1882 / 37 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

wählte nahm die Wahl mit Worten des Dankes an. Unter den ferner zur Erledigung gelangten 21 Sachen befand si eine Reihe von Rekursgesuhen aus dem Gebiete der Land- Feuersozietät, welche nur zum kleinsten Theile bewilligt werden Tonnten. Dagegen wurde auf den befürwortenden Bericht der General-Direktion wiederum eine Summe von 30 000 4 sür das kommende Etatsjahr zu Prämien sür die Umwandlung von Strohdächern in feuersihere Bedahungen ausgeworfen. Auqh ein fernerer Vorshlag der General-Direktion fand Bei- fall: es soll für deren Bereich das Gewinde der Berliner Sprigenshläuche als Normalgewinde, gleichfalls unter Gewäh- rung von Prämien, eingeführt und die Einwirkung des Ober- Präsidenten und der Landräthe auf Gemeinden und Guts- bezirke zu dem Ende in Anspruch genommen werden. Man hofft dur ein gleihmäßig eingesührtes Gewinde die Sprißen brauthbarer und die Löschhülfe wirksamer zu machen. Von Anträgen anderer Art mußten zwei folhe, welche von Ge- meinden resp. Privaten gegen die Gutsherrschaft gerichtet waren, wegen Unzuständigkeit des Landtages abgewiesen werden. Endlich lagen dem Landtage die Berichte über die Verwaltung des kurmärkschen Kriegs\chuldensteuerfonds pro 1880/81 vor. Danach sind in diesem Fahre wiederum 355 074 6 6 Z ge- tilgt, und es befinden si darunter als Braumalzsteuer- zushlag 171182 4 77 Z. Sgließlich fand die Rechnung Über den Kommunal-Landtagsfonds pro 1880/81 dur die ertheilte Decharge ihre Erledigung. Die nächste Sißung wird der Landtag erst am Montag, den 13. d. Mts., Vormittags 10 Uhr halten, damit die Ausschüsse bis dahin ferneres Material beschaffen können.

Seitens des Herzogli braunschweigisch-lüneburaishen Staats-Ministeriums sind unterm 25. Juli v. J. neue Vor- schriften über die Ausbildung und Prüfung für den Herzoglih braunshweigi]hen Staatsdienst im Baufache resp. über die Ablegung einer Prüfung im Ma- s{inenbaufache erlassen, welche sich im Allgemeinen den Vor- s{hriften über die Ausbildung und Prüfung für den Königlich preußischen Staatsdienst im Bau- und Maschinenfache vom 27. Juni 1876 anschließen. Auf Grund einer mit dem Her- zoglichen Staats-Ministerium über die gegenseitige staatliche Gleichstellung und Anerkennung der vor einer der beiderseitigen Prüfungs-Kommissionen bestandenen ersten Staatsprüfung im Baufache resp. Maschinenbaufache getroffenen Vereinbarung bringt der Minister der öffentlichen Arbeiten nunmehr zur öffent- lichen Kenntniß, daß die Ablegung der gedachten ersten Staats- prüfung vor der mit dem 1. Oktober v. J, in Wirksamkeit getretenen Herzoglih braunschweigischen tehnischen Prüfungskommission zu Braunschweig für den darin Bestandenen in Preußen bei der späteren Zulassung zu der zweiten Stactsprüfung resp. bei der Zulassung zum höheren preußischen Staatsdienst die gleiche Wirkung hat, als wäre die Prüfung vor einer der preußischen Prüfungskommissionen zu Berlin, Hannover oder Aachen ab- gelegt, und daß umgekehrt das Vestehen der ersten Staats: prüfung vor einer der leßtgenannten Prüfungskommissionen für die Zulassung zu der Herzoglich braunshweigischen zweiten Staatsprüfung resp. bei der Bewerbung um Zulassung zum höheren braunshweigishen Staatedienst ebenso angesehen L soll, als wäre die erste Prüfung in Braunschweig ab- gelegt.

Zugleih macht der Minister den Betheiligten zur Nath- atung noch bemerklih, daß diejenigen Kandidaten, welche nach Ablegung der ersten Staatsprüfung vor einer der preu- ßischen Prüfungskommissionen zum braunshweigishen Bau- führer resp. Maschinenbauführer ernannt zu werden wünschen, ihren bezüglichen Antrag unter Beifügung einer Beschreibung ihres Lebenslaufes und des ihnen ertheilten Prüfungszeug-

nisses bei dem Herzoglih braunshweig-lüneburgishen Staats-

Ministerium einzureichen, und daß diejenigen Kandidaten, welche nach Ablegung der ersten Staatsprüfung vor der Her- zoglih braunshweigischen tehnishen Prüfungskommission zum preußischen Bauführer resp. Maschinenbauführer ernannt zu werden wünschen, ihren Antrag unter Beifügung ihres Prü- fungszeugnisses mit einer Beschreibung ihres Lebenslaufes an pel preußischen Minister der öffentlihen Arbeiten zu richten aben.

Die Bestimmung des §. 137 des Strafgeschbuchs, wonach die Entziehung von Sachen, die durch die zu- ständigen Behörden oder Beamten in Beschlag genommen worden sind, aus der Verstrickung mit Gefängniß bis zu einem Fahr bestrast wird, findet, nah einem Urtheil des RNeichsgerichts, 11, Strafsenats, vom 9. Dezember v. J,, auf die polizeilihe Beschlagnahme von bei einem des Dieb- stahls oder der Unterschlagung Verdächtigen zur Sicherung des Eigenthümers angehaltenen Gegenstände (ohne sie dem Vesit des Verdächtigen zu entziehen) keine Anwendung.

Nach einem Erkenntniß des Neihsgerihts vom 10. Februar v. J., muß nach der sich aus dem gemeinen Eigen- thum des Staats ergebenden Bestimmung der von Natur schiffbaren Flüsse, welche dahin geht, unbeschadet der sich aus dem Regal ergebenden Rechte des Fiskus dem gemeinen Gebrauch zu dienen, angenommen werden, daß ein Feder das Recht hat, sih die in dem Flußbette liegenden Steine anzueignen, falls ihm dieses nit von der Flußpolizei im öffentlihen Jnteresse untersagt wird.

