s{astlihem und politishem Boden. Die verfassungsmäßigen Bedenken, die man gegen den Zollans{hluß erhoben, seien hin- fällig. Die E Hamburgs seien vollkommen gewahrt. Er halte es für ein Unglück, wenn der Antrag Hänel ange- nommen und dem Parlament das Recht zuerkannt werden sollte, in das Detail der Zollbestimmungen einzugreifen. Andere Seestädte würden bald dieselben Vergünstigungen, wie sie hier Hamburg gewährt werden sollten, für sich in Anspru nehmen, und s{ließlich komme noch dazu, daß nah den Be- stimmungen der Zollgeseßzgebung der Antrag Hänel unhaltbar sei. Bei dieser echt nationalen That, die nur die Vollendung der deutschen Verfassung bezwecke, solle man doch der Bundes- regierung niht unnöthig Schwierigkeiten bereiten.
Bei Schluß des Blattes nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats-Minister Bitter, das Wort.
— Jn Rom ist ein Comité zusammengetreten, um eine dort für 1882/83 beabsihtigte internationale Kunst- ausstellung zu veranstalten. Ein von dem Comité er- lassener Aufruf fordert alle in- und außerhalb Jtaliens leben- den ausländischen Künstler zur Betheiligung an der Ausstellung auf. Dieselbe wird in einem cigens für diesen Zweck erbauten Gebäude stattfinden. Der Aufruf stellt den Erlaß eines be- züglichen Reglements in baldigste Aussiht. Unter den Mit- gliedern des Comités befindet sich auch ein in Rom lebender deutscher Künstler, Professor Eduard Müller aus Coburg, der Schöpfer der in der hiesigen Nationalgalezie aufgestellten Prometheusgruppe.
— Nach der im Reichs-Eisenbahn-Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlihten Nachweisung über die im Monat November 1881 auf deutschen Bahnen (aus- \chließlih der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 47 größeren Bahnen beziehungs- weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebelänge von 29 328,37 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 11 940 Courier- und Schnellzüge, 83 924 Personenzüge, 51824 gemischte Züge und 83 486 Güterzüge ; an außerfahrplanmäßigen Zügen : 1563 Courier-, Schnell-, Personen- und gemischte Züge und 32 320 Güter-, Materialien- und Arbeitszüge. Jm Ganzen wurden 690 961 711 Achskilometer bewegt, von denen 191 497 195 auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeför- derung entfallen. Es verspäteten von den 147 688 fahrplan- mäßigen Courier-, Schnell-, Personen- und gemischten Zügen im Ganzen 1597 oder 1,08pCt., (gegen 1,31 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,97 pCt. im Vormonat). Von diesen Ver- spätungen wurden jedoch 549 durch das Abwarten verspätcter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 1048 Verspätungen (= 0,71pCt.) zur Lat fallen (gegen 1,11 pCt. im Vormonat). Jn demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 140 138 beförderten fahrplanmäßi- gen Zügen mit Personenbeförderung 989 oder 0,71 pCt., mithin ebensoviel, Jn Folge der Verspätungen wurden 329 Anschlüsse versäumt (gegen 306 in demselven Monai des Vorjahres und 446 im Vormonat).
— Die Strafbarkeit eines seine Zahlungen einstellenden Schuldners wegen einfahen Bankerurts aus 8. 210 Nr. 2 der Reichs-Konkursordnung infolge unordentliher Buchführung ist nach einem Urtheil des Reichs8gerichts, I. Strafsenats, vom 21. November v. JF., ausgeschlossen, wenn in irgend einem der Zahlungseinstellung vorhergegangenen Zeitpunkt, zufoïge un- orden!licher Buchführung, eine Uebersiht des Vermögensstandes des Schuldners gefehlt hat, durch spätere ordentlihe Buch- führung aber dieser Mangel wieder beseitigt worden ist. Zur Anwendung des Strafgeseßes is also erforderli, daß der Mangel einer Uebersicht des Vermögensstandes zufolge un- ordentlicher Buchführung mit der Zahlungseinstellung zeitlich zusammentrifft, wenn au ein Kaufalzusammenhang zwischen beiden Faktoren (Zahlungseinstellung und unordentlihe Buch- führung) nicht erforderlich ist.
— Nach 8. 30 des Geseßes vom 5. Mai 1872 über den Eigenthumserwerb haften für die auf Grundstücken eingetrage- nen Hypotheken und Grundschulden unter Anderem auch die dem Eigenthümer zufallenden Versicherungsgelder für abgebrannte oder durch Brand beschädigte Gebäude, wenn diese Gelder nicht statutenmäßig zur Wiederherstellung der Gebäude verwendet werden müssen oder verwendet worden sind. Diese Vorschrift, welche, gegenüber dem älteren preußi- schen Rechte, neu ist, hat, nah einem Urtheil des Rei chs- gerichts, V. Civiljenats, vom 3. Dezember v. J., rück- wirkende Kraft auch auf vor Emanation des Grundeigenthum- Erwerbgeseßes vom 5. Mai 1872 eingetragene Hypotheken für Brandjälle, die nah Emanation des bezeichneten Gefeßes eingetreten sind.
— Se. Hoheit der Herzog Paul von Mecklen- burg-Schwerin, Major und Escadron-Chef im 2. Hessischen Husaren-Regiment Nr. 14, ist zum Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler aus Cassel hier angekommen. Ferner sind zu demselben Zwecke hier eingetroffen: der General der Kavallerie von Tümpling, kommandirender General des V1, Armee: Corps, die Generale der Jnfanterie : Freiherr von Barnekow, kommandirender General des 1, Armee-Corps, und von Tresckow, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, kommandirender General des 1X. Armee- Corps, und der General der Jnfanterie z. D. Graf von Na h, Chef des 1. Niederschlesishen Jnfanterie-Regiments
L. 4A
Sachsen. Dresden, 19. Januar. (Dr. J.) Die Ersie Kammer trat heute nah kurzer Debatte nah dem Vorgange der Zweiten Kammer den auf den Ankauf der Chemniß-Würschnitßer Eisenbahn und der sächsisch- thüringishen Ostwestbahn Zwickau-Weida bezüg- lihen Anträgen der Staatsregierung ein\immig bei und über- wies die auf Errichtung eines Landgerichts in Zittau ge- richteten Petitionen, welhe die Zweite Kammer der Regierung zur Erwägung überwiesen wissen will, der Regierung lediglich zur Kenntnißnahme.
