1882 / 14 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

in Breslau 30,7, in Königsberg 29,9, in Cöln 24,8, in Frankfurt a. M. 19,8, in Hannover 24,1, in Cassel 19,6, in Magdeburg 26,7, in Stettin 23,8, in Altona 21,7, in Straßburg 25,6, in Mey 26,6, in München 28,9, in Nürnberg 28,0, in Augsburg 29,2, in Dres- den 26,4, in Leipzig 22,3, in Stuttgart 23,4, in Braunschweig 25,1, in Karlsruhe 29,1, in Hamburg 290, in Wien 29,1, in Budapest —, in Prag 30,7, in Triest 31,7, in Krakau 32,5, in Basel 28,5, in Brüssel 25,2, in Amsterdam 28,1, in Paris 31,8, in Kopen- hagen 25,9, in Stockholm 21,4, in Christiania 24,7, in St. Peters- burg 53,0, in Warschau 42,9, in Odessa 34,4, in Rom —, in

der Eisenbahnen partizipirt Böhmen mit der stärksten Prozentziffer, nämli mit 32,73 %/o, während die auderen Länder in dieser Hinsicht fich folgendermaßen reihen: Galizien mit 13,61, Niederösterreib mit 10,96, Steiermark mit 8,72, Mähren mit 8,50, Oberösösterreic) mit 5,46, Tyrol mit 5,07. Kärnten mit 3,67, Schlesien mit 2,80, Küsten- land mit 2,40, Krain mit 2,34, Salzburg mit 1,80, Bukowina mit 1,02 und Dalmatien mit 0,92 °/0. Das auf die gemcinsamen und österreichischen Eisenbahnen und die im Besitze der Bahnverwaltungen befindlien Industriebahnen bis Ende 1880 verwendete Anlagekapital beträgt 2372 713,834 fl. und zeigt im Vergleiche zum Vorjahre einen

Im Verein für die Geschichte Berlins bielt am Sonn- abend der Professor Euler einen Vortrag über das Thema: „Berlin im Jahre 1812“. Der Gegenstand war für die Vereins. mitglieder um so interessanter, als vor einigen Jahren der Geheime

Erste Beilage Le pn is sieefonier, 2 : um Deutschen Reichs-Anzeiger und Köuiglih Preußishen Siaals-Anuzeiger. 1813* datgestelit uxd, das lelbaste Verlangen hecvorrceusen Polt

, A! lad es möchten sih im Verein Mitglieder finden, welhe die umliegenden 94. Berlin, Dienstag, deu 17. anat 182.

, - . ._- , , , L S Jahre in ähnlicher Weise bearbeiten möchten, wie dies von dem ge- nannten Herrn geschehen war.

Turin 20,8, in Bukarest 29,9

“D,

ow 26,6, in Liverpool 31,3, in Dublin 36,0, in Edinburg 19,1, in Ferner aus früheren Wochen: in New-York 30,6, in Philadelphia 21,7, in Chicago 26,2, in St. Louis 21,7, in Cincinnati 18,6, in San Franziéko 20,4, in Kalkutta

lexandria (Egypten) 38,8.

37,9, in Bombay 39,3, in Madras 39,5.

Beim Beginn der Berichtswoche herrschten an den süddeutschen Beobachtungsstationen südwestliche, an den übrigen Stationen \südöstliche Luftströmungen vor, die aber bald ebenfalls in südliche und südwestliche Windrichtungen übergingen und bis an das Ende der Woche auch allge- mein vorwiegend blieben. Die in den ersten Tagen der Woche niedrige Temperatur der Luft nahm bald allgemein zu und überstieg an allen Bei vielfach nebliger und trüber Witterung waren Niederschläge, meist in ergiebigem Maße, Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Luftdruck nahm în den ersten Tagen der Woche ab, stiea vom 3. an, sank am 5. aber- mals, zeigte jedoch am Schluß der Woche wieder steigende Tendenz. . Die Sterblichkeit ist im Allgemeinen in der Berichtswoche in den

Stationen das vieljährige Monatsmittel.

nicht selten.

größeren europäishen Städten ‘(mit Ausnahme der westeuropäischen) i Sterblichkeitsverhältniß- zahl für die deutschen Städte sank auf 25,8 von 26,8 der Vorwoche Namentlich war der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit ein kleinere, dagegen der der xch5oNnN

eine geringere geworden. Die allgemeine

(pro Mille und Jahr berechnet).

höheren Altersflassen (über 69 Jahr) ein etwas größerer.

D

10000 Lebenden staben pro Jahr 78 Kinder unter 1 Jahr gegen 85

der Vorwoche (in Berlin 65 gegen 70).

Unter den Todesursachen wurden von den Infektionskrankheiten Masern, Scharlach, Unterleibstyphus und in außerdeutshen Städten Pocken häufiger, Diphtherie etwas seltener. Masern riefen in Stutt- gart, Cannstadt, Altona, Essen mehr, in Dreéden, Berlin, Hamburg, Barmen, Karlsruhe, London, Liverpool weniger Todesfälle hervor. Das Scharlachfieber hat in Kiel, Fürth, Erfurt, Barmen, London, St. Petersburg, Warschau an Ausdehnung gewonnen, während in Berliy, Stettin, München, Nürnberg, Crefeld, Dortmund, Essen die Zahl der Todesfälle daran seltener wird. Diphtherie verlief im Allgemeinen etwas milder, namentlich hat die Zahl der Todesfälle in

den größeren Städten der oberrbeiniscen Niederung, Frankfurt a. M., Straßburg, Mainz, Karlsruhe, Freiburg i. B. abgenommen. Auch in Berlin, München, Dresden, Chemnitz hat die der Opfer etwas tacbgelassen, in Königsberg, Stargard i. Pomm.,, Cöslin, Breslau, Nürnberg, Hamburg, Hannover, Dortmund, Essen, Wien, Triest, Paris, London, St. Petersburg zugenommen. In Elbing zeigt die Epidemie gleich- falls noch keinen Nachlaß. Todesfälle an Unterleibstyphus kamen in Königsberg, Graudenz, Gladbach häufiger vor. Todesfälle an Fleck- typhus wurden aus Thorn, Tilsit, London je 1, aus Krakau und Warschau je 2, aus Valencia 4, aus St Petersburg 11 gemeldet. Der Keuchhusten herrs{cht in Coburg und Hamburg; in London läßt die Zahl der Opfer etwas nach. Darmfkatarrhe der Kinder waren im Allgemeinen seltener, nur in Breélau und Hamburg häufiger Todeëveranlassung. Pockentodesfälle haben in London, Prag und Krakau ab-, in Wien, Paris, St. Petersburg, Warschau, sowie in den größeren Städten Nordamerikas zugenommen. Aus deutschen Städten kamen aus Frankfurt a. O. und Aachen je 1 Todesfall an Pocken, aus Ulm 1 an Varicellen zur Meldung. Die letzten Nach- richten über die Cholera im Hedjas lauten günstiger. Gewerbe und Handel.

