1882 / 47 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Feb 1882 18:00:01 GMT) scan diff

straßen aller Art im Ganzen größer geworden. Eine Verminderung der Wegstrecken erfuhren im Jahre 1880: die mit voller Post besetzten Eisenbahnposten, auf welche 464 % der Eisenbahnvosttouren gegen 485 %% im Vorjahr entfallen, die Personen- und Kariolposten auf Ländstraßen, die Ertraposten und Couriere. Wie sich die Gesammtleistungen der Reihspost im Beförderungs- dienste auf Gegenstände verschiedener Art vertheilen, erhellt aus fol- gender Uebersicht der Zahl von Sendungen in Tausenden von Stück: im Post- aus nach nur R gebiet anderen anderen dur{hge- W_ verblieben Ländern Ländern gangen !IMmmen

Briefe u. Zustellungs- urkunden 45450 48946 37340 575309 Postkarten 7430 7 803 42223 140982 Drucksachen I 10 11081 136528 Waarenproben . . 5 049 2106 1640 2 248 11 043 Postanweisungen . . . 38550 2 135 1 764 54 42 503 Postauftrags-Briefe . 3174 167 207 3548 Postnachnahme-Briefe 3 109 78 125 3311 Zeitungsnummern . . 348 973 18 417

a. Briefsendungen :

außergewöhnliche Zeitungsbeilagen b. Päckerei- und Geldsendungen : Packete ohne Werth- angabe 4 366 237 Packete mit Werth- angabe 679 263 473 2567 Briefe mit Werth- angabe f 624 481 41 6 976 Die durch die Post beförderten Packete ohne Werthangabe wogen zusammen 256 325 t von 1000 kg oder einzeln im Durchschnitt 4227 g, die Packete mit Werthangabe 9458 t oder einzeln 3685 g. Insoweit der Werth angegeben war, bewirkte die Post den Trausport von 14 110,79 Millionen Mark Werth, und zwar durch Briefe mit Werthangabe 94,67 %0, pro Stü 1106 t, Pakete , 2: 2 a8 è Ta L Z E Pa De B i 92,68 Postnachnahme-Sendungen (D z 17,26; Zugenommen hat der Verkehr in der Stückzahl um 5,47 9%, im Packetgewichte um 5,55 % und im Geldwerthe um 7,29%. Dagegen verminderten sich die beförderten Personen auf 2544016 oder um 7,50 %/0. " Von sämmtlichen Briefsendungen innerhalb des Gebietes der deutschen Reichspost waren 4,3 9/9 portofrei; von der Summe der portopflichtigen Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere und Waarenproben waren 1,3 9/9 eingeschrieben ; von den portopflichtigen gewöhnlichen und eingeschriebenen Briefen waren 3,6 9% unfrankirt und übcrschritten 7,2 9/9 das einfache Gewicht. Ee Ot : der Studirenden an den landwirthschaftlicen Akademien während der beiden Semester des Iahres 1881/82. Studi- | Neu | ende ende a ¡ aus den | tretene 0 H A Men Su e Semecstern |dirende |

2721 60 635

Bezeichnung der Akademien.

Landwirthschaftliche Hochschule zu Berlin: |

a. Sommersemester 1881 , B

b. Wintersemester 1881/82 , G60 Landwirthschaftliche Akademie zu

Poppelsdorf : |

a, Sommersemester 1881. a2 2

b. Wintersemester 1881/82 09 Ao 87 Zusam-) a. Sommersemester 1881 0080 (202 men j b. Wintersemester 1881/82 450106 | A | 174

E: im Sommer- im Winter- Davon sind: semester \emester aus der Provinz Ostpreußen 5 11 Studirende Westpreußen G Brandenburg Pommern Posen Schlesien . Sacbsen O Schleswig-Holstein Hannover : Westfalen Hessen-Nafsau Velten den Hohenzollernschen Landen ¿ Pa : 153 Studirende aus den übrigen deutschen Staaten . . 11 zusammen aus Deutschland . .. . 108 164 Gu E Ei 10 10 ¿ julaitnen wee R... 12 174 Studirende. : Anmerkung. Die Vorlesungen der landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin wurden außerdem noch im Sommerseméster 1881 von 88 und im Wintersemester 1881/82 von 121 thcils an der Uni- versität, theils an der technischen Hochschule und Bergakademie immatrikulirten Studirenden frequentirt. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das „Historishe Taschenbuch“, Verlag von F. A. Brock- haus in Leipzig, hat mit dem soeben erscbienenen ersten Jahrgang der 6, Folge einen neuen Abschnitt begonnen. Das „Historische Taschenbuh“, von dem jetzt bereits 50 Jahrgänge vorliegen, wird unter der Leitung von Professor Wilhelm Mauren- brecher in Bonn weiter ersceinen. Von Friedri von Naumer im Jahre 1830 begründet und 40 Iahre lang herausgegeben, dann 10 Jahre lang von Wilbelm Heinri Richl geleitet, hat das Werk stets eine geactete und eigenartige Stellung behauptet; es hat die historische Literatur dur bervor- ragende Essays aus den verscbiedensten Gebieten der Geschichte be- reichert und gefördert, namentlih aber au den nit berufsmäßigen Freunden der Geschihtc Anregung und Belehrung geboten. Infolge dessen ist das „Historishe Taschenbuch“ von der Kritik wie von der deutscben Lesewelt mit lebhafter Anerkennung und reger Theilnahme ausgezeichnet worden.

Das „Historische Tascbenbuß*“ will unter der neuen Redaktion seinen bisherigen Platz in der deutschen Literatur nit nur chrenvoll behaupten, sondern \sih einen noch größern Wirkungskreis erobern. Es wird alljährlich eine Vereinigung ausgewählter und hervorragender histo- rischer Cfsays, nicht bloß kulturgesci{tlicher, wie unter Riehl, darbieten und darin von den Fortschritten, welche Wissenschaft und Kunst der Geschichts{reibung seit einem halben Jahrhundert gemacht haben, Zeugniß ablegen. Die einzelnen Aufsätze follen ihrem Inhalte nah selbständige wissenschaftlibe Bedeutung haben; aber sie sollen sich au dur \{öne und kunstvolle Form der Darstellung auszeicnen; nie werden den ganzen Umkreis des historisden Lebens umfassen, ohne einer einzelnen Richtung der Wissenschaft den Vorrang vor anderen einzuräumen. In der Zusammenstellung der einzelnen Beiträge wird das Ziel verfolgt werden, den Lesern des Taschenbucbs ein Spiegelbild der historishen Wissenschaft, wie sie in unserer Gegenwart sich dar- stellt, vorzuführen.

