1882 / 21 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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Vorgehen jener s{önen Devise: „Dem Könige jeder Ruhm, dem Minister jeder Tadel!“ Minister wehselten; für den ruhmvollsten Staatsmann könne eine Zeit Tommen, in der er des Vertrauens seines Volkes nit mehr theilhaftig sei. Jn solchen Zeiten sei der König das stabile Element, der eherne Fels, der ste!1s un- verrückt bleibe, auf den namentlih in fritishen Zeiten Alles vertrauensvoll zu blickden pflege, der das erlösende Wort aussprechen könne: „Jh will Frieden mit mei- nem Volke!“ Zu dem zweiten Theil des Erlasses über- gehend, fragte Redner, wie die darin ausgesprochenen Grund- säße denn mit den vom Reichskanzler bei Gelegenheit des An- trages Mendel betonten Prinzipien in Einklang ständen ? Jede Art amtlicher Thätigkeit, angewandt zur Herbeiführung eines bestimmten Wahlergebnisses, stehe im Widerspruch mit der ver- fassungsmäßig garantirten Freiheit der Wahl. Auch dürften keiner- lei Anforderungen an die Beamten gestellt werden, die das staats- bürgerlihe Recht der aktiven und passiven Wahlfreiheit zu be- einträchtigen geeignet seien. Er gebe zu, daß gewisse Grenzen durh die Pflichten gezogen würden, die das Amt selber auferlege. Von dieser Einschränkung sei aber in dem Erlaß nicht die Nede. Derselbe werde vielmehr überall als eine energishe Aufforderung an alle strebsamen Beamten aufgefaßt, die Politik der Regierung durch Wahlagitationen zu unterstüßen. Redner erinnerte an den ministeriellen Erlaß vom Fahre 1863, der sih ähnliche Zwecke geseßt habe, und betonte nohmals, daß der Erlaß dem Königthum. nicht förderlich sein werde. i

Demnächst ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort. (Schluß des Blattes.)

Das Enteignungsrecht ist Allerhöhst verliehen worden: 1) unter dem 19, Dezember 1881 dem Kreise Merzig im Regierungsbezirk Trier für die zum provinzial- straßenmäßigen Ausbau des Weges von Merzig über Hil- bringen bis zur lothringishen Grenze in der Richtung auf Waldwies erforderlihen Grundstücke. Zugleih ist dem Be- s{hlusse der Kreisstänte des Kreises Merzig vom 22. April v. F. wegen Uebernahme eines Drittels der anshlagsmäßigen Baukosten dieser Straße gemäß §8. 6b. der Verordnung vom 9, April 1846 die Allerhöchste Genehmigung ertheilt und fer- ner genehmigt worden, daß dieses Drittel durch Begebung eines entsprehenden Theiles der dem Kreise durch das Privilegium vom 10. Dezember 1877 bewilligten, noch nit völlig zur Verausgabung gelangten Anleihe von 240 000 4 zum Bau einer Biüccke über die Saar zwishen Merzig und Hilbringen gedeckt werde; 2) unter dem 21. Dezember 1881 der Stadtgemeinde Breckerfeld im Kreise Hagen, Regie- rungsbezirk Arnsberg, welche den Bau einer Chaussee von Breckerfeld durch die sogenannte Jllekatte und das Nord-Ep- scheider Thal bis Priorei an der Volmethal-Eisenbahn be- {lossen hat, sür die Grundstücke, welhe zu dieser Chaussee nothwendig sind; 3) unter dem 28. Dezember 1881 dem Wege- verbande des Amtes Emden im Landdrosteibezirke Aurich be- hufs Erwerbung der zum Ausbau der Landstraße von Groot- husen nah Greetsiel erforderlichen Grundstücke; 4) unter dem 2. Januar 1882 dem Kreise Pleß, Regierungsbezirks Oppeln, welcher beschlossen hat, an Stelle des auf dem Kreistage vom 16. Oktober 1879 beschlossenen Baues einer Chaussee von der Zabrzer Kreisgrenze bei Paniow bis zur Kreischaussee Nicolai-Woschczyy bei Mokrau, eine Chaussee von Mokrau im Anschluß an die bestehende Kreis- chaussee Nicolai-Woschczyß (Mokrau-Nicolia) über Kieferberg bis zur Zabrzer Kreisgrenze zur Aussührung zu bringen, unter Aufhebung der demselben bezüglich des Baues der erstgenannten Chaussee durch den Erlaß vom 29. Dezember 1879 verliehenen Rechte, für die Grundstücke, welche zu dieser Chaussee und den chausseemäßig ausgebauten Wegen von Pleß über Lonkau, Polnish- und Deutsh-Weichsel bis zur Landesgrenze bei Schwarzwasser, sowie von der Kreisgrenze bei Ober-Borin über Timmendorf, Kreuzdorf und Warshwihß zum Anschluß an die Provinzial-Chaussee Sohrau-Golassowitz gebraucht werden.

Der Stadtgemeinde Breckerfeld und dem Kreise Pleß ist für die unter I1. und 1V. bezeihneten Chausseestrecken gegen Uebernahme der künftigen hausseemäßigen Unterhaltung jener Straßen gleichzeitig auch das Recht zur Erhebu ng des Chausseegeldes auf denselben nach den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840 einschließli der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Be- freiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusäßlichen Vorschristen vorbehaltlih der Abänderung der jämmtlihen voraufgesührten Bestimmungen Allerhöchst verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29, Februar 1840 angehän, ten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizeivergehen auf die gedachten Strafen zur Anwendung kommen.

Die Abgaben für Benußung des städtishen Bohlwerks in Garßg a. O., im Kreise Randow, des Regicrungsbezirks Stettin, sind dur einen unter dem 12. Dezember 1881 Aller- höchst vollzogenen Tarif geregelt worden.

Die Bestimmung des 8. 330 des Strafgeschbuchs, wonach Derjenige, welcher bei der Leitung oder Ausführung eines Baues wider die allgemein anerkannten Negeln der Baukunst dergestalt handelt, daß hieraus für Andere Gefahr entsteht, mit Geldstrafe oder Gefängniß bestraft wird, findet, nah einem Urtheil des Reichsgericht s, 11, Strafsenats, vom 22. November v. J., keine Anwcndung, wenn die Ge- fahr noh nit durch das Bauwerk, so weit es fertig gestellt ist, droht, sondern erst eintreten würde, wenn die inzwischen poli- zeilih inhibirte Bauausführung fortgeseßt würde.

