1903 / 71 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Mar 1903 18:00:01 GMT) scan diff

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3) der Allerhöchste Erlaß vom 19. Januar 1903, betreffend die Anwendung der dem Ghausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an- gehängten Bestimmungen wegen der Mausjeepsl Erne auf die von dem Mansfelder Gebirgskreise neu erbauten Chausseen von 1) Gorenzen nach Vatterode, 2) Rotha bis zur Krei8grenze, 3) der Provinzialstraße Quenstedt—Ermsleben nah Neuplatendorf, 4) Kloster- mansfeld in der Richtung auf Polleben, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 11 S. 99, ausgegeben am 14. März 1903; _

4) das am 2. Februar 1903 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Koblau im Kreise Ratibor durh das Amtsblatt der Königlichen NRéegièrung zu Oppeln Nr. 10 S. 65, ausgegeben am 6. März 1903;

5) der Allerhöchste Grlaß vom 9. Februar 1903, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an- gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die im Kreise Wohlau Agegene Chaussee von der Wohlau -Maltscher Kreischaufsee nah Groß-Kreidel, durch das Amtsblatt der Königlichen Negierung zu Breslau Nr. 11 S. 75, ausgegeben am 14. März 1903 ;

6) das am 9. Februar! 1903 Allerhöchst Le Statut für die Mommbach-Genossenschaft zu Vörde im Kreise Ruhrort durch das

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 10 S. 73,

ausgegeben am 7. März 1903.

Jn dev Vierten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ ist eine Genehmigungsurfkunde, betreffend die Ausgabe von Schuldverschreibungen der Liegniß-Rawitscher Eisenbahngesellschafi auf den Jnhaber, veröffentlicht.

Nichlamtliches.

Deutsches Reich.

Preufszen. Berlin, 24. März.

“Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im Königlichen Schlosse den Vortrag des

Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen- Haeseler.

Bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin fand gestern eine kleine Abendunterhaltung statt, an der auh Jhre Königlichen Hoheiten Prinz Adalbert und Prinz Friedrich Wilhelm teilnahmen. Zu musikalishen Vorträgen waren die zofpianistin Fräulein Adele aus der Ote und die Sängerin

räulein Julie Culp befohlen. Heute früh begab Sih Jhre

ajestät nah Eberswalde und besuchte das Krankenhaus vom Roten Kreuz „Auguste Victoria - Mei gelegentlih der Ein- weihung eines Neubaues. Jhre Majestät ließ Sich dortselbst die Vorstandsmitglieder des Vaterländishen Frauenvereins der Provinz Brandenburg vorstellen.

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Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M.S. „Habicht“ am 21. März in es eingetroffen und geht te von dori nah Loanda in s L S : ‘in Canton an-

. M. S.-„Jaguar“ ist am mer und get Lu 30. d. M. von ‘dort _ nah Hongkong. O: S pro ee, Zut aan i Möcz

en durch Mi eer angetreten. E elösten Besaßung von v e“, Transportführer: Oberleutnant zur See s, ist mit dem Dampfer „Friedrich der Große“ am 21. Mär in Aden eingetroffen und hat an demselben Tage die Reife nach Suez und Port Said fortgeseßt.

_ Der Dampfer „S ibiria“ mit den von den Schiffen der ostamerikanishen Station abgelösten Offizieren und Mannschaften und der früheren Besazung des venezolani- schen Kreuzers „Restaurador“ ist am 22. März in Wilhelms- haven angekommen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Neichs- und Staatsanzeigers“ wird eine Uebersicht über die Ge- winnung der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Neih und in Luxembur während des Jahres 1902, vorläufiges Ergebnis, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistischen Ämt, veröffentlicht. (

Großbritännieu und Jrlanud.

gestrigen Siyung“ des Unterhauses erwiderte der Unter- stzatsiefkretär Crandorne auf eine Anfrage, od das RNeformwerk in Mazedonien fortshreite, er habe keine weiteren Nachrichten. Die engliichen Konsuln seien angewiesen, ih mit ihren rien und rusfishen Amtsgenofsen tn Verbindung

bei der Geicbafung voa Nachrichten zu unterfützen, Voritellungen, welche die Förderung der tatiädliden Anwendung der Re- for@œcn zum Zwecke baben, anzuihlirßhen Im Verlauf der Ver- bandlungen berict das Haus über den Bericht der Kommission, der sub für die Festseyung der Mannschaftsftärke der Marine auf 127 100 Mann ausipricht. Der Liberale Longh verlangte eine Ver- um 4600 Mann. Dieser Antrag, über den sich eine

lángere Debatte entspann, wurde \ch{lleßlih vom Antragiteller selbst ¡#traLgricgon

Frankreich.

Der Senat hielt geftern zwei Siyungen ab. In der Vor- mittagtiigaung worden, wie „W. T. D.° dberidtet, die Etats des Kultus, des Junern, der Finanzen, sowie der Giat der Münze, in dem die Einführung von Nidelgeld vorgrsehen ist, be- willigt. An allen diesen Glats wurden einige Abzüge ge- m3Ot Ia der Nachmuititagofizong verbantelre der Senat über den Etat des Mintiteriums des Aeußern. In Erwiderung axf vershictene Anfragen teille ter Minifier der autwärtigen An- ailegenbeiten Delcaiïs mit, dah ih die Lage in Marokko nicht ge- desiert habe, der Aufstand sich vielmehr auGHhutehaen scheine. Die

