1881 / 306 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E E S G E E Ey R E G D G e E r E O N I E E M F I E 29)

Der Finanz-Minister hat unterm 27. d. M. in Ausführung des Gesetes vom 10. März 1881, betreffend den dauernden Erlaß an Klassensteuer und klassi- fizirter Einkommensteuer, bestimmt, daß im Etatsjahre 1882/83 und ebenso bis auf Weiteres auch in den folgenden Etatsjahren nicht für die drei leßten Monate deë Etatsjahres ae, Februar und März), sondern vielmehr für die drei

onate Juli, August und September die Monatsraten sämmtlicher Stufen der Klassensteuer und der fünf untersten

ewi der fklassifizirten Einkommensteuer unerhoben bleiben ollen.

Die Gemeindebehörden sind bisher bei der Verhand- lung von Streitigkeiten zwischen selbständigen Gewerbtreiben- den und ihren Arbeitern gemäß §. 120a. der Gewerbeordnung nah der Fassung des Gesezes vom 17. Juli 1878 hinsichtlich der Abnahme von Zeugen- und Parteien-Eiden von ungleichen Auffassungen ausgegangen. Während der größer? Theil sich zur Abnahme solcher Eide nicht für berehtigt erachtet, fehlt es doh nicht an Gemeindebehörden, gvelhe die Befugniß zur Abnahme von Eiden für sih in Anspruch nehmen und von derselben auch Gebrauch gemacht haben. Andere haben die Gerichte um Abnahme von Eiden ersuht; noch andere haben an Stelle förmlicher Vereidigung die Abgabe eidesstattlicher Versicherungen eintreten lassen. Jn denjenigen Fällen, in welchen gegen die Entscheidungen der Gemeindebehörden von der Berufung auf den Rehtsweg Gebrauh gemacht wurde, haben die Gerichte mehrfah die Befugniß der Gemeinde- behörden zur Eidesabnahme nicht anerkannt und eine wieder- holte Beeidigung der von den letzteren bereits eidlih ver- nommenen Zeugen veranlaßt. Zur Verhütung der hieraus sich ergebenden Unzuträglichkeiten und weil von der Entscheidung der Frage, ob die Gemeindebehörden bei den erwähnten Verhanad- lungen zur Abnahme von Eiden für befugt zu erachten seien, auch die Strafbarkeit etwaiger in diesem Verfahren geleisteter falsher Eide und der Verleitung zur Leistung derselben (88. 153 ff. Strafgeseßbuch) abhängt, hat sih der Handels- Minister veranlaßt gesehen, mit dem Justiz-Minister in Ver- bindung zu treten und im Einvernehmen mit demselben \ih in einer Cirkularverfügung vom 19. v. Mts. dahin aus- gesprochen, daß eine Befugniß der Gemeindebehör- den, in dem bezeihneten Verfahren Eide abzunehmen, nach Lage der Gesetzgebung nicht begründet ist.

: Ein Schuldner, welcher seine Zahlungen eingestellt hat, macht sich nah einem Urtheil des S 1L, Strafsenats, vom 1. November d. J., aus §. 211 der Reichs-Konkursordnung strafbar, wenn er, obwohl er seine Zahlungsunfähigkeit kannte, einem Gläubiger in der Absicht, ihn vor den übrigen Gläubigern zu begünstigen, ein die so- fortige Zwangsvollstreckung (ohne vorhergegangene Klage) zu- lassendes Anerkenntniß der Schuld (vor dem Schiedsmann, Notar oder Gericht) gewährt, selbst wenn die so begünstigte Forderung eine fällige gewesen war.

Bürgschaft und Hypothekbestellung für eine fremde Verbindlichkeit sind im Geltungsbereih des pceußishen Allgemeinen Landrehts nach ein:m Urtheil des Reichsgerihts, V. Civilsenats, vom 18. September d. J., zwei verschiedene, in verschiedenen Titeln des Allgemeinen Land- rechts abgehandelte Fnstitute, und es ist nicht berechtigt, die jür die Bürgschaft gegebenen Geseße, auch soweit sie auf deren Natur als accessorishe FFntervention beruhen, auf die Hypo- thek für fremde Schuld direkt oder analog anzuwenden.

Ein in seinem Pflichttheil von den Eltern ent- erbtes, verkümmertes oder sonst belastetes Kind ist nach einem Erkenntniß des Reihsgerichts, Il. Hülfssenats, vom 26. September d. FJ., in Bezug auf den ihm zukommenden Pflicht- theil kein Miterbe, vielmehr hat es nur ein Forderung s- recht auf eine seinem Pflichttheil entsprehende Summe.

___— Nachdem der seitherige französishe Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hose, Graf de St. Vallier, sein Ab- berufungsschreiben überreiht und Berlin verlassen hat, ist die interimistische Leitung der französishen Botschaft auf den Ersten Sekretär derselben, Grafen d’ Aubigny, übergegangen.

Der heutigen Nummer des „Reihs- und Staats- Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 12), enthaltend Entscheidungen des Neichsgerichts, beigefügt.

Bayern. München, 28. Dezember. (Allg. Ztg.) Der

e München neuernannte päpstliche Nuntius, Monsignore

ngelo di Pietro, ist von Rio de Janeiro, wo derselbe

bisher als Jnternuntius fungirte, vor einigen Tagen in Rom

eingetroffen. Derselbe wird dort einige Le verweilen und erst im Laufe des Monats Februar hierherkommen.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 28. Dezember. Jm errenhause des Reichsrathes seßen die Mitglieder des ubcomité der Unterrichtskommission die Vorarbeiten für

die kommissionellen Berathungen in Angelegenheit des Geseß- entwurfes, betreffend die Prager Universität, eifrig fort. Für nächsten Freitag 11 Uhr Vormittags ist abermals eine Be- rathung der Mitglieder des Subcomité anberaumt. Jm Abgeordnetenhause macht sich noch immer die volle Feier- tagsruhe geltend, da die meisten Mitglieder des Hauses in e Rears abgereist sind. Für die nächste Sißung is, wie die „W. Abdpst.“ meldet, von Seiten des Präsidiums ein be- stimmter Tag noch nicht in Aussicht genommen worden.

