1882 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

1) Die Duräfuhr darf nur in der Richtung von Kusstein nah Salzburg und nicht umgekehrt von Salzburg nah Kuf- stein erfolgen.

__2) Durch amtlich beglaubigten Viehpaß muß festgestellt sein, daß weder an dem bisherigen Standorte der Thiere noch in dessen Umgebung eine ansteckende Krankheit unter dem Horn- vieh herrscht. i

3) Der bayerische Kontrolthierarzt hat die Viehpässe zu prüfen und die Thiere unmitielbar vor ihrer Einladung in Kufstein auf ihren Gesundheitszustand zu untersuhen. Wird hierbei ein Stück des Transportes als P udekeank oder einer Es verdächtig befunden, so ist der ganze Transport zurück- zuweisen.

4) Die in Ziffer 3 vorgeschriebene Untersuhung hat an den von der Königlichen Kreisregierung, K. d. J., von Ober- Bayern festgeseßten und öffentlih bekannt gemachten Tagen während der hierfür bestimmten Stunden stattzufinden.

Auf befonderes Ansuchen der Betheiligten darf mit Ge- nehmigung des Königlichen Bezirksamts Rosenheim die Unter- fuhung auch außer der hierfür festgeseßten Zeit stattfinden.

5) Während der Beförderung durch Bayern ist jede Aus-

ladung oder Umladung der Thiere, sowie jede unmittelbare -

oder mittelbare Berührung derselben mit anderen Thieren zu verhindern,

c, Ein- und Durchfuhr von Schafen.

8. 10,

Gestattet ist die Einfuhr von lebenden Schafen aus Oesterreih-Ungarn, wenn :

1) die Einfuhr an den von ten Königlichen Kreisregie- rungen, K. d. J., bestimmten Eintrittsorten zu der für die Viehkontrole bestimmten peit erfolgt; i :

2) durch amtlih beglaubigte Zeugnisse nachgewiesen wird, daß das Vieh von seinem bisherigen Aufenthaltsorte gesund abgegangen ist, daß an diesem Orte und in einem Umkreise von 35 km um denselben die Rinderpest niht herrscht ;

3) der Transport dur seuchefreie Gegenden erfolgte, und

4) das Vieh bei seinem Eintritte über die kayerische Grenze von dem aufgestellten Kontrolthierarzte untersuht und hierbei gesund befunden E E

Die Durchfuhr von lebenden Schafen aus nicht ver- seuhten Gegenden Oesterreih-Ungarns ist nur über die Ein- tritt8orte Kusstein, Salzburg, Simbach a. J., Passau, Eisen- stein, Furth a. W., Asch und Eger unter den in §. 10 Ziff. 2—4 angegebenen Bedingungen gestattet.

Der Transport durch Deutschland hat jedoch in geschlosse- nen Eisenbahnwagen ohne Aus- und Umladung zu geschehen.

An den betreffenden Wagen ist ein in die Augen fallen- der Vormerk anzubringen, welcher die Bestimmung derselben zur Durchfuhr durch das Reichsgebiet deutlih erkennen läßt.

d, Kosten der thierärztlihen Besichtigung des Viehes an den Eintrittsstationen. 8. 12,

Die Kosten der in den vorstehenden Bestimmungen vor- geschriebenen thierärztlihen Besichtigung des Viehes sind von dem Einführenden zu tragen. :

Bezüglich der Höhe und Erhebung der Besichtigungs- gebühren haben die Bestimmungen der

seuchen betr. Ges. und Verordn. Bk S. 1536 f. und des hierzu erlassenen Ausschreibens des' Königlichen Staats- Ministeriums der Finanzen vom 11. März 1880 Nr. 18 666 Amtsblatt des Königlichen Staats-Ministeriums des Fnnern S. 129 ff. in Anwendung zu kommen.

I, Schlußbestimmung. S 13.

__ Der Verkehr mit Gespannen von Rindvieh zwischen öster- reichischen und bayerischen Grenzorten, Lee Grenz- markungen, und der Weidetrieb von an Bayern angrenzenden österreihishen Fluren und Alpen auf bayerischen Fluren und T O durch die vorstehenden Bestimmungen nicht

rührt.

München, den 2. Januar 1882. Frhr. von Feili ß#\ch.

Der General-Sekretär, Ministerial-NRath von Schlereth.

Niqczkamtlicßhes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 10, Januar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag die Vorträge des Polizei-Präsidenten von Madai und des Chefs des Militär- Kabinets, General-Adjutanten von Albedyll, fowie um 11 Uhr in Gegenwart Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen August von Württemberg, kommandirenden Generals des Garde-Corps, und des Gouverneurs von Berlin, Generals der Jnfanterie von Fransecky, militärishe Meldungen ent- gegen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 8!/z Uhr die Mel- dung des nah München kommandirten Oberst-Lieutenants von r emb f und um 12 Uhr die Meldung des Oberst-Lieutenants

utsher, Commandeurs des Westfälishen Dragoner-Regiments Nr. 7, entgegen. Später empfing Se. Kaiserliße Hoheit den

D . Kriegs- Minister, General der Jnfanterie von Kameke.

Jn der am 9. d. M. unter dem Vorsiße des Staals3- Ministers von Boetticher abgehaltenen Plenarsißzung des Bundesraths machte der Vorsizende zunächst Mittheilung davon, daß demnächst ein im Neihsamte des Fnnern ausge- arbeitetes Generalregister zu den Drucksachen und Protokollen des Bundesraths (einschließlich des Bundesraths des deutshen Zoll- und Handelsvereins und des Bundes- raths für Elsaß-Lothringen) für die Jahre 1867—1881 erscheinen und zur Vertheilung gelangen werde. Der Vor- {lag des Vorsizenden, die Vorlagen, betreffend die Zu- lassung gemischter Privattransitlager von Getreide in Pillau und Konstanz, in einer der nächsten Sißungen zur Berathung und Beschlußnahme zu bringen, fand die Zustimmung der Versammlung. Sodann nahm die Versammlung Kenntniß

ha _Ministerialbekannts- ( machung voin 20. Dezember 1879, Meg gegen Vieh- /|“d

von den Vorlagen, betreffend eine Zusaterflärung zur Reblaus- kfonvention vom 3, November 1881, den Geschäftsbericht des Bundesamts für das Heimathwesen für 1880 81, den deutsch- italienishen Handelsvertrag vom 31. Dezember 1865 und die Schiffahrtskonvention vom 14. Oftober 1867, sowie betreffend die Einstellung eines Verfahrens wegen - Beleidigung des Bundesraths. Endlih wurden mehrere Eingaben, betreffend die Zolltarifirung von gebranntem Kakao, die Ermäßigung des Éingangszolls für Holzpapierstoff im teigartigen Zustande und die statistishe Gebühr für Steinkohlen, den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage.

