1881 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse des- selben für das Seewesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Auss{huß für Handel und Verkehr hielten heute Sizungen.

Mit Rücksicht auf die Allerhöchsten Ordres vom 28. Dezember 1840 und vom 21. Mai 1860, denen zufolge das Arbeitsverdienst-Guthaben von Gefangenen niht Gegen- stand der Beschlagnahme im Wege der Exekution ist und nur zur Deckung der Kosten behufs Wiederherstellung muthwilliger Beschädigungen durch die Gefangenen, nicht aber zur Deckung anderweiter Ausgaben in Anspruch ger ommen werden darf, haben der Minister des Jnnern und der Kriegs- Minister durch Cirkularverfügung vom 7. d. M., urter Ab- änderung ihrer Verfügung vom 3. Dezember 1875, bestimmt, daß die Kosten, welhe dur den Transport der in Arbeitshäusern detinirten militärpflihtigen Per- sonen nah dem Orte der Musterung und Aus- hebung erwasen, zunächst aus dem Privatvermögen derselben und in Ermangelung eines solchen, aus den zur Disposition der betreffenden Civilbehörden stehenden polizeilihen Fonds (Kap. 95 Titel 4 des Etats für das Ministerium des Fnnern zu Diäten 2c. und zu sonstigen sächlihen Ausgaben im Jnteresse der Polizei) zu berichtigen sind.

Der Minister des O hat sih mit den Maß- regeln, welche der Polizei-Präsident von Madai seit dem März d. J. zur Erhöhung der Sicherheit der hiesigen öffent- lihen Theater und zum Schutze des die Theater besuchen- den Publikums gegen Feuersgefahr ergriffen hat, überall ein- verstanden erklärt. Die getroffenen Anordnungen werden, so weit dies noch nicht geschehen ist, mit Entschiedenheit sofort durlgesührt werden.

An der Universität zu Bresla u werden, wie der „Berl. Act.“ mittheilt, seit Beginn des laufenden Semesters Vor- Ilesungen über Eisenbahnrecht und Eisenbahn- transport- und Tarifwesen gehalten, deren unentgelt- licher Besuch denjenigen Beamten der in Breslau domiziliren- den Eisenbahnverwaltungen zusteht, welhe in Bezug auf ihre Schulbildung si das Zeugniß zur Berechtigung zum einjährig- freiwilligen Militärdienst erworben haben und von ihren Di- rektoren mit einer Legitimationskarte versehen sind. Es wird beabsichtigt, gleihe Einrichtungen an den Universitäten zu Berlin und Bonn zu treffen. Als Dozenten werden bezeihnet für Berlin : der Regierungs-Rath Reißenstein von der König- lihen Eisenbahndirektion Frankfurt a. M., für Bonn: der Regierungs-Rath Todt von der Königlichen Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn.

Die Strasfhestimmung des Art. 249 Nr. 3 des Deut- pen Handelsgeseßbuhs, wonach die Mitglieder des Auf- ihtsraths und des Vorstandes einer Aktiengesell- schaft mit Gefängniß bis zu drei Monaten bestraft werden, wenn sie in ihren Darstellungen, in ihren Uebersichten Über den Vermögensstand der Gesellschaft oder in den in der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen wissentlich den Stand der Verhältnisse der Gesellschaft unwahchc darstel- len oder verschleiern findet nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. Strafssenats, vom 7. November d. J., auch auf die von dem Vorstande dem Aufsichtsrath gegenüber gemachten Ran Darstellungen über den Vermögensstand dex Gesellschaft Anwendung, auch wenn diese Darstellungen zur Mittheilung an die Aktionäre oder an Dritte überhaupt nicht bestimmt gewesen und auch nicht zur Kenntniß Dritter gelangi sind.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich hessischen Hofe, von Alvensleben, hat Darmstadt mit kurzem Urlaub verlassen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich

bayerischer Ober-Regierungs-Rath Schmidtkonz und Groß-

rzoglih mecklenburg-s{werinsher Ober-Zoll-Direktor Olden - urg sind von Berlin wieder abgereist.

Der General-Lieutenant Freiherr von Meerscheidt- Hüllessem, Commandeur der 30. Division, ist mit Urlaub aus Mey hier eingetroffen.

Nach Beendigung des am 11. v. M. bei der Ar- tillerie-Schießschule begonnenen 11. Fnformations- Kursus haben sich die zu demselben kommandirt gewesenen Offiziere der Feld- und Fuß- Artillerie wieder in ihre Garni- sonen zurücktbegeben.

Bayern. München, 21. Dezember. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer berieth heute den Etat des Ministers des Jnnern. Bei dem Dispositionsfonds wies der Minister des Jnnern auf die Nothwendigkeit dieses | Etatspostens hin, bemerkte dabei jedoch zuglei, daß er den Dispositionéfonds nur darn genehmigt zu sehen wünsche, wenn derselbe auch den übrigen Ministern bewilligt werde. Der Dispositionsfonds wurde darauf ohne weitere Debatte ab- gent: für die Bewilligung stimmten nur die Linke und 4

onservative, gegen dieselbe stimmte die gesammte Rechte.

Sachsen. Dresden, 21. Dezember. (Dr. J.) Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer gelangte der Etat der Zuschüsse, Departement der Finanzen, zur Schlußberathung. Die Kammer pan hierbei die von der Regierung eingestellten Summen, abgesehen von einem Abstriche bei dem Kapitel „Hohbauwesen“, dem die Staatsregierung zugestimmt hatte, unverkürzt an. An den weit:ren Gegenstand der Tagesordnung, Beschwerde Karl Friedrih Seiferts und zweier Genossen zu Niederplaniy über ihre plöglihe Entlasung aus der Arbeit, knüpfte sih eine längere Debatte, während welcher der Abg. Liebkneht den Antrag einbrachte: die Staatsregierung zu er- suten, dieselbe möge dem Landtage noch in gegenwärtiger Session geeignete Vorschläge zur Reform des Knappschasts- kassenwesens unterbreiten. Die Abgg. Streit, Dr. Stephani, Starke und Grahl sprachen sich dahin aus, daß, den im vorigen Landtage laut gewordenen Wünschen nah einer Reform des nappiastülassenwesens von der Regierung mit möglichster Beschleunigung Rechnung getragen werden möchte, und daß hierbei namentlich auf eine Abtrennung der zu lokalisirenden Krankenkassen von dem möglihst zu cen- tralisirenden FJnvalidenpensionskassenwesen Bedacht ge- nommen und leßteres unter eine gewisse staatliche Kontrolle ge werden möge. Der Staats-Minister von Noft Mara 1A erklärte hierauf, daß die Regierung dem leßtgenannten Vorschlage eingehente Erwägung geschenkt

habe, aber zu dem Nesultate gelangt sei, daß wenn man auf eine solche centralisirte Jnvalidenpensionskasse zukomme, die Beiträge der Arbeiter und Arbeitgeber wesentlih erhöht, die |

