1882 / 45 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

accise bei Ausfubr von Chokolade, Konfitüren 2c. Brasilien: Pro- visoris{he Ermäßigung des Einfuhrzolles auf Fichtenbarze. Hayti: Gesetz, betreffend Konsulargebühren. Berichte. Deutsches Reich: Bex a. S. Frankfurt a. M. Gleiwiß. Düfseldorf. ielefeld. Mannheim. Magdeburg. -— Leipzig. Nürnberg. Augsburg. München. Braunschweig. Emden. Stettin. Posen. Glogau. Mainz. Cöln. Hannover. Lübeck. Danizig. Görliß. Effen. Met. Karlsruhe. Bremen. Dresden. Gera. Chemniß. Breslau. Hamburg. Kiel. Cassel. Dortmund. Aachen. Straßburg. Frankreich: Weinhandel in Frankreich. Rußland: Arensburg. Japan: Yokohama. Nachtrag. Gesetzgebung: Deutsches Reich: Bekanntmachung, betreffend die Berechnung der Stempelabgabe von autländiswen Werthpapieren und der Wecbfelstempel-Abgabe von den in einer anderen als der Reichswährung ausgedrückten Summen. Frankrei, Oesterreich- Ungarn, Belgien, Spanien, Italien, Portugal, Schweden und Nor- wegen, Großbritannien, Niederlande und Schweiz: Verlängerung der Handelsverträge zwischen Frankreich und den genannten anderen Ländern. Zweiter Theil. Konsulatsberichte: Ostasien. Tschifu: Jahresbericht für 1880, Osfteuropa. Moskau: Bericht über die russische Zuker- industrie. Südeuropa. Barcelona: Handel2- und Verkehrsbewe- gung in Spanien, insbesondere Barcelona, im Jahre 1880. Nizza: Bericht über den Ernte- Ausfall in den Alpen- departements und im Var-Gebiet. Westeuropa. Ostende: Jahresberiht für 1880. Nordeuropa. Stockholm: Wirth- \chaftlide Verhältnisse Schwedens im FJahre 1880. Nordamerika. Meriko: Wirthscbaftliße Bewegung in Meriko. Südamerika. Rio Grande do Sul: Jahresberiht für 1880. Buenos Ayres: Die deutsben Exportinteressen in Argentinien. Australien und Polynesien. Sydney: Verschiffungen von Wolle aus Victoria, Neusüdwales, Südaustralien und Queensland im Jahre 1880/81, Wirthschaftlihe Verhältnisse, Handel und Schiffahrt der Kolonie Westaustralien im Jahre 1880. Nr. 7 des Justiz-Ministerial-Blatts hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 15. Februar 1882, betreffend die Errichtung einer Kammer für Handelssachen in der Stadt Bochum und die anderweite Organisation der Kammer für Handelssachen in der Stadt Essen. Allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 14. Februar 1882, betreffend die Bekanntmachung des Herrn Reichs- kanzlers vom 1. Februar 1882 über die Berechnung der Stempel- abgabe von ausländischen Werthpapieren und der Wechselstempel- abgabe von den in einer anderen als der Reichswährung ausgedrückten Summen. Allgemeine Verfügung vom 14, Februar 1882, betreffend Bescheinigungen über belgisches Recht. N e Att Des Netch2-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 12 Februar 1882; Nach- sendung von Postanweisungen im Verkehr zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Vom 11. Februar 1882: Behandlung der Postanweisungen nach Australien. Vom 14. Februar 1882: See- postverbindung mit Norwegen auf der Linie Hamburg-Drontheim. Vom 10. Februar 1882: Lieferung von Lederausschnitten zu dem Schuhwerk der Unterbeamten.

Nr. 3 des Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt des Reichs-Postamts, herausgegeben im Austrage des Reichs-Postamts, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Auf- säße: Die Beziehungen der französischen Post- und Telegraphen- verwaltung zu den Sekundärbahnen und Straßenbahnen. Nor- wegens Telegraphenwesen im Jahre 1880. Ueber Gewitter und Blitzableiter. Die Reisen des Kaisers Hadrian. (Mit Karte.) Kleine Mittheilungen: Die italienische Südpolarerpedition. Tunnel unter der Meerenge von Messina. Verkehrsverhältnisse in Siam. Die größte Spannweite eines Telegraphendrahtes. Postpaket- beförderung in Jtalien. Die Whitsand-Bay. Schiffbarkeit des Mississippt und seiner Nebenflüsse. Telegraph in China. Fla- schenpost. Literatur des Verkehrswesens: Dr. K. E. Zetzsche, Hand- buch der elektrishen Telegraphie. Vierter Band: Die elektrischen Telegraphen für besondere Zwecke, T. Bearbeitet von L. Kohlfürst und K, E. Zetsche. Mit 668 in den Tert gedruckten Holzschnitten und 10 fstatistisGen Tabellen. Berlin, 1881, Verlag von Julius Springer. 864 Drukseiten. 8. Zeitschriftenüberschau.

Nr. 4 des Central-Blatts der Abgaben-Geseßgebung und Verwaltung in den Königlich Preußis{en Staaten hat folgenden Inhalt; Anzeige der in der Geseßsammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allge- meine Verwaltungsgegenstände: Zahlung des Bureaukostenaversums an die Bezirké-Obercontroleure. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Tarifirung von Wollengarn. Erkenntniß. Ueber die Verpflichtung zur Nachzahlung defraudirter Maischsteuer i} im gericht- lichen Strafverfahren nit zu entscheiden. Art der Festsetzung der Maiscbsteuer-Kontraventions\trafe gegen mehrere Mitschuldige. Ausführung des Gesetzes wegen Erhebung der Reichsstempelabgaben. Verfahren bei Ermittelung des Nettogewichts \teuerpflichtigen Salzes in Säcken. Perfonalnachrichten.