Nach 8. 4 des Reichsgeseßes vom 7. April 1869, Maßregeln gegen die Rinderpest betreffend , tritt der V &x- lust des Anspruchs des Viehbesißers, dessen Vieh in Gemäß- heit dieses Gesetzes getödtet worden, auf Vergütung, als Folge der Unterlassung s{hleunigster Anzeige, nur ein, wenn derselbe zuverlässige Kunde davon erlangt hat, daß ein Stück Vieh an der Rinderpest krank oder gefallen ist, oder daß auch nur der Verdacht einer solhen Krankheit vorliegt. Jn Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, 1V, Civilsenat, durch Urtheil vom 9. Januar d. J. ausgesprochen, daß in einem Seuchenorte die Unterlassung einer Anzeige über einen Erkrankungsfall des Viehes, der niht den Verdacht erregen muß, daß das Vich pesikrank sei (obwohl thatsählich das Vich an der Pest erkrankt war), die Erstattungépflicht für das ge- tödtete pesikranke Vieh im Sinne des Reichsgeseßes nicht aus- \{ließt.

Der Statihalter in Elsaß-Lothringen, General-Feld marschall Freiherr von Manteuffel, General-Adjutant Sr. Majesiät des Kaisers und Königs und kommandirender

General des XV. Armee: Corps, hat sich nach Straßburg i. Els. zurückbegeben. : Ferner sind von hier wieder abgereist: die kommandiren- den Generale des I., IV., IX. und VII. Armee-Corps, Gene- rale der Jnfanterie Freiherr von Barnekow, von Blumenthal und von Tresckow, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und der General der Kavallerie Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode.

Bayern. München, 23. Januar. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe seßte heute nah lebhafter Debatte die von der Abgeordnetenkammer gestrihenen Dis- positionsfonds für die Ministerien der Finanzen, des Aeußern und des Jnnern in das Budget wieder ein. ; bestimmungen. Der Gesetzentwurf wurde vom Landtage mit einigen Abänderungen in erster Lesung angenommen.

Sachsen. Dresden, 23, Januar. (W. T B.) - Jn der heutigen Siß.¿ng der Zweiten Kammer beantwortete der Finanz-Minister die Jnterpellation des Abg. Heine: ob die Regierung sih im Bundesrathe dafür verwenden werde, daß Seitens der Reichsregierung bei der bevorstehenden Fort- seßung der internationalen Münzkonferenz die Reha- bilitirung des Silbers und die Einführung der Doppelwährung durch internationale Verträge für Deutschland herbeigeführt werde, verneinend. Der Minister fügte hinzu, daß die säh- sische Regierung auch beute noch bei der Erklärung stehen bleibe, welche der Staatssekretär des Neichsshaßzamts Namens der verbündeten Regierungen am 10. März v. J. im Reichs- tage abgegeben habe.

Oldenburg. Oldenburg, 20. Januar. (Wes. Ztg.) «Fn der heute nah der im vorigen Monat eingetretenen Ver- tagung abgehaltenen ersten Sißung des Landtags stand

der Geseßentwurf, betreffend den Forstdiebstahl und die Forst- und Feldpolizei, auf der Tagesordnung. Derselbe

schließt sich im Wesentlihen an die in Preußen geltenden Geseße an und enthält durchweg nux Abweichungen, welche sih in Folge anderer Verhältnisse als nothwendig oder beson- ders zweckmäßig herausstellten ; der Entwurf hat dabei das preu- ßische Forstdiebstahlsgesey und das Forst- und Feldpolizeigescß aus Gründen besserer praltisher Handhabung zu einem Geseß verschmolzen; er enthält in Titel T. die allgemeinen Bestim- mungen, in Titel IT. die materiellen Bestimmungen über den Forstdiebstahl, in Titel III. diejenigen über Feld- und Forst- polizei, sowie über den Schadenersaß und die Pfändung, in Titel IV, die das Strafverfahren regelnden Vorschriften und endlih in Titel V. die gemeinsamen Uebergangs- und Schluß:

Schwarzburg-Sondershausen. Sondershausen, 21. Januar. (Lpz. Ztg.) Eine Fürstliche Verordnung be- stimmt, daß von allen in die Schule eintretenden Kindern eine Bescheinigung ihrer Taufe zu fordern ist und daß auch die nicht ge- tauften Kinder an dem Religionsunterrichte der Schule theilzunehmen haben, falls niht nachgewiesen wird, daß für die sittlich-religiöse Unterweisung derselben in anderer Weise ausreichend gesorgt wird,

Desterreich-NUrtgarn. Wien, 23. Januar. (W. T. B) Nach amtlicher Mittheilung fanden am 20. d. in Dubrava Zusammenrott.ngen statt. Der Gensd'armerieposten in Glavaticevo wurd von angeblih 150 Insurgenten zurüd- gedrängt und traf in Konjica ein; die Jnsurgeiten gingen gegen Konjica vor. Bei Vratlo stehen etwa 1000 Jnsurgenten, in Zagorje zwischen Ulok und Kalinovic etwa 500 mit Snider- gewehren und 100 mit Harken bewaffnete Jnsurgenten unter Führung des Serdars Tungus. Die Banden suchen durch Terrorismus weiterer Gebiete zu insurgiren. Die in Folge des Angriffs auf die Gensd'armerie in Kalinovic von Foca abgesandten drei Compagnien fanden am 19. d. Vratlo- Karaula von 200 Jnsurgenten beseßt, welhe bei dem Vor- rüden der Truppen zurückgingen. Ein Jäger-Bataillon stieß am 18. d. M. bei einer Rekognoszirung gegen Ulok auf eine ausgedehnte Wachenlinie der Jnsurgenten, welche zurückgeworfen wurde. Die große Prozessio'n der Wasserweihe der griehish-orthodoxen Kirchengemeinde in Serajewo hat unter zahlreicher Betheiligung der Land- bevölferung ohne jede Störung stattgefunven.

