1882 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

werbethätigkeit g Déutshland liti Steigen begriffen fei und au der Exp zrt zugenommen habe. Gerate das bestärke ihn in der Hof aung, daß, wie bisher seine Prophezeiungen rick&tig gewejen und die Behauptungen der Gegner zu Schanden ge?Wwor cen, so auch die Zukunft sih günstig gestalten werde. Der Abg. Dr. Barth wandte si gegen den Erlaß, der von der Regierung gegen die Danziger Hanelskammer ergangen sei. Die Ausführungen in derselben scien niht ganz zutreffend. Zugeben müsse er allerdings, daß durch hohe 2öle die Preise auf dem Welt- markt gedrückt werden könnten. Dem Abg. von Kardorff gebe er zu, daß das System von 1879 das deutsche Volk zum Denken gewöhnt. Das zeige fih darin, daß die Koryphäen dieses Systems nicht wieder gewählt seien. Redner trat darauf gleihfals für die Handelskan:merberichte ein. Gerade der generelle Theil derselben werde mit besonde- rer Sorgfalt bearbeitet. Man habe erwähnt, jedesmal habe der Schutzoll den Export begünstigt, und dabei auf Amerika und Frankreih exemplifizirt. Der Ausshwung des Exports in Frankreih datire seit dem Jahre 1860, d. h. seit dem Jahre, wo der französisch - engliste Handelsvertrag ab- geschlossen, der seines Wissens höhere Schutzölle in Frankreih nicht zur Folge gehabt habe. Er sei der Ansicht, daß das System der Schußzollpolitik über lang oder kurz zu- sammenbrehen müsse. Man sprehe immer von einer ehr- lichen Probe, die man mit der neuen Zollpolitik machen müsse. Eine solche sei aber nicht möglih, da man nicht mit einem harmonishen Gebilde in dem Zoll- tarif zu thun habe. Nicht darauf komme és an, daß bei diejem oder jenem Zweige der Jndustrie der Export \ich Feigere, sondern daß das ganze geschäftlihe Leben gesunde. Den Hansestädten habe man alle möglihen Vortheile ver- fprochen, troßdem seien dieselben nicht zu Lobrednern der neuen Zollpolitik geworden. Denn sie hätten erkannt, daß die- jelbe troß mancher Vortheile, die sie für den Augenblick ficher böte, für die Dauer ungesund sein müßte. Ec fei der Ansicht, daß jeßt, wo die deutshe Nation begonnen habe, über diese Zollpolitik nachzudenken, eine Revision der ganzen Fougeseugebung sih bald als unerläßlih erweisen werde. im Schluß des Blattes nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Direktor im Reichs\haßamt Burchard das Wort. E R R E IR I M E D E E R L E O E E I S E I E D E E E T I T I O E T S IZITE T K Die Bestimmungen der deutschen Civilprozeßordnung darüber, unter welhen Vorausseßungen die Vollstreckba r- keit ausländischer Erkenntnisse zu versagen ist, finden, nach einem Urtheil des Neich8gerichts, l. Civilsenats, vom 5. November 1881, keine Anwendung auf die Vollstreckbarkeit der im Auslande ergangenen Schieds\sprüche. Diese sind in Deutschland unter denselben Bedingungen vollstreckbax, unter welchen inländishe Schieds\sprüche (entsprehend den Bestim- mungen des X. Buchs der Civilprozeßordnung) vollstreckt werden können. Auch ist hierbei niht in Betracht zu ziehen, ob die Schiedsrichter von den Parteien direkt gewählt worden sind, oder ob die Parteien auf die Entscheidung durch solche Personen kompromittirt haben, welhe von Vereinen oder Be- rufsflassen an einzelnen Orten zu dem Zweckte gewäblt worden sind, um als geeignete Schiedsrichter für gewisse Arten von Streitigkeiten angerufen werden zu können.

Sachsen. Dresden, 12. Januar. (Dr. J.) Die Erste Kammer bewilligte heute ohne Debatte die zu Kap. 81—83 des Etats (Hochbauverwaltuna, Bauverwaitereten, verschiedene bauliche Zwecke) geforderten Zuschüsse und ertheilte ebenfalls übereinstimmend mit der jenseitigen Kammer die nachträg- liche Bewilligung zu den im dritten Nachtrage zum außer- ordentlihen Etat für 1878/79 bei Position 2 eingestellten 104 000 4 _ Hierbei erklärte auf eine Anfrage des Referenten Seiler Geheimer Justizrath Anton, daß die Zahl der nunmehr hergerichteten Zellen im Gefangenhause zu Leipzig für das gewöhnliche Erforderniß genügend sei, und äußerte weiter über die Frage: weshalb jeßt vielfach die Unterkunft in den Gefängnissen freiwillig aufgesulßt werde, daß die Zahl solher Fälle verhältnißmäßig eine sehr geringe sei, daß auch dafür Sorge getragen werde, den Gefangenen nicht mehr zu bieten, als sie verdienten, daß jedoch ärztlihen Gut- achten zufolge der geringe Aufwand für die Beköstigung der Gefangenen ohne Schädigung ihrer Gesundheit nicht weiter herabgeseßt werden könne. Eine Ursache der Zunahme der Verbrechen liege in der wachsenden - Jmmoralität der Jugend, und namentlih habe es si herausgestellt, daß durch Vernachlässigung Unmündiger von Seiten ihrer Vormünder viel gefchlt worden ist; das Justiz-Ministerium habe dem dur Verschärfung der Kontrole über das Vormundschafts- wesen abzuhelfen gesucht.

13. Januar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer genehmigte den Ankauf der Bahn Chemniß-Würschnißz und der sächsisch-thüringishen Ostwestbahn Zwickau-Weida.

Baden. Karlsruhe, 12. Januar. (W. T. V) In dem Augenleiden des Großherzogs ist eine Besserung ein- getreten, die Heilung dürf.e indeß noch mehrere Wogen in Anspruch nehmen.

T E T T

Oesterreich - Ungarn, Wien, 13. Januar. (W. T. B.)