Nr. 7 des Centralblatt der Bauverwaltung, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung. Personalnachrihten. Nichtamtliches: Ueber Anlagen zur Schiffshebung mittelst \senkrecht bewegter Schleusenkammern. (Schluß aus Nr. 4.) Das neue Kriminalgeriht in Berlin-Moabit. Zweiscbiffige Kirchen an der mittleren Mosel, Zur Baugescbichte Pompejis. Vermischtes : Die Konkurrenz für den Entwurf zu einem Reich stagsgebäude. Ausgaben für die Regulirung der preußis{hen Ströme. Selbst- entzündung von Kohlen in Seeschiffen. Eine Konkurrenz für Ent- würfe zu cinem monumentalen Laufbrunnen in Cöln, Kunftgcwerb- liche Konkurrenzen. Rechtsprehung und Gesetzgebung.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundhetits- amts sind in der 6. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jabreëdur{chschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,3, in Breslau 31,5, in Königsberg 39,7, in Cöln 31,9, in Frankfurt a. M. 20,4, in Hannover 24,6, in Cassel 25,7, in Magdeburg 32,2, in Stettin 23,8, in Altona 19,9, in Straßburg 26,3, in Meß 17,9, in München 37,5, in Nürnberg 24,6, in Augsburg 38,0, in Dres- den 25,7, in Leipzig 27,3, in Stuttgart 26,0, in Braunschweig 27,7, in Karlsruhe 27,9, in Hamburg 30,2, in Wien 29,8, in Budapest 40,5, in Prag 32,9, in Triest 39,9, in Krakau 28,3, in Basel 220, in Brüssel 25,2, in Amsterdam 25,2, in Paris 31,7, in Kopen- hagen 27,2, in StockÆholm 22,3, in Christiania 20,8, in St. Peters- burg 37,6, in Warschau 34,4, in Odessa 31,6, in Rom —, in Turin —, in Bukarest 30,2, in Madrid 44,1, in London —, in Glas- gow —, in Liverpool —, in Dublin —, in Edinburg 18,8, in Alexandria (Egypten) 30,2. Ferner aus früheren Wochen: in New-York 32,7, in Philadelphia 246, in Chicago —, in St. Louis 22,4, in Cincinnati 16,6, in San Franzisko 28,4, in Kalkutta —, in Bombay 30,1, in Madras —.

Beim Beginn und bis um die Mitte der Berichtêwoche herrs{h- ten an den oft-, mittel- und westdeutschen Beobachtungsorten west- liche und nordwestlibe Luftströmungen, die in Cöln und Heiligenstadt mit südwestlichen wechselten, während in Bremen südwestlibe, an den üddeutscben Stationen {wache östliche bis nordöstlihe Windrichtun- gen vorwiegend waren, Am 8, ging der Wind an den oft- und mitteldeutswen Stationen bis nach Nord, in Cöln nah Südost und in den leßten Tagen der Woche an den meisten Stationen nah Süd und Südost, in Mittel- und Norddeutschland bis nah Südwest. Die „Yemperatur der Luft war eine mäßig kalte. In Konitz und Berlin lag die Temperatur über, an den übriaen Stationen, nament- li an den süddeutschen, wo meist strenges Frostwetter herrschte (in Karlsruhe —7,8 Grad C,, in München —12,4 Grad C.) unter der

Klara Reichner. Die Anforderungen der Schule an unsere

ftieg in den ersten Tagen der Wocbe noch mehr, zeigte jedo in den Eli agen der Woche eine Abnahme. Niederscbläge fielen nur

pärlih.

Die Sterblichkeit hat in der Berichtswohe in den meisten

Großstädten Guropas, und zwar nicht unerbeblih, zugenommen. Für die deutschen Städte stieg die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl auf 28,6 (pro Mille und Jahr berechnet) von 26,2 der Vorwocbe, und zeigen besonders die Städte in der Oder- und Warthegegend, im fächsish-märkischen Tieflande und in der niederrheinischen Niederung eine bedeutende Steigerung der Sterblichkeit. Die Theilnahme des Säuglingsalters sowohl wie die der höheren Altersklassen war eine vermehrte. Von 10000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 86 Kinder unter 1 Jahr gegen 83 der Vorwoche (in Berlin 77 gegen 68).

Unter den Tode8ursacben traten die Infektionskrankheiten im all- gemeinen stärker hervor. Masern haben wohl in den deutschen Städten vielfachß abgenommen, wie in Berlin, Stuttgart, München, Hamburg,

Cöln, auch in Christiania ist ein stetiges Nachlassen ersichtlich, dagegen gewannen Masern in Wien, Budapest, Triest, Paris und besonders in Kopenhagen größere Ausdehnung. Auch das Scharlachfieber wurde in Kiel, Erfurt, Hamburg, Berlin, Crefeld, Dortmund, Wien seltener Todesveranlassung. Dagegen mehrte sich die Zahl der Opfer in Stettin, Lübeck, Dresden, Cöln, Elberfeld, Wiesbaden, Offenbach, Kreuznach fowie in Warschau. Eine bedeutende Zunahme der Sterbefälle zeigt aber die Diphtherie in den meisten größeren deutschen sowie außerdeutschen Städten. Sehr zahlreich und zum Theil gegen die Vorwoche gesteigert war die Zahl der Todesfälle in Berlin, München, Augsburg, Hamburg, Hannover, Dresden, Chemniy, Königsberg, Elbing, Cöslin und in den größeren Städten des Niederrheins (Barmen, Düsseldorf, Elberfeld, Essen), \owie in Straßburg. Auch in Budapest, Prag, Triest, Amsterdam mehrten, in Danzig, Stuttgart, Wien, Paris, St. Petersburg, Warschau ver- minderten sich die Zahl der Todesfälle. Typhöse Fieber zeigten sich in Königsberg häufiger. Todesfälle an Flecktyphus kamen aus St. Petersburg 18, aus Wien, Krakau, Valencia je 2, aus Warschau, Malaga, Granada, Thorn, Graudenz, Bromberg je 1 zur Meldung. Der Keuchhusten wurde in Königsberg, Rostock, Hamburg, Wesel, Offenbach mehrfach Todesveranlassung. Auch führten entzündliche Grkrankungen der Athmungsorgane viel Todesfälle herbei. Die Zahl der Sterbefälle an Pocken hat in Wien, Prag, Paris, St. Peters- burg ab-, in Saragossa, Budapest, Warschau zugenommen. Einzelne Pockentodesfälle wurden aus Granada und Brüssel gemeldet. Aus deutschen Städten kamen 7 Todesfälle an Pocken zur Anzeige und zwar je 1 aus Dresden, Hof, Aachen, Essen, Coblenz, Berlin und Darmstadt.

