1882 / 38 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

gerihtlich zur Verantwortung gezogen worden. Gegenwärtig herrshe Ruhe und Ordnung, die Regierung habe demna keine Veranlassung, außerordentliche Maßregeln zu ergreifen. Sollten wider Erwarten neue Ausschreitungen vor- kommen, so werde die Regierung die Strenge des Gesetzes . walten lassen. Jm weiteren Verlaufe der Sizßung begründete Friedmann seinen Antrag auf Shuß der Staatsbürger gegen Verunglimpfungen dur die Journale. Der Redner hob hervor, daß in Frankreich der Schuß der Regierung ein sehr ausgiebiger und der Schuß der Bürger ein sehr bedeutender sei. Die große Mehrzahl der österreihishen Staatsangehörigen hätte dagegen niht die Mög- lichkeit, der kaum faßbaren Diffamation mit ciner nur that- sächlichen Berichtigung wirksam zu begegnen. Es bliebe kaum ein ordentliher Mensch mehr übrig, der niht durch ein Jour- nal beschimpst worden sei, derart, daß \ich Jedermann dar- über freue, daß er niht allein beshimpfst worden sei. So sei in der Bevölkerung ein Gefühl der Mißgunst und Schaden- freude entstanden. Die Folge davon sei, daß die Regierung, mag sie liberal, klerikal, konservativ oder feudal sein, das naturgemäße Objekt - des Hasses Seitens der Bevölkerung werde, resp. das unmittelbare Objekt der Freude, wenn sie durch die Fournalistik verunglimpft werde. So sei es dem Ministerium Auersperg, so dem Bürgerministerium ergangen Und fo werde es jedem Ministerium ergehen. Seitdem in Oefster- reich das gegenwärtige Berichterstatterwesen bestehe, hätten si die Besten von dein Vertheidigerstande zurückgezogen. Die gezahlten Summen, damit der Name des Vertheidigers nicht in die Blätter komme, die von unglücklihen Familien gezahl- ten Summen, welche ihren Namen nit in die Zeitungen ge- bracht haben wollten, seien jo bedenklihe Handelsobjekte, daß man sie unter dem Schuß dieses Preßgeseßes nicht mehr sollte vervielfachen lassen. Nah einer Entgegnung Kopps wurde der Antrag Friedmann mit 151 gegen 55 Stimmen dem Straf- geseßausschuß überwiesen.

Amtliche Berichte: Aus Mostar vom 10. d.: Eine Compagnie Jäger stieß am 9. d. auf dem Wege nah Vratkovic auf 50 Fnsurgenten von der Bande des Kovacevic und trieb dieselben über die Grenze. Die Jnsurgenten verloren 2 Todte. Die österreichishen Truppen hatten einen Ver- wundeten. Aus Cattaro vom 10. d.: Die dauernde Beseßung und theilweise Befestigung von Ledenice, Greben, Ubalac und Orohovac isst angeordnet. Die Besezung dieser Orte ist gestern von 3 Bataillonen mit einer halben Gebirgsbatterie unter Ueberwindung jehr bedeutender Terrainschwierigkeiten mit Energie und anerkennenswerther Ausdauer durchgeführt worden. Die im Hafen liegenden Kriegsschiffe unterstüßten däs Aufsteigen der Truppen wirksam durch Geshüßfeuer. Der Verlust der Truppen betrug 2 Todte und 2 Offiziere und 14 Mann ver- wundet. Bakoci Nepaj ist gestern ohne Kampf beseßt worden. Aus Serajewo vom 10. d. M.: Die aus Foca entsen- deten Rekognoszirungskolonnen, bestehend aus 2 Bataillonen mit 2 Geschüßen und einem Bataillon mit 2 Geschüßen trafen erstere bei Susjesno und leßtere bei Soja Han auf Jnsur- gententrupps von je 200 Mann und vertrieben dieselben nach halbstündigem Kampfe. i

Die „Polit. Corresp'“ meldet in einem Schreiben aus Mostar vom 6. d.: Die hier einlaufenden Berichte der Be- hörden tonstatiren, daß der montenegrinische Gren z- kordon nunmehr begonnen habe, eine korrekte wirksame Thä- tigkeit zu entfalten. Die von der montenegrinischen Regie- rung erlassene Jnstruktion für den Kordon regele auf das Genaueste die Kontrole der Grenzpafsage, und bestrafe jede Konnivenz mit den aufständishen Krivos- zianern und Herzegowinern, namentlih die Zuzüge von Freiwilligen, die Zustellung von Waffen, Munition Und Lebens- mitteln und die Aufnahme Flüchtiger. Ein montenegrinischer Kommandant, welcher die erlassenen Weisungen verleßt habe, sei mit Geld und Gefängniß bestraft worden. Aus Pest wird der genannten Correspondenz gemeldet, daß dem u nga-

rischen Reichstage im Laufe der nähsten Woche ein all- gemeiner Zolltarifentwurf mit einem umfangreichen Motivenbericht unterbreitet werden würde. Die Verhandlung soll mit möglichster Beschleunigung erfolgen.

12. Februar. Das General-Kommando in Serag- jewo meldet vom 11. d. M., Abends 6 Uhr: Den in der Nacht zum 10. Februar westlih Susjesno lagernden 2 Bataillonen nebst 2 Geschüßen des RNekognoszirungskomnandos ausz Foca standen zwischen Dinicic und Budan 200—300 Jnsurgenten gegenüber. Diese Bande wurde am 10. Februar aus zwei starken Stellungen geworfen und bis gegen Mrezica zurückgedrängt. Verluste am 9, Februar ein Verwundeter, am 10. Februar 2 Verwundete. Die gestern gemeldete zweite Kolonne marschirte von Brusna nach Cainica über Slatina und «Fosar- Karaula, da dort Jnsurgenten gemeldet waren, traf jedo nur eine \{chwache Bande, welche bei dem Erscheinen der Truppen floh. Das Rekognoszirungskommando traf um 4 Uhr Nachmittags in Cajnica ein. Jm oberen Zaleznicathale erhielten die Jn- surgenten in der Naht zum 10. Februar starke Zuzüge aus der Treéskavica-Planina, namentlich vom Vratlopasse her. Am 10. Februar, um 61/5 Uhr früh, stiegen sehr starke Ban- den von den slidwestlihen Höhen gegen Trnova herab. Von Trnova rüdckten denselben cin Bataillon des 51. Negiments und eine Compagnie des 62. Regiments entgegen. Es entspann sih ein bis 11/, Uhr Nachmittags währendes Gefecht, welches mit der Flucht der Jnsurgenten auf Treésfkavica:-Planina endete. Die Jnsurgenten ließen 20 Todte, darunter den Knez von Ledici, sowie zwei Bewohner von Trnova zurü, und schleppten etwa die doppelte Zahl von Verwundeten mit fort. Unsererseits 1 Unteroffizier todt, 4 Mann \{chwer ver- wundet. Die Haltung der Truppen war vorzüglih. Am Abend traf Oberst Arlow mit dem zweiten Bataillon seines Regiments in Trnova ein und übernahm das Kommando der zur Gruppe Trnova gehörigen Truppen.

