupthandelspläyen des oustralishen Kontinents verknüpft. Aber diese Linie wird, von den Zufälligkeiten des Handels abhängig, der Regelmäßigkeit ent-

beehren und fann über das Festland uit hinausgehen. Daher ift es im Interesse des deutshen Handels in der Südsee und angesichts der Anstrengungen, welche andere Mächte machen, denselben unseren Händen zu entwinden, in hohem Grade dankens8werth, daß die deutsche Reichsregierung in einer von ihr dem Reichstag vorzulegenden Denk- chrift die Zweckmäßigkeit betont, eine deutscbe, die Südseeinseln er- reicbenve Dampferlinie zu subventioniren. Es is dies der gewisse Weg, unseren dortigen Handel zu fichern. Wir treten dem Feind mit den gleichen Waffen entgegen und der Sieg wird nicht ausbleiben.

__— Das „Kleine Journal“ von: 19. d. M. wirft in den: Leitartikel die Parlamentsferien einen Nückblick auf den abgelaufenen Theil der Reichstagssession, wobei es bemerkt, daß das Markante der Verhandlungen nicht in den Bera- thungsgecenständen, sondern in dem Kampfe der Parteien gelegen habe.

Jn diesem Artikel heißt es:

Es ift den Regierungsorganen Parteinabme und Ueberschreitung vorgeworfen, wir haben das nicmals gebilligt und uns deshalb selbst fern von jeder Ueberschreitung, von Beschimpfung gehalten, aber wenn man unparteiish sein will, muß man zugeben, daß nicht blos die Re- gierungsblätter über das Maß hinausgegangen sind, man muß auch das Gegenbild zeigen und si erinnern, in welcher Weise die Negie- rung und speziell der Reichskanzler nicht blos von der Oppositions- Presse, sondern auch von den Rednern bei den Wahlversammlungen angegriffen worden ist. Es giebt kaum cine Verdächtigung, die micht ausgestoßen ist. Herstellung der Diktatur und des Absolutismus, also Bes citigung der verfafsungëmäßigen Rechte war noch das Ge- ringste; die Hauêmeierei, d. h. die Mediatisirung des Kaisers durch den Kanzler war {on cin stärkerer Ton, noch ärger aber war es, daß man in Flugblättern, Zeitungen und Wahlreden dem Volke glauben machen wollte, daß die Leibeigenschaft, die Frohnden, das jus primae noctis wieder eingeführt werden und Steuern und Zölle aufs Neue verdoppelt werden sollten.

Die „Frankfurter Zeitung“ konstatirt in einem voi der „Nalional- Zeitung“ übernommenen Bericht den Auf} chwung der rheinish-westfälischen Montan-Jndustrie. Die Notiz lautet:

Im Eisengeshäft gewinnt die Hausse immer mehr Boden. Alle Gattungen von Eisen steigend. Indessen dürften Erhöhungen von 10 é. pr. 1000 kg, wie sie in den leßten Lagen vorkamen, übertrieben erscheinen. Die Cirkulare der Werke kündigen fortgesetzt Erhöhungen an. Nicht zu leugnen ist, daß die leßten Wocken mit ihren zahlreichen Submissionen ein ganz enormes Arbeitsquantum den Werken zugeführt haben, daß die Privalkundscbaft den Winter- und Frühjahrsbedarf zu deen such, so daß thatsächlich für den Augenblick nicht nur fast jedes Werk auf einige Monate vollauf Beschäftigung hat, sondern außerdem auch der Fall nicht selten ist, daß von einzelnen Etablisse- ments bedeutende Bestellungen überhaupt zurücgewiesen werden. Hierzu tritt nun noch die Thatsache daß schr starke Aufträge aus Frankreich, Italien, Spanien und Amerika fortwährend einlaufen und zwar nicht allein auf Schienen und sonstiges Eisenbahnmaterial, son- dern auch auf Bleche, Stabeisen 2c.,, so darf ein Rückschlag sobald nicht in Aussicht genommen werden. Niemals haben seit den Scchwindeljahren so günstige, gesunde und Dauer ver- \sprehende Verhältnisse vorgelegen wie heute x.