Höhe der Pensionen dagegen herabgeseßt werden müßte, da die jeßt bestehenden derartigen Kassen niht in Betracht gezogen hätten einmal größere Unfälle, wie sie in Sachsen in der leßten Zeit leider zu beklagen gewesen seien, und weiter den Umstand, daß ein Werk ershöpft werden könne und alsdann für die über den Bestand des Werkes hinaus zu zahlenden Pensionen keine Mittel vorhanden seien. Bei der Umfänglichkeit der über diese Verhältnisse anzustellenden fstati- stishen Erörterungen erklärte sih der Minister außer Stande, schon dem geaenwärtigen Landtage über die Reform des Knappschastskassenwesens eine Vorlage zu machen. Schließlich wurde der Antrag Liebknecht gegen die 4 Stimmen der sozial- demokratischen Abgeordneten abgelehnt und ein Antrag des Abg. Starke: die Regierung um eine Vorlage zur Reform des Knappschaftskassenwesens für die nähste Session des Landtags zu ersuchen, einstimmig angenommen, weiter, dem Antrage der Deputation entsprechend, die vorliegende Petition, soweit sie sich auf den Erlaß einer Novelle zum Berggeseße bezieht, der Königlichen Staatsregierung zur Kenntnißnahme überwiesen.

Mecklenburg. Sternberg, 18. Dezember. Am 2. d. M. hat in einer Plenarversammlung der Ritter- schaft die Berathung der vom engeren Aus]huß wieder vor- gelegten Angelegenheit , betreffend die Civilehe und die Abänderung des Trauformulars, stattgefunden. Wie die „Medckl. Anzeigen“ berichten, handelte es sih zuerst um die Frage, ob die bereits mehrmals an beide Landesherren geri: tete Bitte um Unterstüßung der auf Beseitigung der obliga- torischen Civilehe gerihteten Bestrebungen zu wiederholen sei. n O Berathung wurde einstimmig folgender Beschluß gefaßt:

„Man ersuche den Engern Auss{chuß von der Ritterschaft, unter Hinweis auf die anscheinend jeßt günstige Stimmung in Deutschland bezügli der Aufhebung der obligatorischen Eivileheshließung bei beiden Hohen Regierungen thunlichst bescleunigte Mittheilung darüber zu erbitten, ob von Hochdenselben, eventuell welhe Schritte geschehen seien, um die Reichsgesezgebung zu der für dringend wünschenswerth erkannten Aufhebung der obligatiorischen Civileheschließung zu ver- anlassen, fowie welche Aussichten für den Erfolg dieser Bestrebungen vorhanden seien, unter dem Hinzufügen, daß der Engere Ausschuß für den Fall, daß die baldige Beseitigung der obligatorischen Civilehe nit in sicherer Ausficht stehen sollte, beauftragt sei, mit erneuerten Anträgen wegen Wiederherstellung dec Fassung des kirhenordnungê- mäßigen Trauformulars hervorzugehen.“

Die Ausnahme des lezten Zusates in diesen Beschluß erfolgte übrigens erst nachträglih auf Grund der nun folgen- den Berathung des zweiten Punktes, nämlich der Ab- änderung des Trauformulars. Diese Berathung wurde eingeleitet durch die nochmal'ge Verlesung des Beschlusses, welcher in Betreff dieser Angelegenheit auf dem vorigjährigen Landtage zu Malchin gefaßt worden war. Derselbe hatte nach- stehenden Wortlaut :

„Man beauftrage den Engern Aus\{uß der Ritterschaft, bei beiden Landesherren vorzutragen, daf die Ritterschaft ihr Bedenken gegen die Weglassung der Worte „nehmen und" in dem geseßz- lichen Trauritual fallen lassen könnte, wenn die Cheschließung vor dem Standesbeamten beseitigt würde; die Ritterschaft behalte sich aber vor, falls die gegenwürtigen Bemühungen um Beseitigung der Civilehe nicht von baldigem Erfolge gekrönt sein sollten, ihre gestellten Anträge auf Wiederherstellung der gestrichhenen Worte bei beiden Allerdurblauchtigsten Landesherren zu wiederholen. Mann beauftrage den Engern Auts{uß von der Ritterschaft ferner, diese Angelegenheit auf nächstem Landtage wieder vorzulegen.“

Nach elngehender Diskussion wurde einstimmig beschlossen :

„Es habe der Engere Aus\{uß von der Ritterschaft für den Fall, daß die Hohen Regterungen die baldige Beseitigung der obliga- torishen Civilehe nicht in Aussicht stellen sollten, bei beiden Hohen Regierungen die Wiederherstellung des Trauformulars in der Fassung der Kirchenordnung zu beantragen.“

Oesterreich - Ungarn. Wien, 20. Dezember. Die Thätigkeit der legislativen Körperschaften hat nun auch in der östlichen Neichshälste eine Unterbrehung erfahren, indem das ungarishe Abgeordnetenhaus seine Sißungen bis zum 11. Januar vertagt hat. Einen der ersten Verband- lungsgegenstände nah seinem Wiederzusammentritte dürfte, der „W,. Abpst.“ zufolge, das Budget für 1882 bilden.

21. Dezember. (W. T. B.) Der Kaiser hat eine vierwöchentlihe Schließung des Burg-Theaters wegen der Vornahme von . Arbeiten zur Erhöhung der Sicherheit des Publikums angeordnet. -— Dem Hülfs-Comité kommen auch aus dem Auslande Gesuche zu, welhe auf das Prompteste erledigt werden. Die Kommission des Landesgerichts rat ihre Erhebungen im Ring-Theater auf Alles aus- gedehnt, was auf die strafgerichtlihe Untersuchung irgend- wie von Einfluß fein könnte.