30. Dezember. (W. T. B.) An!äßlih des gestrigen Empfanges des Muschirs Ali Nizami Pascha und Reschid Beys dur den Kaiser und dur den Minister des Aeuße- ren Grafen Kal noky sagt das „Fremdenblatt“: Dieselben waren wohl mit keiner besonderen Mission für Wien betraut, doch werden dieselben hier die Ueberzeugung gewonnen haben, wie gänzlih unberehtigt das Mißtrauen ist, welches von den

Gegnern Oesterreih:Ungarns in Konstanti i gesucht wird. s stantinopel zu shüren

Großbritannien und Jrland. Kork, 29, De- zember. (W. T, B.) Die Polizei ver- hafstete unweit Macroom einen gsewisen Connell, welher der berüch- tigte Kapitän oonlight, der Führer einer weitver-

gien Bande von Marodeurs zu sein scheint, Man

d bei ihm fkompromittirende Papiere, darunter Pläne zur un iere En Teil R ene Padtzins bezahlt haben. nen Theilen Frlands fin af entdeckt worden. E IEES

E engem E E R I

Frankreih. Paris, 29. Dezember. (W. T. B.) Der neue Handelsvertrag mit Shweden wird morgen zur Unterzeihnung gelangen. Die offiziellen Verhand- lungen über den englisch-französishen Handels- vertrag werden am Sonnabend wieder aufgenommen und damn regelmäßig fortgeseßt werden.

Die Prozeßsache Challemel-Lacours gegen Rochefort, anläßlich mehrerer Artikel im „Jntransigeant“, welche gegen den Botschafter Challemel-Lacour Anschuldigun- gen bezüglich der tunesishen Angelegenheiten enthielten, ist heute vor dem Zuà tpolizeigeriht zur Verhandlung gekommen. Leßteres erklärte die Vorladung wegen eines Formsehlers für nichtig und vertagte in Folge dessen die Verhandlung.

Numänien,. Bukarest, 29, Dezember. (W. T. B.) Jonesco die Mittheilung der diplomatischen Aktenstücke, be- treffend die beglihene Differenz mit Desterreih-Ungarn. Das Verlangen wurde dem Minister des Auswärtigen mitgetheilt. Der Deputirte Cogalniceano interpellirte die Regierung über die Maßnahmen, welche die Regierung ergrifsen habe, damit das Land durch die Verfügung der österreihish-ungarischen Negierung, welche die Ausfuhr von Vieh vom 1. Januar 1882 ab zu verhindern bezwecke, niht Schaden leide. Von Seiten der Regierung wurde die Beantwortung der Znter- pellation nach drei Tagen zugesagt.

Bulgarien. Sofia, 28. Dezember. Der W. „Presse“ wird gemeldet : Die bulgarische Regierung hat sämmtliche ihr bisher unterbreiteten Eisenbahnprojekte einer ad hoc niedergeseßten Militärkommission vorgelegt, damit diese dieselben nach ihrem strategishen Werthe begutahte. Die Kommission hat ihre diesbezüglihen Arbeiten vollendet und beide Bahn- projekte der Staatsbahn : Sistow-Rustshuk und Sistow- Gabrowa:Balkan, zumal leßteres, der besonderen Beach- tung der Regierung empfohlen, da es im strategischen Jnteresse Bulgariens liege, daß seine beiden natürlichen Defensivwerke, die Donau und der Balkan, durch einen Schienenstrang mit einander verbunden seien, was ihren Werth nur noch erhöhen müßte. Die Kommission empfahl ferner, mit dem Bau der Bahnstrecke Sistow-Gabrowa unverzüglich zu beginnen und

der Staatsbahn dabei alle nur möglichen Begünstigungen zu gewähren.

Afrika. Egypten. Die Rede, mit welcher der Khedive die Notabelnkammer eröffnete, liegt jeßt im Wortlaut vor. Dieselbe lautet nah der „Times“:

„Meine Herren der Abgeordnetenkammer! Jch bin gekommen, um meine Befriedigung darüber auszudrücken, Sie hier versammelt zu sehen, um die Interessen des Landes zu vertreten. , Seit meiner Thronbesteigung wünschte ich beständig und aufrichtig, die Abgeord- netenkammer in Person zu eröffnen, allein die Schwierigkeiten, welche uns bisher umgaben, verhindecten mich an der Verwirklichung meiner Absichten. Wir \chulden der Vorsehung unscren Dank, daß die finanziellen Fragen gelöst sind und Dank der Hülfe der befreun- deten Mächte sind die Bürden Egyptens so viel als möchlich erleichtert worden. Somit steht der Eröffnung der Kammern kein weiteres Hinderniß entgegen und ih erscheine in Ihrer Mitte, um die erste Session zu eröffnen. Alle meine Anstrengungen und diejenigen meiner Regierung sind, wie Sie, meine Herren der Abgeordnetenkammer, wissen, darauf gerichtet, die Wohlfahrt unserer Bevölkerung sowie Ord- nung in der Regelung ihrer Interessen zu sichern, indem die Rechtspflege allgemein gemacht ünd sür die Sicherheit sämmtlicher Bewohner des Landes ' ohne Unterschied Sorge getragen wird. Das i} das Ziel,

welches ih mir gesteckt. - Als Freund der Reform und des Fort- ichritts habe ih von dem Augenblicke ab, wo ich die Zügel der Re- gierung zuerst ergriff, niemals aufgehört diesen Pfad offen einzu- \chlagen. Es ist an Ihnen, meine Herren, mich in diesem Verfahren zu unterstüßen. Die Abgeordnetenkammer wird der Wohlfahrt des Landes gewidmet sein. Sie wird sid gänzlih dem Studium der allgemeinen Interessen es Landes weihen. Sie wird die Verbindlichkeiten respektiren, die aus dem Liquidationsgesetze und allen anderen internationalen Verpflichtungen erwachsen. Sie wird niemals von einer weisen Mäßigung abweichen, welche in einer Periode des Ueberganges, der Civilisation und des Fortschritts besonders nothwendig ist. Meine Herren der Abgeordnetenkammer, Sie müssen stets vorsichtig hendcln, damit wir in enger Gemeinyschaft durch die Gnade Gottes, seines Propheten und die mächtige Unter- frükung Sr. Majestät des Sultans, unseres erhabenen Suzeräns, nüßlidbe Reformen in Egypten zu Wege bringen können.“

Die Rede wurde öfters dur lauten Beifall unterbrochen. Der Präsident der Kammer, Sultan Pascha, wünschte Sr. N Namens der Abgeordneten eine lange und gedeihliche

egierung. Die Adresse in Antwort auf die Thronrede wird nächsten Mittwoch votirt werden.

Zeitungsstimmen.

n einem Artikel, welher sich mit der Lage der ne beschäftigt, shreibt die „Deutsch. Volkswirthsch. | TOLLEI P“.