Nach amtlicher Mittheilung aus Konstantinopel hat die türkische Regierung die Ausfuhr von Vieh aus dem Vilayet Tripolis bis Ende Februar d. F, verboten.

Der Einlösungêcours sür die in Silber zahlbaren Co upons österreibisher Werthe ist auf 171 A für 100 Gulden fest- gesetzt worden.

Frankfurt a /M., 16. Januar. (W. T. B.) Der „Börsen- und Handelszeitung“ wird aus Kreuznah vom heutigen Tage gémel- det: In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Nhein-Nahebahn, zu welcher 38 Aktionäre mit 18680 Aktien angemeldet waren, wurde die Regierungsofferte cinstimmig angenom- men und Dr, Heßdörffer, Kommerzien-Rath Köster und Joseph Stöck s+ n. beauftragt, den Ueberlassungéverlrag mit der Staats- regierung zum Abschluß zu bringen.

Gera, 13, Januar. Wie der „Weim. Ztg." von hier geschrie- ben wird, hat die seit 2 Jahren in Gera bestehende Konsular-Agentur der Vereinigten Staaten von Nordamerika jüngst eine Erport- liste veröffentliht, aus welcher \sih ergiebt, daß die Ausfuhr (aus Gera) im Jahre 1881 gegenüber der von 1880 um 140 %/ geslie- gen ist.

Hamburg, 16. Januar. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Kommerzbank hat die Dividende auf 9%, festgeseßt. Aukßer- dem wird aus dem vorjährigen Reingewinn 1%, gleich 219 000 M. als Extradotation dem Delkrederefonds überwiesen. Der ganze Emissionsgewinn auf die Nationalbankaktien wird dem neuen Jahre zu Gute kommen; ebenso bleibt die zweite Spezialreserve mit 314000 unangerührt. Der Reservefond betrug im Vorjahre 1169 000 M und beläuft si jeßt auf 3 Millionen. Der Delkredere- fonds sticg 1881 von 91 000 A auf 529 000 M

London, 13. Januar. (Allg. Corr.) Die Central-Bank of London vertheilt eine Jahresdividende von 10 %, erhöht ibren Reservefonds um 5000 L auf 45 000 L, und trägt 6812 L auf neue Rechnung vor. Die United Discont Corporation erklärte eine Jahresdividende von 6 %/%, Die Bank von Bombay hat für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 24 °/4 erklärt und crhéht ihren Reservefonds um 308 500 Rupien.

Verkehrs-Anstalten.

Ueber die Eisenbahnen Oesterreichs im Jahre 1880 ent nebmen wir einer vom österreichischen statistishen Departement des Handels-Ministeriums fkürzlih herausgegebenen Statistik der beiden Neichshälften der Monarchie gemeinsamen und der österreichischen Eisenbahnen folgende bemerkenswerthe Daten:

Im Jahre 1880 erfuhr das Nehz der gemeinsamen und der öster- reidischen Eisenbahnen dur die Eröffnung neuer Bahnen cinen Zu- wachs von 50,946 km (25,719 km Staatsbahnen, 25,227 km Privat- bahnen) und erreihte mit Jahress{luß eine Ausdehnung von 13 966,195 km, wovon auf die gemeinsamen Eisenhahnen 5271,438 km, auf die österreichischen Eisenbahnen 8694757 km famen, von welch letzteren 976,293 km auf die Staatsbahnen und 7718,464 km auf die Privatbahnen entfallen, Rechnet man zur Länge der öster- reihischen Cisenbahnen noch die Theilstrecken der gemeinsamen Eisen- bahnen auf öôfsterreihischem Staatsgebiete mit 2625 km, ferner die Länge der Kahlenberg-Eisenbahn mit 5,490 km und die Länge der im Betriebe ausländischer Verwaltungen stehenden Eisenbahnlinien auf öôsterreihishem Staatsgebiete mit 85,3 km und bringt die \{weizerische Strecke der Vorarlberger Bahn mit 2,364 km in Abzug, fo ergiebt sich die Länge aller auf österreihisbem Territorium im Betriebe befindlihen Eisenbahnen, welhe dem öffentlichen Verkehre dienen, mit 11 408,188 km. Diese Gesammtlänge vertheilt sich unter 39 Besitzer, und zwar 3 Staatsverwaltungen (die K. K. österreichische,

die Königlich bayerische und die Königlich sächsische), 2 ausländische und 34 theils gemeinsame, theils österreihishe Aktiengesellschaften. Rechnet man zur Länge der öffentlichen Eisenbahnen auch die mit denselben in direkter oder indirekter Verbindung stehenden, für Privatzwecke bestimmten Eiscnbahnen (Industriebabnen) mit 568,037 km, so beträgt die Ausdehnung sämmtlicher Lokomotivbahnen Oesterreichs 11976225 km. Von der Gesammtlänge aller Bahnen waren

