1882 / 42 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

stein zum Wegfall gebrahten Abgaben, soweit sie über den 1. Sep- gezablt find, zurückerstattet worden sind, wird

tember 1867 hinaus 1h) dasselbe hinsitlih der seit jenem Termin entrichteten Beträge von

den dur die Verordnung vom 27. Juni 1881 zum Wegfall gebrachten

Leistungen derselben Provinz 30 000 Æ erforderlich.“ Aus dem vorliegenden Etat geht ferner hervor, daß das Betriebs- kapital der General-Staatskasse 30 330 000 & beträgt. Eine dem Etat beigelegte Nachweisung zeigt, daß der Bestand bei dem Reservefonds der Rentenbanken am 15. September 1881 war: 1) In Effekten: 6444812 4 14 Z. 2) In Baar: 144 A 90 A:

gesehen müssen. Dazu find eiwa

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standes8ämtern in der Woche vom 5. Februar bis inkl. 11. Februar cr. zur Anmeldung gekommen : 170 Ebeschließyngen, 889 Lebendgeborne, 32 Todtgeborene, 542

Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. In der S t. Marienkirche veranstaltete am Mittwoch Abend der erblindete Organist A. Weisse ein Coneert, in welGem die Sängerinnen Fr. Natalie Schröder und Fr. Bindhoff, der Kammer- musifus (Cellist) Hr. König und der Königliche Seminarchor unter Leitung des Mus/ik-Direktors Hrn. Otto Dienel mitwirkten. Das Concert wurde mit dem Chorgesang des apostolishen Segens (von Christian Gregor) eingeleitet, welhem der herrliche Hymnus von Beethoven: „Die Himmel rühmen des ewigen Ehre“ folgte. Beide Eingangsnummern gelangten, von dem Seminarchor unter der Leitung des Hrn. Dienel gesungen, zu mächtiger Wirkung. Der aus der Schule des Hrn. Dienel hervorgegangene Concertgeber bewährte fich durch die Vorträge des Präludiums in E-moll von Seb. Bach und der Sonate in A-dur von Mendelssohn mit dem die Fuge im Basse begleitenden Choral: „Aus tiefer Noth schrei ich zu Dir“ als ein treffliher Organist, der sich und seinem Lehrer Ehre macht. Mit Hrn. Kammermusikus König führte der Concertgeber ferner ein präthtiges Larghetto für Cello und Orgel von Mozart und ein Adagio religioso für dieselben Instrumente von Fitenhagen aus. Die Damen Schröder und Bindhoff sangen ein Duett von Otts Dienel, Fr. Bindhof\ mit \{chöner Altstimme ferner Recitative und Arien aus „Samson“ von Händel und „Paulus“ von Mendels\ohn, Fr. Schröder Necitativ und Arie von Rust und den 55. Psalm von Dienel. Unter des leßteren Direktion brachte ferner der Seminar- cor den 106. Psalm (von Hrn. Dienel für Männerchor komponirt) und „I bete an die Macht der Liebe“ (von Demetrio Bortniansky) zur Aufführung. Mit einer effektvollen Concertfuge in C-moll von Dtto Dienel, vorgetragen von Hrn. Tiebach, {loß das abwecselungs- und genußreiche Concert, welches in dem s{chönen Gotteshause ein zahlreihes Publikum versammelt hatte. Joseph Baer & Co.,, Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben vor Kurzem über ihr antiqua- risches Bücberlager 3 Kataloge, Nr. 104—106, veröffentlicht. Lagerkatalog Nr. 104 enthält ein Verzeichniß von 825 Schriften über Amerika und Australien unter folgenden Rubriken: Amerika im Allgemeinen (111 Nrn.); Britishes Nordamerika, Grönland und Nordpolarfahrten (im Ganzen 73 Nrn.); Vereinigte Staaten von Nord- amerika (296 Nrn.); Mexiko, Centralamerika und Westindien (im Ganzen 144 Nrn.); Südamerika (149 Nrn.); Australien (78 Nrn.). Der vorste- hende Katalog enthält eine Menge wichtiger, werthvoller, und zum Theil seltener Werke, von denen gar manche im Handel fehlen. Der bei weitem größte Theil derselben gehört zwar dem 19. Jahrhundert an, doch finden sih auch Schriften aus dem 18., 17. und 16. Jahrhundert. Was ihren Inhalt anlangt, \o beziehen sih die Schriften nit blos auf Amerika im Allgemeinen, sowie auf Nord-, Central- und Süd- amerika im Allgemeinen, sondern auch auf die einzelnen Länder und Staaten in Amerika, auf deren Geschichte im Allgemeinen und im Besonderen, auf die dahin unternommenen Reisen, die Beschaffenheit der verschiedenen Länder und die verschiedensten Staats- und andere Verhältnisse derselben, sowie auf cinzelne berühmte Männer (Washing- ton, Franklin, General Jackson u. |. w.). Abgefaßt sind die Schriften in verschiedenen Sprachen, die auf Mittel- und Südamerika bezüg- liben zum großen Theil in spanischer, die Nordamerika betreffenden in der Mehrheit in englisher Sprache, außerdem au in französischer, deutscher, hin und wieder auch in lateinischer. Ein Anhang zu demselben Kataloge bringt in 66 Nrn. einc , Auswahl von Zeitschriften und größeren Bibliothekéwerken“, Werke des verschiedensten Inhalts, wie Zeitschriften über Naturwissenschaften, Medizin, Rechtswesen, Philologie u. 1, Sammelwerke, wie die Monumenta Germaniae historica, die Monumenta Boica u. f. w., Lepsius' Denkmäler aus Egypten u. \. w. Lagerkatalog 105 enthält ein Verzeichniß von 703 Schriften über Philosophie nebst einem Anhange von 56 Schriften über Frei- maurerei, Man findet hier alle bekannteren Philosophen aus dem Alterthüme und aus der neueren Zeit mit ihren Schriften verzeichnet sowie allerhand dieselben und ihre Werke betreffenden Schriften. Lagerkatalog 106 endlich bringt ein Verzeichniß von 345 Schriften über „Provenzalische und altfranzösische Literatur bis 1600, meist aus der Bibliothek des verst. Professor Neve in Louvain“. Auch in diesem Kataloge sind eine Menge wichtiger, interessanter und

zum Theil fehr feltener Schriften zusammengestellt. M

Land- und Forstwirthschaft.