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ theilt aus dem in der leßten Kuratorialsißbung erstatteten Bericht über die Geschästsergeb- nisse der Preußischen Hypotheken-Aktienbank im laufenden Jahre mit, daß die Berliner Wohnungs: verhältnisse eine weitere nicht unwesentliche Aufbesserung erfahren haben. Als ein weiteres sicheres Anzeichen einer Besserung sei ferner zu beachten, daß die S ubhastationen von Berliner 6Grundstücken erheblich abgenommen haben,

Die „Essener Zeitung“ schreibt:

Herr Hermann Klinke, Vorsitzender der Handelskammer zu Altena und Mitbesißer der Draht- 2c. Fabrik Hermann Klinccke und Comp. ebendaselbst, beehrt uns mit folgendem Schreiben :

„Jhr Blatt hat vor cinigen Tagen, wic ih höre, die Mittheilung gebracht, daß ih mich in einer Wahlversam1nlung dahin ausgesprochen habe, daß die Industrie im Lennethal unter der Herrschaft des Freihandels zu Grunde gehen werde. Meine Ausfagen in dieser Vers sammlung haben lediglich die bezüglichen einstimmiger Beschlüsse der Handelskammer Altena wiedergegeben, ich habe dies auch ausdrüctlich betont. Diese Beschlüsse sind aus dea veréffentlihten Jahresberichten ersihtlich. Ich bitte, diese Erklärung bekarnt zu geben.

Ergebenst Herm. Klinke.“

Die Nr. 50 des Central-Blatts für d18Deutsche Reich, herausgegeben im Reichsamt des Junern, hat folgenden Inhalt : Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinder- pest. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende No- vember 1881. Zoll- und Steuerwesen: Verfahren be: Ermit- telung des Nettogewichts steuerpflichtigen Salzes in Säcken, Dena- turirung von Branntwein zur Essigfabrikation, Befugnisse von Zoll- und Steuerämtern. Konsulatwesen : Ertheilung standesamt- licher Befugnisse. Polizeiwcsen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reich8gebiete.

Nr. 50 des Deutschen Handels-Arcchivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Deutsches Reih: Bedingungsweise Zoll- freiheit zur Kur eiugehendec Pferde. Ermäcbtigung einer weiteren Zollstelle zur Abfertigune von Waaren der Nummern 41d. 5 und 41 d, 6 des Zolltarifs. CLarifirung von mit Cement überzogenem Fensterglas. Tarifirurg zerkleinerter Mimosarinde. Rußland: Verbot der Einfuhr von Komposten, Reben 2c. Belgien und Jtalien: Weitere Verlängerung des Handels- und Schiffahrts- vertrages zwiscben beiden Staaten. Jtalien und Schweiz : Ver- längerung der Handelskonvention zwischen beiden Ländern. Türkei : Bulgarien : Gesetz vom 12. Oktober 1881, betreffend die Einfuhr oft- rumelisher Landesprodukte. Berichte: Deutsbes Reih: Berlin (Erport deuts{her Manufakturwaaren nach Jtalien). Rußland: Die Montanindustrie Rußlands. Italien: Handelsbericht aus Genua für 1880. Großbritannien: Handel und Volkswirthschaft der Kolonie Victoria im Jahre 1889, China: Handelsbericht aus Amoy für 1880. (Schluß)

Nr. 46 des Justiz-Ministerial-Blatts bat folgenden Inhalt: Erkenntniß des Reichsgerichts vom 22, Januar 1881.

Nr. 23 des Marineverordnungsblatts hat folgenden Inhalt : Patentirung von Reserve-Offizieren. Reise- und Umzugs- kosten. Lebensversicherungéanstalt,. Scbiffsartilleriezeichnungen. Beförderungsbedingungen. Proviant bei Außerdienststellungen. Verwaltung der Handwasfen. Ankerketten, Geshüyschießübungen. Gewehr- 2c. Schießübungen. Schiffsbücberkisten. Personal- veränderungen. Benachrichtigungen.

Reichstags - Angelegenheiten. Definitives Sltihwahlresultat nah Meldung des ,„W. T. B.“:

Hessen. 9, Wahlkreis Mainz. Abgegeben 17018 St.. davon für

Dre. Phillips (Fortschr.) 8633, für Bebel (Soz.) 8385 St.

Statistische Nachrichten. Im Justiz - Minist, - Blatt is die Hauptübersicht der

Geschäfte der preußischen Amtsgecichte für das Jahr 1880 veröffentliht. Nach derselben betrug die Zahl der etatsmäßig

beseßten Stellen (ohne die ausfcließlich im Gefängnißdienst beschäftigten Beamten): Richter 2536, Gerichtsschreiber 2536 (darunter 165 Dolmetscher), ctatsmäßige Gericztsschreibergehülfen 705 (darunter 119 Dolmetscher), diätariswe Gerichtêschreibergehülfen 304 (darunter 57 Dolmetscher), Kalkulatoren 14, Gerichtsdiener und Kasteilane 1573, ständige Hülfsgerichtsdiener 37, Notare 1462, Gerichtsvoll;ieher (mit Aus\{luß der Hülfsgerichtsvollzieher) 1738 (darunter 335 Gericht8voUzießer kraft Auftrags).