In der Deputirtenkammer verlangte der Deputirte.

cisen, 58591 t Bessemer- und 20 193 t Gießerei-Nohcisen. ie Pro- duktion im November 1880 betrug 192 554 f. Vom n. E bis 30. November 1881 wurden 2 500 349 t Roheisen produzirt, do sind in dieser Summe Bruch- und Wascheisen, sowie gewisse Posten Gußs waaren erster Schmelzung nit mit inbegriffen. :

Nr. 26 des Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe-

und Handels-Geseßgebuna und Verwaltung in den König- lich Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Allgemeine Ver- waltungsgegenstände: Einstellung der Zwangsvollstrekung bei Immediatgesuchen um Erlaß von Gerichtskosten. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Zollfreiheit zur Kur eingeführter und vor der Wiederausfuhr krepirter Pferde. Zollamtlihe Behandlung des Sciffsverkehrs auf der Unterelbe. Ausfuhrvergütung für Zucker in Blôöcken. Erkenntniß, Zustandekommen gültiger Lieferungs- verträge. Ausführung des Geseßes wegen der Reichs\stempelabgaben. Persfonalnachrichten. N Dés Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten, her- aus egeben im Bureau des Ministeriums des Innern, hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung, das Königliche Eisenbahnbetriebsamt in Berlin betreffend, vom 16. September 1881. Allgemeine Ver- fügung, betreffend die Vornahme freiwilliger Versteigerungen dur Gerichtsvollzieher, vom 29. September 1881. Allgemeine Ver- fügung, betreffend die Vollziehung der von den Gerichten ausgehenden Schreiben 2c., vom 31. Oktober 1881. Allgemeine Verfügung, be- treffend die Nichtverwendung der Invalidenpensionen zur Deckung von Untersuchungs- und Strafvollstreckungkosten, vom 9. Novem ber 1881. Crlaß, die Kosten für Beaufsichtigung der in Zwangserziehung untergebrachten Kinder beireffend, vom 17. November 1881, Cirfular, Anzeigepflicht über Festnahme von Ausländern auf Requi- sition ausländischer Behörden betreffend, vom 24, November 1881. Cirkular, die }trenge Beaufsichtigung des Gewerbebetriebs der mit Weißblecch- 2. Waaren hausirenden Slovaken oder Rastlbinder be- treffend, vom 26. Oktober 1881. Cirkular, den Kleinhandel mit Getränken betreffend, vom 20. November 1881. Cirkular, den Pfandleihbetrieb betreffend, vom 4.. November 1881. Instruktion zur Ausführung der §8. 19 bis 29 des Geseßes vom 13. Juni 1880, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. Cirkutar, die Unzulässigkeit der Cidesabnahme Seitens der Gemeinde- behörden in Streitigkeiten zwischen selbständigen Gewerbtreibenden und ihren Arbeitern betreffend, vom 19. November 1881. Cirkular, diätarische Nemunerirung der in der allgemeinen Bauverwaltung le- {cchäftigten Baumeister und Bauführer während ihrer Einziehung zu militärischen Uebungen betreffend, vom 19, November 1881, Tirkular, die Verpflichtung der Behörden zur Prüfung der Stempel- verwendung auf Urkunden betreffend, vom 23. Oktober 1881, Cirkular, denselben Gegenstand betreffend, vom 28. Oktober 1881.

Statistische Bachrichten.

¿ Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standes8ämtern in der Woche pon 18, E E E E E OS w zur Anmeldung ge- ‘ommen ; &beschliezungen, 832 Lebendgeborne, 39 550 Sterbefälle. L N S Die preußischen Sparkassen im Jahre 1880. (Stat. Corr.) Ja der Zahl der dem Publikum zugänglichen Sparstellen 0: das Jahr 1880 wie sein Vorgänger nur wenig wirkliche Veränderung gebracht. Das Geschäftsjahr 1880 {ließt ab mit 1190 Sparkassen, 304 Filial» oder Nebenkassen und 447 Sammel- oder Annahmestellen, während die Statistik für 1879 1174 Sparkassen mit 328 Nebenkassen und 526 Sammelstellen aufführte. Von den 16 neu errichteten Spar- kassen werd:n 8 von Städten, 2 von Kreisen, 3 von Landgemeinden, 1 von einem Amte und 2 von Privaten verwaltet. Der Rückgang in der Zahl der Nebenkassen und besoñders der Sammel- oder Annahme- stellen ist rur ein scheinbarer: er erklärt sih fast aus\cließlih aus einer biéher stattgehabten Doppelzählung, indem eine nicht geringe Anzahl von Sparkassen irrthümlicherweise ihre einzige Annahmestelle nämlich die bei ihrer Kasse, noch besonders als Sammel- oder An- nabmestelle 1eben der Sparkasse angeführt hatten. Nachdem dieser Fehler beseitigt ist, ergiebt si, daß gegenwärtig in Preußen an 1941 Stellen Spargelder in Empfang genommen werden, das ist eine Sparstelle durchscnittlich auf 180 akm (= 3} Quadratmeile) oder auf 14050 Bewohner. Wir dürfen hierbei nicht vershweigen, daß bäufig aut die Zunahme der Kassen von einem Jahre zum andern

-

nur daravf beruht, A gewisse Gruppen von Kassen, die früher nicht mit in die Zusammen

tellung aufgenommen wurden, in der Folgezeit es werden.

Der Einlagenbestand am Beginn des Geschäftsjahres 18€0 be- trug bei sämmtlichen Sparkassen 1 476 961 861 Æ, am Scbluß des Jahr:s dagegen 1 592 868 290 #, hatte sonah im Laufe des Jahres eine Zunahme von 115 906 429 M oder von 7,28% erfahren. Jm Vor- jabre hatte \sich die Vermehrung auf 91,5 Mill. Mark oder 6,39 9/0 und im Jahre 1878 gar nur auf 59,9 Mill Mark oder 4,42 v be- laufen. Dagegen blieb das Jahr 1880 immer noch bedeutend hinter dem Ic:hre 1874 zurück, in welbem die Zunahme des Einlagen- bestand-s mit mehr als 150 Mill. Mark ihr Maximum errei:bt hatte. Auf oie Aenderung des Einlagenstanves üben die Einzahlungen und die Rück:ahlungen in entgegengesezter Richtung Einfluß aus; hierzu treten vann noch die Zinszuschreibungen. Die Einzahlungen haben im Jahre 1880 cine Höhe von 428 470870 Æ_ erreicht, die größte Summe, welche hisher in einem Jahre den preußischen Spar-

| kassen zugeführt worden ist. Sie überragt den Betrag des Vorjahres

Volle Arbeit, das ift der eigentliche Segen, den die Wirthschafts- reform gebracht hat, denn volle Arbeit gewährt ausreihenden Ver- dienst, bewahrt vor Müßiggang und kräftigt so die materielle und | moralische Position deé Arbeitersiandes, was die cinfah- Lohnfrage, wie wir aus den Gründerjahren wissen, an sib nicht zu Wege bringt. __ Die Erfolge der neuen Wirthschaftépolitik für den Arbeiterstand sind unbestreitbar und konnten, insoweit durch dieselbe die industrielle Produktion vermehrt und der Unternehmungsgeist geweckt worden ist, auch gar nit ausbleiben. Unseres Erachtens sollte nun di: Frei- handelsöpresse doch wenigstens das Thatsächlicbe dieser Arbeitsvermeh- rung und des deren Arbeitsverdienstes anerkennen, so gut wie wir anerkennen, daß eine durchgöngige Lohnerhöhung in Folge der immer noch gedrückten Waarenpreise vorläufig nicht zu erzielen war.