Bayern. München, 10, Februar. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer berieth heute über den Antrag Schels, an den König die Bitte zu richten, die bayerishen Be- vollmächtigten zum Bundesrathe zu beauftragen, einer auf Einführung des Tabakmonopols im Deutschen Neiche ab- zielenden Geseßesvorlage nit zuzustimmen. Auf heftige Angriffe des Abg. Bonn gegen die Negierung antwortete der Finanz- Minister von Riedel: er könne sih über das Materielle des Antrages nicht aussprehen, da eine Vorlage bezüglich des Tabaksmonopols noch niht eingebraht sei. Jm Uebrigen widerlegte der Finanz-Minister die Anklage wegen {wacher Wahrnehmung der bayerischen Reservatrehte und wies den Varwurk, daß das Ministererium die bayerischen Landesfarben nicht liebe, für sih und seine Kollegen energisch zurück. Die Regierung müsse auch das Gedeihen des Neiches berücksichtigen, Die preußishe Regierung habe gegen Bayern stets volle Bundesfreundlichkeit bewiesen, und niemals sei von einem Angriffe auf die Neservatrechte die Nede gewesen. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Schels mit _98 gegen 43 Stimmen angenommen, ein Antrag von Stauffen- bergs auf motivirte Tagesordnung abgelehnt. Gegenüber den Vorwürfen des Abg. Kopp über Preis- gebung von Kronrechten, wie der Justiz-, Finanz-, Münz- und Militärhoheit sowie des Gesandtschastsrechts und daß das Ministerium durch Zulassung des Monopols im Begriffe sei,

die [chten Thronre&te nach Berlin auszuliefern, ferner auf tadeinde Aeußérungen des Abg. Nuppert wegen mangelnder Energie in der Vertretung der Rechte Bayerns im Bundes- rathe von Seiten Bayerrs bezlüiglih der Geseßvorlagen der legten drei Jahre erklärte der Finanz-Minister: die Franfkensteinshe Klausel entbehre des praktischen Werthes, denn die Einnahmen auf Grund dieser Klausel würden doppelt durch Ausgaben gewonnen. Das Neservatrecht der Bier- steuer werde nie preitgegeben werden. Dem Volkswirth- schaftsrathe fei im engeren Jnteresse des Landes zugestimmt worden. Da der preußische Volkswirthschaftsrath mit seinem Einflusse auf die pre::Zishe Regierung bereits bestanden, so sei es gerathen gewesen, ihn durch bayeris%he Mitglieder zu verstärken. Hinsichtlich des Unfallgesetes sei im Jnteresse der Versicherten eine große Anstalt besser als viele kleine. Der Vorwurf der Vernachlässigung des Föderativprinzips sei un- begründet : das Ministerium sei jederzeit ernstilich bestrebt ge- wesen, die Nehte Vayerñs zu erhalten, dabei müsse man aber objektiv und mit voller Bundestreue zu Werke gehen. Mit Ausnahme des Kriegs-Ministers war das ganze Ministerium anwesend.

Sachsen. Dresden, 10. Februar. “{Dr. J.) Jn der gestrigen Ubendsißung der Zweiten Kammer wurde der Nest des Etats des Ministeriums dcs Jnnern ebenfalls im Wesentlichen nah den Regierungsvorschlägen bewilligt. ZU einer längeren Diskussion gab nur Kap. 53, Polizeidirektion zu Dresden, Anlaß, indem einerseits von dem Abg. Bebel eine Reihe von Beschwerden gegen die Thätigkeit der genann: ten Behörde bei Ausführung des Sozialistengesezes vor- gebracht, andererseits von verschiedenen Seiten die Thunlich- keit der Heranzichung der Stadt Dresden zu einem böheren Beitrage zu den Kosten der Polizeidirektion erörtert wurde. Die Kammer beschloß auf Antrag des Abg. Döhlinger, die Staatsregierung zu ersuchen, bal- digst die erforderlihen Schritte zu thun, um eine ander- weite Regelung des Verhältnisses, betreffend die Verwaltung der Sicherheitspolizei in der Stadt Dresden, behufs Ent- lastung des Staatshaushalts-Etats herbeizuführen.

Die Erste Kammer ertheilte heute dem Gesetentwurfe, betr. vorläufige Grundbuchseinträge bei Grundstückszusammen- legungen, unverändert ihre Zustimmung und erledigte sodann

eine Anzahl Petitionen.

Desterreicß-:Ungarm. Wien, 10. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm in der Spezialdebatte den S. 1 des Gesehentwurfs, betreffend die Erhöhung des Petro- leumzolles in namentliher Abstimmung mit 160 gegen 146 Stimmen an. Die übrigen Paragraphen wurden ohne jede Diskussion genehmigt.

Zm Herrenhause wurde die Prager Universitäts- vorlage berathen. Nach dem Scehlußworte der beiden Berichterstatter wurde der §8. 1 derselben in der Spezial- debaite nach dem Antrage derx Minorität, also im Sinne des vom Abgeordnetenhause gefaßten bezüglichen Be- \{lu}ses mit 82 gegen 55 Stimmen genthwigt Die von der Majorität vorgeschlagene Fassung war bei der nament- lihen Abstimmung mit demselben Stimmenverhältniß abge- lehnt worden. Der Rest der Vorlage wurde ebenfalls nah dem Antrage der Minorität ohe Debatte angenommen und das ganze#Geseß sodann in drigter Lesung zurn Beschluß er- hoben. Die Resolution betreffs der Garantien für die Kenntniß der deutschen Sprache wurde nah längerer Debatte, M MOOEE auch der Kultus-Minister von Eybesfeld theilnahm, abgelehnt.