__ Von Civilsachen sind im Laufe des Jahres an bürger- lichen Re chtsstreitigkeiien anhängig geworden (d. h. in das Aktenregister eingetragen worden):

1) Sühnefachen 18 285, darunter Ehesahen 10341, 2) Mahn- sachen 1 289 570, 3) gewöhnliche Prozesse 700 850, 4) Urkunden- und Wechselprozesse 106 629, 5) Entmündigungssachen 2848, 6) Aufgebots- verfahren 10659, 7) Arreste und einstweilige Verfügungen 47 253, 8) Anträge außerhalb eines bei dem Gerichte anhängigen Rechtéstreites 8463, 9) Vertheilungsverfahren 1881, 10) Zwangsversteigerungen 29 790, 11) Zwangsverwaltungen 4169, 12) Andere Anträge, betreffend ZwangsvollstreŒung 84 713.

(Aufgenommen sind hier nur diejenigeu Sachen, auf welche die deutsche Prozeßordnung Anwendung findet, nicht Versteigerungen von unbeweglichen Gezenständen.)

Mündliche Verhandlungen haben 1020 065 stattgefunden, dar- unter 447 498 kontradiktorische, Vergleiche wurden 1967 aufgenommen. Nach dem MabHaregister betrug die Zahl der zurückgewieseneu Gesuche 36 285, dec Zahlungsbefehle 1249 945. Als Entmündigungsfachen waren im Ganzen 3233 anhängig, von denen 2487 beendigt wurden und 746 anhängig blieben.

An Konk ursen waren 2404 überjährige und 2884 diesjäbrige, zusammen 5288 anhängig; 2485 wurden beendet, davon 1971 durci Schlußvertheilung, 613 durch Zwangsvergleich.

Nicht streitige Angelegenheiten waren anhängig: 1 317 658 Vormundschaften und Pflegschaften (123 957 diesjährige, 108 547 beendet), 50008 Auseinanderseßungen und Erbschaften (32121 beendet), 758 Stiftungen (7 beendet), 51 555 vorläufige Ver- wahrungen (46 031 beendet) und 11 155 Verwahrungen von Werth- papieren auf Namen, auf welche die Zahluiz nicht jedem Inhaber geleistet werden kann (2882 beendet).

In den öffentlichen Registern war am Schlusse 1879 Be- stand: Handelsfirmen 102 553; eingetragen wurden im Laufe des íSahres 6371, gelöscht 4293, verblieben am Jahres\{lusse 104 631. Prokuren 14 517, -+ 1845 1192 = 14810. Handelsgesellschaften 21731, + 2385 1741 = 22 375, Genoffenschaften 1552, 4+ 116 39 = 1629, Wassergenossenschaften 1. Waarenzeichen 335! + 348 -— 26 = 3678. Muster 21 809, + 8740 6338 = 24 211. Ee 3636, + 164 241 =- 3559, Vorrechte 20, -{- 925 = 040

Grundbuchsachen nach der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872; a. Einschreibungsverfügungen 848 525, d». Blätter (Artikel), auf denen der Erwerb des Eigenthums an Grundstücken eingeschrieben ist, 256 875, e. übertragene Grundstückte 370 900, d, übertragene Posten 213451, e. fonstige Eintragungen, und zwar: einmalige 496 504, mehrfache 110 900, f. Löschungen 512 411, g. Blätter (Ar- tikel), auf denen Eintragungen behufs der Zurückführung auf die Steuerbücher bewirkt sind, 112 577.

An Handlungen der freiwilligen Berichtsbarkeit wurdea in Grundbuchsachen 498 859 vorgenommen, in anderen Ange- legenheiten 205 257 (25 911 Erbbescheinigungen, 37 204 An- und Auf- nahme leytwiiliger Verfügungen, 1841 freiwillige Versteigerungen un- beweglicher Gegenstände, 140 301 andere Handlungen).

In einzelnen Landestheilen kamen außerden noch vor: Im Gebiete des ehemaligen Appellations-Gerichts Frankfurt a. M. 953 Cigenthumsurfkunden, 1696 Eintragungen von Hypotheken und Pfandrechten, 3511 Cessionen 2. Jn den ehemals Großherzoglich hessischen Landestheilen 14 385 Eintragungen in das Mutationsver- zeichniß und 1504 Weisungen an die Ortsgerichte wegen Einträgen bei den Hypothekenbüchern, Im ehemaligen landgerichtliben Amt Homburg 756 Einschreibungen in das Kontrakten- und Hypotheken- buch. Im ehemaligen Herzogthum Nassau sind zu den Anlagebänden des Stockbuchs gelangt 12090 Handlungen vor dem Amtsgericht der belegenen Sache und 32358 vor anderen Amts8gerichten einschließlich gerihtlich bekundeter Kauf- und Tauschnotulen.

