1903 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Mar 1903 18:00:01 GMT) scan diff

seßhaft t haben. „Rei mittelbar“ (d. H. d Y morgul zablend und Heerbann n find Golombe, T ieliper,

r. :

Bis Giddr im Osten nnd Uba im Westen, allerdings dur das Gebluzomassiy unterbrechen, fißen die Fullahs ges{lofsen.

Die westliche, bizher betretenere Straße nah Norden führt bis Uba tve S niederes Bergland mit Ausblicken auf das geschlossene Mittelmassiv, in dessen Ausläufern zwischen beiden Bergen die „Reichs- unmittelbaren“ Be, Bazeo und Kau sig-n. Längs des Weges bis Uba sigen die Ndjaien sprechenden Heidenstämme der Sumo Holma, Woyla, Kilba, Myaka, ‘Maiha und Zeke, die auf derselben niederen Stufe stehen wie die Falli. Die Männer sind mit über die Schultern hängenden Fellen bekleidet, Weiber und Kinder nackt. Sämtliche Heiden bereiten aus Korn ein beraushendes Getränk (H. ngia, F. mbull), das ibnen geradezu als Nahrungsmittel dient. Ihr Schutz sind die unzugänglicßen Berge, in êenen sie mit wunderbarem Geschick fsih zu verbergen wissen

Battas, Mundangs und Margis haben eine Art von Kultus; bei den Ndjaien und Fallistämmen habe ih nirgends Anklänge daran

gefunden. Bis Mubi ist das Land gut bebaut. Demßa, Sserau, Maiha, Mubi ist

Holma und Mubi sind „reichsunmittelbar“.

Bei Mubi zweigt die große Bornustraße ab. überhaupt ein wichtiger Knotenpunkt und großer Markt; denn hier nimmt auch die einzige größe Straße nah Often (H. gabbas, F. funange), die das Nordadamauamassiv in der Breitenrichtung nah Marrua hin

durchzieht, ihren Anfang. Sie führt sehr beschwerlih, teils nur als Saumpfad, in zwei Tagen über Burrha nah Gauar mitten im Ge-

Girge, ‘wo die Straße nah Nordèn über -Samai in 16 Stunden -

nach Madagali abzweigt. Bis nah Marrua- gelangt man über Gasaua, wo der Weg aus dem Gebirge heraustritt, und Miskin in 12 Marschstunden von Gauar aus.

Mubi, Müúglubu, Sserau und Demßa sind-alte große Pläße, die {hon Barth besuchtz, und die genau erhalten find, wie er sie beschreibt. Der Anbau des Landes is gut, auch Wasser is vorhanden. Nördlich Mubi führt der Weg “in der Ebene mit dem Blick auf die grotesken

elsformationen des Massivs, in fünf Stunden nah Uba, das, wie ishika und Moda im Norden, mit reichen Weidegründen „reichs- unmittelbar“ ift.

Nördlichh Moda beginnt das Gebiet des zahlreihen, von Barth enau beschriebenen Marykistammes, der sh bis weit nach

ornu hinein erftreckt. Die Straße folgt den Talwindungen;, poises oft, wie bei Uduffo, wo eine große Marykisiedelung st, gesblossene Kessel oder gestattet auch weite Ausblicke auf das M im Osten. Hier glaubte Barth den durch Clapperton berühmten Mendifpic zu sehen, der in „Wirklichkeit als isolierter, hoher Felskegel öfilih Marrua in der Ebene liegt. Wenn die Maryvfkis au besser gebaut und fortgeschrittener als die Fallis und Ndjaien, ja selbst als die Mundang sprechenden Heiden sind, so habe ih do die von Barth beschriebenen klassischd {chönen Gestalten troß eijrigen Suchens nicht finden können. Die {öne Hautfärbung, ent- “weder ein tiefes Schwarz oder ein gleihmäßiges dunkles Kupfergelb, ist allerdings auffallend. ;

Fünfzehn Marschstunden von Moda entfernt liegt der vor- geshobenste Fullabposten, von den nördlihen Vorbergen des Massivs edeckt, dreimal umwallt, inmitten der Marykis, das reiche Madagali. Bewundernswert ist es, wie hier, {hon in der Ebene, gegen Heiden, Mandaras und Bornuleute wenige hundert Fullabs \sich haben be- haupten und sogar eine bedeutende Herrshaft unter den Marykis aufrihten können. Der alte Bacari, der \ich pes Barths, mit seinen Kamelen und seinem Fernrohr- na

ola ziehend, erinnerte, war der viehreihste Herrscher

damauas. Madagali, aus ungefähr 500 Gehöften bestehend, liegt in einem nur nach Westen offenen Gebirgskessel, dessen Ränder sich über 309 m hoh unmittelbar binter der Stadt erheben. Viel Wald ist in der Nähe, an Bauholz also, wie fast überall in Nordadamaua, kein Mangel, und feste Bohlentüren, die mit Ketten gesperrt sind, breite, gute L2ehmmauern mit Dornenbedeckung erinnern bereits an :Bornukultur. Hier is die Wetterscheide.

Oesterreich-Ungarn.

Der Tschechenklub hat, dem „W. T. B.“ zufolge, be- schlossen, für die am nächsten Dienstag stattfindende erste Lesung des Budgets die Abgg. Kramarc, Zazek und Herold als Redner zu wählen. Es soll ihnen aufgetragen werden, gegenüber der Regierung die entschiedenste opposttionelle Stellung des Klubs sowie den Entschluß desselben zu betonen, mit aller Kraft auf den Sturz der Regierung hinzuarbeiten.

Die Stadtverordneten von Prag haben gestern Srb wieder zum Bürgermeister gewählt.

Großbritannien und Jrland.