___— Die Augsburger „Allg. Ztg." theilt/aus einer Uebersicht über die „Arbeitsthätigkeit in den Strafanstalten und Ar- beitsbhäusern des Königreihs Bayern nah dem Stande vom 31. Dezember 1881“, welche das bayerische Justiz-Ministerium veröffentlicht hat, folgende Zahlen mit: Die Gesammtzahl der männlichen Gefangenen betrug 6674, hiervon 306 unbeschäftigt, da- gegen beschäftigt: 1) für den eigenen Bedarf der Anstalten 889, 2) mit landwirthschaftlichen Arbeiten, mit gewöhnlichen Taglöhner- arbeiten, sodann mit Arbeiten auf Rechnung des Staates 2386, 3) für die Anstaltsbeamten und Bediensteten 69, 4) für Rechnung von Gewerbetreibenden 2355 (von diesen mit Schneiderei 456, Schuhmacherei 424, Filzs{wuhmachen 162, Webcrei 161, Gold!eistenfabrikation 276, Brillengestell-Fabrikation 330, Kartonnage- und Buchbinderarbeiten 199 u. st. w:); 5) für Rechnung der Anstalten zum Verkaufe an Geschäftsleute waren beschäftigt 436 (hiervon mit Wollweberei 248, Leinweberei 76 u. st. w.) und 6) für Rechnung der Anstalten zum Verkaufe überhaupt, dann für Rehnung von Privaten waren 233 beschäftigt. Die Gesammtzahl der weiblihen Gefangenen betrug 1194, hiervon 80 unbeschäftigt. Dagegen wurden beschäftigt: 1) für den eigenen Bedarf der Anstalten 138; 2) mit Arbeiten auf Rech- nung des Staates 158; 3) für die Anstaltsbeamten und Bediensteten 6; 4) für Rehyung von Gewerbetreibenden 656 (und zwar mit Filzschuhmachen 720, mit weiblihen Arbeiten 584), dann 5) für Rechnung von Privaten 156 (und zwar mit Spinnen und Feder- leißen 26, dann mit weiblichen Handarbeiten 130).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Einen beachtenswerthen Beitrag zur Namenkunde gab der Gymnasiallehrer P. Kühnel in einer Programm - Abhandlung des Gymnasiums zu Neubrandenburg vom Jahre 1881 über „Die \lavi- {en Ortsnamen in Mecklenburg-Streliß,* T. Theil, die Ortsnamen im Lande Stargard enthaltend. Es war diese Arbeit cin Auszug aus einer größeren, ganz Mecklenburg umfassenden Abhandlung des Ver- fassers, welche bald nah der Veröffentlihung im 46. Bande der „Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter- thumskunde" erschien. Jeßt ist diese umfassende Abhandlung zugleich mit Nachträgen und Berichtigungen in einem Separatabdruck aus- gegeben worden unter dem Titel: „Die slavishen Ortsnamen in Mecklenburg, von P. Kühnel, Gymnasiallehrer Zu Neu- brandenburg. (Neubrandenburg. InKommission bei C. Brünslow. 1882.) Sind in Kühnel's Arbeit auch manche als slavisch angenommene Ortsnamen deutschen Ursprungs, harren mancbe der etymologisch ge- deuteten Ortsnamen noch einer sicherern Erklärung, fo ist doch diese Sammlung und Zusammenstellung der Namen sowie der Versuch ihrer Deutung sehr dankenswerth, und darum erscheint die Separat- au8gabe der gedachten Schrift willkommen, weil die genannten Jahr- bücher niht im Buchhandel vertrieben werden.

In Carl Heymanns Verlag hierselb erschien soeben : Das Gesetz über die Enteignung von Grundeigen- thum, vom 11. Juni 1874, für den praktischen Gebrauch erläutert von F. Seydel, Regierungs - Assessor und Hülfs- arbeiter im Ministerium der öffentlihen Arbeiten (Preis 4 4) Die vorliegende Bearbeitung des Gesetzes über die Ent- eignung von Grundeigenthum soll in erster Linie dem praktischen Ge- brau dienen. Sie will den Behörden, Bauunternehmern, Gesell- schaften wie sonstigen Interessenten ein Handbuch bieten, welches das Verständniß des Gesetzes erleichtern und dazu beitragen soll, daß die vielfach laut gewordenen Klagen über Verzögerung des Enteignungs- verfahrens dur unnütze Beschwerden u. dergl. in der Folge vermin- dert werden. Dabei verdient Hervorhebung, daß in dieser Publikation namentlich die öffentlih-rechtlihe Seite des Gesetzes behandelt wird, und zwar in so eingehender Weise, wie es bisher kaum von anderer Seite geschehen scin dürfte, und daß besonders die bisher noch nickcht veröffentlihten in der Ministerial-Instanz ergangenen Entscheidungen berücksichtigt worden sind.

Die letzten Nummern der neuen illustrirten Zeitschrift „Deutsches Familienblatt* zeugen dur ihren reichen und ge- wählten Jnhalt wieder in beredter Weise für die Gediegenheit dieses Blattes, das seinem Titel alle Ehre macht und als literarischer Gast in jeder Familie willkommen fein dürfte. Außer den genannten Vor- ¡ügen und dem billigen Preise von 1,60 M vierteljährlich (oder in Hesten zu 50 3) besißt das „Deutsche Familienblatt* auch die Eigenschaft, daß es den politischen und religiösen Zwistigkeiten des Tages gegenüber eine durchaus objektive Haltung beobachtet. Das zuletzt ausgegebene Heft 1 des neuen Jahrgangs enthält neben einer ganzen Reihe fünstlerisch ausgeführter Holzschnitte folgenden Lesestoff : Natalie. Roman von W. Black. Ein Traum. Novelle von W. Jensen. Jllustrirt von Woldemar Friedri. Aus Großväter Tagen. Erinnerungen von Albert Lindner. Ein Beichtgeheimniß. Historische Skizze von Rudolf Immann., Zum gleichnamigen Bilde. Italienische Dorfprinzessinnen. Von Woldemar Kaden. Mit Jllustration. Reisen und Entdeckungen. V. V1, VII1, Die Diphtheritis, Von einem praktishen Berliner Arzte, Zur Frauenfrage. V1. Die deutschen Frauenarbeits\{ulen. Von E Pecht. V1], Ein deutscbes Lehrerinnenheim, Von Elisabeth Förster. Streiflicbter. VI1, Ein Nothschrei aus Ungarn. VIIl. Mode und Emanzipation. Von

Jugend. I. Von F. A. Petermann. Eisfeste in St. Petersburg.

normalen, Der {on beim Wochenbeginn (hohe Druck der Luft

Polizei. Von E. O. Hopp. Thurmbläsers Neujahrslied.