In der

diterreichish- ju seyen, sie und nh ihnen dei

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Negierung werds. ober der Suderheit dexr algeriiSen Gene wachen. In Bezug auf Mazedonien saate VDelcafsss, Frant- ris hade fis die Lang dieser Frage angelegen seln

laßen. Aus vie Piorte habe vratia grezorten scira

¿teiges MitSten retzeLes Eaflalles uod ter Mealdenrechte watea. N des Migilte- #

ancrtannt. tas Fraafteih werte nf wslammes mit den

tien fl zeangen warden die drei erflea Kapitel des Budgets des

Artern bewilligt Bei Navuel 4 veflangzile dex Senator GClémenceau die Siaziehung der Botschaft heim Vatikan Leer Minister Delcaslss lege dar, das nis in den Bes

iczengen zaum VDatilan pu fiuden sei,

Nerormes net- |

aber es werte über der Beachtang seines |

Botschaft rehtfertige. _Clsômenceau ‘erhob dagegen Einspruch or

tf und forderte, daß man von dem betreffenden Etatstitel einen Franc ftreihe, um Ei dem Senat Gelegenheit zu geben, seiner Ansicht Ausdruck zu verleihen. Dieser Antrag wurde schließlich mit 182 gegen 82 Stimmen Eva Nachdem auch ein Antrag des Senators Delpech, die zur Unterstüßung der Kongregationen im Auslande ge- forderten Summen zu streichen, abgelehnt worden war, wurde der Rest des Etats des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten ge-

f nehmigt.

In der gestrigen M der Deputiertenkammer beantragte der ua e Lasies (Antisemit), vor der Schließung der kongre- gationistishen Neat anin die interessierenden Gemeinden im Wege des Referendums zu befragen, und verlangte für gers Antrag die Anerkennung der Dringlichkeit und fofortige. Beratüng. Der Ministerpräsident Combes widersprah diesem Antrage und der Dringlichkeit. Darauf wurde die Anerkennung der Dringlichkeit mit 377 gegen 156 Stimmen abgelehnt.

Der“ Staatssekretär des deutshen Reihsmarineamts, Vize- admiral von Tirpiß \statiete, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, während seines Aufenthalts daselbst den Großfürsten und Großfürstinnen, dem Minister des Aeußern, dem L dem Verweser des Marinè- ministeriuums und dem Metropoliten Besuche ab. Gestern abend trat der Staatssekretär die Nückreise nah Berlin an. |

minister Yermolow bei einer Beratung über die Be- dürfnisse der landwirtschaftlichen U Maßnahmen egen den L M Einfluß der allzu großen Zah! von ejertagen auf den Ackerbau angeregt. er Minister wies rge hin, daß die Zahl der von der orthodoxen Bevölkerung gehaltenen Feiertage an verschiedenen Orten jährlich 120 bis 140 und mehr erreiht und daß in die für den Ackerbau wichtigste Zeit von April bis September egen 77 Festtage fallen. Viele Feiertage entsprächen gar nicht em Kirchengeseß, sondern beruhten auf alten Ortsbräuchen. Es wurde beschlossen, im Reichsrat eine Vorlage einzubringen, die eine Erklärung des Jnhalts befürwortet, daß die Gesege i Arbeit an ‘den Feiertagen nicht verbieten. Der Héilige Synod wird außerdem angegangen werden, die Geist- lichkeit dazu anzuhalten, die Gemeindeangehörigen bei jeder Gelegenheit über die wahre Bedeutung der christlihen Feste aufzuklären. Auch wird der Polizei und den Dorfbehörden eingeshärft werden, daß sie nicht berechtigt sind, der Bevölke- rung die freiwillige Arbeit an Feiertagen zu verbieten.

Aus Finnland wird dém Stöckholmer „Aftonbladet“ ges meldet, da uta Polizeichefs inden Regierungsbezitken Wiborg und Nyland, insgesamt in 11 Städten, darunter die oligeude s in Helsingfors, Wiborg, Hangoe und Borgaa, ebenso zehn Mitglieder des Oberlandesgerichts in Wiborg und drei WViitglieder des Oberlandesgerihts in Wasa ihres Amtes enthoben wurden.

Ftalien.

Im Senat erwiderte gestern auf eine Interpellation des Senators Balestra über die Gerüchte, daß die Denkmäler des Palatins in Gefahr seien, der Unterriht8minister Nas i, dem „W. T. B.“ zufolge : die Gerüchte seien sehr übertrieben. Die Denkmäler bedürften nur fleiner Reparaturen; erforderlichen Arbeiten würden beschleunigt. nister daß er in dieser Frage, die von so großer

g sei, seine Pflicht, vollkommen Î k t s u der vorgestern in Neapel erfolgten Verhaftung

Ld

nes Russen erfährt c „Tribuna“ noch, daß der Ver- BEEE der Mitschuld an Ermordung Ssipjagins bezichtigt werde.

Türkei. Der Minister des Jnnern Memduh Pascha hat, nah

einer Meldung des „W. T. B.“ aus Konstantinopel, seine Ent- lassung gegeben.

Rumänieu.

In der gestrigen Sizung der Deputtertenkammer bob, wie eW. T. B.“ meldet, der Minister des Jnnern bei der Beratung ded Viet über die Wahblreform die Wichtigkeit dieser Reform hervor und kam im weiteren Verlauf seiner Rede auf die Tätigkeit des Kabinetts Sturdza zu sprechen, dessen Finanzpolitik er besonders rühmte, da sie Rumänien die wirtshaftlihe Unabbängigkeit gegeben habe Der Minister erinnerte au die fast verwweifelte Lage während der Krisis im Jahre 1899 und führte die bisher unbekannte Tat- sah: an, daß im gegebenen Auzenblick im Auftrage des Königs Carol von dem Ve-rroalter der Krondomänen Kalindero 7 Millionen Schaßtzbonds in Berlin erlegt wurden. „Unser politishes Leben“, fubr der Minister fort, „tüut sich auf die erbliche Dynastie und die Verfassung. Dies Anbänclihfeit an die Dynastie wurzelt tief in dem Herzen des rumänishen Volkes Die Verfassung fordert Aufrichtigkeit der Wablen. und diesem Zwecke entspriht die vorliegende Wahl. reform.* Das Haus trat hierauf in die Spezialdebatte des Entwurfs ein; die Tagung des Parlaments, die eigentlich gestern zu Gnde gehen sollte, wurde bis zum 28. März verlängert

Bulgarien. Télégraphique Bulgare“\ teilt mit: Die Meldung eines Blattes, daß russische Geheimagenten an der Grenze die Ausführung der gegen die mazedonischen Komitees getroffenen Masknahmen überwachen, beruht auf Erfindung. Dicse Masmahmen sind von der bulgarischen Regierung aus cigener Juitialive getroffen und werden von n Behörden energiich durhgeführt

Die „Agence

Amerika.