Die Zweite Kammer ertheilte der zwischen den Staats- LeTangen des Königreihs Sachsen und des Großherzog- thums Sachsen über die Mitbenußzung einiger Königlich sächsisher Landesanstalten Seitens der Großherzoglichen Re- gierung vorläufig verabredeten Uebereinkunst ihre Genehmigung.
Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. Zanuar. Die „Wiener Zeitung“ meldet: Der Kaiser hatte mittelst Handschreibens vom 12, November v. J. auf Antrag des Finanz-Ministers
die Einseßung einer besonderen, aus einem Präsidenten und 10 Mitgliedern bestehenden Kommission befohlen, zur Prüfung der Verwaltungseinrcihtungen behufs Einführung von Vereinfahungen und Erzielung thunlichster Ersparungen im Staatshaushalte. Mittelst Entschließung vom 8. Fanuar ist Graf Hohenwart zum Präsidenten dieser Kommission ernannt worden.
— Ueber die Zustände in Bosnien und der Herze- gewina wird der „Pol. Corr.“ unter dem 18. d. V. ge- \hrieben :
„Der Zeitpunkt für die Dur{chführung der Militärkonskription in dem durch Oesterreih-Ungarn ofkkupirten Gebiete rückt immer näher, und die Vorbereitungen für diese Maßregel, deren Durch- führung keinem Zweifel unterliegen kann, nehmen ihren stetigen, ent- sprechenden Fortgang. Die Konskriptionslisten sind bereits fertig- gestellt, und zum Zwecke der Einleitung des Reklamationsverfahrens, der Ergänzungen u. \. w. an die Ortsältesten geleitet worden. Wie- wohl es keine eben feltene Erscheinung ist, daß sich die Letteren gegen die Uebernahme dieser Manipulation \träuben und um deren Besor- gung durch die Kaiserlichen Behörden bitten, find die Fälle, in denen diese Weigerungen auf ausgesprochen bösen Willen und absichtsvolle Renitenz zurückzuführen wären, do nur höchst vereinzelte.
In einigen Theilen Bosniens, besonders in dessen Norden, häufen sih Seitens der muselmännischen Bevölkerung die Fälle, daß letztere Pässe begehrt, als ob man auszuwandern gedächte. Diese Bewegung wird durch einen spekulativen Theil der griechish-orthodoren Be- völkerung, welcher sih dadurch zu Spottpreisen in den Besitz {öner Grundwerthe zu seßen hofft, genährt und gefördert; andererseits fordert aber gerade diese Erscheinung das Mißtrauen der im höchsten Grade argwöhnischen Mohammedaner heraus. Auch die zahlreichen ins Land dringenden Berichte über materielles Elend, mit dem die mohammedanischen Emigranten zumeist das Wohlgefühl des Aufent- haltes auf „geweihter Erde“ zu bezahlen haben, bieten keinerlei Antrieb zu überstürzter Ausführung dieser Auswanderungsgelüste. Seitens der österreichisch-ungarischen Behörden wird, abgesehen von den Fällen, in denen es sich um konskriptionspflichtige Individuen handelt, dieser heinbaren Emigrationslust keinerlei Hinderniß in den Weg gelegt.
Anders liegen die Verhältnisse in der Herzegowina in den Be- zirken von Foca, Stolac, Bilek, Gacko, Newesinje und Trebinje. Auch hier fungiren die österreichish-ungarishen Behörden unbehelligt an allen Punkten, und die gegentheiligen Meldungen sind absolut un- wahr; es fehlt hier aber nicht an ernst zu nehmenden Symptomen einer intensiveren Gährung und einer ents{losseneren Agitation, welche Vorsicht in jeder Weise gebieten, Von einer Insurrektion in der Herzegowina zu sprechen, wäre heute eine nicht zu rechtfertigende Ueber- treibungz es fehlt aber niht an wohl zu beachtenden Anzeichen, daß an der ÎInsurgirung des Landes werkthätig gearbeitet wird, daß die- selbe Fortschritte aufzuweisen beginnt und daß weiterem Wachsthume durch entsprechende Kraftentfaltung vorgebeugt werden muß. Macht! das ist das Einzige, wovor sich die Herzegowzen zu beugen seit Jahrhunderten gewöhnt sind. Die ruheliebenden Bewohner des Landes felbst, deren es nicht wenige giebt, dringen in die Regierung, sie möge die Gar- nisonen des Landes verstärken und mit Achtung gebietender Macht auftreten, dies als das einzige, aber au als ein zuverlässiges Mittel bezeichnend, der Verführung der Massen Seitens der Heter zu steuern und cinec möglicher Weise ernsten Beunruhigung des Landes zuvor- zukommen. Im Sinne einer weisen Prophylaktik, die sich nicht scheut, durch ein kleineres Opfer in der rechten Stunde der Gefahr größerer Opfer für die Zukunft entschlossen vorzugreifen, erscheint eine ent- sprechende Machtentfaltung in der Herzegowina chon jeßt als dringend geboten. Nicht nur die Nothwendigkeit ciner Repression in der Krivoscie allein, sondern auch das Gebot kluger Präventive heischt {hon derzeit eine ausgiebigere Stärkung der Machtmittel Oesterreich- Ungarns in der Herzegowina.“ ¿ ;
—(W. T. B.) Als det {Uusstshe Botschafter von Oubril und der Botschastssekretär von Krupenski gestern, Nachmittags 31/2 Uhr, zu Wagen von der griechischen Kirche nah dem Bot- schaftshotel zurüctkehrten, wurde durch das Fenster des Wagens nah den darin Sigzenden ein großer Stein geworfen ; der Botschafter von Oubril und der Botschaftssekretär von Krupenski wurden indeß nicht verleßt. Der Thäter wurde alsbald verhaftet; derselbe soll Johann Zich heißen, aus Böhmen gebürtig sein und als Freiwilliger in der russischen Armee den lezten türkishen Krieg mitgemacht haben. Wie es heißt, wollte derselbe einen Racheakt ausüben, weil er angeb- lih von der russischen Botschaft mit einem Bittgesuche abge- wiesen wurde.