Ein amtlicher Bericht des Generalkommandos in Serajewo vom 9. d. M. lautet: Das obere Narenta- Thal ist fortwährend der Hauptsiy des Aufstandes. Die Banden von Tungus und Salkoforte, etwa 200 Mann stark, stehen bei Hanzimje, Glavaticevo und Bjelemic, das Gros der Auständischen in einer Stärke von 1200 Mann bei Ulok, die Bande von Kovacsevic mit ihrem Gros von 500 bis 600 Mann, welche bisher gegen Feca operirte, hat sich durch allmähliche Zuzüge verstärkt, während die Bande auf Krbljnia , 200 bis 300 Mann stark, Zuzug aus derx Gegend von Feoca erhält. Es scheint, daß die Banden, nachdem ihre Anschläge auf Foca mißlungen sind, sih wieder auf Krbljnia konzentriren. FML. Jovanovic meldet die Beseßung von Tedenice dur das 3, Feldjägerbataillon unter krästiger Mitwirkung der Kriegêmarine, wobei auf öster- reihisher Seite 1 Mann getödtet und 5 Mann verwundet wurden. Aus Nevesinje wird gemeldet, daß ein Jnfanterist des 71. Negiments bei einem Patrouillengefecht gegen die Insurgenten, welches in der Nähe von Zasena statifand, leicht verwundet worden ift,

Die „Wiener Abendposi“ veröffentlicht eine Erklärung des Direktors der Kaiserlichen Privat- und ¿Familienfonds, Hofraths Baron Mayr, welche die Zeitungsgerüchte über Verluste, welche das Kaiserlihe Privatvermögen und der kaiserlihe Familienfonds bei der Union générale und bei Bontoux erlitten haben sollen, ausdrücklich als der thatsäch- lihen Begründung vollständig entbehrend bezeihnet, da die Verwaltung der kaiserlihen Fonos weder mit der Union générale, noch mit Bontoux jemals in irgend einer Verbindung aestanden habe. Ebenso unrichtig sei die seiner Zeit von französishen Journalen gebrachte Behauptuna, daß die öster- reichische Länderbank Gelder der Kaiserlihen Familie auf- bewahre, indem alle mit der Verwaltung der Kaiserlichen Fonds verbundenen Geschäfte nah wie vor ausshließlich durch ein anderes Wiener Bankinstitut besorgt würden.

Lemberg, 10. Februar. Die amtliche „Gazeta Lwowska“ meldet: Seit Sonnabend sind nur zwei Personen ver- haftet worden, ein ruthenisher Redacteur und ein rutheni- her Gymnasiallehrer. Die Nachricht von der Auflösung ruthenisher Vereine ist unbegründet.

Mostar, 11, Februar. (W. T. B) Wie aus Metokia (Gaczko) gemeldet wird, haben die dortigen Moha- medaner in einer Volksversammlung beschlossen, sich dem Aufstande nicht anzuschließen. An Jovanovic wurde eine Deputation entfendet, welche demselben eine Ergebenheitsadresse überreichen soll.

Velgien. Brüssel, 10, Februar. (W. T. B.) Bei der heutigen Berathung des Kriegsb udgets durch die Re- präsentantenkammer erklärte der Kriegs-Minister: er halte eine Befestigung der Maaslinie niht für noth- wendig. Die über diesen Punkt vom General Brialmont veröffentlihte Broschüre enthalte tediglih die persönlichen Ansichten dieses Generals, und er habe demselben wegen der

darin ausgesprohenen antikonstitutionellen Ansichten seine Mißbilligung zu erkennen gegeben.

Großbritannien und Jrland. London, 10. Februar. (W. T. B.) Jm Unterhause antwortete heute der Unter- Staatssekretär Dilke auf eine Anfrage Bartletts: der russishe General Skobeleff nehme eine amtliche Stellung bei der russischen Regierung nicht ein; der russische Botschaster, Fürst Lobanoff, habe Lord Granville in- sormirt, daß Skobelefss Rede ohne jede politishe Be- deutung sei und in keiner Weise die Ansichten der ruf- sischen Negierung wiedergebe. Der Staatssekretär des Krieges Childers, erklärte auf eine Anfrage Gordons : das Projekt eines Tunnels unter dem Kanal nah der französischen Küste werde voi General Wolseley bekämpft, vom General Adye für unbedenklich erklärt. Die Regierung werde zur gehörigen Beit ihr Verhalten gegenüber dem Projekte erwägen. Das vorige Kabinet habe der französishen Regierung mitgetheilt, es werde dem Projekte kein Hinderniß in den Weg legen, müsse im Kriegsfalle aber die Errichtung von fortifikatorischen Werken und die Einstellung des Tunnelverkehrs vorbehalten. Hierauf wurde die Adreßdebatte fortgeseut und dieselbe nach längerer Diskussion auf Montag vertagt. Gibson bedauerte, daß Gladstone durch feine gestrige Nede über „home rule“ den Jmpuls zu neuer Agitation gegeben habe.

Frankreich. Paris, 9. Februar. (Fr. Corr.) Gestern Nacmittag konstituirte sich die neue Un ion republicaine. Es hatten sich etwa 80 Mitglieder eingefunden, während die Gesammtliste, die zur Verlesung gelangte, 138 Namen zählt. Dervé-Mangon wurde zum Präsidenten, Greppe zum Vize- Präsidenten gewählt.

__ an der Sizung, welche der Kammerausschuß für die Ehescheidung gestern hielt, wurde das Prinzip der Lösbarkeit der Ehe angenommen und dann dex Art. 230 des code civil in dem Sinne abgeändert, daß fortan beide Gatten gleihe Rechte für den Fall einer Ehebruchsklage haben, fo war, daß die Frau auch dann klagbar werden kann, wenn

der Ehebruch außerhalb des häuslichen Domizils stattfindet.

Der Aussch{chuß strih ferner im Art. 232 die Bestimmung, der zufolge cine Verurtheilung wegen politischer Verbrechen die Ehescheidung nah sich ziehen Unk, und seßte an die Stelle derselben eine verlängerte Abwesenheit eines der Gatten. Was den Wahnsinn als Ehescheidungsgrund betrifft, so sollen erst mehrere Fahmänner, darüber zu Rathe gezogen werden.

11. Februar. (W. T. B). Dex Nihilist Pierre A ist aus dem französishen Gebiete ausgewiesen worden.

Türkei. Konstantinopel, 10. Februar. (W. T. B.) Eine Depesche des Sultans an den Khedive, welche sich mit den leßten Ereignissen beschäftigt, empfiehlt dem Khedive Besonnenheit, Erhaltung der Ordnung und Achtung der inter- nationalen und finanziellen Verträge.

Nußland uud Polen. Skt, Petersburg, 10. Februar. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Charko1f, von heute, hat der Rektor der dortigen Universität wegen Unter den Studenten vorgekommener Unordnu ngen die Schließung der Universität angeordnet. Wie verlautet, sollen L ordnungen einen politishen Hintergrund nicht gehabt haben.

