2e
E N:
Zu den Einnahmen (Kap. 9) liefern die Bergwerke (Tit. 1 und 2) 60160 148 Æ, 6231013 4A mehr als im laufenden Etat, davon 4 501 558 6 für größeren Debit der Bergwerkäprodukte und 1729455 Æ als Bruttoertrag dcs Erlöses aus dem Wiederverkauf von Materialien und Utenfilien an Bergleute, wofür früber nur der Nettobetrag zum Nachweis gelangte; die zum Ankauf der Materialien und Utensilien erforderlihen Fonds sind jeßt unter Kap. 14 Tit. 8 der Ausgabe nachgewiesen. Die Hüttenwerke (Tit. 3 und 4) bringen 19172536 M (4-233276 M. in Folge der gesteigerten Blei- produktion), die Salzwerke (Tit. 5 und 6) 5 461 970 M (4-431 890 4 dur den besseren Markt für Kalisalze), die Badeanstalten (Tit 7 und 8) 150140 Æ (4-11 310,4), die Kommunionwerke (Tit. 9 bis 12)3 664 600 4 (— 145 370 M, weil ungeachtet erheblider Mehrprcduktion in Folge des Rückgangs des Verkaufspreises für Metalle ein Ausfall zu er- warten ift), Die anderen Einnahmen (Tit. 13—-18) stellen fc auf 3 793 283 M (+ 268 765 #4, wovon für die Bergwerksabgaben mit Rücksicht auf die Regsamkeit der Montanindustrie 257 135 4 in Aus- ficht genommen sind). é‘ i
Von den dauernden Ausgaben fallen auf die Bergwerke (Kap. 14) 49 812 945 46. (+ 4 769 094 4), der höheren Produktion entsprechend haben die Betriebslöhne 2c. und Materialien 2e. (Tit. 7 und 8: 32536 976 16. bzw. 9 264 366 M4) um 2699060 6 bezw. 2105 376 #4 höher zum Ansatz gebracht werden müssen. Die Hütten- werke (Kap. 15) erfordern 18 566 288 4# Ausgabe (+— 562 836 , im Wesentlichen ebenfalls in Folge der stärkeren Pro- duktion), die Salzwerke (Kap. 16) 4026 050 M (—+ 337 490 A, davon 185500 #4 zu Neu- und Erweiterungs8bauten, 25 673 M zu anderen Bauten, der Rest weist in Folge erhöhter Pro- duktion), die Badeanstalten (Kap. 17) 137240 4 (—- 8290 4, davon 7310 4 höhere Betriebskosten in Folge größerer Frequenz; 5053 A. zu Meliorationsbauten in Oeynhausen, wie auch die Rück- zahlung des Scbuldkapitals um 6579 #6 vermindert ist), die Kom- munionwerke (Kap. 18) 3067 400 4 (— 70320 46). An den Be- trieb8materialien werden durch die niedrigen Erz- und Metallpreise 123 744 A. erspart; die Meliorationsbauten auf den Unterharzer He 39 145 „s. weniger erfordern; dagegen erhöhen sich die Betriebskosten durch den stärkeren Betrieb um 81260 4 und die Betriebsmaterialien um 20375 A6. :
In den Ausgaben für die Ministerialabtheilung für das Berg- wesen (Kap. 19: 179280 4) ist im Ganzen keine Aenderung einge- treten. Die Kosten der Ober-Bergämter (Kap. 20: 1 241 450 M) er- mäßigen sich um 3965 4, die der bergtehnisWen Lehranslalten (Kay 21: 399020 0 um 83320 # obwohl 11280 M mehr für sech8 Unterbeamte an der geologischen Landesanstalt und Bergakademien zu Berlin angestellt und die Gehälter des Direktors und der 5 Dozenten an der Clausthaler Lehr- anstalt aufgebessert werden sollen. In den sonstigen Verwaltungs8- und Betriebsausgaben (Kap. 22 798308 4) tritt eine Grhöhung um 268 768 A6 cin, weil die Kosten der Tiefbohrungen (150 000 #) und die Bruchprämien für Bergleute (45 000 46) sowie die Darlehne von leßteren zu Bergwerken (75 000 #) von dem Extraordinarium in die dauernden Ausgaben eingestellt find.
Als einmalige und außer ordentliche Ausgaben sind (Kap. 2) 100000 M. als erste Rate zum Bau eines neucn Dienst- gebäudes für das Ober-Bergamt zu Halle (416 000 46) und 180000 erste Nate dex Kosten einer Wasserleitung von der Friedrichs8grube bei Tarnowiß nach Königshütte (524 200 M) ausgeworfen. G
Die Abweichungen des vorliegenden Gtats von dem laufenden ergaben sich aus folgender Uebersicht :
Es betragen:
a. bei den Bergwerken :
die Einnalmen die Ausgaben . E __49812945 N VeLDIeTDT Eber O O84 202 4 welcher den für das Iahr 1881/82 ver- anschlagten Uebers{chuß von E 8 885 284 U übersteigt; b. bei den Hüttenwerken : die Einnahmen D NTUSOGDE s e mithin verbleibt Ueberschuß i der gegen den für das Jahr 1881/82 ver- anschlagten Betrag von O E E 329 560 6 zurückbleibt ; c. bei den Salzwerken : die Einnahmen D die Ausgaben S 4026 050 , mithin verbleibt Uebers{huß S 1 435 920 M welcher den für das Jahr 1881/82 auf . 18341520 veranschlagten Vetrag um 94 400 übersteigt ; d. bei den mit anderen Staaten gemeinschaftlich betriebenen Werken:
die Einnahmen L 3 664 600 M E 3 067 400 mithin verbleibt Uebers{huß N 597 200 M der gegen den für das Jahr 1881/82 ver-
I aae v 672 200 M i a 75 000 M zurücbleibt.
Der geringere Ueberschuß sowohl bei den Hüttenwerken als auch bei den Gemeinschaftéwerken hat, wie sch aus Obigem ergiebt, seinen Grund in dem Nüclgang einzelner Produkten-Verkausspreise.
Das Ordinarium überhaupt \ch{ließt
bei einer Einnahme von S M e... l: E v, E M ab, wonach sich gegen den für das Etatsjabr 1881/82 veranschlagten Betrag von ein Mehrübers{huß von ergiebt. Die zu einmaligen und außerordentlichen Aus- gaben bestimmten Fonds belaufen \sih auf bleiben mithin hinter den desfallsigen Bewilligungen für 1881/82, ad . c, um den Betrag von zurü.