In der gestrigen Sißzung des Unterhauses erklärte der Premier- minister Balfour auf eine Anfrage Gibson Bowles', der Bericht der Sachverständigen über den Plan des Baues von Hafenanlagen an der Osiseite von Gibraltar sei von der Regierung erwogen worten. Sie glaube jedoch nicht, daß die großen Kosten, welche der Bau erfordern würde, zu entsprewenden Ergebnissen, vom Gesichtäpunkte der Ver- teidigung des Reiches aus betrachtet, fübrcn würten. Der Par- lamentô)esr:tär der Admiralität Arnold Forster brachte cine Vorlage ein, die die Admiralität ermächtigt, den Mannschaftébestand der Rlottenreserve zu erhöhen und bei den verschiedenen Dienstiweigen Marinevolu: teers cinzureiben, die in Kriegsiciten zum Dienst in allen Weltteilen verpflichtet sein sollen. Das Haus nahm die erste Lesung der Vorlage an. In Leantwortung ciner Anfrage erklärte der Uaterftaatsiefretär des Auswärtigen Lord Crandborne, der eng- lische Geschäftêträger in Peking flehe in Verbindung mit dem Vertreter des Peklingsyndikats in China und habe bâufig bei ter dchinesischen Regierung Vorstellungen . erboben zur Unterstüßung des Gesuches des Syndikats um Gewährung der versprohenen Konussion zum Bau ciner Eisenbahn von d des Syndikats îin Hunan râch tem Yangtse. Der Prinz Tscing bake dem Vertreter Englonts am 21. Februar mitgeteilt, daß dem Genceral- direktor der Eisenbahnen telegraphbish die Weisung erteilt wcrden ci, den Vertreter des Syndikats zu empfangen und în freundschaftlicber Weise mit idm zu unterhandeln. Das Haus nahm dann die Lesung eines Gesetzentwurfs an, nah dem ter Verkau? von Butter, die mehr als 20 9/% Wasser enthält, verboten wird. Der Geseteatrourf schreibt ferner vor, daß Butter, welche 16 bis 2099/9 Wasser enthalte, die Avufichrift „ver- fälshte Butter“ tragen müsse, wenn der Verkäufer nicht beweisen könne, daß es unverfälshte Butter sei. Akers Douglas brate einen Gesezegtwourf ein, durch den die Graffchaftêräte und Gemcinde-

ev Minen

versammlungen zum Erlaß \s{chärferer Vorschriftea über die Beschäftigung |

von Kindern ermä@ttigt werden.

Franukreih.

Der deutshe Botschafter Fürst Nadolin und Gemahlin haben sih gesiern abend, wie „W. T. B.“ meldet, nah Monaco begeben, wo sie vierzehn Tage als Gäste des Fürsten von Monaco verweilen werden. Während der Abwesenheit des Boilschafiers wird der erste Sekretär Graf von der Groeben die Geschäfte der Boischaft führen

Die sozialistish-radikale Gruppe hielt gestern abend eine Versammlung ab, in der sie es für notwendig er- klärte, daß der Ministerpräsident in der Kongregations angelegenheit die Vertrauensfrage fielle, weil die Partei defürhte, daß sonst eine Anzahl von Mitgliedern der

| \{ießen. Die

| Zölle auf Erzeugnisse der Philippinen, ist nicht mehr zur

| derselben wurden getötet, fünfzehn gefangen genommen.

„Union démocratique“, die unter Führung gegen die Regierungsvorschläge stimmen werde. Ferner beschloß die sozialistish-radikale Gruppe, von der Regierung die baldige Schließung des Nancyer Klosters „Zum guten Hirten“, das fürzlih wegen Ausbeutung einer Näherin zu 10 000 Francs Schadenersaß verurteilt wurde, zu fordern.

Ftalien.

Der Deutsche Kronprinz und der Prinz Eitel- Friedrich von Aen sind gestern vormittag 111/25 Uhr, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, in Brindisi eingetroffen und von den Behörden und einer zahlreihen Volksmenge begrüßt worden. Die Prinzen begaben fih an Bord der englischen Yacht „Saphir“, die sogleih die deutshe Stan- darte hißte. Der zur Begrüßung der Prinzen nach Brindisi ent- sandte italienishe Kreuzer „Jride“ gab die üblichen Salut- \shüsse ab. Um 1214 Uhr verließ die „Saphir“ den Hafen von Brindisi. ! __ Obwohl der Papst sich wohl befindet, hat sein Leibarzt ihm vollständige Ruhe anempfohlen. Der Papst wird daher bis zur nächsten Woche niemand empfangen.

Spanien.

Am Montag abend hielten, wie „W. T. B.“ mitteilt, etwa 8000 Anhänger der katalanischen Be in Barcelona eine Versammlung -ab, um zu -den bevorstehenden Wahlen Stellung zu nehmen. Es wurde beschlossen, sich an dem Wahlkampf in nahdrücklicher Weise zu beteiligen. Von ver- schiedenen Rednern wurde die Notwendigkät der Autonomie Kataloniens gefordert.

Etiennes stehe

Niederlande.

Wie dem „W. T. B.* aus dem Haag berichtet wird, hat die Prüfung der drei mit dem letzten Ausstand der Eisenbahnangestellten zusammenhängenden Regierungsvorlagen in den Bureaux der Zweiten Kammer ergeben, daß die liberale Minderheit glei der Mehrheit die bisher von der Regierung getroffenen Maßnahmen billiye, daß sie aber, in der Meinung, die vorgeschlagene Enquete werde. zur Wiederherstellung und Sicherung der Ordnung genügen, sich einem Ausftandsverbot widersezgen werde. Die Mehrheit des Hauses dürfte dagegen, wie verlaute, geneigt sein, falls fich kein anderes Mittel biete, alle Vorlagen- der-Regierung unverändert anzunehmen. Der geplanten Errichtung einer Cisenbahnbrigade wurde, namentlich mit RNücfsicht auf den internationalen Verkehr, allgemein zugestimmt.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.-Corresp.-Burau“ meldet aus Kon- stantinopel, daß der Marineminister Hassan Pascha ernst- lih erkrankt fei.

Konsularishen Meldungen zufolge hat am Sonntag

(Vilajet Monastir) eine

in Lubunova am Presbasee (V Gendarmeriedetahement überfallen.

bulgarishe Bande ein Der Gendarmeriekommandant wurde getötet; beiderseits Verwundete. Seit den

gab es mehrere Tödte und

eßten Meldungen wurden zwei neue Morde von der Komiteevehme im Distrikt Ochrida verübt. Vorgestern wurde ein serbisher Priester in Verbjani (Kreis Rilep) ermordet. Ueber - die Veranlassung zu dem Kampfe zwischen türkfishen Truppen und den Bewohnern des Brombo wird gemeldet, daß eine bulgarishe Bande versucht habe, die “Einwo er zur Teilnahme an der Be- wegung zu veranlaffen “Der Gouoerneur von Seres habe darauf ein Militärdetachement dorthin entsandt, das mit Ge- wehrfeuer empfangen worden sei. Bei dem nun folgenden Zusammenstoß seien etwa 14 Häuser in Brand gesteckt und auf beiden Seiten mehrere Personen getötet und verwundet worden. Dem Rejt der Bande sei es «gelungen, zu flüchten, da die Truppenabteilung zu shwach gewesen sei, um erfolgreich vorzugehen.