Nach einer der „Pol. Corr.“ zugehenden Meldung sind die zwishen ODesterreih-Ungarn und Serbien s{webenden Verhandlungen, betreffend den Abschluß, eines Schiffahrtsvertrages, bereits zum Abschlusse gediehen.

Großbritannien und Jrland. London, 20. Dezember. (E10, Corr.) Die trostlosen Zustände in Frland wollen ih noch immer nit bessern. Das „Norent“-Marisest wird

fast überall durchgeführt ; wer es wagt den Pachtzins zu be-

zahlen, verfällt bei nächster Gelegenheit unwiederbringlih der Rache des Vehmsgerichts, das ganz Jrland in Banden hält. Mordthaten, Brandstiftungen und sonstige Gewaltthätigkeiten sind an der Tagesordnung. Dec Dubliner Correspondent der „Times“ {reibt : „Bewasfnete Banden durchstreifen bei Nacht die Grasschaften Ciare, Kerry und Tipperary, feuern Schlisse in die Häuser und {hüchtern die Jnsassen so ein, daß sie sich sogar fürchten, der Polizei das Geschehene zu rapportiren. Die Organisation gegen die Pachtzahlung wird immer furchtbarer, und es gilt eben so schr als ein Verbrechen, die Hülfe des Land- erihts in Anspruch zu nehmen, als den Pachtzins zu entrichten,

ie Regierung bietet alle ihr zur Versügung stehenden Mittel zur Aufrechthaltung des Friedens und Wahrung der Eigenthums- interessen auf. Den Gutsherren, die gezwungen sind, zur Eintreibung ihrer Pachtgelder zu exiremen Maßregeln ihre Zuflucht zu nehmen, wird jede legitime Hülfe geleistet, und in der That können sie nur mit militärishem Beistande einen Theil ihrer Pachtgelder eintreiben. E in vielen Fällen wünschen die ehrlihen Pächter in dieser Weise zur Pacht- ahlung gezwungen zu werden, da ihnen dann die ruinösen Folgen der freiwilligen Zahlung erspart bleiben“

Sir Charles Dilke, der noch immer auf seiner Be- sigung unweit Toulon roeilt, hat das Auswärtige Amt in London benachrichtigt, daß der Wiederzusammentritt der english-französishen Kommission zur Erneuerun des Handelsvertrages zwishen England und Frankreich

wahrscheinlich am Ende der ersten Woche des Januars er- folgen werde.

___ Dem soeben veröffentlichten amtlichen Jahresberichte zu- folge umfaßt die durchschnittlihe Effektivsiärke der regu - lären britischen Armee 188986 Mann, besteh end aus- 17 516 Mann Kavallerie, 33 643 Mann Artillerie, 5551 Mann Genietruppen und 132 276 Mann Jnfanterie und Truppen anderer Waffengattungen. Von der Gesammtzahl stehen 20584 Mann in FJrland und 97099 in Jndien und den Kolonien. Die Gesammtstärke der Rescrvestreitkräfte ist auf 444 170 Mann angegeben.

Jtalien. Nom, 21. Dezember. (W. T. B.) Der Ministerpräsident Depretis legte heute der Depu- tirtenktammer den vom Senate modifizirten Wahlgeseßz- entwurf vor und beantragte dessen dringlihe Behandlung. Nach kurzer Debatte wurde der Entwurf derselben Kommission überwiesen, welche das erste Mal darüber berichtete.

22. Dezember. Jn der heutigen Sißung des Senats verlangte bei Berathung des Budgets des Ministeriums des Außeren Caraccioli die Vorlage der Dokumente bezüglich der tunesishen Frage und wünschte gleichzeitig Aufklärungen in Betreff der Donausfrage. Der Minister des. Auswärtigen, Mancini, erklärte: die Regierung habe ge- legentlich über die besonderen Abmachungen betreffs Tunis in Paris reklamirt. Jtalien habe sich sorg: fältig jedes Aktes enthalten, welhec als eine direkte oder indirekte Anerkennung des Bardo-Vertrages angesehen werden könnte. England habe nach einigen Vorbehalten eine Haltung eingenommen, welche die stillshweigende Haltung des Vertrages vermuthen lassen könnte. Es wäre unshwer gewesen, mit Roustan zu verhandeln, wenn er nur Minister des Beys ge- wesen wäre, bei seiner doppelten Eigenschaft als Minister des Beys und als Vertreter Frankreichs sei das indessen unmöglich gewesen. Die Verhandlungen wegen Entschädigung der Jtaliener in Sfax würden noch fortgeseßt. Die Veröffentlichung der betreffenden Schriftstücke sei unzweckmäßig, da die französische: Regierung erklärt habe, daß sie demnächst Vorschläge in Be- treff der tunesishen Frage machen werde. Die italienische Re- gierung werde diese Vorschläge prüfen und untex allen Um- ständen die Würde und die Fnteressen Jtaliens wahren. Das Parlament sollezum Richter des Verhaltens derRegierung gemacht werden. Was die Donaufrage angehe, so sei dur den Berliner Vertrag bestimmt worden, daß das Reglement bezüglih der Schiffahrt auf der Donau zwischen Galay und dem Eisernen Thore von der europäishen Donaukommission fesizuseßen sei. Dies Reglement müsse auch eine Bestimmung darüber ent- halten, wer es auszuführen habe. JFhm (Mancini) scheine eine gemeinschaftliche Kontrole über die Ausführung durch den Geist des Berliner Vertrages vorgeschrieben zu sein.

Türkei. Konstantinopel, 19. Dezember. (Pest. L.) Die englische Regierung hat in Angelegenheit der grieqchi} ch- türkishen Differenzen in der Postfrage ihre Ver- mittelung angeboten. Delegirte der Klöster auf dem Berge Athos sind hier nah Tiflis durchgereist, um vom Gouverneur vom Kaukasus die ihnen gehörigen Güter zu übernehmen, nachdem die russishe Regierung den über diese Güter verhängten Sequester aufgehoben hat,

Numänien. Bukarest, 21. Dezember. (W. T. B.) Der „Romanul“ zeigt die Abreise des Grafen Hoyos nach Wien an und bemerkt dabei :- wir sind sicher, daß die Aufklärungen, welche Graf Hoyos in Wien geben wird, dazu beitragen werden, die herzlichsten Beziehungen zwischen Dester- reih und Rumänien herzustellen.