Prag, 19. Januar. (W. T. B.) Eine vom Comité der verfassungstreuen Großgrundbesißer abgehal- tene Versammlung beschloß, auf einen Kompromiß mit dem konservativen böhmischen Großgrundbesiße bezüg- lih der am 18. k, M. stattfindenden Ergänzungswahl nicht einzugehen.
Pest, 19. Januar. (W. T. B.) Im Unterhaufe wurde vom Deputirten Helfy eine Jnterpellation an den Minister-Präsidenten darüber eingebracht, ob die Gerüchte über Unruhen in Süddalmatien und in den okkupirten Län- dern begründet seien und, wenn dies der Fall, welhen Ur- sachen die Regierung die Entstehung der Bewegung zuschreibe, welches Vorgehen die Regierung zu beobachten gedenke, ob die Regierung bezüglich der okkupirten Länder bestimmte Zukunfts- pläne habe und welche, ob die türkishe Regierung, Angesichts der Bewegung Schritte gethan habe, eventuell ob die Regierung geneigt sei, den bezüglihen Notenwechsel vorzulegen.
Niederlande. Haag, 19. Januar. (W. T. B.) Jn der Zweiten Kammer kündigte der Deputirte Gleichman für nächste Woche eine Jnterpellation an die Regierung, betreffs der Küstenschiffahrt niederländisher Schiffe an der deutschen Küste, an.
Frankreich, Paris, 19. Januar. (W. T. B.) Zur Vorberathung der Regierungsvorlage über eine be- \shränkte Revision der Verfassung und über den Eintrag des Prinzips des Listenskrutiniums in die Ver- fassung wurde heute von den Bureaux cine aus 33 Mitglie- dern bestehende Kommission gewählt. Die große Mehrheit der Kommissionsmitglieder sprah si gegen die Regierungs- vorlage aus und möchte lieber eine unbeschränkte Revision der Verfassuna vorgenommen sehen. Auch der Eintrag des Prinzips des Listenskrutiniums in die Verfassung wird von der Kom- missionsmehrheit abgelehnt.
— 19. Januar, Abends, Nah weiteren Mittheilungen gelten von den 33 Mitgliedern, aus denen die Kommission zur Vorberathung der Verfassungsreoision besteht, 30 als Gegner der Regierungsvorlage. Jn den Bureaux scheinen die Stimmen in der Art getheilt, daß etwa ein Drittel sich für die Regierungsvorlage ausspriht und zwei Drittel gegen die- selbe, — Die der Regierung nahestehenden Zeitungen sagen : das Ministerium werde betreffs seiner Vorlage die Kabinets- frage stellen und jede Modifikation derselben zurückweisen.
— 19. Januar, Nachts. Die heute gewählte Kom- mission zur Vorberathung des Revisionsentwurfes wird morgen ihre Berathungen beginnen. — Es wird bestätigt, daß das Kabinet fest entschlossen sei, seine Entlassung zu nehmen,
falls die Kammer nit den von der Regierung vorgelegten Entwurf in seiner Gesammtheit annehmen sollte.
Jtalien. Rom, 19. Januar. (W. T. B) Die Kammer hat die Mandatsniederlegung des Deputirten Sella nit angenommen, demselben vielmehr zur Herstellung seiner Gesundheit einen halbjährigen Urlaub bewilligt. Die Begründung der Fnterpellationen der Deputirten Berio
und Ricotti ist bis nah der Debatte. über die Wahlreform verschoben worden.
Türkei. Konstantinopel, 17. Januar. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier berichtet: Die Pforte dementirt amtlih die hier veröffentlihte Meldung, daß die Regierung beabsihtige, die Christen zur Wehrpflicht heranzuziehen, und sie erklärt, daß sie nur einen Census der chzistlichen Berölkerung angeordnet habe.
— Aus St. Petersburg, 19, Januar, meldet „W. T. B.“: Dem „Golos“ zufolge hätte die russishe Re- gierung ihrem Delegirten Thörner in Konstantinopel bezüglich der Negulirung der von der Türkei an Rußland zu zahlenden Kriegsentshädigung neue ergänzende Fz struktionen zugehen lassen. Thörner hätte in Folge dcssen die beabsichtigte Reise nah St. Petersburg auf unbestimmte Zeit verschoben.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Zanuar. (W. T. B.) Der Reichstag wurde heute dur den König eröffnet. Die Thronrede gedenkt der der Kronprinzessin entgegengebrahten Sympathien fowie der Sympathien, welchen der König im Auslande für das Königliche Haus und für die Völker Schweden-Norwegens begegnete. Der Handelsvertrag mit Frankreih wird vorgelegt werden ; dagegen finden in diesem Jahre keine Vorlagen in Betreff des Steuerwesens und des Heerwesens statt. Das Budget weist in Einnahme
„und Ausgabe 78 680 000 Kronen auf.
, Dänemark. Kopenhagen, 19. Januar. (W, T. B.) Der Minister des Fnnern brachte heute im Folkething eine Vorlage ein über den Bau einer Verbindungsbahn zwischen der Bramminge-Nibe-Bahn und der projektirten Bahn durch Westscchleswig bis zu einem Punkte der Lan- desgrenze, südlih von Ribe, für den Fall, daß das leßtgenannte Bahnprojekt zur Ausführung kommt.
Afrika. Egypten. Alexandrien, 17. Januar. Dem „Reuterschen Bureau“ meldet man: Der englische und der französische General-Controleur haben von ihren resp. Regierungen strenge Weisungen erhalten, irgend einem Zugeständnisse der Regierung gegen den Anspruh der Notabelnkammer, das Budget zu votiren, keinen Vor- \chub zu leisten. — Jn Alexandrien is die Meldung von der Ermordung des griechischen Konsuls in Manfalul, O ber-Egypten, eingegangen. Das Verbrechen wurde von Räubern verübt.