Nach einer Meldung des „Wiener Tageblatt“ aus Ragusa hat der Avisodampfer „Thurn und Taxis“ zwischen Megli und Boasik ein italienishes Trabakel aufge- bracht, welches Lebensmittel und 240 Martinigewehre den zznsurgenten zuführen wollte. Das Trabakel ist mit der ita- lienishen Bemannung nah Castelnuovo gebracht worden.

13. Februar. Die „Presse“ läßt sich aus Cettinje vom 11. d. M. melden, der am 12, erscheinende „Glas Czer- nagorca” werde eine offizielle Kundgebung des Fürsten brin- gen, worin derselbe seine Rückehr mit den Ereignissen in der Krivoscie motivire und den Ministern die strikteste Neut rx a- lität zur Pfliht machen werde, so lange Oesterreich die inter- nationalen Grundprinzipien freundnachbarlichst respektire. Da die Ereignisse jedoh auch für flüchtige Unschuldige Armuth und Elend zur Folge haben würden, habe der Fürst zugleich

angeordnet, daß für diese Brüder der Montenegriner Sorge getragen werde.

Großbritannien und Jrlaund. London, 10. Februar. (Allg. Corr.) Dem Parlament sind soeben weitere amt- lihe Schriftstücke über die Panamakanai-Frage unter- breitet worden. Jn einer vom 7. Januar datirten Depesche an Mr. West, den britishen Vertreter in Washington, beant- wortet Lord Granville die Argumente des früheren Staats- sekretärs Mr. Blaine zu Gunsten einer Revision des Clayton- Bulwer-Vertrages. Er bemerkt u. A.: „Jndem Jhrer Majestät Regierung den Umfang, in welchem die Vereinigten Staaten an irgend einem Kanal, der über die Landenge von Panama her- gestellt wird, sich interessirt fühlen müssen, im vollsten Grade anerkennt, würde sie ihre Pflicht vernatlässigen, wenn sie verfehlte hervorzuheben, daß Großbritannien große Kolonial- besißungen niht minder als große kommerzielle Jnteressen hat, welche alle Mittel für einen ungehinderten und schnellen Zutritt vom Atlantishen Ozean nah dem nördlichen und südlichen Stillen Meere ebenfalls zu einem Gegen- stande von größter Wichtigkeit machen . . . . Sie ist der Mei- nung, daß ein folcher Kanal wie der Wasserweg zwischen zwei großen Vzeanen sowie zwischen ganz Europa und dem östlichen Asien ein Werk ist, das nicht blos die Vereinigten Staaten oder das amerikanische Festland, sondern die ganze gzivilisirte Welt angeht. Dies is eine Ansicht, welhe im 6. Artikel des Vertrages von 1850 Ausdruck findet. Jhrer Majestät Regierung ist eben so sehr wie die Vereinigten Staaten darauf bedacht, daß, während alle Nationen ihren gehörigen Antheil an den von dem Unternehmen zu erwartenden Vortheilen genießen sollten, kein einziges Land einen Üüber- wiegenden Einfluß oder eine Kontrole. über einen solchen Ver- bindung3weg erwerben sollte, und sie wird keine Erörterung beanstanden oder ablehnen, die den Zweck hat, eine allgemeine internationale Grundlage seines universalen und unbes{hränk- ten Gebrauchs zu sichern... . Jhrer Vajestät Regierung wird sich freuen zu sehen, daß die Vereinigten Staaten wice- derum die Jnitiative in einer an die Mächte zu richtenden Einladung ergreifen, und vorbereitet sein, si an derselben zu betheiligen oder sie in der Weise zu unterstüßen, welhe am geeignetsten und bequemsten erscheint, vorausgescht, daß dieselbe nicht irgendwie mit dem Clayton-Bulwer-Vextrag in Widerspruch geräth.“

Frankreich. Paris, 10. Februar. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ veröffentliht ein Dekret des Prä- sidenten der Republik, welches die von dem leßten Ni- nisierium in der Kultusabtheilung vorgenommenen Aen- derungen aufhebt, die Oberaufsicht über die kirhlichen Ge- bäude den s{hönen Künsten entzieht, um sie wieder mit den Kulten zu vereinigen, die alte Direktion der Kulte wieder ein- A und den Staatsrath Flourens an die Spize derselben ellt.

11. Februar. (W. T. B.) Der „Temps“ schreibt: heute beschäftige sich Europa virtuell mit der egyptischen Frage, und die einzige mögliche Lösung sei eine Kollektiv- «zntervention Europas, welche jede Einmischung der Armee des Sultans ausschließe. Der „Temps“ fügt hinzu: Egypten den Prätentionen der Türkei zu überlassen, wäre ein Berbcrechen

gegen die Civilisation.

12. Februar. (W. T. B.) Der ‘radikale Deputirte Talandier hatte mit dem Conseils - Präsidenten de Freycinet eine Unterredung über die Ausweisung des Nihilisten Lavroff. Hr. de Freycinet erklärte, der Aus- weisung sei hon dur das vorige Kabinet zugestimmt worden.

Türkei. Konstantinopel, 12. Februar. (W.T. B) Das „Reutershe Bureau“ meldet: Die Pforte hat den Mächten in einer Note angezeigt, sie habe den K hedive dahin instruirt, die internationalen Verträge zu beobachten und die Ruhe und Ordnung im Lande aufre®t zu erhalten.

13. Februar. (W. T. B.) Wie versichert wird, hat die Pforte am 9. d. ein Nunds\schreiben an ihre Ver- treter im Auslande gerichtet, in welchem sie ihrer Be- friedigung über die Aufklärungen Frankreichs und Englands bezügli Egyptens und über das Einverständniß der Mächte betreffs der Anerkennung der Souveränetät des Sultans über Egypten Ausdruck giebt. Die österreichischen Lloyddampfer „Austria“ und „Jupiter“ sind gestern mit 1400 Mann Jn- fanterie, sowie Kavallerie, Artillerie und M unition nah Yemen abgegangen. Die „Austria“ geht direkt nach Hodeida, der „Jupiter“ macht die gewöhnliche Fahrt an der syrishen Küste, nimmt dort weiter? Truppen ein und geht dann nach Kunfuda in Yemen.