Es verlautet, die Pforte bereite ein Memorandum über die Propaganda der mazedonishen Komitees und die jüngsten mit dem Bandenunwesen zusammenhängenden Vorfälle zur Mitteilung an die Botschafter oder durch diese an die Großmächte vor.

Griechenland.

Die Yacht „Saphir“ mit dem Deutschen Kronprinzen und dem Prinzen Eitel- Friedrich von Preußen an Bord ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern abend 10 Uhr nach einer zehnstündigen Fahrt von Brindisi in Korfu eingetroffen. Die Prinzen werden zwei Tage daselbst verweilen, um die Schenswürdigkeiten der Jusel zu besichtigen.

Dem „Temps“ wird aus Athen gemeldet, die grie is che Regierung habe den Großmächten eine Note überrcicht, in der sie ihrer Befriedigung über die von Rußland und Oesterreih-Ungarn zu Gunsten der Wilajcts Kossowo, Saloniki und Monaîtir verlangten Neformen Ausdruck gebe und gleich- zeitig die Mächte bitte, bei dem Sultan dafür einzutreten, daß dicse Reformen auch auf das Wilajet Janina ausgedehnt würden, wo die grichij@e Bevölkerunzz unter der gegen wärtigen Lage sehr leide.

Amerika.

Der Senat hat vorgestern, wie dem „W. T. B* aus Washington berichtet wird, zu dem Entwurf eines Tarifgesetes sür die Philivpvinen cinige Abänterungen „augenommen, tur die Zigatren uud Zigaretten von der Litte der zollfrei cinzuflbrenden Waren geitrihen werden und ferner der Zoll auf Zucker und Tabak von 2 auf 909% der Ste des Dingleytari!s. erböbt werden soll. Der Senat ge nehmigte ferner die Berichte übec das Marinebudget und allge- meine Nachforderungövorlagen, die von ten zu der gemetn- samen Konterenz abgeordneten Vertretern beider Häuser tes Kongresses erstaltet worden find. Das Mauinebudget siebt cinen Kredit von ins- gesamt 81 877 291 Doll. vor.

Gestern hat sich der Kongreß vertagt. Das Nevräsentanten- aus nabm in der S{blußfitzung den Bericdt der gemeinsamen Konferenz

Hauser über die Marinevorlage an, den ter Präsident sevelt noch vor der Vertagung unterze!hnete. Das Gese be-

t die Mittel für den Bau von drei Scblabischiffen zu 16 000

drei Shlachischiffea zu 13 000 Tonnen Gedalt: indes

d keine Mittel für den Bau von Kreuzern, der ursprünglich von ciden Häusern geplant war, vorgesehen. Für Munitionsbeschaffung, namentlih zu Schichübungen, find 12,00 00, Dollars ausgeworfen, darunter cin Betrag von 120 000 Dollars zu Preisen für Scheiben- Vorlage, betreffend die weitere Herabsetzung der

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Verabschiedung gelangt. Asien. Die Stadt Ous in der Provinz Albay auf Luzon ist

| am Montag von Aufständischen eingenommen worden. Die

amerifanishe Garnison, die aus Polizeitruppen bestand, wurde, wie „W. T. B.“ «erfährt, überwaltigt. Zwei Mann ( Der Kommandant der Garnison hat aus den übrigen Provinzen Verstärkungen erbeten

I

; Afrika.

Der Oberkommissar für Südafrika Lord Milner eröffnete geber wie „W. T. B.“ meldet, die zur Beratung über neue

ahnbauten in Transvaal und der Oranjekolonie fattfindeate Konferenz. Dabei erklärte er, die Bahnsysteme in den neuen Kolonien würden künftig nicht als gesonderte Organisaticnen bestehen, sondern Leineiniities Eigentum der Ee beider Kolonien sein. Von der garantierten Anleihe würden 5 Millionen Pfund für den Zweck des Ausbaues des Bahnnezes abge- sondert werden; im ganzen säße er die Kosten der notwendigen Bahnbauten auf 10 Millionen ZIUN,

Ein Telegramm der „Corre}pondencia de Espafia“ aus Tanger meldet, daß dort eine Bewegung gegen die Fremden ausgebrochen sei. Zwei Spanier seien verwundet worden, Der spanische Gesandte habe energische Vorstellungen erhoben.

__ Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Kriegs- minister Menebhi den Duar des Senhadschastammes erstört und die Einwohner getötet. Ferner hat er die Stadt [ïn Medinna niedergebrannt, aus der nur 49 Menschen

entkommen sind. Der Kabylenstamm der Chiatia hat sih dem Sultan unterworfen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (274.) Sizung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber- ding und der Staatssekretär des Reichsshaßamts Freiherr von Thielmann beiwohnten, wurde die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats für 1903 bei dem Spezialetat für die Neichsjustizverwaltung fortgeseßt.