Ihn der heutigen (21.) Sißung des Reichstages, welcher der Staats-Minister von Boetticher, mehrere Bevoll- mächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben bei- wohnten, theilte der Präsident mit, daß eine Zusammenstellung der Ergebnisse der Reichstagswablen im Fahre 1881 ein- gegangen sei. Das Haus trat darauf in die Tages- ordnung ein. Erster Gegenstand derselben war erste und event. . zweite Berathung des Beschlusses des rathes, betreffend die Aufnahme der Kalifabriken und Anstalten zum Fmprägniren von Holz mit erhißten Theeröl»n in das in dem §. 16 der Gewerbeordnung enthaltene Verzeichniß der ge- werblihen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung be- dürfen (Bekanntmachung vom 26. Juli 1881).

Die Vorlage wurde nach dem Beschluß des Bundesraths ohne weitere Diskussion genehmigt. h

Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war der münd- liche Bericht der Kommission für die Geschästsordnung, be- treffend das Schreiben des Reichskanzlers vom 1. Dezember 1881 wegen Ertheilung der Ermächtigung zur strafrechtlihen Verfolgung der Verbreiter eines im 2. mittelfränkishen Wahl- bezirke (Fürth-Erlangen) beshlagnahmten, in der Schweiz ge- druckten „Flugblattes zur Erzielung einer volksthümlichen Reichstag8wahl“ wegen Beleidigung des Reichstags.

Der Abg. Richter (Hagen) meinte, es sei besser, wenn der Reichêtag mit derartigen Anträgen überhaupt verschont würde. Es scheine ihm übrigens sonderbar, daß man mit Anträgen auf Strafverfolgung von Beleidigungen des Reichstags immer nur unbedeutenden \ozialistishen Blättern gegenüber komme, wäh- rend hier in Berlin der Reichstag unter den Augen der Staatsanwaltschaft fortwährend beleidigt werde.

Der Staats-Minister von Boctticher bestritt, daß bei der Stellung derartiger Strafanträge tendenziös verfahren werde. An derx Debatte betheiligten sich weiter die Abgeordneten Dr. Braun, Saro, Dr. Lasker und Freiherr von Minnigerode. Die Ermächtigung zur Strafverfolgung wurde hierauf vom Reichstage, dem Antrage der Kommission entsprechend, versagt.

Bei Schluß des Blattes seßte das Haus die Berathung der Interpellation des Abg. Dr. Frhrn. von Hertling, be- treffend die weitere Ausbildung der bestehenden Fabrikgeseßz- gebung, fort.

Die den Adjazenten neuer Straßen in Berlin auf- erlegte Verpflihtung zur antheiligen Erstattung der Kosten des ersten Straßenpflasters giebt nah einem Urtheil

des Neichsgeriht 8: T; +Hülfssenats, vom 28. November

v. J., den za kungspflicÄgun Adjazenten nicht das Ret von er Stadtgemeinde Rehnuagslegung behufs Begrikndung des Erstattungs8anspruches zu verlangen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Finanz-Rath Golz und Großherzoglich mecktlenburg-s{hwerinscher Ober-Zolldirekior Oldenburg sind in Berlin eingetroffen.

__— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde- Dragoner-Regiments, ist von Urlaub aus Sigmaringen hier wieder eingetroffen.

Sachsen. Dresden, 9. Januar. (Dr. J.) Beide Kammern hielten heute Sißungen. Die Erste Kammer er- klärte sih heute auf den Antrag ihrer zweiten Deputation zu dem Königlichen Dekrete, die Einnahmen und Ausgaben bei dem Domänenfonds in den Jahren 1879 und 1880 betreffend, mit den in dieser Zeit vorgenommenen Veränderungen am Staatsgute ohne Debatte einverstanden.

Die Zweite Kammer berieth den Bericht der Finanz- deputation über die ersten Kapitel des Staatshaushalts-Etats und genehmigte dieselben bis zum 18. nach den Anträgen der Deputation, welche bis auf kleine, von der Regierung ge- billigte Aenderungen mit den Vorschlägen übereinstimzmten. Längere Debatten knüpften sich an Kapitel 1, Forsten und Pag, bei welhem namentlih die Holzschlägerlöhne und die

erhältnisse der Holzhauerhülfskassen erörtert wurden, und Kapitel 7, „Leipziger Zeitung“, zu welcher die Minorität der Deputation beantragte, die Staatsregierung zu ersuchen, vom 1. Fanuar 1884 an die „Leipziger Zeitung“ und das „Dresdner ournal“ zu einer áuf Nechnung des Staates erscheinenden Zeitung zu vereinigen.

Baden. Karlsruhe, 9. Januar. (W. T. B.) Die

Abreise des Großherzogs ist wegen einer Augenentzündung auf unbestimmte Zeit verschoben.

Oesterreih-Ungarn. Wien, 7. Januar. Die „Neue freie Presse“ meldet: „Unmittelbar nah den Minister-Konfe- renzen wird mit der Durchführung der militärischen Maßnahmen begonnen. Die Meldung, daß Jovanovics 20 000 Mann beigestelt werden, ist unrihtig. Das Kontin- gent wird viel geringer sein, immerhin genug stark, um kon- zentrish mit dem Brigade-Kommando in Mostar zu operiren.“

9. Januar. (W. T. B.) Das „Telegraphen- Correfpondenz-Bureau“ meldet: Die Nachrichten des „Reuter- schen Bureaus“ über den neuesten Schritt der West- mächte in Egypten werden hier in Betreff der Details mit Reserve aufgenommen, da direkte Nachrichten bisher nicht vor- liegen. Allfeitig jedo macht sich die Ueberzeugung geltend, daß die egyptishe Frage, wenn dieselbe durch welhe Um- stände immer akut werden sollte, eine Angelegenheit ist und bleiben muß, bei deren Lösung ganz Europa mitzus prechen hat.