X. Penarversammlung des Deutschen Landwirtbh- \haftsraths. In der beutigen Sitzung, welhe der Vorsitzende von Wedell-Malcbow um 10 Ühr eröffnete, wurde zunächst die Dis- kussion über die Deichfrage wieder aufgenommen.

Dekonomie-Nath Dr. Bürstenbinder-Braunscweig unterbreitete der Versammlung folgenden, in Uebereinstimmung mit dem Korre- ferenten Frhrn. von Hammerstein-Loxten formulirten Antrag:

Der Deutsche Landwirthschaftsrath wolle bescließen :

In Erwägung daß I. die Hochwasser der deutshen Ströme nach Verstärkung -der Deiche gewachsen sind und dadurch die wirthshaftlihen Zu- stände in den Deichverbänden an dem Unterlaufe der Flüsse, soweit niht Ebbe und Fluth einwirken, ungünstige geworden sind, weil 1) die Erhaltung und Vertheidigung der Deiche auf manchen Stromstrecken unverhältnißmäßige Opfer fordert, 2) die Gefahren der Deichbrüche, im Ganzen zwar selten aber intensiven sind, FAE::- 1: 5 5 2d 3) das durch die Deiche dringende Quellwasser den Boden immer mehr und mehr verschlechtert, 4) die Entwässerung der Binnendeichsländereien während der Hochwasser mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hat ; , dur Regelung der Jnundation, der Be- und Entwässerung, sowie dur cine Rücktlegung der Winterdeicbe und Entlastung des Strombettes in den meisten Fällen diese Nothstände ver- mindert werden können und dadur große Flächen Landes durch die befruhtende Wirkung der Sinkstoffe des Wassers zu hohem Ertrage gebracht werden können, [IT, eine durchgreifende Abhülfe nur dur gemeinsames Vorgehen der betheiligten Uferstaaten möglich ift, ersubt der Deutsche Landwirthschaftsrath die betheiligten deutschen Regierungen, Untersuchungen dieser Wasser- und Deichverbältnisse vor- nehmen sowie kommissarische Verhandlungen unter einander einleiten zu wollen und auf Grund derselben Vorschläge zu einer gemeinsamen und durcbgreifenden Abhülfe der jetzigen Nothstände für die einzelnen Stromgebiete auszuarbeiten. - Nach eingehender Debatte wurde der Antrag Bürstenbinder—von Hammerstein angenommen.

Freiherr von Hammerstein (Borten) referirte sodann über einen Antrag des Lippeschen Hauptvereins in Lemgo, betreffend die Veran- staltung einer Enguete zur Ermittelung des der Landwirth\{aft dur

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Gewerbe und Handel.

Paris, 16. Februar. (W. T. B.) Der Präsident der Union générale, Bontoux, und der Direktor derselben, Feder, sind beute Nachmittag 4x Uhr gegen Kaution in Freiheit geseßt worden.

Washington, 16. Februar. (W. T. B.) Der Berit des Ackerbaudepartements über das Ergebniß der Getreide- ernte im Jahre 1881 konstatirt, daß das Jahr 1881 für alle Ge- treidearten, mit Ausnahme des Hafers, außerordentlich ungünstig war. Das Gesammterträgniß aller Getreidearten stellt sih auf 2 063 029 570 Bushels gegen 2 718 193 501 Bushels im Jahre 1880.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 16. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Mars" ist heute Abend 6#4 Uhr aus Konstantinopel hier an-

gekommen. New-York, 16. Februar. (W. T. B) Der Dampfer „Denmarkt“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie

(G. Messingsche Linte) ist hier eingetroffen.

Verlíin , 17. Februar 1882,

Witterungsverhältnisse im nördlihen und mitt- leren Deutschland im Januar 1882.

Es war eine ziemli abnorme Witterung, welche auf dem ganzen Beobachtungs8gebiete den Januar dieses Jahres auszeihnete. Was zunächst den Luftdruck betrifft, so erreichte derselbe in der Mitte des Monates überall eine ganz ungewöhnliche Höhe, und da verselbe au fast die zweite Hälfte desselben sehr hoh blieb, so war auch der mitt- lere monatliche Barometerstand so groß, wie er seit einer Reihe von Jahren nit gewesen ist. Jn Berlin z. B., wo allerdings der Ja- nuar im Allgemeinen unter allen Monaten den größesten Barometer- stand hat, übertraf derselbe den 30jährigen Durchschnitt um 9,1 wm und wurde seit 1848 nur einmal (im Jahre 1864) von dem Baro- meterstande des Januar ein wenig übertroffen, und in Breslau war seit den genauen Aufzeihnungen von 1825 ab noch niemals ein jo hohes Monatsmittel in irgend einem Monate vorgekom- men. Aber troß des hohen Luftdruckes erhielt der Polarstrom immer nur auf kurze Zeit die Oberhand über die überall weitaus vorherr- schende âquatoriale Strömung, und dem entsprechend war denn auch der diesjährige Januar ziemlich mild. Kältegrade unter 10 Grad wurden nur an einzelnen Tagen im äußersten Nordosten und an den bochgelegenen Stationen beobachtet; verhältnißmäßig war die Witte- rung in den östlichen Provinzen wärmer als in den westlichen; in diesen hatte der Januar einen Wärmeüberschuß von 1 bis 2, in jenen von 2 bis 5 Grad, und die Anzahl der Frost- und Eistage war an den westlihsten Stationen mindestens eben so groß, als an den öst- lihen. Jn Bezug auf die Anzahl der Tage mit Niederschlägen, sowie auf die Menge der leßteren, stand dieser Januar dem mittleren Durch- \chnitte nach, dagegen war die Anzahl der trüben Tage groß. Heitere Tage hatten, wie bereits zu Ende des Dezember, die bodgelegenen Stationen mehr, als die in der Ebene.