Der erste Jahrgang der

!

Studirende

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i sebsten Folge enthält außer einem Vorwort des Herausgebers : Die Kassettenbriefe der Königin Maria Stuart, Eine historish- diplomatische Untersuchung von Professor Dr. Harry Breßlau in Berlin. Lord Bolingbroke. Ein Vortrag von Prof. Dr, Carl von Noorten in Leipzia, Zur Geschichte der

von Staatsarchivar Dr. Ludwig Keller in Münster. ‘Ein Inqui- sitionsprozeß aus . dem Jahre 1568. Aus venetianischen Akten von Prof. Karl Benrath in Bonn. Die Paschen Händel. Ein Bei- trag zur Geschichte Herzog Georg's von Sachsen, von Dr. Wilbelm Schomburgk in Leipztg. (7). Der Augsburger Religionsfriede (1555), von Prof. Dr. Moritz Ritter in Bonn. Der russische Hof unter Kaiserin Elisabeth, von Prof. Dr. Ernst Herrmann in Marbura. Ueber die Objefktivität des Historikers, von Prof. Dr. W. Mauren- brecer in Bonn.

Die sechste Folge des „Historishen Taschenbuch“ erscheint in einem gegen das bisherige etwas vergrößerten Format. Der Preis eines Jahrgangs beträgt 8 A geheftet, 9 4 gebunden.

Die bisherigen 50 Jahrgänge des „Historishen Taschenbuchs“ (Ladenpreis 339 M 50 3) find zusammengenommen zu dem ermäßigten Preise von 150 zu beziehen (nach Verständigung mit der Verlags- handlung auch in Ratenzahlungen)z; jede der vier ersten Folgen (je 10 Jahrgänge) zu dem ermäßigten Preise von 30 H, einzelne Jahrgänge zu 4 M3 die fünfte Folge zu 60 X, einzelne Jahrgänge zu 6

Dem ersten Jahrgange der sechsten Folge ist eine Inhaltsangabe der bisherigen 50 Jahrgänge (nebst cinem Sachregister und einem Autorenregister) beigefügt, welche den reichen Inhalt des Werks zeigt und Geschichtsforschern besonders willkommen sein wicdz; sie wird auf Wunsch jeder Bestellung auf einen Jahrgang gratis beigefügt.

Gewerbe und Handel.

Der Aufsichtsrath der Hibernia u. Shamrock Ber g- werktsgesellschaft hat die Bilanz pro 1881 genehmigt und dem Vorstande Decharge ertheilt. Der erzielte Bruttogewinn beziffert sich auf 1 108295 4 Nach Dotirung des Reservefonds, Abzug der statutenmäßigen Abschreibungen und eines Betrages von 55000 für Ertra-Abschreibungen, endlich nah Zuweisung von 3000 4 an die Bergarbeiter-Unterstützungskasse, wurde die Zahlung einer Divi- dende von 4% zum Beschluß erhoben, welche unmittelbar nach der auf den 18, Mârz festgeseßten Gexeralversammlung zur Auszahlung gelangen foll.

Dortmund, 20. Februar. (Eff. Ztg.) Im Eisengeschäft hat sib die feste Tendenz der Vorwochen erhalten. In der Hochofen- industrie können die Produzenten den Anforderungen der Konsumenten kaum entsprechen und ist es den Hochöfen daher auch nicht besonders schwer geworden, dem Druck der Käufer auf Ermäßigung der Preise zu widerstehen. Es kommen zwar gegenwärtig nicht viel Abschlüsse zu Stande, da die Walzwerke ihren Bedarf für die nächste Zeit gedeckt haben, diejenigen aber, welhe in den letzten Tagen perfekt geworden, find zu unveränderten Preisen kon- trahirt worden. In der Walzenbranche haben si die in der Vor- woche erhöhten Preise gut eingeführt. Fn Stabeisen, Façon- eisen, Walzdraht und insbesondere in Blechen hat sih die Nachfrage, die im vorigen Monat wie gewöhnlich im Januar jeden Jahres etwas s{wächer war, wieder zu beleben angefangen. Allem Anschein nach mat die Bauluft in der kommenden Saison weitere Fortschritte; die Nachfrage nach Baucisen macht sich {on jeßt in verstärktem Maße fühlbar und sind die betreffenden Werke daber dazu Übergegangen, Trägereisen um weitere 5 46 pro Tonne zu erhöhen. In der Stahl- branbe sind in der letzten Zeit Aufträge auf Stahlblöcke (Blooms) für das Ausland seltener geworden, aber die noch vorliegenden Ordres in Stahlschienen, Lang- und Querschwellen, Laschen, Bandagen, Nadsäken 2c. sind noch immer so umfangreich, daß die Stahlwerke noch für längere Beit flotte Beschäftigung haben. Nach einer kurzen Nuhepause find in den leßten Tagen wieder belangreiche Aufträge in Oberbau- materialien durch Submissionen heimis{er Bahnen eingegangen, wie auch an Lokomotiven, Güter- und Personenwagen in ziemlich erheb- licher Zahl neue Ordres ertheilt worden sind, so daß, da gemäß dem Etat pro 1882/83 für die preußischen Staatsbahnen ferner- weit sehr bedeutende Vergebungen an Oberbaumaterialien wie an VBetriebsmaterial zu erwarten sind, die Stahlwerke und Kleineisenzeugfabriken, Lokomotiv- und Wagenbauanstalten um ein hinreichendes Arbeitsquantum nicht besorgt zu sein brauen. In den Gießereien hat der Bedarf an Gußwaaren nachgelassen, dagegen find sie mit Aufträgen in Maschinenguß sehr reiclich versehen. Dem- entsprechend find au die Maschinenfabriken fortwährend sehr lebhaft beschäftigt, und auch die Kesselsmieden haben andauernd viel zu thun. Manche Brückenbauanstalten sind voll besetzt, während andere noch recht gut neue Aufträge plaziren könnten. Die Lage der Kohlenindustrie ist unverändert geblieben, indem der Absatz an Industriekohlen, Kokeskohlen und Koke bei festen Notirungen fehr bedeutend ist, während die Flaue in Hausbrand anhält.