(W. T. B.) Gegenüber einem Telegramm der „Prager Politik“ versichert das „Fremdenblatt“ auf Grund zuverlässigster Informationen, daß über die Annexion der okkupirten Pro- vinzen oder über eine anderweitige Aenderung der \taats- rechtlihen Stellung derselben keinerlei Verhandlungen oder Pourparlers, weder unter den österreichish-ungarischen Staats: männern, noch mt fremden Diplomaten gepflogen würden. Gegenüber dem wegen jener erfundenen Meldung gegen den Fürsten Bismark sehr ecreiferte, bemerkt das „Fremdenblatt“ : was die auswärtige Politik des de ut \shen Reichskanzlers, insbefondere seine Haltung in den \{chwebenden inter- nationalen Fragen betrifft, so haben wix in Oesterreich Ungarn wahrlih nicht den geringsten Anlaß, uns dieserhalb irgendwie zu beunruhigen oder zu beshweren. Wir haben im Gegentheil die allerbegründetste Ursache in der Stellungnahme Bismarcks zu allen Fragen, in denen unsere Monarchie engagirt erscheint, ein Unterpfand mehr für eine unseren Interessen entsprehende Lösung zu erblicken.

24. Januar. (W. T. B.) Wie amtlich mitgetheilt wird, sind weder von dem Generalkommando in Serajewo noh von dem Statthalter von Dalmatien, Jovanovic, seit gestern Gefechte gemeldet worden. Der Erzbischof Dr. Stadler ist am 14. d. M. in Serajewo eingetroffen.

Pest, 23. Januar. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute der Minister-Präsident Tisza, die Jnter pellation des Abgeordneten Helsy bezüglih Krivoscies beantwortend: daß sowohl in Süd-Dalmatien, als auch in der Herzegowina Unruhen entstanden seien, welche ein kräftiges Austreten der Negierungen erheishten. „Die Ursache ist wie in: Fahre 1869 der Rekrutirungsversuch. Was die Herzegowina angeht, so ist es tegreiflih, daß in Ländern, deren Bevölkerung viele Jahrzehnte an Unruhen gewöhnt war, die zu Unruhen geneigten Elemente in wenigen Jahren ni&t vershwinden ; ebenso begreiflich ist es, daß die im Jnteresse der Ordnung und Admi- nistration im Sinne des übernommenen Mandates erforder- lihen Verfügungen bei den Völkern, welche unter ganz anderen Verwaltungsverhältnissen lebten, manhmal selbst Antipathie hervorrufen. Bedenkt man noch, daß, obgleih ferner oder näher stehende Regierungen in solhen Fällen die ihnen gegen- seitig obliegenden internationalen Pflichten korrekt erfüllen, es gerade in dem Volke, welches die Majorität in den okkupirten Ländern bildet, Elemente giebt, die sich durch das inter-

„Pester Lloyd“, welher ih

nationale Ret nit gebunden erachten, sondern es stets als ihre Aufgabe betrachten, die glimmenden Funken zur Flamme anzufachen, so wird man es natürlih finden, daß solche Unruhen in einem Theile jener Länder entstehen können. Die Regierung hält es für ihre Pfliht, Unruhen und deren Ausbreitung nicht nur zu verhindern, sondern dieselben mit größter Energie zu unterdrücken und die entsprehenden Ver- fügungen so durchzuführen, daß sich die dortige Bevölkerung überzeuge, das System fortwährender Unruhen, an welches sie gewohnt sei, könne nicht fortbestehen. Die Regierung, ent- schieden auf dem Boden der Verträge stehend, erachtete es niht und erachtet es auch heute niht für ihren Beruf, si mit Zukunftsplänen zu beschäftigen, in einem Momente, wo

vor Allem Ruhe und Ordnung hergestellt und die s{chwebende Verordnung durchgeführt werden muß. ZU diesem Behufe und zur Beschaffung der Mittel hierzu

werden die Delegationen in den nächsten Tagen einberufen.“ Was die Frage betreffe, ob die Türkei Angesichts der Be- wegung Schritte gethan habe, so könne er auf das Bestimm- teste versichern, daß ein solcher Schritt nicht geshehen sei und nicht geschehen konnte, da die durhzuführenden Maßregeln geradezu Konsequenzen des im Berliner Vertrage übernom- menen Mandates seien, welches Oesterreich das Recht gebe und die Pflicht auferlege, in den okkupirten Ländern Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten und sie, wenn sie irgendwie ge- stört sei, mit voller Energie wieder herzustellen. (Lebhafter Beifall.) Das Haus nahm die Antwort zur Kenntniß.

Zara, 24. Januar. Die dalmatinishen Land- wehr-Bataillone Nr. 79 und 80 werden mobilisirt.

Ragusa, 23. Januar. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro empfing eine Deputation aus der Herze- gowina, welche um Unterstüßung bat, wies deren Ansnchen ab und forderte die Deputation unter Androhung sonstiger Jnternirung zur Heimkehr auf.

Schweiz. Bern, 22. Januar. Der „Bund“ schreibt: Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, rüccken die Unter- handlungen in Paris, betreffend den \{chweizerisch-fran- zösischen Handelsvertrag, ihrem Abschlusse entgegen. Zmmerhin sind noch wesentlihe Differenzen zu erledigen. Wenn nicht neue, unerwartete Schwierigkeiten eintreten, so dürfte die Unterzeichnung des Vertrages etwa Mitte nächster Wo e exfolgen.

