Zugleih werden die in der 25. beziehungsweise 26. und 28. Verloosung gezogenen, aber bis jeßt noch nit eingelösten Prioritäts-Obligationen Nr. 1703 bezw. 672 und 191 485 527 547 1473 und 1843 hierdurch wiederholt und mit dem Bemerken aufgerufen, daß die Verzinsung derselben bereits seit dem 1. Juli des Jahres ihrer Verloosung aufgehört hat.
Berlin, den 3. Januar 1882.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. Sydow. Hering. Merleker. Michelly.
Nichtamili®es.
Deutsches Nei.
Preußen. Berlin, 9. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern den General der Jnfanterie z. D. von Stülpnagel und hörten den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten von Bismark.
«Fhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte dem Gottesdienste im Dome bei.
Beide Kaiserlihe Majestäten ertheilten dem General Chanzy auf seiner Durchreise eine Audienz und dinirten bei hren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin.
Heute nahmen Se. Majestät der Kaiser die Vorträge des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski fowie des General-Lieutenants von Albedyll entgegen und empfingen den zur Gesandtschaft in München kommandirten Oberst- Lieutenant von Panewit vom 1. Garde-Regiment z. F.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Vormittag 10 Uhr in Ver- tretung Sr. Majestät des Kaisers und Königs zum Festgottes- dienst aus Anlaß des 50 jährigen Bestehens der Stiftung „Luisen-Andenken““ nah der Luisen-Kirche in Charlottenburg.
Um 12 Uhr besuchten Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit Jhren König- lichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Mar- garethe die Matinée im Königlichen Opernhause zum Besten der beim Brande des Ring- Theaters in Wien Geschädigten.
Später empfingen Jhre Kaiserlichen Hoheiten den bis- o Botschafter Frankreihs in St. Petersburg, General hanzy.
Um 5 Uhr erschienen Jh1e Kaiserlihen und Königlichen Majestäten zum Diner bei den Kronprinzlichen Herrschasten.
Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz besuchte am Abend das erste Brahms-Konzert in der Singakademie.
— Der Bundesrath hat in seiner Sizung vom 19, Dezember 1881 beschlossen, daß die zur Abstempelung der Formulare zu Schlußnoten 2x. bestimmten Stempel (§8. 7a. des Reichsstempelabgaben-Geseßes vom 1. Juli v. J. und Ziffer 9 der Ausführungsvorschristen zu diesem Gesetz) in Zukunft in der Art herzustellen sind, daß in dem Abdruck die Bezeihnung „Reichs-Stempelabgabe“, der Werthbeirag und das Unterscheidungszeichen in rother Schrist auf weißem Grunde hervortreten, daß indessen die gegen- wärtig in Gebrauch befindlichen Stempel | für solche Papier- fsorten, auf welchen sih mit denselben ein deutlicher und dauer- atten Abdruck herstellen läßt, auch ferrièr verwendet werden
rfen.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sißung zu- sammen.
— Fn der heutigen (20.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, die Staats-Minister von Stosch und von Boetticher und mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath sowie Kommissarien desselben beiwohnten, stattete der Präsident zunächst dem Hause seinen Glückwunsh zum neuen Fahre ab. Sodann ward ein Schreiben des Reichskanzlers verlesen, in welchem dem Hause Mittheilung gemacht wird von der Ernennung der Mitglieder des Bundesrathes für die Reichstagsbaukommission.
Das Haus trat darauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war die zweite Berathung der allgemeinen Rechnung über den Reihshaushalt für das Jahr 1877/78, auf Grund des Berichts der Rechnungskommission. Der Abg. Lipke sprah den Wunsch aus, daß der Rechnungs- hof und die Havariekommission wie früher an dem Grundsatze festhalten möchten, daß die Kommandanten von Schiffen für Havariekosten zum Ersaß herangezogen werden sollten, wenn ihnen die Schuld an dem Unfall zur Last gelegt werden könne. Doh wünshe er die Angelegen- heit nicht auf geseßlihem Wege geregelt zu sehen. Der Staats-Minister von Stosch äußerte dagegen, daß wenn der Reichstag sich auf den Standpunkt des Rehnungshofes stellen wolle, eine geseßliche Regelung allerdings nöthig fei. Der Abg. Kayser beantragte, die Position zu streichen. Das Haus genehmigte jedoch die Position und erledigte die übrigen Rechnungen über den Staatshaushalts-Etats pro 1877/78 ohne Debatte. i
Zweitcr Gegenstand der Tagesordnung war die zweite Berathung der Uebersihten der Reichs-Aus8gaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1880/81, auf Grund des Berichts der Rehnungskommission. Die Vorlage wurde ohne Debatte erledigt. Den dritten Gegenstand der Tagesordnung bildete die zweite Berathung der Rechnung der Kasse' der Ober- Rechnungskammer für das Etatsjahr 1878/79 und 1879/80 nebst den dazu gehörigen Nachweisungen über die Einnahme und Ausgabe an Schreibmaterialien und Drudckformularen, bezüglich desjenigen Theils der Rechnung zur Decharge, welcher die Reichsverwaltung betrifft. Auch diese Vorlage wurde auf Grund des mündlichen Berichts der Rechnungskommission genehmigt.
Beim Schlusse des Blattes ging das Haus zur Be- rathung der Jnterpellation des Abg. Dr. Freiherrn von Hert- ling über.
