1882 / 46 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 22 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Die Wahl des Kreisrihters a. D. und Amtsvorstehers Schmidt

¿u Ober-Röblingen für gültig zu erklären. - Auch diesem Antrag wurde vom ‘Hause ohne Debatte Folge gegeben. Es folgte die Wahl eines Mitglieds der Staats\hulden- kommission an Stelle des Abg. von Bockum-Dolffs. Der Abg. Frhr. von Minnigerode beantragte, den Abg. von Bockum-Dolffs durch Acclamation wiederzuwählen. Da sih Widerspruch gegen diesen Vorschlag nicht erhob, war der

Abg. von Bockum-Dolffs wiedergewählt und nahm auch die Wahl dankend an.

Der 5. Gegenstand der Tagesordnung war die Berathung des Antrages der Abgg. Richter und Büchtemann, betreffend die Zuwendung von Jnseraten U. \. w. für Zeitungen Seitens der Eisenbahnbehörden und das Petitionsreht der Beamten der Eisenbahnverwaltung. Der Antrag lautete :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Erwartung auszusprechen,

I. daß die Eisenbahnbehörden bei Zuwendung von Inseraten für Zeitungen oder Beilegung von Fahrplänen in denselben nur die Zweckmäßigkeit der Verbreitung und nit die politische Partei- rihtung der Zeitungen in Betracht zu ziehen, auch nicht den Bahn- hofs-Restaurateuren das Auflegen bestimmter Zeitungen untersagen,

T. daß die Eisenbahnbehörden ihren untergebenen Beamten nit das verfassungsmäßig allen Preußen gewährleistete Petitions- recht verkümmern, insbesondere auch niht die Beamten wegen Ausübung dieses Petitionsrechts bei der Vertheilung von Weih- natsgratifikationen benahtheiligen.

Nach einer eingehenden Begründung des Antrags Seitens des Abg. Büchtemann hob der Staats-Minister Maybach her- vor, daß zu dem Antragé eigentlich eine Veranlassung nicht vorliege. Bezüglich des ersten Theils desselben könne er \ich beziehen auf das, was er im vorigen Monat im Hause geäußert habe. Er habe erklärt, daß es ihm am liebsten sei, wenn in Bahnhofsrestaurationen politische Blätter gar nicht ausgelegt würden. Auch in Bezug auf die Jnserate und Bei- legung von Fahrplänen könne er nur wiederholen, was er damals gesagt. Seine Stellung gegenüber dem zweiten Theil des Antrags habe er am 30. Januar d. J. klar gelegt. Jn der Behandlung der Beamten lasse sih die Eisenbahnverwal- tung durchweg leiten von dem Geiste des Wohlwollens ; von einseitig bureaukratischer, militärischer Strenge könne nit die Rede sein, er bitte darum den Antrag abzulehnen.

Der Abg. Leonhard erklärte, daß nach den befriedigenden Auslassungen des Ministers der öffentlichen Arbeiten für seine Freunde kein Grund zur Annahme des Antrags vorliege, namentlih da rüdsihtlich des Jnseratenwesens der Mi- nister sih durchaus in den Grenzen der von diesen Hause gefaßten Beschlüsse gehalten habe. Der Abg. Bachem spra sich für den Antrag aus, obwohl die hier vorgebrachten Beschwerden gegen die VBedrücCungen, denen seine Partei während des Kulturkampfes ausgeseßt gewesen sei, Kleinigkeiten seien. Den unbedeutendsten Bättern wende man Jn- serate zu, während dieselben den großen katholishen Organen der Rheinproviyz verweigert würden. Wenn er auch dem zweiten Theil des Richterschen Antrages zustimme, so geschehe dies in der Erwartung, daß der Minister mit seiner heut abge- gebenen Erklärung nun auch in der That Ernst machen werde.

Der Abg. von Tepper-Laski hielt den Antrag Richter für einen nach Lage der Sache völlig unmotivirten. Wedex der Staats- Ministerialbeschluß, noch dessen von dert Ministern hier' abgegebene Jnterpretation rechtfertige den Argwohn der Linken. Im Gegentheil könne er viele Beispiele da- für anführen, daß gerade liberale Zeitungen zur Veröffentlihung amtliher Bekanntmachungen ausersehen würden. Man verfahre eben \chon jeßt bei dieser Frage durhweg nah Zweckmäßigkeitsrüksichten. Bei den Bahnhofs- restaurateuren liege selten einmal ein konservatives Blatt aus, meist nur liberale Blätter. Die Herren hätten daher auch hier keinen Grund zu Klagen. Redner empfahl die An- nahme seines Antrags auf Uebergang zur Tagesordnung.

Bei Sthluß des Blattes nahm der Regierungskommissar Ministerial-Direktor Brefeldt das Wort.

Dem Kommunal- Landtage der Kurmark lagen in seiner 7. Plenarversammlung am 20. d. Mts. die Beschlüsse der Vertreter des 2. und 3. Kriegs\chuldensteuer- Verbandes über die Aufbringung ihrer Kontingente in der VIL, TZilgungsperiode vor. Während dem 2. Verbande die Ueberschüsse alljährlih zurückgezahlt worden sind, hat der 3. Verband jfolche angesammelt und ist nunmehr in der günstigen Lage, in der VII, Tilgungsperiode Kriegs\{huldensteuern über- haupt nicht mehr zu erheben und überdies schon die am 1. Juli d. «3. fällige Rate aus dem Bestande abzuführen und am S@lusse der VII. Periode noch über ein nicht unerhebliches Kapital zu verfügen. Auch das Kontingent des 2. Ver- bandes vermindert sich mit Rücksicht darauf, daß ihm in der laufenden Periode mindestens die Hälfte seiner Beiträge zurückgezahlt wurde, auf nahezu den 4. Theil derselben und ist auf 30 000 H jährlich festgeseßt. Beibehalten ist die Ein- theilung der Städte in fünf Klassen und der Stellung der Städte in den einzelnen Klassen mit Ausnahme einiger weni- ger, welbe vermöge der Zunahme ihrer Bevölkerung in eine höhere Klasse verseßt werden mußten. Die Städte des Ver- bandes - werden aufbringen jährlih und pro Kopf: in der 1. Klasse 9, in der 2. Klasse 8, in der 3. Klasse 7, in der 4. Klasse 6 und in der 5. Klasse 5 4. Nach Kenntnißnahme von dem Verwaltungsberihte der Direktion der Kurmär- fischen Hülfskasse für das Jahr 1880 verhand:clte der Landtag über den aus dem Ausschusse zurückgekommenen von Risselmannschen Antrag auf Einführung der Zwangs- versiherung zu Gunsten der Landfeuersozietät der Kurmark und der Niederlausiß. Der Landtag billigte das Verlangen der Sozietät, daß ihr entsprehend der für sie bestehenden Verpflichtung, jedes, auch das \{lechteste, Risiko zu versichern das Necht eingeräumt werde, zu verlangen, daß die Besißer derjenigen Gebäude ihres Bezirks, welhe überhaupt gegen Feuerschaden versichert werden sollen, bei dieser Sozietät Ver- sicherung nehmen, und fand einen Vorgang in dem Geseße vom 31, März 1877, welches einen derartigen bestehenden Zwan für öffentliche Sozietäten aufrecht erhält. Der Landtag beschloß einstimmig ein entsprechendes Ersuchen an den Ober- Präsidenten um Herbeiführung einer Ergänzung des gedachten Ge- seßes, welche diesen Versiherungszwang für alle öffentlichen Feuer- versiherungs-Sozieltäten zuläßt, die davon Gebrauch zu machen wünschen, indem er meint, daß eine solche allgemeine Bestim- mung leichter zu erreichen sei als eine spezielle für das Gebiet der Sozietät allein wirksame. Zugleich traf der Landtag die geeigneten Maßnahmen, um etwa bestehende Ueberversicherun-