Zu dem Titel „Gehalt des Staatssekretärs“ bemerkt Abg. Lenzmann (fr. Volksp.): Dem Staatsfekretär gebührt unfere volle Anerkennung für den Eiser und die Nachhaltigkeit, mit der er den auf dem Rechtsgebiete notwendigen Neformen vor- arbeitet. Im Reichsjustizamt sind zur Zeit zwei freie Kom- missionen tätig, deren eine die Reform tes Strafprozesses, die andere diejenige des materiellen Strafrechts zu beraten hat. Es is nicht der Zweck dieser Kommissionen, Geseßentwürfe vorzubereiten, sondern ausgesprohenermaßen haben die ver- bündeten Regierungen erfahrene Männer der Wissenschaft und Praxis zusammengerufen, um si zu informieren und für ihre späteren Geseßz- entwürfe eine Basis zu finden. Es ist daher auch die Klage in der Presse nicht berechtigt, daß diese Kommissionen im stillen Kämmerlein tagen und daß davon nihts in die Oeffentlichkeit gelangt. Die Ent- würfe jelbst werden selbstverständlih dem großen Publikum zur Kritik anheimgegeben wecden. Die Aufgaben der Kommission würden nur durSfreuit werden, wenn jeder einzelne mit seinen Spezial- wünschen an die Kommission berantreten dürfte; es würde dann ein gar nicht zu verarbeitender Wust von Material zusammengehäuft werden. Die verbündeten Regierungen sollten aber dabei nicht vergessen, diejenigen Reformen, welche abseits von diesen großen Fragen erledigt werden fônnea, auch ibrer Erledigung näher zu bringen. Dahin ge- hören die Fragen der Strafpraxis, zunächst der bedingten Ver- urteilung. Es ist das kein alter Ladenhüter. Der Erlaß vom / De- ember 1902 hat die ganze Frage in ein falsches Geleise gebra: [le übrigen Kulturstaaten geben davon aus, daß die Frage, ob eine Strafe zu vollstrecken ist oder nicht, durch das erkennende Gericht ent- schieden werden muß; das ist die bedinate Verurteilung, wo die Strafe nit vollstreck wiro. England und Amerika kennen für die Nicht- vollstreckung die Friedensbürgschaft; Belgien erklärt die Strafe für ein non avoenue, für eine Strafe, die gar niht au8gespröcen worden ist; Norwegen erklärt die Strafe für verbüßt. In Preußen ist nun die bedingte Verurteilung durch die bedirgte Bes gnadigung erseßt worden. Bis 1902 hatte der Richter dabei überhaupt nicht mitzusprehen, sondern die Gnadeninstanz trat nur ein auf Bericht der Strafvollstreckungöbchörde. Es ist stets darauf gedrängt worden, daß die Gerichte bei der Frage der Straf- vollstreckung wenigstens mitzuwirken bätten; diese Gnadeninstanz des Monarchen bezw. des Minißters is sons nur noech in Italien vor- handen, alle anderen Kulturstaaten kennen nur den Strafnachlaß durch das Geriht. Durh den Erlaß von 1902 wird vorgeschrieben, daß das erkennende Gericht gehört werden soll, aber mitbestimmente Bedeutung hat es niht, und der Guadenerlaß bleibt ein Gnaden- erlaßd. Schreiten wir auf jener Bahn weiter, so wird niemals an Stelle der Gnade die Rechtsprechung treten. Der Strafnachlaß ist eine Forderung des objektiven Rechts, nicht der Billigkeit. Der erwähnte Erlaß hat zur Grundlage eine Vereinbarung mehrerer Einzelstaaten über die gleihmäßige Bebandlung der bedingten Begnadigung. Diese Vereinbarung könnte als Grundlage eines Neicbsgesetes dienen, abgesehen von der Bestimmung, daß das Gericht sich über die be- dingte Begnadigung zu „äußern* bat. Damit wird dieser wichtige Akt der Rechtsprechung der Garantie der öffentlihen mündliben WVer- bandlung entkleidet. Hier muß die Reichägesetzgebunag einschreiten Die Vereinbarung wischen den Bundedstaaten könnte ja au jeden Augenblick aufgeboben oder dur eine andere erseit werden; es fehlt auch eine ganze Anzahl kleinerer deutsher Bundesstaaten.

(Bei Schluß des Blattes spriht der Redner weiter.)

- Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (37.) Sißung, welher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, die zweite Beratung des Staats haushaltsetats für das Nehnungsjahr 1903 fort.

DieEtats für a. Rente des Kronfideikommißfonds, b. Zuschuß zur Nente des Kronfideikommißfonds, c. Münzverwaltuna d. Generalordensfommission, 6. Geheimes Zivilkabinett, f. Prü fungstommisfion für höhere Verwaltungsbeamte,-@. Disziplinar- hof, h. Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenzkonsflikte und i. Geseßsammlungsams werden ohne Erörterung erledigt

Es folgt dann der Etat des Bureaus des Staats minitteriums.

Abg. von Pappenbeim (ken): Das Staatäminisiciium gibt uns zu Anfang jeder Session cine Uebersiht darüber, was mit den Beschlüssen dieses Hauses geschehen ist. Ich habe mi nun davon überzeugt, daß seit einer Reibe von Jahren die Regierung cine Anzabl dieser Gegenflände für erledigt erklärt mit der Mit- teilung: Die Erwägungen sind noch in der Schwebe usw Im folgenden Jahre wird aber darauf nicht wieder zurück- aekommen. Dadurh wird zum Teil das VDetitionéret illusoris Es wäre also wohl angezeigt, daß wir im Hause ein Verzeibnis über diese Bestlüsse führten, ebenso daß die Regierung ein solches Ver- zeichnis führte und daß im nächsien Jahre die nicht erledigten Sachen wieder zur Erörternnga gestellt würden, damit wir sehen, was cigent- lich mit unseren Beschlüssen geschieht. Die Zahl der erledigten Be- s{lüfse verhielt sih zur Zahl der nicht erledigten in den drei Vor- jabren wie 48 : 14, 56: 11, 35:9; in diesem Jahre sind von €0 Be- schlüfsen 18 une-letigt geblieben.

Abg. Dr. Friedberg (nl.): Ih unterslüße die Anregung det NyBnn von Patpenheim.

nierflaatssekretär Freiberr von Seckendorff: Es hantdell sich darum, das Haus nicht im unklaren darüber zu lassen, dak dit Staatsregierung die Beschlüsse dicses Hauses nicht underü&ichtizt [36 Es handelt sich aber nur um die Beschlüsie der leuten Seisica In Uebereinstimmung mit dieser Behandlung dur Regierung

teht auch die Geshäftsordnung dieses Hauses. Das geübte Verfahren e richt also dem früheren Beschlusse des Hauses io dem Zwecke dieses Beschlusses. Die Regierung wird aber den weitergehenden Wunsch in Erwägung ziehen. ie

Abg. Dr. Porsch (Zentr.): Die Anregung entîpriht auch den Wünschen meiner Parteifreunde. Wir wollen die Erledigung unserer Bescblüsse dur die Staatsregierung niht zum Gegenstand parlamen- tarischer Erörterung machen, aber wir wollen wissen, was mit unferen Anregungen ges: hen ist. Bei einer Reibe von Anträgen hat sich nun herausgestellt, daß die Erledigung mehr Zeit als die Spanne zwischen dem Schluß der einen und dem Beginne der nächsten Session bean- \prucht. enn uns in diesen Fällen eine ausweichende Auskunft egeben wird, so liegt es in der Natur der Sache, daß wir erneut Auskunft verlangen. s