10. Januar. (W. T. B.) Heute hat hierselbst im erzbishöflihen Palais die Vermählung des Erbprinzen zu Hohenlohe mit der Prinzessin Ypsilanti stattge- funden. Anwesend waren der deutshe Botschafter in Paris, Fürst zu Hohenlohe, der grichishe Gesan? te, Fürst Ypsilanti, der Oberst-Hofmeister Prinz zu Hohenlohe, ferner zahlreiche Ver- treter der Seitenlinien der Herzoglih Ratiborshen Familie,

Bundes-

Prinz Reuß, die Minister Graf Kalnoky und Baron Orczy und viele Mitglieder des diplomatischen Corps und der Aristokratie.

Pefff, 7. Januar. Der „Bud. Corr.“ meldet man aus Wien: „Finanz-Minister Graf Szapary hat heute längere Zeit mit Finanz-Minister Dunajews ki konferirt. Die Frage der Reform der Spiritussteuer wird nunmehr beiderseitig in Enquêteberathungen eingehend erörtert werden und erst dann werden die den Parlamenten zu unterbreitenden Vor- na textirt werden. Die österreihishe Negierung hat die bestimmte Zusage gemacht, daß der Geseßentwurf übcr die Petroleumsteuer gleich nah Zusammentritt des NReichsrathes in der zweiten Hälfte des Monats Januar verhandelt und erledigt werden soll. Nachher gelangen die Vorlagen über die Zolltarifrevision, die endgiltig vereinbart sind, in den beiden Parlamenten zur Unterbreitung. Finanz-Minister Graf Szapary reist morgen früh nah Pest zurück.“

Großbritannien und Jrland. London’, 7. Januar. (Allg. Corr.) Jm WMansion House fand gestern Nach- mittag unter dem Vorsiße des Lordmayors ein Meeting zur Förderung der Zwecke des irishenEigenthumss\chut- vereins siatt. Die Beiträge für den Verein fließen noch immer sehr spärlih und haben bis jet erst die Höhe von 12 000 Pfd. Sterl. erreiht. Mittlerweile nehmen, wie aus «Frland gemeldet wird, dort die Exzesse geaen das Eigen- thum in ershreckender Weise überhand. Wegen der fort- geseßten Unruhen sind abermals Militärverstärkungen nach dex grünen Jnsel gesandt worden. Aus Milford und Kork werden neue Wasffenbeshlagnahmen gemeldet. Wie aus Dublin gemeldet wird, hat die Regierung den ersten Schritt zu einer energischen Unterdrückung der Anarchie in den unruhigen Distrikten gethan. 100 Mann Gardetruppen wurden nah der Grafschaft Clare gesandt, um in Abtheilungen von 5 oder 6 Mann den Distrikt zum Schuße der Person und des Eigenthums bedrohter Gutsherren und Pächter zu durchstreifen. Der „Dubliner Amtszeitung“ zufolge sißen gegenwärtig 463 „Verdächtige“ hinter Shloß und Riegel, was gegen den vorhergehenden Monat eine Zunahme von 129 bedeutet. Der Vizekönig hat das Gesuch des Gemeinderaths von Dublin, daß Parnell und Dillon gestaltet werde, im Stadthause zu erscheinen, um das ihnen verliehene Ehrenbürger- recht in Empfang zu nehmen, abschläglich beschieden.

Kork, 10. Januar. (W. T. B.) Der am 29, v. Mts3. verhaftete, unter dem Namen Kapitän Moonlight bekannte Connell hat Geständnisse gemaht. Fn Folge davon wurde gestern in Millstreet eine aus 12 Personen bestchende Bande verhastet, welche die in jüngster Zeit in der Umgegend aus- geführten gewaltthätigen Handlungen verübt haben foll.

Fraukreih. Paris, 7. Januar. (Fr. Corr.) Der Finanz-Minister wird im Laufe dieses Jahres eine neue Anleihe in 2E amortisirbarer Rente, und zwar im Be- trage von 640 Millionen auszugeben haben. Es wird dies die dritte Anleihe dieser Art sein, welche die Durchführung des großen Freycinetshen Planes erfordert. Die erste erschien im Juli 1878 und betrug 450 Millionen, die zweite im März 1881 und im Betrage von einer Milliarde; rechnet man diese dritte hinzu, so werden im Ganzen etwas über zwei Milliarden in 3proz. amortissable ausgegeben sein. Die neue Anleihe dient zur DeckEung von Ausgaben, welche von der Kammer bereits bewilligt und zum großen Theile auch schon eingeleitet sind; sie betreffen die öffentlichen Arbeiten und die Wiederher- stellung des Kriegsmaterials für Armee und Flotte.

Der Divisions-General Bataille, einer der ausgezecih- netsten Offiziere der französishen Armee, ist im Alter von 66 Fahren in Paris gestorben. Während des Krieges be- kleidete er ein Kommando in der Rhein-Armee und wurde bei Gravelotte, nahdem ihm zwei Pferde unter dem Leibe ge- tödtet worden waren, {wer verwundet.