Vergleicht man \ch{ließlich den in dem vorliegenden Etat zum Nacbweis gelangten Nettoübers{huß von . mit der für das laufende Etatsjahr veranschlagten
Baarablieferung, «a4 . R
60 160 148 M
”
19 172 536 M 18 566 288 606 248 M
5461 970 M.
13019335 , 280 000 M 362 100
82 100 A
13 894 696 M
12 657 235 ,„ 1237461 M
so ergiebt sich ein Mehrauflommen von
Statistische Nachrichten.
(Stat. Corr.) Die Erträge der Seefischecrei in Frank- reich im Jahre 1880, — Nach den kürzli vom französischen Marine-Ministerium über die Seefischerei dieses Landes veröffentlichten Erhebungsresultaten des Jahres 1880 wird der Gesammtwerth der von französishen Fishern gewonnenen Meeresprodukte auf 86 917 668 Fres. ges{äut. Dieser Werthbetrag bleibt zwar gegen- über demjenigen des Vorjahres um 1 162 181 Frcs. zurück, was aber lediglih in dem niedrigeren Preise einzelner Fishsorten seinen Grund hat, da im Jahre 1880 jogar 8569 817 kg Fische mehr gefangen wurden als im Vorjabre. Innerhalb der letzten fünf Jahre ist der Eesammtertrag, den die Seefischerci der französishen Fischerbevöl- kerung cinbrachte, ziemlih konstant geblicben, wie folgende Werth- argaben beweisen:
1876 88 990 591 Fres.
1877 87227191 1878 86971 721 : f Neichlicher als im Vorjahre war der Kabeljaufang an den Küsten Neufundlands und Islands, sowie die Fischerei des Herings, der Makrelen und Anc{ovis, von denen einschließlih der unter „andere Fischarten* aufgefübrten Fische 128731524 kg oder 8569817 kg mehr gefangen wurden. Einen um 11 644 bezw. 62 506 h1 höheren Ertrag aab ferner die Fischerei der Mießmuschel und anderer Muschel- thiere, Mindererträge dagegen und ¿zwar um 1 182 705 811, 13 027 343 bezw. 392 009 Stück, der Sardinen-, Austern- und Hummerfang;
auch blieb die Ausbeute der Krabbenfischerei um 645 5909 zurü. Wie erheblich der Fang der einzelnen Fischsorten innerhalb der Jahre 1877 bis 1880 mar, veranschaulichen am besten nachstehende
ablen. Es wurden gefangen:
D B S 1877 1878 1879 1880
in Tausenden
Kabeljau, bei Neufund- j i R 13 923 16 071 18 481 18 383 Kabeljau bei Island . 13102. 1290929 12306-16828 Hering . N 30 420 21 765 295992 93 081 d 9 458 7368 8 073 7 467 C 576 860 1 502 4 048 Andere Fischsorten. . 42 651 44135 47208 48324 Ra 1 328 E320 1 648 1 002 Sabine. Sr. 1106080 1919303 1811184 628478 Une S 1 297 1 466 1 790 1 398 Uen 104354. 169397 157580 144553 Mießmuscheln Ul 444 507 503 514 Andere Schalthieee . , 135 146 129 183
Der erhebliche Ausfall in der Sardinenfischerei wurde haupt- fächlich durch das zur Zeit der Fischerei ungemein ungünstige Wetter veranlaßt. Dagegen haben die zum ersten Male auf Sardinen unter- nommenen Fangversuche in der But von Bourgneuf und an der Küste bei Noirmoutiers ungemein günstige Resultate ergeben.
Der größte Erträg mit 33 030 361 Fres. wurde aus dem Verkaufe der frischen Seefische erzielt, demnächst aus der Austernfischerei, deren Werth einschließlich der aus den künstlichen Austernyarks zum Ver- kauf gelangten Austern, für überhaupt 563 943358 Stück auf 16 856 957 Fres. geschätzt wird; hiervon entfallen jedoch nur 1 309 791Fres. für 144 552 625 Austern, die im offenen Meere gefangen wurden. Im Jahre 1879 ergab die lettbezeichnete Austernfischerei einen Ertrag von 157 579 968 Stück. Der nicht unerhebliche Ausfall wird haupt- sächlicb dadurch veranlaßt, daß Seitens der französischen Regierung die Befischung der Austernbänke bei Paimpol und La Teste, um ihre Ausbeutung zu verhindern, verboten wurde.
Die Zahl der in den Jahren 1878 bis 1880 in Frankreich mit der Seefischerei sh beschäftigenden Personen betrug 1878 82 431, 1879 84 905 und 1880 82784 Mann. Hiervon betrieben im Jahre 1880 10296 Mann die große Fischerei an den Küsten yon Neufund- land (5740) und Island (4556), 72 488 Personen aber die Küsten- fischerci, von denen benußt wurden :
1879 88079 849 Frs. 1880 86917668 ,
Scbiffe mit cinem Gehalt von beim Kabeljaufang an der ] 1879 Lee 27 865 t Küste von Neufundland st| 1880 147 23088, feim Kabeljaufang an der | 1879 321 2922. Ute Von So L880 : 269 24129 7 99 126 295 bei der Küstenfisherei.…. } 1229 52 186 00428 *
O
Es betheiligten sich hiernach im Jahre 1880 82 Schiffe mit einein Gehalt von 8820 t weniger an der großen Seefischerei als im Vorjahre, während an der Küstenfischerei 184 Schiffe mehr Theil nahmen.
Welche Ausdehnung die dem Fischfang dienenden Anstalten im Jahre 1880 an der französischen Küste genommen hatten, veran- \chauliht nachstehende Uebersicht. Es waren vorhanden :
im mit einem |[ u mit einem Staats8- Flächeninhalt f Privat- Flächeninhast besi vona a} beflg vonaa a Fischfang - Etablissements aus Stein oder Holz 924 47 — Fiscbfang - Etablissements aus | Netzen F104 ) 18! Parke, Fischbebälter, Austern- depots
Parks für Mießmuscheln 5 356
Depots für é 805 Reservoirs und Bekälter für
Hummern 83 Neservoirs für Fische Flehtwerk - Behälter am Meeresftrande -—— Thunfisch-Fanganstalten . . zusammen . . . 38929 10711 41
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der seiner Zeit eingehender besprochene Führer dur das Kunstgewerbe-Museum (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, Pr. 50 „) ift soeben in zweiter, durch manche Zusätze vermehrter Auslage erschienen.