In der am 21. Februar stattgehabten Sc{hlußsißung gab der Vorsißzende, Major von Rochow auf Plessow, eine Uebersicht der von dem Landtage in dessen 19tägiger Session erledigten Geschäfte. Demnach sind 62 Vorlagen in 8 Plenar- fibungen und 4 Vorlagen des ritterschaftlihen Konvents in einer Sißung desselben erledigt. Der 1. Ausschuß hatte 32, der 2. Auss{huß 26 und der 3. Aus\{huß 4 Vorlagen Vorzu- bereiten. Der Vorsizende {loß den Landtag mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung mit begeistertem dreimaligem Rufe einstimmte.

Die Bestimmung des Preußishen Allgemeinen Land- rechts §. 371 Th. I, Tit. 21, wona, wenn ein Miether während ‘der kontraktsmäßigen Zeit stirbt, dessen Erben nur noch ein halbes Jahr lang, von dem Ablaufe desjenigen Quartals, in welhem der Tod erfolgt ist, an den Vertrag gebunden sind, findet, nah einem Urtheil des Reichs- gerichts, Iv. Civilsenats, vom 12. Dezember v. 0, Ur dann Anwendung, wenn die Erben ausdrüdcklich dem Ver- miether oder Verpächter erklären, daß sie von dem geseßlichen

Ben des Nücktritts vom Miethsvertrage Gebrauch machen wollen.

Vei der Strafverhandlung gegen einen Mann, welcher wegen Verleitung zu einem falshen Zeugniß angeklagt war, hatte ein Nichterkollegium bei der Abstimmung über die Schuld- frage die Fragen, ob Angeklagter den Zeugen erfolglos zu einer wissentlih falschen Aussage aufgefordert und ob er hierbei gewußt habe, daß Zeugen der Regel nach ihre Aus- sagen in der Hauptverhandlung zu beshwören haben, getrennt beantwortet. Jede dieser beiden Fragen wurde von einer Stimme verneint, und die verneinende Stimme bei der zweiten Frage gehörte einem anderen Mitgliede als bei der ersten Frage an. Auf Grund dieser Abstim- mung wurde der Angeklagte verurtheilt. Auf die Revision des Angeklagten hob das Reichsgericht, Ul, Strafsenat, durch Urtheil vom 14. Dezember v. J., das vorinstanzliche Urtheil auf, indem es begründend ausführte: „Die Theil- fragen betreffen Umstände, welche zusammen festgestellt sein müssen, um Angeklagten der ihm zur Last gelegten That, d. i. des Unternehmens der Verleitung eines Anderen zur Ab- legung eines eidlich zu bekräftigenden falschen Zeugnisses \huldig zu finden. Hat daher jede der Theilfragen je eine andere Stimme gegen sih gehabt; so ist die Schuldfrage von zwei Stimmen verneint worden. Die dessenungeachtet erfolgte Verurtheilung verleßt daher §. 262 Str. P. O. (wonach zu einer_jeden dem Angeklagten nachtheiligen Entscheidung, welche die Schuldfrage betrifft, cine Mehrheit von ?/; der Stimmen erforderlich ist).

Schleswig, 20. Februar. (Kl. Ztg.) Auf der Tagesord- nung der heutigen zweiten Sizung des Provinzial-Land- tages stand als erster Gegenstand die Wahl des Petitionsaus- schusses von 7 Mitgliedern. Der zweite Gegenstand der Tagesord- nung betraf einen Antrag des provinzialständischen Verwaltungs- ausschusses dahingehend: der Provinzial-Landtag wolle fol- gende Abänderungen des Statuts für die Verwaltung der provinzialständishen Brandversicherungs-Anstalt vom 18. März 1876 beschließen: 1) ad §. 22 Alin. 1 anstatt: „das Rech- nungsjahr schließt mit dem 31. Dezember“ zu seßen: „das Rechnungsjahr {ließt mit ; dem 31. Mürz“; 2) ad 34 Alín. L und §. 51 Aliú. 1 anstatt: „Dem Versicherten steht der Austritt nach voraufgegangener dreimonatliher Kün- digung nur zu Ende des Rechnungsjahres“ zu seßen: „Dem Versicherten steht der Austritt nah voraufgegangener drei- monatlicher Kündigung nur zu Ende des Kalenderjahres“.

Der Landes-Direktor von Ahlefeld motivirte den Antrag mit kurzen Worten: Es sei im Jnteresse des versichernden Publikums, zurückzukehren zu der alten landläufigen Bestim- mung, wonach der Austrilt nur zum Schlusse des Kalender- jahres geschehen könne, da die Landes-Brandkasse nur am Schlusse des Kalenderjahres wissen könne, ob die Austritts- bedingungen erfüllt seien, und es daher auch im Jnteresse der Landes-Brandkasse läge, um allen Schäden vorzubeugen, daß die dreimonatliche Kündigungsfrist mit dem 1, Januar abschlösse. Der Abg. Kraus-Altona beantragte einmalige Berathung dieses An- trags, welcher Antrag von der Versammlung angenommen wurde. Die darauf vorgenommene Abstimmung ergab einstimmige Annahme des Antrags des provinzialständischen Aus\chus}ses.