Die „Elberf. Ztg.“ theilt aus Dormund, 27. De- zember mit :

_ Auf dem Weihnactsmarkt herrschte diesmal ein ungleich leb- hafterer Verkehr, als in den leßten 5—6 Jahren. Die Kaufleute dieser Stadt sind im Allgemeinen mit den erzielten Einnahmen im Weihnachtsgeshäft zufrieden und heben dabei hervor, daß der Ar- S bedeutend mehr Einkäufe gemacht habe, als in den letzten

ahren.

Der „Emscheder Ztg.“ wird aus Gelsenkirchen, 22. Dezember, gesGrieben :

Wie uns mitgetbeilt wird, hat \sih der Güterverkehr auf hiesiger Station seit Monat November d, J. so sehr gesteigert, wie“ sonst tums noch nie; selbst ohne Hinzurechnung der für Weihnachten be- timmten Güter, ist die Zahl der Waggonladungen wie au der Stüd-

P welche für Empfänger hier im Orte bestimmt sind, in steter unahme begriffen. Es ist das ein Beweis für den wasenden Kon- sum sämmtlicher Bedarféartikel und für die Zunahme der Bevölkerung

unserer Stadt.

Die „Nordd. Allg. Z.“ meldet :

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief |ch im November 1881 dic Roheisen- Produktion des Deutschen Reichs (eins{ließlich Luxemburg) auf

262 369 t, darunter 145 902 t Puddel-Roheisen, 12087 t Spiegel-

um 48 und den des Jahres 1875 um nahe 70 Mill. Mark. Jn leh- terem Jahre kamen auf den Kopf der Bevölkerung durchschnittlih an Einzahlungen 13,98 #, im Jahre 1880 dagegen 15,71 M.

Zu einer beträcbtlihen Höhe sind im Jahre 1880 auch die Rük- zablungen gelangt, sie stiegen bis auf 356 475 485 #4, das sind fast 284 Millionen Mark mehr als im Jahr zuvor und 92 Millionen Mark mehr als im Jahre 1875, Der Umfang der Rückzahlungen wird dur sehr verschiedenartige Ursachen bedingt, von denen die Noth der Sparer nur eine ist. Wenn nach einer ungünstigen wirthjcaftlicen Periode cine Besserung der allgemeinen Lage eintritt und der Unterneh- mungsgeist si wieder ¿u regen beginnt, so wird mancher Kleinkapitalist sich veranlaßt sehen, scine Ersparnisse aus der Sparkasse zu nehmen, um sie arderwärts mit größerem Vortheile anzulegen; dasselbe wird eintre:en, falls die Sparkassen in allgemeinerem Umfange den Zins- fuß für die Einlagen herabseten. Man kann daher aus einer Zunahme der aus den Sparkassen zurückgezogenen Gelder nit ohne Weiteres auf eine Verscblehterung der wirthschaftlihen Lage der sparenden Bevölkerung scließen, am allerwenigsten dann, wenn neben der Ver- mehrung der Rückzahlungen eine noch höhere der Einzahlungen her- geht, wie es zur Zeit bei den preußishen Sparkassen der Fall ist. Es wurden auf 100 zurückgezogene Mark veu eingezahlt im Jahre 1880 12020 M, im Jahre zuvor dagegen 115,59 und 1878 gar nur 108,70 M j

Im Jahre 1880 wurden den Einlagen ferner noch an Zinsen gutgeschrieben 43 911 044 4 Vergleibt man die Zinszuschreibungen, sowie die Ein- und Rückzahlungen mit dem mittleren Jahresbestande der Einlagen, so erhält man für das leite Decennium folgende Ver- bältaißzahlen. Es betrugen die

Einzahb- Rück- Zins- |

i zu?rei-! lungen- zahlungen bungen

in Proz. der Einlagen in Proz. der Einlagen 1871 . 365 25,9 2,6 S1) 25,2 f

182 . 423 27,6 2,6 . 26,2 25,2 2,8 8: « S5 26,0 2,7 . 26,0 244 2,8 1874 . 394 25,6 A . 26,6 93,0 2,8 1 U I 2,7 279 232 2,9

Einzab- Rüdck- Ziné-

zuschrei- lungen zahlungen bungen

Die günstige Entwickelung der Sparverhältnisse zeigt sih auch an der wachsenden Zunahme der Sparbücher, deren Zahl sich im Fabre 1880 um 153 162 Stück oder 5,21% vermehrte gegenüber 117 503 Stü oder 4,26 °/o im Vorjahre. Am Ende des Geschäfts- jahres 1880 waren in Umlauf 2 936 055 Sparkafsenbücher; unter 1000 Bewohnern waren daher durschnittlich 108 im Besitze eines Svyparbuchs, fünf Jahre vorher waren nur 86- Bewohner. Auch das Verhältniß zwischen der Zahl der neu ausgegebenen und der der zurückgezogenen Sparbücher hat sih gebessert. Neue _Sparkonti wurden 529 600 eröffnet, dagegen ges{lossen 376 438 Stück, so daß auf 100 auêgezahlte Konti 141 neu eröffnete kamen; in den Jahren 1879 und 1878 waren es nur 133 bezw. 127 gewesen. S Bei einer Unterscheidung der Sparbücher nah der Höhe ihrer Einlagen zeigt sih auch im Jahre 1880 dieselbe Erscheinung, wte in den Vorjahren, daß die niedrigsten und die höchsten Konti schneller zunehmen als die übrigen, wie aus der folgenden Uebersicht erhellt. Von 58 728 Büchern war der Betrag der Einlage nit bekannt, es verblieben sona für vas Jahr 1880 noch 2 877 327 Stü, nämlich: mit einer Einlage Sparkassen- von je 100 von Bücher 1880 1879 1875 unter bis 60 M... T25 A4T7 25,21 25,00 24,01 O50, 559 710 19,45 19,62 20,28 O00 491 801 17,10 17,28 18,03 300 , 600 ,y 468794 16,29 1645 17,60 über 600 „, 631 545 21,95 21,65 20.08