— Griechenland in Wort und Bild Eine Scilderung es hellenischen Königreiches, von A. von Schweiger-Lerchenfeld. Mit a. 200 Jllustrationen. In 20 Lieferungen zu je 1} M4) Leipiig, Schmidt & Günther. — Die 3. Lieferung bringt in \{wungvoller Sprache die Schilderung der Attishen Landschaften, des Hymettos und des Pentelikon, dessen weltberühmte Marmorbrücbe ihren Schatz zu den berrlichen Tempelbauten in Hellas lieferten. Dann wird der Leser zur Ebene von Marathon, dem Schauplatz der atbenischen Sieges\{lacht, der Rumesthat des Miltiades, des Heldentodes von 192 Athenern geführt; von dort nach Phylä und Eleutherä am Kithäron, wo im Alterthum die dionysishen Bacchanalien gefeiert wurden, darauf weiter auf klassishem Boden auf der heiligen Straße nah Eleusis, dem Schauplatz der eleusinisden Mysterien, und an der Stelle vorbei, wo zwischen dem Festland und der Insel Salamis die Seeshlacht zwischen den Griechen und Persern stattfand.
S
Land- und Forstwirthschaft.
Trier, 31. Januar. Ueber den gegenwärtigen Wein- handel an der Mittel-Mosel schreibt man der „Tr. Lande8ztgq.* : Der neue Wein entwickelt sich sehr gut ; die Auslesen davon erreicen den 1878er und 188er. Die Nacblese, welbe durch Frost gelitten, hatte anfangs etwas viel Säure. Diese hat \ich jedo son ziemlich verloren und es steht zu erwarten, daß dieselbe sih noch mehr ver- liert. Ueberhaupt is dieses Jahr ein solch bedeutender Unterschied binsihtlih der Qualität sowohl zwischen dem geringsten und dem besten Fuder in einem Keller, wie auch zwischen den einzelnen Ort- schaften, wie man denselben in einem Jahrgange höchst selten hat. Im großen und ganzen zeichnet sich der neue Wein dur reinen, {önen Ton aus. In letzter Zeit wurde in hiesiger Gegend viel gekauft und das Fuder in Erden mit 180 bis 200 Thlr. bezahlt, Für einige Keller soll noch etwas mehr angelegt worden sein. In Üerzig wurde viel gekauft zu 150, 160 bis 190, für einen der besten Keller, so viel man hört, auch etwas über 200 Thlr. pro Fuder. Jn Zeltingen wurden für gute und bessere Keller auch 189 bis 200 Thlr. angelegt. Dort ist jedoch niht viel gekauft worden. In Wehlen wurden auch ziemlich die besten Keller gekauft zu 190 bis 200 Thlr. In Graach iît fast alles bis auf einige der besten Keller verkauft zu 130 bis 150 Thlr. Kür die besten Keller werden jedoch 190 bis 200 Thlr. gefordert. Wie man ziemlich allgemein bört und auch die angelegten Preise bekunden, ist der neue Wein in oben genannten Ortschaften, wie auch in Lösnich, am edelsten und zartesten gewesen und mit weniger Sâure behaftet. Der 1878er ist fast ganz verkauft, mit Aus- nabme von einigen Ortschaften. Vielfach is kein Fuder mehr zu
haben. In 1880er ist jedoch viel Auswahl. Dieser Wein stand von Anfang an sehr bob im Preise und wurde in Uerzig und Erden in leßter Zeit noÞ mit 250—300 Thlr., ja noch böher pro Fuder be- zahlt, jo auch in Kinheim, wo seit dem Herkste ziemlih 1880er ge- kauft wurde. Das fehr günstige milde Wetter vom Spätherbste an bis jeßt haben die Winzer zum Arbeiten im Weinberge ausgenugßt. um die in den leßten Jahren erfrorenen Stöcke wieder durch neue Reben zu erseßen. Besonders hat der Frost der verflossenen Jahre in den Kleinberger Weinbergen viel Schaden angerichtet.
Gewerbe und Handel.
Königsberg i. Pr., 6, Februar. (W. T. B.) Die Bz, triebseinnahme der Dstpreußishen Südbahn pro Januar 1882 betrug nach vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 58076 H, im Güterverkehr 333316 Æ, an Erxtraordinarien 12 000 M, zusammen 403 392 4; im Monat Januar 1881 definitiv 228 471 A, mithin mehr 174921 46
Antwerpen, 4. Februar. (W. T. B.) (Wollauktion.) Ay- geboten 1247 Ballen, verkauft 632 Ballen, Preise unverändert, Buenos-Ayres mectis prima bonne moyenne 1,85 bis 1,95 Fres.
Brüssel, 4. Februar. (W. T. B.) Die Nationalbank hat den Diskont für Wesel, welche im Auêlande auf Belgien ge- zogen sind, auf 7 °/ herabgeseßt.
Glasgow, 4. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roh- eisen in denStores belaufen sih auf 631000 Tons gegen 517 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 106 gegen 123 im vorigen Jahre.
Parfs, 4. Februar. (W. T. B.) Der Comptantmarkt bleibt gut, die Zahlungsstockungen in der Klierntel der Börsenagenten sowohl wie der Coulissiers hinterlassen aber einen Nükstand, der auf den Markt drückt. Eine Abordnung des Parquets verifizirte beute mit Zuziehung Bontoux* und Feders die Bücher und Kassen der „Union générale“. Die Verifikation nahm mehrere Stunden in An- spruch, worauf die Angeschuldigten in die Conciergerie zurückgeführt wurden. Bis jeßt ift kein anderweitiger Haftbefehl erlassen worden, aber man glaubt, daß noch weitere Verhaftungen erfolgen dürften.
Verkehrs-Anstalten.
New-York, 5. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist heute hier eingetroffen.
Verlin , 6. Februar 1882.