Danzig,

in Madrid —, in London 24,9, in Glas-

Zuwachs von 20 105 378 fl. oder 0,85 %/,. Die kilometrischen Durch-

Zahl

\chnitts-Anlagekosten berechnen sih mit 167015 fl. gegen 167 058 fl. im Jahre 1879. Die Anlagekosten sind nach der Beschaffenheit der Bahnen sehr verschieden und variiren zwiscben 18 787 fl. bei der Duniesterbahn und 431 775 fl. bei der Wiener Verbindungsbahn. Nach den einzelnen Bahngruppen zusammengefaßt beträgt das verwendete Anlagekapital bei den gemeinsamen Eisenbahnen 1 123 981 651 fl. (für 1 km Bahnlänge 209 906 fl.), bei den österreichischen Eisenbahnen 1 248 732183 fl. (für 1 km Bahnlänge 141 070 fl.) und zwar bei den Staatsbahnen 75 669 595 fl. (für 1 km Babnlänge 77 507 fl.) und bci den Privatbahnen 1 173062588 fl. (für 1 km Bahn- länge 148950 fl.). Für alle gemeinsamen und österreichischen Eisenbahnen zusammengenommen betrug mit Ende des Jahres 1880 das, emittirte Anlagekapital 2 855 766 987 fl., das noch zu emittirende 27 885 418 fl. und das bereits amortisirte 87045 902 fl. Der Bestand an Fahrbetriebsmitteln hat sich im Jahre 1880 um 47 Lo- komotiven und 933 Lastwagen vermehrt, dagegen um 5 Personenwagen vermindert. Das Betriebsmaterial bestand zu Ende des Jahres aús 2973 Lokomotiven mit 2607 Separattendern, dann 6132 Personen- wagen mit 12 878 Achsen und 229 605 Sit- und Stehpläten, ferner 68 862 Lastwagen mit 139411 Achsen und 697028 Tonnen Tragfähigkeit, endlich 316 Postwagen mit 690 Asen. Die Leistungen der Fahrbetriebsmittel bestanden in 61 Millionen Lokomotiv- und 58 Nußkilometern, ferner in 2573 Achs-Kilometern von eigenen und fremden Wagen auf eizener Bahn und 890 Millionen Achs-Kilometern von eigenen Wagen auf fremden Bahnen. Diese VetriebEleistungen sind namhaft größer als im Vorjahre und im Zu- sammenhange damit steht eine beträchtlihe Zunahme der Mafssen- beförderung, welche beim beförderten Personengewicht 3,16 %0, beim erpedirten Gütergewicht 4,70 9%, beim ganzen Nettogewicht 4,66 9% und bei der Bruttolast (aus\ch{ließlich Lokomotiven und Tender) 4,28 °/0 betrug. Die Betriebsergebnisse der gemeinsamen und öster- reichischen Eisenbahnen im Jahre 1880 weisen einen merklichen Auf- \{chwung in allen Verkehrszweigen auf. Es kamen zur Beförderung 34 698 398 Personen und zwar auf den gemeinsamen Bahnen 13 392 177, auf den österreichischen Bahnen 21 306 221 (gegen 1879 + 3,08 0/0), 128 395 Tonnen Gepäck (+ 4,80 9/0), 234 416 Tonnen Cilgut (+ 3,88 9/9), 43 679 993 Tonnen Frachtgut (+ 6,69. 9/0), 9 896 841 Tonnen Regiegut (+ 0,74 9%). Auch die finanziellen Betriebsergebnisse sind, den Verkehrsresultaten entsprechend, im Jahre 1880 durchaus bessere als im Vorjahre. Aus allen Verkchrszweigen wurden Mehreinnahmen erzielt. Im Ganzen bezifferten sich die Betriebseinnahmen für die Beförderung von Personen mit 38 544 856 fl. und zwar auf den gemeinsamen Bahnen 16 789 100 fl., auf den oster- reichishen Bahnen 21 755-756 fl. (gegen 1879 —+- 4,09 9/0), für die Beförderung von Gepäck mit 1653827 fl. und zwar auf den gemeinsamen Bahnen 712 184 fl, auf den österreichischen Bahnen 941 643 fl. (+ 3,70 9%), für die Beförderung von Eilgut mit 3 630 384 fl, und zwar auf den gemeinsamen Bahnen 1 904 888 T auf den österreichischen Bahnen 1 725 496 fl. (4- 5,19 9%) und die Beförderung von Frachtgut mit 137 913 398 fl, und zwar auf den gemeinsamen Bahnen 55 323 902 fl., auf den osterreichischen Bahnen 82 529496 fl, Rechnet man zu diesen Einnahmen noch die für Mieth- und Pachtzinse, Wagen- und Sackmicthe, Gebühren für telegraphische Depeschen und sonstige Erträgnisse, so stellen si die Einnahmen aus allon Verkehrszweigen heraus bei den gemeinsamen Bahnen mit 75 686 784 fl. (gegen 1879 + 0,55 9%), bei den österreichischen Eisenbahnen mit 109 458 524 fl. (4=- 5,13 9%.) Die Betricbsausgaben haben betragen bei den gemeinsamen Bahnen 30 886 594 fl. (gegen 1879 1,35 9/0), bei den österreihishen Bahnen 50426 153 fl. (+ 3,71 9%.) Von diesen Gesammt - Betriebsausgaben kommen auf die allgemeine Verwaltung 4,95, auf die Bahnaufsiht und Bahn- erhaltung 31,35, auf den Verkehrs- und kommerziellen Dienst 35,54 und auf den Zugförderungs- und Werkstättendienst 28,16 9%. Mit Hinzurechnung der übrigen Auslagen beziffern si die Gesammt- ausgaben bet den gemeinsamen Bahnen mit 78 131 620 fl. (gegen 1879 + 1,87 9/0), bei den österreichishen Bahnen mit 112 691 850 fl, (+ ,2,70 9%). Einschließlich der übertragenen Ucberschüsse früherer Jahre, der Zinsen und sonstigen Einnahmen, des Erforder- nisses aus dem Titel der staatlichen Garantie 2c. betragen die Gesammt- einnahmen im Jahre 1880 229661069 fl, und da hiervon 225 999 258 f. verausgabt wurden, so’ verbleibt ein Einnahmenüber-

\{chuß von 3 661 811 fl, an welchem die gemeinsamen Eisenbahnen mit 211 474 fl, die österreihischen Bahnen mit 3 459 337 fl. parti- zipiren, Die Fonds der gemeinsamen und österreiiscben Bahnen hatten zu Ende des Jahres 1880 folgenden Stand: Pensionsfond 29 311 295 fl., Unterstützungs- und Krankenfond 1 738 216 fl., Reserve fond 23 674288 fl,, Erneuerungs- und sonstige Fonds 13 447 943 fl, zusammen also 68 171742 fl. Was die Betriebs\törungen und Bahnunfälle betrifft, so ist zu konstatiren, daß sich im Jahre 1889 auf den gemeinsamen und österrcichishen Eisenbahnen 170 Eut- gleifungen, 58 Zusammenstöße und 485 sonstige Betricbsstörungen, im Ganzen also 713, um 176 weniger als im Fahre 1879 ereigneten.