9. Januar. (W. T. B) Das ZuqgGtpolizei- Gericht verurtheilte wegen der gestrigen Manifestation Louise Michel zu 15 Tagen Gefängniß; die übrigen Ver- haftetzn, mit Ausnahme von Eudes, gegen den am Donnerstag verhandelt werden wird, erhielten Gefängnißstrasen von 8 Tagen bis zu 2 Monaten,

Italien. Rom, 9, Januar. (W. T. B.) Heute Vor- mittag 9 Uhr begab sich die Munizipalität vom Kapitol nah dem Jefusplaß und mit den dort mit ihren Bannern aufgestellten Vereinen nah dem Pantheon. Voran gingen die Kreuzträger der Munizipalität; hierauf folgten die Veteranen, die Feuerwehr mit den 50 Ehrenfahnen, welche die hervorragendsten Städte Ftaliens der Stadt Rom gewidmet haben, und an diese s{hlossen sich der Bürger- meister, der Kommunalrath, die Genossenschaften und die Territorialmiliz an. Jm Pantheon hielt C:ocara Visconti, als Vertreter des Vereins der italienishen Vete- ranen, eine Ansprache. Dichte Menshenmassen Hatten sih auf dem Wege, den der Zug nahw, angesammelt; in dem Pantheon und in dessen Umgebung befanden sih gegen 25 000 Perfonen. Von den neapolitanischen und piemontesishen Veteranen \owie von den Genossenschaften und vielen Privaten wurden zahl- reiche Kränze auf dem Grabe des Königs Victor Emanuel niedergelegt.

Türkei. Konstantinopel, 10. Januar. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Assim Pascha, hat, wie ver- lautet, jüngst seine früheren Erklärungen über die von der Pforte in Tripolis gegenüber Tunis eingenommene Haltung erneuert und bestätigt, obwohl sich die Sprache der türkishen Blätter in Bezug auf Tunis nicht geändert hat. Der Sultan hat dem italienishen Minister-Präsidenten, Depretis, sowie dem Minister des Aeußern, Mancini, L General Medici den Osmanie-Orden erster Klasse verliehen.

Amerika. (Allg. Corr.) Aus New-York meldet ein Telegramm, daß die dortige Handelskammer sih mit dem Darniederliegen der Schiffahrt beschästigt. Ein nieder- geseßtes Comité hat herausgerechnet, daß das Land jährli an Frachten hundert Millionen Dollars dem Auslande be- zahle und außerdem in dem Rückgange aller Fndustrie, die mit dem Schiffbau zusammenhängt, einen gewaltigen Verlust habe. Es müsse etwas gelWehen, um dem Mißstande entgegenzuwirken. Das Comité schlägt daher vor : Befreiung alles in Schiffen transatlantisher 2c. Fahrt angelegten Kapitals von allen Staats- und Kommunalsteuern, Aufhebung der Konsulats- gebühren, Errichtung (auf Staatskosten) von Docks und Entre- pots und deren kostenfreie Benußung für amerikanishe Schiffe, welche im auswärtigen Handel beschäftigt sind. Diese Vor- schläge sollen nächstens in einer besonderen Sißung der Han-

N E h f

Delskammer bespro®Gen werden. Außerdem werden direkte

Subveutionen begehrt.

Afrika, Egypten. Aus London, 9. Januar, meldet

„„W. T. B.“: Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Kairo

vom heutigen Tage gemeldet: Jn der bereits signalisirten Kollektivnote Englands und Frankreichs heißt es: Die beiden Regierungen betrachten die Erhaltung des Khedire auf dem Throne unter den durch die successiven Firmans fanktionirten Bedingungen als die einzig möglihe Bürg- schast für die Ordnung und die Wohlfahrt Egyptens, an welcher Franfreich und England gleihmäßig interessirt find. Die beiden Regierungen, eng verbunden dur den Entschluß, mittelst vereinter Bemühungen alle Anlässe zu inneren oter äußeren Verwickelungen abzuwenden, zweifeln nit, daß dic offen ausgesprochene Versicherung ihrer for- mellen Absicht dazu beitragen werde, Gefahren vorzubeugen, welche die Regierung des Khedive sürchten könnte, Gefahren, denen überèzies England und Frankreich sicher vereint be- gegnen würden. Die Regierungen hoffen, der Khedive selbst werde aus dieser Versicherung das Vertrauen und die O ziehen, deren ex zur Leitung der Geschike Egyptens bedarf.

Zeitungsstimureun.

Den Allerhöchsten Erlaß vom 4. d. M. begrüßt das „Schlesische Morgenblatt“ mit folgenden Worten:

Wir können nicht umhin, unserem Dankgefühl gegen Se. Ma- jestät unsern Allergnädiesten Kaiser, König und Herrn Ausdru zu geben. Goit der Herr möge ihn stärken und segnen, möge ihm leicht machen die \{were- Last, welche er ihm auferlegt hat.

Unser Kaiser und König Wilhelm, er lebe hoch, er lebe glücklich, er lebe lange!

Das „Dresdner Fournal“ sagt:

Die Form dieses Allerböchsten Erlasses, sowie die Art und A Feiner Publikation kennzeichnen bereits seine Bedeutung. Uns bleibt die Aufgabe, fcine Entstehung zu erklären. Zunächst erscheint er als Antwort auf die verschiedenen, von demokratisher Seite bisher ge- fallenen Aeußerungen über die Ausübung der Königlichen Prärogative. Der Erlaß richtet sich vor Allem gegen Diejenigen, welche die oberste Leitung der Politik so darstellen, als ob fie von den verantwortlichen Ministern und nicht von dem Könige selbst ausginge; in seinem weitern Theile richtet er sih alsdann gegen Beamte, die bei der Wahlagitation eine andere Politik, als diejenige der Regierung, zur Geltung zu bringen versuchen. Den nächsten An- laß zu der Kundgebung dürften die erregten parlamentarischen Ver- handlungen des Reichstags über die Stellung der Beamten während der Waßhlbewegung gegeben baben.

Der Allerhöchste Erlaß erscheint zunäcbst als volllommen ver- fassung8mäßig, und wir begegnen bereits mehrfachen, demselben \ym- pathisch zustimmenden Kundgebungen in Blättern gemäßigterer Partei- farbe. Die „Scblesische Zeitung“ erblickt in ihm ein sensa- tionelles Ereigniß, eine „Klärung der Situation“ im wahrsten Sinne

‘des Wortes.