Numäánien. Bukarest, 12, Februar. (W. T. B.) In Folge mehrtägiger heftiger Kopfshmerzen der Königin ist der Berliner Spezialist Dr. Lucae hierherberufen Derselbe konsultirte gestern Vormittag mit den Hofärzten und kon- statirte bei seiner zweiten Visite am Äbend eine leite Besserung.

Nußland und Polen. St. Petersbu rg, 11. Februar. (W. T. B.) Wie der „Golos“ erfährt, genehmigte der Finanz-Minister das Gesuch der Städte No stow, Feo- dosia und Eupatoria, ihnen das Necht zuzugestehen, von allen aus ihren Häfen in das Ausland gehenden Waaren eine außergewöhnliche Abgabe zu erheben.

12. Februar. (W. T. B.) Nach dem heute Morgen veröffentlichten Bulletin über das Befinden der Gro ßfür stin Maria Paulowna beirug die Körpertemperatur gestern 39, der Puls 96—100. Der Appetit war gering, und der Schwächezustand dauert fort.

160; Februar, (V: T. B) Die Aerzte konstatiren nah dem im „Regierungsanzeiger“ veröffentlihten Bulletin keine Besserung in dem Zustande der Gro ßfürstin Maria Paulowna. Der mittelst Opiums erzeugte Schlaf hielt bis 6 Uhr Abends an. Die Naht verlief shlaflos. Temperatur 39,6 Grad; Pulss{hläge 108 bis 120. Der Appetit ist man- gelhaft, die Shwäche hat zugenommen.

Fürst Suwaroff ist gestern Abend gestorben.

Schweden und Norwegen. Christiania, 11. Fe- bruar. (W. T. B.) Der Kronprinz und die Kron- prinzessin sind heute Nachmittag 31/, Uhr hier eingetroffen und auf dem fesilih geschmückten Bahnhofe vom Bürgermeister, den Stadtverordneten und den Spitzen der Behörden begrüßt worden. Vom Bahnhofe begaben sich die Kronprinzlichen Herrschaften in einem sechsspännigen Galawagen nach dem Schlosse. Auf dem Wege dorthin hatten das Militär und die verschiedenen Korporationen mit zahlreichen Fahnen Chaine gebilde. Die Straßen waren rei geschmüdt und von einer dichten Menschenmenge beseßt,

welhe das Kronprinzlihe Paar mit enthusiastischen Kundgebungen begrüßte. Jm Sthlosse wurden der Kron- prinz und die Kronprinzessin von dem König und der Königin empfangen. Unmittelbar nah der Ankunft erfolgte die Vorstellung der höchsten Staatsbeamten. Für den Abend ist eine Jllumination in Autsiht genommen, zu welcher groß- artige Vorbereitungen getroffen sind. Am Montag findet eine Festvorstelung im Theater und ein Fadelzug fiatt.

12, Februar, Morgens. (W. T. B.) Der Kron- prinz und die Kronprinzessin unternahmen gestern Abend eine Umfahrt durch die auf das Glänzendste illuminirten Straßen der Stadt. Ueberall wurden dieselben von der dicht- gedrängten Bevölkerung mit freudigen Kundgebungen begrüßt.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Februar. (Hamb. Corr.) Die erste Lesung des privaten Geseßentwurfs, betref- fend die Errichtung einer allgemcinen Altersversorgungsanstalt, wurde heute im Folkething fortgeseßt. Der Minister des Jnnern eröffnete die heutige Debatte und kritisirte die cin- zelnen Bestimmungen des Entwurfs, dessen Tendenz er im Ganzen billigte. Die Hauptschwierigkeit für die Altersversor- gung liege nah feiner Ansicht darin, daß die ärmeren Klassen der Bevölkerung nicht geneigt seien, selbst ein Opfer für ihre Altersversorgung zu bringen.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche Allg. Ztg.“ meldet aus Aachen, 9. Februar:

Der Verein der Grund- und Hausbesitzer von Aachen und Burt- scheid richtete vor Kurzem eine Petition, betr. die Berminderung der Grund- und Gebäudesteuer, sowohl an die Mitglieder des Staats- Ministeriums wie an beide Häuser des Landtags und fügte der Bitt- \chrift an den Präsidenten des Staats-Ministeriums &Sürsten v. Bisg- marck zugleich ein Begleitschreiben bei, in dem es u, A. heißt:

„Die in der Anlage enthaltene Bittschrift liefert den Beweis, daß

der hierorts ansässige Hausbesißer bei Vorausseßung einer normalen Belaftung seines Eigenthums ca. 40 9/6 feines Einkommens auf direkte Steuern verwenden muß und dem aus andern Quellen fließenden Einkommen gegenüber 15 fach besteuert erscheint. Unsere Bitte geht daher dahin, Gw. Durchlaucht möge dahin wirken, daß die Grund- und Hausbesißer aus der Lage befreit werden, die Steuern der Nichte grundbesißzer decken zu müssen. Wir beehren uns noch darauf hinzuweisen, daß die stets steigende Einschäßung und Gemeindeumlage die Häuserwerthe von etnem veränderlichen Elemente abhängig macht, ein Umstand, welcher dem Wesen des Grundbesitßes zuwider läuft. Die Grund- und Gebäudesteuer hat den Charakter ciner hypothekarischen Last, welche dem Staate bezw. der Gemeinde nicht einmal zu Gute kommt. Auf diese Weise werden Kapitalien, welche sich nach Milliarden be- ziffern, cinfah vernichtet. Wir sind daher der Ansicht, daß das jeßt herrshende System geradezu die Verarmung der Nation besördert,"

Die Petenten erhielten darauf, wie wir aus dem „Echo der Gegenwart“ ersehen, folgendes Antwortscreiben :

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Dem Verein der Grund- und Hausbesitzer von Aachen und Burt- seid theile ih ergebenst mit, daß ich die mir übersandte Vorstellung, d, d. Aachen im Dezember v. F., dem Königlichen Staats-Ministerium

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Zeitung eine Zu-

er vorzugsweise nach findet daselbst scin Auskommen ? unter dem Schutze der nationalen fulturelle Entwickelung dur großartige Vermehrung der ermöglicht ist, die wieder Millionen und Millionen gejibertes Auskommen liefert. So werden auh die jeßt în Aussit stehenden Scbienenweae in den bisher {wer zugänglichen Gegenden Preußens Wunder bewirken, und Millionen wieder cin Auskommen bier bei uns finden, welches bisher cinfach nicht vorhanden war. Und daf diese Bahnen jeßt gebaut werden können und gebaut werden, das haben wir ledigli) der Verstaatlibung der vorhandenen zu verdanten, denn diese waren bei uns im großen Ganzen nicht gencigt, weniger ergiebige Bahnen zu bauen, und konnten dieses au nicht, weil die Privatbahn nit an den durch sie verursachten indirekten Vortheilen wie der Staat betheiligt ist, vielmehr sich ledig- li mit den Einnahmen aus dem Bahbnbetriebe begnügen muß.