zusammen 2877 327 100,00 100,00 _ 100,00

Durch das starke Anwachsen der Bücber mit hoher Einlage ift auch der durchschnittliche Betrag eines Sparkassenkontos gestiegen ; derselbe berecnete sich für das Jahr 1875 auf 503 M, erreichte 1878 590 M, 1879 535 6 und wuchs im letzten Fahre auf 5423 4. an. Die Kapitalien, welche von den Sparkassen verwaltet werden, bestehen außer den Einlagen noch aus e N welche am Ende des Geschäftsjahres 1880 folgende Höhe erreicht hatten: Se- parat- ünd Sparfonds 1 990 053 M, Reservefonds 101 745 424 M, Zinsüberschüsse 16 514 395 K, eigenes Vermögen der Sparkassen 3 183 894 6. Aus den Reservefonds verschiedener Sparkassen haben für dfentlide Zwecke verwendet werden dürfen im Jahre 1880 5 732 960 4, seit dem Bestehen der Kassen überhaupt 51014 539 M Das Gesammtkapital der Sparkassen bezifferte sich hiernach auf 1718 Mill. Mark. Davon waren Ende 1880 ca. 1640 Mill. Mark

insbar angelegt, und zwar: : i O überhaupt von je 100 4.

1879 188) 1879 D

in Hypotheken auf städ- M. T A M h e Geundstücte 438261 248 465 512 037 28,90 28,38 ländliche 416 566 137 450 327 112 27,47 21,45 in Inhaberpapicren 345 846 674 399 021 733 22,81 24,33

auf Schuldscheine gegen : Bürcschaft und Wechsel 156 342 603 163 297 017 10,30 9,96 dürg schaft und Wesel 212578 556 45022566 318 274

Fc d Sauen 111 337 197 117111478 7,34 7,14

bei offentlichen Instituten zusammen . . 1516 632 415 1640292 945 100,00 100,00 Es sind 1880 hiernach 61 Mill. Mark mehr als im Vorjahre auf Hypotheken ausgeliehen worden und zwar zum größeren Theile auf ländliche Grundstücke. Ueber 53 Mill. Mark mehr find in íSnhaberpapieren angelegt; der oben eingestellte Betrag ist der Cours- werth, der Nominalwerth bezifferte sich Ende 1880 auf 4( 2 215 225 M, es bildete der Courswerth hiervon also 99,26 °/o, ein bedeutend günstigeres Verhältniß als in den Jahren 1879 und 1878, in denen der Courswerth 97.89 bezw. 96,40 9/6 betrug.

Summarische Uebersicht der Zahl der Studiren- den auf der Königlichen Universität zu Kiel im Winter- Semester 1881/82. Beim Abschluß der summarischen Uebersicht im Winter-Serester 1881 betrug die Zahl der Studirenden 544, Im Laufe des Sommer-Semesters dazugekommen 1, zusammen 345. Nach Ablauf des Winter-Semesters abgegangen 131, demnach verblieben 214, Dazugekommen: neu immatrikulirt 74, zurückgekehrt 33, zusam- men 107. Die Gesammtzahl der immatrikulirten und gegenwärtig hier anwesenden Studirenden beträgt demna 321. Die theolo- gische Fakultät zählt Preußen 44, Nicbtpreußen 4, zusammen 48. Die juristishe Fakultät zählt Preußen 36, Nichtpreußen 6, zusammen 42. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 89, _Nichtpreußen 1 zusammen 106. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Neife 89, þÞ, Preußey ohne Zeugniß der Reife 15, e. Nichtpreußen 21, zusammen 125. Gesammtsumme der immatrifu- lirten Stuözirenden 321. Außer diesen immatrikulirten Studirenden haben die Frlaubniß zum Hören von Vorlesungen nachgesucht und von dem Rektor erhalten: bei der theologischen Fakultät, bei der juristischen Fakultät 7, bei der inedizinischen 7, bei der philosophi- ichen 28, zusammen 42 Hörer. Es nebmen mithin an den Vorlesungen uberhaupt Theil 363.

Das 1. Heft des V. Bandes der „Mittheilungen des Stati- stischen Bureaus der Stadt München“ enthält einen Bericht über die Ergebnisse der Volkszählung in München vom 1, De- zember 1880. Wir entnehmen dem Berichte die folgenden haupt- \ächlichen Resultate. Ueber die älteren Einwohnerzahlen der Stadt sind dem Berichte einige Angaben vorausgeschickt. Jn den älteren Zeiten durch S{äßung, in den neueren durch mehr oder minder genaue Zählungen wurden die nachfolgenden Cinwohnerzahlen ermittelt : 1580 rund 20000, 1688 26 000, 1771 31000, 1783 37 840, 1794 34277, 1801 48885, 1810 51765, 1818 53672, 1840 113864, 1843 109866, 1852 127819, 1861 148759, 1867 170 688, 1871 169 693, 1475 193024. Die am 1. Dezember 1880 vorgeno:nmene Volkszählung ist die zweite, welche unter Mitwirkung des im Jahre 1875 gegründeten statistishen Bureaus der Stadt München vollzogen und deren Ergebniß aussc{ließlich von diesem Bureau bearbeitet warde. Das Hauptergebniß dieser Arbeit war die Feststellung einer Einwohnerzahl von 230023 Personen, und zwar 110033 männlichen und 119 990 weiblichen Geschlehtes in 53 457 Haushaltungseinheiten und 8791 numerirten Anwesen, Im Jahre 1875 hatte die gesammte Bevölkerung betragen 198 829 d. h. 31 194 oder 15,69 9/9 weniger, und zwar vertheilte sich diese Zahl auf 98 412 männliche Einwohner d. h. 11 621 oder 11,81 “/9 weniger und auf 109 407 weibliche Einwohner d. h. 19573 oder 19,49 ‘/% weniger als 1880. Eine Gesammtvermehrung von 1875 auf 1880 um 15,69 auf Hundert steht also eine an von 11,81 beim männlichen und von 19,49 beim weiblichen Geschlecht gegenüber. In der Gesammteinwohnerschaft ist demnach das weibliche Geschlebt mit 9957 mehr Personen ver- treten als das männliche, während in der Zählung für 1875 das Mehr der weibliten Bevölkerung nur 2005 Personen umfaßte. An bewohnten Straßen und Plätzen zählte München 451 gegen 412 im Jahre 1875. Die Uebersiht der Bevölkerung nach Geburts- und Alters-Jahbresklassen ergiebt, daß die Summe der den einzelnen Jahresklassen Angehörigen vom ersten bis zum zehnten Lebensjahre fast ununterbrocyen sich mindert und zwar von 5172 bis zu 2781, daß dann vom 11, bis 17. Jahre eine wechselnde Bewegung zwischen 3136 und 3467 eintritt, mit dem 18. Lebensjahre die Zahl si hebt, mit dem 21, Jahre ganz bedeutend, im 22. den Höchstpunkt mit 5970 erreiht und dann mit einzelnen Unterbrehungen, von welchen nur einige von Bedeutung sind, fortgeseßt sich mindert, bis sih beim 56, Lebensjahre hon die Zahl von 2000, beim 68, jene von 1000, beim 75. jene von 509, beim 84. jene von 100 nit mehr erreicht. Ueber dem 90. Lebensjahre wurden 49 Personen gezählt (darunter 10 Männer und 39 Frauen), die älteste im 98. die nächst- älteste im 95, Jahre beides Frauen. Höhere Zahlen als das männlihe weist das weiblide Geshlecht in den meisien Jahrgängen nach. Das umgekehrte Verhältniß zeigt si in den Alters- flassen 1, 4, 8,15, 21, 22, 30 und 40, Vergleicht man die Zahlen der einzelnen Jahresklassen mit denen der Zählung des Jahres 1875, so zeigen sich_ 1880 die meisten Jahrgänge stärker beseßt als i. J. 1875, Im Ganzen standen bei der Zählung von 1875 bis zum 50, Lebensjahre cins{ließlich 83,65 von 100 Einwohnern Münchens, in den älteren 16,32 1880 dagegen 83,67 bez. 16,30. Was den