Abg. von Pappenheim (kons.): Der § 35 unserer Geschäfts- ordnung gibt mir das Recht, die Punkte, die keine Erledigung ge- funden haben, einzeln zur BespreBung zu bringen. Ich meine, es wäre doch viel einfacher, wenn die Regierung die Punkte wieder auf- nimmt und uns eine Uebersicht über die Erledigung der früheren BelGüsse statt einer sol&en über die Beschlüsse der leßten Session vorlegt. ;

lanuner Freiherr von Rheinbaben: Dem Staats- ministerium liegt es vollkommen fern, das Haus in Unklarheit zu lassen; die Uebersicht über die Erledigung der Anträge der leßten Session entspricht dem Beschluß des Hauses. Ich bin aber bereit, dem Staatsministerium. Mitteilung vou den geäußerten Wünschen zu

acyen.

Ÿ Damit schließt die Erörterung. Der Etat des Bureaus des Staatsministeriums wird genehmigt, ebehso ohne Er- örtervng der Etat des „Deutschen Reichs: und Preußischen Staatsanzeigers“, der Etat für Zwecke der Landesvermessung und der Etat des Ministeriums der auswärtigen Angelegen-

eiten. Y Das Haus geht dann zur Beratung des Etats der Verwaltung der direkten Steuern über, die mit einer Diskussion über den Titel der Einnahmen „Einkommensteuer“ beginnt. (Schluß des Blattes.)

Bei der am 3. d. M. im 2. Wahlbezirke des Regierungs- bezirks Marienwerder, in den Kreisen Rosenberg und Grau- denz Stadt und Land, vorgenommenen Ersagwahl zum

ause der Abgeordneten wurde, nah der amtlichen ählung, Freiherr von Hoverbeck genannt von Schönaich (kons ) mit 256 Stimmen gegen den Justizrat Ob u ch (freif.) der 141 Stimmen erhielt, gewählt.

Nr. 18 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus- egeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 4. März hat olgenden Inhalt: Ueber parabelförmige Einflußlinien und die Be- rechnung des Zweigelenkbogens. Vermischtes: Erweiterung des preußishen Staatseisenbahnneßes und Beteiligung des Staats an dem Bau von Kleinbahnen. Wettbewerb für Pläne zu einem Amtshaus in Mengede. Pollák-Virágscher Schnelltelegraph.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die ôöffentlihen Sparkassen Bayerns.

In dem soeben erschienenen dritten Heft des 34. Jahrgangs der „Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistishen Bureaus“ sind der Stand und das Geschäftsergebnis der Sparkassen der Gemeinden und Distrikte Bayerns während des Betriebsjahres 1899 zu eingehender Darstellung gelangt. Danach ist die Zahl der öffentlihen Spar- kassen des Königreihs bis zum Schlusse des Berichtsjahres auf 340 gegen 337 im Jahre 1898 gestiegen; 1899 befanden \sih hierunter 188

emeindlihe (3 mebr als im Vorjahre) und 152 distriktive Anstalten. Innerhalb der leßten 10 Jahre (seit Ende 1889) ist die Zahl der öffentlihen Sparkassen um 29 oder 9,3 9/9 angewachsen. _ :

Vergleicht man die Zabl der Sparkassen mit der Seelenzabl, fo kam im Königreiche im Jahre 1899 eine solhe Kasse auf 17 879 Ginwohner, während im Jahre 1889 eine Kasse auf 17777 Einwohner entfiel. Unter den RNegierungébezirken hat bei dieser Vergleichung die wenigsten Sparkassen Oberbayern, da dort im Jahre 1899 auf 32128 Einwobner eine Sparkasse traf; verhältnismäßig die meisten Sparkassen besigt bei Vergleihung mit der Seelenzabl Oberfranken, nämli je cine auf 14 008 Einwohner im Jahre 1899.

Vergleiht man die Zahl der Sparkassen mit dem Flächeninhalt, so ergibt sich, daß 1899 im Königreich eine Sparkasse auf 223,1 qkm kam gegen 243,9 qkm im Jahre 1889. Von den einzelnen Regie- rungsbezirken hat bei Vergleichung mit dem Flächeninhalt die Pfalz die verbältnismäßig meiiten Sparkassen, Oberbayern wieder die wenigsten. g

fine Mehrzahl von Sparkassen nimmt nicht nur am Sitze der

Einlagen entgegen, sondern bat hbierfür auch außerhalb besondere Annabmestellen errichtet, die miteingerchnet müssen, wenn man ein zutreffendes Bild darüber ge- will, wie bäufig im Lande Gelegenheit geboten ist, ( machen wu fönnen. Solck&e besondere Annahme- waren im Beridhtöjahre 375 bei 39 Sparkassen vorhanden.

Neben diesen von Gemeinden oder Distrikten geleiteten öffentlichen Sparkassen bestehen im Königreiche noch sehr viele private Spar- einrihtungen, so z. B. über 2000 Spar- und Datlchenskassen- vercine oder Genossenschaften und außerdem zablreiche sonstige Vereine und Gesellschaften, die von ihren Mitgliedern Spargelder annehmen. Derartige Kassen bleiben in der amtlichen Statistik und daher auch im folgenden außer Betracht. # i

Die neuen Spareinlagen kbctrugen am Sc{lusse des Rechnungs- 70 762 465 A uegen 68 205 391 M Einlage im Jahre 1898. er dicsen Spareinlagen befinden fch 64 391 437 M neuceingelegte Kapitalien und 6361 028 Æ gutgeschriebene und dém Kapital zuge- shlagene Zinsen gegen 62201 528 „M Kapitalien und 6 003 863 „M favitalifierte Zinsen im Vorjahr ZBurückaeczablt wurden an ekundiaten Einlagen im Bericbttjabr 57 831905 M gegen 56 092471 A im Vorjahr, so daß fich unter Einrehnung der Abschlußziffern des Jahres 1898 am Schluß des Berichtsjahrs ein Gesamteinlagenstand von 308894942 A ergab. Am Schlusse des Jahres 1898 hatte die ganze Einlagensumme 295 974 382 „M de- tragen Verglichen mit dem Einlagenstande des Jahres 1889 mit 172 365 534 A, ergibt sich für die leuten 10 Jahre ein Zuwachs von 136 629 408 M oder 79,2%. Vom Jahre 1890 adgeschen, ijt die jährliche Zunahme der Gesamteialagen bis zum Jahre 1895 (von 5 auf 10,19%/5) gesticgen, von da ab bis zum Jahre 1898 aber die Zu- nabme auf 4.394 zurückdgegangen, während das Jahr 1899 mit 449% wieder cinen geringen Zuwachs z¡eigte