Die „Cölnische Zeitung“ äußert sich in ihrer Sonn- tagsnummer:

Dieser Allerhöcste Erlaß ist ein vollkommen getreuer Ausfluß der preußischen WVerfassungsurkunde. Niemand wird demselben im Mindesten widersprechen wollen. Auch ist eine andere Auffassung in Preußen unseres Wissens nie aufgetreten. Der Erlaß \ch{eint also nicht so schr vorhandene falshe Auffassungen zerstören, als vielmehr fünftige verhüten zu sollen.

Dazu bemerkt die „N. A. Z.“:

Wir konstatiren mit Vergnügen die klare, ruhige Auffassung des großen gemäßigt liberalen Organs gegenüber den verworrenen und leidenschaftlich erregten Ergüssen der hiesigen Oppositiontpresse.

Das „Kleine Journal“ führt aus:

Allerdings ist der Monarch durch die Vertretungskörper in der

Erlassung von Gesetzen und der Feststellung des Etats kteschränkt,

aber die Vorschläge, welche die Minister dem Parlamente machen, find Akte der Krone, nicht des jeweiligen Ministers; denn innerhalb der Verwaltung haben dieselben sch stets nah dem Willen des Monarchen zu ribten; demnach regiert der Monarch selbft und be- dient sich der Minister nur als Werkzeuge zur Ausführung seines Willens.

Wir haben diese Sachlage der Verfassungsverhältnisse \tets für die allein rechtliche bei uns erkannt und daher in einer Reihe von Artikeln ausdrücklich den Unterschied zwischen den parlamentarisch regierten Staaten und der Monarchie, wie fie bei uns besteht, hervor- gehoben. Wir halten bei unseren Verhältnissen den Versuch, diese Situation zu verschieben, für erfolglos und auch für gefährlich; denn er muß uns direkt zur Nepublik führen, da wir eine Aristokratie nit besißen, welche an die Stelle der Monarchie treten könnte.

Es ist daher auch durchaus konsequent, daß in dem Erlaß die gewissenhafte Pflichterfüllung der Beamten gefordert und deren Ver- tretung der Regierungspolitik. Man hat gerade diesen Punkt in der leßten Zeit, sowohl im Reichstage als in der Presse in der sc{roffsten Form angegriffen und die Behauptung aufgestellt, daß der Beamte Diener des Staates und daher in feiner politischen Stellung durchaus unabhängig fei. Diese Auffassung entspricht nicht den rechtlihen und verfassungsmäßigen Zuständen. Wir haben keine Parteiregierung wie in England oder Nordamerika, wo die Beamten ihren politischen Gegnern weichen müssen, vielmehr ist jeder Beamte Diener des Königs und hat ihm den Eid der Treue zu leisten. Er muß alfo auch die Befehle, welche der König ihm durch die Minister zukommen läßt, unverzüglich und gewissenhaft erfüllen oder scin Amt niederlegen. Es

ift daher durbaus unnatürlib, daß ein Beamter gegen die Politik der

Königlichen Regierung Opposition leistet.

Es sind dies Fundamentalsäße unseres Staatsrehtes, welche nit allein durch die Tradition, sondern auch durch die klaren Be- stimmungen der Verfassung, wie wir {on oft nachgewiesen haben, festgesetzt sind. :

Dem Neichskanzler ist aus Blankenburg am Harz Scitens der Direktion der Harzer Werke zu Rübeland und Zorge, wie die „Nordd. Allgem. Ztg.“ berichtet, folgende Zuschrift zugegangen :

„Ew. Durchlaucht gestattet sich die ganz gehorsamst unterzeicßnete Direktion ihren tiefgefühlten Dank dafür auszusprechen, daß Ew. Durchlaucht in richtiger Würdigung der einschlagenden Verhältnisse zur rechten Zeit sich für die Einführung des neuen Zolltarifs aus- sprach, die Eisenindustrie Deutschlands vor dem nahe liegenden Unter-

ange bewahrte und damit Tausende von fleißigen Arbeitern vor unger {ütte.

Auch aus unseren Harzbergen \{lägt deshalb Ew. Dur(lau bt manch biederes Knappenherz entgegen, n mit einem kräftigen :

ud auf! wagen wir Ew. Durclaucht ganz gehor]amst um weiter(n hohen Schrh zu bitten.“

Auf eine in der Generalversammlung des neu- begründeten konservativen Vereins für den Kreis Wittenberg unterm 4. d. M. an den Reichskanzler telegraphish erlassene Zustimmungsadresse ist, wie die „Neue Preuß. Ztg.“ meldet, zu Händen des Freiherrn von Bodenhausen-Radis, nachstehende Antwort ergangen :

Verlin, den 7. Januar 1882,

Aus dem Telegramm vom 4. d. M. habe ih gern ersehen, daß nunmehr auch die Konservativen daselbst die Organisation ihrer Partei auf dem Wege- der Vereinsbildung in Angriff genommen haben, und ih hoffe, daß dieses Beispiel in weiten Kreisen Nach-

ahmung finden wird. Die wahre Gesinnung des Volkes wird }chG in den Wabhlen erst dann getreu ausdrücken, wenn die Organisation aller Parteien sich auf gleiher Höbe befindet. Bisher sind die gemäßigten Fraktionen in threr Organisation und in der Ausnutung derselben hinter ihren Gegnern weit zurückgeblieben. Diese Ungleid heit in der Organisation läßt auch die Stimmung der Wähler un- gleih zum Auêëdruck kommen.

Eurer Hochwohlgeboren sowie Ihren Herren Ausftraggebern danke ih und verbinde damit die Versicherung, daß ih auf dem für ring erkannten Wege gern fortarbeiten werde, soweit meine Kräfte reichen.

; z von Bismarck.

Die „Staatsbürger Zeitung“ druckt den An-

fang des Aufsaßes aus dem Januarheft der „Deutschen Rund- hau“ „Die Fortschritte des Staatsbahngedankens“ ab und bemerkt dazu: __ Auch unsere Zeitung kann mit Genugthuung konstatiren, daß sie bereits zu einer Zeit, in welcher weder in Regierungskreisen noch in volkswirthschaftlichen Kreisen an eine Verstaatlichung der Cisenbahnen ernstlich gedacht wurde, mit aller Energie für diesen Gedanken eingetreten ist, ja ihn wo möglih ers in Anregung ge- bracht hat.