Die Blätter veröffentlichen eine Depesche des serbischen Finanz-Ministers Mijatovic, worin derselbe die von dem Abg. Neuwirth im Abgeordnetenhause in Betreff der ferbishen Prämienanlei he aufgeworfenen Fragen ein- gehend und berihtigend beantwortet. Die Depesche hebt ins- besondere die Existenz einer speziellen Garantie für Kapital und Zinsen der Prämienanleihe hervor. Außerdem sei die pünktliche Erfüllung der mit den serbischen Loosen verbun- denen Verpflichtungen selbst unabhöngig von der Votirung des Budgets sichergestellt. Selbstverständlich hafte Serbien unabhängig von der erwähnten speziellen Garantie auch mit allen seinen anderen Einnahmen sür pünktliche Auszahlung der Zinsen und Prämien.

Pen, 41, Januar. . Das Abgeordnetenhaus hat heute seine Thätigkeit wieder aufgenommen. Der Finanz- Minister Graf Szapary legte die Gesetzentwürfe über die Erhöhung der Petroleumsteuer und über die Besteuerung des Vineralôles vor. Sodann legte Minister-Präsident von Tis za den Bericht über die allgemeinen Sanitätsverhältnisse in der zweiten Hälfte des Jahres 1877 und in der ersten Hälfte des ahres 1878 vor. Schließlich legte Justiz-Minister Pauler einen Gescventwurf über die Modifikation einiger Bestimmungen des Ge/eßes über die Verwaltung der Vur- mundsafts- und Kurate.; sangelegenheiten der Komitate und einen Gesegentwurf über ven Wucher und andere schädliche

Kreditgeshäste vor, Da kein anderex Gegenstand auf der Tagesordnung stand, wurde die Sißung geschlossen. Großbritannien und Jrland. London, 11. Januar. (Allg. Corr.) Die neueren, aus Jrland vorliegenden Berichte stellen die Loge der Dinge als eine in manchen Richtungen sih bessernde dar, obgleih die Ausshau im Allgemeinen immer noch traurig und in vielen Beziehungen wenig er- muthigen“en Charakters ist. Hier und va zeigen sich Anzeichen von zurücäkehrender Ehrlichkeit und einem \sich unter den Pächtern bemerklih machenden besseren Geiste, indem die \{ul- digen Pachtgesälle ruhig und willig bezahlt werden. Es er- fordert das allerdings unter den gegenwärtigen Umänden des geseblosen Terrorismus ein Zufammenraffen von Muth, der Gefahr, von der Rachsucht der gewaltthätigen Propagandisten heimgesucht zu werden, Troß zu bieten, dessen nicht Viele fähig sind. Die Nachricht, daß der irische Staatssekretär Mr. Forster die Zustände Jrlands in den jüngsten Minister- rathssißungen zur Erörterung gebraht und seinen Kollegen statistishe Daten vorgelegt hat, welche beweisen, daß die Zahl der Gemaltthätigkeiten im Dezember sich merklich verringert habe, hat anstatt einen beruhigenden Einfluß zu üben, nur die allgemeine Neugierde und den Wunsch, Genaueres über die Pläne und weiteren Maßregeln dec Regierung zu erfahren, noch mehr rege gemaht. Es ist unter dem Publikum bekannt, daß die Zahl der Verbrechen während des verslossenen Monats eine geringere gewesen ift, obgleich einige derselben von hinreichender Grausamkeit waren, um als Warnung gegen zu sanguinische Hoffnung auf bal- dige Rückkehr von gesicherten Zuständen und der öffentlichen Nuhe und Ordnung zu dienen, ‘auch ist es bekannt, daß die Regierung ein wirksameres System polizeilicher Wachsamkeit und Beaufsichtigung sowie militärishen Schußes orga- nisirt und bereits in Ausführung gebraht hat. Es sind Gründe zu der Erwartung vorhanden, daß die von der Regierung beschlossenen wohlausgedahten und den Ver- hältnissen angepaßten Maßregeln in Betreff der am meisten beunruhigten Bezirke von wohlthätigen Erfolgen begleitet sein werden, und eines der befriedigensten und hoffnungsreichsten Anzeichen für die Zukunst ist unstreitig die erfolgreiche Geltenbmahung der geseßlihen Vutorität während der Winterassisen, namentlich in der Grafschaft Cork, indem die Geschworenen dort Furchtlosigkeit und Muth wie ent- schiedene Festigkeit und Unabhängigkeit an den Tag gelegt und dadur) die Achtung für das konstitutionelle System des Schwur- gerichtsverfahrens, welches durch die vielen vorgekommenen Fälle vorsäßlicher Justizverweigerung vielfach in Mißachtung und Wirkungslosigkeit gebracht worden war, von Neuem be- lebt und wieder gehoben haben. Diese wiedergewonnene Prästanz und der Erfolg der Krone in Erlangung von Ver- urtheilungen in den wichtigeren Fällen, welche seit langem zur Seltenheit geworden waren hat sih in den Anfangs der vorigen Woche wieder eröffneten Ässisensißungen erhalten, und es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Erfolg in cinem großen Maße der eindringlichen Berufung des ausgezeihneten präsidirenden Richters, dessen Ernst und Unparteilichkeit allge- mein in Achtung stehen, an das Moralgesühl der Geschwore- nen, sowie der größeren Energie und Fähigkeit der die An- klagen leitenden Kronanwälte, besonders des Justiz-Naths O'Prien, welcher das Ruder führte, zu 'dauken ist. _ Die irische Polizei ist seit neuerer Zeit äußerst glüc- lih in der Entdeckung großer Waffen- und Munitions- vorräthe, die allem Anscheine nah für eine im Schilde ge- führte bewaffnete Erhebung in Jrland heimlih aecfammelt und versteckt worden sind. So fand gestern die Polizei in Cork daselbst in einer in den Erdboden hineingebauten Hößlung ein ganzes Wasffenarsenal, bestehend aus 40—50 Stnider- gewehren, 30 mit Pulver gefüllten Büchsen, 900 scharfen Patronen und 300 Dynamitpatronen. Letztere waren in ein vom 8. Januar 1881 datirtes Exemplar des „Cork Examiner“ gewickelt, und es scheint, daß dieselben vor etwa 14 Monaten aus dem Pulvermagazin in Cork gestohlen worden. Verhaftungen sind im Zusammenhange mit dieser Beschlagnahme noch nicht vorgenommen worden.