Zeitungsf\stimmen.
Aus Aidenbach in Bayern ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ meldet, dem Reichskanzler folgende Zustimmungsadresse zugegangen :
„Der patriotische Verein Aidenbach, welchem 512 Kleingrund- besitzer und Kleingewerbetreibende als Mitglieder angehören, erlaubt sih, Gw. Fürstlihen Durchlaucht die vollste Uebereinstimmung mit Hocbihrer gegenwärtigen Wirthschaftspolitik kund zu geben und zuglei ch die Bitte ehrfurchtsvoll auszusprechen, von diesen gesunden Bestre- bungen nicht mehr abzula}sen.
Wir sind der festen Ueberzeugung, daß auc der verrannteste Fret- händler in wenigen Jahren seinen Irrthum einsehen wird.“
— Aus Hildesheim wird derselben Zeitung unter dem 18. d. M. geschrieben :
Die in landwirthschaftlichen Kreisen des Fürstenthums Hildes- heim \chon seit längerer Zeit ventilirte Frage einer Zustimmungs- adresse an den Fürsten Bismarck zu seiner neuen Wirthschaftspolitik, fand in einer heute hier tagenden zahlrei besucbten Versammlung von Landwirthen aus den Kreisen Hildesheim und Marienburg ihre Erledigung dahin, daß man einstimmig beschloß, die in der Versamm- lung zur Verlesung gebrachte Adresse an den Reichskanzler abgehen zu lassen. Als zweckdienlid wurde es anderseits anerkannt, daß, um der Adresse den gehörigen Nachdruck zu verleihen, es angezeigt er- scheine, möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Zu diesem Zwecke wird nun die Adresse in den landwirthschaftlichen Kreisen der vorbezeichneten beiden Aemter cirkuliren. — Es is auch dieser Vor- gang ein sprehender Beweis dafür, wie sich die Landwirtbe unseres Fürstenthums von dem manchesterlichen Liberalismus, der die ackerbau- treibenden und industriellen Kreise unserer Landdroftei rücksichtslos be- herrscbte, imer mehr emanzipirt und die Wahrung ihrer Interessen, die diejenigen der ganzen produzirenden der Nation sind, in der ReichskanzlerisWen Wirthschaftspolitik am sichersten gewährleistet finden. Diesem Gedanken gab auch in der bezeichneten Versammluna der Landesökonomic-Kommissar Hr. Brügmann beredten Ausdru, der in einem interessanten Vortrage das Wesen des Mancbhesterthums, auf eine Fülle s\tatistishen und praktis{-wissenscaftlidben Mas- terials gestützt, erläuterte und dessen Verderblichkeit gerade für die Landwirthschaft in beredten Worten nabwies. Eine eingehende Dar- stellung widmete Hr. Brügmann dem Sch{lagworte der Freibändler : billige Lebensmittel. Redner wies statistisd na, daß in allen Län- dern und zu allen Zeiten die Lebensunterhaltungsverhältnifse dann am ungünstigsten waren, wenn die Lebensmittelpreise am niedrigsten standen. Redner exemplifizicte auf die Türkei, Portugal und auf die verschiedenen Landestheile în unserem deutschen Vaterlande. Der rheinländiscbe Arbeiter stehe materiell besser, als der ostpreußisce und \{lesische, obglei der erstere höhere Preise für die Lebensmittel be- zahlen müsse. Nicht billige Lebensmittelpreise sci das Endziel einer rationellen und nationalen Wirthschaftspolitik, viel- mehr allgemeiner, lohnender Verdienst. Wenn der Arbeiter etwas verdiene, vermöge er auch einen Pfennig mehr für Brot und Fleisch zu zahlen, wenn es ihm aber an Verdienst fehle, so könne er auc die niedrigsten Lebensmittelpreise niht ers{wingen. Das hohe Verdienst, die nationale und rationelle Wirtbschaftsäpolitik eingeführt zu haben, gebühre dem Reichskanzler; darum sei es Pflicht eines Jeden, der ein offenes Auge und ein warmes Herz für die Nation habe, den Fürsten Bismarck in seinen hohen Zielen zu unter- stüten. Die Ausführungen des Redners fanden ungetbcilten Beifall. Auch lassen die warmen Sympathien, die man allseitig der neuen Wirthschaftspolitik entgegenbrachte, darauf \{ließen, daß sich die für demnächst in Ausfiht genommene Gründung eines konservativen Vereins unter zahlreicher Betheiligung vollziehen wird.
— Jn der „Germania“ beginnt eine Correspondenz aus dem westfälishen Kohlenrevier Mitte Januar mit folgen- den Worten:
Unsere Eisenwerke sind mit Aufträgen wohl versehen, das Eisen- geshäft ist daher ein vollständig befricdigendes, und sind weitere Preissteigerungen mit Sicherheit zu erwarten. Das ist die Sachlage und wird sie mit vollem Rechte auf den durch die Zollgesetgebung von 1879 berbeigeführten E der nationalen Arbeit zurückgeführt.
Der Schluß des Artikels lautet :
Der Waggonmangel ift beseitigt, was wir im Interesse der
Koblen- und Eisenindustrie gern konstatiren. Hoffen wir, daß nie wieder eine folhe so leiht vermeidlihe Industrieplage wieder- fehren wird. ;
— Jn einem Artikel der „Deutsch. Volksw. Corr.“ Der, deutshe Handel und die deutschen Seestädte“, wird esagt: gel Was aber den Punkt betrifft, daß es nämli nur einzelne Industriezweige seien, welche den Vortheil von der jeßigen Zollpolitik hätten, und daß vielleiht ebenso viele andere dur dieselbe benac- theiligt würden, so glauben hieran unsere Gegner selbst nicht rect. (G8 mag ja wohl sein, daß noech in manchen Punkten nachgebessert werden muß, und daß auch der durhdachteste Tarif immer noch ein- zelnen Branchen Grund zur Beschwerde übrig läßt. Aber die Erfah- rung ist ganz und gar auf unserer Seite, wenn wir unsere fröhliche Hoffnung aussprechen, daß der eingetretene Aufschwung sih in nit ferner Zeit als ein allgemeiner herausstellen wird.