Im Jahre 1869 für welches die erste umfangreichere Bearbeitung der Sparkassenstatistik vorliegt, belief fich das angesammelte Spar- kapital auf 49 050 295 M Zwanzig Jahre später, 1839, detrug der Einlagenstand 172 365 534 M, die Zunahme also 251,4 9/4; im Jahre 1899 berehnete ih die Zunahme gegen den Stand von 1869 auf 269 314 647 M oder 29,5%, Die JZabl der Sparksfsen bat fich seit dieser Zeit um 87, d. i. um rund 34% erhöht. Im Jahre 1869 destanden 253 öffentliche Sparkassen

Das auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Spar- kavital berechnete sich Ende 1269 auf 10,1 M. betrug im Jake

1889 rund 31.2 M und ergibt für das Berichtsjadr den Betrag von |

5085 A Hierbei zeigen fich aber innerhalb der einzelnen Regicrungs- dezirke hinfichtlich der Höhe des auf cinen Einwohner treffenden Spar-

kapitals niht unwesentlihe Shwankungen. Es berehnete \sich nämlich im Berichtsjahre auf den Kopf der Devferäng für Oberbayern ein : Sparkapital von 49,5 Æ4, für Niederbayern 48,7 4, für die Pfalz 43,4 4, für die Oberpfalz 44,7 4, für Oberfranken 51,7 A, für Mittelfranken 71,1 4, für Unterfranken 27,8 A, für Schwaben 66,2 A Obenan steht somit Mittelfranken mit 71,1 A, während Unterfranken, wie {hon früher, die leßte Stelle einnimmt; nah absoluten Zablen figuriert, wie bisher, Oberbayern mit 63 557 432 4 an erster Stelle.

Wie die Summe der Spareinlagen stetig stieg, so hat sih auch die Zahk der Einleger und das auf jeden treffende durchschnittliche Sparkapital fortwährend erhöht. Bei der Feststellung der Zahl der Einleger waren freiliß Doppelzählungen nicht zu vermeiden, da manche Sparkassen über jede Einlage, sei es* die erste oder eine weitere, einen Sparschein erteilen, auch bei Einlagen, welche den bôdhstzulässigen Betrag überschreiten, öfters mehrere Bescheinigungen für einunddieselbe Person ausfertigen. Andererseits kommt es nicht selten vor, daß mehrere Einleger, namentlich Kinder, auf ein Sparbuch eingetragen find. Als Regel wird angenommen werden dürfen, daß die wirkliche S der Einleger sich etwas niedriger stellt als die folgenden Ziffern angeben, die zumeist auf die Zahl der Sparbücher und -scheine sih beziehen. Im Jahre 1869 wurden 276 067 Einleger ermittelt, deren Zahl 1889 auf 558 507 und 1899 auf 806 079 ge- stiegen ist; gegen das Vorjahr mit 780 366 Ne ergibt dies eine Mehrung von 25 713 oder 3,3 9/6, gegen 1889 eine folche von 247 572 oder 44,3 9/0, M geganber dem Jahre 1869 einen Zuwachs von 530 012 oder 1920/6. Auf 100 Personen der Bevölkerung trafen im Jahre 1869 6 Einleger; diese Zahl war im Jahre 1889 auf 10 gestiegen und betrug im Berichtsjahre 13, ebensoviel wie im Jahre 1898. Bei diesen Berechnungen find nur die am S{chlusse eines jeden der be- zeihneten Jahre noch in Kraft befindlißen Sparbücher und -\cheine in Betracht gezogen worden. Das auf einen Einleger durch- \hnittlih entfallende Sparkapital belief sfich im Jahre 1869 auf 178 4, im Jahre 1889 auf 309 4, betrug 1898 379 4 und be- rechnet sich für das Berichtsjahr auf 383 M.

Aus den von sämtlichen Sparkassen des Königreihs gewährten Zinsen berechnete ih im Jahre 1899 ein Durhschnittszinsfuß von 3,17 9/9 gegen 3,16 9% im Vorjahre; von den im Berichtsjahre im Betriebe gewesenen Sparkassen wurden die Einlagen, wie folat, verzinst: Es gewa On 2,67 9% 1 Sparkasse, 2,75 % 1, 3% 194, 815 9% :1, 2050 4,4 020 9% 46, 8,00%. 1; 330% 12, 330% L 000 °/0 U 0,0090 (3, VitD 0 B und 4 9% 2 Sparkassen (diese beiden in der Pfalz). Im Jahre 1898 hatte fi bei 6 Spaaen ein Nücckgang des Zinsfußes gegen- über 1897 ergeben; im Berichtsjahre zeigte sich wieder eine eringe Steigerung insofern, als dié Zahl der Kassen, welche die Ein- agen mit weniger als 3F 9/6 verzinften, \ih von 266 auf 259 verminderte und nunmehr mit den neugegründeten Kassen 262 beträgt, während sich die Zahl der Kassen, die 3} 9/, und mehr Zinsen gewährten, von 71 auf 78 _ erhöht hat. Bei einer Mehrzahl von namentli pfälzishen Sparkassen ist die Einrichtung getroffen, daß je mit Nü- icht auf die Höhe der Einlagen, auf die Gemeinde- oder Distrikts- angehörigkeit der Einleger, auf deren Vermögensverbältnifse 2c. der Zinsfuß verschieden berechnèt wird. So wurden beispiel8halber im Jahre 1899 in der Pfalz die Einlagen von vier Sparkassen mit 4, 3,5 und 39/0, von vierzehn Kassen mit 3,5 und 39%, von einer Kasse mit 3,5 und 3,2 9/0, von zweien mit 4 und 3,5%/9 und von weiteren zwei Kassen mit 4 und 39/9 verzinst. In folchen Fällen ift den obigen Angaben ein Durchschnittszinsfuß zu Grunde gelegt.