Frankreih. Paris, 11. Januar. (Fr. Corr.) Die „République française“ erkiärt, daß das Listen- skrutinium der Grund- und Eckstein derx ganzen Politik des Herrn Gambetta, der Hebebaum und Motor der von ihm projektirten Reformen sei, und {ließt dann: „Das Parlament wird aus dieser Vorlage machen, was ihm gefällt ; es ist der Herr. Aber es darf für kein Mißverständniß Naum bleiben. Nicht aus kindischer Laune oder um für die Niederlage vom Juni vorigen Jahres Nevanche zu nehmen, beantragte Hr. Gambetta die Wiederherstellung des Listenskrutiniums, sondern weil er nicht anders kann, ohne auf das Programm seines politishen Lebens zu verzichten. Das Ministerium Gambetta hat keinen Sinn oder es bedeutet die Umwandlung des Staatsorganismus nah den Grundsäßen der Demokratie. Wenn die Kammer diese Umwandlung will, wird sie ihr bei- pflichten; hält sie sie für überflüssig, so wird sie es zu sagen wissen. Ganz unvereinbar scheint uns aber nur das Eine, zu verlangen, daß Hr. Gambetta am Nuder bleibe, und die Neformpolitik zu verwerfen, deren Träger er zu allen Zeiten gewesen ist.“

Die äußerste Linke Hat gestern beshlossen, durch Hrn. Georges Périn eine Jnterpellation über die allgemeine Politik der Regierung einzubringen, welche sih hauptsächlich auf folgende Punkte erstrecken soll: 1) die jüngsten Ernennun- gen im Ministerium des Aeußeren ; 2) das Verhalten der Polizei gegenüber dem Blanqui-Putsche vom letzten Sonntag; 3) die Maßnahmen der Behörden gegen die Strikenden von Grand-Combe.

Berichten aus Algerien zufolge is die [Kolonne des Obersten Brunetière auf ihrem Marsche von Tiaret nah dem Djebel-Amur am 29. Dezember, als fie sich ihrem Ziele näherte, von einem Schneesturm überrascht worden, welcher ihre Geduld auf eine harte Probe stellte, Die Soldaten mußten sih ihren Weg dur den 50 cm hohen Schnee brechen, dessen greller Widerschein vielen von ihnen {were Augen- franfheiten zuzoa. Dabei war die Temperatur bis auf 16 Grab unter Null gesunken. Dieser Theil Algeriens ist oft im Winter ein wahres Sibirien, und übrigens erklären die Araber der Gegend selbst, einen solchen Schneefall noch nie erlebt zu haben. Jn Folge dieser Kälte und aus Mangel an Futter hatte die Kolonne, seitdem sie Tiaret verlassen, 150 Kameele und mehrere Maulesel verloren. Sie lagert nun in Afla, kann wegen des Schnces nicht vorwärts und erwartei von Tiaret neue Proviante,

12. Januar. (W. T. B.) Von der Deputirten-

fammer wurden heute Lepère, Philippoteaux, Goblet

und Tirard zu Vize-Präsidenten gewählt. Jn Deputirtenkreisen wird angenommen, daß der Minister- Präsident Gambetta den Geseßentwurf wegen Revision der Verfassung der Kammer am nächsten Sonnabend vorlegen werde.

Der „zZJndépendent“ versichert, daß vor dem Fahre 1883 keine amortisirbare Anleihe gemacht werden würde. Fn den Staatskassen seien am Schlusse leßten Jahres 500 Mil- lionen vorräthig gewesen.

Der „France“ zufolge ist den großen Eifenbahn- gesellshaften vom Ministerium der öffentlihen Arbeiten eine Note zugegangen, in welcher ihre Zustimmung zu fol- genden Vorsc:lägen gefordert wird: Ermäßigung der gegen=- wärtigen Personen-Transporttarife um 50 Proz. ; Uebernahme der Verpflichtung, die Waaren-Transporte auf dem kürzesten Wege zu bewerkstelligen; endlich Ermäßigung der Waaren- Transporttarife um 20 Proz. Dagegen würde der Staat auf die Abgaben verzichten, welche er gegenwärtig von dem Eisen- bahnverkehr ‘erhebt, Die Eisenbahngeselischasten wurden um Mittheilung ihrer Antwort innerhalb 14 Tagen ersucht ; von der Annahme oder Ablehnung der ihnen gemachten Vorschläge würden die weiteren Entschließungen der Regierung ab- hängig sein.

Nach einer Meldung aus Tripolis sollen drei Patres der Mission in Algier unweit Ghadames ermordet worden fein. Als Urheber des Verbreczens wird det Caid in Ghadames bezeichnet, der schon bei der Niedermegtelung der Mission Flatters kompromittirt wax und deren Reste den Tuaregs überantwortet hatte.

Spanien. Madrid, 12. Januar. (W. T. B.) Der „Liberal“ veröffentlicht eine Zuschrift des Jnfanten Franz von Bourbon, cines Vetters des Königs Alfons, in welcher derselbe Eng!and auffordert, Gibraltar an den Papst abzutreten, falls es nicht vorziehen sollte, Gibraltar an Spanien zurückzugeben.

Portugal. Lissabon, 12. Januar. (W. T. B.) Zu Ehren des Königs und der Königin vonSpanien, welche zum Besuche des hiesigen Hofes hier eingetroffen sind, findet eine ganze Reihe von Hoffestlichkeitzn statt. Die Be- völkerung giebt ihre Theilnahme durch sympathisGe Zurufe kund, Die öffentlihe Nuhe wurde nirgends gestört.

Türkei. Konstantinopel, 10. Januar. (Allg. Corr.) Die russisch-türkische Kommission trat heute zu einer Sihung zusammen. Die türkishen Delegirten erklärten, der Ministerrath sei zu einer, dem russishen Entwurfe der Stipu- lation bezüglih der Büraschasten für die Zahlung der an Rußland abzutretenden Einkünste sowie deren Einziehung günstigen Entscheidung gelangt. Das Ministerium, fügten sie hinzu, sei übereingekommen, die Einziehung der Einkünfte ent- weder einem Kreditinstitut, oder vem Verwaltungsrath für die indirekten Steuern anzuvertrauen. Diese Entschließung der Regierung wurde dem Sultan zur Sanktion unterbreitet.