Die nächste Versammlung wurde vom Landtagsmarschall auf Dienstag, den 21. Februar, Vormittags 11 Uhr, anbe- raumt und auf die Tagesordnung gesetzt: 1) Berichtlicher An- trag des provinzialständishen Ausschusses, betreffend die Kosten des Kaiserfestes am 16, September 1881 ; 2) Vorlage des Ober - Präsidenten, betreffend den Entwurf einer Kreis- ordnung für die Provinz Schleswig-Holstein event. Wahl eines Ausschusses ; 3) Vorlage des Ober-Präsidenten, betreffend den Entwurf einer Kreisordnung für die Provinz Schleswig- Holstein event. Wahl eines Ausschusses ; 4) Vorlage des Ober-Präsidentcn, betreffend die Vererbung der ländlichen Be- sißungen event. Wahl cines Ausschusses ; 5) Berichtlicher An- trag des ständishen Verwaltungsauss{husses, betreffend die Feststellung des Finanz-Etats der allgemeinen Verwaltung für das Rechnungsjahr vom 1. April 1882 bis ult. 1883 event. Wahl eines Ausschusses.

Kiel, 21. Februar. (Kl. Ztg.) Die gedeckte Korvette „Vineta“ wurde heute behufs Uecbersührung nah Wilhelms- haven in Dienst gestellt. Die Panzerkorvette „Sachsen“ machte heute eine Fahrt in See zur Erprobung ihrer Maschinen.

Sachsen. Dresden, 21. Februar. (Dr. J) Die Erste Kammer erledigte heute den Etat des Ministeriums des Jnnern durchgängig im Einklange mit den Beschlüssen der jenseitigen Kammer.

Auf der Tagesordnung der Zweiten Kammer stand U. A. die allgemeine Vorberathung des Antrages des Abg. Bebel auf Erlaß eines Gesetzes, welches für die Ausweisungs- befugniß der Polizeibehörden feste Normen festseßte. Nah Be- gründung des Antrags erklärte Staats-Pinister von Nostiß- ea daß er noch heute wie im Jahre 1874 der Mei- nung sei, daß diese Materie zweckmäßig nur durch Reichsgeseß geregelt werde, daß die Regierung aber Be- denken getragen habe, einen darauf bezüglihen Antrag beim Bundesrathe einzubringen, weil dies nur entweder zur Ablehnung des Antrags oder zur Aufhebung des Absatz 1 des 8. 3 des Freizügigkeitsgeseßes hätte führen können, welche lehtere Eventualität er gerade in der jeßigen Zeit ungern sehen möchte, Docy erklärte sich der Minister bereit, den Polizeibehörden erneut einzuschärfen, daß die Ausweisungs- befugniß nur da Plah greifen solle, wo nah der Jndividualität

gen zu reduziren und solchen für die Zukunft vorzubeugen. Hiermit sind die Vorlagen des Landtages erschöpft.

des Vergehens und der Person zu fürchten sei, daß der Auf-

werde als anderêwo. Der Antrag wurde auf Vorschlag des Abg. Ackermann der Geseßgebungsdeputation überwiesen.

Großbritanuien und Jrlaund. London, 21. Februar. (W. T. B.) Der Herzog von Albany und die Prin- zessin Helene von Waldeck sind heute Nachmittag in Windsor eingetroffen. n der heutigen Sißung des Unterhauses wurde der Antrag Labouchere’'s, Bradlaughs Siß für vacant zu er- flären und die Neuwahl eines Deputirten für Northampton anzuordnen, mit 307 gegen 18 Stimmen abgelehnt. Bradlaug schritt hierauf zum Tische, verlas und unterschrieb den Eid, indem er erklärte: er habe den Eid geleistet und werde seinen Siß einnehmen. Der Sprecher forderte Bradlaugh auf, sih hinter die Barre zurückzuziehen. nahm dann jedoch seinen Siß ein. Der Sprecher machte Bradlaugh nochmals darauf aufmerksam, daß er ih zurück- ziehen müsse. Churchill stellte den Antrag, zu erklären, daß ein Siß vakant sei, da Bradlaugh seinen Sig ohne oor- herige Eidesleistung eingenommen habe, und wies gleichzeitig auf die dem Hause dur das Betragen Bradlaughs zugesügte Beleidigung hin. Der Premier Gladstone ist der Ansicht, daß es besser sei, die Diskussion hierüber auf morgen zu ver- tagen. Das Haus erklärte sih {ließlich hiermit einverstanden. Das Mitglied Schreiber richtete die Anfrage an die Re- gierung, ob irgend welhe Verhandlungen zwishen der Re- gierung und dem Fürsten Bismarck über die Erwerbung Helgolands dur Deutschland stattgefunden hätten oder noch stattsänden. Der Unterstaatssekretär Dilke erwiderte : folhe Verhandlungen hätten nit stattgefunden. Jm weiteren Verlaufe der Sißung kündigte Northcote an: er werde am Montag den Antrag Gladstone's, die Tages- ordnung bis zur Erledigung seiner Resolution über die irische Landakte zu vertagen, bekämpfen. Nach einem Telegramm der „Times“ aus Kon stanti- nopel, vom heutigen Tage, ist der Kapitän Selby in Folge der bei dem Angriff dur albanesische Hirten erlittenen schweren Verwundung gestorben.

Frankreich. Paris, 20, Februar. (Fr. Corr.) Das „Z0Urnal officiel“ veröffentliht drei Dekrete, welche Verordnungen des Ministeriums Gambetta wieder aufheben. Das erste hat auf die Zusammenseßung des Ober-Kriegs- raths Bezug, welcher nah einem Dekret vom 26. Novem- ber 1881 aus sechs Mitgliedern bestehen soll, deren Zahl nun- mehr einem Vorschlage des Kriegs-Ministers Billot gemäß auf aht erhöht wird. Das zweite seßt die Zahl der Berwaltungs- räthe der Staatseisenbahnen, welche noh am 24. Januar, zwei Tage vor dem Sturze des Kabinets Gambetta, von neun auf sehszehn erhöht worden war, auf zwölf herab und be- stimmt, daß sie je drei und drei am 1. Juli jedes Jahres erneuert werden sollen. Das dritte endlich betrifft die Dienst- tabelle des Corps der Jngenieure für Straßen- und

Brüdlenbau, welche am 6, Dezember v. F. „als die Freiheit des Bauten-Ministers bei den Beförderungen hemmend“ ab- heute wieder in die alten Rechte

geschafft worden war und eingeseßt wird.