— In Folge des Zollanschlusses der Unterelbe sind im Grenzbezirk auf der Unterelbe selbst, den angeschlossenen Elbinseln sowie in den zu den Hauptamtsbezirken Harburg und Stade gehörigen Theilen des Grenzbezirks der Tran s-
portkontrole bis auf weiteres unterworfen: 1) roher und gebrannter Kaffee, 2) Tabakblätter , Tabak- stengel und Tabakfabrikate , 3) Zucker und Syrup,
4) Zeugwaaren, ganz oder theilweise aus Baumwolle, olle oder Seide, 5) getrocknete Südfrüchte, 6) Salz, 7) Branntwein aller Art und Liqueure, 8) Wein, und zwar
bezüglich jeder der vorgenannten Waaren in Mengen von mehr als 3 kg für jeden Transport. Soweit Waaren der vorbe- zeichneten Art zu dem Proviant der aus See eingehenden oder in See ausgehenden Schiffe gehören, sind fie von der Trans- portkfontrole befreit. Der Transport kontrolepfli{tiger Waaren auf der Unterelbe wird vonZder im §. 122 des Vereins-Zoll- geseßes vorgesehenen Beschränkung des Waarentransports auf die im §. 21 ebendaselbst bezeihnete Tageszeit ausgenommen. Die Hauptämter der Unterelbe sind ermächtigt, bei vorhandenem Bedürfniß zu genehmigen, daß in den Fällen des §. 121 des Vereins-Zollge)eßes Waaren auch an solchen Stellen aus- und eingeladen werden dürfen, welche zu Ladungspläßen nicht all- gemein bestimmt sind.
— Nach einem Erkenntniß des Reichsgerihts, vom 24. Oktober v. J., ist die Vorschrift des §. 136 Ziffec 5 Litt. d. des Zollge)eßes vom 1. Juli 1869, betr. Kontrebande, nicht blos auf den Fall, wo Jemand während des Transports von den Aufsichtsbeamten betroffen wird, einges{hränkt, sondern bezieht sih auch auf den Fall, wo nahweislich cin Transport im Grenzgebiet ohne Legitimationsfchein stattgefunden hat.
— Bei der Anfechtung eines Kaufs wegen Be- truges hat nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IT. Hülfssenats, vom 5. November v. J., der Käufer den Nach- weis zu erbringen, daß er durch die falsche Vorspiegelung zu dem Kaufe verleitet worden. Dieser Nachweis ist dadurch er- bracht, daß der Richter auf Grund der gemachten Feststellungen darüber zu entscheiden vermag, ob nach der konkreten Sachlage die Vorspiegelung geeignet war, die Annahme, der Käufer sei durch sie zum Abschluß des Kaufes verleitet, zu begründen.
— Nachdem der seitherige Kaiserliche außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Königlich nieder- ländischen Hofe, Freiherr von Canihß und Dallwiß, von diesem Posten abberufen und in den Ruhestand getreten ist, werden die Geschäfte der Gesandtschaft einstweilen von dem Legations:Rath von Shmidthals als interimistischem Ge- schäststräger wahrgenommen.
— Die Bevollmähtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial-Rath Kastner und Ober-Regierungs- Rath Herrmann sind hier angekommen.
— Se. Durchlaucht der Prinz Kraft zu Hohen- lohe-Jngelfingen, General-Lieutenant à la suite der Armee und General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, ist auf einige Tage hier angekommen.
— S. M. Kanonenboot „Wolf“, 4 Geshüße, Komman- a Korvetten-Kapitän Strauch, ist am 27. November pr. in anton, ; S. M. Kanonenboot „Jltis“, 4 Geschüße, Kommandant Kapitän-Lieutenant Klausa, an demselben Tage in Shanghai eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 7. Januar. (Cöln. Ztg.) Die auf den 5. d. M. angeseßte “ Abreise des Großherzogs ist auf Montag, den 9. Januar, vershoben worden, an welchem Tage der Großherzog und die Großherzogin Mittags 12 Uhr Baden verlassen. werden, um am 10, Januar, Nachmittags 3 Uhr, in Cannés einzutreffen. Wie man hört, besteht bei den Herrschaften die Absicht, dem Aufenthalt in Cannes noch eine Villeggiatur in Pegli folgen zu lassen.
— 7. Januar. ‘* (W. T. B.) Der Zweiten Kammer ist eine .Geseßvorlage übex den Bau dér Höllenthalbahn von Freiburg nah Neustadt auf Staatskosten zugegangen. Die Bahn soll als eingeleisige Normälspurbahn gebaut und als Sekundärbahn betrieben werden. Vorausseßung is, daß das zu der Bahn erforderlihe Terrain unentgeltlich her- gegeben und daß zu den Staatéunkosten von den am Bahn- bau interessirten Ortschasten ein Zushuß von 500 000 # ge- leistet werde.
Hessen. Aus dem Großherzogthum Hessen s{chreibt man der „Cöln. Ztg.“ unterm 4. Januar: Gestern fand in Frankfurt eine aus den verschiedenen Landestheilen Hessens und aus Frankfurt selbst sehr zahlreih besuhte Versammlung statt behufs Berathung der Maßregeln, welche geeignet seien, gegenüber den destruftiven Tendenzen der Gegenwart auf religiösem, politischem und sfozialem Gebiete die Pflcge der konservativen Fnteressen zu fördern. Die Theilnehmer, etwa hundert an der Zahl, faßten nach längerer Verhandlung, in welcher die Nothwendigkeit einer festen Gliederung an- erkannt wurde, einstimmig den Beschluß, die Gründung kon- servativer Lokalvereine anzustreben, welche, durch geeignete Mittelpunkte miteinander in Verbindung stehend, sich das Ziel steckten, Verfechter des Christenthums, der Monarchie und der ehrlichen Arbeit zu sein. Als Vereinsorgan wurde der zu Frankfurt erscheinende „Deutsche Volkefreund“ bestätigt.