Leipzia, 22. Februar. (W. T: B) Der Verwaltungêrath der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt bat die Dividende auf 90% festgeseßt.

London, 23. Februar, (W, T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 6 auf 5 °% herabgeset;t.

Stocholm, 17. Februar. Die Stockholmer A usschank Aktiengesellschaft, welche von der Stadt den gesammten Brannt- wein-Detailhandel und -Aus\hank gepachtet hat, veröffentlichte in diesen Tagen den Direktionsbericht für die Zeit vom 1. Oktober 1880 bis 1, Oktober 1881, aus welchem die heutige „Post. och Inr. Tidn,“ folgenden Auszug mittheilt:

Von den 10 Detailhandelsgerechtigkeiten, worüber die Gesellschaft während des Jahres zu verfügen hatte, benutzte die Gesellschaft cine für eigene Rechnung und überließ zwei an Privatpersonen, wogege! die übrigen 7 Geredtigkeiten unbenutt blieben. _ Von den 250 Aus\cankgerectigkeiten, weldbe der Gesellschaft für das Verwaltungsjahr bewilligt worden waren, wurden 125 an Privatpersonen überlassen, nämlich 38 für den Verkauf zum Abbolen von besseren Spirituosen und 87 für den Betrieb des eigentlichen Ausschankgescbäftes, 111 Aus\cankgerecbtigkeiten benutzte die Gesell- schaft selbst, davon 85 in den Ausschankstellen, in welchen Brannt- wein in Gläsern verabreiht wird, und 26 in den Branntwein- magazinen, aus welchen Branntwein und ähnlicbe Spirituosen in Partien von wenigstens 4 Kanne (1 Kanne = 2,6173 1) nur zum Abholen verkauft werden. Die übrigen 14 Ausschankgerectigkeiten wurden während des Jahres nit benußt. Von den 87 an Privat personen überlassenen Aus\chankgerechtigkeiten sind 24 nur während eines Theiles des Jahres überlassen wurden. Zwei von der Gesell saft benußte Gerechtigkeiten wurden zu soa. Apetits{napsstellen ein- erichtet, in welchen Spirituosen nur in Berbindung mit Speisen verabreicht wurden. Der Gesammtumsatz der Gesellschaft betrug während des Jahres : in den Aus\cankstellen . 805 954,50 Kannen Branntwein, 33 824,58 E bessere Spirituosen, 2 605,75 Wein, in den Branntweinmagazinen 659 33469 „, Branntwein u. Sprit. Während der leßten fünf Aus\cankjahre sind in Stocktholm wegen Trunkenheit sistirt worden: [7 vom 1, Oktober 1876/77 7245 Personen,

E k 1877/78 6102

i G 1878/79 5883

s 1879/80 6123 F S Ein Verglei zwischen jeder einzelnen Bevölkerung8ziffer der leßten Jahre und der Menge der Spirituosen, welche während dieser Zahre in den Ausschankstellen und den Branntweinmagazinen zu Stockholm verkauft sind, zeigt, daß seit 1877 der jährlide Konsum jueccesive von 10,15 auf 8,92 Kannen pro Individuum gefallen ist. _…, Der Nettogewinn des Jahres, der vertragsmäßig der Stadt zu- fällt, hat 1 383 132,38 Kronen betragen, die Verkaufsabgaben, welche die Gesellschaft für das Jahr an die Stadtkasse bezahlt hat, im Ganzen 123 000 Kronen, mithin hat die Stadt Stockholm von der Gefellshaft in 1880/81 1506 132,38 Kronen vereinnahmt. Werden von diesem Betrage 252 853 Kronen abgezogen , welcbe als Verdienst aus den an Privaten überlassenen Ausschankgeretigkeiten eingegangen sind, so zeigt cs si, daß der eigene Verkauf der Gesellschaft der

-

«*gtholishen Reformation im nordwestlicen Deutschland 1530—1534,

Stadt 1253 279,38 Kronen eingebracht hat oder 83,60 Oere für iede verkaufte Kanne Spirituosen.

L Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 22. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer das F EHUTLMER Lloyd „General Werder“ if bier eins getroffen.

Berlin , 23. Februar 1882.

Bremen, 23. Februar. (W. T. B.) Die Rettungs station Jershoeft der Deutschen Gesellschaft Schiffbrüchiger meldet: Am 23. Februar von dem norwegi- hen Schooner „Martin Luther“, Kapitän Olsen, gestrandet zwischen Vitte und Jershoeft, 6 Personen gerettet durch den Raketen- Apparat der Station Jershoeft.

Wallner-Theater. Um Frl. Wegner Zeit zum Ausruhen

gewähren zu können, sollen von morgen an die Aufführungen der Posse „Der Mann im Monde“ von Jacobson, die jeßt wieder die alte Anzichung üben, mit denen des Vürgerschen Lustspiels „Der Jourfix“ abwech{seln. Am Freitag und Sonnabend gelangt alo eDer Jourfir“, am Sonntag „Der Mann im Monde“ zur Auf- ührung. ,_— Im National- Theater tritt Frl. Kathi Frank morgen einmal als „Maria Stuart“ auf. Man rühmt der Künstlerin nah, daß sie in dieser Rolle besonders Bedeutendes leiste. Das ebenso interessante wie erfolgreiche Gastspiel nimmt {on in der nächsten. Woche sein Ende.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schritten.