Philippopel, 1. Januar. Die Sefsion der Provin- zial-Versammlung wurde mit einer Nede des General- Gouverneurs geschlossen, in welcher derfelve, nach der W. „Presse“, sagte:

eDbschon die lebhaften Debatten, welche in Ihrer Mitte anläß- lih uicht besonders wichtiger Fragen geführt wurden, sehr zeitraubend waren, und Ihnen nicht gestatteten, die Arbeiten, welche Jhrer harr- ten, zu vollenden, ist doch die Thatsache von nit geringem Troste, daß die Ihrerseits der finanziellen Lage des Landes gewid- mete Theilnahme es ermögliht hat, Maßregeln zu ergreifen, welche geeignet sein dürften, gewissen Mängeln in der Verwaltung zu steuern. Jh meinerseits werde mir angelegen sein lassen, von den enipfohlenen Maßnahmen jene der Realisirung entgegenzuführen, welche angethan sind, den öffentlichen Dienst nüßlicher zu gestalten. Mein aufrichtiger Wunsch ging stets dabin, und wird aub künftig dahin gehen, wich nur von den besten Gefühlen für das allgemeine Woll leiten zu lassen. Auch werde ich fortfahren, die Ueberzeugung zu hegen, daß die Befestigung der Uebereinstimmung und Eintracbt zwischen Regierung und Volksvertretung im Interesse einer regel- mäßigen Entwicklung der Verwaltung und aller öffentlichen Ange- legenheiten gelegen ist. Es würde mir zum Vergnügen gereichen, der Hoffnung Raum geben zu können, daß ähnlicæ Gefühle fünftighin auch die Herren Deputirten bescelen werden, und daß cine gegenseitige würdige Verständigung zwischen beiden Faktoren in allen Lebensfragen die Nealisirung jener guten Absichten erleichtern werde, die ich für die meiner Verwaltung anvertraute Provinz unausgeseßzt hege. In dieser Hoffnung erkläre ih die gegenwärtige Session der Provinzialverscmm- lung für ges{lo}sen.“

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. Januar. (W. T. B.) Der „Regierungs - Anzeiger“ veröffentlicht den Kaiserlichen Ukas über den Loskauf des Bau-2rn - landes sowie die Ernennung der bisherigen Leiter der Ministerien der Finanzen und des Krieges Bunge und Wannowski zu Ministern und die Ernennung des Mini- sters der Kommunikationen Possiet zum Admiral.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Januar. (Hamb. Corr.) Das Landsthing begann gestern, wie bereits ge- meldet, die erste Lesung der Zoll- und Steuerreform- Vorlagen. Die Debatte wurde eröffnet vom Generak Haffner, dem früheren Kriegs-Minister, welcher der indirekten Besteuerung eine warme Lobrede hielt, indem ex bemerkte, daß diese Steuerart leiht zu erheben sei, von den Steuer- zahlern in der Regel kaum gespürt werde und von leßteren selbst vermittelst des Verbrauhs regulirt werden könne; namentlih sympathish sind dem Nedner auch die Schuh- zölle, welche die Zollvorlage dem Handwerk angedeihen lassen will. Außerdem trug derselbe nocch) einige über die Vor- lagen hinausgehende Wünsche vor; er hätte, sagte er u. t A gewünscht, daß der Finanz-Minister bei dieser Gelegenheit dem Staate eine größere Einnahme verschafft hätte, denn unser guter finanzieller Status rühre niht daher, daß unsere Ein- nahmen zu große, sondern daher, daß unsere Ausgaben zu gering seien; da aber diese leßteren doch einmal erhöht werden müßten, sci es das Nichtigste, größere Einnahmen zu schaffen, um die größeren Ausgaben bestreiten zu können. Die bei- den im Landsthing sißenden Vertreter des Großhandels- standes, die Herren Harald Hansen und V. Petersen, sprachen ebensalls für die Vorlagen, auch waren sie mit Haffner darin einverstanden, daß dec gute finanzielle Status unseres Landes den zu geringen Ausgaben zu verdanken sei. Hansen plaidirte speziell noch für eine wesentlich höhere Be- steuerung des Branntweins und Bieres, als beantragt worden. Petersen wünschte, die Beibehaltung der Schiffsabgaben, um durch diese Abgaben andere Länder zu veranlassen, die Ab- gaben für dänishe Schiffe zu reduziren. Ein anderer Nedner, Schlegel, spra si entschieden gegen das Freihandels- system aus.

Afrika. Egypten. Kairo, 12. Januar. (W. T. B.) Der diplomatishe Agent Englands, Malet, theilte dem Minister-Präsidenten S cherif Pascha mit, der einzige Zweck der english-französischen Kollektivnote fei der, Egypten zu erklären, daß das freundschaftlithe Einvernehmen Englands und Frankreichs auch unter dem neuen französischen Minisicrium fortdauern werde. Man glaubt, daß die egyptische Regierung in Folge dieser Erklärung Malets die Note nicht beantworten werde.

Zeitungsf\timuten.

In einer Vesprehung des Allerhöhsten Erlasses vom 4, d. M. sagt die „Weser-Zeitung“: :

Nach der preußischen Verfassung, das wird von Niemandem be- stritten, sind die Regierungsakte des Königs der Ausdruck der Aller- bôhsten Willen8meinung; das Erforderniß, daß dieie Akte einer ministeriellen Unterschrift bedürfen, ändert an dem Königlichen echte, die Negierung nah eigenem Ermessen zu leiten, nichts. Sn diesem Punkte, welcher nur die Auslegung der Verfassung betrifft, muß selbst jeder Republikaner, wenn er ein Geseß zu lesen versteht, der Kabinetsordre zustimmen.

Die „Norddeutsche Allg. Ztg.“ meldct:

Dem Reichékanzler if Seitens der Konservativen der Stadt Bielefcld und Umgegend eine Adresse zugegangen, in welcher die voliste Zustimmung zu dem in der Kaiserlichen Botschaft dargelegten Programm für die Reform der wirthschaftlichen und sozialen Geset- gebung ausgesprochen wird.