(58 fanden 9 Entgleisungen und 6 Zusammenstöße mehr als im Jahre 1879 statt; in Folge der außergewöhnlichen Bahnereignisse wurden 16 Reisende, 30 Bahnbedienstete und 4 andere Personen verletzt, ©)

Die im Jahre 1813 gegründete „Gesellschaft zur Ver-

Juden im preußischen Staate* hielt am Sonntag Mittag ihre Generalversammlung ab. In der Zeit vom 1. Mai 1875 31. Dezember 1881 fo theilte der Vorsißende Hr. Simon mit

ein Handwerk erlernten. Lehrzeit niht beendigt, 52 sind Gesellen geworden noch Pfleglinge des Vereins. Außerdem gewährt die Gese schaft augenblicklich 7 Akademikern, welche theils auf der Bau-| gewerk-Akademie, theils auf der technischen Hochschule die Vorlesungen! ven, die zur Förderung dieser Studien nöthigen Mittel. Gesellscbaft sei bemüht, mit Hülfe der Schulen, in den jüdischen Knaben die Liebe zum Handwerk zu die Ueberzeugung beizubringen, goldenen Boden habe und Handelsgeschäft. Zu diesem meisten jüdischen getreten, L

18 von diesen Zöglingen

Zwecke sei auch die Gesellschaft mit den! Bezüglich des Ackerbaues habe die Gesellschaft nur gering

1. April 1875 bis 31, Dezember 1881 beziffert sich auf 40 911 M 27

Das Vermögen der Gesellschaft beträgt 77575 A Es wurde hierauf einige Statutenänderungen vorgenommen, die ich auf d Wirksamkeit dieser Gesellschaft beziehen.

erlernen, nach Maßgabe ihrer Mittel und des nachgewiesenen Bedür nisses. Sie macht es sich insbesondere zur Aufgabe, unter den vo erwähnten Vorausseßungen, junge Leute bei tüchtigen Meistern in di Lehre zu bringen, sie während der Lehrzeit mit angemessener Kleidun zu versehen und ihnen zur Erlangung eines zweckentsprechende Unterrichts in solchen Lehrgegenständen behülflich zu fein, bei ihren Meistern nicht erlernen köunen.

tigkeit Zeugnisse aufweisen Tönnen, werden ständigmachung Geldvorschüsse bewilligt.

RNiverbahn cin großes Unglück vorgefallen. Der BUa, 10 D6 sich eine große Anzahl Mitglieder der Staatslegislatur von Alban auf der Fahrt nah New-York befand, wurde dur einen Lokalzu an einer Station in der Nähe New-Yorks von hinten eingestoßzen, f Die Lokomotive drang in zwei Palace Wagen, die in einande ges{oben wurden und dann sofort in Brand geriethen. Acht bi zwölf Menschen sind umgekommen und vier Leichen aus Trümmern gezogen worden. Mehrere sind verwndet.

, , - dens Mitglieder der Legislatur}

Die Königliche O per brachte gestern „Carlo Bros bi“ odek „Des Teufels Antheil“, komische Oper in 3 Akten von Auber, neu| einstudirt wieder zur Aufführung. Das Werk hat seine vorübergehenden N Erfolge eizentlich nur dem interessanten Tertbuch zu verdanken gehabt, M welches nach Scribe's „La part du diable“ bearbeitet ist, denn die Aubersche Musik dazu ift zwar sehr gefällig, steht aber an Originalität| der Erfindung und Ausgestaltung hinter anderen Werken fruchtbaren, liebenswürdigen Meisters doch erhebliÞd zurü. In der vortrefflichen» Beseßung, welche das Werk bei seiner jetzigen! Wiederaufnahme erhalten hat, fanden auch gestern das Lied des Carle und das Duett zwischen Carlo und Rafael im ersten Akt sowie die beiteren| Nummern des zweiten Aktes den meisten Beifall. Frl. Lehmann wurde als Inhaberin der dankbaren Titelpartie selbstverständlich) an meisten ausgezeichnet; sie entledigte sich ihrer Aufgabe aut mit der erforderlihen sc{auspielerishen Gewandtheit, indessen ließ das Organ doch einige Zeichen der Ermüdung merk Die anderen Partien waren in den Händen der Damen Frl. HorincM (Königin) und Pollat (Casilda) sowi& der Herren Ernst (Rafael), de: recht gut disponirt war, Krolop (Gil Vargas), Oberhaufer (Köni(ff Ferdinand), dessen Stimme sich immer erfreulicher entwickelt, un Salomon (Fray Bentos), Die Oper ist wirksam irscenirt und dürfte getragen von tüchtigen Einzelleistungen und einem frischen Ensemble nich wieder einige Zeit auf dem Repertoire erhalten, i Das Friedrih«Wilhelmstädtische Theater bleib morgen geschlo}sen, da an diesem Abend die Generalyrobe der neuer Operette von Strauß: „Der lustige Krieg“, abgehalten wird. Ders Komponist trifft beute in Berlin ein. Das National - Theater bringt feit Sonnabend cine No vität unter dem Titel „Verfehmt“, Volksstück mit Gesang in 4 Akten von M. Brée, Musik vom Kapellnicister Ad. Wiedeke. lung bewegt sich im Nabmen eines ländlichen süddeutshen Dorfe. Jn kurzen Worten ift

Die Hand Gemäldes, in cinen der Inhalt des Stücke

breitung der Handwerke und des Ackerbaues unter denb

bil

hat der Verein 110 Zöglinge unterhalten, welche bei hiesigen Meistern haben die und 40 find

Waisenhäuser 2c. ) wecken und diesen? daß Handwerk noch immir einen oftmals lukrativer sei als irgend ein

Gemeinden des preußischen Staates in Verbindung!

Erfolge aufzuweisen, Die Bilanz der Einnahmen und Ausgaben vom

samkeit r Gesell en. Diesen Statuten gemäß unterstüßt die Gesellschaft junge Leute jüdischer Religion, welche Luf" und Fähigkeit haben, ein Handwerk oder technisches Gewerbe ¡u

welche : sie Die Lehrlinge werden außerdem in Betreff ihrer moraliscben und religiösen Führung von den Inspektoren der Gesellschaft überwacht; jüdischen Handwerkern und Technikern aber, welche nah Beendigung ihrer Lehrzeit 4 Jahre als Gehülfen gearbeitet und über ihr gutes Verhalten und ihre Tüch: zum Zwedcke ihrer Selb:

Nach einem Telegramm aus New-York ist auf der Hudson

w

2 Bahnbedienstete und 2 dritte Personen (Nichtpassagiere) getödtet. Im Ganzen sind im Jahre 1880 anläßlih des Eisenbahnbetriebes | 3_Reisende, 52 Bahnbedienstete und §0 dritte Personen (hiervon 44 | Selbstmörder) getödtet, 30 Reisende, 247 Bahnbedienstete und 62 dritte Personen verletzt worden. Die Gesammtzabl der Getödteten beträgt sona_135 (7 mehr als im Jahre 1879) und jene der Ver lezten 339 (67 mehr als im Jahre 1879), Triest, 16. Januar. (W. T. B) Der Llovddamvfer „Achille ist heute Vormittag 10 Uhr mit der ostindiscen Ueber- landpoft aus Alexandrien hier eingetroffen.