Ln erun (D B) Der „Negierungs-

Anzeiger“ und das „Journal de S t. Pétersbourg“ veröffentlichen folgendes Commu niqué: Das Gerücht, daß eine englishe Jntercession zu Gunsten der ruf- stischen Juden in Vorbereitung sei, ist fo wenig mit den guten Beziehungen des Kabinets verträglih, daß es eigentlich kein Dementi verdient. Da aber diese Gerüchte einen neuen Beleg für die Spannung der Beziehungen zwischen den Zsraeliten und der Masse der Bevölkerung herbei- führen fönnten, so geben wir eine Darlegung von dem wahren Stande der Dinge. Die jüdische Frage gehört zu den inneren Angelegenheiten, in welche kein Staat jemals weder die Ein- mishung noch Rathschläge Fremder zulassen wird, in welcher Form dieselben auch austreten mögen. Eine Verlegung der inter- nationalen Gebräuche wäre diesmal um soweniger zuzulassen, als jede Jntercession Mißvergnügen und Erbitterung der Massen erzeugen und der Lage der Juden, welche als russishe Unter- thanen den Shuß der Regierung genießen, {haden würde. Die gegen die Unordnungen ergriffenen Maßregeln sind keineswegs \{wache. Es sind im Süden 3675 Per- sonen verhastet und davon 2359 bestraft worden. «Jn Warschau sind 3151 Personen verhaftet und follen 2302 gerihtlich verfolgt werden. Die Regierung sucht nach Mitteln, um die Möglichkeit einer Erneuerung derartiger Unordnungen definitiv zu beseitigen. Die Frage ist Gegen- stand der Erörterungen eines besonderen Comités; wenn aber die Resultate gut sein sollen, kommt es vor Allem darauf an, daß die Frage niht dur auswärtige Einflüsse und falsche Gerüchte vergiftet werde. „_ Nach dem lehten Bulletin über das Befinden der Großfürstin Maria Paulowna hatte gestern Abend die Körpertemperatur bis 40,1 zugenommen; der Puls betrug 104, die Schmerzen an der Entzündungsstelle dauern fort. Nachdem die Großfürstin eine ziemlih ruhige Nacht verbracht, betrug die Temperatur heute früh 39,5, der Puls 100, und hat der Appéetit ein wenig zugenommen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Fe- bruar. (W. T. B.) Der Kronprinz und die Kron- prinzessin haben gestern die Reise nah Christiania ange- treten und sind auf derselben aller Orten erthusiastish empfangen worden. Jn Karlstadt, wo Nachtquartier genom- men worden war, fanden heute ein Festdiner und ein glän- zender Festball statt. Die Weiterreise nah Christiania, wo der König und die Königin bereits heute eingetroffen sind, erfolgt morgen. Zum festlichen Empfange des fkron- prinzlihen Paares in Christiania sind große Vorbereitungen getroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 8. Februar. (Hamb. Corr.) Die Kommission, welhe das Landsthing gestern wegen der Tandesvertheidigungsvorlage niedergeseßt, hat sich mit General Hoffner als Vorsißendem und Naben als Sekretär konstituirt.

Gestern Abend waren hier die Delegirten des Vereins für Handwerk und Jndustrie versammelt, um die Be- rathung über die Zollreform fortzusezen. Auf Grund des in einer früheren Versammlung gefaßten Beschlusses war von verschiedenen JFndustriellen eine große Anzahl Abänderungs- anträge zur Zollreformvorlage gestellt, Dieselben be- zwecken meistens eine Erhöhung der beantragten Zoll-

Papierfabrikanten Heartragen u. A. eine Erhöhung des Zolles auf Papier von 4 auf 51/; Oere. Die seeländishen Salzwerke wollen Salz, das nicht zu industriellen und landwirthschastlihen 2wecken verwendet wird, mit einem Zolle von 21 Oere-pro 100 Pfund belegt wissen. Die Vorlage beantragt Zollfreiheit für Salz. Die hiesigen Tabaksfabrifanten beantragen, den Zoll auf Cigarren von 80 Vere auf 1 Krone zu erhöhen. Die Cementfabrikfanten verlangen elnen Loll auf Cement von 75 Oere pro 100 Pfund. Die Subumacher beantragen eine Erhöhung des Zolles auf Fußzeug von 1 Krone pro Pfund. Ueber diese Renderungs- anträge, welche von den Antragstellern kurz motivirt wurden, wurde nicht abgeszimmt, vielmehr werten dieselben jeßt dem Vorstande des Vereins dänischer Industrieller zugestellt, um von demselben näher geprüft zu werden.

äße. Die

m

Zeitungsftiremen.

Wie die „Schlesische Zeitung“ mittheilt, hat der Neue Wahlverein für den Kreis Neichenbach am 21. Januar dur Vern-ittelung des Fürsten Bismark an Se. Majestät den Kaiser nachstehende Adresse gerichtet :

„Ew. Kaiserlicben und Königlichen Majeftät wagt der ehrfurhts8- voll unterzeibnete Vorstand eines Vereins, für dessen Kandidaten bei der leßten Neich8tag8wahl 5000 wahlberechtinte Männer des Kreises Reichenbach gestimmt haben, den Ausdru seiner dankbarftea- und un- wandelbaren Anbänglichkeit in tiefster Chrerbietung darzubringen. Die Allerböchste Botschaft vom 17. November v. F. hat dem deut- hen Volke von Neuem das väterliche Herz seines erhabenen Führers aufgethan, dem die Liebe der Seinen als höchstes Kleinod Seiner Krone gilt, der Erlaß vom 4. Januar d. J. hat die Nation u rechter Stunde an den Kaiser und König erinnert, dessen persönliche Herrshermacht weder der an preußische Traditionen genährte Sinn, noch das gauze, troß der Verblendung oder Verirrung Einzelner, monarhisch gesinnte Deutschland jemals wird entbekxe.i wollen. Millionen rechts{chafffener Männer, auf denen Gegenwart und Zukunft ihres Volkes mit {chwerem Drucke lasteten, baben in diesen Tagen dem geliebten Monarchen zugejauhzt und empfinden neue Kraft in dem nicht immer erfreulichen Kampfe, den die Pflicht gegen das Vaterland selbst dem Friedlichften heute auferlegt. Sie wissen es Ihm in tiefster Seele Dank, daß Sein Fürstliches Wort das Gebot christlider Liebe aub in der Ordnung der Staaten wieder zu Ghren gebracht hat, und hoffen, daß, was als heiliges Vermächtniß für kommende Gescblechter bestimmt war, auch von dem jeßigen {hon nach seinem vollen Werthe erkannt wird; fie wissen Ihm Dank vor Allem für die trôstlibe Gewißheit, daß Sturm und Woge der Zeiten ih machtlos erweisen wird an dem starken Felsen des Hoßhenzollernthums, der scit Jahrhunderten das Glück und die Größe des gesammten Vaterlandes trägt. Und mit ihnen bitten Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät auch die ehrfur{cht8voll Unterzeichneten, das Ge- lôbniß unerschütterliber Treue erneuern und die Zuversicht au8- spreen zu dürfen, daß Deutschlands allverehrter Kaiser, dem die Nation die Fülle kriegerisher Ehren und jeder äußeren Herrlichkeit verdankt, au die Wege zu erschließen weiß, auf denen ihre fittliche und materielle Wohlfahrt gedeiht.