Preußisches Verwaltungs-Blatt. Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege in Preußen. Herausgeber :: Dr. jur. Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewiß in Berlin N., Monbijou-Platz 10. Jahrgang 111. Nr. 21. Inhalt: Forte führung und Revision der Verwaltungsreformgeseßgebung. Bils- dung von Innungen auf Grund - des Reichsgeseßes vom 18. Juli 1881, Ausruf zur Mitwirkung am Arbeiterwohl. Verwendung der Genêd'armen außerhalb des Patrouillenbezirks. Einsendung der Schöffenurlisten Seitens der Gemeindevorsteher. Anstellung von Militäranwärtern im Kommunaldienst. Ausftellung von Reise- und Wanderpapieren an Personen des Beurlaubtenstandes und Ersaßreservisten 1. Klasse. Verjährung der Genehmigung von Dampfkesselanlagen. Zu 88. 14 und 27 Reichs-Unterstützungs- wohnsißgesetes. Zu 8. 30 unter b. Reichs-Unterstütungswohnsit- geseßes. Armenrehtlihe Familieneinheit. Zu 8. 65 Reichs-Unter- stüßung8wohnsißgeseßes. Heimathsreht im Sinne des Reichsgesetzes (§. 65 Nr. 1). Verfahren gemäß 88. 11, 13, 15 ff. Vorfluths- gescßes. Entwässerung von Grundstücken durch Drainröhrenleitung. Inbegriff der Eisenbahnen als öffentliche Straßen. Vormer- kung auf Auflassung. Dampfreinigung der Bierdrucckapparate. Literarische Mittheilungen.

Garten-Zeitung, Monatsschrift für Gärtner und Garten- freunde, unter Mitwirkung zahlreicher Fabmänner aus Wissenschaft und Praris herausgegeben von Dr, L. Wittmac, Professor an der Universität und an der landwirthschaftliden Hobschule, General- Sekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den König- lih preußischen Staaten (Berlin, Verlag von Paul Parey), Nr. 3 (Mârz 1882). Inhalt: Linaria maritima. (Mit farbiger Abbil- dung.) Adhatoda cydoniaefolia Nees ab Esenb. (Mit Holzschnitt.) Cycas síamensis, (Mit Holzschnitt.) Pflanzen- und Blumen- kultus im Zimmer, Von H. Gaerdt. (Schluß.) (Mit Holzschnitt.) Turkestans Anstalt für Forst- und Obstkultur in Margelan. Von K. Koopmann. (Schluß.) Ueber die Ulmen und Negundo der Baumzüchter und die der Dendrologen. Von Dr. G. Dieck. Alten oder neuen Melonensamen. Von Carl Sprenger. Zur Bekhand- lung des Sellerie. Von Theodor Dreefen. Knospenmißbildung an den Triebspitzen von 8yringa vulgaris, verursacht dur Gallmilben (Phytoptus). Von L. Wittmack. (Mit 3 Abbildungen.) Der wilde Garten. Von Dendrophilus. (Fortsetzung ) Ein Tag in Hatfield- House. Von L. Freiherr von Ompteda. (Mit 3 Holzschnitten.) Kulturversuche mit elektrishem Licht. Von L. Wittmack. Eine blühende Agave americana L. des botanischen Gartens zu Breslau. Von Dr. Lackowitz. Das neue Palmenhaus des Königlichen Berg- gartens zu Herrenhausen. Inneres, Von Hermann Wendland, Ober- Hofgärtner. (Mit Holzschnitt.) Aus Tiflis, (Prunus Pissardi, Obsternte in Tiflis.) Gefülltblühende Knollen-Begonien. Vom Hofgärtner H, Roese in Eutin. Die neuen Pflanzen des Jahres 1881, Von Carl Matthieu, Charlottenburg. (Fortsetung.) Interessante blühende Pflanzen im Dezember und Januar: 1) im Botanischen Garten zu Berlin; 2) im Borsigshen Garten zu Berlin; 3) in Herrenhausen ; 4) in Wilhelmshöhe bei Cassel ; 5) in Karlsruhe; 6) in Donauescbingen ; 7) in Reuthen bei Spremberg. Aussftel- lungen. Preisverzeichnisse. Sprechsaal.

Milch- Zeitung. Organ für die gesammte Viehhaltung und das Molkereiwesen. Begründet von Benno Martiny, unter Mit- wirkung von Fachmännern herausgegeben von C. Petersen, Oekonomie - Rath, in Eutin (Fürstenthum Lübe), Verlag von M. Heinsius in Bremen. Nr. 7. Inhalt: Gewichtszunahme von Weidemaslvich. Von v, Mendel-Oldenburg. Verschiedene Mit- theilungen. Deutschland. Berlin. Hühnerzucbt- und Mastanstalt. Enquete über. die land- und forstwirthschaftlihe Produktion in Nord- Amerika, Posen. Molkerei-Auétstellungen in der Provinz. Kiel. Viehverladung auf Danpfschiffen. Angeln. Herdbuch. Olden- burg. Jahresbericht des Wesermars{-Herdbuch-Vereins. Amerika. New-Orleans, Butter aus Baumwollensamen-Oel, Allgemeine Berichte. Ein neues Hausthier. Anregung zur Milchprodufktion für eine amerikanische Sammel-Molkerei. Der milchwirth\chaft- liche Verein in Hamburg. Von G. Dangers. Erfahrungen in der Praxis. Konservirung von Zuckerrüben und sonstigen Hackfrüchten. Eine Futterpflanze, Palushke. Mästung von Rambouillet-Kreu- zungs-Lämmern, Gegen das Ausschlagen der Pferde. Die An- wendung der aröometrischen Fettbestimmungs-Metbode für Mager- mil. Milcbuntersucbungen dur die städtische Kontrol- und Aus kunftéstation für Nahrungsmittel 2c. in Kiel. Statistik. Grofß- britannien, Wolleinfuhr. Einfuhr von lebendem Vieh, Fleis, Butter, Käse in Großbritannien 1879, 1880, 1881. Geräthes-, Maschinen- und Baukunde. Ofen mit fkontinuirlidem Betrieb zum Sengen von Schweinen. Literatur. „Die Mängel der Milch kfontrole mit besonderer Berücksichtigung vorgekommener Fehler“ von G. Cramer. Preußens landwirthscaftlicbe Verwaltung in den Jahren 1878, 1879, 1880. Dr. Conrad Michelsens Buchführung auf kleineren landwirthschaftliden Besitungen. Bericht über die Dampfflug-Konkurrenz zu Banteln vom 2. bis 8, September 1881. „Landwirthscaftlide Maschinenkunde, Handbuchß für den prak tischen Landwirth“, von Prof. Dr. A. Wüst. Die Entwickelung der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Hinsicht ihrer Produktion auf landwirthschaftlidem Gebiete, mit besonderer Berücksichtigung der Einwanderung. Zur Versorgung der Städte mit Mil{ch und Molkereiprodukten. Spre{saal. Farbe der Shorthorns. Shorthorn-Dairy-Kühe. Personalien. An- und Verkauf von Zucbtvieh. Das Jahr 1881 für englische Landwirthe. Zuchtvieh Auktion in Quoossen. Marktberichte. Anzeigen.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner

Fünf Beilagen (eins{ließlid Börsen-Beilage),

und die Besondere Beilage Nr. 2.