Oesterreich - Ungarn. Wien, 6. Januar. Die ge- meinsamen Minister-Konferenzen haben gestern ihren Abschluß gefunden. Wie der „Budapest. Corr.“ von hier tele- graphirt wird, wurden bei diesen Berathungen auch die Un- ruhen in der Kriwoschje und verschiedene Verwaltungs- maßregeln für Bosnien und die Herzegowina erörtert. Der Beschluß, die Affsentirung in Dalmatien überall rücksihtslos
durchzuführen und in Bosnien das neue Wehrgesch faktish ins Leben treten zu lassen, würden unbe- dingt ausgeführt werden. Um aber eventuellen Un- ruhen in der Kriwoschje vorzubeugen und überhaupt
die öffentlihe Sicherheit in jenen Bergen zu gewährleisten, seien militärishe Maßregeln vorhergesehen, welche cine Garantie dafür bieten, daß die Oberhoheit des Staates im Süden der Monarchie ihre volle Anerkennung finde. „Groß können,“ sagt die „B. C.“, „diese militärishen Vorkehrungen hon in Folge der Beschaffenheit des Terrains nicht sein, aber um wirkungsvoller operiren zu können, werden Truppentheile auch nach der Herzegowina dislocirt werden, um im Nothfalle au von dort aus gegen die Kriwoschje vorzudringen. Das gemein- same Kriegs-Ministerium soll hierbei auch vom österreichischen Landesvertheidigungs-Ministerium kräftig unterstüßt werden.“ Die Kosten dieser Operation werden der genannten Quelle zufolge von der Regierung gering verans{hlagt und deshalh auch auf eigene Verantwortung der Regierungen bestritten und beschaffen werden; die Nohwendigkeit, von den Parlamenten einen außerordentlichen Kredit zu fordern, liege nicht vor.
— 7. ganuar. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter in Paris, Fürst zu Hohenlohe, ist gestern hier zur Vermählung seines Sohnes mit der Prinzessin Ypsilanti eingetroffen.
Reiae Mittag wurde der Fürst von dem Kaiser in einer rivataudienz empfangen,
Großbritannien und Jcland. London, 9. Januar. (W. T. B.) Wie „Daily News“ erfährt, hätte fih das britische Kabinet geweigert, den Anspruch der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf Ausübung der auss{ließlihen Kontrole über den Panama- Kanal. anzuerkennen, weil dies mit dem Völkerrecht im All- gemeinen und mit dem Bulwer-Clayton-Vertrag im Besonderen unvereinbar wäre. Lord Granville werde in einer Note die E darlegen, auf welchen diese Entschließung des Kabinets eruhe.
Frankreich. Paris, 8. Januar. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Senatorenwahlen im Departen ent der Seine wurden im ersten Wahlgange Victor Hugo und Peyrat, im zweiten Wahlgange Tolain, Freycinet und La- bordère gewählt. Freycinet ist ferner in Montauban, Léon Say in Versailles gewählt. Die früheren Minister Caillaux und Talhouet sind niht wiedergewählt worden.
— Abends. (W. T. B.) Das Resultat der Sena- torenwahlen liegt nunmehr vollständig vor: es sind 64 Republikaner und 15 Konservative gewählt worden ; die Repu- blifkaner haben 22 Sitze gewonnen. Freycinet ist vier Mal gewählt worden. Der Senat wird fortan 207 republikanische und 93 konservative Mitglieder zählen.
Anläßlih des Jahrestages des Todes Blanquis begab sich heute eine aus etwa 300 Personen bestehende Menge in geordnetem Zuge und mit Kränzen über den Bastilleplaß und dur die Rue Roquette nah dem Fiedhof von Pére la Chaise. Wegen aufrührerisher Rufe, die aus dem Zuge ertönten, war die Polizei zu wiederholten Malen zum Einschreiten genöthigt; 23 Personen, darunter Louise Michel, Eudes und Cournet, wurden verhastet. Aus der Mitte der Wenge fiel auch ein Pistolenshuß, der aber Nie- mand traf; die Person desjenigen, der den Schuß abgefeuert hatte, ist nicht ermittelt worden. Um 5 Uhr Nachmittags war die Nuhe vollständig wiederhergestellt.
Italien. Rom, 9. Fanuar. (W. T. B.) Heute, am vierten Jahrestage des Todes Victor Emanuels, bringen sämmtliche Fournale dem Andenken des verstorbenen Königs gewidmete Artikel. Sämmtliche Vereine von Nom und ganz Jtalien werden sih in feierlihem Zuge, unter Voran- tritt der Munizipalität, nah dem Pantheon begeben und da- selbst Kränze auf dem Grabe Victor Emanuels niederlegen. Gestern Abend trafen die Veteranen von Piemont hier ein und wurden von der Munizipalität und einer großen Volks- menge feierlih empfangen ; heute werden die Neapolitaner er- wartet. Der König wird im Laufe des Vormittags ein Gebet .am Grabe seines Vaters verrichten. Die offizielle Trauerfeier wird am 16. Januar stattfinden.
Türkei. Konstantinopel, 9. Januar. (W. T. B.) Ali Nizami Pascha und Neschid-Bey sind von ihrer Mission nach Berlin gestern hier wieder eingetroffen und haben sich direkt ins Palais begeben.
Afrika. Egypten. Aus London, 8. Januar, meldet „W. T. B.“ : Das „Reutershe Bureau“ meldet aus Kairo von heute: Der englische und der französische General- konsul erhielten gestern Abend auf telegraphishem Wege eine Kollektivnote ihrer Regierungen, in welcher erklärt wird, daß Frankreih und England, welche den Khedive auf den Thron erhoben hätten, entshlossen seien, die Autorität des- selben wider jede Unordnung zu s{hüßen und aufre{tzuerhal- L Diese Note ist dem Khedive heute Nachmittag überreicht worden.
— 9. Januar. Nach einer weiteren Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Kairo ist die vom englischen und französishen Generalkonsul gestern Nachmittag überreichte Kollektipnote nit blos gegen Störungen der inneren Ruhe, sondern hauptsächlih gegen irgendwelche weitere Einmischung der Pforte in egyptishe Angelegenheiten gerihtet. Der Passus der Note, in welcher es heißt, daß England und Frankrei den Khedive auf dem Throne aufreäterhalten würden, erregt namentlih die Aufmerksamkeit: Der Khedive hat nach Ueber- reihung der Note den beiden Generalkonsuln für die von deren Regierungen sowohl für seine Person, wie für die Wohlfahrt des Landes an den Tag gelegte Sorgfalt seinen wärmsten Dank ausgesprochen.
Zeitungsf\timmen.