Der „Börsen-Cour.“ bespriht die von dem Sta- tistishen Amte veröffentlihten Ausweise über den deutschen Waarenhandel im Jahre 1881, indem er bemerkt:

Auf allen Gebieten gewerblicher Thätigkeit zeigt si eine dur Steigerung der Einfuhr von Rohstoffen dokumentirte Erweiterung der Produktion, und die gleichzeitige Vermehrung des Exports von Fabrikaten läßt erkennen, daß unsere Gewerbe wenigstens auf den ausländishen Märktea im vergangenen Jahre flotten Absatz gefunden haben. Ob gleichzeitig au der innere Markt an Konfumtionskraft ge-

wonnen hat, läßt fich aus den Handelsausweisen allein allerdings ¿nicht

der Grund- und Gebäudesteuer für berechtigt. geeignet, bei der Repartition von Zusd nah einer Abhülfe be- der Einnahmen des Reichs aus der indirekten Besteuerung soweit ge- Daß, sobald diese Vorbedingung erfüllt ist, den berechtigten glaube ih um so mehr annehmen zu dürfen, als meine Kollegen im zeugt sind. v. Bismark.“ genannten Vereins an ders von der Versammlung mit stürmischem Applaus aufgenommen eins erblickt in Ew. T Januar die bethätigt ihren Dank in einem dreifachen Hoch auf den politiscen und Febracht ! In Jhrer Nr. 62 wurden zum Kapitel „Mißbrauc det dem neuen Zollverein zur Last zu legen, mitgetheilt. t werden muß, und das ben England »Zulu-Kaffern Land des höcbsten Schutzolls, 1nd | Auswande der Burg des Hochschutzzolls und

zur Berathung zugehen lassen werde. Ich halte meinerseits die darin aus8ge}procbenen Klagen bezüglich Sowohl diesen beiden, als auch der Miethssteuer steht der Ein- wand entgegen, daß sie zu der Leistungsfähigkeit der Steuerzahler in teinem Berhältniß stehen; sie sind daher meines Erachtens auch nit e lagen als Maßstab zu dienen. ._So sehr nun aber auch das Bedürf gründet ist, so wird sich eine solche doch erst dann beschaffen lassen, wenn die Einnahmen des Staats durch eine entsprecende Vermehrung wachsen sein werden, daß der Staatshaushalt jene drückenderen Steuern entbehren kann, Wünschen der Grund- und Gebäudebesißzer entsprohen werden wird, preußischen Staatsministerium und aub die Mehrzahl der verbündeten Y e 24 L N : T 2 Ly + Regierungen mit mir von der Nothwendigkeit ciner Remedur über- Grfreut über diese Antwort veranstaltete der Vorstand des oben- l s Sonnabend, den 4. d. Mts., eine General- versammlung, in welcher zunächst die oben angeführten Schreiben des Bereins und des Reichskanzlers verlesen wurden, welch letzteres beson- wurde. Alsbald wurde folgende telegraphische Dankadresse bescblossen: Vie eben tagende Generalversammlung des unterzeichneten Ver- 1 ; Vurchlauht Schreiben vom 27. erste und wünschens8wertheste Anerkennung ibrer Bestrebungen und wirthschaftlichen Führer der Nation. Zugleich wurde demselben cin Lys Aus Handelskreisen is derselben 1hrist zugegangen, in welcher es heißt: tik“ treffende Bemerkungen aus anderen Blättern über die Metho der forischrittliden Presse, die zunehmende Auswanderung Es scheint mir, daß noch ein viertes Moment, und zwar htnzugefi d it das Ziel der Nus- ng Uber Hamburg und Bremen! zum frethändlerisd y mt zu den Chinesen und Japanesen geht fast * Zug der Auswanderer es Ut das gelobte vi 9 Nordamerifa Und weshalb geht der Zug d Weil in den Vereinigten Staaten Arbeit cine