Landtags- Angelegenheiten.

___Im 7. Liegniter Wahlbezirk Hirschberg-Sch{önau ist

für den verstorbenen Landesgerihts-Rath Bracht der Kreisgerichts8- Direktor a.\D. Ottow (liberal) mit 165 Stimmen gegen den Landes- ältesten von Küster (konservativ) 160 Stimmen zum Mit- gliede dcs Abgeordnetenhauses gewählt worden.

Statistise Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des KaiserlihenGesundheits5- amts sind in der 52, Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{\cnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 32,7, in Königsberg 33,9, in Cöln 30,2, in Frankfurt a. M. 16,0, in Hannover 21,6, in Caffel 24,1, in Magdeburg 34,2, in Stettin 20,5, in Altona 29,1, in Straßburg 35,5, in Meß 15,7, in München 31,0, in Nürnberg 20,7, in Augsburg 35,0, in Dres- den 32,4, in Leipzig 23,7, in Stuttgart 24,9, in Braunschweig 32/92, in Karlsruhe 20,8, in Hamburg 29,5, in Wien 292, in Budapest —, in Prag 27,5, in Triest 25,1, in Krakau 29,4, in Basel 20,1, in Brüssel 20,4, in Amsterdam 22,3, in Paris 27,1, in Kopen- hagen 25,2, in Stockholm 19,8, in Christiania 29,0, in St. Peters- burg 49,8, in Warschau 39,4, in Odessa 27,9, in Rom —, in Turin 24,9, in Bukarest 28,9, in Madrid —, in London 28,3, in Glas- gow —, in Liverpool 31,9, in Dublin —, in Edinburg 19,6, in Alerandria (Egypten) 346. Ferner aus früheren Wochen; in New-York 28,7, in Philadelphia 20,1, in Chicago 24,8, in St. Louis 25,3, in Cincinnati —, in San Franzisko 22,9, in Kalkutta 36,8, in Bombay 25,5, in Madras —.

Beim Beginn der Berichtswoche waren an den ostdeutschen Beobachtungéstationen nordwestliche, an den süddeutschen östlide und nordöstliche, an den mittel-, nord- und westdeutschen Beobachtungs- orten südöstliche Windrichtungen, die aber bald ziemlich allgemein nah Weft- und Südwest gingen und mit nordwestlichen, in Karls- ruhe mit nordöstlichen Luftströmungen wecselnd bis an das Ende der Woche vorwiegend blieben; nur in München waren {wache östliche, in Cöln schwacbe südöstlide bis nach Südwest umlaufende Winde vorwaltend, Die Temperatur der Luft entsprah an den meisten Stationen der normalen, in Konitz überstieg sie dieselbe ein wenig, in Süddeutschland, wo die Woche hindurch anhaltend Frostwetter herrschte, erreichte sie dieselbe niht. Bei vielfach nebligem Wetter fanden doch nur spärlihe Niederschläge statt. Der Luftdruck war beim Beginn der Woche an allen Stationen ein ungewöhnlich hoher ; an den süddeutschen erreichte der Barometerstand erst am 27. sein Maximum. Jm Laufe der Woche nahm der Luftdruck jedoch an allen Stationen langsam ab.

Auch in dieser Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten größeren Städten Europas zu- und nur in wenigen (Berlin, Wien, Frankfurt, Prag) abgenommen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhält- nißzahl für die deutschen Städte ftieg auf 26,8 (pro Mille und Jahr) von 25,7 der Vorwoche, Wesentlich gesteigert erscheint die Theil- nahme des Säuglingsalters wie die der höheren Altersklasse (über 60 Jahr) an der Gesammtsterblichkeit. Von 10,000 Lebenden ftarben pro Iahr 85 Kinder unter 1 Jahr gegen 79 der Vorwoche, in Berlin 70 gegen 82.

Ünter den Tode3ursachen stehen immer noch von den Infektions- frankfheiten Masern, Scharlach und Diphtherie, besonders in deutschen Städten im Vordergrunde. Namentlich die Diphtherie hat in einer größeren Zahl von Städten eine Besorgniß erregende Ausdehnung ge- funden, so daß es dringend gerathen erscheint, \rengere Maßregeln als bisher gegen die Verbreitung derselben zu treffen. Sehr bedeutend ist die Zahl der an Diphtkberie Erkrankten und Gestorbenen in Dresden, Chemnitz, Elbing, ferner in München, Königsberg, Weimar, Schwerin i. M., Berlin, Magdeburg, Hamburg, Straßburg u. A., wenn auch in den leßteren Orten, sowie in Fürth, Stuttgart, Frankfurt a. M-., Mainz, Wien u. a. ein kleiner Nachlaß der Todesfalle ersichtlich ift.

Auch das Scharlachfieber fordert noch zahlreihe Dpfer, namentli in Breslau, Nürnberg, den größeren Städten am

Niederrhein (Cöln, Barmen, Essen, Crefeld, Dortmund, Trier). Jn Wien, London, Lioerpool, Birmingham, St. Petersburg greift die Epidemie gleichfalls weiter um fih. Masern zeigen in der Berichtswoche in Berlin, Christiania, London, Liverpool einen Nachlaß der Er- krankungen und Todesfälle, in Stuttgart, Hamburg, Barmen stieg dagegen die Zahl der leßteren. Der Keuchhusten bedingte mehrfac Todesfälle in Königsberg, Breslau, Berlin, Magdeburg, Hamburg, Barmen, Wien und namentlih in London. Typhöfe Fieber waren selten, auch Todesfälle an Flecktyphus kamen weniger zur Anzeige. Aus deutschen Städten wurden 3 (Thorn 2, Bromberg 1), aus St. Petersburg 6, aus London, Saragossa, Granada je 2, aus Krakau, Amsterdam, Valencia, Malaga je 1 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder waren etwas häufiger Todesursahen. Podentodesfälle famen in Prag, Krakau, London häufiger, in Wien, St. Peterburg etwas seltener, in Paris in gleicher Zahl wie in der Vorwoche zur Anzeige. Sebr hestig herrs{ten Pocken in Warschau. Einzelne Pockentodesfälle wurden aus Dresden, Venedig, Saragossa und aus Essen 2 gemeldet. Sehr häufig führten auch entzündliche Er- frankungen der Athmungsorgane zum Tode. Die leßten Cholera- Nachrichten aus dem Hedjas lauten günsting. Es nahm sowohl die Zahl der Erkrankungen wie die der Todesfälle ab.