New- York, 16. Januar. (W. T. B.) Der Damvfer des Norddeut]scben Lloyd „Neckar“" und der Hamburger Poft- dampfer „Silesia“ sind hier cingetroffen.

Berlin, 17. Januar 1882

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sißung vom 11. Januar 1882, Der Ober-Lehrer E. Meyer mate auf Bratrings „Magazin für die Land- und Gescbichtskunde der Mark Brandenburg“ aufmerksam, wel{e 1798 zu erscheinen begann, alsbald aber wiederum einging, und verweilte namentli bei der im ersten Hefte enthaltenen Geschichte der Torfgewinnung und des T orf- gebrauhs in der Mark. Der Geheime Archiv-Rath Hossel legte den von einem ungenannten Autor ihm zur Prüfung übergebenen hand- \{riftlihen Entwurf eines Atlanten vor, welcher auf 29 Blättern in Folio, denen stets dieselbe Kartenskizze von Deutscbland zu Grunde gelegt ist, das allmählide Wachsen des Landbesitzes der Hohenzollern mit allen seinen Wandlungen graphisch darstellt, Der Schulvorsteher Budczies berichtigte aus bisher ungedruckten Urkunden einen Jrrthum in Ledeburs Adelslerikon, den Uebergang des Grbschenkenamtes der Mark Brandenburg an die Familie von Hake betreffend. Noch bei Lebzeiten der Lützendorf, eines bayerischen Ge- {lechts, das mit den Wittelsbachern in die Altmark gekommen war und sih im Besitze der Schenkenwlirde befand, erhielt die Bergische Linie der Hake die Anwartschaft auf dieses Hofamt (1585), mit welchem sie dann 1616, nach dem Tode Daniels, des lettten Lüten-

1721,626 km oder 12,38 °%%/% doppelgeleisig. An der Gesammtlänge

10 Jahren Gefängniß verurtheilt worden, kehrt {on nah 2 entlassen in das Dorf zurück; er ist der Verfebmte um Strafe willen, . die er unsbuldig an Stelle des Scloßbauerifff verbüßt hat, dessen Tochter Monika Franz liebt. Auch fie hälis ihn für schuldig, bis sie die Wahrheit erfährt. Ihr \tarrer Stol t bricht zusammen vor der Entehrung, die ihren Namen bedroht. Dil Liebenden finden sih wieder und werden vereinigt durch den Segen des Schloßbauern. Das Stück ist cine Nachahmung Anzen r gruberscber Vorbilder; es erreicht aber nit die Höhe derselben, fon} dern steht an spannender Handlung hinter ihnen zurück. Troßdem muss man zugeben, daß die Entwicklung eine einheitliche und recht geschidt ist, wenn auch das Leben nicht so kräftig darin pulsirt wie in jene G Vorbildern. Der süddeutsche Dialekt, dessen sich die Schauspieler in diese Novität befleißigen müssen, kam nicht gleihmäßig zur Geltung. Wis find aber daran gewöhnt, denselben immer nur mangelhaft zu hören und finden diesen Fehler auch sebr ents{uldbar. Die Darstellun(F war îm Ganzen eine rect trefflihe. Hr. Berla (Franz) hatte di Hauptrolle in Händen, ein Schauspieler, der die inner Bewegung und die Leidenschaftlichkeit mit Gewandtheit zur Anf shauung zu bringen vermag. Auch Frl. Baumeister als Monik:} ist lobenswerth zu erwähnen; sie gab das troßige und bereuend!| Mädcben geschickt wieder. Außer diesen beiden Hauptdarstellern if noch die Leistung des Hrn. Pategg (Schloßbauer), besonders in leßten Akt hervorzuheben. Fr. Hüftel (Crescenz) verdient ebenfalls nos lobende Erwähnung. Das Haus war verhältnißmäßiz gut besetzt unt gab feine Zufriedenheit durch Beifall kund.

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner : Vier “Veilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

Berlin:

dorfers, belehnt wurde und das sie bis zum Jahre 1801 bekleidet hat.

außerdem cin Fahrplau ¡der Berliner Stadt- und Riugba

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folgender: Franz, der Sohn der Lohnerin, der wegen Todtschlags zu C% » M Jahre! G

jens

Nichtamiliches.