Grofbritannien und Jrland. London, 21. Januar. (Allg. Corr.) Jn Frland sind während der leßten Tage verhältnißmäßig wenig Ausschreitungen vorgekommen. Der gegenwärtige Monat dürfte wohl eine Abnahme in der Zahl der Agrarverbrechen zeigen, was theils eine Folge der von der Regierung ergriffenen \{harfen Maßregeln, theils aber au von dem Unistande herrühren mag, daß das Volk endlich der ewigen Unruhen müde wird und die Geschworenen anfangen, Verbrecher schuldig zu finden. Das geschah früher fast nie. Nach allem zu urtheilen, scheint daher eine kleine Besserung in den irischen Zuständen eingetreten zu sein, die hoffentlich von Dauer sein wird. Die Nachricht, daß eine Verstärkung von 50 jungen Amerikanerinnen für die Frauenliga eintreffen würde, hat sih als unbegründet erwiesen, dagegen ist diese durch die Ver- haftung einiger ihrer Mitglieder noch mehr ge\{chwächt worden. Die seit einiger Zeit vielfach erörterte Frage, ob die inhaftirten irischen Abgeordneten bei Eröffnung des Parlaments frei- gelassen werden würden, um ihren parlamentarischen Pflichten nachkommen zu können, hat ihre Lösung gefunden. Parnell und O'’Kelly, die bereits 3 Monate im Kilmainhamgesängnisse zugebracht haben, erhielten gestern die amtliche Mittheilung, daß ihre Hast um weitere drei Monate verlängert werden würde.

Frankreich. Paris, 23, Januar. (W. T. B.) Der oberste Kriegsrath wird demnächst die Frage wegen der successiven Zurückziehung der Truppen aus Tunis und Algier sowie die Bildung eines Stammes von stän- dig für die afrikanishe Armee bestimmten Truppen in Be- rathung ziehen. Die Kommission für die Handels- verträge hatte eine Besprehung mit dem Handels- Minister Nouvier, und man kam überein, daß, wenn eine Verlängerung des englisch-französishen oder eines anderen Handelsvertrages nothwendig werden sollte, dieselbe erst nah Beilegung der Krisis eintreten solle, Die Verlängerung würde sih nur auf diejenigen Nationen beziehen, welche den Ver- trag vor dem kommenden 1. Februar unterzeihnet haben würden,

Jn der Deputirtenkammer legte heute der Finanz- Minister das Budget sür das Jahr 1883 vor. Die Sißung wurde dann suspendirt, um die Vorlegung des B 6- richts der 33er Kommission abzuwarten. Nach Wieder- aufnahme der Sißung wurde der Bericht verlesen und die Berathung desselben auf Donnerstag festgeseßt. Jn dem Be- richte wird die Aufnahme des Listenskrutiniums in die Ver- fassung formell abgelehnt; der Bericht stellt ferner die Voll- machten dcs Kongresses als unbeschränkte hin, glaubt aber, daß man troßdem di: Reformpunkte bezeihnen müsse, um dem Senat einige Garantien zu bieten.

(Fr. Corr.) Der „Temps“ enthält gaben über das neue von dem Campenon entworfene Rekrutirungsgeseß. Darnach wären die Grundzüge dieser Vorlage folgende: Der Militärdienst ist für Jedermann obligatorisch. Die Dauer der Dienstzeit beträgt drei volle Jahre; aber da die Rekru- tirung ein Effektiv von 70 000 Mann mehr liefert, als dem Budget gemäß unterhalten werden könnte, so ergiebt ih die Nothwendigkeit, aus den drei unter die Fahnen be- rufenen Kontiugenten eine gleiche Anzahl auszuscheiden. Dem- gemäß werden 10 000 Mann in ihrer Eigenschaft als uner- läßlihe Stühen ihrer Familien von jedem Dienste entbunden, 10 000 Mann, die für- ihre Familien niht ganz unentbehr- lih, aber doch schr wichtig sind (Familienstüßzen zweiten Gra- des), nach einjährigem Dienst und 20 000 Mann nah zwei- jährigem Dienste entlassen. Auf diese Weise wird das erste Kontingent um 10 000, das zweite um 20 000 und das dritte um 40 000 Mann herabgeseßt, was für die drei Dienstjahre zusammen die erforderte Reduktion von 70 000 Mann ergiebt. Um die Rekrutirung der jungen Leute, die sih einem höheren Berufe widmen, zu erleichtern, soll gestattet sein, die Einberu- fung derselben durch drei Jahre aufzuschieben, während sie andererseits, wenn sie dies vorziehen, hon im Alter von 17 statt von 18 Jahren in die Armee eintreten können.

Numänien. Bukarest, 23. Januar. (W. T. B.) Der Senat und die Kammer haben heute ihre Arbeiten wieder aufgenommen ; der Minister des Jnnern zeigte der Kammer an, daß er seine Entlassung eingereiht habe.

j t nähere An- Kriegs - Minister General

Montenegro. Die fürstlihe Regierung verfolgt die Ereignisse an der Grenze Montenegros gegen Desterreih-Ungarn mit größter Aufmerksamkeit. Wohl niemals fanden so häufige Ministerberathungen statt als seit dem Ausbruche der Unruhen

Cettinje, 14. Januar. (Wien. Ztg.)

in der Krivoscie und in der südlihen Herzegowina. Es melt sich darum, den Unruhen an den Grenzen jede ahrung vom Fürstenthume aus zu entziehen und even- tuellen Sukkurs aus Montenegro nach Möglichkeit hintan- zuhalten. Die Regierung ist sich des Ernstes der Lage be- wußt und sucht dur die von ihr ergriffenen Maßregeln dieser Lage zu entsprehen. Der an der dalmatinischen und herzegowinischen Grenze aufgestellte Kordon wird thunlichst verstarkt, und die Grenzkommandanten haben die stiktesten Weisungen erhalten, Flüchtlinge aus dem Schauplate der Unruhen beim Eintritte ins Montenegrinishe zu interniren. Daß die „avitishe“ Rauflust sich niht au dieses Mal Bahn zu brechen suchen wird, läßt si, wenn man Land und Leute kennt, gewiß niht unbedingt verneinen. Das Eine muß aber immer wieder konstatirt werden, daß der Fürst von Montenegro und die leitenden Kreise von dem Willen beseelt sind, die un- ruhigen Elemente ihres Volkes so kräftig als nur mögli im Zaume zu halten und ihren Unterthanen gegenüber den Ge- boten des internationalen Nechtes Geltung zu verschaffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. Za- nuar. Die von dem Könige bei der heutigen Eröffnung des Neichstages verlesene Thronrede lautet :

Gute Herren und f\chwedische Männer! Ich heiße Sie heute wieder willkommen zu den wichtigen Berathschlagungen Über die Angelegenheiten des Vaterlandes, wie die Verfassung es vorschreibt.