Der „Hamburgische Correspondent“ äußert sich über die Beantwortung der Hertlingshen Jnterpellation wie olat: : folg Faßzt man die Summe dessen, was der Reichskanzler dem Aba. von Hertling zur Antwort gegeben hat, unbefangen zusammen, fo wird man konstatiren müssen, daß die ertheilte Ausëkunft in jeder Rücksicht danach angethan ist, der Nation zur Beruhigung zu gereichen und die Besorgnisse zu zerstreuen, welche sich an dke der Wahlperiode angehörige Ankündigung der gouvernementalen Reformpläne geknüpft hatten. Nachdem von maßgebender Stelle anerkannt worden ist, daß es sich um Probleme von noch nicht dagewesener Tragweite handle, daß vorschnelle Versucze zur Lösung derselben vom Uebel sein würden und daß die Rücksicht auf Erhaltung der Lebens- und Leistungsfähigkeit unserer Industrie ein \ch{rittweises auf dem Grunde gründlicher salicher Information unternommenes Vorgehen zum unabweislichen Gebote mache, werden die Befürchtungen vor Peberstürzung und Uebernahme nicht einlösbarer Verpflichtungen, die im Herbst v. I. von den verschiedensten Seiten erhoben wurden, zur Nuhe fommen müssen. Daran aber, daß die Sorge für den vierten Stand in Zukunft eincs der Hauptziele der deutschen Geseßgebung sein werde, wird die Nation si inzwischen gewöhnt haben. Die Nothwendigkeit eines Bruches mit der herrschend gewesenen Lehre von der natürlichen Har- monie der Interessen und von der Beschränkung der Gesetzgebung auf die Rolle der Drdnung8wächterin ist uns seit Jahr und Tag ebenso zweifellos gewesen, wie die ÜUnvermeidlichkeit erschütternder Wirkungen ciner bezüglichen Entschließung der Negierung; auch darüber haben wir uns niemals getäusht, daß die Anerkennung der Re- gierungspfliht zur Intervention in den Kampf zwischen wirth- {haftlih Starken und wirthschaftlich Schwachen mit Aussicht auf Erfolg nur von einem zu einer Ausnahmestellung gelangten Staats- manne werde ausgesprochen werden können: was uns, was alle unbe- fangenen Beurtheiler der Lage mit Mißtrauen und Sorge erfüllte, war die stürmisbe, über die vorhandenen Schwierigkeiten in leiden- {chaftlicheumm Sprunge Hinwegseßende Art des Borgehens, welche E De O0 Uen Cngetundiat wiede Dag auf reite folhe verzihtet und daß das Maß beobachtet werden soll, weldes durch die Natur der zu lösenden Aufgaben bedingt ist, hat der leßte Vortrag des Neichskanzlers nun mit einer Deutlichkeit gesagt, von der anzunehmen ist, daß sie allenthalben eine beruhigende und au}klärende Wirkung üben werde. Wer den von der Arbeitszeit und der Bedenklichkeit des Normal- arbeitstages handelnden Passus der gestrigen Rede mit Aufmerksam- keit liest, wird den Eindruck gewonnen haben, daß die Regierung sich der Verantwortlichkeit threr Stellung und der Tragweite ibrer Ent- \{ließungen dem vollen Umfange nah bewußt ist und daß die ferner zu thuenden Schritte den festen Boden der gegebenen Verhältnisse voraussichtlich nicht verlassen werden. .

Gn der „WICSbadener Zeitung“ folgende Meldungen:

Düsseldorf, 5. Januxr. Das verflossene Jahr hat der Kunst- und Gartenstadt Düsseldorf, welche immer mehr Jndustriestadt wird, zwar nicht, wie das Jahr 1880, eine Ausstellung, troßdem aber ein im großen und ganzen gutes Geschäft gebraht. Unsere großen Wagens, Draht- 2c. Fabriken in Oberbilk und Grafenberg waren und sind mit Aufträgen für das In- und Ausland reicblich versorgt. Die Baum- wollen- und Kattunfabriken haben die Zahl ihrer Arbeiter wieder ver- mehrt. Die großen Weingeschäfte singen in ihren Cirkularen dem Jahre 1881 eia Loblied. Die große Bierbrauerei von Gebr. Dietrich exportirte mehr als in früheren Jahren. Die großen Schönfärbereicn Düsseldorfs sahen sich zu erheblichen bauliden Erweiterungen ge- nöthigt. Die Ladengeschäfte waren in der Weihnachtszeit wie belagert und ihre Inhaber sprachen es offen aus, daß mehr gekauft worden sei, als in den Jahren vorher. Neben dem Düsseldorfer Senf, über den wir nichts erfahren, ift bekanntlih der Düsseldorfer Punsch welt- berühmt. Es wird uns mitgetheilt, daß die Abnahme vor Sylvester cine ganz enorme gewesen sei. Mit Hebung der Industrie hat sich ganz naturgemäß auch die Konsumtionsfähiakeit wieder gehoben. So- gar der höhere Luxus tritt wieder in sein Recht. Unsere 400 Maler, welche Tag für Tag und jahrein und jahraus selbst in den sieben magern Jahren zur Befriedigung dieses höheren Luxus arbeiteten, wissen davon zu erzählen. i:

In sämmtlichen größeren Eisenwerken und Maschinenfabriken des Kreises Hagen hat sich der Umschlag im Jahre 1880 gegen das Vorjahr um 20 bis 8009/0 gehoben. Dur die Schußzzölle hat ebenso eine Vermehrung der Arbeiter bei der Fabrikation von \oge- nannten amerikanischen Dünger- und Heugabeln von 30 auf 800 stattgefunden, bci Feuèrgeräthschaften und kleinen Schrauben ist eine gleiche Arbeitervermehrung festgestellt.

Eine Versammlung von 409 Kohllenbergleuten in Kupferdreh a. d. Rubr erflärte, daß die seit 2 Jahren einges(lagene Wirth- \schaftspolitik des Reichskanzlers eine sichere, allgemeine Besserung der Industrie hervorgerufen habe, und verlangte deshalb l)öbere Löhne.

Aus Bremen wird der „Neuen Preußischen Ztg.“ unter dem 11. d. M. berichtet:

Die Schiffêwerften an der Weser haben jeßt sehr reichlich zu thun, namentlich dur den Bau eiserner Dampfer. Auftraggeber sino nicht blos die Kaiserlihe Marine, der Norddeutsche Lloyd und deutsde Handelsfirmen, sondern auch holländische Besteller. Auch die Werften sür Holzschiffe sind gegenwärtig besser beschäftigt, als früher.