Dr. Max Buchner, der kühne Erforscher des Lunda-Reiches, der nach mehr denn dretjähriger Abwesenheit hierher zurückgekehrt ift, er- stattete in der am Sonnabend abgehaltenen Situng der Gesell- \cchaft für Erdkunde Bericht über seine Reise. Buchner hatte sih am 5. November 1878 in Lissabon eingeschifft und war genau nah einem Monat in S. Paulo de Loando an der Westküste Afrikas ge- landet. Am 10. Dezember trak er seine Retse in das Innere an. Bis Malansh (9932‘\. Br., 16938's. L. v. Gr.) dem Endpunkt der Civili- sation, wählte er den auch von Schütt eingeschlagenen Weg. In Malansh wartete er die Trockenzeit ab und brach dann Ende Juli 1879 mit ciner aus 169 Köpfen bestehenden Karavane in das Innere auf. Er hielt sich etwas südlicher als Schütt und gelangte ohne sonderliche Schwie- rigkeiten durch das Gebiet der Songo über den Koango und zahlreiche andere Flüsse bis in die Nähe der Neßidenz des Kioko-Fürsten Mona Kissenge, der den Dr. Buchner, in dem er natürlih einen Händler erblickte, aufhalten wollte, um mit ihm die Handelsgeschäste zu machen, die er andern Fürsten nicht gönnen wollte. Erst nach versciedenen kriegerischen Demonstrationen gelang es dem Reisenden, den Weiter- marsch zu erzwingen. Nach wenigen Tagen erreichte er Kabongo (90 30' \. Br., 2109s. L. v. Gr.) und am 11. Dezember konnte er seinen Einzug in Muati Yambos, des Lundafürsten Residenz Mussumba halten. Be- reits am Tage darauf wurde er vom Fürsten und der neben ihm selbständig regierenden Königin Lukukesse in feierlicher Audienz empfangen, aber auch der Lundafürst glaubte in ihm nur einen Händler erblicken zu können, dem er ein weiteres Vordringen in die Gebiete, aus denen der Fürst selbs das Elfenbein und die Sklaven bezog, die er dann weiter verhandelte, nicht gestatten zu dürfen glaubte. Sechs Monate verblieb Buchner in Mussumba, dem Eldorado des Sklavenhandels, einer Stadt von etwa 2000 Einwohnern. Nachdem es ihm nit gelungen war, den Sinn des Fürsten zu ändern, trat er {heinbar den Nückweg an, wandte sich aber in der Nähe des Kassai nordwärts, um auf eigene Faust zu versuchen, durch das Land der Tukungo in die unbekannten Gebiete cinzudringen. Sowohl aber dieser Versuch wie noch zwei andere, nah Kilua, wo Schütt zur Um- kehr gezwungen wurde, und zu Muata Kumpana zu gelangen, [ceiterten theils an dem positiven Widerstande der Cinwohner, theils daran, daß er gar keine oder solche Führer erhielt, die ihn vorsäßlih auf falschen Weg brachten. Von allen feinen Trägern bis auf 8 verlassen, mußte er vom Loango aus den s{leunigen Nückzug® nah Malansh antreten, wo er Pogge autraf.
Die Ausstellung der Gemälde des russischen Malers Basil Wereschagin ist am gestrigen Sonntage in den Kroll - \chen Sälen eröffnet worden und hatte bei dem ungewöhnlichen, dem merkwürdigen Künstler vorangegangen Rufe zablreicbe Besucher angezogen, welche sih in dem elektrisch erleuchteten großen Königs- saale mit unverholener Bewunderung der Betrachtung und dem Studium der Kunstwerke widmeten. Wir kommen auf die? pöchst interessante Ausstellung, welche täglich von 1 bis 4 und von 6 bis 9 Uhr geöffnet ist, noch zurü.
Im Residenze-Theater ist am Sonnabend Victorien Sar dou's „Odette“ vor ausverkauftem Hause zum ersten Male in Scene gegangen. Der bühnengewandte Dichter erzielte mit diesem fein dialogisirten, wirkungsvollen und fesselnden Drama, wel{es wiederum für die Ehescheidung eintritt, einen um so größeren Erfolg, als die Hauptrollen den besten Kräften anvertraut sind. Hr. Keppler, als Gast an diese Bühne zurückgekehrt, deren Zierde er lange Zeit war, fann den Grafea von Clermont zu scinen besten Leistungen zählen. Frl. Elise Bach, hier von den Vorstellungen der Münchener her noch in bestem Andenken, zeigte sich als Bérangère im Salon ebenso heimisch, wie früher im Bauernhause des bayerischen Gebirges; ihrer dramatishen Begabung war der große Erfolg der Odette vorzugs- weise mit zu verdanken, Auch die Titelrolle fand in Fr. Frohn cine trefflihe Darstellerin. Das Ensemble ließ nichts zu wünschen, die Ausstattung ift glänzend, und der rauschende si bis zum Sch{bluß noh immer steigernde Beifall, welcher die ganze Vorstellung begleitete, war cin wohblverdienter. Die Odette wird voraussichtlih noch häufig vor aus- verkauftem Hause aufgeführt werden, und wir werden noch eine cin- gehendere Besprechung folgen lassen.
In Böttchers inftruktiven Soiréen bringt die neue Woche wieder ein neues Programm. Dasselbe bietet im ersten Akt ein Gonterfei der „Dreimillionenstadt London“, ihrer großartigen Architektur neuerer Zeit in Kirchen, Palästen, Museen, Theatern, sowie auch ein Stück des alten London. Im harmonischen Gegensatze folgt im zweiten Akte eine „malerische Nundfahrt durch die Schweiz“, welche alle pittoresfen Punkte, wie den Rheinfall bei Schaffhausen, die Via Mala, das Bernhard-Hospiz, das Chamounythal, den Pont de niége und fonstige sechenswerthe Gebirgspanoramen, umfaßt, Der Konzertift C. Waßmann bringt in dieser Woche eine neue Suite auserlesener Violinsolos zum Vortrag.
Redacteur: Riedel. Berlin:n — —— — Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner, Vier Beilagen (eins{lielich Börsen-Beilage). (155)
Erste Beilage
zu Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
2 Be
Berliu, Montag, den 6. Februar
12.
E EETErrAre
Nichtamilic®es.