Dié „Post meldet:
Die Vorstandschast der „Gemäßigten Partei“ Münchcns hatte an . den Fürsten Reichskanzler folgende telegraphische Neujahrsadresse gesandt :
Seiner Durchlaucht dem Hrn. Reichskanzler Fürsten Bismark. Berlin.
Aus der Südmark des Reiches, vom Fuße seiner gewaltigen Grenzzinnen her, senden gut bayrisch und darum zugleich kerndeutsch gesinnte Männer an der Jahreêwende Ew. Durchlaucht den wärmsten Dank für Ihre aufopfernden Bemühungen um die Sicherstellung des allseitig ersehnten Wiederaufs{hwungs unserer heimischen Industrie, unserer Landwirthschaft und unserer Gewerbe durh eine den be- stehenden Verhältnissen Rechnung tragende nationale Wirthschafté- gesetgebung.
Das Deutsche Reich, entstanden unter der hervorragenden Mit- wirkung Ew. Durchlaucht, und dauernd gefestigt auf der Grundlage der Gleichberecbtigung aller seiner Stämme, bedarf eines Ausbaues im Innern, ebenbürtig dem Glanze und der Machtstellung na Außen, und wie in politischer, so au in wirthscaftlicher Hinsicht, ruhend auf der gleicmäßigen bescnnenen Wahrung aller berechtigten Interessen.
Möge Ew. Dur(lauht unter Gottes Beistand auc für die fommenden Tage mit Gesundheit, Kraft und Ausdauer gerüstet fein, um in zielbcwußtem staatêmännishen Walten, erhaben über alle \{nöden kleinlihen Anfechtungen, dem deutsch{en Volke noch zu \haffen, was es mit Scehnen erharrt: „rationelle Grundlagen für seine wirthschaftlihe Erstarkung !“
München, den 31. Dezember 1881.
Die Vorstandschaft der „Gemäßigten Partei Münchens“.
Von dem Reichskanzler is, wie die „Münchener Morgenzeitung“ mittheilt, darauf folgendes Antwort- schreiben eingelaufen :
: Berlin, den 3. Januar 1882,
Es hat mir zur besonderen Freude gereicht, aus Ihrem Telegramm vom 31. d. M. zu ersehen, daß auch dort Anzeichen einer Wieder- belebung der wirth\chaftliden Thätigkeit wahrnehmbar sind. Die Befestigung dieser Erfolge unserer Zollpolitik und die fortgesette öffentlihe Diskussion derselben werden mit der Zeit dahin führen, die Absichten, welche die verbündeten Regierungen bei ihren wirthschaftlichben Reformen leiten, in das richtige Licht zu stellen. Auf diesem Wege hoffe ich, daß vielleicht langsam, aber sicher, die Wahrheit sich durch ihr eigenes Gewicht so weit Bahn brehen wird, daß Verleumdungen und
Lügen, wie sie bezüglich der Reformbestrebungen der verbündeten R es
e S R E
. Wohnsites und Gewerbes übertragbar sein.
gierungen bei den Wablen in vielen Kreisen verbreitet worden sind, funftig keinen Glauben mehr finden werden. Euerer Wohlgeboren und allen an dem Telegramm 31. v. Mts. betheiligten Herren danke ih verbindlichst. von Bismark.
— Der Verein für deutshe Volkswirthschaft hat in seiner leßten Sizung, wie der „Berl. Aktionär“ mittheilt, folgende Resolutionen angenommen: L A8
1) Individuelle Selbstthätigkeit und Selbständigkeit auf wirth- \chaftlihem Gebiete, soweit solhe mit dem Staats- und Gemein- woble im Einklang bleiben, verbürgen am sichersten das wirtk;schaft- lihe Wohlbefinden des Einzelnen und der Nation. Es wird daher die Sicherung des Lebensunterhaltes für den Fall des Alters und der Invalidität im Allgemeinen der freien individuellen Fürsorge und Thätigkeit der Staatsbürger, insbesondere durch Betheiligung bei bewährten privaten Lebens- und Renten-Versicherungs-Instituten, bei Verbänden und Genossenschaften zu überlassen sein.
9) Die Errichtung obligatorischer öffentliher Alters- und In- validen-Versorgungsverbände liegt gleihwohl für einen Theil der Staatsangehörigen im dringenden Interesse des individuellen und Gemeinwohls und ist geeignet, die öffentlihe Armenpflege zu vervoll- fommnen und deren Lasten zu ermäßigen.
3) Die gedacte öffentliche Fürsorge soll alle Volksklassen und Personen berücksichtigen, deren Erwerbsgelegenheiten und Vermögens- verhältnisse die eigene_Thätigkeit und freiwillige Sparsamkeit zur selbständigen privaten Sicherung gegen obige Nothfälle von vornherein als wesentli unzureichend erscheinen lassen. Die Versorgungsinsti- tute werden daher nicht nur das Fabrikwesen, das Handwerk, sondern auc die Landwirthschaft, den Handel, das Bau- und Transport- gewerbe 2c., soweit als nöthig, heranzuziehen haben.
4) Die Verbände sind zu organisiren auf der Grundlage der Selbstthätigkeit, Beitragspflicht, Arbeitsamkeit und Moralität der zu Versorgenden, unter organisirter Beihülfe der Arbeitgeber und des Reiches resp. des speziellen Staatsverbandes, beziehentlich seiner unteren Glieder, in Provinzen, Kreisen und Gemeinden. i
Der freiwilligen Wohlthätigkeit ist bei diesen Verbänden breiter Raum zur Bethätigung unter Verleihung von Ehrenrechten zu sichern.