__ An Strafsachen waren anhängig: 1) Strafbefehl in Forst- dicbstahlssachen 348 836; 2) Privatklagesachen 52 434 (45 434 neue), davon 41 936 erledigt. 3) Anträge auf Erlaß von Strafbefehlen {mit Aus\c{luß der zu 1) 299 227 (280 315 neue), davon 274407 erledigt. 4) An!lagesachen wegen Vergehen 177 066 (157914 neue), davon 145 264 beendet. 5) Anklagesahen wegen Uebertretungen 232 919 (215 763 neue), 215 306 erledigt. 6) Voruntersuungen 6470 (6096 neue), 5795 beendet. 7) Einzelne rihterlihe Anordnungen 169 606.

Die Scböffengerichte hielten 30 756 ordentliche und 8085 außer- ordentliche Sibungen. Hauptverhandlungen fanden 363 591 vor dem Schöffengericht und 129 291 vor dem Amtsrichter, zusammen 492 882 statt. Urtheile ergingen 292 479 von den Schöffengerichten, 116 895 von den Amtsrichtern, zusammen 409 374, davon in Forstdiebftahls- achen 22911, in Privattlagesahen 22 782, nachdem ein Strafbefehl eantragt oder erlassen war, mit Aus\{luß der Forstdiebstahlssachen 26 604, darunter so!che, durch welche der Einsprub ohne Beweisauf- nahme verworfen ist 1514, auf Eröffnungsbeshluß wegen Vergehen 141 245, darunter in den von der Strafkommer MEcewietanan Sachen 46 513, auf Eröffnungsbeshluß wegen Uebertretungen 195 832. Durch die Schöffenurtheile wurden (in anderen als Privatklagesachen) 291 278 Personen für schuldig, 71028 für nihtschuldig erkannt.

In Rechtshülfesacben gingen 364 619 Ersuchen an das Amtsgericht und 78 661 an dic Gerichtsschreiberei ein.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Julklappy! Leeder un Läuschen von Karl Theodor Gaedert. Mit drei Originalçedihten von Klaus Groth, Theodor Storm und Theodor Soucbay. Hamburg, I. F. Richter, Der Ver- fasser bietet bier eine Sammlung plattdeulsbcr Gedichte, die, nah ibrer Bezeichnung „Julklapp“, eine Weihnachtsgabe sein soll. Jn der That eite wertboolle Gabe plattdeutsher Dichtung, da die meisten der Gedichte in ihrer auspre{enden Naivität und tiefen Empfindung dem Besten, was wir auf diesein Gebiete haben, an die Seite zu seten sind. Au die „Läuschen“ zeigen Reutershen Hunor.

Von demselben Verfaßer crschien „Eine Komödie“, Swank mit Gesang in einem Akt. Berlin, O. Drewit, eine frish und launig geschriebene Komödie, die in ihren Verwicklungen bis zum Scluß in Athem hält und heiter belustigt. Die Dienstleute sprechen platt und sie sind demnach auch die ergößtzlichsten Figuren. Das Stück würde si wohl für private Aufführungen eignen.

Soeben erschien in tem „Volksblatt-Verlag* von Dr. Cbr. G. Hottinger in Straßburg i. E.: „Die Welt in Bildern (orbis pictus). Herausgegeben von Dr. Chr. G. Hottinger.“ Mit über 1200 Abbildungen und erläuterndem Terte. Unter der großen Anzahl der jährlich erscheinenden Bücher, welhe der Jugend zur Unterhaltung und Belehrung dienen sollen, nimmt dieses Buch cine sehr beactenêwertbhe Stelle cin. Der Gedanke, auf 160 Seiten (in Quart) eine Reihe von über 1200 Bildern zusammenzustellen, welche, na bestimmten Kategorien geordnet, die wichtigsten Erschei- nungen älterer und neuerer Zeit aus der Natur und dem Menschen- leben der Jugend zur Anschauung bringen oder wenigstens eine Hin- weisung geben, sich näher darüber zu informiren, ist an sich ver- dienstlih und zeitgemäß, gewinnt aber im vorliegenden Falle cinen um so höheren Werth durch die Sorgfalt und den Fleiß, mit welc(cin die Auswahl und Herstellung der Abbildungen ausgeführt worden ist. Die Zusammenstellung der Bilder ist nach den 4 großen Gruppen geordnet, wie sie sich aus der natürlichen Betrachtung der Dinge ergebea : 1) unbewußte Natur, 2) bewußte Natur, 3) Erzeugnisse der Erde im

ienste des Menschen, 4) Handel und Verkehr. Nicht einzelne will- kfürlih gezeichnete Bilden oder zusammengekaufte Clicbes, sonderu eigens für diesen Zweck angefertigte Holzschnitte führen uns die lcblose und lebendige Welt, Versteinerungea