_ Der Präsident von Venezuela Castro verlas, wie bereits gestern Tucz geaecldeit wurde, am Sonntag in feierlicher Parlamentsnßung, der das diplomatiihe Korps beiwohnte, einc Botschaft an den Kongreß, in der er scinen Nücktritt vou der Präsidentschaft ankündigte, Er wandle ih, wie „W. T. B.“ meldet, in ihr gegen die Fertümer, in denen scine Landsleute befangen seien, und sagte, die innere Zwietracht müsse

| ein Ende nehmen, sonst werde das Land schmählicher Auflösung

anheimfallen. Bezüglich der europäischen Jutervention führie worden, die, unfähig, der Gerichte zu das hâtlen ne

ihre Ansprüche der Unparteilichkeit

unterbreiten, Gewall anwandien, und gelan, weil er (Cañro) ih geweigert hade, ih die ungerehtieck Forderungen Englands und Deutschlands gefallen zu lassen Sie hâtten dabei in heimlichem Einvecständuis mit Matos gehandelt und ge- stredt, ihn, Castro, zu beseitigen. Der Neduec fuhr fort: „Jeßt, wo die Souveränität der Nation gewahrt ist, übergede ih meine Amitsniederlegung, damit Sie denjenigen den Vejehen gemäß derufen mögen, der meinen Plaß in solher Weise cin: nehmen würde, daß für "keinen Venezolaner der geringste Grund zur Feindseligfeif gegen sein Land oder zur Hin- neigung zu den Fremden bleiben kann, die mili feinem

das die Aashebong dicier | andern Necht als dem der Gewalt über das ünglüdlide

I Wie der „Regierungsvote“ meldet, hat der Aerbau-

| haushaltsetats für

tweer—

Venezuela herfielen und Vernunft und S mit den üßen traten zum Schaden der Zivilisation und der \{hönen ungenschaften ‘des Rechts. Alles, was ih wünsche, ist, Venezuela geachtet, gedeihend und glücklich zu g —Matos hat dem venezolanishen Vizepräsidenten Ayala telegraphiert, wenn der Kongreß den Rücktritt Castros e werde er seinen Einfluß auf die Führer der Aufständishen dazu ge- Maden, den Bürgerkrieg ju beenden.

er „New York Herald“ meldet aus Port of Spain, daß der englische euzer „Pallas“ das - venezolanische Kriegsschiff „Restaurador“ wegen Seeräuberei

wieder weggenommen habe. Der „Restaurador“ habe, nahdem er von den Verbündeten freigèégeben war, alsbald wieder Schiffe aufgegriffen, sie ihrer Ladung beraubt, manövrier- unfähig gemacht und alsdann ihrem Schicksal überlassen.

Jn Port of Spain selbst sollen, dem „Reuterschen Bureau“ ean ernste Unruhen ausgebrochen sein. Der Pöbel habe Feuer an die Regierungsgebäude gelegt, die voll- ständig zerstört seien. Der Gouverneur und der Stadtrat jeien unter militärisher Bedeckung aus dem brennenden Re Le durch die aufrührerishe Menge geleitet, h (0A Polizei, die auf die Menge feuern mußte, einen Weg gebahnt habe. Mehrere Personen seien getötet oder ver- wundet. Der englische Kreuzer „Pallas“ habe einé bewaffnete Abteilung gelandet. G j

Der in Montevideo geschlossene Friede ist, der „Agence Havas“ zufolge, unter den folgenden Bedingungen zu stande gekommen: eil Präfekten des Departements sollen von der Leitung der Nationalpartei gewählt werden. Außer den Mitgliedern der Nationalpartei haben sih eine Reihe von anderen Aufständishen an der Revolution beteiligt. Diese werden die Waffen niederlegen und sie denjenigen zurückgeben, bei denen sie sih ihrer bemächtigt haben. Es wird keine Ver- Ens militärischer oder E Aufständischen \ltatt-

nden. Die Amnestie umfaßt alle Aufständischen, mit Aus- nahme der F Verbrecher. j

Der Kampf um San Domingo dauerte gestern abend noch fort. Der Gehilfe des Gouverneurs, Echenigun.,. und der Befehlshaber der Truppen General Pera sollen, wie „W. T. B.“ aus New York erfährt, im TOnle gefallen sein, der Präsident soll sih im Jnnern des Landes befinden. “Nach einer späteren Meldung „gelang es den Truppen, in die Stadt einzudringen, in deren Straßen zwischen ihnen und den Auf- ständischen ein heftiger Kampf entbrannte.

Afrika.

Der marokkanishe Prätendent Bu Hamara soll nah einer Meldung der „Agence Havas“ aus Melilla vom estrigen Tage eine Tagesreise von dieser Stadt entfernt L Kabylenstämme, welhe Anhänger des Prätendenten sind, erhielten Sek ihm Lebensmittel zu beschaffen. Muley Arafa, der Onkel des Sultans, soll entschlossen sein, gegen den Fenn vorzugehen.

Aus Kapstadt wird dem „W. T.-B.“ berichtet, daß -der Gouverneur in die Freilassung aller politishen Ge- fangenen gewilligt hat. Es wurden sofort Anstalten ge-

‘troffen, um dieselben in ihre Heimat zu befördern. Eine An-

zahl ist bereits entlassen, und bis Ende ‘dieser Woche werden alle freigelassen sein. Die Amnestie umfaßt auch die einge- borenen Gefangenen, die bei vershiedenen Erhebungen beteiligt waren.