Die Pensionsberechtigungen sind bei \s{chlechter Führung in den geseßlich vorzusehenden Formen und Fällen ganz oder theilweise zu entziehen.
| 5) Die zu gewährenden Renten sind den verschiedenen Leben2s und Crwerbs-Verhältnissen in den einzelnen Theilen und Volksklassen Deutschlands entsprechend verschieden zu bemessen und dürfen die Tendenz mäßiger Zuschüsse zum lanvesüblichen nothwendigen Lebens- unterhalte nicht verleugnen. Sie sollen unter Berüksibtigung der bestchenden Gewerbeverfassung und Freizügigkeit, bei Wechsel des
vom
6) Die erforderlichen Mittel zu diesen Renten sind aufzubringen : a. Seitens der zu Versorgenden etwa bis zu 4 des Bedarfes; b, Seitens der Arbeitsgeber etwa bis zu §; c) Seitens des Reiches resp. Staatsverbandes bis zu F des Gesammtbetrages resp. zum er- forderlichen Restbetrage. — Die Grundsäße der sogenannten Renten- versicherung sind bei diesen Institutionen nicht als entscheidende zu beachten, vielmehr empfiehlt sich, die finanziellen Unterlagen der Knapp- \chaftêkassen reformatorish zu berücksihtigen L
7) Durch Reichsgesez sind die Normativbedingungen für die Errichtung dieser Versorgungtinstitute festzustellen, und dabei wie bei der geseßlichen Armenpflege obligatorisch zu bestimmen, daß solche innerhalb jedes deutshen Staates und seiner unteren Organisationen zur allgemeinen Ausführung gelangen. Knappschaften, Korporationen und Genossenschaften, sowie Gemeinden, welche die Zwecke dieser Institutionen dauernd zu erfüllen als geeignet befunden werden, ist die selbständige normativgemäße Errichtung folher Versorgungs- institute unter Genuß aller administrativen und materiellen Privi- legien gestattet. Jnsoweit derartige spezielle Versorgungsinstitute nicht Platz greifen, liegt die geseßlich geordnete Verpflichtung zur Ein- richtung und Organisation derselben den Provinzialverbänden resp. Einzelstaaten, unter Leitung, Kontrole und materieller Beihülfe des Reiches ob. E
8) Die Versorgungsinstitute genießen die Privilegien der Armen- pflege und Mündel, mit dem Rechte administrativer Exekution. Sie bilden thunlichst eine Reichsgemeinschaft unter Garantie und Kontrole des Reiches. L / 9) Die Geschäftsführung is nach den Prinzipien lokaler dezen- tralisirter Selbstverwaltung durh die Betheiligten, unter Kontrole der bezüglichen Staats- und Reichs8organe einzurihten. Für Streit- fälle sind Schiedsgerichte unter Zuziehung der Verbands-JInteressenten zu konstituiren. j i S E
10) Der Verein für deutshe Volkswirthschaft bekennt seine lebhafte Theilnahme für die thunlichst baldige Ausführung der hier verhandelten großen und nothwendigen sozialen Neform: is Willens, solche nach besten Kräften zu fördern; kann aber in Anbetracht der noch s{webenden, sehr erheblichen Streitpunkte über die maßgebenden Grundsäße nur ein äußerst vorsichtiges, durch statistische Unter- suchungen und allseitige öffentliche Diskussionen vorbereitetes legis- latives Vorgehen empfehlen.
— Im „Schwäbischen Merkur“ lesen wir:
Von einem Korrespondenten in der französischen Provinz werden wir darauf aufmerksam gemacht, daß, während in Deutschland jede politische Einflußnahme der Regierung auf ihre Beamten liberalerseits \trengstens verurtheilt werde (siche die Reichstagsverhandlungen am 15, Dezember), in Frankrei der zum Minister-Präsidenten gewordene radikale Führer Gambetta seine Thätigkeit damit anfange, die Zügel gegen die Be- amten straffer anzuziehen, so traf, wie man es kaum unter der Herrschaft Napoleons gesehen habe. In diesen Tagen, so fährt der Korrespondent fort, kommt gar eine Verfügung zur Oeffentlichkeit, die es rundweg sagt, wer als bezahlter Beamter der Regierung ehr- lih sein will, muß die Regierung unterstützen! In scinem Erlaß vom 27. Dezember an die Finanzdirektoren sagt der Unter-Staats- secretär Lelievre u. a. wörtlich:
„Die Beamten begreifen, daß welcher Art immer ihre eigenen Ansichten sein mögen, nichts in ihrem Thun oder Reden eine Feind- seligkeit gegen die Regierung im geringsten verrathen darf. Zur Ach- tung gegen die Regierung, der sie dienen, angehalten, müssen sie ferner das Beispiel dieser Achtung auch der Bevölkerung geben, unter welcber sie wohnen. Gegen dieses Geseß sih zu verfehlen, gegen diese Re- gierung, in deren Namen sie amtiren, Opposition hervorzurufen oder zu ermuthigen, wäre in der That mehr als ein Insubordinationsver- gehen. Ein solches Benehmen wäre ein \{weres Vergehen gegen die allergewöhnlichste Rechtschaffenheit und würde deshalb sofortige und strenge?Ahndung rechtfertigen !“
Der Korrespondent {ließt : Was sagen die deutschen Nadikalen zu diesem Regierungsausdruck ihrer französischen Gesinnungsgenossen ? Daß sie nichts damit zu thun haben, ja, das ist eine der bequemen Ausreden, die nichts beweisen ; aber foviel kann als fiber angenommen werden, daß, falls sie je an das Regierungsruder gelangten, sie in demokratisccher Weise das obige Beispiel nachahmen und gewiß viel straffer handeln würden, als sie jeßt der Negierung in sittlicher Ent- rüstung vorzuwerfen für gut finden.“
— Die „Neue Zürcher Ztg.“ schreibt in Anknüpfung an den bereits erwähnten Aufsaß in der „Deutschen Rund- schau“ über die Verstaatlihung der preußischen Eisenbahnen :