E. O. Hopp. Zum gleichnamigen Bilde. Winterlied. Von E Stieler. Die Bergfee. Von Adolf Frey. Mit Bild. Sulga- mith. Von Paul Halm. Zum glei{namigen Bilde. Plauderedcke Die Quelle. Von Neid Seidel. Eine berühmte Schönheit. Von Fr. von Hohenhau en. Der echte \{wedis{e Punsh. Von G. O Hilder. Chinesische Dienstboten. Von H. von Kupfer. Aus der ärztlichen Praxis. Donaudampfer „Orient“. Mit Abbildung Unsere Winterflora. Unaufmerksam oder krank ? Orientalische Sage. Leuchtende Farben. Mißheirathen. Der prächtige Kaiserpreis. Mit Abbildung. Französisher Humbug. Der Deutsche in Paris. Sankt Nemo. Amerikanischer Sport. Der Herzogsftuhl in Kärnten. Voltaire. Mit Bildniß. Unsere Künstler. Vom deutschen Parnasse. Originelle Szenen aus dem Volksleben des sechzehnten Jahrhunderts. Von Bl. von W. Feinschmecker und Vielesser. Yankeetricks. Die Soa-Salzpfanne in Südafrika. Mit Abbildung. S{langenmenshen. Hänsen von Mönkgut. Mit Illustration. MRäthsel. Beilage. Kleine Ae, Literatur. Spre{saal. Briefkasten.

nzeigen.

Gewerbe und Handel.

Nach dem Geschäftsberi&ßte ter Deutschen Union-Bq zu Mannheim beziffert sih der Gesammtumsaßtz des Instituts L Jahre 1881 auf 396 325 46 Der erzielte Bruttogewinn von 310 458 M seßt si aus folgenden Posten zusammen: Gewinnübertrag von 1880 3124 M. im Cffektenverkehr 145 990 4, an Wechseln 39 089 M an Coupons und Treffern 752 Æ, an Sorten 830 4, an Konto- korrent-Zinsen 51071 Æ, an Provisionen 68 856 Ml, Miethe für Liegenschaften 743 # Der Reingewinn stellt sih auf 167451 Æ Hiervon empfangen die Aktionäre vorweg 5% des eingezahlten Aktienkapitals mit 120000 A Vom Ueberschusse von 47 451 würden zu verwenden sein: a) zur Dotirung des Reservefonds 10% mit 4745 X, b) die statutenmäßige Tantième des Aussichtêraths 10% mit 4745 4, c) 1} °%/% Superdividende für die Aktionäre mit 36 000 #, d) zum Vortrag auf Gewinn- und Verlust-Conto pro 1882 1960 #4 Die Gesammt-Dividende stellt fich demnach auf 63 2/6 h a,

Nach dem Rechnungsabs{luß für 1881 hat die Badische Bank zu Mannheim, im Diskontoverkehr verdient 678 669 4 (1880 565 511 A), an Lombard 43 894 M (1880 49 255 6). Außer- dem wurden verdient resp. Zinsen eingenommen auf Effekten 4403 4 (1880 1925 4), Zinsen und Provisionen in laufender Rechnung 16855 M (1880 15 338 M) 2c., so daß die gesammten Gewinne zuzüglich 3764 M. (1880 7757 M), aus dem Vorjahre 757038 4 gegen 649 272 f. in_1880 betragen, davon gehen ab Steuern 33 995 4 (1880 35 625 M), Spesen 96 658 M (1880 92240 M), Zinfen für Baardepositen 7988 M. (1880 4672 4). Es bleiben 618 336 6 gegen 495 805 M in 1880, Dagegen sollen 5,9 9/4 Dividende vertheilt werden. Dies erfordert 531 000 4, während für 1880 nur 51/6 9% ausgezahlt wurden. Ende 1881 hatte die Bank nur 15,46 Millionen Mark Noten in Umlauf gegen 17,27 Millionen Mark Ende 1880. An Metall und Reichskassenscheinen waren 5,46 Millionen Mark vor- handen gleich 35,3 9/0 (Ende 1880 40,2 9/6). Das Institut \{uldete Ende 1881 an Kreditoren 0,52 Millionen Mark, an Depositen 0,94 Millionen Mark (1880 0,03 Millionen Mark). Abgesehen von dem erwähnten Kassenbestande besaß das Institut 19,17 Millionen Mark in Weseln, 1,06 Millionen Mark in Lombardausständen, 121 700 Æ. in Effekten, 1,6 Millionen Mark in Debitoren, endlich Bankgrundstücke und Mobilien für 294000 A Das Aktienkapital beträgt 9 Millionen Mark, die Reserve enthält 1421 922 #4 gleich ca. 15,8 % S Miet R A Se

Der Verwaltungsrath der Breslauer Straßenbahn hat beschlossen, für das Jahr 1881 eine Dividende von A zu bls theilen. Die Dividende übersteigt diejenige des Vorjahrs um 2°/,.

Der Verwaltungsrath der Nordhausener Tapeten fabrik hat die Dividende für das verflossene Jahr auf 7 9/6 festgesetzt.

_— Die Dividende der hiesigen Gummiwaarenfabrif vorm. Voigt und Winde ist pro 1881 auf 9 9/6 festgesetzt worden.