Gott hat auch während des verflossenen Jahres seine beschirmende Hand über Volk und Land gehalten. Die Sicherheit, die eine uralte und geseßliche Freiheit so mächtig befestigte, hat, ungestört von der Unruhe der Zeit, frucbtbringende Entwicckelungsarbeiten in vielen Richtungen begünstigt. Fest wie ehemals sind die Bande gegenseitiger Anhänglichkeit, die seit Alters her Schwedens Volk mit König und Königshaus vereinen. Niemals wurde die Walrheit davon deutlicher an den Tag gelegt, als da das Volk die junge Fürstin begrüßte, deren Verlobung mit Meinem ältesten Sohne Jh während der letzten Neichstagssession mittheilte, und welche seitdem Schwedens und Nor- wegens Kronprinzessin geworden ist.

Abstammend von s{chwedishen Königs8geschlechtern, gehört sie nunmehr durch die Fügung der Vorsehung deren Lande an, um hter an der Seite eines geliebten Gatten sich heiligen und bedeutungs- vellen Pflichten zu widmen. Möge sie durch deren Erfüllung stets die Liebe des Volkes sich erhalten, das, von ihrer ersten Ankunft an, ihr seine warme Huldigung darbrachte.

Auf den Reisen außerhalb des Reiches, welche Jb im letztver- gangenen Jahre unternahm, habe Jh sowohl von den Regenten wie von den Bevölkerungen vielfältige Proben freundschaftliher Ge- sinnungen und Gefühle für Mich sowohl wie für die vereinigten Reiche erhalten, und find unsere Verhältnisse zu sämmtlichen fremden Mächten die befriedigends\ten.

Die Verhandlungen zwischen den vereinigten Neichen und Frankreich wegen Ordnung der Handels- und Schiffahrtsverhältnisse haben zu Ueber- einkünften geführt, welche Ih Ihnen und dem Storthinge Norwegens gleichzeitig zur Prüfung vorlege. Die Fürsorge für die wichtigen CGrwerbszweige, deren Wohlfahrt davon berührt wird, wird jedenfalls nach sorgfältiger Erwägung der hierher gehörigen Materien in erster Linie Ihre Beschlüsse lenken.

Mein lebhafter Wunsch, zur gleichzeitigen Ordnung des Steuer- und des Vertheidigungswesens jeßt Vorschläge zu machen, hat nicht verwirkliht werden können, weil die vorbereitenden Erörterungen, mit denen Ich besondere Comités betraut habe, nocch nicht be endet sind. Ich hoffe indessen, daß der Meinungsaustausch, den die Be- handlung dieser für das Land so wichtigen Fragen bereits hervor- gerufen hat, wesentlich zu einem wünschenswerthen Fortschritt und zu ihrer \chließlichen zweckmäßigen Lösung beitragen wird.

In hauptsächlicher Uebereinstimmung mit den ausgesprochenen Ansichten des Reichstages beabsichtige Ih Ihnen vorzuschlagen, daß die Leitung des Baues der Staatseisenbahnen auf die Wege- und Wasserbau-Direktion übertragen werde, wie auch ein Vorschlag zur Bildung einer Domänen-Direktion, zur Pflege und Verwaltung s\o- wohl der Land- wie der Forstgüter des Staates Ihnen vorgelegt werden wird.

Für die Lehrer an den Elementarschulen des Reiches erachte Ich von Ihnen Gehaltsverbesserungen fordern zu müssen, unter solchen Bedingungen, daß dieselben einer künftigen Reorganisation dieser Schulen keine Hindernisse in den Weg legen.

Ueberzeugt, daß ein geordnetes Finanzwesen, mit Gleicbgewicbt zwischen den Einnahmen und den Ausgaben des Staates eine noth wendige Bedingung für eine ruhige und fruchtbringende Entwickelung des Staatélebens ift, habe Jch von den vorhandenen Mitteln nur das verlangt, was zur Befriedigung solcher Bedürfnisse erforderli ift, die nit fernerweit aufgeschoben werden dürfen. Ohne in Frage zu stellen, ob zu der allgemeinen Bewilligung für näcbstes Jahr cine be- sondere Erhöhung hinzukommen soll, habe Ich öIhnen gleichwohl vor- |chblagen können, von den bereits vorhandenen Ueberschüssen zwei und eine halbe Million Kronen zur Verstärkung des Grundfonds des Staates anzuweisen.

Gottes Segen über diese Reichätagssession erflehend, die Ih hiermit für eröffnet erkläre, verbleibe Ich Ihnen, gute Herren un \chwedisWe Männer, mit aller Königlichen Gnade und Huld stets wohblgewogen !

Zeitungsstimmen.

Die „Hannov. Post“ berichtet unter dem 20. d. M:.:

Gelegentlich einer vorgestern Abend im „Glöckner* abaebaltenen Festfeier zur Erinnerung an die am 18 Ianuar 1871 zu Versailles erfolgte Kaiserproklamation wurden folgende Telegramme abgesandt:

„An Se. Majestät Kaiser Wilhelm, Berlin. Die zur Feier der Gründung des Deutschen Reiches versammelten Mitglieder des Bereins „Babelsberg“ senden Ew. Majestät erfur{tävollen Gruß unter Versicherung unwandelbarer Treue und Ergebenheit und wünschen au fürderhin des Himmels besten Segen auf Ew. Majestät Haupt herab, so daß Ew. Majestät noch rcecht lange die Zügel der Regieaung zum Heile Alldeutsblands führen mögen.“

Das Telegramm, an den Fürsten Bismarck gerichtet, hat folgen- den Workllaut:

„Dem Gründer deutsber Einheit und Stärke, dem Förderer des allseitig bedürftigen Weltfriedens, dem Fürsorger für Volkéäwoblfabrt und gedeißlide Entwickelung von Handel und Industrie senden patrio- tischen Gruß die zur Feier des 12, Gründungêtages des Deutschen Kaiserreichs versammelten Mitglicder des Vercins „Babelsberg“.