Berlin , 10. Januar 1882,

An der Heraldiscen Ausstellung wird sih auc der Ehren- präsident derselten, der Ober-Ceremonienmeister Graf von Still- fried, in hervorragender Weise betheiligen. E seinen sämmt- lichen, der Geschichte des HohenzollernsWen Herrscherhauses gewid- meten Schriften wird Graf Stillfried auch eine Anzahl auf feine eigene Familie bezügliher Gegerslände aufstellen: so einen silbernen Pokal mit Medaillen und Münzen derjenigen Regenten, denen die Wet Rer seit 400 Jahren Dienste geleistet haben, ferner ein Delbild, das eine Consanguinitätstabelle der Grafen Still- fricd-Alcantara mit dem Königlih portugiesischen Hause darstellt. Sodann eine Porträtsammlung, ein Stammbaum des Geschlechts

Stillfried in orm eines Baumes, das Freißerrndiplom vom Jahre 1680 vom Kaiser Leopold für Bernhard

Stillsried von Nattonihz, das preußishe Grafendiplom vom Jahre 1861 für Rudolph Stillfried, Graf von Alcantara, und Anderes.

Dieselbe Ausfiellung wird eine ven Grafen Ludwig von Uetterodk auf Scharffenberg bei Eisena bearbeitete Stammtafel Sr. Majestät des Kaisers und des Kronprinzen enthalten, welche in 24 heraldfschen Blättern vom Kaiser Barbarossa bis auf die Gegenwart reicht.