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beurtheilen, aber der fast durchweg cingetcetene Rückgang der Ein- fuhr in den wichtigsten Erzeugnissen giebt die Gewähr, daß jedenfalls die ausländische Konkurrenz wieder ein gut Stück weiter vom deut- {en Marfte verdrängt worden ist. Daß wir dies lediglih der Zoll- reform des Jahres 1879 zu verdanken haben, wird von Niemand be- stritten werden können, zumal aus den meisten gewerblichen Kreisen Berichte über cine erfreuliche Steigerung des Absates aub auf dem inneren Markte vorliegen und unter diesen Verhältnissen die aus- ländische Konkurrenz von Rechtswegen nicht hätte nahlassen, sondern weiter erstarken müssen. Wenden wir uns nun zu den einzelnen Gewerbs- zweigen, so ist es allseitig bekannt, daß die Eisenindustrie im ver- gangenen Jahre wesentliche _&ortschritte zum Besseren gemacht hat. Die Einfuhr fremder Eisenfabrikate ist gegen das Vorjahr, wenn wir von Roheisen absehen, wieder cin wenig zurücgegangen und zeigt jeßt nur 106 minimale Ziffern, die gegenüber der fortgeseßt steigenden Auétuhr gar nicht in Betract kommen können. Fn Roheisen hat dies- mal wieder die Ausfuhr den Import um nahe an tausend Tonnen über- stiegen. Abgesehen hiervon haben die bedeutendsten Exporte in Schienen, Draht, Schmiedeeisen und groben Eisenwaaren ftatt- gefunden; auch in feinen Eisenwaaren ift jedo troß der angeblichen Gefährdung der Kleineisenindustrie durch den Zolltarif eine Ver- mehrung der Ausfuhr nachgewiesen. Für die Textilindustrie ist zunächst zu konstatiren, daß die Einfuhr von Nohstoffen gegen das Vorjahr in allen Branchen beträchtlich zugenommen hat und somit auf eine entspreheunde Steigerung der Produktion zu {ließen ist. Bei Baumwolle beträgt der rechnungsmäßige Mehrverbrauß 5000 t, V Sas und Hânf 8000 t bei Jute 1100 §. bei Seide 3000 Doppelcentner, bei Wolle 11 000 t. Allerdings ift hierbei der Ausfall der heimischen Produktion in Flachs, Hanf und Wolle nicht berücsichtigt, doch dürfte auch troß der vermeintlichen Verminderung derselben in 1881 ein Mehrverbrauh dieser Nobstoffe stattgefunden haben. Die Garne zeigen im Allgemeinen cine Steigerung der Ein- fuhr und einen Rückgang der Ausfuhr. Wenn dies auÿ an und für sich nicht bedauernswerth ist, da hieraus nur folgen kann, daß der innere Markt wieder mehr Tertilfabrikate konsumirt als früher, so wird do nicht zu bezweifeln sein, daß die Zollreform des Iahres 1879 gerade binsichtlih der Garne nicht ausreihend gewesen ist. In Geweben isi die Einfuhr im Allgemeinen hinter dem Vorjahre zurück- geblieben, während der Export fast durchgängig cine wesentliche Zu- nahme aufweist. Ausgenommen ist hierin jedoch immer die Leinen- industrie, wo bekanntli in Folge der unauskömmlichen Eingangs8zölle die Einfuhr von Monat zu Monat steigt und die Ausfuhr in ähn- lichem Verhältniß zurückgeht. Eine sehr erfreuliche Entwicke- lung haben nach den Handel3ausweisen die chemischen Industrien genoinmen. Der Export ihrer werthvollsten Fabrikate ist fortdauernd im Steigen begriffen. Wir erwähnen als die bedeutsamsten: Anilin- und andere Theerfarben, Chlorkalium, Knochenkohle, Weinsteinsäure, S{wefelsäure, Superphosphate, Bleiweis, Zündhölzer, Alaun 2c., in allen diesen Produkten beträgt die Erportsteigerung 20 und mehr Prozent. Aehnliche Ergebnisse lassen ih von der GSlasindustrie, der Papierindustrie und der Thonindustrie berichten. Ueberall, bei wenn auch mäßigem Nückgange der Einfuhr, eine entschiedene Steigerung des Erports, die hin und wieder 50 und mehr Prozent erreicht. Auch die anderen Metallindustrien, die Kupfer-, die Blei- und die Zink- industrie zeigen gleiche Resultate; und in der Lederinduftrie ift nehen größerer Crxportsteigerung in sogenannten Portefeuille- und feinen Lederwaaren, eine starke Zunahme des Imports namentlich in Halb fabrikaten zu ftonstatiren, auch mit eine Folge davon, das man den Zoll auf Sohl- und anderes Leder zu gering be- messen hat. Was sch{ließlid die Land- und Forstwirthschaft anlangt , jo gewähren die Handelsausweise hierin kein ganz fo günstiges Vild. Der Getreideimport hat {ih zwar im Gan- zen in den Grenzen des Vorjahres gehalten und ist sogar in Noggen glücklicherweise betrählich zurückgegangen, aber gleichzeitig bat aud die Kartoffelausfuhr wesentlich nachgelassen und sehr bedenklich ift außerdem der fortgeselzte Rückgang des Mehblervorts, dem man Über kurz oder lang durch Rückzölle wird aufhelfen müssen. Bedauerns- werth ist au die Abnahme unserer Holzausfuhr bei steigendem íIm- port europäischer Hölzer. Hier dürfte eine Neform der Frachttarife wohl am Plate sein.

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£2 u B - N » : Landtags: Angelegenheiten.

Die XIIL, Kommission des Abgeordnetenhauses zur Vor- berathung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Pro- vinz Hannover und des Entwurfs eines Gesetes über die Ein- führung der Provinzialordnung in der Provinz Han- nover hat sich, wie folgt, konstituirt: R. v. Bennigsen, Landes- direktor, Vorsitzender. v. Liebermann, Bezirksverwaltungsgerichts- direktor, Stellvertreter des Vorsitzenden. Dr. Lieber, Privatmann, Schriftführer. Ludowieg, Bürgermeister, Schriftführer. Boro, Bür germeister, Schriftführer. v. Rehdiger, Majoratsbesitzer. v. Mever, (Arnswalde), Landrath. v. Zitßewit, Rittergutsbesitzer. Graf Har- ra, Landrath a. D. Dr. Brüel, Geheimer Regierungs-Rath a. Boediker, Landgericbts-Rath. Kaufmann, Ober-Bürgermeister a. Freiherr v. Droste-Hülshoff, Landrath z. D. Freiherr v. Scborlemer- Vehr, Landrath a. D. Meyer (Hoya), Rittergutébesiter. Berling, Postmeister, Kammer-Rath. v. Dziembowski, Landrath a. D. Otto, Obere Regierungs- Rath, Spangenberg, Landes - Oekonomie - Natk Weamann, Nitter1utsbesizer. Dirichlet, Gutsbesitzer.

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s Staatshaushaltsetats für 1882/83 vor-

legt worden; dieselben lauten: Die Lehreinricbtung unserer

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mfassenden Revision, welche in den fünfziaer vorbereitet, i i 1 zur Ausführung Realschulen ift dur die

Unterrihts- und Prüfungs-

Z3irkular-Verfügung vom 12, J »rden ift; die Lehreinrichtung der Oftober 1859 erlassen estgestellt. n Erfahrungen, welche in \rhundert gesammelt sind, t erneuter Erwägung der ! Vic als bewahrt zu crachten sind und iner Aenderung bedürfen. Die Konferenz von welcher der damalige Unterrichtsminifler mit M Ünterrichtsverwaltung oder der unmittelbaren hörten, Vertreter der verschiedensten wohl durch ihre eigenen, der Oeffentlichkeit übergeben lungen, als insbesondere dur deren Verwerthung in d Kreisen der an dieser Froge Betheiligten wesentli dazu | die allgemein gültigen Erfahrungen von den zufälligen Beobachtungen besch änkter Bedeutung zu unterscheiden und die Gesichtspunkte und Grundsätze herauszuheben, welche bei ciner Revision der in Rede \tebenden Lehreinrichtung cinzuhalten sind. Die Centralverwaltung des Unterrichts hat seitdem unausgeseßzt der Erwägung der Revision thre Aufmerksamkeit zugewendet. Im Hinblick darauf, daß die fort- 1d 1 auf den Unter