Und die Zahl der Gegner verschwindet täglih; denn von den Befürchtungen, welche man f. Z. dem großen Plane der Verstaat- libung entgegenbrachte, haben sih wenige verwirklicht, während die Anhänger des Staatsbahnprinzips Thatsachen dafür sprechen lassen können, daß sie die wahren Propheten gewesen sind. Es fehlt gegenwärtig in Deutschland der Opposition gegen den Staatsbahngedanken an der nöthigen Zuversicht; sie vermag niht mehr der Erscheinung als Ganzem gegenüberzutreten, sondern beschränkt sich auf die Kritik ver- cinzelter Vorkommnisse, die gerügt zu werden verdienen, aber mit
— Unter der Ueberschrift „Deutsher Schiffsbau“ bringt die „Cölnische Zeitung“ einen Artikel, in dem es heißt: Vor einigen Tagen, am 28. Dezember v. I., ist auf der bekannten Privatwerft „Vulcan“ in der alten Seestadt Stettin das erste große Panzerschiff einer fremden Nation (von 7000 t) vom Stapel gelaufen. Wir begrüßen dieses Ereigniß mit besonderer Freude als ein bedeut- sames Zeichen des Vertrauens in unsere heimische Industrie, wie es bisher in der Spezialität des Schiffsbaues noch nicht in uns geseßt worden ist. Vor kaum 10 Jahren war unsere Kriegsmarine und auch unsere Han- delsmarine, um wirksamer Erfolge für Neubauten "größerer Panzer- schiffe und Handelsdampfer gewiß zu sein, noch genöthigt, sich an das Ausland zu wenden. Die Privatwerften Englands und Frankreichs mußten von uns Deutschen zur Lieferung des Schiffsmaterials für die Vertbeidigung unserer Küsten und für die großen Handels- unternehmungen Hamburgs, Bremens und deren Poftlinien heran- gezogen werden. Viele Millionen wurden dadurch dem Heimathlande entzogen und flossen in die Taschen fremder Pren
Da faßte die Marineverwaltung den kühnen Entschluß, sih von der fremden Industrie unabhängig zu machen, und wenige Jahre später zeigten {on deutscher Fleiß und deutsche Tüchtigkeit, daß wir im Schiffbau den andern größern Nationen ebenbürtig sind
und mit ihnen wetteifern können. Die heimischen Privat- werften leisteten Vorzüglihhes im modernen Schiffbau, und in kurzer Zeit wurde durch hartnäckiges “Festhalten an dem
Grundsatze „deutsche Schiffe“ — „deutsches Material“ bewiesen, daß wir ohne jede fremde Hülfe eine Kriegsflotte mit allen ihren fomplizirten Waffen und die größten Schiffe für Handels8zwecke selbst u CUGUen t Ce S L Mit dem Bau der Panzerkorvette „Ting Yuen" hat Deutsch- land sih einen Plaß auf dem Weltmarkte für den Bau der größten Cisenschiffe errungen. Bedenkt man die Summen, welche dicse Kolosse Kosten (viele Millionen für jedes einzelne Schiff), so kann es nur freudig berühren, daß Dentshland in die Konkurrenz im Schiffbau mit andern Nationen eingetreten ift.
Die Nr. 1 des Central-Blatts für das Deutsche Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinder- pest. — Zoll- und Steuerwesen: Abänderung der Stempel zur Ab- \stempelung der Formulare für Schlußnoten 2c.; Transportkontrole in Folge Zollanschlu}ses der Uuterelbe; Veränderungen in der Organisa- tion der Zollverwaltung in den Provinzen Hännover und Schleswig- Holstein in Folge Anschlusses der Unterelbe an das Zollgebiet. — Post- und Telegraphenwesen: Abänderung der Vollzugs8bestimmungen zum Eisenbahn-Posftgesetze, —— Konsulatwesen: Entlassung; Ermäch- tigung eines Konsulatsbeamten zur Abhörung von Zeugen und zur Abnahme von Ciden. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs8gebiete.
Statistische Btachrichten.
O No A S ee Suite stellung der in den Jahren 1872—1880 im Eisenerzbau, Hochofen- betrieb und der Eisenverarbeitung (Gießerei, Walzwerke, Stahl- werke 2c.) beschäftigten Arbeitskräfte im Deutschen Reiche und Lurem-
burg. Es waren thätig im:
E A eon, ¡(Cisenverarbeitung Gisen- | Howofen- (Gießerei, Walz-,| Summa.
erzbau. betrieb. |* Stahlwerke 2c.) 1879 39,421 | 2010 [Wee 181,374 1873. | 39491 _| 98199 116,254 183,874 1874 | 418 A | O 174/823 1876 | 98188 \ 29760. QIL008 164/901 1876 29 206 18,556 | 99,668 144,430 1877 | 25/570 1818| 000 139,158 1878 27,745 16,202 92,026 135/973 1879 30,192 17,386 96,956 144,534 1880 35,814 I 106,968 163,899
Altenburg, 6. Januar. (Leipz. Ztg.) Zu Anfang 1880 sind bei den 13 Sparkassen des hiesigen Landes im Ganzen 43 561 Einleger mit einem Bestande von 9479254 4 und am Ende 1880 45 481 Einleger mit 10484 912 46 Bestand vorhanden gewesen, es hat demnach ein Zuwachs der Einleger von 1920 und des Bestandes um 1005 658 M stattgefunden. Das Gesammtvermögen sämmtlicher Sparkassen hat Ende 1880 betragen 247 384 4 baarer Kassenbestand, 10 634 255 A6. verzinslih angelegte oder ausgeliehene Kapitalien und 401 125 M. Reservefonds. Die Sparkasse zu Altenburg hat Ende 1880 16 216 Einleger mit 3 786 878 4 Betrag der Einlagen gehabt und ihr Vermögen hat in 83454 A. barer Kassenbestand, 3940 298 M. verzinslich angelegten oder ausgeliehenen Kapitalien und 192 665 M. Reservefonds bestanden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Goslar, 5. Januar. Die Malereien im Saale unseres Kaiserhauses sind in dem vergangenen Jahre nah Kräften ge- fördert worden. Professor Wislicenus und die Maler Weinack und Strecer durften, Dank der milden Witterung, ihrer Arbeit bis in die Weihnachtswoche hinein nachgehen. Das großartige Mittelbild, welches die Kaiserproklamation in Versailles darstellt, kann man jeßt als fast beendet betrahten. Eben so ist die herrliche Deckenmalerei bis zum Mittelbogen fertig gestellt. An der Westseite prangt über den Arkaden Dornröschens liebliche Darstellung. Die Ausstattung des Mittelbogens wird erst nach vorhergegangener Berathung in Angriff genommen werden. Zum Frühling kehren die Künstler hierher zurück.