Berlin:

zur Rettung,

TEO M

Nichkamtklicßes.

Preufien. Berlin, 23. Februar. Jm weiteren Verlaufe der gestrigen (6.) Sißzung des Herrenhauses wurde der Gesetzentwurf, enthaltend Bestimmungen über die Gerichtskosten und die Gebühren der Gerichtsvollzieher nach den Anträgen der Kommission ohne Debatte angenommen.

Die Kommission hatte den §8. 1 und 2 folgende Fassung gegeben :

„S. 1. Soweit die in dem Ausführungsgeseße vom 10. März 1879 in Bezug genommenen Vorschriften des Gerichtskostengesetes vom 18. Juni 1878 und der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher vom 24. Juni 1878 durch das Reichsgeseß vom 29. Juni 1881 eine Abänderung oder Zusäße erfahren haben, gelten dieselben auch für die Anwendung des Gesetzes vom 10. März 1879“.

„S. 2. Die Beglaubigungen der Unterschriften unter den zu Eintragungen oder Löschungen in einem Grund- oder Hypotheken- buche (Stockbuche, Schuld- und Pfandprotokolle) erforderlichen An- trägen und Urkunden sind \tempelfrei.“

Die 88. 3, 4 und 5 wurden unverändert in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. 1

Es folgte nunmehr der mündliche Bericht der Kommisfion für Eisenbahnangelegenheiten über den Bericht der Minister der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen über die Verwen- dung des Erlôses für verkaufte Berliner Stadtbahnparzellen und über die Verwendung der Entwerthungsentschädigung bezügli eines im Besiß der genannten Bahn befindlichen Hauses. Auf Antrag des Berichterstatters Herrn Brüning wurde die Vorlage durch Kenntnißnahme als erledigt erachtet.

__ Fünfter Gegenstand der Tagesordnung war der münd- liche Bericht derselben Kommission über den Bericht des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten über die Ergebnisse des Velriebes der für Rechnung des Staates verwalteten Eisen- bahnen im Jahre 1880/81. Auch diese Vorlage wurde auf Antrag des Berichterstatters Herrn Brüning durch Kenntniß nahme für erledigt erachtet. A

Den Sqghluß der Tagesordnung bildete der mfindlih: Bericht der Kommission für den Staatshaushalts - Etat und Finanzangelegenheiten über den Bericht über die bisherige Ausführung des §8. 4 des Gesetzes, betreffend den Erwerb mehrerer Privateisenbahnen für den Staat, vom 20, Dezember 1879 und des 8. 5 des Geseßes, betreffend den Erwerb des Rheinischen und des Berlin-Potsdam:-Magdeburger Eisenbahn- unternehmens für den Staat, vom 14. Februar 1880. Der Bericht- erstatter Freiherr von Tettau stellte Namens der Kommission den Antrag: durch den Bericht des Ministers der öffentlichen Arbeiten und des Finanz-Ministers vom 15. Januar 1882 den Nachweis über die bisherige Ausführung des §. 4 des Gesetzes, betreffend den Erwerb mehrerer Privateisenbahnen für den Staat, vom 820. Dezember 1879 und des 8. 5 des Gesetzes, betreffend den Erwerb des Rheinishen und des Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahnunternehmens, vom 14. Februar 1880 für geführt zu erachten. Das Haus trat auch diesem Antrage ohe Debatte bei, worauf die Sißzung um 21/2 Uhr geschlossen wurde.) 24 A W __—_\A

E SERS, ira do a E Im weiteren Verlaufe der gestrigen (17.) Sizung trat das Haus der Abgeordneten in die Verathung des Antrages der Abgg. Nichter und Büchtemann, betreffend die Zuwendung an Jnferaten u. #, w. für Zeitungen Seitens der Eisenbahnbehörden und das Petitionsrcecht der Beamten der Eisenbahnverwaltung. Dec Antrag lautet : : :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen : die Erwartung auszusprechen ,

I. daß die Eisenbahnbehörden bei Zuwendung von Inscraten für Zeitungen oder Beilegung von Fahrplänen in denselben nur die Zweckmäßigkeit der Verbreitung und nicht die politische Partei- richtung der Zeitungen in Betracht zu ziehen, auch nicht den Bahn- hofs-Restaurateuren das Auflegen beftimmter Zeitungen untersagen ;

IL, daß die Eiscnbahnbehörden ihren untergebenen Beamten niht das verfassungsmäßig allen Preußen gewährleistete Petitions- recht zu verkümmern, insbesondere auh nicht die Beamten wegen Ausübung dieses Petitionérechts bci der Vertheilung von Weih- nactsgratifikationen benactheiligen. : Z

Hierzu hatte der Abg. von Tepper:Laski und Genossen folgenden Antrag einaedraqt :

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

«In Erwägung

I. daß der vorliegende Antrag durch das bisherige Verfabren der Eiscnbahnbelörden bei Zuwendung von Inseraten für Zei- tungen oder Beilegung von Fahbrplänen in denselben und bezüglich des Auslegens von Zeitungen in den Bahnhofsörestaurationen nicht genügend begründet erscheint;

11, daß Seitens der Eisenbahnbebörden eine Verkümmerung des den Beamten verfassungsmäßig zustehenden Petitionsrechts bisher nit stattgefunden hat und nach den Erklärungen des Ministers der öffentlihen Arbeiten auch in Zukunft nicht zu be- sorgen ist, über den Antrag der Abgg. Nichter und Büchtemann zur Tagesordnung überzugehen“.