— Die „Staatsbürger- Zeitung“ äußert sich zur Diskussion über die Unfallversiherung wie folgt :
Unserer Ansicht nah sind niht alle Mitglieder des Reichstages, welche sich für die Einbringung des Buhlschen Entwurfs entschieden haben, mit dem Inhalt desselben einverstanden ; sie kennen die großen Fehler desselben zu genau ; aber sie wissen auch ebenso gut, daß sie es mit einem todtgeborenen Kinde zu thun haben, bei dem es voll- kommen gleich ist, ob es mit graden Gliedmaßen, oder als Krüppel auf die Welt gekommen ift
„Aber, wie ist es möglich, ein solches Geseß machen zu wollen, das die meisten Fabcikanten ruiniren muß! ?*“ rief ein Fabrikherr seinem Kollegen zu, worauf ihm dieser lähelnd erwiderte: „Sie sind doch wirklich noch zu naiv, wenn Sie an das Zustandekommen dieses Gesetzes glauben, man wird es in der Kommission begraben und damit für alle Zeit beseitigen. “
Vollkommen ehrlich mit dem Buhlshen Entwurfe meinen es allerdings alle Diejenigen, welhe für die Privatversicherungsgesell- chatten schwärmen: die echten Manchestermänner, die im Aktienwesen das Heil des Bolkes erblicken.
Daß solche Gesellschaften keine Garantie bieten, ist wiederholt gesagt und nachgewiesen worden. Dies können auch die größten Ver- ehrer des Privatversicherung8wesens nicht bestreiten, und deshalb müssen sie hon, so leid es ihrem mancbesterlichen Herzen auch thun mag, Bedacht darauf zu nehmen, daß eine gewisse staatliche Kontrole Plat greift; hiermit sprechen sie aber über ihr eigenes Prinzip das Todesurtheil. Wer die Versicherungsgesellschaften unter die staat- liche Kontrole gebracht wissen will, der kann auch die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle direkt zu einer Sache des Staates machen.
Wir wollen durchaus nicht bestreiten, daß auch eine größere Anzahl von Abgeordneten einzig und allein von dem Interesse für die Arbeiter geleitet wird, aber gerade zu diesen Herren haben wir das Vertrauen, daß sie {ließlich doch der staatlihen Unfallversicherung zustimmen werden, die allein eine sichere Garantie bietet.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 8. Januar bis inkl. 14. Januar cr. zur Anmeldung gekommen : 141 Ebeschließungen, 891 Lebendgeborne, 36 Todtgeborene, 477 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von Prof. Wilhelm Scherers Geschichte der deutschen Literatur ist kürzlih das fünfte Heft ausgegeben worden (Berlin, Weidmannsche Bucbhandlung). In demselben wird das 9. Kapitel: „Reformation und Renaissance" zum Abschluß gebraht. Hans Sachs, Nicodemus Frischlin, Herzog Heinrich Julius, Jakob Ayrer und ihre Dramen, sowie die Dichter der folgenden Zeit des dreißigjährigen Krieges: Opitz, Flemming, Rist, Day, Zesen, Gryphius 2c. werden in \{arf umrissenen Skizzen vorgeführt, welchen treffende fkulturgeschihtlihe Seitenblicke als Hintergrund dienen. Im 10. Kapitel beginnt sodann die Schilderung der Anfänge der mo- dernen Literatur. Die Darstellung wird jeßt allmählich breiter und ist trotz der nicht eben bedeutenden Erscheinungen, die sie zu behandeln hat, nicht gerade so fesselnd wie nur möglich. Dies gilt namentlich von dem Abschnitt „Religion und Wissenschaft“, in welchem die geistlichen Dichter und Schriftsteller Friedri Spee und Johann Scheffler, der Augustiner- Pater Abraham a Sankta Clara, Paul Gerhardt, Spener, Graf Zinzendorf u. A. treffend und bündig charakterisirt werden. Jn Anknüpfung an die Letzteren wird auch die Entwickelung des Kirchen- gesanges berührt und bei den Kantaten- und Oratoriendichtern Neumeister und Brokes der musikalischen Heroen Bach und Händel gedacht. Muster- haft bei aller Kürze ist die Charakteristik von Leibniz und Thomasius. In dem folgenden Abschnitt betitelt „Die Veredlung des volks- thümlichen Geshmacks“, erweitert sich die literarhistorische Darstellung zu einer umfassend fkulturgeschichtlihen Studie, reich an intimen Einblicken in den Lauf der Entwickelung, welen das deutsche Geistes- leben in dieser Zeit genommen hat. Der fodann beginnende Ab- schnitt, welcher sich speziell mit der Romandichtung beschäftigt, wird in diesem Hefte noch nicht beendigt. — Der Verfasser entschuldigt die Verzögerung des Fortgangs und hofft, daß es ihm gelingen werde, die drei noch ausstehendea Kapitel in verhältnißmäßig kürzerer Zeit zum Abschluß zu bringen.
München, 19, Januar. (W. T. B.) Der bekannte Natur- forsher und Reisende Hermann von Sc{lagintweit-Sakün- lünsfi ift beute gestorben.
— Die am 21. Januar erscheinende Nr. 2012 der „JIllustrirten Zeitung“ (Leipzig, J. I. Weber) enthält u. A. folgende Illustrationen: Graf von Waldersce. — Der Umzug der Ehren- zeichen Kleinbasel8, nah einer Zeichnung von Karl Juslin. — Vene- tianische Bilder: Der Palast Contarini, nah einer Zeichnung von A. Blaschnik. — Römische Bilder: Die Prozession mit der wunder- thätigen Santo Bambino in der Kirhe S. Maria Aracoli am 6, Januar, nach einer Zeihnung von N. Effenberger — Das Ende des Kampfs, nab dem Leben gezeihnet von F. Specht, Michael Wagmüller, Gustav Süs. Das neue europäishe Kasino in New- Yorfk.
Land- und Forstwirthschaft.