reußen. Berlin, 17. Januar. Jn der gestrigen G) Eigon a trat der Neichstag in die erste und event. zweite Berathung der zu Berlin am 3. November v. F. unter- zeichneten internationalen Reblauskonvention und der unterm 17. Dezember 1881 in Vern unterzeihneten _Zusaß- exklärung zu jener Konvention in Verbindung mit dem mündlihen Bericht der Kommission für Petitionen. Die Petitiouskommission beantragte: „Der Reichstag wolle beschließen : S L 1) über die Petitionen, insoweit sie „auf eine Ablehnung der internationalen S 3. November 1881 gerichtet i ‘agesordnung überzugehen ; ; S E sie adet auf Einführung strengerer Maßregeln im internen l 1 : vf unli igsten Berücksichtigung zu überweisen ; - en A Se, A Petitionen hierdarch für Tedigt zu erflären.“ A a lag ein Antrag des Abg. Dr. Schulze-Delißsch vor : „Der Reichstag wolle beschließen : i: statt Nr. 2 der Anträge der Petitionskommission zu seben: l 92) die Petitionen, insoweit sie auf Einführung ftrengerer Maß- regeln im internen Rebverkehr gerichtet find, E dem Herrn E E Ersuchen um # ige Ginbringung eines Geseßentwurss, wonach: a des Deutschen Neichs, in denen Wein- hau getrieben wird, der Verkehr mit Reben „und irgend welchen Theilen D Le aus\chließlich der Trauben, eine Beschcänkung in A B E ‘in solther nur no6 innerbalb unmittelbar an einander i Hermeindebezirfe stattfindet; : a N Weinbaubezirke, auf welche diefe An- ordnung Anwendung findet, von den betreffenden Landesregierungen bestimmt und Zuwiderhandlungen unter angemessene Strafe zu stellen sind; unter Kultivirung der Reben zum ied.“ a L N aa Abg. Dr. Thilenius wies vor Allem auf die erst neuerdings festgestellte ungeheure Vermehrungsfähigkeit der Phylloxera vastatrix (sowohl der geflügelten als unge- flügelten) hin. Die Pelenten, welche eine Verschärfung der Konvention verlangt hätten, hätten die Unzulänglichkeit der Schuß maßregeln behauptet, da jeder Gegenstand, der irgend wie mit infizirten Neben in Berührung gewesen sei, Uebertrager der Neb- laus sein kónne. Sie führten den von der russishen Kommission in der Krim konstatirten Fall an, daß dur Obsibaumwurzeln die Seuche auf sehr weite Entfernung übertragen sei. Getadelt werde die Erlaubniß der Einfuhr von Trauben, während das Ausland sie verboten hätte. Troß der _scharsen Maßregeln sei an der Aar in Heimersheim eine Fläche „von 12 000 qm infizirt worden und au bei Bonn ein ähnlicher Fall vorge- fommen. Jm Auslande nähme die Krankheit stets größere Dimensionen an und so drohe auch der deutschen Weinkultur gänzliche Vernichtung, wodur die große Masse der wein- bauenden Bevölkerung der Existenz beraubt würde. De Frankreih sei 1879 bis 1881 laut offiziellem Berichte ein LTrittel der ganzen Weinbaufläche zerstört, der Wein- export um 448 000 11 gejunken, dagegen der Jmport um 4 000 000 gestiegen. Die temporäre Schudtgung der deutschen Handelsgärtnerei durch die Verschärfung der Vorschriften beim Éxport vershwinde na Ansicht der Petenten der Gefahr des Weinbaues gegenüber. Es könne nur das absoluteste Verbot der Einfuhr aller bewurzelten Gewächse, mithin der Nüdtritt von der Konvention vom 3, November helfen. Dieser Gefahr des Weinbaus in Deutschland gegenüber müßten die eher ab- shwächenden Bestimmungen der vorgelegten Konvention sehr ungeeignet ersheinen uüd empfehle er demnach die Anträge der Kommission sub 2, die wenigstens dem internen Iebver- fehr Nemedur schaffen sollten, angelegentlich zur Annahme. Wenn auch die Konvention vom 3. November anerkannter- maßen mehr als die frühere Schuß biete, fo stehe do das direlte Einfuhrverbot auf alle bewurzelten Gewächse an radikaler und sicherer Wirkung weit höher, und möchte er den Erlaß des Einfuhrverbotes dringend empfchlen, Wenn nun in der Kommission die Vertreter des Rheingaues sich seiner Ansicht angeschlossen hätten, so habe doch die Mcyrheit der Kommission gemeint, bei der Schwierigkeit des Zustandekom- mens einer internationalen Konvention und den unleugbaren Vortheilen, welche sie biete, daß man die Konvention nicht hätte ablehnen sollen, zumal die slrengste Durchführung des absoluten Einsuhrverbots doch Jtalien niht vor der Seuche bewahrt habe. Was dagegen den erbetenen Erlaß eincs Gesehes zur Beschränkung des inneren Nebverkehrs auf das nothwendige Minimum betreffe, so sei die Kommission der Ansicht gewesen, daß dem Gesuch schleunigst Folge gegeben werden müsse. Alle Sachkenner seien fest überzeugt, daß Rebschulen und Handels- gärtnereien die allergefährlichsten Berbreiter der Seuche seien, wie die zahlreichen Belege bestätigt hätten, Hiermüßten zuerst die Hebel angeseßt werden, um Schuß für die Zukunst zu schaffen. Die sorgsältigste Beobahtung müsse mit der Absperrung und Vernichtung des gefundenen Hcerdes Hand in Hand gehen. Der Art. 3. shädige den Export der Gärtnerei. Einige dieser Petitionen wollten, der Reichstag möge der Konvention die Bestätigung versagen, andere aber bäten um unbedingte An- nahme derscl“en. Er (Nedner) sei aufgefordert worden, hier zur Sprache zu bringen, welhe Nachtheile die Gärtnerei in Ersurt durch das von Nußland plößlich erlassene Einfuhrver- bot für bewurzclte Gewächse habe. Er richte daher an die Reichsregierung die Bitte, ste möge stets so früh als möglich von dem Erlaß eines solchen Einfuhrverbots die Jnteressenten benachrichtigen. Es handele sih um einen Gegenstand der allershwierigsten Art. Allen liege wohl der deutsche Weinbau am Herzen und das Haus werde demselben daher den Schuÿ nicht vorenthalten wollen. Er empfehle somit die Anträge der ommijton. : 5 J A D Der Abg. Ackermann bemerkte, die Reichsregierung sei in Unterhandlung getreten mit den betheiligten Staaten, und das Resultat dieser Unterhandlungen liege dem Hause heute vor, Er erkenne es dankbar an, daß die vorliegende Konvention den Hauptanstoß sür die Gärtnerei, nämlich die Garantie der Wurzelreinheit bei Exportprodukten der Gärtnerei, in Wegfall

Weinbau im Sinne des Gesetzes die Pflanzung und Zwecke der Weinbereitung verstan-

Rebverkehr gerichtet sind, dem Herrn Reicbékanzler zur '

gebracht habe. Auf der anderen Seite enthalte auch die jeßige Konvention eine ganze Reihe von Beschränkungen \ür die Handelsgärtner und es wäre die Frage erlaubt gewesen, ob nicht vorher der Nachweis zu geben fei, daß überhaupt die Phylloxera an andern Pflanzen als an der Nebe vorkomme. Auf Grund der einschlägigen Literatur müsse er dies entschieden bestreiten. Die Reblaus finde nur an den Reben Nahrung und gehe bei anderen Pflanzen zu Grunde. Aus der Konvention gehe aver unverkennbar das Bestreben hervor, die Weinbauer auf Kosten der Handelsgärtner zu {üten. Sehr bedenklich sei in bieser Beziehung die Bestimmung des Art. 3, wonach Pflanzen nur nah einer Bescheinigung der Behörde des Ursprung- landes abgesendet werden könnten, aus welcher hervorgehe, daß sie von einer Bodenfläche stammten, die von jedem Wein- tod durch einen Zwischenraum von wenigstens 20 Meter ge- trennt sei, welcher ein Zusammentreffen der Wurzeln aus- schließe. Der Gärtner fönne hiernah in seinem Gewerbe vollständig ruinirt werden, wenn es seinem Nachbar einfalle, in dem bezeihneten Zwishenraum einen einzigen Weinstock an der Grenze zu pflanzen. Dies würde zu bedenklichen und cifanösen Erpressungen Anlaß geben. Er nehme jedo an, vaß man bei der Ausführung dieser Bestimmung mit Milde verfahren werde, weil die Gäctner sonst ihr Exportgeschäft würden einstellen müssen. Die Regierung werde recht thun, wenn sie den Nachbar veranlasse, seinen einzigen Weinstock herauszunehmen. Der Gärtner könne feinen Garten doc nicht mit einer cinesishen Mauer umgeben. Sodann bedaure er, daß dem Grenzverkehr mit Pflanzen nicht die gewünschte Er- leichterung zu Theil geworden. Dieser Pflanzenhandel sei sehr bedeutend, nam?entlich nach Böhmen, und er hoffe, daß es gelingen werde, durch Verhandlungen mit der österreichischen Negierung diesen Detailhändlern noch wesentlize Erleichte- rungen zu s{afen. Diese Bedenken könnten ihn jedo nicht abhalten, für die Konvention zu stimmen, da dieselbe in anderen Beziehungen schr zweckmäßige Bestimmungen enthalte. Ob er für den Antrag Schulze-Delißsch stimmen könne, hänge von den Ausführungen desselben und den Erklärungen der Reichsregierung ab. :