Preußen. Berlin, 6. Februar. Jm weiteren Ver- laufe der vorgestrigen (8.) Sitzung seute das Haus der Abgeordneten die erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend die Erweiterung, Vervollständi- gung und bessere Ausrüstung des Staatseisen- hahnneßzes, fort. Nach dem Abg. Dirichlet ergriff der Mi- nister der öffentligen Arbeiten Maybach das Wort:
Ich werde mich auf den Gegeustand beschränken, der augenblicklih zur Diskussion steht und da zunähst dem Hrn. Abg. Dr. Wehr auf seine Fragen erwidern bezüglih der Bahnen, für welche er sich interessirt, zunächst einer Bahn von der Marienburg-Mlawkaer Bahn nah der Stadt Löbau. Provinz und Kreise haben dort das ihrige dafür gethan und es handelt sich jeßt um einen Staatszus{uß von, wenn ih nicht irre, 38 000 4 Die Angelegenheit wird bei uns in wohlwollende Erwägung genommen; bestimmte Zusicherungen zu ertheilen bin i natürlich nicht in der Lage, bevor ih mich mit dem Herrn Finanz-Minister darüber verständigt habe. — Was die Frage angebt, ob ein Projekt Gnesen-Nakel-Koniß zur Ausführung kommen werde, \0 muß ich bemerken, daß die Aufschließung des Landestheiles, der zwischen den Eisenbahnen Kreuß-Posen, Posen-Jnowrazlaw- Bromberg und Kreuß-Bromberg liegt, den Gegenstand eingehender Erwägungen dex Staatsregierung bildet. G3 handelt ch darum, wie man diesen Landeêtheil am besten aufsließen könne. Er bedarf dieser Aufschließung und ih glaube, daß folbe recht fruhtbringend sein würde. Indessen die Ansichten über das Wie? sind sehr getheilt, Mährend eix Theil eine Linie Posen-Bromberg verlangt, verlangt ein anderer eine Linie Gnesen-Nakel-Koniß, und ein dritter eine Linie über Rogasen. Die Frage 1st eben augenblicklich noch nicht spruchreif, sie bedarf gründlicher Erörterung, und dazu sind die nöthigen Aufträge Seitens der Staatsregierung ertheilt.
Der Hr. Abg. von Cynern, dem ich für seine Worte sehr dankbar bin, hat mit vollem Rechte hervorgehoben, daß die Anforderangen, welche wir jeßt stellen in Bezug auf den Umbau großer Bahnhöfe, früher allerdings nicht hätten gestellt werden können. Wir haben, wenn ich nicht irre, au in den Vorlagen, die wir seiner Zeit bezüg- li der Verstaatlichung der Rheinischen und der Cöln-Mindener Eisen- bahn gebracht haben, fein Hehl daraus gemacht, daß die betreffenden großen Bahnhöfe des Umbaues sehr bedürftig wären. Wer in Cdln, Düsseldorf, Duisburg 2c. die Verhältnisse kennt, wird zugeben müssen, daß der gegenwärtige Zustand ein ganz unhalt- barer geworden ist. In Cöln hat die Bergish - Mär- fische Eisenbahn keinen direkten Ans{luß an den Hauptbahnhof, sie ist auf einen Bahnhof draußen angewiesen, zur Belästigung der Rei- senden, wie der Bevölkerung. Der Bahnhof in der Stadt selbst ist nicht auêreichend für die jeßigen Bedürfnisse; die Frage, wie diesen Bedürfnissen am besten abzuhelfen fei, hat die Staatsregierung \chon seit vielen Jahren beschäftigt, indessen alle Projekte scheiterten bis dahin an anderen Hindernissen, besonders auch an der Frage, wie der Umbau technisch am zweckmäßigsten au8zuführen sei bei der dermaligen Zersplitterung des Eigenthums, und auf wessen Kosten. Wir sind jeßt so weit, daß wir unter der B es werde auch die Bergisch- Märkishe Bahn verstaatlicht, ein Projekt haben aufstellen lönnen, welces, wie ich boffe, den Anforderungen des Verkehrs wie der Be- völkerung der Stadt Cöln in vollem Maße entspricht. Die Verhält- nisse dort liegen allerdings außerordentlich verwielt, es handelt sih um den Erwerb sehr koftspieliger Terrains und das ist der Grund, weshalb der Kostenaufwand ein sehr erbeblicer sein wird. Indessen es wird, wie Sie sich auch aus der Vorlage überzeugen können, eine Reduktion desselben eintreten, insofern manche der Terrains der Ne- gierung wieder zur Verfügung kommen, welche später verwerthet werden können, ähnlich wie: in Frankfurt a. M., wo die großen Kosten des Umbaues des Bahnhofs zum großen Theil einen Ersatz finden bei dem demnächstigen Verlauf des zur Disposition Tommenden Terrains. Düsseldorf, um gleich darauf einzu- gehen, hat gegenwärtig Verhältnisse, wie sie auf die Dauer gar nicht zu ertragen sind: drei, vier Bahnhöfe in gewisser Entfernung von einander belegen, eine Bahn durchgeführt durch die Stadt mit einer Niveauüberführung über die Straße zur_ großen Belästigung der Be- völkerung und in einer Weise, daß die Sicherheit des Verkehrs häufig gefährdet erscheint. S
Es ift absolut nothwendig, daß wir da Abhülfe schaffen und, Gott sei Dank, kommen wir gerade durch die Verstaatlichung der Bahnen in die Lage, jeßt ein einheitliches, allen Bedürfnissen und Interessen entsprechendes Projekt aufstellen zu können. Auch dort wird durch den Verkauf des disponibel werdenden Terrains ein Theil der Ausgaben zurüclzugewinnen sein.
Wenn der Hr. Abg. von Gynern aufgefordert hat, zu prüfen, daß die Kreise und Gemeinden in Bezug auf die Beiträge zu den Grund- erwerbungsfkosten nicht zu {hwer belastet werden, so kann ih ihm in der Tendenz dieser Aufforderung ja nur vollständig beistimmen. Wir haben früher {on ausgeführt, daß es in einem so großen Staate wie Preußen positiv unmöglich ift, eine feste Regel aufzustellen, was als Beihülfe von den Interessenten im konkreten Falle gefor- dert werden muß. Wir haben uns bis jeßt daran gehalten, Grund und Boden zu verlangen, indessen auch da wieder den Umständen Rechnung getragen und nah eingehender Prüfung Seitens der Pro- vinzialbehörden uns dafür entschieden, hier einen Zuschuß zu den Grunderwerbungas!kosten zu geben, dort den Grunderwerb purce zu ver- langen, dort sogar auch noch cinen Baarzushuß Seitens der Juter- essenten zu den Babnbaukosten selbst in Anspruch zu nehmen. Wir sind dabei geleitet worden von der Nücksiht auf die Kosten der An- lage, aue die Ausficht für ihre Rentabilität, auf das Interesse und auch insbesondere auf die Leistungsfähigkeit der Interessenten. Die- selben Gesichtspunkte, welche uns bei den früheren Vorlagen geleitet haben, sind auch hier maßgebend.