Das „Journal officiel* veröffentliht eine Zusammenstellung der Prâäfektenbericbte über die leßte Weizen- und Roggenernte Frankreichs. Die bestellte Fläche betrug für Weizen 7054 036 ha, für Roggen 1834 848 ha. Die Erntemenge überhaupt belief sich auf 95,6 Mill. Hektoliter Weizen und 23,6 Mill. Hektoliter Roggen. Es entfallen daher auf ein Hektar 136 h1 Weizen und 23,6 11 Roggen. Nah dem Gewichte betrug die Erntemenge in Weizen 7,3 Mill. und in Roggen 1,7 Mill. Tonnen. Das Durschnitté- gewicht eines Hektoliters Weizen belief sich auf 76,6 kg und das eines Hektoliters Roggen auf 72 kg.
Gewerbe und Handel,
Die von der französischen Regierung zur Verhütung der Einschleppung von Rinderpest unterm 21, Dezember v. J. angeord- nete Maßregel, nach welcher die Ein- und Durchfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern, sowie von frischen Häuten und anderen Abfällen derselben, insofern diese Gegen- stände aus Deutschland herrühren, verboten wurde, ist mit Rücksicht auf die Lokalisirung der Seuche in Deutschland und auf die hier zur Unterdrückung derselben getroffenen energishen Maßnahmen durch ein Dekret vom 16. d. M. dahin modifizirt worden, daß jenes Verbot jeßt nur noch für lebendes Rindvieh und für frishe Abfälle desselben bestehen bleibt, die Ein- und Durchfuhr von geschlachtetem Rindfleisch aus Deutschland aber wieder zugclassen ist.
— Die Verwaltungévorstänte der Berlin-Anhaltischen Eisenbahngesellschaft haben eine Denkschrift ausgearbeitet, welche für die bevorstebende Generalversammlung der Aktionäre be- stimmt if. Wir entnehmen derselben Folgendes: Die Königliche Staatsregierung hat fich ents{lossen, für die Ueberlassung des Berlin- Anhaltischen Cisenbahnunternehmens eine Rente von 6 °/g zu bieten, also diejenige Dividende den Aktionären dauernd zu gewähren, welche sie für das Jahr 1880 bezogen haben und welche für das Jahr 1881 wahrscheinlich ganz oder doch nahezu erreiht werden wird. Die Offerte entspricht dem zeitigen Nutzungswerthe des Unternehmens. Das in den nächsten Jahren die Rente des Unternehmens erheblih höher wird, ist nit mit Sicherheit vorauszuseten, da gegenüber den allerdings vor- handenen Aussichten auf Hebung ?es allgemeinen Verkehrs und iné- besondere des Verkehrs der Berlin-Anhaltiscben Eisenbahn doch auch die ungünstigeren Chancen in Betracht zu ziehen find, welche si aus der zu erwartenden stärkeren Konkurrenz der preußischen Staats- eisenbahnen ergeben. Es ift auch zu berücksichtigen, daß die obwalten- den Geldverbältnisse, welche den Cours unserer Aktien, wie aller guten Anlagepapiere sehr erhöht haben, anderen Plaß machen können, und daß die Aktionäre im Falle der Ablehnung der Offerte, mit einem geringeren Course der Aktien, sowohl bei einer Veräußerung derselben als auch bei später wieder an sie herantretenden Offerten der Regie- rung zu rechnen haben würden. Wenn wir nun au der Meinung sind, daß der dauernde Werth des Unternehmens für die Gesellschaft und in noch höherem Maße für den Staat größer als der Preis ist, welchen jetzt die Staatsregierung bietet, so glauben wir doch annehmen zu müssen, daß unter den obwaltenden Umständen die Aktionäre nicht geneigt sein werden, eine dem heutigen Nußungswerthe entsprechende Offerte mit Nücksiht auf eine doch niht sichere spätere höhere Cinnahme und troß der Möglichkeit eines Rückganges des Grtrages zurückzuweisen; jedenfalls vermögen wir nicht, zur Zurü- weisung zu rathen. Dieselbe würde sich nur empfehlen, wenn die Aktionäre in ihrer großen Mehrheit entschlossen sind, das Unter- nehmen in eigenem Betricbe auf die Gefahr ungünstiger Ergebnisse zu behalten ; find sie aber der Meinung — und dies glauben wir bei der großen Mehrheit annehmen zu dürfen — daß der Verkauf an \ih erwünscht sei, wenn nur ein angemessener Preis bezahlt werde, fo empfiehlt es si für sie, die jeßige Offerte anzunehmen, da cine Er- höhung derselben niht wahrscheinlich ist.
— Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 6. d. M. datirten Wochenbericht folgendermaßen: Am Waaren- und Produktenmarkt hat sih nichts Neues von speziellem Interesse ereignet. Die Spekulation in Weizen und Mais war kaum fo animirt wie in der Vorwoche und die Exportfrage für diese Getreide- forten bewegte sih in sehr engen Grenzen. Getreidefrahten fanden daher nur wenig Beachtung und ist für volle Ladung diese Woche kein einziges Schiff gechartert worden; Petroleumfrahten waren da- gegen fest und verkehrten in steigender Tendenz. Baumwolle in disponibel Waare hatte sehr stilles Geschäft und ist 3/16e. per Ballen gewichen; Termine waren dagegen in den letzten Tagen ret lebhaft, konnten aber vorwöchentliche Schlußnotirungen ebenfalls niht behaupten. In Rio Kaffees nahm das Geschäft einen ruhigen Verlauf, für west- und ostindishe Sorten zeigte sich dagegen mehr Kauflust. Rohzucker hatte bei fester Haltung stillen Verkehr. Von Provisionen war Talg für Export begehrt, während Schmalz, Schweinefleisch und Speck nur wenig Beachtung fanden. Am Hopfenmarkt hat sih die Frage etwas gebessert. Terpentinöl hatte ruhiges Geschäft, Harz war dagegen fest und rar und für Er- port beachtet. Raff. Petroleum flau und nominell. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 089 035 Doll. gegen 1742043 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Verkehrs-Anstalten. Triest, 19, Januar.