haft Münchens 138 247 Personen = 60,10 9% ledig, 33,25 °/o ver- heirathet, 6,41 9/6 verwittwet und 0,24% geschieden waren, von den männlichen Personen waren 62,49 % ledig, 34,67 °%/ verheirathet, 2,65 9/6 verwittwet und 0,19 9% gesieden, von den weiblichen Personen waren 57,91 9/6 ledig, 31,95 °/9 verheirathet, 9,86 %/g verwittwet und 0,28 9% geschieden. Nach der Konfession geordnet trafen auf je 100 Einwohner: Katholiken 85,58 und zwar 83,62 männlich und 87,37 weiblid, Protestanten 12,40 (14,04 männlich, 10,20 weibli), Fíraeliten 1,80 (2,02 männlich und 1,60 weiblich). Die _Militär- bevölferung betrug 6161 gegen 6681 im Jahre 1875. Dieselbe um- faßte 2,68 “/« der Gesammtbevölkerung gegen 3,36 °% im Iahre 1875, und 5,60 bezw. 6,79 °%% der männlichen Einwohnerschaft.

Kunst, TWissenschäft und Literatur.

Geschihtsquellen der Provinz Sachsen und an- grenzender Gebiete. Herausgegeben von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen. 13. Band: Urkunden- buch der Kollegiat-Stifter S Bonifacii und S. Pauli in Halberstadt. Bearbeitet von Dr. Gustav Schmidt, Direktor des Kgl. Domgymnasiums zu Halberstadt. Nebst Siegeltafeln und 2 Holzschnitten. Halle. Druck und Verlag von Otto Hendel. 1881. Dieser neue Band der sächsishen Geschichtéquellen enthält die Urkunden der in ihrer Geschichte, ihrer Entwickelung und threm Verfall viele Aehnlichkeit bietenden, im Titel genannten, im 11. Fahr- hundert gegründeten Halberstädtischen Stifter, und zwar die Urkunden und Regesten von S. Bonifacii vom Jahre 1147 bis 1643, die von S. Pauli vom Jahre 1136 bis 1787 (die jüngeren im Auszuge), also bis wenige Jahre vor Aufhebung der beiden Stifter, welÞbe im Jahre 1810 erfolgte. Die jüngeren Urkunden. von S. Bonisfacii sind, um den Band nicht allzu umfangreich werden zu lassen, in einer ausführlichen Ein- leitung verarbeitet, die auch auf die ältere Geschichte und das innere Leben eingeht, und dafür aus dem Copialbuch und dem Nekrologium in einem Anhange verschiedene Ordinationen und testamentarische Be- stimmungen publizirt. Die Reihe der Urkunden bezw. Urkunden- auszüge von S. Pauli {ließt mit der Kabinetsordre vom De zember 1787, mit welcher König Friedri Wilhelm 11. dem Stift einen eigenen Orden verlieh, wie schon unter dem 14. April desselben Jahres ein solcher au dem Bonifaciusstift verliehen worden war. Die Einleitung zu den Urkunden des leßtgenannten Stifts, von welchem weder ein Copiale noch ein Nekrologium vorhanden, _ist fürzer gefaßt, da natürlich vieles von dem Bonifaciusstift Gesagte au von jenem gilt. Die Personalien dec Stifter sind in das umfängliche Register verarbeitet, in welchem sämmtliche Namen de: Pröpste, Dekane, Kanoniker und Vikare mit den Jahreszahlen, selbst diejenigen, die sih in den mitgetheilten Urkunden-Excerpten nit finden, verzeichnet find. Ebenso vollítändig ist die Liste der eveangelishen Prediger von der Reformation bis auf die Neuzeit. Die mitgetheilten bezw. ercerpirten Aftenstücke sind theils den Stifts- arciven, theils dem Staatsarhiv in Magdeburg und dem in der Bibliothek des Domgymnasiums aufbewahrten Copiale des Bonifacius- tifts entnommen. Der in jeder Beziehung würdig ausgestattete Band zeigt auf dem Titel die ältesten Kapitelsiegel beider Stifter und auf 6 Siegeltafeln am Schlusse weitere Reproduktionen_von Siegeln des Kapitels, der Pröpste, Dekane, Vikare 2c. Am Schluß find zwet Holzschnittblätter mit den Ansichten der Stiftskirchen, der heutigen Morit- und der Paulskirhe, nah photographischen Aufnahmen, angehängt. E

Das Arciv des Historiscben Vereins für Unter- franken und Aschaffenburg (Würzburg, Verlag des Vereins, Druck der Theinshen Druckerei, Sturtz) enthält in seinen neuesten Bänden, dem 24. und 2ò., wieder eine Reihe von wissenschaftlich werthvollen Beiträgen und Mittheilungen, deren Bedeutung zum Theil über den lokalen Wirkungskreis des Vereins weit hinauêreiht. Dies gilt namentlich von der sehr interessanten Arbeit über die Kaiserburg Salzburg bei Neustadt an der fränkisczen Saale, vom Domkapitular