Einer Meldung des Londoner „Standard“ aus Johannes- burg zufolge N eine Zollkonferenz beschlossen, eine be- deutende Ermäßigung der Frachtsäße zum Rand auf notwendige Lebensmittel vom 1. Mi d. J. ‘ab zu ge- währen; ferner sei ein british-südafrikanischer Zoll- verein gesichert. \

Parlamentarische Nachrichten.

_Die Schlußberihte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Fweiten Beilage.

In der heutigen (291.) Sigung des Neichatages, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts Dr. Nieber- ding, der Staatssekretär des Reichsschazamts Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke beiwohnten, wurde die dritte Lesung des Rei chs- 1903 bei dem Etat der Neich6s justizverwaltung fortgeseht.

Abg. Bassermann (nl.) geht ausführlih auf die Frage ‘der Sicherung der Forderungen der Bauhandwerker ein. Der überhand- nehmende Bauschwindel mach- ein Einschreiten der Relch8geseugebung immer mebr zur gebieterisGen Notwendigkeit. Das - Treiben der Grundstücksspekulanten werde immer gemeingefährliher. Die Jutec- essentenkreise, die Handweckerverbände zc tten ihre Vorstellungen an Bundeêrat und Reichétaa mit immer größerem Nahdräck erneut.

Staatssekretär des Reichkjustizamts Dr. Nieberding#ührt aus, den verbündeten Regierungen liege aa der Lösung dieser sehr wichligen und \{wicrigen Frage ganz besonders viel, ihrer sahgemäßen Lösung ader siellen sh au ganz außerortentlihe Schwierigkeiten ent-

egen Die beiden preußischen Lösungatoersuche, die dem Juaristentage vorlagen, hätten dort mt gleichmäßig Anklang gefunden; man habe dort mehr dem Eatwurf B. -zugeneigt,

dessen Annahme dur die verbündeten Regierungen indessen nahezu für autgeiSlofien angesehen werden müsse. Nachdem die Gutachten aller beteiligten Kreise eingegangen fscien, sei man an die Zu- sammenstellung gegangen, und mit dieser fkeinedwegs leichten Arbeii sei dié preußische Regierung noch jeyt beschättigt. Die anteren Staaten hâtten Pren en in dieser Frage den Vortritt gelassen; das Gutachten des ZJuristentages sollte auf jeden Fall ab- gewartet werten. Nah Würdiauog der Gutachlcn werde die poenpe Staatöregierung nicht zögern, Stellung zu der Sache zu net men

Der Abg. Dc. von Dziembowski-Pomian (Pole)

hat mit Unterstüßung der Zentrumsfraktion folgenden Antrag eingebracht

Die oerbündetena Negierungen zu ersuchen, die Can detreReragen ja veranlassen, bei Ciatragung der Familicenamen weibli Per- onenu, ten von ter Kommission uater Zustimmung der Regierungs- perttetee einstimmig feflgeftellten Grundsay, daß der Ÿ 1594 des Gatwurfs des Bürgerlichen Geseybuchs (jeyt § 1616 des Geseyes) weder die Fras und Töchter eines polaischen Vaters hindere, dea Namen (ihres Vaters mit der Eadung „a° ju iúbrea, nos auch den Stantesbeamiten hindere, den Namen in

diejer Form in die Siasd üter einzutragen. noh aber dem Stantethbearaten das Recht gebe, tie Eliatragung des Namens auf .a* abzulehaen. darhwea derchuführea uad etw. mit

diesem Geuadlay in Wideriprach itehente Anortnmangen ten Patkliflalaritaaten aufheben

e A utraglieller weill daraaf hin, dah die polallhe Spe

| diele GBildong ter weiblichen Namensformen declange: tas rteukii u“

Landrecht habe ah mus dagegen gchabi. Todiex von

islaus Leszynski heiße Leszunska. Auch der Entwurf Sta"Bürgerlichen Geseubuhs habe hier nihts ändern wollen; die Reichstagskomtnission_ habe einstimmig votiert, daß die Eintragung mit dem a von den Standesbeamten vorgenommen werden folle, wenn ¡2 - vecslangt werde. Troydem würden ‘jept_ folhe Anträge von L Standesbeamten zurückgewiesen. Hoffentlih werde der Reichstag mit großer Mehrheit gegen diefe Rechtsperleßung einschreiten und der beleidigten“ Gerechtigkeit zur Ge nugtuung verhelfen. :

Staatssekretär des Neichsjustizamts Dr. Nieberding erwidert, er kenne feine deutshe Regierung, die geneigt wäre, die Grundsäße des Bürgerlichen Geseybuhs zu verleßen. Er kenne auch feinen Erlaß irgend einer Regierung, der mit diefen Grundsäßen im iderspruch stände. Wenn die Resolution die Beseitigung von solchen Anord iehen verlange, fo seien folche eben nicht vorhanden, und die Refolution - sei gegenstandslos. Die Antragsteller würden nit nur hier, sondern auch gegenüber den Bundesregierungen nahweisen müssen, daß solhe Verfügungen erlassen

en | eten. wrden Thiele (So1.): Vor zehn Jahren“ wurde unser Kollege Smidt verurteilt; während einer Vertagung des Reichstages war gegen iba prozessiert worden. Das Urieil wurde für ungültig erklärt, weil Schmidt unter dem E der Immunität stand. Da kam der Antrag Rintelen, der bezweckte, den Schuß der Immunität nicht dahin führen zu lassen, daß der Abgeordnete seiner Strafe entzogen würde, und der ihn andererseits während der Session vor Belästigungen

üßen wollte. Í :

[6 (Bei Schluß des Blattes spriht Redner weiter.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (59.) Sigung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Möller und der Minister der d r en Arbeiten Budde beiwohnten, die zweite Beratung des Staatshaushalts- etats für das Rechnungsjahr 1903 beim Etat der Berg-, Hütten- und S fig en asg tung Jori.

Abg. Dr. Ostrop (Zentr.) spricht die Bitte aus, die neue Berg- wérksdirektion nah Recklinghausen zu legen.