(W. T. B.) Der Lloyddampfer
«Venus“ ift heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
New-York, 19, Januar. S D) Der Dümpsfer
„Helvetia“ von der Nationäl-Dampfschiffs-Company (C. Messingsche Linie) ift hier eingetroffen.
Berlin, 20. Januar 1882.
Preußische Klassenkotterie. (Dhne Gewähr.)
Bei der heute angefangenen Ziehung der 4. Kiasse 185. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen :
1 Gewinn von 300 000 M auf Nr. 4777.
2 Gewinne von 15 000 46 auf Nr. 4756. 12 701.
5 Gewinne von 6000 # auf Nr. 11 317. 16 634. 49 393. 56 691. 92 410.
41 Gewinne von 3000 4 auf Nr. 212. 3715. 6789, 11 646. 13 597. 13845. 15824. 17357. 24968. 28188. 30865. 01886. 32918. 87970, B45 O URO 44 181. 47 171. 51422, 52030. 53564. 54653. 04740. 54763. 56325. 07 020. 07916. 08 C00 E 760 991. 80 343. 80 370. 81208. 82487. 82645. 84445. 88399. 88 737. 90 009. 90 732.
56 Gewinne von 1500 # auf Nr. 3958. 4558, 9020. 11080, 120058. 19014. 10 110; I 17 534. 19 026. 20 659, 21765. 22668. 22 679. 23586. 28 003. 30 208. 33029, 34865. 35298. 36 7C7. 38558. 40184. 41 498. 43 002. 44 627. 40 600. 47 0/1. 47107. 47 465. 47 623. 49 908. 53481. 54694. 62807. 68683. 70374. 70451. 74433. 75 099. 70489. 76 007. 76944. 77298, 77 944. 77980. 77993. 78421. 80265. 83986. 83 999, 86 820. 88303. 91407. 91977. 945641. /
71 Gewinne von 600 A auf Nr. 992. 1458. 1647. 5288. 6699. 7217. 10 790. 12476. 183 045. 13 198. 13438. 13 479. 18 091. 19474. 20472, 20890. V0 (00, 37 698. 30 573. 32 050. 35243. 35361. 37904. 38146. 38931. 394056. 39 651. 40040. 40146. 41767. 42163. 42168. 42928. 47 861. 51320. 51537. 52703. 54443. 55268. B56 944. 57 861. 58441. 58570. 58986. 60548. 62869. 63811. 66 594, 66825. 66998. 68366. 68407. 69635. 70 525. 72343. 73028. 736564. 74507. 79978. 80 247. 82 141. 83 392. 83412. 84139. 85818. 87648. 8302. 88312, 91 434. 92369, 93 204.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlih Preußischen Kunstsammlungen. Dasselbe erscheint vierteljährlih zum Preise von 30 M für den Jahr- gang im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung zu Berlin.)
1, Königlihe Museen in Berlip.
Im Laufe des Vierteljahres vom 1. Juli bis 30. September 1881 wurde von dem zuerst am 3. August 1880 veröffentlichten Führer durch die Königlichen Museen eine zweite verbesserte und entsprechend den inzwischen eingetretenen Veränderungen ergänzte Auflage aus- gegeben. .
A. Gemäldegalerie. (Keine Erwerbungen.)
B. Abtheilung der antiken Skulpturen.
Ein Zuwachs von Originalen fand, mit Ausnahme eines Relief- fragments römischen Ursprungs, räthselhafter Darstellung und merk- würdiger Hochreliefbehandlung, kaum ftatt. Den Königlichen Museen gesichert wurde allerdings der ganze Bestand von Fundstücken einer zweiten vom 1. August 1880 bis dahin 1881 unter Hrn. Humanns Leitung und mit Unterstüßung des Hrn. Regierungs- Baumeisters Bohn auf der Akropolis von Pergamon durchgeführten Ausgrabungêcampagne. Was wir dieser Art der Geneigtheit der Kaiserlich osmanischen Regierung und der Mitwirkung des Auswärtigen Amtes und der Kaiserlichen Botschaft in Konstantinopel verdanken, wird ers im Laufe des Winters hier eintreffen. Schon jeßt angekommen sind nur einige unten als aufgestellt zu nennende Stücke nebst wenigen . anderen geringeren Werthes. Einen vorläufigen Bericht über die ganze zweite Campagne bringt der zweite Theil dieses Heftes.
Die Abgußsammlung wurde namentlich durch einige aus der Formerei des Louvre in Paris erworbene Stücke bereichert. Grab- stele der Philis von Thafos (Fröhner, musées de France pl. 39), attishe Grabstele des Thainippos, ein merkwürdiges wahrscheinli attishes Relief, den sogenannten Besuh des Dionysos bei Ikarios in neuer Weise darstellend, Satyrbüste aus Vienne (Fröhner, Catalogne Nr. 270»), weibliher Kopf aus Epirus (Henzen, Monum. grecs publ. par l’as80c. pour l’encour. des étndes gr. 183 pl. I.), jogenannter Medusenkopf (Fröhner, mus. à: France pl. 25) und die viel besprochenen Arm- und Handfragmente zur Venus von Melos. Die Originale sind sämmtlih im Louvre. Außerdem is von einem Originale im Cabinet des médailles zu Paris, der Abguß einer Tänzerin, Replik der kleineren \{öneren Statue der Königlichen Museen aus Rom (Nr. 755A), erworben. Aus Athen wurde die neugefundene Kopie der Parthenos des Phidias im Abgusse erworben, aus Berliner Privatbesit der eines jugendlihen männlichen Porträt- kopfes trefflicber Kunst römischer Zeit; das Original stammt aus Rom.
An der Reinigung und Herstellung der Pergamenischen Fundstücke arbeiteten die Herren Freres und Possenti unausgesetzt und mit gutem Erfolge. Die Statue eines stehenden Hermaphroditen, deren Theile bis auf den rechten Arm und die linke Hand fo gut wie vollständig im Südosten des Altarfundaments gefunden worden sind, kam zur öffentlihen Aufstellung. Fast fertig wurde eine im Wesentlichen sogar ganz vollständige Statue des Zeus (Ammon), deren Theile ebenfalls nahe am Altare, nah Norden zu, gefunden worden sind.