In tieffter Ehrfur{t 2c. Der Vorstand des Neuen Wahlvereins für den Kreis Reichenbach i. S{[.*

Auf diese Adresse ist nun zu Händen des Vorsitzenden des Vereins, des Direktors Dr, Weck, folgende Antwort Sr. Majestät ergangen :

Aus der Adresse , welhe Mir der Vorstand eingerei{t hat, habe Jch mit Befriedigung ersehen, daß der Neue Wahl- verein sür den Kreis Reichenbach mit unershütterliher Treue zu Mir und Meinem Hause sieht. Jch freue Mich, daß die loyale Gesinnung, durch Meine neuerlichen Kundgebungen ge- wecit und gestärkt, in dem Verein und seinen Anhängern so tiefe Wurzel geshlagen hat. Jn voller Würdigung dieser An- hänglichkeit fühle Jh Mich gedrungen, Jhnen und den übri- gen Unterzeichnern der Adresse für das Gelöbniß Jhrer pa- triotishen Hingebung Meinen anerkennenden Dank auszu- prechen.

Berlin, den 6. Februar 1882.

IV ilhelm.“

Die „Nordd. Allg. Ztg.“ entnimmt den Ernmitte lungen des Kaiserlichen statistishen Amts über die Besieue rung des Tabaks folgende Thatsachen :

Im Erntejahre 1880/81, in welchem zum ersten Male bezüglich des innerhalb des Zollgebiets erzeugten Tabaks die Borschriften des neuen Tabaksfteuergeseßes vom 16. Juli 1879 ¿ur Ausführung kamen, haben 92512 Pflanzer, die eine Fläche von 2309000 a mit Tabak pflanzt und 494 365 Dopvpelcentner dieses Produkts geerntet hatten,

abafsabgabe nah Maßgabe der Gewichtsbesteuerung, 129 838

mit ciner Tabaksfläche von 124 809 a und einem Grnte-

erirag von 24 905 Doppelcentner die Fläcbensteuer und 36 Pflanzer mit ciner Tabaksfläbe von 780 a und 198 Doppelcentner

Ernteertragg eine fixirte Gewichtssteuen entrichtet. Nach Wbsbluz der Steuernachlässe gelangten zur Erhebung an Gewichts\teuer 7057 154 #, Flächensteuer 244 781 46 und firirte Gewichtssteuer 3169 # Als Abgabe für die Verwendung von Uabaks1urrogaten wuden erhoben 1b 356 4, und zwar für 6 Doppel- centner Weichfelkirshblätter, 64 Doppeleentner gewöhnliche Kirsch- lâtter, 115 Doppelcentner Melilotenblütben (Steinklee ) und 49 VoPpelcentner cingesalzene Nosenblätter. Eine Vergleichung mit den Vorjahren ergiebt, daß der Gesammtumfang des Tabaksbaus im Srntejahr 1880/81 (24259 ha) gegen die vorhergegangenen 4 Jahre lehr erheblih sich gesteigert und annähernd wieder den Stand er- redt hat, den er im Erntejahr 1875/76 eingenommen hatte (24293 ha), während în der zehnjährigen Reibe uur noch die Erntejahre 1873/74 (30500 ha) und 1872/73 (26430 ha) cinen größeren Umfang des Tabaksbhaus aufweisen. Die Tabaksernte des Jahres 1880 war sehr günstig und ergab einen Ertrag von 51947 t

W kg) trodener Tabaksblätter, der innerbalb der vorbergegange- len 9) Jahre nur noch von dem Ernte-Ertrag des Jahres 1873 (4070 t) übertroffen wird und durchs{nittlich auf 1 ba berechnet as der höchste in der 10jährigen Reibenfolge ersceint (24,1 Doppel- nier gegen 19,9 Doppelcentner im 10jährigen Durchschnitt), Auch xr Geldertrag der Tabaksernte des Jahres 1880, der auf §6 827 009 M. berehnet ist, nimmt in der 10jährigen Reihenfolge die böcste Stellung an; der mittlere Preis für 100 kg trockener Blätter ift für den im gedacbten Jahre geernteten Tabak zu 70,9 M ermittelt und tebt nicht viel zurück hinter dem ungewöhnlich boben Preis des Vor- Ryrs (05,4 6), wobei allerdings zu berütsihtigen ist, daß in diese Preise die Steuer cingerecbnet ist, wele gegen das Vorjahr \ich sehr ÆArähtliÞ erhöht hat. Der Nettoertrag der Tabak8abgaben (die Amme der Zoll- und Steuereinnahmen abzüglich der Steuererlasse und der Ausfuhrvergütungen) betrug im Jahre 1880/81 21 685 636 4, 48 M auf den Kopf der jeweiligen Bevölkerung gegen 0,38 4 im Viahrigen Durchschnitt, der Tabaksverbrauch im Zollgebiet ift im SNbre 1880/81 im Ganzen auf 561 964 Doppelcentner und im Dur(h- nitt der letzten 10 Jahre auf den Kopf der jeweiligen Bevölkerung uni 1,72 kg Rohtabak in fabrikationsreifem Zustande berechnet. ¿7 _— Die neueste Nummer der „Els. Lothr. Ztg.“ bringt olgende Nundschau auf dem Eisen- und Kohlenmarkt in Elsaß-Lothringen, Luxemburg und dem Saardistrikt :

le Geschäfte nehmen guten Fortgang. Das lotbringis{-lurem- “gische Roheisensyndikat hält den Preis, wie es heißt, zwischen (5

, Vorberathung des Entwurf3 eines Gesete3,

und 67 Fr. Vor kaum 3 Monaten wurde ncch ¿zu 58 Fr. TontraHirf. Die vorliegenden Absh1!üfse umfassen cinen großen Theil des laufen- den Jahres; eine Prei8erhöhung ift daher wohl erklärlich. In Walz- eiten und Blechen sind die betreffenden Etablifsements ¿zu unver- änderten Preisen anhaltend flott beschäftigt. Der Koklenmarkt hat keine veränderte Physiognomie angenommen; vielmehr ift der Bedarf an Industriekoblen und Kokes ein andauernd reger, während Haus haltkoblen ziemlih matt tendiren.