Paris, 20. Februar. (W. T. B.) Die Handelskammer von Paris hat den Wunsch zu erkennen gegeben, daß das Gesetz vom Jahre 1857 über die Fabrikmarken in dem Sinne des englischen Gesetes vom Jahre 1872 modifizirt werde, durch welches die Einfuhr und Durchfuhr aller auswärtigen Erzeugnisse verboten wird, welche die Angabe eines englischen Ursprungs tragen. Die Handelskammer von Paris, indem sie die Bezeichnung „Paris“ als industrielles Eigenthum der Handelêstreibènden von Paris be- trachtet, erklärt, daß sie die Jmporteure von Waaren mit dieser Be- zeichnung gerihtlich verfolgen werde, da die Angabe des Wortes . Paris“ nur den Zweck hätte, für die nach Frankreich eingeführten Waaren eine Qualität zu usurpiren, welche, denselben nit zukomme.

Verkehrs-Anstalten.

Plymouth, 20. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist Hier eingetroffen.

Triest, 20. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturno“* ist heute Vormittag mit der ostindisc - binesiscen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen. i

Verlíin , 21. Februar 1882.

Posen, 20. Februar. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Mendelsohn und Genossen wurde heute das Urtheil ge sproben. Dasselbe lautet gegen Mendelsohn wegen Vergehen gegen die ôffentlihe Ordnung und Uebertretung des Vereinsgesetes auf 1 Jabr 8 Monate Gefängniß und 3 Monate Haft, gegen Tru3zkowski auf 2 Jahr 9 Monate Gefängniß und 3 Monate Haft, gegen Ja- niszewsfki wegen obiger Vergehen und wegen Majestätsbeleidigung auf 2 Jahr 3 Monate Gefängniß und 3 Monate Haft, gegen Marie von Jankovsïa wegen Führung falschen Namens und Uebertretung des Bereinsgeseßes auf 3 Monate Haft, wovon 2 Monate dur die Untersfuchungshaft als verbüßt erachtet werden, gegen Bujakiewicz auf 3 Monate Gefängniß und 39 Æ event. noch 6 Tage Gefängniß, gegen Kosubucki auf 1 Monat Gefängniß. Gorys8zewski wurde frei ge!prochen.

Marseille, 21. Februar. (W. T. B) Am verflossenen Sonpabend ist vor dem Hafen von Genua das russische Schiff Helena“, welches mit einer Haferladung von Odessa nah Mar- seille bestimmt war, in Folge eines heftigen Anstoßes unterge- gangen. Die Schiffsmannschaft wurde gerettet bis auf einen Matrosen, welcher ertrank.

Im Viktoria-Theater findet morgen die erste Wiederholung der mit so großem Beifall aufgenommenen „Troubadour “-Vorstellung mit den Damen Pasqua und Turolla statt.

Der morgigen 100. Aufführung der Posse „Kyritz-Pyritz“ im Belle-Alliance-Theater wird ein humoristisher Prolog, von Justinus gedichtet, vorangehen.

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Redacteur: Riedel.

Berlin: eni rp E Seit E. Verlag der Expedition (Ke\\el). Druck: W. Elsner Fünf Beilagen

Winterslizze von Marx Dittrih. Die großen Städte und ibre

(eins{ließlich Börsen-Beilage).

A 4D

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staals-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 21. Februar

1882.

Crans

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 21. Februar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (4.) Sißung des Herrenhauses nahm bei der Generaldiskussion über den Gesetent- wurf, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten nur der Referent Herr Bredt das Wort. Jn der Spezial diskussion wurde zunächst die Berathung des §. 1 bis nach Beschlußfassung über §. 24 ausgeseßt. Dann wurden die 88. 2 bis 19 en bloe nah den Anträgen der Kommission in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Den §. 20 empfahl die Kommission im Absay 1 unverändert in der Fassung der Regierungsvorlage anzunehmen, dagegen dem Absaz 2 folgende veränderte Fassung zu geben : h

„Die Beschreitung des Nechtsweges Acht den Betheiligten offen, doch muß die Entscheidung des Departementschefs der Klage vor- hergehen und letztere sodann bei Verlust des Klagerechts innerhalb sechs8 Monaten, nachdem den Betheiligten die Entscheidung des Departementschef3 bekannt gemacht worden, angebracht werden

Nachdem der Referent Herr Bredt diesen Antrag befür- wortet hatte, wurde derselbe ohne Debatte vom Hause ge- nehmigt. Dem 8. 21 emfahl die Kommission in folgender Fassung der Regierungsvorlage zuzustimmen L

„1) der §8. 10 und 13 des dänischen Pensionsgeseßes vom

24. Februar 1858, :

2) des dritten Theils des kurhessishen Staatsdienstgesches vom

8, März 1831, | 3) der 88. 28 ff. des Staatsdieneredikts für das Fürstenthum

Hohenzollern - Sigmaringen von 20. August 1831 und der

&. 96 ff. der Dienstpragmatik für das Fürstenthum Hohßen-

zollern-Hechingen vom 11. Oktober 1843, / treten für die zum Bezuge des in den §8 7 ff. dieses Gesetzes be- stimmten Wittwen- und Waisengeldes Berechtigten mit der Maß- gabe außer Kraft, daß das tenselben zu bewilligende Wittwen- oder Maisengeld nicht hinter demjenigen Betrage zurückbleiben darf, welcher ihnen nach den vorstchend unter Ziffer 1 bis 3 bezeichneten Vorschriften aus der Staatskasse hätte bewilligt werden müssen.“

Hierzu beantragte Dr. Weigel folgenden Zusaß:

„und daß derjenige Theil des vensionsfähigen Diensteinkom- mens des Wartegeldes odec der Pension, welcher nach den Bestim- mungen dieses Gesetzes dem leßtgedachten Betrage entspricht, bei der im 8. 3 vorgesehenen Prozentberechnung außer Ansahz bleibt.“

Der Antragsteller begründete seinen Antrag unter Hîin- weis auf die Gesetzgebung, welche in den ehemals kurhessischen Landestheilen bestanden. Ohne die von ihm beantragten Bestimmungen würde das Geseß in die bestehenden Zustände Härten einführen und wohlerworbene bei der Annexion übver- nommene Rechte beschränken, die durch seinen Antrag ver- mieden würden, ohne daß dadurch dem Staate bemerkens- werthe Unkosten verursaht würden. i

Der Regierungskommissar Geheime Ober-Finanz-Nath Germar bat um Verwerfung dieses Antrages, der mit der Reichsgeseßgebung in Widerspruch stehe, während Herr Mölling im Fnteresse der s{hleswig: holsteinishen Beamtenwittwen und Waijen um die Annahme des Antrages Weigel bat. Nachdem fich noch der Finanz-Miuister Bitter gegen den Antrag aus- gesprochen hatte, wurde derselbe abgelehnt. L i

Die 88, 22 und 23 wurden ohne Diskussion in der

Fassung der Regierungsvorlage angenommen und dann um 33/, Uhr die Sigung vertagt.

Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (15.) Sißung séßté das Haus dèr Abgeordneten die zweite Berathun des Entwurss des Staatshaushalts- Etats für das Etatsjahr 1882/83 mit der Diskussion des Etats des Bureaus des Staats-Ministeriums Tit. 14 (Dispositionsfonds für allgemeine politische Zwelke 93 000 #) fort. Der Abg. Stöler bemerkte, der Gang -der Debatte habe gezeigt, auf welcher Seite das Unreht zu finden sei. Wenn man sich über die Heftigkeit der Sprache im Wahlkampf beshwere, so sei die Hestigkeir wohl hauptsählih auf der linken Seite gewe}en, während auf der Rechten viel mehr Nuhe und Freudigkeit zu finden gewesen sei. Seine (des Redners) Partei sei auch durchaus loyal dabci verfahren, etwas Gravirendes sei gegen dieselbe von der Linken nicht vorgebraht. Dagegen jeien die Bestrebungen der Linken antimonarchish, antinational und antichristlich. Gewiß ein \{chweres Wort, aber das Wort von der bankerotten Firma von Gottes Gnaden sei antimonarcish, das Wort vom preußishen Großmachtskiyel sei antinational, und was Virchow über die Kirche gesprochen habe, sei antikirchlich und sein Vorwurf wegen der mangelnden erziehlihen Wirkung des Christenthums antichristlih. Er wolle die Fortschrittspartei nicht reichsfeindlih nennen, weil dies eine subjektive Bosheit derselben vorausjeße, aber er stehe nicht an, sie reihsgefährlich zu nennen. Habe nicht der Abg. Virhow in seinem Bericht über die ober- \{lesishen Zustände, avgedruckt im Archiv für Pathologie und Physiologie, die volle unumschränkte Demokratie als Ziel hingestellt und den „gekünstelten Formularismus des fonstitutionellen Staates“ verworfen. Das Merkwürdigste aber sei das positive Heilmittel, welhes der Abg. Virchow damals vorgeschlagen habe, nämlich die Association der besiß- losen Arbeiter mit dem Kapital des Staates, worin derselbe sih als ein stark angeregter Sozialdemokrat entpuppt habe. Heute mache der Abg. Virchow gegen die sozialpolitischen Pläne des Reichskanzlers eine maßlose Opposition. Und was solle man dazu sagen, wenn der Abg. Löwe in einer Volksversamm- lung den Eid des Ministers, ja des Königs, geltend mache für die parlamentarishe Regierung. Wenn es immer von der linken Seite heiße: „Der Reichskanzler müsse fort von seinem Playe“, so heiße doch das, cinen Theil der nationalen Position aufgeben. Die Armee reduziren zu wollen, zeuge anch niht von Patriotismus. Sei dies monarchish? _Wie aber das Ausland die Stellung der Fortschrittspartei auffasse, gehe aus einem Artikel der Pariser „Estafette“ hervor, welches den Sieg der Liberalen und Fortschrittler er hoffe, damit Deutsch- land zu Grunde gerichtet werde. Die Linke habe wohl Ver- anlassung darüber nahzudenken, ob ihre Haltung patritis{ genug sei. Wie habe man nicht die sozialpolitishen Bestre- bungen des Reichskanzlers in den Staub gezogen. Solche

elende Phrasen, wie der Abg. Virchow, der da auf Tivoli ge- fagt habe, wenn alle sozialpolitishen Projekte ausgeführt wür- den, so müßten die Bürger zum Efsen wie zur Arbeit kom- mandirt werden, habe in Berlin kein Sozialdemokrat gemacht. Das heiße große Dinge wie ein Kind“ behandeln. Die Fortschrittspartei sei auch antihristlih. Wenn man die Lolive Kirhe in einzelne Gemeinden auflöse, so würde man die Kirche gerade so s{wächen, wie wenn man den Staat in einzelne Gemeinden zerlegen würde. Der Abg. Richter habe die Pastoren der Erbsc6leicherei angeklagt, dafür aber den Beweis nicht erbracht. (Abg. Nichter: Die Stelle vorlesen!) Derselbe habe Hövel einen mit Gesangbuchversen vollgepfropften Musterknaben der preußischen Regulative ge- nannt, obglei doch Höôdel im vorgerüdten Alter aus Sachsen nach Preußen gekommen sei. Wenn die Prediger das predig- ten, was sie glaubten, so nenne die Fortsczrittspartei das Heuhelei, und wenn die Fortschrittepartei die Prediger \hmähe, so sei das Heldenthum. Das fei nicht crist- li, Die jeßigen Gegensäße seien nicht mehr König- thum und Parlamentarismus, sondern König'hum und Um- turz. Die Linke follte dec Regierung danken, wenn dieselbe wider ihren Willen diese Partei vor diesen Dingen bewahren wollte. Er bitte die Linke, einzuhalten in der Zügellosigkeit ihrer Agitation. Er biete der Linken nicht die Hand zum Frieden, aber zu einer besseren Art des Kampfes. Er sei bereit, von jeder Bitterkeit und Schärfe, von jeder Beleidigung im öffentichen Leben zurüctzutreten, wenn die Linke seine (des Nedners) Partei dazu niht mit den Haaren herbeizöge, er gebe den Liberalen das ehrlihe Wort als konservativer Geistlicher und als Patriot, in die dargebotene Hand einzuschlagen, dann würden sich beide Parteien auf diesem Gebiete verständigen.