292. Dezember. (W. T. B.) Die Abreise des öster- reihishen Gesandten, Grafen H0oyos, nah Wien soll heute erfolger.; während der Dauer der Abwesenheit des- Grafen wird Legations-Rath Salzverg die Gesandtschafts- geschäfte leiten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 22. Dezember. (W. T. B.) Wie der „Negierungsanzeiger“ meldet, hat die Uedersiedelung der Bewohner von Kuldscha nah dem Gebiete von Semiredschje begonnen. Die in der Bevölkerung bisher bestandenen Befürchtungen hätten auf- gehört, und es sei Hoffnung auf ungestörte Uebergabe des Jli-Thales vorhanden. Der General Friede ist beauftragt worden, die Bevölkerung über die Sachlage aufzuklären.

Dänemark. Kopenhagen, 19, Dezember. (Hamb. Corr.) Der Finanz-Minister unterbreitete heut2 dem Landsthing verschiedene Steuergeseße, zunächst einen Gesetzentwurf, betreffend Zoll- und Schiffsabgaben. Der Minister erklärte bei Ueberreihung dieser Vorlage: der Hauptzweck sei vor Allem, die Einfuhr der wichtigsten Roh- stoffe und der für bie Bevölkerung nothwendigien Ver- brauch8gegenfstände: zu erleichtern und fodann, den jeßigen Zolltarif} zu vercinfachen. Alsdann habe er bcsonders Rücksiht auf das Junteresse der Staatskasse nehmen müssen, so daß die neuen Geseße die Staatseinnahmen nicht wesentlichÞh reduciren. Die Kompensation habè, um cine ge- nügende zu sein, auf anderen Gebieten als auf dem des Zolles auf Luxuswaaren gesucht werden müssen; es habe daher eine Erhöhung der Branutweinsabgaben und eine Biersteuer bean- tragt werden müssen. Ferner habe er Rücksiht darauf nehmen müssen, daß der jeßige Shuß des Handwerks und der Judustrie nicht beschränkt werde. Alsdann ging der Minister zu einigen Hauptpunkten des Geseßentwurfes über. Es sei beant: agt, den Zoll auf Steinkohlen aufzuheben und auf Holz und Steinkohlen j reduziren, was dem Staat 1388 000 Kronen kosten würde. Was odann die Verbrauchsgegenstände betreffe, so werde dieStaatskasse durch die Aufhebung des Zolles auf Salz ca. 384 000 Kronen, auf Reis ca. 380 000 Kronen, auf Cichorienwurzel 73 000 Kronen und auf Oele (Petroleum) 452 000 Kronen u. f. w., zusammen eine Einnahme von 1384 000 Kronen einbüßen. Andererfeits würde die beantragte Erhöhung des Zolles auf Wein und Tabok u. #. w. der Staatskasse eine Vehreinnahme von zu- sammen 1 690 000 Kronen sichern ; falls sodann der Ertrag der Branntweins- und Biersteuer in Anschlag gebracht werde, so würden die Zollerhöhungen und neuen Steuern die beantrag- ten Zollermäßigungen ungefähr auswiegen. Endlich wird bean- tragt, die Schiffsabgaben, welche jeßt ca. 800 000 Kronen jährlih eintragen, auf die Hälfte zu reduziren. Schließlich erklärte der Finanz-Minister, daß er alle drei Geseßentwürfe, nämlich den Gesehentwurf betreffend Zoll- und Schiffsabgaben, den Gesehentwurf betreffend Erhöhung der Branntweinabgaben und en Geseßentwurf, betreffend Einführung ciner Biersteuer, welche beiden leßteren er ebenfalls dem Thing unterbreitete, als von einander unzertrennlich betrachte, so daß ber eine | Entwurf nur gleichzeitig mit den beiden anderen in Kraft

treten könne. -— NaH Entgegennahme der drei Vorlagen ver- tagte das Landsthing sich bis zum 6. Januar.

Amerika. Washington, 21. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat eine Resolution angenommen, dur) welche der Schaßsekretär Folger um Mittheilungen ersucht wird über die von Frankreich und Deutschland auf ameri- kanische und englische Manufakturwaaren gelegten Zölle und über die Lohnsäßze der Arbeiter in diesen Ländern.

Afrika. Egypten. Wie dem Rcutershen Bureau aus Kairo vom 19. ds. gemeldet wird, haben im Sudan abermals ernste Ruhestörungen stattgefunden. Der falsche Prophet, der schon vor einiger Zeit die öffentlihe Aufmerk- samkeit auf si lenkte, hat an der Spiße von 1500 Mann eine 350 Mann starke egyptishe Truppenabtheilung, welche der Gouverneur von Fashoda gegen ihn führte, gänzlich ver- nihtet. Der Gouverneur des Sudan, welcher behauptet, daß die Expedition gegen seinen Befehl unternommen wurde, hat ein dringlihes Gesuch um Verstärkungen nah Kairo ge- sandt. Der Kriegs-Minister beabsichtigt, das Schwarze Regi- ment unter dem Kommando von Abdellah Bey, welches nah der Militär-Emeute in Kairo nach Damiette übersiedelt wurde, nah dem Sudan zu entsenden. Der Minister hegt das Ver- trauen, daß das Regiment dem Marschbefehle Folge leisten werde. Man halte für wahrscheinlih, daß der General- Gouverneur des Sudan seines Postens enthoben werden wird.

Zeitungsstimmen.