Der „Magdeburger Ztg.“ wird aus Thüringen unter dem 8. Februar geschrieben:

Der direkte Export nah den Vereinigten Staaten aus Gera betrug im Januar 1882 ca 835 009 4 gegen 176 000 Æ des gleichen Monats im Vorjahre; die Zunahme beträgt also 159 000 A Es ist das die bêdste bis jeßt erreihte monatliche Gxrportziffer.

: Landtags- Angelegenkteiten. Die -XI]. Kommission des Hauscs der Abgeordneten zur i betreffend Abände- rungen der kTirwenpolitishen Gesetze, hat sih wie folgt konstituirt: : i 4 a Rauchhaupt, Landrath, Vorsißender; Schmidt (Sagan), Justiz-Rath a. D,, Rittergutsbesiteer, Stellvertreter des Vorsitzenden ; Dr. Franz, Chefredacteur, Sgriftführer; von Holt, Landschafts- direktor, Nittergutsbesiter, Schriftführer, Schmidt (Sangerhausen), Kreisrichter a. D., Amtsvorsteher, Schriftführer, Dr. Holte, Sanitäts-Rath, Schriftführer. De. Windthorst, Staats-Minister a. D. ;

Dr. Frhr. von Schorlemer-Alst, Premier-Lieutenant a. D.,, Ritter-

gutsbesißer und Kreisdeputirter; Dr. Reichenêperger (Cöln), Appellations- gerichts-Rath a. V.; Dr. Brüel, Geheimer Regierungs-Rath a. E cat von Zedliß und Neukirch (Mülhausen); Dr. Grimm, Justiz- Nath, Recbtsanwalt; Graf zu Limburg-Stirum, Gesandter z. D.; Frhr. von Hammerstein, Rittergutsbesißer; R. von Bennigsen, Landes- direktor; Hobrecbt, Staats-Minister a. D., Wirklicher Geheimer Rath; Dr. von Guny, Appellation8gericht8-Nath a. D., Professor der Nechte ; Beisert, Kreiegerichtsdirektor a. D.,, Syndikus der Kaufmannschaft von Berlin; Dr. von Stablewski (Wreschen), Propst; Zelle, Stadt- syndikus; Gruenhagen, Anitsgerichts-Rath.

J

Statistische Nachrichten.

Nach den vom Kaiserlichen Statistischen Amte veröffentlichten Uebersicbten über die Gheschließungen, Geburten und Sterbe- fälle im Jahre 1880 waren die betreffenden Zahlen im Deutschen Meiche folgende:

absolute Zahl «887849

auf 1000 der Bevölkerung Gheschließungen . . 7,5 WeborE TELOSE 39, Gestorbene. .. «L24188 D: | Unter den Geborenen waren §8 9%» todtgeborene, 9,0 %, unebe- lie; Verhältnißzahlen, die in den Jahren 1872 bis 1880, für die überhaupt bis jeßt solhe Aufzeihnungen für das Reich gemacht wurden, nur ganz geringe Veränderungen zeigten; ebenso wie das mit dem Verhältniß der männlichen zu den weiblichen Geburten der Fall ist, welches nahezu stetig 106 : 100 beträgt.

Die Veränderungen, welche in den Gesammtzahlen der Ehe- \{ließungen, Geborenen und Gestorbenen während des gedachten Zeit- raums aufgetreten sind, werden am besten durch folgende Zahlenreiben veranshaulidt. E3 kamen auf 1000 Einwohner (berech{net auf den Bevölkerungs-Bestand in der Mitte des betreffenden Jahres):

Gheschließungen Geburten Sterbefälle

Ie 10/9 411 306 I ( 41,3 299 C It 41,8 284 I i 42,3 99/3 L A Z 42,5 28,0 1ST ¿ s 8,( 41,7 28,1 I T 40,5 27,9 I Thi 40,5 ZIE2 180 D 391 275 Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Preußische Verwaltungskunde. Für Verwaltung8-, na- mentliÞ auch Kassen- und Rechnungsbeamte, bearbeitet und heraus- gegeben von Hermann Meißner. Band I. 1) Ueber preußisches Etatswesen. 2) Ueber Baufonds. Mit chronologischen und alpha- betischen Registern. Grünkerg i. Schl. Verlag von Friedr. Weiß Nachf. Der Verfasser, welcher seit ciner Reibe von Jahren bemüht ist, die wichtigsten Verwaltungsbestimmungen zu sammeln und sie den betheiligten Beamten in übersichtlicher und handlicher Form zugäng- lih zu machen, liefert in dem vorliegenden Bande eine ‘ingehende Darstellung zunächst des preußischen Etatswesens, in Verbindung mit der Lehre über die Baufonds, Materien, welche, insofern sie die Grundlage der gesammten Staatsperwaltung bilden, beziehungsweise in sämmtlichen Staatsverwaltungszweigen eine mebr oder minder erhebliche Rolle spielen, eines eingehenderen Studiums für angehende Berwaltungsbeamte vor allen anderen werth) erscheinen. Der zweite Band _des Werkes soll in größeren Darstellungen die «Vrganisation er Staatsbauverwaltung“ und „das preußische Staatskassentvesen“ enthalten, Durch sfolhe monographisce Darstellungen vraktis{ wichtiger Verwaltungsmaterien , namentli aus dem Gebiete des Sinanzwesens, dürfte der Verfasser einen werthvollen Beitrag zur Befriedigung des bervorgetretenen Bedürfnisses liefern, einem eingeben- deren und umfassenderen Studium der Staatsverwaltungs8ordnung, ¿u Nuß und Frommen der Dienstpraxis und im Interesse einer guten Heranbildung des Beamtennachwuchses, die Wege zu ebenen.