Der N Dr. Buhl erklärte, die deutschen Weinberg- besiger hätten {hon mit klimatischen Verhältnissen zu käm- pfen; komme nun noch der gefährlihste Feind derselben, die Reblaus dazu, so sei n Num Unvérmeidüch. Die Reblaus tödte, wo sie austrete, die Pflanze an der Wurzel, nehme ihr also jede Lebensfähigkeit. An der Aar seien die seit längerer Zeit infizirten Reben ab- gestorben und neue Ansiedelungen des geflügelten Fnsekts seien in der Umgegend entstanden. So seien die beiden Er- sGeinungen, welche Frankreih einen Schaden von Milliarden beigebracht hätten, auch in Deutschland konstatirt, Zwar sei ein derartiges Auftreten des Uebels in Deutschland nach dem Vorfall in Desterreich nicht zu erwarten, aber jeßt erscheine nah dem Unglück an der Aar auch jede Hoffnung illusorisch. Eine weitere bedauerliche Erscheinung an der Aar sei der Fndiffe- rentismus der dortigen Bevölkerung. Obwohl daselbst eine große Anzahl von Weinstöcken bereits abgestorben gewesen sei, sei die Krankheit troydem blos durch einen Zufall und die Sorgfalt eines dortigen Verwaltungsbeamten auf-efunden. Nun sei die Situation von ganz besorgnißerregender Art; von der JInfektionsstelle dehne sich cin ununterbrochener Gürtel von Weinbergen bis in das Rheinthal aus und wo das Aarthal in das RNheinthal einmünde, liege gegenüber ein großer Weinberg, von dem. aus sih die Weinberge bis zum Nhein- gau fortsezten. Wan habe ‘also zu befürchten, daß, wenn nicht die Jnfektionsstellen energish vernichtet würden, es nur eine Frage der Zeit sei, ob überhaupt der Weinbau an dem Rhein erhalten werden könne. Er müsse sämmtlichen Be- hörden, die dort zu thun hätten, seine Anerkennung für die bei Bekämpfung dieses Uebels bewiesene Energie aussprechen. Er hoffe, daß man in den nächsten Fahren mit der größten Sorgfalt nah neuen Jnfektionsheerden suchen werde, denn nur dadurch werde es möglich sein, die Vernichtung des ganzen rheinishen Weinbaues fernzuhalten. Es habe sich der wein- bautreibenden rheinishen Bevölkerung eine große Erregung bemächtigt ; diese Erregung sei sogar bis zu einem gewissen Grade wünschenswerth, denn nur diese bejeitige den Jndif- ferentismus, welcher den Behörden die Unterdrückung der ¡zn- fektionsheerde ershwere. Wenn man in Deutschland noch keine JInfektionsheerde hätte, so könne es vielleicht gerechtfertigt er- {cheinen, daß man ein Verbot des Pflanzenhandels verlange, da man in Deutschland aber schon eine Reihe von Jnfek- tionéheerden habe, könne die Gefahr vom Fnlande eine eben so große sein, wie die vom Auslande. Ftalien habe voll- ständig seit Jahren jeden Pflanzenverkehr verboten, kein Blumenstrauß dürfe nah Jtalien hineingebraht werden, und troßdem nehme das Uebel immer mehr zu, weil dort ein Jn- fektionsheerd bestehe. Die Konvention wolle der Verbreitung der Krankheit durch Wurzelläuse entgegentreten. Zur Er- reihung dieses Zweckes scheine ihm der richtige Weg einge- chlagen zu sein. Werde die Hauptbestimmung, die sih in Art. 3 der Konvention befinde, gewissenhaft durchgeführt, so sei die Garantie geboten, daß mit den-Pflanzen niht auch Wurzelläuse eingeführt würden. Er hätte nur gewünscht, daß aus der ‘früheren Konvention noch die Be- stimmung, daß Pflanzen nur aus seuchenfreien Be- zirken eingeführt werden dürften, aufgenommen wäre. Die vorhandenen Schuhmittel genügten niht. Er schlage noch vor, daß Jeder, der eine Nebe einführe, eine Bescheinigung beibringe, wo sie herstamme und ob sie gesund sei. Eine Untersuhung von dem Käufer allein genüge nicht, da das Thier nur mit Hülfe eines guten Vergrößerungsglases sichtbar sei und noch dazu cinen Sachverständigen erfordere. Geseßz- liche Bestimmungen müßten den Weinbergbesißgern mehr Schuß gewähren, als es die der Reblauskonventiom zu thun im Stande seien. Es werde die Phylloxera auch nicht nur dur Weinreben und Schößlinge verbreitet, wie behauptet sei, fon- dern es sei erwiesen, daß sie auch durch Obstbäume sich verbreitet habe. Auch die Weintrauben selbst, nament- lih die Speiseweintrauben könnten sehr gut die Träger und Vershlepper der Reblaus sein. Ein noch größcrer Schuh sei unumgänglich nöthig, um so nöthiger, da

voraussfihtlich in den nätsten Jahren ein recht lebhafter Han- del mit Reben und Sprößlingen zu gewärtigen sei, in Folge der Beschädigungen, die der starke Winter von 1878/79 und die Nässe des leßten Jahres verursacht hätten. Er heiße daher jeden Antrag gut, der einen größeren Schuß gegen die Reb- laus zu gewähren ihm geeignet s{heine. Er bitte das Haus um Annahme der Konvention.