Dem

finden ih

„Düsseldorfer Anzeiger“ wird vom Niederrhein, 10. Januar, geschrieben :

Ift Regierungêpolitik „Partei “-Politik? Nein und zehnmal Nein! Wenigstens in Preußen und Deutschland nicht. Aber auch in ändern wie England nicht, wo die Liberalen und Konservativen in der Negierung abwec{seln, wo sih indeß jede Partei, sobald sie zur Regierung gelangt, forgfältig in Acht nehmen muß, den Partei- interessen zu große Konzessionen zu machen. Die Politik der Regie- rung ist nichts anderes, als der lebendige Staatégedanke, als das in Kraft getretene eiserne Gebot der Nothwendigkeit.

1865 und der späteren Jahre auch flaatliche Nothwendiakeit? Wir fagen Ja, ‘troß der blutigen Wunden, die er dem Lande geschlagen hat. Kein Staatsmann, und sei er noch so groß, kann mit absoluter Sicherheit die Richtigkeit eines politishen Systemes im Voraus an- geben. Es ist immer ein Sprung ins Dunkel der Zukunft, der ge- than werden muß. Das Probiren geht übers Studiren. Allerdings fann uns das gänzliche Fiasko des einen Systems eine Garantie für das entaegengeseßte andere System bieten. Und darin beruht ein ge- wisser Nuten des Freihandels, der praktisch \chon deshalb erprobt werden mußte, um die Köpfe der Gebildeten von dieser Irrlehre zu befreien und sie für heilsamere Wakbrheiten empfänglih zu machen. Weil es uns induftriell zu wobl erging, griffen wir zum Freibandel, wie man in Düsseldorf zur Abschaffung der Schlaht- und Mah[- steuer schritt, weil sonst genug Steuern in der guten Zeit aufzutreiben waren. Oder hat die Noth vielleicht die Städte gezwungen, die in- direkten Steuern abzuschaffen? Wir meinen, die Noth zwänge zum Gegentheil.

Einem Professor vergeben wir es, wenn er mit seinem cinen „Prinzip“ lebt und si begraben läßt. Er kann sich, besonders in Deutschland, einen solchen Luxus erlauben. Von den Beamten des Staates aber verlangt man mit Recht eine lebendige Auffassung und Theilnahme an der Politik, Der Regierung, und folglih au ihren Beamten, muß der Zweck den Mitteln vorgehen. Wie im Kriege es die Hauptaufgabe des Soldaten ist, den Sieg für das Vaterland zu erringen, wie er in seinen Angriffs- und Vertheidigungs8plänen oft wechselt, um desto eher ans Ziel zu kommen: so foll au der Staats- beamte, dieser eigentlihe Friedensfoldat, mit ganzer Kraft nah staatlichen Erfolgen ftreben und nit in lächerlicher, bhödft fleinliher Art um sein „Prinzip“ besorgt sein. Das Volk ift nicht solcher Prinzipien halber da, sondern verlangt, daß die Ne- gierung etwas Rechtes s{hafft. Für die Gesinnungêtreue eines Be- amten, der sich aus purer Eitelkeit der fortschreitenden Erkenntniß über diese und jene staatlichen Maßregeln verschließt, kann das Volk sich unmöglih begeistern. Derartige „Fanatiker®“ hätten einen andern Beruf wählen müssen. Wer nie irrte, fand auc nie den rechten Weg. : i

Man vergißt zu leiht, daß es sich im staatlichen Leben nit um Liebhabereien, sondern um die ernftesten Sachen handelt, die foll die Gesammtheit nit Schaden leiden in rechter Weise und ohne Aufschub erledigt werden müssen. Der Irrthum, als ob es sich stets um parlamentarische Diskussionen ohne Endzwel, um Doktcrdifser- tationen handle, scheint in dem idealen Deutschland unausrottbar zu sein, fonst würde man in der Regierungspolitik etwas anderes, als Parteipolitik erblicken.

Statiftisce STachrichteu.

Nach Mittheilung des Statistisen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 1. Januar bis inkl. 7. Januar cr. zur Anmeldung gekommen : 171 Gheschließungen, 832 Lebendgeborne, 37 Todtgeborene, 533 Sterbefälle.

Gewerbe und Handel.

Die Stadtbehörde von Philippopel hat cin Konkurren z- Ausschreiben für den Bau einer Wasserleitung erlassen, mittels deren diese etwa 30000 Einwohner zählende Stadt aus dem &lusse Marißa mit Wasser ve:sorgt werden soll. Anmeldungen von Bewerbungen werden bis zum 27. Februar d. J. tägli, mit Aus- nahme der Festtage, von 10 bis 12 Uhr Vormittaas und von 2 bis 4 Uhr Nacmittags auf dem Bureau der genannten Behörde ent- gegengenommen. Daselbst können auch die näheren Bedingungen für den Bau, zu welchen namentlich die Stellung einer Kaution von 25 000 Fr. gehört, eingesehen werden. Die Anmeldungen sind durch die Unternehmer in Person oder durch gehörig bevollmächtigte Ver- treter zu bewirken. :

Die Berliner Handelsgesellschaft macht bekannt, daß sie be- reit ist, in der auf Montag, den 23. Januar, einberufenen außer- ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Berlin- Ankbaltishen Eisenbahn-Gesellschaft die kostenfreie Ver- tretung derjenigen Aktionäre zu übernehmen, wel{e die von der Königlichen Staatsregierung gemachte Offerte wegen Erwerbung der Bahn gegen Zahlung einer 6/9 Rente annehmen wollen.

Ueber die Leipziger Neujahrsmesse bringt das „Dresdn. Journ.“ folgende Mittheilungen: Die allgemeine