Der Januar begann überall mit einem mäßig kalten Tage, und zwar s{chwankte das Thermometer im Allgemeinen nur wenig über und unter dem Gefrierpunkte. Dabei hatten die hochgelegenen Stationen eine geringere Kälte, als die tiefer gelegenen. Auf der Schneekoppe waren die Wärmecextreme des 1. Januar 6,5 Grad und —0,5 Grad, auf der über 700 m niedriger gelegenen Station Wang 2,2 Grad und —5 Grad und in Eichberg, welches 1152 m unter der Koppe liegt, —1,0 Grad und —7,2 Grad. Das Barometer behielt während dieses Tages fast ganz denselben Stand und der Wind wehte ganz sanft, zum Theil herrschte völlige Windstille. So war es, wie es Die, welche den leßten Dezember 1881 die Schneekoppe bestiegen, bei ihrer Ankunft daselbst und am 1. Januar auf dem Gipfel fanden, nichi nur dort, sondern auch in Wang und Eichberg. Niederschläge gab es zu Anfang des Monats nicht. Den 2. Januar begann das Barometer zu sinken und bereits auf den 3. Januar fiel auf allen Stationen ohne Aus- nahme au auf sämmtlichen badenschen Stationer das baro- metris{e Minimum. Mit dem Fallen des Barometers verband fich eine plöblihe Erregung der Atmosphäre, so daß hier und da auf völlige Windstille hon 24 Stunden darauf heftiger Orkan folgte. Die stürmische Zeit währte im Allgemeinen bis zum 11. Januar: es herrsbte meist ein heftiger Südwest, bald na 8., bald nah NW. umsclagend. Dabei fielen fast täglih Niederschläge, wenn auch oft nur als feiner Sprühregen, und Nebel trafen häufig ein. Schnee, der überhaupt im Januar nur selten beobachtet wurde, gab es in diesen stürmishen Tagen nur an den Gebirgs- und den nordöstlichen Stationen, Troß der häufigen Niederschläge und Nebel bielt sich im erslen Monaltésdrittel die Wärme bis etwa zum 12. Januar auf gleiMer Hobe, naGdem fe vom 1. bis 3 Januar Uri 4 bis 5, an manchen Orten um 7 Grad gestiegen war. Von den Stationen in der Ebene war es allein Claußen, wo in dieser ganzen Zeit das. Thermometer kaum einen Grad unter den Gefrierpunkt herabging, an allen andern blieb die mittlere Tages- temperatur immer über demselben und das absolute Marimum er- reichte in den östlichen Provinzen zu verschiedenen Malen 6 bis 8, in den mittlern 8 bis 10, in den westlichen noch mehr als 10 Grad. In Münster, wo den 5. Januar das Thermometer bis 11 Grad \tieg und der 6. Januar eine Tageëwärme von 8,1 Grad hatte, entlud si am Nachmittag des 7. Januar ein Gewitter, während wiederholt bei sehr stürmishem Wetter mit Graupeln verbundene Regenschauer fielen, Auch an den westlich der Elbe gelegenen Gebirgsstationen Clausthal und Großbreitenbach sank bis zum 11. Januar das Thermo- meter nur cinmal bis —2 Grad, etwas tiefer an den Stationen des Riesengebirges, ganz besonders auf der Schneekoppe. Hier ging ent- gegen dem allgemeinen Gange der Temperatur die Wärme bereits vom 1, bis 3, Januar herab. In Eichberg hatte der 1. Januar cine mittlere Temperatur von —4,2 Grad, auf der Koppe 2,8 Grad, da- gegen der 3. Januar in Eichberg 6,8 Grad, auf der Koppe —3,2 Grad, und im Minimum sank daselbst am 10., 11. und 12. Januar die Wärme unter —10 Grad, während in Eichberg an diesen drei Tagen das Thermometer nur bis 0,8 Grad, —2,6 Grad und —1,0 Grad fiel. Den 11. Januar bereitete sich ein Umschlag in der Witte- rung vor; vom Mittag dieses Tages an begann das Barometer konti- nuirlih zu steigen, in den nächsten 4 Tagen etwa um 20 mm, an den öftliben Stationen noch etwas mehr; es trat auf kurze Zeit der Polarstrom auf, und der Himmel hbellte sich auf. Das Marimum des Luftdruckes rückte von Osten nach Westen vorwärts. Wie die unten folgende Uebersicht zeigt, stellte sih dasselbe an den nordöst- lihsten Stationen bereits am 15. Januar ein, und zwar in Claußen früh um 6, in Königsberg Nachmittags um 2, in Lauenburg und Bromberg Abends um 10 Uhr. Bei den meisten Stationen fiel das barometris(e Marimum auf den 16. Januar, in Cöln auf den 17, in Münster und Aachen auf den 18. Januar. Von den Stationen, welche bereits eine längere Reihe von Jahren bestehen, wird zum Theil darauf hin- gewiesen, daß ein so hohes borometrisches Maximum, wie das dieses Monates, höchst selten oder noch nit beobahtet worden sei, so in Breslau seit dem Jahre 1825, Auch in Berlin ist seit 1848 ein so hoher Barometerstand noch nicht vorgekommen; da er bei einer Sechöhe von 50 m 781,4 mm betrug, so er- giebt eine Reduktion auf den Meereshorizont 786,0 mm. In der zweiten Hälfte des Januar ließ der Luftdruck ¿zwar wieder nach, erhielt sih aber doch bis etwa zum 29, Januar weit über dem durschnittliden Mittel. Trotz dieses so bedeutenden Luftdruckes blieb fort und fort die äquatoriale Strömung vorherrschend. An den östliden Stationen gab es im Allgemeinen häufigere und reiblicere Niederschläge, als weiter nah Westen hin Besonders arm an Nieder- {lägen waren die \{lesischen, sowie überhaupt die südlicher gelegenen Stationen; in Trier fiel vom 10, Januar bis zu Ende des Monats kein Regen und kein Schnee, und ähnli war es in Darmstadt und echingen. Dagegen notirte man überall fast täglich feucte Luft,

den Moorrauch erwacsenden Schadens und empfahl, über diesen ntrag zur Tagesordnung überzugehen.