Der Ministerrath hat am Sonnabend beschlossen, in der Angelegenheit des Handelsvertrages mit England nunmehr feste Stellung zu nehmen und über die bisherigen Konzessionen nicht hinauszugehen; diese äußersten Zuge- ständnisse in Betreff von Baumwollen- und Wollenwaaren liegen aber noch so weit von den Forderungen Englands, daß die Kluft kaum zu überbrücken ist. Diese Forderungen Englands betrachtet das sranzösische Kabinet als eine indirekte Ablehnung weiterer Verhandlungen Seitens Englands. Die Hälfte der Minister war für Abschluß eines Vertrages, aber nach einem langen Austausche der Meinungen und nachdem die Stimmung im Parlament in Erwägung gezogen worden, war das ganze Kabinet einig darin, daß man nicht weiter gehen könne. Man sah eine sichere Niederlage in der Kammer und im Senat voraus, wenn man mit weitergehenden Vorlagen käme.

22. Februar. (W. T. T.) Das „Journal officiel“ veröffentliht die Ernennung Tissots zum Botschafter in London und die Ernennung des Marquis de Noailles zum Botschafter in Konstantinopel.

Türkei. Konstantinopel, 21. Februar. (W. T. B.) Der französishe Botschaster Tissot und der englische Bot- \schaster Lord Dufferin theilten heute dem Minister des Auswärtigen, Assim Pascha, mündlich die identischec Ant- wort ihrer Regierungen auf die Verbalnote der Pforte vom 13. Fanuar mit, in welcher die Pforte Auf- Éläwungen über die Absichten Frankreihs und Englands in Egypten verlangte. Jn dieser Antwort heißt es, die direkte Uebermittelung der Note vom 7. Januar an den Khedive sei nichts Ungewöhnliches und entsprehe zahlreihen Präzedenz- fällen. Die enalish-französishe Aktion in Egypten bezwecke nur die Wohlfahrt Egyptens. Wenn die Pforte es wünsche, würden England und Frankreich ihr überdies die Note an den Khedive vom 7. Januar mittheilen. Sodann führt die Antwort wörtlich diejenige Stelle dieser Note an, welche besagt, daß Eng- land und Frankreich die Erhaltung des Khedive auf dem Thron unter den durch Fermans sanktionirten und von Frankrei und England offiziell acceptirten Bedingungen als die einzig mögliche Garantie für eine gute Ordnung und die Wohlfahrt Egyptens jegt und künftig ansähen. Die Antwort ließt, diese Ausdrücke bewiesen vollauf, daß Frankreih und England nie- mals daran gedacht hätten, die souveränen Rechte des Sultans in Egypten zu verkennen. Eine Kopie dieser Antwort wurde Assim Pascha zurückgelassen.

Numänien. Bukarest, 21. Februar. (W. T. B.) «n der heutigen Sißung der Deputirtenkammer befragte Pantagtzi Ghica die Regierung über ihre Ansicht bezüglich der Rede des Generals Hitrovo, welher, nahdem er Oesterreich angegriffen, behauptete, daß Rumänien den Slaven gehöre. Der Minister des Auswärtigen, Statesco, erwiderte, die Regierung könne hierauf nur antworten, daß Rumänien den Rumänen gehöre. (Lebhafter Beifall der Liberalen.)

Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. Februar. (W. T. V.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ re- produzirt das heutige Communiqué des „Regierungs-Anzeigers über die Rede des Generals Skobeleff ohne weiteren Kom- mentar.

22. Februar, Morgens. (W. T. B.) Das „Jour- nal de St. Pétersbourg“ schreibt: Die Rede des Generals Skobeleff ist der Gegenstand zahlreiher Kom-

enthalt Jemandes an dem betreffenden Orte schädlihec sein

mentare gewesen. Die auswärtige Presse vergißt dabei die

vom Kaiser bei seiner Thronbesteigung laut proklamirten

Bradlaugh gehor(te,

rundsäge. Dieselben kündigten eine Politik an, die den S den historishen Freundschaften treu bleiben, \o- wie eine im Wesentlichen friedliche und der ökonomischen, bürgerlichen, sozialen Entwickelung des Landes gewidmete sein würde. Eine solche Erklärung, die direkt vom Souverän und bei einer so feterlihen Gelegenheit ausgegangen ist, ge- stattet keinen Zweifel. Man darf a!so gewiß sein, daß die russishe Politik eine dem in so klarer Weise ausgedrüdckten höhsten Willen absolut entsprechende bleibt und bleiben wird.

22. Februar. (W. T. B.) Nach dem heute veröffent- lihten Bulletin über das Befinden der Großfürstin Maria Paulowna haben sih, nachdem die hohe Patientin 4 Tage hindur {hmerzlos und fieberfrei gewesen war, gestern Morgen wieder Schmerzen eingestellt; die Temperatur stieg auf 38, der Puls auf 96.

Der vor einigeu Tagen zum Verweser des Departements der Apanagen ernannte Graf Peter Grigorowitsch Schuwaloff ist in der vergangenen Nacht in Folge eines Nervenschlags plößlich gestorben.

Afrika. Egypten. Kairo, 13. Februar. Der „Wien. Ha. is A n hier gemeldet : Auf den Protest, welchen beide Generalcontrolore, von Blignières und Colvin, gegen das neue Verfassungsstatut an das egyptische Ministerium richteten, erwiderte der Conseils-Prä- sident Mahmud Samy, daß er denselben für unbegründet ansehe, da das Statut den Generalcontroloren ihre Rechte nicht verkümmere. Wenn das frühere Kabinet sich Uebergriffe der Generalcontrolore habe gefallen lassen, begründe Dies keinerlei Rehtsansprüche. Jhre rechtlih begründeten und dur) das organische Statut fixirten Befugnisse würden den Ge- neralcontroloren auch in Zukunft ungeshmälert belassen wer- den, darüber hinaus aber nichts.

Zeitungsstimmen.