Von einem Jndustricellen erhält die „Nordd. Allg. Z.“

eine längere Zuschrist über „die deutsche Wirthschafts- reform“. Der Einsenter der Zuschrift bemerkt zunächst, daß die deutste Wirthschaftsreform von Vielen irrthümlih [ediglih in der Zollreform allein gesucht werde. Es werde dabei übersehen, daß dieselbe neben der Zollreform in erster Linie die Steuerreform, dann die der Gewerbegescze, der Eisenbahnfrachttarife u. \. w. gleichfalls umfasse und umfassen müsse, um das ganze wirthschastliche Leben und namentlich das Erwerbslcben des politish wie wirthschaftlich neu geeinten Deutschen Reiches aus dem bis 1878 in „erschrecken- dem Grade zunehmenden wirthschaftlihen Niedergange“ zu be- freien. Die Zuschrist fährt dann fort: j Vergegenwärtigt man si aber die verzweifelte Lage, in welcher 1878 schon alle Kreise des Besißes und des Erwerbslebens in Deutsch- land sich thatsächlich befanden, und berücksichtigt man andererseits, daß nur die Zollreform und auch diese nur zum ersten Ab\schluß ge- kommen ist, aber auf ihre Richtigkeit in den einzelnen Theilen weder einer Revision unterworfen, noch in ihrer Einwirkung auf das Er- werbsleben der ganzen Nation geprüft worden ist, so ergiebt sid für jeden objektiv Prüfenden, daß den Berhältnissen von 1878 jeßt Ende 1881 eine ganz gewaltige Besserung gegenübersteht, welche in ihrer Hauptsache als Wirkung der Zollreform nachgewiesen werden kann, wenn wir nur di? einzelnen Positionen des Zolltarifs und die in dem betreffenden Zweige unseres Erwerbslebens vorhandenen damaligen und die jeßigen Zustände uns vergegenwärtigen.

Die „Tribüne“ bespriht Neumanns Ueber- fihten der Weltwirthschaft:

Um die wirih\{aftlichen Zustände der eigenen Nation, ja auch nur des engen Kreises seiner Gemeinde verstehen zu lernen, bedarf heutzutage Jedermann einer statistishen Beobachtung, welche inter- nationale Vergleiche anstellt und das große verwickelte Getriebe der Weltwirthschaft durchforscht. Als einen Führer bei der Vergleichung und Erforschung des materiellen Kulturlebens begegnen wir alljährlich den „Uebersichten der Weltwirthschaft“ von Prof. Nermann-Spallart, die soeben in dem Jahrgang 1880 im Verlag von Julius Meier in Stuttgart erschienen sind. Die Uebersichten enthalten, gestützt auf die neuesten offiziellen Quellen, eine gedrängte Darstellung des Ganges der wirtl;\haftliben Ereignisse und belehren namentlich durch Ver- gleichung der Frnten, der gewerblichen Produktion, des Verbrauchs, des Geldwesens, der Verkehrsmittel und des Handels der hervor- ragenden Kulturvölker. Der Verfasser, welcher seit einem Jahrzehnt die Zahlen für seine Uebersichten immer nach gleichartigen Gesicbts- punkten gesammelt hat, macht in dem neuesten Jahrgange zum ersten Male den Versuch, nicht nur einen Ueberblick der Erscheinungen zu geben, fondern auch Entwickelungsgesete aus den Thatsachen abzu- leiten und Messungen des Volkswohlstandes und der wirthschaftlichen Lage vorzunehmen. Der Leser wird aus den betreffenden inhalt- reihen Abschnitten den innigen ursählichen Zusammenhang der wirthschaftlichen Erscheinungen unter einander oder die Abhängigkeit des gesammten Kulturlebens der Gegenwart von der Weltwirthschaft nah verschiedenen Richtungen hin nachgewiesen oder wenigstens ange- deutet finden. Von besonderem Interesse ist die Schilderung über den Verlauf der Weltkrisis, welche von 1874—1879 auf der ganzen civi- lifirten Erde latete: „Die sämmtlichen Großindustrien der Welt er- fuhren von 1870—1873 eine Erweiterung, welche für diesen Zeitraum als Merkmal des günstigsten wirthschaftlichen Zustandes gelten durfte. Die Massengüter „der Textilindustrie und des Eisenhüttenwesens liefern dafür die deutlisten Belege. Ueberall ist das Symptom des steigenden Wohlstandes in der Erweiterung der Produktion zu verfoigen. Da bricht die Krise des Jahres 1873 herein; die Wir- kungen äußern sib, indem von 1873—1879 in der Textilindustrie nur noch eine langsame absolute Zunahme und auch diese nur unter Umständen zu verzeichnen ist, welde ein Mißverhältniß bekunden; in der Eisenindustrie ist die Pericde 1873 bis 1878 eine Zeit stetiger Ver- minderung der Produ*tion. Nachweise liegen aus allen Theilen der Erde vor. Jn den Hauptländern der Eisenproduktion waren zu Ende 1876 2537 Hochöfen vorhanden, mit welchen man im Stande ge- wesen wäre, wenigstens 20 Millionen Tonnen Roheisen zu pro- duziren; statt dessen waren aber {on damals nur 1329 Hoch- öfen im Betriebe und 1208 standen kalt; die Produktion aber betrug nur 280 Millionen Centner, Ebenso erleidet die Grundlage aller Massenproduktion, die Kohlenförderung, im Jahre 1878 einen ge- waltigen absoluten, in der ganzen Zeit nah der Krise aber im Ver- hältniß zur Bevölkerungszunahme einen relativen Rückgang." Der Verfasser weist die Ausdehnung und die Stärke dec Krisis speziell an der englishen Baumwollenindustrie nach, die 1876 und 1877 geradezu unrentabel, ja s\{lechter als dies wurde, und fährt dann fort: „Aehnlihes gilt von der Wollmanufaktur, wo eine relatise Verminderung erfolgte, während für die Seiden- und Leinen-Jndustcie eine absolute Abnahme der Er- zeugung direkt nachgewiesen ist. Jn der zweiten Hälfte von 1879 und im Jahre 1880 beginnen sih nun die Produktionsgrößen wieder in erfreuliher Weise zu heben. Vor Allem ist es die Koblengewinnung, deren Zunahme in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien und insbesondere in Nordamerika (von 52 Millionen Tons im Jakre 1878 auf 69 Millionen Tons im Jahre 1889) als siheres Symptom eines neu erwachenden wirthschaftlichen Lebens gelten darf.

__— Das „Kleine Journal“ macht in seinem Leitartikel Mittheilungen über die British North Borneo Com- pany, der von der englishen Regierung das Privilegium ertheilt ist, große Ländergebiete an der Nordküste von Borneo, die ihr von den Sultanen von Borneo und Sulu gegen eine jährlihe Zahlung von einigen tausend Dollars überlassen worden sind, mit oberherrlicen Berechtigungen in Besitz zu nehmen und nach allen Richtungen hin zu exploitiren.