Die Diskussion wurde hier dadurch unterbrochen, daß der Präsident durch den Schriftführer Abg. Hermes ein Schreiben des Reichskanzlers verlesen ließ, Fnhalts dessen aus Stutt- gart telegraphish gemeldet worden sei, daß der Abg. Dieß aus der Haft entlassen worden sei. :

Das Haus trat wieder in die Tagesordnung ein. i

Der Abg. Walter (Sachsen) führte aus, es sei doch nit Necht, wenn man aus Rücksicht nur auf die Gärtner es ver- absäume, dem Weinbau den nöthigen Schuß angedeihen zu lassen. Die Herren aus dem Osten und Norden des deutschen Vaterlandes könnten die hohe Wichtigkeit der vorliegenden Frage kaum beurtheilen; sie hätten für ihre Existenz in Folge des Austretens der Phylloxera nicht zu fürchten. Er hoffe, daß von Seiten der Reichsregierung möglichst viel werde gethan werden, die Einschleppung der Phylloxera zu verhindern. Die Ausführungen des Abg. Ackermann seien nicht stihhaltig, Der Export für die deutshen Gärtner würde dur gewisse Beschränkung des Handels mit Pflanzen nicht in dem Piaße leiden, daß man ihretwegen die Weinbergbesißzer ungenügend {ügen müßte. Er würde für den Antrag Schulze-Delißsch stimmen, da nur durch strenge Maßregeln das Uebel zu beseitigen sei. j : E

Der Abg. Dr. Schulze-Delißsh erklärte, die Petitionen zerfielen in zwei Theile, in solche, welhe das Verbot der Ein=- fuhr der Gewächse beträfen, und in solche, die auf die innere Beschränkung des Verkehrs hinzielten. Wan stehe hier vor der Behandlung eines Uebels, welches man nur in den ersten Anfängen bekämpfen könne. Auch die gegen die Znfektion ergriffenen Schußzmaßregeln hätten sich als wenig erfoigreih erwiesen. Nothwenvig wäre es vor allen Dingen, daß nur diejenigen Gärtner exportiren dürften, welche eine wirklihe Untersuchung hätten stattfinden lassen. Wichtiger noch sei die Beschränkung des inneren Verkehrs. Es seien 17 neue Jnfektionsheerde bekannt geworden und bekanntlich werde der Weinbau durch die innere Verbreitung der Neben mehr bedroht als durch die von außen, Die Fnteressen der Handelsgärtner kämen hier nicht in solhem Umfange in Be- tracht, wie die des Weinbaus, dessen ganze Existenz gefährdet sei. Zur Abhülfe genüge Nr. 2 des Kommissionsantrages niht. Es müsse sofort mit einem Schuße vorgegangen werden, namentlich in den so bedrohten Rheingauen. Sein Antrag decke sich wörtlih mit dem vom Reichstage im Fahre 1880 gefaßten Beschlusse. Dieser Shuy könne aber nicht den einzelnen Regierungen überlassen werden, sondern müsse dur Reichsgeseß ausgesprochen werden. Die Weinbaugebiete grenzten so nahe aneinander, daß es nihts nügen würde, wenn die eine Regierung vorginge, die andere nicht. :

Der Bundesrathskommissar Geheime Neg.-Rath Weymann bat, der Konvention zuzustimmen, zumal dieselbe durchaus in der Richtung liege, die durh den Neichstagsbeshluß ange- deutet sei. Das Ziel, den Weinbau wirksamer zu schüßen als bisher, sei dur die Konvention erreiht. Wenn die Interessenten des Gartenbaues sih beflagten, so sei ihnen ja das nicht zu verargen, da sie in der That zu Opfern im Interesse des Weinbaues genöthigt seien. Aber was zu ihren Gunsten habe geschehen können, sei geshehen. Mit der Kon- vention sei man dem Ziele einer Ausgleihung widerstreiten- der, zum Theil unversöhnlicher Jnteressen erheblich nahe ge- kommen. Den Kommissionsantrag betreffend, so erkenne die Reichsregierung das Bedürfniß an und habe die Absicht, au die innere Regelung so s{hleunig als möglih herbeizusühren. Der Antrag Schulze-Delißsh würde der Erledigung der Sache in ciner bestimmten Weise präjudiziren. :

Der Abg. Buddeberg führte aus, der Pflanzenverkehr an der böhmischen Grenze würde erheblih geschädigt werden, wenn derselbe, wie dies nah der Konvention den Anschein habe, nur über bestimmte Grenzpunltte gehen solle. Jm Interesse der Erleichterung dieses Vei kehrs bitte er, in ein Einvernehmen mit der österreichischen Negierung zu treten.

Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) {lug vor, durch möglichst populär gehaltene Schriften in den betheiligten Kreisen Aufklärung über die Natur der Neblauskrankheit und deren einzelne Stadien zu verbreiten. Mit bloßen Bürger- meister: und Polizeimaßregeln werde man der Masse der Be- völkerung den nöthigen Ernst und das nöthige Fnteresse nicht beibringen. Jm Uebrigen halte er mit dem Abg. Schutze- Delißsch ein möglichst shleuniges Eingreifen der Geseßgebung für erforderlich. ; L E Sr Abe Haerle erklärte, die zahlreichen Petitionen be- wiesen, daß die neue Konvention das Loos _menschlichev Ein- rihtung theile, nah keiner Seite ganz zu befriedigen und den gleihmäßigen Widerspruch der einander entgegenstehenden Jnteressen hervorzurufen. Der Gärtnerei zu Lieb sei der Berner Kongreß veranlaßt worden, Niemand werde aber die Verantwortlichkeit übernehmen wollen, eine weitergehende Be- günsligung der Gärtnerei zu beantragen. Er empfehle daher die Annahme der Konvention. Jn Betreff des Antrages von Schulze-Delißsch stehe er ganz auf demselben Standpunkte, daß energishe Vorkehrungen zur Verhütung der Verschleppung; im internen Verkehr getroffen werden müßten, er halte aber den vorgeshlagenen Weg, daß nur zwischen anliegenden Gemeindea

bezirken Verkehr in Reben stattfinden dürfe, zur Grun, der Absicht nicht für geeignet, und glaube, daß nähere Prüfung nothwendig, energishe und rashe Entschließung aber geboten

en. y

n Hierauf wurde die erste Berathung ges{hlossen und in der sofort begonnenen zweiten Berathung die Konvention nebst der Zusaterklärung und dem S@lv.ßprotokoll unverändert. angenommen. Ebenso wurden die Anträge der Petitions= kommission, unter Ablehnung des Bntrages Schulze-Delibßsh mit 115 gegen 109 Stimmen ohne ‘Aenderung genehmigt.

Der zweite Gegenstand der Tgesordnung war der Kon- l fularvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und