lichen Untersuchung über das Würzburger Brückengericht und das Ver- fahren des sogenannten Biting, vom Hofgerichtsdirektor Dr. Friedrich Zimmermann in Darmstadt (beide im 25- Bande). Im 54, Bande werden das älteste Lehenbucch des Hocbstifsts Würzburg nebst vollständigem alphabetiscber1 Orts- und Personenverzeichniß, bearbeitet von Dr. August Schöffler und J. C. Brandl, sowie Mit- theilungen über Wüstungen im Kreise Unterfranken und Aschaffen- burg von denselben, eine Uebersicht des Kreisarchivs und ein be- merkenswerthes „fliegendes Blatt“ über den Ueberfall der Stadt Würzburg durch Wilhelm von Grumbah im Oktober 1563 (mitgetheilt von Dr. Joachim) publizirt. Der 2d. Band des Archivs enthält außer den {hon angeführten no Beiträge über das Burggrafenamt des vormcligen Hochstifts Würz- burg, vom Ober: Landeégerichts-Rath Wilhelm Frhrn. von Bibra in München, zur Geschichte des Marktfleckens Burgwindheim, von Kausmann Otto Schnell in Neustadt a. d. S., zur Geschichte der Schenken von Roßberg, vom P. Dom. Grammer (Nachtrag zur Beschreibung des Scenkenschlosses vom Pfarrer I. B. Keßler im XI. Band des Archivs), über die älteste Goldmürze des Hochstifts Würzburg, vom Bezirks- amts8assessor H. Lippert in Lobr, über die Ruine Schönrain bei Ge- münden, vom Bezirkéamtsassessor Jos. Hörnes in Würzburg und Pfarrer Joh. Ad. Kraus in Pflochsbac, (mit mehreren Tafeln, ent- haltend Pläne, Siegesabbildungen, ciner Hauptansiht der Ruine und Einzelheiten). l j

Von der Pracbtausgabe von: „Ein Spaziergang um die Welt“ vom Frhrn. Alex. von Hübner (Leipzig bei Smidt u. Güntder, mit 317 Illustrationen) if soeben die 32. bis 39, Lieferung (Schluß) erschienen. Das interessante und ¡künst- leris illustrirte Werk liegt nunmehr fertig vor. Die Vetrlagshand- lung hat als Zugabe das Porträt des Verfassers, dessen Werk jeden- falls unter den Erscheinungen in der Reiseliteratur eines der bedeu- tendsten ist, in Lichtdruk herstellen lassen. Das Werk theilt sich in drei große Theile: Amerika, Japan, China. Ueberall schildert der Verfasser Land und Leute, die Scenerie der Landschaft, Leben und Treiben in den Städten, Eigenthümlichkeiten des betreffenden Menschen- \{lags, Religion und Sitten der Einwohner 2c. in der fesselndsten Weise und gewährt dem Leser ebensoviel Belehrung wie Unterhaltung, da seine Mittheilungen über die Verhältnisse jener Länder nicht blos auf oberfläblider Beobachtung, sondern auf sorgsamen Studien be- ruhen. Die Verlagshandlung hat das Prachtbuch mustergültig aus- gestattet durch seines Papier, splendiden Druck, insbesondere dur die fünitlerish vollendeten Jnitialien und Jlustrationen, leßtere häufig nach Skizzen des Verfassers. Die Verlagshandlung liefert auch der Ausstattung des Werks entsprechende Prachteinbanddecken zum Preise von 5 M.

Zu der „Zeitungs-Preisliste“ für das Jahr 1882, über deren Inhalt wir ausführlih berichtet haben, sind am 8. und 10. Dezember bereits zwei „Nachträge“ erschienen. Dieselben enthalten Angaben 1) über neu hinzutretende Zeitungen, 2) über Veränderungen bei {on aufgenommenen Zeitungen und 3) über zu löshende Zeitungen. Hierdurch werden die Angaben der ursprüng- liden „Preisliste* mehrfah modifizirt, Die Anordnung dieser Nacbträge entspricht durchaus der der Preisliste. Bei dem von uns oben geacbenen ausführlihen Bericbte über die „Zeitungs- Preisliste“ sind Dees die Angaben der beiden „Nachträge“ bereits berücksihtigt worden.

Auch die Buchdruckerei von Otto Elsner, Ritterstraße 13, hat einen sehr eleganten Wandkal ender für das Jahr 1882, in 12 Farben, ein typographisches Meisterwerk, hergestellt. Derselbe zeigt die vier Jahreszeiten in allegorishen Figuren in Kreuzesform gruppirt, während die 4 Ecken dur die Quartalkalender des Jahres ausgefüllt sind. Ein \auberer, zweifarbiger Rand, von feinen Gold- streifen eingefaßt, umgiebt das Ganze.

Wesselburen, 27. Dezember. (Kieler Ztg.) Es ist hier der Gedanke, dem am 18. März 1813 hier geborenen Dichter

Civilstand betrifft, so ergiebt sid, daß voz dcc Gesammteinwohner-

E fa 7E M Mr E ar E T Ca F t X

Friedri ch Mj ein Denkmal zu seßen, und zwar in Form einer Votivtafel, die an dem in der Norderstraße belegenen Geburts-

Dr. N. Reininger in Würzburg, und der wecthvollen rechtsgeschicht- -

hause angebraht werden soll, rege geworden. Vielleicht läßt si die Idee bereits am nächsten, am 70. Geburtstage Hebbels zur Ausfüh- rung bringen.

Gewerbe und Handel.

Mexiko, im Oktober 1881.

Die großartigen Eisenbahnbauten, es mögen gegen- wärtig an 15 000 km fonzessionict sein die jeßt in Mexiko im Gange find, eröffnen auch für die deutsche Industrie ein großes Feld der Mitbewerbung, welches bisher niht genug Beachtung gefunden hat. Da die Unternehmungen fast sämmtlich nordamerikanische sind, und der Bau daber von amerikanischen Ingenieuren und nah den in den Vereinigten Staaten üblichen Systemen au8geführt wird, fo dürfte für das rollende Cisenbahnmaterial die deutsche Konkurrenz zwar weniger in Betracht kommen. Die Amerikaner beziehen Alles, was irgéènd möglich ift, aus ihrem Heimathlande und die amerikanishe Industrie is für Lokomotiven und Wgons jedenfalls in der Lage, jeder Anforderung zu genügen. Auch sind die deutshen Fabriken auf die Herstellung der amerikanishen Typen in Wfkomotiven und Personen- wagen nit eingerichtet und es möchte auf diesem Gebiet nur etwa die Konkurrenz in Bezug auf Güterwagen und Lowries in Frage kommen. t

Wohl aber könnten deutshe Werke fic mehr, als es bisher ge- schehen, um die Lieferung des Materials für den Oberbau bemühen, also für Schienen, Flanschen, Schrauben u. \. w., welche die Bahn- unternehmungen, da die nordamerikanishe Industrie hierin zurück- steht, aus Europa und zwar meist aus England beziehen mußten. Rheinische Hütten haben zwar bereits Einiges geliefert, z. B. bei der merikanishen Central-Bahn 28 009 t Stahlschienen (gegen 80000 t englische). Doch könnte die deutsche Betheiligung viel größere Dis- mensionen annehmen, wenn unsere Werke sich mehr bewerben wollten.