E E D Ie R T E Ap Ta E #

Am Sälusse des Trtikels heißt es dann:

Es is} damit wieder ein großes und fruchtbares Gebiet der deutschen Unternehmung entzogen, einzig und allein deshalb, weil das deutsche Volk noch immer auf unfructbaren Doctrinen versessen ift, und sich kein Beispiel an der Thatkraft der Engländer und Franzosen nimmt. Warum fann Deutschland nicht dieselben Wege geben, die England leche soeben wieder beschritten hat, warum kann es nicht auch folhe Ge/jellshaften ins Leben rufen ? :

An Kapital, an- Kräften und an Kenntnissen fehlt es dem deutschen Volk gewiß nicht; es fehlt ihm aber an Energie und Unter- nehmungsgeist, der durch unfruchtbare Theorien gelähmt ist.

Die „Schlesische Zeitung“ schreibt:

Im Hinblick auf das Projekt einer Altersversorgung der Arbeiter bemerken die „Grenzboten“ in wesentlicher Uebereinstim- mung mit unseren eigenen Ansichten bei Beantwortung der Frage, ob man mit diesem Plane nit ein unübersehbares Gebiet betrete :

_ „Wir werden das Gebiet übersehbar machen, indem wir es theilen. Die Altersversorgung kann nur stattfinden innerhalb bestimmter organi- scher Verbände, sie kann nur stattfinden unter Erfüllung der korporativen Disziplin dieser Verbände, ciner Disziplin, der wiederum nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Unternehmer unterworfen scin müssen. Wenn die Unternehmer zur Altersversorgung gemeinsam wit den Ar- beitern, abgesehen von jenen (niedrigst gelohnten) von der Eigenhülfe zu befreienden Klassen, beitragen sollen, so muß die Willkür des Ar- beiterkontrafts auf beiden Seiten beschränkt werden. Der Arbeiter, für dessen Alter er selb und sein Arbeitsherr Leistungen gesammelt haben, ift niht mehr das Marktobjekt, die Waare des heutigen, dem Ungefähr, wie das Sandhäufhen dem Wüstensturm preisgegebenen Proletariats. Der Plan der Altersversorgung hat zur ersten Voraussetzung die Legung der Grundsteine eines neuen Rechts zwischen Arbeiter und Arbeitsherrn, wie zwischen den Arbeitern untereinander. Aber und auch das wollen wir niht vers{weigen die Belastung der Unternehmungen mit neuen N seßt auch der Unternehmungs- willkür gewisse Schranken, bedingt auch ein neues Verhältniß der Wirthschaftspolitik zu den Unternehmungen. Darum, so vermuthen wir, hat Fürst Bismarck den Volkswicthschaftsrath herbeigezogen, weil solche Reformen nicht möglich sind, ohne Schritt für Schritt O zuzuziehen, zu gewinnen oder moralisch zu nöthigen.

Nr. 30 des Armee-Verordnungs-Blatts hat folgenden Inhalt: Bestimmungen über die Beförderung der Unteroffiziere des Beurlaubtenstandes. Uniformabzeicher: für Fahnenschmiecde und Be- \chlagschmiede. Dislokation des Lauenburgischen Jäger-Bataillons Nr. 9, des Hessislen Jäger- Bataillons Nr. 11 und des 2. Bataillons POlGeN Füsilter-Regiments Nr. 80. Dienstwohnungs-Angelegen- eiten. Die den Vertretern der Militärverwaltung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten und in Konkursen zu ertheilenden Vollmachten. Abänderung des S. 76 der allgemeinen Geschäftsordnung für die Forti- fikations- und Artilleriebauten in den Festungen. Garnison-Bau- distrikte im Bereiche des X. Armee-Corps. Cisenbahnbeförderung von Militärtransporten und Militärpersonen 2c. mit Schnell- und Kurier- 2c. Zügen. Berechnung der Umzugskosten. Vertheilung von 72 Cremplaren der Militärliteratur-Zeitung für das Jahr 1882.

Eröffnung ciner neuen Eisenbahn. Anfertigung von Formularen.

Nr. 23 des Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs-Postamts, bat folgenden Inhalt: Aktenstüfe und Auf- säße: Der Postanweisungsverkehr des deutschen MReichs-Postgebietes mit dem Auslande. Die Ausstellung maritimer Gegenstände in Hamburg. Der Fernsprecher in Amerika vor Gericht. Monte- negro (Schluß). Kleine Mittheilungen: Dex Dampfbetrieb auf der Straßenbahn in Hamburg. Verbesserung der Postverbindungen nach Malta. Die Fortschritte der deutschen Lebenusversicherungs- anstalten im Jahre 1880. Literatur des Verkehr8wesens: Die gal- vanischen Elemente von Volta bis heute. Eine gemeinschaftliche Ab- handlung nach der „Traité élémentaire de 1a pile électrique par Alfred Nianudet.“ Deutsch bearbeitet und mit Zusäten versehen von W. Ph. Hauk. Braunschweig 1881, T. Band’ 89, 269 Seiten mit Abbildungen. Zeitschriften-Ueberschciu.

Statistische achrichten.

UeberltchWt Uber die Zahl der StUudiLenden auf der Königlichen Friedrich -Wilhelms- Universität zu Berlin im Wintersemester 1881/82, A. Im Sommersemester 1881 sind immatrikulirt gewesen 3709, Davon sind abgegangen 1086. Es sind demnach geblieben 2623, Dazu sind in diesem Semester ge- fommen 1798, Die Gesammtzahl der irunatrikulirten Studirenden beträgt daher 4421, Die theologis%e Fakultät zählt: Preußen 330, Nichtpreußen 44; zusammen 374. Die juristishe Fakultät zählt: Preußen 1207, Nichtpreußen 234; zusammen 1441, Die medi- zinische Fakultät zählt: Prevßen 540, Nichtpreußen 100; zusammen 640. Die philosophische Fakr.ltät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 1362, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife 224, c, Nicht- preußen 389, zusammen 1966; sind obige 4421, B. Außer diesen immatrikulirten Studirenden hören die Universitäts-Vorlesungen : 1) nicht immatrifulationsfähige Preußen und Nichtpreußen, welche von dem Rektor zum Hören der Vorlesungen zugelassen worden sind 155, 2)? Studirende der militär - ärztlißen Bildungsanstalten 213, zusammen 368, C, Zum Hören von Vorlesungen sind außer- dem berechtigt: 1) Studirende der Technischen. Hochschule 920, 2) Studirende der Berg- Akademie 92, 3) Studirende der landwirth- schaftlichen Hobschule, welche im Besiß ves Berechtigungssceins zum einjährigen Militärdienst sind 57, 4) Studirende der Akademie der Künste 50; zusammen 1119, Die Gesammtzahl dec Berechtigten ist mithin 5908.

Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der KöniglihenGeorg-Augusts-Universität zuGöttin- gen im Winter- Semester 1881/82, Im vorigen Se- mester sind immatrikulirt gewesen (1002+ 7=) 1009. Davon sind abgegangen 268, Es sind demnach geblieben 741. Hierzu sind in diesem Semester gekommen 330. Die Gesammtzahl der imma- trikulirten Studirenden beträgt daber 1071. Die evangelisch-theolo- gische Fakultät zählt Preußen 126, Nicht-Preußen 41, zusammen 167, Die juristishe Fakultät zählt Preußen 141, Nicht-Preußen 49, zusammen 190. Die medizinishe Fakultät zählt Preußen 126, Nicht-Preußen 35, zusammen 161. Die pvhilosophishe Fakul- tät zählt: a, Preußen mit dem Zeugniß der Reife 369, b, Preußen ohne Zeugniß der Reife nah §. 36 des Reglements vom 2. Juni 1834 64, Preußen 433, e. Nicht-Preußen 120, zusammen 553, Gesammt- zahl 1071. Einzelne Vorlesungen besuchen außerdem noch 11, Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1082.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

__ In Fortsetzung oder neuer Auflage liegen folgende Bücher juristi- s{hen Inhalts vor:

__ Die Preußisch{che Subhastationsordnung, die Deutsche Konkursordnung und die Deutsche Strafprozeßordnung für Amtsgerichte mit allen, noch geltenden älteren Bestimmungen und allen dazu ergangenen Ausführungs-Geseßzen und -Bestimmungen Mit Parallelstellen und Erläuterangen aus den Entscheidungen des Reichsgerichts und des Kammergericzts. Von Dr. F. Fi dler, Amts- rihter. Der Amtsrichter in Preußen: 3. Lieferung. Pader- horn. Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh. Preis 3 M 50 SZ§. Die vorliegende Lieferung behandelt: 1) Das Subhastationsverfahren und zwar zunächst die Zwangsversteigerung (nothwendige Subhastation) und dann die freiwillige Subhastation, 2) das Konkursverfahren nebst dem erbschaftlihen Liquidations- verfahren nach der Konkur?ordnung vom 10. Februar 1877 und die Anfechtung von Rechtshandlungen außerhalb des Konkurses nah dem Gesetze, betreffend die Anfehtung von Rechtshandlungen eines Schuld-

ners außerhalb des Konkurses, vom 21. Juli 1879; 3) im 2. Kapitel die Strafsachen und zwar: a. das in der Strafprozeßordnung vom 1. Februar 1877 geregelte Verfahren, und b. die besonderen Verfahrensarten außerhalb der Strafprozeßordnung, nämlich das Verfahren in Forstdiebstahlssachen und das Verfabren in Feld- und Forstpolizeisaben. Das dritte Kapitel isl dem Verfahren vor den Rheinshiffahrtsgericbten und vor den ElbzoUlgerichten gewidmet, und in einem Nachtrage ist das Reglement für die Gefängnisse der Justiz- verwaltung zum Abdruck gekommen. Die 4. Lieferung des Werkes soll die freiwillige Gerichtsbarkeit umfassen.

In dritter Auflage liegt vor: Der Konkurs-Verwalter nah der deutshen Reichs - Konkurs - Ordnung vom 10, Februar 1877. Bearbeitet von C. Krah, Amt3gerichts- Rath in Braubach am Rhein, Neuwied und Leipzig, 1882, Heusers Verlag (Louis Heuser). Preis 2 M 10 §. Der Inhalt des Buches ift in folgende siebzehn Kapitel gegliedert: Wabl und Ecnennung des Konkursverwalters. Stellung ves Konkursverwalters. Verantwortlichkeit des Konkursverwalters. Die Thätigkeit des Konkursverwalters in Betreff der Theilungs- masse. Muster für das vom Konkursverwalter anzufertigende Inventar. Die Verwerthung der Masse. Die bei der Schulden- masse vorkommenden Gläubiger. Nicht oder niht vollständig erfüllte RNechtsgeschäfte. Die vom Konkursverwalter zu bewirkende Vertheilung der Masse. Von dem Abschluß des Zwangsvergleichs (Akkords). Das Konkursverfahren in einigen besonde- ren Fällen (gegen Aktiengesellschaften, Genossenschaften, Handels- gesellschaften, Über einen Nachlaß und aegen Ausländer). Die Ver- wendung von Stempel zu Wechseln. Die Stempelabgabe für Aktien, Werthpapiere, Schlußnoten 2c. Prozeßverfahren. Zuständigkeit der Gerichte. Arrestverfahren und einstweilige Verfügungen. Urkunden- prozeß und Wechselprozeß. Muster für die vom Konkursverwalter zu legende Schlußrehnung. Gerichtskostengeseßz, vom 18. Juni 1878 und das Gesetz, betreffend die Abänderungen von Bestimmungen des Gerichtskostengeseles vom 29, Juni 1881, bezüglich der zu erbe- benden Gebühren 2c. der Gerichte. Tabelle über die Gebühren in bürgerlichen Mechtsftreitigkeiten. Tabelle über die Gebühren im Konkursverfahren. Die Reichs-Konkursordauung mit Einführungs- gese vom 10. Februar 1877. Tabelle zur Berechnung des Prozent- saßzes. Sachregister zur deutschen Konkursordnung.

(Gewerbe und Dandel.