Der Vize-Präsident Frhr. von Heereman bemerïte, der Redner habe von elenden Phrasen gesprohen. Er seße vor- aus, daß die Aeußerung nicht gegen ein bestimmtes Mitglied des Hauses gerichtet gewesen sei, er hätte sie sonst als dur: aus ungehörig bezeihnen müssen. ] |

Der Abg. Stöcker erklärte diesen Ausdru nicht zurück- nehmen zu können, worauf der Vize-Präsident denfelben für parlamentarish ungehörig rügte. j j

Der Abg. Rickert erklärte, es sei wohl selten ein Friedens- angebot in der Weise gemacht, wie das eben der Abg. Stöcker gethan habe. Derselbe babe erst eine lange Rede gehalten, sorgfältig gegliedert, die den Zwel gehabt habe zu beweisen: die Fortschrittler seien antimonarcisch, sie seien antinational, sie seien antireligiós oder antichrisilih, und nachdem der Abg. Stöcker sih bemüht have, in langer Rede der Fortschrittspartei Alles das abzusprechen, was man als die Grundlage einer menschenwürdigen Cristenz auf geisilihem und sittlihem Ge- biet bezeichne, nachdem derselbe die Fortschrittler zu Menschen gemacht, die eigentlih gar niht im Vaterlande zu existiren verdienten, biete derselbe die Hand zum Frieden, Das nenne die Rechte vom christlichen Standpunkt aus die Hand bieten zu einer gemeinsamen Arbeit für das Vaterland? Diese Art sei jeden- falls ganz neu. Sei es der Rechten wirklih Ernst mit dieser gemeinsamen Arbeit, wozu \{leudere sie diefe bodenlofen Be- hauptungen gegen eine große Partei? Der Vorredner spreche von der Presse des Auslandes habe derselbe denn kein Gefühl dasür, was das für einen Eindruck im Auslande machen müsse, wenn man hier im Parlament eine Partei, hinter der eine sehr erheblihe Zahl aller Wähler stehe, für antinational, antimonarchisch, antichristlih erkläre? Der Abg. Stöcker sage, die Fortschrittspartei wäre Schuld daran, daß einem großen Theil der Bürger die Freude am Vaterlande benommen sei. Gewiß, verleidet ei Vielen die Freude am Vaterlande, aber darüber, daß eine Partei, an dercn Spiye der Abg. Stöder stehe, die jeßigen Zustände zurückschrauben wolle in das Mittelalter. Der Abg. Stöcker sprehe davon, daß der Fortschritt durch sein Nörgeln dem Volk seine Geseßze verleide; der Abg. Stöcker, der an der Spiye einer Partei stehe, die täglih in ihren Preßorganen und Reden die bestehenden Geseße, die die Unterschrift des Königs trügen, auf das Hestigjte angreife, darunter auch die über die Gleichberehtigung der Juden, gegen welche gerade der Abg. Stöckder Reden gehalten, die gewiß nicht dazu beigetragen hätten, den Frieden im Lande herbeizuführen und die er in der Zeit nach Wieder- erringung der deutschen Einheit nicht für mögli gehalten hätte. Die Mahnung zum Frieden nehme sich im Munde des Abg. Stöcker schr wunderlich aus. Was die von dem Abg. Stöcker so verurtheilte Stellung der Fort]hrittspartei zur Militärfrage betreffe, so habe derselbe sie shärfer beurtheilt, als der Kriegs- Minister. Kenne der Abg. Stöcker nicht die Artikel des „Reichsboten“, der doch seinen (des Abg. Stöcker) An- \schauungen sehr nahe stehe und der wiederholt sehr bestimmt gegen die dauernde Vermehrung der _Militärausgaben Stellung genommen habe? Auch die Fortschrittspartei, mit der er ja in dieser Frage niht übereingestimmt habe, habe doch für fast alle Militärausgaben gestimmt, sie habe jeden- falls niht weniger bewilligt als das Centrum, dessen Freund- schaft der Abg. Stöcker doch wünsche. Der Abg. Stöcker spreche von der Maßlosigkeit der Wahlagitation. Kenne derselbe den vom Wahlverein der Konservativen herausgegebenen, Patrioten““? (Redner verlas eine Stelle über das Wuchergeseß, die Gewerbe- ordnung, die Freizügigkeit, die mit einem Appell an die Arbeiter schließe, die man nach den jeyigen Gesehen aus- nuße und dann wegwerfe, die das Neht hätten zu hungern und zu verhungern.) Dr. Kropatscheck meine, die Linke sei über die Erfolge der Konservativen erregt. Er glaube Aerger und Erregung sei auf ganz anderer Seite. Die Linke könne mit ihren Erfolgen, die weder rechts noch bei der Regierung angenehm berfhrt hätten, ganz zufrieden sein. Das Volk werde sih immer mehr davon überzeugen, daß die Politik der undur{chführbaren Versprechungen und jegt würden davon wieder Millionen auf Millionen gehäust demselben niht zum Heil gereichen könne. Ec könne den Preßfonds nicht bewilligen, weil die offizielle und offiziöse Presse in einer ganz ungehörigen Weise Personen und Parteien angrèife. Der Antrag Thilenius ermögliWe es wenigstens, die Aus-