Wenn ich nunmehr zu den Bemerkungen des Hrn. Abg. Dirichlet übergebe, so kann ich nit anerkennen, daß in Bezug auf den Be- trieb und au auf den Bau von Sekundärbahnen die Privatunter- nehmung sich mehr anzuschließen vermag an die lokalen Bedürfnisse als die Staatëbahn. Was zunächst den Bau angeht, \o sind die Vorschristen über die Ausführung tes Baues der Sekundärbahnen ganz dieselben für Staatsbahnen wie für Privatbahnen. Es ent- scheiden überall die Nücksihten auf den öffentlichen Verkehr und die Landesvertheidigung. Der Vorwurf, daß die Staatsverwaltung die lokalen Bedürfnisse nicht genügend berücksichtige, ist dur bestimmteste Beweise dafür zu widerlegen, daß man dankbar ist im Lande gerade dafür, daß die Staat8verwaltung den lokalen Bedürfnissen ganz besonders gerecht zu werden sich bemüht. Jch halte das au für ihre Pflicht, denn das ift ja cben ihre Aufgabe, daß sie den Interessen des Landes und der wirtbschaftlihen Hebung vorzugsweise ihre H merksamkeit zuwende, während die Privatbahnen als Erwerbsgesell- [waflen selbstverständlich ihre eigenen Interessen in den Vordergrund
ellen.
Der Hr. Abg. Dirichlet hat besonders anstößig gefunden eine Vollbahn mit Sckundärbetrieb, er sagt, eine solche Bahn babe alle die Nachtheile der Vollbahn ohne ihre Vortheile und die Nachtkeile der Seklundärbahnen dazu. Ja, meine Herren, wir haben ja Bah- nen, die als Vollbahnen ausgeführt sind und als Sekundärbahnen betrieben werden, die aber, wenn die Verhältnisse \sih ändern, über-
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geben in einen Vollbetrieb ; es sind das Bahnen, welche ich gewisser- maßen als Theile einer künftigen großen Linie darstellen, es wäre Verschwendung, wenn man folde Bahnen, die zunäbst nur sekundären Zwecken dienen, gleich als Vollbabnen betreiben wollte. G3 ist nun zwar richtig, daß ein solcher Betrieb den Adjazenten der Bahn niht gerade angenehm is wegen der Langsamkeit der Beförderung, so daß in manchen Fällen sogar die Korrespondenz langsamer befördert wird, wie früher mit
| der Post; aber hier steht ¡zur Wahl: will man eine Bahn mit vor-
läusigem Sekundärbetrieb oder gar keine Bahn? Eine Sekundärbahn
| mit Sekundärbetrieb wird der Herr Abgeordnete nicht erfehten wollen.
Dex Hr. Abg. Dirichlet hat dann einen Punkt erwähnt in Be-
treff der Bahn von Königsberg naH Labiau und hat mich einer be-
sonderen Antipathie gegen Privatbahnen geziehen. Jch kann diesen Vorwurf nicht acceptiren. Die Verhältniffe in Königsberg liegen wesentlich ander3 als in Insterburg und Lyck, dort haben wir militärische Rücksichten zu beobachten und können, selbst wenn wir die ostpreußische Südbahn mitbenutzen wollten, nur mit erheblichen Kosten aus der Festung her- auskommen; ganz abgeschen davon, daß es mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden sein würde, durch das Terrain einer anderen Verwaltung hindurch den Betricd der Hauptbahn zu leiten. Es wird, wenn es darauf ankommt, mein Kommissar in der Kommission dar- über nähere Auskunft geben.
Der Herr Abgeordnete hat dann betont, der Staat hätte die Verpflichtung, für den Osten ganz besonders zu sorgen. Wenn darin ein Vorwurf liegen soll, als wenn wir zu wenig für den Osten gethan hâtten, so muß ih diesen Vorwurf ablehnen. Sehen Sie die Vor- lage vom vorigen Jahre an, in derselben handelt es fich um 37 000 009 M von dicser Summe fallen allein 184 Millionen auf die Provinz Ostpreußen für die beiden Bahnen von Allenstein über Meblsack nach Braunsberg und von Allenstein über Ortelsburg nah Johannisburg. Auch in dem Vorjahr haben wir die östliben Provinzen nicht ver- gessen, ih weise hin auf die Bahnen von Güldenboden nach Moh- rungen, von Mohrungen nah Allenstein und von Marienburg Über Marienwerder na) Culm und Thorn und auf die Bahn von Schneide- mühl nach Deutsch-Krone. In diesem Jahre bringen wir Ihnen wieder zwei Strecken. Wenn die Provinz Ostpreußen {ih bellagt, daß sle ntt genugend Verutschtiat fei, so meine ih, daß sie in den leßten 3 Jahren wahrlich nicht zu kurz ge-
kommen ift.
Meine Herren! Sehen Ste sich die ganze Liste dieser Bahnen vor zwei und drei Jahren an: finden Sie nur bei einer einzigen die- ser Bahnen, daß sie dur eine politis&e Rücksicht bestimmt fein Tönnte? Nein, meine Herren, in Bezug auf die Ausführung des Bahnnetes sind für uns nur die wirthschaftlichen Interessen maß- gebend, ohne Rücksicht auf politishe Parteifarben.
Auf die Frage der Beamten jeßt nod einmal einzugehen, kann
ih mich wirklih nit überwinden, ih glaube, ih habe mich darüber genügend aus8gesprochen.