Minister für Handel und Gewerbe Möller: Es s{hweben über diese Frage noch Erwägungen, do sprechen viele Gründe für Reck- linghausen als Siß der neuen Bergwerksdirektion.

Abg. Dasbag (Zentr) beshwert 8 über Wahlbeeinflussungen, die bei der leßten Reichstagswahl dur Saarbrlicken au8geübt worden seien.

Minister für Handel und Gewerbe Möller weist darauf hin, daß die Sache weit (1898) zurückliege und “daß der ange- s{huldigte Beamte bereits 1899 nach Königsberg versezt worden fei Er habe seinen untergeordneten Beamten gegenüber niemals einen Zweifel darüber gelassen, daß er keine Wahblbeeinflussungen wünsche, er mishe sich in die staatsbürgerlichen Nechte des einzelnen Staats- bürgers nicht ein. L

Abg. Vopelius (freikons.): Auch seitens der katholischen Geist- lihkeit find die {limmsten Wahlbeeinflussungen vorgekommen. Man hat sogar mit der Verweigerung der Sterbesakramente gedroht. Katholiken, die nationalliberale Versammlungen besuchen, find von der Kanzel herab als „Feiglinge“ und „Lumpen“ bezeichnet worden. Herr Dasbach, der im Glashau e sißt, sollte niht mit Steinen werfen.

Oberberghauptmann von Velsen gibt eine Grklärung ab, die jedoch auf der Tribüne nicht zu: verstehen ift.

Abg. Dr. Heisig (Zentr.) beshwert sich darüber, daß die ober- {lesishen Berg arbeiter von der Bergoberbehörde bedrückt würden, weil sie polnischen Vereinen angebören.

Abg. Da3bach (Zentr.): Die Beschwerden des Abg. Vopelius sind nur apeidietone Behauptungen eines Wahlprotestes, während ih mih auf bewiesene Tatsachen berufen habe. A

Abg. Dre. Sattler (nl.): Es war mir interessant, zu hören, daß Herr Dasbach Frieden zwischen den Konfessionen wünscht ; ih habe aber noch keine friedloseren Preßerzeugnisse geseben als die von Herrn Dasbach geleiteten. Solche Fälle, wie sie ter Abg. Vopelius an- eführt hat, sind in der Tat vorgekommen. Det Redner führt einige Beispiele hierfür an und fährt dann fort: Es stebt fest, daß in jener Gegend die katbolishe Geistlichkeit eine sehr umfasscnde Tätigkeit im Sinne der Wahl eines Zentrumsmanns entwickelt hat, mit allen Mitteln, die der Geistlichkeit zur Verfügung steben und die kaum für möglich ge- balten werden ß sich die Bevölkerung dagegen aufbäumt, 1 nicht verwunderlih. Der Abg: Dasbach sollte sich an seine Yrust schlagen und sagen : Gott sei mir armem Sünder gnädig!

Die Erörterung wird geschlossen.

Abg. Dr. Dahlem (Zentr., zur Geschäftsordnung): Ih babe für den Schluß der Debatte gestimmt, obwohl ich mich zum Wort gemeldet hatte; wäre ich zum Wort gekommeß, so bätte ih aus- rene taß , (Dec Präsident von Kröcher unterbriht den Redner

Der Etat wird bewilligt.

Es folgt der Etat der Handels- und Gewerbe- verwaltung. L

Abg. von Savigny (Zentr.) wünsht die Einführung einer neu erfundenen Sicherheitslampe.

Abga. Dr. Müller (freis. Volksp.) befürwortet die Förderung der gewerblichen Fortbildungöschulen in Naffau.

Ein Negiérungskommifsar weist darauf bin, daß er bereits bei der zweiten Lesung erklärt hade, daß alle Anträge des nassauischen Gewerbevereins mit Woöblwollen gepelift würden. Diese Anträge seien aber erst gestern eingegangen; der Minister habe daher seine Entscheidung noch nicht treffen können.

Abg. Dr. Crüger (fr. Volksp.) bittet den Minister, die Gegen- sähe in der- Berliner Geschäftöwelt guömgleichen; hier komme die neue Börsenordnung in Betracht, bd der es sich um den Schuy woblerwortener Rechte der Aeltsstenkorporation handle as neue Bôörsengesey habe diese Rehte nicht getroffen und ne treffen wollen. Das Aussichtöreht der Regierung könne nicht so weit gebea, daß die Verwaltung der Börse illusorish gemacht werde Der Minister möge sich nit von Animosität leiten lassen, er solle in dieser Frage die allervorsichtigsten Maßregeln treffen und, was in seinen Kräften stehe, tun, um in diesem Punkte eine Einigung zywischer den Aeltesten und der Handelskammer herzustellen Abg. Grütt (freikons.) erörtert die Angliederung der Tiefbau- \hulen an die Baugewerkichulen und bittet, diese Schulen zu fördern

Abg. De. Friedberg (nl.) spricht, auf dec Tribüne unveritänd- lich, über die Verwaltung der Berliner Börse.

Geheimer Oberregierungsrat Wendelst adt i ¡zu dieser Frage noch nicht Stellung genommen. Er wird sich nicht ¿allein von dem Gesichtspunkte der Zwreccmäßigkelhleiten lafscn, sondern in erster Reibe den Rechisstandpunkt inne dhalken. Nach der Geseh- gebung find der Verwaltung nicht solche engen Grenzen gezogen, wie die Vorredner meinen

_ Abg. Freiherr von Zedliy und Neukirch (freikons.): IS be- arüße diese Erflärang, daß der Minisier nicht allein nach der Zrrek- mäßigfeit, sondern auh vom Resisslantvunkte aus entscheiden will Es handelt si hier um privates Besiyreht. Die Grenze, wo das Aufsichlorecht des Staats aufhört und die Verwaltung anfängt, liegen ja Dat so flar zu Tage, aber es muß eine reialiche Scheidung gefunden rreeden