daß er (Nedner), wie Abg. Windthorst behaupte, die Standes8- unterschiede in die Debatte gebracht. Vom Adel habe er kein Wort gesprochen, auch nicht von FJunkern. Die Ausdrücke: Junker und Pfaffen, an denen der Abg. Stöer solhen Anstoß nehme, jeien übrigens in den leßten Jahren dur ein konservatives Blatt, die „Post“, wieder eingeführt und man schiebe dieses Citat allgemein der Jnspiration eines sehr hervorragenden Führers der frei- konservativen Partei zu, der allerdings über den Abg. Stöker sehr scharf geurtheilt habe. Der Abg. Windthorst wolle den Preßfonds einem Ministerium Rickert niht ohne Weiteres bewilligen. Shon am Sonnabend habe der Abg. von Meyer- Arnswalde, um sich mit einigen heiteren Bemerkungen über den Ernst der Lage und Diskussion hinwegzuhelfen, ihm die Ehre angethan, ihn auf die Kandidatenliste für ein zukünftiges Ministerium zu segen. Er möchte aber die Herren bitten, wenn sie von einem zukünftigen liberalen Ministerium sprächen, welhes auch er mit Bestimmtheit erhoffe, seinen Namen wegzulassen. Sein Ehrgeiz bestehe lediglih darin, ein freier und unabhängiger Mann zu bleiben. Zum Minister des Innern könne, nah dessen Ausführungen im Reichstage über die Stellung der Beamten, kein liberaler Mann Ver- trauen haben. Die reaktionäre Signatur der Verwaltung überhaupt sei es auch, welche ihn zu einer Ablehnung des Dispositionsfonds bestimme. Aus der qu. Rede des Abg. Niehtex in Jserlohn könne man nit herauslesen, daß derselbe den Reichskanzler egoistischer Jnteressenpolitik habe beschuldigen wollen. Jedenfalls hätte der Minister die Erklärung des Abg. Nichter mit Dank acceptiren follen, daß ihm solcher Gedanke fern gelegen habe. Zum Schluß möchte ex den Abg. Stöcker bitten, für sein Frieden3- bedürfniß eine andere Grundlage zu suGen. Auch er würde si sehr freuen, wenn in der Art der Diskussionen hier eine Aenderung eintreten würde und wenn der Wahl- kampf hier nicht fortgesest würde. Führe man do einen anderen Ton in die Debatten des Hauses ein. Fhm werde man s{chwerlih aus seinen Reden nahweisen können, daß er persönlih gehässig sei auG niht aus dem Wahlkampf. Aber eins verlange seine Parkei von der Rechten unbedingt, daß sie nicht die Vaterlandsliebe und das Gewissen der Libe- ralen antaste. Seine Partei gebe Niemandem das Recht, au dem Höchststehenden nicht, daß derselbe sich zum Jnterpreten der Gefühle für den preußishen Monarchen und füc das preußische Vaterland mache. Er sei der Mei- nung, daß derjenige Unsfrieden s&äe und das Land dem Ab- grunde zuführe, den der Abg. Stöcker fürchte, und welcher großen Parteien, die Millionen von Bürgern hinter sih hätten, die Vaterlandsliebe, die Liebe zum Könige und die Pietät sür Religion und die religiöse Ueberzeugung abspreche.

Der Abg. von Wedell (Piesdorf) bemerkte, dem Abg. Nickert danke er zunächst für die Erklärung, daß derselbe nach einem Ministerium nicht strebe. Die Reden des Abg. Stöer würden beständig von Zornausbrüchen der Linken begleitet, weil Niemand so wie der Abg. Stöcker die Schwächen der Linken aufzudecken verstehe. Mit dem Abg. von Bennigsen sei er darin einverstanden, daß mehr Anstand in die Wahlagitation fommen müsse, in dieser Beziehung sei von allen Parteien gesün- digt. Aber die Palme gebühre do auch hier der Fortschritts- partei. Er wünsche lebhaft eine sachliche Erörterung politischer Fragen, die seine Partei auf keinem Gebiet zu scheuen habe. In Bezug auf demagogische Agitation sei der Fortschrittspartei feine gewachsen, keine verstehe es wie dieselbe, Unzufriedenheit im Lande zu s{üren. Darum bezweifle er sehr, daß die Fort- \chrittspartei die Forderung Bennigsens erfüllen werde, sie kenne viel zu gut ihre Ueberlegenheit auf jenem Gebiete. Doch hoffe er, bis das Volk sich übersättigt von dieser Agita- tion abwenden werde, werde seine Partei Schulter an Schulter mit der Königlichen Regierung den Kampf gegen die Liberalen weiter führen. Die Abgg. Rickert wie Richter hätten gesagt, daß die konservative Partei nur Bestand habe, so lange der Neichskanzler zu ihr halte, und gewiß würde seine Partei, wenn sie prinzipielle Opposition machen wollte, zum großen Theil verschwinden, aber um der Gefahr eines solchen Dis- sensus willen werde seine Partei ihre Ueberzeugung nicht opfern, denn sie wisse, daß in Preußen jede Regierung bald zur konservativen Partei zurückehren müsse. Jn diesem Ver- hältniß zur Regieruug liege ein Moment parlamentarischer Schwäche, aber auch die Garantie, daß sie stets einen maß-

ebenden Einfluß auf die Regierung haben werde. Die Fort- chrittspartei kenne die Bedeutung ciner monarchischen Regie- rung sehr wohl, daher ihre glücklicherweise nicht sehr erfolg- reihen Versuche, das Volk in seinen monar(hishen Gefühlen zu beirren. Jn dieser Beziehung habe auch der Königliche Erlaß vom 4. Januar Wandel gebracht, und er habe denselben darum mit Freuden begrüßt. Denn sein Wunsch fei, daß das monarchishe Gefühl ungeshwächt bleibe. Eine kleine Unter- stüßung hierzu werde durch die 93 000 M geboten. Ec möchte seine politishen Freunde darum bitten, für die Forderung zu stimmen. S j

Der Abg. Richter bemerkte, die wirklihen Anhänger des monarchischen Systems brauchten wohl dem Vorredner nicht allzu dankbar zu sein, daß derselbe am Schluß seiner Rede die Annahme der geheimen Fonds in Höhe von 93 000 M zur Stärkung des monarchischen Gefühls in Deutschland und Preußen empfohlen habe. So sei es wirkli niht in Preu- ßen, daß durch die Geheimpolizei die Anhänglichkeit für den Monarchen belebt werden müsse. Der Vorredner habe von den Agitationsmitteln gesprohen. Er habe hier gerade etwas in der Hand. Jm Reichstage seien bekanntlich keine Fonds zum Hopfenbau bewilligt, wenn es also hier in dem ihm vorliegenden Schriftstück - heiße, wenn die Herren von Lüderiy und von Wedell in den Reichstag ge- wählt würden, so würden die Herren sih der Sache annehmen ; 1) Ki das sehr zweiteutig in Bezug darauf, daß hier nicht ge- sagt werden solle, daß die Staatsunterstüßung als Prämie sür diese Wahlen gezahlt werde. Der Wahlkreis habe sich gleich- wohl nicht verlocken lassen. Was man in diesem Kreise im Kleinen gethan habe, das hätten die Herren von der Rechten im Großen gethan in anderen Flugblättern. Wer habe diefen

gaben für die „Provinzial-Corresp.“, die nah ziemlih all- gemeinem Urtheil shädlich wirle, abzusczen. Unrichtig sei es,

gehässigen Waßhlkampf angefangen? Niemand anders als

E Eg L a

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