Mit einzelnen Sparkassen sind Pfennig- oder Schulspar- kassen in der Art vereinigt, daß die kleinen, bei den bierfür be- stimmten Annahmestellen eingezablten Beträge an die Hauptkasse ab- geliefert werden. Im Berichtsjahre wurden im Königreich, wie im Vorjahre, 43 von Gemeinden oder Distrikten geleitete Pfennigspar- kassen gezählt gegen 55 im Jahre 1897. :

Die Summe der Aktivkapitalien und der Reservefonds sämtliher Sparkassen des Königreihs betrug im Jahre 1899: 331113930 A Hiervon waren angelegt in: ¿

M. /o . 156 722 301 47,3 15 080 330 4,5

Ewiggeldern und Hyvotheken T. Ranges . Hypotheken 1k. und folgenden Ranges . . Schuldverschreibungen bayerischer Sesellsaften E E E o T A S@{uldverschreibungen der unter untnittelbarer Aufficht der Vrgane der Staatsregierung stebenden juristisGen Personen Bayerns Schuldverschreibungen des bayerishen Staats . anderer Weise . S s. Cin 19 179 769 = Mehr als die Hälfte der Altivkapitalien sind demna, wie bisher, in Hvpotheken angelegt, nämlich 51,8 9%, gegen 522 9% im Vorjahre, und zwar überwiegend gegen Sicherung an erster Stelle des Hypothekenbuchs; doch treffen auf solhe zweiten und dritten Ranges immerhin 8,8 9/9 der sämtiihen Hypotbekenkapitalien. Der größere Teil der Hypothekenkapitalien, 62,2 9/6, ist auf land- wirtschaftlihe Anwesen ausgeliehen, und {war %95,9 9% auf L. Hypotheken und 6,39% auf Hypotheken des Il. und folgenden Ranges Die Hvpothbekenkapitalien, welhe auf sonstige, insbesondere gewerbliche und industrielle Anwesen hingegeben sind, berehnen ih auf 37,8 9%, und zwar entfallen 35,3 9/9 auf Hypo- theken der 1. und 2,59/9 auf Hypotbeken ter 11. und folgenden Rang- stelle. Das Prozentverhältnis der übrigen Anlagearten hat sich cben- falls nit wesentlich geändert

62 220 896

: 18,8

53 484 406 24 426 228 =

Zur Arbelterbewegquag

Eine Versammlung von mehr als 2000 Berlin und Anftrcihern tagie, der „Voh. Ztg.“ zufo tag im Geweilschastsbause, um wu dem wvo

er Malern ge, am Diends-

der Innung 50 wurde ein- Tarif endgültig

aufgestellten Accordtarif Stellung zu nehmen. stimmig cine Erklärung beschlossen,

abgelebnt und der Gesellenausshuß diesen Be- {iuß der Innung zu unterbreiten. biefigen Stein - arbeiter und Schrifthauer teshlossen am Diendtagabend, die veue Tarífoorlage der Steinmeyinnung abzulehnen. Sie erklären, gegenwärtig nur wegen der augenblicklichen s{lechten Geschäftslage pon einer Arbeiteniecde:legung abzuschen, sie jedoeh zu cinex günstigeren Zeit zur Durcbfübrung bringén zu wollen.

Zwischen den Taxameterkutshern und ter Nbeinischen Tarxameter-Fahrgesellshaft in Cöln (vgl. Nr. 54 d. Bl) hat, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, eine Einigurg stattgefunden. Die Kutscher baben am Dienstagmitiag wieder angespannt, nachdem ibnen die Direktion der Gescll’chaft einen täglichen Lohn von 2 K und 10 9/5 der täglichen Einnahme zugesichert hatte

In Elberfeld sind, nah der „Rh -Wesif. Ztg.*, die Kutscher, Fuhbrleute und die im Transport- und Verkehrögewerbe tätigen Arbeiter in cine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern für Kualscher und Fuhrleote eine *% cbeitszeit von 10 Stunden, für Ablader, Lager-, Speditions und Spericherarbeiter den 10ftündigen Arbeitötag. Des weitcren wird gefordert cin Mindest lohn von 24 M und dort. wo cin solcher berei1s errciht oder über- {ritten ist, cine Erhöbvng von 10 9°/s, tür Uecterstunden 50 A, für Sonntags- und Nachtarbeiten 50%/4 Aufschlag, Bezadlung der geîey- lichen Feiertage vnd Anerkennung ter Organisation pnd des Ardeits- nachwcises L

Die auéssiändigen Zimmerleute in Barcelona (vgl. Nr. 47 d. Bl.) suchen die anteren Arbeiter zum Generalaudsftand zu bers anlasfsen. Sie haben erklärt, sie würden die Werkstätten in Brand | fiecken, wenn fe nit dis zum nächsien Montag ihre Forderungen durhgescyt baben.

worin der beauftragt 1

l n C

O

Kunst und Wissenschaft.

Zu dem für die Siyung der Ardhäologischen Gesellschaft | am 3. März angekündigten Vortrage des Privatdozenten Dr. Herzog aus Tübingen über seine Arbeiten auf ter Jnsel Kos wären der Éin-

Tadung des Vorstandes f | tretér der medizinishen enschaft in gro abl gefol; cid rbe für Vie Ges