Der „Norddeutschen Allg. Ztg.“ wird aus Hagen, . Februar, geschrieben : | :

R e gel die Blätter, welche. seiner Zeit von der Befolgung der neuen Wirthscbaftspolitik die Verdrängung Deutschlands vom MWeltmarkte, sowie den Ruin der vaterländischen Industrie vorhersagen zu dürfen meinten, jeßt durch die Thatsachen getäufht sehen müssen, dafür mag heute als Beweis eine kleine Anzahl von Säßen aus der „industriellen Rundschau“ der fortschrittlihen „Hagener Zeitung wörtlich mitgetheilt werden. Das genannte Blatt \chreibt : A

„Die günstigen Verhältnisse des rheinisch-westfälishen Gisen- imarktes dauern fort. ., . Die Hochöfen haben noch für mehrere Monate hinreichende Beschäftigung. Die Preise bleiben in steigender Tendenz. Die Walzwerke sind auch vollauf beschäftigt, und befestigen ih die Preise der Walzwerkfabrikate immer mehr und mehr. . 6 Auch die Hausindustrie in Cisenwaaren fängt nah und nah an mens Leben zu zeigen und freier aufzutreten. Auf dem S D G04 fälischen Kohlenmarkt bleibt der Absaß für Industriekohlen, ein rec lebhafter. An 1 Februar 111 n Langendreer „ein aue Walzwerk von Funcke, Corbet u. Cie. in Betrieb gese Z oe De Sou Bere u Bergbau und Gußstahlfabrikation hat in [leßter Zeit wieder le: bedeutende Bestellungen sowohl für Schienen als V A tet erhalten. Namentlich ist an diejen Bestellungen bas E deutendem Maße betheiligt, da das Bochumer Werk Da ee seine Force darin sucht, sich an auswärtigen Submissionen zu be s ligen. Die Drahtindustrie hat einen Aufschwung genommen, 5 A Erwartungen übertrifft. Sowohl den Drahtfabriken in E M auch denjenigen in Hamm an der Lippe wird es fast Uen M a e ihnen zugekommenen Bestellungen ausführen zu können. E sichtigt daher in Schalke eine neue Anlage von der Größe E dort vorhandenen zu bauen, und wird der Bau bei günstiger Witte- rung binnen Kurzem bereits in Angriff genommen A

Der „Gothaischen Ztg.“ schreibt man aus Coburg unter dem

S D: Vi: i A

E M6 erfreulichen Aufschwung die Korbwaarenindustrie in Dber- franken innerhalb der lezten 20 Jahre genommen, ersieht man daraus, daß, während im Jahre 1860 în der Gegend von Lichtenfels und Kronach nur 1400 Arbeiter sich mit der Anfertigung von Körben 2c. beschäftigten, im Jahre 1874 bereits 14 000 der Korbwaarensabri kation oblagen. Der Absay an Korbwaaren erreichte im Jahre 1877 den Werth von 4 Millionen Mark. Der Versandt erstreckt sich auf alle civilisirten Länder, während der größte Theil des Rohmaterials an Weiden bei und in den Industriebezirken selbst wächst.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Etat der Bauverwaltung eins{ließlich der Central- verwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten- für das Jahr vom 1. April 1882/83 weist eine Einnahme nach von 1 233 659 Á. (— 56 848 M4). Ein Weniger zeigt fih hier în den Titeln : „Miethen und Pächte von fiskalischen Grundstücken, Gras-, Baum-, Weiden- und fonstigen Nußungen von fisfalishen Grundstüen c,“ und „Bel- träge zur Unterhaltung der Land- und Wasßerstraßen, Kanäle, Brücken, Wasserleitungen 2c.“ und zwar von 42614 bez. 16 184 Summe der dauernden Ausgaben beziffert si auf 16 569 612 M (— 129646 M). Hiervon nimmt das Kapitel „Ministeriuum" 703690 A in Anspruch (+#+ 32300 1). N dem Mehr befinden sich als neu eingestellt in den Etat 30000 Æ „zur Attachirung von Bautechnikern an einzelne divplomatisbe Vertretungen im Auslande“. Dieser Posten wird în den dem Etat beigegebenen Erläuterungen wie folgt motivirt : i „Um die Staatsbeamten zur Erfüllung ihrer dienstlichen Aufgaben immer mebr zu befähigen und zu fortgeseßten Studien anzuregen, 1k es na- mentlich auch erforderli, sie von allen wichtigen Bauausführungen zu unterrihten und von den Fortschritten und Neuerungen au} dem Gebiete der Technik fortgesetzt in Kenntniß zu halten. Zur Erreichung dieses Zweckes, welchem die beiden im Ministerium, der öffentlichen Arbeiten herausgegebenen bautechnischen Blätter „Zeitschrift für Bau- wesen“ und „Centralblatt der Bauverwaltung“ dienen, bedarf es zu- verlässigerer und vollständigerer Nachrichten, als bisher, ver die, in anderen Staaten ausgeführten und geplanten bejonders wichtigen Bauten und über die dort auf dem Gebiete der Bautechnik gemachten Gr- fahrungen und Erfindungen. Zur Zeit ist es für die Baubeamten und für die Techniker überaus \{wer, wenn nicht ganz unmöglich, über, die im Auslande herrshende Thätigkeit auf bautechnischem G ebiete si dauernd in ausreichendem Maße zu unterrichten. Wenn aud die Zeitschriften manche werthvollen Nachrichten über im NENAET M Ausführung kommende Bauten, wie über den Stand und den Forl- {ritt der Technik verbreiten, so geben dieselben doch kein das ganze Gebiet umfassendes Bild, insbesondere lassen fie einen Ueberblick Eee die Bauthätigkeit der einzelnen Staaten vermi}en, welcher RaLE der in der Ausführung -befindlihen öffentlichen Bauten a, er wesentlichen dabei vorkommenden Details die erwünschte Aus un giebt. Ebensowenig genügen die auf diplomatishem ee PrINe gelangenden Mittheilungen zur Abhülfe des empfundenen range t: es wird \ich vielmehr das Ziel, von den Fortschritten der Bautec L im Auslande und den wichtigeren Bauausführungen, sowie der tec- nischen Einrichtungen auch auf dem Gebiete des ME e as daselbst fortgesetzt und vollständig unterrichtet zu bleiben „und e Erfahrungen und Fortschritte der fremden Länder zu Gunsten des

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| E 4 q E alle Zweige der Staatsverwaltung die Kosten, welhe für die Vor-

| hat si in dem abgelaufenen Jahre wenig verändert.