der Höhe

Nebel, hohe Himmelsbedeckung, au Reif und Raubfrost. Auf

bei der Schneekoppe hervorzuheben. In den Tagen vom 19 bis 18. Januar, ebenso am 21. und am 23. bis 28. Januar war daselbst völlig wolkenloser Himmel, während in derselden Zeit Eich- berg nur 4 ganz wolkenfreie Tage hatte. Es stieg daher auc, da die Sonnenstrahlen ganz ungehindert wirken konnten, das Thermometer fast täglich über den Gefrierpunkt. Nah der Bemerkung des dorti- gen Beobachters, welcher bereits mehrere Winter auf der Koppe si aufhält, ist daselbst im Januar die Witterung noch nit so \{öôn gewesen; ganze Shwärme von Vögeln haben sich Tage lang dafelbst aufgehalten, und Schnee, welcher zum leßten Mal, und zwar in ge- ringer Menge, den 11. Januar fiel, befand ih zu Ende des Monats daselbst gar niht mehr. Erst in den Ea Monatstagen, wo überall namentlich in den östlihen Provinzen, sih Kälte einstellte, nahm auch in der Hôhe die Wärme rasch ab. Der 27. Januar hatte auf der Koppe eine mittlere Tagestemperatur von 1,4 Grad, der 30. von —4,0 Grad und der 31. von 13,4 Grad.

Mittlerer Barometerstand im Januar 1882 nebst den absoluten Extremen, ausgedrückt in Millimetern.

_Seehöhe B M. Maxim. Minim. in Metern. Tag. Stand. Tag. Stand.

stand. y 114 do ul 1D (68 3 7895 Königsberg 22,6 66.2 10 00 9 0 Lauenburg 29.4 66.4 1D 842 41.9 Bromberg 47 66.2 19 83.3 45,0 Breslau 147,4 59,4 10 739 40.4 Eichberg 348 40.8 16 3,8 M Schneekoppe 1600 633.2 16 646.5 G Görlißz / 752.9 16 TOOT C24 Torgau 63.8 16 (68 41.5 Breitenbach G 16. 2813 695,3 Berlin 67,2 160 814 742,7 Putbus O8 16 (796 42,8 Hamburg 69,0 16 042 39,5 Hannover 67.1 16 806 41.5 slausthal 18.1 16 316 695,4 (Emden d 16809 741.4 Münster ) 18 9A 41,2 Cöln C S 42.7 Aachen 18 64.8 28 Trier 09 I 36.0 Darmstadt 148.4 ] 16 2A 37,4 Hechingen O13 260 6 A 2 O84 Motbtlere Demyeratur im Januar 1882 nebt ven ab. foluten Ertremen, Anzahl der Frost- und Eistage. Mittl. Tem- Marim. Minim. Frost- Cig- peratur. Tag. Stand Tag. Stand. tage. tage, —0.1(—54) 7 7.0 14 —11.0 : 6 S 2 31 62 2.5(—0.8) 11 19 —2.Ó O 15 0 0.8(—3.4) 5 6.3 1.0(—2.0) 9.1 1.0 (—2.2) 6.5 —0.N—2.6) 06 M49 4 j 12:6 —3,7 i ¡a —14,2 0.6(—2.1) 3. ) ¿ 5,6 1.5(—1.0) 5 é —6.,1 —1.0(—2.,8) 18.26 6. 3 1.NMN—0.4) 6 J, 14(—1.0) 3 Hamburg A4 (09) 6 Hannover 20 006 N Clausthal 0.1(—2.2) 16.17 7 Emden O) 60 Münster D) D Cöln Aachen Trier ; i 2 Darmstadt O 98 9 Hechingen —0,(— 1,5) 26 Höhe der Niederschläge, größte Höhe d Millimetern, Anzahl der Tage mit (in Klammer Schneetage) Anzahl trüben Tage. Höhe der Größte Höbe Tage mit Heitere Trübe Niederschläge. Tag Höhe Nieders{l. Tage Tage. 21,8 (27. 10 10 16 O) 91 44.1 (i 9 LOO 7 (5) 19 19.2 8 13 20,2 (2) 16 28.9 (5) 20 12.0 (4) J 10,5 (5) 3,8 (4) (3)

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30. Januar hat man die tägliche Beobachtung des Risikopfs bei Elm, welche man während dieses Monats wegen des gefrorenen Bodens ausgesetzt hatte, wieder be- gonnen. Leider hat dieselbe ergeben, daß der Fels trotz des Frostes im Januar sich wieder um etwa 6 Zoll gesenkt hat und zwar von Anfang dieses Monats an täglich um eine Linie. Dazu kommt aber leider noch, daß die Bewegung wieder mehr die Richtung nimmt wie bei dem Sturze am 11, September v. J., so daß die Befür{tungen für den noch stehenden Dorftheil wieder größer geworden find.

Bern, 12, Februar. Am

London, 17. Februar. (W. T. B.) In der Kohlengrub c Tremden Grange, unweit Hartlepool, hat gestern eine Explo- sion schlagender Wetter stattgefunden, dur welche, wie man befürctet, gegen 100 Arbeiter getödtet wurden.

Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphonie Concerts des Hof-Musikdirektors Bilse steht [als Novität eine Se renade in 4 Theilen (Nr. 3) von Jadasfohn, sowie ferner die Symphonie „Lenore* von Joachim Raff.

Nedacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen

Berlin:

war das Wetter heitere, Vor Allem ift dies

(einschließlich Börsen-Beilage).