Frage,

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igetragen,

breitende Entwickelung der cinzelnen Wissenschaft riht an den böheren Schulen cinen wesentlichen Einfluß ausübt, hat es die Centralverwaltung für eine ihrer wesentlichsten Aufgaben eracbtet, zwishen dem an der Schule einzuhaltenden Maße und den Forderungen der Wissenschaft einen bestimmten Unterschied aufrecht zu halten und darauf Bedacht zu nehmen, daß durch die Höhe der Tehrziele in den einzelnen Gegenständen, die Verbindung der Lehr objekte und dem Umfang der Lehraufgabe in den einzelnen Klassen fein Anlaß zu der Sorge vor einer Ueberbürdung unserer Jugend gegeben werde. Nachdem über den aus diesen Erwägungen hervor- gegangenen Revisions-Entwurf die gutachtlichen Aeußerungen der Provinzialbehörden gehört und verwerthet worden sind, steht die GCentralverwaltung im Begriff, denselben zur Ausführung zu bringen. Bei dieser zur Einführung vorbereiteten Revision der Lebrpläne find für die Unterrihtsverwaltung folgende Gesichtspunkte maßgebend gewesen,

Bei den lateinlosen höheren Bürgerschulen ift bier und j da das Streben nah einer Steigerung der Lehrziele ersibtlih ge- | worden; diefen an sich aus schäßbaren Motiven hervorgegangenen Bestrebungen muß vorgebeugt werdea, wenn diesen Schulen die seaens8- reiche Wirksamkeit auf weite Kreise gesichert werden soll.

Die nach den vorbezeichneten Gesichtspunkten unternommene NRe- vision der Lehrpläne führt an einigen Punkten zu dem Erforderniß einer mäßigen Erhöhung der für den Ünterrichtsbetrieb der böberen Schulen aufzuwendenden Koften.

An den preußischen höheren Schulen von neunjährigem Lehr- kursus ift es gestattet, daß in den drei obersten Klassen je zwei, um einen Jahreskursus sich unterscheidende Schülergenerationen ungetrennt unterrichtet werden; eine Trennung dieser Klassen in je zwei auf- steigende Klafsen (Untertertia, Obertertia 2c.) wird erst dann erfordert, wenn die Gesammtfrequenz einer derselben eine bestimmte Marimal- grenze überschreitet. Man kann nit verkennen, daß in der Ver- einigung von fo erheblih unters{iedenen Schülern nicht allein eine Erschwerung der Aufgabe des Unterrichts liegt, sondern auc eine unvermeidliche Beeinträchtigung des Erfolges sowohl für die ältere, als für die jüngere Generation der Klasse, und man wird nit anstehen dürfen, der in den süddeutschen Staaten bestehenden Ein- richtung, welche folche Vereinigung unbedingt aus\{ließt, den Vorzug zuzuerkennen, aber die Rücfsiht auf die Kostenersparung an minder frequenten Anstalten macht es unmöglich, die frag- lihe Einrichtung allgemein abzustellen. Unzulässig aber tit diese Vereinigung von zwei um einen Fahreskursus unter- schiedenen Schülergenerationen in folchen Lehrgängenständen, in welchen der Unterschied eines Lehrjahres einen fo bedeutenden Unter- ied der Schüler begründet, daß ein gemeinsamer Unterricht nicht mit ausreichendem Erfolge ausführbar ist. Dies trifft nach der vor- bereiteten Revision der Lehrpläne die Tertia des Gymnasiums im griechischen Unterrichte, da derselbe in dieser Klasse erst begonnen wird ; es trifft aus etwas anderem Grunde die Sekunda der neunjährigen Realschulen mit oder ohne Latein im naturwissenschaftlichen Unter- richte, da nur auf das erste Jahr der Sekunda der naturbeschreibende Unterricht sich erstreckŒen, im zweiten dagegen der chemisce beginnen soll, Schon nah den bisherigen Lehrplänen hätte aus demselben Grunde, welcber für das Griechische in der Gynmnastialtertia jeßt zur Geltung kommt, die Vereinigung von zwei erheblich unterschiedenen Schülergenerationen nit gestattet werden sollen für das Englische in der Tertia der Realschulen und für die Mathematik in der Tertia der Gymnasien und der Realschulen, und die Trennung ist jedenfalls jeßt zu erfordern, um durch die Ermöglichung eines größeren Erfolges der Lehrstunden die Errreichung des Lehrzieles zu sichern und zugleich jede Gefahr ciner Veberbürdung der Schüler mit häuslicher Arbeit fern zu halten.

Die hiernach in Aussicht genommene Trennung der fraglichen Klassen nur für bestimmte Gegenstände erfordert eine ungleich geringere Erhöhung der Kosten, als dur eine pollständige Trennung derselben würde herbeigeführt werden ; dieselbe trifft selbstverständlich nur die- jenigen Schulen, an welchen nicht bereits in Folge der Frequenz Unter- und Obertertia, Unter- und Obersekunda durhgängig und bleibend unterschiedene Klassen bilden.

Bei einer angestellten überschläglichen Berechnung der Kosten, welbe an den mit ungetheilten Tertien (bezw. Sekunden) bestehenden höheren Schulen dur die erforderte partielle Trennung der Tertien (bezw. Seklun- den erwachsen würden, sind die für die einzelnen Anstalten in Betracht fommenden speziellen Umstände, insbesondere ob die vermehrte Anzahl der Lektionen durh noch verfügbare Pflichtslunden der Lehrstellen ganz oder großentheils zu bestreiten it, oder ob durch die hohe Frequenz der fraglichen Klassen die gänzliche Trennung derselben nach den allgemeinen Grundsäßen erfordert wird, in genaue Erwägung genommen worden.

Hiernach hat sich ergeben, daß für die in dem Staatshaushalts- etat für 1881/82 Bd. II. Nr. 17, Beilage 8 unter A. und C. ver- zeibneten Schulen ein Mehraufwand überhaupt nit erfordert wird, daß ferner für die vom Staate zu unterhaltenden Anstalten unter B. da- selbst, der erforderliche Mehraufwand sich auf ca. 12 000 M. belaufen wird, und daß die in der Abtheilung D. aufgeführten, nichtstaatlichen Anstalten einen Mehraufwand von ca. 34500 # erfordern werden, welcher mit Rücksicht darauf, daß er durch eine seitens der Staats- regierung getroffene Einrichtung veranlaßt wird, im Falle der Leistungs unfähigkeit der unterhaltungspflichtigen Gemeinden und Fonds zum er- heblichen Theile, und zwar, wie vorläufig anzunehmen ist, zum halben Betrage mit 17060 # auf Staatsfonds zu übernehmen sein wird.

Aus diesem Grunde hat die Staatsregierung in den des Staatshaushaltsetats für 1882/83 unter Kapitel 120 Titel 6b eine Position von 29000 4, im Sinne eines nach dem in jedem einzelnen Falle geprüften Bedarfs zu verwendenden Dispositionsfonds, aufgenommen.