Abg. Der. Lotiius (al) unterstügt die Wünsche des nassauischen Gewerbevereins, die ter Abg. Dr. Müller vorgetragen bat

Abg. Dr. Möller (fr. Volksp.) bittet, den Schematismus uad die Viels hreiberci aus dem Fortbildung?unterricht herauszolzfen

__ Der Etat der Handels: und Gewerbeverwaltung wird hierauf bewilligt

(Séhluß des Blattes .)

die oberen Bergbehörden in

Der Minister hat

Statistik und Vslkswirtschaft,

Zur Arbeite/bewegung- s

31 Fräsereibesißer haben si, tr „Voss. Ztg.“ zufolge, geweigert, aus Anlaß des J dftendes der Mcschinenarbeite r in der Ber- liner Holzindustrie (vgl. Nr. 8 d. Bl.) Arbeiten aus den von den Ausständigen gesperrten Betrieken für die Tischlermeister zu_über- nehmen. Sie woren deshalb ‘als wortbrüchig Und“ „Streik- breher“ bezeihnet worden, mt deten man nicht arbeiten solle. 2000 Tischlermeister hiben einmütig das Vérhalten dieser Besizer verurteilt und beshlossen, in Zukunft nur denjenigen S babres von Holzkearbeitungsfabriken Arbeit zuzu- weisen, die h mit den Inhabern der vom Ausstand betroffenen. Be- triebe folidarisch erklären. Die Fräjereibesißer haben ihrerseits be- olen, gea Lberintisier der Tischlerinnung wegen Verrufs- erklärung usw. klagbar zu werden. e

In Cöln hielt, wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ berichtet, am Sonntag der Zentralverband der Maurer Deutschlands einé von etwa 600 Personen besuchte Ge neralversammlung ab, die si aus- chließlih mit ver Lohnbewegung der Verpußer und Fuger befaßte.

us dem Berit der Lohnkommission dieier Kategorie der Bauhand- werker geht hervor, daß der eingereihte Lohntarif, der in der n sache einen Mindeststundenlokn von 55 A vorschreibt, von den Arbeit- gebern niht anerkannt wurde, vielmehr bat der Baugewerksverein (freie Innung) beschlossen, 18 und für Hilfsarbeiter 38 F für die Stunde zu gewähren. Alle Redner sprachen fih dahin aus, daß man an den Forderungen festhalten müsse und die Arbeit niedergelegt werden ais wo der Lodntarif nicht| bewilligt werde. Einstimmig nahm man hließlih folgende Resolution an: „Die Versammlung nimmt Kenntnis von dem Bericht der Lohnkommission ver Pußer. Die Versammelten können \ih “mit. den von der freien Baugewerksinnung aufgestellten Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht einverstanden erklären und be- schließen, an den im ebra seitens ‘der;Pußer gestellten Forderungen \trikte festzuhalten. Die Lohnkommission wird beauftragt, fofort bei allen Unternehmern in diesem Sinne |vorstellig zu werden. Bet den- jenigen Unternehmern, die“ gegenüber der Lohnkommission die Forde- rungen nicht anerkennen \oll unverzüglich die Arbeit niedergelegt und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln auf die Durchführung der For- derungen hingewirkt werden.“ Alsdann wurden das Streikreglement, Unterstüßungen, Abgaben 2c besprochen. i

In München-Gladbach sind nach demfelben Blatte geftern mit wenigen Ausnahmen sämtlihe Anstreiherges ellen in den Ausstand eingetreten. Die Verhandlungen mit | den Anstreichermeistern hatten das Ergebnis herbeigeführt, daß die. Meister die Forderungen der Ge- sellen angenommen batten; nur über das Verlangen, daß den jungen Gehilfen vom Schluß der Lehrzeit an bis zum 20. Lebensjahre ein Minimalstundenlohn von 35 A gezahlt werden sollte, war keine Einigung erzielt worden. Das war der Grund zu dem Ausstand, der ganz kurz vor der Umzugsjeit am 1. April von vielen Bauunter- nehmern sehr game empfunden wird. i :

In Dortmund hatten kürzlih, wie dieselbe Zeitung mitteilt, die Maler- und Anstreichergebilfen den Meistern einige in der Hauptsache auf Lohnerhöhung zielende Forderungen eingereiht, waren aber von diesen abgewiesen worden. Ein Teil der Gehilfen wär nicht abgeneigt, die Bewilligung der Forderungen durch einen Ausftand zu erzwingen. Jn einer am Sonntagnächmittag abgehaltenen Versamm- lung wurde aber bes{lossen, von einem Streik vorläufig abzusehen und das Gewerbegericht als Einigungs8amt anzurufen. j :

In I sérlo hn sind, demselben Blatte zufolge, die Arbeiter von fünf Fabriken, etwa 300, in den Ausstand getreten.

Aus Bremerhaven wird dem „W. T. B.* von gestern ge- meldet: nahdem am Freitag 47 Koblen- und Landungsarbeiter (val. Nr. 65 d. Bl.), welche den Vörständen des Hafenarbeiterverbandes angebören - und agitaterisch tätig gewesen waren, auf Anordnung des Norddeutschen Llovd von weiterer Beschäftigung auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyd dauernd ausgeschlossen worden waren, sind bis heute mittag 1100 Kohlen- und Landungsarbeiter aus dem Hafen- arbeiterverband ausgetreten, um \ich den -nach Anordnung des Nord- deuts{hen Llovd neugebildeten, aus Nichtmitgliedern des Hafenarbeiter- verbande3 bestehenden Gängen anzuschließen und der _zu errichtenden Pensionékasse beizutreten. Sämtlicve übergetretenen Arbeiter mußten ih durh ihre Unterschrift verpflichten, dem Hafenarbeiterverband nicht mehr anzugehören und die Quittungsbücher des Hafenarbeiterverbandes abzuliefern. Der Hafenarbeiterverband in Bremerhäven if damit, soweit er die Koblen-* und Ladungsarbeitergänge dés Norddeutfthen Lloyd mit umfaßte, vollftändig aufgelöst worden.