Der Abg. Büchtemann erhielt zunä@st zur Begründung des Antrags das Wort. Derselbe hob hervor, daß die Erklärung des Ministers von Puttkamer bezüglih der Publikation der amtlichen Anzeigen keine Besserung des bis- herigen Zustandes versprehe und daß der Ausschluß der libe- ralen Zeitungen der S'aatsverwaltung entschieden zum Nah: theile gereihe. Jn keiner Verwaltung liege das Bedürfniß der weitesten Verbreitung der amtlihen Anzeigen so dringend vor, als in der Eisenbahnverwaltung. Redner erörterte als- dann den bereits vielsah besprochenen Fall mit der „Hagener Zeitung“ und wies demnächst darauf hin, daß nicht blos die Auslegung bestimmter Zeitungen in den Bahnhofsrestaura- tionen, sondern auch der Verkauf auf den Bahnhöfen beschränkt sei. Auf dem Bahnhofe Pasewalk sei dem Colporteur der Vertrieb des „Berliner Tageblatts“ verboten, worauf derselbe der Direktion erklärt habe, daß er alsdann die verlangte hohe Pacht nicht bezahlen könne. Das sei die Maus, die der krei- sende Berg der Eisenbahn-Verstaatlihung geboren habe und der Minister Maybah thäte wohl daran, von dem hohen Standpunkt, von dem derselbe den Ueberblick über das Ganze zu haben beanspruhe, zu den gewöhnlihen Sterblichen herabzusteigen und sich zu begnügen, das zu sehen, was alle Welt sehe, damit, wenn der Titane falle, wie scine Vor-

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| Erste Beilage um Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staals-Anzeiger.

j 47.

Berlin, Donnerstag, den 23. Februar

ge

aänger gefallen seien, ihm neben dem Verlust des Porte- feuilles nicht noch dex bitterste Hohn und Spott nachfolge. Was die Rechtsstellung der Beamten betreffe, so habe das alte Preußen, das sich gegen politische Neuerungen abgeschlossen habe, die freieste Meinungsäußerung seiner Beamten geduldet, erst mit dem Verfall der Büreaukratie seien die fleinlichen Maßregeln begonnen, welche den Beamten das gewehrt hätten. Aber jetzt würden sogar nach einem ganz neuen Systeme die Beamten der Staatsbahnen einec militärischen Disziplin unterworfen, die man in England, Frankreih und Amerika, in den Ländern, in denen das Eisenbahnwesen im höchsten Grade florire, nicht kenne. Jn Deutschland habe es eben- falls früher nicht gegolten, wedec für Privat- noch für

taaisbahnen. Daß dieses System der militärischen Disziplin jevt plöglih für nothwendig erklärt werde, liege lediglich in der Natur des gegenwärtigen Ministers. Rußland sei das

einzige Land, in denen solhe Grundsäße gälten und folgered;t

müßte der Minister Maybach sein Portefeuille an einen General abgeben. Auch in Bezug auf die literarishen Publikationen dur Beamte gälten noch immer die engherzigen Verfügungen vom 17. Januar und 23. Februar 1881. Jn Bezug auf das Pe- titionsrecht der Beamten verlange der Äntrag ein solches nur, soweit es verfassungsmäßig den Beamten zustehe. Die Petition der Beamten der Ostbahn sei hier hon erörtert worden. Es sei gege? cinen der Unterzeichner vom Minister die Entlassung verfügt worden, auf eine nahträglihe Beshwerde aber die Sache an die Direktion Bromberg verwiesen worden. Das sei ein Fehler im Disziplinarverfahren! Die Beamten der Coln-Mindener Bahn, die zur Direktion Hannover ge- tommen, seien besonders {lecht weggekommen : sie seien aus einem ctatsmäßigen in ein diätarishes Verhältniß über- gegangen, könne man ihnen da verdenken, wenn sie da- gegen petitionirten und wenn die Presse, wie das „Berliner Tageblalt“ für sie Partei nehme? Nun habe die Behörde aber gegen die Petenten strenge Maßregeln ergriffen. Die diesbezüglihe Verfügung \prelhe von einer weit- greifenden Agitation, und rüge wie bekannt, daß die Petenten sich, um einen Druck auf die Entschließungen der Regierung auszuüben, an einen oppositionellen Abgeordneten gewendet und den öffentlihen Blättern Material zu Jnvek- tiven gegen ihre Vorgeseßten geliefert hätten. Er habe \ich nun in den Besit des gedachten Materials zu seten versucht, have aber gefunden, daß der inkriminirte Artikel des „Berliner Tagevblatts“ zwar scharf geschrieben, aber keineswegs beleidigend sei. Demnach bleibe von den Vorwürfen und Anlässen zur Maßregelung der betreffenden Petenten blutwenig übrig. Unter solchen Uniständen müsse doch der Standpunkt der Rechten verlassen werden, wona das Petitionsreht der Be- amten, da es leiht zu Kollisionen mit den vorgeseßten Be- hörden führe, mit äußerster Beschränkung in Anspruch zu nehmen sei. Allen Seiten des Hauses kiege gleihmäßig die Pflicht ob, die an das Haus gelangenden Beschwerden un- befangen zu prüfen und ihnen, soweit sie begründet seien, im Einvernehmen mit einer wohlwollenden Regierung Abhülfe zu verschaffen. Jn diesem Sinne bitte er, den Antrag an- zunehmen.