Von Fundstücken der zweiten Pergamenischen Campagne wurden ein weiblicher Kopf (von den Herren Friedlaender und Sallet dem Nikekopf auf Münzen (Æ) von Metapont verglichen), und zwei Sta- tuetten aufgestellt. Die beiden letzteren, von etwas kleineren Massen als die Braunschen Figuren aus den athenischen Gruppen des Attalos, stellen beide Kämpfer dar, die eine den bogenschießenden Herakles, die andere einen lebhaft bewegten nackten Mann.
Der Römische Saal konnte nach Beendigung der Umstellungen wieder geöffnet werden, währeud das etruskishe und griechiche Kabinet baulicher Arbeiten halber noch ges{lossen bleiben mußten. Als neu- aufgestellt ist im römischen Saale zu nennen der Ausschnitt aus der Krönung eines großen römischen Rundgrabmals aus Falerii.
Der große Katalog der Originalskulpturen mit Aus\{luß der Pergamener ist etwa zu einem Viertel der Drukfertigkeit nahegebracht.
Der Direktor war eine Zeit lang in Pergamon, Hr. Dr. Furt- wängler in London abwesend. Hr. Dr. Puchstein verließ zum 1. Ofk- tober das Königliche Museum nah Beendigung namentlih der Ar- beiten über Provenienz der Skulpturen für den Katalog.
Conze. Sammlung der mittelalterlihen und Renaissance- \kulpturen.
Die Sammlung der Originale wurde um folgende Stücke deut- \cher Arbeit bereichert :
ein weiblihes Bronzeköpfhen aus Nürnberg, wahrsceinlich von P. Vischer;
Thomasgruppe in Holz, fast leben8groß, von frönkischer Arbeit um 1480—90;
Holzmodell einer Gruppe von Herkules und Cacus, vielleicht vom jüngeren Labenwolf ; S
Holzstatue einer Maria, wohl von einer Kreuzigungsgruppe stammend, s{wäbishe Arbeit, um 1500;
endlich die durch Scbenkung zugegangene bemalte Holzstatue des hl. Jakob, angeblich aus dem Atelier des Syrlin; sowie ein
Christuskopf, in demselben Material und aus der gleichen Zeit, wie die genannte Statue.
Die französishe Schule, welche in der Abtheilung nur dur eine hervorragende Statue des Noccoco vertreten war, konnte durch ein tüchtiges Werk aus der Blüthezeit der Renaissance bereichert werden : die Reliefbüste der Jeanne de Balsac, Dame de Montal, in reiber arciteftonis{her Umrahmung (datirt 1527). Dieselbe bildete einen Theil vom bildnerishen Scbmucke des Chateau Montal im Departement du Lot, welcher im Frühjahr dieses Jahres in Paris versteigert wurde.
Bode.
C. Antiquarium.
Von Bronzen wurde ein Kastenbeschlag erworben mit einer Platte, in welcher das Schlüsselloch wohl erhalten ist, neben ver- \chiedenen gut gearbeiteten Reliefköpfen, welhe als Verzierung des Kastens dienten, nebs Rosetten, Ketten, Griffen u. \. w.
Aus Xanten crhielten wir cin ansebnliches Glasgefäß.
Von Seiten der Egyptischen Abtheilung wurde eine Anzabl klei- ner Antiken übergeben, die Hr. Prof. Dr, Brugsch auf der persischen Gesandtschaftsreise 1861 in Hamadan und Bagdad gesammelt hat; es sind meist Figürben und Geräthe aus Bronze; außerdem eine Reibe von Cylindern mit Keilschrift und cine Mylittastatuette aus Alabaster, vergl. Jahrb. 11. S. LXXXVI.
E. Curtius,
D. Münzkabinet.
Der Zuwachs des Münzkabinets beirug in dem Vierteljahre vom 1, Juli bis 30, September nur 60 Stücke: 2 goldene, 31 silberne und 27 bronzene, von denen 6 geschenkt und 5 gegen Dubletten ein- getauscht wurden. Die Gescbenkgeber waren das Königliche Mini- sterium für Landwirtbs{haft, Domänen und Forsten, Hr. Professor Kiepert, Hr. Geheim-Rath Reuleaur und die Stadt London. 5
Von Bedeutung unter den Erwerbungen sind allein 6 römische Bronze-Medaillons von großer Scbönheit und Seltenheit, cinige sogar Unica. Unsere noch immer nit reichen Reihen solder me- daillenartigen Prachtstücke wurden durch diese in erwünshter Weise vergrößert. L ;
Auch einige werthvolle griechis{e Münzen traten hinzu, nament- lih eine {ône Silbermünze von Cos mit dem Kopfe eines jugend- lichen Herakles im Dreiviertelprofil, dann eine Bronzemünze von Aphrodisias mit zwei kaöchelspielenden Ecoten, cine von Cibyra in Phrygien unter Elagabal geprägt, mit der Jahrzahl 196 einer Aera, welche unter Tiber begann, als dieser Cibyra und 13 andere Städte Kleinasiens, die durch ein Erdbeben zerstört waren, herstellte, worauf sie ihm in Puteoli ein Denkmal errichteten, dessen Basis noch vor- handen ist, während die Bildsäule selbst auf einer römischen Bronze- münze erhalten ift. : 2 H
Aus Jnowrazlaw gelangte eine keltishe Goldmünze, eine \oge- nannte Regenbogenschüssel, in die Sammlung, von durchaus anderen Gepräge als die gewöhnlichen in Bayern und Böhmen gefundenen.
Die mittelalt-rlihen Münzen wurten au dur ein Paar Stücke vermehrt, ebenso die orientalishen. Das Königlibe Ministerium für Landwirthschaft scbenkte die woblgelungene Preismedaille der Fischerei- Ausstellung mit dem Bildniß Sr. Kaijerlihen und Königlichen Hoheit
—
des Kronprinzen, welche der Hofmedailleur Shwenzer in Stuttgart
geschnitten hat.
“ente t irte 00 g Atti d M
44 vid rei R c