Die „Deutsche Landwirthschaftlihe Presse“ äußert sih in ihrer Rundschau über die Zolldebatte im Reichs- tag, wie folgt:

Ueber die zweitägige Zolldebatte, welde den Nest der Woche ausfüllte, können wir um so kürzer hinweggehen, als neue Argu- mente absolut nicht vorgebrawt wurden Einen wenigstens par- tiellen Aufshwung von Handel und Wandel konnte Niemand leugnen, darüber aber, ob derselbe wegen oder trolz der neuen Zollpolitik er- folat sei, kann man în alle Ewigkeit streiten, wenn man si einmal niht überzeugen lassen will. Eigenthümlih ift es, daß bei allen diesen Debatten die Frage der Lebensmittelzölle eine so große Rolle spielt und ganz vereinzelt betrachtet wird, als ob sie aus dem ganzen Svstem losgelöst werden könnte. Das geht do am wenigsten

in unserem Lande, wo die Industrie so wenig gleihmäßig entwickelt ist und die Landwirthschaft der östliben Provinzen obne Schutzzoll von all den indireften Vortheilen, welche die Landwirthschaft in den Industriegegenden aus dem Blühen der Industrie gewinnt, nichts er- fahren würde. Für die östlihen Provinzen wäre es daber eine \reiende Ungerechtigkeit, die Industrie dur Scbutzölle zu protegiren und die Landwirthschaft s{hußlos zu lafsen.

n einem Artikel über die Abstimmung in der Ham- burger Zollanshlußfrage sagt die „Nordd. Allg. ta.“ zum Schluß:

_ Die Bedeutung dieser Abstimmung ersceint in ihrem wahren Licbte, wenn man bedenkt, daß durch Ausführung des Hamburger Zollanschlufses die Forderung des §. 33 der Reichsverfassung, welche die Einigkeit des deutsben Wirthschafts- und Handelsgebietes ver- langt, ihrer Verwirklihung näher geführt worden ist. Daß diese Bedeutung in Hamburg selbst richtig erkannt worden ist, beweist ein an den Fürsten Bismarck nah der Annahme der Zollans{lußvorlage im Reichstage aus Hamburg abgeschicktes Télegramm, in welchem im Namen zahlreicher industrieller Kaufleute und Kleinbändler für die Niederreißung der Mauern, welche bisher Hamburg von dem übrigen Deutschland absc{hlossen, dem Reichskanzler der wärmste Dank aus- gesprochen wird.

Der „Aktionär“ {chrewt!

Nach dem Jahresbericht der Börsenkommission in Essen über die montanindustrielle Lage bezw. die Lage des Kohlen- und Eisenmarktes war im abgelaufenen Jahre die Industrie und namentlich die Eifen- industrie wohl beschäftigt. Schon zu Ende des ersten Quartals wucchs die Nachfrage nach Produkten der Eisen- und Stahlfabrikation, nament- lih für Eisenbahnbedarf, da in Aussicht auf die Verstaatlichung ver- schiedener Cisenbahngesellschaften die Aufträge bis dahin zurückge- halten worden waren. Seidem wurde bei dem größeren Ver- trauen, welches durch die von dem Reichskanzler inaugurirte Wirth- scaftspolitik bei den Eisenkonsumenten und Produzenten zurüdck- gekehrt war und durch namhafte Bestellungen aus Amerika verstärkt wurde, die Beschäftigung der Eisenwerke im Laufe des Jahres eine stets wachsende. Die in den Jahren des Niederganges ill gelegten Werke wurden in der zweiten Hälfte zum Theil wieder in Betrieb aentommen, ale Werle waren m Qerbste vollauf be- schäftigt und die Preise hatten sih niht unwesentlich gebessert. Die Eisen- und Kohlenindustrie des niederrheinisch-westfälischen Distrikts hat nie vorher eine folch große Ausdehnung genommen, als heute, und nah Ueberwindung bedeutender Schwierigkeiten kann nicht verkannt werden, daß sie den Kern eines großartigen Aufschwungs für die Zukunft in sich birgt, und daß allem Anschein nach der Zustand der Rekonvalescenz, in welchem wir uns im verflossenen Jahre be- fanden, nunmehr einer gesunden und zufriedenstellenden Entwickelung weichen wird,

Jn einem Artikel des „Dresdener Journals“ über die Dresdener Chocolade-Fndustrie heißt es :

Der ausländischen Konkurrenz gegenüber hat die in Folge des Gesetzes vom 15. Juli 1879 stattgehabte Erhöhung des Eingangszolles von Chocolade- und Zuckerwaaren auf 60 # pro 100 kg eine fühl- bare Besserung bewirkt, was {hon daraus hervorgeht, daß die auf dem deutschen Markt stark vertretene Firma Suchard in Neufchatel dur die Erhöhung des Cingangszolles bewogen wu-de, eine Filiale in Süddeutschland zu errihten. Die ausländishe Konkurrenz sieht fich durch diesen Zollsatz erheblich gehindert. Allerdings glaubt unsere Chocolade-Industrie hiermit noch nicht das Ziel ihrer Wünsche erreicht zu haben; dieselbe möchte felbst erportiren und möchte in einem verstärkten Export ins Ausland einen Ersatz für die Schwan- fungen des heimischen Marktes finden.

Aus Chemniß meldet die „Wiesbadener Ztg.“ vom. 22 0M!

Im geschäftlichen Leben unserer Stadt ist der Stand der Dinge nah Allem, was man hört und theilweise wohl auch selber beob- achten kann, ein recht günstiger. Die Zahl der, namentlich in unsern Mascinenfakriken beschäftigten Arbeiter, ist eine saft mit jeder Woche wachsende, die Löhne zeigen allmählich steigende Tendenz. Auch sonst bört man nirgends eigentlih klagen. Man wird \{chwerlich leugnen können und wollen, daß auch hier der Tarif bezw. die wirth\caftliche Reform günstig gewirkt habe.

Die Nr. 3 des Central-Blatts für dasDeuts che Rei, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltung8sachen: Bekanntmachung, betreffend Rinder- pest. Konsulatwesea: CGrnennungen; Exequatur-Crtheilung. Heimathwesen: Zusaßtzprotokoll vom 21. Dezember 1881 zu dem deutsh-\chweizerischen Niederlassungsvertrage, nebst Verzeichniß der für die Anerkennung der Staatsangehörigkeit in der Schweiz zuständigen Behörden. Zoll- und Steuerwesen: Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll- und Steuerstellen; Bestellung eines Reich8bevollmächtigten, Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 5 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 14 Januar 1882: Be- rechnung der Fahrtgebühren für die Postbegleiter von Bahnhofs fahrten. Vom 11. Januar 1882: Abweichende Behandluna der Begleitadressen zu den auf der Berlin-Hamburger Eisenbahn zu be- fördernden Packeten.