Laund- und Forstwirthschaft.
(Stat. Corr.) Weizen- 'und Roggenernte Frankreichs im Jahre 1881, Nach ciner im Amtsblatt der französishen Re- publik veröffentlichten Zusammenstellung der Präfektenberichte ergiebt ih für die Ernte an Weizen, Menggetreide und Roggen im Jahre 1881 Folgendes:
für ganz Frankreich Noggen
Weizen Menggetreide
bestellte Flähe . . . . . ba 7054036 406657 1 834848 Erntemenge überhaupt. hl 95637510 6327148 23575857 s auf dem Heltar , 3,56 15,56 12,85 Erntemenge (nach Gewicht). t 7323586 465 155 1701 953 Durchschnittsgewicht pro bl. kg 76,57 73,51 (2,19
Gewerbe und Handel.
Die Regierung von Neu-Süd-Wales (Australien) hat zur Verhütung der Einschleppung der Reblaus unterm 15, November v. I. ein Gesetz erlassen, durch welches die Einfuhr von Reben, Rebschößlingen und Weintrauben in die Kolonie bis zum 1, Januar 1886 verbotea wird. — Ueber das Vorkommen von Erdöl, Bergtheer und Asphalt in Württemberg schreibt das „Gewerbeblatt aus W.": Das Erdöl ist ein Zersetzungsprodukt organisher Substanzen, das sich an der Luft zu Bergtheer und s{ließlich zu Asphalt verdickt. Es findet sich als Imprägnation poröser, zelliger oder erdiger Ge- teine, wie im Brandschiefer, Oelschiefer, Sandstein, kommt aber auh im Kalke, und zwar vorzugsweise im tertiären Kalke, vor. An der Luft entwickelt sich aus den imprägnirten Gesteinen Kohlensäure auf Kosten ihres Bitumengehalts; die Gesteine verlieren dabei ihre dunkle Farbe, sie bleihen und werden bitumenärmer. Bis jetzt kennt man in Württemberg das Vorkommen von Erdöl
in dem s{warzen Jura (e), dem Posidonienschiefer, in weitester Ver- breitung und findet aub dessen Ausbeutung und Verwendung zur Schieferölbereitung und als Brennstoff bereits seit Jahren statt. Dagegen ist das Vorkommen von Bergtheer und Apsphalt im tertiären Kalle Württembergs bis jeßt vornehmlich in der Gegend
noch keine namhafte geworden. Bekannt ift dieses Vorkommen aller- dings schon längere Zeit, wie die von Hrn. Professor Dr. von Quen- stedt verfaßten Begleitworte zu Blatt 41 (Ehingen) des geognostischen Atlasses Württembergs und die Ausstellung von asphalthaltigen Stufen im K. Naturalienkabinet in Stuttgart durch Hrn. Professor Dr. Fraas beweisen, aber zu einer Gewinnung von Bergtheer und Asphalt in größerem Maßstabe in der Gegend von Ehingen ift es bis jekt noch nicht gekommen. Erst in allerneuester Zeit hat man bei Chingen angefangen, die asphalthaltigen Kalfksteine zum Kalfbrennen zu verwenden und ihren Asphaltgehalt dabei als Brennstoff zu verwerthen. Die Königliche Centralstelle für Gewerbe und Handel hat sib nun veranlaßt gesehen, die Gegend von Ehingen fpeziell untersuchen zu laffen, um sich über Art üïd gewerblihe Bedeutung des dortigen Vorkommens von Bergtbeer und Asphalt weitere Kenntnifse zu verschaffen. Diese Untersuchung is wesentlich gefördert worden durch das große Interesse, welches der Vorstand der Real- und Fortbildungsschule in Ehingen, Herr Reallehrer Gaus, an der- selben genommen hat. Ihr Ergebniß is folgendes: Die- bei Ehingen aufgeschlossenen Fundpunkte des Bergtheer- und Aësphalt- vorkommens liegen im tertiären (miocaenen) Lands{chneckenkalke und find stellenweise durch Spalten in den unter ihm liegenden Plattenfkfalk (Jura £) nicdergedrungen. Leßterer überlagert den klüfte- reichen Masfsenkalk (Jura es) und dieser den wohlgeschichteten Delta- falk (Jura 9), auf welchem durch den Mafsenkalk etwa noch nieder- ziehender Bergtheer oder flüssig gewordener Asphalt seinen Abs{bluß niederwärts finden würde, um eventuell nach dem allgemeinen Ver- flächen der jurassishen Schichten von NW gegen 80 abzuziehen. Die bis jet bekannien, wahrscheinlih leiht sich vermehrenden Punkte des Vorkommens von Bergtheer und Asphalt in der Umgegend von Ehingen sind folgende: 1) bei der Wiesmühle nächst Ehingen ; 2) im Kalkbruche beim Schiff ; 3) in einem Keller gegenüber der Wiesmühle ; 4) in der Kieëgrube beim Spitale der Stadt Ehingen ; 5) im Vruche recbts von dem „Büchele“, hier reichliche Asphalt- ausscheidungen im Tertiär und den oberen Plattenkalkschichten (Jura) aufweisend; 6) bei Stetten; bier soll ein \. Z. Erdöl tragendes Wasser in der Zeit des CEisenbahnbaues verschwunden sein; mit Asphalt impräg- nirter Kalk kommt häufig vor ; 7) bei Berg, in reichlichen Ausscheidungen und aus dem Land- \chneckenkalk in den Plattenkalk niederziehend wie bei dem „Büchele“. Von diesen 7 Fundpunkten sind Stufen auf der Centralstelle für Gewerbe und Handel aufgelegt. In deren Laboratorium sind Stufen vom „Büchele“ bei Ehingen und zur Vergleichung auch von Lobsann und Schwabweiler im Elsaß auf ihren Bitumengehalt untersuHt worden. Hiebei hat fich ergeben, daß a, {chwarzes, mit Asphalt „reich" nirtes Tertiärgestein von Lobsann .
b. ein lihtgrau gewordener, weil Jahre lang an der Luft gelegener „Erdölsand“ von Schwabweiler E enthält;
e. vermischte, nicht ganz reine Stufen vom
„Büchele“ bei Ehingen ergaben d, glänzende, mit Asphalt lacartig überzogene Stufen gleichfalls vom „Büchele" ergaben 12,9 %/ Bitumen.