1) Die Unterscheidung der Gymnasien und-Real- [chulen ist als sachlich begründet und durch die Erfahrung bewährt aufrecht zu Der von vereinzelten Stimmen befürwortete

(Fntwurf

+—

Da Der

Gedanke, für alle diejenigen jungen Leute, deren Lebensbeiuf wissen

schaftliche Fachstudien auf einer Universität oder einer tecbniscen

Hochschule erfordert, eine einheitliche, die Aufgabe des Gymnasiums

und der Realschule vershmelzende höhere Schule herzustellen, ist,

wenigstens unter den gegenwärtigen Kulturverlbältnissen, mit denen

allein gerechnet werden darf, nicht ausführbar, ohne daß dadur die

geistige Entwicklung der Jugend auf das \{hwerste gefährdet würde. Dagegen hat die der Unterrichts8ordnung von 1859 zu Grunde

liegende Ueberzeugung, daß Realschulen ohne Latein nur als

unvollständige, einer nicderen Ocdnung angehörige Lehranstalten zu

betrachten seien, dur die weitere Entwikelung nit Bestätigung

gefunden; vielmehr haben Realschulen, welche bet gleider Dauer des

Lehrkursus, wie die Realschulen 1. Ordnung, die spracblic

ihrer Schüler aus\scließlich auf moderne Kulturspracbe

eine immer steigende Anerkennung als Schulen allgemeiner

Bildung sich erworben. iese Erfahrung ift sowohl an preußischen

| eutschen Lehranstalten dieser Jzemacht.

hat sich der in der Unterricht8ordnung von

1859 zur Geltung gelangte Gesichtspunkt, daß alle realistis{en Lehr

anstalten von geringerer Kursusdauer, als die der Gymnasien

Realschulen 1. Ordnung ift, im wesentlichen nur als die untere Ab

theilung von Meal betrachtet werden,

Abscbluß dur die Prima fehlt, vielmehr hat es sib

Bedürfniß erwiese ; für eine h

errichtet (

jahre d gerechbnet

Unterrichts zu einem bestimmten, nicht

weiteren, allgemeinen Unterricht hinweisend

den als reif entlassenen Scbülern die

zeugnisses vermitteln. Lateinlose höhere

neten Art bestehen in dem außerpreußisd

Zahl (mehr als fünfzig), in Preußen vorläusig noch -in

(neun), sind aber auf Grund ihrer Erfolge in unverkennbarer

nahme begriffen. Die Unterricht

mit der Revision

als an außerpreußiscben

geringer Auf-

di k

der Lehrpläne für Gymnäsien und die Real- schulen 1, Ordnung zugleich Normal-Lehrpläne für die lateinlosen Realschulen von neunjähriger Lehrdauer und für die lateinlofen höheren Bürgerschulen von fsechsjähriger Lehrdauer zu entwerfen und dadurch die gesammten Verhältnisse der höheren Schülen zu klarer Uebersicht zu bringen.

2) An den Gymnasien ist es seit der im Jahre 1856 getroffenen Aenderung des Lehrplanes als ein Uebelstand empfunden worden, daß in den drei Jahreskursen der untersten Klassen je eine neue fremde Sprache in den Unterricht eingeführt wird; in Serta die lateinisce, in Quinta die französiscbe, in Quarta die griechische. Indem überdies in Quarta der Beginn des mathematischen und des eigentlich bistorishen Unterrichts binzutritt, so erklärt si daraus, daß ein erheblicher Theil der Schüler einer längeren Dauer des Aufenthalts in Quarta bedarf oder die Quarta überbaupt nicht überschreitet.

verwaltung hat si hierdurG bestimmt gefunden, L L

Ferner [äßt sich von dem naturbeshreibenden Unterricht an Gymnafien ein befriedigender Erfolg nit erwarten, nachdem dur die Lehreinrihtung von 1856 derselbe in Quarta unterbrowen wird und selbst für Serta und Quinta ein gänzliches Aufgeben dieses Unterrichts den Schulen gestattet ift.

Dazu kommt, daß überdies dem vhysikalisben Unterricht in Sekunda nur eine wöchentlihe Lebrstunde zugewiesen ift. Die hieraus si er- gebende Beeinträchtigung der naturwissenshaftlichen Elementarbildung trifft vielleicht diejenigen, welche dem naturwissenscaftlicen oder einem damit zusammenhängenden Studium \ich später widmen, noch nit einmal fo nactheilig, als alle die anderen, deren Berufsstudium keinen Anlaß giebt zur Ausfüllung dieser Lücken.

Dem an erster Stelle bezeichneten Uebelstande läßt sich nit da- dur abhelfen, daß der Unterriht im Französischen, wie dies vor 1856 der Fall war, auf die Klassen von Tertia aufwärts beschränkt werde. Das Gymnasium is allen seinen Schülern, nit blos denen, welche etwa {on aus den mittleren Klassen abgehen, die zeitigere Einführung in diese, für unsere gesammten bürgerlichen und wissenschaftlihen Verhältnisse wichtige Sprache unbedingt \chuldig.

Dagegen läßt sich der Beginn des griechischen Unterrichts, unter annähernder Beibehaltung der Gesammtzahl dec ihm jeßt am Gym- nasium gewidmeten Lehrstunden, auf Tertia aufschieben, ohne dadur den Erfolg desselben zu beeinträchtigen, sofern dafür gesorgt wird, daß in der grammatischen Seite des Unterrichts, gegenüber der Lektüre, das rihtige Maß eingehalten wird.

Durch diese Aenderung wird niht nur für die Entwickelung des naturbeschreibenden Unterrichts der erforderliche Raum beschafft, son- dern es werden zuglei die Lehrpläne der Gymnasien und der Real- \chulen 1. Ordnung für die drei untersten Jahreskurse so angenähert,

daß bis zur Verseßung nach Untertertia der Uebergang von der einen Kategorie der Schulen zu der anderen unbehindert it. Die daraus sich ergebende Folge, daß erst nah dreijährigem Schulbesuche die Entscheidung für Gymnasium oder Realschule 1. Ordnung erforderlich ist, wird um so beactenswerther ersheinen, wenn man in Betracht zieht, daß an 150 Orten nur gymnasiale, an 81 Orten nur realistische Anstalten mit lateinischem Unterrichte bestehen.