i da die an-

Stimmung war für die Ledermesse sehr ruhig, t haltend trockene Herbstwitterung einen wesentlichen Minder- konsum herbeigeführt hat, und die Lagerbestände bei Fabrikanten und Händlern meist reichlich vertreten find. Durch die günstige Trocken- witterung haben sich viele Fabrikanten veranlaßt gesehen, größere Quantitäten zum Trocknen zu bringen, als es regelmäßig gescbicht. Trotzdem waren die Zufuhren nicht übermäßig. Die zur Messe gebrahten Waaren zeigten meist geringe Sortimente und mangelhafte Trocknungea, fo daß dergleihen Waaren an und für si minderwerthiger sind, als die regulären sfoliden Sortimente. Sohblleder, Brandsohls und Vacheleder wurde denn auch nur nah Verhältniß bezahlt, und, den nachtheiligen Eigenschaften der Meßwaaren angemessen, gebührend niedrigere Preise bewilligt. Aeußerst animirt war die Nachfrage nah Kipsleder, welches hohe Preise erzielte, und bis 6% und mehr Avancen holte, Die Kipslederfabrikation erscheint momentan in rosigem Licht, doch ist andererseits das Rohmaterial, ostiudische Haute, so enorm im Preise gestiegen, daß ein Gewinn na voll- endeter Gerbung höcchf\t problematisch geworden ist. Deutsches-Rind- leder blieb im normalen Verkehr und zeigte keine Preis\{Wwankangen ; cbenso gestaltete sich der Verkauf am Schafledermarkt und -îin den verschiedenen Ledergattungen für Sattlerei- und Riemercibedarf. Von rohen Wildhäuten und Kips war die Zufuhr eine gewöhnlicez es wurde allerdings von ersteren nur mäßig gekauft, weil die Preise in- folge des unbefriedigenden Verkaufs für Unterleder die Fabrikation zu neuen Einkäufen nicht schr ermuthigen konnten. Dagegen ge- staltcte ih der Absatz in Kips lebhafter, wenn auch hier und da die Käufer sich etwas zurückhaltend zeigten, weil troz des \{lanken Verkaufs des Fabrikats und der dafür erzielten Preise die rohe Waare verbältnißmäßig immer noc zu theuer ist. Kipse T. a. holten pr. 50 kg oder 100 Pfd. 130—160 4, do. II. 110-—120 b, do. 111, 80—100 Æ, do. IV. 60—75 M, Rio-de-Janeiro-Ochsen, \hwere, holten pro # kg oder 500 g 56—60 „S, do. Kühe, \{chwere 598—62 1, do. Kühe, leihte 44—50 K, {were trockene Buenos- Aïres 120—130 „4, do. Kühe, leichte 95—115 Z, trockene Rio- Grande 90—115 „§, Puerto-Cabello, Angostura und Guatemala 90—108 „s, Ceara je nach Gewicht und Qualität 80—100 „, Uruguay und Montevideo, gesalzene 62—66 „8, Nio-Grande-Dchsen, schwere 58—E4 „Z, do. Kühe, gesalzene je nah Gewicht 52—62 A, Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.* äußert ih in ihrem vom 31, Dezember v. J. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage folgendermnafieen: Das Geschäft am Waarene- und Pr odukten- Markt blieb till. Eine Ausnahme machte nur eine ziemli [cb- hafte Spekulation in Weizen und Mais, in denen bedeutende Posten zu steigenden Preisen umgesett wurden; die Erportfrage für diese beiden Getreidesorten hat sich ebenfalls gebessert, aber zu keinen TrankLaktionen von hinreichender Größe geführt, um die Frage nach Getreidefahrzcugen wesentlich zu beleben; für Petroleum passende Sciffe waren dagegen zu höheren Raten gesucht. Baumwolle in diéponibler Waare hatte äußerst stilles Geschäft; Termine aren cbenfalls ruhig und verkehrten vorwiegend in weichender Tendenz. Rio Kaffees waren ftill; für milde Sorten, namentlich Javas zeigte sich dagegen bessere Frage. Der Markt für Rohzucker verkehrte in fester Haltung, Schmalz hat bei stillem Geschäft die höchsten Notirungen der Wode nicht behaupten können, Schweinefleisch, blieb vernachlässigt, Rindfleisch war still, Talg hatte dagegen ret lebhafte Frage und ist höher. Am Hopfenmarkt blieb das Geschäft \{leppend. Raff. Petroleum unter dem Drucke von Kontrakt-

Man kann nun cinwerfen; War denn der Freihandel von

rubig; Harz hatte bei reger Exrporifrage für alle Sorten steigende Tendenz. Der Import fremder Webstoffe beträgt für dic beute beendete Wocbe 1 848 112 Doll. gegen 1573 019 Doll. in der Parallel- wocbe des Vorjahres. London, 13. Januar. Die „Allg. Corr.“ theilt folgende Divi- denden britischer Banken mit: Die Exchange u. Discount Bank ina Leeds zahlt pro 1881 eine Dividende von 10%, Lloyds Banking Company 20%/9 pro annum, die Manchester Joint Sto Bank 224 °/o und die Natienal Bank of Wales 5 9%. Havre, 12. Januar. (W. T. B.) Wollauktion mehr be- lebt, Preise unverändert. Angeboten waren 2370 B,., verkauft wurden 1448 B.

Verkehrs-Nnftalten. Triest, 12. Januar (W, T) Des Lloyddamvfer eCeres“ ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

Plymouth, 12. Januar. (W., D. B.) - Der Hamburger Postdampfer „Rhenania * ist hier cingetroffen.

Verlin , 13. Januar 1882.

Seit Sonntag ist der ehemalige Sachse'she Kunstsalon in der Taubenstraße (Nr. 34) seiner früheren Bestimmung wieder zurück- gegeben worden. Die Herrcn Emil Ph. Meyer und Mar Levit haben si durch das Mißgescbick des früheren Unternehmers nicht ab- \hrecken lassen, sondern den Muth gehabt, den neben der permanenten Ausstellung des Vereins Berliner Künstler {on bestehenden Einrich- tungen dieser Art eine neue hinzuzufügen. Allerdings ist nicht zu leugnen, daß der Beginn ein viel versprecender ist, denn der neue Salon debütirt mit zwei Werken, welche wobl dazu angethan sind, das Interesse des Tunstliebenden Publikums unserer Residenz in hohem Maße zu erregen, mit Karl von Piloty's und Georg Papperitz" Kolofsalgemälden „Die Élugen und die thörihten Jungfrauen“ und „Die Ankunft der Seelcn in der Unterwelt“. :