Jn einer am Sonnabend în Bkemen abgehaltenen V er- sammlung der Vertreter an der Unterweser belegener Werften sowie sonstiger industrieller Unternehmungen wurde, wie „W. T. B.* meldet, beschlossen, vom 1. Mai d. I. ab Arbeits- nahweisungsbureaux îin Bremen, Bremerhaven und Vegesack zu ecrihten. Von den Betrieben neu anzuftellende Arbeiter werden von diesem Zeitpunkte ab nur noch durch Vermittelung dieser Nachweisungtbureaux angenommen werden. Ferner wurden gemetn- same Maßregeln für den Fall des Ausbruchs “von Streikbewegungen in den beteiligten Betcieben vereinbart. i

Aus Olten wird der „Frkf. Ztg.“ telégrapbiert, daß die dort tagende Delegiertenversammlung des \chweizerishen Eiscnbabnarbeiterverbandes von der Verwaltung der Bundes- bahnen die Ariscassung der Accordarbeit in den Werkstätten und An- jeyung cines Lohnminimums von 4 Franken für: den Tag verlange.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Vor Eintritt in die Tagesordnung der Märzsizung der Berliner Gesellsdaft für Anthropologie wurde ein. Niese vorgestellt, ein junger Mann von 22 Jahren, Balte von Geburt, welcher bei ciner Höhe von 239 ecm entsprebende Köcpecabmessungen in ungewöhnlich gutem Verhältnis zeigt. Das außerordentlide Wachstum des seit korzem verdbetrateten Mannes ist erst nah dem 15. Jahre eingetreten, bis wohin die Entwikelung ganz normal war. Von Herrn Payer aus Wien (Bruder von Julius Paver, dem Gat tedber von Franz Iosephb-Land), der 1896 Teile Nocdbrasiliens, an der Greaze von Columbien. bereist hat. tie zu den unbekanntesten Sldamerikas gebdren, wirdea intecessante Mitteilungen lber die Ein- ge borenen dicser Gegenden gemacht, welche, obwohl K völliger Nacktheit lebend, ret intelligènt find und manche Ginribtungen de- sien, die sie eingehender Bekanniichaft wert erscheinen lassen. Dazu acbért cin von allen disberigen Eifurtungen ganz abrvcicenter GBölter fultus, als dessen vermutlides Ergebais eine gewisse Ritterlichkeit der Männer in die Ecschcinung tritt, und von technisdsten Hilftmittela cine Signal-+ oder Lärmtromiwmel. die alles über ähnliche Geräte Bekannte in ibrer meilemwveit vernchmbdaren Schallwirkung in den Schatten îtellt Diese Trommel wird aus dem überaus darten Holz eines vou Payer ermittelten Baumes dadurch bergerstellt, dah ein Stück des Stammes von bedeutenten Abmesiungen mittels Feuersleiamesier dis auf ganz dünne Wänte aubgeböhlt wird. Die so entstandene zvliadrische Trommel wird dann liegend an wei Baslseilen, in denen fie wie in einer & te ruht. aufachängt und mit cinem Holzllétdel be- arbeitet. ie es scheiat, beficht ein vereäindartes Signaliyitem Von Professor Cofinna wurden neue Erwerbungen des Museums

für Völkerkunde vorgeführt und erklärt, darunter vier lebens große, trefilich gemalie Bilder dincscder Bogenschüyen, ehe- einer Samnilueoa bea 200 Bildern angedêria, die

im 17 bundert ein Kaiser der Mantichadrnasiie durch luastoect- fláadige Jesuiten malen lie. Ela fünftes BUd. der gleichen Samm- luna il dem Muscum nur lelbæelle überlassen worden E8 fell! einen hoben Wüttenttäzer in peitbtizer Scwandung ver. Eine weitere au desonters fotibare Erwerbang bestebt in einem Buch, esen Blätter aus Platten von Nepdrit oet-leet sind, worauf ein chizeVHee Kziier in seiner Semmerfriiche S: 12+ nedergetchricden derr tin- arrint har, die dei tex Hirte tes Steins mur mt TDiamanbe arfel geirieben ela Tanen Ter Wuillelide Seeider maß aber allmäblih tie Eetul? zar Taréührang feines Werkes vet- loren haben; denn die leyten Seitca des Baches unterscheiden fich in

der Sorgfalt der tellung sehr unvorteilhaft von den ersten. u einer i anten Debatte gestaltete sich die als erster unkt “der Tagesordnung angesezte Erörterung über den in

der Sißung ain 10: Januar gehaltenen Vortrag von Professor Klaatsch -: Heidelberg. * Ginleitend wurde vom Vorstandstish daran wesentlich_ darum handle, ob die

c 2s. Tich damals vorgelegten zahlreihen Feuersteinartefakte aus belgishen und Pes Fundstätten als Bearbeitungen von Menschenhand anzuer- kennen seten, dann ‘ob“die Möglichkeit auëgeslossen sei, daß niht an die Fuündorte, aus deren Dertlihkeit und Beschaffenheit das Vor- handensein des Menschen bereits im Pliocaen, d. t. der jüngsten Tertiärformation, ges{lossen wérde, erst später Artefakte gelangt seien. Zu Punkt 1-wurde allseitig. auch von Professor Klaats& eingeräumt, daß Täuschungen möglich seien und äuch dur natürliche Einflüsse und Ein- wirkungen Bildungen entstehen könnten, die wie Artefakte aussehen; doch wurde gleichzeitig anerkannt, baß bei dem größten Teil der vorgelegten Sammlung die Mitroirkuñg E unzweifelhaft erscheine. Bi Punkt 2 kommt es wesentlich darauf an, ob vulkanische Um- ildungen der Art, wie. sie beim Verschluß der gegenwärtigen Fund- stellen gegen die Außenwelt mitgewirkt haben, noch später als in der

mnen. Di also in der Zeit des Diluviums stattgefunden haben önnen.