lieder - des Johanniterordens sowie. A Redner griff äus den reihen Ergebnissen, e Geschichte der an der Südwestküste Kleinasiens gelegenen Insel seine Voruntersuhungen in den Jahren 1898 und“ 1900 und seine größere Expedition 1902 abt haben, die zwei be- deutsamsten E heraus. Er berihtete über die Entdeckung und teilweise Ausgrabung des weltberühmten, von vielen vergeblih gesuhten Asklepieions, des Heiligtums des eiigoties, der Wirkungsstätte des Vaters der antiken Medizin, Hippokrates, und seiner Schule, von deren Ansehen er in einer bei ten Ausgrabungen gelunen Chreninschrift für einen nach Kreta abkommandierten Militärarzt ein gewichtiges Zeugnis vorlegen konnte. Der Tempel felbst, über einer prächtigen Treppen- und Terrassenanlage aus weißem Marmor aufgebaut, ist völlig freigelegt worden; a der Terrasse harren daneben die eigentlichen Kurgebäude noch ihrer Aufteckung. Dann ging der Redner zu einer Darstellung der glänzendsten Epoche der Insel im Mittelalter über, ju der Zeit der Johanniter, welhe Kos oder, wie Le es nannten, Lango von ihrem Hauptsitze MNhodos aus über zwei Jahrhunderte, 1310—1522, beherrs{cht haben. An den Denkmälcrn dieser Rhodiserritter, vor allem an ihren ge- waltigen, noch vollständig erhaltenen Burgen und Festungen auf der Insel, wurde deutlich, wie groß die Macht des Ordens und seine zähe Lebenskraft noch in den leßten Zeiten seines heldenmütigen Ringens mit den Türken war. Eine reihe Fülle von Plänen und Lichtbildern führte die erge der Ausgrabungen und der Johanniterforshung ein- drucksvoll vor die Augen der Zuhörer. Diese bekundeten durch lebhaften Beifall, daß sie” mit dem Redner in dem Wunsche einig waren, es mêchæ ihm ermöglicht werden, die mit dem |[chönstéèn Erfolge be- gonnenen Arbeiten zur Ehre deutscher A zu einem‘würdigen Ende zu führen. Selten leiten so viele Interessen wie hier: die der Archäologie, der Geschihte der Medizin und der Geschichte des Johanniterordens, zu einer und derselben Stelle.

Land- und Forstwirtschaft. Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Das Kaiserliche Generalkonsulat in Odessa berichtet unterm 25. v. M.: Ueber die Auésihten der diesjährigen Wintersaaten läßt fich. zur Fi noch kein Urteil fällen. Im allgemeinen hat man keine günstige Meinung. Das Wetter" war vorwiegend kalt; \tellenweise herrshte strenger Frost. In den leßten Tagen hat ih warmes Wetter eingestellt, so daß die SLQURC der Schiffahrts\ftraßen auf den Sen, Ie zur Zeit noch mit Eis bedeckt sind, wobl bald zu er- warten ist.

Die \tarken Weizen vershiffungen und der Umstand, daß der Bedarf fast gedeckt zu sein scheint, haben auf den Getreidemarkt ab- \{wächend gewirkt. Der Abjsay in Weizen ist \{leppend; auch tritt jeßt namentlich Argentinien mit größeren Angeboten hervor. Mit dem Sinken der Nachfrage haben in Weizen auh die Preise nach- gegeben, während Roggen noch den erreichten Höchstpreis behauptet, M E geringe Depot die Lage stügt. Er findet nah Skandinavien guten Jaß.

Jn S ditergétraide macht sich nicht die geringste Abschwächung bemerkbar; sowohl Mais als auch Gerste sind fest. Mais neuer Ernte is wegen feiner nassen Beschaffenheit noch immer zum Erport untauglih. Leinsaat zeigt ih gedrückt, Ravison behauptet \sich bei kleinen Zufuhren.

Die letten Preise waren:

Osima I. Qualität . . 93— 97 Kop. T, z ¿oe M L z s a E IT. L . 88—91 Arnauitka . A . 85—95 Roggen I. Qualität . Cs C [L Í o a: s T Gerste T. s N LI. L . 67—68 o E . 73—85 Mais alter Ernte . . T4—T75 Naps s 1,42 Rubel SIAAE e ce B aue G2 R A Die Verschiffungen betrugen seit einem Monat in Meizen etwa . ä . 655 200 dz Roggen „, . 245 700 Gerste ,„ . 245 700 Mais e L Auf Lager befanden \sih am 14. d. M.: Osima . C os A Ulfa 134 230 Ghirka . 4 914 Sandomirka . 3 276 Arnautka . h 4914 verschiedene Sorten 31 122 Roggen 73 710 Mais 10 319 Gerste . 168 714 E H 41 769 Naps und NRübsen . 24 57 Hanfsaat 1212 E « «e S

Die Frachten baben \sich im allgemeinen auf 8 h nach London, Hull, Antwerpen und Rotterdam und auf 8 h nach Hamburg be- hauptet, do% mußten auch billigere Raten angenommen werden, da genügend Dampfer vorhanden sind Die Frachten nah dem Mittelmeer, wohin keine Nachfrage besteht, siad auf 5 bis 6 Franken gefallen

franko Bord für das Pud (16,38 kg)

Verkehrsanstalten.

Bei der Postagentur in Rio del Rey (Kamerun) if der Post- anweisungs- und Nachnahmedienst eingeführt worden.

Die soeben erschienene, im Reichsamt des Jnnern herausgegebene Amtliche Liste dar deutshen Seeschiffe mit Unter- \cheidungssignalen für 1903* bildet einên Anhang zum-Inter- nationalen Signalbuche, welhes neuerdings eine durchgreifende Um- gestaltung erfadren hat und in amtlicher deutscher Ausgabe 1901 neu erschienen ist E

Zur Benutzung dieses neuen „Internationalen Signalbuchs* sind 26 Signalflaggen erforderli, welhe die \ämtlihen Buchstaben des Alphabdets bezeichnen, während bisher nur die 18 Buchstaben B, C D P00. A L n T V und W durch Signalflaaggen dargestellt wurden. In- folge der Vermehrung um aht Signalflaggen hat sih auch die Zahl der mit zwei und drei Flaggen zu gebenden Signale erheblich vermehrt, so daf nunmehr die zum Austausche von cigentlichen Mit- teilungen dienenden Signale sämtlich mit yweci oder bôchîtens mit drei Flaggen gegeben werten fönnen. Nur die geo- graphischen Signale, dle Buchstabiertafel und die Uuter- schcidungssignale der Schiffe erfordern, wie früher, vier Flaggen. In Bezug auf die Untersheidungssignale der Sthiffe ist überhauvt eine Aenderung niht eingetreten. Es werden also diese Signale, für die wie bisher tie Gtupven GQBC bis WVTS des —— eInieraatoncion Signalduchs* G sind, dure oden

eführten 18 flaggrn gegeben, und zwar am alienischen Kricg8- und Handelsmarine die 1440 Gruppen von bis GWVT zur Bezeichnung der Schiffe der Kri

va de Gruppen Jon» FELCD bis

der iffe der L êmatrinen

jédem Kriegs- and beziebungoweile K

(1440 4- 53040 =) 64490 Signale als

fignal zmuwteillen ist. Von den ten sfiad dle Signale von SPCD bis SBUW für