Im Verlage der Königl. Hofbuchhandlung von Ernft Siegfried Mittler u.Sohn hierselbst erschien vor Kurzem „Das internationa le öffentlihe Seereht der Gegenwart“ von F. Perels, Geb, Admiralitäts-Nath und vortragender Rath in der Kaiserl. Admiralität, Preis 8 # Dem vorliegenden Handbuche liegen die Vorlesungen über Völkerre{t und Seceere(ht zu Grunde, welche der Berfasser während der Jahre 1873 bis 1877 an dzr Kaiserliden Marine- Akademie zu Kiel gehalten hat, Dasselbe wird denjenigen Berufs- kreisen, welche sid mit dieser Nehtämaterie zu befassen haben, zum praftiscben Gebrauche besonders willkommen fein. Das internationale Seexecht der Neuzeit vom Jahre 1856 ab, ift zwar zum Theil be- handelt in den Lehrbüchern des Völkerrecht3, zum Theil in besonderen Werken, welche entweder die gesammte Materie in eingehender Methode umfassen oder einzelne größere Theile derselben, doc dürften diese Darstellungen für den deutschen Praktiker \{werlich ausreichen, insofern sib für diesen das Bedürfniß geltend gemacht hat, das inter- nationale Seere{t unter Berücksichtigung der für dasselbe in Betracht fommenden Beziehungen des Deutschen Reichs zu fremden Mächten ind des deutschen öffentlichen Rechts, soweit dasselbe mit als eine Grfkenntnißguele jener Materie dienen kann, fkennen zu lernen. Ein Bedürfniß, welches um so \{ärfer hervortritt, als in neuerer Zeit die Schiffe der Kaiserlichen Marine stets in größerer Zahl berufen sind, das Ansehen und die Macht des Vater- landes in au8wärtigen Meeren zu repräsentiren und an fremden Pläßen für den internationalen Rehtsscutz mit derjenigen Kraft und Sicberheit einzutreten, welche die Stellung des Deutschen Reis, als einer Weltmacht ersten Ranges, bedingt. Der Verfasser hat es ih angelegen sein lassen, die Rechtsverhältnisse o darzulegen, daß das Werk als ein Theil des pofitiven Völkerrechts der Gegenwart erscheint, doch hat cr sih nit auf eine bloße Abstraktion der geltenden Normen beschränkt, vielmehr auch die neueren auf die Fortentwicfelung und Reform des Gegenstandes gerihteten Bestrebungen berücksichtigt. Aub die historisbe Entwickelung wird kurz beleuchtet, wo das Verständniß der im Zeitenlaufe zur Anerkennung gelangten Prinzipien es erfordert. Was die äußere Behandlung der Materie anlangt, so sind zweckmäßiger Weise die den französischen und englischen Quellen entnommenen Citate, deren Würdigung besonders wichtig ist, im Originaltert wieder- gegeben; die Nutbarkeit derselben hat dadur nur gewönnen.

- Verbänden

Au3 demfe"ben Vorlage find uns in jüngster Zeit ferner noch ¡ugegangen:

_ 1) Ausbildung und Besicbtigung oder Rekrutentrupp und Compagnie. Von A. v. Bogus!awstfi, Vberst-Lieutenant und Ba- taillons-Commandeur im 1. Weftpreußishen Grenadier-Negiment Nr. 6. Zweite nach den neuesten Veränderungen umgearbeitete Auf- lage, vermehrt durch einen Anbang über die Ausbildung der Ersatz- reserven. Preis 1,80 #6 Wir haben dem Buche bereits in Nr. 35 des „Heiws- und Staats-Anzeigers“ eine kurze Besprechung gewidmet, hatten dort aber die Verlagsbucbhandlung namhaft ¿zu machen ver- gesser, was wir hiermit nacbolen.

2) Soldatenliederbuch. Ausgegeben vom Königlihß Preu- ßiscben Kriegs-Ministerium. Partitux. Preis 1 46-50 4 Dag Buch enthält eine Sammlung von 117 der belicbtesten vierstimmigen Gesänge militärischen, patriotischen und volfsthümlichen Inhalts in forrektem Text und leicht singbarer Melodie.

3) Eine gleiche Sammlung von 159 einstim migen Gesängen bildet ein zweites unter demselben Titel „Soldatenliederbuch“ vom Königlich Preußischen Kriegs-Ministeriun au8gegebenes Heft, tefsen Preis nur 1 46 beträgt.

_ Die beiden Bände werden für die Soldaten- und Krieger-Ge- sangvereine eine willkommene, empfehlenswerthe Gabe in.

Aut neu erschienenen Schriften liegen uns weiter noch folgende vor :

Von den im Verlage von Gebr. Henninger in Heilbronn beraus- fommenden „Zeitfragen des christlichen Volkslebens*, de- gründet von Ober-Kirchenrath Dr. Muüblhäußer und Prof. Dr. Geffcken, fortgeführt von G. Frhr. v. Ungern - Sternberg und Pfr. G. Scchloffer. 1) Hest 3 des VII. Bandes (Heft 43 der ganzen Sammlung). Daf- selbe enthält eine Abhandlung: eDer Kampf um Christum ein Zeuge für Christum.“ Von #5. Meumann, Pfarrer in Langenberg. Der Einzelpreis dieses Heftes beträat 1 46 20 2) Hest 4 bringt einen Aufsaß: Nich ard Wagners „Ning des Nibe- lungen“ und „Parsifal“ von Lie. Dr. Gustav Portig. Preis des Hestes 1 o. Der VII. Band (Heft 41—48) ift zun Ubonnemeutspreis von 5 M. zu haben.