Dieser Beweis is z. Z. nicht mit Sicherheit zu führén. rofessor 'Klaatsh gab das zu, betonte aber, daß es zunächst auh ‘genlige, áus der Auffindung von Artefakten an jeden Zweifel aus\{chließenden Fundorten die Existenz des Menschen in den interglazialen Zeiten na{hzuweisen. u zahlreichen Untersuchungen in diejer Richtung hoffe er, daß die belgisch-französi‘chen Funde anregen werden. Daß diese erwünschte Folge tatsächlich bereits einzutreten anfängt, wurde aus mehreren in der Diskussion erfolgenden Mitteilungen ersictlich, Pion konnte von einem Lierknochenfunde, darunter die Knochen von Lörven und Hyänen, doch au von Menschen- hand Tang gesvaltene Beinknöchen verschiedener Tiere, berihtet werden, der beim Abbau “einer Gipswand in “der Nähe von “Pößneck emaht worden ist. Hier * liegt, ‘anscheinend der Fall einer früher vorhandenen Schluht oder Höhle vor, die infolge Zusammenbrüchs der siè bey (di Gipswände, vielleiht aus An- laß einer Faltung, von der Außemwvelt abges{chnitten worden ist. Natürlich ist aus' der Sachlage {wer irgend ein Schluß auf die Zeit, dem das Ereignis- angehört, zu machen, es sei denn aus der Bes chaffenheit bezw. Unversehrtheit der überlagernden Bodenschichten. SNNS lieât ein anderer, von dern Magdebürger Mitglied vorgetragener f ie Fundstätte zahlreicher Feuërsteinartefakte, die vorgelegt wurden, iegt ‘am linken! Elbufer oberhalb Magdeburg, in der Nähe“ eines Brauünkoblenbergwerks. | Die dém Tertiär angehörige Braunkohle ift zumeist überlagert durch* Diluvialrnergel, wie er" für die Gletscher- Grundrnoräne kennzeihnend is. Darauf folgt eine Schicht ziemlih groben - Gerölles und deëgl. Sandes, von der sich Strahlen in den Mergel hineïinschieben. Nach einem Uebergange aus feinerem Sande folgt eine besonders verworfene Geröllschicht, die ibrer- seits von dem bekannten ‘Löß- der Magdeburger Böhrde über- lagert ift. Die diesen - bede ende Humus\chicht ist §- m, der Löß 1 m, die’ Geröll? und Sandschichten find zusammen 10—20 m fa Die oben geda i aae wurden nun unter dem Schlemm- ande, da wo die starken ‘Geschiebé lagern, gemacht, und es erscheint unzweifelhaft, daß von Menschenhand bearbeitete Feuersteine hierher nur in' der Zeit gelangt sein können, in ‘welcher diese Schichten ab- elagert- wurden. Welche der interglazialen Zeiten dabei in Frage ommen, ob die durch Gleichzeitigkeit von Elephas antiquus áráfkterifierte Taubácher ‘‘óder die ‘von dem ommen des Mammut begleitete Rixdorfer, bedarf génauerer Prüfung. Jedenfalls eristierte der Mensch, ‘wenn “jene Funde, wie es den Anschein hat, wirklih Artefakte sind, vor dieser interglazialen Gpohe. Von einer anderen Séite wurde ‘noch darauf aufmerksam gemaht, daß Deutschland“ für die ‘Untersuchung, ob der Mensch Zeitgenofsse der ältesten Eiszeit öder gar noch' des jüngeren Pliocaens gewesen, ein wenig geeignetes Feld biete. Hierfür seien“ die geologischen Verbält- nifsé anderer europäischer Länder, u. a. von England, Portugal, Finn- land, viel geeigneter. Sehr beahtenêwert für die B E Frage seien- doch auch die von Professor Schweinfurth in der Nähe von Luxor in ‘großen Mengen gefundènen Artefakte, aus einer Terrasse \tammend, deren Bildung der legten Eiszeit angehöre. Weitere Untersuhungen in Oberägypten versprechen über die vorliegende Frage noch wichtige Aufs@lüsse. “Auf Grund neuester Nachrichten von dem genannten Forscher seien Artefakte von ihm iegt auch in der böberen, älteren Terrasse aufgefunden worden, deren Gat- stebung spätestens der vorleßten Eiäzeit beizugesellen sei. Zum Schluß wies Drófessot Klaatsh noch auf Rüdersdorf als Untersuhungsfeld für die angeregte Frage hin, während von unterrihteter Seite mit- geteilt wurde, daß Funde ähnlich den Magdeburgern auch aus den inter-

glajialen Sandsh-chten der Nathbarshaft von Eberswalde und Potsdam wvorläzgen. Es * folgte cin längerer, durh zahlreiche Lichtbilder erläuterter Vortrag von Dr. K. Th. Pre uß, der merkwürdige Zusammenbhänge und Gleichartigkeiten der Vorstellungen

liber Dämonen * bei den alten *Sriehen, den Javanern und den Mefikanern nachzuweisen uriternahm. Der Vortrag des Herrn M. Kandt über

ndwerk und Kuanst- gewerde in Buanda* “mußte wegen vorgerückter

eit vertagt werden.

Gesundheitêweseu, Tierkrankhciten und Absperruugs- maßregeln. Niederlande Die niederländishe Regierung hat die gegen Herkünfte von Alexandrien angeordneten Quarantänemakregeln wieder

anfgeboben. (Vergl. .Reichsanz.“ vom 21. Mai 1900, Nr. 121, und vom 1. Oktober v. J, Ne. 241.)

Land- nud Forstwirtschaft.

Ausfuhr vou Getreide aus Argentinien und die Preise desselben für die Zeit vom 1. dis 15. Januar 1903

Mragen tn SéFrn Sc'ammt-

i D vi Ai ¿ Getreideart Vers HiFungsziel (detana) __ menge in 1000 kg*)

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*) Die „bolsa” zu S kg