Der „MRepertorische Assekuranz-Almanach“ für das Iabr 1882 (XV. Band) ift wie gewöhnlih im Selbstverlage des Verf1\sers, Dr. A. F. Elsner in Berlin, erschienen. Die diesmalige Ausgabe des Almanachs, der sih seit Jahren niht nuc in den Kreis-n der Fahmänner im Versicherungéwesen als ein will- fommenes Handbuh bewährt hat, fondern auch in weiteren faufmännischen und sfolchen Kreisen, die an den Versicherungs- gesellschaften ein materielles Interesse haben, als infor- mirendes Nachschlagebuch dauernder Anerkennung erfreut, unter- \cheidet sich in der Eintheilung des Stoffes und in der Be- handlungsweise desselben niht wesentlih von den früheren Iahr- gängen. Auf dem Gebiete der Gesetzgebung hat nur das Deutsche Reich berülsichtigt werden können, wenn andere wichtigere Abtbei- lvngen in gewohnter Gründlichkeit behandelt werden sollten. Das Inhaltsverzeichniß weist, wie in den Vorjahren, folgende Hauptüber- \cbriften auf: Allgemeine Practica, Spezielle Practica, Brandursachen, Medizinisches, Gesetkgebung (Deutschland). Ohne auf die zahlreichen ein- zelnen Artikel näher einzugehen, wollen wir nur auf die beiden Ru- briken Brandursachen und Medizinisches, denen der Verfasser diesmal einen größeren Raum zugebilligt hat, noch besonders hinweisen, da die in diesen Abschnitten behandelten Ge- genstände ein ganz allgemeines Interesse beanspruchen dürfen.

Gestern Abend fand eine Sißzung des Verwaltungsraths der Berliner Handelsgesellschaft statt, in welchcr die Ge- nehmigung zu dem am 1. Januar 1882 erfolgenden Eintritt des Hrn. Hermann Schwieger als dritter Geschäftsinhaber der Gesellschaft ertheilt wurde. Die sonstigen Mittheilungen an den Verwaltungs- rath konstatirten insbesondere den günstigen Fortgang verschiedener Unternehmungen der (Besellschaft.

Die „Essener Zeitung“ bringt in ihrer Nummer vom 20. Dezember folgende Mittheilung „Vom Rhein“: Der Konsum deutsher Schaumweine ist in offenbarer Zunahme begriffen, eitdem die Fabrikanten das anerkennenswerthe Bestreben zeigen, das Norurtheil gegen dieselben durch die Qualität, nicht durch niedrige Preise des Fabrikats ¡u bekämpfen. Der erhöhte Eingangs8zoll hat nur den Import kleinerer französisher Schaumweine ge- hindert, die Einfuhr besserer Champagnermarken indeß kaum berührt; andererscits hat fih bei einigen rheinländischen Firmen, die früher fast aus\sch{ließlich mit dem Auslande arbeiteten, die Nach- frage gerade nah den besseren deutschen Schaumweinen für inlän- dishen Konsum seit Einführung des erhöhten Zolles beträchtlich ge- hoben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß das frühere Verfahren, das in- ländische Fabrikat unter imitirtem französischen Namen in den Handel zu bringen, der deutschen Schaumweinfabrikation nur geschadet hat. Troiz- dem und obgleih die Eingangszölle für die deutschen Schaumweine in den Hauptabsatgebieten derselben, England, Rußland, Indien, Amerika und Australien ebenso hoch sind, wie auf französische Cham- pagnerweine, ist es den Fabrikanten gelungen, dieselben im Auslande zu verdienter Anerkennung zu bringen, Sowohl in Australien als auf den Südsceinseln haben sich die deutschen Schaumweine den früher verloren gegangenen Markt wieder erobert. Die Gesammtproduktion von Schaumweinen im Regierungsbezirk Coblenz allein dürfte auf 6—700 000 Flasen das Jahr zu \{chäten sein. Die bei dieser Fabrikation beschäftigten Arbeiter, ungefthr 250 an Zahl, verdienen den Tag 25-3} A.

Diz „New-Yorker Hdls.-Ztq.“ äußert sich in ihrer Nummer vom 10. dv. Mts, über die Geschäftslage folzender- maßen: Von der aligemeinen Geschäftslage ist zu wiederholen, daß dieselbe wegen der nvch immer durch Svekulation gehemmten Ent- wickelung des Produktenervorts schr unbefriedigend ist. Die Ver- \{ifffungen von Brodstoffen find in dieser Woche zwar etwas größer gewesen als bisher, aber gegenüber den überall angehäuften Vor- räïhen ist ißr Umfang ganz unbedeutend. Die in fast allen anderen Branchen herrschende Stille ift, als eine um diese Jahreszeit ge- wohnte Erscheinung, nicht beunruhigend. Das Geschäft am Waaren- und Produklenmarkt bleibt ruhig. Am Brodstoffmarkt haben Weizen und Mais bei ziemlich lebbhaftec Spekulation im Werthe angezogen; die etwas lebhaftere Erportfrage, welche

ih für erstere Getreideart in den legten Tagen einstellte, ist auf Gezreidefrachten ohne Einfluß geblieben; dieselben waren ebenso ftill wie in der Vorwoche, und es wurde für volle Ladung nur ein Fahrzeug gechartert. Petroleumfrachten sind dagegen fest. Baumwolle in disponibler Waare wie im Termingeschäft hat bei verhältnißmäßig \tillem Geschäft eine Einbuße erlitten. Für Rio Kaffees und west- und oftindishe Sorten war die Stimmung fest. Der Markt für Rohzu cker verharrte in derselben leblosen Position wie in der Vorwoche. Terpentinöl sowie Harz verkehrten bei guter Erportfrage in fester Haltung. Raffinirtes Petroleum war cler etwas besser behauptet, aber sehr il, Am Hopfenmarkt nahm das Geschäft einen stillen Verlauf. S{malz fand Seitens der Spe- fulation wie für Erpvort nur wenig Beachtung, Schweinefleisch, Speck und Talg waren ftill und Rindfleisch fest, Der Import Feber Webstoffe beträgt für die heut beendete Woche 1 207 108 Doll. gegen 1408 078 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. __ Verkehrs-Anstalten.

Dem Aeltesten-Kollegium is von Seiten des Königlichen Eisenbahn-Betriebs8amts hierselbst u. d. 17. d. M. nachstehendes Schreiben zugegangen :

Die Zufuhren an Getreidesendungen haben in letter Zeit derartig zugenommen, daß sowohl die Ladegeleise als auch die Lagerräume zur Aufnahme weiterer Sendungen nicht ausreichen, wenn niht Seitens der Interessenten durch \chnellere Abfuhr Play ge- schaffen wird. Zur Vermeidung von Störungen im übrigen Verkehr jehen wir uns daher veranlaßt, die lagerzinéfreie Zeit für Getreides sendungen ron heute ab bis auf Weiteres auf 3 Tage hberabzuseten.

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