Die kommunalen Abgaben und Lasten im Groß- herzogtlum Oldenburg. Bearbeitet und herausgegeben vont Großherzoglich oldenburgischen statistishen Bureau. Oldenburg. Dru von Gerhard Stalling. Die in dieser Schrift niedergelcaten Re= sultate über die Kommunalbelaslung erstrecken fich auf sämmtliche weltliben und kir{lichen Gemeindeverbände für einen Zeitraum von fünf Jahren, nämlich für diejenigen leßten fünf Jabre, deren Nech=- nungen beim Beginn der Ermittelung im Sommer 1879 abges{lofsen waren. Cs sind dies für die Zeit von 1873 bis 1877 üm Herzogthum Oldenburg: die pvolitishen Gemeinden im engeren Sinne, die Armen- gemeinden, die Ortsgenossenschaften und besonderen Weaegemeinden, die evangeliscben und katholischen Scbulawten (für Volks- [{chulwesen), die politishen Gemeinden in Bezug auf mittleres und höheres Schulwescn wie die evangelischen und katholischen Kirhengemeinden; im Fürstenthum Birkenfeld: die politishen und kircblichen Gemeinden der beiden christliden Kon- fesjionen; endlih für 1874 bis 1878: im Fürstentbun Lübeck die politischen Gemeinden, getrennt na ihren Aufgaben für die volitische Berwaltung, das Armen- und das Schulwesen, sowie die evangelischen Kircbengemeinden. Die Ergebnisse der Ermittelungen üker die Höhe

der lommunalen Velastung sind in dem vorliegenden Schrifichen auf drei umfänglichere tabellarishe Uebersihten vertheilt worden. Die erste derselben enthält für jede einzelne der genannten Gemcinden, nach politischen, Armen-, Schul-, Kircben- und sonstigen Zwecken dienenden geordnet und nach Gebietstheilcn gescicden, den Ges fsammtbetrag der erhobenen Geldumlagen jedes der 5 Jahre wie des Durcbschnittes aus denselben nebst einer Berech- nung - dieses Dur{hfchnittsbetrages zur Einwobnerzahl. Ein Anhang hierzu beziffert die durds{nittlichen ordentlichen Geldlasten und den mittleren Geldwerth der Zins- und Spanndienste_im Fürstenthum Lübeck, wie ferner der leßteren im Herzogthum Oldenburg, auch hier stets namentli füc die einzelnen Dorfschafts- oder Gemeindebezirke. Die zweite Tabelle zeigt die Ver- theilung der in Geld erhobenen Gesammtbeträge nah dem zur An- wendung gekommenen Unischlagefuße und giebt das Berhältuiß ter nach jedem dieser Steuerfüße umgelegten Beträge zum Gesammt- betrage an. Die dritte Uebersicht endlich zerlegt die Umlagen nach den Zwecken für diese bezw. nah den Arten der Gemeinden, von denen sie au8gescricben sind. Auch sie berechnet das Verbältniß der einzelnen der so auseinandergehaltenen Posten zum Gefammtbetrage der Abgaben, wie ferner im Einzelnen wie im Ganzen zum Ertrage der Staats-Cinkommensteuer, deren Höhe ¿u dem Ende ebenfalls be- nannt worden ift. Mittheilungen des Statiftishen Bureaus der dit München. V. Band. 2, Heft. Bericht über die rgebnisse der Volkszählung am 1. Dezember 1880. . Theil: Die Einwohnerschaft Müncbens nad dem Berufe in Ver- ndung mit der Ausscheidung nach Alter und Civilstand, sowie nah Stadtbezirken. München 1882, K. Hof-Buch- und Kunsthandlung. Land- und Forstwirth\chaft. Jn cinem Beratbungszimmer des Neichstagegebäudes begannen am 9. d. M. die Verhandlungen ves L( 26 ekonomies- Kollegiums. Seitens des Ministeriums für ( w rthschaft waren der Vvöer-Landstallmeister, General-Major Li teheime Ober-Regierungs-Rath Rothe, der Geheime Landes- Dekonomie-Rath Dr. Thiel und der Ober-9 : Beyer deputirt. Der Wirklihe Geheime D &Shubmann (Berlin), welcher der Versammlung präfidirte, eröffnete tiefelbe mit kurzen Worten der Begrüßung, worauf der Minister für Vand- wirthschaft 2c. De. Lucius eine Ansprache bielt, in welcher derselbe darauf hinwies, daß wern auch das diesjährige Arbeitsprogramm nicht fo weittragende und s{hwerwiegende Fragen biete wie in mancber früheren Session, so seien doch die zur Diskussion stehenden Materien feincêwegs von untergeordneter Bedeutung. Im Gegentheil sei jezt wo ih große grundlegende Maßnabmen auf dem Gebiete dec allgemeinen 5oll- und Handelépolitik vollzogen bätten, wo die Durcbführung des Staatsbahnsystems und der Ausbau des Netzes im Meliorations- interesse des Landes mit voller Energie angefaßt sei, der richtige Zeitpunkt, si der stilleren Arbeit der Vervollkommnung der Technik des landwirthschaftlihen Betriebes in allen Zweigen zuzuwenden. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete folgender Antrag des Rittergutsbesitteers von Below (Saleske, Krei: Stolp): „Das Kollegium wolle bes{ließen, an den Minifter das Ersu ben zu ricten, dahin wirken zu wollen, daß sowohl auf der Berl ier, als au) auf anderen bedeutenderen Produktenbörs Staates der Artikel „nasse findet.“

N E ofort N In Abwesenheit des

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Stärke" amtli ; Antragstellers befürwortete Landschafts- Rath Holy (Alt - Varzin in Pommcru) d Antrag. Nach kurzer Debatte wurde obiger Antrag mit der Modifikation „nasse und trockene Stärke“, einstimmig angenommen. Vom landwirth \caftliden Provinzialverein für Posen war folgender Antrag ein- gegangen: „Das Königliche Landes-Ockonomickollegium zu ersu hen, bei dem Minister für Landwirtb\{Gaft dabin vorstellig zu werden, daß Seitens desselben ein Plan festgestellt werde, nah welcem die größeren landwirth schaftliwen Ausstellungen in den verschiedenen Provinzen des |

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Staates wechseln dabei vor- zuschlagen, daß die 6 östlidben Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Posen, Schlesien, Pommern und die Mark zu eincm, und die 6 westlichen -— Sachsen, Hannover, Schleswig-Holstein, Hessen Naffau, Westfalen und die Rheinprovinn zu dem anderen Tur- nus verbunden werden, in welchem alljiährlid nur cine Nues- stellung stattfindet, daß ferner den landwirths@aftliden Central» vereinen Seitens des Ministers aufgegeben werde, die in Aus- siht genommenen Termine für die Ausstellungen dem Minister recht- zeitig anzuzeigen, damit zwischen den beiden im Osten und im Westen stattfindenden Auéstellungen keine Kolißon stattfinde und wenigstens ein Zwischenraum von einer Woche zwischen den beiden Terminen liege. Der Referent, Oekl'onomie-Rath Korn (Breslau) beantragte, zur Tagesordnung überzugehen. gelangte cins-

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