qualifizirte technishe Kräfte zur Seite gegeben werden. Solche den Gesandtschaften zu attahirende Techniker können auf Grund eigener Anschauungen angeben, auf welhe Mittheilungen es befonders ankommt und über welhe technische Angelegenheiten von den Behörden des Auslandes Auskunft zu erbitten ist, fie können selber Materialien sammeln und von Zeit zu Zeit Bericht erstatten, fie können endli auch anderen ins Ausland amtlich Fkommittirten oder auf eigene Kosten reisenden Fach- genossen das Studium der Bauwerke und Bauanlagen 2c. sehr erheblich erleihtern. Eine solbe Einrichtung würde, ganz abs- gesehen von der dadurch ermöglihten Ausbildung und Vervollkomm- nung der einzelnen den Gesandtschaften zugewiesenen Techniker, von vielseitigem und großem, der allgemeinen Staatsbau- wie der Eisen- bahnbau-Verwaltung zu Gute kommendem und die Kosten reichlich aufwiegendem Nugten sein. Sie wird aber, weil die Leistungen auf dem Gebiete des Bauwesens in den fremden Staaten zu wechseln und eine hervorragende Bedeutung in dem einen oder andern Staate wie auch in den verschiedenen Zweigen des Bauwesens mehr perio- dish als dauernd zu gewinnen pflegen, einen ständigen Charakter nit erhalten dürfen, vielmehr erscheint es zweckmäßig und wünschens- werth, in der Auswahl der Länder, in welhe qualifizirte Bautechniker zu entsenden sein würden, freie Hand zu_be- halten. Um weitere Erfahrungen darüber zu sammeln, ob die beab- fichtigte Einrichtung wirklich die davon gehofften Vortheile bringen wird, liegt es in Absicht, mit der Entsendung zweier Techniker nah Paris und Washington zunächst für 1882/83 den Anfang zu machen“. Das Kapitel „Bauverwaltung“ \{ließt mit einem_ Weniger, von 161 946 M gegen den vorigen Etat ab. Hier finden sich erheblichere Abweichungen von dem vorigen Etat în folgenden Titeln: „zu Dienstaufwands-Entschädigungen, Bureau- und Reisekosten-Ent- \chädigungen 2c." weniger 48000 A Neu erscheint Titel: „zu den Kosten für Arbeitshülfen und zu Vorarbeiten für größere Bauautführungen“ mi: 200000 Æ, zu welhem Posten die Erläuterungen zum Etat motivirend bemerken, daß, ab- weichend von der bisherigen Praxis, beabsichtigt werde, für

bereitung größerer Bauausführungen bis zur erfolgten Bewilligung der Geldmittel erwachsen, fernerhin aus\fchließlich bei der allgemeinen Bauverwaltung verrechnen zu lassen. Der Zitel „zur Unterhaltung der Regierungs- und sonstigen Staatsgebäude 2c. zeigt ein Mehr von von 12 450 M4, dagegen Titel : „zur Unterhaltung der Seehäfen, Seeufer und Leuchtfeuer 2c.“ ein Weniger von 127 425 4, welche auf den folgen- den Titel: „zur Unterhaltung der Binnenhäfen und Binnengewässer 2c.

übertragen find. Auch dieser leßtere Titel hat ein Weniger von 324 867 #, dagegen Titel: „zur Unterhaltung der Kanäle und der dazu gehörigen baulichen Anlagen 2c." ein Mehr von 14 360 A. Neu eingestellt ist hier - Titel: „zu unvorhergesehenen Bauten" mit 100000 6 An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben sind 15 061245 M in Ansatz gebracht, und zwar: 1) zu Bauten zur För- derung der Binnenschiffahrt 3 148 200 4 mit folgenden Hauptposten : zur Kanalisirung der oberen Nepe, weitere Rate, 350 000 4; zum Neubau der Stadtschleuse in Bromberg und zu den in Verbindung mit demselben auszuführenden Anlagen, 1. Rate, 200 000 i. zur Bertiefung und Erweiterung des Hafens zu Ober-Lahnstein und Verbindung desselben mit der Lahn, 1. Rate, 216 000 4; zum Bau des Cms-Jade-Kanals und für die in Verbindung mit diesem pro- jektirten Bauausführungen, 5. Rate, 2 000 000 M; 2) zu Sechäfen und Seeschiffahrtsverbindungen: 1812 300 A Hier finden sich die Posten über 200000 4 für den Hafen von Pillau, weitere Rate, 740 000 4; zum Ausbau der hinterpommerschen Häfen, weitere Rate: 206 000 16; zur Fortseßung der Schußbauten auf den ostfriesischen Insfeln 300 009 M; 3) zum Bau von Straßen, Brücken, Dienstgebäuden mit folgenden Posten von 200 000 #4 und mehr: zum Bau des Re- gierungs- und Ober-Präsidialgebäudes in Danzig, 4. Rate, 200 000 M. und zur Beschaffung eines Dienstgebäudes für die Regierung in Breslau und zur Ergänzung der Bureau-Utensilien 1 580 000 A;