Wenn endlih gesagt worden ist, es würde einem Wahlkreise von der Staatsregierung eine Bahn nicht konzedirt werden, wenn niht Fonservativ gewählt werde, o is mir der Vor- gang absolut unbekannt, und kann di | nur auf einem Irrthum beruhen; ich glaube gerade aus dem, was ich vorhin angeführt und durch die Thatsachen erhärtet habe, Ihnen den Beweis liefern zu können, daß wir die politische Richtung der Einwohner dafür nicht maßgebend sein lassen, ob ihnen eine Bahn zuzuwenden und Verkehrs- erleihterungen, unsere Züge, Tarife sind gleihmäßig eingerichtet, gleichviel, ob die betreffende Gegend dieser oder jener politishen Rich- tung angehört.
Ich gehe jeßt auf einige der vorgeschlagenen Bahnen über, welche von besonderer Bedeutung sind, Die sub 1 vorge- \{chlagene ist ein wahres- Bedürfniß, seit vielen Jahren be- gehrt und wichtig für den Anscbluß an Bayern, si ist eine Konsequenz des Erwerbes der Thüringisben Bahn. Von allen übrigen Bahnen möchte ih Ihre Aufmerksamkeit besonders rihten auf eine Bahn von Osnabrück nah Brackwede, welche wich- tige Landestheile aufs{ließt und für die Provinzen Hannover und Westfalen außerordentli nüßlich fein wird. Durch die Bahn von Westerburg nah Hachenburg erfüllten wir gewissermaßen eine Zusage, im Jnteresse dieses so lange vernachlässigten Landestheils. Wir wollen bei dem Westerwald auf die Dauer hierbei nit stehen bleiben, son- dern noch einen Anschluß versuchen nach* der Deuyß-Gießener Bahn; es ift das eine Frage der Zukunft.
Was dann den Anschluß an das Luremburgische Gebiet anbetrifft, so ist auch in den Motiven bereits angeführt, daß derselbe nur eine Frage der Zeit sein kann, es handelt sih dabei nur um eine Strecke von etwa zwei Meilen.
Die Vermehrung der Betrieb8mittel ist bereits hinreichend er- örtert worden, über die Bahnhöfe habe ih mich ebenfalls autge- sprochen, es bleibt mir also nur noch übrig, einen auderen Punkt zu erörtern, der in diesen Tagen erwähnt ist, daß es nämlich nicht korrekt sei, mittels einer Anleihe die nöthigen Gelder zu beschaffen, sie müßten in den Etat und zwar in das Extra-Ordinarium eingestellt werden ; es ift sogar behauptet worden, es sei verfassung8widrig, wenn wir anders handelten. Wäre dem so, daun lätten wir uns in den letzten Jahren unendlich viele Verfassungswidrigkeiten zu Schulden kommen kafsen. Der Hr. Abg. Frhr. von Zedlitz hat bereits angeführt, in welchem Maße dies in früheren Jahren gewesen ist. Ich will Sie nur verweisen auf die betreffenden Gesetze aus 1871, 1872, 1873, 1874 und endlich auf ein Gesetz von 1877, in welchen überall auf dem Wege der Anleibe, sogar recht kleine Vergrößerungen und Erweite- rungen von Betriebsmitteln, von Bahnhöfen, von Vopvelgeleisen im Wege der Anleihe in Antrag gebraht worden sind. Namentlich möchte ih Sie auf das Anleihegesez vxm 29, März 1877 hinweisen, welches eine sehr große Zahl von ganz kleinen Positionen enthält, insgesammt 6238 000 4A Es wurden darin unter Andern gefordert 46 000 6 für eine Anlage auf Bahnalof Mörs, für eine Wasser- leitung auf dem Bahnhofe zu Cassel 55000 4 u. f. w. Also, wenn wir den Weg, der in allen diesen Jahra beschritten ist, jeßt wieder betreten, so kann uns daraus wohl fin Vorwurf gemacht werden. Die Anlagen, welche wir beabsichtigen, die Anschaffungen, welche wir vorschlagen, jiñd Ausgaben im Interesse des Verkehrs, um das Land zu befruhten und den Wohlstand seiner Bevölkerung zu heben, um uns îin den Stant zu seßen nach allen Richtungen den Anforderungen des Verkehrs geredt zu werden. Daß es besser geworden ist auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens, das wird mir Niemand bestreiten; alle Wünsche konnten wir noch nicht erfüllen, weil wir mit vorläufigen Einrichtungen uns haben be- helfen müssen, aber ih wiederhole, es ist besser geworden, und ge- währen Sie uns die Mittel zur weiteren Besserung, dann wird auch mit der Zeit ein allseitig befriedigender Zustand hergestellt werden.
Der Abg. von Schwerin verwahrte sih gegen die Aeuße- rungen des Abg. Dirichlet. Unter dem 6. November v. J. habe er vom Abg. Dirichlet einen Brief bekommen, worin ihm mitgetheilt sei, daß der Abg. Dirichlt ihn nicht nur in seinem eigenen Kreise, sondern auch bei der sonstigen Gelegenheit zum Gegenstand direkter Angriffe nahen würde. Jn Folge dessen habe es ihn nicht überrascht, den Abg. Dirichlet heute Verdächtigungen gegen ihn vorbringen zu hören, deren Be- rehligung er beslreite, Zur Sache selbst bemerke er, daß die
Mitglieder eines Comités in seinem Kreise ihn gebeten hätten, eine aus ihrer Mitte gewählte Deputation nach Berlin zu be- gleiten, um ihnen hier zum Zweck der Erlangung einer Bahn behülflih zu sein. Nah den Wahlen, nachdem der Abg. Dirichlet an Stelle des früheren Vertreters, des Hrn. von Mirbach, gewählt gewesen sei, habe er die Begleitung abge- lehnt, weil er sich geshämt habe, sich in Berlin sehen zu lassen. Dieser Ansicht sei er auch heute noŸ.
Der Abg. von Thokarski richtete die Aufmerksamkeit des Ministers auf eine für seinen heimathlihen Krcis wünschens- werthe Bahnstrecke, er ‘bedaure, daß auch in der diesjährigen Vorlage die Provinz Westpreußen so wenig berücksichtigt sei; er bitte in Zukunft dieser Provinz größere Fürsorge angedeihen zu lassen, ¿und namentlih die fo wichtige Strecke Carthaus- Danzig zu bauen.