Zum Anhalt dafür mögen folgende Daten dienen. Es kommen nur Stahlschienen zur Verwendung und zwar für breite wie hmale Spur Dimensionen und Façon für diese Schienen und Akfzessorien sind nah dem amerikanischen Standard. Die Preise für das von Engiand bezogene Material stellten sich bisher wie folgt:

Die englische Ton kostete loco London bei

Sam E O S6 S O16 „_ Scbienen-Nägeln D lo „_ Schienen-Schrauben O E

Die Zahlung wird successive durch die Londoner Bankiers der Unicrnehmungen effektuit.

Deutsche zur Einreichung von Offerten geneigte Werke werden 3ch am besten der Vermittelung der in Mexiko ansässigen sehr ange- {chenen deutshen Makler bedienen, da ohne solche, mit den Lokal- verhältnissen und den Personen intim vertraute Mittelspersonen daselbst, wie wohl auch anderwärts zumeist {wer anzukommen ist. Die Offerten werden am Zweckmäßigsten in englischer Sprache abzu- fassen sein. ) i :

Ein anderer wichtiger Fabrikationszweig, dem sich in Mexiko ein großes Terrain darbietet, ist der Maschinenbau und die verwandten Gewerbe. Die Entstehung einer Menge neuer Fabriken (meist Terxtil-) und die große Entwickelung, welche namentlich der Bergbau nimmt, schaffen cin steigendes Bedürfniß nah Maschinen und Utensilien aller Art, an deren Lieferung die bochentwickelte deutsche úIndustrie thren Antbeil suchen sollte. Bisher sind nur die Engländer und Amerikaner im Felde und machen ein großes, lukratives Geschäft. |

‘Die größte Aufmerksamkeit verdient der Bergbau auf Edelmetalle, welcher bisher nur in sehr primitiver Weise betrieben wurde. Ab- gerechnet einige Drahtseile, Handpumpen und dergleichen waren alle die mannigfaltigen Hülfsapparate und Maschinen der europäischen Bergtechnik bisher bier unbekannt. Sämmtliches Bohrgezähr wurde nach der alten, aus den vergangenen Jahrhunderten übernommenen Weise hergestellt. Die Anwendung von Bohrmaschinen ebenso wie die von Grubeneisenbahnen und eisernen Förderwagen fand nur in sehr vereinzelten Fällen statt. Die Förderung und Entwässerung auf den Gruben ae¡chah mit Ausnahme weniger Dampfgöpel durch Pferdekraft. Die allgemeine Anwendung von Dynamit und anderen modernen Sprengstoffen war ebenfalls unbekannt.

Alles dies ist jet im Wandel begriffen, seit zahlreiche amcris- fanische Gesellschaften bedeutende Edelmetallminen erworben haben und mit der Einführung aller Hülfsmittel der neuen Technik das Beispiel geben. Der gesammte mexikanische Bergbau schickt sich nun ar, dasselbe nachzuahmen, und es wäre daher jeßt gerade der Moment für die deutsche Industrie, sich einzufinden, bevor der Konsum si gewöhnt, ausschließlich amerikanische Fabrikate zu verlangen.

Daß der mexikanishe Bergbau, namentlich auf Silber, schon beute von großer Bedeutung, (Ausbeute circa 120 000 000 46) einer rio größeren Zukunft entgegengeht, ist als allgemein bekannt anzu- nehmen. Daher handelt es sih hier um die Gewinnung eincs dauerndea und in seiner Bedeutung wecselnden Absatzgebietes.

Es wäre zu rathen, daß eine Anzahl leistungsfähiger deutscher Maschinenfabriken \sih zusammenthun und einen, nicht blos im Mascinenfache allgemein, sondern speziell in der Berg- und Hütten- Technik wohlbewanderten Experten herübersenden, welcher zunächst die dortigen Verhältnisse studiren müßte. Derselbe könnte dann eine An- zahl von dem dortigen Bedarf entsprehenden Maschinen, Apparaten und Utensilien nahkommen lassen, um dieselben den Konsumenten direkt vor Augen zu stellen und in Thätigkeit zu zeigen. Finden die- selben, wie kaum zu bezweifeln, Anklang und weitere Nachfrage, so könnten dann stabile Niederlagen von jenen Maschinen 2., verbunden mit WMontirungsanstalten, “in den Gentralpläßen der hiesigen Montanindustrie errichtet werden. An diesen Kern könnten si au sehr wohl Lager von anderen, in Deutschland erzeugten, verwandten Artikeln, wie Hand- und Haus- maschinen, Werkzeuge und Geräthe und alle jene zahlreichen Produkte der rheinischen, namentli der Remscheider, Solinger und Jserlohner äIndustrie anreihen, welbe grade in dea fo konsumtionsfähigen merika- nischen Montandistrikten beute noch wenig h kannt sind (es fehlt dort an deutsben Handelsniederlafsungen) und alle Aussicht haben, bei einer intelligenten Anpassung an hiesigen Geshmack und Bedarf, jede fremde Konkurenz zu bestehen.

Aub die deutsche Industrie in Sprengstoffen sollte mehr ihr Auge auf Mexiko richten.

Nürnberg, 28. November. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held). Bei ruhiger Frage bält die feste Stimmung des Hopfen- marlkltes an. Gesuct sind jeßt vornehmlich leichte Mittelhopfen zum Preise von 90—100 A4 Mehr als 100 A fkostende Waare wird verhältnißmäßig wenig gekauft. Gestern belief si der Umsaß auf ca. 200 Ballen, und heute we{chselten ebenfalls 200 Balleu zu unveränderten Preisen die Eigener. Die Zufuhren erreichten cn- nähernd die Größe des Umsates.

Verkéhrs:Anfstalten.

Stettin, 29. Dezember. (W. T. B.) Ein heute aus Queenstown eingetroffenes Telegramm lautet: Der Dampfer Katie“ war bereits sieben Stunden im Schlepptau eines Dampfers, als die Taue rissen, Der Dampfer kehrte nach Queenstown zurück, um neue Taue und einen zweiten Dampfer zu holen. Led

30. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer „Katie“ ist

estern Abend 94 Uhr in Queenstown angekemmen. An Bord Alles wohl. J E

Airolo, 27. Dezember. (N. Zür. Ztg.) Heute Abend fuhr der erste Kollaudationszug durch den Gotthard-Tunnel. Die Abfahrt in Göschenen fand um 5 Uhr statt, die Ankunft in Airolo erfolgte um 5 Uhr 40 Minuten.

Plymouth, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Suevia“ ist hier eingetroffen.