Grport von gewerblichen Erzeugnissen - hat denn aub im Jahre 1881 G denn er bewerthete \sich auf 1 920 155 000 Fres. gegen 1873 764 000 Fres. im Jahre vorher. Der Unterschied, welcer sih seit dem Jahre 1878 zwischen dem Ein- und Ausgang der Waaren geltend gemacht, hatte hinsihtlich des Metallvorraths eine gewisse Beunruhigung hervorgerufen. Diese sucht der Bericht mit dem Hinweis darauf zu zerstreuen, daß die Edelmetallausfuhr die Einfubr im Iahre 1879 um 92 und im Jahre 1880 um 174 Millionen Francs übertroffen habe, das Ergebniß des verflossenen Jahres aber noch günstiger sei, indem im Jahre 1881 der Uebershußder Cinfuhr über die Ausfuhr 10 Millionen Francs Gold und 50 Millionen Francs Silber oder 363 Millionen gegen 393 Millionen betragen habe. Verglichen mit den Vorjahren stellt sich die Aus- und Einfuhr- bewegung Frankreichs im Jahre 1881 wie folgt dar: Es betrug die Einfuhr im Jahre 1877 3 669 845 000 Fres., 1878 4176 218 000 Frcs.,, 1879 4595 235 000 Frcs.,, 1880 5 033 167 000 Fres., 1881 4 946 448 009 Fres.; die Ausfuhr 1877 3 436 304 000 Fres., 1878 3 179 767 000 Fres., 1879 3 231 339 000 Gres., 1880 3 467 889 09I Fres., 1881 3 612 442 000 Fres.; der Uebershuß der Einfuhr dem- nach 1877 233541 000 Frcs., 1878 996 511 000 Fres., 1879 1 363 906 000 Frcs., 1880 1 565 278 000 Sres., 1881 1334005 000 Frcs. Im Einzelnen beziffern sich bei der Ginfuhr: Nahrungsmittel 1881 mit 1750 895 000 Frcs. (1880 2 008 969 600 Fres., also 1881 weniger 258 074 000 Frcs. oder 12,85 9/9); natürliche Produkte und Rohmaterial für die Jnduftrie 1881 mit 2 398 176 000 Fres. (1880 2 310 301 009 Frcs., also 1881 mehr 87 875 000 Fres. oder 3,80/a); Fabrikate 1881 mit 528 621 000 Frcs. (1880 461 157 000 Fres., also 1881 mehr 67464000 Frcs. oder 14,63 9/9); andere Waaren 1881 mit 268 756 000 Frcs. (1880 252 740 000 Fres., also mehr 16 016 000 Frecs. oder 6,93 9/0); Summa der Einfuhr im Jahre 1881 4946 448000 Frcs. (1880 5 033 167 000 Fres., also 1881 weniger 86 719 000 Frcs. oder 1,72 O bei der Ausfuhr : Nahrungsmittel 1881 mit 797 087 000 Frcs. (1880 730 761 000 Fres. ; also 1881 mehr 66 826 000 Frcs. oder 9,08 °/o); Naturprodufkte und Rohmaterial für die Industrie 1881 mit 681 156 000 Fres. (1380 676 605 000 Frcs., also 1881 mehr 4551000 Fres. oder 0,67 °/o); Fabrikate 1881 mit 1920 155 000 Fres. (1880 1 873 764000 Frcs., also. 1881 mehr 46 391 000 Fres. oder 2,470/0); andere Waaren 1881 mit 214044 000 Frcs, (1880 186759 000 Frcs, also 1881 mehr 97 285 000 Fres. oder 14,66 °/0); Summa der Ausfuhr im Jahre 1881 3612442000 Frcs. (1880 3 467 889 000 Fres., also 1881 mehr 144 553 000 Fres. oder 4,17 °/6); Summa der Ein- und Aus- fuhr 1881 8558 890000 Fres. (1880 8 501 056 000 Gres., Q Loo mehr 97 834000 Furcs. oder V0 Die Edelmetalle figuriren in der Einfuhr folgendermaßen : 1877 683 095 000 Fres., 1878 543 581 000 Fres., 1879 332 016 000 Fres.. 1880 295 879 000 Fres8., 1881 363 227 000 Frces.; die Ausfuhr: 1870 141 194 000 Frcs., 1878 189158000 Fres., 1879 424 351000 Fres8., 1880 4704174 000 Fres., 1881 8302 167 000 Fres. ; in den Jahren 1877, 1878 und im verflossenen Jahre wurde sonach die Gdelmetallausfuhr von der Einfuhr überstiegen uin bezw. 541901 000 Fres., 354 423 000 Fres. und 61060 000 Frcs., wogegen in den Jahren 1879 und 1880 die Ausfuhr um bezw. 92 335000 Fres. und 174295 000 Frcs., Üüberwog. Frankfurt a. M, 21, Februar. (W. 2B) Ber Aufsichts- 3ath des Frankfurter Bankvereins beschloß in seiner heutigen Sitzung, nach S un a am Bankgebäude, die Dividende ) 881 auf 7/9 festzusetzen. T A 92. Phar (W. L. B) Dex Verwaltungsrath der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt hat die Dividende auf 9 °/ festgeseßt. N O E 21, Februar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der leßten Woche betrugen 10 933 gegen 7405 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. New-York, 20. Februar. (W. T. B.) Weizenverschif- fungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Ver- einigten Staaten nach England 70000, do.- nah dem Konti-

4) zur Regulirung der Wasserstraßen: 7919 300 M und zwar: zur Regulirung der Weichsel im Regierungsbezirk Marienwerder, der Oder, der Elbe, der Weser von Münden bis Bremen und des Rheines: 5 037 000 M, und zur Regulirung der Spree und Havel, einsließ- lich des Landwehrkanals, der Mosel, des Pregels und der Deime eîin- \chließlich der Erweiterung des großen Friedrich8grabens, der Memel mit den Mündungsarmen Ruß, Atmath und Gileg, der Warthe, der Ems, der Saale und Unstrut 2882 300 .

Gewerbe und Fandel.

Geschäftsberihte des Dortmunder Ban verein 8 pro 1881 entnehmen wir Folgendes: Der Umsaß betrug 44 090 558 M. gegen 23 281 865 #. in 1880, also pro 1881 mehr 20 718 692 M. An der Dividende participiren 649 950 #4 Aktienkapital gegen 300 000 M. im Vorjahre, mithin mehr 349 950 { Der Brutto- gewinn beträgt 76 272 M gegen 36 359 #4 im Vorjahre, also mehr 39 913 4 An Dividende kommen 64 9/9 zur Vertheilung. 4

Das „Journal officiel“ veröffentlicht eine Uebersicht der Ergeb- nisse des Handels3verkehrs Frankreichs mit dem Ausl| ande im Jahre 1881 (nach einem Bericht des vom Finanz-Ministerium berausgegebenen „Bulletin de statistique et de législation S welcher wir Folgendes entnehmen: Die Lage des Ian Ie X Os gleih mit 1880 hat Frankreih vom Auslande für 86 719 000 Fres. Waaren weniger erhalten und für 144 5953 000 Frcs, mehr heimi1ce Erzeugnisse ausgeführt. Aber trotz dieser Verbesserung hat der Ims- vort dennoch den Export um 1334 Millionen Frcs. überstiegen. Darunter beziffert sich der Getreide - Import auf 12 858 580 Meter- Gentner (7150857 Centner weniger als 1880) und 236 056 Centner Mehl oder im Ganzen 17 Millionen Hektoliter. Nucb der Weinkonsum war sehr groß , obglei dic Preise infolge der Verheerungen der Weinberge durch die Phyllorera stark in die Höhe gegangen waren. Die Weinernte des Jahres 1881 wurde auf 34 Mil- lionen Hektoliter ges{bätt, blieb alfo unter Mittel, übertraf aber das vorhergehende Jahr dennoch um 5 Millionen und die des Jahres 1854, in welchem das Oïdium den Winzern großen Schaden bereitete, um das dreifache, wobei indessen freilich nicht verschwiegen werden kann, daß die Fabrikate aus trockenen Rosinen und die dur Galli- siren aus Weinen zweiter und dritter Kelterung gewonnenen P rodukte mit 4 bis 5 Milionen Hektolitern eingerechnet sind. Troß- dem hat jedoch die Weineinfuhr auch in dem abgelaufenen Fahre zugenommen, denn sie betrug 7 838 084 Hektoliter im Werthe von 340 773 000 Frs. gegen 7 220 574 Hektoliter im Jahre 1880. Im Ganzen bewerthete sich dieNahrungsmitteleinfuhr auf 1 750 895 0 0 Fres. Noch bedeutender aber war die der Materialien für die Industrie, welche mit 2 398 176 000 Fres, verzeichnet sind. Der Bericht hebt hervor, daß dies die höcbste überhaupt bisher konstatirte Ziffer sei, und sieht darin den Beweis für die große gewerbliche Thätigkeit des französischen Volks, welche um so bemerkentswerther sei, als die Ein- fuhr fremder gewerblicher Erzeugnisse, welche der inländischen auf dem Markte Konkurrenz zu machen suche, sich von 461 157 000 Fres im Jahre 1880 auf 528 621 000 Frcs. vermehrt hat. Aber nit allein finden die ausländishen Waaren auf dem sranzd- sishen Markte einen größeren Absaß, sondern die gewerblichen Er- zeugnisse des Landes, welche das Hauptelement der Aukfuhr bilden, begegnen, wie der Bericht eingesteht, in den sih im Auslande ent- wickelnden Industrien jet einer wirklihen Konkurrenz. So hat die Seidenfabrikation in den Vereinigten Staaten, obglei ganz neuen Datums , bereits im Jahre 1880 einen Werth von 172 Millionen Francs erreicht, und macen die anderen Gewerbezweige feine gerin, geren Fortschritte. Indessen, wenn auch der Kampf in Bezug auf Gegenstände alltäglihen Bedarfs \s{chwieriger wird, so bewahrt die Industrie des Landes doch ihre Superiorität in Dinsicht auf reichere oder sich durch neue Muster auszeihnende Webstoffe, Konfektion, Modeartikel, künstlide Blumen, Handschuhe, Sue: werk und die Mehrzahl derjenigen Artikel, deren Werl