Nr. 1 des Archivs für Post und Telegraphie, Beibeft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Auftrage des Reichs-Postamts, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Auk- sätze: Die Beschädigungen der oberirdischen Telegraphenanlagen dur Bögel. Das dônische Postwesen im Jahre 1879/80, Die Ber- liner Stadtbahn. Von Guatemala zum See von JIlopango. Kleine Mittheilungen: Auffindung eines gesunkenen Schiffes mit Hülfe der Elektrizität. Internationale Konferenz für Erforschung der Polargegenden. Elektrishe Beleuchtung von Eisenbahnzügen.

Ver Siy der Kolonialregierung von British-Ostindien. Die Lokomotiven und Dampfkräfte auf der Erde. Literatur des Verkehrs- wesens: Zeitschrift für Instrumentenkunde. Organ für Mittbeilungen

aus dem gesammten Gebiete der wissenschaftlichen Technik. Zeitschriften- Ueberschau.

Annalen der Meteorologie.

Hvydrographie und Maritimen Organ des hydrographishen Amts und der deut-

schen Seewarte. Herausgegeben von dem hydrographbis{hen Amt der Kaiserlichen Marine. Neunter Jahrgang. 1881. Heft X1, Inhalt: Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefseeforsbunaen. V. Arktiscber Ocean. Die drei norwegishen Nordmeer-Erpeditionen auf dem Dampfer „Vöringen“ unter der wissenschastlihen Leitung von Prof. H. Mohn, 1876—1878 (Fortsetzung). Ergebnisse einiger vhysisch- ozeanishen Beobachtungen auf der Dogger-Bank.- Damvferrouten

von Aden nah der Sundastraße und zurück, Eingänge von meteorologishen Journalen bei der Deutschen Seewarte îm Monat Suli 1881, Veschreibung der Insel Dieao Garcia. Chagos- archipel. Vergleichende Uebersiht der Witterung des Monats Auguft 1881 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) Ursprung und Herleitung des Wortes Taifun (Typboon). Die Schiffbrüche an der Küste von Spanien, 1866 bis 1880. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) Kleine hvydrographische Notizen. Literarishes, DFabellen. Kartenbeilagen.

Heft X11. hat folgenden Inhalt! Ueber einige Ergebnisse der ncueren Tiefscefors{hungen. V. Arktisher Ocean. §8) Die drei nor wegishen Nordmeer-Erpeditionen auf dem Dampfer „Vöringen“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. H. Mohn, 1876— 1878 (S{bluß). Das Verhalten der Chronometer auf See, Von Dr. C. F. W. Peters in Kiel, Beiträge zur Kenntniß der atmosphäri- sen Wirbel und ihrer Beziehung zur Cirruswolke. Von Mar Möller. Eingänge von meteorologishen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat Juli 1881 (S{luß). Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im

Monat August 1881, Beschreibung der Momprang- odér Montaran- Inseln in der Carimata-Straße. Physikalisbe Untersuchungen im adriatishen und sicilish-ionishen Meere, 1880. Vergleichende UVebersihi der Witterung des Monats September 1881 in Nord- amerifa und Centraleuropa. (Mittheilung von der Deutschen See- warte.) Reise-Chronik der Schiffe der Kaiserlih deutshen Marine, deren Berichte in dem Jahrgange 1881 (IX.) der „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“ veröffentlicht worden sind, Kleine bydrographishe Notizen. Anzeige. Zur Routenkarte von 6 Sciffen der Kaiserlichen Marine, 1875—1881, Tabellen. Kartenbeilagen.

Nr. 2 des Central-Blatts der Abgaben-Gesetgebung und Verwaltung in den Königlih Preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesez-Sammlung und im

,

Reichs-Gesetblatt ershienenen Geseße und Verordnungen. Allge- meine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und în den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. SIndirekte

Steuern: Erstattung zu viel entrichteter statistisher Gebühr. Ausführung des Geseßzes wegen der Reichs - Stempelabgaben. —_— Gewerbe- und Handelssachen: Dauer des Handelsvertrages mit

Italien. Uebersicht der in einzelnen {chweizerishen Kantonen von geistigen Getränken zu erhebenden Verbrauchssteuern. Personal- nachrichten.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 1. Aachener Wahlbezirk ist an Stelle des verstorbenen Rentner Franßen der Mentner Carl Kreuser jun. in Bonn (Centrum) mit 224 Stimmen gegen den Fabrikanten Albert Christoffel (liberal) 16 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Ab- geordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheit s- amts sind in der 2. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdur{schnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 22,1. in Breslau 30,3, in Königsberg 31,0, in Cöln 30,5, in Frankfurt a, M. 17,8, in Hannover 27,5, in Caffel 13,4, in Magdeburg 239, in Stettin 23,2, in Altona 26,3, in Straßburg 27,1, in Meß 19,7, in München 28,9, in Nürnberg 25,9, in Augsburg 23,3, in Dres- den 25,3, in Leipzig 20,9, in Stuttgart 23,4, in Braunschweig 30/E in Karlsruhe 22,8, in Hamburg 25,6, in Wien 29,9 in Budapest 44,3, in Prag 30,9, in Triest 44,8, in Krakau 21,8, in Basel 29,9, in Brüssel 23,9, in Amsterdam 20,4, in Paris 27,6, in Kopen- hagen 23,0, in Stockholm 21,1, in Christiania 16,0, in St. Peters- burg 47,1, in Warschau 37,8, in Odessa 33,5, in Rom —, in Turin —, in Bukarest 29,9, in Madrid —, in London —, in Glas- gow —, in Liverpool —, in Dublin —, in Edinburg 19,9, in Alexandria (Egypten) 33,1. Ferner aus früheren Wochen: in New-York 29,6, in Philadelphia 21,8, in Chicago 21,0, in Sb Louis 20,0, in Cincinnati 20,1, in San Franzisko 18,4, in Kalkutta —, in Bombay 28,4, in Madras —.