Verlaufe der gestrigen (13.) Sißung seßte das Haus der

Erste Beilage

zum Deuischen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M R.

Berlin, Freitag, den 17. Februar

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Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 17. Februar.

Im weiteren Abgeordneten die zweite Berathung des Staat3haus- halts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 fort mik der Dis- fussion des Etats der landwirthschaftlichen Verwaltung (dauernde Ausgaben, Kap. 102, landwirthschaftliße Lehr- anstalten und fonstige wissenschaftlihe und Lehrzwecke). Bei Tit. 1 (landwirthschaftliche Hochschule in Berlin, 80 400 Besoldungen) bedauerte der Abg. Sombart, daß für den Besuch der landwirthschastlihen Anstalten {on das Ein- jährigenzeugniß berehtige. Wünschenswerth sei es, daß wenig- stens die Reflektanten auf Domänenpachtungen die Qualifi- fation für Prima besäßen. Die Geodäsie und Bodenkunde werde noch immer als Nebenfah zum Schaden der Aus- bildung behandelt und auch die Bibliotheken genügten nicht den berechtigten Anforderungen.

Der Staats-Minister Dr. Lucius entgegnete, es könne der landwirthschaftlichen Verwaltung nur erwünscht sein, wenn sie Unterstüßung und Wohlwollen finde für die Entwicelung des Znstituts der landwirthschaftlichen Hochshule. Ex seiner- seits werde gewiß bestrebt sein, die betreffenden Fonds in der Weise erweitert zu sehen, daß cine angemessene Bibliothek be- afft werden könne und es werde das auch allmählich geschehen. Der Vorschlag des Abg. Sombart, für den Besuch der land- wirthschaftlichen Hochschule eine höhere wissenschaftliche Vor- bildung zur Bedingung zu machen, werde er sih nicht ohne Weiteres aneignen. Er glaube, man sei doch zunächst darauf angewiesen, zu sehen, daß der Besuch einige Ausdehnung ge- winne, und er würde glauben, daß es nicht rihtig sei, mit Beschränkungen vorzugehen in einer Zeit, wo man noch nicht wissen könne, wie weit der Zuhörerkreis sih ausdehnen werde. Und den würde man allerdings verengen, wenn man cine höhere Vorbildung verlange, als die gegenwärtige d. h, die Qualifikation für den einjährigen Dienst. Jmmerhin möge es eine BZeitfrage fein, ob in späteren Jahren diese Frage weiter zu erörtern sei. Was die weiter angeregten Wünsche angehe, daß ein besonderer Lehrstuhl für Geodäsie eingerichtet werden möge, so s{webten darüber z. Z. Ver- handlungen. Daß die Kulturtegzniker an dieser Schule einen besonderen Vertreter finden werden, auch darin fei er mit dem Vorredner vollkommen einverstanden.

Das Kapitel wurde darauf genehmigt, de2gleichen Kap. 103 „Dhierarzneischulen- und Veterinärwesen 621 576,70 4“, und Kap. 104 „Förderung der Viehzucht 618 420 4“.

Bei Kap. 105 „Förderung der Fischerei 213 416 4“ klagte der Abg. von Enckevort über die Verarmung der Fischer am Stettiner Haff. Die Schuld treffe allerdings in gewisser Be- ziehung die Fischer selbst, aber auch die Regierung zu Stettin sei an dem Elende nicht shuldlos. Die Haidefahrt, durch welche die Fische in großen Massen ins Haff gekommen wären, sei zugedämmt und dafür die Kaiserfahrt eröffnet. Die Fishe nähmen aber nah wie vor ihren Weg nach der ihnen verschlossenen Haide- fahrt und sammelten sich dann dort an. Anstatt nun die alte Durchfahrt wiedec zu öffnen und den Fischen den Weg ins Haff frei zu machen, habe die Regierung zu Stettin die Küste an der Haidefahrt für 18000 46 jährlih verpachtet. Auch habe die Baggererde, mit der man die Durchfahrt ausgefüllt habe, den Fischen nicht unerheblih geschadet. Eine Aenderung der traurigen Zustände sei im Jnteresse der Fischereibevölke- rung an den Küsten des Haffs dringend wünschenswerth.

Demnächst nahm der Staats-Minister Dr. Lucius, wie folgt, das Wort:

Die von dem Herrn Vorredner berührten Fragen haben bereits die Aufmerksamkeit der Königlichen Staatsregierung auf sich ge- zogen. Jch muß vorausschicken, daß gerade der angeregte Punkt liber die tehnishe Behandlung der Haidefahrt nicht zu meinem Ressort gehört, sondern von der Strombauverwaltung refsortirt und daß die dort stattgebabten Veränderungen erfolgt sind im Interesse der Scbiff- fahrt. Die Abschließung der Haidefahrt auf der Süd- seite hat stattgefunden durÞ die Aufschüttuug der Baggererde und, wie der Herr Vorredner son hervorgehoben hat, würde es einen ganz immensen Kostenaufwand vorausseßzen und auch nur einen zweifelhaften Erfolg çarantiren, wollte man diese Oeffnung wieder herstellen. Gbenso kin ih wenigstens belehrt worden dabin, daß es wahrscheinli mit den Jnteressen der Strombauverwaltung nicht ver- träglich sein würde, die jeßt noh vorhandene Einfahrt zu schließen, und zwar aus der Nücksiht nicht, weil dieses Territorium zur Ab- lagerung der Baggererde dient. Jch würde meinestheils vollkommen bereit sein, mit dem betreffenden Ressortminister in Verhandlung darüber zu treten, aber ih zweifle, daß sih dadur etwas ändern läßt. Das kann ich aber konstatiren, daß wenigstens ein fiskalishes Juter- esse Seitens der Fischereiverwaltung als der Domänenverwaltung in Bezug hierauf gegenüber der dortigen Fischereibevölkerung in den leßten Jahren in keiner Weise geltend gemacht worden ist ; ebenso hat eine Erhöhung der Pachtzinse seit dem Jahre 1875 nicht ftatt- gefunden. Allerdings aber gehen mir feit der Einführung des Fischereigesezes von 1874 aus den verschiedensten Theilen der Mon- archie Klagen zu über die Ausführung dieses Gesetzes. Gs ist das Gese damals diktirt worden von der Rücksicht, der Raubfischerei, die der Herr Vorredner auch bereits als vorhanden anerkannt hat, die wesentlih mit zur Gntvölkerung der Gewässer beigetragen bat, zun be- gegnen. Wir sind jedenfalls auf einem tiefen Niveau in Bezug auf den Fischreichthum vieler Gewässer im Osten angekommen, ih fürcte aber, daß die Maßregeln, die getroffen sind, um den Fisch- bestand zu erhöhen, immer noch cine mehrjährige sorgsame Praxis erfordern che wir einen Erfolg schen können. Das aber, glaube ih, wird“unrichtig sein, wenn man die Maßregeln, die im Interesse der Schonung der jungen Brut gegeben find, also die Vorschriften über die Maschenweite der Fanggeräthe, über die Abgrenzung der Schonreviere und über die Schonzeiten, wenn man an allen diefen punkten jeßt {on wieder geseßlih etwas ändern wollte. Allerdings jat s\i{ch mit Wahrscheinlichkeit ergeben, daß die Verschiedenheit, die in der weiten Auëdehnung der Monarchie in den verschiedenen Fluß- und Stromgebieten berrscht, cine sehr verschiedene Handhabung der Fischereivorschriften gestattet und in diesem Sinne is auch meinerseits den einzelnen Bezirksregierungen jede Möglich- leit gegeben, Dispense eintreten zu lassen in allen den Fällen, wo fie irgend in den örtlichen Verhältnissen begründet sind. Jch kann Ihnen meinerseits die Zusicherung geben, daß auf dem betretenen Wege, soweit wie es mit der Pflege der Fischerei

E C E R E

jenigen, die jedes Soulagements von Seiten des Staats bedürfen und dessen würdig sind. :

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, das sehr dürstige Gehalt und die unzureihenden Dienstaufwands- entshädigungen der Fischmeister entspreche keineswegs der } wichtigen und oft gefährlihen Stellung derselben, um 104 weniger, als sie jezt Staatsbeamte geworden seien. Die Stellung der Fischmeister sei cine äußerst verantwortlihe und lebenégefährliche; sie hätten die Verpachtung vorzunehmen und dabei gleichzeitig gerade die wichtigsten Vorgänge für die Fischerei, so die Laichung, zu überwachen. ZJhr Gehalt stehe zu diesen Verpflichtungen in keinem Verhältniß.

Der Staats-Minister Dr. Lucius erwiderte, cs wäre un- natürlih, wenn ein Nessortchef sich nit für seine Beamten interessiren und jede Anregung, dieselben besser zu stellen, nicht mit Freuden ergreifen würde. Allein es fei die Mögliche keit, für einzelne Beamtenkategorien Erhöhungen eintreten zu lassen, doch dadur außerordentlich s{chwierig, daß ja in aleiher Lage in anderen Ressorts si eine große Anzahl von Beamten befinde. Nun gebe er volllommen zu, daß gerade die Fishmeister einen fehr anstrengenden und mit Gefahren verknüpften Dienst hätten, so daß man für sie vielleiht eine Erhöhung in höherem Maße in Anspru nehmen könnte, als für manche anderen Beamtenkategorien. Er werde also seinerseits die entgegen- kommende Erwägung dieser Angelegenheit ohne Weiteres zu- sagen können. Die Organisation des Dienstes sei noch keine abgeschlossene, daher auch die augenblickliche Lage der Fisch- meister eine provisorishe. Man habe in Erwägung gezogen, die Segelboote durch eine Dampfbarkasse zu beseitigen, wobei die Zahl der jeßt benöthigten Fischmeisier von 8 oder 9 auf 2 oder 3 reduzirt und demgemäß das Gehalt erhöht würde. Der Abg. Schmidt bemerkte, man zeige sich der Revision des Fischereigeseßes abgeneigt, weil die betreffenden Konven- tionen mit den andern Staaten dadurch modifizirt würden. Troy der Konvention mit den Niederlanden vers{chwinde der Lachs durch die dortige irrationelle Betreibung des Fischfangs mehr und mehr aus dem Rhein. Auf dem Haff sei zur Durch- führung und Erleichterung der getroffenen Maßnahmen ein Dampfer durchaus nothwendig. Die Unterstüßung Seitens der Marine sei eine anerkennenswerthe, und der Wunsch, daß die nöthigen Auszgaben für Hebung der Fischerei bewilligt würden, ein allgemeiner. i j

Der Abg. Prinz Handjery bat um Nachsicht gegen die Noth der Fischer seines Kreises, speziell der Krebspächter, die durh die Krebspest so sehr heimgesucht seien, er bitte den Minister, cinen Erlaß in der Pacht der Fischerei eintreten zu lassen, namentlich da, wo ohne eigenes Verschulden eine Schädigung des Pächters eingetreten fei.

Der Rest des Kap. 105 wurde ohne erhebliche Diskussion genehmigt, desgl, Kap. 106 „Landes-Meliorationen, Moor-, Deich-, Ufer- und Dünen-Wesen 789 867,30 4, nachdem der in diesem Jahre zum ersten Male im Etat erscheinende Titel 8b. „Zu Eissprengungen und Deichvertheidigungs- kosten bei Hochwassergefahren 45 000 #“ vom Abg. Frhrn. von Minnigerode aufs Wärmste empfohlen ‘war. Derselbe wies auf die bedrohlihen Verhältnisse an der Weichsel: und Nogatmündung hin. Von den zwei Projekten für die Regulirung der beiden Flüsse habe sich das erste als unaus- führbar erwiesen, wenn nicht die Schiffahrt bei Pillau ge- fährdet werden solle. Hoffentlich werde die Regierung bald in anderer Form der drohenden Gefahr begegnen und zunächst Eisbrecher aufstellen lassen. Ein Deichbruch würde 15—20 Quadrat-Meilen des besten Bodens, auf dem auch die Zucker- fabrikation in exfreulihem Aufschwung begriffen sei, ver- wlisten.