3) An den Nealscchulen 1. Ordnung entsprechen in der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle die Erfolge des lateinischen Unter- richts weder dem Maße der auf denselben verwendeten Zeit noch ins- besondere der Bedeutung, welche diesem Unterrichte in der gesammten Lehreinrihtung diefer Anstalten zugewiesen ist. Der Mangel aus- reichenden Erfolges trifft vorzugsweise oder aus\{ließlich die obersten Klassen und wird nach dem übereinstimmenden Urtheile der Fach- fammer dem Umstande zugeschrieben, daß in diesen Klassen die Zahk der lateinischen Lehrstunden auf ein zu geringes Maß herabgeseßt ist. Andererseits hat auf dem naturwifssenschaftlichen Gebiete die Aus- dehnung des naturbeschreibenden Unterrichts bis in die obersten Klassen den kaum zu vermeidenden Anlaß gegeben, die der Schule gestellte Aufgabe zu überschreiten und in theoretische Hypothesen ein- zugehen, deren Erwägung dem Fachstudium auf einer Hochschule über- lassen bleiben muß. Die hiermit verbundene Zersplitterung des naturwissenschaftliben JInieresses in den obersten Klassen auf drei Ge- biete, Naturbeschreibung, Phpsik und Chemie is entschieden nach- theilig, so daß der Erfolg niht dem Aufwande an Zeit entspricht. Durch eine veränderte Abgrenzung und Anordnung wird es mögli, dem naturwissenschaftlihen Unterrichte bei einer nur wenig ver- minderten Stundenzahl die gebührende Bedeutung in vollem Maße zu erhalten und zugleich dem lateinischen Unterrichte die unerläßlihe Verstärkung zu verschaffen.

4) Die lateinlosen Realscchulen von neunjähri- ger Lehrdauer haben sich im Wesentlichen selbstständig ent- wickelt, ohne daß im Voraus ein Normalplan für die Stundenzahl und für die in den einzelnen Gegenständen zu erreichenden Lehrziele vorgezeichnet war. In Folge hiervon sind sie nicht frei von der Ge- fahr geblieben, durh eine überwiegende Hingebung an die mathe- matisch-naturwissenschaftliße Seite des Unterrichts den Charakter von Fachshulen anzunehmen. Dieser Gefahr vorzubeugen liegt im dringenden Interesse dieser Schulen, denn nur insoweit dieselben den thatsächlihen Beweis liefern, daß auch unter Beschränkung auf moderne Sprachen der Aufgabe der sprahli{-formalen - und der ethiswen Bildung vollständig Genüge geschicht, sind dieselben fähig, als Schulen allgemeiner Bildung neben den Gymnasien und den Realschulen 1. Ordnung zu gelten.

Land- und Forftwirthschaft.

Sißung des Landes-Dekonomie-Kollegiums Miíts. \tand als erster Gegenstand auf der Tages- Notirung der Schcblachtviehpreise nah Leben d- gewicht an Stelle von Schlachtgewicht. Nach längerer Diskussion wurde bes{lofsen, folgendes Gutachten abzugeben : I. „D bedeutenderen preußischen Schlachtviehmärkten Preise nah „Schlachtgewicht“ entspricht den t züchtenden Landwirthe nicht und wird von den Produzenten umsomehr als ein Uebelstand empfunden, je allgemeinec sch auf den Wirth- \chafts8höfen der Handel nah Lebendgewicht eingebürgert hat. Das Kollegium hält daher fur geboten, daß in Zukunft die Scblachtviehpreise auf den preußishen Märkten allgemein nah ‘ebendgewicht notirt werden, 2) die Ecmittelung und Veröffentli dieser Preise überall unter der Autorität amtlicher Organe gesche

Särtnereibesizer Schmidt (in Firma: Schmidt u. Harre in Erfurt)

L i Der

vom 10. L. ordnung die

„Die auf den übliche Notirung der

V ce L A Interessen der vieh-

F

pra hierauf über den jeßigen Stand der Reblausfrage in deuts{bland und die internationale Meblaus onvention von Bern. i i .

In der Sitzung vom 11. d. M. bildet n ersten Gegenstand der agesordnung folgender Antrag des v. Hammer- tein (Loxten bei Osnabrück) und Genossen: Königliches Landes-Oeko- nomie-Kollegium hält es für ricbtig, daß die den Domänenpächtern auferlegte Bedingung: in drei Jahren auf demselben Felde nur ein- mal Zuckerrüben zu bauen, dahin abgeändert wird, daß zur Dur(- führung einer rationellen Fruhtwecselwirthschaft den Pächtern gestattet

erde, in sechs Jahren zweimal Zuckerrüben auf demselben Felde zu bauen. er Antrag gelangte mit dem Zusaßamendement, wona es am usse des Antrages heißt: „so jedo, daß niemals zwei Zucker- iten unmittelbar aufeinander folgen*, einstimmig zur Annabme.

r Otterborg (Frankfurt a. M.) befürwortete hierauf fol-

des Vereins nafsauischer Land- und Forstwirtbe: Oekonomie-Kollegium beschließt, an den Herrn Minister

irthschaft die Bitte zu richten, mit dem Königlicben Ministe öffentliche Arbeiten über die Herabsetzung der Trans-

| bezw der Bewilligung eines Ausnahmetarifs Stalldünger auf den Königliben Staatseisenbahnen

in Liquidation zu treten und die Herabminderung auf ähnliche Säße wie in hochgenecigtest zu befürworten“. er Antrag wurde mit Hinweglassung der Scblußworte: „und die Herabminderung" u. f. w., angenommen. Rittergutsbesißer Frhr. on Hammerstein (Loxten b. Osnabrück) referirte bierauf über folgen- den Antrag des Vereins nafsauischer Land- und Forstwirthe: „Das Landes-Dekonomie-Kollegium wolle den Entwurf eines einhbeit- lien Währschaftsgesetzes für den Viehhandel im Deut- schen Reiche nah dem neuesten Standpunkte der Thierheilkunde in den Kreis der Erwägung zichen, respektive bei dem Fürsten Reichs- dieser höcbst

wichtigen Angelegenheit eingeleitet werden.“ längerer De- batte gelangte folgende motivirte Tagesordnung zur Annahme-: „In Erwägung, daß mit Einführung eines einheitlißen Privatrecbtes: im Gebiete des Deutschen Reiches auch das Ret der Gewährleistung beim Viehhandel einbeitlid geregelt werden wird, sicherem Vernehmen zufolge, sogar {on cin Entwurf, welber dies Rechtsgebiet ordnet, vorliegt, in Erwägung ferner, daß die Frage, nah welchen Grund- sätzen dies Nechtsgebiet zweckmäßig zu ordnen \ci, im Landes-Oeko- nomie-Kollegium bereits 1870, im deutschen Landwirthschaftsrath

neuerlih revidirte

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Württemberg

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1875 und zu gleicher Zeit im deuts{hen Veterinärrath eingehend be-