Beim Beginn und in der ersten Hälfte der Berichtswoche waren an den deutschen Beobachtungsstationen westlihe und \südwestliche, in Konitz, Berlin und Bremen mit nordwestlichen Windrichtungen wechselnde Luftströmungen vorherrschend, die am 12. fast allgemein nach Nordwest, in Karlsruhe nah Nordost und am 13. nah Oft und Südost (in Koniy nah Nordost) umgingen, nur in Cöln blieb bis zum 12. Westwind, der am 13. gleichfalls nach Südost umging, vor- wiegend. Die Temperatur der Luft war beim Wochenbeginn eine höhere, nahm im Laufe der Woche ab, so daß Nacbtfröste in den leßten Tagen der Woche fast überall vorkamen und überstieg die normale nur wenig. Bei meist nebligem todten Wetter fielen nur wenig Niederschläge. Der \{chon beim Wochenbeginn ziemlich bobe Luftdruck zeigte in den ersten Tagen der Woche mehrfah Schwan- kungen. Vom 11. an stieg das Barometer jedoch stetig und erreichte am Schluß der Woche einen ungewöhnlich hohen Standpunkt.

Auch in dieser Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten Großstädten Europas eine weitere Abnahme erfahren. Für die deutsben Städte sank die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl, pro Mille und Jahr berechnet, auf 24,9 von 25,8 der voran- gegangenen Woche. Das Säuglingsalter zeigte au in dieser Woche wieder eine geringere Theilnahme an der Sterblichkeit, während die Altersklasse über 60 Jahr eine größere Betheiligung an derselben aufwies, Von 10000 Lebenden \tarben pro Jahr Kinder unter 1 Jahr 73 gegen 78 der Vorwoche (in Berlin 64 gegen 65).

Unter den Todesursachen erfuhren die Infektionékrankheiten meist Abnahmen, besonders wurden Masern und Unterleibstyphen all- gemein seltener. Die Masernepidemien in Berlin, Christiania, Stuttgart, Barmen, Efsen haben bedeutend an Ausdehnung verloren, nur in Hamburg ist noch keine Abnahme der Todesfälle ersichtlich, und in Triest gewinnt die Epidemie bedeutend an Ausdehnung. Das Scharlacbfieber zeigt gleichfalls eine Abnahme der Todesfälle (in Fürth, Erfurt, Barmen), doc ist in vielen Städten, wie in Kiel, München, Nücnberg, Hamburg, Berlin, Leipzig, Cöln, Crefeld, Essen, Wien, Budapest, Warschau die Zahl der durch sie bedingten Todes- fälle noch immer eine größere. Auch die Diphtherie zeigt in Bres- lau, Nürnberg, Dresden, Berlin, Hannover, Dortmund, Essen, Wien, eine Abnahme, doch ist sowohl in den genannten Orten, wie in Kö- nigsberg, Danzig, Stettin, Elbing, München, Augsburg, Chemnitz, Leipzig, Hamburg, Barmen, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Paris, Budapest, St. Petersburg wieder eine bedeutendere. Unterleibs- typben wurden allgemein seltener, dagegen ftieg die Zahl der gemel- detcn Todesfälle an Flecktyphus, so wurden aus Wien 4, aus Warschau 2, aus St. Petersburg 14, aus Königsberg, Thorn, Tilsit, Posen, Krakau je 1, aus Valencia, Malana, Murcia, Saragossa mehrfache Sterbefälle gemeldet. Auch ein Todesfall an Nückfalläfieber kam aus Danzig zur Meldung. Todesfälle an Keuchhusten wurden in Ber- lin, Coburg, Hamburg seltener, in Rostock, Trier häufiger. Darm- katarrhe der Kinder zeigten keine wesentlibe Aenderung in ibrem Borkommen. Brechdurcbfälle wurden in Königsberg bäufiger Todes- veranlassung. Die Zahl der Opfer an Pocken hat in Wien, Paris, St. Petersburg etwas ab-, in Budapest und Prag etwas zugenommen. In Warschau erlagen den Blattern in der lezten Dezemberwoche 41 Personen. Einzelne Sterbefälle an Pocken wurden aus Dresden, ¿Frankfurt a O., Aachen je 1, aus Eupen und Murcia je 2 gemeldet.

Auf Anregung der deutscben evangelis{en Kircbenkonferenz in Eisenach sind zum Zweck der Ausarbeitung einer neuen Statistik der deutschen evangelischen Kirche die erforderlihen Notizen aub in Württemberg erstmals für das Kalenderjahr 1880 gesammelt worden. Wir entnehmen einer Zusammenstellung der Ergebnisse aus dem „St. A. f. W.* folgende Angaben:

Na der Aufnahme pro 1. Dezember 1880 zählt Württemberg bei einer Gesammtbevölkerung von 1971 118 Einwohnern 1 361 559 Evangelische, 590 178 Katholiken, 13 331 Israeliten, 6050 Angehörige sonstiger Bekenntnisse. Evangelische Pfarrorte sind vorhanden 904, außerdem 306 sonstige Orte, in welchen cigene Gottesdiensle statts finden. Evangelische Kirchen sind im Gebrau 1156, daneben 22 Kapellen und Betsäle, Definitive geistlide Stellen werden 991 ge- zählt neben 65 Stadtviklariaten und ständigen Pfarrverwesereien. Auf je 1228 evangeliswe Einwohner kommt ein Geistlicher.

Kinder evangelisher Eltern wurden im Jahre 1880 geboren 53 647 { davon bliben ungetauft 1240 oder 2,33 %. Eben wurden ges{losen 9225 und zwar rein evangelische 8562, gemischte 663, Von den rein evangelishen Paaren wurden kirchlich getraut 8408 oder 98,2 %0, von den gemishten Paaren wurden evangelisch getraut 420 oder 63,3%. Gestorben find 37138 evangelishe Gemeindeglieder. Davon wurden kir{chlich beerdigt 29 368 oder 79,07 %. Die nit kirhlid Beerdigten sind zum größeren Theil kleine Kinder, welcbe an vielen Orten berkömmlih obne Betheiligung des kir{liben Amts beerdigt werden.