Demnächst nahm der Wort :

Ich kann meinerseits nur die Vorautfsetzung bestätigen, die der Herr Vorredner geäußert hat. Nachdem das große Projekt, das soge- nannte Projekt I. durch das Gutachten der höchsten technischen Bau- behörde als ein undur{chführbares bezeihnet worden ist, find wir aller- dings in der Nothwendigkeit, auf andere Negulirungsprojekte zurü- zugehen. Ich habe es meinerseits für richtig gehalten, diese Frage nicht dilatorisch zu behandeln, sondern, nachdem die böte Behörde gesprochen und sich negativ geäußert hat dieses Gutachten auch sofort zur öffentlihen Kenntniß zu bringen, damit das betheiligte Publikum sich für ein anderes Projekt inter- essiren kann. Augenblicklich liegt die Sache in der Lage, daß nun- mehr das Projekt 11. bei dem zuständigen Ministerium, dem Ministerium für öffentlihe Bauten, einer Prüfung und weiteren Erörterung unterzogen wird. Bis zu welchem Stadium das gediehen ist, bin ih augenblicklih nit in der Lage, zu sagen. Jedenfalls wird es sich noch in einem frühen Stadium befinde

Was der Hr. Abg. von Minnigerode als cine Möglichkeit, ge- wissen Uebelständen abzuhelfen, bezeichnet hat, glaube ih meinerseits nicht als zweckmäßig bezeichnen zu dürfen. Der Versuch, die Verthei- lung der Wassermassen in der Nogat, Überhaupt und besonders zur Zeit des Cisganges, in der Weise zu reguliren, daß man durch Einsetzung von Eisböcktken und Einlegung von Grundschwellen zu regeln, hat sich, \o- viel ih unterrichtet bin, nah den bisherigen technishen Erfahrungen als durchführbar nicht erwiesen. Die etablirten Eisbrecher sind bei jedem Hochwasser weggeshwemmt worden, und so glaube i, daß dieser Versuch nicht erneuert werden wird. Dagegen glaube ih zur Beruhigung für die betheiligte Bevölkerung darauf hinweisen zu dürfen, daß jeyt die Technik in dieser Beziehung in wesentli besserer Lage ist in der Belämpfung des Wassernothstände, welche der Eisvang mit \ich bringt. Einmal haben sich die Eis- \sprengungen bewährt als cin fehr gutes Mittel, was der weiteren Ausbildung fähig ist und zweitens hat sich die Beschaffung von Dampfern, die das Eisbrehen befördern, gleifalls als sehr gute Maßregel bewährt. Nachdem im vergangenen Jahre erst ein Eisbrecher angeschafft und in Thätigkeit gewesen ift, wird jeyt ein zweiter gebaut, der eine ftärkere Maschine, also auch stärkere Gewalt, höhere Leistungsfähigkeit hat, um die Eisstopfung zu verhüten. Ic glaube also, daß wenigstens für das Provisorium, was do vorautsihtlich Jahre hinaus dauern wird, alles das ge- schehen ist von Seiten der Verwaltung, was“ geschehen kann, einmal dur Eissprengung und durch Anschaffung von Dampfern, welche die Eisdecken brechen und in Fluß bringen.

Der Titel wurde bewilligt.

Staats-Minister Dr. Lucius das

| worden

versuchsstation in Bremen 262 358 M“ bedauerte der Abg. Frhr. von Schorleiner-Alst, daß dec &Sétrag für „die Vielheit von staatlihen Aufgaben von Fahr zu Jahr mehr zusammenschmelze und jeßt ganz ungenügend sei. Die Summe von 262 358 A sei viel zu gering. Seien auch nah Jnkrafttreten des Dotationsgeseßes die Meliorationen zum Theil auf die Provinzen übertragen, o verbleibe doch der Jnitiative des Staates noch Arbeit genug, da besonders, wo durch Meliorationen mehrere Provinzen berührt würden. Einen besonderen Antrag stelle er niht, hoffe aber, daß der Titel im nächsten Etat bedeutend verstärkt erscheinen werde.

Darauf ergriff der Staats-Minister Dr. Lucius das Wort: i : s E Meine Herren! Ich muß meinerseits bestätigen, daß ih aller- dings eine Erhöhung dieses Etatstitels für ein sehr dringendes Be- dürfniß halte. Jch glaube, daß kaum ein Gtatstitel vorhanden ist, der produktiver angewendet werden kann, wie gerade der hier vorliegende. Fch habe mir bereits erlaubt, bei einer früheren Verhandlung darauf hinzudeuten, daß im Laufe des a Jahres Ermittelungen angestellt find über den Zustand, in welchem fich die fleinen Flußläufe befinden. Diese Ermitteluugen-- haben ergeben, daß dieser Zustand ein Zustand fast der vollständigen Verwilderung ist, und daß Slußläufe, die nüßlih und produktiv befruhtend genußt werden Eönnten, jetzt häufig nur einen \chädlicchen zerstörenden Einfluß auf die benachbarten Ländereien üben. Ich habe deshalb auch die Absicht, auf Grund dieser Darlegungen, die cine weitere technische Bearbei- tung noch finden müssen, die eine längere Zeit in Anspruch nehmen,

| bei der Aufstellung \chon des nächsten Etats mit einer weitergehenden

Forderung, gerichtet auf eine stärkere Dotirung dieses Titels, hervor- zutreten, und ih werde cs meinerseits dankbar anerkennen, wenn ich

| in diesen Bestrebungen die Unterstüßung der Häuser des Landtages

finden werde. E

Das Kap. 106 wurde darauf bewilligt. .