Nach der Publikation in Nr. 42 des Gewerbeblatts aus Württem- berg von 1881 gehören somit die bei Ehingen gefundenen und hier untersuchten Aépaltproben zu den tecbnisch verwerthbaren und ift es indicirt, das Vorkommen von Bergtheer und Asphalt bei Chingen 2c., überhaupt im tertiären Landschneckenkalke Württembergs weiter zu verfolgen.
— Die „Leipz. Ztg.“ berichtet von der Leipziger Neujahrs- messe unter dem 6. Januar Folgendes: Das Ledergescchäft war in der diesmaligen Messe ziemlich ruhig. Der Bedarf blieb infolge der anhaltend trockenen Witterung der leßten Monate gegen die Vor- jahre etwas zurück. Die Zufuhren waren normal. Der größte Theil der zum Verkauf gebrahten Waaren bestand aus geringen Sortimenten und \{lechten Trocknungen. Diese an und für #sich minderwertlhige Waare zeigte denn auch einen s{leppenden Verkehr und erlitt einen erheblichen Preisdruck. Gute, solide Sortimente bewahrten dagegen ihren reellen Werth. Sohlleder, Brandsohl- und Vacheleder verriethen geringes Animo, und wurden bei Konzessionen, welche der meist mangelhasten Trocknung entsprachen, nur mühsam untergebracht. Ebenso blieb Fahlleder etwas vernachlässigt. Kips- leder in allen Appreturen ging dagegen äußerst flott, und es wurden für diesen Artikel um 5—10%, erhöhte Preise bewilligt. Leider ist auch das Rohmaterial, ostindishe Rohhäute, außerordentlich theuer, so daß den Produzenten nur geringe Chance bleibt, da die theuren Rohhäute jeßt zur Einarbeitung gelangen und nicht be- stimmt vorauszuschen ist, ob nach vollendeter Gerbung das Leder noch zu gleih hohem Preis verkäuflih ist. Schaffelle blieben eben- falls in hoher Konjunktur. Von maßgebendem Einfluß für die Fixirung der Preise im Ledergeschäft im Allgemeinen ift die Neu- jahrsmesse niht. — In baumwollenen und halbwollenen Roc- und Hosenstoffen ist das Geschäft zur Neujahrsmesse ge- wöhnlich wenig belangreih, da die Grossisten ihre Ordres größten- theils {on vorher geben, während die Ausschnitter mit dem Einkauf meist noch warten. Da in dieser Branche fortgeseßt Ordres fürs Ausland vorliegen, so sind die Fabriken zunäbst noch ziemlich be- {châftigt, wenn schon über gedrückte Preise vielfach geklagt wird.
Glasgow, 7. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roh- eifen in den Stores belaufen sich auf 628 500 Tons gegen 501 100 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlihen Hochöfen 105 gegen 118 im vorigen Jahre.
impräg- : 13,3 %/% Bitumen,
3,9 9/0 Bitumen,
16,2 9/6 Bitumen,
Berlin , 9. Januar 1882.
Die Strecke des am vóörigen Sonnabend in unmittelbarer Nähe des Fagdschlosses Grunewald mit hohem Zeuge einge- stellten Jagens auf D2mwild ergab für Se. Majestät den Kaiser und König 9 Schaufler, 17 Stück Damwild und 4 Dachse, für Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kron- prinzen 12 Schaufler, für Se. Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm 5 Schaufler und 24 Stück Damwild, für Se. König- liche Hoheit den Prinzen Carl 7 Schaufler, 8 Stück Damwild und 1 Dachs, für Se. Königlihe Hoheit den Prinzen Friedrich Carl 4 Schaufler und 10 Stück Damwild, für Se. Königlihe Hoheit den Prinzen August vot Württemberg 4 Schausler, 13 Stück Damwild und 1 Fuchs, für Se. Hoheit den Erbprinzen von Anhalt 1 Schaufler und 6 Stück Damwild, für die übrige Jagdgesellshaft 2 Schaufler und 94 Stück Damwild, so daß das Gefanuntresultat sih auf 44 Schaufler, 172 Stück Damwild, 5 Dachse und 1 Fuchs belief. Der Oberst-Jägermeister Fürst von Pleß leitete die Jagd unter Assistenz des Hof-Jägermeisters vom Dienst Frhrn. von Heintze, des Ober-Forftmeisters von Alvensleben und des Forstmeisters von Blumen selbst.
Im Kupferstih-Kabinet der Königlichen Museen findet gegenwärtig eine Ausstellung der vorzüglichsten, im Jahre 1881 für die Sammlung erworbenen Kupferstihe Holzschnitte und Hand- zeihnungen statt.
Unter den ersteren ist eine Passionsfolge von sieben Blättern mit der Jahreszahl 1446 besonders hervorzuheben: es sind dies die ältesten datirten deutschen Kupferstiche die man kennt und zugleich das einzige bekannte Exemplar dieser Folge. Dieselbe wurde zusammen mit cinigen anderen seltenen Stichen des fünfzehnten Jahrhunderts aus
dem System der Staatsbahnen nicht in nothwendigem Zusammen- hange stehen und auch den Privatbahnen nici fremd sind.
von Ehingen in Obershwaben nachgewiesen und feine Ausbeutung
der Sammlung Renouvier in Montpellier erworben. Unter den neu-