ZU dem ersteren Bilde hat das bekannte Gleidniß aus dem 25. Kapitel des Evangeliums Matthäi den Vorwurf oder, ricti- ger gesagt, den Vorwand geboten, denn dic Auffassung hat absolut nichts Biblisches an si, sondern läßt si den Kultus irdischer Frauenshönheit angelegen sein. Die zehn egyptisch kostümirten Iung- frauen sind auf und am uße einer vom Hintergrund links, nacz rechts führenden Gartenterrafse angeordnet, und zwar so, daß die Élugen welche fich mit Oelgefäßen für ihre Lampen versehen haben, rechts, die fünf andern links gruppirt sind. Die leßteren tragen in ihren Stellungen und Geberden alle Zeichen dec Verzweifelung über ihre Thorheit zur Schau, während die klugen festlich sroh und siegesheiter dem Bräutigam entgegenblicken. Die Gruppen sind meisterhaft komponirt, die einzelnen Gestalten vollendet gezeichnet und gemalt, aber doch läßt das Ganze wie die Cinzel- heiten befremdend kalt. Zum Theil mag dics an dem Stoffe liegen: das Gleichniß ift weder allgemein verständlich, da es erst von einer uns fremden Ceremonie entlehnt“ ist, noch kann e3 über- haupt anders als abstraft - symbolishch genominen werden. So verweltlicht und konkret, wie dasselbe uns hier vor Augen tritt, muß es dem Beschauer in der That Zweifel erregen, ob der Künstler es ernsthaft damit gemeint habe, und nicht vielmehr, wenn man so sagen darf, makartisirende Velleitäten dem Bilde die Entstehung gaben. Aber auch in diesem Falle, von dem prätendirten Inhalte abgesehen und als ein Stillleben von Frauenschönheiten betrachtet, vermag die kolossale Leinwand kein wärmeres, über die Anerkennung der untadeligen akademischen Korrektheit der Zeichnung und einer harmoniscch \chönen, nur etwas zu süßlihen Farbe binausgehendes Interesse zu erregen.

So befremdend dies erscheinen mag: itn Ganzen beträchtlich höhere künstlerishe Qualitäten und ein wirklich fortreißender großartiger Zug wohnt dem Papperißschen Bilde bei, wenn es auch freilich nicht im Entferntesten so geglättet in der Komposition und so ruhig-vorneh wie das Bild des Münchener Meisters erscheint, sondern viele Ungleich- heiten in der Behandlung aufweist, Einzelne der noc in dem Nachen des Charon stehenden oder demselben bereits entstiegenen Gestalten sind mit großer Energie und vermittelst raffinirt angebracßter Lichter fast plastish greifbar modellirt. anderes dagegen ziemlich nachlässig be- handelt, und neben korrektester Zeidbnung fehlt es nicht an Fehlern. Auch ist niht ¿u leugnen, daß Manches für den Beschauer unklar bleibt. Trotzdem ist die Komposition von großartigem, antikem Charakter und ergreifend-düsterer Stimmung, die auf den Veschauer ihre Wirkung nicht verfehlt. j

Außer diesen Kolofsalgemälden, welche natürlich die Haupt- anziehungékraft üben, hat die Ausstellung noch cine Anzahl kleinerer Werke der Malerei in Oel und Aqiarell aufzuweisen, unter denen sich solche von Künsilern klangvollen Namens befinden.

An der Spitze steht Adolf Menzel mit einer Schleifanstalt, cinem Genrebilde von föstlicher Feinheit der Charakteristik in den cinzelnen Figuren, nament- lich einem rauczenden Alten, und ebenso frappirend wahren Effekten verschiedenartiger Beleuchtung. Daun folgt Gustav Richter mit einem Aquarell zweier treffend charakterisirten vagirenden Eristenzen slova- fischer und savoyardiscer oder zigeunerisher Abkunft; Gabriel Mar mit einer seiner Grusel erregenden Gretchenerscheinungen vom Raben- stein und einer modernen Schönen von jener an Ausdrucks- losigkeit streifenden Todtenfahlheit des Gesichts, _wêlwe - bey Künstler bei seinen Frauencharakteren bevorzugt, so daß man in der hier dargestellten das Modell dazu erkennen möchte; Adalbert Begas mit einem interessanten Studienkopf und einem Genrebilde; Grüßner, Anton Seitz, Kirnberg und Holter ebenfalls mit hübschen Werken letzterer Gattung. Schneiders romantisches Gondel-Rencontre zweier venetianishen Nobili, welche als Rivalen um den Besitz der von dem Einen foeben entführten Dame auf dem feuhten Elemente ihr Anrecht mit den Waffen zu messen im Begriff sind, ift von ciner der letzten großen Kunstausftellungen noch wohl bekannt, hat aber an Schönheit und Ticfe der Farbe in den wenigen Jahren viel eingebüßt (eine beklagenswerthe Grscbeinung, die sib bekanntli auch an den Farbenwundern Makarts mehr und mehr bemerkbar macht und auf Rechnung der mo- dernen Fabrikation der Farben zu seßen sein dürfte). Ferner finden wir ältere und neuere Marinen und Landschaften von A. Acben- bach, cin Kirchen-Jnterieur von Wilberg sowie Landschaften von Ed. Pape und Anderen. Eine seltene Erscheinung ist der äußerst frucht- bare französische Jllustrator Gustave Doré, welcher durch zwei große genialisch flücbtige Aquarelle, eine phantastiswe Stadtanfiht mit râthselhafter Figurenstaffage, von jenen zierlich ge{räuselten weichlichen Umrissen, die des Künstlers stereotype Manier unter Tausenden kenn- zeichnen, und einem französischen Kavallerie- oder Train-Bivouak dei cffektvollem Sonnenuntergangsdämmerschein und mit gleich ver- \{nörkelten Figuren. / E :

Die beiden elegant und bebaglih eingerichteten Salon3 find mit verkäuflihen Marmorbüsten, Bronzen, Majoliken, chinesischen und japanischen Vasen und Wandschirmen geschmackvoll ausgestattet und ganz dazu angethan, der funstliebenden Geselischaft einen besonders angenehmen, fomfortablen Sammelpunkt zu bieten. E

Am Montag beehrten Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sowie die SUERZYiN vo!

rein Besuche.

Im Krollschen Etablissement findet morgen, Sonnabend, der letzte Bal masqué et. paré der lauscnden Salon statt Zufolge dessen gebt die Posse: „Der Weihnacht?:mann“ und zwar zu ermäßig- ten Preisen bereits Nachmittags 5 Uhr in Scene. Am Sonntaz ist der definitive Sch{luß der dicêmalizen Weißnachtszusstelluzg.

A 4:00 tou:

*) Seit gestern ist noch ein anderes großes Gcm:lde von ) veton-

„Ein Fest in Rubens Atelier“ hinzuzekommen, welc(es einer

Realisirungen niedriger und nominell, Terpentinöl war fest aber

deren Besprechung vorbehalten sei.