Bei Kap. 107 „Allgemeine Ausgaben 362 528 M“, Titel 1 „Dispositionsfonds zur Unterstüßung der landwirthschaftlichen Vereine und zur Förderung der Landkultur im Allgemeinen 2c. 225,642 M“ wünschte der Abg. Rickert es klargestellt, ob der Minister Lucius über die landwirthschaftlichen Vereine die gleiche Anshauung habe, die im Mai v. F. kurz vor den Wahlen von der „Nordd. Allg. Ztg.“ aufgestellt worden sei. Die Konservativen seien von der Zeitung aufgefordert, sich der land- wirthschaftihen Vereine als politisher Handhaben zu bedienen, und dementsprehend seien auch von Berlin an die landwirth- schaftlichen Vereine Aufforderungen ergangen, konservative Politik zu treiben. Er glaube, daß der Minister für Land- wirthschaft diesem Gebahren fern stehe. Troßdem müße im Jnteresse des vornehmsten Gewerbes, der Landwirthschaft, vor dem Lande festgestellt werden, daß die landwirthschaftlichen Vereine den neutralen Boden bildeten, auf dem sich alle Parteien vereinen foliten. Es müsse daher auch verboten werden, daß in diesen Vereinen Politik getrieben werde, um so mehr, da sie Subventionen aus Staatsmitteln erhielten.

Demnächst nahm der Staats-Minister Dr. Lucius das Wort: : i 2

Meine Herren! Jch habe keine Veranlassung, einer offenen und klaren Antwort auszuweihen und konstatire, daß ih cs allerdings gegen die Zwecke der landwirthschaftlichen Vereine finden würde, wenn sie zu politischen Agitationen gebraubt würden. Daß in den land- wirthschaftlichen Vereinen, die auch aus Menschen bestehen, gewisse poli- tische Ansichten prädominiren je nah der Verschiedenheit des Kreises und daß bei Gelegenheit landwirthschaftliher Versammlungen auch politische Gegenstände besprochen werden, das wird wohl nach keiner Seite hin beschränkt werden können. Jch kann aber konstatiren, daß ih nicht in cinem einzigen Falle in die Lage gekommen bin, von hier aus irgend cine Einwirkung in der Beziehung zu üben, weil meines Wij- sens von landwirthschaftlichen Vereinen als solchen Auéschreitungen niht zu fkonftatiren find. Jch habe auch gar keine Verknlafjung gehabt gerade gegenüber einer Wahlbewegung wie di legte, die so ungewöhnlich Hoch gegangen ift, den Provokationen verschiedener Seiten gegenüber irgend eine Antwort zu ertheilen. Ic bin mit Aufmerksamkeit der Thätigkeit der landwirthschaftlichen Ber- eine in den verschiedenen Provinzen gefolgt, und ih kann nur wieder- holen, ih kann nit sagen, daß irgendwo eine politische Auss\rei- tung stattgefunden hat. Hätte sie stattgefunden, so würde ich aller- dings darin eine ernste Gefahr für da3 landwirthschaftliche Vercins- wesen erblicken, und ih würde meinerseits dann allerdings den Wunsch betonen müssen, daß dieses Gebiet, wie ja auch eigentlich die ganze Etatsberathung der landwirthschaftliwen Verwaltung es fast regelmäßig zeigt, nah Möglichkeit den politishen Differenzen und Diskussionen entzogen blieb. Wenn wir aber dieses Gebiet als neutrales betrachten, so muß es auch von allen Seiten fo betrachtet werden. ;

"Mit diesem Wunsche und mit dieser Bitte an die landwirth- {aftlichen Vereine und die anwesenden Vertreter glaube ih {licßen zu dürfen.

Der Abg. Hellwig erklärte, daß er es sich von Niemand, auch vom Minister nicht, verbieten lassen würde, in den land- wirthschaftlichen Vereinen von Politik zu reden. Er clbst fet Vorsißender eines solchen Vereins, aber er wolle lieber sein Amt niederlegen, als sich einer solhen Beshränfkung feiner Rechte fügen. s

E Abg. Kantak bemerkte, es würden die polnischen land- wirthschaftlichen Vereine polizeilich bewacht, obwohl in den- selben keine Politik getrieben werde; er halte im Gegentheil die Landwirthschaft für ein neutrales Gebiet. Er hoffe, daß nach der Erklärung des Ministers die polnischen Vereine ebenjo behandelt würden, wie die deutschen. E

Der Abg. Dirichlet erklärte, wenn der Abg. Hellwig sich vom Minister nicht das Ret wolle rauben lassen, in land- wirthschaftlichen Vereinen von Politik zu sprechen, so könne der= selbe leicht mit dem Staatsanwalt in Verbindung kommen. Die bisher freien landwirthschaftlihen Vereine müßten, wenn jie Politik treiben wollten, dur die Polizei überwacht werden, was jedenfalls eine große Schädigung wäre. Die Vereine würden vom Staate unterstüßt, und nähmen also eine ganz

rceptionelle Stellung ein.

d: Der Abg. von Ludwig bemerkte, er habe aus den Worten des Ministers nicht das herausgehört, was der Abg. Hellwig herauëgehört zu haben heine. Der Minisler habe nur gegen politishe Agitation in den landwirthschaftlichen Vereinen ge- sprochen, aber wenn jede politische n E aus den land- roirthschaftlihen Vereinen verbannt werde, so sei dies der

Bei Titel 10: „Zu Vorarbeits- und Verwaltungskosten in

verträglich ist, der Fischereibevölkerung jede Erleichterung gewährt werden wird. o LA A4 sich das ja {hon von selbst aus der Rücksicht, daß die Fischereibevölkerung durhweg zu den ärmsten gehört, zu den-

Meliorations- und Deichbau-Angelegenheiten, zu Subventionen l für Wiesenbautechniker, für Moorwesen sowie für die Moor:

Todesstoß für dieselben, es müsse ihnen doch gestattet sein, zu [ den Fragen der Wirthschastspolitik Stellung zu nehmen.