Die „Statistik der Deutshen RNeih8-Post- und Telegraphen- verwaltung für das Kalenderjahr [1880* bringt eine „Geschichte der Postkarte‘. Wir entnehmen diesem Aufsaze folgende Mittheilungen: Die Postkarte, nur wcnig mehr als ein Jahr- zehnt alt, hat im weiten Weltverkehre cine außcrordentlih aroße Verbreitung erlangt. Es fommen gegenwärtig jährlich 400 Millionen Postkarten in Europa zur Versendung. In Amerika beziffert fi ibr Verbrauch allein in den Vereiniaten Staaten auf rund 277 Millionen im Jahre. Von den 400 Millionen Postkarten Europas beförderte die Deutshe Reihs-Post im Jahre 1880: 129 300 000 Stück, darunter 20 Millionen Stadtpostkarten. Zur Deckung dieses Bedarfes liefert die Reichsdruckerci in Berlin durh- \c{rittlih täglich rund 400000 Formulare im Gewicht von 1360 kg. Bei ihrer Herstellung sind nicht weniger als 28 Perfonen, 3 Schnell- pressen und 2 Dampfschneidemaschincn thätig. Die crste Idee zur Einführung von Postkarten ift in ciner auf der fünften deutsc;en Post- konferenz im Jahre 1865 zu Karlsruhe in Badep von dem preußischen Be- vollmächtigten vorgelegten Denkschrift entwickelt. Am 1, Oktober 1869 trat die neue Einrichtung zuerst für die österreichisb-ungarishe Mon- archie ins Leben. Dort fanden die .neuen Karten sogleih bei ihrem ersten Erscheinen in allen Kreisen der Bevölkerung beifällige Auf- nahme. In den ösfterreihishen Kronländern diesseits der Leitha wurden allein in den Monaten Oktober, November und Dezember 1869 rund 2 230 000 Stück abgesetzt. Im norddeutschen Postgebiete erfolgte die Einftihrung der „Korre)ponden;karten“", oder, wie sie vom März 1872 ab hießen, der „Postkarten“ im Juni 1870. Die Ver- wendung der Poftkarten war auf Grund voraufgegangener Verständi- gung gleichzeitig im Wechselverkehre mit Süddeutscland, Oesterreich- Ungarn und Luxemburg geslattet. Die bezügliche Verordnung datirt vom s. Juni 1870. Nach derselben war cs erlaubt, die Mittheilungen, außer durh Schrift, auch durch Druck, Lithographie u. f. w., mit \christlihen Einshaltungen oder ohne solche, herzustellen. Ein- \chreibung und Eilbestellung waren statthaft, dagegen durftcn Post- vorshüsse auf Postkarten vorerst nicht cutnommen werden. Die ersten norddeutschen Postkarten hatten cine Länge von 16,3 em bei ciner Breite vou 10,8 em und waren erheblich größer, als die in Oesterreich- Üngarn gebräuchlihen. Von einer Ermäßigung der Gebühr sür Post- karten , den Briefen gegenüber, wurde vorläufig Abstand genommen und das Porto im gesammten Umfange des norddeutschen Postgebiets, sowie im Wecselverkehr mit den süddeutschen Staaten, Oesterrei H- Ungarn und Luxemburg auf 1 Sgr. festgeseßt. Die erste Ausgabe der norddeutschen Postkarten fand in Berlin am 25. Juni 1870 statt. Die Zahl der allein an diesem Tage in Berlin abgeseßten Exemplare belief sich auf 45 468 Stück. Die von der Geheimen Ober-Hofbuch- druckerei zuerst an die Dber-Postdirektionen versandten 2 Millionen Karten waren in noch niht zwei Monaten ausgegeten. Gleichzeitig mit der norddeutschen Postverwaltung führten auch Bayern, Württem- berg und Baden in ihrem inneren Verkehr die neuen Karten cin. Au während des deuts-französischen Krieges hat fich die Postkarte als cin \häßenswerthcs Hülfsmittel für diebrieflichen Miltheilungen der deutschen Truppen nach der Heimath bewährt. Das General-Postamt führte in der zweiten Hälfte des Monats Juli 1870 besondere Feldpost-Korrespondenz- karten ein. Von den Feldpostkarten wurde in der umfassendsten Weise Gebrauch gemacht. Auf rund 10 Millionen beläuft sich die Zahl der bis Gnde Dezember 1870 an die Truppen im Felde und von diefen an die Familienangehörigen in Deutschland abgesandten Karten, Auch die Franzosen machten, als nach erfolgter Einschließung von Paris durch die deutsben Truppen der Hauptstadt Frankreichs jede Möge lihkeit genommen war, ihre regelmäßigen Verbindungen mit den Provinzen ferner aufrecht zu erhalten, in ausgiebigecr Weise von den eigens zu diefem Zwecke eingeführten Postkarten Gebrau. Durch ein im „Journal officiel“ unterm 29. September 1870 erschicnenes Dekret der Regierung der nationalen Vertheidigung wurde die Post- verwaltung ermäctigt, dur Vermittlung unbemannter Luftballon3 Postkarten zu befördern, welche auf der einen Seite die Adresse des Empfängers, auf der anderen die mitzuthcilenden Nachrichten ent- hielten. Die Karten mußten mit dem Vermerk „par ballon monté“ versehen sein, aus Karten-Velinpapicr bestehen und durften das Ge- wicht von 3 g nicht überschreiten, auß nicht größer als 11 cm in der Länge und 7 ecm in der Breite sein. Sie unterlagen dem Frane- kirungs8zwange. Die zu entrichtende Gebühr betrug bei den nach Frankreich und Algerien beslimmten Karten 10 Cts, nach dem Aus8=- lande den Portosatz für gewöhnliche Briefe. Mit dem Falle der Hauptstadt hörte indessen in Frankrcih die Benutzung der Postkarte wieder auf, und erft verbältnißmäßig spät, mit Anfang des Jahres 1873, ließ die französische Verwaltung die Postkarten neben den Briefen als Beförderung8gegenstände zu. Inzwischen war bereits der größte Theil der europäischen Staaten, dem von Oesterreich - Ungarn und Deutschland gegebenen Beispiele folgend, ebenfalls mit der Einführung der Postlarten vorgegangeu. Zunächst gab Luremburg mit dem 1. September 1870 Postkarten zu 10 Cts. im Inland, zu 123 Cts. im Wechselverkehr mit Norddeutschland, den süddeutschen Staaten und Oesterreich-Ungarn aus. Die Schweiz licß, nachdem die \{weizerische Postverwaltung durch Bundesbeshluß der Eidgenofsenshaft vom 23, Juli 1870 zur Ausgabe von Postkarten für den inneren Verkehr ermächtigt worden war, am 1. Oktober desselben Jahres Postkarten gegen ein Porto von 5 RNappen zur Beförderung zu. Dieselben trugen den Vordruck in französischer, deutscher und italienischer Spracbe. Jn Großbritannien trat die neue Einrichtung gleichfalls am 1. Oktober 1870 ins Leben. Die „Post Cards“ fosteten bei Versendung innerhalb des gesammten Vereinigten Königreihs F Penny das Stück, Der Verbrauch an Karten war gleich von vornherein cin so bedeutender, daß allein in deu Monaten Oktober, November und Dezember des Einführungsjahres 21 679 489 Postkarten ausgegeben wurden. Jn Belgien führte das Gefeß vom 15. Mai 1870, durh welches das Porto für den einfachen Brief im ganzen Königreich auf 10 Cts. ermäßigt wurde, vom 1. Januar 1871 ab auc die „Cartes-corr&é- spondance“ zu 5 Cts, ein. Es folgten die Niederlande, ebenfalls vom 1. Januar 1871 ab, mit „Brief-Kaarts zu 2x Cents im inneren Verkehr; Dänemark vom 1. April 1871 ab mit „Brev-Korts“ zu 2 und 4 Sfkill.; Finnland um die Mitte des Jahres 1871 mit „Korrespondans-Korts* zu 8 Penni. Schweden und Norwegen gaben vom 1. Januar 1872 ab „Brev-Korts“ zu 6 und 12 Dere, 2 und 3 Skill. aus. Rußland führte mit dem 1./13. Januar 1872 Postkarten zu 3 Kopeken im Stadtpostverkehr und zu 5 Ko- peken im Verkehr inncrhalb des gesammten russishen Reiches ein. Frankreich ließ „Cartes - correspondance“ mit dem 1. Ja- nuar 1873 zu. Die zu entrihtende Gebühr wurde bei der Ver- sendung innerhalb der Stadt Paris oder innerbalb eines Postdistrikts auf 10 Ct8., nah allen übrigen Orten Frankreihs und Algeriens auf 15 Cts. festgeseßt. In Spanicn - erfolgte die Ein- führung der „tarjeta postal“ am 1. Dezember 1873. Das Porto betrug 5 Cts. Auch Serbien und Rumänien gingen mit der Ein- führung der Postkarten zu 10 Para und 5 Bani im Laufe des Jahres 1873 vor. Italien gab die ersten „Cartoline postali“ zu 10 Centesimi für den Verkehr innerhalb des gesammten Königreichs am 1, Januar 1874 aus. In den näcstfolgenten Jahren erfolgte die Einführung von Postkarten in Griechenland zu 15 Lepta im Jahre 1876, in der Türkei zu 20 Para im Jahre 1877, und endlich in Portugal zu 15 und 25 Reïs im Jahre 1878. Von den außereuropäishen Ländern mögen hier nur die Vereinigten Staaten von Amerika erwähnt sein, in denen durch Geseg vom 8. Juni 1872 Postkarten zu 1 Cent für das gesammte innere Postgebiet eingeführt und vom 1, Mai 1873 ab an das Publikum verabfolgt wurden. Die Postkarten erfreuten ich einer fo günstigen Aufnahme, daß die Anzahl der allein im

ersten Monat abgeseßzten Exemplare sh auf mehr als 31 Millionen Stück belief, In Deutschland halte \ich, wie bereits erwähnt, die Postkarte ebenfalls von. vern- bercin einer großen VBeliebtbeit zu ecfrcucn. Jn dem

Grade, wie das Publikum sich für die Postkarten lebhaft inter-