Hierauf ergriff der Minister der öffentlihen Arbeiten Maybach das Wort:

Meine Herren! Der Herr Vorredner hat de omnibus rebns et quibusdam aliis gesprochen. Jch will ihm nicht folgen auf dem Wege, den er betreten hat, sondern mich lediglich an den Antrag halten und an das, was er zur Motivirung gesagt hat. Ih finde nämli, daß zu dem Antrage, dessen Inhalt ja das hohe Haus schon verschiedentlich beschäftigt hat, eine Veranlassung nicht vorliegt, und ich kann mich dafür berufen auf dasjenige, was über die verschiedenen Theile des Antrags und seinen Inhalt ich im hoben Hause bereits gesagt habe. Jh will zunächst auf den Antrag 1. eingehen, und ich erinnere Sie an das, was ich in der Sigung am 3. dieses Monats gesagt habe, es handelte sich da um die Inserate und um die Auflegung von Zeitungen, sowie über die Beilegung von Fahrvlänen. Ich habe gesagt :

Die wirkli erlassene Anordnung, aub nur ein Direktiv, ist her- vorgerufen durch Klagen, die aus dem Publikum und der Presse an mich gekommen sind, worin gesagt ist: wir reisen, wir sind genöthigt, mitunter in der Bahnhofsrestauration zu sitzen und uns nach einer Zeitung zur Vertreibung der Langeweile umzusehen, und da finden wir nur fortschrittlihe Blätter, das entspricht unserem Geschmackte nicht, wir wünschen auch andere Blätter.

Darauf habe ich gesagt: mir wäre es am liebsten, wenn man in Bahnhofêrestaurationen nur Unterhaltungsblätter fände, keine voli- tischen; dann geshähe Niemandem cin Unrecht ; aber wenn cinmal politische Zeitungen aufliegen sollen, so möge man doch nit blos auf eine Seite des Publikums renen, sondern au auf die andere, dena die Fortschrittêpartei wird soviel Reisende niht auf die Bahn bringen, daß man für Lektüre für sie ganz besonders sorgen müßte. Die Auflegung von Zeitungen in Bahnhöfen ist nach der Forderung der Lokalverwaltung eine Pflicht der Restaurateure, und da meine ih, daß es in der Ordnung ist, neben liberalen Zeitungen auch andere aufzulegen, und dahin geht die Direktive. Es ist, wie ih allerdings gehört habe, dagegen au gesündigt worden, und da habe id Nemedur eintreten lassen. Jch will noch hinzufügen: Blätter der sogenannten Skandalpresse, oder, wie Herr Nicter sie früber genannt hat, der Schmutpresse, können natürli unbe- dingt nicht aufgelegt werden.

Sodann hat er gesagt: cs ist do fürbterliß mit dem Ver- fabren in Bezug auf die Inserate in den Zeitungen und die Beilage von Fahrplänen; da wird die Stadtbahn eröffnet und trotdem werden einem sehr großen hiesigen Blatte, einem fortsc{rittlicben Blatte, die nöthigen Cremplare des Fahrplans nicht beigegeben. Ja, meine Herren, ih habe heute zu meinem Erstaunen gehört, daß in Berlin niht weniger als 281 politishe Zeitungen

eristiren sollen. Wir können doch unmöglih die Verpflichtung

E allen diesen Zeitungen Fahrpläne beizulegen. Jch bin nun allerdings der Meinung, daß die Eisenbahnverwaltung bafür sorgen soll, daß das Publikum über die Verkehröeinrihtungen in ausrei- cbendsler Weise unterrichtet werde, und ih gehe darin so weit, als irgend durch den Ministerialbes{luß, der den Herren bekannt ist, gestatte. Diese Vorschrift, dinfichtlib der Jnserate, beziche sich selbstverständlib aud auf die Beilegung von Fahrplänen. Jch bin in dieser Beziehung gar nit so ängstlich, und meine, daß die Eisenbahnverwaltung, die ja kein politisches Institut ift, im eigentlihen Sinne des Wortes, diese Rücksicht in der Praxis frei und entgegenkommend befolgt.

Ich sage also, soweit es mir dur das Direktiv, weles für die Verwaltung im allgemeinen gegeben ist, irgend geftattet ist, soweit gehe ich in Bezug auf die Mittheilung der Einrichtungen, dic im

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Eisenbahnwesen das Publikum interessiren, weiter zu gehen, kann mir natürlih nit erlaubt sein.

In Bezug auf den zweiten Theil des Antrages, der Gegenstand der Debatte auch heute wieder gewesen ift, habe ih mich wiederholt \{on ausgesprohen. Ich habe gesagt in der Sitzung rom 30. Jg- nuar 1882:

Ich bezeicne es als unrichtig, daß das Petitionsre{t irgend eines Beamten meincs Ressorts beschränkt sci. Was sagt denn die Verfassung im Artikel 32? Sie sagt: „Das Petitionsrecht steht allen Preußen zu. Petitionen unter einem Gesammtnamen sind nur Behörden und Korporationen gestattet.“ Wäre das Petitióniren im allgemeinen in meinem Ressort untersagt, so würden Sie niht hier im Hause so viel Petitionen erhalten, wie wir sie VJhrer Wirksamkeit wesentliG mit verdanken. Es ist solde eben nicht untersagt und wenn ih auc nit sagen kann, daß mich Mafsenpetitionen angenehm berühren, wenn sie an dieses Haus kommen, ebensowenig, wie sie meinen Herrn Amtsvor- gänger angenehm berührt haben, so hake ic mi doch nicht ver- anlaßt gesehen, diesen Weg zu beschränken. Sie werden, wenn Ihnen das Vergnügen macht, derartige Petitionen noch in großer Menge bc- kommen. Ist denn aber das Haus in der Lage, über das, was in den Petitionen gesagt ist, si materiell {on aussprechen zu können ? Alles, was vorgetragen ist, insbesondere über die Beschränkung des Petitionsre{ts und über die Einleitung von Disziplinarunter- suchungen ist noch ni{cht bis in die Centralinstanz gelangt; ih glaube doch, daß es richtig ift, den Instanzenzug inne zu halten und dann erst darüber zu \yrechen.

Weiter habe ih gesagt:

Nicht wegen der Einreichung einer Petition beim Abgeordneten- hause ist eine förmliche Disziplinaruntersuhung auf Grund des Gesetzes vom Jahre 1852 eingeleitet worden ; nein, meine Herren, sondern wegen der Agitation, die vorhergegangen is, und wegen eines Aufrufs unerhörter, beinabe revolutionärer Natur.