„Der Abg. Frhr. von Zedliß und Neukirch (Mühlhausen) erflärte, seine Ausführungen bezügliÞ des Rechts der Ne- gierung, ihre in der Vorlage enthaltenen Forderungen in ein besonderes Anleihegeseß aufzunehmen, seien neulich vom Abg. Rickert angegriffen, und es sei ihm (dem Redner) zugleich der Vorwurf gemacht worden, als 09 zwischen seiner Haltung im Jahre 1877 und jeßt ein Widerspruch bestände. Aber gerade der Kommissionsbericht von 1877, den der Abg. Riert er- stattet habe, habe in klaren und dürren Worten dargelegt, daß man die damals von der Regierung vorges(;lagene änleihe nothwendig in den Etat aufnehmen müsse, weil in derselben über 100 leine Positionen figurirt hätten, von denen zum Theil erste Raten schon in den Etats enthalten gewesen wären. Diese Erwägung treffe do bei dem gegenwärtigen Gesch nicht U, die Vorlage von 1877 bilde also für seine Partei kein Prä- judiz. Nun sage der Abg. Richter, es müßten in Vreußen
wie im Reiche alle Ausgaben auf den Etat gebracht werden.
Der Abg. Richter übersehe aber, daß es im Reiche nur eine Kammer, in Preußen zwei gebe, daß in Preußen das Herren- haus Anleihegeseßen gegenüber in seinen Befugnissen nicht so beschränkt sei, wie dem Etat gegenüber, und daß die Auf- nahme der Anleihe in den Etat mit einer Eludirunz der verfassungsmäßigen Neczte des Herrenhauses iden- tish_ sein würde. Zu einer solhen Eludirung könne er sih wenigstens nie hergeben. Wirkliche Präjudizien habe man in dem Nothstandsgeseß für Oberschlesien, in dem An- leihegeseß für - die Verbesserung märkischer Wasserstraßen.
è Auch Zwekmäßigkeitsgründe sprächen gegen die Einführung in
den Etat; jedenfalls würde es einen völligen Bruch mit der bisherigen Finanzpolitik bedeuten, wollte man die Neubauten von Bahnen in das Extraordinarium des Etats einsctzen. Die Anleihen müsse man als regelmäßigen Bestandtheil der
“ Etatsaufstellung überhaupt los werden. Die Vorlage fei also
verfassungsmäßig korrekt, entspreche der bisherigen Praxis und werde auch durch Zweckmäßigkeitêsgründe unterstügt. Er ‘be- antrage die Verweisung der Vorlage an die Budgetkommission.
Der Abg. Berger bat, daß sh die Freunde des Staats- bahnsystems der vielea Angriffe gegen die Privatbahngesell- schaften enthalten möchten. Dieselben seien ja jeßt in der Majorität und könnten dies daher füglichG unterlassen. Wisse denn übrigens der Abg. von Eynern nit, daß die Eisenbahn im Westerwalde bereits vor 10 FJahren der Hessishen Ludwigs- Eisenbahn - Gesellshaft konzessionirt worden sei? Letztere sei nur wegen finanzieller De- route niht in der Lage gewesen, den Bau auszu- führen. Der Abg. von Eynern meine, das Publikum werde durch die Konkurrenz der vielen Bahnen nur belästigt. Wenn dem Abg. von Eynern bisher weiter kein besonderes Unglück passirt sei, dann gratulire er demselben. Sonst habe man es immer als einen Segen empfunden, wenn in eine Stadt inehrere Bahnen mündeten. Kommunale Zuschüsse lasse ih auch der Staat geben und mit Necht. Die Bahnen hälten das Anwachsen der kommunalen Steuern keineswegs veranlaßt; daran seien vielmehr die hohen Armen- und Schullasten {huld. Die angebliche Bevorzugung des Westens vor dem Osten sei ein Märchen. Jn den Jahren 1879 und
1880—81 seien für die 7 östlihen Provinzen 74, für die 5 west-
lichen nur 14 Millionen Mark aufgewendet worden. Gehe die große Vorlage durch, dann dürfte die Regierung moralisch verpflichtet sein, jene Linien auszubauen, zu denen die Vergish-Märkische Bahn seit vielen Fahren die Konzession bekommen habe. Auffallend sei ihm gewesen, daß der Besißer des großen Bleiwerks in der Nähe von Prüm sih geweigert habe, seinen Beitrag zu zahlen. Er würde Angesichts einer solhen Renitenz die Verweigerung des Anschlusses für berehtigt halten. Die Summe zur Aus- führung weiterer Geleise bitte er zu bewill‘gen. Das Kost- spieligste im ganzen Etat seien die Bahnhofsbauten. Es seien dafür in den leßten Fahren über 100 Millionen ausgegeben worden. Die Rente dürfte dabei {ließlich so dünn werden, daß man längere Zeit auf die Ausführung weiterer Sekundär- bahnen werde verzichten müssen.
Der Abg. Graf Winßtingerode bemerkte, zu seiner Freude sei vom leßlen Redner der Vorlage die Anerkennung nicht versagt worden. Er wisse ja, daß es {hon von früher her bei Staatseinrichtungen Sitte gewesen sei, jeder Provinz etwas zuzuwenden. Heute aber müsse man dem Minister be- sonders dankbar sein, daß derselbe gesucht habe, nah allen Seiten hin gerecht zu werden. Für seine Heimathprovinz Sachsen könne er das konstatiren und hoffe, daß es auch später werde der Fall sein können. Er wisse, daß für Sachsen noch weitere Sekundärbahnen geplant würden. Er enthalte sich daher, noch näher darauf einzugehen. Den Angriffen des Abg. von Eynern gegen die betreffenden Jnteressenten zu Zu- \chüssen heranzuziehen, könne er nicht beistimmen. Der Abg. Rickert habe die neulichen, vom Abg. von Zedliß beleuchteten Ausführungen des Abg. Nichter als harmlose bezeihnet. Das seien sie keineswegs gewesen. Sie hätten einen direkt gegen das Mi- nisterium gerichteten {weren Vorwurf enthalten. Daß der preußische Etat niht durhsihtig genug sein solle, müsse er bestreiten. Zu keiner Zeit sei die Anforderung, die Schulden Preußens zu bezahlen, dringender an das Haus herangetreten. Das gesammte Steuersystem sei in der Shwebe. Dadurch, daß man den Staat mit Ausgaben dauernd belaste, könne man diese Aufgabe nur ers{hweren.
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