Dem

eigenen Landes zu verwerthen und dienstbar zu machen, in wirksamer Weise nur dadur erreichen lassen, daß den Gesandtschaften eigene

nent 45000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 60 000, do. do. nach dem Kontinent 19 000 Qrtrs. Verkehrs-Anstalten. Southampton, 21. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Dhio * ist hier eingetroffen.

Berlin , 22. Februar 1882.

Heraldisbe Ausstellung. Die Anmeldungen zu der im April und Mai stattfindenden heraldishen Ausstellung nehmen einen erfreuliben Fortgang und weisen darauf hin, daß neben der Heraldik auch der Kunstfleiß und das Kunstgewerbe, sowie die Verkörperung der geschichtlichen Tradition eine angeme}jene Ber- tretung finden wird. Unter den jüngst bezeihneten Gegenständen, deren Einreichung in die Ausstellung zu erwarten, befinden sib, nach dem „Frdbl.“, zunächst ebenso werthvolle als seltene Beiträge aus dem Befiß Sr. Kaiserlichen und König- lichen Hoheit des Kronprinzen und des Prinzen Albrebt, j. B. eine Hohenzollern-Siegelschaale, das Scbild des Schwanenordens, der Tournieranzug des hochseligen Prinzen Albrecht vom Fest der weißen Rose, ein kostbarer holländischer Theekasten mit getriebener Silber- garnitur und Wappen. Sehr reichhaltig sind auch die vom Bayerischen Nationalmuseum in Aussicht gestellten Gaben, von denen hier nur ein bayerisches Heroldsgewand, aus der zweiten Hälste des 16. Jahr- hunderts stammend, sowie eine Fahne der Georgsritterschast mit den Abzeichen des Goldenen Vließes und des Andreaskreuzes und eine Posaunenfahne aus dem Heere Ludwig XIV. von Frank reich mit den Orden8emblemen geschmückt, hervorgehoben sei, Von äFnteresse ist auch das derselben Quelle entstammende gestiäte Wappen der Nitter Toagenburg, außerdem originelle Wappenbriefe, Seßz- bilde, das Wappen der bekannten Prinzessin Glisabeth Charlotte (Leselotte), Gemahlin des Herzogs Philipp von Vrleans, Bruders Ludwigs XI1V. Das Großherzoglich hessishe Haus- und Staatsacchiv zu Darmstadt sendet kostbare Stammbücber und Pergament urkunden, die Fürstlich livvische Landesbibliothek zu Detmold einen Wappenkoder des 15. Jahrhunderts, enthaltend gegen 1100 schöôn aus gemalte Wappen des niederländischen und französischen Adels. „Die Firma Sy u. Wagner betheiligt sich mit silbernen Scilden, Potalen und Tafelgeräth, die theils heraldiswen Swmuck tragen, theils mit dem Gebiet der Numismatik entnommenen Vrnamenten ver]ehen sind. Aus dem Besitz von Privaten sind noch angekündigt verschiedene Embleme, wie Metzen, Streichmaß, Marschallstab, die bei der Krô- nung der Deutschen Kaiser in Gebrau gewe}en (dem Grafen von Pappenheim angehörend), eia geschnißter Schrank aus Eichenholz, entnommen den Pfählen einer in der Mosel bei Coblenz 1865 auf- gefundenen römischen Pfahlbrüde u. }. w.

Bremen, 21. Februar. (W. T. B.) Die Rettung sstation Curhaven der deutschen Gesellscaft zur Rettung Sciffbrücbiger neldet: Am 21. Februar von der englischen Bark „Northern Queen“, gestrandet auf Bogelsand, 12 Per- sonen gerettet dur das Rettungsboot des 2, Elbleucht)chifes. Sturm aus NW., bober Seegang.

New- York, 19. Februar. InHaverhill, Massachusetts, brach gestern eine große Feuersbrunst aus, dur welébe 102 Scbuhfabriken, über 200 andere Geschäfte, sowie eine Anzabl anderer Gebäude und mehrere Banken eingeäschert wurden. 2500 Arbeiter sind plötzlih brodlos und eine Menge von Familien obdalos ge- worden. Der angerihtete Schaden wird auf 2 Millionen Dollars verans{lagt. Während des Brandes verloren mehrere Menschen ibr Leben, und 35 Personen trugen Verleßungen davon. Die Haupt- industrie von Haverbill ist die Shuhfabrikatioa, und fast sämmtliche Fabriken sind zerstört worden. Die Brandkatastrophe in Chester (Pennsylvanien) bat vier weiteren Personen das Leben gekostet. Die Zahl der Opfer ist demnach auf 13 gestiegen. Drei

ne Sr : n, durd den Geshmack und den Arbeitslohn bestimmt wird. Ver

andere Schwerverletzte liegen im Sterben,