Ich habe dann erst gesagt an demselben Tage:

Also, ih glaube, daß das Verfahren, welches ein- geschlagen worden, nicht anzufechten ist. Ih wiederhole also, ih beschränke den Beamten das Petitionsreht nicht, ih wünsche aber nicht, daß dasselbe innerhalb der Verwaltung in ciner Weise gehandhabt wird, die das dienstlihe Ansehen und den Respekt gegen L vorgesezten Beamten, den Gehorsam und die Disziplin verleßt.

Ich habe weiter gesagt in der Sißzung vom 31. Januar:

Ich wiederhole, das Petitionsrecht, das verfassungämäßige Necht jedes Staatsbürgers, einem Beamten zu beschränken, fällt mir nicht ein; ih halte das absolut für unzulässig; aber ih füge hinzu: ih erwarte, daß der Beamte das Petitionsrecht der Haltung gegenüber in einer Form gebrauht, welches dem dienstlichen An- stand und der Disziplin entspricht. /

Wenn speziell angeführt worden ist, daß ein Betriebsamt {on die Absendung einer Petition an und für sih mit Entlassung be- drobt habe, so würde ich der Fall ist mir niht bekannt das nicht billigen können, denn das Peltitionêrecht steht den Beamten zu. Ich wiederhole, daß das Petitioniren nicht allgemein verboten, ergiebt sih daraus, daß Sie, wie Sie sagen, mit Petitionen über- scchwermmt werden. T

Gs ist das der Fall, den der Herr Abgeordnete vorhin erwähnt bat, der beim Betrieb2amt Wiesbaden vorgekommen ist. Es ist richtig, daß dies Betriebsamt in einer Verfügung warnend gesagt hat, es könnte unter Umftänden Entlassung auf den Gebrau des Pe- titions8rehtes erfolgen; es ift dies indeß geshehen ohne meine Bewilligung und bevor es zu meiner Kenntniß gelangte und lange bevor die Sache bier zur Verhandlung gelangte, ist dies Verfahren von dem Direktions - Präsidenten bereits als ungehörig rektifizirt worden.

Der Herr Abgeordnete hat dann verschiedene Zeitungen genannt. Er hat gesagt, die „Hagener Zeitung“ solle zu Inseraten nicht benutzt und aufgelegt werden, dasselbe paisire der „Barmer Zeitung“. Ér erwähnte, daß in Pasewalk gewisse Blätter nicht verkauft werden dürften. Jh kann nur bitten, daß man solche Fälle, über die der Centralverwaltung bei der bestehenden Einrichtung doch nicht _die Kenntniß beiwohnen kann, wenn man glaubt, daß ein Unrect passirt ist, in ordnungsmäßigem Wege verfolgt und dann wird sich das Weitere finden. Aber ich kann mich unmöglich „dazu herbeilassen, auf die einseitige Anzeige irgend eines Blattes bin in große Diskussionen einzutreten und über Dinge mich au3zulafsen, über die ih mich in dicser großen Verwaltung absolut nicht unterrricbtet halten kann. Das ift eben die Aufgabe und Folge der Dezentralisa- tion, daß wir bier nicht in alle diese Dinge uns einmischen. Wozu sind dann die Behörden in der Provinz da? Wir haben allgemeine Gesichtspunkte zu geben und zu verfolgen, ibre Anwendung muß ih den Behörden in der Provinz überlassen. Ï

Die weitere Beschwerde, die der Herr Abgeordnete um darauf einzugehen erhoben hat, daß eine Kollektivpetition von Beamten auf der Strecke von Minden nach Hanau an mich gerichtet sei, muß ich dahin rictig stellen, daß eine solche Kollektivpetition an mich nicht gelangt ift, ih daher aud nicht in der Lage gewesen bin, die Pe- tenten an cine andere Instanz zu verweisen, was allerdings Rechtens gewesen wäre. Der Beamte, dessen der Herr Abgeordnete gedenkt, welcher entlaffen worden, weil er sich bei Invektiven und Agitationen betheiligt hat, hat auf die Verfügung, die an ihn ergangen ist, bis jeßt eine Beschwerde bei mir mcht erhoben. _Ich bin also nicht in der Lage, auf die Spezialitäten dieses Falles einzugeben. s

Ich bestreite auf das Allerbestimmteste und wiederhole, daß ih irgendwie dur eine Direktion voa hier Anlaß gegeben bätte zu der Auffassung, daß das Petitionsrecht der Beamten, welches ihnen ver- sassungsmäßig garantirt ist, solle eingeschränkt werden. Ich werde dies au ferner niht und werde auc nicht gestatten, daß eine Ein- \cränkung erfolge. Wir haben in unserer Verwaltung nichts zu ver- heimlichen. Die Maßregeln, die ih den Beamten gegenüber treffe und die von Wohlwollen, aber nicht von büreaukratischer Liebhaberei zeugen, fönnen wir vertreten nach allen Nihtungen. Und wenn der Herr Vorredner meint, daß der Verwaltung und mir insbesondere das Ver- trauen der Untergebenen abhanden komme, so bestreite ich das. Ich habe im Gegentbeil mehr Beweise dafür, daß dieses Vertrauen mir nit fehlt, wenigstens, füge ih binzu, von denjenigen Beamten, auf deren Urtheil und deren Verbleiben in der Verwaltung ih Werth zu legen habe. L

Ich kann Sie nur bitten, lehnen Sie den Antrag ab, er ist nah meiner Auffassung nach keiner Richtung begründet, und ich wüßte auch gar nit, was ih auf den Antrag hin sollte verfügen können.

Der Abg. Leonhard erklärte, seine politishen Freunde

erkennten zwar die Richtigkeit der in dem Antrage aus- gesprochenen Grundsäße an, hielten aber die Fixirung der- jelben in einem besonderen Antrage für unangemessen. Es sei überflüssig, einem Ministerium Grundsäße zur Anwendung zu empfehlen, welhe das Haus bereits durch Annahme der Riertshen Resolution gebilligt habe. Wolle man dieselben für einen bestimmten Zweig der Verwaltung nochmals in An- regung bringen, so läge hierin cin Mißtrauen gegen diese Verwaltung, zu welchem kein Anlaß vorliege. Hinsichtlih des Petitionsrechts sei nahgewiesen worden, daß nur die ungebührliche Art der Agitation einen Grund zum disziplinarishen Einschreiten